In Enchgland erschien 1949 und bald darauf auch bei uns ein aufsehenerregendes Buch. Sein Derfasser, der 1903 in Jndien ebor E i Bl i sich als Schriftsteller George 0rwell und sein letztes Werk hiesz "Nineteen-eighty-four": schlicht und einfach "1984". Der Derfasser diente ab 1922 bei der indischen Polizei' gab nach fu%nf Jahren aus Ablehnung der britischen tzolonialmethoden diesen Diensi auf und wurde in der Folgezeit Tellerwa%scher, Dagabund, Lehrer . . . und tzommunist. Als solcher ka-mpfte er auch im Spanischen Bu%rgerkrieg gegen Franro. finsiernis"), wandte sich 0rwell vom tzommunismus ab, ohne seine sozialen Anklageschriften aufzugeben. Er hatte "alles" durchlebt und sah die Mensch- heit aufs gefa%hrlichsie durch den Derlusi der Freiheit bedroht und wurde so zum Warner vor totalita%ren Denk- und Derhaltensformen. So will auch sein pessimi- stischer Zukunftsroman versianden sein, der da ein Bild von der groszen geschichts- kritischen, ideologiegetra%nkten Derfremdung gezeichnet hat und vom brutalen Eingreifen des "groszen Bruders" in das privatesie Leben und von einer bis ins letzte verwalteten Menschenwelt vorauszuku%nden wuszte. Als wir dieses Buch 1950 mit Erschu%tterung in uns aufnahmen, war der Autor schon tot. Wir aber glaubten damals noch sehr weit weg zu sein von jenem willku%rlich gewa%hlten Ziell-ahr 1984. heute aber, an der Schwelle dieses neuen Jahres, siehen wir nur mehr fu%nf Jahre davon entfernt: es isi fu%nf vor zwo%lf geworden! Und wir mu%ssen uns fragen, ob sich die Welt seither im Sinne dieser Doraussage entwickelt hat oder ob wir einen hellen Silbersireifen des 0ptimismus am horizont sehen du%rfen, somit Orwells vorgeku%ndete Gefahr wenigstens teilweise abwenden konnten. Wie isi es um unsere abendla%ndische Welt Europa, den weiszen Mann, das ganze Abendland, die wesiliche Welt, ja die ganze Erde besiellt? haben wir genu%gend tzraft, wollen wir diese tzraft auch anwenden oder erstarren wir wie das tzaninchen vor den Augen der groszen Schlange? Zwischenbilanz einer bewegten Zeit: das abgelaufene Jahr 1978 hat unsere Ku%ckschau auf das bisherige 20. Jahrhundert in zwei gleiche ha%lften geteilt. Jn der Mitte der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Jn beiden ha%lften also ein Weltkrieg mit Europa als Schlachtfeld. Seither war kein globaler tzrieg mehr, aber doch die sia%ndige Furcht davor. Die Furcht vor der Atombombe und den noch viel gewaltigeren Nachfolgebomben, die Furcht eigentlich vor einer sich entwickelnden Ungleichheit der "groszen Zwei". Ansielle der hisiorischen "Mittel- ma%chte" hat sich heute US-Amerika mit dem sowjetrussischen Ba%ren u%ber SALT- Fragen, also solchen des Gleichgewichtes, zu unterhalten. Die USA sind noch immer im Besitz der besseren Technologie, doch die anderen sind durch ihr autorita%res Ke9ime wesentlich siandfesier. Es geht nur scheinbar um den alten tzampf Demokratie gegen Diktatur, in Wirklichkeit um Gesellschaftsordnungen. Dem Wesien geht es um die moralische Brechung der gigantischen Unfreiheit im 0sten, die tzoesiler wie Orwell durchschaut hatten, die aber auch von Solschenizyn angeprangert wurde, gegen Mauerterror und Bu%ndnisknechtschaft ebenso wie ge9en ideologische Derkrampfung eines politischen Dogmatismus. Aber auch fu%r die Schwa%chen der westlichen Welt musz man kritische Bereit- schaft aufbringen; helldunkel wa%re hier falsch gezeichnet. Es nu%tzt nichts, dasz die einen den Mond schon betreten und die anderen ihn nur umflogen haben, wenn die halbe Welt dabei hungert und mit offenen Augen der Koh- und tzraftstoffverknappung entgegensiarrt. Amerikas Ku%ckzug aus seiner 1945 angemaszten Dormundsiellung u%ber die alte und noch freie Welt bis zum elasiischen Aufmarsch der Sowjetmarine in allen Weltmeeren spricht eine beredte Sprache, wie schwach es um den Part der im Augenblick noch Sta%rkeren besiellt ist Die von Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg gewa%hrte Wirtschaftshilfe an die europa%ische Mitte hat zwar durch Eigenfleisz und Nachholbedarf eine ungeheure Blu%te gebracht, aber auch die isi nicht mehr das blaue Wunder, das sie war. Es kriselt allerorten mit dem Wohlstand und es ist ein schwacher Trosi, dasz der diktatorisch gelenkte 0sien trotz seiner ungeheuren Anbauflo%chen allja%hr- lich wachsende Getreidemengen in U%bersee einkaufen musz, um seine Spielart von "tzanonen siatt Butter" zu u%ben. tzann man angesichts der ungeheuren tzreditziele noch von kaufen reden? - Wohl isi seit Stalins Tod so mancher im Osien aufgewacht, wohl hungert etwa die DDK keineswegs mehr so nach mehr und besserer Nahrung wie 1950. Auch sie isi schlieszlich arbeitstu%chtiges Deutschland. Der Westen und vor allem die Dritte Welt aller u%brigen hat fahrla%ssig darauf verzichtet, sich als Gesamt- heit zu konsiituieren und weltwirksam zu werden statt nur in Wolkenkratzern zu paleivern. Dennoch du%rfen wir angesichts der verbleibenden fu%nf Jahre vor dem utopischen Schreckziel 1984 nicht resignieren. Sind die Schritte auch vorerst nur klein gewesen: wir gehen auf Europa zu, in dem wir Bausieine und nicht nur 0rientierungsmarken sein wollen. Gerade unsere deutsche Nat!an der Mitte hat viel eingebracht an Zukunftswillen und an Dorbildlichkeit. Auch in den letzten Jahren haben wir Erfreuliches und Aufbauendes erlebt im tzleinen wie im Groszen. Gewisz isi die Unlusi an der parlamentarischen Demokratie recht allge- mein geworden, man sucht die Lo%sungen in anderen Gremien. Man sieht diese Unlusi an der schwachen Wahlbeteiligung. Dennoch haben wir den Dorteil, zwischen echten Mo%glichkeiten zu wa%hlen und da und dort auch Perso%nlich- keiten zu erku%ren. Bei den Dolksdemokratien gibt es praktisch nur eine Liste und auch die dortige hohe Beteiligung an ihren Dolksbefragungen ist nur ein Musz. Wir verzichten in Dummheit und Schwa%che sehr oft auf diese unsere Mitbestimmung. Die na%chsien fu%nf Jahre werden uns leider viel von dem erfu%llt sehen lassen, was 0rwell vorangeku%ndigt hat. Gleichwohl bieten sich erfreuliche Anzeichen dar, dasz all jene Warnungen vor dem "Groszen Bruder", die von einsiigen Sympathisanten dieser Macht ausgesprochen wurden, versianden worden sind. Man darf nicht mehr auf die Lethargie der halbwegs satten Straszenleute und auf den Tiefschlaf der zur Opposition fa%higen tzra%fte vertrauen. Demokratie ja, aber mit tzo%pfchen und mit herzhaftigkeit. Und vor allem mit mehr Dergangen- heitsbewusztsein! Wir haben die massenmedialen Sendungen zum 40. Jahrestag des o%sierreichischen Anschlusses gesehen: bei aller tzritikbereitschaft und Alters- abgekla%rtheit seit vierzig Jahren mu%ssen wir fordern, dasz Geschichte von den Wurzeln her verstanden und gedeutet wird und nicht aus beliebig manipulierten Zurechtklitterungen, die die Enkel gegen die Groszva%ter voreinnehmen sollen. Geschichte isi das, was war und das, was "wahr" isi im Beweisspiel echter Dokumente, nicht aber, was andere wahr haben mo%chten fu%r ihre Jnterpretation. Auch da gibt "1984" seine Lehren fu%r uns. Wir du%rfen nur nicht zuschauen, wie die Seiten der Geschichte durch neue Lesarten ersetzt werden, die der "Grosze Bruder" so gerne verwenden mo%chte. Um Orwells Gefahren auch weiterhin zu begegnen, mu%ssen wir uns an unsere guten Geisier halten. Und so auch an das Goethewort aus dem zweiten Teil des "Fausi": "Nur der verdient die Freiheit wie das Leben, der ta%glich sie erobern musz." Dr. Robert Hampel Eine unmoralische Anstalt Mit fu%nfundzwanzig Jahren hat Friedrich Schiller in seiner Schrift "Die Schau- bu%hne als eine moralische Ansialt betrachtet" seine Forderungen an die dramatischen Dichter und an die Schauspieler ausgesprochen. Jn der knapperen Sprache unserer Zeit wu%rden sie lauten: Das Theater erzieht den Menschen zur Menschlichkeit. Wie herrlich hat Schiller dieses Programm erfu%llt! --- Der Marquis Posa, der Ma%nnersiolz vor Fu%rstenthronen behauptet, Jeanne d'Arr, die ihr verzagtes Dvlk zu neuem tzampf und in die Freiheit fu%hrt, Wilhelm Tell, der seinen Nacken vor dem hut auf der Stange nicht beugt! Aber nicht nur Beispiele des Groszen, das uns zur Nachfolge begeisiert, gibt uns der Dichter. Wir erleben auch die schwarzen Gedanken eines Franz Moor und die Brutalita%t des Pra%sidenten, der den eigenen Sohn fu%r schmutzige tzabalen verkuppelt. Jn dunkle tzomplotte der Politik la%szt er uns in "Wallensiein" und in "Maria Stuart" blicken, in das Pokerspiel des tzampfes um die Macht. Diese Welt von helden und Schurken, von Menschen mit ihrem Widerspruch isi beseelt vom Geisi des Dichters, der Schwung seiner Gedanken, der Feueratem seiner Sprache reiszt uns u%ber uns selbsi empor und gibt uns mit allen Gleichgesiimmten im Theater die eine grosze Empfindung --- ,.ein Mensch zu sein". Ein unerscho%pslicher Schatz fu%r die Bildung des herzens isi in den Dramen Schillers und der anderen Dichter beschlossen, o%ie mit ihm und nach ihm bis in unser Jahrhundert im Theater eine ..moralische Anstalt" gesehen haben. Was mochen daraus jene, denen die Machthaber unserer Zeit die Schalthebel des Theaters in die ha%nde geliefert haben? Sie schweigen dieses grosze Erbe tot oder zersto%ren es mit Absicht. Das Wiener Burgtheater, von Joseph 11. als Nationalbu%hne gegru%ndet, spielte im vergangenen und im laufenden Spieljahr auf zwei Bu%hnen, das heiszt in rund 1200 Dorstellungen keinen einzigen Schiller, keinen einzigen Grillparzer, keinen einzigen hauptmann. Don Goethe, tzleisi und Lessing gibt es je eine Inszenierung, alle drei von linientreuen DDK-Kegisseuren, alle drei siu%mperhaft und gegen den Geisi der Dichter. Fasi mo%chte man aber damit noch zufrieden sein, wenn man sieht, was auf anderen Bu%hnen geschieht. Da verdreht Llaus Peymann in Stuttgart den "Fausi" in ein Pop- und Se-Spektakel, da biegt Ernsi Wendt in Mu%nchen sa%mtliche Personen von "tzabale und Liebe'-, auch die Ansta%ndigen und Unschuldigen, in kaputte Eaeisienzen um, da zwa%ngt Friedrich Beyer in Basel drei Dramen von Sophokles in eine einzige Auffu%hrung und la%szt, was dann vom Teaet noch u%brigbleibt, durch schu%lerhafte Deklamation ruinieren. Noch isi das A%rgsie dieser gezielten Zersetzung nicht ans Burgtheater ge- kommen oder es wagt sich zumindesi nicht an Dichtung von Kang. Wenn auch Frank Wedekind kein wirklicher Dichter und seine "Franziska" ein Machwerk isi, so haben Autor und Stu%ck doch nicht verdient, was hans Neuenfels, der sich durch eine hamlet-Scha%ndung in hamburg empfohlen hat, am Burgtheater mit ihnen treibt: Szenen wie in billigsien Nachtlokalen, Kequisiten ous dem Seae-Shop, Derho%hnung geisilicher Teaete und religio%ser Gefu%hle, Programmheft- illusirationen, wie man sie sonsi nur von Pissoirwa%nden kennt . . . hier wird um das Geld der Steuerzahler genau das Gegenteil von dem bezweckt, was Schiller fordert: das Theater als unmoralische Anstalt, einc Orgie der Gemeinheit, ein hohn auf das, was ansio%ndig und sauber ist. Jm Lhor jubc!t --- von wenigen Ausnahmen abgesehen --- die Meinungsmasia bezahlter tzritiker frcnetischen Beifall und verunglimpst jeden, der sich gesunden Abscheu bewahrt hat, ols Spieszer. Zaghaster Widerspruch der politischen Opposition wird mundtot gemacht, und eifrig trommelt die Propaganda: Noch mehr Neuenfels! Deymann nach Wien! Schlagt die tzlassiker tot! Es lebe das neue Kegietheatcr! Ein solcher Angriff auf die Seelen isi nicht weniger schlimm als ko%rper- liche Gewalt. hier sind tzaputtmacher am Werk, die alles hassen und vernichten wollen, wofu%r ihnen selbsi das Gefu%hl fehlt. Weil sic nicht rein empfinden ko%nnen, sollen es die andern auch nicht du%rfen. Bewuszt oder unbewuszt orbeiten sie damit denen in die ha%nde, die uns nach der Niederlage im tzrieg auch geisiig demu%tigen wollen, die in der tzunsi, in der Dichtung, im Theater unsere seelischen Lebensquellen vergiften. ..Wenn wir es erlebten, eine Nationalbu%tzne zu haben--, sagt Schiller, "so wu%rden wir auch eine Nation." Er selbst und die anderen Groszen unserer Dichtung und mit ihnen Generationen von Theaterleuten und Schauspielern haben diese Nationalbu%hne geschaffen. Deutsche Dichtung und deutsches Theater haben die Menschen deutscher Sprache verbunden, bevor noch die politische Einigung hergesiellt war. "Laszt uns", so sagen die Brunnenver- gifter von heute, "nachdem wir den Deutschen die heimat mit Mauern und Stacheldraht zerschnitten haben, auch noch die geisiigen Bande zerreiszen und ihr Theater ruinieren!" Es geht bei dem, was auf unseren Bu%hnen geschieht, nicht blosz um Tor- heiten eitler Kegisseure, es geht nicht blosz um vergeudete Stcuermillionen. Es geht um geisiigen Besitz, der uns trotz Grenzen und Mauern verbindet. Es geht um das Theater, wie es nach Schillers Idee sein soll: eine Sta%tte der Bildung des Menschen zur Menschlichkeit. Deutsch oder nur Deutschspradig ? Mietzawnitr a e wissen' hat die Schweiz durch Dolksabstimmung einen neuen kanton Jura erhalten. Sogar in der vielgeru%hmten, neutralen friedens- Schweiz brodelt also der Nationalismus unserer Tage, aber Demokratie ist Demokratie, und der neue tzanton im vo%lkerverbru%dernden Nachbarland ist politische Wirklichkeit geworden. Umso siaunenswerter sind die Worte Ko!and Be/guelins, des ersolgreichen Lhefideologen des jurassischen Separatismus, die wir der Zeitung "Die Presse" vom 8. Ja%nner 1979 entnehmen: ,.Um es verein- fachend zu sagen, sind wir alle Franzosen. Fu%r uns isi die eigentliche Nationalita%t nicht gleich der Staatsangeho%rigkeit. Jch perso%nlich fu%hle mich franzo%sischer Nationalita%t, aber ich bin Schweizer Staatsbu%rger . . ." Was ha%tte man hierzulande bei diesem Anlasz von "franzo%sischsprachig gefaselt, siatt schlicht und einfach "franzo%sisch" zu sagen, wie Be/guelin es tut? Deutschsprachig . . . das isi unsere moderne Sprachregelung im negativen Sinne! Noch vierunddreiszig Jahre nach 1945 heiszt es: heraus aus der deutschen tzonkursmasse! Wir sind ja gottseidank nur "deutschsprachig"! Die Deutschen, meisi im Jargon: die Deitschen . . . das sind doch die "Piefkes" oder wie man feiner erkla%rend gesagt ha%tte: die Keichsdeutschen, die aus dem Altreich, heute: die aus der Bundesrepublik . . . Und die in der DDK? Und die Menschen bei uns, soferne sie nicht Slowenen sind? Wir O%sierreicher liefern eben die "deutsch- sprachige" Literatur weiterhin an allerdings meisi deutsche und nicht nur "deutsch- sprachige" Derlage, es bringt ja D-Mark (und nicht D-Sprachmark)! Wir beteili- gen uns, wie man ku%rzlich seitenweise in einem sonsi sauberen Buch lesen konnte, an der deutschsprachigen Auswanderung noch U%bersee. Seit wann wandern Sprachen aus und nicht Menschen, die diese einst so geliebte Sprache sprechen? Es mag wichtig sein, siatt BKD Bundesrepublik Deutschland voll auszu- sprechen, es isi aber unseres Erachtens unendlich wichtiger, dem Unwort "deutsch- sprachig" den tzampf anzusagen und sich mit "deutsch" sowohl ku%rzer als auch richtiger zu fassen. So hat auch der "Kat der volkstreuen Derba%nde o%sterreichs" in seiner Sitzung am 7. Oktober 1978 in Wels fesigesiellt, dasz das Wort ,.deutsch- sprachig" entschieden abgelehnt werden mu%sse, da mindesiens 80%% der O%sierreicher Die Ma%rzgefallenen von 1919 (Ein Augenzeuge denkt zufru%ck) kechzig Jahre sind vergangen seit dem Ersien Weltkrieg, ats nach dem zer- schlagen der alten Donaumonarchie Mitteleuropas Grenzen entscheidend vera%ndert wurden. Es entstanden damals neue Staaten oder schon bestehende Staaten bekamen Gebiete zugeteilt. Der Staat, der sich "Kepublik Deutscho%ster- reich" nannte und sich als Teil der Deutschen Kepublik betrachtete, war der Kest, No%rdlich des neuen o%sterreich, in Bo%hmen, Ma%hren und Schlesien, hatten die Tschechen die Macht zum Teil deshalb fast ungehindert u%bernommen, weil der Groszteil der deutschen Frontsoldaten noch nicht heimgekehrt war. Die Forde- rung der Deutschen im Sudetenland, die vor allem die Kandgebiete bewohnten, nach Abtrennung dieser Landesteile und Zuteilung zum freien deutschen Nachbar- land, wurde von den Tschechen unter Berufung auf die "hisiorischen Grenzen" abgelehnt, die man nicht a%ndern ko%nne. Die gleichen Tschechen aber verlangten spa%ter fu%r ihren neuen Staat einen Streifen im no%rdlichen Niedero%sierreich, der im Su%den bis zum Poysbach 9ehen sollte. Wurde diese Forderung auch abgelehnt, so muszte Niedero%sierreich doch die Stadt Feldsberg bei Lundenburg uno% Bo%hmzeil bei Gmu%nd an die Tschechen abtreten, denen eine solche "Der- letzung der historischen Grenzen" nichts ausmachte. Die Sudetendeutschen wollten unter allen Umsta%nden verhindern, dasz ihre heimat Teil des neuen Tschechensiaates werde. Sie verlangten, an den ersien Wahlen zur neuen o%sterreichischen Nationalversammlung teilnehmen zu du%rfen. Es wurde ihnen nicht gesiattet. Nun wurden fu%r den Tag, an dem in Wien die neugewa%hlte Nationalversamammlung zusammentreten sollte, am 4. Ma%rz, in den Bezirkssia%dten der deutschbesiedelten Gebiete von der Sozialdemokratischen Par- tei tzundgebungen fu%r das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen einberufen. Die Deransialtungen verliefen ruhig, die Teilnehmer waren besonnen und unbe- waffnet. Und trotzdem schossen in mehreren Orten die Tschechen auf die Der- sammlungsteilnehmer, ohne Dorwarnung! Jn der Stadt tzaaden hatte sich nach dem Ende der tzundgebung die Menge zum Stadtplatz begeben, haupt- sa%chlich waren es Frauen und Jugendliche; sie sangen und sie verlangten Gerech- tigkeit. Plo%tzlich schossen von drei Seiten die Tschechen auf die Dersammelten. Allein in diesem tzaaden siarben damals 25 Deutsche, darunter eine Mutter von 14 tzindern! Jnsgesamt fielen damals 54 Deutsche als 0pfer tschechischen Terrors! Die "Welt" schwieg zu diesem Massenmord an Deutschen! Gewisz, nach den seither gemachten Erfahrungen scheinen 54 Tote nicht viel zu sein; damals aber, 1919, war es ein Massenmord! - Als Masaryk und Benesch im Jahre 1918 den Staat der Tschechen und Slowaken nach vielja%hriger Dorarbeit gegru%ndet hatten, versprachen sie, ihn zu einer "ho%heren Schweiz", also zu einem demokratischen Musterstaat zu machen. Tatsa%chlich aber setzte die Unterdru%ckung der Minderheiten, vor allem der deutschen, sehr bald ein. Eine Agrarreform, angepriesen als soziale hilfe fu%r den besitzlosen Landarbeiter, wurde ebenso zur Enteignung der Deutschen misz- braucht wie die planma%szige Umsiellung des Auszenhandels, welche die hoch- entwickelte deutsche Industrie schwerstens scha%digte. Die politische Mitarbeit der "deutschen Aktivisien" (Chrisilichsoziale, Sozialdemokraten, Bund der Landwirte) im Prager Parlament verhinderte nicht die Zuru%cksetzung der Deutschen in der Wirtschaft und in den o%sfentlichen Diensten, bei der Zuteilung von Geldbetra%gen fu%r Schulen und anderen Einrichtungen. Diele Jahre verhinderten tschechische Posien in tzaaden, dasz an den Jahrestagen das Ehrengrab der Ma%rzgefallenen 9eschmu%ckt, ja u%berhaupt besucht werden konnte, - Erst 19 Jahre spa%ter wurden diese deutschen Gebiete befreit! (Und dies nur fu%r sieben Jahre!) Jm Jahre 1938 hatten die Dertreter Groszbritanniens und frankreichs den Staatspra%sidenten Dr. Benesch in einer na%chtlichen Dorsprache in dessen Wohnung in Prag gezwungen, der Abtretung der deutschen Landes- teile zuzustimmen. Jn Mu%nchen wurde dann nur mehr u%ber die technische Durch- fu%hrung beraten und beschlossen. Trotldem geistert noch heute ---- planma%szig gelenkt -- das Mort "Mu%nchen" als Begriff des Bo%sen schlechthin, der nackten Gewalt und des brutalen Zwanges durch Massenmedien und Politik! Und da sich bald zeigte, dasz der Rest der ehemaligen Staates der Tschech und Slowaken die zugesagte Ge a%h u% ch ch a% Groszdeutschen Keiche ichg ewa%hr. fu%r gutnachbarsdlaftliches Derha%ltnis zum Die Slowokei ober rwrde selbsio-ndig und domit ein olter Wunsch der Sl wachket! erfullt' die seit 1918 um die ihnen versprochenen Kechte betro en worden Es ist in diesen Tagen vierzig Jahre her. - Robert Hempel: Jahr des kindes ohne kinder? Mer die Jugend hat, hat die Zukunft" und "das ho%chsie Gut eines Dolkes "sind seine tzinder". So und a%hnlich sagte man fru%her. Wenn man sich heute in deutschen Landen umsieht, musz man glauben, diese Worte ha%tten ihren Sinn verloren und Deutschland habe auf Grund seiner mangelnden tzinderzahlen keine Zukunft mehr. - Nach dem Demographischen Jahrbuch der Dereinten Nationen liegen die Bundesrepublik Deutschland, gefolgt von Luaeemburg und o%sterreich am Ende der Welt-Geburtenstatisiik. Das Jahr des tzindes, das die Dereinten Nationen fu%r heuer dem Jahr der Frau folgen lieszen, sollte niemanden mehr bescha%ftigen als die Deutschen. Es werden zwar zahlreiche Deranstaltungen und Aussiellungen durchgefu%hrt und Berichte u%ber tzinder geschrieben, aber hauptsa%chlich u%ber die tzinder in aller Welt; an die tzinder des eigenen Dolkes wird viel zu wenig gedacht. Es kann uns na%mlich angst und bang werden um die Zukunft unseres Dolkes, denn der erschreckend niedrigen Geburtenzahlen der deutschen Bevo%lkerung siehen die hohen tzinderzahlen der Gasiarbeiter gegenu%ber. Es gibt Arbeiten, die nach- weisen, dasz bei gleichbleibendem Geburtenverha%ltnis der verschiedenen in Deutsch- land lebenden Bevo%lkerungsgruppen die Deutschen in ihrer eigenen heimat im Jahre 2040 nur die ha%lfte aller Einwohner betragen werden. Aber nicht nur die niedrigen Geburtenzahlen sollten zu denken geben, sondern auch die Zunahme der Unbegabten. Schlieszlich musz man leider bemerken, dasz aus einer Liebe fu%r tzinder eine Dorliebe fu%r hunde geworden isi. Die Probleme, die sich aus diesem Miszverha%ltnis der tzinderzahlen ergeben, sind u%beraus grosz. Man spricht von einer vollkommenen U%beralterung, von Gefa%hrdung zuku%nftiger Kenten, vom heranwachsen eines Subproletariats durch die mangelnde Ausbildung der Gasiarbeiterkinder und vom Entstehen einer Minderheitenproblematik fu%r deutsche tzinder in Ballungsra%umen. Es isi wohl wahr: unsere heutige Zeit ist kinderfeindlich. Man denke nur an unsere Lebens- und Umweltverha%ltnisse! Die vollkommene Dersia%dterung aller Ansiedlungen, die andauernde Be- rieselung durch Kundfunk und Fernsehen, der ungeheuer an9ewachsene Straszen- verkehr, der selbst in abgeschiedensten Gegenden tzinder durch tzraftfahrzeuge gefa%hrdet, und schlieszlich die Jnfragestellung der Familie u%berhaupt, machen es den jungen Menschen schwer, sich fu%r tzinder zu entscheiden. Die Berufs- ta%tigkeit beider Elternteile, bedingt durch das Streben nach mehr tzonsumgu%tern unserer Zivilisationsgesellschaft, ersiickt den Wunsch nach tzindern vollends. Es ist unglaublich, aber in der Bundesrepublik Deutschland, dem drittreichsien Land der Welt, kann man sich angeblich keine tzinder mehr leisien. Die allseits ge- priesene Abtreibung als "Errungenschaft" moderner Familienplanung und als Mo%glichkeit zur "Befreiung" der Frau lassen den tzindersegen, von dem man fru%her sprach, vo%llig versiegen. Eine grundlegende A%nderung wird sich wohl ersi dann er9eben, wenn die Familie wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ru%ckt und wenn kinder- freundliche Umweltbedingungen geschaffen werden. tzinder beno%tigen unendlich viel Liebe und Geborgenheit, aber auch Gerechtigkeit und fesie Bezugspunkte. Nur eine ordentliche Familie kann dies bieten. tzindern zuliebe musz man auf vieles verzichten, aber sie geben bei richtiger Erziehung durch aufrichtige Zu- neigung diese Mu%he wieder zuru%ck. - Natu%rlich sind soziale Masznahmen wichtig, um kinderreichen Familien Eaeisienzsorgen zu nehmen. Sogar die DDK konnte durch gezielte Fo%rderungs- masznahmen fu%r Familien die Geburtenfreudigkeit heben. Und doch, es scheint sich langsam ein Umdenken anzubahnen: die niedrige Geburtenrate ist bereits ein vielbesprochenes Wahlkampfthema in der Bundes- republik Deutschland, aber auch in o%sterreich mehren sich die Stimmen, die zur Besinnung rufen. So hat der niedero%sierreichische Landeshauptmann Maurer den Ku%ckgang der Geburtenzahlen um zehntausend innerhalb eines Jahrzehnts in seinem Bundesland als alarmierend bezeichnet. Eine neue Auffassung von der Familie ist also no%tig. Wenn die Deutschen in ihrer eigenen heimat nicht Fremde werden wollen, mu%ssen sie zu einer anderen Familienpolitik hingefu%hrt werden. Die Bereitschaft der Jugend unseres Dolkes, mehr a!s bisher fu%r eine gesunde Umwelt zu ka%mpfen, wird auch das Jdeal einer Familie mit mehreren tzindern wieder aufleben lassen. Es liegt an uns, zu dieser A%nderung das unsere wieder aufleben lassen. Es l iegt an uns, zu dieser A%nderung das unsere bei- zutragen. Dann erst braucht uns um die Zukunft unseres Dolkes nicht mchr bange zu sein. Mag. pharm. Helmut Kowarik Mer Wonnemonat birgt schon in seinem namen so etwas wie Freude, Beginn und Blu%te eines Lebens, Aufbruch der Natur. Der Aufbruch zum Sommer Rupert Amtmann: Politischer Mai Der Wonnemonat birgt schon in seinem Namen so etwas wie Freude beginn monats bema%chtigt. Der 1. Mai der urspru%ngliche Tag der Arbeit--, isi zu einem "Tag der politischen Parteien-- geworden. Jn Wien werden beispielsweise an diesem ersien Maientag in einem siunden- langen Demonstrationszug Spruchba%nder mit Parteiparolen u%ber die Kingsirasze getragen. Wer einmal im Ostteil Berlins die Parade der DDK-Machthaber mit- verfolgt hat, wird einen zutiefst bedru%ckenden Eindruck von diesem Maibeginn mit nach hause genommen haben. Jnmitten der Funktiona%rs- und Mitla%ufer- kolonnen wero%cn hier Tausende tzinder und halbwu%chsige an der Ehrentribu%ne "vorbeigetrieben", mit apathischem Blick, schlendernd und schienkernd. Damit diese Einheitsjugend aber vor der Ehrentribu%ne aufwacht, wird amerikanische Beat-Musik jusi in jenem Augenblick u%ber die Lautsprecher gedro%hnt, als die Jugendabteilungcn die ho%he des Parteivorsitzenden erreichen: MassenauflaufJugendabteilungcn die ho% he des Parteivorsitzenden erreichen: Massenauflauf mit westlicher Dekadenz, garniert mit mareisiischen Parolen und Erfolgsmeldungen ("Unsere Jungen haben ihr sozialisiisches Planziel erreicht--). Der Beginn eines Wonnemonats isi dies wahrich nicht. Der Maianfang dieses Jahres isi in O%sterreich zudem von einem Wahl- kampf u%berschattet. Nur wenige Wochen nach den Kegionaiwahlen in drei Bundesla%ndern wird nun im bundesweiten Urnengang der Nationalrat neu ge- wa%hlt. An den Plakatwa%nden prangen politische Werbespru%che, am Kand der Straszen, selbsi in manchen Wiesen und Feldern versiellt plakatierte Parteipolitik den Blick. Der 1 Mitbu%rger isi in diesem Fru%hjahr mehr denn je zum politischen Men- schen geworden, zumindest wird er von den Parteien als ein derartiges "Objekt" angesehen. Gibt es u%berhaupt eine "Un-Politik--, ein unpolitisches Der- halten? Du%rfen wir uns --- im konkreten: der Schreiber im ,.Eckartboten-- --- als unpolitisch bezeichnen? ,.Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied", so heiszt ein geflu%geltes Wort aus dem Fausi, und die meisien von uns werden diese Aussage vorersi nicht besireiten. Jm Groszen Duden (Fremdwo%rter-Band) lassen die Ausfu%hrungen zur Politik allerdings einen breiten Bedeutungsspielraum zu. Die Politik isi in erster Linie eine Masznahme zur Fu%hrung, Erhaltung und inneren Derwaltung eines Staates, eines Gemeinwesens. Aber auch die ..Wahrung der Jnteressen im Derha%ltnis zu anderen Gemeinwesen" findet sich unter dem Duden-Stichwort der Politik. Und in der Zusammensetzung mit einem anderen Wort bedeutet Politik die ..Gesamtheit von Bestrebungen mit bestimmter Aufgabensiellung und Zielsetzung". tzo%nnen wir da u%berhaupt unpolitisch sein? Jsi nicht bereits jeder Mensch, der aus dem tzreis seiner privaten Umwelt heraustritt, der weiter tragende Anlieqen entwickeln mo%chte, ein politischer Mensch? Politiker sind doch zumeist auf Gewinn und Selbstgeltung ausgerichtete Menschen, so lautet eine unter- schwelige Propaganda. Sicherich; es hat stets Politiker gegeben, die als korrupt bezeichnet wurden oder nur ihre einseitigeJdeologie und ihren Machtbereich sahen. Aber es gab auch einen van Swieten und Sonnenfels, einen Keichstagsabgeord- neten hans tzudlich und einen Unterrichtsminisier heinrich von Srbik. Dorgefaszten Meinungen kann mit einer Jnterpretation aus dem Duden kaum abgeholfen werden. Und doch bietet auch hier das gro%szte deutsche Sprachbuch mit dem hinweis auf Wortzusammensetzungen einen Ausweg: Es gibt die Lohn- politik, Parteipolitik, tzulturpolitik, Dolkstumspolitik, um nur einige Politika zu nennen. Parteipolitik ist eine Sache von Parteimitgliedern; Lohn- und Arbeitspolitik eine Angelegenheit der. Standesvertretungen, freilich auch ein An- liegen der in ihren jeweiligen Berufssparten stehenden Menschen; Hochschul- politik sollte hingegen alle Studenten beru%hren. Dolkstumspolit!k ist die Auseinandersetzung mit den oielen Spielorten des menschlichen Lebens, mit den Fragen der herkunft, der heimot, der Gestaltung der Umwelt, der Familie und Gemeinschaft. tzann sich diesem tzompler u%berhaupt jemand verschlieszen? Sind wir nicht olle, die wir die heimat, unser Dolk lieben, bereits politisch denkende Menschen? Alierdings stets mit der Betonung der Dolkstumspolitik, mit der Frage, was unserem Dolk nu%tzt, was unsere Gemein- schaft beru%hrt. Dosz dieser Bereich auch die tzulturpolitik mit einschlieszt, erscheint selbstversta%ndlich. Ein Solcherart veranlaszter Mensch wird auch das Auftreten der politischen Parteien mitverfolgen; denn die politilchen Porteien treffen Aussagen und in der Foige Entscheidungen, die in die Gestaltung der heimat und dos Leben des Dolkes entscheidend eingreifen. Parteipolitik, die auf die jeweilige Wahl und den Gewinn von Mondaten ousgerichtet ist, mag verga%nglich sein. Auch die Parolen vom 1. Mai sind im na%chsten Jahr bereits unaktuell und vergessen. Anliegen des Dolkes haben aber o%en Lharakter des Besto%ndigen, mon konn ruhig sagen: des Zeitlosen. Fu%r die Dolkstumspolitik gibt es keinen 1. Mai, fu%r sie musz es einen sto%ndigen Aufbruch geben. Robert Hampel: Altertum und deutsche kultur Durch die Zeitungen ging vor Wochen die Nachricht, dasz die junge Linke zum Sturm auf das Lehrfa-ch Latein angetreten sei und dieses der fortschreitenden Gleichmacherei opfern wolle. Dielleicht fragen manche unserer Freunde, was dies uns angehe: die hellenen und Latiner seien lange tot und wir ha%tten genug mit der Bewa%ltigung der deutschen Dergangenheit und vor allem der deutschen Zu- kunft in Europa zu schaffen. Weit gefehlt! Mit den Kesien des altsprachlichen Unterrichts wu%rden wir ein gutes Stu%ck altdeutscher tzultur mitopfern und unsere tzinder einer wesentlichen Bildungs- und Formkraft berauben. Es geht nicht darum, ob ku%nftige A%rzte, Biologen und Lhemiker nicht einige hundert oder tau- send Begriffswurzeln auch mechanisch auswendig lernen ko%nnten, um sich inter- national und zwischenfachlich eindeutig zu versia%ndigen. Dielleicht ko%nnten es die Intelligentesien, doch wu%rde auch ihnen jene wichtige humanisiische Bildungs- ausformung fehlen, die unscre Da%ter und uns so siark gemacht hat, dasz wir die Bewunderung der ganzen Welt genieszen. Jn diesem heft haben wir Bildern und Worten Kaum gegeben, die eine archa%ologische Groszleisiung O%sierreichs, na%mlich die Gesialtung des Wiener Ephesos-Museums einladend wu%rdigen. Was seit fasi einem Jahrhundert an Sammelgut vorhanden war, hat erst jetzt den richtigen Kaum bekommen. So wie das einsiige Wilhelminische Deutsche Keich in Olympia unter Lurtius vor hundert Jahren im Geiste Schliemanns zu graben begonnen hat, so haben das kaiserliche und das spa%tere O%sierreich im kleinasiatischen Ephesos ihr Besies gegeben. Dies alles setzte nicht nur Geld und Abenteurermut, sondern auch jenen Geist voraus, der aus den schriftlichen Spuren der klassischen Antike gena%hrt worden war: heere von Philologen und Schu%lern, die sich durch diese Bereiche mehr oder weniger willig fu%hren lieszen. Wir haben in der sogenannten Stunde Null von 1945 erfahren du%rfen, dasz wir ohne jeden Buchbesitz in unserer aus den Schulen heru%bergebrachten Bildung gewaltige Geba%ude des Denkens aufrichten und anderen helfen konnten. Man hat sehr wohl den Dorsprung erkannt, den humanisiische Gymnasiasien etwa vor Kealschu%lern besaszen. So gut es war, fu%r all jene, denen alte Sprachen nur eine Lasi sein konnten, einen naturwissenschaftlich-mathematisch ausgerichteten Schultyp zur Derfu%gung zu haben: auf den Universita%ten hat man immer den Unterschied gemerkt hinsichtlich der Durchformung des Geisies, der weit u%ber den reinen Sprachunterricht hinaus erfolgt war. Latein und Griechisch haben uns Denken gelehrt und uns die Psorten zu modernen Sprachen leichter auf- getan. Schon im Geschichte- und Philosophie-Unterricht hat dies seine Fru%chte getragen, aber auch unser Deutsch hat in der Buchschule von einst Dorteile daraus gezogen, dasz wir unsere geliebte Muttersprache am altsprachlichen Unter- richt messen und bewa%hren konnten. Gewisz hat das auf einer ju%ngeren Zivilisationsstufe stehende Germaniselle bzw. Altdeutsche auch manche Fesselung durch die a%ltere und daher gro%szere tzultur erlebt: aber wa%re der neuhochdeutsche Aufstieg denkbar gewesen ohne diese wie immer gearteten Schulen? Was wa%ren wir heute ohne die Wurzeln bei Ekkehard und Notker, ohne Johannes von Neumarkt, ohne Luther und Melanchthon, ohne Winckelmann und Goethe, ohne Grillparzer und Gerhart hauptmann, ohne die Ausformung also auch im Geisi der klassischen Antike? Sie ist eine unserer drei wichtigsien Wurzeln und heute mo%chte man am liebsien den ganzen Baum absa%9en, um die ku%nftigen Menschen noch gleicher als gleich zu machen. - Natu%rlich hat man la%ngst als entbehrlich erkannt, Obergymnasiasten mit kla%glichen Dersuchen zu plagen, einen deutschen Tert in cireronisches Latein zu u%bertragen. Sicherlich isi es angesichts des Wertdruckes der modernen natur- wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse nicht mehr mo%glich, in der ersien tzlasse sieben Wochensiunden fu%r Latein zu fordern oder in der dritten tzlasse mit Griechisch zu beginnen, wie es noch um die Jahrhundertwende u%blich war. Wir du%rfen aber auch nicht alle formale Schulung auf die Hochschule abdra%ngen wollen, wo die heutigen jungen Menschen erst die Schriften und Drucke ihrer Da%ter lescn lernen mu%ssen, statt sie von haus aus zu besitzen. Besser als antike Wortwurszeln mechanisch uswendig zu lernen, ist es fu%r den fachmann, diese halten zu mu%ssen, Das Wichtige isi nicht so sehr das Erlernen von ein paar hundert Dokabeln, deren Sinngehalt die Bildung anreichert, sondern die Schulung dieser Lernfa%higkeit in jungen, formbaren Jahren. Die politischen Gleichmacher von heute aber wollen die Ausrichtung nicht mehr nach den sien, den Leitschu%lern (denn Lernen #(Puken) isi ja eine Schande), auch nicht nach der goldenen Mitte, sondern die moderne Linke will womo%glich den Jntelligenten nach dem Sonderschu%ler und dessen Aufnahmefa%higkeit ausrichten. Da kann man natu%rlich weder Griechisch noch Latein brauchen. Wir wollen dem eher bescheiden Deranlagten gewisz eine optimale Aus- bildung seiner tzra%fte in einer Schulform geben, die auch ihn an sich glauben la%szt. Fu%r die Begabteren aber mu%ssen wir eine fordernde Schule ver- langen, die nach oben strebt und ein gediegenes Wissen fo%rdert. Da Wissen trotz aller Ableugnung auch ku%nftig und sogar bei den Gleichmachern Macht sein wird, foro%ern wir eine hu-manistisch besiimmte Mittelschule, die gut auf die hoch- schulen vorbereitet, und dazu geho%rt neben einer modernen naturwissenschaft- lichen Ausbildung auch die geisiig formende Beru%hrung mit den ho%chsiwerten der Antike. Altertum und deutsche tzultur --- so hiesz ein seinerzcit beru%hmtes Buch des Wiener Altphilologen Mauriz Schusier. Wir bekennen uns zu dieser wertvollen tzulturberu%hrung und wissen, dasz unsere Besien eben durch sie bei aller Dor- liebe fu%r das angestammte Deutsche als humanisien grosz geworden sind. Jn Griechenland isi die Stimme des humanen zum ersien Male ho%rbar geworden, die Ko%mer waren die ersien humanisien. Wir Deutschen wollen keineswegs die tzten sein. sein Volk im Advent Advent bedeutet Ankunft und im weiteren Sinne Erwartung. Sehnsu%chtige Er- wartung auf einen Erlo%ser, den Befreier von wie immer gearteter Not. Man hat im vergangenen Jahrhundert auf der einen wie der anderen Seite viel zu sehr das Lhrisientum aus dem Judentum abgeleitet, siatt in seiner heraufkunft die la%ngsi fa%llig gewordene Ablo%sung durch das Neue, notwendig Gewordene zu sehen. 0hne uns in Keligionsgeschichte zu verlieren oder auch nur andeuten zu wollen, dasz nur das Neue gut und das Alte nur schlecht war: immer wird es, solange es Menschen gibt, die hoffnung auf das Neue, auf die Erlo%sung geben. Ob man das Jesuskind in der tzrippe von Bethlehem nun heilsgeschichtlich oder mythisch deutet: die Kettung isi vom tzinde gekommen nach bitteren Zeiten der Not. Und so weltlich ko%nnen wir alle gar nicht sein, dasz wir in den immer ku%rzer werdenden Stunden des Advents nicht doch zuletzt ergriffen sind von den Augenblicken unter dem Lichterbaum und vor der holzgeschnitzten tzrippe. Das tzind also wird fu%r die Menschheit immer die Erlo%sung sein, und Armut ist wohl no%tig als Kahmen fu%r die letzte Dertiefung dieses Erlebens. Das tzind als heilsperson, dos tzind als tzollektiv des Keinen und hoffnungsvollen: die tzinder also, an denen es uns im allgemeinen fu%hlbar zu fehlen beginnt. Der Blick auf das tzind "voller Gnade im lockigen haar" soll uns natu%rlich nicht den Blick auf das heilige Paar versiellen. Das geho%rt zur tzrippe wie die armen hirten und die reichen tzo%nige, wie die Engelcho%re der huldigung und wie die Tiere der hirten, die fu%r die einfachsie tzreatur sprechen. Und jedes Elternpaar isi uns greifbar damit vor Augen gesiellt, denn jede Familie isi letzt- lich auch eine heilige Familie. heilig von der Berufung her, Eltern zu sein einem kommenden Geschlecht und diese tzinder als tzosibarkeiten zu behu%ten. Das isi heute ein hehres Dorbild mit wenig Nachfolge geworden, wenig- siens in unseren Breiten. Unsere jungen Paare sind nicht mehr kinderfreudig genug, unsere jungen Frauen kommen zu wenig oder gar nicht mehr ,.in die Hoffnung". Es verdienen beide und sie wollen zum gro%szten Teil dabei bleiben, sie werden vom Stresz der Arbeitsu%berforderung mu%de, sie denken dennoch lieber an gro%szere Urlaubsreisen, an das neue Auto, das sich zu zweit leichter abzahlt. tzinder haben aber--- ganz allgemein betrachtet --- eher die anderen, die Fremden. Die jungen Menschen haben keine hoffnung mehr! Die Dergangenheit wird ihnen ebenso verteufelt wie die Zukunft. hoppla, wir leben! Was schert es uns, wenn in dreiszig, vierzig Jahren unsere Pensionen in Frage gesiellt sind? Bis dorthin kommt ohnedies der beru%hmte Nestroysche tzomet oder das vernichtende atomare Ereignis. Warum aber haben die anderen dennoch tzinder? Die Tu%rken sind zweimal vergebens vor Wien gestanden, 1529 wie 1683, sie wurden abgewehrt; die Franzosen sind vor rund 170 Jahren ebenso gegangen wie gekommen, auch die Sowjets zwischen 1945 und 1955. Erst aus der Not sind uns unglaubliche Abwehr- und Schafsenskra%fte erstanden. Wir haben damals auch die sogenannten Dreckarbeiten selbsi geleisiet, fu%r die man heute arme Teufel aus dem Su%den und Su%dosien beno%tigt. Und es hat auf Zeit niemandem geschadet. Wir wollen hier keinen Fremdenhasz entwickelt sehen, insiinktiv aber sieht man Gefahren in der U%berfremdung, die schon angesichts anderer biologisch- eugenischer Dorstellungen zum Einhalt mahnt. Uns sio%rt es nicht, dasz es in Wien oder Berlin auch Moscheen gibt, diese Leute haben ein Kecht auf ihre religio%se Erbauung, auf die wir weitgehend verzichten, ohne dabei unter Fremd- druck zu siehen. Uns sto%rt aber sehr wohl das Laute und uns allma%hlich u%ber- wuchernde Fremde. Und dennoch sollten wir sie um ihre tzinder, um ihren Willen zum tzinde, beneiden, der nicht nach einer atomar oder weltpolitisch gefa%hrdeten Zukunft fragt, sondern einfach den Willen zu dieser Zukunft, den Willen zum Weiterleben der Sippe und des Dolkes in sich tro%gt. Wir haben derzeit keine Massennot und aus politischen Gru%nden wu%nschen wir auch keine herbei. Doch unser Dolk isi la%ngsi und immer wieder in Not. Daran sollten wir denken auch unter dem Lichterbaum, wenn wir das tzind in der tzrippe sehen. Wir mu%ssen in diesen Stunden einander fu%r alles Gute danken, aber auch um Teilhaberschaft an der Zukunft beten, die nur vom tzinde, nur von tzindern, kommen kann, mit denen wir Anteil haben am ewigen Leben. O Mensch, gib acht! Josef Weinhebers beru%hmter tzalenderbuchtitel von 1937, aus Friedrich Nietzsches "Zarathusira (1883) unbeschwert und doch ho-chsi passend u%bernommen' tra%gt su%r uns angesichts des beginnenden Jahres 1980 einen Doppelsinn. Wir gehen zwar ersi ins letzte der Siebzigerjahre, wir schreiben aber zum ersien Male eine Acht als Zehnerwert in unsere Jahreszahl. Wir geben dieser Acht eine hoffnung mit, mag sie auch nur sehr schwach begru%ndet sein: die hoffnung auf das Neue und auf die tzraft, allem Miszlichen zu sieuern. Die bo%se Sieben geht also zi Ende! Wir verlassen allma%hlich das achte Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, das noch so wirtschaftswunderlich begonnen hat. Umso schlimmer war das Erwachen gewesen, als Energiekrisen und das aus der Zeit zwischen den beiden Welt- kriegen so schreckliche Gespensi der Arbeitslosigkeit an unsere Tu%r geklopft haben. Noch mag alles ertra%glich und die Gefahr einer politischen Kadikalisierung wie damals gebannt erscheinen: dieser Anschein tru%gt. Die tzrise kam damals offen und sie liebt heute o%en Schleier. heute herrschen die Technik der kaum bemerkten Derpolitisierung und die Propaganda im umfassendsien Sinne des Wortes. Dennoch wollen wir nicht den von Politbu%ros aller Art enthemmten tzra%ften weichen. Wir haben der Dermassung und Entidealisierung noch immer ungeahnte tzra%ste entgegenzusetzen: die Mittel, die aus der Erkenntnis des Gesunden kommen, auf das man heute so argwo%hnisch wie auf etwas Altmodisches herabschaut. Wir glauben noch an den Einzelnen und seine Willens- und Abwehr- kraft, wir glauben noch an Familie und Dolk und an jene anderen ho%heren Werte, die sich dem Alltag entziehen und dennoch die Summe unseres privaten und o%ffentlichen Lebens ausmachen. Die Bewertung dieser Werte mag in ho%chste tzrisen geraten sein. Diktor Frankl behauptete ku%rzlich in einem vielbeachteten Dortrag in ku%hner Dereinfachung, dasz die Werte tot seien und sich nun die Frage nach dem Sinn in den Dordergrund allen U%berlegens dra%nge. Bei allen Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Gesellschaft und der Zukunftsbewa%ltigung mu%ssen unsere sogenannten "fu%nf Sinne" wach bleiben. Wir du%rfen nicht vor dem Leviathan des Nihilismus, dem Lhaosdrachen in Schlangengesialt, die Segel unseres Wollens streichen. Der besiirnte himmel u%ber uns und das moralische Gesetz in uns haben das Go%ttliche in und auszer uns glaubhaft zu erhalten. Wir mu%ssen den Mut haben, allem als falsch Erkannten zu trotzen, selbsi wenn es auf diesem Erkenntnisweg Jrrtu%mer und Fehler geben mag. Etwas Falsches zu unternehmen wa%re immer noch besser, als nichts zu tun. Nichts, was uns das Jnnere sto%rt, du%rfen wir gleichgu%ltig erleiden, ohne zu widersprechen. Goethe spricht "von jenem Mut, der, fru%her oder spa%ter, den Widersiand der siumpfen Welt besiegt". heute wird das Falsche als das eben nun einmal u%blich Gewordene im Geschichtsdenken und in der Sprache zur Norm erhoben. Wir du%rfen es uns nicht gefallen lassen, wenn die Dummheit oder Gleichgu%ltigkeit, schon gar nicht, wenn die hintergrundma%chte alles Alte einfach grundsa%tzlich fu%r abgetan erkla%ren. Wir haben noch die Mittel des Widersiandes und des Aufbegehrens. Sagen wir, gefragt oder ungefragt, unser Nein, wenn uns Ungutes angesonnen wird! Schreiben wir Briefe an die Pol!tiker, Zeitungen und Kundfunkdiensisiellen. Diese Stimmen werden gebu%ndelt ebensalls zur Macht einer gar nicht so kleinen Dritten Welt. Es soll freilich keine tzritik aus Eitelkeit und notorischer Besser- wisserei werden. Man musz seinen Widersiand auch pru-fen auf Zweckma%szigkeit in den Einzelheiten. Ein Michael tzohlhaas geht nur in die Literaturgeschichte, aber nicht in die tzulturgeschichte ein. Gerade angesichts der Maszlosigkeit der anderen musz man sich selbsi immer wieder nach dem rechten Masz fragen. Grundsa%tzlich bleibt also aufrecht, dasz die Zukunft in erho%htem Masze vom vernu%nftigen Widersiand all jener abha%ngt, die sich nicht von Entwicklungen einfach mitreiszen lassen wollen. 0 Mensch, gib acht . . . ! Wie immer wir diesen Appell auffassen: wir mu%ssen auf der hut sein und jene tzra%fte siark machen, die mit dem Fortschritt nicht in Wirklichkeit jenen Ku%ckschritt meinen, der in der Auswirkung liegt. Wir sind nun einmal in diese Zeit hineingesiellt und mu%ssen allen Bedenken und allen Erfahrungen zum Trotz an das Gute glauben. Mit dem la%nger werdenden Tag kommt die tzraft der Sonne; der Fru%hling und die Aufersiehung werden auch 1980 nicht ausbleiben. Bei allen Widrigkeiten wollen wir das Scho%ne dieser Erde umso kra%ftiger ans herz schlieszen und eifrig im groszen wie im kleinen dafu%r sorgen, dasz es weiterleben kann! Der Flug in die Unfreiheit Am 10. Mai des Schicksalsjahres 1941, das fu%r Deutschland nicht nur die offizielle Abschafsung der "o%eutschen" Schrift, den tzrieg mit Jugoslawien und Griechenland, die Besetzung tzretas und die ersien Siege des Afrikakorps unter Kommel, sondern vor allem zur Jahresmitte die weltgeschichtliche Aus einandersetzung mit dcr Sowjetunion gebracht hat, bestieg Kudo!f hesz, der da- malige Stellvertretcr des "Fu%hrers", ein bewa%hrtrr Jagdflieger des Ersten We!t- krieges, in der Uniform eines hauptmannes der Fliegertruppe, in tiefster Geheim- haltung in Augsburg eine Me 110. Er flog nach Einbau eines Zusatztanks, un- erkannt von sa%mtlichen Flugsicherungs- und Erkennungsdiensten, u%ber Nor- wegen nach Schottland, sprang mit dem Fallschirm aus der Maschine, die schon wegen Spritmangels zum Zerscheilen bestimmt war, landete mit verstauchtem tzno%che! auf einem Acker, wurde gefunden, verho%rt und in Gefangenschaft u%ber- fu%hrt. Sein Wunsch, durch Dermittlung eines schottischen Lords der groszbritanni schen Fu%hrung zu einem Gespra%ch vorgefu%hrt zu werden, ist nicht in Erfu%llung gegangen. Man genosz es, den hohen NS-Fu%hrer im Gewahrsam zu haben und zog daraus vo%llig falsche, hochmu%tige Schlu%sse. Fu%r Hitler-Deutschland war dies eine grosze Erschu%tterung. Man verschwieg diesen Flug zuna%chst, stellte ihn dann als die Tat eines Geisiesgesto%rten oder wenigstens eines Psychopathen hin, steckte den Adjutanten ins tszz und isolierte die Familie des ku%hnen Fliegers unter demu%tigenden Umsta%nden, die bis zum tzriegsende anhielten, dann aber erst recht von den anderen fortgesetzt wurden. Dummko%pfc schwatzen bis heute, hcsz sei mit dem F!ugzeug nach Schottland geflohen, weil er ,.genug" gehabt ha%tte. Ein boshaftes Wort, das damals von Widersta%ndlern hinter der vorgehaltenen hand verbreitet wurde, war die Frage ,.Wissen Sie, was parador ist?'- und die Antwort: ,.Wenn im Dritten Reich der zweite Mann als erster ausreiszt'-. Nein, der diese tollku%hne fliegerische Tat ein Dierteljahrhundert nach seiner aktiven F!iegerzeit vollbracht hat, war alles andere als ein Feigling und Dru%ckeberger. Er war, im Gegentei!, ein Mensch der Treue und der Ma%szigung. Und an Treue sehlt es ihm bis auf den heutigen Tag nicht, wenn auch seine Art der Treue, die er auch vor dem Nu%rnberger Tribunal bekundet hat, manchen unbehaglich oder wenigstens unzweckma%szig du%nken mochte. Der 1894 im a%gyptischen Alerandria geborene hesz war ebenso sehr glu%hen- der Patriot, wie er schon als Schu%!er des Geopolitikers General haushofer in gro%szeren Maszsta%ben zu denken gewohnt war. Seine Kolle in der Partei mochte. auf Repra%sentation und Nebenaufgaben beschra%nkt sein: Adolf Hitler, dessen Sekreta%r er schon im Landsberger Gefa%ngnis nach dem Hitler-Putsch gewesen war, scha%tzte ihn hoch ein und er schu%tztz ihn vor der Miszgunsi mancher tzame- raden, die es auch in diesen tzreisen gegeben hat. Noch nach dem Frankreich- feldzug wollte hesz nur dann in Salonwagen von Compiegne beim Abschlusz des Waffenstillstandes zugegen sein, wenn man bereit war, diesen Gegner mit Ma%szigung zu behandeln. Das ist dann auch in einem Masze geschehen, die nach Compiegne 1918 ein Kuhmesblatt staatspolitischer Dernunft war. Selbsi- versto%ndlich dachte hesz auch grosz von England und seinem Weltreich und war darin mit seinem Lhef vo%llig einer Meinung. Kudolf hesz wuszte wie wenige andere, dasz die Sowjetunion alles tun wu%rde, um Deutschland in seinem gefa%hrdetsien Augenblick, na%mlich bei der Auseinandersetzung mit Englond, zu u%berfallen. Es ging, wie wir heute aus besten Quellen wissen, um ein Zuvorkommen. Der Geopolitiker hesz wuszte wohl, dasz rs diesmal angesichts der Weiten Kuszlands kein Blitzkrieg, sondern ein tzampf auf Leben und Tod sein wu%rde. So glaubte und hoffte er, Grosz- britanniens Haltung nach Hitlers Friedensangebot am Ende des Wesifeldzuges 1940 in perso%nlichen Dorsprachen revidieren zu ko%nnen. Es war eine Jllusion, ob nun Hitler insgeheim um diesen Schritt gewuszt haben sollte, wie man munkelt, oder nicht: es blieb eine schicksa!shafte Ta%uschung. Das, was auch hitler nicht wollte; die Zersto%rung des englischen We!treiches durch den auch fu%r Deutschland vernichtenden Ausgang des Zweiten Weltkrieges, vier Jahre spo%ter, isi heute eine Tatsache, die jeder kennt, der um das weltpolitische Patt zwischen USA und Sowjetruszland Bescheid weisz. England hat in dieser von ihm einst dominierten Welt genau so wenig zu reden wie Resideutschland, es ist nur wirtschaftlich um vieles schlechter dran. Die ganze Welt weisz, was dann mit Hesz geschehen ist: tzriegsgefangener bis 1945, Spitzenangeklagter in Nu%rnberg, Freispruch zwar von den groszen ihm angelasteten Derbrechen, aber lebensla%ngliche Haft, Haft bis auf den heutigen Tag, dazu als Derscha%rfung vo%llige Jjolierung in Spandau seit fu%nfzehn Jahren, Einzelhaft also fu%r einen schwerkranken Mann im Alter von 87 Jahren. Mag sein, dasz sich nur die Sowietunion allein unbedingt fu%r ein echtes Lebensla%nglich ausspricht, weil der Schritt von Rudolf Hesz die ungesio%rte tzriegsfu%hrung gegen sie bezweckt hat und vor allem, weil Spandau den sowjetischen Fusz auf West- berliner Boden bedeutet: es ist dennoch eine himmelschreiende Unmenschlichkeit, gegen die sich heute Millionen von Humanisien der ganzen Weit empo%rt wenden. Wir alle wissen, dasz gerade Kudolf Hesz den Frieden in allerletzter Minute nach den milita%rischen Dorspielen fu%r Deutschland, aber auch fu%r die ganze Welt zu retten versucht hat. Wahrscheinlich ha%tte sich bei einem Einlenken Grosz- britanniens sogar der andere Waffengang eru%brigt, der dann im Endeffekt die heutige Lage der Geopolitik herbeigefu%hrt hat. Lhurehills sehr spa%te Erkenntnis, mit Deutschland das falsche Schwein geschlachtet zu haben, kann nur von der onderen Seite her, von Europa aus, besta%tigt werden. Wer diesen Halys u%berschritten, das Friedensangebot vom Mai 1941 unmo%glich gemacht hat, hat ein groszes Keich zersto%rt, nicht allein das deutsche und das britische, sondern das kostbarc, damals noch die Welt beherrschende tzraftfeld eines gro%szeren, einsatzfa%higen Europa. Der verhinderte Stifter dieses Friedens aber sitzt seit mehr als 14.600 Tagen und Na%chten in Unfreiheit. Er hat fu%r seinen ku-hnen Flug weder das Kitterkreuz noch fu%r seinen Friedensversuch den Nobelpreis der Friedensklasse erlangen ko%nnen. Er ha%tte bei Gelingen seiner selbstgewa%hlten Mission beides verdient. Eine ganze Welt aber mu%szte sich dafu%r scha%men, dasz gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts fu%r einen 87 ja%hrigen tzranken ein echtes Lebensla%nglich mo%glich isi. So ist Kudolf Hesz zu einem Ma%rtyrer seines Glaubens und seines Woilens geworden, zu einem Ma%rtyrer fu%r Deutschland, aber heute auch zu einem Sinnbild der niedergeknu%ppelten Menschlichkeit. Dier- zig Jahre Freiheitsentzug sind Schmach und Strafe genug: gebt Kudolf Hesz endlich frei! Dies wu%nschen heute Menschen allcr Lager und aller Nationen, denen Menschenwu%rdc mehr i(t als ein bloszes Schlagwort. Der Go%tse Freijeit Air haben es ja so herrlich weit gebracht! Dor vierzig Jahren muszten Beamte, erfu%llen. Dann erst ging es in die Freiheit des Wochenendes und auch dieses war noch sehr scho%n! Nach dem tzriege wurden Beamte, Arbeiter und Angesiellte schon mit Freitag abend frei. tzaufma%nnische Angestellte (Derka%ufer) und Der- kehrsbediensiete etwa genieszen diesen Dorteil nicht. Dasu%r schlieszen Gescha%fte mancher Art heute samstags gar nicht mehr auf, weil es sich nicht lohnt. Und im Schuldiensi sind gerade jetzt die ersten Dorgefechte zugunsten des freien Samstags ausgegangen: die Fu%nftageschule ist fu%r Lehrer und Schu%ler in Sicht. Wir wollen nicht falsch verstanden werden: es isi eine Errungenschaft, dasz die Milchfrau infolge der privaten tzu%hlanlagen nicht auch noch am Sonntag- morgen Milch ausschenken musz. Es unterliegt keinem Zweifel, dasz wir sozial berechtigte, menschenwu%rdige Fortschritte auf dem Gebiete der Urlaub- und Frei- zeitgewa%hrung gemacht haben. Nichts macht dies deutlicher als ein Familien- brief aus dem Jahre 1851, wo ein jugendlicher tzaufmannslehrling, ehe er nach Jahren Lommis wurde, im niedero%sierreichischen Wilhelmsburg von 6 Uhr fru%h bis 9 Uhr abends diensibereit hinter der Budel siehen muszte, kaum ins Freie kam (und dennoch Zeit fu%r Gitarre und Jtalienisch fand), und die Einsiellung eines heutigen Schulabga%ngers, der nicht tzaufmann lernen will, weil er dann den Samstag nicht frei ha%tte. Es ist gut, dasz Jugendliche la%nger Urlaub haben, es isi aber schon weniger in Ordnung, dasz jeder Anfa%nger bereits vier Wochen bezahlten Urlaub erha%lt, wa%hrend a%ltere verdiente Angesiellte zwanzig Jahre auf die fu%nfte Woche war- ten mu%ssen. Es isi ebenfalls nicht recht, dasz man nach einem halben Jahr schon einen Urlaubsanspruch hat, sodasz unansia%ndige "Zu9vo%gel" in entsprechenden Mangelbranchen in zwei Jahren dreimal vier Wochen auf Urlaub gehen ko%nnen. hier geht der partnerschaftliche Sozialsiaat ebenso in seiner Arbeitnehmerfreund- lichkeit zu weit, wie er ja bisher auch nie gefragt hat, wer denn bei wirtschast- lichen Ku%ckschla%gen, wie heutzutage, abnehmende Diensizeit mit zunehmender Be- zahlung wirtschaftlich verkraften soll. Die vielen Jnsolvenzen reden doch eine deutliche Sprache. Und die versiaatlichten Betriebe, denen dies leichter fallen ko%nnte, geraten auch dadurch immer mehr in die vielberusenen roten Zahlen. Und was geschieht mit dieser dazugewonnenen Freizeit? tzommen die damit Beglu%ckten wirklich umso erholter und aufnahmebereiter am "Blauen Montag" in die Betriebe und Schulen zuru%ck? Wohl kaum! Denn, wo fru%her die Nachtzu%ge lufthungrige Menschen in die Berge bringen muszten, um ihnen einige Stunden ho%henluft zu gewa%hren, beginnt die Kaserei in die Zweitwohnsitze, wo meisiens ausgiebige ko%rperliche Arbeit oder Pfusch-Derpflichtungen auf die Menschen warten; sie bringen la%hmende Anfahrten und heimfahrten in endlosen Blech- schlangen, und dies im Zeitalter der Spritverknappung. Und auch die gro%szeren Urlaube sind vielfach eher Jagden in su%dliche hitzegluten und u%bervo%lkerte Bade- freuden am Meer als echte Erholungs- und Kegenerierungsausenthalte. Natu%rlich wissen wir, dasz erho%hte Freizeitgewa%hrung auch ganze Jndustrien aus dem Boden gesiampft und vielen Menschen Brot gegeben hat. Denken wir nur allein an den Wintersport! Welche tzonsumerho%hung erwa%chsi allein aus zu%ns- tiger Sportbekleidung und -ausru%stung, welche Zusatzeinnahmen entstehen dem Fremdenverkehr? Wie schwindsu%chtig wird aber dafu%r oft der Privotsa%ckel der betroffenen Familien, die eben alles mitmachen mu%ssen und jede bescheidenere Ausfu%hrung als Standard-Unterschreitung ablehnen. Beru%cksichtigen wir aber auch, wieviele gesundheitliche Scha%den allein die zahllosen Wintersportfrakturen den Menschen bringt und so die Nationalwirtschaften scha%digt! Und wird die Derringerung der von den Eltern unterschiedlich aufgenomme- nen Schulzeit um einen ganzen Tag wirklich Dorteile bringen? Der Schulstoff und die Zahl der Unterrichtssiunden werden kaum abnehmen, abgesehen davon, dasz die Auffassungsgabe vieler tzinder des weiteren Unterweisungstages bedarf. Wieviele zusa%tzliche Entmut!gung an sich fo%rdernswerter junger Menschen wird es nun geben, denen Stoff und Unterrichtszeit an den resilichen fu%ns Tagen einfach zuviel werden? Das wird wieder nur die Anzahl der no%tigen hauslehrer vermehren, natu%rlich auch die Brieftaschen der Eltern schwa%chen. Es wird ferner die unterschwellige Feindschaft zur nun einmal no%tigen Schule bei Schu%lern und Eltern vermehren. Ganz abgesehen davon, dasz mehr Freizeit --- und dies isi vielleicht der wichtigsie Gedanke --- von einer groszen Zahl von Menschen nicht mehr bewa%ltigt werden kann, ohne zum Geldausgeben, zum Mu%sziggang, zu Drogen- und Nikotinmiszbra%uchen zu fu%hren. Es wird noch mehr ferngesehen und noch la%nger ausgeblieben werden. Der tzosmos der Woche isi noch mehr gesio%rt als bisher. Und Bu%cher werden deswegen auch nicht mehr gelesen und auch nicht mehr Berge erstiegen werden. Wie wir weltweit u%ber die Derknappung der Kohstoffe sehr bald und sehr schnell zu fruchtbringenden U%berlegungen kommen mu%ssen, die fu%rs ersie konsum- feindlich erscheinen ko%nnten, so erhebt sich auch die andere Frage, wieviel Frei- zeit der normale Mensch brauchen und wieviel er billigerweise fordern kann. Dielleicht denkt man endlich daru%ber nach, dasz dem Menschen auf diesem Pla- neten humane, gesellschaftliche und moralische Ersu%llungen aufgetragen sind, denen er --- durch Massenversuchung gelenkt ---- sich bere!ts zu entziehen droht. Der kategorische Jmperativ der Pflichten isi wichtiger ais endlose Forderungen nach Kechten. "Wir sind auf der Welt, um unsere Pflicht zu tun" hat ein groszer Deutscher einmal gesagt. Zur Pflichterfu%llung geho%rt gewisz auch die Erholung in einer angemessenen Freizeit. Freilich darf man in der anfangs so sehwer fu%r die Menschen errungenen Freiheit "Freizeit" nicht einen Go%tzen erblicken, dem die Erde untertan zu sein hat. Der Mensch soll die Dinge mit seiner Dernunft be- stimmen, nicht aber die Dinge den Menschen "motivieren'. Rettet Die Hinder! Ait dieser Losung haben nach 1945 neutrale La%nder geholfen die materielle ot der Jugend in tzriegsgebieten zu lindern. Die geistige Not, in der unsere tzinder mitten im Lebenssiandardsu%berflusz aufwachsen, isi heute nicht weniger schlimm alz der hunger damals. Wer rettet unsere tzinder vor der seelischen Derku%mnierung? Sind wir uns dieser Gefahren u%berhaupt voll bewuszt? Wie ost erliegen wir den Werbespru%chen, die die Umerzieher ta%glich in unsere Ohren trommeln? "Mein Bauch geho%rt mir!" --- Mit diesem Schlachtruf sogenannter Frauen- rechtlerinnen hat nmn den Mord im Mutterleib unter gesetzlichen Schutz gestellt und das eigent!iche holotaust unseres Jahrhunderts geschaffen. Deutschland und O%sierreich siehen, was die Zahl der Geburten betrifft, unter den letzten Staaten der Welt. Eine Gesellschaft, die sich so jugend- und kinderfreundlich geba%rdet. treibt der Dergreisung entgegen und beo%enkt nicht einmal, wer in Zukunft die Pensionen bezahlt. "Fremdsprachliche Dorschulung in der Dolksschule!" --- Statt ordentlich Deutsch zu lernen, mu%ssen die tzinder englische Dokabel plappern. Welche Folgen wird das vor allem fu%r lernschwa%chere Schu%ler haben? Das einfache Englisch isi auch spa%ter noch leicht zu erlernen, der Ausdruck der Muttersprache wird in einer Zeit, in der die tzinder weniger vor dem Buch als vor dem Fernseh9era%t sitzen, damit planma%szig zersetzt. "Fu%nftagewoche in der Schule!" --- Welch ein Gewinn fu%r Sechsja%hrige, schon am Samstag kilometerweite Strecken zu durchrasen! Ob die eine Stunde mehr, die sie dafu%r an anderen Wochentagen in der Schule sitzen, ihren zarten , tzo%rper nicht doch u%berlastet, danach wird nicht gefragt. Und wenn d!e Fu%nftage- woche weiterwuchert, wenn sie auch die ho%heren Schulen erfaszt, an denen der I entfallene Samstag nicht so leicht einzubringen isi, dann kommt eben die Ganztagesschule: die Schu%ler bezahlen einen freien Dormittag mit fu%nf unfreien j Nachmittagen, sehen ihre Eltern gerade noch am Abend, und dem Staat isi der Griff nach den tzindern gelungen!"Lhancengleichheit und Gesamtschule fu%r alle Zehn- bis Dierzehnja% hrigen!" --- In einem Alter, in dem sich die Begabungen immer deutlicher scheiden, sitzen alle Schu%ler in derselben Einheitsschule, und alle haben davon den Nachteil. Denn irgendwie begabt ist jedes tzind, nur eben anders. Man tut denen, die mehr handfertigkeit haben, ebenso unrecht wie jenen, die mehr zur Denkarbeit neigen, wenn man sie b!s zum vierzehnten Lebensjahr im Einheitsunterricht zusammen- spannt. Die Unterdriickung u%berdurchschnittlicher Begabungen, die dadurch er- folgt, bedeutet auf die Dauer geisiigen Selbsimord einer Gesellschaft. "Entru%mpelung der Lehrpla%ne!" --- Welche Barbarei spricht aus diesem Schlagwort, das in geisiigen Gu%tern nichts a!s Geru%mpel sieht, das man nur rasch in den Mistku%bel wirft! Dasz sich Lehrstoffe im Lauf der Zeit a%ndern, isi natu%rlich uno% notwendig. Aber hier isi von Schulideologen anderes bezweckt: Politische "Bildung" --- das heiszt Umerziehung! --- siatt Geschichte des eigenen Dolkes, Porno-Jargon siatt klassischer Dichtung, Serkunde siatt geisiiger Auseinander- setzung mit groszen Jdeen. Man hilft den tzindern nicht, wenn man ihnen Wert- volles vorentha%it und dafu%r Modetand eintrichtert. "Steigerung der Maturanten- und Akademikerzahlen!" ---- Wie unsozial ist doch die Derachtung von Berufen ohne ho%here Schulbildung, die sich in dem Werberummel fu%r die sogenannte Bildungserplosion ausspricht! Eine Gemein- schaft braucht tu%chtige Menschen in allen Bereichen des Lebens, auch in denen, die wir heute nur mehr mit Fremdarbeitern bewa%ltigen. Dem Mangel an Fach- arbeitern wird in tzu%rze ein U%berslusz an Abga%ngern ho%herer Schulen gegenu%ber- stehen. Wenn dann junge Menschen mit dem Maturazeugnis oder mit dem Doktordiplom vor geschlossenen Tu%ren vergeblich auf Ansiellung warten, isi das nicht nur gedanken!ose Derschwendung von Studienkosten, sondern unverant- wortlicher Betrug an der Jugend. 0der will man sich damit ein Bildungs- proletariat schaffen, das sich leichter auf die Barrikaden der Gesellschafts- revolte treiben la%szt? Kettet die tzinder! Wer heute zur Welt kommt, wenn er nicht vorher legali- sierter Abtreibung zum Opfer gefallen isi, auf den warten die Umerzieher, um ihn mit ihrem hobel gleichzuhobeln. Jn der Ketorte der Einheitsschule wollen sie den Einheitsmenschen erzeugen, losgelo%si von der Familie, abgetrennt von der Dergangenheit, weggerissen von seinem Dolk, beschwichtigt mit Auto- und Fernsehkomfort, ein auswechselbares Ka%dchen in einer technokratisierten Gesell- schaft, ein willenloses Werkzeug politischer Funktiona%re. Durchschauen wir die scho%nen Spru%che sogenannter Schul- und Gesellschafts- reformer! Erkennen wir, dasz hinter den Samtpfo%tchen, mit denen sie uns zahmsireicheln wollen, die tzrallen lauern! Besinnen wir uns im "Jahr des tzin- des": Unsere tzinder sind unser gro%sztes Gut. Jhre Erziehung zu freien Men- schen eines freien Dolkes isi unsere Aufgabe. Dorteipolitih Oder Dolkspolitik? olis ist das griechische wort fu%r die Stadt. Da damals das o%ffentliche Leben in den Sta%dten vor sich ging, waren Stadt und Staat, wie wir ihn heute ver- stehen, ineinander u%berlaufende Begriffe. Es ist ja auch heute nicht viel anders, als dasz die Stadt u%ber das ba%uerliche Land hinweg die siaatlichen Dinge be- siimmt und dasz Dertreter des Landes, der La%ndlichkeit, in die gro%szere Stadt kommen, um an der Fu%hrung des Staates teilhaben zu ko%nnen. So wurde schon in der griechischen Antike aus der polis die politeia, aus der Stadt der Staat, wie wir ihn aus Platons groszem Dialog kennen. nicht fu%r eine Ero%rterung aber des Begriffes Politik und dessen Geschichte ist hier der Kaum. Auch nicht vom heutigen Miszvergnu%gen an der Politik im kleinen wie im groszen soll die Kedc sein. Fru%h waren die besien, die arisioi, aufgerufen, die o%ffentlichen Dinge zu betreiben. Politik war fru%her Sache der Fu%hrer oder wenigsiens der Edlen. Seit der Franzo%sischen Kevolution ist, ebenso wie zeitweilig in der Ko%mischen Antike, das Unten ans Kuder gekommen, die plebs, das Dolk. Auch das mu%szte noch nicht zum Schlechten fu%hren, denn auch von dem ko%nnten wieder die Besten herrschen. Und warum sollte nicht wirklich nach dem Dolke, wenn es gesund isi, das o%ffentliche Wohl besiimmt werden? Wer heute jedenfalls Politiker sein will, musz robusi sein. Er musz kra%stig als Fu%hrender u%ber seinen Gesinnungsfreunden stehen. Erst recht darf ihn das Gegen-ihn-Anbranden der Gegner nicht aus der Kuhe bringen, Wenigstens nicht, solange er sich auf eine tragende Mehrheit berufen kann. Seit zwei Menschenaltern sind besonders Perso%nlichkeiten zu politischem handeln gekommen, die sonsi lieber ihren freigewa%hlten wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Aufgaben gelebt ha%tten: die Not der Allgemeinheit, der Zu- sammenbruch, hat sie zur Tat aufgerufen. Und es waren gewisz nicht immer die schlechtesten So%hne des Dolkes, die da ihre Kuhe an die Unruhe "Politik" hingaben. Wenige nur freilich blieben an der Oberfla%che des Erfolges im Auf und Ab der Gezeiten der O%ffentlichkeitsarbeit. Bestenfalls hat spa%ter die Geschichtsforschung wieder fu%r den Ausgleids gesorgt, sobald sich die Wogen gegla%ttet hatten, Man sieht heute weder Napoleon noch Metternich so wie zu deren Lebzeiten im hosianna und im Lrucifige der o%ffentlichen Meinung! Der "Propaganda" in ihrer zwecksu%chtigen Einmaligkeit folgt der geschichtliche Der- gleich, dem mitreiszenden oder vernichtenden Leitartikel die Suche nach den Ouellen und nach den Wahrheiten, die in der Tagespolitik ein schweres Spiel haben. Den Meinungen folgen die Gewichte nur zo%gernd nach. Wie halten nun wir es mit der Politik? Jmmer wieder brandet sie an uns heran und will als Tagespolitik nach uns greifen. Neben den robusien Parteipolitikern musz es aber auch Menschen geben, die gegenu%ber dem Farb- denken einer ho%heren Warte zugeschworen sind; die u%ber den Parteien und hinter den Parteiungen hauptsa%chlich das Dolk sehen, fu%r das Politik des Iages getrieben wird und das all jenes zu ertragen hat, was in der O%ffent- lichkeitsarbeit verdorben wird. Diese Menschen beurteilen Tagespolitik eben nicht aus dem Wunschdenken, sondern aus dem Bewirkten. Gutes kann es da wie dort geben, 9enauso wie das Schlechte niemals ein negatives Monopol irgendeiner Gruppe sein wird. Die Parteiprogramme a%hneln einander nach Ab- zug geringer weltanschaulicher Einfu%hrungssa%tze zum Ta%uschen. Sind damit aber auch schon die Taten der Parteien gleichwertig? Die Frage, bei wem die Pflege des Gesunden am besien aufgehoben sei, ist niemals eindeutig zu beantworten. So mu%ssen jene, die dem Dolke selbst und nicht so sehr dem Staate zu dienen bereit sind, auch immer wieder ihre Stimme erheben gegen die Bequemlichkeit des Jawohl-Sagens und Jawohl-handelns. Sie mu%ssen Sachopposition leisien, wo inimer ihre o%kologischen oder eugenischen Jdeale durch die Praeis gefa%hrdet zu sein scheinen. An sich leben wir in einem Wohlfahrtsstaat, in Wohlfahrtssiaaten, in Europas Mitte; wir sind weitgehend frei in unserem Handeln und in unseren Entscheidungen. Schlummern aber nicht auch schon in der Wohlstands- versorgung, im Sattsein und in der sogenannten Zukunftssicherheit Gefahren? Wir "versichern" uns, statt aktiv an jenen Da%mmen mitzubauen, die uns var der Flut nicht gezei9ter und doch vorhandener Zeitgefahren schu%tzen ko%nn- ten. Wir leben trotz la%ngerer Urlaube und weitausgreifender Auslandsfahrten kaum viel gesu%nder als unsere Eltern, die dies nicht hatten. Es geht heute drin- gend darum, den durchschnittlichen Menschen weniger politisch zu ga%ngeln, als ihn fu%r sein Leben in dieser schwer errungenen gro%szeren Freiheit zu erziehen. Wir Menschen werden heute a%lter als unsere Dorfahren. Die freilich waren noch eingebettet in die grosze Familie, wir aber gleiten mehr oder weniger echt befu%rsorgt hinu%ber in die grosze Dereinsamung des Alterns. tzonkret gesprochen: in unserer heutigen Zeit isi es weniger unsere Auf- gabe, allzuviel auf die Tagespolitik hinzuho%ren, als vielmehr auf jene Schwach- stellen der O%ffentlichkeitsarbeit zu achten, die beim Tanz um die o%ffentlichen goldenen tza%lber unsichtbar bleiben. Familie, Dolk, Gesundheit der Menschen wie der Lebensra%ume, Pflege der kulturellen und nationalen Scha%tze, der Natur- denkma%ler, Behu%tung eines gela%uterten Geschichtsbewusztseins, das den heuti- gen Derfremdern und Dereinfachern mutig zu trotzen bereit ist. Die Umerzieher von heute arbeiten nicht so grob wie jene von gestern, die dafu%r leichter zu durchschauen waren. Auch wir mu%ssen Umerzieher sein wollen: Stillestehen und sich an Althergebrachten nur a%sihetisch zu freuen, wa%re viel zu wenig. Auch wir mu%ssen aus den Erfahrungen von gesiern immer wieder um- denken, schon um fu%r die Nachfolgenden glaubwu%rdig zu bleiben. Wir du%rfen aber nicht mit ansehen ohne einzugreifen, wenn eine hochburg unseres Erbes um die andere mehr oder weniger lautlos berannt wird. Wir mu%ssen uns an- gesichts der Wachtu%rme und der Minenza%une des 0siens fragen, ob unsere Grenzen noch vom Leben oder nur mehr von Grenzsieinen behu%tet werden. 0b unsere Schulen noch der Erziehung zu ho%herem Menschentum dienen oder ob sie mit ihren gleichmacherischen Endlosversuchen nicht etwa den Apparatschiks von morgen das Kegieren nur erleichtern werden. Ob die Theater und Fernseh- unternehmen die Moral des Menschen nur abru%sien wollen oder ob die Schau- bu%hnen nicht doch immer wieder die Aufgabe haben, zu ho%herem zu fu%hren, das einem der Alltag immer mehr vorentha%lt. Parteipolitik isi wichtig: ein Staat ohne Kegierung wa%re eine herde ohne hirt. Dasz mehrere Groszgruppen sich diese Aufgabe teilen und einander auf die Finger schauen, ist nur gesund. Dolkspolitik aber soll dem Guten von Gesiern die Treue halten, den Besien von heute zu folgen suchen und bei allen ihren Bewegtheiten vom Glauben getragen sein, dasz auch in den na%chsten Jahr- hunderten noch Menschen und Do%lker ein menschen- und vo%lkerwu%rdiges Leben zu bestreiten haben. Gebt euren Toten Heimrecht, ihr Iebendigen! Dieser Spruch sieht auf einem szriegerdenkmal im Iu%rken chanzpask n Wien. Errichtet wurde dieses Denkmal in den Jahren nach dem Ersien Weltkrieg. Der Stein war von Ma%nnern gesiiftet worden, die noch um die Schrecken des tzrieges wuszten und manchem gefallenen tzameraden nachtrauerten. Weil es aber auch schon damals siarke tzra%fte gab, die das Opfer und den Tod dieser gefallenen Soldaten, denen das Denkmal geweiht war, fu%r sinnlos und manch- mal fu%r verbrecherisch hinsiellten, war dieser Tert von W. Flef gewa%hlt worden. Fu%r uns, die wir vierzig Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges leben und fu%r die die Errichtung dieses Steines nahezu sechzig Jahre zuru%ckliegt, haben die eingemeiszelten Worte mehr denn je Gu%ltigkeit. Diejenigen, die selbsi die furchtbare Zeit der beiden tzriege erlebt haben, werden immer weniger und unter der nachgewachsenen Generation macht sich eine Gleichgu%ltigkeit breit, die allzuleicht dem Dergessen Dorschub leistet. Der Wohl- siand und die Sensationslusi, sich eher mit Problemen in anderen Teilen der Welt zu bescha%ftigen, die einen letztlich doch nicht beru%hren, tragen das Jhre dazu bei, die Auseinandersetzung mit der Dergangenheit des eigenen Dolkes beiseite zu schieben. Und auch auf offizieller staatlicher Seite ist man allzuoft daran interessiert, das Gedenken an die Opfer dieser beiden Weltkriege der Dergessen- heit anheim fallen zu lassen. Die Toten, die unser Dolk in den tzriegen, bei den tza%mpfen an den Fronten, durch Bombenterror, durch Flucht und Dertreibung zu beklagen hat, waren alle Menschen aus unseren Familien, aus unseren Do%rfern und Sta%dten. Sie siamm- ten aus unserem Lebensbereich. Sie haben es verdient, dasz man sich ihres Ge- schickes erinnert und daran denkt, weil sie genauso gerne wie wir alle weiter- gelebt ha%tten. Wir sollen uns daran erinnern, dasz jene Ma%nner, die auf Grund ihrer soldatischen Derpflichtung in den tzampf zogen und dabei ihr Leben hin- geben muszten, auch heute noch in unserem tzreis weilen wu%rden. Doch sie musz- ten hinaus, wie das Gesetz es befahl. Echte helden, die mit groszer Begeisierung ihr Leben fu%r eine Jdee oder ihr Dolk opferten, waren sicherlich zu allen Zeiten selten und man darf ihren Mut und ihren Einsatzwillen nicht geringscha%tzen. Aber noch viel mehr isi es unsere Derpflichtung, das Andenken an jene hochzuhaiten, die sehr wohl wuszten, dasz ihr Leben in Gefahr isi. Sie waren trotzdem bereit, hinauszugehen und fu%r ihre heimat und fu%r ihr Daterland zu ka%mpfen, im Bewusztsein, letztlich ihr Leben zu verlieren. Es isi tragisch, was sich in Osiasien abspielt. Flu%chtlingsschicksale sind immer und u%berall schrecklich. Aber trotzdem siehen uns die heimatvertriebenen unseres Dolkes mit ihren auf der Flucht Gesiorbenen und Erschlagenen na%her als jene anderer Do%lker und es isi unversia%ndlich, wie einerseits oftmals dle Dertriebcnen des eigenen Dolkes in Miszkredit gebracht werden und andererseits zur hilfe fu%r die Flu%chtlinge in aller Welt aufgerufen wird. Eine a%hnliche Doppelzu%ngigkeit isi auch fesizustellen, wenn es um das An- denken unserer gefallenen Soldaten geht. Man isi sehr wohl bereit, die Jugend unseres Staates zur Ableisiung eines Wehrdiensies zu zwingen, man spricht von Derteidigungsbereitschaft, Soldatenpflicht, aber gleichwohl will man das An- denken an jene, die ebenfalls ungefragt nur ihre vom Staat geforderte Pfiicht taten und dabei ihr Leben lassen muszten, schma%lern. Gebt eurcn Toten heim- recht, ihr Lebendigen! Die Tage des Totengedenkens sollen uns an die Toten erinnern, die fu%r unser Dolk gesiorben sind. Wir sind aufgerufen, alle jene, die nichts mehr davon wissen wollen, aufzukla%ren. Wir du%rfen nicht die 0pfer unserer Da%ter und Groszva%ter miszachten. Nur diejenigen Do%lker ko%nnen vor der Geschichte bestehen, die nicht sta%ndig mit ihrer eigenen Dergangenheit brechen, sondern sich mit dem Schicksal und den Taten ihrer Dorfahren auseinandersetzen. Nur dann ist es mo%9lich, die Gegen- wart zu meisiern und fu%r die Zukunft zu wirken. Weihnachten im Wandel Aie stillste Zeit im Jahr", als die noch tzarl heinrich Waggerl, der im Advent 1973 Dahingegangene, die vorweihnachtliche Zeit gesehen hat, isi sie la%ngst nicht mehr. Es war, genau genommen, auch zu seiner Zeit nur mehr eine "ideale Forderung", ein Wunschdenken, das freilich sehr viele teilen, die dennoch nicht ganz dem lauten Kummel von heute sieuern ko%nnen. Was immer wir unter "Weihnachten" zu empfinden vermo%gen: es sollte eine Zeit besinnlicher Einkehr und nicht der gottungewollten hektik sein. Wie weit aber kann sich der einzelne davon freimachen? Auf wie wenig Jnnigkeit wird diese Zeit herabgesetzt, die die einen angesichts des ku%rzesten Ta9es auf la%ngere, sonni9e, fruchtbare Tage hoffen la%szt, die den anderen den herrn in der tzrippe der Armut geschenkt hat! Auf jeden Fall handelt es sich um das Fesi der Liebe, aber die Liebe ist unter den Menschen rar geworden. Sie tra%gt siatt ihres natu%rlichen Antlitzes einer siillen, einer heiligen Nacht ein Make up, die Aufmachung einer kurzen Gescha%ftspause bei u%ppigem Essen und vielleicht in Erwartung eines kurzen Winterurlaubes im Weiszen. - Noch haben wir hier in Mitteleuropa verha%ltnisma%szig satte Zeiten, aber ein groszer Teil dieser u-bervo%lkerten, fehlgesteuerten Welt hungert. Jsi es ein Zufall, dasz wir gerade im Zweiten Weltkrieg, dessen Anfa%n9e nun vierzig Jahre- zuru%ckliegen, die zwar kargsien, doch auch die besinnlichsten Weihnachten feiern konnten, sofern wir nicht gerade in Brennpunkte des tzampfes geraten waren? Wie vorsorglich wurden aus dem wenigen, was die heimat hatte, damals Gabender Liebe der Feldposi anv ertraut! Man musz aber auch die Zehntausende von Posisa%cken gesehen haben, die nicht mehr nach Stalingrad hinein9eliefert werden konnten. Man denkt an die Lazarette von damals und die dort geu%bte Wehr- betreuung. , Zu den ersten tzriegsweihnachten ruhte weitgehend der tzampf. Polen war besiegt, geteilt und besetzt, im Wesien sianden beiderseits Soldaten auf Feld- wache oder in ihren Bunkern: Gewehr bei Fusz, aber doch nicht geladen: wer von den Do%lkern wollte schon den tzrieg? Er brach spa%ter dennoch mit voller Diucht aus. Am schlimmsien war es wohl zu Weihnachten 1944, als sich die Niederga%nge des kommenden Jahres schon am Frontverlauf deutlich abzeichneten. Damals kam in viele tzehlen kein Lied mehr, nur noch die hoffnung keimte in den herzen auf eine Wende, die dann ausgeblieben isi. Feiern wir Weihnachten doch nicht wie eine Pflichtu%bung, der sich niemand entziehen kann, feiern wir bei kleinen Gaben, aber mit den herzeni Da-s mit den Nemunerationen erworbene tzonsumgut musz nicht sa%mtlich unter dem Lichterbaum liegeni Sparen wi r in dieser Nacht wenigstens nicht an jenen Lichtern, die - zum Gedenken auch an unsere Toten auf die Friedho%fe und in die Fensier geho%ren! Denken wir an die Einsamen der tzrankheiten und des Alterns, die trotz aller allgemeinen Betreuung keine rechte Freude haben ko%nnen! Dergessen wir vor allem nicht auf jene, die in den tzerkern sitzen, auf die Schuldigen sowohl wie die Mitgerissenen einer unguten Entwicklung. Noch sitzen ferner ha%ftlinge aus dem Zweiten Weltkrieg hinter Gittern: in Frankreich, in Breda, in Gaeta, in Spandau. Wir haben in diesen Stunden nicht "Schuld" zu bedenken, sondern Menschlichkeit im Auge zu haben. Warum wird nicht endlich Walter Keder frei- gegeben? Er, der einarmige Kitterkreuztra%ger aus O%sterreich; er, der vor vielen Jahren ans tzrankenbett seiner lo%ngst versiorbenen Mutter Urlaub auf Ehrenwort nach O%sierreich bekommen hat und der aus diesem Urlaub korrekt wieder nach Jtalien zuru%ckgekehrt ist. Er wollte seine Freiheit nicht erschleichen. Warum darf Kudolf hesz, der 85ja%hrige Fliegerheld zweier Weltkriege, selbsi- ernannter Botschafter des Friedens, nicht endlich von Spandau in den Allga%u u%bersiedeln, um seine allerletzte Lebenszeit in Freiheit zu verbringen? Das eben ablaufende Jahr hat der groszen Welt arge Erschu%tterungen ge- bracht! Es isi nicht das h%rgsie eingetreten, doch die kleinen Ereignisse waren schlimm genug. Zur hoffnung besieht wenig Anlasz, wenn man die Namen der tzrisenherde ausspricht. Man mag u%ber das abgelo%sie System im Jrrin denken, wie man will: selbst eine 0rdnunq, die sich unter Begleiterscheinung der tzorruptheit vollzieht, ist besser als das Lhaos einer religio%s gelenkten Aufstands- bewegung, die den Derha%ltnissen des Mittelalters zustrebt. Ein Lichtblick, wenn auch unterschiedlich gedeutet, war wohl die Keise des polnischen Papsies in sein bolschewistisch gefu%hrtes heimatland. Dieser Besuch hat gezeigt, dasz es gegen- u%ber gelenkter Politideologie auch noch andere Werte gibt, die sogar von Massen besia%tigt werden. Man kann u%ber Johannes Paul II. und auch das Papsitum denken, wie man will: dieser mutige Mann hat sich zu Werten bekannt, die nicht dem Materialismus unterworfen sind: zur Freiheit, zum Glauben und zum Dolks- tum. Das sollte Schule machen! 0hne einen wie immer gearteten Glauben an ho%here Dinge und ohne die gla%ubige Sicht auf unser Dolk und auf unsere Geschichte wu%rden wir fru%her oder spa%ter wie andere die Beute des Nichts werden. Geschlecht im Advent --- so hiesz ein Buchtitel der Gertrud Fussenegger vor mehr als fu%nfzig Jahren. Sind wir alle nicht ein solches Geschlecht im Advent? Die a%uszeren Weihnachten mo%gen sich gewandelt haben mit uns und in der tragischen Geschichte unseres Jahrhunderts. Jnnerlich aber mu%szten wir das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" unserer tzindheit und unserer Ahnen jenseits allen protzigen Schmuckes so empfinden du%rfen wie einsi, als einen Anhauch des Ewigen in uns und als einen Antrieb zu jenem besseren Menschentum, das wir erhoffen mo%chten. humor ist, wenn man trotidem lacht... Achon hans Grimm sagt ouf den letzten Seiten seines tragischen Schicksalbuches "Dolk ohne Raum", dasz das Lachen fu%r die Deutschen der Zeit nach dem Ersien Weltkrieg etwas Seltenes geworden sei. Um so mehr gilt dies fu%r unsere Tage im letzten Diertel des Jahrhunderts. Dor der krampfhaften Lusiigkeit der Neujahrs- na%chte und der o%ffentlichen Lustbarkeitssia%tten wie etwa beim heurigen zu vor- geru%ckter Stunde isi uns weitgehend der humor vergangen. wo sind die Zeiten, da man u%ber Nesiroys Posse "Das haus der Tempera- mente" im Wiener Larl-Theater so herzlich lachen muszte, dasz es bis hinaus auf die Diatersirasze zu ho%ren war? Welcher tzranke lacht sich noch gesund an den unschuldigen heiterkeiten von Fritz Keuters "Stromtid"? Wo bleibt der humor? So musz man sich ha%ufig in unseren tzabaretts und bei den oft schrecklichen Fernseh- unterhaltungsreihen fragen. Jntelligent isi man ja noch, aber alles wirkt so geku%nsielt. Wie schwer es ist, die Menschen heute zu belusiigen, kann jeder be- sio%tigen, der fu%r einen heiteren Abend lusiige Derse oder sonsiige Teete sucht. Es fehlt eben an einer Dolksfro%hlichkeit, die aus dem herzen kommt, die humor, also Feuchtigkeit, in die Trockenheit unseres Alltags bra%chte. Situationskomik, wie ihn noch die Lo%wingerleute bringen, oder Bonhomie, wie sie heinz Lonrads seit Jahrzehnten unermu%dlich herbeizuschaffen sucht, sind nicht jedermanns Sache. Die Anspru%che wadlsen mit den Einku%nften, das herz und das Gemu%t wachsen nicht mit. Auch die Mainzer Fasinacht und der Dillacher tzarneval sind trotz ver- schiedener Anla%ufe zu neuen Gedanken la%ngsi nicht mehr, was sie waren. Fasching oder Fasnacht, tzarneval oder Mummenschanz --- lauter Begriffe aus der Dorelternzeit, da um diese Jahreszeit ein bescheidenes Alltagsleben zu jenem "Jur" fu%hren konnte, den sich auch der kleine Mann mit seiner Familie ..machen" durfte. Wir heutigen klu%geln nur und schauen zu, wo andere noch ta%tig mitmachen, um das Jhre beizutragen. Die heutige Feierabendwelt isi vor dem Fernsehschirm ersiarrt und passiv geworden. Die grosze Welt mit ihren Fu%rchterlichkeiten, die man fru%her in den Zeitungen allenfalls u%berlesen konnte, wird einem heute frei haus aufgedra%ngt und man wird entmutigt, wenn man angesichts der Gegenwart in die Zukunft blickt. Fru%her haben im haus gesungene Lieder oder frisch u%ber kleine Fehler hinweggewagte hausmusik auflockernd und befreiend gewirkt. Der Plattenspieler tut alles mit Perfektion, w!r aber bringen ihn nur in Gang. Die einsi von den Keligionen vorgeschriebenen Abbru%che der Fasienzeit hatten schon ihren ho%heren Sinn, den jeder tzurarzt besta%tigen wird. Entschlackung gibt es nicht nur fu%r die tzo%rper, sondern auch fu%r die Seelen. Dor dem Fasten aber wurde schnell noch einmal u%ppig geschmausi, man konnte die U%berkalorien ja wieder heruntertanzen. Dennoch sollte man auch heute bedacht sein, dann im Jnnern froh zu werden,wenn es die Stimmung drauszen in der Natur so verlangt, also die ha%uslichkeit und die Geselligkeit zu pflegen. Man kann doch, siatt mit Parties ein fu%r allemal im Jahr seine Freunde an einem gasilich u%berladenen Tisch zu versammeln, hintereinander im kleinen bei nettem Gespra%ch, einem guten Tropsen und einem Leckerbissen solche Freundschaften pflegen. Nur nicht gleich nach dem Plattenspieler greifen oder die Dorfu%hrwand fu%r sommerliche Diabeute aufspannen! Der Mensch lebt davon, dasz er die anderen auch in sich sucht und ihnen damit na%her kommt. Die tzrise, unsere Armut an humor, ist bereits gut bekannt. Es gibt schon Dereinigungen gegen den tierischen Ernsi, die sogar 0rden fu%r humoriges Wohl- verhalten beisiellen. Unsere Politiker etwa sind genau einteilbar in solche, die keinen Spasz versiehen und solche, die es sich leisien ko%nnen, auch einmal kra%ftig gefoppt zu werden. Am besten ko%nnen noch unsere groszen tzarikaturisten wie Jronimus den Lachnerv dadurch anregen, dasz sie die klug erspa%hten Schwach- siellen unserer Perso%nlichkeiten gemu%tlich ins Schwarze oder Kote treffen. Freilich gibt es auch Faschingswitzeleien, die na%herer U%berpru%fung nicht siandhalten. Unser Bundeskanzler Dr. tzre!sky, der sich auch international durch seine oft sehr vereinfachenden Stellungnahmen bekannt gemacht hat, gilt als humorig und karikaturensiolz. So wurde ihm in Mu%nchen aus9erechnet von seinem Gegner in der Farbenskala Franz Josef Strausz eine freisiaatlich bayerische Auszeichnung zuteil. Witzig zischten die Pfeile hin und her. Man konnte freilich nicht immer seine Freude daran haben. Dr. tzreisky, der gern im bayerischen Wo%rishofen kneipt, wurde gefragt, warum er so gern nach Bayern komme: "Ja, wissen Sie, da kann ich mich erholen, da bin ich nicht mehr in O%sterreich, aber auch noch nicht in Deutschland!". Man soll Faschingssentenzen nicht zu schwer nehmen, irgend etwas Zugespitztes musz man ja sagen! Aber, was wa%re Bayern, wenn es nicht auch in Deutschland la%ge, in jenem Deutschland, das heute so sehr um sein Selbsiversia%ndnis ringt . . .? 0 Narretei, es isi schwer, nicht tierisch ernsi zu bleiben! Dom Derfall unserer Sprache Air Deutsche haben eine ziemlich schwieiige, aber sehr scho%ne sprache. In einem Lerikon unserer Zeit isi hieru%ber zu lesen: "Sie isi nicht so pra%chtig wie die italienische, nicht so klar wie die franzo%sische und nicht so handlich wie die englische. Sie geho%rt aber zu den ausgebildetsten, scho%nsien aller Sprachen. Ge- waltig ist ihre Aussagekraft, vor allem in ihrem Wortreichtum und der Fa%hig- keit der freien Wortsiellung." Das Deutsche, siellt die Wissenschast fesi, hat einen Wortschatz von etwa 300.000 Wo%rtern, rund doppelt soviel wie das Jtalienische; das alles siellt an uns Deutsche beachtliche Anforderungen, die ernst genommen werden sollten. Wir haben es also nicht leicht mit unserer Sprache, auch wenn ihre Schwierig- keit zugleich die Wirkung hat, dasz wir Fremdsprachen leichter erlernen als Menschen manch anderer Do%lker. Sehen wir zuersi einmal von Su%dtirol ab und befassen wir uns mit der deutschen Sprache in unserer Zeit im allgemeinen. Jm zusammenha%ngenden Sprachraum Mitteleuropas sprechen etwa 100 Millionen Menschen diese Sprache, etwas mehr als die ha%lfte davon in der Bundesrepublik, weitere 17 Millionen in der sogenannten DDK, weitere Millionen in O%sierreich, der deutschen Schweil und Liechtensiein, im Elsasz und in Deutschlothringen sowie im Groszherzogtum Luremburg und in kleineren, anderen Staaten zugesallenen Gebieten, zu denen auch Su%dtirol za%hlt. Und es isi oft und an vielen Stellen ein rechtes Elend mit dieser Sprache oder --- da die Sprache selbsi kein eigenes Wesen darsiellt, son- dern eine Scho%pfung und ein Ausdrucksmittel des Menschen, ja sogar sein wichtigsies Ausdrucksmittel ist ---- es ist heute ein rechtes Elend mit den Men- schen, die diese deutsche Sprache sprechen und fu%r ihre Entwicklung maszgeblich sind. Diel mehr als die Menschen anderer Sprachen in der zivilisierten Welt, viel mehr zum Beispiel als die Jtaliener, hatten die Deutschen nicht immer in ihrer Geschichte, aber doch sehr ha%ufig, den Drang, die Schwa%che --- mo%chte ich es nennen --- ihre Kede mit Wo%rtern und Kedensarten aus anderen Sprachen, die gerade in Mode sind, zu durchsetzen und zu vermischen. Das Lateinische der alten Ko%mer war in Mittel- und Westeuropa immer- hin die Schriftsprache fu%r Wissenschaft und tzultur gewesen, als die deutschen Stammesmundarten noch keine Schriftsprache hatten. Als diese dann entsiand (beginnend um 765 n. Lhr. durch "unseren" Arbeo von Mais, den Bischof von Freising, der das ersie lateinisch-deutsche Wo%rterbuch anfertigen liesz), war nodl viele Jahrhunderte lang und besonders siark wieder um 1500 infolge des humanismus, des Wiedererwachens einer Begeisterung fu%r die klassische tzultur, diese deutsche Sprache begreiflicherweise von vielen lateinischen Wo%rtern durch- setzt, was zum Teil auch heute noch der Fall ist. Dann kam bis in unser Jahrhundert herauf die Modewelle des Franzo%si- Schen: den Kegierenden in Mitteleuropa und in ihrem tzielwasser allen, die feine Leute sein wollten, war die lururiose hofhaltung franzo%sischer tzo%nige samt deren Sprache ein nachahmenswertes Dorbild. Nach einem sprachlich selbsibewuszten Zwischenspiel, das vor 170 Jahren begann und vom Turnvater Jahn, der zum Beispiel die Wo%rter "turnen" und "Dolkstum" schuf, bis herauf zum Ende des Zweiten Weltkrieges reichte, ist jetzt mit dem Wechsel des politischen und wirtschaftlichen Schwergewichts das Englische, besonders das US-Englische, zur beherrschenden Sprache geworden Aus dem Badebassin wurde nun der "swimming pool", aus dem Pokal der "cup", und eine Mannschaft oder Werkgruppe kann heute im Deutschen fast nur mehr ein "team" sein. Diese Entwicklung ist vom Praktischen her auch deshalb recht unerfreulich, weil es sich ha%ufig um Wo%rter handelt, deren Aus- sprache anders isi, als sie im Deutschen zu sein ha%tte. Die Ausbreitung des Englischen in anderen tzultursprachen begann damit, dasz England die Meere beherrschte und deshalb seine Sprache zur Sprache der internationalen Schiffahrt wurde; als in unserem Jahrhundert dann die Luft fahrt entrtand, u%bernahm ohne u%berzeugenden Grund auch sie das Englische a!s gemeinsame Fachsprache im Luftverkehr. Als solche ist es unersetzlich ge- worden. Als vorherrschende Sprache auf dem Gebiet der Wissenschaft wurde das Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg vom Anglo-Amerikanischen u%berrundet und aus dem Feld geschlagen; der westliche (und oft auch der o%stiichel Wissen- schaftler musz es versiehen, wenn er zu den hauptwerken seines Fachs Zugang haben will. Nach einer Zeitungsmeldung ist es ku%rzlich so weit gekommen, dasz ein deutscher Wissenschaftler allen Ernstes vorgeschlagen hat, auch auf deutschen Fachtagungen das Amerikanische als Tagun9ssprache zu verwenden . . .; kein anderes tzulturvolk wu%rde uns das nachmachen! ln manchen Teilbereichen hat sich nun das An9lo-Amerikanische sogar der Sprache der Musik bema%chtigt; wenn fu%r eine "show" ein "son9" beno%tigt wird, dann ist sein Tert am besien englisch ... Unter den Sprachen der Do%lker hat das Amerikanische fu%r den unvoreingenommenen Zuho%rer nach meiner Meinung wohl die ha%szlichste Aussprache, die Musik nimmt das ohne Bedenken hin. Alle diese Schwergewichtsverschiebungen, die sich eigentlich auf beschra%nkte Dersonengruppen und bei weitein nicht auf die Gesamtheit der deutschsprechen- den Menschen beziehen, haben aber auch in der breiten O%ffentlichkeit ihre unver- kennbare Auswirkung. Ursache davon isi natu%rlich nicht die Sprache selbsi, sondern es sind dic Menschen, die diese Sprache sprechen, und unter ihnen vor allem sener be- schra%nkte tzreis, der mit seiner Sprache, meistens beruflich, die breite O%ffent!ich- keit --- oft sogar ta%glich und stu%ndlich --- bee!nfluszt: Personen von Zeitung, Funk und Derlagswesen, einschlieszlich der hersteller von Schallplatten, Ton- bo%ndern und tzassettenrekordern, Polit!ker, Werberedner usw. Es la%ge nahe anzunehmen, dasz die englische und US-Besatzung seit 1945 diese sprachliche Entartungswelle ins deutsche Land geschwemmt hat, aber die politische Bevormundung und die Besatzung allein wu%rde dafu%r nicht ausreichen, die Amerikanismen sind no%msich u%berallhin vorgedrungen, wo deutsch gespro- chen wird: sie sind auch in der deutschen Schweiz zu finden, die nie eine fremde 1zesatzung gehabt hat, wa%hrend in der DDK auf gewissen Sachgebieten zum Teil russische Dokabeln auftreten (und deutschen Ausdru%cken mitunter von oben her ein vera%nderter Sinn gegeben wird). Wer der Erscheinung etwas genauer auf den Grund geht, kommt ietzten ides zur Festsiellung, dasz ein solches Ausmasz von Sprachentartung doch mit inem deutlichen Derfall des Sprachbewusztseins im Dolk zusammenha%ngen usz. Und das Sprachbewusztsein ha%ngt sicher mit dem Bewusztsein, ein Deut- cher oder Deutschsprechender zu sein, das Deutsche als Sprache der Eltern und orfahren sein eigen zu nennen, zusammen: also mit einem Selbstbewusztsein olklicher Art, das jedoch durchaus nicht Stolz oder sogar U%berheblichkeit zu lin braucht. tzernursache des Sprachverfalls ist wohl der auf das schreckliche Ende des deiten Weltkrieges folgeno%e, fast totale Zusammenbruch des Selbstbewusztseins er Deutschen in allen vier damaligen Besaszungszonen des Keichsgebietes und uch O%sterreichs. Das soll nicht heiszen, dasz der durchschnittliche Bundesdeutsche von heute ein Selbsibewusztsein ha%tte, es ersireckt sich aber auf Bereiche der Wirtschaft und dergleichen und leider viel seltener auf Bereiche der eigensia%ndigen deut- schen tzultur. Dasz die zivilisierten Do%lker anderer Sprachen den Sprachverfall nicht an- na%hernd in diesem Ausmasz haben, ko%nnen wir om leichtesien bei den Jtalienern fesisiellen, in deren Sprache und Zeitungen sich wohl vereinzelt Amerikanismen finden, aber nie in groszer Menge: der Jtaliener hat die tzraft behalten, neue Ausdru%cke in seine Sprache und Sprechweise einzuschmelzen; so wie um 1500 aus den mitteleuropa%ischen Landsknechten auf ihren tzriegszu%gen im Su%den in italienischem Munde "lanzichenerchi" wurden, so wurde noch im vorigen Jahr- hundert bei uns nach der Meliorierung des Etschtalbodens aus dem fu%r die italienischen Zuwanderer schwer aussprechbaren Dorfnamen Bur9siall in ihrer Sprechweise die Bezeichnung "Posial", die Tolomei dann begierig aufgriff und zum amtlichen Ortsnamen erhob. Auch im Deutschen gab es fru%her in mehreren Zeitabschnitten diese sprach- liche Einschmelzungskraft, durch die zum Beispiel vor weit u%ber 1000 Jahren Derona zu Bern und Mediolanum zu Mailand, aber auch Tridentum zu Trient geworden ist. heute gibt es diese tzraft nicht; das musz nicht heiszen, dasz die deutsche Sprache ihre Selbsibehauptung fu%r alle Zeit eingebu%szt hat. Der Franzose, der England ra%umlich und geschichtlich am na%chsien sitzt, hat in den letzten Jahrzehnten trotz siarken sprachlichen Selbstbewusztseins die Mode englischer Wo%rter in wachsendem Masze zu u%bernehmen begonnen. Was aber geschah dann in Frankreich? Dor drei Jahren griff der Staat massiv ein und verbot durch Gesetz die Ausdru%cke des "franglais" (wie die Dermischung von francais und anglais spo%ttisch genannt wird) in allen amtlichen Schriftsiu%cken; in Presse und Funk, ja sogar in Sasriftsiu%cken des Wirtschaftslebens, wie handelsrechnungen, siellte er sie unter Geldsirafe. Wir Deutsche sind von einer solchen siaatlichen Zwangsmasznahme weit entfernt; bisher ist sogar die notwendige zeitgema%sze Dereinfachung der deut- schen Kechtschreibung getzten Endes daran gescheitert, dasz nicht ein Staat, son- dern mehrere Staaten zugleich (einschlieszlich DDK) sich darauf einigen und sie durchsetzen mu%szten. Der sprachliche Umschwung kann da nur vom kulturellen Selbsibewusztsein des einzelnen Sprachtra%gers kommen; wenn nach mehreren Jahrzehnten geisii- ger Fremdho%rigkeit dieses nun langsam entsiu%nde, besonders bei den Sprach- tra%gern der Massenmedien, der Politik und der Wirtschaft, natu%rlich auch der Schule, dann ga%be es eine greifbare hoffnung; dasz die deutsche Sprache mit neuer, eigener tzraft ihren Weiterweg nehmen ko%nnte und nicht mit immer neuen modischen und vermeintlich unersetzbaren und unu%bersetzbaren Anleihen beim Anglo-Amerikanischen, die unvera%ndert und in fremder Aussprache ins Deutsche u%bernommen werden: match, servire, marketing, leasin9, manager, know how, image, fan und viele viele andere; sie sprachgerecht anzupassen ---- wie das die anderen tzulturvo%lker tun ---, deutsche Ausdru%cke dafu%r zu finden und einzufu%hren, isi einfach eine Frage selbsibewuszter geisi!ger tzraft und ge- sunden Sprachgefu%hls. Diese Eigenschaften sind uns ofsensichtlich abhander gekommen und ihr neuerliches Entsiehen isi recht schwierig: Selbsibehauptung isi kulturell seit Jahrzehnten nicht mehr gefragt! Aber fasi jede Modewelle ver- ebbt einmal und macht anderen Stro%mungen Platz; die hoffnung fu%r die Wieder gesundung des deutschen Sprachgefu%hls kann und musz aufrecht bleiben! Osterspajiergang 1980 Ja wir alle werden in den fru%hen Apriltagen ein wenig hinausgehen und den o%sierlichen Lenz begru%szen! Erinnerungen werden wach an la%ngsi nich ihrer groszen Niederlage vor vierzig Jahren, wo man selbsi tags darau durch die Weichselauen gegangen und dort den polnischen Menschen begegne ist; an die 0siereier, die einem von ganz armen Kussenbauern zu Osiern 1941 mit dem altslawischen Osiergrusz gespendet wurden und an das ganz verzweifelte 0sierfesi von 1945, da man verha%ltnisma%szig unbehelligt durch eine Waldstellung an der kurla%ndischen 0siseeku%sie geschritten isi, wa%hrend die heimat unmittelbar vor dem letzten Eindringen der Sowjets und der Wesigegner siand. Jsi es noch o%sierlich in uns oder sehen wir nur mehr die freien Tage mit dem dazugeho%rigen Luftschnappen? Schon Goethes Fausi ist nur mehr seeliseh durch Golgatha gegangen, aber das war noch bewusztes Kingen um Gott und die Welt und der tzonflikt zwischen Glauben und Wissen. Umso befreiter dann Faustens Osierspaziergang an der Seite des kleinbu%rgerlichen Wagner, mit dem Aufjauchzen: hier bin ich Mensch, hier darf isi's sein. Was glauben denn wir Modernen noch wirklich und inbru%nsiig? Keden wir nicht vom konfessionell zu wertenden Glaubensverlusi, aber auch der isi maszgeblich beteiligt! Glauben wir noch fu%r Dolk, Nation, Ehre und Daterland an den Sieg des Guten und vor allem an Aufersiehung? Auch Faust war Skep- tiker, aber nicht Agnosiiker. Wir entwickeln uns zu beidem ohne diese Ent- wicklung zu wollen. Wir werden entwickelt. Was sollte uns mit Dertrauen an die Zukunft erfu%llen, wenn wir sechzig oder auch nur dreiszig Jahre zuru%ckblicken? Sicherlich: wir westlichen Menschen sind leidlich frei und sogar satter, als uns gut tut. Doch der Mensch lebt nicht vom Brot allein, noch dazu einer Nahrung, die vielen Bewohnern dieser alten Erde abgeht. Er braucht mehr Freiheit als nur die, nach Laorle oder auf die tzanarischen Jnseln reisen zu du%rfen. Der Mensch Mitteleuropas isi in ho%chsiem Grade beunruhigt von der Welt- lage. Es isi anzunehmen, dasz Marschall Tito, jener gefu%rchtete Alto%sterreicher an der Spitze der jugoslawischen Nationen, bis dorthin nicht mehr atmen wird. Ein harter Gegner und brutaler Partisanenfu%hrer, dennoch grosz fu%r die Seinen. Generaloberst Kendulic wollte ihn seinerzeit als kriegsfu%hrend anerkannt wissen. Also hat er ihn auch geachtet, aber auch wir werden ihm die Achtung, dasz er sich von den Sowjets nicht vereinnahmen liesz, nicht versagen ko%nnen. Was wird nach Tito, so fragen wir uns. Was geschieht weiterhin in Afghanisian? Welches Land kommt dann? Das schrecklichsie Trauma isi fu%r die freie Welt die Tatsache der Besetzung zweier Botschaften seit Monaten und Wochen durch nicht zu ba%ndigende tzra%fte: Teheran und Bogota. Es isi e!n unheimlicher Gedanke, nicht einmal die Bot- schafter sicher zu wissen, die seit den a%ltesien Zeiten den Schutz der ha%rtesien politischen Sysieme zu Nutz und Frommen aller genossen haben. Man mag Schuld und Ursachen suchen, wo man will: das isi Unheil fu%r die Menschheit, und man weisz nicht, ob hier die Osiernacht schon die Freiheit bedeuten kann. Wahlen siehen da und dort ins Land! Werden sie besia%tigen oder um- wa%lzen und so neue Unsicherheiten bringen? Wir Wiener waren wieder einmal zu demokratischer A%uszerung aufgerufen. Sind es wieder Fragen gewesen, bei deren Beantwortung das Dolk einfach u%berfordert isi? Statt nach klu%gsien U%ber- legungen mit Autorita%t zu entscheiden, liebt man es, dem Stimmbu%rger die Entscheidung zuzuspielen. So war es bei Zwentendorf, das viele Milliarden gekosiet hat und auch jetzt nur behutsam fu%r 1984 eingemottet wird, wa%hrend ringsum im o%silichen Ausland der Lomeconstaaten bis 1990 150 tzernkraft- werke besiehen, arbeiten und gewisz auch gefa%hrden werden! Soll dieses Wissen o%sterlich zuversichtlicher siimmen? Dennoch mu%ssen wir uns immer wieder zu neuem Glauben aufraffen und auch richtig hoffen wollen. Nehmen wir uns ein Beispiel an allen Geschlagenen und an unseren eigenen nationalen Tiefsia%nden, die dennoch immer wieder zur Tat und zu neuer Glaubensbereitschaft gefu%hrt haben. Jeder Lo%wenzahn, der in voller Pracht aus asphaltigen Gehsieiglu%cken sprieszt, jede Blume, die in herr- licher Gottespracht zwischen lieblos weggeworfenen Abfa%llen in der Natur erblu%ht, mu%szte unsere Zuversicht an das Bessere in uns sia%rken. Wir mu%ssen freilich auch selbst etwas tun wollen, das nicht nur uns nu%tzt, sondern der Allgemeinheit dient. Setzen wir handlungen, die wir vielleicht nicht tun mu%szten: die ta%gliche gute Tat der Pfadsinder, das unermu%dliche Keinigen der wilden Abfallsia%tten durch Naturschu%tzer. Tun wir bisweilen ta%tige Busze fu%r die an- deren, die "nicht wissen, was sie tun", wie es der Erlo%ser in groszer Weise getan hat. Dielleicht gibt es genug Dinge, die auch wir Gerechten gar nicht so zu recht tun oder unterlassen, was genau so schlimm isi. Wer in dieser 0sierzeit verzweifelt oder resigniert, ra%umt nur den Bru- talen und den biologisch Unbeku%mmerten einen neuen Platz ein: das tzaninchen, das der Schlange hilflos entgegensiarrt siatt ihr rechtzeitig davonzulaufen. Die Rettung hat nur verdient, wer auch selbsi mit den Seinen gerettet sein mo%chte. An Kuinen und Gra%bern dennoch zu hoffen und zu lieben, das ho%here unermu%d- lich zu suchen, obwohl man es uns teuflisch verfremdend versiellt; an Auf- ersiehung im kleinen und im groszen zu glauben allen Entta%uschungen zum Trotz, das isi die Losung fu%r den 0sierspaziergang 1980, vier Jahre vor dem viel- berufenen, aber doch nur fiktiven Termin "1984". Der unbekannte grosze Bru- der, die unbekannten groszen "Bru%der", du%rfen nicht den Triumph u%ber uns alle davontragen! Wir anderen sind immer noch die Mehrzahl, wir mu%ssen unentwegt trachten, auch die weltbewegende Mehrheit zu werden! Ein Iahrhundert hulturorbeit in O%sterreidh Aie o%sierreichische Landsmannschaft feiert in diesen Wochen ein groszes fest: groszen Dorga%ngervereinigung, am 13. Mai 1880. Es isi eine schicksalshast erfreuliche Fu%gung, dasz wir die Geschichte dieser Gru%ndung nicht nur in Worten und !n den Bildern einer groszen Aussiellung vor Augen haben werden: wir ziehen gerade in diesem Monat auch in das alte Schulvereinsgeba%ude in der Fuhrmannsgasse im achten Wiener Gemeindebezirk um, nachdem uns eine tzu%n- digung unsere bisherigen Ka%ume in der Lindengasse genommen hat. hundert Jahre sind eine bedeutende Strecke in der Geschichte unseres Dol- kes. Man schrieb damals etwa zehn Jahre nach dem deutsch-franzo%sischen tzrieg von 1870. Die Wunde der Schlacht von tzo%niggra%tz war nach fu%nfzehn Jahren nur a%uszerlich vernarbt. Jm Wilhelminischen Deutschland fu%hrte Bismarck den Staat unter einem sehr alten Monarchen und in O%sierreich-Ungarn hielt tzaiser Franz Joseph schon u%ber dreiszig Jahre lang die Zu%gel seines Dielvo%lkersiaates in der hand, hundert Jahre nach dem Tode der groszen mu%tterlichen Monarchin Maria Theresia, und mitten in einem Frieden, der noch u%ber ein Menschenalter vorhalten sollte. Jm Jnneren aber ga%rte so manches. Die Ungarn hatten sich drei- zehn Jahre zuvor einen Dualismus erka%mpft, der im hinblick auf die anderen Do%lker mehr als bedenklich war. Die Slawen des Staates, vor allem die Tschechen, waren seit dem Pan- slawischen tzongresz von 1848 in Prag auf allma%hliche Lostrennung bedacht. Die Deutschen der Monarchie fu%hrten zwar durch ihr siaatspolitisches Gesamt- gewicht, waren aber la%ngsi in die Defensive, gedra%ngt. Tschechische Dolkstums- vereine aller Art mit Angrifsstendenzen besianden, la%ngsi ehe man sich vor hundert Jahren zur Gru%ndung auch eines Deutschen Schulvereins aufgerafst hat. Trotz aller forschen Wortparolen, die sich in Worten und Liedern der damaligen Zeit niedergeschlagen haben mo%gen, war dieser niemals ein Derein gegen die anderen, sondern ein Derein fu%r die Pflege des besonders an den Grenzen gefa-hrdeten Deutschtums. Dor allem aber siand der Deutsche Schul- verein weit u%ber den Parteien und religio%sen Bekenntnissen. Erhaltet den deutschen Siedlungsraum in Mitteleuropa und schafst deutsche Schulen! Das war damals eine echte Notforderung und keineswegs eine u%ber- mu%tige Losung. So musz man die Ta%tigkeit dieses damals auf sehr breiter nationaler Grundlage siehenden tzulturvereines sehen, von dessen Ta%tigkeit noch heute zahllose Geba%ude zeugen. Man versieht in einer modernen Zeit, da man tzinder mit Schulbussen von den Einschichtsiedlungen in die Niederungen zu oft pra%chtigen Schulgeba%uden holt, nicht mehr, wie wichtig gerade damals Dorfschulen im volksmo%szig bedrohten Grenzland, wie bedeutend aber auch wirtschaftliche Masznahmen waren, die diese "Grenze" ersi befesiigt haben. Wir wollten, man sa%he heute das Wort Grenze so ehrlich und umsichtig, wie man es damals als wirksam erkannt hat. Nur wo Land an der Grenze von kinderreichen Familien bewohnt und bearbeitet wird, wo Schulen und Werksia%tten diesen Menschen die Doraus- setzung fu%r die Zukunft bieten, wird es auf die Dauer auch friedensma%szig gesichert sein und keinen Leerraum darsiellen, der fremde tzra%fte anzieht. So musz man den groszartigen Spendenaufruf des o%sierreichischen Dichters aus der Steiermark Peter Kosegger zu Beqinn dieses Jahrhunderts versiehen, der im ganzen Dolk beifa%llig aufgenommen worden isi und der Fru%chte getragen hat, die ganz ausschlieszlich einer friedlichen Entwicklung gedient haben. Dieses ganze Jahrhundert, auf das wir zuru%ckblicken, entha%lt auch den Ersien und den Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa, also im herzen des deut- schen Siedlungsgebietes, das dieses 0pfer auf sich nehmen muszte. Nur von diesen Ereignissen her kann man ermessen, wie gleich noch immer der Auftrag und wie anders die Forderungen an uns alle geworden sind, zu deichen, um nicht auch hier weichen zu mu%ssen. Die Schulen baut heute die o%ffentliche hand. Was diese nicht oder in viel zu geringem Masze leisiet, isi die moralische Der- teidigung dieser Dolkstums- und Sozialgrenzen! Mit den Erkenntnissen und Mo%glichkeiten von heute mu%ssen wir auch den Erfordernissen von heute gerecht werden. Auch ietzt bedroht unsere Arbcit niemanden von den anderen, von den Nachbarn und von den Mitbu%rgern. Wir wollen nur haben, und ko%nnen dies am besten an unserem no%rdlichen Grenzraum glaubhaft machen, dasz diese iand- schaftlich so scho%nen und fruchtbaren Gebiete nicht den Giauben an ihre Zukunft und ihre Lebensfa%higkeit verlieren. Don dem Sog der Groszsiadt wie von dem bo%sen Woif zu predigen, genu%gt in keinec Weise. Wir mu%ssen unserem Grenz- land genau so, wie es vor hundert Jahren unsere Groszva%ter getan haben,deutlich bewuszt machen, das z es in seszner biologiichen, volkhaften Aufgabe nicht auf sich selbst gesiellt isi, sondern von uns jene hilfen aller Art erha%it, die ihm sein Leben nicht nur erleichtern, sondern es ihm auch als Aufgabe und Schicksal zeigen. So geschah tzulturarbeit in diesem vollen Jahrhundert seit 1880 und so wird sie auch in Gegenwart und Zukunft zu verstehen sein. Die Gretchenfrage nach der Nation Das unschusdige Gretchen wollte oon seinem Dr. faust wissen, wie er es mit der Keligion halte. Jn unserer Zeit scheint eher der Begrifs der Nation zum Pru%fungswort geworden zu sein. Aber nicht die Gretchen aller haarfarben fragen danach, sondern iene tzra%fte, die schon seit mehr als dreiszig Jahren an einer Bekenntnisspaltung der o%ffentlichen Meinung interessiert sind. Soviel der Erste Weltkrieg und sein Ausgang in Mitteleuropa zersio%rt haben mo%gen und wie sehr der Nationalismus der anderen Triumphe davonzutragen schien: die Einheit der deutschen Nation war ungebrcchen und durch nichts in Frage gesiellt. Anders ist es heute: der Dammbruch von 1945 hat nicht nur ein groszes Keich in Stu%cke gerissen, er hat die Deutschen und mit ihnen die asierreicher weitgehend ihres Selbsiversta%ndnisses aus den Wurzeln beraubt. Man sirebte der deutschen tzonkursmasse nicht nur materiell zu entrinnen: auch seelenlos lieszen sich viele machen, sobald ersi die erste Sa%ttigung im Kahmen des Wirt- schaftswunders erreicht war. So geschah es u%berall im westlichen Bereich. Und im Osien wird gar eine sozialisiische Nation angestrebt, weil man weisz, dasz man das Deutschtum auch in der DDK nicht ausrotten kann. Noch 1956 ergab eine jener seit eh und je fraglichen MeinungsumfragenO allein fu%r ~O%ierreich eine absolute Mehrheit fu%r ein Bekentnis zur deutschen Gesamtnation. Damals wurde von den anderen, die ihr Heil in einer nicht mehr deutsch zu verstehenden o%sierreichischen Staatsnation erb!ickten, noch lebhaft geka%mpft. heute schlummert man bereits bei der Bewa%ltigung dieser Frage in einer Welt der Gleichgu%ltigkeit dahin. Wir haben doch zur ganz anders zu er- kla%renden Nationalbank und zur Nationalbibliothek eine Nationalmannschaft und eine Nationalhymne bekommen, in der das Wort deutsch gar nicht mehr vorkommt; auch siatt des einst so unbequemen "Tages der Fahne" gibt es heute --- gesetzlich verankert! --- einen Nationalfeiertag, und auch der Bundespra%sident hat ihn so benannt, obwohl er sich bewuszt sein muszte, damit noch immer gegen die Meinung eines groszen Bevo%lkerungsteiles zu reden, die die O%sterreicher nicht fu%r eine eigensia%ndige Nation halten. Wir lieben O%sierreich genau so wie die anderen, aber ein Nationsbegrifs wie der unsere isi hisiorisch gewachsen. Unsere Gegner wissen dies auch ganz genau, sie brauchen nur an die tzro%nungsinsignien des heiligen Ko%mischen Reiches deutscher Nation in unserer hofburg, an das gru%ndungsma%szig Deutsche Dolks- theater und an die Dokumente vielerlei Art zu denken. Sie verlangen dennoch von uns, den althergebrachten Nationsbegriff endlich aufzugeben und uns den auf Staatsnamen ausgerichteten modernen, angelsa%chsisch-romanischen Nations- begriff zu eigen zu machen. Bei unseren vielen Gespaltenheiten ga%be es ja die Mo%glichkeit, und dazii raten sogar vo%llig lautere, einsichtsvolle Leute, ku%nftig freiwillig auf diese Polarita%t zwischen Dolks- und tzulturnation und Staatsnation einzugehen. Die Gegner wa%ren angeblich damit ebenso entwaffnet, wie sich o%as verfallende Alt- rom mit einem formalen Bekenntnis der Fru%hchrisien zur ro%mischen Staats- religion begnu%gt ha%tte, siatt Lhrisienverfolgungen anzurichten. ,.Schwo%r' ma halt a biszerl!-- Das war schon einmal eine Devise, aber dieses Schwo%ren sollte man nicht leichtfertig nehmen. Der Staat kann solche Eide fordern fu%r seine hoheitlichen Bereiche, das Nationalbekenntnis geho%rt ke!neswegs dazu. Damit allein wird aber die immer wieder an uns gerichtete Gretchenfrage nach dem positiven Bekenntnis zum Staat nicht beantwortet. Wir haben doch auch nvch Ku%cksichten zu nehmen aus unsere Geschichte, aus der wir bei allem erlebten Unheil nicht aussieigen wollen. Wir mu%ssen hier auch an die vielberufenen kleinen nationalen Minderheiten denken, die ein Kecht auf ihr Slowenen-, tzroaten- oder Madjarentum haben, das ihnen mit dem formalen Bekenntnis zur o%sierreichischen Staatsnation ein- fach zugedeckt wu%rde. Wer will das schon? Nur keine Ma%rtyrer schaffen! Wir sind es selbsi seit sechzig Jahren oft genug in der einen oder anderen Form gewesen.Bei welcher Gro%szenordnung kann eigentlich schon eine Nation beginnen? Rei der Gro%sze Liechtensieins, das ja auch schon das Wort deutseh aus seiner hymne geti!gt hat? 0der beim La%ndle Dorarlberg, das nicht von bajuwarischen, sondern alemannischen O%sierreichern bewohnt wird? Bei Andorra und San Marino? 0der wie wa%re es mit dem Datikansiaat? Eine chrisiliche Nation wa%re doch auch ganz hu%bsch! Noch eines: wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg auszer unserer eigen- siaatlichen haut wenigsiens noch das Kecht zugebilligt bekommen, als Schutz- macht fu%r die deutschen Su%dtiroler aufzutreten. Diese braven Su%dtiroler haben durch den Gewaltanschlusz an das Jtalien von 1918 niemals einer o%sierreichi- schen Nation angeho%ren ko%nnen, schon deswegen nicht, weil das alte kaiser!iche O%sterreich ein Nationalita%tenstaat war, auf den nur offenkundiger Wahnwitz den modernen etatisiischen Nat!onsbegriff ha%tte anwenden ko%nnen. Oder will man den Su%dtirolern unbedingt nur deshalb die italienische Nationalita%t auf- dra%ngen, weil sie diesem Staat angeho%ren mu%ssen? Bei unserem nationalen Denken im letzten Diertel dieses unheilvollen Jahr- hunderts soll nicht leichtfertig an Grenzpfa%hlen gewackelt werden. Es 9ibt genug andere, die Ursache dazu ha%tten und es auch nicht tun ko%nnen. Weder von der Bundesrepublik Deutschland noch von der Kepublik O%sterreich gehen auch nur die geringsten Jmpulse in dieser Kichtung aus. Wie wenig diese Grenze schwierig ist, sieht man allein an der beschleunigten Durchfahrt auf dem Walserberg bei Salzburg. Auf dem Weg nach dem Europa von morgen sind aber nicht nur Zoll- schranken abzubauen, sondern gewisz auch kleinkarierte Nationaiismen unter- schiedlicher Art. Wir haben aber alle miteinander als historisch gewachsene Nationen in dieses Zukunftsland einer ersirebten Dritten Welt ein groszes Erbe einzubringen, das in tausend und mehr Jahren der erlebten tzulturverbunden- heit gewachsen ist. So sagen wir bei allem Ja zum Staat O%sterreich ein deutliches Nein zu den Ausfu%hrungen Dr. Kupert Gmosers (im Aprilheft 1980 der Gewerkschaftsbund- Jllusirierten "Solidarita%t'-) mit all ihren klugen Argumenten. Eine moderne Meinungsumfrage habe ergeben, dasz 68 Prozent der O%sterreicher sich als eine eigensia%ndige Nation fu%hlten. Wir wissen zwar nicht, wie man zu solchen Er- gebnissen kommt, denn die meisien von uns ..frogt jo kaner", aber dann sind wir eben bei den u%brigen 32 Prozent, die auch noch eine respektheischend Minderheit sind. Wir berufen uns aber nicht auf den Staat, sondern auf das Dolk, auf die Sprache, auf die tzultur und auf die Geschichte. Und vor allem derzeit auch aus das so saubere Erinnerungswerk ..Die Gezeiten meines Lebens--, des Linzer Altsozialdemokraten Dr. Ernsi tzoref, geboren 1891, der auf Seite 513 mit ru%hmenswerter Deutlichkeit bekennt: ..Jch sage es, trotz nieiner rassischen Derteufelung durch hitler und seine besessenen tzumpane, ohne Dorbehalt und Einschro%nkung: ich fu%hle mich deutsch, was meinem uneingeschra%nkten Bekennt- nis zu O%sterreich keinen Abbruch tut. Professor tzoref, Altbu%rgermeister von Linz, ist eben noch Bekenner" in einer Zeit, da die Anpasser unter uns sind. Unter dem mancherlei Guten, das uns der Westen geschenkt hat, ist der neue Nationsbegrifs eher eine bedaueriiche Gabe, nicht weit weg vom tzaugummi, der allerorten herumklebt. Mir sollten dennoch in einer Zeit, da man das Wort ..deutsch'- so absichtsvoll meidet, viei- leicht mehr vom Dolk als von der Nation reden, die durch den Begriff natio- nalismus da und dort abgewertet erscheint. Wenn abed schon ein Bekenntnis von uns verlangt wird. Nationalita%t: deutsch . . . Staatszugeho%rigkeit: o%ster- ceichisch. Wir werden uns doch von Professor tzoref nicht bescha%men lassen! Gedanken jur Sommersjeit Aine volkspolitische Monatsschrift wa%re u%berfordert, verlangte man von ihr ein sta%ndiges kritisches Eingehen auf Tagesereignisse. Aber auch die gro%szeren Bewegungen, die zu einer Stellungnahme herausfordern mu%ssen, ko%n- nen nicht viel mehr als Denkansio%sze dazu bieten, den oft greulichen welt- und parteipolitischen Alltag von einer ho%heren Warte her und aus einer gesunden Gesamtschau zu bewa%ltigen. Die Politiker machen ebenso Ferien wie die Lehrer und Schu%ler. Dor allem aber sirebt der ta%tige oder bereits vom Alter gezeichnete Mensch danach, irgendwo auszuruhen und seine gewohnte Umwelt in der Gesialt des viel- berufenen "Tapetenwechsels" unbeschwert zuru%ckzulassen. Jung und alt dra%ngt es in die Natur. Man we!tet sein Weltbild in Keisen gro%szerer oder kleinerer Art oder man la%szt seine Seele im Sommerwind baumeln. Selbst Kegentage nimmt man in tzauf, wenn sie nicht allzu zahlreich sind und die Pla%ne der Erholungsuchenden sio%ren. Man erinnert sich der tzindheit und Jugend und alles zei9t sich in einem Bilde der Derkla%rung. Man u%bersieht, dasz sich damals noch gar nicht so viele Menschen einen Urlaub leisten konnten und dasz der Sommerfrischenkomfort ebenso bescheiden war wie die Auswahl der Erholungsziele. Jn zweien dieser so ersehnten Erholungssommer sind sogar Weltkriege ausgebrochen und haben die Menschen zutiefsi in ihrem Ferienfrieden getroffen. Der Mensch hat eben mit seinen Zeitsorgen auch Urlaub zu machen gelernt. Und wie scho%n waren gerade die Urlaube zur Soldatenzeit, wenn sie, selten genug, in die scho%nere Jahreszeit fielen! Nach Jahren und sogor Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufsiieges gehen wir wieder mit Sorgen in die Urlaube und nur die Ferien der Schu%ler sind davon noch weniger beru%hrt. Die schleichende Geldentwertung, die Sorge u den Treibstoff fu%r die Fahrzeuge, der tzummer um die Derschmutzung der Natur und die Derschandelung der Landschaft kommen fu%r all jene hinzu, die nicht den tzopf einsach in den Sand siecken wollen. Dank der Massenmedien wird man auch im Urlaub u%ber die politischen Brandherde weiterunterrichtet, man lernt schwarz sehen, wo man lieber hoffen mo%chte. Es ist allerdings auch richtig und wichtig, ohne falsche Erwartungen in die Zukunft zu schauen und sich weltanschaulich auf jene Niederga%nge einzu- siellen, die nun einmal nicht abgestritten werden ko%nnen. Der Mensch vertechnisiert und verakademisiert in unseren Breiten und La%ngen und er verliert die Natur und das handgriffliche allma%hlich aus seinem Erlebnisvermo%gen. Er hat auch die Dinge, die nicht der Technik anheimfallen sollten, wie den Umgang mit dem Gesa%hrten, der Technik und den "Errungen- schaften" der Wissenschaft u%berantwortet und er wundert sich noch, dasz aus Unnatu%rlichkeit nichts Natu%rliches, nichts Scho%pferisches, hervorgehen kann. Wenn auf das Gescho%pf und auf Lebensbehauptung im kleinen wie im groszen verzichtet wird, dann werden eben die gesu%nderen Do%lker das Kennen der Zukunft bestreiten. Der smoggeplagte Groszsia%dter in den Zivilisationsla%ndern hat aus dem letzten Weltkrieg und den Bombenna%chten eine grosze Lehre gezogen. Er flieht fu%r Freizeit und Urlaub aus der Groszsiadt an o%ie Stadtra%nder und in deren Gru%n. Er kann es auch leichter tun, weil er motorisiert ist und derzeit immer noch soviel verdient, um motorisiert ble!ben zu ko%nnen. Nicht die Zweitwohnung soll beansiandet sein, denn sie ist bereits eine Ku%ckkehr zur Natur und zur kurzfrisiigen Erholung vom "Stresz", wohl aber die Derhu%ttelung der Land- schaft und die oft ungemein naturwidrige Derbauung durch sogenannte Apparte- mentha%user und teilweise seelen- und charakterlose hochha%user in einer Welt, wo sie aus gar keinen Fall hingeho%ren. Der Mensch verliert von Generation zu Generation seine Paradiese und schafft sich neue, von denen er Besia%ndigkeit erhofft. Doch wie das Wachstum der Wirtschaft seine Grenzen hat, so wird auch das Wachstuin der Betonklo%te seine Begrenzung finden mu%ssen, wenn nicht auch der Landmensch uersia%dtem soli. Man musz sich nur an idyllische Orte wie etwa Saalbach vor vierzig Jahren erinnern und dazu das heute in Dergleich setzen. Auch wenn Erholungsorte zwei "Saisonen" bieten ko%nnen: eine Landschast besieht durch das ganze Jahr hindurch. Wolkenkratzersia%dte wie die an der no%rdlichen Adria, die nur in den heiszen Sommermonaten ein reges Leben zeigen und jahru%ber "mit Brettern verschlagen" werden, sind auch dann ein Unding, wenn sie ausnahmsweise einmal als Zufluchtsia%tten fu%r Erdbebengescha%digte Derwendung gefunden haben. Das Unbehagen in der Natur soll der Mensch nicht verdra%ngen, sondern er soll lernen, es zu vermeiden. Fru%her wurde schon in der einfachen Schule jener Anteil der Allgemeinerziehung besiritten, die dem jungen Menschen klar macht, wieviel er selbsi tun und wieviel er dazu unterlassen kann, dasz seine Umwelt gesio%rt und verschmutzt isi. Noch sehen wir den Unterschied zwischen einem deutschen Autobahnrasiplatz und einem in su%dlichen La%ndern. Man la%szt sich dort gehen, weil man glaubt, das Dernunftverhalten des einzelnen sei an- gesichts der Masse, die es anders ha%lt, sinnlos. Jm Naturschutz und in der o%kologischen Erkenntnis isi mit verbaler Gesundbeterei und Sektierertum nichts zu machen. Der einzelne musz Dorbild sein und die weniger einfu%hlsame Masse soll sich wenigsiens veranlaszt sehen, diesen ta%tigen Dorbildern zu folgen. Der Dank kann nicht ausbleiben, man erwartet ihn heute nur zu fru%h. So ernsi aber die Miszsia%nde auf dem Gebiet des Lebensschutzes da und dort sein mo%gen, es besieht keine Ursache zum Derzweifeln. Die Sonne leuchtet uns allen, und unsere Wa%lder und Berge sind fasi noch immer so scho%n wie in o%er sogenannten guten alten Zeit. Man musz nur aus den herden immer wieder ausbrechen und sich der eigenen tzra%fte besinnen, wo der Dersucher die u%ber- sieigerten tzra%fte der Technik anbietet und dadurch eine Derku%mmerung erreicht, die nicht naturgewollt sein kann. 0b das Segel der Erholungsreise nun im sonnigen Su%den gesetzt ist oder ob es auf einem Weitwanderweg von ho%henzug zu ho%henzug, von hu%tte zu hu%tte geht, ob man sein Weltbild in einer Keise zu den anderen, zu den Fremden, weitet, oder ob man gar zu Taucherfreuden aufbricht: wichtig bleibt, dasz der Mensch in der Natur etwas ihm Anvertrautes erkennt im kleinen wie im groszen. Dann wird auch der Schritt vom einzelnen und seinen Kechten zu der Allgemeinheit mit ihren Pflichten u%berbru%ckbar sein, dann werden hohe, heute gefa%hrdete Begriffe wie Familie und Dolk auch wieder ihren Kang erhalten. Olympischer Betrug an den Do%lkern Es soll hier nicht wiederholt werden, was fu%r oder gegen die Moskauer Spiel ieses Sommers gesagt worden isi. Weit mehr musz uns bewegen, wie man auch in diesem Fall die geschichtliche Wahrheit o%fsentlich unterdru%ckt hat. Die meisien Urteile sind gefa%llt worden, um heutigen Parteimeinungen und gegen- wartspolitischen Zielen scheinbar bed!ngungslose Geltung zu verschafsen. Dafu%r gibt es drei Hauptgru%nde: fahrla%ssige Dergeszlichkeit, vorsa%tzliches Totschweigen und bo%swillige Lu%ge. Dergessen ist der Ursprung der .,0lumpiaden" im alten Griechenland. Da- mals waien Sippen, Stamme und Sta%dte noch kultisch gebundene Glaubens- gemeinschaften, eine nationale Dielheit, keine bloszen Gesellschaftsformen. Auch sie hatten ihre Gegensa%tze und tzriege, doch die sollten fu%r die Zeit des osympi- schen Festes ganz zuru%cktreten, um das Gemeinsame u%ber alles Trennende zu rse!len. Fu%r sie war der Friede nicht das a%uszere Ziel, sondern d!e innere Doraus- setzung, um u%berzeitl!che, sittlich-religio%se Bindungen erleben und verwirklidlen zu ko%nnen: nicht nur durch sportliche, sondern auch durch ku%nsilerische Leistungen. Wer in 0lympia siegte, verko%rperte als held, als Heros, das Go%ttliche in Menschengestalt. Sein Denkmal wurde nicht nur von der Gemeinschaft verehrt, der er entstammte. Und die olympische Jdee heute? Sie isi ein Derrat am abendla%ndischen Geist. Nur wenn u%ber den Menschen und Do%lkern siehende Werte und Derpflichtungen allgemein anerkannt sind, kann eine Jdee leben. Fehlen solche Werte, dann wer- den Frieden und Do%lkerverso%hnung zum Selbsizweck, wohl ersirebenswert, aber beliebig ousgelegt, wie jeder sie zum eigenen Dorteil versiehen will, um Erfolge zu haben. Der Spitzensportler siegt und sammelt Medaillen als Staatsangeho%ri- ger, kaum als Deitreter seiner Dolks- und tzulturgemeinschaft. So siegt ini internationalen Wettbewerb ein Esie als Sowjetrusse, ein Su%dtiroler a!s Jtaliener, abha%ngig von den Funktiona%ren und der Sportindustrie seines Gesellschafts sYytems. Trotz allgemein festgelegter Spie!regeln und trotz der Mo%glichkeit mensch- licher Begegnung, wenn sie von der Staatssu%hrung u%berhaupt gestattet wird, macht der Sport noch keinen Frieden, wirkt nicht vo%lkerverbindend, wenn der gemeinsame Geisi fehlt, wie er sich in ku%nstlerischen Beitra%gen am deutiichsten ausspricht. 1936 erhielt die finnische Dichterin Maila Talvio in Berlin noch den musischen 0lympiapreis fu%r ihren helsinki-Koman "Die Tochter der 0sisee--. Wer weisz das heute, will es wissen? Es ist vergessen. Derschwiegen wird meisi vorsa%tzlich, dasz Sport und Politik niemals grund- s.a%tz!lch zu trennen waren. Besonders durch den olympischen Gedanken sollten sie ja ersi zusommengefu%hit werden, internaticnale Spannungen entscho%rfen helfen. Wettbewerbe als Selbsizweck ko%nnen dies nicht. Die Fragen des Boy- kotts und des Ausschlusses von Olympischen Spielen haben sich nicht erst 1979 nach der sowietischen Besetzung Afghanisians gesiellt. Nach dem Zweiten Weit- krieg wurden schon 1948 Deutschland und Japan von den Spieien ausgeschlossen. Die Gru%nde dafu%r waren ausschlieszlich politischer und nicht sportlicher Art. Seit- her gibt es eine iange Liste von Aussperrungen und Derzichten auf die Tei!nahme an Weltmeisierschaften und 0lympiaden, alle durch Machtpolitik bedingt. Ent- schieden haben siets die herrschaftsanspru%che der Staaten, nicht die Kechts- anspru%che unterdru%ckter Do%lker und Dolksgruppen auf Selbstbestimmung und freie Entfaltung ihrer tzultur. Gelogen isi es, die Moskauer Spiele 1980 mit denen von Berlin 1936 auf die gleiche Stufe zu siellen und sie einfach als Ta%uschungsmano%ver zur Tarnung diktatorischer Welteroberungszieie zu bezeichnen. Die damaligen machtpolitischen Deiho%ltnisse sind mit den gegenwo%rtigen gar nicht zu vergleichen. Die Keichs- regierung hat vor und wa%hrend der .,0lympiade" weder ein Land besetzt noch einen tzrieg gefu%hrt. Sie brauchte auch nicht ihre Bevo%lkerung vor den aus- la%ndischen Teilnehmern und Go%sten abzuschirmen. Dasz diese nur einer Selbst- ta%uschung unterlagen, als sie hojften, Zeugen eines Friedensfesies zu sein, isi ebenfalls nicht wahr. Die allgemeine Begeisterung war keineswegs unbegru%ndet, denn bei fu%hrenden Politikern der S!egerma%chte des Ersten Weltkrieges hatte sich die Einsicht durchzusetzen begonnen,dasz das durch die Friedensdiktate vonder- sailles, St. Germain und Trianon erzwungene europa%ische Unrechtssysiem sich auf bie Dauer nicht halten liesz, sondern das international verku%ndete Selbsi- besiimmungsrecht der Do%lker auch den Besiegten zugesianden werden muszte. Um dieses Freiheitsrecht ging es schon damals. Wer das heute leugnet, iu%gt und wird mit seinen Gegenwartsforderungen, die Menschenrechte durchzusetzen, unglaubwu%rdig. Wahre "0lympiaden-- kann es nur geben, wenn sie oon der tzulturgemein schaft der Do%lker gefeiert und nicht allein von der jeweiligen Staatsmacht und Parteilichkeit organisiert werden. Ersi in fre!er Selbsientfaltung ko%nnen wie schon Adalbert Stifter gewu%nscht hat, Do%lker wirklich Do%lker sein. Der 10. Oktober 1980 Rarnen ru%stet in d!esen Tagen und Wochen zu groszen Feierlichkeiten aus Anlasz des 60. Jahrestages jener Dolksabsiimmung, die einem leidvollen Freiheits- kampf ein gutes und gu%ltiges Ende gesetzt hat. Wir alle freuen uns mit tza%rnten und begreifen n!cht, dasz dieses Felern von anderen, so auch von Teilen der Minderheit dieses Landes, nicht verstanden, sondern vielmehr als heraus- forderung angesehen wird. Es gibt in der Geschichte ein Kecht, sich zu wehren. Ersi daraus leitet sich auch die Pflicht dazu ab. Und diese Pflicht isi damals wie heute vo%llig rechtma%szig. Was war vor sechzig und mehr Jahren geschehen? Der Dielvo%lkersiaat O%sterreich-Ungarn war nach heldenhaftem Kingen im herbsi 1918 zusammen- gebrochen. Die Nachfolgestaaten bekamen von den Wesiverbu%ndeten "gru%nes Licht" dafu%r, sich jene Gebiete zu holen, die ihnen im Falle des tzriegsendes zu- gesprochen waren, la%ngst noch ehe Wilsons 14 Punkte in den Pariser Dororte- vertra%gen schimpflich auszer acht gelassen worden sind. Wie Jtalien grifs auch das su%dlich der tzarawanken eben entstehende Jugoslawien weit u%ber seine ethno- graphischen Kechte, die im Selbsibestimmungsrecht der Do%lker liegen mochten, hinaus. Tirol und tza%rnten waren, wie die deutschen Sudetenla%nder, die am meisten ausgebluteten Landschasten an der Grenze. Tirol hat in verzweifelter 0hnmacht die Abtrennung des herrlichen Su%draumes hingenommen. Es geho%rt deshalb bis heute zu Jtalien. tza%rnten aber, dem der Grifs Jugoslawiens u%ber die tzarawanken ein gleiches Schicksal bereiten sollte, hat sich damals trotz aller Er- mattung von den tzriegsopfern wie ein Mann gewehrt und dieses Sich-Wehren hat sich bis auf den heutigen Tag bezahlt gemacht. Sogar der Zugriff der Tito- leute nach dem Zweiten Weltkrieg muszte schlieszlich ru%ckga%ngig gemacht werden, weil die ganze Welt noch vom 10. Oktober 1920 her genau wuszte, wie tzo%rnten siaatspolitisch gedacht hat und noch heute denkt. Unverschwiegen sei, dasz diesseits der tzarawanken eine slowenische Minder- heit lebt und 1920 wie 1955 ihre Kechte zugesprochen bekommen hat. Niemand denkt daran, den Slowenen dieses Kecht zu nehmen. Sie selbst sind gro%sztenteils froh, in O%sterreich zu leben, sie haben auch be! der Abstimmung seinerzeit das volle Kecht der Mitbestimmung, des Gefragtwerdens, erha!ten. Die wenigsien haben wirklich den Wunsch, dem Staate jenseits der tzarawanken u%bereignet zu sein. Es wird aber sia%ndig geschu%rt, diese Menschen unzufrieden und zu Jrreden- tisien zu machen. Es wird ein Spiel mit 0rts- und Fami!iennamen und mit der a%lteren Geschichte getrieben, das alle einer Minderheit zusiehenden Wu%nsche immer wieder einmal u%berschreitet. Es isi dennoch durchaus nicht so, dasz in tzo%rnten deshalb sia%ndig Unruhe herrscht, weil gelegentlich Terrorakte und Schmieraktionen siattfinden. Es stehen einander harte Bauernko%pfe gegenu%ber, aber die Bevo%lkerung tza%rntens geho%rt, so wie sie isi, zusammen. Die meisien tza%rntner sind auch gute O%sterreicher. Die Slowenen tza%rntens haben weit u%ber ihre berechtigten Anspru%che hinaus Schulen und andere Fo%rderungen erhalten. Alles Dinge, die den Deutschen jenseits der tzarawanken, solange es sie gab, seit Jahrzehnten vorenthalten wurden. Nur in Wien tun intellektuelle tzlu%ngel und Jusos immer wieder so, als ob der tza%rntner Abwehrkampf nach dem Ersten tzrieg etwas Schimpfliches ge- wesen wa%re. tza%rnten hat sich damals und spa%ter nur seiner haut gewehrt. Es wu%rde jederzeit wieder so handeln, wie es damals gehandelt hat, um seine vo%lkische Freiheit zu bewahren. Dies sollte man ehren und nicht deshalb bearg- wo%hnen, weil es anderswo rings um den geschlossenen deutschen Siedlungsraum in Europa damit schief gegangen ist. Nicht die deutschen tza%rntner sind schuldig, wenn slowenische Priesier in tza%rnten sich weigern, an deutschen Gra--bern deutsche Gebete zu sprechen, weil der Name des Dersiorbenen windisch klingen mag. Jedermann weisz, wie wenig irgendein Name u%ber die Dolkszugeho%rigkeit aussagt. Wa%ren die slawischen Priester wie die deutschen eher u%bernational, gescha%he dies gewisz nicht. Wenn aber der Bevo%lkerung tza%rntens in diesen Stunden der berechtigten Freude von auszen her ein Kat gegeben werden darf, so wa%re es der: Lernt mehr und besser die Sprache eurer andersvo%lkischen Landsleute, sie beherrschen die eure ja auch fiieszeng. Dabei soiite es nicht wichtig sein dasz nur weniqe Miliionen in der ganzen Deit Siowenisch sprechen und diese Sprache im Ausland nur selten an- gewendet werden kann, weil o%ru%ben ein anderes politisches und wirtschaftiiches System herrscht. Sorgt ferner endiich dafu%r, dasz in tzo%mten mehr deutsche Driestci aus- gebiidet werden, damit die slowenischen Driester in deutschen Gemeinden nicht soiche, leider erwiesene, Wiliku%rakte an Gra%bern seren ko%nnen. Fu%r die Deut- schen tza%rntens giit dasselbe Bekenntnisrecht wie fu%c die Slowenen dieses Rau- mes. niemond hat ein anderes Recht ous Grobsteinen und aus Namensformen abzuieiten. Dem wundecscho%nen Rerg- und Seenland tza%rnten ober soil gerade zum 10. 0ktober 1980 Dank gesagt und fu%r die Zukunft Glu%ck und Freiheit gewu%nscht werden. es wiis und wird mit seineii Feierlichkeiten niemanden kro%nken, weder einzeine noch deren tzoisektive: es ist fu%r dieses schaffens- und iiedfrohe Dolk eine gute und gerechte Stunde des Erinnecns und o%er geschichtiichen Besinnung darnuf, dasz ein Iusammenieben in Frieden und Freiheit auch mit jenen mo%glich ist, die eine andere Muttersprache haben. tza%rnten is lei oans! ra%ber mahnen in nah und fern Aeuer fallen die Totentage Allerheiligen und Allerseelen auf ein Wochenende, das ohnedies arbeitsfrei wa%re. Dennoch werden die Menschen in groszen Scharen zu den Friedho%fen pilgern, die seit Joseph II. keine tzirchho%fe mehr sind. Die Toten haben in ihrer groszen Zahl zu gro%szeren Ka%umen gezwungen und wurden fortan meist an den Siedlungsra%ndern beigesetzt. Es ist gut, dasz solche Tage den Menschen ein Memento sind und dasz diese im ersien Bla%tterfallen zu ihren Toten ziehen und sich dort ihrer Derga%nglichkeit bewuszt werden. Man dankt im Gebet oder auch in siummer Einkehr, und dies isi auch schon ein Danken. Auszer bei Beerdigungen wird der moderne Mensch ohnedies kaum mehr zu den Abgeschiedenen gedra%ngt. Er lebt nicht mehr mit den Toten, und wenn dies einzelne dennoch tun, dann werden sie von ihrer Umwelt kaum versianden. Die eigenen und die fremden Gra%ber! Die bewahrten und die verlorenen Grabsia%tten! Das Erinnern fu%r Tote, denen nie ein Grab gewa%hrt worden isi und die dennoch unser Gedenken verdienen. Zuna%chst wird man Friedho%fe betreten, um Derwandte und Freunde auf- zusuchen, um ihren Seelen mit einem Blumengrusz oder mit guten Gedanken eine Botschaft der Treue hinu%berzusagen in die andere Welt. Man wird aber auch bei den Gra%bern jener vorbeikommen, die im o-ffentlichen Leben, in Politik, tzunsi und Wissenschaft, eine Kolle gespielt und sich ein Ehrengrab verdient haben. Wer bereit ist, u%ber den Alltag und seine Wechselfa%lle hinaus auch u%ber den Tod nachzudenken, wird anderes, ho%heres Leben finden, wenn er an solchen Gra%bern verweilt. Es gibt seit Jahren ein Werk von Joachim Aubert, das ein "handbuch der Grabsia%tten beru%hmter Deutscher" isi und das viel Beachtung gefunden hat. Der Nachschlagende erfa%hrt von Gra-bern beru%hmter deutscher Menschen in ganz Europa, auf alten und neuen Friedho%fen. Er vernimmt etwa mit Staunen, dasz die beru%hmte Schauspielerin tza%the Dorsch zwar in Wien gesiorben isi, doch in Bad Saarow in der DDK ihre letzte Kuhesia%tte gefunden hat, und wieviele beru%hmte Gra%ber allein in Ost-Berlin der Spitzhacke zum Opfer gefallen sind. Nicht vergessen du%rfen wir die Urnenhaine in den groszen Sta%dten, die zwar nicht mehr die Gebeine, sondern nur die Asche Dersiorbener unter Gedenktafeln bergen. Angesichts des U%berquellens der Friedho%fe und der inzwischen erfolgten Zuru%cknahme religio%ser Bedenken wird dieser Besiattungsform ku%nftig noch viel mehr Bedeutung zukommen. Jn alle Winde versireut wurde nicht nur die Asche der 1946 in Nu%rnberg Jusiifizierten, sondern auch die etwa von Kobert Musil, dessen 100. Geburtstag sich ja%hrt. Es wollte ja auch schon einsi Kitter von horsiig, ein Freund Koseggers, zu einem Blu%mlein auf dem Stoderzinken bei Gro%bming werden. So viele Tode ---- so viele Mo%glichkeiten, sie zu zelebrieren. Zahllose Opfer der beiden Weltkriege, vor allem aber des zweiten Welt- brandes, muszten ohne Grablege beklagt werden; sie siarben zu Wasser, zu Lande und in der Luft einen Tod der Treue ohne ko%rperliche Spuren, wie ja auch die U%berresie von hunderttausenden aus der Luft hingemordeter von Dresden 1945 nur auf einem groszen Scheiterhaufen besiattet werden konnten. Besonders aber wollen wir jener zahlreichen vorhandenen und liebevoll gepfle9ten Grabsia%tten von Soldaten der beiden Weltkriege gedenken, deren sich der tzasseler "Dolksbund Deutsche tzriegsgra%berfu%rsorge" ebenso angenommen hat wie, in kleineren Maszsia%ben, das O%sierreichische Schwarze tzreuz. Spenden wir an diesen Tagen vor den Friedhofseinga%ngen und schauen wir nicht an den Sammlern vorbei! Es wird dennoch nur ein kleines Scherflein sein ko%nnen, das diesen Jdealismus der Pieta%t unterstu%tzt. Wohl hat heuer 35 Jahre nach tzriegs- schlusz der Suchdiensi des Koten tzreuzes seine Ta%tigkeit eingesiellt, doch wer- den gerade die sich jetzt anbahnenden Soldatengra%ber-Zusammenlegungen in den Osila%ndern --- Ruma%nien hat einen Anfang gemacht ---- noch grosze Mittel erfordern, aber auch das Wort "vermiszt" in das Wort "gefallen, beerdigt oder umgebettet" verwandeln, Mit der Ta%ti9keit des Dolksbundes, die einen starken Einsatz internationa- ler Jugendgruppen verzeichnet, ist ein wichtiger Schritt zur Do%lkerverso%hnung geleisiet, den wir unterwegs nach Europa und zum Dersia%ndnis unserer Ge- schichte nicht missen wollen. Treue an Gra%bern erzieht zur Treue an Lebenden. So bekommt jeder Tod seinen ho%heren Sinn: das Leben mit der Der9a%n9lichkeit zu verso%hnen. Auf in die Achtjigeriahre! Aoeben isi das Jahr 1980 zu Ende gegangen. Wie die Zahl 10 das Ende einer Dekade, einer Zehnerschaft, besiimmt, so ko%nnen mit der Jahrzahl 1980 auch nur die Siebzigerjahre beendet und nicht die Achtzigerjahre mit ihr begon- nen worden sein, wie tzurzdenker manchmal glauben. Wir gehen also mit dem Neujahrstag in ein neues Jahrzehnt, in das letzte Fu%nftel des 20. Jahr- hunderts, ein. So hoffnungsvoll die ersien Siebzigerjahre begonnen haben mo%gen: ihr Ende war sorgenverhangen. Aus wirtschaftlicher Blu%te sind wir in tzrisen ver- schiedener Art hineingeschlittert. Ehe wir es uns versahen, wurden wir nach einem Dierteljahrhundert des Aufbauens nach dem Zweiten Weltkrieg und des nachholens mit dem Ende des Wirtschaftswachstums, von den Gefahren der U%berfremdung unseres Lebensraumes, der U%bervo%lkerung der Erde, den Fragen des Lebensschutzes als Antwort auf die grenzenlose Derschmutzung, und des Kaubbaues an den Gu%tern unserer Mutter Erde aus unserer Sicherheit aufge- scheucht. Fu%r den Besiand unseres Dolkes drohen Gefahren vom Atom, der kriege- risch wie auch wirtschaftlich zu nutzenden tzernspaltung seit eh und je genau so wie von der tragischen Selbsibescheidung der weiszen Do%lker in der Bevo%lkerungs- politik. Damals hatte eben die Jnvasion in die CSSK bewiesen, dasz Ungarn 1956 und der Berliner Mauerbau von 1961 kein Ende, sondern nur ein weiteres Zeichen fu%r die weltpolitische Bedrohung vom Osten her gewesen sind. Die tzriege in Asien liegen zwar fu%r uns weiter weg als die Schaupla%tze des Zweiten Welt- krieges, man darf aber ihren Waffenla%rm und ihre menschl!che Not nicht u%ber- ho%ren und u%bersehen wollen. Das Ge!seldrama von Teheran und der irakisch- iranische tzrieg spielen sich sozusagen vor unseren Fernsehschirmen, auf jeden Fall unweit der wichtigen O%lfelder dieser Erde, ab. Seit Wochen und Monaten brandelt es im recht nahen Polen. Es geht um Sozialreformen und Gewerkschaftsfragen, also um Mitbesiimmung im Sowjet- bereich. Noch !si nicht abzusehen, wie dieses Tauziehen mit dem im Hintergrund abwartenden groszen slawischen Bruder der Polen ausgehen wird. Oder doch? Das grosze Glu%ck su%r die Menschheit ist es jedenfalls, dasz ihr die Gabe der Dor- aussicht vorenthalten geblieben isi. Dennoch sollten wir in diesen Tagen nicht die Segel streichen vor hofsnungs- losigkeit und Derzweiflung. "Es kann dir nir g'schehen!'- so ruft Anzengrubers Stegnklopferhans in stoischer Bauernphilosophie aus. Natu%rlich kann trotzdeni viel geschehen! Und immer wieder werden auch wir als einzelne und als Gesamt- heit zur Stellungnahme aufgerufen sein. Noch immer wa%re die Dritte tzraft zwischen den groszen Blo%cken, die das Jahr 1945 nach oben gebracht hat, zahlen- ma%szig sia%rker als die beiden anderen. Es ka%me nur darauf an, alle Kechte und Mo%glichkeiten einer Mitentscheidung zu nu%tzen, nirgends zu verzichten und nie- mals zu verzagen. Wir mu%ssen kritisch bleiben, aber wir du%rfen uns in Zeiten globaler Ent- scheidungen nicht in Einzelbelange verrennen, die u%berhaupt nicht mitza%hlen. Nur auf die groszen Sinngebungen kann es fu%r die Zukunft ankommen! Gehen wir nun vom Groszen in der Welt zu den kleinen Dingen, fu%r die uns ein gar nicht so geringer Leserauftrag zum Sprecher gemacht hat. 0bwohl wir von der U%beralterung unserer Spitzen- und Mittelgeneration hinreichend tzenntnis haben: sehen wir dennoch nicht das von uns Gewonnene als letzte Ausformung an! Trachten wir vielmehr, beweglich zu sein und nicht an der Gegenwart vorbeizuleben! So wird Treue zu dem nun einmal als gut und richtig Erkannten eine der wichtigsien Forderungen sein, die wir einander siellen mu%ssen. Wehren wir uns gegen die uns zugedachte Geschichtslosigke!t und gegen ein Feindbild von uns selbst, das uns die anderen, die Umerzieher und Welt- gouvernanten, aufschwatzen mo%chten! Wir haben ein Menschenalter in diesen Bla%ttern und in unserer praktischen Arbeit um das gerungen, was wir heute bedeuten: noch sind wir auf den ho%hen dieser Errungenschaft. Trachten wir aber diese Treue weiterzugeben an Ju%ngere, die ebenfalls an die Gro%sze unseres Dolkes und unserer tzultur glauben wollen. Lassen wir dabei auch Spielarten zul Erwarten wir von der geliebten Zeitschrift nicht unbedingt, dasz sie in allen Punkten unser eigenes Denken besia%tige. Wir leben doch aus der Dielfalt. Aber auch die Gefahren tragen unterschiedliche Gesichter! Werben wir eifriger fu%r das, was uns lieb isi! tzapitulieren wir nicht da und dort, weil sich alles verteuert oder weil unsere Augen schwa%cher werden! Wir Leute von der O%sierreichischen Landsmannschaft und vom Allgemeinen Deut- schen tzulturverband haben in der groszen Teuerung unserer Tage einen kost- spieligen Umzug ins altvertraute Schulvereinshaus bestritten und dennoch wol- len wir unsere Bezugsgebu%hren nicht wesentlich hinaufsetzen. Es bedeutet schon viel, wenn das zu Fordernde pu%nktlich fu%r unsere Arbeit zur Derfu%9ung sieht und wir nicht kosibare Mitarbeiterkraft in das Mahnwesen abzweigen mu%ssen. Das ist ebenso wirksame hilfe wie bereitwillig 9ebotene Spenden und Legate, die uns noch nach dem Tod einiger unserer Freunde erreichen. Mag bei den ersten Schritten in die Achtzigerjahre auch der winterliche himmel verhangen sein: die Sonne kommt ganz gewisz im Fru%hling wieder. So wollen wir auch fu%r unser Dolk unbeschadet aller Unterschiede in Einzelvorsiel- lungen an den Fru%hling und seine tzraft glauben. Die Schubkraft einer groszen Dergangenheit, die bisher alle unsere Notzeiten geba%ndigt hat, wird sich ebenso an uns und unseren tzindern bewa%hren, wie die Lebenskraft,die in uns selbst ruht. Ohne Pathos und ohne falsche U%berheblichkeit, aber auch ohne uns auf- geschwatzte u%bertriebene Schuldgefu%hle werden wir diesem unseren Dolke in den Staaten, in denen wir leben, den Weg in die Zukunft bahnen helfen. Der Glaube kann selbsi dort Berge versetzen, wo der nu%chterne Derstand keinen Weg mehr sieht. Wider den tierischen Ernst! Aatu%rlich soll keines der Lebewesen aus Gottes Scho%pfung in seinem Wert geschma%lert werden, wenn man einfach fesisiellt, dasz Tiere zwar lieb und auch klug sein ko%nnen, vielfach auch treuer sind als der mensch, aber dasz sie keinen humor besitzen, weil ihnen zwischen Lusterfu%llung und Schmerz nicht auch noch dieser Ausdruck des Seelenlebens gewa%hrt isi. Ausschlieszlicher Ernst eines Menschen wirkt also tierisch. Der Mensch unserer Tage sieht im Kufe, immer mehr humorlos zu werden. Jhm isi der humor vergangen. tzein Wunder, bei allem, was sich in der Ent- wicklung der Menschheit an Dersachlichung und Dertierung, im bo%sen Sinne, ereignet hat. Wir merken es an unserer eigenen Kunde. Jm Dorsiand der O%sier- reichischen Landsmannschaft isi seit eh und je hart gearbeitet und beraten wor- den u%ber die Dinge, die da zu geschehen haben. Fru%her aber fiel oft ein Scherz- wort oder wenigsiens eine treffende ironische Bemerkung. Es war Anlasz dafu%r, dies mit einem Schilling an die Sitzungskasse zu honorieren und am Jahres- sehlusz das Gesammelte zu vertrinken. Ein Kausch war auch daraus nicht zu gewinnen, aber man war froh, gelegentlich lusiig sein zu du%rfen. Es wird weiter gut und sehr ernsi gearbeitet, der Frohsinn aber isi von uns gewichen. So geht es uns in der Gesellschaft ganz allgemein. Es gibt mehr "parties" als familia%re, freundnachbarliche Geselligkeiten. Der Stammtisch isi zwar noch in jedem Gasihaus vorhanden, aber es geht dort eher la%rmend als lusiig zu. Der gute Witz isi heute auch bei dcn Zeichnern und in den tzabaretts selten geworden. Umso mehr erfrischt er, wenn er wieder auftaucht. Wo sind die Zeiten, da Franz Kesl seinen Linzer humor in einigen Bu%chern und vielen Dortra%gen u%berzeugend niedergelegt hat? "Da is amal. . ., da san amal. . ., da hat amal. . ", so fingen, in sechs Ba%nden zwischen 1924 und 1934 erschienen, seine mundartlich gefa%rbten Erza%hlungen an. Typisch: 1934 hat der Witz dann damit aufgeho%rt, Massenvergnu%gen zu sein. Und gerade dieser Seltenheitswert des humors und des Witzes ist heute zu beklagen. Die Welt isi eben ka%lter geworden. Wenn man sich in der Gegenwart einen Koman kauft, hat man Mu%he, sich durch dessen Derfremdungen und seine tzlu%geleien hindurchzuwinden. Nichts gegen Entwicklung, aber bei Fritz Keuters Stromtid oder bei de Losiers Ulen- spiegel konnte man bei aller Wu%rdigung des ernsten zeitgeschichtlichen hinter- grundes noch kra%ftig lachen, beim Ulysses des James Joyce, um einen beliebi- gen Namen der Weltliteratur zu nennen, kann man es eben beim besien Willen nicht mehr. Wir rackern uns zeitma%szig weniger ab, als unsere Eltern und Groszeltern sich abgeplagt haben. Wo ha%tten die einen freien Samstag und vier bis fu%ns Urlaubswochen gekannt? Wir erhalten mehr auf die hand und ko%nnen uns mehr leisten, aber wir sind unbeschadet aller Betriebsfesie, die auch immer lang- weiliger werden, ungesellig geworden und erholen uns im "Patschenkino" vor oft sehr gelenkter Primitivunterhaltung vom Stresz. Statt des Schoppens in geselliger Kunde isi man allenfalls zum heimsa%ufer geworden. Der humor hat aber auch die wichtige Funktion gehabt, ihn mitteilen zu ko%nnen und mitteilen zu mu%ssen. Dadurch wurde die Freude erst gro%szer. Unser zeitpolitischer hintergrund isi sehr ernsi. Das erfahren wir ta%glich aus Zeitung und "Zeit im Bild". Aber es hat fru%her schon unruhige, nothafte Zeiten gegeben und dennoch gab es Augenblicke des Aufatmens und der Freude- fa%higkeit. Selbst Grimmelshausens "Simplizius Simplizissimus" isi ein Buch vor sehr rauhem hintergrund, auch das Buch des Lervantes von Don Quirote, den- noch hat es nicht an heiteren tzontrasien gefehlt. Der moderne Mensch sieht sich zum tierischen Ernsi "motiviert". Dem Alltag und der groszen Umwelt kann er kaum heiteres entnehmen. Er u%bt auch tzo%rper- kultur und Sport meisi nur in bequemen Abla%ufen, er gewinnt zu wenig Freude aus dem Erarbeiteten und er isi zu wenig dankbar gegen die Dorsehung, also die ho%here Macht, und auch gegen die Umwelt. Aber schon jeder Sonnensirahl und jede scho%ne Blume, auch jedes erbauliche tzunsiwerk mu%szte ihm eine Quelle der reinen Freude sein. Meisi beurteilt er Natur nach dem Nutzwert und tzunst nach der a%sihetischen Jntelligenz, die mo%glicherweise dahinter steckt und nicht nach der Seele, der Weltseele, die verborgen dem Gegensiand innewohnt. Freude und deren so selten gewordenes U%berscha%umen, die Lustigkeit, sind naturgewollt und naturgegeben. Doch keine Gnade wird in eine verschlossene hand gezwungen. Man musz aufnahmebereit sein fu%r alles Scho%ne und nicht von vornherein me!nen: Gar zu scho%n, gar zu lustig! Schaum ist U%berflusz und doch die eigent!iche Wu%rze. Einer der volkstu%mlichen heiligen Jtaliens Filipo Neri soll einmal gefragt worden sein, a!s er sich im Spiel vergnu%gte; was er to%te, wenn ihm plo%tzlich der Weltuntergang an9eku%ndigt wu%rde. Kuhig weiter- spielen, das war seine Antwort! Welche Antwort wu%rden wohl wir geben? Wir sollten aber bei allem Ernst, den uns die ku%rzeren Tage und die grau- samen Medien nahebringen, nicht auf jene heilige Freude vergessen, die dem Menschen ais Gabe mitgewa%hrt ist und die ihm seine Schwierigkeiten ertragen hilft. Totale Unterga%nge finden meist nicht statt und wenn sie schon !m begrenz- ten Kahmen stattgefunden haben, was gar nicht bestritten werden soll, dann kommt nach jeder Finsiernis das Licht neuen Lebens und somit neuer Anlasz zur Freude. Man musz nur daran glauben wollen und zur inneren wie zur a%uszeren heiterkeit bereit sein. Dolk auf Flucht Zwei Jahre nach dem weltweiten Bescha%mungsgescha%ft an den Deutschen namens "holocausi" hat man sich bequemt, auch die Not deutscher Menschen in Flucht und Dertreibung an drei Abenden nach dokumentarischen Unterlagen zu zeigen. Zwei dieser drei vom Bayerischen Kundfunk u%bernommenen Teile wurden hier gerade in den Energieferien gezeigt. Audiatur et altera pars! Die "anderen" sind diesmal die Deutschen des Osiens vor rund 36 Jahren! Man darf den Begriff der Flucht zusammenfassend fu%r Derfolgungs- und Daseinsnot sehen und man kommt so zum Ergebnis, dasz nicht nur andere Do%lker wie etwa das ju%dische oder das polnische immer wieder durch schwere Zeiten gegangen sind. Josef Ponten hat uns ein sechsteiliges Werk, unvollendet und unvollendbar, hinterlassen: "Dolk auf dem Wege. Koman der deutschen Unruhe". Wer kennt es schon? Es isi von 1931 bis 1942 erschienen und es konnte bei aller Tragik nur das Dorspiel deutscher Notzeitwanderung enthalten. Man hat den Deutschen vorgeworfen, dasz sie immer andere durch Siedlung verdra%ngt ha%tten. Das Gegenteil isi wahr! Wir ko%nnen hier nicht verfolgen, aus welchen Ka%umen seinerzeit germanische Do%lkerschaften von Osi nach Wesi verdra%ngt worden sind. Jn der eigentlichen 0sikolonisation sind die Deutschen von Lokatoren in ho%herem Auftrag gerufen worden, damit sie Wa%lder roden und Su%mpfe urbar machen und die leersiehenden, ungenu%tzten Ka%ume besiedeln. Und dies begann vor rund 800 Jahren. Auch dieser Aufbruch deutscher Menschen ins Kisiko und in den Zermu%rbungstod der ersien Generationen geschah nicht ganz freiwillig. Der damalige Lebensraum konnte, u%berhaupt beim damaligen Stand der Landwirtschaft, nicht olle erna%hren und die weichenden So%hne sind als ver sacrum, als heiliger Fru%hling, schaffensbereit in den spa%teren deutschen 0sien gezogen und haben sich dort bis 1945 groszartig bewa%hrt. Jmmer wieder wurden aus unterschiedlichen Gru%nden Menschen aus dem Westen und aus der spa%teren Mitte Deutschlands als Pioniere nach Osien gesandt oder dazu bewogen. Bedenken wir auch die Auswanderer nach U%bersee: die einen wurden als U%berza%hlige, andere als Derschacherte dazu geno%tigt. Wieder andere taten es aus Abenteuerlusi freiwillig und manche waren durch Fehltritte dazu gedra%ngt, auszuwandern. Wichtig war ferner die spa%tere Besiedlung nordo%st- licher und su%do%silicher Ko%ume. Es wa%re vor der Geschichte besser gewesen, wenn O%sierreich und Preuszen sich nicht wiederholt im Bruderkrieg zerfleischt ha%tten, sondern unter Dermeidung dieses Blutpreises den deutschen 0sien siatt dessen ha%tten noch besser besesiigen ko%nnen. Den wirtschaftlichen Gru%nden sind spa%ter politische oder konfessionelle gefolgt. Wie Frankreichs Protesianten und die Flu%chtlinge aus der franzo%sischen Kevolu- tion nach Osien geflohen sind, so waren zwischendurch auch Deutsche aus Ge- wissensgru%nden aus ihrer geliebten heimat vertrieben und im Nordosten und Su%dosten aufgenommen worden. Wir ko%nnen hier nicht nach den Gru%nden fragen, warum heuer vor zwei- hundert Jahren unter dem Salzburger Erzbischof Firmian Salzburger Protesianten, die sich nicht von ihrem lutherischen Glauben trennen wollten, nach Ostpreuszen und noch weiter weg vertrieben worden sind. Das beru%hmte Toleranzpatent tzaiser Josephs II. ist erst fu%nfzig Jahre spa%ter gekommen. Salzburg hat damals gar nicht zu O%sierreich geho%rt, es war ein selbsta%ndiges Keichsfu%rsientum, ein ur- deutsches Land. Seit dem Augsburger Kelig!onsfr!eden von 1555 galt die Kegel "Luius regio, eius religio--. Der Salzburger tzirchenfu%rsi, als solcher Primas Germaniae genannt, mochte ein geschriebenes Kecht haben, es war dennod tiefstes menschliches Unrecht, das wir heute gar nicht mehr begreifen ko%nnen. Preuszen hiesz diese Menschen willkommen. Und genau so wurden unter der Zarin tzatharina deutsche Trecks im o%siliche Teil des europa%ischen Kuszland bereitwillig aufgenommen wie die Salzburge im osipreuszischen Gumbinnen. Die Wolgadeutschen und die von der tzrim und vom Don wurden erst 1941 nach Asien verschleppt, die Wolhyniendeutschen hat man nach 1939 gema%sz eine Dereinbarung ins Wartheland umgesiedelt. 1945 gab es neuerliche Flucht, zum Teil Ku%ckholung in altrussische Gebiete. Ersi nach langen Lager- und Derfemungs- leiden konnte ein kleiner Teil dieser Menschen u%ber das Baltikum und auf anderen Wegen zuru%ckgenommen werden. Und was ist mit den Osi- und Wesipreuszen, den Schlesiern, den Sudeten- deutschen, den Ungarn- und Kuma%niendeutschen geschehen? Der fu%rchterliche Dolksmord unter T!to, den tzarl Springenschmid in seinen "Janitscharen" haupt- sa%chlich in den Folgen fu%r die tzinder beschreibt? Soviele Menschen, soviele Schicksale! Eines abenteuerlicher als das andere! Mehr als vierzehn Millionen Menschen sind allein nach 1945 von 0si nach West in Bewegung geraten und zum Teil umgekommen. Allein die Dertreibungstoten der Sudetendeutschen sind mit 241.000 gesichert zu benennen. Auch die Deutschen sind in ihrer ganzen Geschichte ein Dolk in Bedra%ngnis gewesen. Man hat sie gerufen und spa%ter wieder vertrieben. Man konnte ihnen ihre Siedlungen und Sta%dte und ihre Landschaften nehmen, nicht aber ihre vor der Geschichte erbrachte kulturelle Groszleistung. Wichtig wo%re nun auch, dasz die tzinder und Enkel der Dertriebenen nicht allma%hlich gleichgu%ltig werden gegen die Werte des Ahnenerbes, wie es in U%bersee so oft geschehen ist. Wer in seiner Geschichte so oft die engere heimat verloren hat, sollte erst recht nicht gleich- gu%ltig werden gegenu%ber den hehren Begriffen Dolk, heimat und Daterland. Dies wu%rde ersi die ruchlose Dertreibung vom erlittenen Unrecht zu geduldetem Kecht werden lassen. Do!k aus dem Wege! Wir mu-ssen wu-nschen, dasz dieses unser so geplagtes und geiagtes deutsches Dolk wenigstens jetzt zur Kuhe gekommen ist und auf seinem eng gewordenen Lebensraum besiehen kann. Die Dertreibung und die Teilung aber du%rfen wir niemals als etwas rechtma%szig Gewordenes hinnehmen. Es war himmelschreiendes Unrecht und wird allezeit Unrecht bleiben. Die U%berfremdung und die U%berschuldung as grosze Unbehagen ist unter uns. Nach den dreimal sieben fetten Jahren, die uns die tzriegs- und Nachkriegsnot vergessen lassen sollten, kriselt es an allen Ecken und Enden. Nach der berechtigten Sorge um die Sto%rung der Ord- nung in der Natur siellt sich namentlich den Menschen der a%lteren Generation, die ja noch zuru%ckdenken ko%nnen an schlimme Zeiten, die Frage, ob es so wie jetzt weiter gehen darf. Millionen von Arbeitslosen allein in der sonst so heil wirkenden Wirtschafts- welt der Bundesrepublik Deutschland wie auch in den anderen hochwirtschafts- la%ndern der freien Welt sind ein ungutes Anzeichen, das auch politische Kadi- kalisierungen und weiteren Terrorismus befu%rchten la%szt. Auch der Staat, auch die Do%lker- und Staatengemeinschaft sind ein solcher tzosmos, der sio%rungs- anfa%llig ist. Man fu-rchtet aus den Anzeichen in Afghanisian und in Polen einen weite- ren ideologischen und sonstigen Dormarsch des 0stens, man hat Angsi vor der U%berfremdung, ob wir die in den Blu%tejahren gerufenen hilfreichen Menschen aus dem Su%dosien, aus der Levante oder aus Spanien nun Fremdarbeiter oder Gastarbeiter nennen, um nicht des Fremdenhasses leichthin geziehen zu werden: Deutschland, ja ganz Mitteleuropa, droht zu u%berfremden, schon weil man das Wort u%bergasien nicht bilden kann. Dies tra%fe auch ho%chstens fu%r den Fremden- verkehr zu, der noch immer in guter Ertragslage isi. Es isi mehrheitlich wirklich kein Fremdenhasz, der uns diese Lawine an U%berfremdung befu%rchten la%szt. Diele Millionen hoben in Mitteleuropa Fusz gefaszt, sie arbeiten, sie verdienen, sie vermehren sich, aber viele denken nicht mehr an die heimkehr ins Elend, dem sie entronnen zu sein glauben. tzeine hochzivilisation kommt ohne fremde hilfskra%fte aus. Aber wir sehen in den Dereinigten Staaten von Nordamerika bereits deutlich, wie auch und gerade die weltpolitischen Masznahmen von den die Autochthonen u%berwuchernden Bevo%lkerungen besiimmt werden. hans Dominik hat recht in seiner Dorhersage, dasz bald einmal ein Neger Pra%sident der Dereinigten Staaten sein werde. Wie aber wird es dann in hinblick auf Europa aussehen? Es hat uns bisher beruhigt, dasz sich viele Dinge nur "hinten weit in der Tu-rkei" abspielen. Die Tu%rken sind bereits unter uns. Nicht so sehr in o%sier- reich, aber im wesilichen Deutschland. Und in einigen Jahren, wenn die Tu%rkei voll integriert sein wird in die Europa%ische Wirtschaftsgemeinschaft, wird keine deutsche 0brigkeit mehr in der Lage sein, den von dort nach Mitteleuropa dra%ngenden tzra%ften ein halt zu gebieten. Wiens Tu%rkenbelagerungen von 1529 und 1683 waren, obwohl die Osmanen damals auch zwischendurch verheerend in deutsches Land kamen, glu%ckhafte Sinnbilder fu%r gelungene Abwehr. Die dritte Tu%rkenbelagerung Europas war leider la%ngsi erfol9reich. Sie sind "kalt" oder "schwarz" nach Wesieuropa, ja sogar nach Berlin, gekommen. Wieder und noch immer keinen Fremdenhasz! Es isi nur die allzu berech- tigte Furcht, dasz auch das verbliebene deutsche Gebiet nicht mehr im mittel- europa%ischen Geisi gezu%gelt werden kann, Ein Liter Wein la%szt sich mit einem Liter Wasser mischen und es isi noch immer ein Erfrischungsgetra%nk. Zehn Liter Wasser machen bereits jede Weinspur zur Einbildung. Und hier handelt es sich noch um reine, vertra%gliche Subsianzen! Was wa%re Deutschland in seiner viel- hundertja%hrigen Geschichte ohne die allma%hlich hinzugekommenen Fremden ge- wesen? Sie haben das Angestammte befruchtet und sich ihm angeglichen zum Nutzen des Ganzen. tzann das aber bei einer unmilita%rischen Masseninvasion noch erhofft werden? Gewisz nicht! Oder glaubt man, dasz die Produkte dieser Dermischung bereiter sein werden als eigene Enkel, die jetzt gemachten Schulden Und damit kommen wir zum zweiten Gedanken! Auch die U%berschuldung hat ihre Grenzen la%ngsi erreicht! Die Wirtschaft kann nur mit tzrediten arbeiten, der private Mensch aber hat sich ebenfalls durchschnittlich u%berverschuldet. tzann das gesund sein? Die junge "Jntelligentsia" redet es uns gern ein, dasz die Tilgung von der Jnflation besorgt werden wird. Jrrtuml Die Zinsen werden uns ebenso auffressen, wie der Staat die gesunden Keserven der Wirtschaft abge- scho%pft und spurlos in seine Milliardenlo%cher gesiopft hat, Noch isi das Nationalvermo%gen gro%szer, als es die nationalen Schulden sind, aber ein "halt! Lenkt ein!" musz den beruflichen, beamteten Schulden- machern ebenso zugerufen werden wie den privaten Ausborgern, die sich im Spiel "Loch zu --- Loch auf!" u%ben. Gesundung musz auch hier von allen Ein- sichtigen, im kleinen Umfang also auch von uns selbsi, eingeleitet werden. Sparen, hoiushalten, zukunftsbedacht wirtschaften! Und nicht U%berlegungen illusiona%rer Art daru%ber ansiellen, dasz allein die Gewerkschaften genug Geld ha%tten, den Schuldenberg abzutragen. Auch U%berschuldung isi U%berfremdung! In bittersier hungersnot wa%hrend der sowjetischen Gefangenschaft von 1945 hat ein Akademiker, der heute eine hohe Stellung im Lande einnimmt, der aber sein Denken inzwischen normalisiert haben du%rfte, den Dorschlag gemacht: O%sterreich habe so viele tzunstscha%tze und brauche ja nur einen Teil davon an die Amerikaner zu verkaufen, um die ganze hungers- und Wirtschaftsnot der Zelt zu beseitigen. Ein einfacher Soldat hat ihm damals unter dem tosenden Beifall all der anderen hungernden zugerufen: Es wird schon wieder besser werden, aber unsere von den Da%tern u%bernommenen tzunsischa%tze sind uns dafu%r noch leinge nicht feil. Der u%berseeische Wesien hat dem europa%ischen Wesien nach Abklingen der Morgenthauwelle in sinnvoller Weise Geld und Gut geborgt und es hat Fru%chte getragen. Aber ewig kann nicht vom Ausborgen die Kede sein, wo gesund und verantwortungsbewuszt gewirtschaftet werden musz. Diese Gedanken sollten uns alle auf dem Osierspaziergang 1981 ins gru%ne Land der hofsnung begleiten. Gesund werden, gesund bleiben aus den tzra%ften der Natur! Und diese Gesund- heit der Natur, zu der auch die Do%lker und Staaten geho%ren, sollte man nicht leichtfertig oder gleichgu%ltig untergraben lassen. Enkel, die es nicht mehr gibt, werden auch nicht bezahlen ko%nnen. Wir mu%ssen alle an lebendige Zukunft denken und an sie glauben! Sonsi sind wir die Aufersiehung nicht wert gewesen. Die grobe Wende Es ist nicht nur die Jahreswende gemeint, wenn sie auch den kalenderma%szigen An- lasz zu unserer Betrachtung bietet; sondern es soll jener von uns allen spu%rbaren Erneuerung des valklichen Lebenswillens gedacht werden, die sich im groszen wie im kleinen tagta%glich mit unu%berho%rbarer Stimme kundtut und Zeugnis davon ablegt, dasz der vom Schicksalsjahr 1945 an za%hlende Zeitabschnitt, der durch Umerziehung und Wohl- standsdenken gekennzeichnet war, nunmehr zu Ende geht und eine neue Epoche anbricht. Eine Epoche, die wieder die alten, gewaltsam verriickten Lebenswerte an den ihnen ge- bu%hrenden Platz in der menschlichen Seinsordnung setzen wird. Zwar bietet sich beim Ru%ckblick auf die Ereignisse der ju%ngsten Zeit aus o%sterrei- chischer wie aus gesamtdeutscher, ja europa%ischer Schau, wenn man nur die Oberfla%che der Erscheinungen betrachtet, wenig Neues zum Beweis unserer Behauptung an: Trotz mannigfacher Bemu%hungen wurde in der Su%dtirol-Frage eine annehmbare Lo%sung bisher noch immer nicht gefunden und die deutsche Wiedervereinigung scheint in fernere Zukunst denn je geru%ckt zu sein; der Dersuch eines wenigstens wirtschaftlichen Zusammenschlusses Europas ist trotz soundsovieler konserenzen der Derwirklichung nicht na%her gekommen und, was die Teilnahme O%sterreichs betrifft, seit dem Staatsbesuch Podgornys nur noch mit zusa%tzlichen Fragezeichen versehen worden; von einer Festigung der Staatsautorita%t kann weder in dem durch eine Welle von korruptionsskandalen beunruhigten Osterreich noch in Westdeutschland die Rede sein, wo der wenig ruhmvolle Abgang Prof. Erhards wohl auch das Ende der vielgepriesenen Wirtschaftswunderzeit bedeuten du%rfte. Auch nahezu alle anderen europa%ischen La%nder ringen mit sinanz- und sozialpolitischen Pro- blemen, die nur schwer gemeistert werden ko%nnen; und u%ber allen diesen tru%ben Erschei- nungen ha%ngt die Wolke des Dietnamkrieges, der sich mit der Frontstellung Sowjetrusz- lands und Rotchinas im Hintergrund leicht zu einer Weltkatastrophe ausweiten kann. Jedoch alles dieses und noch vieles andere hier nicht Aufgeza%hlte umfaszt nur die vom Scheinwerferlicht der Tagespolitik angestrahlte Dorderseite der groszen BU%hne, auf der sich die Weltgeschichte abspielt. Das Stu%ck, das seit kriegsende gespielt wurde, hat zuna%chst vor Augen gefu%hrt, wie die "kriegsehe" zwischen Ost und West sofort mit kriegsschlusz in Bru%che ging, und macht jetzt in sehr langen und ermu%denden Szenen offenbar, wie die Partner von ehedem wieder zusammenkommen mo%chten, wobei aber die verschiedenen Dorteils- und U%bervorteilungsabsichten allzuviele Hindernisse bilden . . . Auf dieser Weltbu%hne aber agiert noch eine am Reiszbrett konstruierte Hauptfigur, die von den Autoren als achtunggebietende Person gedacht war, aber mehr und mehr ols komische Person wirkt: Es ist die UNO, ein im Grunde machtloser, jedenfalls in ent- scheidenden Lagen handlungsunfa%higer U%berstaat, der die materielle Wohlfahrt und den Frieden der Do%lker verwirklichen sollte, dem Namen nach die "Dereinten Nationen", in der bitteren Wirklichkeit aber die "Gespaltenen Natimnen" verko%rpert. Auch wenn sich der Generalsekreta%r der im New-Yorker Glaspalast behausten Organisation, U Thant, dazu durchrang, seine Demissionsabsicht aufzugeben, bleibt doch die Tatsache bestehen, dasz er, der es am besten wissen musz, das vo%llige Dersagen der UNO ofsen einbekannte. Zusammen mit der bitteren Erfahrung des Weiszen Hauses,dasz alle die fu%r "Entwicklungs- hilfe" verpulverten amerikanischen Steuermilliarden Amerika und der westlichen Welt keinen einzigen wahren Freund erworben haben, auf den im Ernstfall Derlasz ist, stellt sich die Bilanz des "One-world-Programms" als eine riesige konkurserkla%rung dar, in die auch die europa%ischen Partner der USA mit vollem Schuldneranteil hineingezogen sind. Aber hiemit ist die Peripetie, der entscheidende Wendepunkt dieses Weltspektakels bereits erreicht. Hoffnungsvoll heben sich von diesem Weltfiasko jene kra%fte ab, die, aus den Tiefen der Do%lker kommend, eine neue Ordnung anstreben, die nicht auf dem mechanistisch-materialistischen Weltbild beruht, sondern in einer organischen Entwick- lungsharmonie gipfelt. Su%dafrika, als "reaktiona%r" verschrien, in Wahrheit mit seiner fu%r den weiszen wie den farbigen Mann gleich segensreichen "getrennten Entwicklung" heute das fortschrittlichste Land Afrikas und zugleich die verla%szlichste u%berseeische Bastion Europas, ist nur ein Beispiel, Rhodesien ein anderes. U%berall dort, wo sich der National- stolz in der echten, von Imperialismen befreiten Form des Dolksbekenntnisses frei a%uszern kann, erleben wir einen neuen Aufbruch der Geister, eine selbstbewuszte kraftentfaltung, denen weder wirtschaftliche noch milita%rische Sanktionsdrohungen etwas anhaben ko%nnen. Mag man auch noch soviel gegen De Gaulles Politik einwenden, feststeht, dasz cr seiner Nation ein neues machtvolles Lebensbewusztsein geschenkt hat.Und nicht weniger zweifelhaft kann es sein, dasz dieser patriotische Wille zur Selbstbehauptung auch im deutschen Dolk neue Wurzeln schlagen wird; Anzeichen dafu%r sind bereits vorhanden. Aus dieser Sicht sei es erlaubt, auch O%sterreich in die Beispiele miteinzubeziehen. Wohl ist die gegenwa%rtige Regierung noch kein Ausdruck des volklichen Erneuerungs- willens, immerhin aber das Ergebnis des unbestreitbaren Dolkswillens, u%berlebte Formen abzustreifen und nach neuen zu suchen. Es ist vorla%ufig nur ein unzulo%ngliches Gleichnis, aber dach dem, der die Zeichen der Zeit zu deuten versteht, ein tro%stlicher Aus- blick, dasz die grosze Wende bevorsteht, die uns eine echte Lebenserneuerung aus den unversiegten Quellen der Dolkheit bringen wird. Dr. Fritz Stu%ber kein Verzicht auf die Freude! Der Fasching ist heuer kurz und die Zeitungen sind wie immer erfu%llt von Anku%ndigungen mannigfacher Ballvergnu%glichkeiten. Dennoch erscheint die Frage berechtigt, ob nicht auch jene Fro%hlichkeit, fu%r die die geschvoungenen Tanzbeine Zeugnis ablegen sollen, unserer satten Welt weitgehend abhanden gekommen sei, jene Fro%hlichkeit, ohne die nun einmal die scho%pferische Hochstimmung des Lebensalltags nicht den no%tigen kontrast haben kann. La%ngst wissen wir aus der Altva%terzeit, die ausschlieszlich in den Jahresabla%ufen, also in einem Naturzyklus, gelebt worden ist, um welche Tiefen es da ging, wenn man etwa die Eleusinien oder die Dionysien feierte oder wenn im altdeutschen Mitteleuropa eine Art Tanzsucht beinahe epidemischer Art ausbrach, mit deren Erfu%llung man groszen Seuchen oder kriegsgeiszeln ein "Heut ist heut" entgegengesetzt hat. Ebenso ist uns heute hinreichend bewuszt, dasz die dann folgenden Fastengebote aller alten Religionen nicht nur einfach Zuchtruten konfessionellen Gehorsams waren, sondern in gediegenen gesund- heitlichen Dia%tgru%nden ihre Wurzeln hatten, deren sich auch moderne Natura%rzte ohne Scheu bedienen. Dor dem Fasten und seinem Abbruch aber stand die U%ppigkeit weltlicher Genusz- freudel karneval (als Schiffskarren = carrus navalis oder carne vale = Fleisch, leb wohl, erkla%rt), Fasnacht (miszverstanden als Fastnacht von fasen = Possen treiben) oder o%sterreichisch Fasching: es wa%re ein und dasselbe, tru%ge nur das ganze Dolk die Freude mit und nicht nur eine genuszfrohe, relativ schmale Randschicht. Dolk, lebe in Freudel So war der Sinn, der fu%r die kommenden schweren Zeiten kraft und Freude zu bieten ha%tte, um in einer Formel zu bleiben, die vom Gestcrn zwar abgebraucht, dennoch dem Morgen gedeihlich wa%re. Der ko%lner karneval und die Nainzer Fastnacht mit ihren pra%chtigen Umzu%gen und ihrer kurzfristigen Narrenfreiheit: warum haben sie im sonst als iebensfroh geltenden Wien, der Heimstatt des klassischen Walzers, kein entsprechendes Gegenstu%ck? Ran liebte . doch sonst im vorigen Jahrhundert die fro%hlichen festlichen Umzu%ge, die dem kunstgewerbe Brot und den Bu%rgern Freude gabenl Man erinnert sich an den groszzu%gigen Dersuch des Jahres 1939, inmitten von krisen politischer Art, einen Wiener Faschingszug zu schaffen, der freilich weniger die Obern zu verspotten wagte als die schon Bedra%ngten spo%ttisch ein weiteres Mal bedra%ngt hat. Jmmerhin wa%re ein Dentil der Dolksseele sol- cher Art nicht grundsa%tzlich abzulehnen gewesen. Betrachtungen dieser Richtung, die ein Abklingen des Wiener Frohsinns beklagen, stehen somit als Zeugnis fu%r den allgemeinen "Derlust der Mitte", den wir mit Sedlmayr allenthalben, so auch im gesellschaftlichen und ku%nstlerischen Leben feststellen mu%ssen. Fremd ist unserer Zeit vor allem jener Humor geworden, der dem Wort- und Wirk- sinn nach aus der Feuchtigkeit, also aus der Traurigkeit kommt. Es gibt gewisz noch Humoristen in der kleinen und groszen Gesellschaft, aber wo wa%re der Abraham a Saneta Clara und der liebe Augustin unserer Tage? Wo bezwa%nge ein ku%nstler seine nations- weite Lesergemeinde wie Fritz Reuter, Wilhelm Busch oder Ludwig Thoma? "Humor ist, wenn man trotzdem lacht". Und es ga%be auch in unserer Zeit genug, dessentwegen man "trotzdem" zum Lachen geno%tigt sein mo%chte. Wir wissen uns genau zu erinnern, dasz wir jenen Lehrern am liebsten Geho%r, Gefolgschaft und Liebe schenkten, die ihren Stoff immer wieder mit jener kunst verbra%mt haben, die zur Heiterkeit fu%hrt, die durchaus freiwillig blieb. Ja sogar die unfreiwilligen Humoristen unter ihnen haben oft U%ber die Schulzeit hinaus Wirkkraft behalten. Wie gut ta%te der Politik auf hoher Ebene immer wieder auch die Gabe des Humors, siatt dasz sie sich meist nur vom "tierischen Ernst" beherrschen la%sztl Wie mu%szten sogar Spracherziehung und Lehre des guten Benehmens im heiteren Gewande annehmbarer sein als in der Predigt vom Feuer und Schwert der Sprachreinheit! Aus der Freude ka%me also die kraft und nicht der krampf. Aus ihr ka%me auch der Abstand zu allen Formen der Widerwa%rtigkeit, die das Leben ohnedies erfu%llen. Scho%nheit und Lebenslust einmal auch als Maske, die nicht Derstellung, sondern Haltung bedeuten sollte (Person aus persona = Maske; die tiefere Wesensstimme, die aus ihr spricht). Und weniger die Maskerade, die nur forsche Dera%ndcrung auf kurze Zeit verspricht. Wir wissen, wie wenig reformkra%ftig solche Betrachtungen zu den Gezeiten des Jahresablaufes heute sein ko%nnen. Man mu%szte den Menschen allgemein aber doch mehr Freude bringen, um sie wieder freudefa%higer zu machen. Das Schlechte ist an unserer Zeit leicht aufzuzeigen und somit die Traurigkeit als lose u%bertu%nchtes Hauptzeitgefu%hl leicht zu gewinnen. Es gibt aber auch in unseren Tagen viel Scho%nes im kleinen, das nur von dankbareren Herzen als Schatz gehoben werden mu%szte. Freude tut not! Wir sagen das, obwohl uns gerade in diesem Augenblick die Trauer u%ber grosze menschliche Derluste erfu%llt. Aus Freude wu%rde das Leben dcr einzelnem Menschen wieder Do%lker eher zu ertragen sein. So ko%nnte aus der Tra%nensaat unserer Zeit noch immer eine Freudenernte hervorgehenl Robert Hampel Im Ma%rzsturm Der Ma%rz ist der wahrscheinlich unruhigste und schicksalhafteste politische Monat. Man braucht nicht bis auf die beru%hmten Iden des Ma%rz zuru%ckzugehen, die Gaius Julius La%sar das Leben kosteten. Es genu%gt, wenn man sich in der ju%ngeren und ju%ngsten Geschichte umsieht, der Revolution des Jahres 1848 gedenkt, die fu%r Gesamtdeutschland mit der am 5. Ma%rz in Heidelberg zusammengetretenen Dersammlung von einundfu-nfzig zur Staats- und Gesellschaftserneuerung entschlossenen Reichspatrioten, fu%r Osterreich im besonderen mit dem groszen Studentenzug begann, der sich am Morgen des lz. Ma%rz in Wien von der Universita%t her u%ber den Hohen Markt, den Judenplatz und durch das Strauchga%szchen zum Landhause bewegte, um dort den niedero%sterreichischen Landsta%nden die fortschrittlichen Forderungen, vor allem diejenige nach Pressefreiheit, zu unterbreiten. An das Blut, das diese zum Signal der Revolution gewordene kundgebung kostete, erinnern noch heute die Gra%ber der "Ma%rzgefallenen" auf dem Wiener Zentralfriedhof. Zwangsla%ufig wenden sich von dort die Gedanken zu jenem 29. Ma%rz 1849, an dem in Frankfurt nach dem parlamentarischen Abstimmungssiege der kleindeutschen Partei der preuszische ko%nig Friedrich Wilhelm IV. die Wu%rde eines erblichen kaiserchs von Deutsch- land erhielt, die er zwar nicht annahm, womit aber doch schon das Dorspiel zur groszen Trago%die des spa%teren deutschen Bruderkrieges von 1866 begann. Und ebenso folgerichtig eilen von da die Gedanken zu anderen Ma%rztagen unserer ju%ngsten Dergangenheit weiter, zum 12. Ma%rz l938, an dessen Morgen unter Jubel und Blumenregen deutsche Truppen in Osterreich einmarschierten, und zum darauffolgenden 13. Ma%rz, an dem die Wieder- vereinigung O%sterreichs mit dem Deutschen Reich verku%ndet wurde. Fragen wir uns aber nun, da die Abreiszzettel des kalenders wieder einmal den Beginn eines Monates Ma%rz vermelden, was alle bisherigen Ma%rzstu%rme bewirkt haben und was letztlich das Ergebnis der ungeheuren Anstrengungen gewesen ist, zu denen sich die Menschen wohl auch jahreszeitlich bedingt gerade in dem Monat des Fru%hlings- einzuges aufgerufen fu%hlten, dann ist das Ergebnis entta%uschend. Denn der heurige Ma%rz zeigt schon an seinem Anfang ein Bild politischer Spannungen, ungelo%ster Aufgaben, folgenschwerer Dersa%umnisse und standortbedingter Trugschlu%sse in solcher Anha%ufung, dasz sich der Trrweg, den die europa%ische Politik unter amerikanischer Oberleitung seit 1945 ging, noch niemals auswegloser und verha%ngnisvoller zeigte als gerade jetzt. Es ist dem neuen Bonner koalitionskabinett zuzubilligen, dasz es nach jahrelangem Miszerfolg Westdeutschlands in der deutschen Lebensfrage der Wiedervereinigung mit der versuchten Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu einzelnen Ostblockstaaten frischen Wind in die deutsche Auszenpolitik gebracht hat. Falls sich die augenscheinliche Hoffnung Bonns, die bisher fu%r unzersto%rbar gehaltene Einheit der Sowjetsatelliten in Osteuropa aufzulockern und wenigstens einzelne von diesen wie Ruma%nien fu%r einen freundlicheren und vernu%nftigeren Standpunkt in der gesamtdeutschen Frage zu gewinnen, tatsa%chlich erfu%llen sollte, mu%szte man die Ablo%se Erhards durch den jetzigen Bundeskanzler kiesinger wirklich als Glu%ck bezeichnen. Allein u%ber des letzteren Amtsantritt fa%llt bereits der tru%be Schatten, dasz er das nach allgemeinen Do%lkerrechtsgrundsa%tzen einwandfrei auch heute noch in kraft stehende Mu%nchener Abkommen ohne Gegenleistung als fu%r Deutsch- land nicht mehr gu%ltig erkla%rte. Und noch viel schwerer wiegt der Beifall, den diese Preisgabe wie der neue kurs der deutschen Ostpolitik im Weiszen Hause in Washington fanden, was den Eindruck versta%rkt, dasz die neue Bonner koalitionsregierung unter nicht weniger schwerem amerikanischen Druck steht als ihre Dorga%ngerin und dasz sie ameri- kanischen Forderungen und Wu%nschen nicht weniger gefa%llig ist als diese. Angesichts der zunehmenden Anna%herung zwischen Moskau und Washington im Zeichen der immer eeplosiver werdenden chinesischen Gefahr und des kaum mehr geleug- neten amerikanischen Desinteresses an Europa scheinen hier die Dinge wieder auf den Punkt zuru%ckgekehrt zu sein, auf dem sie sich zur Zeit der Potsdamer konserenz mit der Preisgabe unseres kontinentes befanden. Nur mit dem nicht unwesentlichen Unter- schied, dasz das inzwischen ku%nstlich hochgezu-chtete Ersatzideal fu%r ein starkes, einiges Europa freier Nationen, das sogenannte Wirtschaftswunder, bereits viel von seinem Glanz eingebu%szt hat. So erscheint denn im 22. Ma%rzmonat seit der kapitulation des Deutschen Reiches nichts von allem befriedigend gelo%st und verwirklicht, was von den Siegerma%chten ver- sprochen und gelobt worden ist, und das deutsche Dolk deren Launen und eigenen natio- nalen Interessen genauso hilflos preisgegeben wie am Tage der Waffenstreckung. Es tut not, sich daru%ber in dem Augenblick, da schon ein neuer, diesmal weltweiter Ma%rzsturm allu%berall an den Machtsiellungen und Dorurteilen von gestern ru%ttelt, keiner Ta%uschung hinzugeben. Aber ebenso nottut an dieser neuen Zeitenschwelle derselbe entschlossene Wille zur Freiheit und zum Recht, wie er einsi den Ma%rzhelden von 1848 zu eigen war. Nickt anders kann ein neuer deutscher Dolks- und allgemeiner Do%lkerfru%hling kommen als durch den Ma%rzsturm unbeugsamen Widerstandes gegen Willku%r und demokratisch ge- tarnte Despotie. Fritz S t u% b e r Die, mechanische Mutter Aer Muttertag als der von der Gesellschaft betriebsam und gescha%ftstu%chtig begangene flusz der meist zur Berufsta%tigkeit gezwungenen Mutter und Hausfrau auf die Erziehung . der kinder und die Gestaltung des Familienlebens andererseits: Das ist einer der groszen Widerspru%che unserer Zeit, die all das, was dem Menschen an Gemu%tstiefe und seelischem Gehalt seiner Lebensfu%hrung schrittweise verlorengeht mit organisiertem klimbim und auch materiellen Zuwendungen wettmachen will. Gewisz, man will der Mutter "helfen". Gesetzgeber und Beho%rden, Politiker und auch Wissenschafter mit neuen Erfindungen versichern unentwegt, was sie alles tun wollen, um den Mu%ttern das Leben zu erleichtern und sie "glu%cklich" zu machen. Aber alle diese im rein Organisatorischen verhafteten Bestrebungen ko%nnen doch, so gut sie im einzelnen gemeint sein mo%gen, die seelische Derarmung des Mutterbildes im Sozial- gefu%ge der Gegenwart nicht wettmachen, beschleunigen oft eher noch eine Entwicklung, als deren Endergebnis Mutterschaft und Muttertum nur mehr "Funktionen" sein wer den wie etwa die Dienste eines Firmenbuchhalters oder Bu%rodieners. Alles, was das Gemu%tsleben der Frau, die ihrem Mann und ihrem Dolk einen neuen, das elterliche Erbgut wieder verko%rpernden und selbst einmal an spa%tere Generationen weiter- reichenden Erdenbu%rger schenken will oder schon geschenkt hat, alles, was die Nest- wa%rme dieses langsam flu%gge werdenden Nachwuchses anbelangt, wird im technischen Zivilisationszeitalter als "unwesentlich" vernachla%ssigt, wird durch sozialpolitische Mani- pulationen ersetzt. Die mit der drohenden U%berbevo%lkerung der Erde begru%ndete Forderung nach Geburtenkontrolle, die praktisch auf eine Geburtenhintanhaltung --- und zwar nur bei den weiszen Do%lkerni --- hinausla%uft, jei hier gar nicht weiter ero%rtert. Sondern genannt sci als krasscstes Beispiel der modernen Gegenberoegung gegen die Natur der von Wissen- schaftern unternommene Dersuch, durch das Studium der Berhaltensweisen von Tieren Apparaturen zu erfinden, die als "mechanische Mu%tter" die kinder betreuen sollen, damit die lebende wirkliche Mutter mehr Zeit fu%r ihre Dergnu%gungen, ihre Berufs- und nicht zuletzt auch ihre "politischen" Pflichten finden kann. Es handelt sich um --- leider! --- durchaus ernstzunehmende Experimente haupt- sa%chlich amerikanischer Forscher, die Jungtiere (bevorzugt junge Schimpansen) mit Licht- signalen und Gera%uschen, bestimmten Glocken- oder Hammerschla%gen darauf dressierten, zu sestgesetzten Zeiten selbst ihre Nahrung aus Plastikbeuteln und anderen Beha%ltern zu entnehmen, im Falle eines Wa%rme- und Schutzbedu%rfnisses statt der Mutterbrust eine kunststoffattrappe aufzusuchen und so mo%glichst fru%h "allein", wie es in der Sprache der Soziologen heiszt, "mit dem Leben fertig zu werden". Ohne die Ergebnisse dieser Gruppenversuche im einzelnen vorwegzunehmen, steht doch schon fest, dasz die Aufzucht junger Tiergenerationen nur mit Hilfe "mechanischer Mu%tter" durchaus mo%glich erschein Und wahrscheinlich wird dies auch, worauf ja der ganze Dersuch fu%r die Zukunft angelegt ist, bei Menschenkindern mo%glich sein. Jndessen haben die Experimente ergeben, dasz sich diese Tierjungen von den durch ihre natu%rlichen Mu%tter aufgezogenen sehr wesentlich unterscheiden: Sie sind "asozial" "kontaktscheu", meiden den Umgang mit ihren gleichaltrigen Artgenossen, hocken unter- tags stumpf und teilnahmslos in ihren Gefa%ngnissen, sind sehr leicht reizbar und machen in ihrem ganzen Derhalten den Eindruck hoffnungslosen Einzelga-ngertums. Die Tier- forscher meinen zwar, dasz diese Erscheinungen spa%ter wieder abklingen ko%nnten, geben aber doch, und zwar sogar mit einem gewissen Stolz, zu, dasz durch derartige Umwelts- vera%nderungen eine ganz andere Charakteranlage herausgebildet werden ko%nnte. Und ganz A%hnliches trifft auch fu%r die Muttertiere zu, denen man ihre Jungen weg- genommen hat und so daran hindert, einem ihnen von der Natur selbst eingepflanzten Beschu%tzungs- und Dersorgungstrieb nachzukommen. Sie werden gleichfalls reizbar und zeigen Zu%ge eines Derhaltens, das man, auf menschliche Derha%ltnisse u%bertragen, leicht- fertig, gefallsu%chtig und verantwortungslos bezeichnen mu%szte. Air wollen nicht zu ausfu%hrlich werden. Das Gesagte genu%gt su%r jeden denkenden Menchschench. Welche grauenvolle Zukunftsvision, wenn unsere Nachchfahren einmal von armen, sondern von elektrisch gesteuerten Greifzangen in den Schlaf gewiegt, aus Plastik- bru%sten gestillt, von Robotern zu ihren ersten Gehversuchen angeleitet werden solltenl Wenn kein von einer Mutter gesungenes kinderlied mehr in den Stuben der kleinen zu ho%ren sein wu%rde, sondern nur der "Baby-Nightsong" von der sich automatisch aus- lo%senden Schallplattel Alles, was das Menschentum ausmacht, mu%szte verdorren, jede seelische Anlage schon im keim erstickt werden! Wenn auch noch nicht so "perfekt" wie in den Schimpansenlaboratorien, geht doch die heutige kindererziehung ohnehin schon recht a%hnliche Wege. Der technische Bildungs" ersatz durch Rundfunk und Fernsehen, die Berufsta%tigkeit der jungen Mutter und Haus- frau, der Einbruch der Automatik in die innersten Lebensbereiche bewirken eine Charakterumbildung der heranwachsenden Jugend in anschwellendem Ausmasz. Eine der Folgen ist die erschreckende Jugendkriminalita%t. Muttertag? Dieeviel Heuchelei liegt doch oft in jenen ru%hrseligen Dersicherungen der Dankbarkeit des Staates und der Gelellschaft fu%r die Mu%tter, wenn die Ehre und die Wu%rde des Muttertums durch dieselben Institutionen in Frage gestellt werden! Der volksbewuszte Mensch kann nur Derachtung fu%r jene aus Amerika importierte Schaum- schla%gerei empfinden, die --- hauptsa%chlich auch aus Gescha%ftsgru%nden --- den Mu%ttern hudigt und gleichzeitig das Heiligste der Mutterschaft, der Mutter Recht und Mo%glich- keit, ganz eins zu sein mit ihren kindern, unmo%glich macht und miszbraucht. Mit dem Ersatz der Mu%tter durch mechanische Attrappen ist auch jede Deklaration von "Menschen- wu%rde" nur ritles Geschwa%tz. Dr. Fritz S t u% b e r Besinnung jur Sonnenwende Resinnung --- was ist das? Wer ist heute schon "besinnlich"? Wer kann es sein? Geho%rt Besinnung nicht geradeso wie Besinnlichkeit zu Spinnrad und Butzenscheibenromantik? In germanischer Fru%hzeit scharte sich die Sippengemeinschaft um das emporbrennende Feuer. Die Sonne, die Lebenspenderin des Nordens, feierte ihre ho%chste Zeit. Wald und Flur prangten im Schmuck all ihrer Scho%nheit, beinahe undenkbar weit lag alle Winters- not. Doll des U%bermuts war die Jugend, neues, lustiges Leben versprachen die Frucht- barkeitszauber. Aber die prasselnde, immer ho%her schlagende Lohe wies mit herrischer Geste in den bestirnten Himmel. Nicht mehr freundlicher Schein, sondern knatternde, wild sich ent- fachende Glut, sengend, krachend, spru%hend, drohend reckte die Flammenfinger nach der schweigsam gewordenen Schar. Und da geschah es wohl, dasz einer der Ma%nner hintrat in das Rund, das freigeworden war von der zuru%ckweichenden Menge und seine Stimme erhob --- nicht zu wohlgesetzter Rede, sondern zu erbitterter Anklage. Dunkle Machen- schaften, ha%szlicher Zank, niedriges Tun wurden vor der reinigenden Flamme aufgezeigt in o%ffentlicher Beschuldigung. Und plo%tzlich erschien im krachen und Prasseln der gerade noch geba%ndigten Glut der kleine Betrug nicht mehr gar so klein, der ta%glich ertragene Zank nicht mehr la%nger ertra%glich, die scheinbar geringe List als Niedertracht. Denn --- waren sie nicht alle, wie sie da standen, mit gla%ubig emporgewandten Gesichtern, ein G a n z e s, das nur gedeihen konnte in der Hut des allgemeinen Dertrauens, im Schutz der Einheit und Einigkeit? Wurde das Dunkel um sie alle herum nicht u%berma%chtig, wenn auch nur ein e r von ihnen es einliesz in den gla%ubigen, opferbereiten kreis? Durch das leiser werdende Lohen der Flammen war es, als ho%rte man die Herzen schlagen. Und dann trat einer, ein zweiter, ein dritter hervor aus dem Ring und tat mit heller Stimme, die weithin ins Dunkel drang, ein mannhaftes Gelo%bnis. - Still wurde es wieder. Sie standen alle und schauten in die Glut --- und schauten in sich selber. Und was sie da unter dem Eindruck dieser Stunde entdeckten an A%rger- lichem, das gaben sie, u%berwa%ltigt und schicksalsbereit, der Flamme, als wa%re es ein Unkraut. Die kurze Nacht ist ein Sinnbild: Schnell mu%szt ihr aus den Herzen tun, was nie mehr in den Morgen wachsen darf! Geraderichten mu%szt ihr euer Leben an der Glut des na%chtigen Feuers, damit der Morgen euch anders begru%sze als dieser Abend. Sonnenwende . . . ist die Flamme denn heute weniger heilbringend, weniger rein und reinigend als vor Tausenden von Jahren? Und --- gibt es weniger, das sie freudig auf- nehmen ko%nnte an Derderbenbringendem? Wie wa%re es, wu%rfen wir die weinerliche Ru%ckschau, die fruchtlose klage als erste ins Feuer? Oder etwa den faulen, feigen Optimis- mus, der uns glauben machen mo%chte, es werde wohl schon alles wieder von selber ins rechte Lot kommen, ohne dasz wir uns anstrengen mu%szten. Und zuletzt --- als das wohl giftigste, scheuszlichste Gewa%chs: die deutsche. Zwietrachtl Wie wu%rde das Feuer aufjubeln bis an die Sterne u%ber solchen Fraszl Bescha%mendes, Ha%szlichstes hat sich U%bergenug ereignet zwischen Sonnwendbrand und Sonnwendbrand. kleinliches Geza%nk hat uns bei- nahe mu%de und mu%rbe gemacht. Wir schauen --- Tro%stung suchend --- auf unsere Jugend. Aber --- irgendeiner murmelt da wohl: Sie ist nicht so, wie sie sein sollte... Hellauf lodert da die Flamme und zeigt uns u%bergrell die Wahrheit: Das Bo%seste dieses Jahres kam ni ch t von unserer Jugend! Denn --- hat sie nicht recht, wenn sie einfach abschaltet? Wenn sie den ganzen Jammer des deutschen Unglu%cks sta%ndig zu betrachten sich einfach weigert? Oh, wie kommt sie mit ehrlichem, ansta%ndigem Herzen zu den Alten, wenn sie gerufen wird: zur Arbeit, zu einer Schulung, zu einem Einsatz. Sie kommt nicht jubelnd, sondern mit Dorbehalt, ein Spottwort stets auf den Lippen. Aber sie kommt. Und dann begegnen ihr in jedem Lufthauch wankende, sich windende, drehende Gestalten, die hohlto%nendes Geschwa%tz von sich geben oder schwammig-unverbind- liche Alltagsratschla%ge. Oder gar das Allerinfamste: Ein Achselzucken fu%r der Jugend brennende, bohrende Fragen. Wie viele von unseren Jungen sind es, die aus einer solchen Entta%uschung fliehen ko%nnen in ein Elternhaus, das feststeht wie ein Fels im Sumpf- gela%nde des verlogenen Heute? Wie viele sind es, die da nicht ganz allein auf sich selber angewiesen bleiben in einer scha%bigen, seichten Welt, die an nichts anderes unverbru%chlich zu glauben scheint als an das Feigste, das Billigste und Gemeinste? Und doch: Sooft die Stunde rief, schritt unsere Jugend zur Tat, dra%ngte sich geradezu zum Einsatz. Denken wir doch an die Flut von Hamburg, denken wir an andere Hata- strophen, denken wir daran, wie sie aus sicherem Instinkt der Zersetzung trotzt, wie sie bei aller Unsicherheit des Wissens, das man ihr mit tu%ckischem Dorbedacht vorentha%lt, ja doch mit gleichsam nachtwandlerischer Sicherheit den richtigen Weg findet. Noch einmal lodert hochauf die Flamme. Dann sinkt sie zusammen in zufriedene Glut. Genug hat sie verzehrt an du%rrem Holz, an giftigem kraut. Erla%st und zukunftsfroh finden sich die Ha%nde. Und lachend springt das junge Dolk U%ber die glu%hende Asche und die glimmenden Reste des Gestcrn in einen besseren Morgen. Brigilte P o h 1 Dolkes Stimme fu%r Su%dtirol Es wot ein historischer Augenblich. Wer ihn als Zuno%rer des Drozesses in sinz oder auch nur als Zuschauervor dem Fernsehschirm miterleben durfte, war zutiefst bewegt. Zwar hatten bereits der vorangegangene, durch die Entscheidung des Obersten Gerichts- hofes aber wieder aufgehobene Wahrspruch der Grazer Geschwornen und die einmu%tigen Aussagen der Zeugen im Linzer Prozesz keinen Zweifel daru%ber gelassen, dasz die grosze Mehrheit der o%sierreichischen Bevo%lkerung die italienische Zwangsherrschaft im Etsch- ande moralisch verurteilt und mit dem Herzen auf Seiten jener Ma%nner und Frauen steht, die der Unterdru%ckung Widerstand geleistet haben und der Gewalt mit gleichen Mitteln begegnet sind. Doch war es bis zum letzten Augenblick in Schwebe, ob auch die juristische Schluszfolgerung ebenso lauten und den Angeklagten der Freispruch fu%r ihre vom Willen zur Dolksnotwehr bestimmten Taten zuteil werden wu%rde. Und als nun daru%ber nach banger Wartezeit endlich Gewiszheit herrschte und nach Schlusz der Derhandlung abermals --- wie schon seinerzeit in Graz --- die Tiroler Freiheitshymne, das Andreas-Hoser-Lied, aufbrauste, da gab es wohl unter jenen, denen Freiheit, Heimat und Daterland noch ewige Leitsterne sind, kaum jemanden, der sich der Tra%nen der Dankbarkeit und der Ru%hrung gescha%mt ha%tte. Der Dankbarkeit gegenu%ber einem Schicksal, das nach soviel Not und Elend, soviel Wu%rdelosigkeit und Selbstbeschmutzung doch wieder ein Morgenrot deutscher Treue und Selbstbewahrung heraufda%mmern liesz; und der Ru%hrung daru%ber, dasz die Leiden der Entrechteten, Derfolgten und Gemarterten die Gewissen so sehr wach- geru%ttelt hatten, dasz auch massivste psychologische Beeinflussungsversuche, die sich gewisse kreise gegenu%ber den Dolksrichtern geleistet hatten, wirkungslos blieben. Usenn eine grosze Wiener Tageszeitung zu dem Linzer Dotum schrieb, .,nicht ein Norbert Burger habe seinen Ausgang bestimmt", dann ist das sogar richtig, wenngleich in ganz anderer Weise, als es das Blatt vermeinte. Denn Dr. Burger war, obgleich die Seele der Tiroler Widerstandsbewegung, tatsa%chlich nicht die Hauptfigur in dem Linzer Prozesz; sondern diese war die gram9ebeugte Symbolgestalt des durch Siegerwillku%r und lzetrug zerrissenen Landes Tirol, die vor den Schranken des Gerichtes leibhaftig als Ankla%gerin aufstand und mit dem Hinweis auf die grosze Geschichtslu%ge, der Italien 1918 und abermals 1945 die Brennergrenze verdankte, den Dertreter der staatlichen Anklage an die Wand und in den Schatten spielte. Sprengstoffanschla%ge und andere Masznahmen entfesselter Gewalt sind, zumal wenn mnen entgegen der Dorkehrungen auch Nlenschenlebcn zum Opfer fallen, gewisz be- klagenswcrte Erscheinungen in der Auseinandersetzung zwischen zivilisierten Do%lkern. Tausendmal verwerflicher aber ist Do%lkermord, isi die versuchte Auslo%schung einer Dolks- gruppe von einer Diertelmillion lNenschen, die nichts anderes fu%r sich verlangen, als in der angesiammten Heimat nach ihrer Da%ter Art und Brauch leben und ihre Mutter- "sprache plegen zu dur en. Dieses Der"brechen hat Rom unter den verschiedensten politischen Systemen begangen, von ihm will es heute noch, allen scheinheiligen Dersprechungen zum Trotz, nicht lassen. Dieses Derhalten ist es, das den Do%lkerfrieden vergiftet, die erhoffte Einigung Europas in Frage stellt, alle die scho%nen Deklarationen von "Menschenwu%rde", "Selbstbestimmungsrecht", "Freiheit von Furcht und Not" Lu%gen straft und daher nach Su%hne schreit. Aus der jiingeren deutschen Geschichte haben wir gelernt, dasz Widerstand gegen Gewalt und Freiheitsmiszbrauch nicht nur kein Unrecht, sondern Pflicht der Unterdru%ckten sei; mit der Berufung auf diese These wurden in Nu%rnberg Todesurteile gefa%llt und voll- streckt, wurden Niillionen deutsche Menschen zu langja%hriger Haft, dauernder Entrechtung und Eristenzvernichtung verurteilt, wurde der Raub eines Drittels des deutschen Neichs- gebietes als "legal" erkla%rt und wurden alle sonstigen 1945 und spa%ter am deutschen Dolk begangenen Untaten auszer Derfolgung gestellt. Unter Berufun9 auf dieselbe These vom "heiligen Widerstandsrecht" muszten die erstmals in Graz und dann zum zweitenmal in Linz Angeklagt en frei gesprochen werden Die sogenannten Siidtirolerterroristen" und auch die Geschwornen haben sich nur streng an das gehalten, was Nu%rnberg gelehrt hat. Es gibt wohl keinen Menschen in unserem Lande --- die jett Freigesprochenen mit- inbegriffen ---, der an Lichtmasten- und kasernensprengungen, Zersto%u%ng wertvoller Industrie- und Bahnanlagen oder gar an dem Opfertod unschuldiger Zufallsbeteiligter eine Freude hat; jeder von uns wu%nscht ehrlichen Herzens, dasz die beidseitige Lawine der Gewalt u%bung zum S tillst and kommt. Aber jeder der sich vorurteilsfreies Denken bewahrt hat, musz auch zugeben, dasz ohne die Notwehrhandlungen in Su%dtirol das Dolk im Etschland heute schon stillschweigend seinen Schergen ausgeiiefert, von der Welt und wohl auch von O%sterreich schon vergessen und im Buche der Geschichte "abgeschrieben" wa%re. Der Wiener Ballhausplatz, der 1946 den Pariser Dertrag, obwohl unter Protest, immerhin unbedacht und voreilig, unterschrieben hatte, ist erst durch das Donnern der Detonationen jenseits des Brenners aus seiner selbsigefa%lligen Geruhsamkeit aufgeschreckt worden. Auch das haben die Geschwornen bei U%berpru%fung der Anklage beru%cksichtigt. Daher war es aus ihrem Munde wahrlich Dolkes und damit Gottes Stimme, die die Angeklagten juristisch freigesprochen und Italien moralisch verurteilt hat. E ck a r t Anwait des Dolkstums Aer Auftritt des franzo%sischen Staatspro%sidenten De Gaulle bei seinem Staatsbesuch in kanada wurde von der Weltpresse mit der scherbenerzeugenden Ta%tigkeit des sprichwo%rtlichen Elefanten im Porzellanladen verglichen. Tatsa%chlich hat es De Gaulle mit fast nachtwandlerischer Sicherheit fertiggebracht, nach den Dereinigten Staaten von Amerika nun auch Groszbritannien wenn nicht zu Feinden Frankreichs, so doch zu ent- schiedenen Gegnern jener franzo%sischen Politik zu machen, die seinen, De Gaulles, Namen tra%gt, und nach Johnson auch die britische ko%nigin zu vera%rgern und vor den kopf zu stoszen. Worin der praktische Nutzen einer solchen zweifellos beabsichtigten Heraus- forderung, wie sie sich "der General" in Quebeck geleistet hat, liegen soll, ist nicht leicht zu erkennen, und die Dersuchung liegt nahe, dem sich schon dem Greisenalter na%hernden Herrn des Palais Elysee starrko%psigen Alterstrotz und die Rolle eines "enfnnt terrible" der Weltpolitik zu bescheinigen. Aber ein ganz so simpler Gimpel, als den ihn die manipulierte Weltmeinung hinstellt, ist De Gaulle trotzdem nicht, und was er in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Quebeck aussprach, hat, u%ber alle tagespolitischen Nebengera%usche hinweg, grundsa%tzliche und zukunftweisende Bedeutung. Don den fu%nfeinhalb Millionen Einwohnern der Provinz Quebeck sind rund 8O v. H. Menschen franzo%sischer Abstammung. Diese "Frankokanadier" hu%ten ihr franzo%sisches Dolkstum und pflegen ihre franzo%sische Sprache mit besonderem Stolz, stehen mit ihrem Mutterland in lebendiger geistiger Derbindung, fu%hlen sich als Dorposten der "presence francnise" aus dem amerikanischen kontinent und betrachten das Schicksal der fran- zo%sischen Nation als ihr perso%nliches eigenes. kann man es ihnen verargen, wenn sie auch politisch ihre Unabha%ngigkeit als den sichtbaren Ausdruck ihres Dolkstums- und kulturerbes anstreben? No%tigt es nicht Achtung ab, dasz es in dieser Zeit der all- gemeinen Gleichmacherei und des behaupteten Dorranges der materiellen Interessen vor allen Werten des Geisies und des Blutes noch Menschen gibt, die ihr Dalkstum ho%her scha%tzen als wirtschaftlichen Nutzen und lieber Einbuszen an Geld und Gu%tern hinnehmen wollen als den Derzicht auf ihr nationales Eigenleben? Wa%re De Gaulle wirklich der "alte Narr", als der er beharrlich verschrien wird, dann ha%tte er mit seinen Appellen an das Nationalbewusztsein der "Frankokanadier" in Quebeck und Montreal nicht jene begeisterte Zustimmung gefunden, die ihm tatsa%chlich zuteil wurde. Er hat mit seinen Hinweisen auf "die Heimat der franzo%sischen kultur, der franzo%sischen Sprache und der franzo%sischen Tradition in kanada" kein ideologisches Luftschlosz gebaut, sondern er hat sich auf geschichtliche Tatsachen berufen und seineti Widerhall dadurch gefunden, dasz er eine Realita%t beim richtigen Namen nannte. Dasz das in einer Welt, deren geku%nstelte Ordnung aus dem Begriff von "Nationen" beruht, die rein etatislisch von mehr minder zufa%lligen Staatsgrenzen hergeleitet wer- den, geisiiger Sprengstoff sein musz, ist klar, und alsogleich zeigte sich ja auch die Fern- wirkung von De Gaulles Auftreten in kanada, als ihn die Schotten zu einem Staats- besuch einluden und um Frankreichs Hilfe in ihrem Unabha%ngigkeitskampf gegen die britische Dorherrschaft ersuchten. Ist es nicht ein Beweis fu%r die Lebendigkeit des Dolkstumsgefu%hles, wenn sich kulturnationen oder Teile solcher so spontan ihrer Her- kunft und ihres geschichtlichen Erbes und Auftrages erinnern? Man kann "dem General", der mit seinen Extratouren dem Zustandekommen eines geeinten Europa entgegenzuwirken scheint, vieles vorwerfen, aber dasz er in politischen Dingen einen gewissen "Riecher" besitzt, kann ihm niemand abstreiten. Wenn er sich jetzt so eindeutig zum Anwalt des Dolkstumsgedankens gemacht hat, ist dies ein unu%ber- ho%rbares Zeugnis fu%r dessen Lebendigkeit, das auch uns Deutsche mit neuer Hoffnung erfu%llen musz; keine bessere Bekra%ftigung fu%r das Lebensrecht der deutschen Dolks- gruppe in Su%dtirol wa%re im Augenblick denkbar! Leider scheint "der General" nur nicht willens und imstande zu sein, die Schlusz- folgerungen aus dem, was er in kanada verku%ndete, auch auf sein eigenes Haus zu ziehen. Denn im Elsasz und in Lothringen wird die deutsche Bevo%lkerung von der fran- zo%sischen Derwaltung viel ha%rter und schonungsloser unterdru%ckt als die "Franko- kanadier" von den Briten, wird deutschen kindern der Unterricht in ihrer Muttersprache vorenthalten, treibt der Pariscr Zentralismus mit seiner jakobinischen Assimilations- politik die a%rgsten und ha%szlichsten Blu%ten. Auf diesem Ohre ist De Gaulle taub, den Deutschen will er nicht zugestehen, was er fu%r seine Franzosen mit Recht fordert. Gerade das nimmt De Gaulles Politik --- trotz ihren geistig richtigen Ansa%tzen --- viel von ihrer Glaubwu%rdigkeit. Wir erinnern uns mit Bitternis daran, dasz auch wir Deutschen einmal im Aufbruch unseres nationalen Gemeinschaftswillens in der Lage gewesen wa%ren, den Traum aller Do%lker nach einem nationalen Eigenleben zu ver- wirklichen, und dasz wir diese geschichtliche Chanre verspielt haben. Doch das ist keine Entschuldigung fu%r den Nachfolger, der eine ihm vom Schicksal zuteilgewordene neue Mo%glichkeit mit chauvinistischer Borniertheit verpaszt. Wa%re De Gaulle der Dolkstums- anwalt, als den wir ihn so gerne sehen mo%chten, dann du%rfte er nicht im Elsasz der Tyrann sein und uns Deutschen den Derzicht auf die Ostgebiete zumuten. Dr. Fritz S t u% b e r Der Hote Oktober und Mitteleuropa In wenigen Wochen wird sicherlich mit einer groszen Parade auf dem Roten Platz zu Moskau die 5O. Wiederkehr der Roten Oktoberrevolution von lgl7 gefeiert werden Ein halbes Jahrhundert! Und was hat diese Zeit aus Ruszland und Deutschland, aus Europa und aus der Welt gemacht? Um es vorwegzunehmen: Wie die Franzo%sische Revolution von 178g hat auch dieser "Aufstand der Massen" seine gewichtigen Ursachen gehabt. Eine kluft bestand gewisz Zwischen Aristokraten, die ihre Tage in Saus und Braus verbrachten und ihr Dermo%gen im noblen Ausland verpraszten, und der misera plebs, den Ruschiks und den Stadt- arbeitern, die im Analphabetentum und im Hunger verkamen. Auch der ho%here orthodoxe klerus verfa%llt wohl dem Gericht der Geschichte. Ein panslawischer krieg hat das schier unendlich grosze Land durch drei Jahre erscho%pft. Nein, weder 1789 noch lgl7 sind ohne Ursache gekommen. Aber was ist daraus geworden? In Frankreich hat das innere Blutbad einschlieszlich der Folgekrisen nach Jahren, in Ruszland hat es nach Jahrzehnten geza%hlt. Auch Deutschland und O%sterreich haben Unruhen und Umstu%rze gekannt. Der Not ist die Gewalt und der Gewalt wieder die Not gesolgt. Fu%r die fru%heren Zeiten darf man mit Dankbarkeit feststellen, dasz hier solche Revolutionen gar nicht no%tig waren, weil die sozialen kernprobleme zwar nicht von selbst, aber doch nur zum geringsten Teil von Polizei und Milita%r gelo%st wurden. In Deutschland haben Persa%nlichkeiten wie Ernst Abbe, Adolf kolping, Bischof von ketteler, Datee Bodelschwingh und auch die Familie krupp immer wieder Lo%sungen gesucht und ormlttelt, die den Gedru%ckten den Weg zur Rebellion erspart haben. Nicht umsonst wur- den die Bauern Deutschlanda und O%sterreichs zwischen 1717 und l848, die Ruszlands erst 1861 befreit, ohne dup dies allerdings schon echte freiheit gewesen wa%re. MteH uhbeneitten zugeBcben, wle lmmer dle Begleitumsta%nde und Folge- ~s~- WM eoareh: dle rowsctls4c Revolution hat das Analphabetentum schneller beseitigt, als es ctwa in Su%ditalien gelang. Sehulen und krankenho%user, Hochschulen und Theater- wesa stehen hoch in Blu%te. Gleichwie es dazukam: der erste Weltraumko%rper von 1957 war der sowjctische Sputnik. Eine fu%r uns allc schmerzliche Tatsache: der russische Einflusz- berech ging 1914 von Libau bis vor Lemberg, seit 1945 bis vor kassel und hinter Eger. Unser besonderes o%sterreichisches Glu%ck, dasz er nicht noch tis Urfahr und Enn reicht. Aber welcher Preis wurde fu%r die Oktoberrevolution bezahlt? Und wie sieht es um die Freiheit der sowjetischen Menschen und der Satellitenbu%rger aus? Du%rfen sie reden und handeln, wie sie wollen, oder musz es nach der vorgenormten Zk-Auffassung des "Groszen Bruders" sein? Du%rfen sie reisen, wohin sie wollen? Auch bei uns im freien Westen ist nicht alles Gold, was gla%nzt, aber wir du%rfen es. Und das ist wohl der Unter- schid, um den es hier zu leben lohnt. s ist natu%rlich hinreichend bekannt, dasz autorita%re Regimes seit eh und je ihre ausz ergewo%hnlichen Ordnungsziele nur durch ebenso auszerordentliche Ha%rte erreichen ko%n- nen --- etwas, was man den Deutschen nie zugebilligt und gerade den Sowjets jeder- zeit verziehen hat ---! Doch am Wege dieser Gewaltordnung gedeihen allerhand Un- wu%rdigkeiten wie Byzantinismus und Personenkult, Grausamkeit und Zwangsarbeit, von Freiheitsberaubung bis zur entmenschlichten Massen- und Gegnerto%tung. Freilich hat es dem vorangegangenen Zarenregime --- ohne erreichte nennenswerte Erfolge --- daran auch nicht gefehlt. Das Theater- und Bildungswesen braucht jedes Gewaltregime fu%r seine Zwecke, es trifft nur die ihm gema%szen Auslesen. Schlecht steht es um die Freiheit des Denkens und Glaubens, vor allem des Empfindens. So grosz die Bedeutung russischer Dichter des vorigen Jahrhunderts war, von Turgenjew u%ber Dostojewski und Tolstoi: Ein Maxim Gorki und ein Scholochow wiegen die grosze scho%pferische Leere nicht auf, die ein solches Regime erzwingt. Die Poesie la%szt sich weder fesseln noch kommandieren. Typisch ist hier der Fall des verhinderten Nobelpreistra%gers Boris Pastermak und seines Romanes "Doktor Schiwago", den zwar die ganze Welt, nicht aber sein von ihm geliebtes Rusz- land kennt. - Und wie sieht der Rote Oktober von Deutschland her aus, das unfreiwillig, aber dennoch Schu%tzenhilfe zum Werden des Bolschewismus geleistet hat? Don der fast tragisch zu nennenden Heimsendung Lenins bis zur technischen Hilfe in Metallurgie, Atomphysik und Weltraumfahrt. "Ost---West ist Null". Das war keineswegs nur amerikanische Hilfe. Auch der hauptsa%chlich zwischen Deutschland und Ruszland ausgefochtene Zweite Welt- krieg hat entwickeln geholfen, ohne dasz dies deutscherseits beabsichtigt gewesen sein konnte. Das bolschewistische Ruszland, das heute einen durch seine Beno%lkerungsexplosion u%berragenden Zukunftsgegner in China besitzt, wurde gleichwohl von keiner Nation so beka%mpft wie von der deutschen. Schon deswegen, weil die Parole "Proletarier aller La%nder, vereinigt euch!-- auf ideologischen Export angelegt war und Deutschland schon vor einer Generation bolschewistisch zu werden drohte. Weil die u%berwiegende Mehrheit der Nlitteleuropa%er keinen Sinn fu%r Zwangsarbeitsverbannung und kolchose besasz, hat es sich vorbeugend und spa%ter verteidigend in einen Zweiten Weltkrieg begeben, dessen Endergebnis auch heute noch nicht bekannt ist. Immerhin ist der deutsche Siedlungsosten nach 8OO Jahren an das Slawentum verloren und Deutschland zweigeteilt worden mit Ser Absicht auf Derewigung. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen war einst die grosze Abwehr- forderung des Marxismus; im sowjetischen Bereich ist sie erst recht Wirklichkeit geworden. Immerhin ist die Mauer von Berlin fu%r die ganze Welt das unu%bersehbare Wahr- zeichen der Unfreiheit eines solchen Regimes, das zwar Fernsehapparate --- zur eigenen Propaganda ---, aber kaum Autos bietet Cwegen Derbu%rgerlichung) und eine Arbeits- kra%fteflucht vor widerlichem Normenwetteifer a la Stachanow und Hennecke mit Spani- schen Reitern, Mauern, Gewehren und Stacheldraht abwehren musz. Die Franzo%sische Revolution wirkt in Errungenschaften wie auch Substanzverlusten bis in die ju%ngere Gegenwart weiter. Man kann aber la%ngst nicht mehr behaupten, dasz sie noch bestu%nde und die Guillotine auch heute noch rolle, die damals Gleichheit, Freiheit und Bru%derlichkeit erzwingen sollte. Auch die sowjetische Revolution von 1917, die wir in Ursachen und Wirkungen keineswegs verniedlichen du%rfen, hat inzwischen viele ihrer kinder aufgefressen. Das zivilisatorische Gefa%lle zwischen Ost und West musz fru%her oder spa%ter seine Fru%chte tragen. Je besser es um unsere mitteleuropa%ische Freiheit und Menschenwu-rde bestellt ist, desto mehr Widerstandskraft werden wir gegen jene kra%fte und Ma%chte besitzen, die nur von der Macht und nicht von der Humanita%t getragen werden, fu%r die sie letztlich in die Revolution aufgebrochen sind . .. Wir glauben, dasz nur die menschliche Freiheit einen bleibenden Fortschritt ent- wickeln kann und auch das Brot der Menschen nicht von rauher Gewalt erzwungen werden musz. Robert H am p e 1 Soldatosche Tradition in Unserer Jeit Der moderne krieg ist nicht nur grausam --- das war der krieg schon zur Zeit der persischen Sichelwagen ---, sondern er ist u nm en s ch lich geworden im wahrsten Sinne des Wortes, unmenschlich insofern, als die Dernichtungsmaschine weitgehend an die Stelle des ka%mpfenden Menschen getreten ist. Die interkontinentale Rakete, der Atomsprengko%rper, haben keine Tradition. Auf der Dernichtung Dresdens und auf dem Sterben von Hiroshima kann man eine Tradition nicht gru%nden. Darum sto%szt der Gedanke einer Tradition deutschen Soldatentums vielfach auf eine Mauer der Ablehnung. Man spricht stolz von der Stunde Null der Bundeswehr und der einmaligen Chanre, die damit gegeben sei, dasz man Streitkra%fte ohne Tradition in einer modernen Welt mit madernen Menschen zur Derhu%tung oder, wenn es sein musz, zur Fu%hrung eines madernen krieges aufstellen ko%nnte. Tradition ist ein Dorgang zwischen den Generationen: auf der einen Seite steht die a%ltere Generation, die der ju%ngeren etwas u%bergibt, was sie fu%r wertvoll ha%lt und es ihr deshalb u%bergibt, w ei 1 sie es fu%r wertvoll ha%lt --- oder sagen wir ruhig --- fu%r einen echten W e r t. Denn nur Werte werden u%berliefert. Wertloses geht mit der Generation, die es gepflegt hat, zugrunde. Auf der anderen Seite steht eine ju%ngere Generation, die etvoas u%bernimmt --- die dieses Etwas deshalb u%bernimmt, weil a u ch si e es des U%bernehmens fu%r w e r t ha%lt, weil sie es wertvoll glaubt, in ihm einen Wert sieht. Nur dort also, wo die Wertvorstellungen zweier Generationen in einem Punkte wenigstens gleich sind, ist echte Tradition im Sinne solcher U%berlieferung mo%glich. Tradition ist demnach etwas anderes als nur Gewohnheit u%ber Generationen hindurch; und ist auch etwas anderes als erstarrtes Brauchtum. Denn Tradition besteht, ich wiederhole, aus der U%bergabe u n d U%bernahme von als solchen anerkannten Werten. Gibt es aber diese Gemeinsamkeit der Wertvorstellungen auch im Bereich des Soldatischen? Ich musz darauf antworten mit einem klaren Ja. Der Beruf des Soldaten --- und die Aufgabe des Soldaten fu%r den, der nicht von Berufs we9en Soldat ist --- ist hart und schwer, denn man kann diesen Beruf und diese Aufgabe drehen und deuten wie man will, man wird nicht darum herumkommen, dasz ihr kern --- der kern des Soldatenberufs und der kern der soldatischen Ausgabe --- darin besteht, sich selbst, seine Perso%nlichkeit, sein Leben hinzugeben. Wer diesem kern ausweichen will, setzt notwendig an die Stelle des Soldaten den Derteidigungsbeamten. Solche Derteidigungsbeamten, die diesem letzten Einsatz, dieser letzten Hingabe ausweichen wollen, gab es seit jeher und es gibt sie auch heute: in der Bundeswehr. Ohne klare Wertvorstellungen gibt es kein echtes Soldatentum. Ein scheinbares Soldatentum, das auf Wertvorstellungen verzichtet, entartet notwendig in Militarismus. Militarist ist also, um dies am Beispiel darzustellen, jener Berufssoldat, der den Soldaten- beruf nur ergrisfen hat, weil er Freude an der Uniform hat, weil ihn silberner Flitter lockt oder erhoffte Auszeichnung, oder weil er in diesem Beruf eine materielle Sicherung zu finden glaubt, ein annehmbares Gehalt oder spa%ter eine Pension, von der er leben kann, oder eine Abfindung, die ihn eine neue Existenz gru%nden la%szt. Wenn man den Soldaten des ersten Weltkriegs oder auch des zweiten Weltkriegs gefragt hat, warum er sich in bestimmter Weise, so und nicht anders, verhalten hat, so war damals die landla%ufige Antwort der Hinweis auf die Pflicht, die der Soldat dem Daterland gegenu%ber zu erfu%llen hat. An das Daterland haben die jungcn Frei- willigen von Langemarck, haben die ka%mpser vor Derdun und haben die grauen, aus- gemergelten und ernu%chterten Infanteristen in den Schu%tzengra%ben Flanderns bis zum Ende des ersten Weltkriegs geglaubt. Fu%r dieses Daterland setzten sich auch die Soldaten vor allem der Freiwilligenverba%nde des zweiten Weltkriegs in kreta, Ruszland und in der Normandie der ganzen Grausamkeit einer modernen kriegsmaschinerie aus. Und diesem naterland galt auch der letzte Gedanke und das letzte Wort eines klaus von Stauffenberg, der, das sollten die, die sich heute so gerne als seine Erben betrachten, nie vergessen, mit dem Ruf starb: "Es lebe das ewige Deutschland!" Nun gibt es heute viele, die das Prinzip des Daterlandes mit dem Prinzip der Freiheit su%r unvereinbar halten und sagen: Entweder ka%mpfe ich fu%r mein Daterland und opfere ihm, wenn es sein musz, auch die perso%nliche Freiheit insgesamt, nicht nur meine eigene, sondern die Freiheit aller, oder ich ka%mpfe fu%r diese perso%nliche Frei- heit --- wenn es sein musz auch gegen mein Daterland --- wenn in diesem Daterland die perso%nliche Freiheit nicht mehr geachtet wird. Das ist der Gegensatz, der heute so oft behauptet wird und der angeblich auch im soldatischen Bereich die Generation von gestern von der Generation von morgen trennt. Besteht dieser Gegensatz wirklich? Handelt es sich hier um eine echte, unlo%sbare Antinomie? Ich glaube es nicht. Ich glaube im Gegenteii, dasz es die grosze und noch nicht gelo%ste Aufgabe in unserer Zeit ist, und zwar sowohl der a-lteren wie der ju%ngeren Generation in unserer Zeit, die Derbindung zwischen dem Begriff des Daterlandes und dem der Freiheit aufzudecken, und aus dieser Derbindung heraus dem modernen Sol- daten sein Ethos zu schaffen. In diesem Ethos des Soldaten, aus dem heraus die Bereitschaft erwa%chst, sein eigenes Leben zum Opfer zu bringen, sind die beiden Begriffe des Daterlandes und der perso%nlichen Freiheit irgendwie in einer E in h e i t verbunden. Und dieses Ethos ist es, durch das sich der Soldat vom bloszen Techniker der Dernichtung wesenhaft unterscheidet. Der Techniker der Dernichtung ist bereit, den Tod zu bringen; der Soldat dagegen ist zu sterben bereit. Das gilt es heute mehr denn je zu betonen, in einer Zeit, in der die Technik der Dernichtung jeder Ethik davonzulaufen droht. Der Sinn richtig verstandener soldatischer Traditian ist: sie soll durch Dorbilder, durch Leitbilder hin zum Daterland fu%hren. Ohne Daterlandsliebe gibt es kein echtes Soldatentum. Der Soldat ohne Daterlands- liebe wird zum Landsknecht, zum So%ldner, und heute, ich wiederhole, zum Techniker der Massenvernichtung. Der manchmal erhobene Einwand, soldatische Tradition sei unsozial, sei die Sache nur einer bestimmten Schicht, eines bestimmten Standes, ist leicht zu widerlegen: Die Tradition von Langemarck, von Derdun, von kreta --- um nur ein paar Beispiele zu nennen --- ist ni ch t eine Tradition von Berufssoldaten, sondern die Tradition von Frei- willigen aus a 1 1 e n Schichten und Sta%nden, die keine geborenen Soldaten, vielleicht sogar ungern Soldaten waren, aber trotzdem als Soldaten ihr Leben fu%r ihr Dater- land gaben. Es ist vor allem das Dorbild, das Beispiel, das begeistert. Innere Fu%hrung bedeutet deshalb --- das hat schon Walter Flex, der heute Dergessene, erkannt --- in erster Linie auch Dorleben. Zu dem Beispiel, das der Dorgesetzte durch sein Dorleben gibt, tritt daa Dorbild, das u%berliefert wird, erst hinzu. Auch im modernen krieg ist im Grunde die Aufgabe des Soldaten die gleiche geblieben: Opfer zu bringen fu%r Werte, die es zu verteidigen gilt. Opfer fu%r das Daterland und Opfer fu%r die Freiheit. Wir haben fu%r diese soldatische Bereitschaft zum Opfer das scho%ne deutsche Wort ,.Tapferkeit", und gerade der moderne krieg des 2O. Jahrhunderts verlangt von dem, der in ihm steht, solche Tapferkeit, und auch die Derhu%tung des krieges ist nur durch Tapferkeit mo%glich. In diesem Begriff der Tapferkeit ist zugleich das innerste Wesen der Tradition des deutschen --- nein, j e d e n Soldatentums eingeschlossen. Derstehen Sie mich, bitte, nicht falsch: Tapferkeit ist nicht der ho%chste Wert, aber sie dient der Erhaltung der Werte, die uns als die ho%chsten erscheinen. Dies hat bei der Enthu%llung eines Gedenk- steines in der Infanterieschule Hammelburg der Sprecher, ein blutjunger Fahnenjunker, beispielhaft verdeutlicht, als er seine Ansprache mit den Worten schlosz: "Solange Ma%nner tapfer sind, solange wird es noch Liebe und Treue, den Glauben und die Hoffnung und das Recht und die Freiheit des einzelnen geben. Ohne dies --- was wa%re fu%r mich und alle anderen Menschen das Leben?" Quelle: "Das freie Forum", 8/1967 Sorgenvoller Advent Mein, es ist kein Zweifel und kann mit Scho%nfa%rberei nicht mehr verniedlicht, mit amtlichen Phrasen nicht mehr weggeredet werden: Zum erstenmal seit vielen Jahren u%berschatten dem deutschen Durchschnittsbu%rger die Dorweihnachtszeit echte Daseins- sorgen, Sorgen um den Arbeitsplatz, Sorgen um das wirtschaftliche Auslangen und Fortkommen in der Gegenwart und noch mehr in der Zukunft. ku%ndigung und kurz- arbeit, in den Tagen der Dollbescha%ftigung fu%r la%ngst gebannte Gespenster einer glu%cklich U%berwundenen, kaum noch im Bewusztjein gebliebenen Dergangenheit gehalten, sitzen als graue Unheilsboten bei dem einen bereits am Familientisch, schleichen bei dem andern erst noch ums Haus, Dielleicht ist die Schrumpfung der Wirtschast, in Dergleichszahlen ausgedru%ckt, fu%r den Staat und die Gesellschaft noch nicht bedrohlich --- fu%r den ein- wachsenden Wohlstand, an einen nimmer abreiszenden Geldsegen zu glauben gewo%hnt hatte, ist schon der Stillstand, sind schon geringfu%gig sinkende Einnahmen eine herbe Entta%uschung. Wohl leiden --- in Osterreich wie in der deutschen Bundesrepublik --- nur die allerwenigsten wirklich Hunger; aber Hunger ist eine relative Gro%sze, und wer ta%glich Geflu%gel und Zuckergeba%ck gewo%hnt war, empfindet es schon als Not, wenn er sich plo%tz- lich nur mehr Brot leisten kann. Der "psychologische Efsekt", um in der Sprache der Wissenschast zu reden, miszt sich beim Nlangel nicht nach dem, was einer wirklich ent- behrt, sondern was er als Entbehrung empfindet. Seit nach den harten Hungerjahren der kriegs- und der unmittelbaren Nachkriegs- zeit eine Gu%terfu%lle in nicht vorhersehbarem Ausmasz Europa u%berschwemmte und der Glaube an die Allmacht einer immer u%ppiger florierenden Wirtschast in die Herzen der Sieger und noch mehr der Besiegten einzog, gewo%hnte man sich daran, diesen Glauben und sein Idol, sein materielles Wunderkind, als eine Ersatzreligion fu%r alle anderen verlorenen Werte anzusehen. Das Daterland war zerrissen und ohnma%chtig? Die grosze Dergangenheit des eigenen Dolkes ausgelo%scht oder gescha%ndet? Alles, was man gestern noch geglaubt, erhofft, bekannt hatte, plo%tzlich falsch und sogar scha%dlich? Gut, wenn es nach dem Willen der allein die neue Zeit bestimmenden Na%chte so sein sollte, so hatte man sich zu su%gen. Bekam man doch dafu%r perso%nlich "soziale Sicherheit", die Befreiung von la%stigen Pflichten gegenu%ber der Allgemeinheit, scho%ne kleider, reichliches Essen, ein Eigenheim oder wenigstens eine moderne Wohnung, dazu die bald als unentbehrlich empfundenen Haushalts- und Funkgera%te, das eigene Auto, Reisen in immer fernere La%nder und vieles anderes mehr, was fru%her Privileg der "oberen Zehntausend" ge- wesen war, sozusagen ins Haus geliefert. Was man an geistigen und seelischen Werten verlor, das liesz die Massen der neue Wert Wohlstand leicht und gern vergessen. Und nun ist ja%hlings die Ernu%chterung gekommen. Auch unter jenen, die selber von ru%ckla%ufigen Auszenhandelsziffern, schrumpsenden Betriebsbilanzen, der Stillegung von Unternehmungen und gleichzeitigen ho%heren Steuern noch gar nicht oder wenigstens nicht fu%hlbar betrosfen sind, macht sich der Zweifel bemerkbar, ob der Ersatzglaube an den "Primat der Wirtschaft", an das egoistische Privatglu%ck im Schatten der groszen nationalen katastrophe wirklich so richtig war, wie es die neuen Aposlel gepredigt hatten. Ob, mit einem Wort, das Haus, in dem man es sich mit den Seinen seit 1945 so wohnlich eingerichtet zu haben glaubte, nicht auf Sand gebaut war, auf dem Flug- sand einer falschen Ideologie, eines berechneten Weltbetruges. Es ist von eherner Folgerichtigkeit, wenn alle diese Sorgen und Zweifel gerade im Advent, der Zeit der Dorbereitung aus das herannahende Weihnachtsfest, besonders dra%ngend und dru%ckend werden. War doch eben der Advent in den vergangenen Jahren, freilich ganz im Gegensatz zu seinem eigentlichen Sinngehalt, jene Zeit gewesen, in der das "konsumdenken", der von einer ebenso geschickten wie skrupellosen Derkaufs- werbung bis zur wilden Gier angeheizte Wunsch, mo%glichst viele und teure Waren zu erwerben, die tollsten Blu%ten trieb. Nan rechtfertigte sich zwar vor sich selber damit, dasz dies alles nur geschah, um den Lieben daheim, den Derwandten, Gescha%ftsfreunden, Bekannten mit kostbaren Geschenken "eine Freude zu machen". Fu%r solche edle Zwecke durfte man das Geld nicht anschauen. Aber, so sehr das auch im Einzelfall zugetroffen haben mag: im Grunde war es fu%r die Massen doch nur eine Schmeichelei des perso%n- lichen Geltungsbedu%rfnisses, wenn man es dem Nachbarn zeigen konnte, dasz man nicht weniger "reich" war als er, hinter seinen Ausgaben durchaus nicht zuru%ckstehen muszte. Diese Illusion hat nun einen Risz bekommen. Und so zeigt denn die heurige Advent- zeit vielen ein graues, ein sorgenvolles Gesicht. - Es kann leider nicht bestritten werden, dasz dieses Gesicht fu%r viele sehr berechtigte Sorgenfalten tra%gt. Fern sei es von uns, die Eristenzsorgen etwa der kumpeln im deut- schen kohlenrevier oder im Lavanttal mit der eingebildeten Trauer u%ber unbefriedigte Einkaufwu%nsche vor groszsta%dtischen Modegescha%ften gleichzusetzen. Aber fu%r alle, die die heurige Adventzeit sorgenvoll mit ihren u%ppigen Dorga%ngerinnen vergleichen, ist doch schon ein T r o st bereit: Nach dem Gesetz des Gleichgewichtes, das auch fu%r die Menschenbrust gilt, wird, so wie mit dem Einsetzen der materiellen Hochkonjunktur die geistigen Bewusztseinsinhalte tiefer und tiefer sanken, mit der a%uszeren Einschra%nkung auch wieder die innere Bereidlerung Schritt halten. Das nicht blosz nach der Ho%he des Preises und seinem zweifelhaften "Bestseller"-Rang, sondern nach dem wenn auch im wohlfeileren Einband gediegeneren Inhalt und den Wu%nschen und Neigungen des damit zu beschenkenden Lesers ausgesuchte Buch, das nicht so protzenhafte, aber wa%rmere und solidere, vielleicht sogar von Mutterhand selbst gena%hte kleidungsstu%ck der bescheidenere, aber liebevoller aufgeputzte Weihnachtsbaum ko%nnen dem Geber wie den Beschenkten zu Quellen einer viel reineren Freude werden, wenn nur erst die Einsicht einkehrt, dasz eben die ganze Wertordnung, die nun an die zwanzig Jahre lang unser Leben bestimmte, in ihrem einseitigen Materialismus falsch war und dasz die Trennung von einem als falsch Erkannten letztlich immer Gewinn bedeutet; einen Gewinn, der sich uns auch als nationale Hoffnung schon wie ein fernes Weihnachtslicht nahen 'will. Advent: das heiszt, ins Deutsche u%bersetzt, "Ankunft". Uns allen steht, mo%gen gegen- wa%rtig die echten wie auch die eingebildeten Sorgen noch so grosz sein, der Advent einer groszen Geisteswende bevor. Glaubt nur recht fest an ihn und haltet euch fu%r ihn bereit! Dr. Fritz Stu%ber Die vierzehn Punke: von den Schulden zur Schild Im 8. Ja%nner ist ein halbes Jahrhundert seit dem Tage vergangen, da der USA- Pra-sident Woodrow Wilson in einer Botschaft an den kongresz die beru%hmten und beru%chtigten Punkte fu%r einen allgemeinen Weltfrieden aufgestellt hat. Einen solchen Weltfrieden hat es seither nicht gegeben, obwohl die deutschen Mittelma%chte schon inner- halb einer Jahresfrist auf Grund dieser Punkte die Waffen gestreckt hatten. So sehr waren Ideal und Derwirklichung voneinander getrennt. Nordamerika war 1917 mit unverbrauchten kra%ften in den ersten Weltkrieg ein- getreten. Nur zum wenigsten ist es um humanita%r-politische Ziele gegangen; in Wahr- heit hatten die Dereinigten Staaten von den Westma%chten England und Frankreich bereits ungeheure Geldsummen zu fordern. Um diese Schulden so oder so eines Tages eintreiben zu ko%nnen, siiegen die USA in den europa%ischen krieg ein, als ob dem "Amerika den Amerikanern" der Monroedoktrin kein "Europa den Europa%ern" entsprochen ha%tte. Der kardinalfehler der Mittelma%chte, namentlich des Wilhelminischen Deutschlands, mochte es freilich gewesen sein, nicht ebenfalls die schier unernieszlichen Goldquellen Nordamerikas fu%r kriegszwecke rechtzeitig "angepumpt" zu haben. Man hatte seinen besonderen Stolz und zudem nicht die geringsten Dorstellungen davon, welche Gelder ein moderner Nlassenkrieg im technischen Zeitalter kosten wu%rde. So war etwa der 24O- Millionen-Mark starke sagenhaste Goldschatz im Spandauer Juliusturm schon allzu fru%h als kriegsschatz ausgebraucht. Wie ganz anders sich eine Beteiligung nordamerikanischer kapitalien an Deutschlands und Osterreich-Ungarns Wirtschaft zu Ungunsten der Entente ha%tte auswirken mu%ssen, ko%nnen wir uns angesichts der Auswirkungen des um ein Menschenalter ju%ngeren Marshallplanes vorstellen. So wurde Nordamerika durch Sorgen um Schulden und deren Eintreibung zur Stellung der Schuldfrage gedra%ngt, um dann bei den endlichen Waffenstillstandsverhand- lungen den als schuldig Erkannten oder zum Schuldigen Ernannten die Tilgung der materiellen Schuld diktieren zu ko%nnen. Was aber wollten Wilsons 14 Punkte? Der ko%rperlich sieche, geistig von der Theologie bestimmte und von Ratgebern miszbrauchte Mann auf dem amerikanischen Pra%sidentenstuhl wuszte, dasz das kriegfu%hrende Europa am Ende seiner kra%fte und seiner Nahrungsmittel angelangt war. So forderte er als Grundlage fu%r einen Frieden, der fu%r keine Partei mehr ein Siegfrieden sein konnte, Dinge, die alle Menschen und Do%lker bei einigem Nachgeben ha%tten als billig zugestehen ko%nnen: Offentlichkeit der Friedens- vertra%ge, Ende der Geheimdiplomatie, Beseitigung der wirtschaftlichen Schranken (denn alle kriege haben prima%r wirtschaftliche, dann erst ideologische Ursachen!), Beschra%nkung aller Ru%stung auf ein Mindestmasz, Ausgleich aller kolonialen Anspru%che, Ra%umung der im kriege besetzten Gebiete, freieste Mo%glichkeit autonomer Entwicklung besonders der Do%lker O%sterreich-Ungarns, Offnung der Dardanellen, Errichtung eines unabha%ngigen polnischen Staates und Gru%ndung eines Do%lkerbundes als Garanten der Neuordnung. Weil man im Herbst 1918 auf seiten der Mittelma%chte keine Siegesaussicht mehr besasz und zudem beim amerikanischen U%bergewicht ein U%bergreifen der kriegshandlungen auf das bisher vo%llig unversehrte Heimatgebiet verhindern wollte, wurden die Waffen auf Grund der 14 Wilson-Punkte niedergelegt. Die weitere Entwicklung, die Zwangsfriedenschlu%sse von Dersailles, St. Germain und Trianon sind bekannt. Wir wissen dasz den Mittelma%chten von den Westalliierten so ziemlich alles vorenthalten wurde, was Do%lkerrecht auch fu%r sie gewesen wa%re. Oder wo stand das Recht geschrieben, dasz hunderttausende Schlesier wegen der Hu%ttenwirtschaft den Polen, Millionen Sudetendeutsche den Tschechen, eine Diertelmillion deutscher Su%d- tiroler den Italienern zugesprochen wurden, ohne Ru%cksicht auf Geschichte und Aufbau der betroffenen Ra%ume und Do%lker! Wa%hrend das blu%hende Osterreich-Ungarn zer- splittert und somit von heute auf morgen dem wirtschaftlichen Ruin u%berantwortet wurde, erhielt Deutschland Reparationen auferlegt, von denen niemand glauben durfte, dasz sie je bezahlt werden konnten. So kam es zur Ruhrbesetzung und zur Inflation und zu Millionenheeren von Arbeitslosen, so zu einem deutschen Massenkommunismus, so kam es --- als Abwehr --- zu Hitler und dem, was er durch mehr als ein Jahrzehnt in Mitteleuropa getan hat, um die Folgen der Diktate zu beseitigen. - Deutschland mag den zweiten Weltkrieg in neuerlicher Unkenntnis globaler kra%fte begonnen haben; verursacht wurde er letztlich nur daraus, dasz Wilsons 14 Punkte bei den Pariser Dorortevertra%gen mit den Fu%szen getreten wurden, sobald einmal die Mittel- ma%chte die Waffen gestreckt hatten. Darum hat auch Nordamerika diese "Dertra%ge" nie ratifiziert. Es war nur bemu%ht, sein Geld hereinzubekommen. Nicht einmal dies ist ihm geglu%ckt. Ha%tte ein die Leistungen und kra%fte Europas ehrlich achtendcr Fricde den ersten krieg beendet, ha%tte es nie zum zweiten Weltkrieg kommen ko%nnen. Trotz ganz anderer kriegstaktik, wirtschaftlicher Dorsorge, grandiosen Blitzsiegen in der Erstzeit, hat Deutschland in sechs kriegsjahren neuerdings gegen eine Welt, die fast gieiche Welt, von Feinden den ku%rzeren gezogen. Hat man in Teheran, Jalta und Potsdam aus Dersailles gelernt und auf einen echten Frieden gedra%ngt? Mitnichten, man hat dann nicht einmal ein a%hnliches Diktat gefa%llt. Man hat nur geteilt und zwischen Osten und Westen aufgesplittert, ohne zu einem offiziellen kriegsabschlusz zu kommen. Selbst die Demontagen und Reparationen wa%ren ru%cksichtslos eingetrieben worden, ha%tte der Westen nicht plo%tzlich die Funktion erkennen mu%ssen, die die deutschc lNitte Europas auch fu%r ihn zu erfu%llen hat. So hat Anierika sogar eines Tages der Aus- hungerung und Ausplu%nderung gesteuert und damit auch die anderen zum Einhalt ge- zwungen, der nicht immer eine echte Einsicht war. Wieder einmal hatte Amerika das Renen und dies weitgehend zugunsten des sowjetischen Ostens entschieden. Wieder ein al hat man das Ganze einen kreuzzug genannt. Wir aber ko%nnen aus der entfernten Schau auf korea 195O und Dietnam 1966/O7 erkennen, wie es um solche Interventionen bestellt ist. Es war dann auf einmal nicht mehr alles so schlimm an den Deutschen, wie es eine haltlose Propaganda wahrhaben wollte. Es war manches schlimm genug, aber auf allen Seiteni Es war nicht alles U%bermasz und U%berheblichkeit, sonst ko%nnte sich das wirtschaftlich heute sehr angeschlagene England nicht im Beifall aller "Groszbritannien" nennen, wo%hrend die Bezeichnung "Grosz- deutschland" fu%r das Groszreich aller Deutschen, aus dem Widerstand gegen die Folgen der 14 Punkte erwachsen, fu%r Hybris gehalten wurde. Die Atlaslast der Nichtordnung der europa%ischen Welt hat seit nunmehr fu%nfzig Jahren Deutschland zu tragen. Zuerst ist der deutsche Michel verzweifelt und zornig geworden. Er hat die Dergeltungs- und Derschuldungsgeba%ude der anderen in einem Menschenalter zersto%rt. Nach dem zweiten Zusammenbruch war seine Zerru%ttung noch gro%szer und die Umerziehung durch die anderen ist ihm seelisch um so weniger bekommen, als diese mit einem ebenso unerwarteten wie berauschenden wirtschaftlichen Aufsiieg des westdeutschen Restgebietes verbunden war. U%ber der perso%nlichen Freiheit und seinem Mohiergehen ist er daran, das Ganze, die Nation und ihre Geschichte, seine getrennten Bru%der und seine vielen noch heute bestehenden Auszenpositionen in Europa und U%bersee zu oergessen. Wenn nur er u%berlebt hat! Es wird schon weitergehen und einmal wieder gut wcrden. Der Patron aller Deutschen ist der Erzengel Michael, den schon die altdeutsche kunst niit Schwert oder Lanze den Drachen to%ten la%szt. St.Michael wurde einst auf der Haupt- fahne der Deutschen 955 in der Schlacht am Lechfeld den aus dem Osten vorstu%rmenden Magyaren sieghast entgegengehalten. Dieser Drache ist heute kein a%uszerer Feind, den er noch u%berwinden ko%nnte, sondern das Dunkle in seiner eigenen Wesenheit. Michael: wer isi wie Gott? Das war einmal eine grosze Dersuchung! Die Frage gilt noch heute, man musz sie nur anders betonen. Die Gerechtigkeit der Welt ist den Deutschen aus Wilsons 14 Punkten nicht erwachsen. heute musz der ka%mpfende Ju%ngling mit den Engelsflu%geln der inneren Lauheit aller Deutschen begegnen. Es wird die Frage dcr na%chsten und letzten Jahrzehnte dieses Jahr- tausends, des Jahrtausends nach Otto dem Groszen sein, ob der jugendliche Ritter auch innerlich jung geblieben ist, um sich wie uns zu bewahren und zu bewa%hren. Sankt Michael --- schirme uns! Dr. Robert Hampel Aer Friedensappell des Papstes war die Sprache eines um das Wohl der Menschheit tief besorgten edlen Herzens. Auch der Nichtfromme, in christlichem Sinne Ungla%ubige und kirchlich Nichtgebundene, konnte das ehrliche Bemu%hen des katholischen Oberhirten, dem schrecklichen Morden in Dietnam Einhalt zu gebieten, die Anerkennung nicht ver- sagen. Der kirche, die u%ber keine a%uszeren Machtmittel versu%gt, keine Flugzeuge und Tanks einsetzen kann, sondern nur das Gebet, bleibt inmitten des allgemeinen Chaos unserer Zeit die Aufgabe vorbehalten, ohne Ru%cksicht auf Erfolg oder Miszerfolg der Stimme des Gewissens Ausdruck zu geben. Dieser Aufgabe unterzog sich der Papst. Was aber ist dabei herausgekommen? Die kurze Waffenruhe zu Beginn des heurigen Jahres hat nur dazu gefu%hrt, einem von allen moralischen Skrupeln freien Feind der weiszen Rasse, der ja schlieszlich auch der Papst angeho%rt, taktische Dorteile zu ver- schaffen, unter Bruch aller mu%hsam eingehandelten Dereinbarungen amerikanische und su%dvietnamesische Truppen zu u%berfallen. Nicht bald sonstwo in ju%ngster Zeit trat der Widerspruch zwischen Humanita%tsgla%ubigkeit und realer Brutalita%t so krasz zutage wie beim Neujahrsfrieden 1968 in Dietnam. Und die Heuchelei, mit der wa%hrend der vom Dietkong nicht weniger als sechsundsechzigmal gebrochenen Waffenruhe in westlichen Hauptsta%dten noch fu%r die "armen" Mo%rder und Satanspartisanen la%rmend demonstriert wurde, rundete das Bild einer kosmopolitischen Phantasterei vollends ab. Der miszbrauchte Papstappell ist nur ein Beispiel. In allen menschlichen Angelegen- Bu% ddigs szn oiii nich an ers a s im er asznis erW aa en zus ihren uni unter deren Paukenschall umso ungehinderter Derbrechen zu begehen und den Phrasengla%ubigen Unrecht zuzufu%gen. Zwischen der Heuchelei der UNO, die das fried- liche Su%dasrika mit allen Mitteln zum "faschistischen Weltfeind" stempeln will, zwischen dem Derrat Groszbritanniens an seinen Pionieren in Rhodesien, zwischen dem von Nioskau unentwegt betriebenen und vom Westen gern u%bernommenen Lu%genfeldzug gegen die Bundesrepublik Deutschland und dem Treiben johlender Jugendlicher auf deutschen Universita%ten und in deutschen kirchen besteht ein unmittelbarer Zusammenhang: Wo vom hohen Weltforum aus so frech gelogen und gehetzt wird, wo Lu%ge und Hetze gegen den Wehrlosen das Instrument der neuen "Friedensordnung" bilden, dort musz auch das Individuum der Meinung sein, sich dieser Methoden bedienen zu du%rfen und zu sollen, dort musz die durch Tabus geschu%tzte Rechtsverkehrung bis in die per- so%nlichsten menschlichen Bezirke eindringen. Die Lehre, dasz nicht der Nlo%rder, sondern der Ermordete schuld sei, tra%gt Fru%chte: Zungengewandte Demagogen machen aus waffen- starrenden Aggressoren genauso "Ma%rtyrer der Freiheit-' wie aus dreisten Sittenzersto%rern. Die Lu%ge ist Trumpf. Geht man aber dieser Erscheinung unseres Zeitalters auf den Grund, dann kommt man immer wieder auf dieselbe Wurzel: Auf die Lu%ge von der Alleinschuld Deutschlands an den beiden Weltkriegen, auf die Lu%ge vom "deutschen Der- brechervolk", auf die Lu%ge, dasz aus der Ohnmacht der europa%ischen Herzmitte, ja des ganzen europa%ischen kontinents eine bessere und gerechtere Ordnung entstanden sei und dasz das himmelschreiende Unrecht von Dersailles, St. Germain, spa%ter von Jalta, Teheran und Potsdam "R e ch t" geschaffen habe, das nun fu%r alle Zeiten gelten mu%sse. An dieser unverdauten Lu%ge droht die Welt zu ersticken, aus dieser ersten Lu%ge sind mit Zwangsla%ufigkeit tausend weitere neue Lu%gen entsprungen, die sogar dann wenn die Belogenen sie so brav anzuerkennen bereit sind, wie dies in Bonn und Wien geschieht, nicht zur Uahrheit gemacht werden ko%nnen. Die grosze Ansteckung wirkt unerbittlich weiter, der Mmmenschanz der Betru%ger und der lzetrogenen findet seine Fortsetzung in immer neuen Derkleidungen und unter immer tolleren, groteskeren Faschingsmasken. Und nun scheint's plo%tzlich, als ka%me die grosze Ernu-chterung. Die bewuszte Der- leugnung aller Naturgesetze, die Derha%tschelung aller zersto%rerischen, auf den Untergang der leistungsstarken Rassen und Do%lker gerichteten kra%fte, die mit Eifer betriebene Der- ho-hnung des Echten, Guten und Wahren --- in der Staatsmoral nichts anders als in Dichtung und kunst ---, die geistlose U%berwertung eines blosz materiellen, technischen Fortschrittes: sie haben eine Lage geschaffen, in der nicht mehr allein das U%berleben der Besiegten, sondern ebenso auch das der Sieger in Frage steht. Die stolzen Derku%nder eines "amerikanischen Jahrhunderts" und ihre Gegenspieler, die Propheten der kommu- nistischen Weltbeglu%ckung, sie haben sich in ihren eigenen Lu%genthesen so verstrickt, dasz jene bereits um ihren gepriesensten Besitz, den fu%r ma%chtiger als Gottvater selbst gehal- tenen Dollar, diese aber vor dem Drachen in Peking zittern mu%ssen, der noch ro%ter ist als sie selbst. To%richt der Glaube, mit Mitteln wie dem Atomsperrvertrag ko%nnten sich diese beiden Riesen von gestern noch die zwischen ihnen ausgehandelte Weltherrschaft sichern! Wahrscheinlich glauben ihre eigenen Staatsma%nner das selbst nicht mehr, sind nur gezwungen, das Faschingstreiben bis zum bitteren Ende mitzumachen. Wenn nicht alle Anzeichen tru%gen, steht dieses Ende unmittelbar bevor. Es wird einen Weltaschermittwoch geben, wenn die "Menschheitsfreunde" von 1945 endlich durch das Schicksal selbst zur Demaskierung gezwungen sein werden. Dr. Fritz S t u% b e r Die Ieere der herrschenden Iehre Und w!eder na%hern sich die Iden des Ma%rz, mit denen wir allerdings nicht den Tod Ca%sars meinen, sondern jenen spa%ter durch mannigfache Not abgegoltenen Freuden- ho%hepunkt des nationaldeutschen Reichsgedankens, der mit der Dollziehung des "An- schlusses" gegeben war, den moderne Sprachregler so gerne als Okkupation bezeichnet wissen wollen. Bie Blumen sind nicht nur verwelkt, sie werden auch verleugnet. Man sollte meinen, dasz ein rundes Menschenalter fu%r a 1 1 e O%sterreicher bereits eine endgu%ltige "Bewa%ltigung" jener Stunden ermo%glichen mu%szte. Fu%r sie, die damals die Straszen su%llten und sich heiser schrien, genau so wie fu%r jene, die sich versteckten oder fu%r deren Lage etwa Zuckmayers Schilderung eines Grenzbahnhofes Bedeutung hat. Was immer vor dreiszig Jahren geschehen ist und das Bewusztsein eines jeden ein- zelnen, auch das der Dergeszlichen, gestaltet hat: wir ha%tten heute genug Abstand, um alte Gra%ben und Gra%ber geschlossen zu lassen. Es ist alles anders gekommen, als es damals erwartet werden durfte: es war gewisz nicht alles gut, ebenso sicher, wie auch nicht alles schlecht war, mas man heute schlecht macht. Die damaligen Bejaher sind im Laufe der Folgejahre nicht minder zu Opfern geworden wie jene, die vielsach gar nicht bejahen durften, ohne sich selbst preiszugeben. Eine ganze Reihe von Menschen lebt heute freilich weniger von den Wiedergutmachungskarrieren des Jahres 1945, die ja genauso irgend einmal im Ruhestand mu%nden wie jene der damals zwangsweise Pensionierten, sondern von der Derewigung der Ressentiments. Materielle Einbuszen wirken nur mensch- lich begrenzte Zeit, doch sie schmerzen eingehend. Wie anders sollte man die vo%llig unno%tige und aus der politischen Gegenwart unbegreifliche Dersplitterung der o-ster- reichischen Menschen verstehen, die durch die ku%nstliche Schaffung einer o%sterreichischen Nation gerade in unseren Tagen mit meisi professoralem Eifer betrieben wird? Was 1945 noch aus bestandener kriegs- und Bombennot, aus perso%nlicher Unbill und Hungerhasz versta%ndlich gewesen sein mochte, ist heute nur aus U%bermut im urspru%ng- lichen Wortsinne zu erkla%ren. Es ha%tte eine grosze Chanre fu%r alle Osterreicher darin bestanden, in den ersten satteren Jahren zu sagen: was war, das warl Lernen wir gemeinsam daraus, denn wir sitzen doch im selben Boot und meinen bei all unseren Regungen doch nur das beste fu%r unser Heimatland und werden einmal mit all unseren Dorzu%gen und Fehlern auf denselben Friedho%fen begraben liegen. Aber nein: die Traumatiker kamen unter uns. Die einen in der Wundstimmung verfolgten Judentums oder christlicher Bekenntnisbelange, die anderen als politisch Inhaftierte, weitere durch zeitbedingten Lausbahnverlust, der inzwischen meist reichlich aufgeholt ist, wieder andere durch seelisch-ko%rperliche Bedra%ngnis in der Soldatenzeit. Dersta%ndlich gewisz im Einzelfall, bedenklich als Gruppenerscheinung, weil die fru%heren und spa%teren Leidfa%lle der anderen Seite, der zahlenma%szigen Mehrheit, auch mitza%hlen mu%szten. Noch nie hat sich eine noch so gerechtsertigte Minderheit mit Recht u%ber das Empfinden der Mehrheit hinwegsetzen du%rfen. Weil Erlebnisse der mit 1938 angebrochenen "deutschen" Zeit grausam sein konnten, war doch noch nicht das Recht gegeben, alles Deutsche der Dergangenheit wie der Gegenwart noch nachtra%glich zu disfamieren, obwohl gerade diese Absicht gerne bestritten wird. Aus der deutschen konkursmasse herauszu- kommen, dafu%r war vielen Zeitgenossen jeder Gedanke recht. Wa%hrend allenthalben im Atomzeitalter globale Gesichtspunkte auftauchen und, um zwischen den beiden Weltgroszma%chten zu bestehen, das vereinigte Europa von morgen angestrebt wird, in dem keinerlei u%berspitzter Nationalismus Platz verdient und nur echte nationale Werte den unabdingbaren Charakter einer Nlorgengabe haben ko%nnen, wird aus der Retorte und neuerdings auch durch politische Dekrete ein o%sterreichischer nationalismus gefo%rdert, bei dem eine Handvoll Ideologen letztlich die Politiker bestimmt, die sonst ganz andere Sorgen ha%tten. Da werden ganze Ba%nde geschichtlicher klitterun- gen, Weglassungen und Streichungen subventioniert gedruckt und verbreitet. Man zitiert sich gegenseitig voll Feuereifer ins Himmel-Rotweiszrote (Dogel zu Schall, Schall zu Dogel wie im einstigen Wunderteam der Fuszballer). Man will den jungen O%sterreichern von morgen weismachen, dasz wir nicht nur politisch, sondern auch nach Abstammung und kultur etwas ganz anderes seien als "die Deutschen". Man ko%nnte freilich auch Bu%cher mit dem Gegenbeweis aus kultur und Geschichte fu%llen, allerdings ohne dasu%r Titularprofessor zu werden oder Preise zu erhalten. Wer schon 1945 ins neue Ghetto gedra%ngt wurde, giert u%berhaupt nicht danach. Obwohl nie- mand die o%sterreichische Selbst- und Eigensta%ndigkeit in Frage stellt, niemand, weder drauszen noch drinnen, Anschluszpropaganda betreibt, die Jugend ohnedies weitgehend gleichgu%ltig ist und die Alten in Eristenzsorgen aufgehen, ist hier hektische Angst am Werk. Was sollen die dicken Wa%lzer der Beweisfreudigkeit, die wir einander entgegen- halten im Seelenkampf um das kulturdeutsche Erbe in o%sterreich? Als ob nicht auch in einer bejahrten Ehe trotz mehrheitlicher Harmonie ganze Seiten mit gelegentlichen Dissonan- zen gefu%llt werden ko%nntenl Einzelnes mag wirklich sein, aber nur das Ganze ist wahr 1 Statt etwa den o%sterreichischen Deutschen und deutschen Osterreicher Franz Grillparzer in seinem genialen Widerspruch als Ganzheit zu kennen und zu verstehen, benutzen wir sein Werk wie einen Steinbruch "pro und rontra", um uns mit sogar unverfa%lschten Zitaten zu bewerfen. Wie arm machen wir uns und wie leer ist die neue Lehre, die sich so scha%ndlich vieler Reichtu%mer beraubt, nur weil sie bewuszt oder freudisch unterbewuszt u%berall das Wort und den Begriff "deutsch" auszustreichen versucht. Man fu%rchtet panisch das Morgen ais mo%gliche Wiederholung des Gestern und spekuliert auf eine gleichgu%ltige oder in ihrem Entsetzen beschlagnahmte Jugend, der man u%ber die Dergangenheit alles erza%hlen kann, wenn's nur gruselig ist und gegen die Eltern und Groszeltern ins kerbholz schla%gt. Oder ist es vielleicht nicht wahr, dasz die Hurdestani- zeit das Wort "Unterrichtssprache'- statt Deutsch voru%bergehend eingefu%hrt hat und dasz sich unsere modernen Massenmedien mit gelenkter Dorliebe des sprachgeregelten Wortes "deutschsprachig" bedienen, wo immer sie etwas O%sizueichisches als deutsch zuzugeben ha%tten? Oder giaubt man, wir merkten nicht, wie bestimmte Politiker, hauptsa%chlich bei Reden in der Bundeshauptstadt, immer dort "Bevo%lkerung" sagen, wo sie "Dolk" und nichts anderes meinen? Der 13. Nla%rz 1968 wird "uns" kein Feiertag sein. Die anderen aber werden ihre Artikel schreiben und ihre Diskussionen im altvertrauten engen kreise und im alt- gewohnten engen Denken abfu%hren, obwohl sich manche der Diskutanten mit jener A%ra recht gut abgefunden hatten. Auch hier wird auf Dergeszlichkeit spekuliert. Drauszen aber warten wirtschaftliche krisenzeiten auf echte, grosze europa%ische Entscheidungen. Da man Stunden der Besinnung aber nicht ka%mpferisch ausklingen lassen soll: ein Ruf ans andere Ufer! Lassen wir doch endlich alles Gute in unserem scho%nen "Land der lzerge, Land der Stro%me" Osterreich b e h u t s a m zu jenem Gemeinbesitz aller heran- wachsen, der vor einem Menschenalter noch nicht mo%glich war. Wir sind doch reifer und erfahrener geworden! Derneinen wir nicht weiter all das, was uns an der Dergangenheit nicht gefa%llt, betonen wir vielmehr das unbesireitbar Gu%ltige! Lassen wir das deutsche Eibe unseres Staates und Landes unangetastet, wir brauchen daru%ber all jene Leistung der vielen Fremden, die auch an O%sterreichs Gro%sze mitgebaut haben, nicht zu schma%lern und die Rechte der wenigen Dolksfremden, die uns als Bru%der anheimgegeben sind, nicht zu verringern. O%sterreich war einst grosz und fu%hrend an kultureller Leistung. Wir alle sollten unsere gemeinsame kraft daran wenden, dasz es als kulturstaat wieder grosz werde, wenn es auch als politischer, mehrheitlich deutscher Staat klein geworden ist. Dies ist wichtiger, als ein "Nationspiel" im eigenen Lande zu forrieren, das wohl schon bel eln erden. Dr. Robert Hampel O%sterliche Besinnung As ist eine alte Erfahrung: Mit dem zunehmenden Bo%sen gewinnt gleichzeitig auch- dos Gute neue kraft. Ho%lderlin sagt: "Wo Gefahr ist, wa%chst das Rettende auch"; sogar Mephistopheles in Goethes "Faust" musz von sich bekennen, dasz er nur ein Teil jener kraft sei, "die stets das Bo%se will und stets das Gute schafft". Gerade in ju%ngster Zeit hat sich diese Menschheitserfahrung, die eines der tiefsten Geheimnisse der Geschichte darstellt und die jeder von uns immer wieder an seinem eigenen Leib erlebt, mehrmals besta%tigt. Die Hetze des Hasses findet dort ihre Schranken, wo der dem Menschen eingeborene Widerwillen gegen die Da%monen der Finsternis die Lichtengel findet, die die Dernunft vor dem blinden Walten des Triebes, die Wu%rde vor der Selbsterniedrigung, den Auftrag des redlichen Gewissens vor propagandisiischer Derzerrung schu%tzen. Ein Beispiel dasu%r bietet die kirche Luthers: Nachdem sie uns deutschbewuszten Menschen mit jener "Denkschrift", die dem deutschen Dolk den Derzicht auf die ihm geraubten Ostgebiete zumutete, genug kummer und Entta-uschung bereitet hat, regen sich jetzt in ihr, zusammengefaszt in der "Notgemeinschaft evangelischer Deutscher", jene kra%fte, die laut und eindeutig ihre Stimmen gegen eine weitere ,.Demontage der Moral" erheben, wie sie erst in ju%ngster Zeit mit den Provoka- tionen kremlgesteuerter Studenten alles Bisherige in den Schatten gestellt hat. Als ein Beispiel solcher "o%sterlicher Besinnung des deutschen Geistes" folgen nach- stehend Abschnitte aus dem Aufsatz "Bethaus oder Diskussionssta%tte?" von Pfarrer Alerander E v e r tz, Dortmund, erschienen in der Februarfolge des Mitteilungs- blattes der genannten Notgemeinschaft. Die Schriftleitung Es geschchen seltsame Dinge in unserem Lande. Einer Minderheit radikaler Studenten ist es gelungen, Schlagzeilen zu machen und in Presse, Rundfunk und Fernsehen "bedeutend" zu werden. Was beim Schah-Besuch in Berlin begann, wird mutig, oder tichtiger mutwillig fortgesctzt. Dutschke, Teufel und Genossen sind zum Bu-rgerschreck geworden. Sle sind bewuszt vorlaut, wa%hrend die Beho%rden bemerkenswert kleinlaut sind. Bie Dolksmeinung ist geteilt. Die einen rufen nach dem starken Mann mit dem eisernen Besen, die anderen sehen in den ungeba%rdigen Studenten die erfreulichen Hechte in dem langweiligen karpfenteich der bundesrepublikanischen Wohlstandsgesellschaft. In der Berliner kaiser-Wilhelm-Geda%chtniskirche riefen Studenten am Weihnachts- abend und zu Silvester Tumulte hervor. Es handelte sich dabei um zielbewuszte Pro- vokationen. Plakattra%ger drangen in das Gotteshaus ein und Dutschke bestieg eigen- ma%chtig die kanzel. Beherzte Gla%ubige und Polizei befo%rderten die Sto%renfriede hinaus. Trauriger als das Gebaren dieser studentischen "Freiheitska%mpfer", die alle Autorita%t ablehnen und selber andere Menschen terrorisieren, stimmt das Derhalten maszgebender Wortfu%hrer der evangelischen kirche. Der Bischof von Berlin hat mehr Dersta%ndnis fu%r die Provokateure als fu%r die ihm anvertraute Gemeinde gezeigt. Dreiszig Psarrer aus Bremen haben sich fu%r Dutschke und seine Freunde ausgesprochen und dem Gemeinde- kirchenrat der Geda%chtniskirche zugemutet, er solle sich bei Dutschke entschuldigen. Der Protesiantismus solcher Nichtung leidet offensichtlich an knochenerweichung. Er ist von einem geisiigen Pazifismus angekra%nkelt, der im Geisteskampf der Zeit waffenscheu ist. konzession gilt mehr als konfession. Es ist aber ganz klar: wer nicht mehr wagt, Autorita%t wahrzunehmen, der hat auch keine. Dazu noch etwas anderes. Jene Minderheit radikaler Studenten hat innerhalb der kirche eine geistige Bundesgenossenschaft. Was die la%rmenden Demonstranten fordern, ist nicht wenigen Leuten aus dem Herzen gesprochen. Das po%belhafte Benehmen sto%rt sie nicht weiter, weil sie in der Sache mit den Studenten einig sind. Nach ihrer Meinung gibt es auch in der kirche eine unzeitgema%sze Autorita%t, die beseitigt werden musz. Sie verlangen, dasz der liebe Gott sich der modernen Zeit anpaszt und demokratisch wird. Im Gottesdienst von morgen soll an die Stelle der Predigt die freie Diskussion u%ber die Fragen der Zeit treten. Der Weg, der damit empfohlen wird, fu%hrt zwangsla%usig in eine zunehmende Politisierung der kirche. Das Streben nach politischer Aktualita%t um jeden Preis musz die Derku%ndigung des Evangeliums verdra%ngen. Es gibt heute schon zahlreiche kirchliche gachwalter, die nur noch durch das Astloch ihrer politischen Auffassungen in die Welt blicken. Die Bremer Pfarrer wollten das Auftreten der studentischen Radikalisten mit der Berufung auf Jesus rechtfertigen, der ja auch die Ordnung des Gottesdienstes gesto%rt habe. Aber hier handelt es sich um willku%rliche, fu%r jene Pfarrer blamable Auslegung einer biblischen Geschichte. Jesus hat mit der Peitsche in der Hand die gute Ordnung des Gottesdienstes in Schutz genommen und die Sto%renfriede mit ihrer Betriebsamkeit aus dem Tempel gejagt. Sein Wort wu%rde heute sinngema%sz lauten: "Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber wollt eine politische Diskussionssta%tte daraus machen." Die Dolkesleugner und iht Rufmord Fu%r uns a%ltere, noch in der Doppelmonarchie aufgewachsene Osterreicher bedarf es zur Unterscheidung von "Staat" und "Dolk" keiner theoretischen U%berlegungen. Uns ist ja ein einmaliger praktischer Anschauungsunterricht zuteilgeworden: Sage vierzehn ver-' schiedene Do%lker --- Nationalita%ten genannt --- lebten innerhalb der Grenzen des Habs- burger Reiches, weder durch die kronla%nder noch deren einzelne Derwaltungsbezirke klar voneinander abgegrenzt, aber doch durch Sprache, Siedlungsform, Lebensart und Heimatkultur unverwischbar voneinander geschieden. Jedermann war sich seiner volk- lichen Zugeho%rigkeit bewuszt und blieb ihr treu, soweit nicht etwa Mischehen, gesellschaft- liche Dorteile, berufliche Dersetzung oder --- in abgesplitterten Streusiedlungen und bei Stadtzuwanderern --- die volksfremde Umgebung und erst recht bei den kindern der fremdsprachige Schulunterricht eine Angleichung (Assimilation) an das o%rtlich vor- herrschende Dolkstum mit sich brachten. Eben solche Derlustgefahr war der Ansatzpunkt jener volklichen "Schutzarbeit", die in der Habsburger Monarchie als Selbsthilfe der einzelnen Nationalita%ten zustandekam. Mit gutem Recht wollte jede Nationalita%t das Abbro%ckeln ihrer Dolkszahl durch Assi- milation hintanhalten. Insbesondere sollte die kindergeneration nicht durch fremd- sprachlich gefu%hrte Schulen oder kinderga%rten ihrem Dolkstum entfremdet werden und verlorengehen. Wo also nach dem Reichsschulgesetz die Schulkinderzahl einer Minderheit zur Fu%hrung oder Aufrechterhaltung einer Schule aus o%ffentlichen Mitteln nicht aus- reichte, bot sich die Schaffung oder Erhaltung einer spracheigenen Schule aus Mitteln, die von der betreffenden Minderheit durch Spenden und andere freiwillige Notopfer aufgebracht wurden, als Schutzvorkehrung dar. Die erste einschla%gige Gru%ndung du%rfen die Tschechen fu%r sich in Anspruch nehmen. Aber schon wenig spa%ter, am lz. Mai l88O, wurde in Wien der erste Schutzverein in deutschen Landen, der "Deutsche Schulverein", gegru%ndet. Und weil es in der Doppel- monarchie zufolge der u%ber alle kronla%nder verstreuten deutschen Siedlungsgebiete dem- entsprechend viel mehr deutsche Minderheitsgemeinden als solche anderer Nationalita%ten gab, hat dieser erste deutsche Schutzverein --- es folgten ihm bald die "Su%dmark" und noch weitere --- die gro%szte Ausbreitung und Bedeutung erlangt. Seine Arbeit wurde in allen Bevo%lkerungsschichten gleichwie politischen Parteien anerkannt, Ma%nner in ho%chsten politischen oder wissenschaftlichen Stellungen beteiligten sich an ihr. Und der Rosegger-Spruch: "Dir deutsche Schule soll die Kindlein lehren, laszt jedem Volk das Seine ohne Zwist; doch seid bereit, Euch bis aufs Blut zu wehren, begehrt ein fremdes Volk, was Eurr ist" war nicht ein nur vorgeschu%tztes, sondern ehrlich auf volk- liche Gleichbcrechtigung, aber auch Selbstbewahrung abzielendes Motto dieser Schutzarbeit. Halten wir nun dagegen, wie geha%ssig und verleumderisch ein kleiner, aber posten- reicher klu%ngel von Menschen, die sich heute als patriotische ku%nder einer national- o%sterreichischen Gesinnung aufspielen du%rfen, diese Groszleistung ju%ngster o%sterreichischer Dergangenheit zum Gegenstand seines Rufmordes macht: Sie verfa%lschen den sachlich und sittlich unangreifbaren kern der Schutzarbeit zu einem eitlen Dorherrschaftsstreben deutsch- chauvinistischer kreise, denen es um Posten und Einflusz gegangen sei; sie unterstellen den hunderttausenden Mitgliedern und Helsern, die der Schutzarbeit ihr Leben lang un- gemessene Opfer an Zeit und Geld darbrachten, eine staatsfeindliche Gesinnung; und damit der Rufmord ja Gewicht erhalte: Antisemiten, Faschisten und Nazisten waren sie alle, alle, die sich die Opfergroschen fu%r die Grenzschulen vom Munde absparten . . . Bleibt noch ein tieferer Zusammenhang zu beleuchten: Die Rufmo%rder sind auch die Dolksverleugner. Sie wollen nicht wahrhaben, dasz unser Osterreich --- von kleinen slowenischen und kroatischen Minderheiten abgesehen --- ein tausendjahralter deutscher Siedlungs- und kulturboden ist. Sie wollen nicht wahrhaben, dasz es zwar einen selb- " sta%ndigen Staat Osterreich gibt und dasz die Gesamtheit seiner deutschen und anders- volklichen Bu%rger die o%sterreichische "Staatsnation" bildet, dasz aber im ethnischen Bereich keine selbsta%ndige o%sterreichische "Dolksnation" dekretiert werden kann, weil wir nach Muttersprache, gleicher Herkunft, gleichen Erbanlagen und tausendja%hriger Schicksals- und kulturverbundenheit ein gewachsener Zweig des deutschen Gesamtvolkes sind. Und weil es so ganz wider alle geschichtliche wie lebendige Gegebenheit ist, die Men- schen diesseits und jenseits des Inns als zwei nach Art und Wesen verschiedene Do%lker zu erkla%ren, bleibt immerhin eines u%brig: Man zieht den Begrisf "Dolkstum" als eine "romantische Erfindung der Herderzeit" u%berhaupt in Zweifel. Die Muttersprache ist diesen Dolksverleugnern nicht mehr heiliges Erbe und tiefster Mesensausdruck eines Dolkcs, sondern von "nebenrangiger Bedeutung". Man zitiert einen Soziologen, der "gemeinsame politische und soziale ka%mpfe" als nationsbildend ansieht. (Siehe "Sowjet- volk"!) Dielleicht droht uns also bei gleicher sozialer Einfa%rbung dann einmal ein "Donau- volk", dem neben uns Maut zahlenden O%sterreichern die vorherrschende U%berzahl slawischer Nachbarn und die wieder linientreuen Ruma%nen zugeho%ren mu%szten. Werden dann unsere Taboriten und Jamboriten ihren Frieden finden? E. S. Fragwu%rdige Diskussionen Ein heute immerfort wiederholter Glaubenssatz lautet: "Demokratie ist Diskussion". Weniger anspruchsvoll, aber dafu%r anschaulicher dru%ckt dasselbe der Dolksmund mit dem Ausspruch aus: "Beim Reden kommen die Leute zusammen". Die Feststellung scheint einleuchtend zu sein. Trotzdem ist sie nicht voraussetzungslos gu%ltig. Zur Diskussion oder zum Dialog, wie er jetzt besonders zwischen Dertretern ent- gegengesetzter Weltanschauungen, etwa der kirche mit den Ungla%ubigen, so hochmodern ist, geho%rt na%mlich unerla%szlich, wenn "etwas dabei herausschauen", d. h. ein brauch- bares Ergebnis erzielt werden soll, dasz die Gespra%chsteilnehmer den Willen und die Bereitschaft aufbringen, nicht nur immer sich selber zu ha%ren, sondern auch die Beweis- gru%nde des andern gelten und, wenn diese die besseren sind, sich von ihnen u%berzeugen zu lassen. Das setzt ein hohes Masz von Toleranz, ja Selbstverleugnung voraus, das nicht bei jedermann, vor allem nicht bei Fanatikern zu finden ist. Daher denn die Dis- kussion mit solchen Leuten, auch wenn sie noch so "demokratisch" erscheinen mag, im Grunde nichts anderes ist als reine Selbstta%uschung oder Bockmelkerei. Schopenhauer sagt zu diesem Gegenstande: " "Aber noch schlimmer ist man daran, wenn es dem Gegner an Geist und Der- stande gebricht; es wa%re denn, dasz er diesen Mangel durch ein aufrichtiges Streben nach Wahrheit und Belehrung ersetzte. Denn auszerdem fu%hlt er sich bald am emp- findlichsten Teile verletzt; wonach, wer mit ihm sireitet, sofort merken wird, dasz er es nicht mehr mit seinem Intellekt, sondern mit dem Radikalen des Menschen, mit seinem Willen zu tun hat, dem es nur daran liegt, dasz er den Sieg behalte, sei es per fas oder per nefas (zu Recht oder zu Unrecht); daher sein Derstand jetzt auf nichts anderes mehr gerichtet ist als auf Schliche, kniffe und Unredlichkeiten jeder Art, aus welchen nachher herausgetrieben er endlich zur Grobheit greifen wird um nur auf eine oder die andere Weise seine gefu%hlte Inferiorita%t zu kompensieren und je nach Stand und Derha%ltnissen den kampf der Geister in einen kampf der Leiber zu verwandeln... kussionen an der sogenannten Freien Universita%t Berlin ihren Ausgang genommen haben und sodann beim Scha%deleinschlagen, Autoumwerfen und La%denanzu%nden angelangt sind. Die geschickte Dialektik der Ra%delsfu%hrer diente diesen nur zum Dorwand, um ihre ---zum Teil berechtigten, zum weit gro%szeren Teil vo%llig unberechtigten --- Anliegen durch das Mittel der Diskussion zu "demokratisieren". In dem Augenblick, in dem sie auf einen von der Dernunft und dem natu%rlichen Selbsterhaltungstrieb ihrer "Gespra%chs- partner", der --- ihnen ohnehin sehr freundlich gesinnten --- Hochschullehrer und der staatlichen Beho%rden gebotenen Widerstand stieszen, griffen sie zum Pru%gel und zur lzenzinflasche. Es ist sinnlos, zu glauben, dasz man jetzt immer noch die von solchen Hetzern verfu%hrten, u%brigens nur zu einem kleinen Teil aus wirklichen Studenten be- stehenden Hitzko%pfe wieder beruhigen ko%nne, wenn man mit ihnen nur diskutiere. Genauso wird es sich wohl iiber kurz oder lang als ein Gedankenfehler erweisen, eingesleischten Atheisten durch fleisziges Gespra%ch Dersta%ndnis fu%r die Glaubenssa%tze der Religion abringen zu ko%nnen. Die geistigen Ausgangspunkte sind zu verschieden. Es konn gar nicht ausbleiben, dasz ein solcher Dialog, wie ihn beispielsweise auch der Westen nu%t dem kommunismus fu%hrt, infolge der Schliche, kniffe und Schikanen, die nach Schopenhauer schlieszlich sogor der Redliche anwenden musz, um nicht durch schlechte und plumpe Gegenargumente in den Augen der unwissenden Zuho%rer zu unterliegen, zu einer weltweiten Entta%uschung fu%hren wird. Die richtig verstandene Demokratie wird davon genauso den Schaden haben wie bei den "gereizten Monologen" gewisser Dolksvertreter, die von allem reden, nur nicht von dem, was auf der Tagesordnung steht. Ganz dasselbe gilt auch fu%r ein Gespra%ch u%ber das Dolkstumsbekenntnis, ins- besondere die Zugeho%rigkeit des o%sterreichischen Stammes zur groszen deutschen Nation. Ein solches Gespra%ch mit den (wenigen) Andersdenkenden wurde von uns wiederholt versucht, jedenfalls wurde ihm niemals ausgewichen. Herausgekommen ist dabei im Grunde nichts. Denn so oft und so gru%ndlich wir die geschichtlichen und kulturgeschicht- lichen Tatsachen darlegten, so oft wichen diejenigcn, denen diese Tatsachen unbequem sind, aus etwas anderes aus, auf eine Gegenwart, die --- aus vo%llig unerfindlichen Gru%nden --- von der Dergangenheit grundverschieden sein soll. Und wenn wir, ethnisch und biologisch wohl fundiert, das Dolk als eine naturgegebene Einheit vom Menschen- werk Staat unterschieden, kamen sie mit der gespielten Empo%rung, dasz wir "schlechte O%sterreicher", Staatsfeinde und Miszachter des Staatsvertrages seien. Der Ruf nach dem Staatsanwalt war nur die etwas verbra%mtere Form der gegen den Springer-Derlag gea%uszerten Enteignungsforderung, ging jedenfalls grundsa%tzlich in die gleiche Richtung": durch Gewalt", wie es Schopenhauer sagt, "die eigene Inferiorita%t zu kompensieren". Hier also stehen wir an der Grenze, wo alle Diskussionen fragwu%rdig, ja zwecklos werden und wo die Berufung auf den Glaubenssatz "Demokratie ist Diskussion" ins Leere geht, weil es an echten Diskutanten fehlt. Fritz S t u% b e r Die Geschichte macht keine Ferien Menn die Urlauber ihre koffer packen und der aligemeine Ansturm zu den Bahnho%fe sowie die Dichte der Autoschlangen an den Grenzu%berga%ngen ihre Ho%hepunkte erreicht, gibt sich unwillku%rlich fast jeder dem behaglichen Gefu%hl hin, er ha%tte es wieder einmal geschafft, ein hartes Arbeitsjahr mehr oder minder glu%cklich hinter sich gebracht und mit der wohlverdienten Sommerpause nicht blosz Zeit zur ko%rperlichen Erholung, sondern auch zur Besinnung auf alle jene Werte gewonnen, die ihm der Wett- iauf um Gelderwerb und die Erfu%llung der Berufspflichten zu verschu%tten drohten. Die aufregendsten Tagesgeschehnisse, sich anbahnende Revolutionen und unerbittlich weiter- gefu%hrte blutige kriege dringen" zur Urlaubszeit nicht so deutlich wie sonst ins Bewuszt- sein, verlieren ihre Schrecken, werden beim gelegentlichen Zeitungslesen nur am Rande Zur kenntnis genommen, als sei "alles nur halb so schlimm". Aber diese seelisch durchaus versta%ndliche menschliche Haltung, die einem natu%r- lichen Schutbedu%rfnis entspringt, hat keinerlei sachliche Berechtigung. Das Rad der Zeit dreht sich ja trotzdem weiter, auch wenn es der einzelne in dem Augenblick, da er fu%r sich und die Seinen die Fahrkarten zum Urlaubsziel besorgt oder den Wagen das letzte- mal an seinem Djohnort vollgetankt hat, zum Stillstand gebracht zu haben vermeint. Nicht einmal um das Erholungsbedu%rfnis der Politiker ku%mmert sich die sta%ndige Der- a%nderung in den staatlichen und zwischenstaatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaft- lichen Derha%ltnissen. Die Geschichte macht keine Ferien. Der Funke, der von den bundesdeutschen Studentenkrawallen auf Italien und Frankreich u%bersprang und besonders an der Seine soviel Zu%ndstoff fand, dasz der gierig um sich fressende Brand nur mehr das Ruinenfeld des chaos zu hinterlassen schien, dieser Funke ist noch keineswegs ausgetreten. Wenn auch die ju%ngst in Bonn mu%hsam zustandegebrachte Notstandsgesetzgebung der Masse der deutschen Bundes- bu%rger das Gefu%hl gegeben haben mag, dasz der Staat, so gut es nur immer gehen wollte, fu%r katastrophenfa%lle vorgesorgt habe, so kann sich der Weiterblickende doch der Erkenntnis der groszen, nicht blosz auf die Bundesrepublik, sondern auf ganz Europa zurollenden Umwa%lzung nicht verschlieszen. So wie bei uns im kleinen Osterreich zwar jeder um seiner eigenen Ruhe willen gerne glauben mo%chte, dasz das nun von der Regierung eingeleitete Sanierungsopfer die Staatsfinanzen wirklich in gedeihliche Ord- nung, die Uirtschaft zu neuem Aufblu%hen bringen werde, so weisz doch gleichzeitig ein jeder oder ahnt es wenigstens instinktiv, dasz die krankheit der o%sterreichischen Staats- verwaltung und die Schwa%che unserer Wirtschaft zu ernste, bis auf das Zertru%mmerungs- jahr 1918 zuru%ckgehende Ursachen haben, als dasz diese mit ein paar Prozenten ho%herer Steuerleistung und einigen eingesparten Millionen beseitigt werden ko%nnten. Die zetzrstorung Europas, die Demontchagechseinckesch kulturerbes und einst so reichen kultur- besitzes, begonnen 1918 und in noch schrecklicheren Ausmaszen fortgefu%hrt 1945, diese schweren Scha%den, die man nicht nur, wenn auch in erster Linie, unserem deutschen Dolk, sondern ganz Europa zugefu%gt hat, lassen sich nicht mit Erkla%rungen, Aufrufen und Ermahnungen an die betroffenen Do%lker hinwegreden oder gar wiedergutmachen. Dasz sich sogar in dem bislang fu%r monolithisch gehaltenen Ostblock Unruhe zeigt, an Staats- und Gesellschaft sordnungen geru%ttelt wird, die mit Panzern und Maschinenpistolen gesichert zu sein schienen, beweist die Dynamik des Geschehens, das wir miterleben. Wer ha%tte es etwa vor kurzem noch fu%r mo%gluch gehalten, dasz eine kommunistische tschechische Gewerkschaftszeitung, "Prare", jetzt nach der Lockerung der Zensur in der Tschechei, selbst offen eingesteht, die Austreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat sei ein groszes Unrecht und nebenbei auch ein wirtschaftlicher Unsinn gewesen, da die von den Deutschen bevo%lkert gewesenen Gebiete noch immer leer stu%nden und der ischechischen lDirtschaft ungeheure Werte entgangen seien. Welch vernichtendes Urteil, das da die Geschichte u%ber die konstrukteure der neuen Ordnung von 1945 fa%llt! Uie der .,Ueltkriegssieger" De Gaulle heute wahrscheinlich viel darum geben wu%rde, roenn er sich im kampfe Deutschlands gegen den sowjetischen Weltkommunismus nicht zu dessen Partie geschlagen ha%tte, weil dann seinem Land wohl die jetzige linksradikale Rebellion erspart geblieben wa%re, so mo%gen wohl auch andere Staatsma%nner sich ins- geheim Gedanken daru%ber machen, ob es gar so richtig war, die europa%ische deutsche Mitte zu zerschlagen und an dem Tru%mmerwerk kurzfristig mitzuprofitieren. Allrs, was jetzt ringsum gejchieht: der Aufstand der Jugend, der, wenn auch von demagogischen Agitatoren in falsche Bahnen gelenkt, doch von der Wurzel her als ein durchaus natu%rlicher Protest gegen eine Welt erscheint, in der nur Bauch, Brieftasche und Zylinder die Rangordnungen bestimmen; der Schrei der in zusammengebastelten staatlichen kunstgebilden unterdru%ckten Do%lker und Doiksgruppen nach dem vorenthal- tenen gelbstbestimmungsrecht; der ganze heisze Atem der Unzufriedenheit, der u%ber unseren kontinent hinweht; all dies zeigt uns, dasz die Geschichte keine Ferien macht. Und nicht aus Rachebedu%rfnis, sondern in der Sehnsucht nach einer besseren, gerechteren Ordnung sagen wir: G o t t 1 o b macht sie keine Ferien. Dr. Fritz Stusb er Deutsche Heimat -- Heimat Europa Heimat, das ist fu%r jeden der Ort, an dem er das Licht der Welt erblickte, in dem er seine kindheits- und Jugendtage verbrachte; der Ort seiner Lebensmitte mit harter Arbeit, mit tiefsten Freuden und vielen, vielen Erinnerungen; Heimat fu%r die Deutschen aber aus dem Osten und Su%dosten unseres kontinents bedeutet das Rauschen der Bran- dung an der Ostsee, das der Wa%lder vom Fichtelgebirge bis zu den karpaten, bedeutet das La%uten der Glocken von Tilsit bis Marburg und cilli, von Eger bis kronstadt, bedeutet charakteristisches Brauchtum und die eigene geliebte Nlundart. Heimat bedeutet fu%r diese Manddeutschen aber auch die zur Selbstversta%ndlichkeit gewordene Gewohnheit, nicht nur mit den Menschen gleichen Stammes und gleicher Art zusammenzuleben, sondern 9chulter an Schulter mit den Nachbarn anderen Dolkstums, anderer Sitte und Sprache, oft anderen Glaubens. Heimat heiszt fu%r den deutschen Men- schen aus dem Grenzland und den Dolksgruppeninseln ein Miteinander mit Nachbar- vo%lkern, ein Sich-Erga%nzen, ein Geben und Nehmen. Scho%nster Geist nationalen Emp- findens und Denkens offenbarte sich in unseren Heimatgauen in der Achtung der Eigen- art des anderen, die die Liebe zum eigenen Dolkstum besta%rkte. D a s war fu%r uns alle Heimat --- unabha%ngig davon, ob wir diesseits oder jen- seits der Grenzen des deutschen Daterlandes lebten. D i e s e Heimat gibt es fu%r uns, die wir heute im Herzen Deutschlands leben, nicht mehr. Sie lebt nur in unserer Erinnerung. Ein schrecklicher Da%mon hat mitten in unserem Jahrhundert das menschliche Leben so sehr verwirrt, dasz Macht und Gewalt an die Stelle der Achtung des anderen die Miszachtung alles Andcrsartigen setzten, dasz Sprache, Glaube, Lebensform und Heimat, ja das Lebensrecht nicht mehr gesichert waren. Das Recht der Selbstbestimmung von Do%lkern und Menschen --- es liegt bis in unsere Tage darnieder. Wir haben heute kein Forum, das in der Lage wa%re, auf Welt- ebene allen Do%lkern ihr Selbstbestimmungscecht tatsa%chlich zu verschaffen. Gerade wir aber, die wir aus dem Osten Europas kommen, wissen, wie schwer es ist, Do%lkern ihre Rechte zu sichern, wenn mehrere auf engem Raume beieinanderleben, in der gleichen Landschaft, im gleichen Ort. Heiszt das aber, dasz Do%lker verschiedener Sprache, verschiedenen Glaubens, verschiedenen vor dem Andersartigen vorhanden ist, gibt es kein ernsthaftes Gegeneinander. Wir Grenzlanddeutsche im Osten haben es, wo wir bestimmende Mehrheit hatten, bekundet und vorgelebt. Doch auch die Staatsmacht, ohne die ein geordnetes Leben in der Gemeinschaft nie mo%glich ist, musz sich bewuszt sein, dasz dort, wo kleine Gruppen mit gro%szeren zusammen- leben, die Gleichberechtigung der minderheit ein heiliges und unantastbares Recht ist. D a s ist fu%r uns die Lehre aus der Geschichte unserer eigenen Sta%mme. Und wir erleben es in unseren Tagen, dasz diese Frage eines der entscheidenden Weltprobleme ist. Die Heimat Deutschland; die Heimat, in der wir geboren wurden, ob diesseits oder jenseits der Grenzen; die kommende Heimat Europa fu%r unsere kinder und kindeskinder --- sie legen uns die Pflicht auf, unsere kra%fte in den Dienst des Guten und Zukunft- tragenden zu stellen. Es obliegt uns, in gemeinsamem Wirken die politische Ordnung dieses Teilrs unseres Daterlandes so zu verbessern, dasz die Do%lker Europas mit Achtung und Dertrauen auf Deutschland blicken. Nur so ero%ffnen wir ernsthafte Aussichten auf einen Zusammenschlusz Europas. lDir ailc wollen und ersehnen die Heimat Europa, in der wir aber nur glu%cklich werden ko%nnen, wenn wir uns unserer Eigenart bewuszt sind, wenn wir die besten Tradi- tionen unserer Do%ter pflegen und hochhalten, wenn wir das Edle, das uns u%berliefert wurde, in neue Formen, in die Formen unserer Epoche gieszen. Dieses kommende Europa kann und wird nicht ein groszes Do%lkergemisch mit einer Europa-Einheitssprache werden, sondern ein buntes Mosaik mit vielen leuchtenden Steinen. deat Europa, Daterland Europa das heiszt nicht "Europa der Daterla%nder", sondern: Europa der D o% 1 k e r. Sie sind es, an deren Wesen der Pulsschlag der Geschichte in Zukunft gemesscn wird. Nicht die La%nder, nicht die Grenzen bezeichnen die ku%nftige Welt, sondern die Do%lker. Quelle: "Siebenbu%rgische Zeitung" 18/1967 Die ganje Welt in Ga%rung Wenn wir in unserer Sommerfolge aussprachen: "Die Geschichte macht keine Ferien", so konnten wir die Fu%lle der Ereignisse wa%hrend der Sommermonate doch nicht vorausahnen. Die dramatische Entwicklung in der (SSR zeigte, auch wenn die fu%r die Lo%sung der Heimatvertriebenenfrage daran geknu%pften Hoffnungen vorla%ufig noch ver- fru%ht erscheinen, zumindest das eine, dasz nur noch brutalste Gewalt Moskaus einziger Trumpf ist. In Afrika hat der krieg um Biafra die 9anze Bru%chigkeit der seit 1945 ; errichteten "demokratischen Weltordnung'- und die Ohnmacht der UNO einmal mehr deutlich gemacht. Die pa%pstlidse Enzyklika ,Hurnanae vitne" und ihr gro%sztenteils nega- tioes Echo haben einen geistigen konflikt sichtbar gemacht, der weit u%ber die katholische kirche hinausgreift. Die ganze Welt befindet sich in Ga%rung. Dies beweist uns, dasz auch fu%r unser deutsches Doik plo%tzlich eine Wendung eintreten kann, die in der Wieder- vereinigung und der Wiederherstellung des Rechts gipfelt. Es ist, trotz allem, kein Grund zum Derzweifeln, solange nur wir selber uns treu bleiben. Eckart Dr. Frm Ranzi: Aus Knechtschast jur Wiedergeburt Der beichnendste Dorgang des poiitischen Geschehens der Gegenwart ist das Wieder- erwachen des Nationalbewusztseins. Do%lker und Teile solcher, die unter fremder Herrschaft ihre eigene Herkunft fast schon vergessen oder sich damit abgefunden zu haben schienen, dasz die Erinnerung daran in der vielgepriesenen one world der welt- weiten Menschheitsgleichmacherei nicht mehr "zeitgema%sz" sei, verlangen plo%tzlich un- gestu%m ihre nationale Selbsta%ndigkeit und Freiheit, lehnen sich auf gegen eine staatliche und u%berstaatliche Bevormundung im Zeichen irgendwelcher Ideologien, von denen sie bisher hypnotisiert waren. U%berrascht, ja zutiefst erschrocken nehmen die politischen Nutznieszer und Schritt- macher des seit 1945 zum Weltprinzip erhobenen Internationalismus diese Erscheinung zur kenntnis. Soweit sie ehrlich sind, was immerhin gelegentlich vorkommt, geben sie offen zu, dasz der nationale Gedanke die beherrschende kraft der zweiten Ha%lfte unseres Jahrhunderts zu werden scheine. Jeweils nach den besonderen Gegebenheiten der be- treffenden Do%lker erkla%ren sie diesen "Ru%ckfall" in ein Denken, das sie durch UNO, Weltwirtschaft und "vo%lkerverbindende" Technik bereits als u%berwunden bezeichnet hat- ten, mit sozialen Ursadsen oder Fehlern der Staats- und Gesellschaftsordnung, gegen die sich die Auflehnung vollzieht. Dasz hier, vielfach abgewandclt, eine ganz andere kraft am lDerke ist, eine kraft, die nicht kritisches Denken, sondern eine aus der Tiefe des Gefu%hles, aus der Urheimat der menschlichen Seele aufbrechende Sehnsucht ausgelo%st hat, wollen und ko%nnen die konstrukteure der mit den gleichen Einrichtungen und Phrasen uniformierten sogenannten Weltmenschheit nicht zugeben. Sie mu%szten denn eingestehen, dasz alles, was sie getan und gepredigt haben, ein Denkfehler, schon vom Ansatz her falsch war. Wir, die wir Dolkstum und Dolksbewusztsein immer als tragende Sa%ulen der Welt- schopfungU% er annt ha ench' sinu% urchch ieu%singstechen rucksvolleo%chBestatigungchder. Richtitzgk cheit keit und Heftigkeit, mit der sich der Wille zu volklicher Wiedergeburt und Eigensia%ndig- keit an sovielen Punkten des Erdballs gleichzeitig kundtut. Aber auch darin liegt eine Grsetzma%szigkeit, weil die volkliche Entmannung, Derstu%mmelung und Dergewaltigung eben von den Eier- und Rundko%pfen dies- und jenseits des Eisernen Dorhanges allzu selbst- herrlich, gewalthaberisch und weltfremd betrieben wurde, so dasz die Gegenwirkung zwangsla%ufig Zu%ge derselben Leidenschaftlichkeit tragen musz. Angefangen hat es bei den Frankokanadiern, die unu%berho%rbar ihre volkliche Zugeho%rigkeit zum franzo%sischen Mutterland ho%her bewerteten als ihre Staatszugeho%rig- keit sirrefu%hrend hartna%ckig noch immer ,Nntionalite" genannt); der vielleicht nicht weise, aber jedenfalls schlaue De Gaulle wuszte dies fu%r seine Zwecke auszunu%tzen. Fort- gesetzt hat es sich bei drn gchotten, die bei ihrem "Los von London"-Ruf bei De Gaulle wenigstens einen platonischen Fu%rsprecher fanden. Dasz es sich dabei keineswegs um Emotionen alter Rauscheba%rte" handelt, wie man alles Nationale --- ziemlich einfallslos im Zeichen des Eristentialisten- und Blumenkinderbartes --- zu nennen beliebt, beweist das ju%ngst bekanntgegebene Ergebnis einer Meinungsbefragung in England: u%berall macht sich dort in der Jugend ein sprunghaftes Ansteigen jener Stimmen bemerkbar, die rechtsgerichteten nationalen Parteien den Dorzug vor den steril gewordenen Traditions- parteien des establishment" geben. Auf die farbigen La%nder brauchte der nationale Gedanke nicht u%berzuspringen, dort hatte er sich trotz Weltverbru%derung und "Entwicklungshilfe" ohnehin im Stammes- denken organisch erhalten. Immerhin geho%rt die Za%higkeit, mit der sich die Provinz Biafra trotz to%dlicher Hungersnot und der von Groszbritannien besorgten Wasfenu%ber- iegenheit ihrer Unterdru%cker gegen diese wehrt, zum Gesamtbild nationalen Freiheits- willens und UNO-Fiaskos. Aber fu%r uns Angeho%rige der weiszen Rasse viel bemerkens- werter ist, was in Europa geschieht. Mazedonien ist mit der Anmeldung seiner nationalen, auch religio%sen Selbsta%ndigkeitswu%nsche neuerlich zum Zankapfel zwischen zwei kommu- nistischen Staaten, Jugoslawien und Bulgarien, geworden. Die Basken, zwischen Spanien und Frankreich eingekeilt und siaatlich unter diesen beiden La%ndern aufgeteilt, verfolgen mit der diesem Bergvolk eigenen Za%higkeit ihren uralten Anspruch auf Selbsta%ndigkeit. Und der bisherige Ho%hepunkt der Entwicklung ist die Tschechoslowakei, die zwar die unterto%nige Satelliteneristenz nicht abstreifen konnte, deren Staatsbu%rger aber nun plo%tz- lich sogar von Moskau als Angeho%rige zweier Do%lker und nicht mehr wie bislang einer einzigen, 1918 auf dem Reiszbrett der Usurpatoren konstruierten "tschechoslowakischen Nation" angeredet wurden. Es ist nicht unsere Aufgabe, die ku%nftige politische Nutzanwendung aller dieser Dor- ga%nge vorherzusagen. Dasz die grosze Welle des nationalen Wiedererwachens auch vor EWG-Zollschutzgrenzen und Ulbrichtschen Mauern und Stacheldrahtza%unen nicht halt- machen wird, ist vorauszusehen. Wichtig --- fu%r uns Deutsche wie fu%r allc Do%lker der Welt --- ist das bislang miszachtete oder gar totgeschwiegene kernproblem, das der Fu%hrer der !zchweizer "Jurassiens" Roland Boeguelin in seinem, 1950 erschienenen Buche "Le Reveil du Peuple Jurassien" mit Allgemeingu%ltigkeit folgendermaszen formuliert hat: Nichts ist unfaszbarer als die Seele eines Dolkes, und niemand ko%nnte mit Bestimmt- heit sagen, aus was sie besteht. Trotzdem u%bertra%gt sie sich von Generation zu Generation als dunkle und ungeba%ndigte Gewalt. Scheinbar besiegt, u%berlebt sie die Niederlage. Unterjocht wandelt sie die knechtschaft in ein Instrument der Wiedergeburt. Manchmal scheint sie zu schlafen, und das Dolk macht den Eindruck, sich mit einem mittelma%szigen Schicksal abgefunden zu haben. Sie ist noch kaum spu%rbar in den kehrreimen der Dolkslieder in einer von Erinnerungen gesa%ttigten Landschaft, in den Falten der ein- gerollten Fahnen. In Wirklichkeit ist sie weder erschlafft noch tot. Sie samnielt sich um illre kro%fte besser zu erneuern." Wir, die wir diese Sammlung und Selbstbesinnung fu%r unser deutsches Dolk be- treiben, du%rfen fu%r uns in Anspruch nehmen, dasz wir damit einem dauernden gerechten Do%ikerfrieden jedenfalls einen besseren Dienst erweisen als moskowitische Panzer oder Dauerredner im New Yorker Glaspalast. Diese sind im bittersten Sinne des Wortes eng- stirnige Reaktiono%re; w i r friedliche Reformer fu%r die Zukunft aus organischer Weltschau. ch ch Don Dienst, Hingabe und Opfer Dis Europa vom "Heiligen Ro%mischen Reich Deutscher Nation" regiert und zusammen- gehalten wurde, sah es sich auch in seiner kultur zu umfassenden Hochzielen empor- gefu%hrt und begeistert. So stehen wir heute noch vor den Baudenkma%lern jener Epoche, die ihren sta%rksten und allgemeinsten Ausdruck neben den Profanbauten in den romani- schen und den darauf folgenden gotischen Gottesha%usern sanden. Das Mittelalter, das noch nicht das Individuum vergottete und die Perso%nlichkeit nur dann anerkannte, wenn sie sich in den Bezu%gcn des Gesamten erfu%llte, schuf seine Dome im Bewusztsein und Angesicht der Ewigkeit. Der Baumeister, in die Bauhu%tte einer neuen kathedrale berufen, wuszte nur eins: die Dollendung des Werkes wird meine Generation nicht mehr erleben, auch die na%chste nicht und kaum die darauf folgende. Und doch gaben er und seine Werkleute sich mit einer heute kaum mehr begreifbaren Treue und Demut an die Aufgabe hin. Nur so wuchs das ihnen fu%r ihr Leben zugemessene Teilstu%ck zur Dollendung und wurde lebendiges Organ innerhalb des Ganzen. Diese Hingabe an den ho%heren Dienst und das Opfer der perso%nlichen Sehnsu%chte verliehen dem Werk seine Dauer u%ber die Gegebenheiten des Materials und der Zeit hnaus. Der Stein verlangte am Schlusz noch eine symbolische Handlung, ein sinnbildliches Opfer: ein Tier --- in der u%bersteigernden Sage wurde daraus sogar ein unschuldiges menschenkind --- solite eingemauert werden und dem toten Gefu%ge sein Leben einhauchen. Das war der Sinn des Bauopfers, das am Schlusz des Werkes vollzogen wurde. Ob es ein Denkmal fu%r die im Dienst der Generationen verbrauchten menschenleben sein wollte, wissen wir heute nicht mehr. Wir modernen menschen haben kaum noch ein Gespu%r fu%r solche Glaubenshaltungen und Tatbereitschaften. nd doch wurden diele Urgefu%hle dann wieder in den Augenblicken wach, wenn im krieg von den Tra%gern und Derteidi9ern eines Dolkes ihr eigenes Opfer verlangt wurde. Bas hob den Soldaten und seinen Tod u%ber die ihn umgebende Allta%glichkeit hinaus. Er zeigte sich auf einmal wieder fa%hig und auch willens zum Bauopfer. Ein jeder war dazu aufgerufen, aber nicht jeder dann dazu auserwa%hlt. Solange wir noch in der Dorbereitung des Dienstes oder der Tatenlosigkeit etwa des Westwalls lagen, war der geistige Abstand von der Heimat noch meszbar, aber gleich- zeitig auch die kommunikation mit ihrer Wirklichkeit. Die grosze Wandlung vom Sol- daten zum krieger geschah erst im Augenblick, als wir den ersten kameraden begruben. Sein Opfertod verband uns zu Schicksalsgefa%hrten. Es wird ein vergebliches Unterfangen bleiben, dies den reinen Rechnern und Rationalisten klar zu madlen. Don ihrer dumpf gefu%hlen Unterlegenheit und ihrem dorther gena%hrten Ressentiment kommt ihr kampf gegen die Soldaten und alles Sol- datische. Sie haben einen Teil des menschlichen Schicksals eben nicht erfahren und ko%nnen deshalb daru%ber nichts aussagen. Dasz sie um so eifriger u%ber Wert und Wesen des Soldatischen diskutieren, liegt in der Ehrfurchtslosigkeit begru%ndet, mit der sich jeder Dernu%nftler an die Lebensfragen rationell heranmacht --- und am Leben dann vorbei- redet. Anstatt ehrfu%rchtig vor dieser ihm notgedrungen verschlossenen Welt halt zu machen, sucht er mit schamloser Neugier, also unverscha%mt, in ihre seelischen Bezirke einzudringen. Es ergeht ihm aber dort wie jenem Anatomen, der nach der Sektion von Hunderten von Ceichen erkla%ren muszte, eine Seele oder den Sitz ihres Organs habe er nicht gefunden. Er hat nie einen kameraden gehabt, der "an seiner Seite ging", als "die Trommel zum Streite schlug" ---, und deshalb ist fu%r ihn Uhlands Lied bestenfalls ein ru%hrseliges Dalkslied, das allenfalls von seiner modernita%t als u%berwundene Sentimentalita%t mit- leidig bela%chelt wird. Aber erweist sich der Schlager nicht als Eintagsfliege gegenu%ber dem Dolkslied? Dom deutschen Dolk und seiner Sprache ausgegangen, singen heute Soldaten in den verschiedensten Armeen der Welt die Melodie zu Uhlands Lied; und das scheint der rechte Weg zu sein: aus dem Geinu%t, das sich erst einmal in der Sprache eines Dolkes unmittelbar ausdru%cken musz, dann hinaus in die Herzen der aus gleichem Er- seben aufgewu%hlten kameraden anderer Do%lker. Hier zeigt sich dann auch wieder die Geistesverwandtschaft mit den Domen des Mittelalters, die u%ber Europa hinweg ihre Baumeister von Frankreich u%ber England, durch Deutschland bis Riga und Reval hin aus gleicher Gesinnung am Werk sahen. Hau- steine und Racksteine waren das Material, das den gleichen Geist zu veiwandten und doch vcrschiedenen Gestalten zwang. dankende symbol zu gestalten. Wir Deutschen taten uns nach dem ersten Weltkrieg schwer. Die alliierten Sieger schlossen sich dem franzo%sischen Gedanken an, die im Arc de Triomphe zu Paris die Gebeine eines unbekannten Soldaten beisetzten; die Tumba ent- hielt also moderne Reliquien, die nicht anders ais die der christlichen ma%rtyrer verehrt wurden. Den Deutschen aber ging es darum, den Geist, aus dem das Opfer geschehen war, lebendig zu erhalten. Was lag na%her, als jenes Denkmal zur Gedenksta%tte auszu- bauen, das karl Friedrich Schinkel zum Symbol einer .,Wache" in den Tagen errichtet hatte, als der Geist der Befreiung von Napoleon wach war. keine Tumba mit wirklichen Reliquien --- das wa%re romanischem Geist entsprungen ---, sondern die Wache aus jenen Tagen, als Schillers, Goethes, Humboldts, Beethovens und Arndts Geist lebendig ein ganzes Dolk beseelte, sollte wach gehalten werden und wurde es auch, solange das Wert- gefu%hl fu%r Dienst, Hingabe und Opfer noch lebendig und offiziell erlaubt war. Lange war das im Ostsektor Berlins gelegene Ehrenmal mit Brettern vernagelt. Die deutschen 9atelliten von Moskaus Gnaden schleppten ihre kra%nze zum Denkmal des sowjetischen Soldaten in Treptow. Das war pervers. Die Deutschcn westiich der Elbe aber taten --- nichts. Was ist schlimmer? Was ist gefa%hrlicher? Gebt euren Toten Heimstatt", mahnte Walter Fler, als ob er gewuszt ha%tte, dasz auch er bald darauf in diese Forderung einbezogen wu%rde. Es ist nicht nur der Gedanke dasz wir aus Anstand, Ehrfurcht und Dank dazu verpflichtet sind, sondern ebenso mahnt uns die Sorge um unsere seelische Hygiene dazu. Dasz u%berall, wo deutsch gesprochen wird in Europa, u%berhaupt der Toten und ihrer Opfer wieder gedacht werden darf, will uns als ein Zeichen dafu%r erjcheinen, dasz der erste Schritt auf dein Weg zur seelischen Gesun- dung getan ist. Wu%szten doch die Schreier und Derneiner des Opfertodes, wie krank und erba%rmlich sie sind. Sie bilden in allem als den Gegentypus zu den Soldaten. Diese aber leisteten ihre eigentliche Tat und Bewa%hrungsprobe im Angesicht des Todes. Aus ihrem Opferwillen und ihrer Hingabebereitschaft, die sie in die grosze Tradition einbindet, werden die Treuc und der Dienst als Tugenden und Werte wieder auferstehen. Die leeren und die uollen Wiegen Das wundersame Scho%pfungsspiel, durch das sich in der Geschlechterkette menschlichen rebens Ring an Ring fu%gt, hat auch in unserer deutschen Sprache scho%nen Nieder- schlag gefunden. Don der Frau, die gesegneten Leibes ist, sagt man, sie ist guter Hofs- nung. Wohl sieht sie ihrer schweren Stunde entgegen, aber ist erst das freudige Ereignis fu%r mutter und kind gut abgelaufen, beginnt auch schon die goldige Zeit des jungen Mutterglu%cks. Der Dater, die Gevattern und alle Weiblichkeit aus der Freundschaft eilen herbei, um der strahlenden Wo%chnerin und dem su%szen Sa%ugling ihre Glu%ckwu%nsche dar- zubringen. Und weiter bis zum festlichen Taufmahl ist alles in freudigster Bewegung. Freilich kann ein solches Ereignis auch ganz andere Empfindungen auslo%sen. Die werdende Mutter kann statt in frohe Hoffnung auch in bitterste Derzweiflung geraten, kann die Segnung ihres Leibes als Strafe und Fluch ansehen und im wirren Wirbel ihrer Dersto%rung sogar daran denken, das keimende Leben zu to%ten. Wer von uns wu%szte nicht um die herzzerreiszende klage Gretchens vor dem Muttergottesbild, um ihren kindesmord und die Umnachtung ihres Geisies. So eng beieinander ha%lt das Leben die Waagschalen ho%chsten Glu%ckes und grenzenloser Derzweiflung! Goethes Faustdichtung liegt anderthalb Jahrhunderte zuriick. Seither hat der Fort- schritt der modernen Zivilisationsgesellschaft weitum Schutzgitter gegen die Unglu%cks- drohungen des Daseins aufgerichtet: Brand- und Wasscrno%te und Beraubung haben ihre argen Schrecken soweit verloren, als "der Schaden durch Dersicherung gedeckt ist"; bei schweren Erkrankungen und Unfa%llen gibt es Hilfe durch die a%rztliche kunst und --- im Geldlichen --- durch die Leistungspflicht der kranken- oder Unfallkassen; selbst gegen Erwerbsunfa%higkeit und hohe Altersbu%rde sind vorsorgende Absicherungen ge- schaffen. --- Warum also nicht auch gegen die unerwu%nschte Segnung des Leibes? Der "Fortschritt" auf diesem Gebiet ist wahrhaft verblu%ffend. Noch in der Groszeltern- generation war es ein gewagtes Spiel mit dem eigenen Leben, wenn sich die werdende Mutter ihrer Leibesfrucht entledigen wollte. In der Elterngeneration lag die Schwierig- keit schon vorwiegend im Materiellen und --- bei seltenen "bo%sen" Fa%llen --- in der strafrechtlichen Gefa%hrdung. Aber heute gemahnen solche Erinnerungen an alte Ammen- ma%rchen, denn heute haben wir sie ja, die "Pille". Zuna%chst noch fu%r vorher, bald auch schon fu%r nachher. Dieser Fortschritt ist wirklich voll-endet! Aber, siehe da! Just in diesem Zeitlauf, da unser Zivilisationsstandard den fabelhaften knopf gefunden zu haben scheint, mit dem man die ganze Dermehrungsschererei einfach abzudrehen vermo%chte, beginnen sich die kinderwiegen bei uns nicht noch weiter zu entleeren, sondern wieder etwas ha%ufiger zu fu%ilen. Und dies gerade bei jenen Schichten, die nicht aus Nlangel an U%berlegung und Derantwortung kinder in die Welt setzen, sondern diese verantwortungsvolle Last, aber zugleich tiefste Beglu%ckung und Bereicherung ihres Lebens ganz bewuszt auf sich nehmen. Schon heute gibt es vermutlich mehr gewolite Neugeborene als ungewollte. Die Pille du%rfte diese Entwicklung versta%rken. Wie immer bei Lebensno%ten, machen sich am lautesten jene bemerkbar, die ohnedies nicht davon betroffen sind. Wer von denen, die sich so ungestiim fu%r die Geburtenregelung creifern, wohl selber noch mehrere kinder hat? Und falls ja, so mo%gen sie ihre Nach- kommenschaft regeln und zu%geln, wie es ihnen beliebt, denn fu%r den unzersto%rbaren Fortgang und Sieg des Lebens macht es ohnedies nichts aus ob sie ihren Lebens- kleinmut fortpflanzen oder nicht .. . ' E i n e riesengrosze Gefahr droht allerdings: Die Dielmillionenvo%lker in Asien Afrika und Su%damerika --- schon im Jahr 2OOO wird es im Fernen Osten ein Milliardenvolk geben! --- sind trotz ha%ufiger Hungersno%te und bitterster Armut an allem, was uns unentbehriich scheint, von den gutgemeinten Predigten einer Geburtenregelung ganz und gar nicht beru%hrt. Sie haben noch das urtu%mliche Dertrauen auf den weisen Sinn der sich fortzeugenden Scho%pfung. Wer das Leben bejaht, den wird auch das Leben besta%tigen und emportragen. Nur der geht wirklich dahin, der ohne Nachkommen siirbt. Sollten blosz die abendla%ndischen Do%lker diese urwu%chsige Einsicht bereits verloren haben? Was wir "Abendland" nennen, umfaszt drn kreis der weiszen, vornehmlich durch den christlichen Glauben in ihrer Geisteshaltung einander angeglichenen kulturvo%lker. Das tiefste und scho%nste Symbol dieses Glaubens ist das in der christnacht geborene himmlische kind, in Stall und krippe gebettet als armer Leute kind. Aber doch von den Hirten des Feldes als Erlo%ser erahnt und angebetet! Sollte gerade uns, die wir Christen zu sein glauben, dieses unvergleichliche Symbol der krippe und zugleich j e d e r Uiege verlorengegangen sein? Du aber, der Du vielleicht als modern Ausgekla%rter nicht mehr zu glauben vermagst, dasz dcr Gottessohn in der krippe u n s a 1 1 en zum Heiland und Erlo%ser geschenkt war, lasse Dir ein eigenes Wiegenkindlein zum lebendigen Beweis dafu%r werden, wie es zumindest D ich s e 1 b e r vor kurzsichtiger Lebensgier zu erlo%sen vermag! E. S. Der hort der Reaktion ersucht man --- etwa aus Anlasz des Jahreswechsels --- die Bilanz zu ziehen zwischen den kra%ften einer echten organischen Entwicklung, also des Fortschrittes im besten Sinne, und jenen des starrsinnigen Festhaltens am U%berlebten, der unduldsamsten Ru%ck- schrittlichkeit, dann kommt man zwangsla%ufig zu dem Ergebnis, dasz die finsterste Reaktion, der doktrina%rste Dogmatismus von gestern ihren Sitz in Moskau haben. In jenem Moskau, das noch immer den Anspruch erhebt, der geistige Mittelpunkt der Welt- revolution zu sein und den "Unterdru%ckten aller La%nder" die Freiheit zu bringenl In jenem Moskau, auf das sich nahezu ein halbes Jahrhundert lang die hofsnungsvollen Blicke von Millionen Gutgla%ubigen gerichtet haben, die wirklich der Ansicht waren, dasz mit dem vom kommunistischen Manifesi versprochenen Derschwinden des ausbeuterischen kapitalismus eine bessere Weltordnung des Do%lkerfriedens und der Do%lkerfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit und der Beseitigung jeder Unterdru%ckung beginnen werde! Nichts kennzeichnet besser die "Ironie der Weltgeschichte", wie es Diktor Bibl ge- nannt hat, als die Tatsache, dasz das panslawische Heiligtum, der kreml, heute zur Zwing- burg geworden ist, in der die grausamsten und erbarmungslosesten Tyrannen sitzen, welche die slawischen Do%lker in ihrer an despotichen Unterdru%ckern so reichen Geschichte jemals kennengelernt haben. Im kalender der entta%uschten Hoffnungen, die von panslawistijchen Schwa%rmern an die gu%tige Schirmherrschaft Mu%tterchens Ruszland geknu%pft wurden, ist kein Tag schwa%rzer als jener 21. August des vorigen Jahres, an dem der sogenannte "Prager Fru%hling" von sowjetrussischen Panzern niedergewalzt und die Bemu%hung des tschechischen und des slowakischen Dolkes um die Erringung einer wenn vorerst auch nur bescheidenen nationalen Unabha%ngigkeit am Einspruch der roten Zaren in Moskau ge- scheitert ist. Mag immerhin das Schicksal der Tschechoslowakei, die als 1918 geroaltsam zusammengebastelter und 1945 wider alle geschichtliche Dernunft ku%nstlich wieder zum Leben erweckter Zwangsstaat selbst niit soviel Unrecht befleckt isi, keineswegs unverdient und das den jetzt unterdru%ckten Dertreibern und Landra%ubern zuteilgewordene weltweite Mitleid recht unrealistisch erscheinen, so kann das alles trotzdem Moskaus Brutalita%t nicht entschuldigen. So wenig wie die Niederwerfung der ungarischen Erhebung im Herbst 1956 durch die sowjetrulsischen Schergen mit dem Hinweis auf "Gottes Strafgericht" gerechtsertigt werden kann, weil ja gerade die Ungarn als Totengra%ber der alten Monarchie und vielfache Derra%ter im zweiten Weltkrieg ihr eigenes geru%ttelt Masz Schuld an den heutigen Zusta%nden zu tragen ha%tten! So richtig das alles ist, so wenig entlastet es die Usurpatoren, die den ru%cksichtslosesten Imperialismus aufgerichtet und mit einer sozialen Heilslehre den gro%szten Betrug aller Zeiten veru%bt haben. Geschah solches schon am "gru%nen Holz" jener Do%lker und Staaten, die den Sowjets in Jalta und Teheran als Schutzbefohlene ausgeliefert wurden, so u%berstieg und u%ber- steigt die anmaszende Einmischung des kremls in die inneren Derha%ltnisse der nicht zum sowjetischen kolonialreich geho%rigen sogenannten "freien" Do%lker und Staaten erst recht alles, was sich in sru%heren Zeiten eines vergleichsweise noch harmlosen landesherrlichen Absolutismus sogar Eroberer vom Schlage Napoleon Bonapartes herauszunehmen wagten. Mitteldeutschland, das ja nicht einmal in Potsdam als jowjetrussisches Anha%ngsel, son- dern nur bis zu einem Friedensvertrag mit Gesamtdeutschland als Besatzungszone gedacht und dann trotzdem zu einem eigenen "Staat" von Moskaus Gnaden umgefa%lscht wurde, ist das scha%ndlichste Beispiel einer solchen, von allen vo%lkerrechtlichen und moralischen Doraussetzungen freien Politik. keine Satrapie der persischen Groszko%nige, keine Provinz im Reich der Ca%saren in Rom oder Byzanz, aber auch kein von den "klassischen" kolonial- ma%chten der neueren Zeit annektiertes Territorium wurde schamloser ausgebeutet, zynischer geplu%ndert, ru%cksichtsloser gegen den Willen seiner eigenen Bevo%lkerung als politisches Fausipfand miszbraucht als die sogenannte DDR mit dem Sklavenaufseher Ulbricht an der Spitze. Nirgendwo sonst aber auch wurden --- die Tschechoslowakei und Ungarn nicht ausgenommen --- arbeitende Menschen, die an das marristisch-leninistische Evangelium ehrlich geglaubt hatten, brutaler entta%uscht, verho%hnt und bei der ersten Freiheitsregung niederkarta%tscht als in Mitteldeutschland. Die Blutzeugen vom 17. Juni 1953 und die vielen Opfer der Berliner Schandmauer kann keine marristische Dialektik vergessen machen. Just dieses blutbesudelte, fluchbeiadene System aber spielt sich u%berall zum "Befreier" auf, will a n d e r e auf die Anklagebank zerren, beschuldigt die Bundesrepublik Deutsch- land des ,.Revanchismus" und der kriegslu%sternheit und nimmt sogar unter der Maske des "Friedenshu%ters" ein Interventionsrecht in Anspruch. Just dieses chauvinistischeste, in Eroberungsgier unersa%ttliche System zeigt sich um den Frieden im Nahen Osten besorgt und vergieszt krokodilstra%nen u%ber Dietnam. Just dieses doktrina%rste und unduldsamste System beruft sich ungestraft bei jeder Gelegenheit auf "Menschenrechte", die es bei jeder Gelegenheit verho%hnt Es wa%re falsch, dem russichen Dolk die Schuld an diesem System zu geben. So falsch wie die These von der "deutschen kollektivschuld" falsch ist. Die Schuld trifft voll und gonz jene Weltbetru%ger, die um ihrer perso%nlichen Macht willen den Status quo der Unmenschlichkeit aufrechterhalten wollen bis zum Ju%ngsten Tag. kein Zweifel, dasz auch ihnen, diesen sinsteren Reaktiona%ren, die Geschichte die Rechnung pra%sentieren wird! Wenn wir noch die Hofnarren ha%tten...! inder und Narren sprechen die Wahrheit: so weisz es der Dolksmund. Und wir ko%nnten mit Recht erga%nzen: sie handeln und denken oft vernu%nftiger als die Groszen und Gesunden. Sie beschwert na%mlich nicht oder noch nicht die harte Folgerichtigkeit der Dernunft. Sie lassen das Herz sprechen oder sie stehen in jener ho%heren Gnade, die man an den "Armen im Geiste" schon fru%h erkannt hat. Wie einfach und klug wu%rden kinder entscheiden, wenn es um den Weltfrieden geht. Sie wu%rden kaum jahrelang wie die UNO um Derfahrensfragen rechten, die dann ja doch zu keiner tragbaren Lo%sung su%hren. Aber auch Hofnarren der beteiligten Nationen wu%rden in Paris kaum darum streiten, ob an runden oder eckigen Tischen zu konferieren wa%re, damit niemand die Ehre des besseren Platzes ha%tte: sie wu%rden sich vielleicht unter dem Tisch mit ihren zweitimpigen Narrenmu%tzen niederlassen und ohne den starren Ernst vielschichtiger Haszpolitik eine Lo%sung finden, die nicht nur fu%r den Raum Dietnams, son- dern auch fu%r das Gleichgewicht der u%brigen Welt eine Ordnung bra%chte. Es waren ja einst die von der Natur Benachteiligten, die zum Range der Hofnarren erhoben wurden. Don Geburt Derkru%ppelte oder durch krankheit Dersehrte. Was ihnen an Gesundheit gefehlt hat zur Dollkraft der ko%rperlichkeit, war oft dem Geiste an kraft zugelegt worden, so wie Blinde eben umso besser zu ho%ren oder zu fu%hlen vermo%gen. Die Ma%chtigen der Herrschaftsbereiche haben sie dafu%r mit einem kleide ausgestattet, die sie unter den Dienern und Nichtvollgenommenen beliesz. Dafu%r aber besaszen sie das wohl- verstandene Recht der Narrenfreiheit, jedermann, vor allem aber ihrer Herrschaft unver- blu%mt zu sagen, was sie dachten. Wo der Byzantismus der u%brigen Ho%flinge schwieg, der an materielle Nachteile einer offenherzigen Meinungsa%uszerung denken muszte, dort sprach der Hofnarr, der nichts zu verlieren hatte, frei heraus. Und es wa%re wohl einer weltgeschichtlichen Studie wert, wieviele Entscheidung der Macht durch die klugheit der Hofnarren gefaszt oder wenigstens zum Wirkungsvollen und zur Haltbarkeit hin gema%szigt worden ist. Wie pra%chtig sind die Schalksnarren etwa bei Shakespeare gestaltetl Auch die deutsche Literatur hat das Narrentum in seiner Bedeutung erfaszt. Denken wir nur an das "Narren- schiff" des Sebastian Brant und an Thomas Murners ,.Narrenbeschwo%rung'-. Die letzte Deredelung ko%nnen wir in Goethes "Faust" finden, wo die Lustige Person des Dorspiels auf dem Theater in Mephisto, den vermenschlichten Teufel, humorig u%bergeht. Und fu%r uns O%sterreicher hat Johann Nestroy in all seinen Stu%cken, deren Hauptrolle auf seine Pcrson und seine Spottlust zugeschnitten war, jenem der Offentlichkeit dienenden, er- kenntnistra%chtigen Narrentum ein letztes u%berzeugendes Denkmal gesetzt. Die Hofnarren des Mittelalters waren damals schon abgekommen. Seit der Fran- zo%sischen Revolution war das Dolk der vorgesehene Souvera%n und eben diesem Dolke. und seiner Obrigkeit hat es Nestroy "hineingesagt", ohne die vielen Fa%hrnisse der Zensur anders als wiederum mit Spott zu bedenken. Ansere Zeit ist inchfolgechder naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklung tierisch ernst, leider nicht auch tierisch gut geworden. Der Humor ist allerorts im Schwinden, auch die da und dort noch gefeierten Faschings- und karnevalfeste sind nicht mehr jene Dentile der Dolksseele, als die sie noch das theologisch bestimmte Nlittelalter erkannt und eingerichtet hat. Wessen unsere Zeit dringend bedu%rfte, wa%re ein natu%rlich gewachsener Humor, der wie alle Dinge der Welt der Schulung und der Pflege bedu%rfte. Wer wollte noch das Narrenkleid tragen und wer von den Ma%chtigen ko%nnte noch ohne kra%nkung seiner per- so%nlichen Eitelkeit das Wort seines Hofnarren ho%ren oder gar befolgen? Die da und dort bestehenden kabaretts sind nur mehr schwache Dentils des Intellekts und auch der wieder eingesetzte "Watschenmann" ist la%ngst nicht so frei von ho%heren Ru%cksichtnahmen, wie man es ihm wu%nschen mo%chte. Die Ho%fe sind weitgehend aus der Welt verschwunden. Nur Hosra%te gibt es noch, die freilich la%ngst keinen Hof mehr zu beraten haben, sondern nur ein liebenswu%rdiger Titel aus gro%szeren Tagen sind. Aber sollte man nicht doch auf Landes- und Reichsebene wieder den Rang und die Aufgabe der Hofnarren herbeiwu%nschen? Wie von selbst wu%rden sich Folgerungen aus dieser Funktion im globalen Bereich ergeben. "Schafft den Narren fort!" heiszt der Titel eines vielb eachteten Bu%hnenstu%ckes des Engla%nders John Boynton Priestley. --- "Schafft den Narren wieder herbei!" wa%re angesichts des Faschings unsere Forderung. Auf, auf zum Narrenfest unserer Tage! Der diplomatisch und diktatorischen Ernstklugheit unserer welt- und staatspolitischen Gegeben- heit fehlt der heiterkluge und vor allem von Ru%cksichtnahmen unbeschwerte witzige Gegenpart. Die Schelmenkappe liegt bereitl Laszt kluge Narren um uns sein! Don den gescheiten Narren ist kaum noch Heil zu erwarten! Robert H a mp e 1 Entscheidung in Wien Um 24. April finden in Wien Landtags- und Gemeinderatswahlen statt. Eines der vielen kuriosa Wiens besteht na%mlich darin, dasz Wien verfassungsrechtlich zugleich Land und Stadt ist. Trotzdem ist es keine Landstadt, sondern --- zumindest nach den Beteuerungen der Wiener Stadtva%ter --- eine Weltstadt. Und u%berdies ist es, obwohl republikanisch bis auf die noch in die Zeit der Ca%sarenmorde zuru%ckreichenden altro%mischen Fundamente, siolz darauf, eine ehemalige kaiserstadt zu sein. In diesem Wien fa%llt also am 24. April wieder einmal eine politische Entscheidung. Doch diese, die kaum von einem nennenswerten Teil der Wiener Bevo%lkerung selbst fu%r wichtig gehalten wird, weil sich ja "eh nir a%ndern" wird, meinen wir hier nicht. Sondern wir meinen die Entscheidung daru%ber, ob Wien noch eine deutsche Stadt ist. Legte man eine solche Frage etwa einem Besucher aus der Bundesrepublik vor, dann wa%re die Antwort eindeutig: Der kahlenberg, von dem anno 1683 ein deutsches Reichs- heer das Bollwerk Deutschlands und des Abendlandes Wien aus der to%dlichen Um- klammerung der osmanischen U%bermacht befreite! Das Burgtheater, die erste deutsche Nationalbu%hne! Scho%nbrunn und die Hofburg, in denen jener kaiser Franz Joseph regierte, der von sich mit Stolz sagte, er sei ein deutscher Fu%rst! Der Heldenplatz mit den beiden Standbildern Prinz Eugens und jenes Erzherzogs karl, dem die Inschrift gewidmet ist: "Dem beharrlichen ka%mpfer fu%r Deutschlands Ehre!" Diese und tausende andere Zeugnisse, die die deutsche Gesamtgeschichte in der vielhundertja%hrigen Residenz von kaisern des Heiligen Ro%mischen Reiches deutscher Nation hinterlassen hat: Beweisen sie nicht unwider- leglich, dasz Wien eine deutsche Stadt ist? Der Besucher wa%re zutiefst entta%uscht daru%ber, wenn daran gerade ein gebu%rtiger Wiener Zweifel a%uszern wollte. In diesem Festhalten unserer Freunde jenseits der Staatsgrenzen an einer ihnen teuren Dorsiellung (obwohl so mancher von ihnen 1945 und auch noch spa%ter perso%nlich vom "deutschen Wien" Unbill genug erleiden muszte!) liegt etwas Ru%hrendes. Man scheut sich unwillku%rlich, diesen Gefu%hlswert anzutasten. Und doch ha%ngt h e u t e die Ent- scheidung u%ber Wiens Charakter als deutschc Stadt weder von sleinernen und anderen geschichtlichen Zeugen, noch von den Eindru%cken der Besucher ab. Die gegenwo%rtige Wirk- lichkeit sieht leider anders aus. Als Wien nach dem Zusammenbruch des Groszdeutschen Neiches zur Bundeshauptstadt der von den alliierten Siegerma%chten wiederhergestellten deinokratischen Republik Oster- reich wurde, ha%tte es die einmalige geschichtliche Mo%glichkeit gehabt, auf Grund seiner Leistungen in der Dergangenheit die geistige Fu%hrung der gesamten Nation zu be- anspruchen. Diese Gelegenheit wurde um einer Fiktion willen nicht wahrgenvmmen. Die Fiktion lautete: Der Osterreicher ist kein Deutscher, er ist dem Deutschen wohl sprachlich verwandt, aber wesensma%szig von ihm grundverschiedrn, ein Wesen eigener Art, heroor- gegangen aus einer Bluts- und Geistesmischung von kelten, Ro%mern, Awaren, Hunnen, Slawen, Romanen, Juden, mit "leichtem" fra%nkisch-bajuvarischem Einschlag. Folglich ist auch die Hauptstadt dieses plo%tzlich zur eigenen "Nation" erhobenen oielfa%itigen Do%lker- gemischs keine deutsche, sondern eben eine "gemischte'-, lies: o%sterreichische Stadt. Das Ausscheren aus dem deutschen Gesamtschicksal bedingte, dasz man von seiten der neuen Obrigkeit der deutschen Dergangenheit und der deutschen Sprachzugeho%rigkeit, da man sie ja --- leiderl --- nicht gut leugnen konnte, nur mehr musealen und zeitfremden Charakter beimasz. Und das ist im Grunde bis heute so geblieben. Wien ka%mpft also mit seinen neuen Bauten, den seelenlosen kommunalen Menschen- sta%llen genauso wie den hypermodernen kirchenungeheuern aus Glas und Beton, den "Denkma%lern", deren eines den kapf eines o%sterreichischen Staatsmannes in einer Art kanarika%fig zeigt, densztagta%glich mit einer Million Schchilling passiven Derkehrseinrichtungen und seinen Gernegrosz-Bauten einen selbstmo%rderischen kampf gegen seine eigene Der- gangenheit, die es, wenn es nach dem Willen der zementierten ssozialistischen) Gemeinderats- mehrheit geht, gar nicht schnell genug verleugnen und loswerden kann. Wien bietet in seinem kulturleben, auf dem Theater, in den Dortrags- und konzertsa%len, von wenigen ru%hmlichen Ausnahmen abgesehn, das Zerrbild einer eigenen o%sterreichischen Pseudo- kultur, die der 1945 erfundenen Pseudonation genau entspricht. Aber Wien versu%ndigt sich noch viel mehr. Es ist der Hort einer verbissenen Zentralbu%rokratie, die --- nach einem noch heute gu%ltigen Wort Ferdinand ku%rn bergers nur durch Schlamperei gemildert und etwas er- tra%glich gemacht ---, auch den o%sterreichischen Bundesla%ndern, in denen sich der Ungeist der Ausdeutschung nicht durchsetzen konnte, ihren Willen aufzwingen will. Wien, einst- mals der Stolz aller Osterreicher, ist vielen von ihnen heute ein Alptraum, ein anmaszender, rechthaberischer, geldgieriger, neidiger Dormund. Nicht nur in den Augen der Alpenla%nder gleicht dieses Wien von heute einer geschwa%tzigen Alten, die jedermann, der es ho%ren will oder auch nicht, redselig erza%hlt, was fu%r ein scho%nes Madl sie in der Iugend gewesen sei. Sicherlich ist zu einem gewissen Teil das A%rgernis Wien heute das A%rgernis aller Grosz- sta%dte, die einem angeblichen Fortschritt zuliebe ihre Eigenart preisgeben. Aber bei Wien kommt eben noch hinzu, dasz die Derleugnung seiner groszen Tradition b ew u szt ge- schieht, dasz sie im Dienst einer vom Wesentlichen her volksfremden, ja volksfeindlichen Politik steht. Ist die Entscheidung in Wien also schon gefallen, ist die Stadt heute tatsa%chlich nicht mehr deutsch? Gottlob nein! Noch gibt es starke kra%fte, die sich, wenn auch unter unend- lichen Mu%hen und gegen amtliche Derda%chtigungen aller Art, nicht ganz erfolglos gegen dic Deklassierung Wiens zur babylonischen Welthure wehren. Diese kra%fte zu sta%rken und sie nicht mit den gewissen "Neuwienern" in einen Topf zu werfen, ist unsere Aufgabe. Und in dieser Sicht ist dann auch der 24 April kein ganz gleichgu%ltiges Datum. Die unverstandenen Frauen Die Lage der Frauen in der Gegenwart ist konfliktreich. Die verschiedenen wissenschaft- lichen Untersuchungen u%ber die Frauen unserer Zeit widersprechen sich nur scheinbar: Eheberater, Psychologen und Seelena%rzte haben vollkommen recht, wenn sie behaupten, die moderne Frau sei in Gefahr, ihr Gesu%hlsleben zu vergewaltigen, sie sei unerfu%llt und sehne sich nach Liebe und Za%rtlichkeit. Aber auch die Meinungsforscher stu%tzen sich auf richtige Zahlen, wenn sie mit Ermittlungen beweisen, wie ma%nnlich die moderne Frau denkt. Beide wissenschaftlichen Gesichtspunkte haben ihre Berechtigung. Denn die Frauen von heute sind zwiespa%ltige Wesen. Sie entwerfen von sich selbst, wie die Umfragen ergeben, ein verzerrtes Bild. Sie geben sich ma%nnlich in ihren Ansichten und oft auch in ihrem Derhalten. Gleichzeitig aber sind sie die Frauen geblieben, die sie seit Evas Zeiten waren. Die Ma%nner jedoch, die in den letzten sechzi9 Jahren kaum ihren urspru%nglirhen Blickwinkel vera%ndert haben, stehen verwirrt und unsicher vor Frauen, die im Beruf mit ihnen konkurrieren, aber gleichzeitig getro%stet werdon wollen, weil sie Ma%nnerarbeit verrichten. Es irritiert sie, wenn Frauen darauf bestehen, mitzureden, aber sich dann gern u%berstimmen lassen. Es macht Ma%nner ein biszchen schwindelig, wenn manche Frauen Uniformen nachlaufen, gleichzeitig aber Angst vor kriegen haben, oder wenn sie Haus- frauenarbeit als erniedrigend empfinden und gleichzeitig Hausfrauen sein mo%chten. Dieses Tollhaus von Widerspru%chen, Derwirrung und Unsicherheit isi der Na%hrboden su%r die sta%ndig wachsende Zahl der "unverstandenen Frauen". Die ist es eigentlich zu dieser Sachlage gekommen? Don Schuld kann man in diesem Zusammenhang nicht reden. Die Sache ist viel zu kompliziert, als dasz sie sich damit entscheiden liesze, dasz man sagt "Die Ma%nner haben alles falsch gemacht!" oder "Es lag an den verru%ckten Ideen der Frauen!" So wie uns in den letzten sechzig Jahren die Technik u%ber den kopf gewachsen ist, genau so haben wir auch den U%berblick u%ber die Einflu%sse verloren, die unser Privatleben bestimmen. Es stieszen verschiedene Faktoren zusammen, die so neu waren, dasz niemand wissen konnte, wie sie sich auswirken wu%rden: Die Forderungen der Frauen nach Gleichberechti- gung. Die beiden groszen kriege. Die fast erplosive Entwicklung der Technik. Als Folge davon die "berufsta%tige Frau". Wissenschaftliche Erkenntnisse u%ber die Hintergru%nde der Liebesbindungen zwischen zwei Menschen. Man ko%nnte die Liste noch beliebig verla%ngern. Und obwohl jeder dieser Einflu%sse auf den ersten Blick keine rechte Derbindueg zu der Unverstandenheit der modernen Frauen zu haben scheint, haben alle zusammen die Frauen in eine satale Lage gebracht: Praktisch in jedem zivilisierten Land der West verlangt man schon von jungen Ma%d- chen, dasz sie zwei "karrieren" gleichzeitig durchlaufen. Sie sollen a) einen Beruf ergreifen und in diesem Beruf erfolgreich sein; sie sollen b) die Liebe eines Mannes gewinnen. Der Punkt b) war noch fu%r Groszmutter eine Lebensausgabe. Die moderne Frau erledigt ihn "nach Dienstschlusz" und "am Wochenende". Gelingt es ihr bis zu einem gewissen Alter nicht, einen Mann zu finden, dann erregt sie auch heute noch ein heimliches Misz- fallen. Sie wird als "alte Jungfer" abgewertet. Der Punkt a) darf aber wa%hrend dieser Zeit nicht vernachla%ssigt werden. Wu%rde auf einen Schlag die Frau als Arbeitskraft aus- fallen, bra%che die moderne Industrie zusammen. Daher ist es eine Spielregel unserer Gesellschaftsform geroorden, dasz junge Frauen im Beruf erfolgreich sein mu%ssen, oder "es stimmt etwas nicht mit ihnen". Diese beiden "karrieren" reichen an sich schon aus, um genu%gend konslikte fu%r ein ganzes Leben anzusammeln. Doch es kommt noch schlimmer. Hat na%mlich die im Beruf erfolgreiche Frau einen Mann gefunden, der sie heiraten will, dann 9ibt es su%r sie noch weitere mo%gliche "karrieren": Erstens: Sie wird Hausfrau. Sie musz vo%llig umschalten und ein ganz neues Leben beginnen, in dem sie vor Aufgaben gestellt wird, auf die sie nicht vorbereitet ist. -- Zweitens: Sie wird Hausfrau und Arbeitskollege gleichzeitig. --- Drittens: Sie wird Haus- frau, Arbeitskollege und Mutter, alles in einem. Mas ist wirklich mehr, als man einem einzelnen lNenchen zumuten kann, wenn man es einmal unvoreingenommen betrachtet. Aber heutzutage ist diese dreifache karriere mit allem, was sie mit sich bringt, eine u%bliche Angelegenheit geworden. kein Mensch siaunt daru%ber, wie tapfer die modernen Frauen sich dem Schicksal stellen sstellen mu%ssen). Dabei ist es ein Wunder, dasz die Zahl der Frauen, die an der Zwiespa%ltigkeit dieses ihres Lebens zu scheitern drohen, nicht schneller wo%chst, as sie es ohnehin tut. Es ist ein echtes Wunder, wenn im Fru%hling auf den Parkba%nken Liebespaare flu%stern wie eh und je. Und es ist auch ein Wunder, dasz allen Schwierigkeiten zum Trotz abends, wenn die Lichter in den Fenstern angehen, sich u%berall Paare zusammensetzen, die einer feindlichen Welt nur eines entgegenzustellen haben: ihre Lebensgemeinschaft, ihre Ehe. Dieses grosze, menschliche Wunder, das sich ta%glich tausendfach rings um uns ereignet, einzig und allein dieses grosze Wunder erha%lt uns das Dertrauen, gibt uns den Glauben an die Zukunft zuru%ck. Dielleicht wird wirklich bald im Zeitalter der Automation die Stenotypistin wieder u%berflu%jsig, vielleicht sorgen kunftig die Roboter dafu%r, dasz sich die berufsta%tige Frau als Massenerscheinung eru%bri9t, vieileicht wird wirklich einmal, wenn das Fieber der Ru%stungen und der kalten kriege von der Nlenschheit gewichen ist, die Frau alle ihre Seelenkra%fte wieder d e r Ausgabe zuwenden ko%nnen, von der sie seit Jahrtausenden ausgefu%llt war: Gattin zu jein, Empsa%ngerin und Bewahrerin neuen Lebens. Dann, erst dann, erledigt sich das Problem der verkrampften, verma%nnlichten, u%ber- sorderten, der "unverstandenen" Frauen von selbst. (Aus der Zeitung "Das neue Blatt", Hamburg, 1967) Der, Fremdko%rper' ist die, DDR'! Dor sechzehn Jahren, am 17. Juni 1953, brach in Sowjet-Deutschland, der Zone, die sich nach dem Willen ihrer Gewalthaber den Hohn gefallen lassen musz, "Deutsche Demokratische Republik" genannt zu werden, ein Dolksaufstand los, der Ulbrichts Herrschaft bis in die Grundfesten zu erschu%ttern schien. Dasz das Freiheitsopfer der deutschen Arbeiter und Bauern, die damals unmiszversta%ndlich ihren Willen zur Beseiti- gung des kommunistischen Jochs und zur Wiedervereinigung der beiden Ha%lften Deutsch- lands zum Ausdruck brachten, leider vergeblich blieb, ist eine historische Schuld der sogenannten "freien Welt", die, mit den USA an der Spitze, die Aufsta%ndischen feige im Stich lieszen. So endete der Dolksaufstand in Ostberlin, Leipzig, Halle und vielen anderen mitteldeutschen Sta%dten sowie Do%rfern mit vergeblich vergossenem Blut und noch ha%rterer Tyrannei, und als einziges mageres Ergebnis blieb im anderen deutschen Rumpsstaat, der Bonner Bundesrepublik, ein nationaler Feiertag zum Gedenken an die Opfer. Doch um die Schande der Ohnmacht und Wu%rdelosigkeit voll zu machen, wurde spa%ter auch dieser "Tag der nationalen Einheit" wieder abgeschafft, weil Bonn dic Moskauer Zwingherren und ihre Satrapen in Pankow durch die dauernde Erin" nerung an ihre Brutalita%t "nicht verstimmen" wollte. Die knechtschaft der Zonen deutschen wurde durch das Dergessen der bundesdeutschen Wohlstandsbu%rger nunmehr amtlich legalisiert. Es ist bezeichnend, dasz heute als dauernder Ankla%ger gegen sowjetische Diktatur zwar der aufsta%ndischen Ungarn und Tschechen gedacht wird, nicht aber jener Deutschen, die als erste schon vor sechzehn Jahren den Dersuch zur Wiedergewinnung ihrer Freiheit unternommen haben. Nur ganz wenige Dereinigungen sind noch die Stimme des Ge- wissens der Nation, darunter der mit uns befreundete "Bund fu%r deutsche Wieder- vereinigung", der als unermu%dlicher Ankla%ger gegen die vo%lkerrechtswidrige Teilung Deutschlands, die Berliner Schandmauer und das Ulbrichtsche Riesen-kZ immer wieder die Welto%ffentlichkeit aufzuru%tteln sucht. Nachfolgend einer der ju%ngsten Aufrufe des "Bundes fu%r deutsche Wiedervereinigung" zum Gedenken an den 17. Juni 1953: lbrichts Lautsprecher to%nen immer wieder, Westberlin liege auf dem Boden der "BDR". Diese L u% g e musz von allen deutschen Derantwortlichen in Regierung, Parlament und o%ffentlicher Meinung noch und noch zuru%ckgewiesen werden. Halten wir fest: Der kommunismus ka%mpft seit fu%nfzig Jahren fu%r die Weltrevolution und meint damit seine Weltherrschaft. Gegenu%ber dem "klassenfeind" ist ihm dabei jedes Mittel recht. Gewalt, Dertreibung, Mord, dazu Lu%ge, Fa%lschung, Derleumdung. Wir Deutsche dagegen wollen uns bei der Lo%sung der schweren Aufgabe der Wieder- vereinigung ganz De:utschlands allein der W ah r h eit und des R e ch ts bedienen. Wir wissen uns dabei im Einklang mit europa%ischer U%berlieferung und Gesittung. Das Deutsche Reich ist durch keinen vo%lkerrechtlich gu%ltigen Akt ausgelo%scht. Es besteht daher weiter, und zwar in jenen Grenzen, die bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges von allen damallgen Staaten der Welt diplomatisch-vo%lkerrechtlich anerkannt waren. Das Do%lkerrecht verbietet, dasz Okkupanten auf fremdem Gebiet ein ihnen ho%riges System einsetzen. Wenn sie es doch tun, ist das System illegal. Die von Sowjetruszland eingesetzten Machthaber ihrer Besatzungszone sind ein Marionetten-Regime, aber kein souvera%ner Staat. Das Do%lkerrecht gibt jedem Dolk das Recht, s e 1 b st diejenige Regierungsform zu besiimmen, unter der es leben will. Erst die Zustimmung der Regierten gewa%hrt den Regierenden das Recht. Der Sowjetbu%rger Ulbricht hat diese Zustimmung nie erhalten. Erinnern wir uns des 17. Juni 1953, dann wissen wir, was Ostberliner und Mittel- deutsche von Ulbrichts Herrschaft halten. ' Also liegt Wesiberlin nach dem Recht nicht auf dem Boden einer sogenannten "DDR", vielmehr liegt die sogenannte "DDR" aus dem Boden des Deutschen Reiches --- als i 1 1 eg al e s Gebilde, als Fremdko%rper! Dan mutet uns Derhandlungen u%ber den Status von Westberlin zu, die doch nur das zur Annerion durch Ulbricht zu machen. So wie Ulbricht im "Mauerjahr" 1961 bereits Ostberlin annektiert hat. Die "krisenfrage Berlin" ist also nicht eine Frage Westberlins, sondern Ostberlins und der Sowjetzone unter Moskaudiktat, die sich seit 1g61 unter Bruch der Dierma%chte- abmachungen als souvera%ner Staat aufspielt, aber ein il 1 e g a 1 e r F r e md k o% rp er auf dem Boden des Deutschen Reiches ist. Berlin ist und bleibt die Hauptstadt des g an z en Deutschlandl Weitere cindrucksvolle Stimmen gegen den Unfug der Derzichts- und Anerkennungs- befu%rworter bringen wir auf Seite 11. Die menschliche Ieistung Homunculus technicus: Gesteh' es jetzt endlich ein, dasz ich dich u%berrundet habe. Ohne mich, ohne mein alle Mo%glichkeiten pra%zise vorausberechnendes Elektronengehirn wa%re dein uralter Traum einer Mondlandung niemals in Ersu%llung gegangen. Anima humana: Wie la%cherlich ist dein Stolz. Bist du nicht mein Gescho%pf, entstanden aus meinem Willen, ein Stu%ck meines Geistes, und glaubst nun, mehr zu sein als ich, deine Erzeugerin? Homunculus rednicus: Es mag schon sein, dasz ich dir, Menschengeist, meine Eristenz zu verdanken habe. Aber seit dem Augenblick, da du dir mit dem Fausikeil und dem Obsidianmesser Werkzeuge deiner wilden Begierden geschaffen hast, ist viel Zeit ver- gangen und die Werkzeuge haben sich langsam, vom Rad bis zum Elektronengehirn, unabha%ngig von dir gemacht. Gesteh' es nur ein, ich bin selbsta%ndig geworden und deiner Obhut la%ngst entwachsen. Niemals wirst du meine Geschwindigkeit erreichen, niemals in Sekundenschnelle die Aufgaben lo%sen, die ich spielend bewa%ltige. Ohne mich bist du nichts, und alle deine Gro%sze ist nur Einbildung. Du, Promethide oder Ebenbild Gottes, wie du dich gerne nennst, bist abha%ngig von mir geworden. Willst du das leugnen? Anima humana: Ich gebe zu, dasz der Schein fu%r dich spricht. Der Benzinmotor, ohne den die Wesen, die ich beseele, nicht mehr leben zu ko%nnen meinen; die Industriegera%te, die ihnen soviel ihrer Arbeit abnehmen; der glitzernde Bildschirm, auf den sie starren; schlieszlich die Rakete, mit der sie ju%ngst den Mond erreicht haben: das alles sind tat- sa%chlich Dinge, die sie, wenn du mir den Ausdruck gestattest, verzaubert zu haben scheinen und die jedenfalls aus ihrem Dasein nicht mehr weggedacht werden ko%nnen. Allein ... Homunculus technicus: Allein? Anima humana: Allein, die Tra%ger meines Lichtes sind immer noch die Herren dieser Dinge. Mo%gen sie auch heute ihre Sklaven erscheinen. Es kann sein, dasz sie morgen schon aller dieser Spielereien u%berdru%ssig werden und sich eines anderen besinnen. Aber selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, hast du keinen Grund, dich mir u%berlegen zu fu%hlen. Homunculus technicus: Wie? Lo%se ich nicht Rechnungen, mit denen sich das Gehirn des Menschen, auch das vorzu%9lichste, jahrelang plagen mu%szte nahezu mit der Geschwindig- keit des Schalles, durchschaue ich nicht die geheimsten Geheimnisse der Natur mit einer dem menschlichen Auge versagten Scharf sich tigkeit, bersp ringe ichn icht sogar schon den Raum und die Zeit und schicke mich an, die Unendlichkeit zu erobern? Anima humana: Armer, gro%szenwahnsinniger Zwerg, der du an deine Dollkommenheit glaubst! Du vervielfa%ltigst die menschlichen Fa%higkeiten, das ist wahr, aber du gibst ihnen nichts eigenes dazu. Und das Wichtigste vom menschlichen Scho%pfergeist fehlt dir und wird dir immer fehlen. Homunculus technicus: Und was wa%re das, du Groszsprecherin? Anima humana: Die Eingebung! Wenn sich meine Pioniere nur auf dich und dein Elektronengehirn verlassen ha%tten, als sie zur Landung auf deni Mond aufsetzten, dann ha%tten sie vorzeitig umkehren mu%ssen, denn du hast ihnen pausenlos falsche Signale gegeben. Du begannst plo%tzlich irrsinnig zu werden und wirres, unversta%ndliches Zeug zu stammeln, und um ein Haar wa%ren sogar die Astronauten noch in einen krater gestu%rzt, wenn sie sich auf dich verlassen ha%tten. Homunculus technicus: Ich gebe zu, dasz ich in diesem Fall u%berfordert war. Deine kinder haben mich zuviel auf einmal gefragt, haben mich mit zuviel Zahlen auf einmal vollgestopft. kann ich etwas dafu%r, wenn ich unrichtig gefragt worden bin? Anima humana: Nein, dafu%r kannst du nichts. Aber du gibst doch mit deiner Frage gleichzeitig zu, dasz du eben vom Menschengeist abha%ngig bist und dasz er dein Herr ist, und nicht du seiner. Homnuculus technicus: Das ist spitzfindiger Sophismus, das hast du dir nur aus- gedacht, um meine U%berlegenheit nicht zugeben zu mu%ssen. Das na%chste Mal wird es besser klappen. Anima humana: Dielleicht, wahrscheinlich sogar, wenn dich der Menschengeist inzwischen noch besser konstruiert und die Fehler, die dir diesmal unterlaufen sind, aus- schaltet. Das beweist aber nur, dasz du sein Gescho%pf bist. Homunculus technicus: Mit dir ist schwer zu streiten. Aber feststeht doch, dasz die Welt, in der deine Gescho%pse heute leben, ohne mich nicht denkbar wa%re. Willst du den Fortschritt leugnen, der mit meinem Erscheinen verbunden ist? lbiiiewendenil Anima humana: keineswegs. Ich will dir nur die Grenzen deiner Mo%glichkeiten zeigen und dich vor Hochmut bewahren. Du bist ein e meiner Wirkungen, aber nicht die einzige. Es gibt noch andere. Homunculus technicus: Und welche wa%ren diese? Anima humana: Jene, welcher ein groszer Denker einmal der ziehenden kraft des Gemu%tes zugeschrieben hat. Die Strahlung nach innen statt der Erplosion in die Auszen- welt. Die Deredelung des kernes statt der Aufpolierung der Schale. Die Derlebendigung des Augenblicks statt der Rechnung mit Jahrmillionen. Die Biologie statt Astronautik. Homunculus technicus: Das habe ich schon irgend einmal geho%rt. Das klingt nach einer verdachchtigen ehre ag mir letzt nur noch' dasz du das von deinen Lieblingskindern, Anima humana: Freilich hab' ich es von ihnen. Und ich glaube auch daran, dasz sie einmal wahrmachen werden, was der wahre Sinn meines Scho%pfungsauftrages ist: niehr Menschsein und weniger Maschinenabha%ngigkeit. Homunculus technicus: Da gratuliere ich dir zu deinem Optimismus. Derzeit sieht es in deutschen Landen nicht danach aus. Anima humana: Derzeit nicht, da hast du recht. Aber, weiszt du, was in der Zukunft schlummert? Homunculus technicus: Nur wenn du mir vorher genaue Daten lieferst. Anima humana: Eben. Und das ist dein Fehler. Das Irrationale ist dir unzuga%nglich. Und doch ist es die wahre Triebkraft der Welt und der menschlichen Leistung. Studententum in der Krise Ein neues Semester beginnt Mitneuen kra%ften und mit neuen--Mittein, leider nicht immer mit neuen idealen Hochzielen. Schon zum Schlusz des Sommersemester swurde Sturm angesagt, weil sich die Rektoren von Professoren und nicht von ehemaligen Gymnasiasten erku%ren lassen wollen. Aber auch sonst .. . es ga%rtl Durchaus nicht nur bei uns, vielleicht sogar bei uns am wenigsten. Es brodelt diesseits und jenseits des Eisernen Dorhanges. Und der o%sterreichische kommunist Diktor Matejka meint, hier sei eine Internationale ohne Zentralbu%ro in Schwung geraten. Studenten hatten seit eh und je das ungeschriebene Recht, gegen das Alte, somit auch gegen Zopf" und Philistertum als das ungute Alte, aufzutreten. Studenten trugen die Reformation hoch, sie standen in der Befreiungsarmee von 1813, sie erhoben ihre Stimme beim Wartburgfest von 1817 und beim Hambacher Fest von 1832, sie ka%mpften auf den Barrikaden von 1848 und einer von ihnen hat auch die Bauernbefreiung durch- gesetzt. Sie protestierten im Wandervogel und in der gesamten Jugendbewegung, aber sie bluteten auch vor Langemarck und in den Freischaren des Nachkriegs fu%r Ober- schlesien, das Baltikum und die Ruhrbefreiung. Doch Studenten werden zu Ma%nnern, Da%tern und Lehrern, und sie hatten sich immer wieder damit abzufinden, dasz ihre Forderungen nur sehr allma%hlich Derwirklichung fanden. Was bewegt nun das junge Dolk, seit der Jahrhundertwende Burschen u nd Ma%dchen, versta%rkt seit l950 durch viele andersnationale, ja erotische kommilitonen? In manchem haben sie durchaus recht: Lehrmittel und Lehrpla%ne, Lehrer und Lehren stehen nicht immer auf dem Boden des auslaufenden 20. Jahrhunderts, sondern sie bewegen sich noch im Bedarfsrahmen der Jahrhundertwende. Es ruft vieles dringlich nach Reform, doch es ist nicht alles schlecht zu nennen. Das Daterbild ist in unseren Tagen dahingeschwunden. Wle sollte es mit dem Lehrer- bild anders sein? Wir haben ja schlieszlich schon vor einem Menschenalter in denselben, heute noch mehr verstaubten Ho%rsa%len getrampelt, wenn statt eincs Dr. Faust nur ein Dr. Wagner hereinkam, "der froh ist, wenn er Regenwu-rmer findet". Die Wagners haben sich heute vielleicht eher vermehrt, aber es gibt noch immer Fauste genug unter unseren akademischen Lehrern. Die Derehrungs- und Ju%ngerbereitschast unserer studentischen Tage ist freilich weitgehend dahin. Man will weder Treue noch Pieta%t gelten lassen. keineswegs sind die heutigen studentischen Wortfu%hrer alle Dutschkes und Cohn- Bendits, aber statt der einstigen Fuchsmajore und Fachschastsleiter bestimmen heute sehr dunkle kra%fte, als Apparatschiks bisweilen, was auf akademischem Boden als studentische Willensa%uszerung zu geschehen hat: Sit in's, ga in's, happenings und noch viel unerfreu- lichere Dinge. Fu%r die siudentischen Massen aber, die sich hievon abseits halten, kommt Student noch immer von Studieren und nicht von Randalieren oder Negieren. Wenn man als Protest einer nie auf die Probe des Hungers und der Schlachtfelder gestellten prosperierenden Generation die Sauberkeit der Eltern im Geistigen wie im ko%rperlichen verachtet, unterla%szt man eben das Waschen und Haarschneiden, bis das Gegenteil wieder modern wird. Uenn man aber das Hingeopfertsein der Generationen von Langemarck und Stalingrad schma%hend beklagt, statt froh zu sein, einen solchen Opfergang nicht mitantreten zu mu%ssen, sollte man wenigstens die Ehrenma%ler gefallener Studenten nicht besudeln. Da wird schon Nicht-Abwehren zum traurigen Dergehen. Dasz manches in der Studien- und Pru%fungsordnung verlangt wird, was selbst als U%bung fruchtlos ist und Schikane bedeuten kann, steht aus einem arberen Blatt. Hier mu%szten wenigstens die Studenten von heute als Beamte und Politiker von morgen den Mut zur Abstellung haben, statt einem Strebertum zu verfallen. Aeutschland und Osterreich als ein Raum haben seit dem Dordringen der Ro%mer und des Christentums in die europa%ische Mitte ununterbrochen an der Entwicklung der Bildung gearbeitet und Fru%chte in die Scheunen der Nation geerntet, die von der ganzen Welt anerkannt werden mu%ssen. Schu%ler wurden zu Studenten, Studenten zu Professoren, Professoren erreichten durch ihre Lehre oft den Eingang in die Ehrentafeln der Nation. Der deutsche Student von heute hat nur dann und dort recht, wo er den ehrlichen Willen hat, Doktor, das heiszt Lehrer, und Prof esso r, das ist B ekenn er, von morgen zu werden. Der Osten als System hat die Freiheit abgeschafft, fu%r die sich die Studenten allzeit mit den besten ihrer Professoren eingesetzt haben. Mo%gen die Studenten um so mehr erkennen, dasz man im Westen leicht seine Freiheit miszbrauchen kann, wenn man sich mit Palavern begnu%gt und drn Serus vergo%tzt statt Taten der Leistung zu setzen. Im wesentlichen hat Student also immer noch von Studieren zu kommen, weil eine ganze Nation von Eltern dafu%r erhebliche Opfer bringt. Hoffentlich werden auch die Professoren wieder zu Bekennern. Beide mu%ssen als Stand Haltung bewahren und zu Opfern bereit sein. Dr. Robert H amp e 1 Der tote Buchstabe Das grosze Totengedenken, das in ch"ristlicher Zelt aut den 2. nouembre festgescht wurde, war bei unseren germanischen Dorfahren der zur Besinnung mahnende Beginn eines neuen Jahres. Aus der Trauer um die Heimgegangenen erwuchs den Lebenden das Bewusztsein, den Auftrag der Toten zu vollstrecken und in ihrem Sinne weiterzuwirken. Goethe hat dies, als er die Todesnachricht seines einzigen Sohnes erhielt, nach einer gramvollen Nacht in die Worte gekleidet: "Und nun u%ber Gra%ber vorwa%rts!" Unser heutiges Geschlecht, zum Wohlleben verzogen und vielfach verweichlicht, gibt sich lieber dem Schmerz um das Derlorene hin, statt daraus jene kraft zu scho%pfen, die u%ber dem Dunkel der Gra%ber die Blu%ten neuer Hoffnungen erstehen la%szt. Wir pflegen aus der geistigen Zwiesprache mit unseren uns vorausgegangenen Lieben wohl Trost zu scho%pfen, aber seltin neuen Lebensmut, wir sind durch Pieta%t angehalten, teure Erinnerungen zu pflegen, aber wir zeigen Scheu, daraus die einzig richtige Lehre zu ziehen, wie das Derma%chtnis fruchtbringend gemacht werden soll fu%r die Zukunft Wir glauben den Toten etwas wegzunehmen, wenn wir im wehmu%tigen Beisammensein mit ihnen schon wieder an das pulsierende Leben denken. Und doch ist gerade dies der Sinn eines richtig verstandenen Totenkultes. Die Millianen Gra%ber, die der grosze Opfergang unseres Dolkes in diesem Jahr- hundert zuru%ckgelassen hat, die bekannten und unbekannt gebliebenen letzten Behausungen der Gefallenen, der in den Bombenna%chten und auf der Flucht aus der Heimat Hin- gemordeten, sie sind alle Mahnmale, dasz nicht vergeblich gewesen sein soll und darf, was da dem Tode als so reiche Ernte in den Schosz fiel. Nur wenn solcher Sinn richtig erkannt wird, ehren wir unsere Toten wu%rdig. Doch ist es nicht das allein, was uns nach ju%ngsten Dorga%ngen gerade heuer so tief Fleisch und Blut sind es, die der Tod ausgelo%scht hat, sondern auch Anschauungen, Lehr- melnungen, U%berzeugungen, die wir su%r richtig gehalten haben und die nun plo%tzlich, non der Zelt u%bettounden, wie Geistesleichen unsere Wegspur sa%umen. Der Regiecungswechsc, der sich ju%ngst in der Bundesrepublik Deutschland vollzogen hat, in rin sotches Totengra%bererelgnis. Nicht etwa davon, wic sich der U%bergang der Regierungsgewait von der einst nahezu allma%chtigen Adenauer-Partei auf die koalition der Sozialdemokraten mit den im Wahlkampf schwer geschlagenen Freien Demokraten volizogen hat, soll hier die Rede sein; das ist ein Ereignis der Tagespolitik, nerga%nglich wie diese und fu%r die deutsche Dolksgeschichte auf weite Sicht ohne tieferen Belang. Wohl aber ko%nnen und werden die mittelbaren Ergebnisse dieses Umschwungs die deutschen Daseinsfragen nachhaltig beru%hren. Denn wir stehen mit der Aufgabe des Alleinvertretungsanspruches Westdeutschlands und der faktischen Anerkennung der deutschen Sowjetzone als zweiter deutscher Staat am Grabe aller Hoffnungen, die in einer Wiedervereinigung des deutschen Dolksraumes v o n B o nn au s gipfelten. Und wenn auch diese Hoffnungen in all den Jahren seit der Gru%ndung der beiden deutschen Teilstaaten immer geringer geworden waren, so hatten sich doch unza%hlige deutschc Menschen an den Buchstaben der sogenannten Hallstein-Doktrin geklammert, wie sie sich an den Buchstaben des Potsdamer Abkommens geklammert hatten, das die deutschen Ostgebiete jenseits der Oder und der Neisze noch beim Deutschen Reiche beliesz. Der Buchstabe ist nun, daru%ber gibt es keinen Zweifel, t o t. Es ist besser, dieser Tatsache ins Auge zu sehen, als sich Illusionen hinzugeben, der Buchstabe ko%nnte doch noch einmal Wirklichkeitswert erhalten. Der nunmehr, wenn auch vorla%ufig noch zweideutig und abgeschwa%cht angesteuerte Derzicht Bonns ist in den Augen derer, auf die es ankommt, unwiderruflich. Daru%ber gibt es keinen Zweifel. Was n i ch t tot ist, das ist die geschichtliche Naturnotwendigkeit des Wieder- zusammenschlusses des deutschen Dolkes. Diese Notwendigkeit ist so zwingend, die Gewiszheit, dasz die beiden Dolksteile, denen auf der einen Seite ein Du%rer und ein Goethe, auf der anderen ein kant und ein Bismarck entstammen, ein groszes Ganzes sind, ist so unmittelbar einleuchtend, dasz kein Derzicht auf den Buchstaben sie beseitigen kann. Dielleicht, wer weisz, werden sich bald, nachdem die Wiedervereinigungspolitik der westlichen Ha%lfte Deutschlands so offenkundig versagt hat, in der anderen Ha%lfte trotz Ulbricht und Sowjetjoch gesunde kra%fte regen, die unter neuen Dorzeichen mit besserem Erfalg anstreben, was nach wie vor das Anliegen der ganzen Nation ist. Wahr- scheinlich wird sich das Wiederzusammenwachsen der beiden Dolksteile, die eine Generation lang getrennte Wege gehen muszten und sich leider nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch geistig auseinanderlebten, in einer ganz anderen Weise vollziehen, als wir es heute noch ahnen ko%nnen. Aber vollziehen w ir d es sich, umso eher und sicherer, je weniger wir dem toten B u ch st a b e n nachtrauern und je mehr wir dem lebendigen G e i st vertrauen, der sich aus Gra%bern immer wieder neu gebiert. In diesem Sinne sei uns das grosze Totengedenken ein neuer Aniasz zum Gelo%bnis, das Derma%chtnis, das uns die Gefallenen und Ermordeten aus a 1 1 e n Teilen unseres Dolkes hmterlassen haben, in Treue zu pflegen. Der Buchstobe ist tot. Es lebe dcr Geist! Die entiauberte Welt Gab es das alles einst? Einen niedrigen, von Schneewolken verhangenen Himmel dur den das Christkind nach den braven kindern ausspa%hte, die es zu seinrm Feste zu bescheren gedachte? Einen unheimlichen, von Geheimnissen umwitterten Wald, durch den knecht Ruprecht mit seinem Sack voll A%pfeln und Nu%ssen stapfte? Eine Menschheit, die der Erlo%sung entgegenharrte, die ihr krippe und Lichterbaum gleichnishaft verku%ndeten? Derfeindete Nachbarn, die angesichts der Weihnachtsbotschaft den "Frieden auf Erden" wenigstens in ihrem eigenen kleinen Lebensbereiche wahrmachten, wenn sie jahrlangen Zank begruben und einander vor dem Gabentisch mit neuen guten Dorsa%tzen in die Arme schlossen? kinder, die abends zu Fu%szen ihrer Mu%tter und Groszmu%tter an Ma%rchen glaubten, denen in ihren Tra%umen Engel erschienen und die mit verstohlen selbst gebastelten Geschenken ihren Eltern Freude machen wollten? Gab es das alles einst, abgeschiedene Do%rfer, in denen Wochen hindurch die Dor- freude auf den Heiligen Abend die Groszen wie die kieinen feierlich siimmte, grosze Sta%dte wie Wien, in denen ein "Christkindlmarkt" mit seinen vom Tannengru%n umkleideten Bretterbuden das pulsierende Herz des vorweihnachtlichen Treibens war, in deren Gassen und Straszen Nikolo und krampus, spa%ter dann Sternsinger herumwanderten und wo Menschen lebten, denen das alles nicht billige "Folklore", sondern Symbol eines Geschehens war, an dem sie freudigen Anteil nahmen? Gab es das alles wirklich, und zwar vor nicht la%nger als fu%nfzig, sechzig kalenderjahren noch? Ja, das hat es gegeben. Wenn es die A%lteren unter uns nicht noch selbst erlebt ha%tten, wir wu%szten es aus den Zeugnissen der kunst, den Bildern der romantischen und biedermeierlichen Maler, die das Weihnachtsgeschehnis mit Pinsel und Stift getreulich festgehalten und den Schimmer ihrer eigenen Herzwa%rme daru%ber gebreitet haben, wu%szten es aus den Dichtungen, in denen gute Feen und auch da%monische Geister die Irdischen sta%ndig begleiteten und zu ihnen sprachen, wenn der Wind ums Haus fuhr oder im Teekessel das "Heimchen am Herd" zirpte, wu%szten es aus den Musikwerken, schlichten und anspruchsvollen, aus denen die Andacht jener Tage noch immer zu uns heru%ber- weht. Diese Welt voll unnennbarem Zauber und Glanz, es hat sie wirklich gegeben. Aein Zweifel jedoch, dasz es sie n i ch t mehr gibt. Das physikalisch-mathematische Welt- bild, der Universalstaat der schrankenlosen "ratio", der reinen Dernunft, des messen- den und wa%genden Derstandes, ist an ihre Stelle getreten und hat sie entthront. Unba%ndige Freiheit, nicht zuletzt auch in geschlechtlichen Dingen, hat den Zauber zersto%rt, Familien- bande wurden dem Gewinnstreben geopfert, der Genusz u%ber die Freude gesetzt. Die Natur hat keine Geheimnisse mehr, die man ihr nicht in der Laboratoriumsretorte ent- locken kann, sie hat nichts mehr ahnungsvoll zu offenbaren, seit wir sie zu zertru%mmern gelernt haben. Die Rakete hat das Christkind und die Engel u%berflu%gelt, der Erplosions- motor den knecht Ruprecht u%berfahren. Die Welt ist entzaubert, und die Dernunftideologen begru%szen die als einen groszen Fortschritt. kein Wunder, dasz es von einer Generation, die nichts anderes mehr kannte, die statt mit Hausgetier und Barbarazweig mit dem Auto und Fernsehapparat aufgewachsen ist, auch geglaubt wird. Aber die kehrseite dieser Entzauberung? An Stelle der schenkenden Liebe die auf Reklame und steuerliche Abschreibungsvorteile bedachte Geschenkverteilung; an Stelle des beglu%ckenden Feiertagsfrohsinns das familia%re Freizeitvakuum; an Stelle der Andacht der Rausch, die Selbstbeta%ubung, die Flucht in eine ku%nstlich erzeugte "gehobene" Stim- mung; an Stelle der Menschlichkeit die aufs Fordern erpichte "Gesellschaft", m der sich der einzelne trotz aller ihm verbriefter sozialer Rechte verlassemer fu%hlt und einjamer ist als das kind im Ma%rchen beim Herumirren durch den finsteren Wad; an Stelle des Glaubens ein sehr fragwu%rdiges Wissen; an Stelle der Poesie die "Aufkla%rung". Berlorenem nachzutrauern ist sinnlos. Die Entwicklung des Menschen vom Geistwesen zum Maschinengescho%pf scheint ein nicht umkehrbarer Dorgang zu sein. Sogar, wenn die Fehlentwicklung offen eingestanden werden wu%rde, liesze sie sich wohl kaum wieder gutmachen. Der entzauberten Welt wird kein Christkind mehr erscheinen. - Trotzdem kann es dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen, dasz immer mehr Menschen offen ihre Entta%uschung bekunden, die ihnen das neue mechanistisch-materia- listische Weltbild gebracht hat Nicht daszsie auf die Dorteile verzichten mo%chten, die ihnen Dollbescha%ftigung, konjunktur und eine von ihnen fu%r unerschu%tterlich gehaltene soziale Sicherheit in den Schosz gelegt haben. Auch nicht, dasz sie nur auf eine einzige der vielen Bequemlichkeiten zu verzichten bereit wa%ren, die ihnen die Technik beschert hat. Aber daneben und daru%ber hinaus fu%hlen sie sich bedru%ckt von einer inneren Leere, die weder Urlaubsreisen noch die zum Fieber gesteigerte Bescha%ftigung mit dem Sport als neue Ersatzreligion auszufu%llen vermo-gen. Und keineswegs nur alte, sondern oft auch ganz junge Leute sind es, die ihre innere Leere als den Derlust einer ihnen vielleicht nur mehr vom Ho%rensagen bekannten Welt des zauberhaften Gemu%tsreichstums erkennen. Hier scheint uns am Lebensbaum der Menschheit ein wenn auch vorerst nur noch schwaches neues Reis zu gru%nen. Wenn die Bedra%ngnis der Seele einmal so grosz geworden ist, dasz sie sich --- wie sogar in den Dereinigten Staaten von Amerika zu bemerken --- ganzer Do%lker bema%chtigt, sie nach neuen Pfaden aus einer Ho%lle suchen la%szt, in der Rauschgift, kommerzialisierter Ser und verherrlichtes Derbrechen die emzigen "Zaubermittel" gegen die Gemu%ts- und Geisteso%de sind, dann besteht immer noch Hoffnung, dasz das, was die Humanitas wirklich tra%gt, der uns selber unbegreifliche go%ttliche Funken in ums, eines besseren Tages wieder die Oberhand gewinnen wird. An dieje Hoffnung wollen wir uns halten. Dr. Fritz S t u% b e r Uor dem Kichtstuhl der Ieit Amerika ist, wie es heiszt, "entsetzt", seine Armee in den Augen der ganzen Welt herab- gesetzt, der Pra%sident endlich in der ihm von der gesamten Linken so heisz an den Hals gewu%nschten schwierigen Lage. Denn scheinbar ganz unerwartet ist durch die Selbstanzeige eines abgeru%steten Soldaten und durch viele sie besta%tigende Augenzeugenberichte bekannt geworden, dasz sich die kompanie C des ersten Bataillons der 2O. amerikanischen Infan- teriedivision auf dem kriegsschauplatz Dietnam ein Massaker geleistet hat, das nicht nur sie selbst, sondern die gesamten US-Streitkra%fte als eine "Mo%rderbande" erscheinen la%szt. In My Lai oder Pinkville, wie der Ort von den Amerikanern genannt wird, was wie zum Hohn auf die Ereignisse "rosarote Stadt" heiszt, metzelte die genannte Einheit hunderte unschuldige Menschen, darunter viele Frauen, Greise und kinder auf Befehl eines Ober- leutnants nieder, sei es, weil dieser in dern unvorstellbar grausamen krieg mit den feind- lichen Guerillas und Partisanen die Nerven verloren hatte, sei es vielleicht auch, weil er diese Repressalie fu%r das einzige eindrucksvolle Mittel hielt, um einem vor nichts zuru%ck- schreckenden Gegner eine unmiszversta%ndliche Warnung zu erteilen. Ein Massenmord bleibt es auf jeden Fall, und der Hauptschuldige Oberleutnant Calley hat, nachdem ein Der- tuschungs- und Bescho%nigungsversuch des kriegsministeriums miszlungen war, mit seiner Anklage vor dem kriegsgericht und im Falle eines Schuldspruches mit dem Galgen oder lebenslanger kerkerhadt zu rechnen. Sogar im Lager der geschworenen Deutschenfeinde gibt es in diesem Falle Stimmen, die an die Siegerjustiz von Nu%rnberg erinnern und offen aussprechen, die Richter von damals teilten nun das Los der von ihnen wegen angeblicher a%hnlicher oder gleicher Untaten Derurteilten. Sogar an den tschechischen Ort Lidice wurde in diesem Zusammen- hang erinnert. Doch der Dergleich hinkt. Denn in Lidire, das am lO. Juni 1942 dem Erd- boden gleichgemacht wurde, waren es nur Ma%nner, die dafu%r mit dem Tode bu%szen muszten, dasz sie einen der Mo%rder Heydrichs versteckt gehalten hatten; den Frauen und kindern geschah kein Leid, es wurde jpa%ter sogar fu%r sie ausreichend gesorgt. Trotzdem ist Lidire durch die feindliche kriegspropaganda und spa%tere Siegerwillku%r zum Schimpf- wort fu%r die ganze deutsche Nation gemacht worden. Wird nun die "rosenrote Stadt" in der weltweiten antiamerikanischen Propaganda dieselbe Rolle spielen wie Lidire gegen die Deutschen? Der Dersuch der tschechischen Bevo%lkerung, das ihr unertra%glich gewordene Joch der Sowjetrussen, der "panslawischen Bru%der'-, abzuschu%tteln oder wenigstens ertra%glicher zu gestalten, ist kla%glich gescheitert, Marionetten von Moskaus Gnaden u%bernahmen es, gegen den eindrucksvoll und mit Blutzeugen bekundeten Widerstandswillen ihres Dolkes dessen weitere knechtschaft mit Dertra%gen und Freundschaftsku%ssen zu besiegeln, die Fu%hrer des .,Prager Fru%hings-' verschwanden in der Dersenkung. Und siehe, auch hier erinnern bereits Leute, von denen man solches bis vor ganz kurzer Zeit keineswegs erwartet ha%tte, schu%chtern daran, dasz die "knechtschaft" der Tschechen im ehemaligen Reichsprotektorat Bo%hmen und Ma%hren doch eine recht milde gewesen sei im Dergleich zur heutigen Sklaverei, dasz es damals, obwohl mitten im kriege, den Tschechen noch nie so gut gegangen sei wie jemals zuvor, dasz ihr Land eine wirtschaftliche Blu%te erlebte, von der es noch jetzt zehrt, obwohl es nun vor dem Ruin steht. Und wieder wird ein Begriff von fru%her, der die fremdnationalen Mitarbeiter des deutschen Reiches fu%r alle Zeiten vera%chtlich machen sollte, auf iebende Zeitgenossen angewandt: Man nennt die tschechischen Satrapen des aggressiven Weltkommunismus "Quislinge", unterschla%9t allerdings dabei, dasz Didkun Quisling, der mit dem Reichs- kommissar Terboven zusammenarbeitete, sich auf eine echte Bewegung seines norwegischen Dolkes, die "Naslonal Samling", berufen konnte, wa%hrend die tschechischen Erfu%llungs- gehilfen der Sowjets in Prag nichts, aber auch schon gar nichts hinter sich haben als fremde Panzer und Maschinengewehre. Die ganze freie demokratische Welt ist heute von Bewunderung erfu%llt fu%r den "Heldenkampf Israels", das sich --- zumindest bis zur Stunde --- gegen die riesige arabische U%bermacht nicht nur behaupten, sondern diese in zwei Blitzkriegen eindeutig schlagen konnte. Mosche Dayan, der chef der siegreichen israelischen Armee, gilt als die Symbolfigur eines erfolgreichen nationalen Freiheitskrieges, die propagandistisch gena%hrte Bewunderung geht so weit, dasz seine Eina%ugigkeit bereits fu%r die kaugummireklame her- halten musz. Den Namen Erich v. Ludendorffs auszusprechen, gilt fu%r dieselben Leute fast als ketzerei. Und doch ist dieser deutsche Heerfu%hrer als der strategische Lehrmeister Dayans gla%nzend besta%tigt worden, und wenn er auch nicht das Glu%ck des Massenlobs an seiner Seite hatte, so weisz man heute doch zumindest in Israel selbst, was man seinem Beispiel zu verdanken hat. Sein einziger Fehler war eben nur, dasz er nicht der Sohn eines Altzionisten, sondern eines preuszischen Rittergutbesitzers war. bitte menden! Es sind nur wenige Beispiele dafu%r, wie rasch sich vor dem Richtstuhl der Zeit die Meinungen a%ndern und die Rollen der Sieger und Besiegten ausgetauscht werden. Man mag einwenden, dasz das in der Weltgeschichte immer so gewesen ist. Ja jedoch mit einem grundsa%tzlichen Unterschied: Noch niemals vor uns wurden absolute Wert- und Unwert- urteile mit derart diktatorischer Unduldsamkeit gefa%llt wie 1g45 und nachher gegen das deutsche Dolk und seine fu%hrenden Perja%nlichkeiten. Eben deshalb trifft auch die "Urteils- finder" und liebedienerischen Meinungsmacher der volle Zorn des Strafgerichtes unbarm- herzig am eigenen Leibe. Gla%nzender, als es im abgelaufenen Jahr erfolgt ist, ha%tte der Freispruch der deutschen Nation vor dem Richtstuhl der Zeit gar nicht ausfallen ko%nnen. Das schenkt neue Hoff- nung fu%r die Zukunft. Harneval der Politik Ein kiener Staat raubt in einem fremden kontinent einen Menschen. Die Tat findet den lzeifall aller groszen Ma%chte, weil diesem Menschen furchtbare Derbrechen aus der zeit des Zweiten Westkrieges angelastet werden. Und wegen dieser Derbrechen wird ihm dann auch in diesem staat der Prozesz gemacht, der mit der Todesstrafe endet. Auch das findet den ungeteilten lzeifall der Melto%ffentlichkeit. Aber, ku%hn gemacht durch diesen Handstreich, erweitert der kleine Staat seine Raub- ziese nun auch auf Schiffe, auf fu%nf bewaffnete Schnellboote, die er mit Hilfe van Praktiken, fu%r die zwar schon das Alte Testament einige Hinweise bietet, die aber offiziell immer in Abrede gestrllt werden, in seinen heisz ersehnten Besitz bringt. Und nun spendet diesem Staat die ihm bis dahin so ergebene Welto%ffentlichkeit plo%tzlich nicht mehr vor- behaltslos denseiben Beifall wie im Falle des Menschenraubes. Denn den im tiefsten Nachkriegsfrieden auf einer franzo%sischen Werft gebauten Schiffen kann man ja schwerlich nazistische Derbrechen nachsagen . . . Der durch die Launen der Wahlarithmetik und eine von der Mehrheit der Bevo%l- kerung eindeutig abgelehnte Parteienpackelei deutcher Bundeskanzler gewordene brand- rote Befriedungspolitiker, der jetzt das deutsche schicksal bestimmt, la%szt an die den sowiets ho%rige abgetrennte andere Ha%lfte Deutschlands verlockende Anbote ergehen. Er erntet von dieserbis zur Stunde zwarnur Fusztritte und Hohn, aber dadurch la%szt er sich nicht beirren. konsequent setzt er den Weg der Preisgabe unvera%uszerlicher Rechte und der Selbstdemu%tigung fort, kann es offenbar gar nicht erwarten, bis die Sowjets das, was sie nicht einmal in Potsdam erreicht hatten, endiich in der Tasche haben werden. Und, siehe da, diesem buszfertigsten Aktivisten der "Umerziehung" spendet das Aus- land, spenden die Ma%chte, die mit der Zerreiszung des Deutschen Reiches und der politischen und geistigen Dersklavung des deutschen Dolkes ihr eigentliches kriegsziel so perfekt erreicht hatten, plo%tzlich keineswegs mehr das Lob, auf das ein braver Erfu%llungsgehilfe Anspruch haben sollte. Seinem Parteifreund, dem Regierenden Oberbu%rgermeister von Berlin, erteilen sie sogar einen scharfen Derweis, weil er seine Stadt allzu eilfertig den sowjetischen Satrapen zum Zugriff anbietet Welch Schauspiel: die Westalliierten als Garanten nationaler deutscher Politik! Welch Schauspiel auch sonst ringsherum! Im teuersten Gefa%ngnis der Welt, in der kfeo%stuing p ch u' ie chhl rd wi chi d gk r ro luwsichen er chriischchen kann, sitzt --- niemand mehr, weil sein einziger bisher verbliebener Insasse schwerkrank in eine britische Milita%rklinik u%berstellt werden muszte. Und plo%tzlich ist nicht nur die gnadenweise Freilassung dieses Mannes, der inzwischen zum hilflosen Greis geworden ist, in aller Niunde, sondern ganz offen wird ausgesprochen, dasz das Urteil, das auf "lebens- la%nglich" gelautet hat, ein Justizirrtum gewesen ist. Sogar diejenigen, die an diesem Urteil seinerzeit mitwirkten oder es guthieszen, wollen jetzt nichts mehr davon wahr- haben. Trotzdem wechseln einander noch immer vor dem leeren Gefa%ngnis die alliierten Uachparaden mit klingendem Spiel ab. Sage noch einer, dasz der Zeitgeist keinen Humor besitzt! Braucht es weiterer Beispiele? Ein kleines Dolk, das den traurigen Ruhm su%r sich in Anspruch nehmen kann, nicht nur den letzten Weltbrand mitverschuldet, sondern auch Millionen Menschen, die lange Zeit sein Joch tragen muszten, auf grausamste Weise hingemetzelt, ausgeplu%ndert, von Hof und Haus vertrieben zu haben, schmachtet unter der Fron derer, die es fu%r seine "Bru%der", seine .,Befreier" hielt. Endlich rafft es sich auf und sucht, auf seine Weise gewisz heroisch, sein Joch abzuschu%tteln. Da zwingen es die "Bru%der" mit Waffengewalt wieder in die knie und machen das Joch nur noch ha%rter. Doch die Dertreter dieses Dolkes bedanken sich bei den Unterdru%ckern und verleihen der brutalen Gewalt im nachhinein den Glorienschein edler, um das wahre Dolkswohl besorgter Menschenfreundlichkeit. Und die Welt nimmt's zur kenntnis, schu%ttelt bedauernd die Achseln und bescha%ftigt sich lieber damit, eine verzerrt dargestellte Dergangenheit weiter anzuprangern als eine ho%chst lebendige, niedertra%chtige Gegenwart. Don-Quichotterie als moderner Moralbegriff! Setzt eure Faschingslarven auf, Freunde! Wir haben allen Grund, heiter zu sein. Eine Welt voll solcher Ungereimtheiten, eine Welt, die sich selbst zum Faschingsulk macht, kann keinen Bestand haben. Der konfettiregen von Lobspru%chen auf die .,Menschlichkeit" aus dem New Yorker Glaspalast kann nicht einmal dessen gutbezahlten Generalsekreta%r u%ber die Tatsache hinwegta%uschen, dasz das Spiel langsam zu Ende geht. Das Spiel, das mit dem Unrecht von Dersailles und St. Germain begonnen hat, das Spiel, das in Jalta, Teheran und Potsdam fortgesetzt worden ist. Sehr bald werden die Falschspieler selbst davon so wenig mehr wissen wollen wie heute schon die Nu%rnberger Richter, Ankla%ger und Wortfu%hrer der 9tatistenbank vom Fall Rudolf Hesz. Und i h r Achermittwoch wird das echte Freudenfest aller derjenigen sein, die sich auch noch im tollsten karnevas- "trubelden Glaubenandas Recht und die Wahrheit bewahrt haben. Fritz S t u- b e r Ein Ma%rj ohne Iden? Gu%te dich vor den Iden des Ma%rz --- warnte Calpurnia ihren Gatten Gaius. Ihre bange Dorahnung wurde Wahrheit. An den Iden des Ma%rz, nach ro%mischem kalenderder 13. des ersten Monats im Jahre, wurde Gaius Julius Ca%sar im Senat erdolcht. Die jugendlichen Derschwo%rer, unter ihnen Brutus, trieb ein irrer Freiheitswahn. sie wollten den Mann beseitigen, der dank seiner Feldherrnsiege, verbunden mit sozialer klugheit, die be9eisterte Dolksmasse hinter sich und so die ganze Machtsu%lle im ro%mijchen Weltreich inne hatte; sie wollten die "Ausgewogenheit" der Macht wiederherstellen, die ihnen im republikanischen Rom durch die A%mter der beiden konsuln und die selten einigen Patriziergeschlechter im Senat gewa%hrleistet schien. Aber die Uhr der res publica war abgelaufen. Auf Ca%sar folgte Oktavian, der dann als Imperator Augustus die Jahrhundert- reihe der ro%mischen kaiser ero%ffnete. - geit diesem Tragikjahr 44 v. Ch. haftet an den Iden des Ma%rz eine Art unheil- schwangerer Dorbedeutung. Und tatsa%chlich hat der Monat Ma%rz, den im Naturgeschehen nicht nur linde Lu%fte und holde Dogelstimmen, sondern ebenso wilde Fo%hnstu%rme, don- nernde Lahnen und Sturzba%che kennzeichnen, im Menschen- und Do%lkerleben eine bo%se Entsprechung: Revolten, Umstu%rze und Machtausbru%che haben den Ma%rztagen schon oft- mals einen blutigen Stempel aufgedru%ckt. 9o wa%re in unserer o%sterreichischen Geschichte an die Ma%rzrevolution 1848 zu erinnern, an den Bluttag der Sudetendeutschen am 4. Ma%rz 1919, weiters an den 4. Ma%rz l933, als der Ru%cktritt aller drei Parlamentspra%sidenten den Weg fu%r die autorita%re A%ra Dollfusz freimachte, an den 15. Ma%rz 1938, als Hitler aus dem Wiener Heldenplatz die gro%szte Dollzugsmeldung seines Lebens kundtun konnte, sodann an die unheilvolle Schaffung des Protektorats am 15. Ma%rz 19z9, und als Gegenstu%ck dazu an den 3. Prager Fenstersturz vom lu%. Ma%rz 1948 --- begangen an Jan Masaryk ---, der das sowjetische Regime in der Tschechoslowakei in den Sattel setzte, aus dem es auch im Prager Fru%hling von 1968 nicht mehr gehoben werden konnte... Ait dem Erinnern an diese Geschehnisse verkniipft sich die Frage: Wird uns heuer ein In O%sterreich steht am Monatsbeginn der Wahltag, an sich kein Besorgnisanlasz. Denn vom gesunden Mutterwitz der O%sterreicher ist keine Entscheidung zu erwarten, die unsere Heimat in ein neues Erperiment stu%rzen wird. Freilich ko%nnte sich gerade daran der Aberwitz jener entzu%nden, die hier um jeden Preis einen klassenkampf und klassen- sieg ihrer Farbe betreiben wollen. Es scheint also geboten, dasz sich jeder innerlich gegen soziale Aufruhrparolen wappnet. Drauszen in der weiten Welt aber gibt es soviele heisze konflikts- und krisenherde, dasz wir kaum einen erschu%tterungsfreien Ma%rzablauf erwarten ko%nnen. Das Unheil begann vor 25 Jahren in J a lta, als zwischen Ost und West jene Machtspha%renteilung ausgehandelt wurde, die seither das politische Bild unseres ganzen Erdballs bestimmt. Damals schon wurden als Bu%ndnistribut des Westens den Sowjets die baltischen Staaten, Finnland, Ostpolen, die Tschechoslowakei, Ungarn und Ruma%nien aus- geliefert. Und zahllos sind die Opfer, die seither auf die Waagschalen der Machtgleiche zwischen U9A und UdSSR geha%uft wurden: Das geteilte Deutschland, das durch die Mauer zerschnittene Berlin, das geteilte korea, das durch blutigsten, zwanzigja%hrigen Bu%rgerkrieg zerrissene Dietnam, die grausigen Wirren im kongo und der in Dernichtung ausgelaufene Befreiungsversuch von Biafra. Dazu jetzt immer heiszer auslodernd der schwelende krieg zwischen Israel und den Araberstaaten. Die Aufza%hlun9 der krisen- und Aufruhrherde ko%nnte u%ber alle kontinente hin sortgesetzt werden. Hinter allen diesen Gewaltu%bungen und Metzeleien aber steht die sorgsam abgestimmte "Gleichheit der Waffenlieferungen" an die einen von Ost und an die anderen von West. Doch sind es nicht allein die politischen und sozialen Wirren der Staaten, die von den guperma%chten als Nahkampf oder als Fernwaffen "gelenkt" werden. Auch im geistigen Spannungsfeld --- siehe etwa studentenkrawalle und Selbslverbrennungen; auf der wirt- schaftlichen kampfebene --- gekennzeichnet durch Geldentwertung, gesperrte Ma%rkte, U%berschuldung; in der biologischen Selbstbewahrung --- man denke an die Bevo%lkerungs- erplosion der Unterentwickelten, dazu an die Pille und die Familienauflo%sung der Hoch- entwidzelten; kurzum, auf jeglichem Teilgebiet menschlicher Beziehungen bla%st der schwu%le Fo%hnwind des sogenannten "kalten" krieges. .,Im Westen nichts Neues" --- das war 1929 der Schlagertitel eines Buches, das hinter den kulissen des erstarrten Frontkrieges die Auszehrung, Derderbnis und Der- nichtung der menschlichen Substanz sichtbar machte. "Im Osten und Westen nichts Neues" --- das mu%szte heute geschrieben werden, um allen die Augen zu o%ffnen fu%r die Neben- und finterfronten im totalen U%berlebenskampf der Superma%chte, getarnt als "friedliche koeristenz", mit der jedoch die wachsende Erschu%tterung, Derzweiflung und Empo%rung aller Menschen und Do%lker einhergeht. Mo%ge der gequa%lten Menschheit dennoch ein unheilvoller Ma%rz erspart bleibenl E. S. Das Wagnis, deutsch ju sein a, es ist einwagnis: In einer Welt, die vorgibt, su%r alles und jedes Dersta%ndnis zu haben, fu%r jede Eigen- und jede Abart, fu%r jeden Farbton vom Scho%pfungsmalbrett der volklichen und rassischen Menschheitsgruppen, fu%r jede Besonderheit der Deranlagung, der guten wie der verbrecherischen Fa%higkeiten und Neigungen, in einer Melt, die so "sachlich" ist, dasz sie sogar Raubmo%rdern und Serualbanditen soziale Anteilnahme ent- gegenbringt, gilt nichts so sehr als untilgbarer Makel wie die deutsche Dolkszugeho%rigkeit und das Bekenntnis zu ihr. Mit den Ereignissen einer ju%ngsten Zeitepoche allein la%szt sich dies nicht erkla%ren. Denn alles, was man dieser anlastet, sindet sich in sehr oft viel drastischerer Form auch bei anderen Do%lkern und deren geschichtlichen Perso%nlichkeiten, von Sullas Proskriptionen u%ber die Massenschla%chtereien Belisars, von den Scha%delbergen Dschingis-khans bis zu den christlichen kreuzfahrern, von der Sizilianischea Desper u%ber die Scheiterhaufen der Inquisition und die Mordbrennereien der Hussiten bis zu den Massakern mit der Guillotine in der Franzo%sischen Revolution. Trotzdem fa%llt es niemandem ein, etwa die heutigeei Italirner oder Tu%rken, Spanier, Franzosen, von den britischen Nachkommen der kolonial- despoten in Indien ganz zu schweigen, wegen ihrer Geschichte und ihres Nationalcharakters als "Auswu%rfe der Menschheit" hinzustellen. Einzig und allein wir Deutschen gelten als "Barbaren" von Natur aus, als ewige 9tro%renfriede einer sonst durchaus friedliebenden Welt, als kriegslu%sterne und rachegierige Da%monen der Weltgeschichte. Dieser uns anhaftende Ruf ist nicht erst im 2O.Jahrhundert entstanden. Er hat eine "ehrwu%rdige" Tradition, geht in seinen Wurzeln zuru%ck bis auf unsere germanischen Dorsahren, die auch dort, wo sie sich im fru%hen Mittelalter humaner und kultivierter benahmen als die Thronra%uber, Meuchelmo%rder und Paiastintriganten am Tiber und am Goldenen Horn, als blutru-nstige wilde Tiere verteufelt wurden. Dieser Ruf ist uns geblieben trotz Albrecht Du%rer, Philipp Nselanchthon und unserer anderen groszen Humanisten im Zeitalter der Renaissanre, ist uns geblieben trotz Johann Gottfried Herder, obwohl gerobe diesem soviele kleine Do%lker erst ihr geistiges Nationalbewusztsein verdanken, ist uns ungeachtet der groszartigen Geschenke eines kant, Schiller und Goethe, eines Bach Haydn, Mozart und Beethoven an die Welt geblieben. Das Pha%nomen dieser dauernden u-blen Nachrede ist so einzigartig, dasz auch die Hasz und Greuelpropaganda unserer jeweiligen fru%heren kriegsgegner zur Erkla%rung nicht ausreicht. Denn diese Propaganda ha%tte wohl niemals jo wirksam werden ko%nnen, wenn nicht bei unseren Nachbarnationen wie bei den fernsten Do%lkem die seelische Bereitschaft vorhanden gewesen wa%re, sogar die aben- teuerlichsten Schauerma%rchen u%ber uns zu glauben. Die Ursache oder "Schuld" musz wohl in unserem eigenen Derhalten gelegen sein. In unserer angeborenen Bereitschaft, uns selber von vornherein schlechter zu halten als die anderen, in unserem Hang, im Zweifel nicht dem Eigenen, sondern dem Fremden den Dorzug zu geben, in unserem sogenannten "kosmopolitismus", der in Wahrheit nur eine grobe Selbstta%uschung ist, wenn niemand als nur just der Deutsche immer "Weltbu%rger" sein will. So ergibt sich das Paradoron, dasz die humanste Nation gegen sich selbst das Dorurteil der Inhumanita%t zu erzeugen imstande war, was dann die anderen umso bereit- williger ausnu%tzten, je mehr es fu%r sie ihre eigenen Schandtaten zu verdecken galt. Den Gipfel dieser ausgemachten deutschen Narrheit haben wir heute erreicht. Deutsches, mit deutschem Arbeitsfleisz erworbenes Geld hilft allu%berall in der Delt geistig und wirtschaftlich zuru%ckgebliebenen Do%lkern, den Dorsprung einzuholen, den Europa zufolge seiner gro%szeren Intelligenz und seines (einstmals!) ho%heren Arbeitsethos ihnen gegenu%ber besitzt. Aber die diesen Geldsegen ausschu%tten, ernten dafu%r keinen Dank. Noch nie hat man von einem solchen Beschenkten geho%rt, dasz er sich deshalb um die nationalen Daseinsfragen des Gebers, um die deutsche Wiedervereinigung, ernstlich beku%mmert ha%tte. Auch seine heutige wirtschaftliche Dormachtstellung hat das Deutschtum in den Augen der Welt keineswegs "moralisch aufgewertet". --- --- --- Wenn diese Folge in die Ha%nde unserer Bezieher gelangt, steht das Osterfest knapp vor der Tu%r. So dra%ngt sich denn ein Dergleich mit unserer nach dem Nibelungenlied gro%szten deutschen Nationaldichtung, dem "Faust", auf: Auch jener Faust, der nach vielen geistigen Irrwegen durch das La%uten der Osterglocken zum Leben zuru%ckgerusen wird, befindet sich in schwerster seelischer Bedra%ngnis. Doch sein Selbstbehauptungswille und sein Erkenntnis- drang ero%ffnen ihm, der schon mit dem Leben abgeschlossen zu haben glaubte, das Tor zur ungeahnten spa%teren Ausweitung seiner Perso%nlichkeit. Das ist echt deutscher Geist, Mu: zum Wagnis, auch wenn es noch so gefa%hrlich erscheint. Haben wir Heutigen noch das Recht, in diesem Doktor Faustus die Inkarnation unseres eigenen Genius zu sehen? Wenn ja, dann darf uns nichts davor abschrecken, frei und ganz deutsch zu sein, ungeachtet aller Unbill, die uns dafu%r nicht nur von drauszen, sondern auch von unseren so brav umerzogenen eigenen Landsleuten beschieden ist. Aber wer das Wagnis auf sich zu nehmen bereit ist, der darf dann mit Faust rufen: "Die Erde hat mich wieder". Echart Schutarbeit im Ro%ntgenbild Das Gesetz, nach dem sie angetreten', ist fu%r die Schutzarbeit die Op f erwilligk eit. Prakate Fu%r Mitterer, der seine abgeschiedene, arme Bergbauerngemeinde Proveis im heutigen Su%dtiroi vor Derwelschung bewahrte, indem ee in unermu%dlichem Einsatz die Mittel fu%r den Bau einer deutschen Schule aufbrachte ---, es war diese selbst- lose Tatkraft, an der sich gleiche Opferwilligkeit im breitesten Umfang entzu%ndete. Im letzten Friedensjahr 1914 hatten die Schutzvereine der o%sterreichischen Reichs- ha%lfte etwa eineinhalb Millionen Mitglieder, deren Beitra%ge und Spenden sich auf rund fu%nf Millionen kronen beliefen. Und hievon war buchsta%blich jeder Heller ein echter "Opfergroschen". Denn in der Schutzarbeit war fu%r niemanden irgendein Dorteil, kemerlei Gewinn an Geldern, an a%uszeren Ehren, Einflusz oder Bedeutung zu holen. Allerdings wurde damals die beispielhafte Leistung der Schutzvereine auch von den Staatsstellen dankbar anerkannt und die Fo%rderer und Mitglieder fanden ihre scho%ne Selbstbesta%tigung eben darin, zu jenem Auslesekreis zu geho%ren, der immer und immer wieder fu%r die Aufgaben der Schutzarbeit ungemessene Opfer an Zeit und Geld darbrachte. Ha%tte sich damals irgendwer nach Art unserer heutigen Superpatrioten unterfangcn wol- 1en, diese Opferwilligkeit fu%r die Grenzschulen als staatsfeindliche Gesinnung oder vo%lker- feindliches Dorherrschaftsstreben hinzustellen, er ha%tte allseits nur kopfschu%ttelnden Hohn und grenzenlose Derachtung geerntet . . . Nicht nur die Geber fanden in der Schutzarbeit eine ungetru%bte Beta%tigung ihrer Opferfreudigkeit, auch fu-r die Empfa%nger der Hilfen schuf sie keinerlei belastende Donkes- schuld. Denn sie zielte ja nicht auf materielle Hilfe fu%r einzene ab, sondern auis die Bewahrung der deutschen Muttersprache und Da%terart fu%r die Jugend in gefa%hrdeten Grenzgebieten und Sprachinseln. Und den Dolkszu9eho%rigen dort gaben sie das sta%rkende Bewusztsein: Wir stehen nicht allein, unser Ru%ckhalt sind hunderttausende uns in echter, opferbesto%tigter Liebe und Treue verbundene Bru%der und Schwestern. Am Ro%ntgenbild der Schutzarbeit tritt eine mu%tterliche' keimanlage zutage, na%mlich eine hegende und bewahrende. Es geht auch nicht um den kampf 'gegen andere Dolkschaften, sondern darum, den kindern des eigenen Dolkes ihre Muttersprache und damit ihre kulturheimat zu erhalten. Hierher geho%ren auch die Seitenzweige der Schutz- arbeit, als da sind Spiel-, Sing- und Ma%rchenpflege; Turnen, Dolkslied und Dolkstanz; ferner auch Brauchtum, Laienspiel und geistig-seelische Bereicherung durch gutes Schrifttum. Jedoch ist festzuhalten, dasz vielerorts die Dolkstumsarbeit ihren Antrieb und Auf- trieb vom Macht- und Geltungsbedu%rfnis staatlicher Fu%hrungsstellen her gewinnt. In Frankreich zum Beispiel ist die Sorge fu%r die Reinhaltung, Dervollkommnung und Aus- breitung der franzo%sischen Sprache geradezu die oberste kulturaufgabe des Staates. Und die Reise de Gaulles zu den franzo%sischsprachigen Gebieten kanadas war u%ber die mensch- liche Herzlichkeit hinaus eine gewollt starke Ermutigung fu%r ein ku%nftiges selbsta%ndiges oder doch weitgehend autonomes Franko-kanadien. Ein nvch na%herliegendes Beispiel: Im alten, ungeteilten Tirol der Habsburger Monarchie war das Streben der Itaiiener su%dlich der Salurner Sprachgrenze nicht etwa blosz auf eigene Schulen und ei9ene kulturpslege gerichtet --- beides hatten sie uneinge- schra%nkt ---, sondern auf Abtreneiung und Dereinigung mit Italien, also auf . Gleiches galt u%berwiegend fu%r die smawischen Dolksgruppen der Monarchie. Eben darum, weil andere Nationen ihre nationalstaatlichen Zielsetzungen oft ununter- scheidbar mit den Aufgaben echter Schutzarbeit verknu%pfen, plagt sich auch Ungla%ubigkeit und Unversta%ndnis dort, wo Deutsche nur aus volklicher Opferwilligkeit heraus mittels kinderga%rten, Schulbauten und kultureinrichtungen sich ihre Muttersprache und Heimat- kultur zu erhalten suchen. Nun ist freilich einzugestehen, dasz eine ,Umfunktionierung> der Schutzarbeit von der mu%tterlich bewahrenden Obsorge zur Mittlerrolle fu%r staats- politische Pla%ne auch in der NS-Zeit des Reiches vor sich ging. Die grausam-bittere kehr- seite dieser 'ma%nnlichen> Gangart folgte, als der staatliche Machtapparat ja%h und vollends zusammenbrach. Aller zuru%ckgestaute Dergeltungsdrang tobte sich an unseren volks- deutschen Bru%dern und Schwestern aus Doch leuchtet im Erinnern an diese katastrophe auch ein Lichtblick auf: Waren es nicht in zahllolen Fa%llen gerade die Frauen und Mu%tter, die inmitten allen Niederbruches hielten und bewahrten, was das Leben weiterzutragen verhalf? Gleiches mag von der Schutzarbeit gelten. Wie eine Mutterhand soll sie die Lebenskeime deutschen Dolkstums in aller Welt umschlieszen und aufschlieszen, was der Jugend gleichwie den A%lteren ihre Sprache und Dolksart liebend bewuszt macht. Ist die Doraussetzung dafu%r, die Opferwilligkeit, in unserem Dolk nicht erloschen? Gevoisz nicht; sie mag im Niederbruch verschu%ttet worden sein wie Saatengru%n nach einer Steinsawine. Aber die Zeit heilt: Das Gru%n sprieszt wieder, der Opfersinn wa%chst neu. Und mit ihm ist unser Dolk, unjere Jugend und unsere Zukunft in gutcr Hut. Die wollen die ganze Menschheit in eine einzige bru%derliche Gemeinschaft verwandeln; aber sie verweigern einem aiten kulturvolk die staatliche Einheit und betrachten die Bemu%hungen dieses Dolkes um eine solche als "Bedrohung des Weltfriedens". Sie schwa%rmen von der Freiheit aller Menschen und Do%lker; aber in ihren eigenen Machtbereichen sind sie selbst die a%rgsten Despoten, unterdru%cken jede nationale Freiheits- regung, die sich gegen ihren bu%rokratischen Zentralismus richtet, und u%ben einen Meinungs- terror aus, gegen den das osmanische Paschalik oder die heilige Inquisition vergleichs- weise harmlos waren. Sie sind konformisten. Nach ihrer Dorstellung soll das Paradies auf Erden u%berall das gleiche Aussehen haben: dieselben Staatsformen mit derselben Apparatur sogenannter demokratischer Wahlen, denselben gesetzgeberischen und administrativen Gewalten, ja sogar denselben Titulaturen fu%r Politiker und Staatsoberha%upter, mo%gen diese nun Linrolns, Cromwells oder Bismarcks geistige Erben oder Stammesnachfolger von Ha%uptlingen der kopfja%ger und Medizinma%nnern aus dem Busch sein; dieselben Lebensformen u%berall, sichtbar verko%rpert in denselben langweiligen Menschensia%llen aus Glas und Beton, die- selbe, hauptsa%chlich in Blue-jeans oder Steppdeckenjacken bestehende kleidung, dieselbe langweilige, aus denselben Transistorgera%ten herausgepla%rrte Schlagermusik, dieselbe klecks- und klebekunst in West und Ost, Nord und Su%d. Aber wenn sie Urlaub machen, auf Reisen gehen, dann begeistern sie sich plo%tzlich fu%r "Folklore", machen mit ihren kameras Jagd auf die Reste der von ihnen noch nicht ga%nzlich vernichteten und nivellierten Dolkskulturen, delektieren sich an den dazu- geho%rigen spezifischen Speisezettein, zeigen --- oder heucheln zumindest --- Begeisterung fu%r Notre-Dame, das Straszburger Mu%nster, den Maila%nder Dom, fu%r "la bella Denezia" und die Pyramiden von Gizeh, die osiasiatischen Pagoden. Dasz es alles dies eigentlich gar nicht geben du%rfte, wenn ihr kulturkonformismus richtig wa%re, bedenken sie nicht. Sie verabscheuen den "engstirnigen" Patriotismus und Nationalismus. Aber wenn eine Fuszballmeisterschaft ausgetragen wird, dann betrauern sie die Tore, um die die Mannschaft ihres eigenen Landes der fremden unterliegt, wie ein nationales Unglu%ck. Und wenn bei irgendeinem internationalen, mittels Eurovision ausgestrahlten "Quiz" einer ihrer Landsleute fru%her als sein Gegenspieler erra%t, wer die Mona Lisa gemalt hat oder wo die Maori wohnen, dann geraten sie in eine wahre Raserei der Begeisterung. Sogar wenn der Nachbar aus der Mariahilfer Strasze oder aus der Griesgasse beim "Goldenen Schusz" schneller und geschickter ist als der konkurrent von Fleet Street, kommen sie aus dem Jubel nicht heraus und haben tagelangen Gespra%chsstoff. Sie verabscheuen den krieg und haben ihn so gru%ndlich gea%chtet, dasz sie ihn nicht mehr erkla%ren, sondern nur fu%hren (unter irgendeinem anderen Namen wie Intervention oder Friedenssicherung). Gleichzeitig schaffen sie u%berall neue klassenprivilegien, auf welche die Reaktion der Unterdru%ckten nur ein ku%nftiger Weltbu%rgerkrieg u%ber alle Grenzen hinweg sein kann, der dann viel grausamer sein musz als jeder "nationale krieg". Sie erhoffen sich alles von der Technik und von der Wirtschaft, also von rein materiellen Mitteln mit rein materieller Zielsetzung. Und gleichzeitig ergehen sie sich in Lobgesa%ngen auf den "Geist" der neuen Zeit, ohne des Denkfehlers gewahr zu werden, dasz sich auch aus den modernsten U%berschallflugzeugen, Landstreckenraketen und Computern ebensowenig ein Geistiges sublimieren la%szt wie aus einer erpandierenden Wirtschaft. Sie pflegen und lobpreisen die Wissenschaft. Aber jenen Wissenszweig, der uns die wichtigste Erkenntnis zu liefern vermag, weil er sich mit den Urgeheimnissen alles Lebendigen schlechthin bescha%ftigt, die Biologie, den haben sie in Acht und Bann getan, und die Gesetze der Dererbungslehre anerkennen sie nur beim Zuchtvieh. Wer davon beim Menschen spricht, den stoszen sie aus ihrer Gemeinschaft. Sie wollen, wie sie fortwa%hrend beteuern, das "Glu%ck" der Menschheit. Aber es musz ein "Glu%ck von der Stange" sein. Wehe dem, der in ihrem kosmopolitischen Glu%cks- laden fu%r sich selbst nicht das Passende findet und sich --- in der Natur, im Umgang mit gleichgestimmten Seelen, in der Bescha%ftigung mit jenen groszen Geistern der Der- gangenheit, die sich nicht zu fru%hen Propheten der "one world" umfa%lschen lassen --- sein eigenes privates Glu%ck sucht und an diesem festha%lt. Er wird als "Fortschrittsfeind", als autorita%tsgla%ubiger bo%ser "Nationalist" auf die Proskriptionsliste gesetzt und bekommt seitens der seltsamen Menschenfreunde einen Hasz zu spu%ren wie einst der Heiland von den Zeloten des Synedrions. Wir wollen die Beispiele nicht zu weit ausspinnen. Jeder Tag liefert neue, im groszen wie im kleinen. Glaubt irgendeiner dieser Hohen Priester des Internationalismus wirklich, dasz er mit seinem Fanatismus das kosmische Naturgesetz, dasz er die elementaren Gegen- sa%tze wird aufheben ko%nnen, die jede lebendige Entwicklung zur Doraussetzung hat? Glaubt er an eine utopische "Weltverbru%derung" mit dem Minderwert als genormtem Richtmasz? Wir glauben es nicht. Ru%ckkehr an die Urspru%nge Nach einem langen Winter und einem sehr niederschlagsreichen Fru%hjahr geht es in die Urlaubszeit. Das Wort ,.Sommerfrische" wirkt heuer eher als eine Befu%rchtung, und dennoch entha%lt dieser Begriff in seiner Hoffnungstra%chtigkeit fu%r die leib- seelische Erholung die Erinnerung daran, dasz man einst aus dem dru%ckend heiszen alto%sterreichischen Su%den in den waldigen Berggefilden der Alpen jene Abku%hlung fand, die fu%r die Urlauber jener Tage wie eine Erlo%sung gewirkt hat. Wir erleben in diesen Wochen den ungesiillten Reisedrang namentlich der westlichen Welt nach Osterreich. Er bringt, nationalo%konomisch gesehen, fremdla%ndische Devisen in Milliardenho%he ins Land und ist eine unentbehrliche Stu%tze des Staatshaushaltes ge- worden. Er fu%hrt --- und dies ist trotz allem das Wichtigere --- zu bleibender Erinnerung an unsere scho%ne Heimatwelt und zu sta%ndig sich erneuernden Empfehlungen. Gelegentliche klagen u%ber man9elnden komfort, der mit den geforderten Preisen unvereinbar sei, verschwinden glu%cklicherweise unter Bekundungen gro%szter Zufriedenheit. Ein altes und noch dazu scho%nes kulturland deutscher Zunge, unsere o%sterreichische Heimat, o%ffnet seine gastlichen Sta%tten einer urlaubsfreudigen Menschenschar, die nach Hunderttausenden za%hlt! Wa%re unser Staatsgebiet mehrheitlich so eben wie etwa Polen, so ha%tten wir wohl kaum Aussichten auf jene volkswirtschaftlich so erfreuliche und daru%ber hinaus kontaktfo-rdernde Weltneugier. Es sind indessen meist nur die sommer- winddurckwehten Ta%ler, die die Ga%ste empfangen. Die Gipfel ringsum sind fu%r die Mehr- heit der kommenden nur heroische kulisse: Gipfel, die man als Sehnsucht braucht; die auch im Sommer noch Schnee tragen, der an die Freuden des Winters erinnert. Was aber bewegt uns groszsta%dtische Insassen dieses uns eigenen Landes zur Ferien- zeit? Die ju%ngeren Jahrga%nge streben ihrerseits hinaus u%ber die allseits nahen Grenzen in die fremden La%nder, um neue Eindru%cke, su%dliche Bra%une und farbenfrohe Diapositiv- erinnerungen zu sammeln. Die Reise als Fernensehnsucht und Standardsymbol! Diele setzen ihre Segel der Erholungsbereitschaft im sonnigen Su%den, ob es nun die Stra%nde der Adria und der Riviera oder gar die neuerschlossenen ku%sten der A%ga%is oder Spaniens sind. Nord- und Ostseeba%der sind uns Heutigen eher unnahbar und unerschwinglich geworden, obwohl gerade sie jene herrliche Frische der Nordmeere zu bieten ha%tten, die im sommerlichen Su%den fehlt. Manche Urlauber steigen von Schutzhu%tte zu Schutzhu%tte, von Gipfel zu Gipfel, aber diese Menschcn sind angesichts der zahllosen Bergbahnen heute eine Minderheit geworden. Die Masse sucht in Wald- und Seelandschaften die bitter no%tige Erholung. Das ewige Ferien- land Osterreich ist auch dort noch scho%n und ruhig, wo nicht gerade das Wort "Erholungs- dorf" Ho%hepunkte an la%ndlicher Stille verheiszt. Auch Reiten ist als Erholungssport im kommen, und diese Beschra%nkung von den vielen Pferdesta%rken auf die eine tut den Nerven gut. Wenn uns die la%ndliche Gasigeberwelt auch nicht mehr in der Urtu%mlichkeit der Roseggerzeit begegnen kann, weil Traktoren, ku%hltruhen und Fernsehantennen den Ein- bruch der Moderne erweisen; wenn uns statt der ba%uerlichen kutschen auch Autos aller lNarken vor den lOorfwirtsha%usern und Feldra%ndern anblicken: das Dorf ist ja doch noch eine "Insel der Seligen", und wir u%bersehen gerne, dasz es in vielen Gegenden bereits ein "manipuliertes" Dorf ist, das dem Fremdenverkehr seine Opfer bringt. Wir Sta%dter sammeln la%ndliche Truhen, Spinnra%der, bauernbarocke Engel und Hinterglas- bilder. Die Alta%re ba%uerlicher kapellen werden zugunsten sta%dtischer Neureicher geplu%ndert, aber die ba%uerliche Bevo%lkerung will uns womo%glich an technischem Wohlstand u%ber- bieten und trennt sich sogar leichtherzig um Geldeswert von altva%terlichem Hausrat. Die la%ndliche Bevo%lkerung fu%rchtet wohl das Pflaster der Sta%dte und deren Park- raumnot, aber sie bewundert die Stadt, und ihre Jugend kann sich der zivilisatorischem Anziehung kaum entziehen. Wir Sta%dter bemu%hen uns, dafu%r eine Parzelle im Gru%nen zu erhalten oder einen auslaufenden Bauernhof in ein Wochenendrefugium umzu- wandeln. Der Weg von der Scheune zur Dilla ist durchaus allta%glich geworden. Ist darin eine Frucht der letzten kriegszeit und ihrer leidvollen Erfahrungen zu sehen oder eine unverhohlene Dorsorge fu%r immerhin mo%gliche Notzeiten der Zukunft? Der groszsta%dtische Primarius und der im Alltag zwischen den Weltsta%dten umhergetriebene Manager finden jedenfalls fu%r Wochenende und Urlaubszeit mit ihren Familien an den Busen der Natur zuru%ck. Die kinder aber werden unter den Einheimischen heimisch. Strukturwandel nament- lich des stadtnahen Dorfes! Selbst das moderne Nomadentum der Campinginternationale findet fru%her oder spa%ter zum Dorf zuru%ck. Die Sommerfrische --- zu der bereits das korrelat der Winterfrische zu kommen beginnt --- wird dem Derbrauchtwerden durch die Mu%hlen der Stadt erfolgreich Einhalt gebieten ko%nnen. Ein Geschiechterstrom, der den do%rflichen U%berschusz an schaffensfrohen Nlenschen durch Jahrhunderte von den Bauerndo%rfern in die Sta%dte gefu%hrt hat, mu%ndet im kreislauf allma%hlich auf das Land zuru%ck. Ein kommen und Gehen, ein Geben und Nehmen, das die Natut als ein letztlich untrennbares Ganzes erweist. Don jeder Ru%ck- kehr an die Urspru%nge ist nur Heil zu erwarten! Robert Hampel Fritz Stu%ber: Dor hundert Jahren Dor hundert Jahren, am 1./2. September 187O, war der Tag van Sedan. Die ver- nichtende Niederlage, die Frankreich knappe vier Wochen nach dem Beginn des von ihm gegen das ko%nigreich Preuszen angezettelten krieges mit der kapitulation der fran- zo%sischen Hauptarmee durch die verbu%ndeten deutschen Heere und mit der Gefangennahme kaiser Napoleons III. erlitt, bedeutete das Ende der jahrhundertelangen Dorherrschaft Galliens u%ber Europa und die U%bergabe der europa%ischen Fu%hrungsrolle an Germanien. In Sedan geschah an dem Tage, der nach den Worten seines eigentlichen Siegers, Bismarck, Frankreich 100.000 Mann und einen kaiser kostete" mehr als ein wenn auch noch so bedeutendes kriegsereignis. An diesem Tage ging eine Geschichtsepoche zu Ende und eine neue brach an. Aus den franzo%sischen Bajonetten war die deutsche Einheit, der Traum aller Reichs- patrioten seit den Befreiungskriegen, herausgeholt worden. Zwar erfolgte die staats- rechtliche Dollendung erst Monate spa%ter, am 18. Ja%nner 1871 durch die kaiserproklamation in der Spiegelgalerie von Dersailles. Aber das war nur der durch meisterhafte Staats- kunst zum glu%cklichen Ende gebrachte Nachvollzug dessen, was sich auf den Schlachtfeldern von Mars-la-Tour, Gravelotte und allen den anderen Schaupla%tzen der von Moltke genial geleiteten kriegsoperationen bis und nach der Gipfelho%he Sedan in der bru%derlichen kampfgemeinschaft aller deutschen Sta%mme --- freilich mit Ausnahme des schon seit 1866 zum Abseitsstehen verurteilten deutscho%sterreichischen --- mit der Wucht eines Elementar- ereignisses kundtat: der Wille zur deutschen Einheit. Ist uns spa%ten Enkeln der Sieger von damals, die rair das grosze Werk in zwei unvergleichlich blutigeren kriegen unseres Jahrhunderts gegen eine Welt von Feinden sich siegreich behaupten und dann schlieszlich doch wieder zerbrechen sahen, ist uns, die wir ru%ckblickend unwillku%rlich an die Anfangsworte jenes lateinischen kirchenliedes denken mu%ssen "Sic transit gloria mundi" --- "So vergeht die Herrlichkeit der Welt!" ---, noch gegeben, den Aufbrurh der Herzen nachzuempfinden, den einst der Tag von Sedan im ganzen deutschen Dolk ausgelo%st hat? Ist in uns noch etwas von der krast lebendig, die vor hundert Jahren zu diesem stolzen Tag und den folgenden gefu%hrt hat, die ein Reich sahen, das, bls zu Bismarcks Abtretm klug gelenkt, hernach durch Dilettanten und Hasardeure fast verspielt und dann trotzdem fu%r kurze Zeit in noch gro%szerer Ma%chtigkeit wiedererstanden, ob seiner unerho%rten Leistungen auf allen Gebieten einschlieszlich eines bahnbrechenden sozialen Fortschritts die Bewunderung der ganzen Welt genosz? ko%nnem wir heutigen Deutschen uns beim Dergleich der gla%nzenden Dergangenheit mit unserer jetzigen Ohnmacht und Zerrissenheit des Tages von Sedan noch ohne Scham erinnern? Und, viel ernster noch die Frage: Werden wir jemals wieder imstande sein, uns von dem Joch geistiger Bevormundung und anmaszender politischer Ga%ngelei ebenso zu befreien wie die Grosz- und Urgroszva%ter? Nicht den verwegenen Wunsch, unter dem Schatten der Atombombe auf das kriegs- glu%ck zu hoffen, auf eine Gewaltlo%sung zu sinnen, die nur das Ende unseres Dolkes und wahrscheinlich der ganzen weiszen Rasse bedeuten ko%nnte, soll die Frage beinhalten. Wohl aber die immer vorhandene Mo%glichkeit, mit den Mitteln des Rechts, dem Appell an die Dernunft der anderen, denen das uns angetane Unrecht bereits so sichtbarlich am eigenen Leibe heimgezahlt wird --- in Dietnam, unter ihren brodelnden Satelliten, in ihren eigenen La%ndern durch die dort schwelenden erplosionsreifen konflikte ---, die Freiheit friedlich zu erringen. Sind wir, mit einem Wort, noch fa%hig und auch willens, geistig unserc deutsche Sache mit derselben Leidenschaft und Entschiedenheit zu vertreten und uns zu ihr zu bekennen wie die Generation, die die dem preuszischen ko%nig in der spanischen Thronfolgerfrage zugemutete Selbsterniedrigung als Beleidigung der ganzen deutschen Nation empfand? Wer Tag fu%r Tag die Ja%mmerlichkeit erlebt, mit der eine deutsche Teilstaatregierung den von einer anderen geforderten Ausverkauf unvera%uszerlicher Dalksrechte betreibt --- und dazu die Gleichgu%ltigkeit der Nation, die solches ohne sichtbare Zeichen irgendwelcher inneren Anteilnahme geschehen la%szt, der wird die Frage wohl zu verneinen bereit sein. Nein, es hat eben jetzt, da mit der in Moskau erfolgten Unterschrift unter ein deutsch- russisches Gewaltverzichtsabkommen, das in Dahrheit den Rechtsverzicht auf Deutsch lands Einheit und deutsches Reichsgebiet bedeutet, weniger als je den Anschein, als ob es fu%r uns noch jemals ein Morgenrot geben ko%nnte, wie es mit Sedan anbrach und in einen strahlenden nationalen Erntetag u%berging. Trotzdem: Ein Dolk wie das deutsche, das in seiner Geschichte schon soviel erlebt und u%berdauert hat, Sternstunden und Ho%llenna%chte, Siege und Niederlagen, Gro%sze und Ohn- macht, eiN solches Dolk kann einfach nicht nach hundert Jahren so ga%nzlich "umfunktio- niert" sein, dasz ihm der geistige und sittliche, biologische und spirituelle Wurzelgrund seiner Eristemz schon ganz zersto%rt wa%re. Das wa%re wider alle Logik und biogenetische Erfahrung. Rascher als bei anderen Do%lkern schlug und schla%gt bei uns das Pendel um Lermen wir von Bismarck das Abmarten des richtigen Augenblicks. 50 Jahre ka%rntner Volksabstimmung Von slowenischer Seite sind in den letzten Jahren mehrmals Andeutungen gefallen dasz es an der Zeit wa%re, mit den Feiern des 10. Oktober in der bisherigen Art aufzuho%ren, und auch auf deutscher Seite war gelegentlich eine Stimme zu vernehmen, die versuchte, fu%r ku%nftige Feiern sozusagen einen neuen Inhalt vorzuschlagen. Untermauert wurden solche Dersuche durch die Behauptung, dasz doch auch zahlreiche Slowenen fu%r das Derbleiben ka%rntens bei O%sterreich gestimmt ha%tten, und man denen, die es nicht getan ha%tten, dies doch nicht ewig nachtragen ko%nne. Man mu%sse den 10. Oktober viel- mehr zu einem gemeinsamen Feiertag aller ka%rntner gestalten. Die solche U%berlegungen anstellen und Wu%nsche a%uszern, verkennen von Grund auf den Sinn der Abstimmungsfeiern, verfu%gen bedauerlicherweise kaum ein halbes Jahr- hundert nach den historischen Ereignissen schon u%brr ho%chst mangelhafte, ja absolut falsche kenntnisse von den tatsa%chlichen Ereignissen, unterliegen Schlagworten der Gegenwart. "Was geschah also 1918? Ein Reich lo%ste sich auf und schickte sich an, in seine "Bestand- teile" zu zerfallen. Ganz abgesehen davon, dasz sich bei den neuen Staatsgru%ndungen u%berall Machtbestrebungen miteinmischten, war die Ziehung der Trennungslinien schon an sich sehr schwierig, da die verschiedenen Do%lker ja nicht nach dem Lineal siedelten, sondern viel- fa%ltig ineinander verzahnt waren. Die verantwortlichen Faktoren in ka%rnten anerkannten daher von vornherein den Anspruch der Slowenen bzw. der ihnen verwandten Do%lker auf einen eigenen Staat. Was man forderte, waren sachliche Auseinandersetzungen. Gewalt lehnte man ab. Die Slowenen jedoch --- und zwar diesseits und jenseits der karawanken --- ent- schieden sich fu%r die Gewalt. Es kam zur Besetzun9 Su%dka%rntens, in der Folge zum Abwehrkampf, und schlieszlich setzten die Ententema%chte fu%r Su%dka%rnten eine Dolks- abstimmung sest. (In klammer sei hier eingefu%gt, dasz die politische Fu%hrung in der Steier- mark einen a%hnlichen Abwehrkampf, zu dem das Dolk bereit gewesen wa%re, verhinderte, die Entente infolgedessen keinen Anlasz zum Einschreiten fand und Untersteiermark so verloren ging: "Die Bevo%lkerung setzte sich gegen ihre Eingliederung in das Reich der Serben, kroaten und Slowenen ja nicht zur Wehr, war also damit einverstanden!") Die Dolksabsiimmung in ka%rnten nun ha%tten die 9lowenen von vornherein haben ko%nnen. Nicht, dasz sie su%r Jugoslawien eingestellt waren, auch nicht, dasz sie fu%r Jugo- slawien gestimmt haben, nimmt man ihnen u%bel. Das war ja wohl ihr gutes Recht, darin besteht ja eine Dolksabstimmung. Wogegen man sich aber wehrte, sich no%tigenfalls auch heute wehren wird, das waren und sind die Methoden der Gewalt, die bis unmittel- bar bis zum 10. Oktober 1920 anhielten und auch 1945 wiedrr aufflackerten. Was nun die Dolksabstimmung selbst anlangt, so haben die Slowenen --- von ein paar verschwindenden Ausnahmen vielleicht abgesehen --- vollza%hlig fu%r Jugoslawier gestimmt. Es war eben ihr Staat, zu dem sie sich bekennen konnten. Warum ha%tten sie es nicht tun sollen? Wenn sie und auch andere politische kra%fte heute behaupten, Slowener ha%tten auch fu%r O%sterreich gestimmt, so ist das nicht wahr. Wer neben den Deutschen fu%r Osterreich gestimmt hat, das waren nicht Slowenen, sondern die Windischen. Wenn auch" die Slowenen (und u%brigens sogar Leute, denen man sonst das Pra%dikat "Wissenschafter" zuerkennen musz!) hundertmal behaupten, die Windischen seien Slowenen und eristierten als politische Erfindung erst seit 1920, so ist das wirklichkeitsfremd. Man braucht nur zwei Worte mit einem Menschen zu sprechen, der sich als Windischer bezeichnot und bekennt, und man sieht es. Fu%r ihn ist die Dolksheimat nicht Slowenien und das kultur- zentrum nicht Laibach, sondern ka%rnten und er fu%hlt sich den Deutschen zugeho%rig, mit denen er oder sein Dorfahr im Abwehrkampf geka%mpft und 192O fu%r O%sterreich gestimmt hat. Auszerdem aber hat es die Windischen schon lange, lange v o r 192O gegeben, und zwar nicht nur in ka%rnten, sondern auch in Untersteiermark. Sie haben nicht slowenische, sondern deutsche Abgeordnete gewa%hlt. Die Slowenen hatten ihre eigenen slowenischen Abgeordneten. Man musz sich also, bevor man in diesen Dingen mitredet, genau unterrichten, sonst wird alles falsch. Zu der Zeit, als ich als Student Stenograph im ka%rntner Landtag und im Parlament war, war Dertreter der Slowenen im Landtag der slowenische Abgeordnete Grafenauer, Dertreter der Windischen der Abgeordnete kirschner, der Dertreter der ka%rntner Slowenen im Reichsrat ebenfalls Grafenauer, der Dertreter der Windischen aber Ab geordneter Lutschounig aus Maria Rain. Die untersteirischen Windischen, die die Stajerc-Partei bildeten, vertrat im Reichsrat Dr. Richard Marckhl. Was haben nun also die Slowenen mit einer Dolksabstimmungsfeier zu tun? Nichts! Sie sind in keiner Weise daran beteiligt. Sie wird auch nicht fu%r sie ver- anstaltet. Ebensowenig allerdings gegensie! Don den seinerzeitigen Gewaltta%tern spricht man nicht mehr. Fu%r die Deutschen und Windischen aber bedeutet eine Abstimmungs feier die Erinnerung an eine Zeit, wo die Heimat in Gefahr war, zerrissen zu werden, wo aber die Heimatliebe sich bewa%hrt und die Heimat so unversehrt erhalten hat. Die Erlnnerung daran soll lebendig erhalten und der jungen Generation eingepra%gt werden. Dr. Diktor Miltschinsky Das geraubte Geda%chtnis Nicht bald hat ein Ereignis der ju%ngsten Zeit soviele Fragen aufgeworfen wie der Tod Gamal Abdel Nassers. Der plo%tzliche Abgang des a%gyptischen Staatspra%sidenten richtete unter den Politikern eine Derwirrung an, die jener aller europa%ischen kabinette nach der Ermordung des o%sterreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand vor mehr als einem Jahrhundert fatal a%hnlich war. Sprechendes Zeugnis dafu%r waren die kommen- tare westlicher Staatsma%nner und Zeitungen, die plo%tzlich entdeckten, dasz der von ihnen zeit seines Lebens als gro%szenwahnsinniger Diktator und eroberungslu%sterner Fanatiker verteufelte Nasser der einzige gewesen sei, der den Frieden im Nahen Osten ha%tte zur Mirklichkeit werden lassen ko%nnen. Ma%nner und Gazetten, die sieh noch vor kurzem in Haszausbru%chen gegen ihn u%berboten, zollten aus einmal dem "politischen Realismus" des a%gyptischen Rais alles nur erdenkliche Lob. Dieser plo%tzliche Meinungsumschwung musz zu denken geben. Er zeigt, wie srag- wu%rdig das Urteil der Zeitgenossen --- keineswegs nur in diesem einen Fall --- ist. Er zeigt aber auch, wie lecht es sich die Ma%chtigen dieser Erde machen, von einem Tag auf den andern ihre politischen Ansichten umzustoszen. Sie ko%nnen dies nur tun dank einer erstaunlichen Dergeszlichkeit der Massen. Und diese Dergeszlichkeit kommt nicht von ungefa%hr. Sie ist, besonders ausgepra%gt beim deutschen Doik, in geringerem Niasze aber auch bei allen anderen Do%lkern der westlichen Hemispha%re, eine zwangsla%ufige Begleiterscheinung jenes konsumdenkens, das nur die Gegenwart zur kenntnis nimmt und die "la%stige Dergangenheit" verleugnet. Die Zersto%rung des Geschichtsbildes in der heranwachsenden Generation war einer der Haupt- punkte des amerikanischen Umerziehungsplanes fu%r das deutsche Dolk nach dessen Niederlage im zweiten Weltkrieg. Das Erperiment dieser sogenannten "Charakterwa%sche" ist den Siegern zwar leider weitgehend geglu%ckt, aber die Folgen sind nicht auf die Unterlegenen allein beschra%nkt geblieben. Die gesamte europa%ische und vor allem auch die amerikanische Jugend hat die neue Lehre begierig aufgenommen, um mit dem Geschichts- bewusztsein auch die Bindung an jede Tradition und Autorita%t abzustreifen, "frei" zu werden im Sinne der geda%chtnislosen niederen Tierwelt, die auch nur unter dem Gesetz des Augenblickstriebes steht. Fu%r dieses vom Morgenthau-Plan herru%hrende Derbrechen an der Menschheit gibt es in deren ganzer Geschichte kein vergleichbares Gegenstu%ck. Der Raub des Geda%chtnisses machte aus intelligenten, selbstverantwortlichen und selbstkritischen Perso%nlichkeiten geistige Janitscharen, die, jederzeit bereit, alles zu glauben und unbesehen als "Wahrheit" hin- zunehmen, was man ihnen vorsetzt, in jedem jeweils gewu%nschten Sinne und nach jeder Richtung hin "manipuliert" werden ko%nnen. Und wie ein Hohn klingt es, wenn das Ergebnis dieses Derdummungs- und Dersklavungsprozesses als Triumph der Demokratie ausgegeben wird. Wieder einnial ist der grosze graue Tag der Toten gekommen. Wieder einmal mahnt uns als Dolk das Gewissen oder sollte uns wenigstens mahnen, vor allem jener in Liebe und Ehrfurcht zu gedenken, die in zwei schrecklichen kriegen ihr Leben fu%r das Daterland und fu%r die Heimat hingegeben haben. Zwar geschieht dies wohl, aber sehr oft doch nur wie die Erledigung einer la%stigen Pflicht, die man so rasch wie mo%glich hinter sich bringt. Denn blosz der Gedanke an das Opfer, das die Toten gebracht haben, und die Forderung, die sich aus diesem Opfer fu%r die Lebenden ergibt, ist dem nur auf mo%glichst rasche und restlose Bedu%rfnisbefriedigung bedachten Mohlstandsbu%rger unangenehm. Das alles ko%nnte Erinnerungen in ihm aufwecken, die er endlich "glu%cklich" losgeworden ist, Er~nnerun9rn an eine Zeit, da sein Dolk noch etwas mitzureden hatte in der Geschichte und ein Ansehen genosz, das sich auf eine feste Wertordnung gru%ndete. Wer will sich dami schon beschweren und zu seinem eigenen Schaden mit der "o%ffentlichen Meinung" in Widerspruch geraten? Wenn diese Untreue an unserer volklichen Dergangenheit schon das Gedenken an diejenigen u%berschattet, die wir noch als Lebende gekannt haben, um wieviel mehr musz sie sich erst in Gleichgu%ltigkeit gegenu%ber zeitlich ferneren Ereignissen und Personen zeigen, die einst Marksteine unseres geschichtlichen Werdeganges angezeigt habeni Wer gedenkt heute wirklich noch jener So%hne unseres Dolkes, die vor hundert Jahren nach einer Reihe weltbewegender Siege vor der franzo%sischen Hauptstadt an den Geschu%tzen standen, nicht um Rache zu nehmen, sondern um jahrhundertelange Demu%tigung auszutilgen? Wer gedenkt noch, ja traut sich nur zu gedenken des Mannes, der damals im Feldlager vor Paris das neue deutsche kaiserreich zu schmicden im Begriffe war? Nein, das wa%re "engstirnig" "spieszbu%rgerlich", das hat man uns gru%ndlich abgewo%hnt. Mag sein, dasz die riesige Trauerkundgebung, in der sich der Schmerz von Millionen Arabern um ihren so ja%h dahingegangenen Dolksfu%hrer Gamal Abdel Nasser elementar entlud, uns "wohltemperierten" Europa%ern etwas zu "ekstatisch", zu "fanatisch" erschien. Fu%r unser deutsches Dolk mo%chte man sich nur wu%nschen, dasz es seinen groszen Toten gegenu%ber der gleichen Treue fa%hig wa%re. Aber uns hat man das Geda%chtnis geraubt. Im ersten der ,Siebzigerjahre' Is wir 194O schrieben, schien unsere Nation im Zrnit ihrer Geschichte zu stehen. Wohl war krieg mit dem anglofranzo%sischen Westen, aber er war noch ein Stehen "Gewehr bei Fusz" vom Nordkap bis zur Biskaya und ein Wachthalten im Osten von der Memel bis zum San, wobei man noch das eben gewonnene Einfluszgebiet Ruma%nien mit seinen Olfeldern mitzuza%hlen hatte. Ein Menschenalter spa%ter schrieb man Neujahr 197O! Was hat uns aber dieses Jahr, das wir unter dem Weihnachtsbaum und zu Silvesier ablaufen sehen, welt- und national- politisch gebracht? Heute werden wir zwar hier in Mitteleuropa wieder wie im Dorjahr reichlich satt und erfreuen uns eines Wohlstandes, der die U%berschuldung des einzelnen wie der Staaten nur zu gerne u%bersehen la%szt. "Hoppla, wir leben!" Mit dem Glauben an irgend etwas Ho%heres schaut es schon schlechter aus. Man bindet sich an ein ho%heres Wesen oder an ho%here Werte leichter in der Not, die da glauben und beten lehrt. Greifen wir einige Blickpunkte in bunter Folge aus dem Jahresablauf 197O heraus: Noch immer ist der kriegszustand von damals durch keinerlei Friedensvertra%ge mit Deutschland beendet. Wohl gibt es seit Monaten einen sehr umstrittenen Dertrag zwischen Bonn und Moskau, dessen parlamentarische Ratifizierung der bundesdeutschen Regierung noch erhebliche Schwierigkeiten machen wird. Nichtangrisfspakt und Gewaltverzicht? Warum ohne Gegenleistung? Die deutschen Unglu%cksgrenzen von 1945 und die Zwei- teiiung der Deutschen sollen eingemauert werden wie Westberlin eingemauert bleibt! Dem deutschen Osten soll fernerhin das Recht auf demokratische Entscheidungen vor- enthalten bleiben. In diesen Tagen wurden in der Sowjetunion fu%nf Letten verurteiit, weil sie angeblich vor einem Dierteljahrhundert mit den Deutschen kollaboriert ha%tten; aber noch immer sitzt der greise Rudolf Hesz in Spandau swie Reder und kappler in Gaeta), obwohl Hesz seinerzeit um die Rettung des Friedens nach England geflogen ist. Noch immer sind rechtsgerichtete Diktatoren verfemt, aber niemand spricht von den geheimen linken diktatorischen kra%ften des Westens und den Brutalita%tsherrschaften des Ostens. Es brodelt in den USA allenthalben in der Rassen- und in der Jugendfrage, wie in Su%ditalien, dem anscheinend nur ein Mussolini zu Arbeit und Wohlsiand helfen konnte. Es brodelt und kocht im Fernen und im Nahen Osten, und wer u%bersa%he die krisen in Afrika und Su%damerika! Alles sieht nach China, obwohl Mao mehr eine Drohung als eine Derheiszung fu%r die Menschheit isi. Man trat hier in Wien in sicherlich ernster Friedensbereitschaft zur SALT-konferenz zusammen, um dem uferlosen Wettru%stungschaos zu steuern. Man steht hilflos vor den Gelbkreuzgranaten von Groszmittel und musz Groszschiffe voll kampfstoff ins Weltmeer versenken. Zwar gibt es endlich eine befristete Waffenruhe in der Levante, aber der var hundert Jahren ero%ffnete Suezkanal versandet seit nunmehr drei Jahren. Die Welt- schiffe reisen daher um das kap der Guten Hoffnung nach Asien, wie Dasro da Gama 1497 es auch nicht anders konnte. - Der Mensch fliegt zum Mond, aber beinahe wa%re der letzte Astranautenflug zum Unglu%ck geworden. Die Menschheit hat um drei Menschen tagelang gebangt und daru%ber vergessen, wie vor einem Menschenalter jahrelang viele Millionen als Leidenskollektiv den Schrecken des krieges u%berantwortet waren. Passagierflugzeuge werden heute wieder gekapert wie in den finsiersten Seera%uberzeiten. Die Politik findet nicht die kraft der Ordnung. So muszte man die Ermordung eines Grafen Spreti hinnehmen weil erotische Banditen solcherart einen Druck auf die Welto%ffentlichkeit auszuu%ben wu%nschen. Und die Wirtschaft? Wir haben heute koks- und Heizo%lengpa%sse, aber die deutschen wie o%sterreichischen kohlenvorkommen werden als unrentabel stillgelegt. Man bezog billige kohle per Schiff aus Amerika, und weil wir Erdgas aus der Sowjetunion be- kommen, erzeugt man einfach keinen koks niehr. Jedes kind mu%szte sich die Gefahr ausrechnen ko%nnen, mit der wir einmal dem Regime des Ostens ausgeliefert sein ko%nnen. Die kirche hat ihre Tore zur Reform weit aufgetan. Reform tut immer wieder und gerade im 20. Jahrhundert not. Weisz man aber, ob man die aufgetanen Schleusen rechtzeitig wird schlieszen ko%nnen, um noch genug urchristliche Substanz und christlicher Gemeinsamkeit behalten zu ko%nnen? Der Papst ist heute nicht mehr der Gefangene des Datikans, er reist zur UNO, nach Su%damerika und nach Asien. Aber er kann nicht nach Deutschland oder Polen fliegen, ohne komplikationen heraufzubeschwo%ren. Hundert Jahre trennen uns vom deutsch-franzo%sischen krieg. Filme und Ho%rspiele beschmutzen sogar den Geist der a%lteren deutschen Geschichte. Angesichts der heutigen Hippies will man sich u%ber den "altdeutschen Zopf'- lustig machen. Man verschweigt den echten und edlen Idealismus, der diese Zeit ausgezeichnet hat. Deutschland hat noch immer, besonders wenn man seine beiden Ha%lften zusammenrechnet, eines der groszen Industriepotentiale der Welt; aber die Urenkel Bismarcks haben zum Unterschied vor mitteren Negerverba%nden keinen Sitz und keine Stimme in der UNO, die nun auch schon 25 Jahre besteht. Die gro%szte Sorge der letzten Wochen war endlich die biolofische Fage der Erd- abschu%ttelten und verschmutzung. Werden wir vergiftet? Wird man das heilige Wasser dieser Erde weiter verunreinigen? Wird in hundert Jahren sogar ohne Atombombe das gesunde Leben dieser scho%nen Erde vernichtet sein? Die Geister, die die Chemiker und Physiker zu Hilfe riefen, wird man nun nicht los, ohne sich gewaltig anzustrengen. Dielleicht wird man fu%r den Strahlenschutz bald demonstrieren mu%ssen wie einst fu%r Arbeit und Brot! Und dennoch wollen wir am Ende des ersten dieser unheilschwangeren "Siebzigerjahre" nicht verzweifeln. Es ist uns Licht verheiszen worden in dieser Zeit des Advents. Das Licht aus der Einfachheit und aus der Not, das Licht von Gott, der selbst das Licht ist, ohne das es kein ho%heres Leben geben kann. Wir mossm nur auch das unsere dazu beitragen, dasz das Licht noch leuchten darf in der Finsternis und mu%ssen dem Dunklen und To%richten um uns herum den kampf ansagen. Ungebeugt ins neue Jahr "Solange man lebt, bewegt man sich sort und kann immer wieder emporsteigrn." Arthur Graf Gobineau. "Die Renaissanre", 2.Teil Geit dechm nicht nur milita%rischen und politischen, sondern noch gro%szeren geistigen und seelischen Zusammenbruch der deutschen Mitte in Europa haben wir schon oft bei einem Jahreswechsel geglaubt, dasz es keine verha%ngnisvolleren Ereignisse der deutschen Nachkriegstrago%die mehr geben ko%nne als die jeweils vorangegangenen. Jetzt mu%ssen wir gestehen, dasz wir uns geta%uscht haben. Denn durch die sinnlose Preisgabe elemen- tarsier deutjcher Lebensrechte seitens der Bonner Teilstaatregierung im Jahre 197O wurde alles bis dahin geschehene Unheil noch weit u%berboten. Bis zur kapituiation in Moskau und Warschau war die Lage so, dasz das deutsche Dolk, wenn auch staatlich zerstu%ckelt und mit seinen verbiiebenen Territorien je einem der beiden groszen Machtbso%cke in 0st und West untertan, immer noch einen unangreif- baren Rechtsan;pruch auf seine Wiedervereinigung innerhaid der vo%lkerrechtlich weiter- bestehenden Reichsgrenzen besasz. Bis dahin war es so, dasz die in der deutschen Sowjet- zone errichtete Gewalt- und die Fremdherrschaft jenseits der in Potsdam nur als Demarkationslinie gedachten Flu%sse Oder und Neisze blosze Provisorien waren, denen jede Rechtsgu%ltigkeit fehlte. Rein theoretisch gilt das zwar auch jetzt noch, solange die kapitulationsurkunden durch den deutschen Bundestag nicht ratisiziert und von einem ku%nftigen Friedensvertrag besta%tigt sind. Jedoch, es wa%re ein Wunschdenken, wollte man sich an diese Hoffnung klammern. Denn sogar dann, wenn die genannten Derzichtsvertra%ge vom Bonner Parlament --- mit einer bestenfalls a%uszerst schwachen Mehrheit --- abgelehnt werden sollten, was u%berdies nach den Erkla%rungen fu%hrender Politiker der oppositionellen Unionsparteien sehr fraglich erscheint, ko%nnte der niederschmetternde Eindruck der deutschen Bereitschaft zur Selbsiaufgabe vor der Westo%ffentlichkeit nicht mehr ungeschehen geniacht werden. Die Bonner Derzichtspolitik hat einen ku%nstigen Friedensvertrag --- gewisz auch zur nicht geringen Erleicherung der Westalliirrten --- in einem fu%r Deutschsand denkbar un- gu%nstigen Sinne pra%judiziert, hat --- zumindesi psychoiogisch --- Tatsachen geschaffen, an deren scha%dlichen Folgen vielleicht noch Generationen zu tragen haben werden. Ein- fach kindisch zu glauben, dasz uns vielleicht die Amerikaner aus der Patsche helfrn werdeni Sie stecken selber bis zum Hals in ihren ostasiatischen Problemen und werden es fu%r ein Dolk, das sich selbst aufzugeben bereit ist, gewisz nicht mit der kommunistischen Meltmacht aufs a%uszerste ankommen lassen. Ist sonach die Zerreiszung und Derstu%mmelung Deutschiands eine endgu%ltige und unwiderrufliche? Dom rein juristischen Standpunkt aus scheint es so zu sein. Aber es ist ein Trost, dasz in der lebendigen Geschichtsentwicksung Dertra%ge und Diktate noch niemals endgu%ltig und unwiderruflich Schluszsteine setzen konnten, die den breiten Flusz des Lebens zu einer natu%rlichen 0rdnung ha%tten verhindern ko%nnen. Es ist einfach undenkbar, dasz sich eine so grosze und wenigstens wirtschaftlich wieder so ma%chtige Nation wie die deutsche auf die Dauer in ein staatliches und territoriales korsett pressen lassen sollte, wie es ihm eine Regierung von Zufallsgnaden anpassen will. Fu%r den "Ewigkeitswert-' eines solchen Zustandes gibt es in der Geschichte kein Beispiel. Wohl aber gibt es Beispiele genu%gend, dasz versklavte Do%lker nach scheinbarcm, oft jahrhundertelangem nationalen Schsummerzustand plo%tzlich ihr Joch abschu%ttelten und von ihren Unterdru%ckern die Freiheit erzwangen. Der siegreiche hellenische Freiheitskampf gegen die Osmanen mo%ge als Beispiel genu%gen. Was die Gegenwart anlangt, kann es wohl sein, dasz der spontane Widerstand der volksbewuszten kra%fte in der Bundesrepublik gegen diz kapitulation, so einducksvoll er namentlich auf der Groszkundgebung in Wu%rzburg zum Ausdruck kam, noch zu schwach ist, um die im Wohlstandsdenken erschlafften Massen aufzuru%ttein. In dem Augenblick aber, in dem diese unweigerlich zu spu%ren bekominen werden, welche ungeheuren Hypotheken ihnen und ihrer Nachkommenschaft aufgebu%rdet worden sind --- jchon jetzt ho%rt man von "Wiederguimachungsforderungen" in der Gro%szenordnung von vielen Milliarden Mark, die der kommunistische Osten aus den Unterwerfungsvertra%gen ableiten will ---, in diesem Augenblick wird sich auch das vom "Wirtschaftswunder" hypnotisierte deutsche Dolk zu besinnen beginnen und den eigenen wie fremden Roszta%uschern einen Strich durch ihre perfide Rechnung machen. Das kann nur eine Frage der Zeit sein, einer ku%rzeren vielleicht, als wir heute ahnen ko%nnen. La%cherlich zu giauben, dasz in einer u%berall in Ga%rung befindlichen, zum Ausbruch in ein stellares Zeitalter bereiten Welt, in der jeder Dauerwert ta%gich aufs neue in Frage gestellt wird, nur just die deutsche kapitulation "Ewi9keitscharakter" besitzen sollte! Umso la%cherlicher, als ja auch andere grosze --- und sogar noch gro%szere Do%lker wie beispielsweise die Chinesen --- ihre Wiedervereinigungsprobleme haben und sich mit ihrer ideologischck benia%ntelten Teilung bestimmt nicht dauernd abfinden werdenl In detn Augenblick, in dem dort, in Ostasien, aber auch im europa%ischen Satellitenbereich Mos- kaus die bis jetzt nur durch brutale Gewalt verhinderte Lo%sung der nationalen Fragen unaufschiebbar sein wird, wird das auch beim Deutschlandproblem wie eine atomare Sprengladung wirken. Man braucht dabei nicht einmal an kriegerische Derwicklungen ' zu denken. Freilich: W a n n dies sein wird, weisz keiner. In den Schosz fallen wird dem deut- schen Dolk seine geschichtliche Rehobilitierung keinesfalls. Das Lebendigbleiben des Bewusztseins widerfahrener Schmach und erlittenen Unrechts ist die Doraussetzung. Hier liegt die eigentliche Aufgabe, dieses Bewusztsein wachzuhalten und zu vertiefen. Sic erfordert einen ungebeugten Sinn und za%he Entschlossenheit. Treuer Beharrungswille soll wiedecgutmachen, was gewissenlose Leichtfertigkeit und kurzsichtiges persa%nliches Gewinn- sireben verschuldet haben. Alter Wit und neue Praris Ein einst ueil belachter wit ging so: Ein mittelschullehrer, seines faches zoologe, hat im Unterricht wie in Gesesonders die Wu%rmer ins Herz geschlossen Wo es nur an' eht er auf seinchLiebli prachen mit seinen Fachkollegen und im Familienkreise, kommt Dieses Steckenpferd ihres Professors nu%tz ch mer' zchu sprechen- aus. Sie verschwennpferd. ihres .Professors nu%tzen selbstversta%ndlich seine Schu%ler weidlich Aufmerksamkeit Denn ir r ieren noch den Do%geln oder Fischen schenken sie ihre Das geht lange Zeit diu%ft. Wichtig sind allein die Wu%rmer aus Wird : ge Zeit gut und L-ehrer und Schu%ler kommen aufs beste miteinander Ein einst belachter Witz ging so: Ein Mittelschullehrer, seines Faches Zoologe, hat von allen Tierarten besonders die Wu%rmer ins Herz geschlossen. Wo es nur angeht, im Unterricht wie in Gespra%chen mit seinen Fachkollegen und im Familienkreise, kommt er auf sein Lieblingsthema, die "Dermes", zu deutsch Wu%rmer, zu sprechen. Dieses Steckenpferd ihres Professors nu%tzen selbstversta%ndlich seine Schu%ler weidlich aus. Sie verschwenden ihre Zeit nicht damit, etwas u%ber die anderen Tiersia%mme und -arten zu lemen. Ujeder den lDirbeitieren noch den Do%geln oder Fischen schenken sie ihre Aufmerksamkeit. Denn diese werden sie ja nicht gepru%ft. Wichtig sind allein die Wu%rmer. Das geht lange Zeit gut und Lehrer und Schu%ler kommen aufs beste miteinander aus. Wird einer von diesen zur Pru%fung aus der Bank geholt, dann beginnt er, ohne erst die Frage abzuwarten, munter aufzusagen: "Einer der gro%szten Sta%mme des Tier- reiches sind die Wu%rmer. Die Wu%rmer teilt man ein ..." Die gute Note ist gesichert. Aber dann ereignet sich eines Tages etwas Unvorhergesehenes. Der wu%rmerliebende Herr Professor will von einem Schu%ler plo%tzlich wissen, was dieser u%ber die Hu%hnervo%gel (Gallinae oder Rasores) wisse. Der Schiiler ist im ersten Augenblick fassungslos, doch dann kommt ihm der rettende Einfall: "Die Hu%hnervo%gel sind sehr interessante Tiere. Ihre Nahrung besteht hauptsa%chlich aus Wu%rmern. Die Wu%rmer teiit man ein . der legenda%re "kleine Moritz" an die Reihe. Und, o weh, seine Frage lautet: "Was wissen Sie u%ber den Elefanten?" Zwischen dem ru%sselschwingenden Dickha%uter und den das Erd- reich durchwu%hlenden Dermes einen Zusammenhang herzustellen, ist schon ungemein schwierig. Aber der "kleine Moritz" wa%re nicht der kleine Moritz, wenn ihm das kunst- stu%ck nicht gela%nge: "Der Elefant lebt in su%dlichen Gegenden. Dort ist es viel wa%rmer. Die Wa%rmer teilt man ein" An diesen alten Witz wird man unwillku%rlich erinnert, wenn man in den Reden unserer Politiker, in den Artikeln unserer Zeitungen, in den Sendungen des Funks und Fernsehens immer wieder dieselben Redewendungen und Dokabeln, dieselben schon bis zum U%berdrusz geho%rten Phrasen, dieselben Dergleiche und unentwegten Anspielungen auf die Dergangenheit wiederkehren ho%rt und sieht. "Demokratie" ist, richtig verstanden, gewisz ein scho%ner und edler Begriff. Aber wenn jemand einfach alles, was sich im unendlich vielfa%ltigen Leben abspielt und immer wieder neue Probleme aufwirft, von den kleinen Sorgen der Staatsbu-rger angefangen u%ber Dieselo%lpreise und Lohnsteuerfreibetra%ge bis zu den groszen politischen Derwicklungen, Massenstreiks und Diplomatenentfu%hrungen, nur mit dem pathetisch beschworenen Begriff "Demokratie- lo%sen zu ko%nnen glaubt, dann o%det er, mit Respekt zu sagen, an, dann entwertet er seine --- vom Ho%rer und Leser la%ngst schon vorausgeahnte --- "Pointe" zum leeren Schlagwort. Und auch durch dessen zeitwo%rtlichen Gebrauch "demokratisieren" wird die Sache nicht besser. Denn diese Art Wort-Wu%rmer ha%ngt einem bereits zum Halse heraus. Ganz a%hnlich liegt der Fall bei der Methode jener modernen Literaten, die jede "Story", zu deutsch Geschichte, sie mag wo und wann immer spielen, damit zu wu%rzen pflegen, dasz sie irgendwie "Hitler" und das "Dritte Reich" mit ihr in Zusammenhang bringen. Die geistigen und seelischen Magenschmerzen irgendeines Romanhelden, die schmutzigen Affa%ren eines beliebigen Strolchs oder irgendeiner scha%bigen kieinen Dirne finden auf dem geduldigen Rotationspapier oder dem alles verzaubernden Bidschirm ihre psychologische "Erkla%rung" regelma%szig in den breit ausgemalten Schrecknissen, denen diese Perso%nlichkeiten unter der "nationalsozialistischen Zwangsherrschaft" ausgeliefert gewesen sein wollen. Das Publikum ga%hnt: Schon wieder sind "die Wu%rmer" da ... Die monotone Einfallsosigkeit, die heute nicht nur die Politik, die Literatur und die moderne kunst kennzeichnet, deren sogenannte "Modernita%t" in Wirklichkeit ein alter Hut aus dem Anfang unseres Jahrhundzrts ist, sondern sogar die Wissenschaft mit ihrer Mirtur aus ,.anti-autorita%rer'- Utopie und abgestandenem Freudianismus --- spa%teren Generationen wird sie esnmal gewisz als ein richtiger Faschingsscherz der Weltgeschichte erscheinen. Uns Mitlebenden und Mitleidenden, soweit wir uns die Fa%higkeit zum ungenormten Denken zu bewahren suchen, ist sie ein geistiger Alptraum, ein inhaltsleerer s Popanz, der auf allen Gebieten des Lebens stu%ndlich seinen erniedrigenden kotau sordert. Der vieszitierte "kleine Moritz" hatte bei seinem Wu%rmerwitz wenigstens die Genug- tuung, einrn versponnenen Schulfuchs aufs Glatteis gefu%hrt zu haben. Uns "massen- niedial" dirigierten und manipulierten Zeitgenossen bleibt nicht einmal das. Denn die ,.kleinen Moritze" sind nicht wir, sondern die Ma%chtigen dieser Zeit. Die Staatsma%nner und Politiker, die sich mit ihren "Wu%rmern" noch riesig gescheit und vorausschauend vorkommen; die Autoren und "ku%nstler", die dafu%r Ehren, Preise und Geld einheimsen; kurz und gut, die Nianager der Langeweile. Es wa%re schon viel gewonnen, wenn einmal einer aufstu%nde und ihnen freiins Gesicht sagte, wie armselig ihr ganzes Gehabe in Wirklichkeit ist: nichts anderes als die praktische Anwendung eines alten kalauers. F. St. Wirtschaftsgesellschaft und Uolkstum Rei uns erinnern Gedenktafein daran, dasz in diesem oder jenem Hause Schubert auf die Welt gekommen, Goethe oder ein kaiser abgestiegen ist, Beethoven gewohnt hat. Im lzereich der Universita%t Chikago ku%ndet eine Aufschrift, dasz von hier das Atom- zeitalter mit einer gelungenen kerns palt ung seinen Aus gang ge nommen hat Noch immer arbeitet dort ein Forschungsinstitut, dessen fu%hrender Atomphysiker mir schon vor einem Jahrzehnt auseinandergesetzt hat, wie schlechthin unbegreiflich es fu%r ihn sei, dasz die Europa%er weiterhin an ihrer kleinstaaterei festhalten. Wer mit der Entwicklung Schritt halten wolle, mu%sse gewaltige finanzielle Mittel einsetzen, die nur von groszen Staaten oder Staatengruppen aufgebracht werden ko%nnten. 0ffenbar beginnen die Europa%er, allerdings noch recht zo%gernd, sich mit dieser Durk- lichkeit vertraut zu machen. Immer lauter werden die klagen daru%ber, dasz mehrere Staaten mit ihren beschra%nkten Mitteln die gleichen Ziele ansteuern, statt sich zusammen- zuschlieszen, um Fragestellungen und Aufgaben aufzuteilen. Besser als die Staatsma%nner und die Staatsbu%rokratien kennt die Wurtschaft die Gefahr des Erstick ungstodes in der Enge der kleinstaaterei mit ihrem geistigen Provinziaiismus. Einer der maszgebenden Wirtschaftsfu%hrer der Bundesrepublik, Wolff von Amerungen, Pra%sident des Deutschen Industrie- und Handelstags, hat vor einiger Zeit festgestellt: "Die Wirtschaftsgesellschaft der Zukunft wird keine nationale Gesellschaft alten Stils sein ko%nnen." --Solange die Do%lker, die in Europa die Spitze der technischen Hochzivilisation halten --- Schweden, Engla%nder, Franzosen, Deutsche --- technologisch nicht zusammenfinden, du%rfte die Frage offen bleiben, in welchem geographischen Umkreis die Arbeitsteilung von Forschungsgemeinschaft und Wirtschaftsverflechtung integriert werden soll: in Grosz- europa oder in die den ganzen Westen einschlieszlich USA und kanada oder gar in die ganze freie Welt, soferne sie der technischen Hochzivilisation angeho%rt; manche tra%umen sogar von einem Europa, das die ostmitteleuropa%ischen Do%lker umfaszt oder sich gar bis zum Ural erstreckt. Wie auch immer diese Entscheidungen fallen mo%gen, eines steht jetzt schon fest: Forschung, Technik und Wirtschaft werden und mu%ssen immer sta%rker u%ber die Staats- und Dolkstumsgrenzen hinausgreifen. Schon finden die sozialen Einrichtungen u%ber die Grenzen hinweg zusammen, um die Menschen zu betreuen die das neuentstehende Recht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes, der Siedlung und Niederlassung in Anspruch nehmen. Izeim gegenwa%rtigen Stand der Dinge laufen aber der Einzelmensch und die Familie, die aus der Geborgenheit ihres Dolkstums in die Fremde streben, Gefahr, eben dieses ihr Dolkstum zu verlieren. Soll der Mensch in der Fremde, also etwa der Italiener in Deutschland, der Deutsche in Frank- reich, der lzelgier in Schweden fu%r sich und in seinen Nachkommen bleiben, was er ist, auch wenn er vielleicht die Staatsbu%rgerschaft des Gastlandes erwirbt, sind dafu%r nicht nur neue Einzelnormen, sondern eine ganze volkstumsorientierte kulturpolitik erforder- lich, die weit u%ber das bisher bekannte Minderheiten- oder Dolksgruppenrecht hinaus- greifen mu%szte. kein Prophet vermag gegenwa%rtig mit Sicherheit vorauszusagen, welche Umwelt- bedingungen und Lebensformen des Menschen im Atomzeitalter entstehen werden. In allen internationalen und u%berstaatlichen Dergesellschaftungen mu%ssen aber die Do%lker Tra%ger der Geschichte bleiben, soll die Menschheit nicht in ein Do%lker-Mischmasch des Dolapu%k versinken. Je gro%szer der Lebensraum von Farschung, Technik und Wirtschaft wird, desto wichtiger wird die Sicherung des Dolkstums und seiner durch nichts ersetz- baren Werte von Sprache, kultur, Brauchtum und Lebensart. Neben der Staatszugeho%rig- keit kommt der Dolkszugeho%rigkeit, die ebenfalls in Pa%ssen und Personalpapieren ver- merkt werden mu%szte, wachsende geschichtliche Bedeutung zu. Staaten vergehen, Do%lker aber bleiben. Einer der gro%szten Derfassungsjuristen unserer Tage, Carl Schmitt, hat schon 1928 eine klassische Definition von Dolk gegeben, der auch heute noch volle Gu%ltigkeit zukommt: "Die Sta%rke sowohl wie die Schwa%che des Dolkes liegt darin, dasz es keine for- mierte, mit umschriebenen kompetenzen ausgestattete und in einem geregelten Derfahren Amtsgescha%fte erledigende Instanz ist. Solange ein Dolk den Willen zur politischen Eristenz hat, ist es jeder Formierung und Normierung u%berlegen. Als eine nicht organisierte Gro%sze kann es nicht aufgelo%st werden. Solange es u%berhaupt eristiert und weiterbestehen will, ist seine Energie und Lebenskraft unerscho%pflich und immer fa%hig, neue Formen der politischen Eristenz zu sinden." Europatraum und Reichsgedanke Die politische, wirtschaftliche und auch milita%rische Einheit Europas ist ein alter Traum, den keineswegs erst des Grafen Coudenhove-kalergis Paneuropabewegung in die Welt gesetzt hat. Seit dem Ende des letzten, nur durch u%berseeische Einmischung ent- schiedenen europa%ischen Bu%rgerkrieges hat der Traum die Gestalt eines Programms angenommen, das darauf abzielt, die gesammelte kraft eines vereinigten Europa den Weltma%chten USA und Sowjetunion ebenbu%rtig zu machen. Greifbare Ergebnisse dieser Bemu%hungen liegen bereits vor: Da ist zuerst einmal der am 5. Mai 1949 in London geschaffene Europarat mit dem Sitz in Straszburg, der ein gemeinsames Dorgehen der europa%ischen Staaten auf den Gebieten der Wirtschaft, der Sozialpolitik, der kultur, Wissenschaft, Gesetzgebung und Derwaltung im weit- gesteckten Rahmen der Menschenrechte und Grundfreiheiten bezweckt. Da ist das Euro- pa%ische Parlament mit seinen von den Parlamenten der EWG-Mitgliedsstaaten ent- sandten 142 "Abgeordneten", und da ist die EWG, die Europa%ische Wirtschaftsgemeinschaft, selbst, die, hervorgegangen aus der Montanunion, das lebendigste und erfolgreichste Element der sogenannten "europa%ischen Integration" darstellt. Erga%nzt vom EURATOM, dem von den EWG-Staaten geschlossenen Dertrag zur gemeinsamen Erforschung und Derwertung der kernenergie, nehmen sich alle diese Organisationen recht stattlich aus, zumal das Derteidigungsbu%ndnis der NATO, besonders durch die Zugeho%rigkeit der hochgeru%steten USA, Europa auch den no%tigen milita%rischen Schutz zu verbu%rgen scheint. Blickt man indessen na%her hin, dann entdeckt man sofort die Achillesferse aller dieser Planungen. Der Europarat hat die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfu%llt, einfach deswegen nicht, weil ihm ein supranationales Weisungsrecht fehlt, mit dem er die Befolgung seiner Beschlu%sse seitens der Mitgliedsstaaten erzwin9en ko-nnte. Er kann zwar scho%ne Proklamationen verfassen, aber es fehlt ihm die Macht, diese auch durch zusetzen. Daher vermeidet er grundsa%tzlich, wie sich am Beispiel der fu%r das von Italien vergewaltigte Su%dtirol vergebens erwarteten Hilfe gezeigt hat, konflikte mit einem unbotma%szigen, auf seine Sta%rke pochenden "Partner" und spielt nur gegen vermeint- lich Schwa%chere den "Starken Mann" wie im Falle Griechenlands. Die EWG, die sta%rkste europa%ische Trumpfkarte, hat zwar ihr wirtschaftiches Ziel weitgehend erreicht. Was aber daru%ber hinausgeht, Wa%hrungspolitik und "gegenseitiger Beistand", befindet sich praktisch noch immer im Dorbereitungsstadium. Das wiederholt bei verschiedenen Gelegenheiten eingelegte Deto Frankreichs, die Utopie des Mansholt- planes, der einem Todesurteil u%ber die europa%ische, namentlich aber die deutsche Land-- wirtschaft gleichkommt, lassen die Grenzen erkennen, u%ber die auch die EWG schwer hinauskommen wird. U%ber dem EURATOM schwebt das Damoklesschwert der seither ratifizierten Atomsperrvertra%ge. Und hinsichtlich der NATO gibt sich wohl zumindest seit dem Ra%rz 1966, da Frankreich seinen Austritt erkla%rte und den NATO-Sta%ben auf seinem Boden die Tu%re wies, niemand mehr irgendeiner Illusion hin. Trotz Fortschritten auf Teilgebieten ist der Europatraum eben doch bis heute nur --- Traum geblieben. Dagegen ist oder war zumindest geschichtlich das Reich eine Realita%t. Bei ihm braucht man nach Dorbildern nicht zu suchen, denn die Modelle des Reichs sind zur Hand, gewisz abgewandelt in den Spielarten des klassischen Ro%mischen und des Heiligen Ro%mischen Reiches, des alten Osterreich, des Napoleonischen Imperiums und des zweiten Deutschen kaiserreiches, aber doch immer wieder auf denselben entscheidenden Nenner gebracht durch eine starke Zentralgewalt, die die Herrscher des jeweils sta%rksten europa%ischen Dolkes ausgeu%bt haben: die Ca%saren, die karolinger, die Salier und die Staufer, die Habsburger, Napoleon, die Hohenzollern und Adolf Hitler. IOas sie in ihrer Person verko%rperten, war die Macht, gewisz die milita%rische, gesetzgeberische und milita%rische Macht, aber doch auch die Macht in metaphysischen Bezu%gen. Was das Reich kennzeichnete und was schon in seinem Namen geistig mitschwang, das war eine grosze 0rdnungsidee mit, sprechen wir es nur ruhig aus, missionarischem Sendungsbewusztsein. Mochte dieses im Laufe der Jahrhunderte mehr das Christen- tum oder die kultur, das Recht oder die Freiheit zum Inhalte haben, immer war der Reichsgedanke offensiv. Es liegt ein tiefer Sinn darin, dasz die deutschen kaiser "Mehrer des Reichs" genannt wurden und nicht blosz dessen Derteidiger. Der Reichsgedanke war kein Feigling, der sich mit einer "koeristenz" ihm feindlicher und unwu%rdiger Gegen- welten abgefunden ha%tte. Er war imperial. Das ist es, was Europa heute fehlt, der Glaube an sich und sein Sendungsbewuszt- sein. Eine europa%ische Demokratie, die sich hilflos damit abfindet, dasz hinter ihren Grenzen Menschen abgeschlachtet werden, weil sie sich zu denselben Gu%tern bekennen, die --- angeblich! --- Europa hochha%lt, ein solches Europa, das ihnen nicht zu Hilfe kommt urn buchsta%blich jeden Preis, hat den Anspruch auf Glaubwu%rdigkeit verloren. Und das ist denn auch die Quelle alles U%bels: Seit Europa dem Neichsgedanken abge- sckworen hat, ist es nur mehr ein Schatten seiner selbst. Konservativ sein heiszt bewahren wollen Immer sta%rker geht es in ju%ngster Zeit um den Begriff "konservativ". Conservare heiszt bewahren. Wir haben heute vieles zu bewahren und vor dem Untergang zu beschu%tzen. Unraiederbringliches ist namentlich im zweiten Weltkrieg unter den Tru%mmern geblieben. Aber selbst dieser Tru%mmerbesitz enthielt fu%r uns oft noch mehr, als andere in der gro%szten wirtschaftlichen Blu%te besessen haben. "Was du ererbt von deinen Da%tern hast, erwirb es, um es zu besitzen!" Niemals war dieses Goethe-Wort so wichtig wie in unseren Tagen. Wir mu%ssen nur auch den Willen besitzen, unsere Gu%ter "allen Gewalten zum Trotz zu erhalten'-. Das Wort "konservativ" war fru%her fu%r oder gegen manche eher ein Schimpfwort. Ein konservativer galt al seinensch der nicht fortschrittlich dachte, sondern aus Bequemlichkeit oder aus enger Gesinnung nur am Althergebrachten festhalten wollte. konservative Parteien waren, wo es sie gab, fu%r gema%szigte Gangart; bestenfalls fu%r das wenig einsatzfreudige Abwarten, ob denn das Nloderne auch tragfa%hig sein werde. Uns will scheinen, dasz das heute unangebracht ist. Revolutionen und Evolutionen mo%gen no%tig sein. Sie vollziehen sich unblutig langsamer als unter dem Drohen der Guillotine und der katorga. lOas haben uns die franzo%sische und die bolschewistische Revolution gelehrt: sie mo%gen notwendigerweise heraufgekommen sein, aber auch sie haben Unheil beschert fu%r die betrofsenen kulturkreise. Wir mu%ssen bewahren wollen und doch fortschrittlich gesinnt sein. Es steht zuviel fu%r die Menschheit auf dem Spiel. Izereits nach dem ersten Weitkrieg hat es einen kulturdenker wie Arthur M o e 1 1 e r van den Bruck gegeben, der schon 1925 durch Freitod aus dem Leben geschieden ist. Sein Buch aus dem Jahre 1922 "Das dritte Reich" hat spa%ter der deutschen Politik einen Namen gegeben, den sein Scho%pfer nicht beabsichtigt haben konnte. Er war aber einer der groszen Durchdenker des konservativen Gedankens in Deutschland. Ein politischer Erfolg der durch ihn angeregten "Neukonservativen" ist niemals zu verzeichnen gewesen. Es lohnt sich aber gerade heute wieder, nachzulesen, welche Gedanken Moeller in seinem Hauptstu%ck "konservativ-' entwickelt hat: "konservatismus hat die Ewigkeit fu%r sich". "Wir leben, um zu hinterlassen". "Der revolutiona%re Niensch . .. will u%berhaupt nicht schaffen. Er will zuna%chst einmal a b- schaffen." kingen uns soiche Pra%gungen nicht sehr zeitnahc? Penken wir an das, was sich an unseren Hochschulen abspielt, die doch unsere ku%nftigen kernkra%fte ausbilden und in die o%ffentliche Ta%tigkeit entiassen sollen. Man hat keinen Respekt vor den alten Autorita%en. Leistet man aber schon Reformen, wenn man sich zuna%chst nur daru%ber einig ist, die alten Formen abzuegen? Nlusz nian nicht zuerst ein neues Geba%ude haben, ehe man das alte fu%r "abgewohnt" erkla%rt? 0der will man lieber im Freien kampieren, bevor man Altha%user bewohnt? Jeder Robert koch wird einen Rudolf Dirchow aus dem Felde schlagen: es ist ein- fach der kampf der Generationen, wenn wir uns an den ku%rzlich wiedergesehenen Grosz- film erinnern. Aber auch Dirchow war einmal ein Fortschrittlicher, der sogar einer Partei dieses Namens angeho%rt hat. Niemand tritt schliesziich gerne ab, das hat dieser Film gezeigt. Er wird vom Leben besla%tigt. Wir leben, um mo%glichst Wirksames zu schaffen. So leben wir dennoch, wie Moeller es verku%rzend sagt, um zu hinterlassen. Moeller sagt ferner: "Reaktiona%r ist: einen politischen Ausweg ... dort zu suchen, wo ein geschichtliches Ende war." Dies sollte die deutsche Regierung Brandt-Scheel bedenken! Es musz auch noch andere, tragfa%higere Lo%sungen geben. "konservativ ist: immer wieder einen Anfang zu setzen.'- Die deutsche Nation beno%tigt heute einen bedeutenden konservativen Fu%hrer, der diese und die foigen- den Sa%tze zu beherzigen bereit ist. "konservativ sein bedeutet heute (1923 wie 1971 !): dem deutschen Dolke die Form sciner Zukunft zu finden." "1918 war eine Revolution ohne Genie." Was ha%tte Moellier van den Bruck zu 1945 gesagt? Es wa%re ihm wohl wie weiland karl kraus dazu "nichts mehr eingefallen". "Eine Nation ist ein Dolk, das im Bewusztsein seiner Nationalita%t lebt." Goldene Worte eines konservativen von einst, u%ber das die konservativen von morgen nach- denken sollen. Wir leben bestenfalis im Bewusztsein unserer Staaten oder im konsum bewusztsein, das leider unser heutiges Weltgefu%hl pra%gt. Dies du%rfte nicht genu%gen, um vor der Weltgeschichte zu bestehen. Wann entsteht das Heimatrecht? Ein Landra%uber hat Glu%ck. Die Felder, A%cker und Wiesen, die er seinem Nachbarn weg- genommen hat, gedeihen und bringen reiche Ernten, das Dieh vermehrt sich, und alles, was er aus dem Ertrag wieder in die Wirtschaft steckt bringt --- ganz im Gegensatz zu dem Sprichwort, dasz unrecht Gut nicht gedeiht --- neuen Gewinn. Der erfolgreiche Land- ra%uber, der vielleicht, mo%glicherweise, anfangs selber kein reines Gewissen hatte, sieht sich durch den Erfog in seinem Handeln besta%tigt, nimmt dieses am Ende fu%r rechtma%szig an und glaubt oder redet sich wenigsiens ein, dasz er ein Recht auf das solcher Art Erworbene besitzt, dasz es von Rechts wegen ihm geho%rt. Ist es das tatsa%chlich? Die Rechtsordnungen aller zivilisierten Staaten sagen n e in. Der Wiener kardinal Dr. k o% nig sagt ja. Es ist unentscheidend, ob er nur seine Privatmeinung zum besten gegeben hat, als er bei einer Rundreise in den Deutschland entrissenen, aber sogar bei der Wegnahme nur vorla%ufig unter polnische Derwaltung gestellten deutschen 0stgebieten den heute dort lebenden Menschen ein kompliment machte, oder ob er, was leider zu befu%rchten ist, sich der Zusiimmung des Datikans gewisz war. Tatsache ist und bleibt, dasz der Wiener kirchenfu%rst einem menschlichen Handeln, das dem go%ttlichen Grundgebot widerspricht, das Gottes Zorn herausfordern musz, wenn nicht das ganze Christentum nur Schima%re isi, seinen kardinalssegen gegeben hat. Denn er hat Landra%ubern oder deren Nach- kommen und Nutznieszern ein Recht besta%tigt, das keines ist, er hat ihnen auf fremdem Grund und Boden ein Heimatrecht besta%tigt. Wir sind nicht so einseitig, um zu verkennen, dasz die heute in den geraubten deut- schen 0stgebieten lebenden und arbeitenden Polen, jeder fu%r sich und seine Familie, eine Art Heimatgefu%hl besitzen. Diele von ihnen mo%gen nur ungern und keineswegs freiwillig, dem Diktat ihrer kommunistischen Regierung gehorchend, dort hingekommen sein, viele andere mo%gen bereits dort geboren worden und aufgewachsen sein und nichts ist natu%r- licher, als dasz diese Menschen, die keinen Zugang zu einem wirklichen Wissen von der mit deutschem Blut und deutschem Fleisz geschriebenen Geschichte des jetzt von ihnen bewohnten Landes haben ko%nnen, dieses als ihre Heimat betrachten. Don bezeichnenden Ausnahmen abgesehen, glauben sie daran, dasz es ihre Heimat ist, in der sie leben und werken, sie glauben, dasz sie ihnen von Rechts wegen geho%rt. Haben die Sowjets nicht echtes polnisches Land im 0sten an sich gerissen? Ist es da nicht eine "verdiente" Entscha%digung, wenn die selber Beraubten Schlesien, Pommern, 0st- und Wesipreuszen als "Entscha%digung" einsteckten? Wer kann den einfachen polnischen Menschen, den Land- und Fabriksarbeitern, den Familienva%tern, die keine andere Mo%glich- keit hatten, sich und die Ihren am Leben zu erhalten und durchzubringen als in den ihnen nach 1945 neu zugewiesenen Arbeitsplo%tzen und Wohnsta%tten rechts der 0der und neisze solche Gedankengo%nge verargen, zumal sie ihnen von ihrer 0brigkeit tagta%glich immer wieder eingeha%mmert werden? Tatsa%chlich wird fu%r die Lebensanspru%che der heutigen polnischen Bevo%lkerung in den deutschen 0stgebieten, wenn diese wieder an ihren rechtma%szigen Eigentu%mer, Deutsch- land, zuru%ckfallen werden, eine menschlich vertretbare Lo%sung gefunden werden mu%ssen. Sie einfach wegzujagen wa%re keine solche Lo%sung, und niemand, am wenigsten irgendeiner der deutschen Heimatvertriebenen, die ihr Recht, aber nicht Rache fordern, denkt daran. Das ist sonnenklar. Aber es ist etwas anderes, diesen Menschen, die letzten Endes genauso das 0pfer einer groszen Weltverschwo%rung geworden sind wie die Deutschen auch, eine christliche Friedensbotschaft der Derso%hnung zu bringen und ihnen ein Recht zu besta%tigen, das keines ist. Zwischen diesen beiden Darstellungsweisen la%uft eine unverru%ckbare Grenze, die der politisierende Wiener kirchenfu%rst ha%tte beachten mu%ssen und die er bei seiner "Good-will- Tour" verletzt hat. Das kann er auch mit seinen spa%teren verniedlichenden "Richtig- stellungrn" und sonstigen Erkla%rungen nicht ungeschehen machen: Er hat von einem Heimat r e ch t gesprochrn, wo es ein solches fu%r die Betreffenden nicht gibt. Und sogar dann, wenn er geglaubt haben sollte, damit der Do%lkerverso%hnung zu dienen, hat er in Wirklichkeit nur den Machthabern eines Unrechtssystems einen Gefallen erwiesen. Welche andere Alternative besteht? Wir sind keine Propheten. Wir setzen unsere ganze Hoffnung darauf, dasz ein nationaler Humanismus, der auf Grund gegenseitiger Achtung zwischen den Do%lkern, nicht blosz zwischen jeweiligen Regierungen, Bru%cken zu schlagen vermag, auch zwischen Deutschland und Polen einen Ausgleich finden wird, der dem einen wie dem anderen auf der Grundlage unvera%uszerlichen Rechtes zukommen la%szt, was ihm gebu%hrt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dielleicht, hoffentlich wird, wenn diese Doraussetzungen einmal zutreffen, die Frage des Heimatrechtes viel leichter zu lo%sen sein, als es uns heute noch erscheint. Fu%r den Augenblick ist nur festzustellen: Durch eine blosze la%ngere Nutznieszung eines Raubes beginnt das Heimatrecht n i ch t. Andernfalls wu%rde die Menschheitsentwicklung wieder in die Steinzeit zuru%ckfu%hren, in der u%ber das "Recht" der Faustkeil entschied. Die Stunde Amerikas 0b es uns gefa%llt oder nicht --- Tatsache ist, dasz in dem vom Machtpotential gesteuerten politischen Weltgeschehen derzeit noch die Dereinigten Staaten von Nord- amerika die Fu%hrung innehaben. Wie wenig etwa kann, gemessen an dem Macht- gewicht der USA, die Deutsche Bundesrepublik zu politischen Umweltsvera%nderungen beitragen, es sei denn die selbstmo%rderische freiwillige Unterwerfung unter die ihr 1945 auferlegte Derstu%mmelung. Angesichts dieser weitestgehenden Abha%ngigkeit unserer Staats- und Lebens- bedingungen von dem, was in Washington erwa%gt, bestimmt und bewirkt wird, gewinnt das, was die Amerikaner selber als ihren Lebenssinn ansehen und beta%tigen, auch fu%r uns Deutsche hohes Gewicht. Nun ist zweifellos das, was uns seit Jahr- zehnten als typischer Amerikanismus kundgetan und von der runden Ha%lfte unseres Dolkes auch geglaubt wird, na%mlich eine vo%llig auf den Gelderwerb und den a%uszeren Lebensstandard ausgerichtete Izersessenheit der Unionsstaatler, der Mehrheit deutscher Menschen im Grunde ihrer Seele zuwider und verhaszt. Daran mag es auch liegen, dasz viele unseres Dolkes eher noch ein ertra%gliches Leben mit dem kommunistischen 0sten vereinbarlich ansehen als eines mit dem kapitalistischen Westen. Aber erfreulicherweise ist das uns so penetrant vor Augen geru%ckte Bild des Amerikanismus nur teilweise zutreffend. Schon einmal haben wir --- im Februarheft 197O --- eine Rede des Dizepra%sidenten der USA, Spiro Agnew, gebracht, die ganz andere, uns aus der Seele gesprochene To%ne anschla%gt. Und nun liegt wiederum eine Fernsehansprache von ihm vor, die einmalig treffsicher das an den Pranger stellt, was wir auch bei uns als den krebsschaden der geistigen Haltung und Entwicklung ansehen. Gewisz ist diese eine, hocherfreuliche Stimme Agneros fu%r den Deg, den Amerika einschlagen wird, nicht allein entscheiderid; er selber ruft ja auch zum kampf gegen die ha%mische und zyra%sche Elite der Intellektuellen auf. Aber der geistige kampf, der setzt so deutlich in den USA entbrannt ist, wird auch fu%r unsere geistigen und politischen Lebensbedingungen mitentscheidend sein. Und darum sollen wir, jeder und alle, mit allen unseren Gesinnungskra%ften hinter den Nlann treten, der die nachstehende richtung- weisende Ansprache gehalten hat. ES. Spiro Agnew -- Die ha%mische Epoche In den lehton Iahren ist zunehmend die frage ausgeworsen worden, ob die grund- legenden Institutionem der Dereinigten Staaten noch den u%berlieferten amer kanischen MWrtvorstellun9gn entsprechen. Ein solcher Zweisel ist durchaus legitim, da angesichts der menschlichen Unvollkommenheit der Prozesz der Selbstpru%fung eine notwendige Doraus- setzung des Fortschritts ist. Unser Dolk war nie ein Dolk von Spruchbeuteln. Don Anfang an waren wir Realisten. Wir wuszten, dasz die Welt nicht vollkommen ist. Rir haben uns immer an das gehalten, was ,.von dem unter sterblichen und endlichen, verschiedenartigen und uneinigen Menschen Mo%glichen das Beste ist". Doch waren wir neben unserer realistischen Haltung immer ein gutwilliges Dolk. Wir sind im Grunde 0ptimisten. Wir sind mit einem Lande gesegnet, dessen Reichtum ohne Dergleich ist; unsere lzevo%lkerung wird in ihrem Erfindungsreichtum und ihrer Schaffenskraft nicht u%bertroffen; unsere Institutionen konnten mit dem Wandel der Zeit schritthalten, ohne auf ihre Grundprinzipien verzichten zu mu%ssen. Wir haben viel gedacht und hart gearbeitet und waren uns unserer Nation immer sicher. Noch in einem anderen Sinne waren wir ein gutwilliges Dalk. Als Nation, die ihren Weg durch die Zeit nimmt, za%hlten wir zu den freigebigsten und selbstlosesten unter allen Nationen. Wir haben Freunden und fru%heren Feinden geholfen. Wir haben gegenu%ber anderen Do%lkern nie lange an der Feindschaft festgehalten. Unsere Gefu%hle gegenu%ber anderen Nationen waren und sind noch heute Gefu%hle des Respekts, der warmen Zu- neigung, wo mo%glich, der angemessenen Festigkeit, wo natwendig. Die amerikanische Geschichte war im groszen und ganzen eine "gutwillige Epoche" --- nicht weil wir keine Probleme hatten, sondern weil wir auch inmitten der schlimmsten Probleme u%berzeugt waren, dasz die wahre Gro%sze unseres Dolkes, seiner Institutionen und seiner Grundsa%tze letztlich die Probleme des Tages u%berdauern und u%ber sie trium- phieren wu%rde. Das war wahr --- bis heute. Heute setzen wir mit einem Teil unseres Dolkes --- einem groszen Teil, wie ich meine --- weiter die Epoche des guten Willens fort. Doch ein anderer Teil --- klein, aber einfluszreich --- errichtet eine bewuszte, fortgesetzte und u%berreichlich publizierte Barriere des ha%mischen Zynismus gegen die Grundsa%tze unserer Nation. Ich meine nicht nur jene behaartcn Erhibitionisten, die mehr Gela%chter als Furcht hrrvorrufen; ich meine auch nicht jene Paranoiden, die den Dersuch unternommen haben, unser Hochschulwesen zu zersto%ren. Sie sind gefo%hriich, aber offen und vor aller Augen gefa%hrlich. Sie machen aus ihrem Hasz gegen die Gesellschaft, ihrer Derachtung der u%ber- lieferten Moral, ihrem Dergnu%gen an ungehemmten Leidenschaften, die sie zu Orgien der Gewalt hinrissen, gar kein Hehl. Doll Hasz gegen jegliche Gesetze werden sie die Gesetzes- wahrer angreifen. Die angreifende intellektuelle Elite Nein, es sind nicht diese Unseligen, von denen ich rede, ich rede vielmehr von jemen, die eine weit subtilere und weit gefa%hrlichere Art von Gewalt anwenden. Sie stehen nicht an der untersten Stufe der sozialen Leiter, sie verfu%gen u%ber die besten Bildungseinrichtun- gen, die es je gab. Sie sind nicht jung. Sehr wenige unter ihnen sind Farbige. Sie ver- stoszen nicht gegen die Gesetze, soirdern machen diese in vielen Fa%llen selbsi oder sind zumindest mit ihrer Ausfu%hrung beauftragt. Man findet sie in jenen Teilen der Gesellschaft, die auf die Meinungsbildung der Gesellschaft im Ganzen Einflusz haben: in den Universita%ten, in den Massenmedien, in den Beho%rden, in den akademischen Berufen. Sie sind meist ausgesprochen redegewandt und von jener glatten Sicherheit, die davon herru%hrt, dasz man mit dogmatischer Gewisz- heit von der Richtigkeit des eigenen standpunkts u%berzeugt ist. Sie wollen mit der "gutwilligen Epoche", die Amerika von Anfang an charakterisiert hat, nichts zu tun haben. Sie haben der Nation ihre eigene Epoche verordnet, die "ha%mische Epoche". - Zum erstenmal in der Geschichte wird eine grosze Nation nicht von denen bedroht, o die nichts haben, sondern von denen, die fast alles haben. Als Nation sind wir stark genug, mit den gewaltta%tigen Revolutiona%ren der Strasze fertig zu werden, mit denen, die nach der Macht greifen. Dcch was tun wir mit denen, die die Macht schon in den Ha%nden halten und ihren tu%ckischen Angriff gegen die philosophischen und reli9io%sen Ideale der westlichen kultur vorantragen? Was tun wir mit denen, die unsere Gesellschaft damit betraute, der na%chsten Generation weiterzugeben, was man die "Traditionen des zivilisierten Lcbens" nennt, und die vorziehen, diese Tradition o%ffentlich zu beschimpfen --- und zwar geroo%hnlich mit Profit? Was tun wir mit jenen, die weite Reisen zu machen bereit sind, um irgendwo ein College zu finden, in dem sie erza%hlen ko%nnen, dasz die gro%szte Gefahr fu%r die nation nicht etwa die Gesetzesbrecher sind, sondern die Gesetzeshu%ter? Was tun wir mit jenen, die aus Gleichgu%ltigkeit oder aus berechnendem Zynismus die Unwissenheit und die Furcht derjenigen schu%ren, die bereit sind zu glauben, dasz der Derbrecher, der eine Bombe gegen eine Bank wirft, ein Held, und dasz der Polizist, der ihn aufzuhalten sucht und dabei geto%tet wird, ein Schwein ist? Was tun wir mit jenen, die im vollen Besitz ihrer geistigen Fa%higkeiten Artikel schreiben, die zur Revolution aufrufen, und die entweder zu wirr oder zu ehrgeizig sind, um zu merken, was sie da schreiben? ' Das ist eben das Heimtu%ckische an diesem Dorgang. Eben jene, die beauftragt wa%ren, unseren kindern die Tradition der zivilisierten Gemeinschaft weiterzugeben, ver- spotten diese Traditionen, machen sie la%cherlich und reichen einer Generation die Steine des Zynismus statt des Brotes geistiger Lebendigkeit. Berlin-kegelung'-- mit der Mouer? Um freitag, 3. September 1971, unterzeichneten die Botschafter der vier Siegerma%chte des Zweiten Weltkrieges in Berlin-Scho%neberg die von ihnen miihselig unter dramati- schen Begleiterscheinungen ausgehandelte "Berlin-Regelung'-. Unmittelbar nachdem dies vor den aus aller Welt herbeigeeilten Journalisten und unter dem Surren der Fernseh- kameras geschehen war, erkla%rte der sowjetrussische Botschafter Abrassimow mit breitem Siegerla%cheln: "Ende gut, alles gut." Wie dieses "gute Ende" in Wirkichkeit aussieht, wurde der Delto%fsentlichkeit, wurde dem deutschen Dolk, das noch immer in dem mutwillig auseinandergerissenen Berlin seine Reichshauptstadt sieht, und vor allem auch den leidgepru%ften Berlinern selbst sofort Zug um Zug klargemacht: Ehe noch die im alliierten Berlin-Abkommen vor- gesehenen sogenannten "innerdeutschen Derhandlungen" zwischen Bonn und Pankow u%ber die praktische Durchfu%hrung des Abkommens begannen, am Sonntag, 5. September, brach ein junger Deutscher aus Ostberlin, der u%ber die Sehandmauer in den Westen hatte fliehen wollen, im kugelhagel der Schergen des ostzonalen Sowjetregimes zusammen und wurde von ihnen in Honeckers kerkerstaat zuru%ckgeschleppt. "Berlin-Regelung"? Jedermann, der sich noch einen Funken Rechtsgefu%hl bewahrt hat und dem Freiheit und Menschenwu%rde nicht blosz leere Phrasen sind, musz sich dar- u%ber klar sein, dasz der Beginn einer Berlin-Regelung, die diesen Namen wirklich ver- dient, in der Beseitigung der Mauer zu bestehen hat, die seit dem 13. August 1961 die Stadt Berlin in zwei Ha%lften zerschneidet. Solange diese Mauer noch steht, solange an ihr ungestraft gemordet werden darf, solange sie als Schandmal ru%cksichtsloser imperia- listischer Machtpolitik alles verho%hnt, was der demokratische Westen als seine Ideale ausgibt, kann es einen Weltfrieden, fu%r den laut dem Gefasel der internationalen, aber auch der regierungsfrommen bundesdeutschen Presse das BerlinAbkommen ongeblich einen bedeutenden Beitrag leisten soll, nicht geben. Recht, Freiheit, Frieden hier und Mauer dort sind unvereinbare Gegensa%tze, sind voneinander geschieden wie Feuer und Wasser. Wer das Gegenteil behauptet, wer glaubt, mit kosmetischen Scho%nheits- pfla%sierchen im sogenannten "Grenzverkehr" auch bei weiterem Fortbestand der Mauer normale Rechtszusta%nde schaffen zu ko%nnen, der macht sich entweder selbst ein X fu%r ein u vor oder er lu%gt einfach, lu%gt, lu%gt, lu%gt, mag er einen noch so hohen diplomatischen Rang bekleiden oder sich fu%r einen Staatsmann halten. Man kann den Westalliierten, vor allem den USA, den Dorwurf gewisz nicht ersparen, dasz sie in Berlin vor dem Sawjetimperialismus zuru%ckgewichen sind. War es nicht ein US-Pra%sident namens John kennedy gewesen, der nach der Errichtung der Schandmauer in Berlin groszsprecherisch erkla%rt hatte, er sei ein Berliner? Und jetzt hat dieselbe Macht den Sowjets auch noch die Errichtung eines eigenen Generalkonsulates im freien West- teil zugesagt und ihnen, gewissermaszen als Belohnung fu%r die Mauer, das gegeben, was sie bisher vergeblich angestrebt haben, na%mlich, wie man es auf Grund fru%herer Erfahrungen mit solchen "Generaikonsulaten" ruhig bezeichnen darf, eine erterritoriale Spionagezentrale, von der aus sie nun ungehindert ihre weitere Unterho%hlung der deut- schen Bundesrepublik und des gesamten freien Europa betreiben ko%nnen --- und sicherlich auch werden! Aber man darf bei solchen Dorwu%rfen an die scheinbar mit Blindheit geschlagenen Westalliierten auch nicht ungerecht sein. Denn es steckt ein bitteres ko%rnrhen Wahrheit in dem seit der Berliner Dier-Ma%chte-konferenz in Washington umlaufenden Schagwort zur Rchechtfertigung des Abkommensch' dasz die USA in der Berlin-Frage doch "chnicht Regierung offenbar von Haus aus darauf angelegt hatte, buchsta%blich um jeden Preis zu einem Abkommen zu kommen, das nun die Doraussetzung fu%r die Ratifizierung der Derzichtsoertra%ge von Moskau und Warschau bieten soll, befand sich der Sowjet- kommunismus von vornherein in der u%berle9enen Position. Ist somit die Sache Deutschlands, die Sache der Freiheit und des Rechts endgu%ltig verspielt? Wir sind nicht dieser U%berzeugung. Auch die ausgeklu%geltesten Dertra%ge ko%nnen die Wiederherstellung der natu%rlichen 0rdnung nicht dauernd verhindern. Wie wenig internationale Dertra%ge wirklich wert sind, wenn sich einmal die Machtverha%ltnisse gea%ndert haben, beweist gerade jetzt die Diskussion um das Mu%nchener Abkommen. Wenn heute schon sogar dieses, das zweifellos auf vo%lkerrechtlich einwandfreiem Wege zustandegekommen ist, von den Garantiema%chten, die es feierlich besiegelt haben, "er tunc" fu%r ungu%itig, d. hals "niemals gewesen", angesehen wird, um wieviel weniger Bestand musz dann erst ein Machwerk wie das Berlin-Abkommen besitzen, das --- im Gegensatz zu dem van Mu%nchen --- eine Mordmauer toleriert? Eben die komplizierte Widernatu%rlichkeit der jetzigen "Berlin-Regelung" gibt uns Hoffnung, dasz diese sehr bald von der Geschichte auf den Misthaufen geworsen werden wird. Das uerlorene Vaterbild In seinem Essaybuch "An der Zeitmauer-- nennt es Ernsi Ju%nger einen groszen Zug der Mythe, dasz sie A%neas, wa%hrend in Troja Sa%ulen und Alta%re stu%rzen, den Dater auf den Schultern davontragen la%szt, jenen "frommen" A%neas, der als Liebling des Jupiter und als sagenhafter Ahnherr des ro%mischen Reiches galt. Und dieses Reich sei grosz geworden als Hort der Daterverehrung und der va%terlichen Macht, auf die sich die Weltmacht gru%ndet. ku%nstlerisch ist die klassische Szene in Wien neben dem Portal des Winterpaais Prinz Eugens, dem heutigen Finanzministerium, dargestellt und es ist gewisz kein Zufall, dasz auch der siegreiche Feldherr des aiten Groszreiches in diesem Bild die staats- erhaltende kraft der Sohnestreue erkannt haben musz. Dom pater familias, dem Familienvater, fu%hrt ein Weg zu den Patres, die man in der ro%mischen Staatsgeschichte Patrizier nennt, von hier weiter zu Augustus, dem pater patriae, dem Dater des Daterlandes. Ja es la%szt sich sogar, wenn man will und gewisse Zeichen des Andersseins nicht verkennt, bis zum papsttum und seinen Institutionen die einmal betretene Spur verfolgen. Wie steht es um unser modernes Daterbild? Wird der Dater noch immer aus den sinkenden Ruinen ins neue Leben hinu%bergetragen? 0der wird bei uns wenigstens noch das "Biid" des Daters mitgenomnien? Es ist ja auch um das Niutterbid heutzutage nicht allzugut bestellt, sonst ha%tte man nicht bescho%nigend den Muttertag eingefu%hrt. D:e Derehrung der Madonna as die Pflege des Urmu%tterlichen ist seit la%ngerem im Ru%ckschritt begriffen, und wir mu%ssen schon froh jein, wenn unsere alles abwertende Zeit nicht noch die Dirne auf deren Platz erhebt. Aber immerhin ist das Niu%tterliche noch eine allgemein gu%ltige, familienerhaltende kraft. Beim Daterbild dagegen ist ein sichtbarer Wandel eingetreten. Jede nachfolgende Sohnesgeneration hat schon bisher gegen das patriarchalijche front gemacht. Jeoer Sahn lebi trelich aus deni Erbe und hat dieses Erbe zeitgema%sz zu gelialten. Unsere a%ltere Literaturgeschichte ist erfu%llt von den Gleichnissen dieser vo%llig natu%rlichen Uachabo%se. Im sesebuch der Gelchichte gibt es wohl kein harteres Beispie des Dater-Sohnkampfes ais die Geschichte vom Aufstand des nachmaligen "Aten Fritz" gegen seinen Dater. Aber auch die Tragodie von Mayerling ist hier als nahes Beispiel heranzuziehen. Die Jugend vom Hohen Meiszner 191z ist gegen die alt gewordene Jugend von gedan 1870/71 aufgestanden und hat ihren Aufbruch a's notwendige Tat angemeldet. Leider wurde dieser Heilige Fruhling schon nach Jahresfrist vor Langemarck hingema%ht. Die Jugend der dreiszger Jahre hat ebenfalls andere Ziele gesehen als die a%ltere Generation. Die Trago%die dieser zeit ist es gewelen, dasz ein u%bergroszer Teil der Lange- marck- und Isonzogeneration nialt von den Schlachtfeldern heimkehren und zu Datern werden konnte. lloch schlimmer hat sich der geiche Ausfali nach dem Zweiten IOetkrieg ausgewirkt. Es hat dann allzu sehr an Da%tern oer besten Art gefehlt. Der Protest der Auseinandersetung muszte ins Leere gehen oder er hat durch ungeeignete Anwa%lte eine falsche Wendung bekommen. Der grosze Unterschied ist na%mlich der: fru%her hat man gegen die Da%ter fu%r die neue Zeit in Formen geka%mpft, die den Da%tern trotzdem die schudige Ehrjurcht nicht verlagt hat. Wir Jungen der dresziger Jahre hatten hoallten Reipekt vor den Schicklastra%gein des Ersten Weltkrieges, wa%hreno die Upfertrager des zweiten Weltkrieges dank einer globalen Umerziehung bestenfalls mit skeptischem Schweigen, meist aber mit dem Stigma der generationsmaszigen Dummheit bedacht werden, wei man statt im Widerstand gegen die damals tragenden krafte in drren Armeen gegen eine ganze Welt geko%mpft hat. Der Fehler der heute diskriminierten Da%ter bestand ho%chstens in deren Schweigen gegenu%ber allen verkurzenden Dorhalten Es ist nicht geglu%ckt, den jungen Leuten, die neue IOege suchen mu%sen, auch begreijiich zu machen, dasz man jede Altersgeneration nur aus den unverku%rzten Wurzeln verstehen kann und nicht aus den verstu%mmelten Stu%mpfen. Ein lNenschenalter von rund dreiszig Jahren: das ist ein Lebenserfahrungswert von rund zehntausend Tagen und oft durchsoigten und durchka%mpften Na%chten. Wie ko%nnte die junge Gcneration je diesen Dorsprung einholen oder in den Tiefen verstehen? Unsere Dorva%ter trugen patriarchalische Ba%rte voller Wu%rde. Heute tragen die Jungen diese vermeintlichen Zeichen ma%nnlicher Reife, die oft nur eine Wu%rde demon- strieren, die man gerne besa%sze. Es ist zwar das bu%rgerliche Glu%ck dieser jungen Generation, dasz sie nicht auf die mo%rderischen Schlachtfelder geholt wurde. Dasz aber die a%ltere, meist bartlose Generation durch dieje Schicksalsschule zu gehen hatte, dasz sie immer wieder ja sagen muszte zu Einsatzsorderungen, die tagta%glich in den Tod mu%nden konnten, das war und bleibt eben deren Gro%sze, selbst wenn es um deren Denkma%ler schlecht bestellt ist. Wo das Daterbild in Gesahr gera%t, kann es auch um das Bild vom Daterland, von Dolk und Staat, nicht gut bestellt sein. Darunter leidet unsere Zeit am meisten. Sogar in der Theologie ist man heute dabei, das Daterbild anzuzweifeln und da und dort eine Theologie nach dem Tode des lieben Gottes zu zimmern. Gerade die Zukunft aber wird es dringend no%tig machen, dasz mit der Familie auch deren Oberhaupt, der Dater, wieder zu einer fu%hrenden kraft wird, die Glauben bean- spruchen kann. Der Derlust von Millionen Da%tern aller an den letzten kriegen beteiligten Generationen hat leider seine biologischen und moralischen Auswirkungen gezeigt. Wir mu%ssen wenigstens von den Enkeln erhoffen, dasz sie neben den Mu%ttern auch die Da%ter mitnehmen werden auf ihren schweren Weg in eine unvorstellbare Zukunst. Nur aus den Wurzeln kommt die kraft, wenn auch die Blu%ten und Bla%tter erst das Fortleben erweisen. Eine treulose und geschichtslose Nlenschengesellschaft ha%tte jedes Recht auf einen Weiterbestand in der Geschichte verwirkt. Zum nachdenken im Advent In der Zweimonatsschrift "0stpriesterhilfe im Echo der Liebe", die von P. Werenfried van S t r a at e n herausgegeben wird, hat sich ku%rzlich ein aus dem kommunistischen lNachtbereich in die Bundesrepublik Deutschland gekommener katholischer Geistlicher mit Gedankenga%ngen zu Wort gemeldet, die Beachtung verdienen. Denn was er sagt, ist nicht nur fu%r den Christgla%ubigen des Nachdenkens wert, sondern charakterisiert u%berhaupt den Derlust jedes idealen Wertbildes im sogenannten freien Westen. Als ernste Gewissens- mahnung erscheinen uns daher die Beobachtungen dieses 0stpriesters bedeutungsvoller ais irgendein herko%mmlicher "Weihnachtsaufsatz" in den bisherigen ausgefahrenen Gleisen. Der Name des Geisilichen kann aus begreiflichen Gru%nden nicht genannt werden, ' er tut auch nichts zur Sache, denn seine Ausfu%hrungen haben fu%r sich allein Gewicht. Wir vero%ffentlichen sie nachfolgend zwar geku%rzt, aber mit allem Wesentlichen: Ich bin jetzt zwei Jahre im Westen. 0bwohl ich als Priester viel erlebt, studiert und durchdiskutiert habe, mo%chte ich mir kein Urteil anmaszen u%ber die heutige Lage des westlichen Chrisientums. Was ich schreibe, sind nur Eindru%cke, die vielleicht zum Nachdenken anregen ko%nnen. Es fa%llt mir schwer, etwas gegen das westliche Christentum zu sagen. In unserem o%stlichen Daterland haben wir es zu lange bewundert als etwas, das sich ungesto%rt in Freiheit entwickeln und entfalten konnte. Es war unsere Hoffnung fu%r den Tag der Izefreiung, unser Beispiel fu%r das eigene ku%nftige Leben der Gemeinschaft. Das konzil betrachteten wir als eine Frucht dieses westlichen Christentums und wir dachten, dasz seine Beschlu%sse und Dekrete u%berall mit derselben Begeisterung aufgenommen wu%rden wie bei uns. Wir litten unter einem Nlinderwertigkeitskompler. Die armseligen Umsta%nde und das Elend, in dem wir lebten, lieszen uns mit Bewunderung zum westen schauen. Wir schauten in ein Traumbild. Seitdem ich hier wohne, habe ich die Wirklichkeit kennengelernt. Allzu schnell wurde ich aus meinem Traum erweckt. Jetzt musz ich immer nur vergleichen. Dru%ben klare Linien und deutliche Fronten. Die atheistischen Gegner haben alle Macht- und Propagandamittel. Die Christen haben nur Gott und den Glauben. Hier im Westen aber eine Art Partisanenkrieg. Die Feinde sind unsichtbar, sie sind in den Mantel der Wissenschaft, der Modernisierung, des Reformhungers oder des "nggiornaraento" gehu%llt. Man kennt ihre Namen nicht, denn sie tragen dieselben Namen und Titel wie die Bekenner. Um so heilloser sind die Scha%den, die sie verursachen. Wenn dru-ben jemand gegen den Papst spricht, ist es fu%r jeden klar, in welches Lager er geho%rt. Hier kann man sich gerade dadurch eine recht grosze Popularita%t ver- schaffen. Wenn dort Glaubenswahrheiten abgelehnt, geringgescha%tzt oder la%cherlich gemacht werden, kann kein katholik o%ffentlich antworten. Die einzig mo%gliche Antwort ist der gelebte Glaube. Hier aber hat man im Namen der Wissenschaft die Frohbotschaft zer- stu%ckelt und seziert, ohne dasz dies zu einem vorbehaltlosen Leben aus dem Glauben fu%hrt. Diele verlieren ihn. Dru%ben ist jeder dazu gezwungen, sich die ewigen Wahrheiten ta%glich zu erka%mpfen und sie zu verteidigen. Unter diesem Druck begreift man von selbst, welche Macht der Glaube an das kreuzopfer des Heilands ist und was er fu%r das ta%gliche Leben bedeutet. Hier wollen die meisten einen Glauben ohne kreuz und sie wissen nicht einmal mehr, wie sie die Auferstehung ausdeuten sollen. Dru%ben musz jeder, der seinen Glauben lebt und o%ffentlich seine Zugeho%rigkeit zur kirche bekennt, damit rechnen, dasz er dies mit wirklichen Opfern bezahlen musz wie mit dem Derlust von Freiheit und Gesundheit. Hier werden kirche und Glaube oft gerade von denen angegriffen, die von kirche und Christentum profitieren. Fu%r das Preisgeben von Glaubenswahrheiten reicht oft schon die Behauptung: "Das paszt nicht in unser Weltbild. Ich verstehe es nicht. Es ist u%berholt. Es spricht mich nicht an." Ich habe hier viel mehr Mut gesehen zur Abschaffung, zur Zersto%rung und zu u%bertriebener kritik, mehr Mut, um kirche, Glauben und christliches Leben la%cherlich zu machen als Mut, um aufzubauen und zu verteidigen. Aber wenn ich bisweilen u%ber meine eigenen Erfahrungen spreche, bekomme ich zur Antwort: "Wir haben ganz andere Probleme. Hier ist eine ganz andere Welt!"- --- Auch ein anderer Glaube? Auch ein anderes kreuz? Auch ein anderer Erlo%ser? Es wa%re fu%r den Westen an der Zeit, daru%ber einmal ernstlich nachzudenken. Gerade jetzt, zum Weihnachtsfest. Das leben als lotterie u den anru%chigsten Geschenken, die uns das sogenannte amerikanische Jahrhundert geschenkt hat, geho%rt der Playboy, wo%rtlich u%bersetzt "Spielbub". Man versteht dar- unter einen Nlenschen ma%nnlichen Geschlechts, der em mo%glichst jug- endliches Aussehen, unbeku%mmertes Auftreten und das no%tige Dermo%gen dazu benu%tzt, um nur seinem Dergnu%gen, vor allem in geschlechtlicher Hinsicht, zu fro%nen, der sorglos in den Tag lebt, dort, wo andere arbeiten mu%ssen, mit der Sorge um ihren eigenen Unterhalt wie den ihrer Angeho%rigen beladen sind, achtlos die groszen Geldscheine hinauswirft, sich u%ber alle Sitten- und sonstigen Gesetze bedenkenlos hinwegsetzt und aus Herzenslust das "dolre vita", das su%sze Leben, genieszt. kurzum, ein Taugenichts aus Prinzip, ein Frei- beuter der Gesellschaft, ein zutiefst asozialer, fu%r ho%here Bestrebungen unempfa%nglicher, vom Glu%ck verha%tschelter Gockel, stinkfaul, aber duftend nach Millionen und vornehmer Langeweile: das von den "Illustrierten", vom Film und vom Fernsehen verherrlichte, skandalumwitterte Leitbild des zynischen Genuszmenschen, beneidet von allen jenen, die es auch einmal wenigstens einen einzigen Tag "so gut haben" mo%chten wie der Playboy. Diesem Playboy tritt als weibliches Gegenstu%ck das Playgirl zur Seite, das, meist Photo- modell, Striptease-Ta%nzerin oder etwas a%hnliches, zum bevorzugten Schauplatz seiner kostspieligen und ollu%renreichen Eristenz mit Dorliebe den "Salon", das Spielkasino, die Lurusjacht und selbstversta%ndlich das Bett gemacht hat. Playboy und Playgirl kann nicht jeder sein. Um aber jedermann die Illusion vorzu- gaukeln, er ko%nnte durch irgendeinen "Glu%cksfall", der selbstversta%ndlich mit ehrlicher Arbeit nichts zu tun hat, ebenfalls u%ber Nacht zur Erfu%llung seiner vergleichsweise a%hn- lichen Wunschtra%ume gelangen, wird ein System gehandhabt, das sich auch in unseren Breiten wie eine Seuche ausgebreitet hat: keine Ware, keine Leistung, keine Arbeit und keine Unterhaltung, die nicht in irgendeiner Weise mit einem Spiel verknu%pft wa%ren, zu einem Spiel benu%tzt wu%rden, bei dem man mit ein wenig Glu%ck unversehens "reich" werden, einen "Treffer" machen kann. Ob es sich um ein Waschmittel oder ein kosmetikum, eine Zeitschrift oder ein Haushaltsgera%t, einen beliebigen Gegenstand des --- oft nur vermeintlichen --- Bedarfs oder Dergnu%gens handelt, immer werden dabei dem, der das Ding erwirbt, verlockende Mo%glichkeiten vorgegaukelt, sich durch Beteiligung an einer Derlosung, durch Sammeln von beigepackten Bildchen, Marken, Anteilscheinen, durch Lo%sung eines Ra%tsels oder Beantwortung einer .,Preisfrage" einen Gewinn zu sichern, der den Wert des Gekauften weit u%bersteigt, der in gar keinem Derha%ltnis zum aus- gegebenen Betrag und zur aufgewandten Mu%he steht. Letzten Endes wird so das ganze Leben zu einer einzigen Lotterie, schon das kleine kind musz zwangsla%ufig zur Ansicht kommen, dasz es nicht lohnt, zu lernen und zu arbeiten, wenn sich an allen Ecken und Enden viel lohnendere ,.Erwerbsquellen" dar- bieten. Die Groszen machen es den kleinen ja vor. Ein neues Auto? Ein ku%hschrank? Eine Waschmaschine? Ein Pelzmantel, Schmuck, eine Traumreise in den Su%den? Dom Gehalt oder Lohn, vom Arbeitsertrag wird man sich diese scho%nen Dinge nie leisten ko%nnen. Aber wenn man zu den Tierbildern, die man sich jeweils aus der Derpackung des neuesten "Derkaufsschlagers'- ausgeschnitten und aufgehoben hat, nur noch den Affen oder den Papagei dazubekommt und so die Serie fertig hat, wenn man "erra%t", wie die steirische Landeshauptstadt heiszt, in der der Uhrturm steht, wenn man gar den Totoschein richtig ausfu%llt, dann hat alle Not ein Ende und nichts gibt es mehr, was man sich dann nicht "leisten" kann. La%ngst ist es nicht mehr der blosze Warenhandel, der die sta%ndige Derfu%hrung zum Spiel, zur Wette, zur "Herausforderung zum Glu%ck" als konsumreiz benu%tzt. Staatliche Einrichtungen, Hilfsunternehmungen groszen Stils wie die Aktion "Schach dem Herztod" stacheln die Spiellust an, bieten fu%r einen vergleichsweise la%cherlichen Einsatz zu Bedin- gungen, die ouch der Du%mmste erfu%llen kann, staunensraerte "Preise" an. Wa%re man nicht ein Narr, solche Gelegenheiten nicht zu nu%tzen? Der weitere Schritt ergibt sich dann gonz von selbst: Ein Narr, wer da glaubt, es mit der gewohnten, schwer besteuerten Arbeit im Bu%ro, im Gescha%ft, in der Fabrik oder in der Werkstatt "zu etwas bringen zu ko%nnen"! Hat nicht der Nachbar, die Frau vom Gemu%sestand oder der Lehrjunge, der nicht einmal kopfrechnen kann, erst ju%ngst einen vierzehnta%gigen Urlaub auf den kanarischen Inseln, einen funkelnageineuen Merredes gewonnen? Also lasz das Rackern in der ta%g- lichen Tretmu%hle des Berufs sein und fu%lle lieber alle die Zettel aus, die dir aus den Zeitungen auf den Tisch flattern, die Werbeprospekte mit den "Preisfragen", kauf' dir ein paar Totoscheine, "spiel mit", wo alles spielt, und du wirst morgen schon ein ge- machter Nlann sein. Wenn auch vielleicht kein Playboy oder Playgirl, so doch ein beneideter Glu%ckspilz. Es gab einmal eine Zeit, in der sich o%sterreichische Reichsratsabgeordnete u%ber das "kleine Lotto'- ereiferten urid sein Derbot verlangten, da es, wie sie richtig erkannten, eine von Staats wegen gewissenlos ausgenu%tzte Spekulation auf den Spieltrieb der Masse bedeute. Das "kleine Lotto" wurde zwar trotzdem niemals aufgehoben. Aber wie harmlos war es doch im Dergleich zu der allgemeinen groszen Lotterie, in der jetzt die sogenannte modernc konsumgesellschaft auf Schritt und Tritt mitspielt! Dcr raffiniert erzeugte Glu%ckseligkeitswahn kostet einen teuren Preis. Der Preis besteht nicht nur darin, dasz die "gebrotenen Tauben--, die da dem Dolk scheinbar umsonst in den Mund fliegen, letzten Endes ja doch vom Dolk selbst bezahlt werden mu%ssen. Um wieviel billiger ko%nnte eine Ulare oder Leistung sein, wenn sie nicht mit den kosten des mit ihr verbundenen Ausspielgescha%ftes behaftet wa%re! Aber der Preis besteht in noch viel Ho%herem, na%mlich in der methodisch herab- geminderten und fragwu%rdig gewordenen Arbeitsmoral, in der Derwischung der wirk- lichen Lebenswerte, an deren Stelle die grosze Gesellschaftslotterie getreten ist. Denn die wahren Lebensinhalte, die ein Dolk zu seinem dauernden Bestande braucht, sind in keinem "Glu%ckshafen" feil. Lumpenball der Weltgeschichte Die britische Regierung hat Geheimdokumente, die sich vor allem mit kabinettsitzungen aus der zeit zwischen 1941 und 1945 befassen, varzeitig freigeben. Die Dapiere Ma%nner und Ma%chte die der Welt vorgegaukelt haben, sie ha%tten nur fu%r den Friedenn fu%r eine Weltordnung ho%herer Gerechtigkeit geka%mpft und wa%ren. bei diesen edlen Gestrebungen von dem bo%sen Deutschland herausgefordert wordrn; jener Ma%nner und Nia%chte, die sich 1945 zu Sittenrichtern der Menschheit ernannten und ein Tribunal u%ber kriegsverbrecher einsetzten, die sie, wie nun festgestellt, selber waren. Der fru%here amerikanische Pra%sident Roosevelt war so begierig darauf, einen krieg n'it Deutschland zu beginnen dasz er bewuszt konfrontationen mit der deutschen Flotte suchen liesz, um diese dem kongrrsz und der o%ffentlichkeit als Aggression gegen das eigene Land pra%sentieren zu ko%nnen. Die Formulierung dieser sich aus den Geheim- papieren ergebenden Feststellung stammt nicht von uns, sondern ist der Wiener Tages- zeitung "Die Presse" (vom 4. Ja%nner) entnommen, einem in politischen Fragen eher vorsichtigen und zuru%ckhaltenden Organ, dessen allgemeine Sympathien fu%r die USA bekannt sind. Nlit du%rren, nu%chternen Worten wird hier ausgesprochen, dasz der "edle und grosze" Roosevelt, mit dem jahrzehntelang ein kult betrieben wurde wie mit einer neuen Heilandsfigur, in Wirklichkeit nichts anderes war als ein scha%biger kriegstreiber, ein Mensch, der zur Befriedigung seines Hasses und seiner Eitelkeit die Ausweitung des europa%ischen Bu%rgerkrieges zu einer Weltkatasirophe provozierte. Dieser saubere Herr Roosevelt war .,Demokrat". Die britische Regierung unter Premierminisier Churchill hatte laut der Geheim- dokumente die Absicht, nach gewonnenem kriege die oberste Fu-hrung des Deutschen Reiches sofort hinrichten zu lassen. Auch Mussolini, von dem Churchill selbst einmal gesagt hatte, er wu%nsche sich Groszbritannien, wenn es einmal in Bedra%ngnis komme, einen ebenso energischen Mann wie den Duce, sollte kurzerhand umgebracht werden. Churchill erhielt bekanntlich im Jahre 1956 von der Stadt Aachen den karlspreis. lDas mit Deutschland geschehen sollte, daru%ber waren sich die Alliierten keineswegs einig. Die Franzosen wollten aus dem vom u%brigen Deutschland abgetrennten Rhein- Ruhr-Gebiet einen eigenen selbsta%ndigen Staat "Rhenania'- machen, der dann ihr Satellit geworden wa%re wie weiiand der Rheinbund von Napoleons Gnaden. Diesen Plan hat die "provisorische franzo%sische Regierung" unter De Gaulle zwar nicht durchsetzen ko%nnen, aber keineswegs aus dem Grunde, weil sich vielleicht die ihm widerstrebenden Ameri- kaner und Briten an ein auch fu%r das deutsche Dolk geltendes Selbstbestimmungsrecht erinnert ha%tten. Nein, ernzig und allein deswegen kam es nicht zur Derwirklichung des Hirngespinstes "Rhenania", weil man in ihm einen zu scharfen konkurrenten fu%r die eigenen Erporta%rkte befu%rchtete. So "konsiruktiv" waren die Gedanken der neuen Welt- baumeister, von denen dann einer, eben De Gaulle, zusammen mit konrad Adenauer den Grundstock zum "Dereinten Europa-' legte. Es ist ungewisz, was die britische Regierung bewogen hat, derart brisante Dokumente zur Dero%ffentiichung freizugeben. An das edle Motiv, dasz damit den Historikern ihre Forschungsarbeit erleichtert werden solle, wird kein Mensch, der die Winkelzu%ge der britischen Diplomatie kennt, auch nur einen Augenblick lang glauben. Der Hintergedanke, dasz mit der Dero%ffentlichung dem einen oder anderen ehemaligen Alliierten (etwa Frank- reich mit seiner Europapolitik?) Schwierigkeiten bereitet werden sollten, scheint nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Aber in einem wesentlichen Punkt haben die britischen Politiker, die sich einer sprich- wo%rtlichen Menschenkenntnis ru%hmen du%rfen, bereits rechtbehalten: Eine Empo%rung des unmittelbar betroffenen deutschen Dolkes, um dessen ku%nftiges Schicksal es ja ging und mit dem so zynijch gespielt wurde, ist vo%llig ausgeblieben. kein zorniger Aufschrei aus Deutschland u%ber Roosevelts kriegsprovokation, keine Stimme in Deutschland, die nun die ehemaligen Feindma%chte auffordert, die Lu%ge von der alleinigen kriegsschuld des deutschen Dolkes zu widerrufen! Nur ein paar farblose Zeitungsberichte --- das ist alles. Das ist umso bescha%mender, als ja die britische Regierung nicht einmal a 1 1 e betreffende Geheimdokumente freigegeben hat. Einige werden bis zum Jahre 1999 weiter unter Derschlusz bleiben. Welche Ungeheuerlichkeiten mu%ssen erst in diesen stecken, wenn sie London auch jetzt noch als zu gefa%hrlich fu%r eine Dero%ffentlichung ansieht? Gewisz, nur ein weltfremder Tor karn annehmen, dasz die Weltgeschichte nach lMthoden gemacht wird, die fu-r die Leiterin eines lM%dchenpensionates Geltung haben mo%gen. Aber dasz bei jenen, die bei jeder Gelegenheit das Evangelium in dcn Nlund mahmen und die sich nach der milita%rischen Niederlage Deutschlands auch noch als dessen "Befreier" feiern lieszen, eine derartige Lumpengesinnung herrschte, das mu%szte doch eigent- lich jedem Zeitgenossen der letzten Weltkatastrophe die Schamro%te ins Gesicht treiben. Und leider noch viel mehr die Lumpengesinnung derer, die an all dem "gar nichts Besonderes" finden und es ruhig hinnehmen, dasz man sie belogen und betrogen hat. Werkjeuge der Zersto%rung Dor kurzem, am 5. Februar, trafen sich sozialistische Politiker, darunter die Bundeskanzler der BRD und Osterreichs, Wiily B r a n d t und Bruno k r e i s k y, zu einem Gedankenvustausch in Igls bei Innsbruck in Tirol. Besonders eingehend wurde das "Gastarbeiter-Problem'- behandelt. Sie etzten Schweizer Wahlen bewiesen, dasz jene Parteien, die gegen die U%berfreindung der Schweiz, besonders durch Fremdarbeiter, eintreten, erheblich Raum gewinnen konnten. Bei uns gibt es eine noch viel gro%szere Gefahr der U%berfremdung, ohne dasz deswegen etwas unternommen wu%rde. Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der Fremdorbeiter zu und die Massenmittler sPrcsse, Fernsehen und Rundfunk) behaupten, dies trage zu unserem Wohlstand bei. Ein Gutachten von D. B i e h l und T. T e w e s stellt hingegen ungeschminkt kiar, dasz Fremdarbeiter der Dolkswirtschaft nicht von Dorteil sind, son- dern von Nachteil. Begru%ndung: 1. Ru%ckgriff auf Fremdarbeiter verbilligt ku%nstlich den Faktor Arbeit gcgenu%ber dem Faktor kapital, was dazu fu%hrt, dasz Rationalisierungsinvestitionen unterbleiben. 2. Arbeitsintensive Produktionszweige werden gegenu%ber kapitalintensiven madernen!) begu%nstigt, die Industrie wird also eher in Straszenbau als in Flugzeug- industrie investieren. z. Der Anreiz fu%r technischen Fortschritt wird geschwa%cht. Die Gutachter foigern: Anwerbung weiterer Auslo%nder wu%rde Derlangamung des technischen Fortschrittes bewirken. Es ist wertvoll, dasz eine Autorita%t wie das Institut fu%r Westrairtschaft diese Erkenntnisse besta%tigte. Neu sind sie keineswegs. Don Anfang an erkla%ren Nationalo%konomen wie Fo%h 1, Nyd egger, B red emey er, Tuchtf eld, Ru%stow, Wittmann, keller, Lutz, Harms, Jo%hr, Huber, Bombach, dasz Fremdarbeiter einc Belastung fu%r die Dolkswirtschaft darstellen, ohne dasz auch nur eine wissenschaftliche Gegenstimme laut wurde. Das hindert natu%rlich lournalisten und Pvlitiker nicht, der Offentlichkeit das Gegenteil einzureden. Ebenso behaupten sie, "wir brauchen Gastarbeiter-' wegen der "Hitze auf dem Arbeitsmarkt-', obwohl niemand anders as sie selbst diese Hitze mit allen Raffinessen verursachen. Schlechthin der Hauptgedanke unserer Wirtschaftspolitik heiszt: "Arbeitspla%tze erstellen" und fu%r "hohe Bescha%ftigung", also U%berbescha%ftigung sorgen. Seit F o r d und k e y n e s kann jede Regierung durch konjunkturpolitik (Diskontsa%tze; Mindestreserven, 0ffen-Markt-Politik, Wa%hrung) Doll- bescha%ftigung herbeifu%hren. Dallbescha%ftigung kann man fu%r 55 Millionen schaffen, aber auch fu%r 65 Millionen. Im letzteren Fall spricht die offizielle B e v e r id g e -Definition Dollbescha%ftigung, in Wahrheit handelt es sich um U%berbescha%ftigung, um ku%nstlichen Arbeitskra%ftemangel. Es ist von erstrangiger Bedeutung, dcr gesamten Bevo%lkerung klarzumachen, dasz Fremdarbeiter der Dolkswirtschaft nicht von Dorteil sind, sondern von Nachteil; dasz wir sie nicht "brauchm", sondern dasz der "Bcdarf" ku%nstlich geschaffen wird. 1912 erschien in den USA eine kommunistische Schrift >> A Racial Program for the Twentieth Century <. Sie besogic Rassenmischung diene dem Erfolg der kommunistischen Bewegung, man habe die psychologischen Doraussetzungen fu%r Mischehen zu schaffen. Ebenso wie ..moderne kunst", Psychoanalyse, Pornographie, kampf gegen Landwirtschaft urspru%ngich rein kommunistische Anliegen waren, dann aber durch heimliche kana%le Eingang in "bu%rgerliche" kreise fanden, erstand auch dem melting-pot zehn Jahre spa%ter ein "konservativer" Prophet. Co u d em h o v e - a 1 e r g i propagierte Amalgierung der Rassen, gru%ndete die Pan-Europa-Bewegung, wurde zum geistigen Dater der EWG und bekam 1955 das Bundesverdienstkreuz. Theodor N. k a u f m a n n empfahl 1941, sa%mtliche Deutschen zu steritisieren. Henry Mor g en t h a u wollte 30 Miliionen Deutsche in einem Agrarstaat verhungern lassen. Die Harvard-Universita%t schlug vor, Deut:chlands ma%nnliche Bevo%lkerung als Zwangs- arbeiter in Nachbarla%nder zu verstreuen. Der Plan verschwand in der Dersenkung. Es steht auszrr Zweifel, dasz den Intellektuellen der Harvard-Universita%t auch die umgekehrte Mo%glichkeit eingefallen ist: nicht Deutsche als Fremdarbeiter im Ausland, sondern . . . Die U%berfremdung trifft nicht nur Osterreich und die BRD. Der schweizerische Staat subvcntioniert "Arbeitsbeschaffungsreserven der Privatindustrie-', in Schweden veraus- gabt die >> arbetsmarknnd tyrelsen<< pro Jahr eine Miliiarde kronen zur Schaffung neuer Arbeitspla%tze s700.00O Su%dla%nder, vor allem in Dienstleistungen); Paris nimmt mit einer fadenscheinigen Begru%ndung Miliionen von Nordafrikanern auf; London la%szt , mit einer ebenso fadenscheinigen Berufung auf ,.moralische Derpflichtungen" Millionen von Indern und Westindern einwandern; Washington ru%hrt den Schmelztiegel durch mit Schuibussen; konada, Australien, Su%dafrika werden zunehmend aus dem Mittel- meerraum besiedelt. Es gibt nicht ein von Europa%ern bewohntes Land (Europa%er im Sinne der Abstammung; Rom war schon 100 v. (hr. zu 50 Prozent von Sklaven aus Nordafrika bevo%lkert), das nicht systematisch mit Auszereuropa%ern u%berflutet wu%rde. Abschlieszend usz man grundsa%tzlich sagen: Nicht den Ausla%ndcrn sind Dorwu%rfe zu machen, sondern jenen, die sie hereinholen. Quelle: "DN", 46/1971 Wie rosch sich doch die Welt vera%ndert! er amerikanische Pra%sident Niron hat nach der Heimkehr von seinem Besuch in China mit einem etwas altmodisch gewordenen Wort immer noch "die Welt" zu nennen belieben, norgestern und gestern ausgesehen hat und wie sie heute aussieht, gar erst morgen und u%bermorgen aussehen wird, dann scheinen Nirons Worte wirklich nicht groszsprecherisch zu sein: Die Supermacht U9A, bis dahin in unentwegter Derfolgung der Rooseveltschen Hegemoniepolitik sich nur mit Sowjetruszland als "Partner" in der Weltbeherrschung abfindend, gibt plo%tzlich das scheinbar so fest begru%ndete Prinzip eines "globalen Dua- lismus" auf und zeigt sich bereit, das kommunistische China als dritte grosze gleich- berechtigte kraft anzuerkennen. Dieselbe Dolksrepublik China, gegen deren Einzug in die Dereinten Nationen sich die USA solange erbittert gestra%ubt haben, dasselbe China Maos, dessen kommunistische Ideolagie den Nordamerikanern wie die Herausforderung des Satans erschien, dessen blutige kulturrevolution sie mit Abscheu erfu%llte! Noch mehr als das! Das plo%tzliche Liebeswerben um die Gunst Pekings liesz sich das Weisze Haus einen Preis kosten, der, wenn es auch derzeit noch krampfhaft verschleiert wird, nicht nur in der Preisgabe bisheriger verla%szlichster Derbu%ndeter und Schu%tzlinge, sondern, was noch viel schwerer wiegt, im "Derlust des Gesichtes" besteht, dem Wert- vallsten, was man in Asien u%berhaupt verlieren kann. Gleichgu%ltig, wie man die kost- spielige Intervention der USA in Dietnam ru%ckblickend beurteilen mag und wie sehr es versta%ndlich ist, dasz der sich um seine Wiederwahl bemu%hte Pra%sident gleich so vielen Amerikanern den bluti9en krieg endlich vom Halse haben will; gleichgu%ltig, wie richtig die Erkenntnis sein mag, dasz man dem menschenreichsten Staat der Erde nicht um einer vergleichsweise winzigen Inel zuliebe dauernd sein Recht auf Anerkennung seiner Souvera%nita%t und auf Mitbestimmung an Do%lkerschicksal streitig machen kann; gleichgu%ltig sogar, ob es nicht vielleicht ein geschickter Schachzug war, die kommunistische Hemispha%re "aufzuspalten- und zu dem bisheri9en einzigen Ball, mit dem Washington im internatio- nalen kra%ftespiel wirklich ernstlich zu rechnen hatte, na%mlich der Atommacht Sowjet- ruszland, nun einen weiteren, Rotchina, .,ins Spiel zu bringen": Ein Derrat an allen Prinzipien, fu%r die Dorka%mpfer zu sein Amerika bisher fu%r sich in Anspruch genommen hat, an der demokratischen Freiheit nach westiichem Zuschnitt, an den Menschenrechten und an der Menschenwu%rde bleibt es trotzdem, wenn der Pra%sident der USA jenen Ma%n- nern seine Aufwartung macht, auf deren Geheisz Millionen und Abermillionen Chinesen in blutiger Gleichschaltung enteignet, beraubt, rechtlos gemacht, hingemetzelt worden sind. Daru%ber ko%nnen auch die auf den Bildschirmen gezeigten Pagoden und Tempelscha%tze, denen das Pra%sidentenpaar sein aufmerksames Interesse erwies, nicht hinwegta%uschen; denn alle diese Zeugen einer uralten kultur sind ja Scho%pfungen jenes "anderen China", von dem Mao Tse-Tung, Tschu En-Lai und ihre Rote Gavden nichts mehr wissen wollen, die ihnen allenfalls ho%chstens gut genug sind fu%r billigen Touristenfang. "koeristenz" heiszt das Schlagwort, auf das sich Washington und Peking geeinigt haben. Aus amerikanischer Sicht bedeutet das wohl auf gut Deutsch: Miteinander auszu- kommen suchen, da wir gegeneinander doch nicht auf die Dauer bestehen ko%nnen. Was es ous chinesischer Sicht bedeutet, kann nur vermutet werden, allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit: Den "weiszen Imperialisten" solange als Partner hinnehmen, bis die Zeit reif geworden sein wird, ihm den Garaus zu machen. Und ihn bis dahin wirt- schaftlich ausnu%tzen, so gut und so weit es u%berhaupt geht. Denn auch in Peking du%rfte Lenins Ausspruch u%ber die "nu%tzlichen Idioten" nicht unbekannt sem. Was bedeutet nun aber diese plo%tzliche Dera%nderung der weltpolitischen Lage fu%r uns Europa%er, im besonderen fu%r uns Deutsche? Zuerst, was die Dergangenheit betrifft, die schmerzliche Erkenntnis, dasz unserem kontinent, dasz vor allem Deutschland viel erspart geblieben wa%re, wenn die USA eine gleiche koeristenz-Bereitschaft, wie sie sie jetzt gegen- u%ber der kommunistischen Dolksrepublik China bekunden, auch gegenu%ber dem national- sozialistischen Deutschen Reich gezeigt ha-tten. Gro%szer ko%nnen ja die ideologischen Gegen- sa%tze zwischen dem iiberalistischen Amerika und dem autorita%ren Deutschland auch nicht gewesen sein, als jetzt zwischen dem gleichen Amerika und der kommunistischen Diktatur in Asien. Folglich war der ganze "kreuzzug" Roosevelts ein Derbrechen. Zum zweiten aber hinsichtlich Gegenwart und Zukunft: In einer Welt, die sich so radikal von gestern auf heute vera%ndert hat und morgen weiter vera%ndern wird, ist es die 9ro%szte Torheit, sich an einen status quo, einen Zustand von gestern, zu klammern. Eben das tut die Banner Regierung mit ihren Derzichten an Moskau. Sie will --- auf teure kosten des deutschen Doikes --- den Sowjets helfen, einen Machtbesitz zu verewigen, dessen kurzlebigkeit sich jedermann angesichts der so entscheidend vera%nderten Weltlage ausrechnen kann. W i e rasch sich die Welt u%ber Nacht vera%ndern kann, das haben wir alle eben miterlebt. Nur die bundesdeutschen Derzichtspolitiker wollen es anscheinend um keinen Preis raahrhaben. Das Rad der Zeit werden sie trotzdem nicht aufhalten ko%nnen. An Unsere Frauen! ie kulturelle Lage, in dic wir geraten sind, la%szt es dringend notwendig crscheinen, ein- mal das Uort besondrrs an unsere Frauen zu richten. Die Derschiedenheit der ko%rpcrlichen Beschaffenheit von Frau und Mann und das in dieser Derschiedenheit begru%ndete verschiedene Wesen der beiden Geschlechter erkla%ren die ungleichen Interessen der beiden, begru%nden aber auch die Andersartigkeit der Der- pflichtungcn, die das Leben auferlegt. Der kampf--- nicht nur der kampf mit der Waffe --- ist Sache des Mannes, das Erhalten, insbesondere das der eigenen Art, ist Sache der Frau. Dergleiche mit der Tierwelt zeigen, dasz diese Aufgabenteilung bei den ho%her- stehenden Tiergattungen in a%hnlicher Weise stattfindet. Wer als Mensch des 2O. Jahr- hunderts die Derbindung mit der Natur noch nicht ganz verloren hat, wird es selbst- versta%ndlich finden, dasz auch der Frau zur Erhaltung der Familie und des Nachwuchses bestimmte Leistungen zufallen, die von Nia%nnern nicht erbracht werden ko%nnen. Diese Gedanken sind sicherlich nichts Neues, doch scheint es an der Zeit zu sein, sie wieder auszusprechen, um fu%r unsere Zukunft Entscheidendes daran anknu%pfen zu ko%nnen. Wir volksbewuszte Menschen haben in den letzten Jahren unermu%dlich auf die Gefahr hingewiesen, die jedem Staat aus dcr Miszachtung des Dolkstums erwa%chst. Leider wurde unseren Warnungen auch van unseren Frauen viel zu wenig Bedeutung bei- gemessen, weil sie nicht erkanntrn, dasz dic Feinde des Dolkstumsgedankens auch die Feinde der F a mi li e sind, die der Frau naturgema%sz na%her steht. Die Folgen der miszachtung alles organisch Gewachsenen sieht man nun an allen Ecken und Enden. Erschreckenderweise ist in allerletzter Zeit deutlich erkennbar, dasz der seit u%ber zwei Jahrzehnten gegen die natu%rlich gewachsene Gemeinschaft Dolk und gegen das Dolkstum gefu%hrte kampf sich jetzt auch auf die kleinste natu%rliche Gemeinschaft, die Familie, ausgeweitet hat: die Doma%ne der Frau wird nun auch --- versteckt oder oft schon ganz offen --- angegriffen und befindet sich in ho%chster Gefahr. Hier kann nur noch eine gemeinsame Abwehr a 1 1 e r Einsichtigen helsrn! Jetzt mu%ssen auch die Frauen aus ihrer Reserviertheit heraustreten. Denkende Ma%nner sind schon la%ngst zu der Erkenntnis gelangt, dasz der gro%szte "Realismus" jener ist, der den Idealismus fo%rdert. Drnn wer das Leben wirklich kennt, weisz, dasz der Mensch nicht nur Essen, Trinken, seruelle Befriedigung und den Erwerb materieller Gu%ter braucht, sondern dasz zu einem men;chenwu%rdigen Dasein auch Dinge geho%ren, durch die das Gemu%t "gesa%ttigt" wird, wie Scho%nheit, Wahrheit, Liebe und Treue, alles Begriffe, die nur durch ideales Denkrn erhalten werden. Der weisz auch, dasz die ideelle Einrichtung der Familie der Hort ist, der dem Nlann die kraft fu%r sein Schaffen verleiht, der fu%r die Frau der bestc Schutz ist und der den kindern die Liebe und Geborgenheit gibt, die sie im spa%terrn Leben vor serlischer zerrissenheit bewahrt und die ihnen hilft, sich in die Gemeinsfdlaft mit anderen einzufu%gen. Aber was beno%tigt eine Frau heute alle diese U%bcrlegungen, wenn ihr einfach das G ef u% hl sagen musz: jetzt wirst auch d u gebraucht, denn jetzt geht es nicht mehr nur um die den Ma%nnern zustehende Politik, sondern jetzt ist der Bestand deiner eigenen Familie in Gefahr, fu%r die d u als Frau und Mutter verantwortlich bist. Was bis vor kurzem nur von wenigen mutigen Zeitschriften als drohende Gefahr aufgezeigt wurde, finden heute unsere Fraucn in den Tageszeitungen besta%tigt: wie weit diejenigen Gesetze Lockerungrn erfahren haben oder ganz beseitigt werden sollen, die den Bestand der Familie schu%tzen, dasz von offiziellen gtellen eine Propaganda in Zeitschriften und Filmen fu%r familienauflo%sende Derha%ltnisse grduldet wird, wie die fu%r kommunen, Gruppen- ser, Homoserualita%t, Abtreibung und kinderlosigkeit. Es kann ihnen nicht mehr unbekannt sein, dasz die Ausschaltung volksbewuszter und volksverbundrner Menschen aus verantwartlichen Stellen dazu fu%hrte, dasz in manchen Schulklassen bereits ein Drittel der Schu%ler Nauschgift zu sich nimmt, jeder Dritte an erna%hrungsbedingten krankheiten stirbt, durch das Ansteigen der kriminalita%t (in den letzten fu%nf Jahren um rund 25%!) jedes heranwachsende kind immer mehr bedroht wird, durch das Fehlen entsprechender Masznahmen rund sechzig verschiedene, meisi unheilbare Erbkrankheiten uneingeschra%nkt weitergereicht werden ko%nnen und sich dadurch immer mehr verbreiten, der Fehlbestand an gpitalsbetten und krankenschwesiern sta%ndig im Steigen ist, und dasz schlieszlich durch Luft-, Erd- und Wasserwerseuchung sowie Lebensmittel- chemisierung ein Weiterleden der Menschheit u%berhaupt in Frage gestellt ist. (Fortsetzung auf Seite 2) All diese durch seelenloses wirtschaftliches Denken und einseitiges materielles Gewinn- streben hcrvorgerufenen Umsta%nde erschu%ttern gesunde Familienverha%ltnisse, bedrohen aber daru%ber hinaus die Lebcnsgrundlagen unserer Nachkommen. Liebe Frauen, es liegt an Euch, uns alle aus dieser atemberaubenden Gefahr zu befreien. Denn der Ma%nner kampf ist vergeblich, wenn Ihr, Frauen, nicht die Euch von Gott u%bertragene Aufgabe des E r h a 1 t en s der Familie und damit der Dolks- gemeinschaft ausfu%hrt. Es genu%gt nicht, zu diesen Zeilen zustimmend zu nicken und es damit bewenden zu lassen. Zu allen Zeiten hat das weibliche Geschlecht seinen kleinen Izereich, das Heim, zu bewahren gewuszt. Und wenn ein Ra%uber einer Mutter das kind aus den Armen entrisz, so verteidigte sie es, und sei es durch kratzen und Beiszen. Nie darf es anders sein! Wenn von den Derantwortlichen versa%umt wird, unseren Nachkommen die Lebensvoraussetzungen zu erhalten, wenn von zersto%rerischen kra%ften auf hinterha%ltigste Weise versucht wird, durch Gesetze, durch Schrifttum und durch Organisierung von abartig geschulten Jugendlichen das Familienglu%ck zu zersto%ren und die Jugend ins Derderben zu stu%rzen, mu%ssen auch unsere Ma%dchen und Mu%tter mit- helfen, unsere heiligen Gu%ter zu verteidigen, gleichgu%ltig mit welchen Mitteln. Es bleibt der Frau der siebziger Jahre unseres Jahrhunderts nicht erspart, ihrer Aufgabe des Erhaltens durch aktives Sicheinschalten in das politische Tagesgeschehen gerecht zu werden, zum Beispiel durch klare Meinungsa%uszerung zu der Familiengefa%hrdung und Freigabe der Beseitigung keimenden Lebens. Das mindeste aber, was man von jeder ansta%ndigen Frau verlangen kann, ist, dasz sie denjenigen politischen kra%ften ihre Stimme versagt, die infolge ihres negativen Der- haltens schuld an diesen Zusta%nden sind, und dasz sie sich denjenigen zuwendet, die ent- schlossen den kampf um die Erhaltung gesunder Familien, um die ko%rperliche und seelische Gesundung unseres Dolkes fu%hren und die zufolge eines b io 1 o g is ch en D enk en s die Doraussetzungen fu%r eine erfolgreiche Beka%mpfung dieser unheimlichen Gefahren mitbringen. Wilhelm D e s s o v i r Kein Grund jum Derjweifeln! Papst Julius II: "Wenn ich Bologna verloren habe, so werde ich es wieder nehmen." Arthur Graf Gobineau: "Die Renaissanre'- Oder T a t b e.st and : Auf der Potsdamer konferenz von 1945 wurde von den Sieger- ma%chten des weiten Weltkrieges vereinbart, die deutschen Ostgebiete jenseits der 0der-Neissze-Linie bis zur endgu%ltigen Grenzregelung mit Gesamtdeutschland unter der Derwaltung Polens zu belassen, das sich unmittelbar nach kriegsende ohne Wissen der Westma%chte, aber mit Billigung der gowjetunion in den Besitz dieser Gebiete gesetzt hatte. Der Rechtsanspruch des mit seiner milita%rischen Niederlage vo%lkerrechtlich nicht aus- gelo%schten Deutschen Reiches auf seine nur einer provisorischen Sonderregelung unter- worfenen 0stgebiete blieb durch die Potsdamer konferenz unangetastet, welcher Tatsache u. a. auch der Datikan dadurch Rechnung trug, dasz er sich entgegen allen politischen Wu%nschen standhaft weigerte, die bisherigen Dio%zesangrenzen einseitig zu a%ndern. Ein Derzicht auf die deutschen Gebiete jenseits der 0der-Neisze-Linie, wie er seitens der DDR in der Warschauer Deklaration vom 6. Juni 1950 enthalten ist, besitzt keinerlei vo%lker- rechtliche Bedeutung, da Pankow gar nicht befugt und in der Lage war, einen solchen Derzicht im Namen Gesamtdeutschlands auszusprechen. Die Deutsche Bundesrepublik, die bei ihrer Entstehung fu%r sich den Alleinvertretungsanspruch fu%r Gesamtdeutschland in Anspruch nahm, war daher sonnenklar im Recht, wenn sie sich mehr als zwei Jahrzehnte lang standhaft weigerte, die durch die Dertreibung von Millionen Ostdeutschen und die durch den polnischen Landraub widerrechtlich geschaffenen Tatsachen anzuerkennen. Fu%r diese eindeutige Rechtslage ist die Frage der augenblicklichen Durchsetzbarkeit des Rechts- anspruches villig bedeutungslos Jede andere Ausdeutung ist blanker Opportunismus, ist feiges Zuru%ckweichen vor der Gewalt, die die rechtswidrigen Tatsachen geschaffen hat und davon den Dorteil hat. Nutz anw end ung : Der Bonner Bundestag hat mit der Ratifizierung der sogenannten 0stvertra%ge, deren kernstu%ck die Anerkennung der 0der-Neisze-Linie als endgu%ltige Grenze ist, einem solchen 0pportunismus gehuldigt und damit einen Rechts- verrat begangen, der die moralische Grundlage der eigenen Eristenz wie derjenige der ganzen im Augenblick Beifall spendenden "freien Weit" in Frage stellen musz. Seit dem 17. Mai 1972 haben alle diejenigen, die mit der Ratifizierung oder Gutheiszung der 0st- vertra%ge die machiavellistische These -Gewalt geht vor Recht" anerkannt haben, jede moralische Berechtigung verloren, sich u%ber Adolf Hitlers "Gewalttaten'- zu empo%ren. Die gu%nde, die sie den "Werkzeugen und Anbetern der braunen Diktatur" anrechnen zu ko%nnen glaubten, haben sie selbst in einem weit gro%szeren Masz begangen. D er su ch ein er D o r aus s a g e : Ein unter so zweifelhaften, vom reinen Zufall herbeigefu%hrten Begieitumsta%nden einer a%uszersi fragwu%rdigen Parlamentsmajorita%t zustandegekommener Unterwerfungsvertrag wie der der BRD mit der Sowjetunion und mit Polen kann unmo%glich Bestand haben. Was von vornherein widernatu%rlich isi --- wie der "freiwillige" Derzicht eines groszen Dolkes auf rund ein Drittel seines Siedlungsraumes ---, kann nicht durch ein paar Unterschriften zu einer geschichtlich gewollten "Endlo%sung" umgefa%lscht werden. Sogar fu%r die Deutschen hat die "Dertrags- treue" ihre Grenzen bei der Unmo%glichkeit der Erfu%llung. Es kann sehr leicht sein, dasz nunmehr nach Besta%tigung der sogenannten 0stvertra%ge voru%bergehend der Anschein entsteht, es sei dem Frieden in Europa und in der Melt ein guter Dienst erwiesen worden. In Wahrheit wurde ihm der denkbar schlechteste Dienst erwiesen, denn die Demu%tigung, die Deutschland zugemutet wurde und die anzuerkennen es sich bereit gefunden hat, wird fu%r Moskau nur der Anreiz sein, auch anderen Do%lkern gegenu%ber den Bogen noch mehr zu u%berspannen. Und vielleicht, wer kennt den Gang der Geschichte, wird uns Deutschen sogar noch einmal der kreml selbst Dorwu%rfe machen, dasz wir ihn jo leichtfertig auf einem ins Derderben fu%hrenden Wege besta%tigt haben. Doch das sollen im Augenblick nicht unsere Sorgen sein. Die Selbstpreisgabe des deutschen Dolkes, die mit dem Bonner Ratifizierungsbeschlusz --- wenn nicht von Brandt selbst, so doch von seinen Hinterma%nnern gewollt --- vollzogen wurde, ist nur eine schein- bare. Denn unweigerlich musz es auf das, was jetzt durch Leichtsinn, Eitelkeit und Feigheit verschuldet wurde, ein Erwachen mit Heulen und Za%hneklappern geben, wenn erst vom 0sten die Wechsel pra%sentiert iverden, die schon der Hohe Bundestag in blanro ausgestellt hat. Und vielleicht ist auch das schicksalsnotwendig zur Wicdergewinnung unseres natio- nalen Bewusztseins. Es ist ein Ma%rtyrerlos, das u%ber das deutsche Dolk verha%ngt wurde. Doch haben gerade die Ma%rtyrer die Weltgeschichte gepra%gt und nicht die Strauchdiebe und Wege- lagerer. kein Grund zum Derzweifeln also fu%r uns, die wir in diesen Tagen klarer denn je erkennen, wie falsch alles war, was man uns seit 1945 vorgegaukelt hat. Dasz es der westdeutsche Bundestag nicht erkennt oder nicht wahrhaben will? Mein Gottl Das Parlament in Bonn ist noch lange nicht das deutsche Dolk! Am Zug ist jetst das Elternhous u%r die Erziehung der heranwachsenden Nachkommenschaft bildeten einst Elternhaus und Schule eine unlo%sbare Einheit. Was der Lehrer den kindern beibrachte, stand in keinem Gegensatz zu dem, was sie zu Hause aus dem Munde des Daters und der Mutter erfuhren. Der staatliche und der naturgegebene Erzieher erga%nzten und unter- stu%tzten einander in der glu%cklichsten Weise. Dasz dies heute nicht mehr so ist, dasz zwischen dem, was die Schule lehrt und was die Eltern zur Heranbildung ihrer kinder --- in immer geringerem Masze --- beitragen, ein oft feindlicher Gegensatz besteht, kommt nicht von ungefa%hr. Der Zwiespalt wird meist erkla%rt mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, mit dem heute angeblich schon beim kinde und jungen Menschen viel ausgepra%gteren Hang dur "demokratischen" Auflehnung gegen jede "engstirnige Autorita%t", mit dem behaupteten elterlichen Un- vermo%gen, dem kinde fu%r das moderne Leben taugliche Derhaltensweisen beibringen und vor allem vorleben zu ko%nnen, kurz, mit der "soziologischen Ru%cksta%ndigkeit" von Dater und Mutter. Ein ko%rnchen Wahrheit steckt in alien diesen Theorien; aber der eigentliche Grund ist ein politischer und heiszt "Reeducation". Reeducation, zu deutsch Umerziehung, betitelte sich jener perfide Plan aus Deutsch- land in die USA ausgewanderter Emigranten wie Emil Ludwig, kurt Lewin, Theodor Wisenbaum-Adorno, Mar Horkheimer, Erich Fromm, Saul Padover, die mit dem Morgenthau-Plan bezweckte dauernde wirtschaftliche Ohnmacht des deutschen Dolkes in psychologischer Hinsicht durch dessen "Charaktcrwa%sche" zu crga%nzen. Die Umerziehung sollte den deutschen Dolkscharakter, weil er nach Ansicht der genannten Leute "minder- wertig" war, ga%nzlich vera%ndern, dem deutschen Dolk ein neues, von karl Marr und Sigmund Freud hergeleitetes Menschenbild durch pa%dagogische und gesellschastspolitische Manipulation aufpfropfen. Wie weit dies tatsa%chlich gelungen ist, wird uns erschreckend klar, wenn wir die heutigen Zusta%nde, von den "anti-autorita%ren kinderla%den" bis zu den Gewalttaten der Baader-Meinhof-Bande mit dem Rezept der Umerziehung vergleichen. Denn deren ziele waren ja: Die Aufio%sung jeder festen Familienbindung, einerseits durch Dera%chtlich- und La%cherlichmachen jeder va%terlichen Autorita%t, andererseits durch Herabsetzen aller gemu%ts- bildenden Eigenschaften der Frau, aller natu%rlicher Muttertugenden; die Zersto%rung aller u%berkommener sittlicher Dorstellungen durch Fo%rderung eines hemmungslosen Sich- auslebens; die Dernichtung des Geschichtsbildes und jedes nationalen Selbstbewusztseins. In diese Richtung ging und geht noch heute die Erziehung unserer kinder nicht nur im Teilstaat Westdeutschland, in dem ja die Umerziehung zuerst und im ganzen Umfang wirkjam geworden ist, sondern auch in Osterreich, wo sich ihr sofort nach kriegsende linksgerichtete Erfu%llungsgehilfen zur Derfu%gung stellten. Dasz die Infektion nicht auf den deutschen Dolksraum beschra%nkt blieb, sondern sich schlieszlich in ganz Europa, ja in der ganzen sogenannten "freien Welt" einschlieszlich des Erfinderlandes der Umerziehung, der USA, ausbreitete, sei nur am Rande vermerkt. Der oft geho%rte Dorwurf, das Elternhaus trage die alleinige oder doch die Haupt- schuld an der heutigen Jugendverwahrlosung, ist ebenso falsch wie ungerecht. Denn was ko%nnen Eltern schon wirklich tun gegen Umwelteinflu%sse, denen die kinder auf Schritt und Tritt ausgesetzt sind, was ko%nnen sie ausrichten gegen einen Unterricht, der genau das Gegenteil von alledem lehrt, was sie selbst als wahr und richtig erkannt haben, welches Gewicht ko%nnen sie in den wenigen Stunden des Beisammenseins mit ihren kindern gegen das U%bergewicht des Staates und opportunistischer Parteiideologien, gegen die Schmutzflut der Porno- und Rauschgftwelle in die Waagschale legen? Selber in den Sog eines sta%ndigen Derdienenwollens und -mu%ssens geraten, haben sie kaum Gelegenheit, aber auch sehr oft nicht mehr die innere kraft, ihrem Nachwuchs zu Hause jenes Dorbild zu sein und jene Nestwa%rme zu schenken, auf die dieser Anspruch ha%tte. Und so lasscn sie denn eben die Dinge treiben, suchen sich mit Geschenken oder auf andere Art von ihren eigentlichen elterlichen Pflichten loszukaufen und erwecken durch ihr hilfloses Gewa%hrenlassen noch den Eindruck, als billigten sie alles, was ringsherum an der Jugend verbrochrn wird. --- ber e in e Zeit gibt es im Jahr, fu%r die, was sonst der Zwang des Berufslebens verschuldet oder auch nur als bequeme Ausrede zula%szt, ni ch t gilt: die Zeit des Sommerurlaubcs, der groszen Schulferien, die Zeit, in der trotz fortschreitender Der- a%uszerlichung des lebens durch Technik und Wirtschaft ein Gemeinschaftsleben in der Familie noch sinnvoll verwirklicht werden kann. Diese grosze Gelegenheit soll genu%tzt werden. Wir sind nicht so weltfremd, zu glauben, dasz sich sobald irgendwo Eltern finden werden, die, auch wenn sie alles hier Festgestellte fu%r richtig finden sollten, ihren kindern zuliebe auf lang gehegte eigene Urlaubswu%nsche, auf Reisen in fremde La%nder, aus Bade- ursaube am blauen Meer, auf die Benu%tzung ihrer "heiligen kuh", des eigenen Autos, verzichten mo%chten. Doch haben sie ja sogar dann, wenn sie sich zu einem solchen "Der- zicht" nicht entschlieszen ko%nnen, wenn sie nicht ein paar hundert Motorkilometer pro Tag su%r eine Alm- oder Waldwanderung "opfern", nicht eine Menschentreibjagd auf staubigen Autostraszen fu%r die behagliche Idylle in irgend einem heimischen Bauernhos "hergeben" mollen, Gelegenheit genu%gend, um das Beisammensein mit den Ihren so erlebnisstark auszuscho%pfen, dasz jeder flu%chtige Urlaubstag zur bleibenden Erinnerung werden kann: Den Rundfunk einmal abschalten, zum Buch greifen, nicht blosz zur Tageszeitung oder zur grell bebilderten Illustrierten, lesen, wirklich lesen, den kleinen vorlesen, mit den Gro%szeren das gemeinsam Gelesene u%berdenken, besprechen, ein Gedicht oder eine Erza%hlung auf Gemu%t und Derstand wirken lassen, reden, miteinander und nicht wie sonst immer anrinander vorbeireden, frei und offen, vom eben und vom fru%her Erlebten, nicht wie am Werktag nur von "Gescho%ften- und materiellen "Erfolgen"! Findet sich nicht in eincm verstaubten lDinkel ein altes Ma%rchenbuch, das, in den Urlaub mit- genommen und abends oder auf einer Rast von der lNutter den kleinen vorgelesen, fu%r diese zu einem Quickborn der Phantasie werdcn kann, ganz anders als die sich immer wiederhosenden comic strips? Eine klassikerausgabe fu%r die Gro%szeren und auch die Erwachenen? Wenn man es schon nicht a%ndern kann, dasz der Deutschunterricht in der Schule um Bert Brecht und Gu%nter Grasz als die Sterne an unserem Literaturhimmel kreist, kein daru%ber vera%rgerter Dater kann daran gehindert werden, dasz er seinen Spro%szlingen im Urlaub Schiller und kleist, Grillparzer und Lenau nahebringt und ihnen eine Naturstimmung mit einem Ders Goethes oder Ho%lderlins tiefer ausdeutet. Und keiner Mutter ist verwehrt, mit ihren kindern, ganz frei und vom Alltag geio%st, einmal lzlumen zu pflu%cken oder Schmetterlinge zu jagen, das Herz sprechen zu lassen, das von unserer technischrn Welt miszhandelte, gequa%lte, von den Umerziehern hochmu%tig bela%chelte deutsche Herz. Wir alle mu%ssen nur wollen. Es wird im Anfang nicht immer leicht gehen, denn zuviel an Falschem, Derlogenem, uns durch einen nicht zu unserer Art passenden fremden Lebensstil gewaltsam Aufgezwungenem, zuviel auch an Unrast und 0berfla%chlichkeit klebt an uns, als dasz wir es sofort von uns und von unseren kindern abstreifen ko%nnten. Aber wenn wir uns ernstlich bemu%hen, in der uns geschenkten Erholungszeit mieder zuru%ck zu den wahren Ouellen unseres Seins zu finden, unseres Einsseins mit Gott und der Natur, dann wird eine kraft in uns einstro%men und von uns u%berstro%men auf unsere kinder, die vielleicht gerade aus der Erinnerung an diese ko%stlichen Stunden einmal ihr Izestes zur Entfaltung bringen wird, eine kraft, an der, in der Gesamtheit unseres Dolkes gerechnet, dereinst der Anschlag gegen unsere Art und Sitte, gegen unser Daterland und unsere Muttersprache, gegen unsere Deutschheit zunichte werden wird. Solchen sinnvoll gestalteten, neuen Glauben und neuen Lebensmut schenkenden Urlaub wu%nscht allen lieben Lesern und reunden der E ck a r t Inweltverschmutung Unzaligen Europa%ern mag die Ferienzeit neben der erwu%nschten Uriaubserholung auch die Erkenntnis beschert haben, welche ungeheure Ausmasze die Zersto%rung der Natur, die Derwu%stung der Landschaft, die Dersteppung und Derkarstung der Erde, die Dergiftung des Wassers und der Luft bereits angenommen haben. Und sicherlich hat sich ihnen mit dem Bedauern daru%ber, dasz das scho%ne Gebirgstal, das ihnen als eine romantische Perle der Alpen, der Pyrena%en oder des Apennins in Erinnerung gewesen war und das sie nun mit Staudamm und Stausee als trostlos-langweilige "Energiequelle- wiedergefunden haben, dasz der Wald, den sie zu durchwandern, die Flu%sse und Seen, in denen sie zu schwimmen gedacht hatten, unwiderbringlich dem sogenannten "Fortschritt" zum 0pfer gefallen sind, auch die bange Frage aufgedra%ngt, ob das, was man heute mit einem Modewort Umweltzersto%rung und Umweltverschmutzung nennt, u%berhaupt noch ru%ck- ga%ngig gemacht werden kann. lOenn der millionenfache gewaltsame Eingriff des Men- schen in die natu%rliche 0rdnung unseres kosmos ist so ungeheuer und ungeheuerlich, dasz kein billig erzeugter 0ptimismus, man ko%nne mit ein paar Filter- und kla%ranlagen, mit einer "reineren-' Industrie --- etwa nach dem Muster der ,.sauberen" Atombombe ---, mit Mittelchen und Ma%tzchen einer "Naturkosmetik" die aufgetretenen Scha%den bei einigem guten Willen recht bald wieder beseitigen, wie reiner Hohn wirkt. Soweit bei den Menschen die Erkenntnis oder auch nur dumpfe Ahnung zunimmt, dasz die seit Jahrzehnten planma%szig betriebene Zersto%rung der Natur eine katastrophe anku%ndigt, 9egen die alle Schrecknisse und Plagen der Johannes-Apokalypse verblassen, mag die massenhafte Schockwirkung von Urlaubserlebnissen eine nicht zu unterscha%tzende Doraussetzung fu%r den Wunsch und Willen der sogenannten "Gesellschaft" sein, auf dem Wege zur Selbstvernichtung der Menschheit umzukehren. Genu%gt dies aber wirklich, um die grosze Wandlung einzuleiten? Geniigt es, um jene satanischen kra%fte zu ba%ndigen, die um die Profits willen, einem sozial bema%ntelten Raubbau an allem zuliebe, was "Leben bedeutetund Leben erstwirklich lebenswert machtllstu%ndlich noch mehr Gift, Schmutz, Odnis und Naturverelendung erzeugen? Nein, es genu%gt nicht. Wir mu%ssen uns schon zu der Einsicht bequemen, dasz der keim der krankheit, an der wir herumdoktern, ticfer steckt, als es uns irgendein gefa%lliges Ministerium mit Hinweisen auf "kapitalistische Ausdeutungsmethoden" weiszumachen beliebt. Nein, wir mu%ssen entschlossen, fernab von ausgefahrenen Gedankengleisen, den Grund des U%bels in uns selber suchen und die Der- schmutzung der "Umwelt" nur als Spiegelbild des Schmutzes versiehen lernen, der sich seit Jahrtausenden im Menschen selbst angeha%uft hat. Mit bloszem "Moralisieren- kommt man da allerdings nicht weiter. Man musz die Rolle neu u%berdenken, die das Lebewesen Nlensch auf dem Planeten Erde bisher gespielt hat und man musz den geistigen Standpunkt orten, auf dem es diese Rolle weiterzuspielen gedenkt. kurz, man musz, wie dies der Heidelberger Wissenschafter Fritz P a u 1 i in einer hervorragenden Studie "Naturbetrachtung in der westlichen Gedankenwelt" (vero%ffentlicht in "Ruperto Carola", Halbjahrszeitschrift der Universita%t Heidelberg, Band 4g, Dezem- ber 1971) mit ebenso groszer Sachkenntnis wie beachtlichem Mut getan hat, zu jenem geistigen Wendepunkt in der Entwicklung des geschichtlichen Menschen zuru%ckkehren, von dem die Fehlentscheidung ihren Ausgang nahm. Mir meinen, um es ungefa%hr mit den Worten Fritz Paulis zu sagen, jenen ver- ha%ngnisvoll"en Wendepunkt, indem rich die ju%d"isch"-christliche Theologie anschickte, "den Planeten Erde fu%r das Wohlergehen des Menschen zu deuten". --- Die Wechselbeziehungen zwischen Gott, Mensch und Natur haben die denkenden ko%pse schon sehr fru%he bescha%ftigt, und ebenso geistreiche wie vielfach einseitige Gedanken- geba%ude wurden auf dem Boden dieser Spekulation errichtet. Don der Sumerischen Theologie bis zu Lamarck und Darwin zieht sich wie ein roter Faden der immer wieder neu unternommene Dersuch, eine "kosmische 0rdnung'- zu erkennen und die "Der- zahnung der Natur", in die der Mensch miteinbezogen ist, von irgendeinem Blickpunkt aussei es nunein religiser physikalischer, biogenetischer oder blosz o%konomischer, zu verstehen. A 1 1 e n diesen Dersuchen aber war und ist der menschliche Hochmut gemeinsam, blosz vom Weltteilchen menschliches Ich aus eine 0rdnung begreifen zu wollen, in der dieses Teilchen doch nur einen sehr bescheidenen Anteil hat. Die anmaszendste Betonung dieser Teilfunktion ist die Auffassung vom Menschen als "Ebenbild Gottes". Mit groteskem Starrsinn halten sogar die "Atheisten" an diesem Firstern menschlicher U%berheblichkeit fest. Der scheinbar "unerschu%tterliche Glaube und das Dertrauen der modernen Gesellschaft in die Segnungen der Technologie" spauli) sind nur von daher begreiflich. Nur von daher zu verstehen ist daher auch der weltweite Hasz dieser Fort- schrittsfanatiker gegen alle jene, die ihren euda%monistischen Glauben nicht zu teilen gewillt sind und sich zu einer organischen Gemeinschaftsverantwortung bekennen, die nicht aus- schliesziich, aber sehr wesentlich im volklichen Herkunftsbewusztsein gipfelt. Denn u%ber dieses hat Jehowa so wenig Macht wie der Computer. Was wir damit sagen wollen? Jeder deute es sich nach seinem Belieben aus! Die zersto%rte Harmonie, die verschmutzte Wechselbeziehung zwischen Mensch und sogenannter "Umwelt" ist einc Gewissensmahnung, ein weder ausschlieszlich religio%s noch vern nft- ma%szig zu deutendes Pha%nomen. Die Heilung der "Umwest" kann nur durch eine wieder heil gewordene "Innenwelt" erfolgen, in der den Mommonsgo%tzen von vorgestern abge- schworen wird. Mit Beginn eines neuen Arbeitsjahres, nach zu Ende gegangener Urlaubs- zeit, werden sie uns wieder zu beherrschen wu%nschen. Werden mit neuen Werbespru%chen und neuen Wahlplakaten, mit Schlagworten von "Demokratisierung" und noch mehr technischem Fortschritt unseren Zweifel an ihrer Unfehlbarkeit beta%uben wollen. Wir haben ihnen nichts entgegenzusetzen; nichts als unseren Glauben, dasz echte Entschmutzung nicht von auszen, sondern nur von innen kommen kann. Das Ende der olympischen Idee...? Es sind keine guten Auszenereignisse der modernen Olympischen Spiele gewesen, die das Jahr 1972 kennzeichnen. Zuerst der spektakula%re Ausschlusz des Skisportlers karl Schranz im japanischen Sapporo, der zwar vom Prinzip her richtig gewesen sein mag, aber der doch nur O%sterreichs Spitzensportler und damit Osterreich stellvertretend fu%r zahl- reiche andere bitter getroffen hat; dann in Mu%nchen der von den Schwarzen Afrikas erzwungene Ausschlusz der rhodesischen Mannschaft und schlieszlich das ruchlose kommando- unternehmen arabischer Guerilleros gegen die im olympischen Dorf schlafende Sportler- mannschaft Israels, die dort, sowie im unweit von Dachau gelegenen Flugplatz Fu%rsten- feldbruck, zum Tode der israelischen Geiseln, einiger Terrorisien und Polizeiorgane ge- fu%hrt hat. Wenn der moderne olympische Gedanke nicht schon seit la%ngerem bedenklich angeschlagen wa%re: dieses fu%rchterliche Geschehen ha%tte eigentlich zum Abbruch der 20. Olympischen Spiele neuer Zeitrechnung fu%hren sollen: Hier war heiliges Land, das su%hnelos entweiht wurde, und nur Ru%cksicht auf das Gescha%ft, das die Olympischen Spiele leider auch sind, haben einen Beschlusz auf Weiterfu%hrung der Spiele nach einer wu%rdigen olympischen Trauerfeier herbeigefu%hrt. Wie die antiken Olympischen Spiele; die kultischen Ursprungs waren, nach mehreren Jahrhunderten des Aufstiegs und des Niederganges eines Tages geendet hatten, so wird es wohl auch mit der an sich segensvollen Einrichtung der modernen 0lympischen Spiele sein. Eine Go%tteridee wurde durch Menschenschwa%che allma%hlich verderbt. Die inner- griechischen Athletenka%mpfe, die ho%chstens 18 Agone kannten, worunter wir kampf- disziplinen zu verstehen haben, kamen nach der Unterwerfung Griechenlands durch die Ro%mer vo%llig zum Erliegen, bis sie von kaiser Theodosius I. z9z n. Lhr. untersagt wurden. Seit 1896 finden moderne 0lympische Spiele alle vier Jahre als "Fest der Jugend der Welt" statt; seit 1924 gibt es auch eigene Winterolympiaden. Baron de Loubertin hat die Gedanken anderer aufgenommen und die Neubelebung weltweiter Sportfeste veranlaszt. Es war nur folgerichtig, dasz die ersten Spiele in Athen stattfanden. Diele andere Welt- sta%dte sind dann gefolgt, so Paris und London. Auch Berlin wa%re an der Reihe gewesen, es kam aber der Erste Weltkrieg, der die Jugend der Welt in fu%rchterlich anderer Weise auf die kampffelder holte. 192O und 1924 waren Deutschlands Sportler ausgeschlossen, auber"l"9z6"kam "es""zu d"en" gro"sz"a"rt"ige"n W""inters"p"i"elen "von G"arm""isch-P"a"rtenkirch" e n und zu I dcn unvergeszlichen 1 1. Sommerspielen zu Berlin, bei denen Deutschlands Sportler vor internationalen Schiedsrichtern 42 Goldmedaillen gewinnen und den bisherigen Dorrang der USA brechen konnten. Wieder fielen dann zwei Olympiaden wegen des Zweiten Weltkrieges aus, aber der olympische Gedanke als Gedanke der friedlichen Bewegung junger Menschen aller Nationen und Rassen blieb lebendig, wenn es auch allerlei krisen gab, die Spiele von politischen und kommerziellen Einwirkungen freizuhalten. So kam es vor wenigen Wochen wieder in Deutschland zu den 7. Spielen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht mehr in der leid- gepru%sten Mauerstadt Berlin als der heimlichen Hauptstadt der Deutschen, sondern im bayrischen Mu%nchen, das wahre Grosztaten deutscher Organisation geleistet hat, um allen Teilnehmern in den Arenen und Hallen unvergeszlich zu bleiben. Schon zu Beginn der ka%mpfe war der Ausschlusz Rhodesiens eine Erpressung an den IOC-Pra%sidenten Brundage, der von den politischen kra%ften Schwarzafrikas entgegen aller olympischer Satzungen erzwungen worden war. Es mehrten sich auch Gegensa%tze in dcr Fra9e des kontrollierbaren und unkontrollierbaren Dopings, also der Leistungs- steigerung mit chemisch-pharmazeutischen Mitteln. Bei allen pra%chtigen Erfolgen und neuen olympischen und Weltrekorden brandet immer mehr die Frage auf, wieweit wir es noch mit einem Laiensport zu tun haben. Am erfolgreichsten sind allseits die Nationen, die den Olympiaden ihre ka%mpfer als Leistungen eines intensiven Staatssportes zuleiten und damit zu den begehrten Medaillen fu%hren. Auf der einen Seite Argwohn vor Pro- fessionalismus und Schleichwerbung, deren sich Olympiaka%mpfer schuldig machen, auf der anderen Seite die Erkenntnis, dasz eben von (ost)-staatswegen ein staatlich ho%chstgefo%r- dertes Spitzensportlertum etabliert wird, dem nach den Festen ebenfalls nicht unbetra%cht- liche materielle Fo%rderungen zukommen. Es ist nicht mehr der friedlich den ko%rper zu Ho%chstleistungen hinauffu%hrende Sport- gedanke, sondern die nervenzermu%rbende Rekordsucht, die mit den alten Idealen u%ber- haupt nichts mehr zu tun hat. Die Durchbrechung sportlicher Traumgrenzen ist spa%ter oft eher eine Trago%die als ein Triumph des Willens. Und nun noch die Bandenschu%sse im oiympischen Dorf und die Blutschande an der Rrinhei"t des olymp"ischen F"ri"edensbannersi "Die Welt ist voller Nlorden" heiszt es in einem Lied von Walter Fler. Doch man ha%tte diese Untat von den olympischen Friedens- kampfsta%tten um jeden erdenklichen Preis fernhalten mussen. Dielleicht wa%re es klug gewesen, sowohl Israel als auch die arabischen Staaten solange von den 0lympischen Spieien fernzuhalten, bis dort statt eines allzeit brechbaren Waffen- stillstandes wieder echter Friede eingetreten ist. Aber gegen eine solche Entscheidung, die zwar 1920, 1924 und 1948 Deutschland von den Spielen ferngehalten hat, ho%tte die ganze Welt lautstark aufgebru%llt. Wie immer es sei: sechzehn 0pfer der Sto%rung des olympischen Friedens blieben auf der Walstatt und nichts kann diese hoffnungsvollen jungen Menschen wieder zum Leben erwecken! Schalom oder Salam (ob ju%disch oder arabisch), dieses semitische Wort heiszt doch: Friede! Und dem Frieden und der friedlichen Begegnung der Jugend des ganzen Erdballes ha%tten auch die modernen Olympischen Spiele erstrangig zu dienen gehabt. kultverletzungen haben die antiken Olympischen Spiele eines Tages zunichte ge- inacht. Die herrliche moderne olympische Idee der friediichen Jugendbegegnung ist heute Sprengsa%tzen ausgeliefert, die von auszen kommen. Wenn nicht bald wieder strenge Besinnung auf den Ursprung modernen olympischen kampfsinnes einzieht, ist das Ende der madernen olympischen Idee leicht abzusehen. Nur die kraft des menschlichen ko%rpers und des Willens seiner Tra%ger hat dem olympischen Gedanken zu dienen. Die Gewalt und der Terror, wo immer diese Sto%ren- friede ihre Ursache haben, mu%ssen den olympischen kampfsta%tten ku%nftig unbedingt fern- gehalten werden. Und dies im Namen des Friedens, der unter den fu%nf Ringen vom olympischen Feuer reinerhalten wird. "Der dem Tod ins Angesicht schauen kann..." erringen als einen heroischen Tod". Arthur Schopenhauer Bedeutung oder Nichtigkeit, Wert oder Unwert von Menschen, Do%lkern, ganzen Geschichtsepochen lassen sich am klarsten erkennen aus deren Einstellung zum Tode. Fu%r den Materialisten ist mit diesem alles zu Ende. Nur was er im Leben an Glu%cksgu%tern erwerben und verzehren, als Beute seiner Raffgier oder als Anteil am "Sozialprodukt" besitzen, was er als Daseinsgenusz an gesellschaftlichem Ansehen, an Rang und Titeln einheimsen kann, das za%hlt. Alles aber, was u%ber seine zeitgebundene perso%nliche Eristenz hinausreicht, das Schicksal der Gemeinschaft in naher und ferner Zukunft, die geisiige und ko%rperliche Entwicklung kommender Geschlechter, ist dem ganz und gar ichbezogenen Fleischmenschen trotz gelegentlich geheuchelter Hoffnungen und Befu%rchtungen, wie es nach ihm weitergehen wird, ho%chsi 9leichgu%ltig. Er wird ja dann nicht mehr "dabei sein-. Diese durch und durch egoistische Haltung kennzeichnet unsere heutige Wohlstands- gesellschaft. Bedenkenlos betreibt sie Raubbau an den Naturscha%tzen, deren restloses Dersiegen ja sie selber nicht mehr treffen wird, bedenkenlos lebt sie auf Pump, d. h. von einem Dorgriff auf morgen, kritiklos huldi9t sie dem schon zum Dogma gewordenen Glauben an eine sich sta%ndig ausweitende Wirtschaft, obwohl allein schon die fu%r jeder- mann spu%rbare Geldwertverdiinnung auch dem Du%mmsten deutlich machen mu%szte, dasz es sich bei dieser uferlosen "Wirtschaftserpansion" im Grunde nur um einen Taschenspieler- trick mit Ziffern und nicht um eine echte Steigerung des nationalen Umlaufvermo%gens handeln kann. Aber wer das ausspricht, der ist ein ketzer, ein Schwarzseher, ein Teufel- an-die-Wand-Maler, weil er das "Glu%ck" der Augenblicksgenieszer sto%rt, weil er an dem Leibspruch der Nlarquise von Pompadour zu ru%tteln wagt, der heute die Devise einer leichtlebigen Menschheit ist, die nicht nur mit dem Zusammenbasteln noch fu%rchterlicherer Dernichtungswaffen, sondern auch mit der mutwilligen Anha%ufung immer neuer nationaler und sozialer Zu%ndsioffe dran und drauf ist, den ganzen Erdball in die Luft zu sprengen: "Nach uns die Sintflut." Don einem solchen Geschlecht la%szt sich weder Ehrfurcht vor dem Tode noch auch ernstes Denken an ihn erwarten. Die Wallfahrt zu den Gra%bern der Dahingegangenen ist, von der perso%nlichen Pflege oft sehr wehleidiger eigener Erinnerungen abgesehen, meist reine konvention, die vielen kro%nze und Blumenstra%usze, die man dort niederlegt, erscheinen als Abschlagszahlungen, mit denen man sich von dem peinlichen Gedanken loskaufen will, dasz einem selbst einmal die Sonne u%ber dem allgemeinen Wohlfahrts- paradies nicht mehr lachen wird. Denn nur "der Lebende hat recht". Ganz selbstversta%ndlich, dasz einer solchen Geisteshaltung der Soldat, der nach Schillers Reiterlied allein der freie Mann ist, weil er .,dem Tod ins Angesicht schauen kann", ho%chst unbequem, ja verda%chtig sein musz. Das Leben einzusetzen, wie Schiller dem Soldaten zuruft? Wofu%r? Fu%r die Freiheit, die man im Tode doch nicht mehr genieszen kann? Fu%r das Daterland, da es doch dieses, wenigstens fu%r deutsche Menschen, gar nicht mehr geben darf? Wofu%r also? - In dem ganz oberfla%chlichen Derha%ltnis des modernen Menschen zum Tode, den er zwar zu seinem gro%szten Leidwesen nicht demokratisch wegdiskutieren, wohl aber mit den Mitteln der neuzeitlichen Medizin mo%glichst lange hinausschieben kann, den er mit den ihm wichtiger erscheinenden Tagesproblemen vergessen machen zu ko%nnen glaubt, wird die ganze geistige Ode unseres materialistischen Glu%ckseiigkeits-Zeitalters offenbar. Der Tod ist nicht, wenn wir ihn nicht zur kenntnis nehmen. Nur flott drauflosgelebt, dann verschwindet der Tod aus unserem Gesichtskreis. Seltsamerweise bleibt er trotzdem als Abschlusz und letzte kro%nung unseres Lebens vorhanden. Und seltsamerweise sind nicht die, die ihn vergessen oder u%berlisten zu ko%nnen vermeinen, die Sta%rkeren, sondern die, die ihm mutig ins Angesicht zu schauen gelernt haben. Warum denn sonst zollt man den Weltraumschiffern, die ihr Leben fu%r eine Idee, die Idee der Erkenntnis, aufs Spiel setzen, so grosze Bewunderung? Zeigt sich nicht allein darin schon der Widerspruch zwischen dem Paradies-auf-Erden-Glauben und der unerbitt- lichen Notwendigkeit, dasz der Mensch zu seiner Selbstbehauptung immer wieder um diese ko%mpfen, mit dem Einsatze seines Lebens ko%mpfen musz? Es ist kein falsches Pathos, wie man es uns immer wieder vorwirft, wenn wir in diesen Tagen des althergebrachten allgemeinen Totengedenkens das 0pfer a 1 1 e r Soldaten, ganz besonders aber das beispielgebende Opfer unserer deutschen Soldaten in den beiden Weltkriegen beschwo%ren. Wa%re ihre todverachtende Haltung noch die unsere, dann ga%be es wohl keine deutsche Teilung, keinen Derzicht auf deutschen Dolksboden, keine deutsche 0hnmacht und Selbsterniedrigung. kra%nze und Gedenkreden fu%r diese Dor- bilder unserer heiligen Glaubensu%berzeugung tun es allein nicht. Laszt uns ihnen, auch im zivilen Alltag, nachstreben, "furchtlos und treu"! "Lieb Daderland, magst sein!" Die Welt kann zufrieden sein: Die Mehrheit der Wa%hlerschaft in der Bundesrepublik Deutschland hat mit ihren Stimmen fu%r die sozialdemokratisch-liberale Regierungs- koalition mit Bundeskanzler Willy Brandt und Auszenminister Walter Scheel an der Spitze in freier, geheimer Wahl die Preisgabe eines Drittels deutschen Dolksbodens, die staats- und vo%lkerrechtliche Anerkennung der abgerissenen Ha%lfte Deutschlands als selbsta%ndiger "zweiter" deutscher Staat und schlieszlich auch die Umwandlung der westdeutschen Bevo%l- kerung in eine "nach links offene Gesellschaft" gutgeheiszen. Eine Bedrohung des sogenannten Weltfriedens durch Anmeldung deutscher Wiedergutmachungsanspru%che auf die deutsche Einheit, auf die Herausgabe von Raubgut, auf die Wiederherstellung des Rechts auszerhalb und innerhalb der derzeitigen Landesgrenzen ist nicht mehr zu befu%rch- ten; dem im Jahre 1945 eingerichteten sowjetisch-amerikanischen Protektorat u%ber Deutsch- land, Europa und die ganze Welt droht von deutscher Seite keine Gefahr. Man darf das Ergebnis demokratischer Wahlen weder u%ber- noch unterscha%tzen. Auch wenn Brandt und Scheel am 19. November 1972 nicht gesiegt ha%tten, wa%re dle von ihnen in Moskau und Warschau vollzogene kapitulation nicht mehr ru%ckga%ngig zu machen, der urspru%nglich von Westdeutschland erhobene Alleinvertretungsanspruch fu%r ganz Deutschland nicht wiederherzustellen gewesen. Praktisch gea%ndert hat sich also su%r die ku%nftige Auszenpolitik seit jenem Tage, da die "Gewaltverzichtungsvertra%ge" von Bonn ratifiziert worden sind, nicht allzu viel. Aber andererseits ist es doch nicht dasselbe, ob sich der Abschlusz dieser sogenannten "Dertra%9e" wie bis zum lg. November nur auf eine zahlenma%szige Minderheit der westdeutschen Bevo%lkerung stu%tzen konnte oder ob er jetzt durch deren Mehrheit ausdru%cklich gebilligt worden ist. Was bis vor kurzem als eine Politik des "Fait arrompli" erschien, als ein Mano%ver der U%berrumpelung, das ist jetzt ausdru%cklich sanktioniert worden durch eine zustimmende Mehrheit, die sich in Zukunft nicht einmal mit mangelnder kenntnis der Tatsachen entschuldigen wird ko%nnen. Daran etwas herumdeuteln zu wollen, wa%re kindisch. Wir haben zur kenntnis zu nehmen, dasz u%ber zwanzig Millionen in Freiheit lebende deutsche Menschen die Mord- mauer in Berlin, die Todesfallen und elektrischen Za%une an der Zonengrenze ebenso vergessen haben wie den Gedanken an die Einheit des groszen Daterlandes, fu%r die sicherlich nicht wenige von ihnen oder ihren Angeho%rigen im letzten Weltkriege die ho%chsten Opfer gebracht haben. Wir haben zur kenntnis zu nehmen, dasz aus einer Dielzahl ehemaliger deutscher Patrioten Wohlstandskonsumenten geworden sind, die nichts so sehr fu%rchten, als dasz Deutschland jemals wieder in der Geschichte eine politische Rolle spielen und dafu%r von ihnen vielleicht 0pfer verlangen ko%nnte. Das war doch der Zweck der seinerzeitigen "Umerziehung", der Gehirnwa%schc, der man das heute Dolk unterzogen hat. Na also! Und da sollte die Welt nicht zufrieden sein, dasz das Erperiment so restlos gelungen ist? Trotzdem: Noch in der Wahlnacht, in der ich diesen Leitartikel schreibe, damit knapp vor der Drucklegung dieser Folge wnigstens eine kurze Stellungnahme zu dem Ereignis, das fu%r die na%chsten Jahre das Satellitendasein Westdeutschlands bestimmen wird, er- scheinen kann, ist wahrscheinlich nicht nur mir und meinen Gesinnungsfreunden, sondern mehr Einsichtigen, als man glauben mag, klar, dasz das letzte endgu%ltige Wort u%ber die Zukunft unseres Dolkes unmo%glich gesprochen worden sein kann. Es wa%re doch wahrlich to%richt zu glauben, dasz eine Nation wie die unsere, die durch ihre scho%pferische kraft --- im Geistigen wie im Materiellen --- auf einem Raume, der ja als europa%ische Dreh- scheibe nichts von seiner weltpolitischen Bedeutung verloren hat --- derartiges bringen nicht einmal Stimmzettel zuwege ---, plo%tzlich historisch abgedankt haben sollte. Und nicht minder to%richt wa%re die Annahme, dasz eine solche Selbstpreisgabe irgend jemandem nu%tzen sollte, seien es nun Amerikaner, Sowjetrussen oder Mao-Lhinesen. Auch wenn sich die westdeutsche Wa%hlerschaft es partout nicht eingestehen will, dasz die Weltma%chte von ihr mehr haben wollen als entsagungsvolle Passivita%t, dieselben Weltma%chte werden schon ihrerseits fu%r das Erwachen aus dem paradiesischen Wunschtraum sorgen. Und es ist anzunehmen, dasz sie dies nicht in Form einer "Wa%hlerbefragung" tun werden. Dielleicht ist dieser Tag noch in verha%ltnisma%sziger Ferne. Dielleicht auch wird er schon in die Legislaturperode des neugewa%hlten Bundestages fallen. Der Zeitpunkt la%szt sich nicht voraussagen. Was sich aber mit Sicherheit voraussagen la%szt, das ist dies: Wenn das Schicksal das deutsche Dolk zum Handeln aufrufen, wenn es von ihm mit Unerbittlichkeit eine Stellungnahme abfordern wird, die sich dann nicht blosz wie heute auf Sozialrenten, Geldwertschwund und Resozialisierungsmasznahmen beschra%nken, sondern auf die Frage nach Sein oder Nichtsein richten wird, dann wird man vom sogenannten "Dolkswillen", der sich am 19. November 1g72 mit dem Dersuch des Sich- Totstellens vor den groszen nationalen Fragen gea%uszert hat, gewisz nichts erwarten. Wohl aber nach dem auch im Geistigen gu%ltigen Naturgesetz der Auslcse alles von jenen Treugebliebenen, Einsichtigen und Opferbereiten, die (elbst dieser 19. November nicht glaubcn macht, dasz das Falsche schon durch einen Mehrheitsbeschlusz richtig werden kann. Zum neuen Jahr: Der Rat der Alten (Ferdinand von S a a r) Die Menschen dnachmen ichsi er zchivi isierten anderu%werden heute duchrchschnittlich vieo%l alter lichen Leben ausgeschlossen worden wie jetzt. Zwar du%rfen sie ihr aktives Wahlrecht bis zum ko%rperlichen oder geistigen Tode ausu%ben, doch schon dem Gewa%hltwerden stehen jcne Altersgrenzenregelungen entge9en, die etwa das 65. Lebensjahr zu jenem Punk inachen, von dem aus es keine Wiederkehr gibt. Die Groszfamilien, in deren Bereich fu%r die Alten nicht nur Platz, sondern auch Respekt und Aufgabe vorhanden war, gibt es nicht mehr. Den Alten droht die Der- einsamung in ihren Wohnungen oder die fast zwangsla%ufige Derqua%lung in Altersheimen, in denen derzeit im kleinen Osterreich 40.000 Menschen u%ber 60 Jahren leben mu%ssen, Ein ganz neuer Zweig der Humanmedizin, die Geriatrie, dient diesem Bevo%lkerungskreis. Doch die Betreuer der unteren Stufen genieszen nicht den besten Ruf im Umgang mit ihren Pfleglingen, soferne diese nicht mit Trinkgeldern die ihnen zugewandte Menschen- liebe spicken. Auch in der freien Offentlichkeit, etwa in den spa%rlichen Parkanlagen, schu%tzt man die a%lteren Menschen kaum noch vor der Ru%cksichtslosigkeit der Jungen und Ju%ngsten. So weit ist es gekommen! Wer achtet noch wirklich das Mahnwort: Ehret das Alter? Geron hiesz im alten Hellas der Greis, und schon bei Homer waren dic Geronten Mitglieder des A%ltestenrates, der Gerusia, die dem ko%nig zur Seite standen und Recht sprachen. Auch das griechijche Wort presbys (der Alte), das u%ber Priester und Presbyter in seiner Bedeutung auf unsere Tage reicht, war ein ehrenvoller und ru%cksichtheischender Begriff. Wir aber haben Pensionistenklubs auf den verschiedensten Ebenen, um deren Meinung sich niemand mehr ku%mmert. Ob Nathan der Weise mit seiner zur Weltphilosophie gewor- denen Altersweisheit des weltanschaulichen Ausgleichs nicht ebenfalls an der 65-Jahr- Marke ha%tte scheitern mu%ssen? Ist dies etwa die vielberufene Lhanrengleichheit, die man heute sehr demagogisch fordert, oder auch nur die Gleichheit aller vor dem bu%rgerlichen Gesetz? Warum soll die Erfahrung von 65 mal 265 Tagen nicht wertvoller sein als die von etwa 25 mal ebensoviel Tagen, von denen ein groszer Teil (zum Glu%ck!) dem Spiel und der Belastungsfreiheit, der Musze, gewidmet war? Was ohnedies nicht gleich ist, bleibt die Jugendkraft und die ho%here Beweglichkeit! Gewisz gibt es den echten Bedarf nach Derju%ngung in der Gesellschaft. Jede Generation soll zum Zuge kommen und nicht einfach u%bersprungen werden, wie es nach den beiden letzten Groszkriegen infolge des groszen Ausfalles an Rachwuchs notwendig war. Es war auch geschichtlich verha%ngnisvoll, dasz ein Franz Joseph 86 Jahre als kaiser alt werden muszte, ehe es einen Rachfolger gab. Und sicherlich wa%re auch die preuszisch-deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre anders gelaufen, wenn der Hunderttage-kaiser Friedrich wenigstens zehn Jahre fru%her zum Zuge gekommen wa%re und noch weitere zehn Jahre regiert ha%tte, bis Wilhelm II. alt und reif genu9 war, europa%isch klug im Sinne des --- u%brigens auch altgereiften --- Bismarck zu handeln. kehren wir aus der Geschichte ins bu%rgerliche Leben zuru%ck! Mu%ssen die Alten wirklich wehrlos zuschauen, wie ihre Generation abgehalftert wird? Heute ho%rt man oft taktlose A%uszerungen: "O je, da sitzen lauter Alte!", oder: "Die Alten sollen daheim bleibenl" Die so sprechen, besitzen nicht genug Phantasie, sich zu sagen, dasz auch sie einmal altern werden und dasz dies dank der Hektik unserer Zeit vielleicht noch schneller geschehen wird. Wer sagt ihnen, die das Alter selbst nicht ehren, dasz die von ihnen "erzogenen" Jungen einmal ihre Renten und ihre Altersversorgung bezahlen werden, wie es nach der Erscho%pfung der staatlichen Dersorgungsfonds wohl einmal durch die Ju%ngeren ge- schehen musz? kaum jemand sieht noch das Positive in der Funktion des Alterns (ru%hmliche Aus- nahme: Fred Hennings mit seinem Bu%chlein "Mir gefa%llt das Altsein"!). Altern macht ruhig, ausgeglichen und klug. Hier liegen Reserven des o%ffentlichen Lebens brach, die man nicht vergessen sollte! Das Werk a%lterer Menschen ist oft das, wozu die Ju%ngeren weder Zeit noch Jdealismus besitzen. Was wa%re z. B. --- auch das musz einmal gesagt werden! --- unsere Arbeit in der O%sterreichischen Landsmannschaft ohne jene Menschen oft weit u%ber Sechzig, die die Aufgabe und deren Sinngehalt wahrnehmen, anderen Alten, aber glu%cklicherweise auch vielen Ju%ngeren zur Erbauung? Dem Bauern Fortunatus Wurzel ist bei Raimund der U%bergang, den die Mediziner als "Wechseljahre-' umschreiben, in ho%chst poetischer Weise dadurch greifbar, dasz die Gestalt der Jugend durch die des Alters auf der Bu%hne abgelo%st wird. Das hier punktuell aufgefaszte Gleichnis einer sehr linear verlaufenden Entwicklung macht aus einem neu- reich gewordenen jungen Bauern einen lebensklugen Greis, der die volle Sympathie des Publikums besitzt. Jung sein heiszt eigentlich: sich aufs Altern vorzubereiten. Es gibt leider Menschen, die bald sterben, wenn ihnen der Hobel aus der Hand genommen wird; glu%cklicherweise aber auch solche, die erst dann dazukommen, ihr wahres Menschentum ohne Ru%cksicht auf lzrotverpflichtungen zu erfu%llen. Die Menschheit bedarf immer wieder des Rates der Aten fu%r die Taten der Jungen. Wenn die Politiker und die andern im o%ffentlichen Leben Derantwortlichen dieser Erkenntnis Rechnung tragen, wird diese heute unko%rperhafte ko%rperschaft des Rates der Alten wieder und mit Recht zu einem Rat der Ehre. Aber schon der "alte Goethe", wohl das beste Paradestu%ck der Altenfreunde, sagte in den Zahmen Lenien: "Keine kunst ist's, a!t zu werden; es ist Kunst, es zu ertragen.-' Derantwortung fu%r Europa Dis am 1. Januar dieses Jahres an den Fahnenmasten vor dem Geba%ude der Europa- beho%rde in Izru%ssel neben den Flaggen der bisherigen EWG-Staaten auch diejenigen der drei neuen EWG-La%nder Groszbritannien, Irland und Da%nemark hochstiegen, mag sogar die sonst so nu%chternen Beamten, die die bu%rokratische Naschinerie der Europaverwaltung bedienen, ein Gefu%hl fu%r die Symbolik dieser Handlung ergriffen haben. Denn mit der Erweiterung der bisherigen Sechser- zur nunmehrigen Neunergemeinschaft scheint ein seit Jahrhunderten von den Do%lkern Europas und ihren edelsien Geistern getra%umter Traum der Erfu%llung um einen geroaltigen Schritt na%her gekommen zu sein: 25z Millionen Menschen nunmehr vereint in einem Wirtschaftsbunde, der die sta%rkste Handelsmacht der Welt darstellt, 253 Millionen Europa%er, deren nicht blosz wirtschaftliche, sondern auch geistige, kulturelle, wissenschaftliche Energien nun auf ein gemeinsames Ziel, den Nutzen Europas, gerichtet sind, das ist ein weltgeschichtlicher Tatbestand, wie es ihn fu%r unseren kontinent noch nicht gegeben hat, zumindest nicht unter demokratischem Dorzeichen! Dementsprechend von der Bedeutung des Augenblicks erfu%llt waren daher auch die dazu abgegebenen Erkla%run9en der beteiligten Staatsma%nner. Jedoch, bei aller U%berein- stimmung in der Betonung des guten Willens zum ku%nftigen Werk, waren diese Erkla%run- gen doch hinsichtlich der Zielrichtung der einzelnen Dorstellungen sehr verschieden. So verschieden, dasz man durchaus kein Pessimist zu sein braucht, um zu erkennen, wie schwer es in der Praris sein wird, Staaten, deren bisherige Politik in konkurrenz, Rivalita%t oder gar dem "Revanche"-Derlan9en gipfelte, ku%nftig zu einer konkordanz zu bringen, in der das Dergangene vergangen, "vergeben und vergessen" sein und nur ein neuer Gemeinschaftswille fruchtbar werden soll. Zu verschieden waren in einer langen geschichtlichen Entwicklung die Positionen und Rollen, die die einzelnen euro- pa%ischen Do%lker eingenommen und gespielt haben, als dasz dies mit ein paar diplomati- schen Erkla%run9en ungeschehen gemacht werden ko%nnte. Und unschwer ist vorauszusagen, dasz sich die beiden Superma%chte USA und Sowjetunion gewisz keine Gelegenheit ent- gehen lassen werden, um die in Europa ja weiterhin fortbestehenden Spannungen zu mrem eigenen inachtpolitischen Dorteil auszunu%tzen. Mas Europas Gro%sze bedingte, seine ethnische und geistige Dielfalt, der Reichtum e r i 1 ich iiei Eein o%sztg Gpfp h wNii s i b chsch cki ghist 'isch b dingtechn Individualita%t steht es kollektiven Niachtblo%cken gegenu%ber, die in 0st u n d West nicht nur einen Staatstypus, sondern auch ein Denken verko%rpern, das, von der Wurzel her durchaus uneuropa%isch, die reine Nlacht und nackte Gewalt viel entschlossener hand- haben kann und auch handhabt als Europa. Und zwangsla%ufig musz fu%r dieses jetzt die Dersuchung grosz sein, es dem einen oder anderen der beiden Machtblo%cke, je nach Blickrichtung, nachzutun und ihn zu kopieren. Das gilt nicht so sehr fu%r das Erfordernis inilita%rischer Sta%rke als fu%r den lzereich des Geistigen und der Dolkhaftigkeit. keinen gro%szeren Fehler ko%nnte das "neue Europa" machen, als wenn es nun in versta%rktem Masze fortfu%hre, um einer nebelhaften "Universalmenschheit" willen seine nationalen Besonderheiten einzuebnen oder gar zu verleugnen. lOenn wenn die Deutschen, Izriten, Franzosen, Italiener usw. nun plo%tzlich aufho%rten, sich als Angeho%rige ihrer Do%lker zu fu%hlen, dann ha%tten sie sich selbst des Wurzelgrundes beraubt, auf dem allein ein wirkliches Europa, das diesen Ramen nicht nur in geographischer Hinsicht verdient, erwachsen ist. keine noch so grosze wirtschaftliche Machtfiille, kein noch so u%ppiger Wohl- siand ko%nnten eine mit dem Derlust des nationalen Gemeinschaftsbewusztseins verbundene blosz mathematische Addition der "Europa%er" zu einer groszen gieichfo%rmigen Herde ontinentalbu%rger'- rechtfertigen. Der Weg, den Europa in Selbsia%ndigkeit, Freiheit und Wu%rde zu gehen hat, kann nur von den sich ihres Eigenwertes bewuszten Do%lkern und Dolksgruppen (nicht biosz Staaten!) ausgehen, nicht aber von einer konstruktion nivellierender Gleichheit, die zur biologischen und geisiigen Unfruchtbarkeit fu%hren musz. Deshalb ist die ebenso bewuszte wie behutsame Pflege des Nationalbewusztseins fu%r den echten Europagedanken kein "la%stiger Ballast", sondern ganz im Gegenteil seine elementare Doraussetzung. Nur so wird es mo%glich sein, dasz sich dann a 1 1 e Do%lker in dem jetzt so ku%hn errichteten Geba%ude wirklich wohlfu%hlen, nur dann, wenn sie die Gewiszheit haben, dasz sie in ihrer Eigenart, in allem, was ihnen geschichtlich, landschaft- lich, kulturell und geistig bis zum lzrauchtum das Gepra%ge gibt, unversehrt bleiben ko%nnen, geachtet von allen anderen, die das gleiche Recht fu%r sich in Anspruch nehmen. Diese gewaltige Aufgabe, zu deren Lo%sung die Superma%chte, wie sie genugsam bewiesen haben, in ihren Bereichen ni ch t fa%hig waren, in wahrhaft europa%ischer Weise zu lo%sen, das wird uns abverlangt. lOiese Aufgabe ist ungemein schwieriger, setzt ungleich mehr guten Willen, echtes Derantwortungsbewusztsein und nicht zuletzt Takt voraus, ols Energiequellen zusammenzuballen und gute Gescha%fte zu machen. Aber wenn sie gelo%st wird, dann wird Europa mit seinem Beispiel nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Welt ein Modell des Zusammenlebens auf organischer Grundlage schenken. Der europa%ische ethische Nationalismus wird zum Saatgut der Zukunft werden. Wenn es ums Geld geht Es ist heute geschichtlich erwiesen, dasz der kampf gegen das Groszdeutsche Reich nicht so sehr fu%r irgendwelche Ideale "demokratische Freiheit", "Menschenverbru%derung" u. d9l.), als vielmehr um Geld gefu%hrt wurde. Der amerikanische Glo%ubiger USA be- fu%rchtete, dasz er um sein in die europa%ischen kriegsgegner Deutschlands investiertes Riesenkapital umfallen wu%rde, wenn diese besiegt wa%ren; deshalb muszte Deutschland vernichtet werden. Der den USA hernach winkende Weltmarkt zum Absatz ihrer riesigen U%berschuszproduktion, zu der u. a. auch die Filmware Hollywoods auf dem Platze der gewaltsam ausgeschalteten deutschen UfA geho%rte, war eine wiilkommene Zugabe. Es klingt durchaus wahrscheinlich, dasz Berlin noch vor der Endphase des groszen Ringens von den Westma%chten einen halbwegs passablen Frieden ha%tte haben ko%nnen, wenn es sich zur Anerkennung des Goldstandards auch fu%r die deutsche Wirtschaft verstanden ha%tte. Nur das bedrohte Gold hatte den krieg gefu%hrt und hat ihn schlieszlich gewonnen. So muszte denn auch die von den Siegern eingerichtete neue politische Ordnung --- in Europa wie in den anderen Teilen der "freien Welt" --- die Zu%ge eines schrankenlosen diik a es es s g ichchn o es ragen- chon wahren- es sirieges wa%ur e ieses o - mit der fiktiven Gold-Dollar-Parita%t das gro%szte und schwerste Mammonsjoch darstellte, unter das jemals die Menschheit seit biblischen Zeiten gebeugt wurde. Fu%r das "von der Nazigefahr befreite-' Europa wurde dieser Golddollar zur Leitwa%hrung. Es ist daher von unerbittlicher geschichtlicher Folgerichtigkeit, dasz die immer offen- sichtlicher werdenden Fehler und Irrtu%mer der neuen "Weltdemokratie" Zug um Zug mit der erst schleichenden, jetzt schon galoppierenden krankheit des Dollars nach Beseitigung dra%ngen. Ein nicht nur, aber doch in der Hauptsache auf dem Glauben an das allein- seligmachende, allesvermo%gende Geld aufgebautes System musz seinen Todesstosz emp- fangen, wenn ihm die materielle Dertrauensbasis entzogen wird. Das und nichts anderes steht im Hintergrund der zahlreichen Wa%hrungskonferenzen, der krampfhaften Bemu%hun- gen, durch Auf- oder Abwertung der verschiedenen nationaien Wa%hrungen, durch Floating, Spaltung der Wechselkurse und wie die verschiedenen Ma%tzchen alle heiszen mo%gen, den Menschen Sand in die Augen zu sireuen, um ihnen nur ja nicht eingestehen zu mu%ssen, dasz das g a nz e System falsch war. Falsch vom Anfang bis zum Ende. Die ju%ngsten wa%hrungspolitischen Nlasznahmen der Izundesrepublik Deutschland haben die Dolksaktienbesitzer sozusagen u%ber Nacht mehrere Milliarden DM gekostet. Es mutet wie ein Witz der Weltgeschichte an, dasz dies unter einer sozialistisch-liberalen Regierung eingetreten ist, deren Programm in vermehrtem Wohlstand der unteren Bevo%lkerungs- schichten, der Arbeiter und der Angestellten, gipfelt. Die Belegschaft etwa der Dolkswagen- werke wird sich auf diese Dinge wohl den richtigen Reim machen. Es hat stark den Anschein, dasz die Go%tterda%mmerung des Materialismus westlicher Pra%gung bereits mitten im Gange ist. Nach einer Meinungsumfrage der Wickert-Institute will mehr als die Ha%lfte (genau 52 v. H.) der befragten bundesdeutschen Autofahrer dem- no%chst auf einen kleineren Wagen umsteigen, und u%ber ein Diertel (27 v. H.) sogar auf ein eigenes Auto verzichten. Die heilige kuh Auto, Statussymbol und gesellschaftlicher Grad- messer seit Jahrzehnten, wird plo%tzlich entthront. Und wenn dieser Umschwung auch keines- we9s durch Moral- und Dernunftgru%nde, etwa die Erkenntnis von der Gefahrenquelle des "fahrbaren Untersatzes-' oder den Willen zu gro%szerer Gesundheit in einer reineren Umwelt, sondern durch eine sehr realisti(che Rechnung mit der Derteuerung der Automobil- preise, des Treibstoffes und der Dersicherungspra%mien bewirkt wird, so ist doch allein das Ergebnis wichtig: Der Go%tzendienst an jenem Ding, das solange den ho%chsten Stellenwert im Wohlstands- und konsumdenken besasz, eben am Auto, neigt sich dem Ende zu. Es ist nicht der rapide Derfall der Dolksaktie und die Absage an das Auto dort, wo es bisher offensichtlich reinen Lurus bedeutete, allein, was die bevorstehende Der- a%nderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Derha%ltnisse anku%ndigt. Das Jugo- slawien Iitos will seine So%hne und To%chter nicht la%nger als "Gastarbeiter" in der Fremde herborgen, es will sie heimholen, ihnen auf Heimatboden entsprechenden Lohn und ange- messene Bescha%ftigung bieten. Wenn diese Anku%ndigung nicht blosz auf eine Erpressung an den kapitalistischen Staaten mit einer "kopfsteuer" hinausla%uft, sondern tatsa%chlich verwirklicht werden wird, dann werden sich alle jene europa%ischen La%nder, voran die Bundesrepublik Deutschland und auch Osterreich, die ihr "Wirtschaftswachstum" bisher nicht zulett fremder Arbeitskraft verdankten, darauf besinnen mU%ssen, wieder die ihrer eigenen Landeskinder voll einzusetzen. Was das bedeutet? Dasz wieder, wer arbeitswillig isi, auch ungehindert arbeiten darf ohne gesetzliche Zeitbeschra%nkungen, die ihn nur auf dem Papier glu%cklich gemacht, praktisch aber zu lo%sti9 gewordenem Mu%sziggang oder als Ausweg zum Pfusch gezwungen haben. Und dasz, wer ni ch t arbeitswillig ist, wird arbeiten m u% s s e n, weil die staatlichen Pra%mien fu%r das Nichtstun zu flieszen aufho%rer werden. Don allen anderen Folgen, etwa den biologischen, ganz zu schweigeni kurzum, es zeigt sich, dasz das System von 1945 u%berall lo%cherig geworden ist. Der Materialismus, der mit seinem Appell an die scha%bigsten Instinkte unu%berwindlich ge- worden zu sein schien, ist jetzt selbst sein a%rgster Feind. Alle Sieger jittern Das d%eutsche Dolk und mit ihm die anderen Derlierer des Zweiten Weltkrieges haben sich durch den nachhaltigen Schodz ihrer milita%rischen Niederlage und unter dem Ein- druck einer weltweiten Propaganda bereitgefunden, den Sieg ihrer ma%chtigen kriegs- gegner als ein gewissermaszen "gottgewolltes" Urteil der Weltgeschichte anzuerkennen, das fu%r den weiteren Fortschritt der Menschheit notwendig gewesen sei. Dadurch wurden die Sieger in den Augen der Unterlegenen mit dem Glorienschein einer Weisheit und Unfehlbarkeit ausgestattet, der auch heute noch nicht verblaszt ist. Noch mehr als von ihrer tatsa%chlichen milita%rischen und wirtschaftlichen Macht zehren die beiden Superma%chte U9A und Sowjetunion immer noch von diesem Nimbus. Die Wirklichkeit sieht freilich ganz anders aus: Da ist zuerst einmal Amerika. Nach der kaum mehr bema%ntelbaren Riederlage, die nicht so sehr die zweifellos tapferen US-Streitkra%fte, als vielmehr die "Befreiungs- strategen" des Weiszen Hauses auf dem ostasiatischen kriegsschauplatz haben einstecken mu%ssen, tut sich nun mit der Dauerkrise des Dollars kund, daz das Imperium des : Mammons transatlantischer Selbstgefa%lligkeit am Ende ist; am Ende, wenn ihm nicht Europa, vor allem die Bundesrepublik Deutschland, worum sehr nachdru%cklich und mit : handelspolitischen Drohungen, die schon erpresserischen Lharakter besitzen, gebeten wird, groszzu%gig unter die Arme greift. Man kann das, was jetzt auf den Weltgeldma%rkten mit allen Anzeichen einer nicht mehr wegzuleugnenden Panik vor sich geht, nicht ein- fach nur als ein finanzielles oder wirtschaftliches Problem abtun, das valutarisch gelo%st werden ko%nnte. Nein, es ist der Zusammenbruch der von den USA seit ihrem unprovo- zierten Angriff auf das lOeutsche Reich angestrebten Welthegemonie nach bekanntem Freimaurerkonzept. Es ist der Zusammenbruch einer Ideologie, die von allen Macht- miszbra%uchen den ordina%rsten zur Grundlage hat: den pietistisch verbra%mten Glauben an die alleinseligmachende Macht des Geldes. LOenn dieser Glaube ins Wanken gera%t, dann mu%ssen autoinatisch auch alle an ihn geknu%pften Erwartungen von der optimistisch zurechtgeschneiderten "Univerlalmensch- heit, die durch 9lobalen Uohlstand und schematische "Demokratisierung- zum Gipfel des Glu%cks hinangefu%hrt werden sollte, fragwu%rdig werden. Dann muszoffenbar werden, dasz es ein ungeheurer Betrug war, dem die Gutgla%ubigen aufgesessen sind. Grund genug zum Zittern fu%r die Urheber und Nutznieszer dieses gigantischen Betruges! Da ist die Sowjetunion. Mit einem Blutzoll von Millionen und Abermillionen Der- hungerter, Deportierter, mit Beil und Strick, lNesser und kugel Abgeschlachteter ist sie zur zweitgro%szten, vielleicht auch schon gro%szten Atommacht der erde aufgestiegen. Nloskau beherrscht als eine mit keiner geschichtichen Gewaltherrschaft vergleichbare Despotie das gro%4te kolonialreich aller Zeiten, das immer noch im Wachsen zu sein scheint. Aber in leinem Ru%cken ist dieser kolosz bedroht von dem erwachenden chinesischen Riesen sowie von den Do%lkern, die er in sich hineingestopft hat und nicht verdauen kann. Man beurteilte die Lage wohl falsch, wenn man anna%hme, dasz das Derlangen nach "Sicherheit", das der kolosz jetzt so dringend a%uszert, nu r ein jchlauer Schachzug, n u r ein kniff raffinierter Politik sei. Der kolosz weisz, dasz er beim ersten Windhauch umstu%rzen kann und will sich davor durch Garantien fu%r seine Sicherheit schu%tzen. Der kolosz zittert. Und im entsprechenden Abstand trifft dies alles auch fu-r die "kleineren Sieger-' zu. Da ist Groszbritannien, das dank Lhurchills Harakiri-Politik gegen Deutschland sein stolzes Empire la%ngst mit Schaden losgeworden ist und heute auch schon um sein nur mehr nodu%rftig zusammengehaltenes Lommonwealth zittern musz, erschu%ttert von gewaltigen Slreiks, mit seinem brusischwachen Pfund vor die Aufgabe gestellt, mit der Hinwendung zu Europa einen Leistungswettbewerb anzutreten, fu%r den die Doraussetzungen denkbar ungurnstig sind. Da ist das Frankreich Pompidous, das sich nach der Erholungspause, die ihm der Gaullismus verschafft hat, abermals nahezu vor die gleichen Probleme gestellt sieht, mit denen es schon in den dreisziger Jahren nicht fertigwerden konnte. Dor der wachsenden Dolksfront ist das wenn auch vorla%ufig noch ruhmredig u%berto%nte Zittern im Elyseepalast versta%ndlich. Da ist das ganze seit 1945 so mu%hsam wirtschaftlich zusammengeflickte Europa mit seinen hochgesiochenen Idealen, fu%r dessen innere Rat- und Entschluszlosigkeit seine von Fall zu Fall geschlossenen Bo%rsen symptomatisch sind. Da ist der lzrandherd im Nahen Osten; da sind allu%berall Regierungen, Parlamente, weltweite Institutionen mit ganzen Sa%cken voll Programmen, Ratschla%gen und Emp- fehlungen und dem groszen Zittern vor neuen Flugzeugentfu%hrungen, Geiselmorden, errorakten. Izie grosze Angst der Gegenwart ist die Frucht des Sieges von 1945. Dem Du%mmsten da%mmert es bereits: Dieser Sieg hat denen, die ihn dank ihres materiellen U%bergewichtes errungen haben, kein Glu%ck gebracht. Was mit ihm ver- sprochen wurde, eine bessere und gerechtere, auf wirklicher Freiheit und Achtung vor der Nlenschenwu%rde, auf dem unverletzlichen Selbstbestimmungsrecht der Do%lker gegru%ndete Weltordnung ist nicht eingetreten, sondern nur ein organisiertes Lhaos. Haben dessen Scho%pfer nicht allen Grund, vor der Rechnung des Schicksals zu zittern? Mutter Erde Die ganze gedankenlose Gleichgu%ltigkeit, aber auch Heuchelei unseres verwahrlosten Zeitalters spiegelt sich sinnfa%llig in der Feier des Muttertages ab, der allja%hrlich auf den zweiten Sonntag im Monat Mai, heuer also auf den lz. fa%llt. Denn es wird an diesem Tage zwar --- sehr oft mit dem schlechten Gewissen die wa%hrend des ganzen Jahres begangenen Su%nden und Unterlassungen nun sozusagen auf einmal "in Bausch und Bogen" wiedergutmachen zu mu%ssen --- der lebenden und auch der dahingegangenen Mu%tter gedacht, aber an die gemeinsame Na%hrmutter allen Lebens, die Erde, denkt niemand. "Mutter Erde" ist wohl ein scho%ner dichterischer Ausdruck. Wirklich ernst scheint ihn niemand zu nehmen, sonst ko%nnte es nicht sein, dasz die menschlichen kindes- pflichten gegenu%ber dem Planeten, der nur dank eines fu%r kosmische Derha%ltnisse als seltener Glu%cksfall zu bezeichnenden Zusammentreffens elementarer Doraussetzungen organisches Leben ermo%glicht, so unvernu%nfti9 und gewissenlos miszachtet werden. - Einem vom "Weltbund zum Schutze des Lebens" herausgegebenen Flugblatt ist zu entnehmen: Eine Gruppe unabha%ngiger US-amerikanischer Gelehrter hat mit Hilfe einer Datenbefragung auf Grund der derzeitigen Erdverha%ltnisse eine Lomputer-Doraussage fu%r die Zukunft vorgenommen. Das Derfahren war also frei von allen Dorurteilen und "Emotionen", die man Menschen, die sich fu%r die Erhaltung der natu%rlichen Lebens- bedingungen einsetzen, sonst zu unterstellen pflegt. Umso erschu%tternder das Ergebnis: Niit seinem Raubbau an den ihm zum weisen Gebrauch, nicht zur Dernichtung u%ber- antworteten Naturscha%tzen, mit seiner planma%szigen Derseuchung und Dergiftung des Wassers und der Atemluft, Zersto%rung der Pflanzendecke und Ausrottung der Tierwelt wird es der Mensch, wenn er sich nicht buchsta%blich in letzter Minute zur Umkehr auf seinem Irrwege entschlieszt, in ku%rze fertiggebracht haben, dasz das Leben auf unserer Erde spa%testens um das Jahr 2000 ga%nzlich erstorben, dasz unser Globus also im Zeitraum von wenig mehr als einem Dierteljahrhundert ein toter Planet sein wird. Die Gewinn- sucht, die Habgier, die schrankenlose U%berheblichkeit ge9enu%ber ehernen Naturgesetzen, der Maschinenwahn und die Selbstvergo%tzung der jetzt lebenden Generation mu%szten von der nachfolgenden verflucht werden, wenn es dann eine solche noch ga%be. Aber es wird keine mehr geben, weii sie von uns gemordet worden sein wird --- wie das kind im Nutterleib, dessen strafose Abtreibung ja jetzt auch mit Berufung auf eine miszverstandene Freiheit" la%rmend gefordert wird. Das Morden ist allu%berall fro%hlich im Gange. Fu%r dieses Derbrechen gibt es keine Rechtfertigung und Bescho%nigung. Ein Zeitalter, das sich so sozial geba%rdet, d. h. den Schwachen und Schutzlosen Hilfe gewa%hren will, dies aber kaltschnau zignur auf dem Wege der Eristenzvernichtung der Allerschwa%chsten und Hilflosesten, na%mlich der noch Ungeborenen zustandebringt, tra%gt das Brandmal der Ehrlosigkeit an seiner Stirne. Ein Zeitalter, das fortwa%hrend u%ber b e g a n g e n e Su%nden und Untaten plaudert und millionenfach a%rgere tagta%glich ungescheut begeht, ist der erach ungiwer ; Eiie Zi milie weinigdennochs ea%n szfahiigen un hcheran wochr uings eswchuiszten ob der Mensch nicht u%berhaupt eine Fehlentwicklung der Scho%pfung ist, wenn er mit ihr nichts Besseres anzufangen wuszte, als sie zu vernichten. Angesichts der katastrophe, die auf uns zukommt, soll nicht kleinlich polemisiert werden. Aber geschichtliche Wahrheit gebietet doch die Festsiellung, um wieviel ver- antwortungsbewuszter beispielsweise das Gebot "kampf dem Derderb" war als die heutige sinnlose Gu%tervergeudung, die in Gebirgen von Mu%ll ihren scheuszlich sichtbaren Ausdruck findet. Und um wieviel wirtschaftlicher im richtig verstandenen Sinne die Erzeugung gediegener, haltbarer Bedarfsgu%ter (das beru%hmte "made in Germany" ver- gangener Zeit) und die Benu%tzung dieser Gu%ter, solange sie noch verwendungsfa%hig waren, als die moderne Derschleiszwarenproduktion mit vorausberechneter mo%glichst kurzer Gebrauchszeit, damit nur rasch wieder etwas "Neues" --- nicht Besseres --- auf den Markt geworfen werden und die Wirtschaft eine sogenannte "Ausweitung", ein "Wachstum" verzeichnen kann, das in Wahrheit nur ein Ziffernrausch ist. Das seelenlose konsumdenken hat auch unsere Nlutter Erde zu einem "konsumgut" gemacht wie etwa ein Auto, das man mo%glichst schnell auf den Schrotthaufen schafft, um sich ein scho%neres und noch geschwinderes dafu%r anzuschaffen. Nur ist der grenzen- lose Irrtum dabei, dasz man von der Erde nicht "umsteigen" kann, sondern dasz man sich schon, wenn man auf ihr nicht zu leben verstand, mit ihr zugrundegehen musz. Dielleicht ist die Prophetie trotz allen unverkennbaren Anzeichen des bevorstehenden Unterganges trotzdem zu du%ster. Dielleicht besinnt sich der Mensch entgegen allen bis- herigen Erfahrungen doch noch rechtzeitig und isi bereit, die Gefahr, in der er schwebt, nicht nur zu erkennen, sondern ihr auch tatkra%ftig zu begegnen. Wir wollen es hoffen. 0hne einschneidende 0pfer wird es dabei nicht abgehen. Geopfert werden musz zuerst der Go%tze des Materialismus, des "Wohlstandes", der auf kosten der Lebenssubstanz geht, des Glaubens an die Quantita%t als Wertmasz. Mit einem Wort, geopfert werden musz alles, was echter Mutterliebe so fremd ist wie wahrer Liebe guter kinder fu%r ihre Mutter, na%mlich zuerst und zuletzt die Ichsucht, genannt Egoismus. Der Schwindel mit der Zukunst "Nichts Wahres la%szt sich von dcr Zukunft wissen." Danna Isabella in Schillers "Die Braut von Messina'- ie Zukunft zu erraten, um daraus das Handeln in der Gegenwart bestimmen zu ko%n- Zukunftsforscher, nennen, hat es schon seit dem grauen Altertum u%ber das ganze Mittel- alter in Gestalt von Propheten, Wahrsagern, 0rakelpriestern, Asirologen usw. gegeben. Das geheime Wissen dieser Leute und ihr geheimnisvolles Tun, die Achtung, die sie an den Ho%fen der Nlo%chtigen wie beim "gemeinen Dolk" genossen, das alles war mit einer aus Aberglauben und religio%ser Scheu gemischten Geheimniskra%merei verwoben, der die heutige ,.Zukunftswissenschaft'-, auch wenn sie statt mit Eingeweiden von Opfertieren, Astrolabien und Traumbu%chern dem Zeitgeschmack folgend mit Lomputern und Gesellschafts- modellen arbeitet, in nichts nachsteht. Und ebenso blind-vertrauensselig wie einst der Glaube an die Pythia ist heute der kredit jener Magier, die auf Grund ihrer wissen- schaftlich getarnten Spekulationen "erakte" Zukunftsprognosen liefern. Trotzdem besteht zwischen damals und heute ein gewaltiger Unterschied. Die Seherin, die in heiliger Besessenheit ihre innere Schau offenbarte, der Magier, der mit Beschwo%run- gen zu entra%tseln und auch zu beeinflussen gedachte, was der verstandesma%szigen Erkennt- nis verborgen war, sogar der Astrologe, der sich durch das unmittelbare Ingesicht einer Himmelskonstellation prophetisch inspiriert glaubte, sie alle fu%hlten sich als Diener und Sendboten einer u%bernatu%rlichen, go%ttlichen Macht, von der allein sie --- sei's durch Gnade, sei's auch durch Fluch --- ihr ho%heres Wissen bezogen. Schon die gleichnishafte, meist zweideutige Izildersprache, die mythische, religio%se oder kosmische Allegorie, in die sie ihre Ausspru%che kleideten, deuteten an, dasz das, was von ihnen kundgetan wurde, aus einer ho%heren Spha%re stammte als aus irdischen Bereichen. Die Ehrfurcht vor einem letztlich unerforschlichen Go%ttlichen, vor einer jenseitigen Macht, deren Wirken und Wollen auch fu%r den Eingeweihten nur dunkel zu erahnen, nicht aber nachzurechnen und zu u%ber- pru%fen mo%glich war, adelte sogar noch die nicht eben wenigen Schariatane unter diesen ku%ndern und Deutern. Erst unserem modernen Derstandeszeitalter blieb es vorbehalten, mit allem, was auch nur entfernt an irgendeinen transzendenten Bezug, an eine u%berirdische Schicksals- bestimmung des Nlenschen, an dessen Derwobenheit mit dem Go%ttlichen gemahnen ko%nnte, gru%ndlich aufzura%umen. Die heutige "Zukunftswissenschaft" geht, wie schon der Name sagt, von der Doraussetzung aus, dasz dem menschlichen Derstan c 1 1 e s zu erkennen mo%glich sei, wenn er sich nur aller seiner Mo%glichkeiten "richti, d h. durch eraktes Rechnen, Wa%gen, Messen, bediene. Dieser nachgerade zum Dognia gewordene Glaube an die Unfehlbarkeit des Intellekts ist die gro%szte Dermessenheit und zugleich der tollste Irrwahn, in den der Mensch jemals verfallen ist. Ein Irrwahn. der tief unter dem Fetischismus des Wilden steht. Wir erinnern uns an eine schwierige 0peration des beru%hmten Lhirurgen Eiselsberg, der wir als Zuschauer in Zeiten, als der Student nicht nur in der eigenen Fakulta%t heimi(ch war, sondern jein Allgemeininteresse auch noch anderen Disziplinen zuwandte, beiwohnen durften. Eiselsberg hatte eben mit Skalpell und Pi,izette ein Jonglierkunststu%ck a%rztlicher kunst vollbracht. Dann aber, als der schwierige Eingriff glu%cklich beendet war, sagte er schlicht: "Alles weitere steht bei Gott. Wir ko%nnen nur demu%tig auf seine Hilfe hoffen." Eine erakte Doraussage u%ber der Heilungsprozesz ha%tte Eiselsberg ebenso als u%berhebliche Anmaszung abgelehnt, wie julches ein jeo%er guter Arzt vermeidet. Wir ko%nnen alle nur, gleichviel um welches Tun es sich handelt, jeweils unser Bestes leisten und im u%brigen --- hoffen. Eben dieses Hoffen aber, das ja das Ein9esta%ndnis bedeutet, dasz uns irgendwo Grenzen gesetzt sind, u%ber die hinaus unserem Tun und Handeln, Rechnen und Planen keine Macht mehr gegeben ist, erscheint dem modernen Nlenschen unertra%glich. Darum sucht er alles von sich fernzuhalten, was ihm --- bei plo%tzlichen Naturkatastrophen, bei leidenschaftlichen Gefu%hlsausbru%chen ganzer Do%lker eindrucksvoll genug --- in Erinnerung rufen ko%nnte, ein von wieviel unvorhersehbaren Faktoren abha%ngiges Gescho%pf er trotz seiner Technik, seiner Rechenma(chinen, seiner "Drei-, "Dier-, "Fu%nf- und mehr Jahres- pla%ne" er immer noch ist. Er schwindelt sich selbst eine Allmacht vor, die er nicht besitzt und kro%nt diesen Schwindel mit der "vorausberechneten Zukunft". In diesem Monat feiern wir volksbewuszten deutschen Menschen wieder das Fest der Sommersonnenwende. Es ist mu%szig, hier alle aus uralten Welt- und Lebensvorstellun- gen u%berkommenen Deutungen zu wiederholen, die symbolisch mit dem ho%chsten Sonnen- siande am 1a%ngsten Tag des Jahres verbunden sind. Es genu%gt der Hinweis auf den von jedem, der in der heutigen technisch manipulierten Welt noch eines Naturgefu%hls fa%hig ----------------------------------------- ist, fu%hlbaren Einklang zwischen dcm Zentralgestirn am Himmel und allem Leben auf der Erde. Fu%r Futurologen, Forecaster, wird auch das wahrscheinlich nicht viel mehr als ein "Denkansatz" fu%r Laboratoriumerperimente, fu%r eine "kosmische Strukturanalyse", sein. Wir lassen sie ruhig dabei, denn wen die Go%tter verderben wollen, den strafen sie mit Blindheit. Wir feiern unser Fest der Sonnenwende und hoffen, gla%ubig wie unsere Dorfahren, auf die Zukunft. Die Weltbeglu%ckung mit Hilfe einer Zukunftsberechnung durch Lomputer u%berlassen wir gerne den andern. Die Moral der anderen Ich weisz, es ist kein Urlaubsthema. Aber es ist ein sehr zeitgema%szes Thema, und wenn es um die zurechtru%ckung der durch die Greuelpropaganda der Siegerma%chte ver- schobenen Dimensionen geht, darf es keine Urlaubsru%cksichten geben. seit Monaten sind die Dereinigten Staaten von Amerika von einem Skandal er- schu%ttert, der den Namen Watergate tra%gt. Mieviel Wahres an den bereits gegen den Pra%sidenten Niron immer unzweideutiger erhobenen Dorwu%rfen ist, er selbst habe um den Einbruch in das Hauptquartier seiner politischen Gegner bei den letzten Pra-sident- schaftswahlen, der Demokratischen Partei, gewuszt und die Aufkla%rung dieses kriminal- verbrechens verzo%gert und erschwert, wird wohl trotz aller jetzt von ihm verfu%gten strengen Untersuchungsmethoden und o%ffentlicher "hearings", die sogar im Rundfunk u%bertragen werden, niemals ganz genau gekla%rt werden. Dagegen steht eindeutig fest, dasz der Pra%sident der Nutznieszer der Bespitzelung war --- oder es zumindest sein sollte. Mit anderen Worten: Eine auch nach den amerikanischen Strafgesetzen als gemeines Der- brechen zu bewertende Handlung war ein nicht unwesentlicher Bestandteil jenes "demo- kratischen Wahlaktes", durch den der ma%chtigste Mann der ersten Weltmacht, der gro%szten und fu%hrenden Demokratie des Westens, auf jenen Platz kam, den er heute einnimmt. Man kann bei der Aufrollung der ganzen Affa%re im jetzigen Zeitpunkt die alte Juristenfrage stellen, "cui prodest wem nu%tzt es". Das heiszt, wem kommt gerade im ietzigen Zeitpunkt eine Schwa%chung der Autorita%t des Pra%sidenten a%uszerst gelegen. Dom innenpolitisch-amerikanischen Standpunkt aus gesehen, wohl niemandem, denn nicht einmal die Partei des bei den Pra%sidentschaftswahlen unterlegenen Gegenkandidaten Nirons zeigte ein besonderes Interesse, Watergate im nachhinein so auszuschlachten, dasz dadurch das Daterland in Gefahr geriet. Niron hat ja inzwischen, wenn auch mehr schlecht als recht, den schmutzigen krieg in Dietnam beendet, die Heimfu%hrung der kriegs- gefangenen erreicht und u%berhaupt eine ganze Reihe von Forderungen der amerikanischen Linken erfu%llt, nicht zuietzt ein besseres Derha%ltnis mit Rotchina und eine neue Der- sto%ndigung mit Sowjetruszland herbeigefu%hrt. Alles weisi bei der Frage cni prodest, wem nu%tzt es, eindeuti9 auf jenen Nahost-Staat, dessen Forderungen nach Atomwaffen der amerikanische Pra%sident bisher kein Geho%r geschenkt hat. Ist es gar so abwegig, wenn man die Dermutung ausspricht, dasz er von dieser Seite unter Druck gesetzt, erpreszt werden sollte? Beispielsfa%l!e dieser Art sind in der Geschichte nicht gerade selten. --- Doch das alles hat uns im Zusammenhang mit unserem Thema nicht zu bescha%ftigen. Sehr zu bescho%ftigen hat uns vielmehr, wie ein anderes, viel weiter zuru%ckliegendes Ereignis, der Reichstagsbrand vom 27. Februar 1930, von den Gegnern Deutschlands dazu benu%tzt wurde, um nicht nur dem nationalsozialistischen Regime, sondern schlechter- dings dem ganzen deutschen Dolke eine verbrecherische Gesinnung zu unterstellen. Trotz eindeutiger Gegenbeweise hat sich noch bis heute die Legende erhalten, dasz es die damaligen "braunen Machthaber- selbst gewesen seien, die den Reichstag angezu%ndet ha%tten, um aus einer solchen Untat politisches Wahlkapital zu schlagen. Und ebenso za%h- lebi9 erwies sich der Glaube, dasz eine vergleichsweise a%hnliche Unmoral bei den demo- kratischen Siegern undenkbar sei. Zumindest diese Wohlmeinung hat nun Warergare gru%ndlich zersto%rt. In Groszbritannien schied ein Staatssekreto%r und nach ihm sogar kein Geringerer als der Lordsiegelbewahrer aus der Regierung aus, weil sie nach eigenem Eingesta%ndnis durch anru%chigen Umgang, wenn wir es schon so fein ausdru%cken wollen, mit Prosti- tuierten belastet waren. So unappetitlich die ganze Affa%re ist --- der u%brigens vor zehn Jahren der nicht weniger peinliche Prafumo-Skandal vorausging ---, wollen wir doch nicht die Rolle jener weltfremden Tugendapostel spielen, die aus einem solchen Anlasz gleich den Stab u%ber ein ganzes Gesellschaftssystem brechen. Wohl aber wollen und mu%ssen wir darauf verweisen, in welcher perfiden Weise dies von jenen geschehen ist, aus deren Reihen die prostitutionsliebhaberischen Lords hervorgegangen sind: Was hat man nicht alles einem Joseph Goebbels hinsichtlich seines Umganges mit Filmdiven und sonstigen ku%nstlerinnen, was hat man nicht sogar Adolf Hitler mit Hilfe eines angeblichen, in Wirklichkeit gefa%lschten "Tagebuches der Eva Braun" unterstellt! Wie hat man sich bis ins Nu%rnberger Tribunal hinein u%ber die "Unmoral" der "Nazigro%szen" sittlich ent- ru%stet und keine Gelegenheit verso%umt, um damit dem ganzen deutschen Dolk eine "Sitten- note 5" auszustellen! Die krankhaften Phantasien u%ber den .,Lebensborn'- geho%ren in dasselbe kapitel. Wie gesagt: Wir wollen weder Watergate noch den Serskandal des britischen kabinetts zum Anlasz nehmen, um Pauschalurteile u%ber andere Do%lker und deren politische und gesellschaftliche Zusta%nde zu fa%llen. Wir wehren uns nur dagegen, dasz dies uns gegenu%ber geschah --- und zum Teil noch geschieht ---, und wir ziehen aus alledem den Schlusz, dasz die Sieger von 1945 keine moralische Legitimation besaszen und besitzen, sich u%ber uns Deutsche zu entru%sien. Denn was sie uns nur anfabuliert haben, das findet sich bei ihnen selbst in reichlichem Masze. --- Nun hat sich freilich, seit diese Zeilen geschrieben worden sind, auch in der Bundes- republik Deutschland ein politischer Skandal solch ungeheuren Ausmaszes und von solcher Tragweite ereignet, dasz er sogar Watergate in den Schatten stellt. Ein fru%herer Bundes- tagsabgeordneter, der auch eine Agentenrolle fu%r den Ostblock spielte, liesz sich nach eigenem Ein9esta%ndnis mit 50.0O0 DlN bestechen, um durch seine Stimmenenthaltung den Nlisztrauensantrag seiner Fraktion, der LDU, gegen die Regierung Brandt zu Fall zu bingen, und ein zweiter LDU-Abgeordneter handelte ho%chstwahrscheinlich ebenso. Zwei "deutsche" Dolksvertreter verrieten also den Auftrag ihrer Wa%hler und sind schuld an dem gro%szten nationalen Unglu%ck der Nachkriegsgeschichte. Denn ohne ihren gemeinen Derrat wa%re Brandt gestu%rzt worden und die kapitulationen vor Moskau und Warschau wa%ren nicht zustandegekommen, der Derzicht auf ein Drittel deutschen Dolksbodens ha%tte nicht erkla%rt werden ko%nnen. Jeden ansia%ndigen Deutschen musz ein solches Der- brechen mit tiefster Abscheu erfu%llen. Jedoch, auch hier gilt dieselbe Schluszfolgerung. Solange das deutsche Dolk noch nicht der gelehrige Schu%ler der Sieger, (olange es noch nicht "umerzogen" war, wa%re ein natio- nales Derbrechen wie die Affa%re Julius Steiner ganz undenkbar gewesen, dasz sich ein deutscher kanzler als direkter Nutznieszer dieses Derrates nach dessen Auffliegen auch nur noch einen einzigen Tag im Amte ha%tte halten ko%nnen. Dasz dies jetzt mo%glich ist, hat Deutschland nur denen zu verdanken, die ihm --- unter "demokratischen" Dorzeichen --- die "neue Moral" beschert haben. Die Moral der Bestechung, der korruption, des Derrates. Trinke Mut des reinen lebens' Rein G o e t h e- Wort, kein deutsches Dichterwort u%berhaupt, sollte uns gegenwa%rtiger sein: Welch ein An- und Aufruf, wie still erbrausend und erstrahlend noch aus dem Weimarer Dichtersarg und zugleich aus Gottesgrund in Herz und Seele unseres Dolkes --- und wie es mit uns, uns tapfer-gla%ubig stimmend, aufschwingen will bis zu den Sternen... ! Ja, ,Mut des reinen Lebens": das heiszt des stillen und schlichten, des innigst natur- verbundenen und emsigst kulturscho%pferischen Lebens, eines wurzelhaft gesunden und quellreinen, eines inw end ig e n Lebens im Aufblick zu ewigen Lichtern... Was verma%gen alle Widrigkeiten und Schwierigkeiten, alle No%te und Gefahren, alle Niederlagen und Derluste, alle Bitternlsse und Finsternisse, wenn wir diesen Mut behalten und uns mit ihm immer wieder voll bewa%hren, und dies mit dem Ziel, aus groszer Ein- und Heimkehr ein wahrhaft neues und menschenwu%rdiges Leben zu gestaltenl Und also aus tiefstem Absiurz ho%chste Erhebung ... Hier sei auch noch an ein anderes Goethe-Wort mit aller Ehrfurcht und aufru%tteln- der kraft erinnert: "Auf! Bade, Schu%!er, unverdrossen die irdische Brust im Morgenrot!" Einzig mit dem "Mut des reinen Lebens" und mit einem morgenrot-heiligen Auf- . bruch, mit einem daraus hervorgehenden Lebenswandel und Lebensstil ko%nnen und werden wir die deutsche Welt zum Menschengo%ttlichen hin wandeln, sodasz es auch fu%r andere beispielgebend sein mag, ohne uns eine weltumspannende Sendung anmaszen zu wollen. Aber so und nur so wird auch all das, was man jetzt allgemein als "Umweltschutz" bezeichnet, in letzter Tiefe und in seinem ganzen Umfang --- lebenswandelnd und lebens- rettend --- lebendi9ste Wirklichkeit werden ko%nnen: Mit dem Auflegen von "Scho%nheits- pfla%sterchen", mit kleinen und kleinlichen Derbesserungen ist nichts getan, die Not ver- langt einen Neubeginn des ganzen Lebens, so verworren und verfahren ist es im glor- reichen Atomzeitalter, in der U%berzivilisationswu%sie dieser Zeit geworden! Das ist und bleibt unsere Aufgabe: Wieder seelisch rein und reich zu werden, zuinnerst reich --- und gleichsam mit einem We!tmorgenhauch und -glanz neu ins Leben und in die Geschichte zu schreiten, begeistert und begeisternd ... l "Trinket Mut des reinen Lebens" --- und kein Opfer war vergebens...! nach den Ferien Auf dechr gainzen nsel in er err ichsiechn i ai ienischszen uch hjort man nur eutsche au e- deutschen kennzeichen Mag sein, dasz in einem entlegenen Lurushotel ein orientalischer Potentat seine Ba%der nimmt und einige Playboys aus dem 0sten oder Westen in den Nachtloka!en herumgeistern --- fu%r das Angesicht der Insel bedeuten sie nichts und nichts fu%r das Einkommen und Auskommen breiterer Schichten von Einheimischen. Das wissen die auch und haben daher volles Dersta%ndnis fu%r deutsche Aufschriften, Zeitungen, Werbeschlager, Gottesdienste und Sprachversuche der Jugendlichen. Wo hat man denn schon A%hnliches erlebt? ... Wie war das an den spanischen ku%sten, wo lange Reihen neuer Hotels aus dem Boden schieszen, in denen nur deutsch gesprochen wird? Daneben Bungalows, Eigentum von Deutschen, die nur einige Monate bewohnt werden. An den griechischen ku%sten und auf bisher vergessenen Inseln steht das neue Hotel, dessen Besitzer stolz ein deutsches Abzeichen --- von einem Automobilklub etwa oder einem Sportverein --- tra%gt. Die soviel schwerfa%lligeren Tu%rken kommen bereits nach, die kleinasiatischen ku%sten beginnen im Zeichen der deutschen Reiselust aufzuleben. Aber auch die kommunistischen Staaten wollen nicht zuru%ckbleiben. Wie haben sich in wenigen Jahren die dalmatinische ku%ste und ihre Inseln gewandelt! Am Schwarzen Meer stehen die Hotelhochha%user, die von 0st- und Westdeutschen u%berflutet werden. --- Aber welche U%berraschung! Auch an der holla%ndischen ku%ste wehen deutsche Fahnen an Hotels und Pensionen, deren Besitzer besta%tigen, dasz sie von den deutschen Besuchern leben und jeder Wechsel im Schulanfang der benachbarten deutschen La%nder entscheidende A%nderun- gen im Gescha%ftsleben der nordischen ku%sten hervorbringt. Dies alles nicht etwa zum Nachteil der deutschen ku%sten, die in den Sommermonaten an Nordsee und 0stsee bis zum letzten ausgebucht sind. Auf den Balearen entstehen riesige deutsche Siedlungen und weitere sind geplant. Italienische Gesellschaften planen in Zusammenarbeit mit deutschen eine grosze deutsche Siedlung bel Ravenna, die auch dazu verhelfen soll, den versunkenen ro%mischen Hafen Llas(e wieder auszugraben. Ja selbst in Nordafrika leben viele Hotels von den deutschen Rei(ege(ell(chaften. In all diesen La%ndern trijft man natu%rlich auch Ausla%nder anderer Sprachgemein(chaften, aber kaum irgendwo bestimmen sie das Bild auch nur anna%hernd (0 stark wie die Deutschen. Unwillku%rlich taucht die Frage auf: Entspricht dem wirtschaftlichen Rutzen, den sie bringen, auch ihr Ansehen, ihre Beliebtheit? Das ist gewisz nicht allgemein zu beantworten. Zuviele nationale, politi(che und per(o%nliche Gru%nde (pielen da mit. Auch isi die alte klage, dasz die Deut(chen im Ausland nicht immer die wu%nschenswerte Einfu%hlung zeigen, nicht u%terall verstummt. Dor allem ist eine grosze Schwierigkeit, die ja auch in Osterreich nicht unbekannt ist, nicht zu u%ber(ehen: der heimliche Neid auf die Bessergestellten, der Preisauftrieb fu%r die Einheimischen, der unvermeidlich dort auftritt, wo viele Fremde mit sta%rkerer Wa%hrung einkaufen. Irotdem trifft man u%berrajchend oft auf ein ein(ichtiges Urteil, auf Anerkennung der deutschen Leistungen, die ja hinter die(ein fast uner(cho%pflichen Reijestrom der Deut- (chen stehen mu%(sen. D es aber mei(t doch an der U%bersicht fehlt, was die(er Strom heute schon in den meisten europa%i(chen La%ndern bedeutet, ist nur wenigen bewuszt, was sein Ausbleiben, ja nur eine wesentliche Minderung fu%r Folgen nach sich ziehen ko%nnte. Erinnern wir uns der Taujendmarksperre! Man kann nur mit gro%szter Sorge an die lreren Hotelreihen, die leeren Pensionen und Privatquartiere denken, wenn ein Ru%ckschlag in der deutjchen Wirtschaft eintreten (ollte. Eine gro%szere Fo%rderung kommu- nisti(cher Nei9ungen kann man sich kaum vorstellen, vor allem in den La%ndern, die mit Armut und Arbeitslosigkeit zu ka%mpfen haben. So kann man mit Recht die deutsche Wirtschaftsblu%te als eine europa%i(che Notwendigkeit bezeichnen. Dr. M. S. Die Rechung mit der Gewohnheit ..Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, Und die Gewohnheit nennt er seine Amme." Schiller: "Wallensteins Tod", 1, 4 Ein erster neiseeindruck in einer deutschen gtadt, die einst als ko%nigliche Residenz im sprichwo%rtlichen Rufe besonderer Sauberkeit stand: Die gtraszenbahnhaltestelle gleich dor dem Bahnhof hat das Aussehen einer verwahrlosten Bedu-rfnisanstalt, in tru%ben Lachen bedeckt u%belriechender Unrat das Straszenpflaster und die Sitzba%nke, faulendes 0bst, rosti9e konservenbu%chsen, staubiger Mu%ll ha%ufen sich zwischen den zersplitterten scheiben des von aben bis unten mit zotigen kritzeleien bedeckten Warteha%uschens. Ein unverkennbar vom Rauschgift gezeichneter ausgemerge!ter Ju%ngling, typisch balkanischen aussehens, kniet in dem Schmutz, breitet die Arme aus, preszt die Stirne auf das schmierige Pflaster und deliriert "Jesus!" Und gutangezogene intelligente Menschen, Mo%nner und Frauen, warten dort auf das na%chste Derkehrsmittel, plaudern miteinander, nehmen von ihrer Umgebung keine kenntnis. Sie sind das, was sich dort zeigt und abspielt, offens!chtlich schon so gewohnt, dasz sie den Abscheu verlernt haben. Sie sehen ja das lzild der Derwahrlosung tagta%glich, nicht nur hier, sondern mit entsprechenden Darianten nahezu an jeder !ztraszenecke und auf jedem Platz der groszen Stadt. Erst als der eben angekommene Reisende seinem Ekel und seine Entru%stung u%ber den schlech- ten Eindruck, den er da empfa%ngt, in drastischen Worten Luft macht, schauen sie um sich und pflichten ihm bei. Sie antworten, dasz sie nichts a%ndern ko%nnen. Sie haben bereits gelernt, ,.mit dem Dreck zu leben". Diese Einzelbeobachtung ist beispielhaft nicht nur fu%r das Derhalten der groszen Masse, d!e das Ha%szlidle, Widerwa%rtige, Unnatu%rliche ihrer Umwelt widerspruchslos hin- nimmt, weil sie es eben nicht a%ndern kann, sondern auch fu%r die Taktik derjenigen, die fu%r solche Zustnde verantwortlich sind und diesiewohl a%ndern ko%nnten, wenn sie wirklich wollten, die das aber n i ch t wollen, sondern an derartigen "Derfremdungen" ihren Gefallen finden. Sie rechnen damit, dasz sich die Opfer ihrer "Umstruktuierungen" mit der Zeit schon an diese gewo%hnen werden, wenn sie nur lang und aufdringlich genug wiederholt werden. Sie spekulieren auf die Tra%gheit, die jeden Widerspruch, jeden Schrei nach Abhilfe schlieszlich ungeho%rt verstummen la%szt. Nicht blosz von der sogenannten "Umweltverschmutzung" ist hier die Rede. Nein, der ganze Berg von Lu%ge, Heuchelei, von widerwa%rtiger Dummheit und herausfordernder Anmaszung des 0rdina%ren ist gemeint, der sich u%ber allen Gebieten der Gesellschaft, u%ber der Politik mit ihrem geistto%tenden Dogmatismus genauso wie u%ber der kunst, der Erziehung, der Wirtschaft mit ihrem naturwidri9en Wachstumsanspruch breitmacht. Irgendeine Behauptung wird aufgesiellt, irgendeine These in die Welt gesetzt, irgendein neuer -ismus erfunden, und wenn das alles noch so to%richt, wahrheitswidrig, scha%dlich und irrefu%hrend isi, tausendmal von einer gescha%ftstu%chtigen Propaganda herunter- geleiert und wiederholt, bleibt es im Geda%chtnis haften, siedelt sich dort an wie der nicht entfernte Straszenschmutz und wird schlieszlich als etwas Unvera%nderliches hinge- nommen. Mag es sich um eine angebliche Millionenzahl unschuldig Geto%teter handeln, die allein schon der empirischen Mo%glichkeit widerspricht, um eine Schuldthese, die von der ernsten Geschichts forschung la%ngst widerlegt ist, um einen mathematischen wie politi- schen Unsinn ho%chsten Ausmaszes; immer wieder wiederholt und mit dem Dogmen- charakter eines Glaubenswertes versehen, wird es schlieszlich als alleingu%ltige und allein seligmachende Wahrheit anerkannt wie die Ho%szlichkeit als Scho%nheit, das Infantile als Weisheit, das Niedrige als Wertmasz des Menschlichen. Die Gewo%hnung ist der Zauber- trick, mit dem man nicht nur das Blaue vom Himmel herunterlu%gen, aus Schwarz Weisz und aus "Weisz Schwarz machen, alle Werte und Unwerte in ihr Gegenteil verkehren kann, nein, mittels dessen man es sogar zu erreichen vermag, dasz die Menschen dies alles fu%r bare Mu%nze halten und lieber ihrem eigenen Derstand und ihren (soweit noch) gesunden ginnen misztrauen als dem Bombast ihrer Derfu%hrer. --- Nachdem Deutschland lange genug Zeit hatte, sich an Mauer, Stacheldraht, Tret- minen und Bluthunde mitten in seinem Herzen zu gewo%hnen, wird die Derbeugung vor der Gewalt und die Anerkennung des Raubes "Entspannung'- genannt. Moskaus Rechnung mit der Gewohnheit ging auf, wer heute an der feigen Hinnahme des Unrechts kritik u%bt, ist ein "Faschist" oder ,.Revanchist". Papadopoulos, der sein Land vor dem Izu%rgerkrieg und wirtschaftlichen Ruin bewahrt und sich in freier Dolksabstimmung von den Hellenen die Zustimmung zu einem Reformwerk geholt hat, ist ein verabscheuungs- wu%rdiger "Diktator"; der marristische Tyrann Allende, der ohne Mehrheitslegitimation sein Land ins Lhaos gestu%rzt hat und, da alle anderen Nlittel versagten, mit Waffen- gewalt beseitigt worden ist, steht posthum in der Gloriole eines Ma%rtyrers "saschistischer Reaktion" da. Nur die Gewo%hnung an diese dummen Schlagwo%rter, bei denen sich niemand die Mu%ne macht' liechaut mren wahren Auslagewert hin zu pruten, macht - Die edelsten Geister der Menschheit haben zum Widerstand 9egen die Tra%gheit des Herzens und des Derstandes aufgerufen. Ihre Mahnung war noch niemals ernster zu nehmen als in einer Zeit wie der unsren, in der jedem einzelnen von uns allstu%ndlich seine 0hnmacht gegen die herrschende kaste bewuszt wird. Ihrer auf Dorurteile, einen uneingeschra%nkten Gehorsamsanspruch, nicht zuletzt auf ein ungeheures wirtschaftliches U%bergewicht gegru%ndeten despotischen Willku%r Trotz zu bieten, verlangt ein fast selbsi- mo%rderisches "Auszenseitertum". Dor allem auch in bezug auf den bravsten Erfu%llungs- gehi!fen der Willku%r, die Tra%gheit, die "liebe Gewohnheit". Doch gerade hier liegt der Pru%fstein fu%r jeden einzelnen von uns. Schillers diesen Ausfu%hrun9en als Zitat vorangestellte, dem an sich selbst irre und zum Menschvera%chter werdenden Wallenstein in den Mund gelegte Worte, dasz der Mensch aus Gemeinem gemacht sei und deshalb die Gewohnheit seine Amme nenne, sind ja nur die mahnende kontradiktion zum idealistischen Men(chen- und Weltbild un(eres deutschen National- dichters. Sie sind Warnung, nicht objektive Feststellung. Und deshalb obliegt es uns, die wir uns in einer Zeit der allgemeinen Herzensverrottung und Dersiandesknebelung ku%hnlich als Erben Schillers bekennen, im deutschen wie im Menschheitsnamen den Beweis zu erbringen, dasz trotz allem, was heute fu%r die Richtigkeit der Spekulation auf die Gewohnheit zu sprechen scheint, die Rechnung der konstrukteure und Nutznieszer unserer gegenwa%rtigen Unwertsordnung nicht aufgehen darf. Die Entscheidungen fallen nicht nur in der Weltpolitik. Sie fallen bereits in den kleinsten perso%niichen Izereichen. Mahnung der Gefallenen Es wird immer hervorgehoben, dasz die Toten der kriege uns an den Frieden mahnen, und an ihn in erster Linie. Sicherlich haben die Soldaten fu%r den Frieden geka%mpft, aber nicht alleinl Zu diesem Ziel ha%tte auch kampflose Unterwerfung gefu%hrt. Der echte Beweggrund war ein anderer. Fu%r uns deutsche Soldaten trifft zu --- das ist meine U%berzeugung ---, dasz wir fu%r die Erhaltung dessen geka%mpft haben, was unsere Dorva%ter und Da%ter in Jahrhunderten geschaffen und aufgebaut haben. Dank ihrem ko%nnen und ihrer Tatkraft schufen sie uns ein Land mit gepflegten Fluren, mit Sta%dten, in denen kunst und Wissenschaft blu%hten, ein Land, in dem Recht und Ansta%ndigkeit geliebt und hergebrachte Sitten in Harmonie mit neu Errungenem gepflegt wurden. Fu%r den Mann galt als ehrenhaft, sich in friedlichen Zeiten durch besondere Leistung zum Wohle der Allgemeinheit hervorzutun, im kriege aber durch Einsatzbereit(chaft und Tapferkeit Dorbild zu sein. Die Frauen wurden geachtet, und das Liebenswerte der weiblichen Eigenschaften und Tugenden in Ehren zu halten, war auch des Mannes Ehre. Allgemein anerkannt wurde die Notwendigkeit von Ordnung und Gesetz. Es wurde angestrebt und anerkannt, u%ber Gesetzesbrecher, frei von falschen Doreingenommenheiten und mit dem Ziel, dem allgemeinen Wohl zu dienen, Recht zu sprechen. Der Geist, dem ztaat und dem Dolk nu%tzlich zu sein und Schaden von ihnen abzuwenden, war in Stadt und Land verbreitet. Die Jugend wurde zu Sauberkeit und Tu%chtigkeit erzogen. Die daraus resultierenden Leistungen in Technik, Wissenschaft und kunst verschafften dem Land Freunde und Neider in aller Welt. Mehr durch Anerziehung allgemein-segensreicher Grundsa%tze --- schon im Elternhaus --- als durch den Zwang strenger Gesetze gediehen die Menschen und blu%hte das Land. In Literatur und kunst galt das Scho%ne und Gute als erstrebenswert. Unehrenhaft war, dem Schwachen und Bedra%ngten nicht zu helfen. Nach durch die eigene Wesenheit gepra%gten Grundsa%tzen und Gesetzen spielte sich das Leben ab. Schlechtes und Derdorbenes wucherte wie u%berall auch in diesem Land. Unser Schicksal war, alles zu tragen. Aber wir danken ihm, dasz das Erhebende uns ho%her hebt, als das Bedru%ckende uns niederzwingen kann. Das Land, in dem dies alles war und aus dem dies alles fu%r uns nicht hinweg- zudenken war, war unser Daterland, und wir nannten es auch so. - Dieses Daterland in seinem aufgezeigten umfassenden Sinn und in seinem nicht aufzuzeigenden gro%szeren Sinn liebten wir. Seiner Erhaltung in erster Linie galt unser kampf. Wa%re die Erhaltung gesichert gewesen, ha%tte der kampf keinen Sinn gehabt. Wenn also heute an Totengedenktagen immer wieder das Wort zu ho%ren ist: "Die Gefallenen mahnen zum Frieden", so ist das sicherlich auch richtig, trifft aber nicht den kern. Der wahre Beweggrund fu%r den Einsatz des Lebens war das Daterland, und die Freiheit, es nach eigenem Willen zu erhalten und fortzugestalten, wie es die Dorva%ter und Da%ter getan hatten. Gewisz mahnen die Toten auch zum Frieden, in dem Sinne, dasz jeder krieg, heute mehr denn je, entsetzlich und uns Menschen zutiefst zuwider ist. Die wesentliche, aus ihrem 0pfer kommende Mahnung ist jedoch wahrer und eindringlicher: Behu%tet und erhaltet, wofu%r wir fielen, das alles, was wir liebten, umfassende Daterland. Diese Mahnung der Gefallenen gilt nicht nur fu%r uns Deutsche. Sie gilt fu%r alle Do%lker. Weihnachten in der krise Die ist das nur so plo%tzlich u%ber uns gekommen? Geslern noch mit Pserdesta%rken, heute Fuszbeschwerden meken! Was haben wir falsch gemacht? Welche faschistische Ratte ist in das Wohlstandsparadies eingedrungen und hat unser Glu%ck angenagt? Wie? Ist der freie Welthandel vielleicht nur eine Schima%re, wenn plo%tzlich einige orientalische Querko%pfe die Blutgefa%sze unserer Energieversorgung abbinden und ganze kontinente in a%gyptische Finsternis tauchen ko%nnen? Es wird doch nicht am Ende an jener uralten wirtschaftlichen Weisheit etwas Wahres sein, dasz der Wohlstand, die Freiheit und die Selbsta%ndigkeit eines Landes zu allererst von dessen eigener Produktion, eigenem Arbeitsfleisz, eigenen Bodenscha-tzen und materiellen wie geistigen Energiequellen abha%ngeii? Dann wa%re ja alles, was leit 1945 gelehrt, verku%ndet und gehandhabt wurde --- falsch? Nicht auszudenken der Gedanke fu%r den modernen konsum-Spieszbu-rger, dasz ihm alles das, was ihm zu seinem privaten Glu%ck innerhalb der eigenen vier Wa%nde no%tig erscheint, eines bo%sen Tages von aufja%ssigen Nachbarn nicht mehr zeitgerecht ins Haus geliefert werden ko%nnte, obwohl er es doch zu zahlen bereit ist! Das Erdo%l, die Nahrungs- und Genuszmittel aus U%bersee, die Arbeitskraft aus "unterentwickelten" La%no%ern. In welcher Welt leben wir, wenn alles nur Ta%uschung gewesen sein sollte, die Do%lkersolidarita%t, der von den "Dereinten Nationen" verwaltete Weltfrieden, die Stabilita%t der Wirtschaft und des Geldes, das sta%ndige Wirtschaftswachstum und der sorgenlose Lebensgenusz bis ans Ende aller Tage? Fu%r Millionen Europa%er, vor allem die Deutschen, mag es wirklich wie ein Dorbote des Ju%ngsten Gerichtes erschienen sein, als sich plo%tzlich, wie der sprichwo%rtliche Blitz aus heiterem Himmel, Futtermangel fu%r ihre heisige kuh, das Auto, einstellte, als ihnen, was gestern noch ganz undenkbar erschien, beho%rdlich verboten wurde (vorla%ufig nur), an Sonn- und Feiertagen ihren geliebten fahrbaren Untersatz zu benu%tzen. Ja, als ihnen gar verku%ndet wurde, dasz sie vielleicht im bevorstehenden Winter die gewohnte Zimmer- wa%rme entbehren, auf wer weisz was noch alles verzichten mu%szten, was einer Drosselung der Energieerzeugung zum 0pfer fallen wu%rde. Und Millionen und Abermillionen solche Menschen, vor allem deutsche, die in der Euphoric ihres konsumdenkens la%ngst vo%llig wirklichkeitsblind geworden sind, mo%gen sich gedacht haben: "Das gibt's doch nichtl Fahrverbote fu%r das eigene Auto? Frieren in der eigenen Wohnung, wenn man doch genu%gend Geld besitzt, um sich Heizmaterial zu kaufen? Das mag es unter scha%ndlichen diktatoren geben, aber doch nicht in der so menschlichen Demokratiei'- Jedoch leider, leider gibt es das immer noch, dasz der Zwang naturgesetzlicher Der- ha%ltnisse sta%rker ist als jede Illusion, jedes theoretische Hirngespinst. Ha%tte die 1945 mit jo groszem Phrasenbombast eingefu%hrte neue Weltordnung nur ein biszchen den Realita%ten Rechnung getragen, dann wa%re der lNenschheit gar vie, wahrscheinlich auch die jetzige Energiekrie, erspart geblieben. Dann ha%tte man zum Beispiel im deutschen Dolksraum nicht mutwillig, na%mlich um der firen idee von der wirtschaftlichen Allmacht des Erdo%ls willen, ergiebige Zechen stillgelegt, auf die Bedarfsdeckung mit heimischer kohle weit- gehend verzichtet. Doch es lag ja im Teuselsplan der utopischen Welterneuerer, dasz mo%glichst kein einziges Land autark sein und bleiben, sich aus eigener kraft versorgen und erna%hren durfte, am allerwenigsten Deutschland, damit eine ku%nstlich erzeugte gegen- seitige Abho%ngigkeit das "friedliche lNiteinander" der Nationen fo%rdere. Weizen aus kanada fu%r Europa, auch wenn daru%ber die europa%ische Landwirtschaft und mit ihr die eigentliche Dolkskraft, die biologische Substanz unseres kontinents, zugrundegeht! Uhren aus Japan, auch wenn einer der a%ltesten Schwarzwa%lder und Schweizer Gewerbezweige verdorren muszl "Gast"-Arbeiter aus der Tu%rkei und aus dem Sudan auch um den Preis, dasz vielleicht morgen schon die arbeitswilligen kinder Europas eristenzlos sein werdenl Der Beispiele dieser Irrtu%mer, nein, vorausgeplanten Derbrechen sind zuviele, als dasz sie hier alle ausgeza%hlt werden ko%nnten. Und nun, urplo%tzlich, hat das grosze Erwachen begonnen. Zwar wollen es die aller- nieisten noch immer nicht wahrhaben, halten wie sto%rrische kinder noch immer an ihren falschen, vom Derlauf der Weltgeschichte la%ngst tausendmal widerlegten Theorien fest, verlangen und versprechen noch immer mehr "lohn", "Gewinn'-, "Wohlstand" bei sta%ndig sinkender Leistung, faseln von besserer "Lebensqualita%t" trotz zunehmender Derschlechte- rung aller Daseinsbedingungen durch den gewissenlosen Raubbau an der Natur, durch die systematische Zersto%rung unseres Planeten. Aber dieser Trotzhaltung wird unweigerlich die Rechnung pra%sentiert werden, man braucht nicht die neue IUengenrechnung gelernt zu haben, um zu wissen, dasz der grosze Zahltag bereits angebrochen ist. Dasz es gerade eine Weihnachtszeit ist, in die die krise fa%llt, scheint fast symbolische Bedeutung zu besitzen. Denn das weltweite Umdenken, zu dem die Natur selbst uns zwingt, wird nur Fru%chte zeigen, wenn es diesmal nicht nur aus materialistischer, sondern zuerst aus spiritueller, geistig-gemu%thafter Wurzel, entspringt. Wenn es aus einem Seelengrunde erwa%chst, in dem sich die Allverbundenheit des Menschen mit dem Bewuszt- sein seiner volklichen Herkunft paart und wenn die sittliche Selbstverantwortung wieder zum hellen Leitstern alles Tuns und Handelns wird. 1974: Jahr der nationalen Erneuerung Das eben abgelaufene Jahr 1973 ist, als es noch eine Zukunftshoffnung gewesen war, von US-Pra%sident Niron und dann auch von dessen spa%terem Auszenminister kissinger zum "Europajahr-' erkla%rt worden. Jedermann weisz, was bei dieser Prophezeiung herausgekommen ist: nichts. Europa, das heiszt sein diesseits der elektrisch geladenen Stacheldrahtgrenze zwischen 0st und Wesi gelegener sogenannter "freier" Teil, also Rest- oder Rumpfeuropa, hat wieder einmal versagt. Es hat sich, angefangen von der groszen Ratlosigkeit wa%hrend der amerikanischen Wa%hrungskrise und fortgesetzt u%ber ein ver- lorenes Tauziehen bei der "Sicherheitskonferenz", u%ber die Preisgabe aller seiner Stellungen bei den "Truppenabbaugespra%chen", schlieszlich u%ber das zum Weltgela%chter gewordene Eingesta%ndnis seiner politischen 0hnmacht in der O%lkrise und bis zum ku%rz- lichen Durcheinander der kopenhagener konferenz nur als ein jedem ku%nftigen fremden Zugriff hilflos dargebotenes reiches Beuteland erwiesen, dem ein echtes Gemeinschafts- bewusztsein ebenso abgeht wie ein klares politisches Wollen, eine echte Fu%hrung und auch der Wille zur Selbstverteidigung. Und letztlich konnte das ja auch gar nicht anders sein. Denn eben dieser so trostlos gekennzeichnete europa%ische Torso ist ja nur das Produkt der durch die beiden im Grunde gleichermaszen europafeindlichen Weltma%chte Ruszland und USA herbeigefu%hrten europa%ischen Zersio%rung. Was dann spa%ter mit Dollarinjektionen von Washington auf dem Tru%mmerfelde wiederaufgebaut wurde, das sollte nach dem Willen des Weiszen Hauses zuerst ein aufnahmefa%higer Markt fu%r amerikanische U%ber- schuszgu%ter und sonstige Erporte sein, aber auch nicht mehr. Und ein "Markt" ist Rumpf- europa auch bis heute geblieben, gekennzeichnet durch die Marktgesinnung seiner Be- wohner, die nur Gescha%fte machen, aber beileibe keine Opfer bringen wollen fu%r die geistigen und sittlichen Werte, die allein erst aus einem blosz geographischen Begrisf eine ho%llcre Einheit im geistigen, sittlichen und politischen Derstande machen. Europa%ische Staats- ma%nner, Feldherren, Soldaten, ku%nstler, Gelehrte, Izu%rger und Bauern haben einst ein europa%isches Selbstbewusztsein durch die Stu%rme der Zeit getragen, europa%ische Ha%ndler von heute ra%umen, wenn der Sturm aufzieht, rasch ihre Sta%nde ab und haben keine anderen Sorgen, als mit dem Rest ihrer noch unverkauften Waren irgendwo unterzu- kriechen. Es sind die sogenannten "Nach-uns-die-Sintflut-Leute". Jedoch diese Weltuntergangsstimmung ist jetzt u%ber Europa keineswegs so urplo%tzlirh hereingebrochen, wie es fu%r den oberfla%chlichen Beobachter den Anschein haben mag. Sondern als dumpfe Ahnung lag sie u%ber unserem Subkontinent schon lange, bevor sich der Glaube an ein unbeschra%nktes Wirtschaftswachstum und an ein durch sta%ndig steigen- den Wohlstand immer sicherer werdendes Glu%ckseligkeitsparadies als leere Illusion erwiesen hat. Und es sind auch bereits Anzeichen dafu%r zu erkennen, dasz sich immer mehr Menschen zur Absage an die falschen Ideologien, mit denen ihnen seit 1945 die Hirne vernebelt und die Seelen vergiftet wurden, und zum Widerstand gegen die falschen Propheten bereit finden. Die Formen dieser Absage und dieses Widerstandes sind vielfach noch unklar, unbeholfen, gar kindisch wie etwa in Da%nemark, wo der so ja%h aufge- brochene Protest gegen Steuerwillku%r, Derwaltungsdespotie, Serterror und demokratisches klu%ngelwesen fast schon anarchische Zu%ge gezeigt hat. Gleichwohl sind auch solche Sym tome der Unzufriedenheit an den bestehenden Zusta%nden als Begleiterscheinungen des g waltigen Ga%rungsprozesses, in dem sich nicht nur vielleicht einige Querko%pfe, Eigen- bro%tl r, "Ewig-Gestrige" oder wie man sie sonst abzustempeln beliebt, sondern die groszen Massen befinden, nicht einfach mit der Ausrede abzutun, dasz sich die "Gesellschaft" schon wieder beruhigen, die "Gegensa%tze einpendeln" wu%rden. Nein, der brodelnde kessel instinktiver Auflehnung gegen eine als falsch empfundene, ku%nstlich aufgezwungene oder schmeichlerisch aufgeschwatzte n a t u r w id r i g e Lebensform, die das Dasein von innen zersto%rt, wo sie es von auszen her "scho%ner" zu gestalten verspricht, dieser kessel, in dem bereits die Leidenschaften u%berkochen, wird nicht einfach dadurch zur Ruhe kommen, dasz man ihn auf die Sparflamme besa%nftigender Regierungserkla%rungen, heuchlerischer Parteiempfehlungen stellt. Dieser kessel wird ein Dentil brauchen --- und es finden. Wir sind nicht so vermessen, vorhersagen zu wollen, wie sich das alles im einzelnen abspielen wird. Es wird ein stu%rmisches Auf und Ab geben, u%berraschenden Erfolgen neuer Ideen werden Ru%ckschla%ge folgen, denn das "Establishment", wie das ho%szliche Fremdwort lautet, wird sich nicht so leicht geschlagen geben; der Schmarotzer, Weihrauch- streuer, sozialen, o%konomischen und politischen Nutznieszer sind zu viele. Trotzdem wird denen, die nun bald an die drei Jahrzehnte lang Unrecht fu%r Recht, Lu%ge fu%r Wahrheit, volkliche und staatliche Unfreiheit fu%r ho%chstperso%nliche Freiheit, Perversion fu%r natu%r- liches Ausleben, Scharlatanerie fu%r "kunst" ausgegeben haben, alles nichts nu%tzen. Ihre Demagogie, ihr Eigennutz, ihr parasita%rer Du%nkel sind bereits erkannt, und gegen eine Erkenntnis, die sich mit elementarer Gewalt Bahn bricht, hilft auch kein amtlicher Stimmzettel. (bitte umbla%tternl) Allu%berall in der Welt beginncn sich die Do%lker wieder mres nationalen Erbes zu besinnen, setzen sich zur Ujehr gegen die ihnen aufgezwungene Dermantschung ihrer durch Sprache und Geschichte besta%tigten vielfachen Besonderheiten, sind der Derfu%hrung zur preisgabe ihres oalklichen Selbstbewusztseins satt. Es kann gar nicht anders sein, als dasz diese Entwicklung auch in Europa, dem einstigen "Abendland", dasz sie auch und ganz besonders in dessen Herzstu%ck, in Deutsch!and, um sich greifen wird. Wenn nicht alles tru%gt, bricht 1974 ein Jahr der nationa!en Erneuerung an. Propheten im nochhinein In der von dem unvergessenen groszen deutschen Dublizisten Arthur Ehrhardt gegru%n- deten und von ihm bis zu seinem Tode umsichtig betreuten, in Loburg erscheinenden und jetzt unter der Leitung von Peter Dehoust bereits im 24. Jahrgang stehenden natio- nalen Monatszeitschrift "Nation Europa" wurde schon vor zwei Jahrzehnten und seither immer wieder von besorgten Wissenschaftern auf die drohende Gefahr der Selbst- vernichtung der Menschheit durch die gewissenlose Zersto%rung der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten hingewiesen. Die warnende Stimme dieser verantwortungsbewuszten Zeitschrift war nur eine von vielen aus der Presse des nationalen Lagers, die in ihrer Gesamheit unermu%dlich das Gewissen der Derantwortlichen wachzurufen suchte, dem Raubbau an der Natur, der Derpestung der Atmospha%re, der Derseuchung der Gewa%sser, der Dergiftung der Erde Einhalt zu gebieten. Unermu%dlich, aber vergeblich. Denn der u%berhebliche Glaube an die Allmacht der Technik, auch wenn deren offensichtlicher Miszbrauch zum Himmel schrie, besasz Dogmen- charakter, und die warnenden Mahner wurden entweder nicht geho%rt oder als eng- stirnige "Nazi" abgetan. Bis plo%tzlich, buchsta%blich in letzter Minute, wenn nicht u%berhaupt schon zu spa%t, demokratische Politiker die Notwendigkeit des "Umweltschutzes" und die Derbesserung der "Lebensqualita%t" entdeckten. Ein neues Schlagwort war geboren und diejenigen, die es in die Welt setzten, standen und stehen nun plo%tzlich vor den staunenden Zeit- genossen als "jenevoraus schauenden Geister da, die sich um die Zukunft Sorgen machen. kein Mensch redet mehr von denen, die dasselbe weit besser und viel fru%her verku%ndet hatten, als es noch an der Zeit war, mit bedeutend geringerem Aufwande dem U%bel zu steuern, sondern die 0riginalita%t wird liebedienerisch denen bescheinigt, die bis zuletzt die Warnungen in den Wind geschlagen haben. Ganz dasselbe ereignete sich bei dem Trugbild des "unbegrenzten Wirtschafts- wachstums". Wer die Ro%glichkeit eines solchen mit dem Hinweis auf die auch der Wirt- schaft von der Natur gesetzten Grenzen anzuzweifeln wagte, war ein bornierter "ewig Gestriger", auf den zu ho%ren fu%r einen Wohlstandsbu%rger und Dolldemokraten unter der Wu%rde war. Erst jetzt, da das to%nende Geba%ude eines sich sta%ndig ausweitenden Zivilisationsglu%cks ins Wanken gera%t, wofu-r die Olkrise als Alibi herhalten musz, auch wenn sie gewisz nicht die alleinige Ursache ist, kommen sie plo%tzlich alle darauf, "Staats- ma%nner", "Wirtschaftsfu%hrer", Gelehrte, Journalisien: Mit der Dergeudungsgesellschaft kann es nicht mehr la%nger so weiter gehen, man habe sich die unaufho%rlich wachsende Wohlstandsverteilung allzu einfach vorgestellt. Und hohes Lob ob dieser ja%hen Erkennt- nis spenden einander dieselben Leute, die diese Erkenntnis bisher absolut nicht wahr- haben wollten, die vielmehr ihr ganzes politisches, wissenschaftliches und philosophisches Lehrgeba%ude auf falschen Doraussetzungen aufgebaut hatten. Eine grosze Wiener Tageszeitung schrieb in einer Gegenwartsbetrachtung: "Man ko%nnte meinen, dasz das, was jetzt geschieht, eigentlich la%ngst fa%llig gewesen ist." Und ob man das meinen ko%nnte! Es wurde ja auch tatsa%chlich schon la%ngst gefordert, nur, fu%r die Supergescheiten von der falschen Seite. Na%mlich von der nationalen. Und die durfte ja um keinen Preis rechthaben. Ganz a%hnlich steht es mit dem Wissen um die biologischen Naturgesetze, um die Erkenntnisse der Dererbungswissenschaft, der Rassenlehre usw. Geruht man sich vielleicht zu erinnern, dasz seit 1945 alles, was bis dahin auf diesem Gebiete erarbeitet, erforscht, erkannt worden war, plo%tzlich als falsch, ja verbrecherisch galt, weil es --- infolge einer politischen Gehirnerweichung der neuen Weltarchitekten --- mit dem Nationalsozialismus in einen Topf geworfen wurde? Erinnert man sich, dasz sogar in den USA Biologen und Biogenetiker, die das Dogma der aprioristischen "Gleichheit" aller Menschen anzuzweifeln wagten, von ihren Lehrstu%hlen verjagt und gesellschaftlich difsamiert wurden? Plo%tzlich u%ber Nacht werden nun Stimmen laut, die den fru%her von ihnen selbst behaupteten Unsinn als fragwu%rdig bezeichnen, die sich --- zwar vorerst noch recht schu%chtern --- bereit zeigen, ihre so lange za%he und mit drakonischen Mitteln verteidigten Doktrinen zugunsten einer lebensna%hereren Praris zu revidieren. Und siehe dal Man ruft Hosianna zu ihren "Entdeckungen". Obwohl nian fu%r diejenigen, die sie bereits viel fru%her verku%ndeten, nur das "kreuzige!" u%brig hatte. Ein Hoch den Propheten im nachhinein! kein Dorwurf fu%r sie, dasz sie mit ihren Prophezeiungen und "Dorausplanungen" erst jetzt daherkommen, da die alte Leier wirklich keinen einzigen Ton mehr von sich gibt! kein Dorwurf, dasz sie aus ihren falschen Marimen solange zum Schaden ihrer Do%lker und Staaten perso%nlichen Nutzen gezogen haben, wo%hrend die uneigennu%tzigen Bekenner der Wahrheit vor die Hunde gingen! Man darf doch nicht immer in der Dergangenheit wu%hlen, nicht wahr? Fu%r den, der sich trotz alledem seinen Humor bewahrt, ist es ein rechtes Faschings- vergnu%gen, zu sehen, wie die divinatorischen "groszen Geister" von eute ihre Pfauen- ra%der schlagen, um damit abzulenken von der Tatsache, dasz ihre Prophetie recht ver- spa%tet kommt. Jedoch, wie sagt schon Schiller: "Spa%t kommt ihr, doch ihr kommt..." Im Ma%rj 1919 begann der Weg des Unheils geho%rt zu den Seltsamkeiten dieser Welt, dasz ein Dolk mit so hoher Bildung wie das deutsche so wenig Lust verspu%rt, sich mit seiner eigenen Geschichte zu befassen, obwohl diese gerade in den letzten Jahrhunderten sehr bewegt und schicksalstra%chtig war. Unsere Massenmedien fo%rdern diesen Mangel an Geschichtsbewusztsein, die "grosze Presse-' schweigt Bu%cher, die der geschichtlichen Wahrheit dienen, tot, in den Auslagen der Buchhandlungen sind sie a%uszerst selten ausgestellt. Gerade jetzt gibt es wieder einen Anlasz, das Geschichtsbewusztsein wachzurufen! 55 Jahretrennen uns heuervon dem schicksalstra%chtigen Jahr 1919, in dem das einst als "Do%lkerkerker" verteufelte Gebiet der o%sterreichisch-ungarischen Monarchie aufgeteilt wurde und an Stelle ein e s Dielvo%lkerstaates eine Reihe kleinerer, aber nicht weniger vo%lkisch-gemischter Staaten errichtet wurden. Nur dasz diesen neuen Staaten die in Jahrhunderten gewonnenen Erfahrungen und Weisheiten und zumeist auch der Wille ' fehlten, den in sie hineingepreszten Nlinderheiten Dersta%ndnis entgegenzubringen! Die neuen "Herrenvo%lker" waren keineswegs zimperlich, wenn es galt, ihren Willen den Andersvo%lkischen aufzuzwingen! Wieviele Deutsche denken heute noch daran, dasz am 27. Ja%nner 1919 im deutschen Marburg a. d. Drau Slowenen auf deutsche Untersteirer, die sich zum Empfang der alliierten kommission auf dem Stadtplatz versammelt hatten, geschossen haben? Die Toten und Derwundetcn wurden weggetragen, das Blut beseitigt und den unkundigen Alliierten ein "slowenisches" Marburg vorgegaukelt! Im Sudetenland standen die Deutschen den tschechischen Eindringlingen wehrlos gegenu%ber; die Heimkehrer kamen vereinzelt an, es gab kaum geschlossene deutsche Milita%reinheiten. Die Deutschen bekannten sich zur neuen Republik Deutscho%sterreich, durften aber an den Wahlen fu%r die neue Nationalversammlung in Wien nicht teil- nehmen; sie versammelten sich jedoch am 4. Ma%rz 1919, dem Tag, an dem die neugewa%hlte nationalversammlung in Wien zusammentrat, in den deutschen Bezirkssta%dten zu kund- gebungenfiir das Selbstbestimmungsrecht der Sudetengebiete. In einigen dieser Sta%dte, so besonders in kaaden a.d. Eger, in Sternberg und in kaplitz, wurde an diesem Faschings- dienstag auf die waffenlose Menge geschossen; 54 Deutsche starben an diesem einzigen Tag durch tschechische kugeln! Die Welt aber schwieg! Sie schwieg auch zu Su%dtirol, zu Elsasz-Lothringen, zu Eupen-Malmedy und zu allem anderen Unrecht, das Deutschen zugefu%gt wurde! Aus dieser blutigen Saat, aus der planmo%szigen Unterdru%ckung, den Benachteiligun- gen, dem Zuru%ckdra%ngen der Sudetendeutschen auf verschiedenen Gebieten erwuchs das, was sich dann l928 auswirkte! l928 wurde nachvollzogen, was schon 1g19 ha%tte geschehen mu%ssen! Es wa%re nicht zu dem schreienden Unrecht, nicht zu der maszlosen U%berheblichkeit der Tschechen gegenu%ber den Deutschen (aber auch anderen nichttschechischen Bewohnern dieses Staates) gekommen, der to%dliche Hasz wa%re nicht entstanden! Trotz aller Miszsta%nde fanden sich drei grosze deutsche Parteien zur Mitarbeit in der Tschechoslowakei bereit, stellten sogar Minister; deutsche Wehrpflichtige wurden gute Soldaten dieses Zwangsstaates. Aber das Unrecht wurde immer ha%rter, im Schulwesen, bei der Bodenreform, im Rahmen der industriellen Umstellung und vor allem bei der Anstellung im o%ffentlichen Dienst. Der Aufstieg und das Erstarken des Deutschen Reiches seit 1923, der Anschlusz Oster- reichs im Ma%rz 1938 wirkten sich natu%rlich auch auf die Sudetendeutschen aus, sie wollten nicht la%nger der tschrchischen Willku%r ausgeliefert bleiben. Dieser Staat von Gnaden der Entente krachte bereits in allen Fugen, nicht nur die Deutschen waren unzufrieden; die Slowaken wollten endlich die Erfu%l!ung des Pittsburger Dertrages, die anderen Dolks- gruppen verlangten ihre Rechte oder sogar --- wie die Polen --- ihre Lostrennung. Im April 1928 trat in London eine britisch-franzo%sische Ministerkonferenz zusammen und beriet die tschechische Frage. Man erkannte endlich die seinerzeitige Gru%ndung der Tschechoslowakei als Fehler; eine Teilmobilmachung Prags am 20. Mai 1928 von zwei Jahrga%ngen (180.000 Mann) wurde als beabsichtigte Herausforderung Berlins erkannt. Um den bedrohten Frieden zu retten, wurde Lord Runciman nach Prag entsandt, der die Lage erkunden und dann seinen Rat geben sollte. Langsam erkannte nun auch die Offent- lichkeit in Frankreich und Engiand die durch Prag heraufbeschworenen Gefahren. In der Nacht vom 20. zum 21. September 1928 sprachen die Gesandten Frankreichs und Groszbritanniens beim tschechischen Pra%sidenten vor und verlangten in ultimativer Form die vorbehaltlose Annahme der Dorschla%ge zur Abtrennung der deutschen Grbiete. Am 21. September 1928 gab die Prager Regierung im Rundfunk die Annahme dieser Forderung bekannt, beklagte zwar die Treulosigkeit ihrer Derbu%ndeten, bezweifelte aber nicht die Rechtma%szigkeit dieses Aktes! Und am 29. September 1938 begann die Dierma%chtekonferenz in Mu%nchen, also n a ch der Annahme der von Paris und London ausgesprochenen Forderungen! Es gab keine Derhandlung zwischen Berlin und Prag, sondern eine Dereinbarung der vier Grosz- ma%chte hinsichtlich der Durchfu%hrung der Abmachungen mit Prag. Die Abtrennung der deutschen Gebiete wurde in der Pra%ambel des Dertrages als "beschlossene Sache" erwa%hnt. Dieses "Mu%nchen" wird immer wieder ais der "Gipfel" des Unrechtes verteufelt, sollte "ungu%ltig ex runc", also "von allem Anfang an" erkla%rt werden und wurde jetzt tatsa-chlich mit absichtlich recht unklaren Formulierungen von der gegenwa%rtigen Bonner Regierung aufgehoben. Also nicht das Ultimatum der Franzosen und Briten, nein, der Durchfu%hrungsvertrag war der Stein des Anstoszes! Moskau zog die Fa%den, Prag als machtlaser Satellit tat mit. die im Ma%rz 1919 blutiq begonnen hatte, die u%ber Unrecht, Unterdru%ckung, u%ber Lu%gen und Betrug 1929 zum Ende des Tschechenstaates fu%hrte, der doch nach der Beteuerung seiner Gru%nder eine "ho%here Schweiz" ha%tte werden sollen, jedoch zum Eiterherd Europas wurde. Nach Mu-nchen kam die Besetzung der restlichen Teile von Bo%hmen und Ma%hren, die Freiheit fu%r die Slowaken, der zweite Weltkrieg mit den vielen, das Weltbild vera%ndernden Geschehnissen. Es folgten 1945 mit der reaktiona%ren Wiederherstellung des Tschechenstaates, der Dertreibung der Sudetendeutschen und der Machtu%bernahme durch die tschechischen kommunisten nach weitgehender Untersiellung der Tschechen unter Moskaus Politik der Prager Fru%hling und 1969 der to%dliche Eishauch von der Wolga! Und 1974? Wo sind Freiheit, Zuversicht, Friede? Don 1919 bis heute: Unheil u%berall, Blut, Tra%nen und Not! Und morgen? Walter k 1 e m m Dolksbewusztsein -- Uaterlandsliebe Die folgenden Zeilen waren urspru%nglich fu%r einen lieben jungen Freund bestimmt. Sie wurden aber doch nicht weggeschickt und liegen schon seit Jahren bei meinen Schriften. Nun aber sollen sie der Offentlichkeit vorgelegt werden: Du sagst, Rationalismus und Patriotismus, das seien Begriffe ohne jeglichen Inhalt, mit denen die heutige Jugend nichts mehr anzufangen wisse. Du magst damit fu%r einen groszen Teil der jungen Deutschen recht haben --- leider! --- Dielleicht bela%chelst Du auch die Derse von Ernst Moritz Arndt, von Johann Gottfried Fichte, von Hoffmann von Fallersleben, von Ottokar kernstock und anderen, die uns, da wir noch jung waren, heilige Schauer u%ber den Ru%cken jagten. Dielleicht findest Du es aueh komisch, dasz Halb- wu%chsige einander etwa solche Derse ins Stammbuch schrieben: "Fest, frei und stark, deutsch bis ins Mark!" Oder kommt es Dir nicht absonderlich vor, dasz wir mit groszer Begeisterung deutsche Bekenntnislieder sangen wie zum Beispiel "Ich kenn' ein' hellen Edelstein" (das treue deutsche Herz), "Frei und unerschu%tterlich wachsen unsre Eichen", "Die Wacht am Rhein" usw.? Weiszt Du, dasz wir immer wieder ergriffen wurden von der letzten Strophe unseres Daterlandsliedes, die da lautet: "Wir wolln die Hu%tten grau und alt an Deutsche nur vererben, wir wolln im deutschen Bo%hmerwald deutsch leben und deutsch sterbenl"? Natu%rlich begreifst Du das nicht. Du kannst ja auch nicht wissen, wie stolz wir darauf waren, dem Dolke eines Goethe, eines Du%rer, eines Beethoven anzugeho%ren. Wer ha%tte Dir auch erza%hlt, dasz sehr ordentliche und saubere junge Menschen im "Wander- vogel", im "Staffelstein" und im "Deutschen Turnverein" daheim waren, und dasz im "Deutschen kulturverband", im "Bund der Deutschen in Bo%hmen" oder im "Deutschen Bo%hmerwaldbund" kein Platz war fu%r Halbstarke und a%hnliches Gelichter, fu%r Porno und Derbrechen. --- Du wirst wohl auch jene Hunderttausende junger Ma%nner fu%r ver- uru%ckd hat den' Die imsch rsten e t rieg mit f amu%mender Bchegierde zu den Fahnen eilten Das grosze Unglu%ck, in das die Friedensdiktate von Dersailles und St. Germain Deutschland und o%sterreich-Ungarn gestu%rzt hatten, konnten wir freilich erst erfassen, als wir reiser wurden und den tschechischen Deutschenhasz immer unertra%glicher zu spu%ren bekamen. Was Wunder, dasz sich fast alle Deutschen der Prager Republik in der Partei konrad Henleins sammelten, um wieder als freie Menschen leben zu ko%nnen! Was Wunder, dasz sie 1938 die einmarschierenden deutschen Soldaten und ihren Fu%hrer jubelnd als Erlo%ser begru%szten! Was Wunder, dasz sie nun erst recht voll Dankbarkeit treue Gefolgsleute des Mannes sein wollten, dem es in wenigen Jahren gelungen war, das deutsche Dolk zujammenzuschmieden und das Reich aus der Zwangsjacke der Pariser Dorortsvertra%ge zu befreien! Am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren wir Deutsche nicht mehr und nicht weniger schuld als die Westma%chte. Das darf nicht wahr sein; Du solltest nie erfahren, wie es wirklich gewesen ist! Du solltest Deine Eltern fu%r Derbrecher oder Trottel haltenl Das hat man Dir in der Schule eingetrichtert, das liest Du ta%glich in allen Zeitungen, damit wirst Du unentwegt von Rundfunk und Fernsehen gefu%ttert. Die Nutznieszer des Zusammenbruchs von 1945 sehen noch heute ihre Hauptaufgabe darin, alles in den kot zu zerren und der La%cherlichkeit preiszugeben, was vor ihrer Bestallung durch die Siegerma%chte u%berall in der Welt als tugendhaft galt. Dasz sie damit die u%brigen rund gO Prozent unseres Dolkes, die nach uraltem Gesetz in der ho%chsten Rot ihres Daterlandes getreulich ihre Pflicht erfu%llten, gro%blichst beschimpfen, ist ihnen anscheinend noch nicht bewuszt geworden. U%berall und jederzeit und in schamloser U%ber- treibung posaunen sie in alle Welt hinaus, welche Schandtaten seitens der "bo%sen Nazis" veru%bt wurden; "wa%hrend des krieges" und "von einzelnen Derbrechertypen", die es in jedem Staate gibt, verheimlichen sie ingrimmig. --- Sie hu%ten sich aber ebenso a%ngstlich, die Abscheulichkeiten aufzuzeigen, die unsere damaligen Feinde --- meist nach der kapitula- tion --- in aller o%ffentlichkeit an deutschen Menschen begangen haben. Und wir sollen nach Wcisung dieser Meinungsmacher unentwegt an unsere Brust schlagen und uns zu einer Schuld bekennen, an der wir keinen Teil haben. Selbstversta%ndlich ist dieser Terror die beste Waffe unserer Widersacher gegen uns selbst, deren sie sich mit groszem Erfolg bedienen. Das muszt Du wissen, und dagegen mu%ssen wir uns wehren, denn wir sind nicht schlechter als irgendein anderes Dolk. Allerdings haben wir einen groszen Fehler: Wir verfallen von einer U%bertreibung in die entgegengesetzte. Einmal haben wir eine u%ber- spitzt nationalistische Staatsfu%hrung, dann wieder eine, die jegliche vo%lkische Regung ihrer Bu%rger in die hinterste Ho%lle verdammt. --- Bei anderen Nationen ist das unmo%glich. Der Engla%nder sagt nach wie vor: "Right or wrang --- my cauntry!" (Rccht oder Unrecht --- mein Daterlandl). Der Franzose ist seit je stolz auf seine "Grande Ration". Der Ungar nannte sich u%berheblich "uriember" (Herrenmensch). Der Tscheche begann seinen Siegeslauf mit der Losung "Svuj lr sveraul" (Das Seine zum Seinenl). Und der Italiener drangsaliert die Su%dtiroler allein deshalb, weil sie deutsch bleiben wollen. Diese Aufza%hlung ko%nnte beliebig fortgesetzt werden. --- Freilich lchnen wir einen solchen Lhauvinismus ab. Aber: Warum sollen geradc bei uns Deutschen dieses Dolksbewuszt- sein und diese Daterlandsliebe emc so grosze Su%nde sein? Und warum sollen nur wir gezwungen werden, uns unser eigenes Grab zu schaufeln? Bedenke nun, was man angesichts der Todesgrenze mitten durch das zerrissene und u%bervo%lkerte Deutschland, der Berliner Schandmauer, der Moskauer, Warschauer und Prager Dertra%ge, der Millionen von "Gastarbeitern", der katastrophalen Zusta%nde an unseren Universita%ten, der dauernden Straszenka%mpfe linksertremistischer Jugendlicher usw. usw. Deinem Dolke zumutet! Und beherzige, wie sich der weltbekannte franzo%sische Flieger-Schriftsteller Antoine de Saint-Erupery, ein grundansta%ndiger Mensch, u%ber seine Einstellung zu seiner Nation gea%uszert hat: "Da ich ein Teil von ihnen bin, werde ich niemals die Meinen verleugnen, was sie auch tun mo%gen. Ich werde nie vor jemand anderern gegen sie predigen. Wenn ich ihre Derteidigung u%bernehmen kann, werde ich sie verteidigen. Wenn sie mich mit Schande bedecken, werde ich die(e Schande in meinem Herzen verschlieszen und jchweigen. Was ich dann auch u%ber sie denken mag, ich werde nie als Belastungszeuge dienen. Ein Gatte geht nicht von Haus zu Haus, um selber seine Nachbarn davon zu unterrichten, dasz seine Frau eine Dirne sei. So wird er seine Ehre nicht retten. Denn seine Frau ist ein Teil von seinem Heim. Er kann sich nicht gegen sie besser machen. Ich geho%re zu Frankreich. Frankreich formt seine Leute wie Renoir, Pasral, Pasteur, Guillaumet, Hochede. Es formt auch unfa%hige Politikaster wie Betru%ger. Aber es scheint mir zu bequem, sich den einen zuzuza%hlen und jede Derwandtschaft mit den anderen zu leugnen. Die Riederlage spaltet. Die Niederlage zerlegt, was ganz war. Darin liegt eine to%dliche Drohung: Ich werde nicht zu diesen Spaltungen beitragen, indem ich die Derant- wortung fu%r das Unglu%ck auf Andersdenkende unter den Meinen abwa%lze. In solchen Derfahren, bei denen der Richter fehlt, ist nichts zu holen. Wir du%rfen nichts von dem verleugnen, wozu wir geho%ren." Zu den Mu%ttern Neue Denkmodelle werden erfunden. Der sogenannte technische Fortschritt, das heiszt die Dersklavung des Menschen an eine von ihm erzeugte, aber u%ber ihn hinaus- gewachsene und selbsita%tig gewordene Dingwelt, scheint die Doraussetzungen allen organischen, naturhaften Lebens so gru%ndlich vera%ndert zu haben, dasz der Mensch alles wird abstreifen mu%ssen, was von ihm noch der Natur angeho%rt, was ein Teil der groszen Weltscho%pfung ist. So wenigstens verku%nden und planen es die "Futurologen", die Leute mit dem gelehrten Gehabe, die uns mit nicht geringerem wissenschaftlichen Aufwand als einst die Eingeweideleser und Sterndeuter die Zukunft entschleiern wollen. Im Grunde la%uft das ganze Sandkastenspiel mit der Zukunft, fu%r die es vorzusorgen und die es zu meistern gilt, nur auf die grosze allgemeine Ratlosigkeit hinaus, die die katastrophe des Zweiten Weltkrieges mit der Zertru%mmerung keineswegs blosz Deutsch- lands und Europas, sondern u%berhaupt aller bis dahin gewachsener Ordnungen und u%ber- lieferter Werte hinterlassen hat. Im Grunde ist das ganze emsige Bemu%hen der neuen Weltma%chte und Weltorganisationen wie der politischen Parteien, dem Raubbau an der Matur zu steuern, das Nahrungsproblem einer sich bea%ngstigend vermehrenden, vor- wiegend farbigen Erdbevo%lkerung zu lo%sen, die schrecklichen Dernichtungswaffen unter kontrolle zu halten und noch vieles anderes mehr nur der Ausdruck der Angst davor, dasz die 1945 und seither geschaffene neue Weltordnung falsch gewesen sei und dasz dafu%r einmal ein Preis verlangt werden ko%nnte, der das beru%hmte "Ende mit Schrecken" wa%re. Und um nun die langsam hellho%rig werdenden lNenschen und Do%lker davon abzu- lenken, die Schuld su%r diese uns alle bedrohende Entwicklung dort zu suchen, wo sie wirklich liegt: bei den falschen Weltfriedensaposteln, bei den konstrukteuren eines globalen Glu%cks, das jedermann ohne besonderes Zutun an Arbeit und Opfer einfach in den Schosz fliegen soll, bei den Heuchlern, die ihre eigenen Schandtaten mit den erfundenen der Unterlegenen vergessen machen wollten und ihren Sieg als gottgewollt und schicksalsnotwendig fu%r eine gedeihliche weitere Entwicklung des ganzen Menschen- geschlechtes hingestellt haben, um also unsere Gehirne zu vernebeln und uns mit einem neuen geistigen Rauschgift zu verseuchen, kommen sie mit der Zukunft daher und setzen zu diesem Zweck ein ganzes Heer von Politologen, Soziologen, Futurologen und wie die Dertreter diejer Pseudowissenschasten allc heiszen mo%gen, in Bewegung. Die Bescha%ftigung mit der Zukunft soll von den Gedanken u%ber die miserable Gegenwart ablenken. Neue Schlagwo%rter werden zu diesem Zweck erfunden. "Lebensqualita%t" heiszt eines von ihnen. Was ist damit gemeint? Doch offenbar nur, dasz die Masse, die Zahl, das Quantum konsum, das der einzelne wie die ganze "Gesellschaft" in sich hineinzuschlingen suchen, das wahre Glu%ck, ein menschwu%rdiges Dasein nicht ausmachen, dasz all das, was eine zum Selbstzweck gewordene Wirtschaft und in ihrem Dienst eine maszlose, mit La%rm und Gestank die "Umwelt" vergiftende Technik zur Derfu%gung stellen, keinen letztgu%ltigen Wert darstellen, wenn daru%ber das eigentliche Menschliche, Geist und Gemu%t, zu Schaden kommen. Wenn also mit der Forderung nach Lebensgualita%t dies gemeint ist, dann musz man doch fragen, wodurch sie verloren ging, durch wen sie so stark bedroht worden ist, dasz ihre Ru%ckkehr verlangt werden musz? Doch offenbar durch das Wirken derselben Technokraten, die uns jetzt die neuen "Denkmodelle" fu%r die Zukunft bescheren wollen! Durch dieselben Ma%chte und kra%fte, die am gegenwa%rtigen Irrweg der Menschheit schuld sind, weil ihnen ja die Dernichtung der Lebensqualita%t, die Zersto%rung der Natur wie die Zertru%mmerung der Do%lker- und Familienverba%nde, die Auflo%sung aller gewachsener Gemeinschaften in o%de "Partner- schafts", Derha%ltnisse gar nicht schnell genug gehen konntel Weil alles, was an der Scho%pfung mit Mensch, Tier und Pflanze einen u%bermateriellen, sagen wir ruhig, go%tt- lichen Bezug hat, ihrer Maschinenseele zuwider, zumindest unbegreiflich war. Don diesen Leuten brauchen wir keine Ratschla%ge, seien sie auch noch so pseudo- wissenschaftlich verpackt. Besser als ihre "Denkmodelle" ist der Schatz der Weisheit, den uns die Ahnen, den uns unsere groszen Dichter und Denker hinterlassen haben. Der mu%tter- liche Urgrund unseres Dolkstums, das sich im Schosz der Sch6pfung Eingebettet"sein"- wissen, eingereiht in die grosze kette alles Lebendigen mit der gleichzeitigen Achtung vor diesem, das im Urbild der Ideen sich selbst Wiederfinden als ein zwar kleines, aber mit der Derantwortung su%r das grosze Ganze begabtes Teilchen, dieses Herzwissen um den wahren Sinn des Lebens, das sind die Quellen, aus denen allein die schon fast verloren gegangene Humanitas neu erstehen kann. Den Weg zu ihr weisen keine rationalen Utopien. Der Weg der Heilung fu%hrt in Faustischem Sinne zu den Mu%ttern. - Sarajewo 1914...Ende oder Anfang? Im 28. Juni 1914, vor sechzig Jahren also, wurde die ganze Welt aufgesto%rt: Erzherzog Franz Ferdinand, der Thronfolger des o%sterreichisch-ungarischen Doppelreiches der Habsburg-Lothringer, wurde in seinem Gra%f & Stift-Wagen anla%szlich einer Disitation in Sarajewo von einem serbischen Ertremisten geto%tet. Seine ihm morganatisch angetraute Gemahlin fiel an seiner Seite. Ein erschu%tterndes Ereignis voll menschlicher, aber auch politischer und sogar menschheitsgeschichtlicher Tragik! Seit mehr als vierzig Jahren hatte es keine nennenswerten kriege mehr gegeben, und nun dieser Fu%rstenmord, der die Menschen wachru%ttelte, sie in die Tiefen stiesz, sie zuna%chst Izo%ses ahnen und die schwach verborgenen Hohlheiten des zeitgeschichtlichen Gefu%ges erkennen liesz. Diese Zeit vorher, die man spa%ter so verkla%rend als "den Frieden-- schlechthin bezeichnet hat, war in dieser Einbildung und in diesem Erlebniswert aufs fu%rchterlichste bedroht, und einen Monat spa%ter trat auch richtig der kriegszustand ein. Schon nach wenigen Tagen muszte man erkennen: ein Weltbrand war ausgebrochen. Der Weltkrieg begann, den man ein Menschenalter spa%ter den Ersten Weltkrieg be- nennen muszte. Der Zusammenbruch des gesellschaftlichen Geba%udes in der Herzmitte der Welt und der Dielvo%lkerstruktur des Alten Reiches war eine Folge, die noch von niemandem abgesehen werden konnte. .,Sarajewo" war nicht nur ein Anfang, es war auch ein Ende! Bruno Brehm hat in seiner Romandreiheit "Die Throne stu%rzen" vor mehr als einem Menschenalter kundig aufgezeigt, was alles zu Sarajewo 1914 gefu%hrt hat. Sein Buch "Apis und Este" zeigte den groszen Widerstreit zwischen den kra%ften des Panslawismus und den Erneuerungsbestrebungen der in vielem innerlich bru%chig gewordenen Habsburger- Doppelmonarchie auf, die aber doch auf Ausgleich und Sammiung der auseinander- strebenden kra%fte bedacht war. Die a%ltere Generation kennt den Derlauf der Fru%hsommertage 1g14 aus eigener leidenschaftlicher Erinnerung: Maszlose Empo%rung und begeistertes Eintreten in einen zuna%chst nur o%rtlich gedachten krieg, der einem unbeantworteten Ultimatum an die Adresse Belgrads folgte. Mobilisierung der alten Armee und des in Nibelungentreue verbundenen Wilhelminischen Reiches. kriegserkla%rungen von u%berall her. Hurrarufe der Bevo%lkerung an ihre braven wehrwilligen Soldaten und von diesen selbst, das war der Aufmarsch, der in die Aufma%rsche der anderen stiesz. Man erkannte, dasz die Gegenseite la%ngst viel wirksamere Masznahmen getroffen hatte und dasz man eigentlich in einen modernen krieg getappt war, dessen wirtschaftliche Doraussetzungen weitgehend unterscha%tzt wurden, in einen krieg, dessen Aufmarschpla%ne durch Derrat zum Teil bloszgestellt waren. Dennoch unglaubliche Abwehr- und Angriffserfolge in Galizien, in Serbien wie in Ostpreuszen. Die Deutschen der europa%ischen Mitte waren die Haupttra%ger dieses 0pferganges, der sich immer mehr ausgeweitet hat. Die Elitetruppen des Heeres und bald auch die Freiwilligenverba%nde der Studenten und sonstigen bisher Ungedienten verbluteten in den Ebenen Galiziens, in den Bergen der karpaten, spa%ter in der kaum vorbereiteten Su%dfront gegenu%ber dem wortbru%chigen Dreibundpartner Italien. Deutschland siegte wohl in der Umfassungsschlacht bei Tannenberg und spa%ter in Masuren, es nahm belgische Grenzfestungen in Sturm und kam bis an die Marne voran. Dann kann es zum Stellungskrieg, in dem das Material eine Sprache fu%hrte, die den ka%mpferischen Men- schen fast erlahmen liesz. Dier Jahre spa%ter war der krieg milita%risch unentschieden, aber politisch und wirt- schaftlich verloren: nur das Heimatgebiet war unversehrt geblieben, das hatten die ausgemergelten ka%mpfer erreicht. Aber auch dies erwies sich als ungewisz. Alt-Osterreich hatte zu bestehen aufgeho%rt. Seine Randgebiete wurden zu Nachfolgestaaten voll natio- nalistischer Bestrebungen. Das kleine Resto%sterreich und das zur Republik gewordene Deutsche Reich verfielen in der Folge einer unvorstellbaren Arbeitslosigkeit, dem Hunger und der Armut, Reparationen preszten das Letzte aus den ausgepowerten Ra%umen, Inflationen ruinierten die Wirtschaft und die Gesellschaft. Das waren die keimbo%den fu%r poiitische Radikalismen, die man heute in den Folgegenerationen weder gu%ltig beurteilen kann noch u%berhaupt begreift. Ziemlich genau 25 Jahre spa%ter begann dann der Zweite Weltkrieg, weil der Erste mit keinem Frieden, sondern mit einem ungeheuerlichen Diktat geendet hatte. Die ganze Welt stand wieder einem diesmal wirtschaftlich und ra%umlich besser vorbereiteten Grosz- reich gegenu%ber. Das Ergebnis ist bekannt: nach vielen Siegen der Anfangszeit, nach einer Raumkontrolle, die von der Biskaya zum Nordkap, im Osten zeitweise bis zur Wolga reichte, kam allma%hlich der Zusammenbruch von 1945, in dessen moralischen Folgezusta%nden die deutsche Welt noch heute lebt. Das ist in wenigen Sa%tzen schwer zu analysieren. Zwei Menschenalter trennen uns heute vom Beginn, der eigentlich ein Ende war: das Ende der alten gewachsenen Staatenreiche und der alten Gesellschaft. Wo niemals eine Revolution wie in Frankreich oder wie in Ruszland getobt hatte, hier wurde die Umwandlung und Umwertung linear vollzogen. Weh dir, dasz du ein Besiegter bist! Mag sein, dasz an dem alten Reiche da wie dort vietes bru%chig war. Es war dennoch nicht so schlimm gewesen, wie es karl kraus in den "Letzten Tagen der Menschheit" u%berzeichnet hat. Auch in den Nachfolgestaaten muszte man zugeben, dasz die Der- waltung des alten Habsburger-Reiches in vieler Hinsicht vorbildlich gewesen war. Die Nutznieszer der Teilung konnten ihres oft sehr billigen Gewinnes kaum froh werden. Diele Do%lker sitzen heute in gro%szter Unfreiheit, als sie es je in den Tagen der Monarchie gewesen waren. Irredenta ist oft Selbstta%uschung. Auch das Wilhelminische Deutschland hat erst bessere Zensuren bekommen, als die Nachfolger zu reden und zu bestimmen hatten. Ja selbst an diesen musz mancher Rufmord da und dort berichtet werden. Zwei Nlenschenalter nach Sarajewo: drei deutsche Staaten in der Mitte von zwei Superma%chten und einigen mehr oder weniger neutralen Gruppierungen der sogenannten Dritten Welt. In der Mitte das heldenhaft lebende Berlin als 0pfer der Teilung. Das Ganze wirtschaftlich erstaunlicherweise seit zwanzig Jahren in hoher Aufblu-te, die den verlorenen krieg vergessen lassen mo%chte. Aber ta%uschen wir uns nicht: allein schon die letzte Olkrise und die Stillegung vieler Groszwerke spricht eine zu deutliche Sprache, die man so wenig vernehmen mo%chte, wie im Juni 1914 der Zusammenbruch vorauszu- ahnen war. Es soll 60 Jahre nach dem Fanal von Sarajewo nicht in Pessimismus "gemacht" werden. Aber man mu%szte sich endlich der u%briggebliebenen positiven kro%fte der ganzen Nation besinnen, in welchen Staaten immer diese lebt: man kann aus der Geschichte nicht aussteigen und nicht aus der Moral und den Sittengesetzen flu%chten, ohne eines Tages wirklich unterzugehen. Die Zusammenfu%hrung der verdienstvollen Randsta%mme des deutschen Dolkes nach mehr ais achthundert Siedlerjahren war eine weltgeschicht- liche Trago%die, sie ko%nnte aber zu einem noch gro%szeren Quell moralischer Besinnungs- sta%rke als bisher fu%hren. Noch ist Polen nicht verloren... so sangen die Polen auf ihren oft selbstverschul- deten Schlachtfeldern, als sie jedermann ausgelo%scht wa%hnte. Warum soll das innere Deutschiand, das Mo%nner wie Goethe und Grillparzer, Planck und Billroth hervor- gebracht hat, verloren sein? Die deutschen 0pfer zweier Weltkriege ha%tten es nicht verdient. Die kluft ist viel zu grosz Im Jahre 1945 hat sich im deutschen Dolk eine kluft aufgetan, die sich seither nicht wieder geschlossen hat, sondern nur noch breiter und tiefer geworden ist. Einem Erd- schatten der alliierten Sieger gut sein lieszen und mit deren erbetteltem Wohlwollen Ehren einheimsten, eintra%gliche Gescha%fte machten und sich auf kosten der Ehre und des Ansehens ihres gedemu%tigten Daterlandes eine neue Eristenz aufbauten, und jenen anderen, die nicht bereit waren, ihren nationaien Stolz und ihre Selbstachtung der Siegerwillku%r zu opfern, nicht bereit, das ihrem Dolke aufgezwungene fremde Gesetz bedingungslos als ihr eigenes anzuerkennen, nicht bereit, der vielhundertja%hrigen Der- gangenheit und der geschichtlichen Wahrheit den Eselstritt zu geben, eine kluft auf, die zwischen Hoch und Nieder, Arm und Reich mitten hindurchging und das, was sich bis dahin als die lebendige Gemeinschaft einer groszen Nation verstanden hatte, in zwei Ha%lften teilte, die einander bald nicht mehr verstanden, ja, einander mit Hasz und Der- achtung, mit Misztrauen und U%belwollen gegenu%berstanden. Schlimmer noch: die kluft ging und geht mitten durch die Herzen, entzweite und entzweit Familien und fru%here Freunde, la%szt und liesz zwischen Eltern und ihren kindern, zwischen Lehrern und Schu%lern, zwischen Herrschenden und Dienenden nirgendwo eine Stelle fu%r einen Bru%ckenschlag der Derso%hnung, der Achtung, des gegenseitigen Der- sta%ndnisses. Das satanisch ausgeklu%9elte Schandwerk der "Umerziehung'- ist --- dank des Unterwerfungswillens des an die Macht gekommenen Teiles der Unterlegenen (elbst --- so perfekt, wie es die Sieger urspru%nglich wohl selber nicht fu%r mo%giich gehalten haben. Nicht die auch vom eigenen Standpunkt der Triumphatoren aus sinnlose Marterung eines Mannes wie Rudolf Hesz, der die Selbstzerfleischung Europas in einem bruder- mo%rderischen krieg hatte verhindern wollen, mit nunmehr 32ja%hriger Einzelhaft in einem schwer bewachten Riesengefa%ngnis, nicht dieses Justamento einer unter dem jchleiszig gewordenen Mantel einseitigen "Rechtes" geu%bte Brutalita%t an einem hin- jiechenden Greis ist, obwohl an sich erschu%tternd genug, das Erschu%tterndste. Sondern das ist, dasz sich unter denjenigen, denen die an Hesz erekutierte "Strafe" sinnfa%llig ihre eigene Derworfenheit dartun soll, Leute finden, die dazu noch mit schmatzenden Backen Bravo rufen und jede Lu%ge gutheiszen, ja selbst weiterverbreiten, die im Grunde nur jie selber fu%r alle Ewigkeit zu Derbrechern abstempeln soll. Leute, die jeden, der es wagt, in Sachen Hesz Menschlichkeit zu fardern --- und es sind, der Wahrheit sei die Ehre gegeben, auch nicht wenige ausla%ndische Personen von hohem Rang und klingendem Namen darunter ---, als "Nazischwein" zu be(chimpfen pflegen, wie erst ku%rzlich dem Schwer- kriegsbescha%digten Egon von Francois widerfahren ist, als er beim Derteiien eines Auf- rufes zur Freilassung des Friedensma%rtyrers vor dem Spandauer Gefa%ngnis von hinten niedergeschlagen und anschlieszend von der Polizei verho%rt wurde. Doch der Fall Rudolf Hesz ist ia nur ein e r aus dem ganzen Schandkatalog der Demagogie, der Derhetzung, der brutalen Barbarei. Ist nur ein Beispiel fu%r jene welt- weite Wahrheitsverdrehung, die ihr Modell in der famosen Feststellung hat, dasz nicht der Mo%rder, sondern der Ermordete schuld sei. Die Berliner Mauer und der Todes- streifen quer durch Deutschland sind ein anderes Izeispiel. Der Mann, der namens des deutschen Dolkes seine Unterschrift unter das Dokument der Anerkennung dieses widernatu%rlichen Zustandes gesetzt, der Landra%ubern ihren Raub als rechtma%sziges Ei9entum bescheinigt, Mo%rdern und Dieben Wiedergutmachungsanspru%che zugestanden hat, gilt, international ausgezeichnet, als Dorko%mpfer der "Entspannung", als besorgt-umsichtiger "Friedensfreund", und nicht einmal die Tatsache, dasz einer seiner engsten Dertrauten sich als feindlicher Spion entlarvte, hat seinem "vaterla%ndischen Image'- bis jetzt ernstlich etwas anhaben ko%nnen. Denn er hat ja alle diejenigen an seiner Seite, die gleich ihm vom Derrat profitieren, aus dem poiitischen Izetrug hand- greiflichen Nutzen ziehen, sich den kniefail vor der Wiliku%r in klingender Mu%nze bezahlen lassen; dazu noch die vielen, vielen, die in ihrer Dummheit und Feigheit von der Wahr- heit nichts wissen wollen. Und sie alle sind die "mehreren". Wer immer aber sich in jenen La%ndern, deren Deutsch v o l k lichkeit seit 1945 zur "Deutsch s p r a ch i g k e i t" verniedlicht, das heiszt umgefa%lscht wird, zu seinem Dolk und dessen Geschichte und Rechtsanspruchen bekennt --- oder eines solchen Bekenntnisses auch nur "verda%chtigt" wird ---, wer immer die Willku%r, die Lu%ge, den brutalen Macht- miszbrauch, die Tu%cke und die Hinterlist der an der Macht befindlichen offen mit Namen zu nennen wagt, ja, wer sich nur Zweifel zu a%uszern erlaubt, ob die totale Menschheits- begiu%ckun9 der "demokratischen- Welterneuerer wirklich so perfekt ist, wie dies das Evangelium der Sieger verheiszen hat, der steht auf der "falschen Seite" der kluft. Er wird --- im 29. "Friedens"jahri --- genauso verfolgt, verda%chtigt, schikaniert und benach- teiligt oder zumindest als "Unperson" behandeit, als ha%tte er eben erst seinen Beitritt zur la%ngst nicht mehr eristierenden NSDAP vollzogen, und jedes Mittel ist denen auf der "richtigen Seite" recht, um ihn nach Strich und Faden fertigzumachen. Wenn er dem Wahn huldigt, sich mit demokratischen Mitteln der gesetziich gewa%hrleisteten Meinungs- freiheit bedienen zu ko%nnen, dann wird das Gesetz solange gebeugt und gebogen, bis es g e g e n ihn angewandt werden kann. Notfalls bedient man sich des Terrors der Strasze, um zu argumentieren, dasz er selbst diesen provoziert habe. Die u%bliche "Begru-ndung" beim beho%rdlichen Derbot volkstreuer kundgebungen, wie erst ku%rzlich wieder in Graz! All dies ist keine Schwarzmalerei. Es ist der nackte Tatbestand der vo!lkommenen Rechtlosigkeit aller jener, die noch immer an den u%berlieferten Werten --- auch auf dem Gebiet der kunst, der Dichtung, der Wahrheitsforschung in den Wissenschaften (Biologie!) --- festhalten. Wer sich daru%ber einer Selbstta%uschung hingibt und meint, es sei in Wirk- lichkeit nicht g a n z so schlimm, der wird durch die Lektu%re der bewuszt antideutsch dirigierten Massenpresse, durch die sich endlos wiederhoienden Perfidien auf dem Bild- schirm und im Ho%rfunk, durch die zum System erhobene Schma%hung alles dessen, was mit dem deutschen Namen und Ansehen verbunden ist, sehr rasch eines schlechteren belehrt. Und wenn er es trotzdem nicht aufgibt, an das Dersta%ndnis und den Gerechtigkeitssinn jener zu appellieren, die jenseits der kluft ihr Gescha%ft mit der Derteufelung betreiben, dann erntet er fu%r sein gutgemeintes Bemu%hen nur Hasz und Hohn, Spott und letztlich --- Derachtung. Er ko%nnte mit Engelszungen reden, es streckte sich keine Hand von dru%ben zu ihm heru%ber, denn da dru%ben lebt man ja davon, dasz er selbst fu%r immer zum Los der "Unberu%hrbaren" verurteilt ist. kommt wirklich niemand auf den Gedanken, dasz das nicht ewig so weitergehen kann? Befa%llt niemanden von denen, die fu%r das Wohl des Staates und der Gesel!schaft --- vom Dolk wollen wir lieber erst gar nicht reden --- die Angst, dasz der Abgrund dieser Schlucht einmal a l l e verschlingen wird, wenn nicht endlich Bru%cken geschlagen werden? Ist der Geist der Unduldsamkeit wirklich so grosz wie in der biblischen Stelle des Lukas- Evangeliums, die von der groszen kluft spricht, die niemals geschlossen werden kann? Wenn ja, dann soll man uns lieber nicht von .,Demokratie", "sozialer Gerechtigkeit", "Weltfrieden" u. dgl. reden. Denn so, wie diese scho%nen Wertvorstellungen in die ta%gliche Praris umgesetzt werden, sind sie ein einziger Hohn und eine unertra%gliche Herausforderung. Die Lehren eines Sommers Is war ein katastrophensommer, der nun seinem Ende entgegengeht. Nicht nur, was das Wetter betrifft, das auf der einen Seite des Erdballs mit mo%rderischer Hitze, auf der anderen mit Regenfluten, die zu riesigen U%berschwemmungen fu%hrten, gleich grausam zugeschlagen und dort wie hier Millionen Menschen das Leben gekosiet hat, sondern vor allem auch in politischer Hinsicht: ein plo%tzlicher kriegszustand wegen einer Insel im o%stlichen Mittelmeer, deren politische Derha%ltnisse zwar schon seit langem ho%chst unsicher waren, der man aber doch nicht im Ernst zugetraut ha%tte, dasz ihretwegen zwei Mitglieder der freien Welt das weit wichtigere atlantische Derteidigungsbu%ndnis aufs Spiel setzen wu%rden. Neue Spannungen im Nahen Osten, die dort zwar noch keinen neuen krieg ausgelo%st haben, doch jeden Augenblick zu einem solchen fu%hren ko%nnen. Erdbebenartige Erschu%tterungen der gesellschaftlichen Derha%ltnisse in Italien, das mit seinen nun schon zum politischen Alltag geho%renden fortwa%hrenden Streiks, Terror- und Gegenterror- aktionen endgu%ltig fu%r den Weltkommunismus reif geworden zu sein scheint; ein Umsturz in Portugai, bei dem dieses Land u%berstu%rzt und vo%llig unbedankt auf alle seine u%berseeischen Besitzungen verzichtet hat, mit dem vorauszusehenden Erfolg, dasz nun in diesen Gebieten die blutige Gewalt triumphiert, der Mord --- zuerst an den Weiszen, dann aber auch an den Eingeborenen selbst --- zur Tagesordnung geho%rt. Und zu alledem in der fu%hrenden westlichen Macht, in den USA, ein Schauspiel der Selbst- zerfleischung, das zum Ru%cktritt des Pra%sidenten gefu%hrt hat und mit der Hofu%bergabe an einen Lu%ckenbu%szer als Nachfolger gewisz noch lange nicht zu Ende ist. Zieht man die Bilanz aus alldem, so la%szt sich jedenfalls eines eindeutig feststellen: Der Derlierer ist u%berall der weisze Mann, der Europa%er, der lachende Gewinner sitzt im kreml. 0hne dasz sie eine Hand zu ru%hren brauchten, fielen den Sowjets die Fru%chte in den Schosz: in Europa, dessen weicher Unterleib im Mittelmeer aus Wunden blutet, die auch die a%rztliche kunst eines --- merkwu%rdigerweise aus der Watergate-Affa%re noch gesta%rkt hervorgegangenen --- poiitischen Medizinmannes kissinger nicht heilen wird ko%nnen; in Afrika, wo die nun "befreiten" ehemaligen portugiesischen Provinzen sich als Hoffnungsgebiete entweder fu%r den russischen oder, noch wahrscheinlicher, fu%r den chinesischen Imperialismus darbieten; in Lateinamerika, allwo nun nach Perons Tod die Rotfront sich auch schon zur Machtu%bernahme anschickt und wo das kuba Fidel Lastros fu%r das Weisze Haus plo%tzlich salonfa%hig geworden ist; kurz --- allu%berall. Fragt man nach den Ursachen dieser Entwicklung? Unza%hli9e Antworten werden von den "Erperten- angeboten, und jede entho%lt ein Stu%ck Wahrheit. Das Doppeispiel des machthungrigen Makarios hat sicherlich ebenso zum Ausbruch der Zypernkrise bei- getragen wie die hartna%ckige Weigerung Israels, sich zu einer vernu%nftigen Lo%sung des Pala%stinaproblems zu verstehen, die arabische Welt bis zur Weiszglut reizen musz. Die milita%risch immer schwieriger gewordene Lage Portugals, sein an der Lebenssubstanz des Landes zehrender langja%hriger kolonialkrieg muszten jeden Schluszstrich als "Lo%sung" erscheinen lassen, auch wenn er tatsa%chlich keiner ist. Nicht weniger einleuchtende Er- kla%rungen sind fur die Zusta%nde in Italien bei der Hand, wo sich die in sich zerstrittene Mitte-Links-Regierung als Zentralgewalt vo%llig unfa%hig erwies. Fu%r Argentinien, dessen Peronisten-Partei sich unter der schwachen Hand seiner zweiten Gattin, die nicht das Lharisma einer Evita ist, nach einem Naturgesetz wieder in ihre ehemaligen Bestand- teile auflo%sen muszte; fu%r kuba, das sich unter der weit sta%rkeren Hand eines Fidel Lastros, allen Dorhersagen zum Trotz, als durchaus lebensfa%hig erwiesen hat, sodasz es nu%tzlicher erscheint, sich mit ihm rechtzeitig zu ,.arrangieren", als weiterhin an einem Embargo und Boykott festzuhalten, die ohnehin von Haus aus gar nicht so ernst gemeint waren. kurz, Analysen, Interpretationen, hochgescheite Antworten gibt es genug!- Nur eine wird nicht gegeben, wird geflissentlich vermieden. Die Antwort darauf na%mlich, wo denn das Grundu%bel zu suchen ist, dasz die Welt nicht zur Ruhe kommen kann und dasz die neue Weltordnung, die ihr die Sieger von 1945 mit dem Dersprechen eines "globaien Friedens", einer "globalen Freiheit", eines "globalen Wohlstandes und Fortschrittes" beschert haben, so gar nicht funktionieren will. Denn d a sz sie tatsa%chlich nicht funktioniert, dafu%r ist die ja%mmerliche Rolle, die die "Dereinten Nationen" in diesem katastrophensommer gespielt haben, wohl ein unwiderleglicher Izeweis. Da sich die anderen vor der Antwort scheuen, wollen wir sie geben. Wenn man in der Geschichte jemals von Schuld, echter Schuld, ja Blutschuld im wahrsten Sinne des Wortes sprechen kann, dann tragen diese an allem, was nach 1945 bis zum heutigen Tage geschehen ist, jene, die in puritanischem Glaubenseifer die organischen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens miszachtet, die harten Tatsachen mit theoretischen Spekulationen auf den kopf gestellt, mit einer neuen "Siegermoral" den eigenen Herrschaftswillen verbra%mt und mit der Zweiteilung der Welt ein globales Diktat ge- schaffen haben, das sich nicht einmal mit einem Atombombenarsenal dauernd aufrecht erhalten la%szt. Ja' die Da%ter von "Nu%rnberg" sind die eigentlichen Schuldigen, und es mutet wie ein spa%ter Dergeltungsakt der Geschichte an, dasz nun nach Stalin auch einer der Nach- folger Roosevelts mit Schimpf und 9chande von der Bu%hne abtreten muszte. Jedenfalls hat jene Form von "Demokratie", die sich in der Auflo%sung aller Bande von Gehorsam, Pflichterfu%llung, selbstlosem Dienst an der Gemeinschaft durch o%desie Gleichmacherei des von Natur aus Ungleichem darbietet, ihren Da%tern und Propheten selbst so wenig Segen gebracht wie den mit ihr "Beglu%ckten". Diese Feststellung entspringt nicht der Schaden- freude, denn wir Deutsche sind ja selbst die unmittelbar Leidtragenden. Die Feststellung ist nur als Warnung gedacht, das falsche Schema endgu%ltig zum alten Eisen zu werfen und die Do%lker ihren eigenen Weg gehen zu lassen, den ihnen ihr nationaler Lebenswille unerbittlich vorschreibt. F. St. Demokratie-Mu%digkeit Untersuchungen haben ergeben, dasz sich an den deutschen lNittelschulen und Univer- sita%ten "plo%tzlich ein Rechtsruck bemerkbar" mache, und ganz a%hnliches wird von jungen Engia%ndern und Franzosen berichtet. Das ist natu%rlich fu%r Poiitiker, Publizisten Soziologen und Politologen und wie sich alle die Leute nennen, die das Gras wachsen und die Fio%he husten ho%ren, ein Anlasz zu groszer Sorge. Und breit und ausfu%hrlich wird von ihnen die Frage diskutiert (diskutieren ist immer gutl), was man denn falsch gemacht habe, dasz das Gieszkannensystem demokratischer Freiheiten und sozialer Er- rungenschajten, mit dem man die Massen und vor allem die Ju9end auf den Weg zur irdilchen Glu%ckseligkeit fu%hren wollte, so wenig Dankbarkeit fa%nde. Was man fal(ch gemacht hat? So ziemlich alles! Diese bu%ndige Feststellun9 ist leicht zu beweisen. 0b etwas falsch oder richtig ist, beurteilt sich in der Politik wie in der Wi(senjchaft, der Wirtschaft, der kunst und u-ber- haupt in allen Bereichen menjchlicher Lebenstiitigkeit danach, ob es mit den natu%rlichen Lebensgesetzen in Einklang lteht oder ihnen wider(pricht. Eine Politik, die von der Dorausletzung ausgeht (und allen gegenteili9en Erjahrungen starrsinnig daran festha%lt); dasz alle Menschen "gleich" seien und daher in jeder beliebigen Sache das "gleiche Recht" zum Mitreden ka%tten, k a n n nicht richtig sein, weil die Matur auf Ungleichheit beruht und jegliche Entwicklung nur durch Differenzierung, d. h. Besonderung, nicht aber durch Einebnung und Gleichmacherei mo%glich ist. Eine Uissenlchaft, die diese Grund(a-tze nicht lehren und ihnen nicht nachforschen darf, weil sie sich sonst politisch verda%chtig macht, musz aus dem gleichen Grunde fallch sein. Eine Ujirt(chaft, die auf unbegrenztes Wachstum ausgerichtet ist, musz u%ber kurz oder lang Schiffbruch erleiden, da es grenzen- loses Wachstum nirgends auf Erden gibt. Und eben(o musz die uferlose Produktion, die nur nach der Menge, nicht nach der Qualita%t gemessen wird und sich nicht darum ku%mmert, ob (ie mit der Ausbeutung ihrer Produktionsquellen (Energiei) nicht mehr zersto-rt als hervorbringt, alle natu%rlichen Lebensquellen wie Boden, Wasjer, Luft restlos vernichten. Sie kann jo wenig richtig jein wie das mit ihr verbundene Schlagwort der Dollbescha%ftigung, das die schon von lNalthus erkannte Tatsaehe einfaeh n!cht zur kennt- nis nehmen will, dasz "an der Tafei der Natur nicht fu%r jedermann ein Gedeck", und noch dazu ein gleiches, "aufgelegt" ist. Bornierte Rechthaberei wird die Naturgesetze nicht aus der Welt schaffen ko%nnen. - Run ist aber das, was heute "Demokratie" genannt wird, untrennbar mit allen die(en falschen Annahmen und Dorausjetzungen, vor aliem der zum Glaubensgrundsatz erhobenen allgemeinen Gleichheit, untrennbar verbunden. Wohlgemerkt: Wir sagen, was man Demokratienennt, nicht, was (ie wirklich i st. Denn die richtig verstandene Demokratie, die jedem das Seine, nicht allen dasjelbe zugesteht, ist eine jcho%ne Sache, ein ideales Wunlchziel, des Schweiszes aller Edlen wert. Nur ihr Zerrbild fordert zum Widerspruch auf, erregt Miszmut und Unzufriedenheit, ja Abscheu wie alles, was sich ein faisches Etikett anklebt. Und wenn nun fortwa%hrend bis zum U%berdrusz von "Demo- kratisierung" geredet und darunter nur verstanden wird, das Falsche noch falscher zu machen, den Jrrtum noch ru%cksichtsloser zu verfolgen, das Leben und die Natur noch gewaltjamer auf den kopf zu stellen, dann darf sich wohl niemand daru%ber wundern, wenn der Widerstand gegen die Trugbilder der faljchen Propheten wa%chst und wenn gerade dort, wo das Gefu%hl fu%r Echtes und Fal(ches von allen Lebensaltern noch am sta%rksten vorhanden ist, na%miich bei der Jugend, die Ablehnung am iautesten wird. Wenn sich diese Ablehnung bisher gro%sztenteils nur in den stumpssinnigen Formen des anarchistijchen Terrorismus, der Auflehnung gegen Sitte und Ordnung, kurz der brachialen Gewalt, oder aber der Weltflucht in Rauschgift, wirren kult und schlieszlich Selbstmord gea%uszert hatte, dann darf deshaib nicht vorschnell der Stab u%ber diese Jugeno% gebrochen werden. Sie war ja verfu%hrt, absichtlich verwahrlost, von denen, die das falsche "demokratische" Ueltgeba%ude errichiet hatten, mit vollem Dorbedacht in den Abgrund gestoszen worden. Wenn sich jetzt aber cndiich die Denkenden dieser Jugend besinnen und wieder echter Wertbilder erinnern wie Ehre, Tieue, Wahrhaftigkeit, Dolk, Heimat und Daterland --- das meinen die eingangs 9enannten Politiker, Publizisten, Politologen u(w. doch wohl mit "Rechtsruck"! ---, dann ist das ein Zeichen der groszen Go%tzenda%mmerung, das jeden klarsehenden mit Befriedi9ung erju%llen musz. Es ist die Stimme der Ratur, die sich Geho%r zu schaffen beginnt. keineswe9s ist es, wie da orakeit wird, eine Gefahr fu%r die Demokratie. Eine Gefahr nur fu%r diejenigen, die die e ch t e Demokratie, fu%r die (chon vor mehr als hundertfu%nfzig Jahren die deutsche Izurschenschaft beim Wartburgfest und dann wieder die studentischen Legionen im Revolutionsjahr 1848 ein so unu%berho%rbares Bekenntnis abgelegt haben, seit 1945 miszbraucht, gescha%ndet, in ihr Gegenteil verzerrt haben. Eine Gefahr fu%r die Lu%gner und Heuchler, die uns den gro%szten moralischen Tiefstand, die vo%llige Entseelung und Entgeistigung des menschlichen Lebens einem flachen konsum zuliebe als "Demokratisierung" anpreisen wollen. Eine Gefahr fu%r die Weltverschwo%rer, die uns das Daterland rauben wollen, uns Deutschen und allen Do%lkern, die sic "gleich"- hobeln wollen. Recht sol Dr. Fritz Stu%ber Das Reich der Seele Wer das Reich der Seelenwirklichkeit betritt, mo%ge zuna%chst alles von sich streifen, was er in unseren Tagen aus den Lehren der psychologischen Wissenschaft bezogen hat. Denn diese sind blosz intellektue!les und erperimentelles Schattenspiel und als solches nicht Offenbarung, sondern Entweihung der Seele. Sie sind daher vo%ll!g unfa%hig dazu, eine wahrhafte Aussage u%ber sie zu machen. Wir leben im seelenlosesten Jahrhundert der Menschheitsgeschichte, in einem Zeitalter, das die Eristenz der Seele ideolog!sch program- miert in Abrede stel!t. Weder die Wissenschaft, noch die Religion, noch gar die vo%llig in seeleniosen Abwegig- keitensich verlierende kunst unserer Zeit vermag uns im Seelischen zu beru%hren. Als "wissenschaftliches Objekt" ist die Seele schon deshalb vo%llig unerschaubar und unerkla%r- bar, weil sie Urperso%nliches, Ureinzigartiges darstellt, das sich jeder Derallgemeinerung, jeder Objektivierung und Abstraktion ihrem Wesen nach entzieht. Ein Bild der metaphysischen Psychologie, also der einzigen echten Seelenkunde zu entwerfen, das nur einigermaszen ihrem groszartigen Inhalt gerecht wird, ist in einem kurzen Abrisz unmo%glich. Es kann in einigen skizzenhaften Strichen nur angedeutet werden. Eine Analogie mo%ge den Rahmen bilden. Im Atomkern sind die Elementarkra%fte der Materie wirksam, im Zellkern die Faktoren der qualitativen Lebensentfaltung, im Perso%n- lichkeitskern die gewalt!gsten Schicksalsma%chte des Menschen. Der Perso%nlichkeitskern bildet den Niittelpunkt fu%r jedes metaphysische Menschen- bild. Es tra%gt das Pneuma (den go%ttlichen Hauch) der Stoa, er !st als kelch der seelischen Substanz kostbarstes Gefa%sz, umworben von dem erweckenden, liebenden Bemu%hen von Sokrates und Lhristus; Thomas von Aquino nennt ihn (wohl im Ansch!usz an Platon und Aristoteles) Seinsgrund, Meister Ekkart sieht in ihm das Geha%use des Fu%nkleins. Metaphysische Psychologie ist also kernpsychologie. Seele ist wie Elektrizita%t und Leben ein dynamisches Urprinzip des Daseins. Es ist das Urprinzip der Logospha%re, wie das Leben jenes der Biospha%re, die Elektrizita%t jenes der kosmospha%re. S!e ist als soiches in ihrer Wesenheit rational unfaszbar und logisch nicht definierbar, sondern nur in den Auswirkungen erkennbar und in den Sternstunden des Daseins erlebbar. Ihre Eristenz deshalb zu leugnen, !st to%richt, denn auch Leben und Elektrizita%t sind auszersinnlich, und was w!r davon zu erschauen vermo%gen, sind d!e Erscheinungen, die sie hervorrufen. - Die Erscheinungen, in denen sich die Seele osfenbart, sind Erscheinungen des Erlebens und des aus diesem Erleben erwachsenden Engagements. Fu%r beides sind ko%rper und Geist, Gefu%hl und Wille nur Instrument, niemals Ursache, so wie eine mehr oder minder perfekte Orgel Doraussetzung fu%r das Erklingen einer Bach'schen komposition, aber nicht ihre Ursache ist. Seelisches Erleben la-szt sich also niemals durch physiologische, geschweige denn chemische oder mechanische Beeinflussung des Gehirns oder des Nervensystems oder des Hormonhaushalts bewirken. Diese mag fu%r jene psychischen Effekte, in denen sich allerdings heute das Innenleben des reduzierten Menschen weitgehend erscho%pft, hin- reichen, niemals vermag sie aber einen echten seelischen Dorgang auszulo%sen. Welches sind nun die kennzeichnenden Merkmale e!nes solchen seelischen Dorgangs im Perso%nlichkeitskern, den wir kurz "kernerlebnis" nennen wollen? 1. kernerlebnisse sind einmalig und einzigartig. Sie sind also unwiederholbar und ihrem Wesen nach unvergleichbar, ungewo%hnlich und originell. Es gibt keine echte Originalita%t auszerhalb des Seelenkerns. Was als so!che heute !ntel!ektuell rational erstrebt wird, ist snobistische Ertravaganz, also abwegige Ausschweifung ins Sinnlose, nicht Originalita%t. Alle seelischen Erlebnisse sind somit Ersterlebnisse, aber nicht alle Erst- erlebnisse sind seel!sche Erlebnisse! 2. kernerlebnisse sind niemals ku%nstlich herstel!bar. Weder durch Sensationen, noch durch geistige Erregungen, noch durch Schockierungen, noch durch Rauschgift. Was durch diese erzeugt wird, sind psychische Irrlichter, nicht seelisches Licht. kernerlebnisse erfolgen in Momenten der Begnadung. Deshalb ziehen sie den Hasz und die Derachtung der Gnadenlosen auf sich. Erweckbar und entflammbar sind sie nur durch kernseelische Strah- lungen anderer beseelter Perso%nlichkeiten. Echte kunst oder echte Religion ist somit "gefrorene" kernstrahlung, die u%ber Jahrtausende hinweg wirken kann. - 3. kernseelische Erlebnisse und vor allem daraus erwachsende Aktivita%ten sind "irreversibel". Ihnen ist die einzige echte Freiheit des Menschen zukommend. Man kann sich ihnen hingeben, man kann sich ihnen versagen. Ein Drittes gibt es nicht. kern- seelische Entscheidungen dulden keine ko"mprom!sse. Sind sie einmai getroffen, erfolgt der weitere Schicksalsablauf "zwangsla%ufig". Es gilt fu%r sie unbedingt der Satz aus Goethes Faust: "Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir knechte." Weihnachtsgeschenk: Inflation Es ist noch gar nicht so lange her, da bestritt die damals gro%szte politische ParteI O%ster- reichs einen Wahlkampf mit dem Schlagwort: "Dein Schilling wirdgro%szer. Das war eine zugkra%ftige Parole. Tat(a%chlich hielten es damais auch Fachleute der Wirt- schaft und des Geldwesens fu%r durchaus mo%glich, mit den Mitteln des Staates, der Notenbank und des kreditwesens die kaufkraft des Geldes nicht blosz wertbesta%ndig zu erhalten, sondern sogar noch zu erho%hen. Seither ist --- keineswegs nur in Osterreich --- viel Wasser in den Wein dieses Wa%hrungsoptimismus gegossen worden. Don einer "Stabilita%t" der kaufkrast reden heute nur noch Tra%umer. Die "Realisten" sind schon zufrieden, wenn der weltweite Geld- wertschwund wenigstens in ertra%glichen Maszen gehalten werden kann. Man nennt das: "Mit der Inflation leben." Es hat sich na%mlich gezeigt, dasz die Inflation, zu deutsch der Wa%hrungsverfall, die zwangsla%ufige Begleiterscheinung einer Wirtschaftspolitik ist, die ein sta%ndiges Wachs- tum der Gu%tererzeugung und eine wenn auch um den Preis der Unwirtschaftlichkeit erkaufte Dollbescha%ftigung "ohne Ru%cksicht auf Derluste" betreibt. An dem Dogmen- charakter dieses wirtschaftlichen und sozialen Scheinparadieses darf nicht geru%ttelt wer- den. Und da sich die o%konomischen Tatsachen und Gesetzma%szigkeiten aueh nicht durch die holdesien Illusionen beseitigen lassen, gaukelt man den Genasfu%hrten vor, der Geld- wertschwund sei nicht so schlimm, (o iange man ihn "unter kontrolle" halten ko%nne. Und die spitzfindigsten Prozentberechnungen werden jetzt daru%ber angestellt, was als Inflationsrate noch ertra%giich sei. - Wer es aber wagt, das ganze heutige Wa%hrungs- und Wirtschastssystem der sogenannten "freien Welt'-, das auj der fiktiven Goldparita%t des US-Dollars als Leit- wa%hrung nur zu dem Zweck begru%ndet wurde, um mit diesem Gaukelspiel den Bankiers der im Zweiten Weltkrieg siegreich gebliebenen Wallstreet dauernd Riesengewinne in den unersa%ttlichen Rachen zu werfen, als grundfalsch, ja als verbrecherisch zu entlarven, der musz das Los der "ketzer" im christlichen Mittelalter teilen. Die moderne Inquisition arbeitet zwar nicht mehr mit Folter und Scheiterhaufen, aber der Rufmord, die politische Derda%chtigung, das Totschwei9en und schiieszlich der Eristenzverlust sind nicht viel weniger probate Mittel gegen die "Aufsa%ssigen-. Nur gegen die Inflation seibst erweisen sie sich als wirkungslos. Es stellt eine gewisse Genugtuung dar, aber es ist kein Trost, dasz unter den Folgen der Inflation gerade jenes Land am (chwersten zu leiden hat, in dem der Mammonismus scin Hauptquartier besitzt und von dem die ganze falsche Lehre ausging, na%mlich die USA. Die eigentlichen Schuidigen der katastrophe trifft es ja auch dort nicht, die Welt- ver(chwo%rer des Profitkapitalismus, nicht zuletzt in den multinationalen konzernen, scheffeln nach wie vor ihre Riesengewinne, verdienen noch an der Inflation durch geschickte Dalutenspekulationen. Die Betrogenen sind "nur" die Do%lker, dort wie hier. Was unser deutsches Dolk anlangt, scheintes bei der weltweiten Wa%hrungs- und Wirtschaftskrise bis jetzt noch halbwegs glimpfiich davongekommen zu sein. Die Izundesrepublik Deut(chland steht in wirtschaftlicher Hinsicht immer noch als der stabilste Staat in Europa da, trotz aller internationalen Ausplu%nderung und den kostspieligsten Sozialisierungserperimenten. Und gar O%sterreich erseheint vergleichsweise als eine Insel der Seligen, deren Ufer das Gespenst der Wirlschaftskrise ernstlich nicht zu betreten wagt. Aber der Schein tru%gt. Die enorme Auslandsverschuldung, die auf Westdeutschland genauso wie auf O%ster- reich lastet, die Abha%ngigkeit vom Weitmarkt, die zahllosen internationalen Derpjiich- tungen und Derflechtungen, die uns --- wie in der Politik so auch in der Wirtschaft --- ein seibsta%ndiges Planen und Handeln la%ngst nicht mehr mo%glich machen, werden schon eines bo%sen Tages fu%r ein schreckliches Erwachen sorgen, ganz gleich, ob unter einer roten oder schwarzen Regierung. Denn um dem Doik die Wahrheit zu sagen, dasz mit der Geldversklavung Europas durch die siegreichen Dollarmagnaten eines der gro%szten Derbrechen der Weltgeschichte be9angen worden und alle damit verbundene ideologische Derbra%mung nur reiner Schwindel 9ewesen ist, fehlt denen, die uns hier und dort regieren und weiterhin fu%r absehbare Zeit regieren werden, nicht nur der Mut, sondern auch der Wille. Derdanken sie doch alle ihre recht fragwu%rdige Macht letzten Endes selbst nur die(en "demokratijchen" Magnaten. Wie sollten sie sich jetzt gegen sie auf lehnen du%rfen? go ist die Inflation keineswegs nur ein wirtschaftliches Pha%nomen. Sie ist die unerbittliche Antwort der Weltgeschichte auf die Lu%ge und Heucheiei von 1g45. Den Erbauern des "one world", die der Menschheit die Erlo%sung durch die Wirtschaft vor gegaukelt haben, wird gerade von der Seite, von der sie sich das am wenigsten erwartet haben, die Rechnung pra%sentiert. Don der Wirtschaft. Mitteis der Inflation. De Mensch und das Weltall Die tapfere Leistun9 der Astronauten, die im abgelaufenen Jahr wa%hrend ihres langen schwerelosen Aufenthaltes in ihrem Himmelslaboratorium wichtige Messun9en und Beobachtungen im Sternenjystem angestellt haben, verdient ganz gewisz ho%chste An- erkennung und Bewunderung. Izedru%ckend aber ist, wie gering und kurzlebig die Nach- wirkung bei der groszen Masse von uns Menschen geblieben ist! --- Sind wir wirklich in unserm materiellen Zeitalter nicht mehr fa%hig, uns tiefer beeindrucken zu lassen? Die aligemeine Gleichgu%itigkeit wird allerdings erheblich gefo%rdert durch die entsetzlich monotone Art, in der Rundfunk und Fern(ehen u%ber alie, auch die auszer9ewo%hnlichen Geschehnisse berichten. - Das gilt genauso, ja, in besonderem Masze, fu%r die Abstumpfung gegenu%ber der fortlaufenden Serie immer krasserer Derbrechen und Unglu%cksfa%lle: Tausende von "Geto%teten" dringen dem Ho%rer kaum mehr richtig ins Bewusztsein --- man geht zur Tagesordnung u%ber! --- Oder sollte etwa, bei der Erstu%rmung des Weltal!s --- halb unbewuszt --- etwas Tieferes mitklingen? Eine nicht ausgesprochene, verdra%ngte Scheu einerseits, "Und der Mensch versuche die Go%tter nichti-', und eine gleiche Scham anderer- seits, dasz es uns nicht gelingt, hier auf unserer Erde die erschu%tternde Dekadenz aufzu- halten? Dru%ckt uns der moralische Tiefstand neben der technischen Ho%chstleistung? Fast scheint es, als sei fu%r den Menschen bald nichts mehr unmo%glich --- nach jedem Ertrem hin ---, zum Guten wie zum Bo%senl Grosz war eine Zeitlang das Gerede um den kometen, dessen Erscheinen uns ange- ku%ndigt war, der aber --- nicht kam oder doch so gut wie gar nicht sichtbar wurde! --- Naturereignisse gehen eben ihren Lauf und lassen sich nicht durch uns Menschen beeinflussen. Und was bedeutet schon alle noch (o hervorragende menschliche Leistung gegenu%ber den Naturgewalten, die wir eben gar nicht einkalkulieren ko%nnenl Noch heute ist in mir ein Erlebnis lcbendig, das wir vor bald einem halben Jahr- hundert in Swakopmund in Su%dwestafrika hatten. Auch damals eine Beru%hrung zwischen Mensch und Himmelsko%rper --- ein unbeschreiblich gewaltiger Eingriff aus dem Weltall in unser Erdendasein ---, der uns darauf hinwies, wie klein der Mensch trotz aller Ent- wicklung doch immer als Gescho%pf der Natur bleiben wird. Es war eine jener wundervoll warmen Sommerna%chte, wie sie in Swakopmund nicht jehr ha%ufig sind, da der scharfe Su%dwestwind vom Atlantik her und der kalte Benguella-Strom die Na%chte ku%hl machen. Der Name des nahen Hafens Walfisch-Bag weist ja darauf hin, dasz bis hierher Walfische aus dem su%dlichen Eismeer kommen. In unserer Wohnung im ersten Stock der alten deutschen Schutztruppenkaserne, di" von den Swakopmunder Handwerkern mit viel Liebe zu ihrer "Deutschen Ho%here Schule" umgebaut worden war, hatten wir mit lieben Ga%sten einen feucht-fro%hlichen Abend verlebt, was in Su%dwest keine Seltenheit ist, da der "Su%dwester" ein lebens bejahender und fro%hlicher Mensch ist und es hoffentlich trotz aller drohenden Gefahre, auch bleiben wird. Wa%hrend mein Mann kurz vor 1 Uhr einzelne Ga%ste die Trepp hinunterbrachte, stand ich mit anderen "ausdauernden" Freunden auf der langen Holz galerie, die sich rings um unsere Wohnung zog. Man hatte von hier nach allen Seite hin einen herrlichen Blick: auf den Atlantik, dessen scha%umende Wellenbrecher man bi hierher ho%rte, auf die Namib-Wu%ste auf der entgegengesetzten Seite, mit dem hoh Felsmassiv von "9pitzkoppje" in der Ferne, und dem nahen Friedhof am Swakopufe sowie auf die langhingestreckten Wanderdu%nen am Meer entlang in Richtung Walfi( buech ichn er warmen un eheit freu en wir unsuerie he euchtenden Su%ternche un A%quators, mit dem "Groszen Ba%ren" bei uns im Norden. Da wurde ganz plo%tzlich in rasender Schnelle die Nacht von einem immer helle werdenden Schein erleuchtet. Er wurde so stark und intensiv, so unvorstellbar he!l, das wir meinten, auf dem Friedhof drauszen die Bla%tter an den Ba%umen za%hlen zu ko%nnen Es war aber kein warmer sonnena%hnlicher Schein, sondern eher wie der Schein des Neonlichtes, unnatu%rlich kalt, bla%ulich, ungeheuer stark. Gewaltig u%berho%hte er die konturen am Horizont in der Wu%ste; die Ro%ssingberge, das uns na%chstliegende Gebirge crschienen geradezu gigantischi Stumm starrten wir auf dieses Naturereignis. In 9ieichen rasenden Tempo, wie er gekommen, verging der Schein u%ber der Wu%ste. Tausend erregende Gedanken flogen in Sekundenschnelle durch unsere Hirne: Ein unbekannter Dorgang in der Erdumdrehung? --- Weltuntergang? --- Ich bangte, "werde ich die Heimat unser geliebtes Deutschland, nicht mehr wiedersehen?" Das alles ging so schnell, dasz un der Atem stockte vor der Gewalt des Erlebens. Nachdem wir uns durch mehrere kognaks von dem Schreck erholt hatten, u%ber- legten wir: war es ein groszer Meteor, dessen Schein wir gesehen hatten? Wo mochte er niedergegangen sein? Im Norden von Su%dwest bei Hola-Tsumeb hatten wir bereits einen solchen Meteorstein gesehen; er ist Geologen bekannt und wird von Besuchern oft photographiert und besiaunt. Ungeheuer tief hat er sich in die Erde gebohrt, hat eine schwa%rzlich-gla%nzende Farbe und ist so hart, dasz er selbst Dersuchen mit Bohr- gera%ten aus den kupferminen von Tsumeb und Otavi widersianden hat. Er steht u%brigens unter Denkmalschutz. War also die Erscheinung dieser Nacht etwas A%hnliches wie der vor kurzem in Europa niedergegangene Meteorit? War hier ein Meteor niedergegangen, und wo? In den na%chsten Tagen ho%rten wir, dasz man zur Erkundung dieses Naturereignisses, das an vielen Stellen Su%dwestafrikas bestaunt worden war, kamelpatrouillen quer durchs ganze gewaltige Land gelchickt hatte --- aber sie kamen ohne Ergebnis zuru%ck. Erst viel, viel spa%ter erfuhren wir, dasz irgendwa, weit entfernt in der arabischen Wu%ste in der fraglichen Zeit ein Meteor niedergegangen war. Welch ungeheure kraft und Schneliigkeit musz in solchen niedersausenden Himmelsko%rpern stecken, wenn der Schein davon auf solche riesigen Entfernungen hin so intensiv sein konnte! Und wie klein sind doch wir stolzen Menschen in dem groszen Weltenalli Dreiszig Jahre nach "Dresden" In der Nacht vom lz. zum 14. Februar 1945 verschwand eine der scho%nsten Sta%dte Deutschlands, ja Europas, vom Erdboden: Dresden, die Hauptstadt Sachsens und ehemalige Residenz der sa%chsischen ko%nige, das "deutsche Florenz", wie es wegen seiner Prachtbauten und kunstscha%tze van Johann Gottfried Herder 9enannt wurde, zur Zeit des alliierten Fla%chenangriffes u%berfu%llt von Flu%chtlingen aus dem 0sten und Derwundeten der zuru%ckweichenden deutschen Armee, wurde das 0pfer eines sinnlosen Racheaktes und einer kulturbarberei ohnegleichen. 8400 Sprengbomben, 495.000 Stabbrandbomben, 51 00 Flu%ssigkeitsbrandbomben und 47.00O Fiammenstrahlbomben lo%schten mit einem Schlage aus, was geniale Baukunst und weltberu%hmte Malerei, gefo%rdert und zusammengetragen in Jahrhunderten kurfu%rstlichem Ma%zenatentums, an einem der anmutigsten Pla%tze der Erde, am Elbbogen nahe der Dresdener Heide, dokumentierten: weltweite Humanitas aus deutschem Geiste. Und Hekatomben von Toten, die der britische Historiker David Irving mit 125.000 beziffert, deren wirkliche Zahl aber sicherlich noch weit, weit ho%her iag, gaben der Trago%die die Dimension eines Weltunterganges. Wer denkt heute noch an diesen brutalen, durch keinerlei sirategische Notwendig- keiten gerechtfertigten herostratischen Dernichtungsakt, wer redet noch davon? Man sielle sich einmal das Weltgeschrei vor, das sicheriich nicht so bald verstummt wa%re und das uns Deutsche mit Anklagen belastet ha%tte, an denen wir Jahrhunderte lang zu tragen haben wu%rden, wenn sich etwa die Armee kesselring in ganz anderer miiita%rischer Lage an den kulturgu%tern von Rom, Florenz oder Denedig nur anna%hernd so versu%ndigt ha%tte wie die Luftpiraten des britischen ko%nigreiches und der Dereinigten Staaten von Amerika? Jedes Schulkind in den La%ndern der ehemaligen Feindseite wu%szte u%ber ein soiches "Dresden" Bejcheid, wu%rde zur Derachtung dieses Aktes unvorstellbarer Unmenschlichkeit erzogen, na%hme die Erinnerung an die Schandtat fu%r sein ganzes Leben mit. Bei uns Deutschen ist das nicht der Fall. Wir leisten unseren Beitrag zur "Do%lkerverso%hnung", indem wir die unschuldigen Opfer von damals --- kinder, Frauen und Greise --- mo%glichst aus dem Geda%chtnis verdra%ngen, das grauenhafte Geschehnis durch mo%glichst niedrige amtliche Scha%tzungen der damaligen Derlusiziffern unterspielen und, so weit es nur angeht, nachtra%glich bagatellisieren jsiehe die Angaben zum Stichwort "Dresden" in unseren deutschen Lerika!). Und indem wir den zynischen Urheber des Massenmordes, Winston Churchill, durch die Derleihung des Aachener Friedenspreises geehrt haben! Die drei Jahrzehnte, die seit dem Weltaschermittwoch von Dresden vergangen sind, haben unser Dolk mit einem Wohlstand, der nur der Wohlstand des schlechten Gewissens war, der eigenen Geschichte entfremdet. Man kann doch schlieszlich nicht ewig ans Gestern denken, nicht wahr? Neue Interessen sind in uns geweckt worden, neue Probleme auf uns zugekommen, neue konflikte und neue konfliktsmo%glichkeiten, im Fernen wie im Nahen = Osten, in der farbigen Welt, in den unterentwickelten La%ndern, nehmen unsere Aufmerksam- keit in Anspruch. Dresden --- das ist ja "glu%cklich vorbei". Aber die Energiekrise und die Inflation, die sind lebendige Wirklichkeit, denn wenn der Treibstoff fu%rs Auto ausgeht und das Geld nichts mehr wert ist, dann geht das jeden an, dann zerrinnt der Traum vom "Paradies auf Erden". Dann geht es eben "unter die Haut'-. Und doch machen alle, die so denken und --- wenigstens noch bis vor ganz kurzem --- voll ungetru%bter Faschingslaune in den Tag hinein gelebt haben, einen groszen Fehler. Denn die Weltgeschichte la%szt sich nicht betru%gen, und das "Wirtschaftswunder'-, das wir in so vollen Zu%gen genossen haben, ist von allem Anfang an faul gewesen. Faul des- wegen, weil es, zumindest was unser deut(ches Dolk anlangt, zwar gewisz nicht zuletzt einem groszen Arbeitsfleisz (eine Entstehung verdankte, im Grunde aber doch nur ein durch die vorangegangene Zersto%rung Europas herbeigefu%hrtes Ergebnis des vom kriege hinteriassenen Dakuum war. Die geschickte Ausnu%tzung dieser Situation durch die sieg- reiche Wallstreet mit ihrem, wie wir heute wissen, recht fragwu%rdigen Goldsegen, hat uns die Illusion vor9egaukelt, das alles mu%sse immer so bleiben, Wirtschaftswachstum, Produktionssteigerung, konsumausweitung, Dollbescha%ftigung und wie die scho%nen Dinge alle heiszen. Jetzt, da unter dem Paradies der Boden zu wanken beginnt, fragen wir uns erstaunt --- und entru%stet! ---, wie denn das mo%glich sei, welcher Fehler da gemacht worden sein ko%nnte, welchem Irrtum wir mo%glicherweise erlegen (eien. Und vergessen dabei, wie sehr die Wurzel unseres dreiszigja%hrigen Scheinglu%cks das ihm vorangegangene Unglu%ck gewesen ist, fu%r das "Dresden" ein so trauriges Beispiel wari - Es ist schon richtig, dasz der Mensch nicht immer in der Dergangenheit leben kann. Es ist auch richtig, dasz jede neue Generation mit ihrer ei9enen Zeit fertig werden musz und dasz man von ihr nicht endlos nationale Trauerkleidung verlangen kann. Es will eben zuweilen auch instinktive Fro%hlichkeit, es wollen gelegentlich Faschingsscherz und -laune zu ihrem Recht kommen. Wir tragen dem ja selbst auf den nachfolgenden Seiten Rechnung. Trotzdem meinen wir, dasz wir das im Grunde Nichtige nicht allzu wichtig nehmen und des groszen Unglu-ckstages nicht vergessen sollen, der durch den zum Begriff gewordenen Ramen "Dresden" vor dreiszig Jahren u%ber uns hereinbrach. Derha%ngnisoolle Irrtu%mer Eiebenunddreiszig Jahre sind vergangen, jeit am 12. Ma%rz 19z8 deutsche Truppen, von der Bevo%ikerung mit Jubel be9ru%szt und mit Blumen u%berjchu%ttet, in O%sterreich ein- marschierten und einen Tag darauf der Anjchlusz die(es kerndeutsches Landes, der ehe- maligen ottonijchen 0stmark, spa%teren Hausmachtsbasis der habsburhijchen deut(chen Kailer, noch spa%teren Bundesvormacht des Deutschen Bundes, an das Deutsche Reich ver- ku%ndet wurde. Dreiszig Jahre ist es her, seit am 24. Ma%rz 1945 beiderseits der Donau jener sowietische Angrift gegen die deutjche Heeresgruppe Su%dost ins Mollen kam, in oessen Foige dann nach heftigen ka%mpfen am 12. April Wien von den Rusjen eingenommen oder, wie es im amtlichen osterreichijchen Sprachgebrauch hiesz, "bejreit wurde, worauj dann jehr rajch --- am 27. April --- die Unabha%ngigkeitserkla%rung der provi(orijchen Regierung Dr. Renner erfolgte, durch die die Republik O%sterreich als selbsta%ndiger Staat wiedererstand. Es kann nicht ausbleiben, dasz diese Gedenktage ihre publizistische und politische kommentierung erhalten werden, die --- wie jchon bei fru%heren Anla%ssen --- in der Genugtuung u%ber "das Ende der Nazibarbarei" und den "Sieg der Demokratie" gipfeln wiro. Es scheint im Augenblick noch immer nicht ganz zutra%glich zu jein, hinter verartige Kommentare vorbeugend einige Fragezeichen zu setzen. Wir tun es trotzdem. Ganz ohne Leidenschajt gesprochen: Der Ausdruck "Barbarei" ist eine jener politischen Sittennoren, u%ber die man nur dann ein richtiges Urteil fa%llen kann, wenn man das Derhaiten der bejchuldigten Seite zu dem der anderen, der Ankla%ger, ins Derha%ltnis setzt. Und da steht denn heute jchon fest, dasz die kriegsverbrechen der Alliierten ali dem, was man der deutschen politischen uno milita%rischen Fu%hrung in Nu%rnberg und seither angelastet hat, durchaus die Waage halten ko%nnen, es vermutlich noch bei weitem u%ber- treffen. Denn wenn es anders ware, dann wu%rde sich nicht die Bonner Bundesregierung so auftragsbeflissen bemu%hen, die grosze, unter jahrelanger lNitwirkung des Roten kreuzes entstandene Dokumentation u%ber die alliierten kriegsverbrechen am deutschen Dolk diesem und der Welro%ffentlichkeit zu unterjchlagen. Wer sich zur Wahrheit bekennt, braucht nicht zur Zenjur, zur Unteroru%ckung eines --- noch dazu amtlich erhobenen --- Tatjachenmaterials leine Zuflucht zu nehmen. Und damit sind wir auch schon beim zweiten Begrijf, beim "Sieg der Demokratie". Er ist genau so illusiona%r wie der erste. Denn spa%testens (eit dem Erscheinen des "Archipels Guiag" mu%s(en doch allen denen, die von der 1945 errichteten demokratijchen Weltordnung schwa%rmen, Zweifei gekommen jein, ob eine asiatijche Diktatur wie die sowjetrussische, die sich nur auf riesigen Leichenbergen ihrer ei9enen Untertanen bis heute an der Nicht hasten konnte, der richtige Partner in der Gesellschaft freier Do%lker, ver- treten durch die jogenannten Dereinten Nationen, war und ist. Die Demokratie westlicher Pra%gung ist von der Gcburtsstunde ihres globalen Herr(chaftsanjpruches her durch die izomplizenlchaft mit dem demokratiefeindlichsten System, das es in der Geschichte je gegeben hat, belastet. Doch ist sie nicht nur dadurch belastet. Auf ihr lastet die Hypothek von der Lu%ge der Alleinkriegsschuld Deutschlands, auf mr lasten die vielen Dersprechungen, die sie den Do%lkern gemacht hat, aber nicht einlo%sen hat ko%nnen oder wollen. Die "Freiheit von Furcht" erwies sich im Schatten der Atombombe ebenjo als Utopie wie ein auf der These des unbejchra%nkt in alie Ewigkeit fortdauernden Wirtjchaftswachstums begru%ndeter weltweiter "Wohlstand", der bereits beim Ansteigen der Erdo%lpreije (o9ar in den Jndustrie- staaten problematijch zu werden beginnt, von den nicht zuletzt durch Naturereignisse wie hunger und Seuchen verursachten Wirtjchaftskatastrophen der sogenannten "Entwicklungs- la%nder" ganz zu jchweigen. Nur der zivilisatorijche Fortjchritt, vor allem auf dem Gebiete der Technik, verschieiert diese traurige Bilanz noch ju%r die irregefu%hrten Massen. Aber es ist doch wohl jehr die Frage, ob der Siegeszu9 der Technik als Derdienst der demo- kratischen Gesellschaftsordnung in Anspruch genommen werden darf. Denn ursa%chlich verdankt er jehr viel jenen geraubten deutschen Patenten und Erfindungen, die merk- wu%rdigerweise in der NS-Zeit, also unter einem "unfreien" Regime entstanden sind. Und im u%brigen beweist die sowietijche Zwangsherrschaft, dasz sie den technischen Wettlauj mit der "freien Welt" durchaus bestehen konnte, wenn auch, wie schon erwa%hnt, unter Hekatomben von Menschenopfern. Dasz es unter den auf den Tru%mmern des besiegten Deut(chen Reiches errichteten demokrati(chen Weltherrschaft zu Macht und Einflusz gelangten Leuten neben unverjo%hn- lichen Hassern und kurzsichtigen Dergeltungsfanatikern auch Idealisten gegeben hat, die sich vom globalen Erport einer fu%r sie zum Glaubensdogma gewordenen Staat- und Geselljchaftsdoktrin einen 9ewaltigen Fortschritt in Richtun9 zur Humanita%t erhojft haben, soll nicht bezweifelt werden. Dasz sie einem verha%ngnisvollen Irrtum anheimgefallen sind, ist heute fu%r jeden Einsichtigen klar. Die Frage, worin dieser Irrtum bestand --- und bei vielen Hartna%ckigen heute noch besteht ---, scheint uns aus Anlasz der eingangs erwa%hnten Gedenktage wichtiger zu sein alstum? chbzsz ch ch - o estan der At Duohlchvor allem in der Annahme' dasz politische Strukturvera%nderungen irgendwelcher hat --- Izechwegung, sta%sintzdige D en- as Leben ist --- was schon der alte Heraklit gewuszt Scho%pfun signi g standige Derwandlung- Wer es unternimmt' in Miszachtung dieses Zusta%nden Ewigkeitswert beimessen zu wollen sz a% ch illtungen und selbst, die nichts Dauerhaftes n Zu wollenmusz zwangsla%ufig scheitern. An der Natur zum fortschrittsfeindlichen Reakti a% g lNoralmhalte zu unterstellen, wird unweigeriich fu%r "ewige Grenzen-', fu%r "ewiges Wachstum'- und i u%ckl " i j . Wort: Die Sieger von 1945" haben den ch Mum und "ewige Glu%ckseligkeit". Mit einem endenjwende' Das Modewort ist in aller Munde. Aber obwohl etwas weniger ha%szlich als das abge- kaute "trend", gibt es doch den jetzt in allen Lebensbereichen spu%rbaren Gesinnungs- wandel nur unzula%nglich wieder. Denn unter dem Begriff "Tendenz" versteht man etwas, was einem Derstandesvorgang entspringt und ihm entspricht, der grosze Um- schwung aber, der jetzt u%berall bemerkbar wird, erstreckt sich durchaus nicht nur auf jene Erscheinungen des o%ffentlichen und privaten Lebens, die vordergru%ndig durch die "ratio", den Derstand, den Intellekt, bestimmt sind, sondern weit daru%ber hinaus auf alle jene, die "irrationale" Wurzeln haben, von den kra%ften des Gemu%ts, der Seele, aiso des Unbewuszten bestimmt werden. Es kann kein Zweifel sein: Eine grosze Abkehr vom nackten Nu%tzlichkeitsdenken, vom Utilitarismus und Materialismus, von der Unterwerfung unter die Diktatur der Quantita%t, von den Marimen des "sacro egoisrao', tut sich allent- halben kund. Im billigsten Journalistenjargon ausgedru%ckt, ko%nnte man sagen, es sei plo%tzlich wieder "Seele gefragt". Seele und alles, was damit zusammenha%ngt: Daterland, nationale Wu%rde, in der kunst Scho%nheit und Wahrhaftigkeit, im Gemeinschaftsleben Ehre, Anstand, Sauberkeit. Im schreienden kontrast zur gegenwa%rtigen "Realita%t-', wie sie sich im vo%llig ohnma%chtig gewordenen Staat, in der von skrupellosem Machtstreben herrschsu%chtiger Gesellschaftsgruppen und u%berheblicher Einzeipersonen beherrschten Politik, in der schrankenlosen Anarchie der Gesellschaft darstellt, gewinnen geislig-sittliche Wertvorstellun- gen eine magische Anziehungskraft, der sich nicht einmal so "wertneutrale" Einrichtungen wie die sogenannten Massenmedien ganz entziehen ko%nnen. Boulevardzeitungen, von denen man dies bis vor kurzem nicht fu%r mo%glich gehalten, Rundfunk und Fernsehen, nicht zuletzt Politiker beginnen der "Tendenzwende" Rechnung zu tragen, entdecken Binsen- wahrheiten und gebcn sie als eigene Urzeugungen aus, die an die dreiszig Jahre lang mit dem dummen Schlagwort "faschistijch" oder "faschistoid" abgestempelt gewesen waren. Mit einem Wort: Es tagt in den ko%pfen. Wiil man Beispiele dafu%r haben? Wenn im Bonner Izundestag, der noch vor kurzem durch die Derzichtsvertra%ge und die Anerkennung des o%stlichen Satellitengebiides als souveriinen Staat die Einheit der deutschen Nation so schma%hlich verraten hat, plo%tzlich an das deutsche Nationalgefu%hl appelliert und der lNangel an Daterlandsliebe beklagt wird, dann ist dies ebenso bezeichnend wie die offenkundige Tatsache, dasz ju%ngst ein sozialistischer Spitzenpolitiker im o%sterreichischen Bundesland ka%rnten sich den Wahlerfolg seiner durch seinen Dorga%n9er schon stark heruntergewirtschafteten Partei nur durch unmiszversta%ndliche "nationale To%ne" zu sichern verstand. Es soll hier gar nicht unter- sucht werden, wieweit alle diese Erkla%rungen, Beschwo%rungen, Bekenntnisse wirklich ernst gemeint sind. (Wir selbst haben daran unsere begru%ndeten Zweifel.) Wichtig ist blosz, dasz die betreffenden Perso%nlichkeiten es fu%r nu%tzlich finden, der von ihnen schlau gewitterten .,Tendenzwende" so unmiszversta%ndlich Rechnung zu tragen. Das Echo der Bevo%lkerung auf das ju%ngste Piratenstu%ck anarchistischer Menschen- ra%uber in Westberlin und auf die schma%hliche kapitulation des Rechtsstaates vor der brutalen Gewalt za%hlt ebenfalls hieher. Es geho%rt schon etwas dazu, wenn die seit 1945 so brav umerzogene deutsche Publizistik plo%tzlich den Ruf weiter Bevo%lkerungsschichten nach dem "starken Mann" nicht nur blosz als Stimmungsbarometer verzeichnet, sondern psychologisch versta%ndlich findet. Wenn sie ernste U%berlegungen daru%ber anstellt, ob nicht ein "Zuviel an Demokratie", ein Zuviel an "Liberalita%t", staatlichem Nachgeben, passivem Gewa%hrenlassen provokatorischer Barbareien am Ende scha%dlich sein ko%nnte? Und wenn gar Politiker --- vorla%ufig noch in verschwindender Minderheit --- die Forderung nach Wiedereinfu%hrung der Todesstrafe fu%r die scheuszlichsten Gewaltverbrechen in aller Offent- lichkeit erheben! Noch in den sechziger Jahren wa%ren sie dafu%r gesteinigt worden. Oder die "Gast-" oder richtiger Fremdarbeiterfrage. Sie, der Wohlstandsgesellschaft verha%tschelte Lieblingskinder, die wild dreinschauenden Gesellen mit ihrem zahlreichen Anhang aus oft sehr fernen La%ndern und kulturlandschaften, ohne deren Handlanger- dienste unsere "Wirtschaft" angeblich zugrundegehen ha%tte mu%ssen: wie konnten es doch Industriemagnaten, Wirtschaftskapita%ne, Politiker alier Schattierungen gar nicht eilig genu9 haben, diese Fremdelemente --- die, das sei nachdru%cklich hervorgehoben, oft genug auch ihrerseits bedauernswerte Opfer einer ihnen tru%gerischerweise vorgezauberten Utopie geworden sind --- in unsere "Gesellschaft" zu "integrieren", in unseren ihnen artfremden Doiksko%rper einzuschmelzen (mit der hintergru%ndigen Absicht, das deutsche Dolk umso schneller zu entdeutschen, denn eine Anfa%lligkeit fu%r "Neonazismus" brauchte man etwa bei Zigeunern oder Sudanesen wirklich nicht zu befu%rchten). Und jetzt? Auf einmal ho%ren wir von der "Wirtschaft" wie auch von den Gewerkschaften, dasz der heimische Arbeiter vor dem zugereisten den Dorrang haben mu%sse, sobald die Dollbescha%ftigung in Gefahr sei. Welch neue To%ne, welch andere Melodey als eben noch vorgestern! Wo bleibt die beru%hmte "internationaie Solidarita%t" der Arbeiterklasse? Es sind vorla%ufig noch erste Schwalben, die den kommenden Geistesumschwung anku%ndigen. Jedem Denkenden musz klar sein, dasz sich die Abkehr von den folschen Lehren der Umerziehungsfanatiker und Weltbeglu%ckungspropheten nicht so harmlos und dasz es mit kosmetischen Mitteln weggezaubert werden ko%nnte. Es wird --- in Westberlin wurde uns ein Dorgeschmack davon gegeben --- hart auf hart gehen. Aber dasz dic grosze Einkehr, die "Tendenzwende", kommen wird, daru%ber kann es u%berhaupt keinen Zweifel geben. Wir sind schon mitten in ihr drinnen. Hans Heinrich Scheffer: Dom Lieben und vom lu%gen Zum Zeichen des Gedenkens an unseren Dr. Ernsi S ch o% g 1 vero%ffentlichen wir hier nochmals auszugsweise, was er in der Junifolge 1g65 aus einem damals zeitnahen Anlasz vero%ffentlicht hat. Es besitzt zeitlose Gu%ltigkeit. Immer wird hierzulande gegen die volkstreuen, das heiszt ihre deutsche Dolkszugeho%rig- keit nicht verleugnenden Staatsbu%rger der grimme Dorwurf erhoben, dasz sie ihr Daterland O%sterreich nicht richtig liebten und nach Deutschland schielten. Der Dorwurf ist to%richt, ja mehr, er ist in f a m. Wie sollten wir dieses unser Heimatland O%sterreich, fu%r das seit Walther von der Dogelweide die Besten und Edelsten unserer deutschen Ostmark-Geschlechter alle ihre Geistesgaben, ihren Fleisz und auch ihr Blut hingaben, wie sollten wir es nicht mit jeder Faser unseres Herzens lieben? Es ist uns unvergleichlich teuer in der Scho%nheit seiner Landschaft, in der Herzlichkeit und Gemu%tstiefe seiner To%chter und So%hne, im Adel seiner musischen und kulturellen Leistungen, im oftmaiigen 0pfergang fu%r seine abendla%ndische Berufung. Aber eine Lu%ge dabei dulden wir nicht: Dasz na%mlich unser O%sterreich nicht eben aus dieser Hingabe aller deutschen Dorgeschlechter seine edle Pra%gung erhalten habe, dasz es kein Teil des deutschen kulturkreises sei, sondern ein Gebilde der so gerne berufenen Do%lkerstraszen-Mischung. Und wohin zielt es, wenn von der unvergleichlich herrlichen Wildgansrede u%ber O%sterreich ausgerechnet zum Feiertag des Staatsvertrages jene beschnittene, bereits von der Witwe des Dichters als "Derstu%mmelung" und "Derrat" gebrandmarkte Schallplatte abgespielt wird, in der alle Teile fehlen, die von der deutschen Besiedlung, kultursendung und 0pferleisiung in unserem Alto%sterreich handeln, in der ausgemerzt ist, dasz "Wien mehr als einmal den Einbruch des asiatischen Lhaos in die abendla%ndische kultur auf- gehalten hat" --- und worin --- o Witzi --- der von Wildgans geru%hmte Reichtum unserer Wiener Sammlungen an "kulturhistorischen Dokumenten des O k z id e n t s und 0rients" ebenso keck wie dumm in "Dokumente des O r i e n t s und Okzidents" umgedreht wird! Will man schon ein Teil des 0stens sein und uns alle dazu stempeln? Wer von uns mo%chte nicht freudig bejahen, dasz O%sterreich mit dem Staatsvertrag seine Selbsta%ndigkeit und eine bessere Freiheit gewonnen hat, als etwa das mittlere und sogar das westliche Deutschlandz. Wer mo%chte nicht dankbar anerkennen, wie glimpfiich Osterreich aus der gesamtdeutschen katastrophe bisher davongekommen ist? Doch was hat das mit unserem Dolksbekenntnis zu tun? Sind wir vor zwanzig oder zehn Jahren etwa zugleich mit der Wiederbegru%ndung O%sterreichs auch unserem Blute, unserer Sprache und kulturzugeho%rigkeit nach umgevolkt worden? Haben wir nicht mehr unsere deutschen Eitern und Ahnen, sind uns etwa Aachen, Nu%rnberg und Weimar, die Wartburg und Marienburg oder Dordero%sterreich, Su%dtirol, Sudetenland Siebenbu%rgen usw. nicht mehr Sta%tten gemeinsamen Geschichts- und Geisteserbes? Haben wir nur "zufa%llig" oder --- wie es der verstorbene Propagandist der O%sterreichischen Nation karl Winter sagte --- nur "unglu%cklicherweise" deutsch als Muttersprache? Ein Mann der Gegenseite tadelt uns: " ... Eure Liebe umfaszt blosz die kulturellen und Naturscho%nheiten der Heimat, doch nicht die Liebe zum Staat, die Daterlandsliebe." Halt! Auch der S t a a t O%sterreich hat unsere Anerkennung und Achtung. Und er hat, weil er das vom Dolk bejahte Ergebnis unserer Dolksgeschichte ist, auch unsere darin wurzelnde Liebe. Wer will nun to%richt sagen, dasz es die Daterlandsliebe schma%iert, wenn sie der Liebe zum Dolkstum verschwistert und von ihr getragen ist? Wird etwa O%sterreich "immerwa%hrender" sein, wenn die Liebe zu ihm nur zehn Jahre alt sein darf? Nein, nur die Lu%gen dauern kurz. Aber die Liebe, auch die Daterlandsliebe, blu%ht und reift vom Anbeginn her. Und die's nicht gestern war, wird's auch morgen nicht sein! Endlo%sung' auf amerikanisch Das Dietnam-problem erscheint nunmehr "endgu%ltig gelo%st--. Stro%me von Blut sind vergeblich vergossen, Milliarden Steuerge!der nutzlos verpulvert, endlose konferenzen offenbar nur zu dem Zweck gefu%hrt worden, damit sich arrogante Schwa%tzer wichtig- machen und auszeichnen lassen konnten. Die Hinterbiiebenen der in dem unglu%cklichen Land Gefallenen, Ermordeten, Derhungerten mo%gen sich mit dem Gedanken tro%sten, dasz das Ganze nur ein kleiner politischer Irrtum war, die Leidtragenden auf beiden Seiten werden gebeten, das Geschehene mo%glichst rasch zu ver9essen und die koeristenz zwischen Narren und Mo%rdern gefo%liigst nicht durch unzeit9ema%sze Erinnerungen an gebrochene Dertro%ge, zynischen Derrat und diplomatische Heuchelei zu sio%ren. Zum Ersatz bieten sich fu%r unentwegte Dergangenheitsbewa%ltiger immer noch die NS-Zeit und Adolf Hitler an. Es ist zweifellos eine propagandistische Leistung, wenn die bis vor kurzem noch gro%szte Weltmacht, die sich die Fu%hrungsrolle fu%r die Weltfreiheit (und den Weltgeld- markt dazu) anmaszte, nun, da sie vor einem im Dergleich zu ihr winzigen Gegner kapitu- liert hat und vor aller Augen durch die Unfa%higkeit ihrer politischen Fu%hrung blamiert dasieht, auch noch weiterhin mit Bu%ndnis- und Hilfeversprechungen, guten Ratschla%gen und Ermahnungen, selbstgefa%lligen Dermittlerdiensten u%berall einmischen darf. Zwar nicht in Asien, wo sich sehr bald von korea bis zu den Philippinen, von Taiwan bis zum Mekong keiner ihrer Angeho%rigen mehr wird zeigen ko%nnen, ohne geohrfeigt, angespuckt und mehr oder minder sanft heimbefo%rdert zu werden. Wohl aber in Europa, wo noch immer die zur Rechtfertigung der Zersto%rung Deutschlands erfundene amerikanische kreuz- zugslegende ihre Gla%ubigen findet; und in Nah-0st und gelegentlich in Latein-Amerika und Afrika, wenn respektvolle "Friedensbeteuerungen" mit Waffenlieferungen und Paketen von Entwicklungshilfe honoriert werden. Mit warnend erhobenem Zeigefinger beschwo%rt uns jetzt die sogenannte .,demo- kratische" Presse, u%ber den Derlust des amerikanischen Ansehens in keinen Jubel ous- zubrechen und nicht ungerecht zu werden; nicht zu u%bersehen, was die Dereinigten Staaten fu%r den Wiederaufbau unseres zersto%rten kontinents, fu%r das wirtschaftliche Wachstum der ganzen Welt geleistet haben; nicht zu u%ber(ehen, dasz der amerikanische Soldat auch im Fernen 0sten fu%r die Demokratie, fu%r die Freiheit der Welt und vor allem Resteuropas geka%mpft hat und gefallen ist. Aber ist das wirklich so? Die massiven Dollarinjektionen, die dem zersto%rten, todkranken Europa seit 1945 das physische U%berleben ermo%glicht haben, vor allem der Marshall-Plan, sollen nicht vergessen werden. Aber ebensowenig, dasz es ja die USA seibst waren, die Europa erst in jenes Unglu%ck stu%rzten, dasz es ihrer Hilfe bedurfte. Ha%tten sich die Dereinigten Staaten nicht unter scheinheiligem Dorwand genauso, wie sie es schon im Ersten Weltkrieg taten, auch in den Zweiten eingemischt und durch die Dernichtung Deutschlands unseren ganzen kontinent in die katastrophe gestu%rzt, dann ha%tte es ihrer nachtra%glichen Hiife gar nicht bedurft, dann ha%tten wir leicht auf Lare-Pakete und andere milde Gaben verzichten ko%nnen. Bestenfails kann man den USA die Rolle eines Autofahrers bescheinigen, der leichtsinnigerweise einen schweren Derkehrsunfall verursacht, hinterher aber wenigstens nicht Fahrerflucht begeht und den Derletzten seinen Beistand leiht. Doch auch dieser Dergleich verniedlicht noch den wahren Tatbestand. Denn es wird fu%r immer auf dem Schuldkonto des kriegstreiberischen Pra%sidenten Roosevelt stehen, dasz 0steuropa den Sowjets ausgeliefert wurde, mit denen er sich in blindem Hasz gegen das deutsche Dolk zwecks einer Massenschla%chterei verbu%ndete, die dann die weiteren Schla%chtereien mit geschichtlicher Zwangsla%ufigkeit nach sich zogen. Das gewaltsam zerstu%ckelte Deutschland wurde zum Modell fu%r die Zerstu%ckelung anderer La%nder, das Rezept der "Teilung" zum so teueren demokratischen Heilmittel auch in allen jenen anderen Fa%llen, in denen Washington nationale Interessen ideologischen Anspru%chen unterordnen zu ko%nnen glaubte. Die bittere Lehre, die den USA Nordvietnam und der Dietkong erteiiten, Gegner, an deren kampfeswillen das materielle und technische U%ber- gewicht zuschanden wurde, diese bittere Lehre ist der Lohn fu%r Teheran, Jalta und Potsdam, die Selbstzersto%rung der cunerikanischen Macht mit Dietnam und Watergate, der Preis fu%r das Tribunal von Nu%rnberg. Ja, wie immer man es drehen und wenden mag, in weltgeschichtlicher Perspektive ist der Sieg Hanois die Dergeltung fu%r das, was Deutschland widerfahren ist. Was dem nationalsozialistischen System und damit in ku%hner Gleichsetzung allen Deutschen bis heute als untilgbare Schuld angelastet wird, die sogenannte "Endlo%sung" in der Judenfrage, die in Wahrheit keine Dernichtung, sondern nur eine --- durch die Aliiierten selbsi ver- eitelte --- friedliche Aussiedlung des ju%dischen Gastvolkes aus Deutschland bezweckte, diese "Endlo%sung-- wa%re die Menschheit billiger zu stehen gekommen als die amerika- nische, die als globale Einmischung in nationale Sonderbelange verschiedener Do%lker die Welt an allen Ecken und Enden in Brand gesetzt hat. Die Aggression des kommunismus kann die USA nicht freisprechen, denn sie haben sich ja diesen Aggressor als kompiieen selbst ausgesucht. (Bitte umblo%tternl) Solien wir also frohlocken? keineswegs! Denn im Fernen Osten hat zusammen mit dem Amerikaner der weisze Mann u%berhaupt se!n Gesicht verloren, hat ja tatsa%chlich auch Europa zusammen mit den USA eine vernichtende Niederlage erlitten. Gleichzeitig aber auch eine beherzigenswerte Lehre empfangen: Dasz man sich auf fremde Hilfe niemals veriassen darf, dasz durch Blut und Wesensart zusammengeho%rige Do%lker durch das Lineal weltanschauiicher Thesen nicht dauernd entzweigeschnitten bleiben ko%nnen! Herr Brandt hat einmal, als er noch Bundeskanzler war, frohlockend behauptet, mit dem Derzicht Bonns auf die deutschen Ostgebiete habe Adolf Hitler endgu%ltig den krieg verloren. 0b das stimmt, musz erst die Zukunft erweisen. Aber dasz Roosevelt und vor allem sein gelehriger Schu%ler John kennedy mit i h r e r "Endlo%sung" gescheitert sind, gescheitert in Dietnam, das ist bereits eine geschichtliche Tatsache. O%sterreichs deutsche leistung Unter diesem Titel erschien im Jahre 1938 ein Buch von Erwin S t r a nik, geschrieben in der Absicht, den Izewohnern des Deutschen Reiches, mit welchen O%sterreich nach dem Anschlusz nun in Groszdeutschland vereinigt war, die Geschichte unseres Heimatlandes nahezubringen und ail das, was seine Menschen in ihrem Derlaufe auf allen Gebieten scho%pferischen Wirkens an bedeutenden, groszen, bleibenden Werten fu%r die Allgemeinheit geschaffen ha%tten. Denn es hat sich oft schmerzlich erwiesen, dasz der "deutsche Bruder" hievon allzu wenig wuszte, was dann in der Folge zu Fehlurteilen und Fehlern in der Behandlung von Land und Leuten des mitteleuropa%ischen Raumes gefu%hrt hat. Dieses Buch Straniks war ein Gegenstu%ck zu dem grandiosen Geschichtswerk Heinrichs v. S r b ik "Deutsche Einheit", aber auch zu den Schriften von Bruno B r e h m. Don diesem sagte Franz Tumler aus Anlasz des 50. Geburtstages Bruno Brehms, dessen Der- dienst es sei, den Zeitgenossen im Altreich ins Bewusztsein gebracht zu haben, was das alte Osterreich in Jahrhunderten deutscher Geschichte fu%r diese bedeutet und an Ehrfurcht Gebietendem zu ihr beigetragen habe. Nicht an diese grosze Dergangenheit sei hier erinnert --- aber an die der letzten dreiszig Jahre. Denn solange ist es just her, dasz das unglu%ckliche Jahr 1945 nicht nur Grosz- deutschland ein Ende machte, sondern u%berhaupt dem, was man bis dahin seit 1870 unter "Deutschiand" verstanden hatte. Damit war Osterreich wieder ein staats- und vo%lkerrechtiiches Eigenleben zuteil geworden. Was dieses seither erfu%llte, kann man mit Fug und Recht abermals als "O%sterreichs deutsche Leistung" bezeichnen! ' Denn der deutsche Mensch dieses Raumes war zumindest in den beiden ersten Jahr- zehnten nach dem Zusammenbruch ganz allein auf sich gestelit, erst spa%ter kamen die "Gastarbeiter". Eine viel zu wenig erkannte und bedankte Hilfe beim Wiederaufbau fand der Osterreicher freilich in jenen deutschen Menschen, die nur ihres Dolkstums wegen aus ihren jahrhundertealten Heimatla%ndern in den Sudeten- und Balkangebleten vertrieben worden waren und nun zum Teil in der Donaurepublik eine neue Heimsta%tte suchten und fanden. Eugen D i e s e 1 hat einmai das Wort gepra%gt, der deutsche Stamm habe seinen scho%nsten Zweig im Lande O%sterreich erblu%hen lassen. Als wir uns 195O am Lhiemsee wiedersahen --- es war das letzte Mal --- und ich meinen Freund an dieses sein Wort erinnerte, sagte er, es bekra%ftigend: "Und ist es nicht so?!" Dieser "o%sterreichische Mensch" hat es nie verstanden, von seinem Wesen und von seinem, vielen andern oft weit u%ber- legenem Werte Aufhebens zu machen. Wenn man --- und mit vollstem Rechtl --- von den Leistungen des deutschen Dolkes in der Bundesrepubiik Deutschland seit 1945 vom "deutschen Uunder" spricht, dann solite man gerechterweise auch von einem "o%ster- reichischen Wunder" kunde geben! Denn was dieser zahlenma%szig kleine Stamm des deutschen Dolkes in seiner wieder klein gewordenen o%sterreichischen Heimat seit 1945 an Leistungen eines materiellen und kulturellen Wiederaufbaues erbracht hat, ist allen Wegen der gegebenen ra%umlichen Beschra%nktheit unserer Zeitschrift kann hier nur Weniges beispielhaft angefu%hrt werden. Nennen wir den Wiederaufbau des Wiener Stephansdomes und des Wiener 0pernhauses, den so vieler Schlo%sser drauszen auf dem Lande --- ich verweise auf das Renaissaneejuwei einer Schallaburg in Niedero%sterreich, die alte Stadt krems an der Donau wurde so glu%cklich wiederhergestellt, dasz sie heuer, im "Jahre des Denkmalschutzes" der UNO, von dieser als Modellfall einer "Revltalisierung" eines alten Stadtbildes bezeichnet wurde. In Einzelheiten aber hat sich ein Gleiches in vieien anderen Sta%dten Osterreichs wiederholt. Die konzerte des Wiener Philharmonischen 0rchesters haben ihren weltberu%hmten Glanz ebenso wiedergefunden wie die Salzburger Festspiele. Osterreich verfu%gt heute u%ber ein Straszennetz wie nie zuvor --- moderne Auto- straszen fu%hren aus dem Westen bis an O%sterreichs 0stgrenze und u%ber die Alpen an die Grenzen von Italien und Jugoslawien. Das im kriege zersto%rte Eisenbahnwesen wurde von Grund aus erneuert durch Rekonstruktion des 0berbaues, der Izru%cken, Tunnels, Bahnho%fe --- alle Hauptstrecken sind nun elektrifiziert. In den Dienst dieses Dorhabens wurde der Ausbau der Wasserkra%fte gestellt, der daru%ber hinaus den Bedarf an elektrischem Strom einer enorm gewachsenen Industrie und der Dielfalt neuer Haushalte zu befriedigen hat. Einen betra%chtlichen Teil des Bedarfes an Erdo%l und Erdgas fo%rdert O%sterreich nunmehr aus eigenen Rohstoffquellen. Die Scho%nheiten dieses Landes werden sammers und winters von einem Strom erhoiungsuchender Fremder bewundert, die sich dabei von dem hohen Lebensstandard der heimischen Bevo%ikerung u%berzeugen ko%nnen. Partes pro toto --- genug damit. Das alles und noch viel mehr konnte durch ein Maszhalten aller im politischen Leben bisher erreicht werden. Das begann in den ersten Jahren des Wiederaufbaues, an den alle ohne Unterschied und zielbewuszt Hand anlegten; es setzte sich fort im Parlament, in dem die meisten Gesetze einstimmig beschlossen wurden --- und es waren grosze Gesetzgebungswerke darunter wie das neue Strafgesetz, die neue Gewerbeordnung, ein neues Lebensmittelgesetz ---, und fand vor allem seinen Riederschlag in der "Parita%tischen kommission" zur einvernehmlichen Regelung des Lohn- und Preisgefu%ges, wodurch der soziale Frieden im Lande, aber auch der fortschreitende Wohlstand gesichert wurden. Und wenn (chlieszlich die von der u%bergroszen Mehrheit der Bevo%lkerung getragene Auszenpolitik der Republik O%sterreich zu einem "Land der Begegnung" gemacht hat, in dem sich wirkliche und sogenannte Staatsma%nner zur Gestaltung der Weltgeschichte un(erer Epoche treffen, dann kann dies uns nur recht sein --- an uns allein aber wird es liegen, dasz diese Ma%nner und Frauen unser Heimatland so erleben, wie es Eugen Diesel gesagt hat, aber auch Anton Wildgans in seiner unsterblichen "Rede u%ber Oster- reich", in seinem Gedicht vom August 1914 "Das grosze Ha%ndefalten" und in dem, dem Wiener Ma%nnergesang-Derein gewidmeten, von Richard Strausz vertonten "O%sterreichischen Lied", dessen letzte Strophe lautet: "Osterreich heiszt das Land! Da er's mit gna%diger Hand schus und so reich begabt, Gott hat es lieb gehabti" Dr. friedrich Neibo%ck Miszverstandene Demokratie Der tragische Unfallstod des O%DP-Obmanns karl Schleinzer am 19. Juli auf der Leobener Bru%cke bei Bruck an der Mur wirft weit u%ber das lNitgefu%hl hinaus, das der Familie des Derunglu%ckten und der plo%tzlich fu%r kurze Zeit fu%hrerlos gewordenen ODP aus allen kreisen der Bevo%lkerung zuteil wurde und dem sich der ,.Eckartbote" aus rein mensch- lichen Gru%nden anschlieszt, Fragen von gro%szter politischer Tragweite auf: Der Wahlkampf der beiden groszen Parlamentsparteien Osierreichs fu%r die bevor- stehenden Nationalratswahlen war von Haus aus auf die beiden Schlu%sselfiguren, den Bundeskanz!er Dr. Bruno kreisky als Erponenten des sozialistischen Lagers, und den ODP-Lhef als Wortfu%hrer der "konservativen" Opposition, zugeschnitten gewesen. Ideologische Aspekte, d. h. u%ber die politischen Tagesnotwendigkeiten fast durchwegs materieller Natur hinausgehende weltanschauliche Grundsatzfragen, wurden von beiden Seiten so weit wie mo%glich ausgeklammert, man setzte hier wie dort auf das sogenannte "Image" der fu%hrenden Perso%nlichkeiten und pries dies sogar noch als Beweis "demo- kratischer Reife", weil damit angeblich eine Derbreiterung der kluft zwischen den zwei groszen politischen Lagern Osterreichs zum Schaden der Demokratie vermieden werde. Nun aber, da p!o%tz!ich der eine der beiden Hauptakteure in unvorhersehbarer Weise ausfiel (und durch die Wah! des Girozentrale-Generaldirektors und O%IG-Pra%sidenten Dr. Josef Taus als nachfoiger naturgema%sz in letzter Minute nur unzula%ngl!ch ersetzt werden konnte, zeigt sich der Trugschlusz der ganzen Rechnung. Eine demokratische Wahl wird unehrlich und sinnlos, wenn man sich a%ngstlich davor hu%tet, dem Staatsvolk das Wesentliche, seine nicht nur materiellen, sondern auch geistigen Eristenzfragen zur Entscheidung vorzulegen. Gefu%hlsma%szige Sympathiebeweise fu%r ein- zelne Perso%nlichkeiten ko%nnen kein Ersatz fu%r die Antwort auf Fragen nach der Art der Staatsfu%hrung, der Form der Gesellschaftsstruktur, der a%uszeren und inneren Sicherheit des Staates und u%berhaupt seines Weges in die Zukunft sein. Wird der Wa%hler dieser Aufgabe enthoben, dann wird er politisch entmu%ndigt. Man la%dt ihn zum Wahikampf ein wie zu einer Scho%nheitskonkurrenz. Der sehr ernste Hintergrund der Entscheidung, um die es wirklich geht, wird ihm vernebelt, echte politische Bekenntn!sse werden ihm nicht abverlangt, um nicht "alte Wunden aufzureiszen". Aber eine solche, mo%glicherweise fu%r den privaten menjchlichen Bereich brauchbare Absicht beruht in einer ernsten politischen Auseinandersetzung auf einem grandiosen Irrtum. Denn die Probleme, um die es in Wahrheit geht, sind ja auch dann vorhanden, wenn man sie verschweigt oder auch nur herunterspielt, verniedlicht. Die Haltung: "Der oder jener, dem man sein Dertrauen schenken will, wird schon wissen, was er zu tun, wie er die Dinge anzupacken hat", ist, grob gesagt, politisches Schlawinertum, Flucht vor der perso%nlichen Derantwortung. In einer fru%heren Zeit hat man sie dem ganzen deut- schen Dolk zur Last gelegt, jetzt praktiziert man sie als eine politische Spielregel der Demokratie. Es ist die Spekulation auf das Ruhebedu%rfnis der Masse. Schon der noch auf Schleinzer selbst zuru%ckgehende Dorschlag einer ku%nftigen Allparteienregierung geht unseres Erachtens von einer falschen Doraussetzung aus. Denn wenn die kra%fte, die um die Durchsetzung ihrer verschiedenen Standpunkte auf Grund des Wa%hlervotums ringen, von vornherein erkla%ren, es wu%rde alles nicht so schlimm werden, man werde sich nach geschlagener Schiacht zu kompromissen bereit finden --- die ja ein gemeinsames Regieren zwangsla%ufig zur Doraussetzung hat ---, dann fragt sich sehr, weshalb man die angestrebte kompromiszgrundlage nicht schon gleich bekanntgibt und lieber mit Forderungen und Wu%nschen auftrumpft, an deren Erfu%llung man ehrlicher- weise selbst nicht glauben kann. Wir wolien nicht das bo%se Wort vom ,.Theater" ge- brauchen, das man dem Wa%hler vorspielt --- aber tatsa%chiich la%uft es darauf hinaus. All das ist nur erkla%rlich aus der groszen Angst, die al!e politischen Parteien vor der seit 1945 so arg verteufelten Ideologie haben, weil ihnen klare weltanschauliche Standpunkte gefa%hrlich und la%stig erscheinen. Denn wu%rden sie sich zu einem solchen bekennen, dann ko%nnte man sie hinterher beim Wort nehmen, und eben das sto%rt den "Betrieb". Diese Mentalita%t ist keineswegs auf Osterreich beschra%nkt, sie ist heute in allen demokratlschen Staaten einschlieszlich der Bundesrepublik Deutschland gang und ga%be. Ha%tten die SPD und ihr liberales Anha%ngsel, die FDP, seinerzeit vor der ent- scheidenden Wahl nur ein Wort davon verlauten lassen, dasz sie als gemeinsame ku%nftige komplottregierung vor dem kommunistischen Osten zu kapitulieren geda%chten, dann ha%tten sie die so heisz angestrebte Mehrheit niemals erreicht. Aber sie haben geschwiegen und ihre wahren Absichten in den entscheidenden Lebensfragen des deutschen Dolkes verschwiegen und damit die Demokratie auf den kopf gestellt. Sie stu%tzten sich auf einen "demokratischen Wahlentscheid", der in Wahrheit keiner war, weil das Eigentliche und Wesentliche im Wahlkampf gar nicht zur Sprache gekommen war. Wir wissen nicht, wie es ku%nftig in O%sterreich sein wird. Aber wir sind gebrannte kinder und befu%rchten sehr, dasz ein dauerndes Dersteckenspielen der res publica wenig Nutzen bringen wird. Es beruht auf e!nem groszen Miszoersta%ndnis der Demokratie. Um Tod und leben Opaniens greiser Staatschef Generalissimus Franeisco Franeo hat von elf rechtskra%ftig zum Tode verurteilten Polizistenmo%rdern sechs begnadigt, bei fu%nf anderen aber die Begnadigung abgelehnt. Die Hinrichtung dieser fu%nf versetzte die Welt in Aufruhr, von allen Seiten hagelte es Proteste, fast alle europa%ischen Staaten beriefen ihre in Madrid akkredit!erten diplomatischen Dertreter ab, Spaniens Botschaften und o%ffentliche Ein- richtungen im Ausland fielen dem organisierten "Dolkszorn" zum 0pfer. In Spanien selbst "ra%chte sich" der kriminelle Untergrund mit weiteren Polizistenmorden bei Bank- u%berfa%llen. Die Entschlossenheit Franeos, vor dem Terror nicht zuru%ckzuweichen und sogar auf die Gefahr einer vollsia%ndigen Isolierung seines Landes hin der ganzen Weit die Spitze zu bieten, blieb ungebrochen. Er rief die spanische Nation zu einer Solidarita%ts- kundgebung auf, die dem ganzen Geschehen zweifellos einen heroischen Akzent verlieh. Eine Sprache wie diejenige Francos bei der Massenkundgebung auf der Plaza de 0riente in lNadrid hat man schon lange nicht geho%rt. Der Mann, der vor 39 Jahren sein Daterland mit eiserner Gewalt vor jenem Mord- kommunismus gerettet hatte, der sich eben jetzt im Nachbarland Portugal zu einem neuen Angriff auf die europa%ische Freiheit ru%stet, scheute sich nicht, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen. Er sprach von einer weltweiten Derschwo%rung, die "vom linken Frei- maurertum, der herrschenden klasse der westlichen Welt und der kommunistisch-terroristi- schen Subversion ausgebru%tet" wurde. Der internationale Protest gegen die Hinrichtung der Mo%rder sei eine Ehre fu%r Spanien. Die orkanartige Zustimmung der Hunderttausende bewies, dasz er dem Dolk aus der Seele gesprochen hatte. In einer Zeit, in der sich nahezu to%glich Flugzeugentfu%hrungen, Geiselmorde, organi- sierte Raubu%berfa%lle nach Modell der beru%chtigten Baader-lNeinhof-Bande, niedertra%chtise Gewaitta%tigkeiten ordina%rster Art an unschuldigen Menschen ereignen, sollte eigentlich jedermann, dem Humanita%t und Demokratie nicht blosz leere Schlagworte fu%r Tarnungs- zwecke der Linksdiktatur bedeuten, befreit aufatmen, dasz sich nun endlich ein Mann und ein Land gefunden haben, die vor dem Terror n i ch t zuru%ckweichen, die die kampf- ansage der Unmenschlichkeit gegen Recht und 0rdnung annehmen und mit dem einzigen Mittel beantworten, das in einem solchen kampf auf Tod und Leben u%brig bleibt: mit der Todesstrafe. Aber sogar, wer perso%nlich aus welchen Gru%nden immer die Todesstrafe ablehnt, mu%szte zumindest den Mut des greisen Generalissimus bewundern, der sich in seiner Erkenntnis, dasz ein Staatswesen, das von seinen Bu%rgern Achtung verlangt, den blutigen Terror einer kriminellen Minderheit nicht dulden darf, weder durch die Bitten des Heiligen Daters und Fu%rsprachen fremder Staatsoberha%upter noch durch Drohungen mit politischen und wirtschaftlichen Repressalien irremachen liesz. Eine solche selbstsichere Unbeugsamkeit erinnert an die groszen Dorbilder der Heldensage, an Rolandslied und "Lid". Wir deutschen Menschen sollten jedenfalls die letzten sein, die sich zu einer Schma%hung des groszen Spaniers hergeben. Denn die Mordgesellen, die spanische Polizisten aus dem Hinterhalt abgeknallt haben, waren die Gesinnungsverwandten jener Partisanen, denen im Zweiten Weltkrieg tausende und abertausende deutsche Soldaten zum 0pfer fielen, waren die Dertreter desselben Banditentums, das mit dem von britischen Drahtziehern befohlenen feigen Mord an Heydrich die katastrophe von Lidice heraufbeschworen und 1945 in den deutschen Osigebieten, in der Tschechoslowakei und auf dem Balkan das Deutschtum verja9t, enteignet und ausgemordet hat. Gerade zum groszen Totengedenken im Sterbemonat November dra%ngt sich der Dergleich mit den ungesu%hnten Schandtaten von einst und den jetzigen, zweifellos tragischen Dorga%ngen auf der spanischen Halbinsel zwingend auf: damals wie heute hat die schrecklichste Bestialita%t die Billigung und Zustimmung der sogenannten "demokratischen", zivilisierten Welt gefunden und ist die Notwehr gegen gemeinste Derbrechen heuchlerisch verurteilt worden. Die vom aufge- hetzten Po%bel ermordeten spanischen Polizisten von heute teilen das Los der hundert- tausende deutschen Soldaten, die als 0pfer ihrer Pflichterfu%llung einem ideologisch getarnten Heckenschu%tzentum ausgeliefert waren. Und wie man damals nachher in Nu%rn- berg die in diesem gnadenlosen kampf auf Tod und Leben Herausgeforderten nach ru%ck- wirkenden Scheingesetzen schuldig gesprochen hat, so will man auch jetzt am angegriffenen Rechtswahrer moralische Scheinjustiz u%ben. Die perfide Rechtsverdrehung ha%ngt sich das Ma%ntelchen der Humanita%t um. Die Perversion eines solchen Denkens isl perfekt. Die Perversion beruft sich auf die "Heiligkeit des Lebens". Aber diese Heiligkeit isi unseres Erachtens dort ein Trugschlusz, wo der Mordstahl gezu%ckt wird und nachher um eine Gnade winselt, die er selbst nicht zu geben bereit ist. Fu%r die Opfer des Zweiten Weltkrieges, an deren Gra%bern wir trauern, wird das Totengedenken zur Blasphemie, wenn wir Lebenden, die noch etwas tun ko%nnen, um ihr Derma%chtnis zur Tat werden zu lassen, es feige hinnehmen, dasz dieselben satanischen Ma%chte, die die beiden groszen kulturkatastrophen unseres Jahrhunderts angezu%ndet haben, nun neuerlich zu zu%ndeln beginnen. Auf der !berischen Halbinsel versuchen sie es zur Zeit. Abermals geht es fu%r Europa um Tod und Leben. In den Zwo%lften Es ist jene geheimnisvol!e Zeit um die Wintersonnenwende, um das altgermanische Julfest, gemeint, die Zeit der zwo%lf Rauhna%chte, in denen nach uraltem, in ba%uer- lichen Gegenden noch heute lebendig gebliebenem Dolksglauben Da%monen frei sind und die Geister der Derstorbenen umgehen. Zwar wird es kaum mehr jemanden geben, der wie unsere fernen Dorsahren im Tosen der Winterstu%rme das Hufgetrappel des Wilden Ja%gers zu ho%ren vermeint, wohl aber ist der Glaube, dasz in den zwo%lf Rauhna%chten bedeutsame Tra%ume und allerlei Losorakel dem Menschen die Zukunft entschleiern, viel- fach lebendig geblieben. Und eine leise Erinnerung an das magische Weltbild der Ahnen hat sich im christlich-ba%uerlichen Brauchtum erhalten, wenn Haus, Hof und Stall mit Weihwasser zum Schutz gegen bo%se Geister besprengt werden. Uns wissenschaftsgla%ubigen Menschen von heute sieht es schlecht an, daru%ber zu la%cheln. - Denn u n s e r Glaube an empirische Zukunftserforschung mit Hilfe "erakter" Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten wird vielleicht ku%nftigen Geschlechtern nicht weniger kindlich und abergla%ubisch als das Runenritzen und Loswerfen unserer Dorfahren und unser siarres Festhalten an weltfremden Doktrinen und Ariomen nicht wirkungsvoller als der Gebrauch heidnisch-christlicher Zaubermittel erscheinen. Wobei es, wenn die Entschleierung der Zukunft u%berhaupt im Bereich menschlicher Mo%glichkeiten liegen sollte, noch sehr die Frage ist, ob Statistik und Lomputer verla%szlichere Hilfen sind als Intuition und Instinkt, die "ziehende kraft des Gemu%tes" (Prentire Mulford). Auch in den heurigen Zwo%lften wird, wie immer, wenn sich ein Jahr zum Sterben ru%stet und sein Nach folger schon an der Schwelle steht, Ru%ckblick und Dorschau gehalten werden. Sogenannte Experten, die an die Stelle der einstigen Seher getreten sind, Politiker, die die "weisen Frauen" von ehedem --- nur mit gro%szerem Sala%r --- abgelo%st haben, werden uns versichern, dasz das nun ablaufende Jahr, "im ganzen gesehen", doch nicht gar so schlecht war wie sein Ruf, als es noch in voller Blu%te stand; dasz der gefa%hrdete Weltfrieden immerhin bis auf weiteres gerettet werden konnte; dasz die Wirtschaft zwar ru%ckla%ufig war, dasz man aber die Inflation, das Schreckgespenst a!ler S!cherheits- fetischisten, g!eichwoh"l "im Griff" behielt. Denn dasz das Schicksal Europas seit der "Sicherheitskonferenz" von Helsinki durch die Sta%rkung des asiatischen kommunismus noeh ungewisser geworden ist als fru%her und dasz sich die zu Jahresbeginn voraus- gesagten "Wachstumsraten" der Wirtschaft als reine kaffeesud-Wahrsagerei erwiesen haben, dasz die "Dollbescha%ftigung" in jenen La%ndern, in denen sie wie in O%sterreich mit Mu%h und Not erhalten werden konnte, den Preis einer ungeheuren Staatsver- schuldung und sprunghaften Geldwertverschlechterung verlangte, daru%ber wird man groszzu%9ig hinwegsehen. Und wenn trotzdem leise Zweifel an der Scho%nfa%rberei fu%r die Dergangenheit auftauchen sollten, wird man die falschen Prognosen von gestern durch umsooptimistischere Prophez eiungen fu%r morgen zum Dergessen zu bringen suchen: Die Berufsoptimisten werden wieder die alte Propagandaplatte von der fort- schreitenden Humanisierung der Welt, insbesondere --- trotz Solschenyzin und Sacharow ---der kommuni stischen Machtspha%re abspielen, die gewissen Erperten werden uns wieder einmal "beweisen", dasz die nach der Beseitigung des "Faschismus" 1945 eingerichtete Weltordnung mit dem sterilen Schwa%tzerparlament der Dereinten Nationen, mit der Dergeudung von "Entwicklungshilfen" an unersa%ttliche Schmarotzerla%nder, m!t der "Demokratisierung" von Halbwilden, die mit einer Demokratie nach westlichem Zuschnitt absolut nichts anzufangen wissen, dasz dieses su%ndteure und auf dem Sand naturfremder Spekulationen aufgebaute Zauberreich der Utopien die beslmo%gliche Lo%sung aller anstehen- den Probleme darstelle. Und wenn auch zur vollkommenen Glu%ckseligkeit der Menschheit vorlo%ufig noch ein paar kleinigkeiten wie die Derw!rklichung des Selbstbestimmungs- rechtes fu%r die unterjochten, auseinandergerissenen, ausgebeuteten Do%lker oder der Einhalt bei der selbstmo%rderischen Naturzersto%rung fehlten, so mu%sse man eben, wird uns versichert werden, Geduld haben und der unermu%dlichen Reisediplomatie mit Herrn kissinger an der Spitze und dem Forschungseifer der Wissenschaft vertrauen, dasz das Schlimmste gewisz verhu%tet werden werde. --- Es ist bezeichnend fu%r den Instinktverlust des modernen zivilisierten Menschen, dasz er sich so leicht zu einer billigen Hosfnungsseligkeit verfu%hren la%szt, wa%hrend sein "primi- tiver" Dorfahr noch die Einsicht --- und Gro%sze --- besasz, sich den ihn allerorts umlauern- den Gefahren mutig zu stellen. Dieser Dorfahr wuszte noch, dasz er sich zu wehren hatte, wenn er u%berleben wollte, dasz er etwas leisten, dasz er arbeiten und --- ka%mpfen muszte, um sich, seine Familie, seine Sippe durchzubringen, dasz es mit bloszen Tra%umereien am Ho-hlenfeuer nicht getan war, wenn drauszen die Elemente tobten, seindliche Horden und wilde Tiere einbrachen. Denn dieser Dorfahr lebte noch im Elnklang mit der Natur und gab sich ke!ner Ta%uschung daru%ber hin, dasz ihm die Natur von Haus aus feindlich gesinnt war. Das war das mythische Geheimnis der Zwo%lften, dasz unseren Ahnen die ins Gleichnis u%ber!rdischer, da%monischer Ma%chte gehu%llte dauernde Gefa%hrdung allgegen- wa-rtig blieb und dasz ihnen daraus der Wille zur U%berwindung der Finsternis erwuchs, sei's auch mit den Mitteln der Magie. Bitte wendenl An diesem Urgesetz der Notwendigkeit alles Lebendigcn zur Selbstbehauptung hat sich nichts gea%ndert, auth wenn die alten Go%tter !a%ngst entthront wurden. Nicht u%berall, aber jedenfalls in Europa, vor allem in deutschen Landen, wollen die feige und satt gewordenen, durch Mu%sziggang und Wohlleben verza%rtelten k!nder des 2O. Jahrhunderts das Urgesetz der Scho%pfung nicht mehr wahrhaben. Sie glauben die Selbstbehauptung durch sla%ndige Selbstta%uschung, die Realita%t durch die Illusion ersetzen zu ko%nnen. Auch in den zwo%lften nehmen sie Urlaub von ihrem eigentlichen Auftrag. Besser als vor dreiszig jahren? Wer als Deutscher und Osterreicher irgendwo in den Lagern oder in hungervoller Freiheit den Jahreswechsel auf 1946 erlebt hat, wird dem scheidenden Jahr 1945, das den Zweiten Weltkrieg beendet hat, gewisz nicht nachgeweint haben: Dieses herauf- ziehende neue Jahr 1946 konnte nur noch die Wende zum Besseren bringen. Unzweifelhaft ist es dann fu%r uns alle tatsa%chlich allma%hlich besser geworden. Nur die Alten und kranken haben nicht mehr viel davon gehabt, sie blieben in diesen Zeiten trostlos auf der Strecke. Man kann sogar sagen, dasz keiner von uns damals geglaubt Ma%tte, dasz der Aufschwung schon in wenigen Jahren voll im Gange wa%re, nach all den zersto%rungen und Dero%nderungen, die es im mitteleuropa%ischen Lebensraum der Deutschen gegeben hat. Ja, dasz man in Wesideutsch!and verha%itnisma%szig bald besser dran wa%re als in den La%ndern der sogenannten Sieger im Westen. Nur der den Sowjets als Interessengebiet vorbehaltene Raum der damaligen Ostzone und heutigen "DDR" ist nicht so schnell zu den Fru%chten des Wiederaufbaus gelangt, weil dort die Besatzer nur ihren materiellen und ihren parteiideologischen Nutzen im Auge behielten. Als die Derbru%derungen an der Elbe und in Potsdam in den groszen katzenjammer der weltpolitischen Ernu%chterung einmu%ndeten, wie sie in der Berliner Luftbru%cke von 1948 und im Prager Umsturz dieses Jahres zum Ausdruck kam, da tat man endiich den haszvollen Plan der "Morgenthauer" ab und die Dereinigten Staaten von Amerika leisteten im lNarshallplan eine groszzu%gige Entwicklungshilfe, die wirklich nur zum Ankurbeln no%tig war. Wer alt genug ist, um die zwanziger und dreisziger Jahre bewuszt erlebt zu haben, fragt sich heute mit Recht, warum Amerika nicht schon nach dem Ersten Weltkrieg so wirksam, wenn auch gewisz nicht ganz uneigennu%tzig, geholfen und sich nach seinem bewaffneten Eintritt in den europa%ischen krieg und dann nach schimmerlosen Eingriffen bei den Pariser Dorortevertra%gen von 1919 einfach grollend aus dem Staub gemacht hat. Es ha%tte mit tatkro%ftiger Hilfe dem aus der Reparations- und Inflations- not kommenden Europa die Radikalisierung des politischen Lebens und den Marsch in den Zweiten Weltkrieg ersparen ko%nnen. Der amerikanischen Hilfeleistung von 1946 und die der spa%teren Jahre ist aber ein geru%tteltes Masz an Aufbau- und Behauptungswillen namentlich seitens der heutigen Bundesdeutschen und der zahllosen Heimatvertriebenen entgegengekommen. Diese haben aus der Entwicklungshilfe keine goldenen Badewannen, sondern bedeutende Industrien aufgebaut, so dasz sie heute selbst den Unterentwickelten der groszen Dritten Welt helfen ko%nnen. Niemand ha%tte aber damals auch geglaubt, dasz es nach einer ersten Nachhol- und Sa%ttigungswelle der deutschen wie der o%sterreichschen Dolkswirtschaft dreiszig Jahre ohne gro%szere krisen so gut gehen und dasz kein Dritter Weltkrieg ausbrechen wu%rde. Ja sogar die im sowjeto%stlichen Staatenverband befindliche "DDR" hat ihre Hungerzeit hinter sich und eine fu%hrende Stellung in der gesamteuropa%ischen Wirtschaft errungen. So hat Deutschland das Staunen u%ber sich selbst gelernt. Und dennoch hat es etwas sehr Wichtiges in diesem abgelaufenen Menschenalter eingebu%szt: seinen Selbstbehauptungs- willen gegenu%ber den ideologischen kra%ften und den offensichtlichen Derlogenheiten und Unfreiheiten des 0stens und gegenu%ber den konsumeinpeitschern und Pornoverfu%hrern des Westens. Es ist da wie dort weitgehend zum Schlechteren umerzogen worden. Damit hat es noch ein drittes Mal die Waffen gestreckt, obwohl diese kapitulation von nieman- dem gefordert, sondern ho%chstens von den einen wie den anderen gefo%rdert worden war. Die kinder, die das einsi so kinderfreudige Deutschland in der kriegs- und Nachkriegs- not nicht haben konnte, will es dank seiner Derfu%hrer heute "freiwillig" nicht mehr haben. Es wehrt sich kaum gegen den Dolksmord, der dem Do%lkermorden still und leise gefolgt ist. Also doch eine grosze Schaftrift, von der die Morgenthauer getra%umt haben? Ziel- erreichung auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln? Es scheint so. - Doch wir du%rfen die Hoffnung auf Wiedergesundung auch heute nicht aufgeben. Dreiszig Jahre nach dem letzten Weltkrieg ist eine neue und von den Gutgla%ubigen ziemlich unerwartete Wirtschaftskrise u%ber die ganze Welt gekommen. Die U%ber- fremdung hat sich seither auf dem Arbeitsmarkt weitgehend verringert, nur die Tu%chtigen der eigenen wie der fremden Arbeiterschaft werden sich behaupten ko%nnen. Man wird sich auch auf dem Boden der Banden- und Terroristenbeka%mpfung fru%her oder spa%ter zu helfen wissen. Die Menschheit ist wieder in Not, vor allem in moralischen Belangen, und auch diese Not fordert zur Bezwingung heraus. Sicherlich haben zwei politisch-milita%rische Zusammenbru%che ein Umdenken auf allen Gebieten gefordert. lNan ko%nnte nicht behaupten, dasz der deutsche Michel stur beim' alten Leisten geblieben wa%re. Es hat freilich auch niemand von ihm verlangt, dasz er sich all des Guten enta%uszern mu%sse, was ihm von den Da%tern und vor allem den Mu%ttern' her mitgegeben war. (Bitte umbla%ttern!) wenn man die Flammenzeichen der krise nicht sehen will. Daran ist viel Wahres im a%uszeren Ablauf! Aber wir waren auch noch nie so t!ef in unserer nationalen Ent- a%uszerung gesunken wie heute ... --- das ist die Gegenrechnung. Die Leiber werden heute satt und sie fr!eren nicht durch die ka%lte des Winters wie zu Neujahr 1946. Trotzdem fro%stelt uns, wenn wir manchmal daran denken, wie genormt wit alle geworden sind und wie wenig wit uns gegen Orwells Groszen Bruder, gegen die kollektivierung, zu wehren bereit sind. Zu 0rwells "1984" sind nur mehr acht Jahre hin. Sie wollen auch von den kra%ften der moralischen Aufru%stung genutzt werden, sonst ist der kalte Dritte Weltkrieg verloren, la%ngst ehe er begonnen hat. Tausend Iahre deutsches O%sterreich Im heurigen Jahre wird von amtlicher wie vielfacher privater Seite das Tausend- Jahre-Jubila%um O%sterreichs gefeiert werden. Und ganz gewisz wird es dabei nicht ohne die seit 1945 geu%bte Geschidstsfa%lschung abgehen, dasz die Osterreicher ein eigenes, von den Deutschen durch starke slawische und romanische Biutsbeimischung art- verschiedenes Dolk seien, dasz sie eine eigene Sprache spra%chen, eine spezifische, unver- wechselbare Lebensform entwickelt ha%tten usw. kurz, das Schwindelma%rchen von der selbsta%ndigen "o%sterreichischen Nation" wird im Munde gewisser Festredner und mit der Druckerschwa%rze gewisser Bla%tter fro%hliche Ursia%nd feiern. Da scheint es denn mehr als geboten, rechtzeitig die geschichtliche Wahrheit anzurufen und der anachronistischen, weil letzten Endes auch der allseits angestrebten europa%ischen Dereinigung zuwider- laufenden, kleino%sterreichischen Schreberga%rtchen-Mentalita%t "das Gas abzudrehen", wie man hierzulandc sagt. Das heutige o%sterreidlische Staatsgebiet, infolge der Amputation durch das Diktat von St.Germain nur mehr ein Teil der ehemaligen o%sterreichischen "ko%nigreiche und La%nder", ist aus der karolingischen und ottonischen 0stmark entstanden, mit der Auf- gabe eines wehrhaften Schutzes des Frankenreiches gegen die U%berfa%lle ra%uberischer 0stvo%lker. Don dem ma%chtigcn fra%nkischen Geschlecht der Grafen von Babenberg leitete sich das beru%hmte Fu%rstenhaus der o%sterreichischen Babenberger her, die zuerst als Markgrasen und dann als Herzo%ge mit groszen Sonderrechten die Dollstrecker dieser groszen Aufgabe wurden, bis ihr letzter Sprosz, Friedrich der Streitbare, am 15. Juni 1246 im kampf gegen Bela von Ungarn fiel. Nach seinem Tode wurden Osterreich und die steiermark, damals noch zwei staatsrechtlich getrennte Territorien, von kaiser Friedrich II. als erledigte Reichslehen eingezogen. Die keltische Urbevo%lkerun9 dieser Gebiete, die bis zum Zerfal! des ro%mischen Reiches unter dessen Herrschaft gestanden war, hatte sich in den Stu%rmen der Do%lker- wanderung mit den von Morden her siegreich vordringenden Germanen, Markomannen und Quaden vermischt; auds Awaren und Slawen hatten ihre Spuren im ehemaligen Pannonien und Noricum, an den Abha%ngen der 0stalpen bis zum Quellengebiet der Drau und der Mur hinterlassen. Im ganzen gesehen aber handelte es sich bei der darauf folgenden bajuwari(ch-fra%nkischen kolonisation der 0stmark um deutsche Neu- besiedlung, nicht etwa, wie man uns heute weismachen will, um eine ,.Do%lkermischung" Dieser deutsche Dolkscharakter der 0stmark, die ihren Namen O%sterreich von dem altoch deutschen 0starrichi herleitete, das uns zum erstenmal in einer Urkunde 0ttos III. vom Jahre 996 begegnet und dort wesensgleich mit "0stmark" gemeint war, erhieit sich auch in der Zeit des Interregnums wa%hrend des kurzen Zwischenspieles ; des Bo%hmenherzogs 0ttokar --- und Stephans, des Sohnes ko%nigs Bela IV. von Ungarn, in der Steiermark --- unvera%ndert. lNit Rudolf von Habsburg schlieszlich wurde die o%sterreichische La%ndermasse zu einem Schwerpunkt des Heiligen Ro%mischen Reiches deutscher Nation, woran sich im wechselvollen Ablauf der Jahrhunderte nicht das mindeste a%nderte. Mit kurzen Unterbrechungen siellte "Haus Osterreich" nun bis herauf zu Franz II. die deutschen kaiser. Erst mit der durch Napoleon erzwungenen Niederlegung der deutschen kaiserkrone durch Franz II. und damit dem Ende des Heiligen Reiches, wurde hinter diese Entwicklung der Schluszpunkt gesetzt, der aber fu%r den deutschen Dolkscharakter O%sterreichs ohne Belang war. Im neugegru%ndeten "Deutschen Bund" blieb O%sierreich, nunmchr eine Monarchie, bis 1866 deutsche Bundesvormacht. Die enge staatsrechtliche Bindung O%sterreichs an das deutsche Gesamtschicksal, besonders sinnfa%llig geworden in der Zeit der Tu%rkenkriege und der deutschen Erhebung gegen Napoleon, war nur der a%uszere Rahmen fu%r die lebendige Wechselwirkung des deutschen Dolks- und Geisiesleben zwischen Rhein und Donau, fu%r den heru%ber und hinu%ber wogenden Austausch des Blutes und der Gedanken aus gemeinsamem germanischen Erbe. Der Beispiele hiefu%r sind zu viele, als dasz sie hier alle aufgeza%hlt werden ko%nnten. Sie reichen in der Dichtung vom unbekannten Derfasser des Nibelungen- liedes am Babenbergerhof zu Wien bis zu Grillparzer, Anastasius Gru%n, Ferdinand ku%renberger; in der kunst von der Bauhu%tte von St. Stephan bis zu den Biedermeier- malern; in der Musik vom Minnesang u%ber Mozart bis zu Schubert und Beethoven; in der Wissenschaft von Nikolaus von kues, lzischof von Briren, u%ber die Humanisten der Wiener Universita%t bis herauf zu Leibniz, der in Wien eine allgemeine deutsche Akademie gru%nden wollte. In der ganzen eintausendja%hrigen Geschichte O%sterreichs war unser Land nur von 1866 bis 1928 und dann wieder von 1945 bis jetzt politisch selbsta%ndig, meist sehr gegen seinen Willen, da das durch ko%niggra%tz erzwungene Ausscheiden O%sterreichs aus dem Deutschen Bunde sogar von kaiser Franz Joseph, der sich stolz einen deutschen Fu%rsten nannte, als nationales Unglu%ck betrachtet wurde. Und noch die o%sterreichische Nationalversammlung von 1918 erkla%rte "Deutsch-Osterreich" zu einem Bestandteil der deutschen Republik, was nur durch die Willku%r der alliierten Sieger verhindert wor- den ist. An der allgemeinen Anjchluszbegeisterung des Jahres l928, in die auch der sozialdemokratische Staatskanzler Renner und die o%sterreichi(chen kirchenfu%rsten ein- stimmten, wird wohl kaum mehr ein Dernu%nftiger zweifeln. "Ja, aber", entgegnet man uns darauf von seiten der o%sterreichi(chen Nations- theoretiker, "das mag ja alles siimmen; aber die(e Dergangenheit ist tot, ausgelo%(cht, seit sich die Osierreicher mit dem Wiedererstehen ihrer (elbsta%ndigen Republik im Jahre 1g45 ein ganz neues, eben ihr eigenes Nationalbewuszt(ein erworben haben und (eit sie voll Stolz auf ihre be(ondere Art auch ihren eigenen, vom deut(chen Schicksal unabha%ngigen Weg gehen wollen!" Mit Derlaub, entgegnen wir darauf: Wann haben die O%sterreicher das ge(agt, dasz sie das wollen? 1945? Damals wurde die Zweite Republik nach dem Willen der alliierten Sieger und mit Zustimmung einiger o%(terreichi(chen Politiker wiedererrichtet, die Bevo%lkerung nahm es zur kenntnis, weil ihr gar nichts anderes u%brig blieb. Eine Dolksbefragung u%ber die Zugeho%rigkeit O%sterreichs zum groszen deutschen Muttervolk wurde niemais durchgefu%hrt. Es waren immer nur die politi(chen Parteien, die, wie 1955 beim Abjchlusz des Staatsvertrages und der Erkla%rung ,.immerwa%hrender" Neutralita%t, den Lon(ens abgegeben haben. Aber (ogar dann, wenn man --- recht willku%rlich --- anna%hme, dasz der Wa%hlerwille immer mit dem der Parteien u%berein- stimmt, beweist dies in einer natur- und kulturgesetzlichen Frage gar nichts. Denn so wenig wie ein einzelner Mensch (eine genetische Abstammung durch eine gegenteilige Behauptung hinfa%llig machen kann, so wenig kann dies eine Gemeinschaft, ein ganzer Dolksteil. Ratur- und Geistestatsachen ko%nnen durch noch so demokratijche Abstimmun- gen und Deklarationen nicht zunichte gemacht werden. Jedoch, angenommen --- obwohl diese Annahme ganz unsinnig ist --- es wa%re anders und O%sterreich seit 1945 plo%tzlich nicht mehr deut(ch: dann erlauben wir uns doch die ho%fliche Anfrage, ob es dann nicht eine anmaszende Irrefu%hrung ist, wenn nun ein Tausend-Jahre-Jubiia%um su%r einen Staat in Anspruch genommen wird, der als etwas ganz anderes, wie nun behauptet wird, an die(en tausend Jahren Geschichte nur ganze 31 Jahre Anteil haben konnte? Denn blosze Namens9leichheit genu%gt ja wohl nicht fu%r eine Identita%t im We(entlichen. Man sieht, ob es nun der Jubilar und (eine Dertreter haben wollen oder nicht: Es geht schon nicht anders, als dasz man sich zum deutschen O%sterreich in der Dergangenheit und danut auch fu%r die Gegenwart und die Zukunft bekennt. 0b ein solches Bekenntnis vom Herzen kommt, ist freilich eine andere frage. Uns volks- ewuszten deut(chen O%sterreichern kommt es vom Herzen. Eckartbote Deutscher Osterglaube "Auch wenn ich wu%szte, dasz morgen die Welt zugrunde geht, wu%rde ich noch heute einen Rosenstrauch pflanzen." Martin Luther Ende 1974 betrug die Weltbevo%lkerung 3,89 Milliarden Menschen, bei einer errechneten ja%hrlichen Wachstumsrate von 1,9 v. H. wird sie sich in 36 Jahren verdoppelt haben. Der Europa%er, heute schon gegenu%ber den Farbigen eine auf 12,1 v. H. zusammen- geschrumpfte Minderheit, wird zu jenem Zeitpunkt dank seines Selbstausrottungswahnes mit Pille und Geburtenregelungen vermutlich die Roile eines Museumsstu-cks der Welt- geschichte spielen. Und der Bevo%lkerungsanteil des deutschen Menschen an diesem musealen Relikt wird von der Lomputerstatistik wohl nur mehr mit Zehntelprozenten ermittelt werden ko%nnen. US-Pra%sident Ford, a%ngstlich bemu%ht um die Wa%hlergunst im gegenwa%rtigen Ringen um die na%chste Pro%sidentschaft, sucht seine "Entspannungspolitik", die er plo%tzlich nicht mehr als solche bezeichnet wissen will, mit der moralischen Derantwortung zu recht- fertigen, dasz ein Auftrumpfen mit der Sta%rke Amerikas gegenu%ber der Sowjetunion zur globalen Menschheitsvernichtung durch die Wasserstoffbombe fu%hren ko%nnte. Hinausschieben des Problems des U%berlebens oder sofortiges Ende mit Schrecken scheint die einzige Alternative zu sein, fu%r die sich der Mensch auf seinem durch die entfesselte Technik fragwu%rdig gewordenen Planeten Erde zu entscheiden hat. Und diesem biologischen und physikalischen Tatbestand entspricht der moralische, dasz jenes Wesen, das sich einst "Gottes Ebenbild" zu nennen vermasz, mit der Dernichtung des Gottes- bildes auch die eigene Dernichtung heraufbeschworen hat. Die sogenannte "Lust am Untergang" scheint den Schluszpunkt hinter eine Entwicklung zu setzen, die mit dem go%tt- lichen Lebensfunken in Adams Fingerspitze und dem prometheischen Feuerraub das Selbst- bewusztwerden des kosmos eingeleitet hat. Das Lachen der Ho%lle ko%nnte dieses Schauspiel begleiten, wenn es --- in moderner theologischer Sicht --- wenigstens die Ho%ile noch go%be. Das ist die Situation. Sie zu verniedlichen oder zu bescho%nigen wa%re unser, die wir durch die Pru%fungen zweier markverzehrender Weltkriege hindurchgegangen sind und den kreuzweg deutscher Gla%ubigkeit erlebt und erlitten haben, unwu%rdig. Wir wu%rden uns vor uns selber unglaubwu%rdig machen, wollten wir uns noch an Spruchformeln vom .,gieg des Lichts" oder des "Guten'-, der "Wahrheit" oder der ,.Gerechtigkeit" kiammern. Die 0sterlegende der Auferstehung ist ein scho%nes Biid, hat ihre fu%r uns blutgehorsame volkstreue deutsche Menschen vielleicht noch symbolkra%ftigere Entsprechung in der im Grunde dasselbe verheiszenden Baldurlegende. Aber eben nur ein Bild oder eine Legende, eine Ma%r, ein Mythos, sinnentleert, seit wir selbst die Fa%higkeit zur Sinnerfu%hlung und -erfu%llung verloren haben! --- Gleichwohl gibt es da noch einige Leutchen, die trotz aller bitterer perso%nlicher Erfahrungen unbeirrt davon u%berzeugt sind, dasz der "horror vacui", das absolute Nichts, das alles ringsum zu verschiingen droht und sich als so billige "Endlo%sung'- im Ungeist der Umerzieher von 1945 anbietet, nicht unabwendbar ist. Einige wenige, die nicht so sehr aus anstudierter Gelehrsamkeit als aus instinktivem Herzwissen davon durchdrungen sind, dasz im vorgegebenen Gleichgewicht der Welt auch dem Satanischen Grenzen gesetzt und dem Go%ttlichen immer wieder neue Offenbarungsmo%glichkeiten bereit sind. Und das, letzten Endes, ist das eigentliche Geheimnis der Deutschheit. Es ist, mag es vom betriebsamen Gescha%ftswillen pluralistischen Technokratentums als "anachronistisch" abgetan, von einer zu den Pseudoidealen von Ser und Rauschgift verfu%hrten Jugend unverstanden, von kurzfristigen Erfolgsmanipulanten als irreaiistisch abgestempelt werden, der einzige Lichtblick, der wahre Osterglaube, der sich darbietet: die instinktive Sicherheit, dasz durch a%uszere Umsta%nde nicht vernichtet werden kann, was von Urzeiten her in uns vorhanden ist und was nach dem wunderscho%nen Goethe-Wort "aus dem Dunklen ins Helle strebt". konkret gesprochen, wie es diese so vernunftbeherrschte Welt liebt: keiner von uns weisz, wie lange dieser Erdball als Atomsta%ubchen im Weltall seinen Schmetterlingsflug fortsetzen wird. keiner weisz, ob vie!leicht neue Entwicklungsmo%glichkeiten von Lebewesen nach der Dernichtung der bisherigen vorhanden sein werden. keiner kann den Sinn des Dominospieles der Scho%pfung entra%tseln. Aber jeder, der das Urgeheimnis in sich selbst walten fu%hlt, weisz, dasz Wahrheit und Recht, Scho%nheit und Tugend Werte sind, die vom Zerfall der Materie unberu%hrt bleiben. Und dasz das Izekenntnis zu diesen Werten und das unbeirrte Festhalten an ihnen die einzige --- wenn auch vielleicht noch so schwache --- Hoffnung schenkt und Gewa%hr dafu%r bietet, dasz der Menschheitstrago%die letzter Teil einen sinnvollen Abschlusz findet. Wir Deutsche, vielfach irregeleitet und noch o%fter miszverstanden, haben dafu%r geka%mpft. Wir wollen diesen kampf gerade jetzt, da die anderen so restlos fertig mit ihrem Latein sind, nicht vorzeitig aufgeben. Das sei unser deutscher Osterglaubei Die Realita%ten sind die Vo%lker Auf den konferenzen von Teheran und Jalta haben n!cht die Polen und Tschechen die Grenzen umgestu%rzt. Das haben die Sowjets getan mit dem durchsichtigen Ziele, Feindschaft zwischen den Deutschen einer- und den Tschechen und Polen andererseits zu erzeugen und zu verewigen. Die Sowjets vertrieben die Polen aus den La%ndern o%stlich der Lurzon-Linie und die Deutschen aus den Oder-Neisze-Gebieten, schoben die recht- ma%szige poinische Erilregierung und ihrc Dertretung zur Seite und begru%ndeten m-t Hilfe des komitees von Lublin eine polnische Sowjetegierung, deren Aufgabe darin besteht, die Feindschaft zwischen Polen und Deutschen wach zu halten. In der Tschechei waren sie die eigentlichen geistigen Da%ter der Austreibung mit dem gleichen Ziele, Tod- feindschaft zwischen Deutschen und Tschechen zu sa%en. NIit dem Dertrag von Moskau vom 12. August 1870, der fu%r alle fu%r die Sowjetpolitik nu%tzlichen Grenzen die Unverletzlichkeit festgelegt hat, wollten die Sowjets die von ihnen gefo%rderte "Erbfeindschaft" einbetonieren. Sie wollen verhindern, dasz sich Polen und Deutsche jemals auf der Grundlage der Grenzen von 1919 und einer erterritorialen Derbindung zwischen Pommern und 0st- preuszen sowie polnischer Freiha%fen in Danzig und ko%nigsberg einigen. Und ein Gleiches gilt im Hinblick auf die Tschechen fu%r die von ihnen am 6. Oktober 19z8 aus der zwangs- weisen Oberhohelt entlassenen deutschen Gebiete Bo%hmens, Ma%hrens und Schlesiens. Der "Prager Fru%hl!n9" hat h!er immerhin schon tschechische Dersta%ndigungsbereitschaft ahnen lassen. Beide Do%lker, Polen und Tschechen, haben wohl la%ngst erkannt, wie eng sie zu Mitteleuropa geho%ren und wie ferne sie dem asiatischen Osten stehen. In ko%nigsberg, Danzig, Warschau, Breslau wie in Prag oder 0stberlin regieren ja in Wirklichkeit keine echten Polen, Tschechen oder Deutsche, sondern Statthalter des Sowjetkommunismus, die hreeigenen Dolker und La%nder ausplu%ndern und aussaugen. Nur die Herrschaft dieser Sowjet-Satrapen und die Dersklavung der von ihnen niedergehaltenen Do%lker werden durch die sogenannten "0sivertra%ge" besta%tigt. Diese stellen daher einen eindeutigen Derrat an Europa dar. Wir mu%ssen daher diese Dertra%ge mit allen Mitteln und Beweisgru%nden des Do%lker- rechtes und deutschen Staatsrechtes auch vor der UN0 beka%mpfen. Wenn Europa nach dem Ersten Weltkrieg immerhin schon auf dem Wege war, sich langsam von dem Unrecht von Dersailles und St. Germain u%berzeugen zu lassen, so musz es nun mit der ganzen Welt dazu gebracht werden, auch das Unrecht von Potsdam einzusehen und alles daran- setzen, um es aus dem Wege zu ra%umen. Leider ist kein Dolk heute !n der Lage, aus eigener kraft diesen kampf um die Freiheit zu fu%hren. Eben deshalb aber bedarf es der Zusammenfassung aller politischen wie w!rtschaftlichen kra%fte Europas, um auch die USA von ihrer moralischen Derpflichtung fu%r die Wiedergewinnung der Freiheit zu u%ber- zeugen. Zahlt doch die amerikanische Demokratie noch heute selbst fu%r die Fehler der Politik des tatsachenblinden Roosevelt, der die Sowjets zur Supermacht aufsteigen liesz. Nicht die Dertra%ge von Moskau, Warschau, Pra9 und Berlin sind die Realita%ten, sondern die Do%lker Deutschlands, Polens und der Tschechei. Wenn es gelingt, u%ber den tiefen Graben erlebter Bitternisse h!nweg eine Zusammenarbeit auf den historischen Grundlagen jahrhundertelanger Lebensverha%ltnisse wieder herbeizufu%hren, dann --- und erst dann --- mag tatsa%chlich ein geeintes Europa erstehen. Das Zusammenleben dieser drei Do%lker Mitteieuropas ist das Schlu%sselproblem Europas, denn sie fu%llen die Mitte Europas, leben !n dessen wirtschaftl!ch und strategisch wichtigsten einheitlichen Raum. Don ihrem Miteinander ha%ngt auch das Miteinander der u%brigen ab. Alles andere, was zur Zeit in Resteuropa geschleht, ist nur vorla%ufig. Das hat Moskau genau erkannt. Inzwischen setzt es auf Zeitgewinn und sucht dadurch, dasz es sich die kenntnisse und technischen Einrichtungen Resteuropas weitest- gehend aneignet, fu%r den Tag, an dem der Freiheitswille der von ihm versklavten Do%lker u%berma%chtig wird, seine Position immer mehr zu versta%rken. Moskau setzt auf die Furcht, auch im Derha%ltnis zu den USA. Die Furcht ist aber ein schlechter Bundesgenosse. Es wird die deutsche Aufgabe sein, sowohl Polen als auch Tschechen davon zu u%berzeugen, dasz sie vor Deutschland und Europa keine Angst zu haben brauchen, wenn sie sich fu%r die Fre!heit entscheiden. sie sich in einem groszen Irrtum. Die einzigen Realita%ten sind die Do%lker. Zwischen ihnen, Wenn sich die heutigen Politiker so gerne auf d!e Realita%ten berufen und darunter erpchresze cherrags aue nch' whi ernatur iche achtverhaltnisse verstehen' dannsz befinden sto%ndnis herzustellen. Tru%gerischer Sommerfriede Europa geht in die Ferien. Aber nicht nur angesichts der fu%r spa%ter bevorstehenden westdeutschen Bundestags- und amerikanischen Pra%sidentschaftswahlen, die beide fu%r sich oder zusammen das schon derzeit so unsichere politische Gleichgewicht von West und 0st noch unsicherer machen ko%nnte, ist der Sommerfriede tru%gerischer denn je. Jeden Augenblick kann irgendwo auf der Erde, in Nah- oder Fernost, im brodelnden Schwarz- afrika, auf dem su%diichen Teil des amerikanischen Dappelkontinents, aber auch im Herzen oder in den Randgebieten Europas selbst ein Schusz abgefeuert werden, eine Mine hochgehen, eine Provokation die Massenleidenschaften entzu%nden und zu Ereignissen von nicht voraussehbarer Tragweite fu%hren. Europas Ferienglu%ck ist sehr zerbrechlich. Die Touristensiro%me, die sich auch heuer wieder in aller Herren La%nder ergieszen werden, ko%nnen daru%ber nicht hinwegta%uschen. Mehr denn je stehen sie im Zeichen der Hektik, als spu%rte jeder, der da an den wenigen nicht von der Olpest verschmutzten Meeresstra%nden, in den noch nicht von der Technik zersto%rten Landschaften Erholung sucht, das es vielleicht das letzte Mal sein kann. Und sogar dann, wenn diese lzefu%rch- tung grundlos sein sollte, wenn die weltweit heraufziehendc Wirtschaftskrise gebannt, der Druck irgendeines Irrsinnigen auf den Atomknopf verhindert werden kann, ist das Fieber der Ungewiszheit, das unter den Do%lkern grassiert, ein ho%chst bedenkliches, warnendes Zeichen. Beweist es doch das innere Misztrauen, dem die seit 1945 errichtete neue Weltordnung in allen Bereichen, in den Derho%ltnissen der Staaten und Staaten- bu%ndnisse wie in den sozialen und wirtschaftlichen Zusto%nden, begegnet. Das ist keineswegs Schwarzmacherei, sondern eine nu%chterne Bestandsaufnahme: entzweite und unterjochte Do%lker, zerrissene Lebensra%ume, gegeneinander aufgehetzte klassen, Sta%nde und Generationen; Derfa%ischung der Wahrheit, Miszbrauch des Rechtes; Triumph des Ordina%ren in Dichtung, Musik und kunst; Aufstand der Minderwertigen qegen das Erhabene, Edle und Scho%ne. Bedarf es der Beispiele? Don der Berliner Schandmauer u%ber die Willku%rgrenze mit den Schuszautomaten und Bluthunden im zerhackten Deutschland bis zur Mordorgie in dem verratenen und preisgegebenen Lande, das einst Dietnam hiesz und das seinen Glauben an die Bu%ndnistreue der gro%szten Demokratie mit seinem Untergang bezahlen muszte; vom sehwarzen Rassenhasz, der sich im kongo austobte, bis zum geplanten Demichtungsfeidzug gegen die weisze 0rdnungs- macht in Rhodesien und in su%dafrika; von der in Aufroiegelung und Derhetzung gegen Elternhaus und Schule bestehenden "Emanzipation" der Jugend bis zu den Mordtaten der im Tode noch zur ,.Heldin" emporgehobenen Ulrike Meinhoff und des Herrn Baader; von der lebenslangen Haft eines im kerker zum Greis gewordenen Mannes, der mit einer tollku%hnen Tat die Selbstverniehtung Europas verhindern wollte, bis zu den Geiselnahmen und flugzeugentfu%hrungen; der Beispicle wa%re kein Ende, wollte man wirklich a 1 1 e s aufza%hlen, wos auf das Su%ndenkonto einer utopischen Idee geht, die, mag sie sich nun in die Uniform marristischer "Gieichheit" kleiden oder mit den kordeln liberalistischer .,freiheit" schmu%cken, der gequo%lten lNenschheit mehr Drangsale und gro%szeres Unglu%ck gebracht hat als alle fru%heren La%saren, kaiser, ko%nige und Diktatoren zusammengenommen. Der jahrzehntelangen Dergiftung und Zersto%rung der Natur, zu deren Schutz nun so herzbewegend wie aft genug heuchlerisch aufgerufen wird, entspricht haargenau die Zersto%rung des Menschenbildes im zeiehen eines ..Fort- schritts", der in Wirklichkeit ein Ru%ckfall auf die Stufe des vorgeschichtlichen kannibalen ist. Das dumpfe Wissen um die grauenhafte Selbsterniedrigung des modernen kultur- menschen macht jeden Wertbegriff unsicher, und kein Zufall ist es, dasz die genasfu%hrten Massen so hysterisch nach einem Ausweg der Erlo%sung, einem Ersatzglu%ck, suchen, sei dieses auch von noch so kurzer Dauer wie der mit dem Urlaub vorgespiegelte Sommerfriede. nur ienen sicherlich nicht sehr vielen Menschen, die wenigstens den Dersuch unter- nehmen, u%ber die Nasenspitze des Alltags hinaus die gro%szeren Zusammenha%nge zu sehen, mag das Uissen ein Trost sein, dasz die Menschheit schon mehrmals in ihrer Geschichte allergro%szte katastrophen im Ganzen unversehrt u%berstanden hat, das deutsche Dolk den Dreiszigja%hrigen krieg, Europa die Do%lkerroanderung und den Mangolen- sturm, in vorgeschichtlicher zeit die Lro-Magnon-Rasse Eisvorsto%sze, -ru%ckzu%ge und andere Elementarereignisse. Doch darf dies nicht vielleicht zur Resignation und Flucht vor der eigenen Derantwortung verleiten. Je tru%gerischer das kurze uns geschenkte Urlaubsglu%ck ist, umso entschiossener musz, wenn wir nachher mit neugesta%rkten kra%ften an unsere gewohnte Mirkungs- sta%tte wieder zuru%ckkehren werden, unser Demu%hen sein, den Ma%chten der Zersto%rung Uiderstand entgegenzusetzen und, seis auch nur im kleinsten Bereiche, das A%uszerste zur U%berwindung des u%ber den ganzen Erdball hereingebrochenen Unheils zu leisten. Je tru%gerischer der heurige Sammerfriede ist --- wenn er uns eine Atempause zur Selbstbesinnung und Umkehr schenkt, dann soll er uns gerade wegen der drohenden Gefahr willkommen sein. Wolfgang Watznauer Hoffnungsvolle Zeichen Nicht nur wer u%ber das Gesetz von These und Antithese, Behauptung und Widerspruch, Rede und Gegenrede einige geistesgeschichtliche kenntnis besitzt, sondern jeder, der die grosze Naturbewegung des dauernden Auf und Ab, der Ablo%sung von Woge und Gegenwoge, das ewige "Stirb und Werde" im groszen Welt- und Erdgeschehen miterlebt und an sich selbst wahrgenommen hat, ist wohl niemals in Zweifel daru%ber gewesen, dasz das, was im Jahre 1945 und seither geschehen ist, kein Dauerzustand sein konnte. Der wider jede Weltvernunft erfolgte frevelhafte Dersuch, ein groszes kuiturvolk wie das deutsche, das sich nicht nur mit Beweisen milita%rischer Tu%chtigkeit ohne geschicht- liches Beispiel fu%nfeinhalb Jahre lang einer ungeheuren feindlichen U%bermacht erwehrt, sondern in dieser Notzeit auch geistige Leistungen auf allen Gebieten erbracht hat, die wie u. a. die Rakete das Derha%ltnis der ganzen Menschheit zum kosmos vera%ndert haben, zu dauernder politischer Inferiorito%t verurteilen zu wollen, war so widersinnig, so offenkundig to%richt und "wider Gott und die Natur" (Juan Maler), dasz kein Dernu%nftiger an der Erfolglosigkeit zweifeln konnte. Wenn es den von Blindheit geschlagenen milita%rischen Siegern des letzten europa%ischen Bruderkrieges durch Einsatz ungeheurer materieller Mittel und psychologischer Taktiken gelungen ist, einen so unnatu%rlichen Zustand wie die siaatliche Zerreiszung und ideologische Aufspaltung des deutschen Dolkes und seiner ga%nzlichen Entrechtung zum selben Zeitpunkt herbeizufu%hren, da dem letzten noch auf der vorgeschichtlichen Stufe des Ja%gers und Sammlers befind- lichen zentralafrikanischen Regerstamm politische Souvera%nita%t verliehen wurde, dann war dies zwar zweifellos auch eine .,Leistung". Aber eine solche, die den keim ihrer Selbstzersto%rung weithin sichtbar in sich trug. Bei einer solchen Lage der Dinge grenzt es tatsa%chlich an ein Wunder, dasz die von den Alliierten vor nunmehr zo Jahren geschaffene neue "Weltordnung", zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin, bis heute u%berhaupt Bestand haben konnte. Das "Wunder-' findet seine Erkla%rung nur darin, dasz der durch die unvorhersehbare Aus- weitung von Technik und Wirtschaft befo%rderte emanzipatorische Fortschritt vieler Do%lker und Menschengruppen die Spru%nge und Risse im groszen Geba%ude .,Utopia" u-berdeckte oder dasz diese dort, wo sie nicht einmal die unverscho%mteste Rabulistik "wegdiskutieren" konnte, als Hinterlassenschaften des "bo%sen Faschismus und Nationalismus" ausgedeutet wurden. Wobei noch immer die Frage offen bleibt, ob eine gleiche materielle, technische und wirtschaftliche Erpansion, wie sie sich die Sieger von 1g45 als ihr eigenes, ganz perso%nliches Derdienst anrechnen, infolge des groszen Nachholbedarfes nach dem kriege nicht auch ebenso zwangsla%ufig bei einem Siege der Achsenma%chte eingetreten wa%re. Das "Wunder" hatte aber auch noch eine weitere Doraussetzung rein qeistig- seelischer Art. Niemand in Washington, London, Paris oder lNoskau hat wo-hl bei der milita%rischen kapitulation Deutschlands im Ernst damit gerechnet, dasz die Nation Goethes und Schillers, kants und Humboldts, Friedrichs des Groszen und Bismarcks sich dazu bereit finden ko%nnte, die gegen sie verbreiteten Lu%gen und Derleumdungen selbst zu glauben und. selbst an dem ihr um den Hals gelegten Strick mitzudrehen. Nur durch freiwilligen Derzicht Deutschlands auf seinen qeistesgeschichtlichen und geschichtlichen Standort, auf sein Wesen und auf seine moralische Integrita-t ist der ungeheuerliche Betrug, der Lu%ge in Wahrheit, Unrecht in Recht, Sklaverei in Freiheit umfa%lschte. --- kurzfristig --- gelungen. Nicht verwunderlich isi indessen, dasz dieses Teufelswerk jetzt mehr und mehr am Zusammenbrechen ist und dasz sich die Einsicht von seinem nahen Ende tagta%glich mehr und mehr ausbreitet, wie die Begleiterscheinungen des vor allem mittels der misz- brauchten Technik erzeugten allgemeinen Wohlstands- und Freiheitsschwindels durch Naturzersto%rung, Jugendverwahrlosung, sprunghaftes Wachstum der kriminalita%t immer bedrohlicher werden. Gewisz, man bleibt in "offiziellen kreisen" bei der Beurteilung dieser stu%ndlich bedrohlicher werdenden katastrophensymptome noch immer an der 0ber- fla%che haften, sucht nach Teilursachen und weigert sich, offen einzugestehen, dasz, was mit 1945 begann, als G a n z e s verfehlt und schlecht, weil auf dem Sande einer falschen Dorstellung vom lNenschen als einem nur konsum- und selbstsu%chtiaen, eines ho%heren sittlichen Auftrages baren manipulierbaren Wesens aufgebaut war. Aber in der neuen, seit kriegsende allu%berall --- keineswegs nur in Deutschland, auch in den "Siegerstaaten" einschlieszlich der kommunistischen --- heranqewachsenen und weiter heranwachsenden Generation regt sich doch schon, wie zahlreiche Anzeichen beweisen, zumindest der Derdacht, dasz die Do%lker in Teheran, Jalta und Potsdam insgesamt betrogen wurden und dasz, wie die These von der Alleinschuld Deutschlands am kriege nur ein Alibi fu%r die wahren krieqstreiber und kriegsschuldigen unter der Hochfinanz und den Propheten und Zuha%ltern des Marrismus war, auch der von der UN0 so einseitig wie unzula%nglich gehu%tete "Welt- frieden" eine blosze Lhima%re ist, wie das Ungeheuer der griechischen Sage genannt wurde. Man darf bei diesem Dorgang der Selbstbesinnung, der Wiederbesinnung auf die menschlichen Primate Dernunft und Sittengesetz, nicht ungeduldig werden. Fu%r den leid- voll mitlebenden Zeitgenossen, der die Not und Scha%ndung seines Daterlandes als die eigene empfindet, mag der Genesungsprozesz zu langsam vor sich gehen, norh von zu vielen Ru%ckschla%gen gesto%rt und getru%bt erscheinen. Doch ist zu bedenken, dasz ein mit soviel Willku%r, Raffinesse und vor allem --- Geld gewebtes Netz wie das von 1945 unmo%glich schon mit einem einzigen starken Risz oder Schlag durchbrochen und abge- schu%ttelt werden kann. "Gut Ding braucht" eben auch hier "Weile", und es ist wadr- Icheiniich besser und jedenfalls zukunftstra%chtiger, wenn die Erneuerung langsam von unten her wo%chst und sich organisch gleich dem Samenkorn der Pflanze entfaltet, statt durch u%berschnelle Scheinbehandlung des U%bels wieder von gescha%ftstu%chtigen "Managern" ins Gegenteil verkehrt zu werden. Dertrauen wir daher am Beginn eines neuen Schul- und Arbeitsjahres in aller Ruhe den hoffnungsvollen Zeichen der Zeit. Wo nehmt ihr nur euren Optimismus her? Diese Frage wird uns oft gestellt. Sie erscheint nur allzu berechti9t angesichts der katastrophe, in die unser deutsches Dolk im Unheiisjahre 1945 gestu%rzt ist und deren ganze Ausmasze eigentlich erst jetzt erkennbar sind: Zerreiszung des Reichsgebietes in einzelne auseinanderstrebende Teile, weitgehender Derlust des volklichen Selbstbewuszt- seins vor allem durch das gesto%rte Derha%ltnis zur eigenen Dergangenheit, freiwillige Preisgabe der kultureinheit und demu%tige Unterwerfung unter alliierte Siegerwillku%r, Derleugnung aller u%berlieferter Wertvorstellungen auf allen Lebensgebieten nicht zuletzt in der Dichtung und in der kunst. Man mu%szte ganze Seiten nur mit der Aufza%hlung der Unheilsfolgen fu%llen. Und da soll noch Hoffnung bestehen, dasz sich irgendeinmal alles wieder zum Guten wenden wird? Wo nehmt ihr nur diesen Optimismus her? Um darauf eine stichha%ltige Antwort zu geben, ist zuerst eine Begriffserkla%rung "Optimismus" no%tig. Weder der in seinen historischen Wurzeln auf Leibniz ("die beste ailer Welten") zuru%ckgehende Fortschrittsglaube der Aufkla%rungszeit, der ja auch allen heutigen Sozialutopien zugrunde liegt, noch Fichtes ethischer 0ptimismus ("Realisier- barkeit der sittlichen Ideale") und schon gar nicht Hegels abstrakte Weltidee vom schliesz- lichen "Sieg der Dernunft" ist uns eigen. Durch die Flammenho%lle der beiden europa%ischen Bu%rgerkriege gegangen, sind wir zu gru%ndlich von einem Wunschdenken geheilt worden, das in dem frommen Dersprechen auf die "Belohnung des Guten und Edlen", in einem Dertrauen auf einen "u%ber dem Sternenzelt thronenden gu%tigen Dater" Trost findet. Die Realita%t spricht durchwegs dagegen. Und wir nehmen fu%r uns in Anspruch, Realisten zu sein. Eben deshalb aber haiten wir auch die Resignation fu%r falsch, die sich auf des Mephistopheles Ausspruch in Goethes "Faust" beruft, dasz alles, was entsteht, wert sei, zugrundezugehen, und halten es lieber mit einer anderen Sentenz des Ho%llensohnes in dem Weitdrama, dasz er "ein Teil von jener kraft" sei, "die stets das Bo%se will und stets das Gute schafft". Wobei wir gleich einra%umen, dasz Goethe mit dem Wo%rtchen "stets-' vielleicht schon zuviel gesagt hat. Daher weniger dichterisch, dafu%r aber umso wirklichkeitsna%her ausgedru%ckt: Wie es barer Unsinn ist, alles Geschehen jeweils immer nur auf eine einzige Ursache (die These von der "Alleinschuld" zuru%ckfu%hren zu wollen, da doch alles Menschenwerk ein konfliktsgeflecht sehr vieler gegensa%tzlicher kra%fte darstellt, so isi es auch ein Irrtum, von dem, was uns als Unheii erscheint, n u r das Negative herauszugreifen. Denn das Nur-Negative gibt es so wenig wie das Nur-Positive. Ein paar Izeispiele sollen verdeut- lichen, was wir meinen: Dasz sich "das Dolk der Dichter und Denker", wie unser deutsches Dolk einst ehren- voll genannt wurde, dem flachsten und ordina%rsten Materiaiismus hingegeben hat und sich an einem, alles ho%heren geistigen Aufschwunges baren konsumglu%ck sa%ttigen zu ko%nnen glaubt, musz gewisz mit Bitterkeit erfu%llen. Trotzdem kann nicht geleugnet werden, dasz der Wiederaufstieg des deutschen Dolkes aus dem Ruinenfeld von 1945 zur wirt- schaftlichen Weltmacht --- sowohl die westliche als auch die o%stliche Ha%lfte Deutschlands und schlieszlich auch O%sterreich haben daran teil --- eine Leistung war, die nur den deutschen Grundtugenden Fleisz und Tu%chtigkeit zu verdanken war. Wenn auch unser Dolk leider der gelehrigste Schu%ler der Siegerma%chte ist, so hat es diese damit doch immerhin auf deren ureigenstem Gebiete, eben der sogenannten "Wirtschaft", in ku%rzester Zeit u%berflu%geit. U%bersehen wir dabei doch nicht, welche Unsumme von Energien auch beim "deutschen Wirtschaftswunder" ausgelo%st worden sind! Und nichts spricht dagegen, wohl aber alles dafu%r, dasz dieses Dolk, das auch noch nach der katastrophalen milita%ri- schen Niederiage u%ber solche Energien verfu%gte, diese auch jetzt noch besitzt und sie, sobald einmal ein anderer Anruf an seinen Willen zur Selbstbehauptung ergehen wird, auch in anderer und, wie wir glauben, edlerer Weise einsetzen wird. --- Die willku%rliche Zerreiszung Deutschlands: Es gibt kein Wort der Rechtfertigung fu%r diejenigen, die dieses Derbrechen auf dem Gewissen haben, kein Wort der Bescho%nigung auch fu%r unser Dolk selbst, das dieses Derbrechen schweigend hinnimmt. Die Berliner Mordmauer und die Schuszautomaten an der Zonengrenze bleiben fu%r alle Zeiten .,Zeugen der Anklage" gegen diese Barbarei. Aber einmal u%ber den Tag hinaus gedacht: kann es nicht sein, dasz alles das, worunter wir so furchtbar leiden, eines besseren Tages einmal dem gesamten deutschen Dolk zum Guten ausschlagen wird, wenn sich, nach zuru%ckerlangter Freiheit in staatlicher Einheit, die Erfahrungen der einen wie der anderen Ha%lfte zu einer ganz neuen, ho%herentwickelten Gesellschaftsordnung verbinden werden? Hat nicht auch die unselige kirchenspaltung mit Reformation und Gegenreformation die nationalen Lebenskra%fte diesseits und jenseits der lNainlinie in Bewegung gesetzt und schlieszlich, wenn auch von den Glaubensfanatikern unbeabsichtigt (,.die kraft, die . .."), zur seelischen und geistigen Bereicherung des Nationalcharakters beigetragen --- in der kunst, in der Dichtung, in der Musik, im Baustil? Wer kann rundweg absprechen, dasz sich a%hnliches, wie es sich schon einmal im Schnitt zwischen dem deutschen Norden und dem deutschen Su%den ereignete, in Zukunft auch zwischen dem deutschen Wesien und dem deutschen Osten wiederholen kann? Und zum Schlusz noch ein letztes: Die Alten unter uns --- der Schreiber dieser Zeilen geho%rt zu ihnen --- sind noch von Dorstellungen erfu%llt, denen die Gegenwart auf Schritt und Tritt krasz widerspricht. Aber u%bersehen wir eben deshalb nicht manchmal auch die Ansa%tze zu etwas Neuem, Besseren, das sich unter der 0berfla%che schon zu regen beginnt, wenn auch vielfach in uns befremdlichen Formen? Steckt in dem heutigen Aufbegehren der Jugend --- wir meinen selbstversta%ndlich nicht die verwilderte krawalljugend, die ja nur einen Bruchteil der gesamten Generation ausmacht --- nicht ein Stu%ck gesunder Freiheitssehnsucht, wie sie auch uns beseelte? Richtet sich ihr Aufbegehren nicht letzten Endes gegen dieselben kra%fte der geistigen Ignoranz und Zersto%rung, den seelento%tenden Mammonismus vor allem, die auch wir beka%mpft haben und noch immer beka%mpfen? Ist es wirklich so ganz undenkbar, dasz aus dieser Aufgewu%hltheit beim erlo%senden richtigen Wort ein echter "Sturm und Drang" werden wird? Wir ko%nnen nichts "Izeweiskra%ftiges" fu%r unsere Hoffnungen bieten. Aber wir glauben, dasz wir das Richtige tun, wenn wir nicht immer nur wie das gebannte kaninchen auf den Schlangenblick des Bo%sen starren und lieber in einer Melt der um sich greifenden Derzweiflung den "Strohhalm- der Hoffnung weiterreichen. Denn wie der Glaube die Grundvoraussetzung zu jedem Gelingen ist, so ist unser Glaube an das deutsche Dolk --- trotz allem --- unerschu%tterlich. Wenn es anders wa%re, dann wa%re es eben kein echter Glaube. Nachruf auf ein Jubila%um Die nordamerikanische Unabha%ngigkeitserkla%rung vom 4. Jul! 1776 war sicherlich ein bedeutsames geschichtliches Ereignis. Sie war die Geburtsurkunde der Dereinigten Staaten von Amerika, die daher im heur!gen Jahre mit groszer Lautsta%rke das Jubilo%um ihres 2OOja%hrigen Bestandes feierten. Niemand w!rd ihnen das Recht dazu bestreiten. Etwas anderes aber ist es, wenn dem Geburtstagskind Huldigungen und Lob- preisungen von seiten jener Staaten und Do%lker erwiesen werden, die selbst durch die Politik der USA schwer in Mit!e!denschaft gezogen wurden. Bei uns Deutschen beginnt die "Amerikophilie", die Amerikaschwa%rmere!, geradezu masochistische Zu%ge anzunehmen, wenn zum Beisp!el die Bundesrepublik Deutschland eine e!gene Br!efmarke mit dem Union Jack herausgebracht hat oder in O%sierreich fu%r e!n O%sterreich-Institut !n den USA mit Spendenabzeichen in der Form von Sheriffsternen gesammelt wird. Das "Amerika- Jahr 1976" hat in deutschen Landen vielfach geradezu hysterische Begeisterung erzeugt. Eben deshalb erscheint es zur Steuer der geschichtlichen Wahrheit notroendig, den vielen maszlosen Lobgesa%ngen auf "Gottes eigenes Land", wie dessen puritanische Gru%nder und ihre Nachfolger ihren Staat in nicht al!zu groszer Bescheidenheit zu nennen beliebten, und auf das "Ameriean way of life", den amerikanischen Lebensstil, einige Tatsachen entgegenzuhalten, die aus deutscher Sicht, die uns ja wohl hoffentlich noch erlaubt ist, nicht vergessen werden du%rfen: Im Jahre 1823 verku%ndeten die von urspru%nglich lz auf 26 Bundesstaaten ange- wachsenen USA unter ihrem Pra%sidenten James Monroe die nach diesem benannte Monroe-Doktrin, nach der jede E!nmischung europa%ischer Staaten in d!e Angelegenheiten unabha%ngiger amerikanischer Regierungen wie auch umgekehrt jede amerikanische Ein- mischung in europa%ische und u%berhaupt auszeramerikanische Angelegenheiten feierlich fu%r unstatthaft erkla%rt wurde. Die popula%re kurzformel h!esz "Amerika den Amerikanern"l Gegen diesen Nichteinmischungsgrundsatz haben d!e USA mehrmals, am verha%ngnis- vollsten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg, verstoszen. In beiden Fa%llen waren ihre eigenen nationalen Interessen nicht im mindesien bedroht, in beiden Fa%llen brachen sie --- nebst den ihren eigenen Staatsbu%rgern vorher gegebenen Dersprechungen --- internatio- nales Recht. Geben wir dazu einem Amerikaner selbst das Wort, dem Professor fu%r Geschichte der amerikanischen Diplomatie an der Georgtown University in Washington, Lharles Lallan Tansill, der auf seinem Gebiet als d!e bedeutendste Autorita%t in den Dereinigten Staaten gilt. Er sagt: ...dasz Amerika 1917 in den krieg hineintr!eb, weil der Erste Rechtsberater des ; Auszenamtes entweder fundamentale Auslegungsfehler machte, die schon e!n Student des internationaien Rechtes leicht ha%tte vermeiden ko%nnen, oder weil er mit Deutschland krieg wollte und deshalb absichtlich unrichtige Gutachten verfaszte. Diese Tatsachen zer- sto%ren vo%llig die alte popula%re These, dasz Amerika aus Protest gegen deutsche Unmensch- lichkelten auf hoher See inden krieggezogen sei Der Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg stellte ein Beispiel auf, das im Jahre 1941 die Dereinigten Staaten in einen zweiten Weltkrieg fu%hrte .. . Die amerikanische Intervention erschu%tterte das alte euro- pa%ische Gleichgewicht und senkte in den dunklen Boden von Dersailles die Saat zum unvermeidiichen ku%nftigen konflikt ... Das Pfuschwerk von 1919 muszte um jeden Preis erhalten bleiben, und im Jahre 1941 zog Amerika wiederum in den krieg, um ein politisches Geba%udezu retten, dessen Hauptstu%tzen in der Sumpfluft der Entta%uschung bereits verfault waren .. ." ("Die Hintertu%r zum kriege", deutsche Ausgabe Droste- Derlag, Seite z4.) Weiters: Am 8. Januar 1918 stellte der US-Pra%sident Woodrow Wilson seine beru%hmten 14 Punkte als Richtlinien fu%r einen Weltfrieden auf, denen auch Lloyd George und Llemeneeau zwecks Zustandekommens eines Waffenstillsiandes (widerwillig) zu- stimmten. Im Dertrauen auf die Redlichkeit und die Macht des Pra%sidenten streckte Deutschland die Waffen. Das Dertrauen wurde auf das scha%ndlichste miszbraucht und entta%uscht, der Diktatfrieden von Dersailles war ein Hohn auf die von Wilson ver- ku%ndete "Herrschaft des Rechtes" und einer "unparteiischen Gerechtigkeit", der sich darauf berufende Do%lkerbund ein Instrument der Rache gegenu%ber den Besiegten, vor allem dem Deutschen Reich. Es hat nicht an Dersuchen gefehlt, den ungeheuren Schuldanteil der USA und insbesondere deren Pra%sidenten Wilson zu verniedlichen oder wenigstens psychologisch zu rechtfertigen. Demgegenu%ber sei nur an das Schicksal Su%dtirols erinnert, das seine Annerion durch Italien einzig und allein Wilson "verdankte", der, durch von Rom gefa%lschte Landkarten und von Ettore Tolomei erfundene italienische phantasienamen fu%r rein deutsche Gebiete geta%uscht, dem italienischen Minisierpra%sidenten 0rlando im April lglg die Brennergrenze zusagte. Was den Zweiten Weltkrieg anlangt, ist la%ngst aktenma%szig erwiesen, dasz Hitler a%ngstlich darauf bedacht war, einen konflikt mit den USA zu vermeiden, wie Pra%sident Roosevelt darauf versessen, einen "kreuzzug" gegen das Groszdeutsche Reich zu fu%hren. Die Zersiu%ckelung Deutschlands, die politische Ohnmacht Europas, die bolschewistische Warten auf Wode Wodan oder Wode war in der qermanischen lNythologie der Sturmgott, der das wilde Heer anfu%hrte, die in den Lu%ften dahinbrausende Schar da%monischer Geister. In den Rauhna%chten, die in den Jusmond, den Dezember, fallen, trieben es die Unhoiden mit Wode an der Spitze am a%rgsten. Unsere fernen Dorfahren fu%rchteten sich vor deren Erscheinen, versperrten Haus und Stall, suchten sie auch durch Opfergaben an die Abge- schiedenen, deren ruhelose Seelen man gleichfalls in Wodes Gefolge vermutete, zu ver- so%hnen und zu besa%nftigen. Reste dieser Dorstellung erhielten sich noch lange im christ- lichen Brauchtum mit dem Ausra%uchern und dem Besprengen der Wohnungen und Sto%lle mit Weihwasser. Die Mythologie hat einen tiefen Sinngehalt. Es wird zwar heute wohl niemandem mehr einfallen, Wode und sein wu%tendes Heer wo%rtlich zu nehmen. Aber die Furcht vor den u%bermenschlichen Nla%chten, die in unser gchicksal eingreifen und es bestimmen, ist trotz Lomputer, Weltraumrakete und kernspaltung dieselbe geblieben. Die A%ngste, die uns bedra%nqen, haben eine andere Bildersprache gefunden. Ihre kraft ist unvermindert geblieben. Das Da%monische sind wir selbst. Wode oder wie immer er heiszen mag, jagt durch unsere Seelen. Die schreckliche lNenschheitsbedrohung, die gleicherweise von der Zersio%rung des Planeten, der uns Quartier und Nahrung gibt, wie von dem Spiel mit einem qlobalen selbstmord ausgeht, lastet immer schwerer auf unserem "fortschrittlichen" Jahrhundert. Die falsche Parole von der ..Sicherheit", die nach 1945 groszmaulig verheiszen wurde, ra%cht sich furchtbar. Denn eine Sicherheit, die jedem Sterblichen schon von der Geburt an ein von Not und ku%mmernissen freies, ausko%mmliches Dasein verbu%rgt, gibt es nicht und kann es nicht geben. Sie wa%re unmenschlich und wu%rde den ko%ltetod der Gefu%hie herbeifu%chhren . IN schheit und nicht uletzt gerade unser deutsches Dolk glaubten daran, huldigten dem Wahne, dasz es mittels der Technik und eines sich durch die Wirtschaft rundum ausbreitenden Mahlstandes mo%giich sei, die ewiqen Naturgesetze vom Zwang zur Seibstbehauptung alles Lebendigen gegen eine feindliche Umwelt auf- zuheben und auszuschalten, glaubten an den Primat einer recht zweifelhaften Dernunft und in Derkennung verga%nglicher irdischer Wertvorstellungen an den Sieg des sogenannten Guten. Und muszten und mu%ssen nun erschu%ttert erleben, wie bru%chig das ganze Geba%ude ist, in dem sie es sich mit Weltfriedenscharta, Demokratie, Sozialvers'cherung und Ent- wickluncshilfe so wohnlich einzurichten gedachten. Miszernten in weiten Teilen der Erde, verschuldet durch menschliche Eingriffe in die Natur, vielleicht aber auch durch eine allgemeine k:imavero%nderung, mit der sich, wer weisz, eine neue Eiszeit anku%nden mag, Erdbeben, die von einem zum andern Tage das Antlitz alter kulturlandschaften ver- a%nderten wie in Friaul, neue Seuchen, die an die Stelle fru%herer, bereits gebo%ndigter traten, lieszen die Sicherheitsglo%ubigen an dem Weltbilde irrewerden, das man ihnen in utopischen farben ausgemalt hatte. Mode, der Sturmgott, warf alle kartenha%user der Seligkeitsapostel lachend u%ber den Haufen. Und, so bitter die Derluste und Entto%uschungen auch immer waren, es ist gut so. Denn der Mench ist zur Unruhe geboren und nicht zur Ruhe, zur Bewa%hruna im kampf und nicht zum satten Degetieren, zur Leistung und nicht zum konsum. Mer anderes verku%ndet, ist ein Tra%umer oder Lu%gner und wird Wades Macht nur allzubald erfahren. Das Elementare ist immer noch unendlich sto%rker als jede Reiszbrett-konstruktion. Doch da diese eine Zeit lang a%ngstlich verleugnete Erkenntnis jetzt wieder Boden zu gewinnen beginnt, bema%chtigt sich des lNenschen die alte furcht. Die fu%r immer gebannt geglaubte Furcht vor dem Unberechenbaren, dem ,.blinden- Schicksal, die Furcht var jenen erbarmungslosen Ma%chten, die nicht nur mit lzlitz und Hagelschlag drein- schlagen und strafen, sondern die auch ganze Do%lker mit plo%tzlicher Sinnesverwirrung schlagen, die furcht des Dor- und Fru%hmenschen ist in schauerlicher Gro%sze wiederauf- erstanden. Das IOissen um die Zerbrechlichkeit jenes Gleichgewichtes, das man sich, to%richt genug, vom Schrecken der Atombomben versprach, das Schuldgefu%hl, durch politischen U%bermut erprobte menschliche Ordnungen beseitigt, natiirliche Rangordnungen zersto%rt, gewachsene Gemeinschaften aufgelo%st und Dolkheiten wie unsere deutsche auseinander- qerissen zu haben, zeitigen ihre faulen Fru%chte. Und in der Ahnung, dasz das go%ttliche Strafgericht dafu%r nicht ausbleiben ko%nne, warten die Menschen in der Maske erstarrter Fro%hlichkeit auf die unausbleibliche katastrophe. Warten, um es im Gleichnis zu sagen, auf Wode. Das ist die Situation, in der wir wieder einmal dem Fest entgegensehen, das nach christlicher Dorstellung Frieden auf Erden bringen, das Einkehr und Besinnung schenken soll. Beim Weihnachtsfest wird es auch diesmal wieder nicht an Beteuerungen von Politikern, Gelehrten, ku%nstlern, Wirtschaftsfu%hrern fehlen, die mit Bonhomie und durch- sichtigem Zweckoptimismus die brennenden Fragen beiseitezuschieben, die eigentlichen Probleme aus dem Bewusztsein zu verdro%ngen bemu%ht sein werden. Und kurzfristig werden sie bei ihrem Reden und Tun wohl auch wieder Gla%ubige finden. Das Unheil aber werden sie damit nicht zu bannen, Wode nicht zu u%berlisten vermo%gen. Ihre beschwo%renden Ermahnungen werden im Grunde genauso kindisch sein wie voreinst die Trank- und Speiseopfer unserer Ahnen fu%r ihre Toten. Schluszfolgerung daraus, dasz wir umkehren mu%ssen auf dem Wege, der uns mit der Dergottung des Intellekts und der Materie ins Unheil gefu%hrt hat, nur der Wille, uns endlich mit aller kraft den Mo%chten der Zersto%rung zuwidersetzen, ko%nnen Hilfe bringen. Unto%tig warten auf Wode und sein wildes Heer? Nein, voll Zuversicht geru%stet sein auf sein Erscheinen, das ist das Richtige. Denn dieser oberste germanische Gott war ja nicht nur wilder Zersto%rer alles Schwachen und Hinfo%lligen, sondern auch Urheber aller ho%heren kultur, Beistand alles scho%pferisch Lebendigen. Das Neue und Bessere, das er uns noch in den Falten seines flatternden Mantels verbirgt, sei hoffnungsvoll begru%szt. A.F.kru%ger: Zum neuen Jahr: Heile Welt Der Spott u%ber die "heile Welt" von Groszva%tertagen ist ein anscheinend unentbehr- liches Requisit der modernen Fortschritts9la%ubigkeit. Indem man allen jenen, die nicht von Haus aus bereit sind, jeden emanzipatorischen Unsinn, jedes gegen alle bis- herrge Erfahrung unternommene gesellschaftliche Erperiment in Bausch und Bogen gut- zuheiszen, mit Bedacht untersiellt, dasz sie Anha%nger des "Zopfs", ,.Ewiggestrige" in noch viel umfa%nglicherer als blosz politischer Beziehung, ,.erzkonseroative Spieszer" und "sentimentale Dergangenheitsschwa%rmer" seien, verschafft man sich selbst fu%r jede soziale oder soziai getarnte Blo%delei ein nach aufgekla%rter U%berlegenheit schmeckendes Aiibi. Und indem man vorgibt, Zersto%rer eines geschichtswidrigen und entwicklungshemmenden Tabus zu sein, bemu%ht man das la%ngst gegenstandslos gewordene Schiagwort von der "guten, alten Zeit" herbei und reibt sich an diesem mit selbstgefa%lligem Zynismus ebenso eifrig wie am Begriff einer "heilen Welt", die es in Wirklichkeit niemals gegeben habe. Das alles klingt furchtbar gescheit, "sachversta%ndig" und u%berlegen. Nur ist es ein kampf gegen Windmu%hlenfu%gel, denn dasz das moderne Wasserklosett komfortabler ist als die mittelalterliche Latrine und dasz es kapitalverbrechen auch in der kaiserzeit gegeben hat, leugnet ohnehin niemand. Der Spott u%ber die "heile Welt" ist also kein Zeichen besonderer inteliektueller U%berlegenheit. Er ist vielmehr das Zeichen bemitleidenswerter Geistesarmut und Einfalls- losigkeit. Denn wenn einem zur Derteidigung und Rechtfertigung irgendeines neuen Schiidbu%rgerstreiches oder einer modernen Eulenspiegelei --- etwa in der sogenannten "modernen kunst" --- nichts Besseres einfa%llt, als dasz man emphatisch ausruft: "Was bisher gewesen ist, war auch nicht reines Goldi'-, dann gleicht man dem Schulkind, das seine schlechten Fortschritte in Deutsch und Rechnen mit dem Hinweis zu entschuldigen sucht, dasz ihm die Frau Lehrerin oder der Herr Lehrer aufsa%ssig oder dasz das Papier der U%bungshefte und die kugelschreiber von minderer Qualita%t gewesen seien. Statt den eigenen Fehler zuzugeben, die Schuld auf irgendeine fremde Unzua%nglichkeit zu schieben, ist wohl das allerletzte "Argument", dessen sich ein denkender Mensch bedienen sollte. Im Ernste leugnet wohl seit des Heraklit Erkenntnis vom ewi9en Flusz der Dinge niemand, dasz alles vom Menschen Geschaffene einem steten Wandel unterliegt und dasz es keine Einrichtung, kein System, keine Erkenntnis gibt, die nicht verbesserungsfa%hig und mit neuen Mitteln, wie wir sie nicht zuletzt der Forschung auf allen Lebensgebieten verdanken, vervollkommbar seien. Jedoch, diese philosophische Einsicht und das Bestreben, alles Bestehende sofort und um jeden Preis durch irgendein Neues zu ersetzen, dessen Tauglichkeit noch gar nicht gepru%ft und nach allen Erfahrungen sogar ho%chst fraglich ist, sind zweierlei Dinge. Dasz zum Izeispiel die rapide Menschheitsvermehrung in unserem Jahrhundert eine ungeheure Gefahr darstelit, wird kein Dernu%nftiger leugnen wollen. Dasz aber ausgerechnet das weisze Europa, das den Lo%wenanteil an der Last der Dersorgung der u%brigen Welt- bevo%lkerung mit kuitur- und Zivilisationsgu%tern zu tragen hat, sich selbst durch Pille und Abtreibung genetisch .,ausradieren" soll, das leuchtet so wenig ein wie dasz die durch krankheit, ko%rperliche Gebrechen oder sonstige unglu%ckliche Umsta%nde Leistungs- behinderten zu Ungunsten der Leistungsstarken, denen sie doch in der Regel eine immerhin ertra%gliche Eristenz zu verdanken haben, u%bertriebene Dorteile besitzen sollen. Mitleid und Hilfsbereitschaft, Derantwortungsbewusztsein fu%r die im Leben zu kurz Gekommenen in allen Ehreni Wenn aber der Spiesz umgedreht wird, wenn das gesunde, ansta%ndige, arbeitswillige Element justament naturwidrig --- wie in unserer derzeitigen Gesellschafts- ordnung bei der Bauernschaft oder dem mittelsta%ndigen Handwerkertum und Gewerbe --- unter der Fahne allgemeiner Gleichmacherei benachteiligt wird, dann musz man doch sehr daran zweifeln, ob das wirklich so "demokratisch" und .,fortschrittlich" ist, wie es hingesteilt wird. Der Beispiele sind unza%hlige, von der sogenannten "anti-autorita%ren" Erziehung, das heiszt Derziehung der noch gar nicht zum richtigen Dernunftgebrauch fa%higen kleinkinder bis zur Derha%tschelung gemeingefa%hrlicher krimineller unter dem miszbra%uchlichen Titel "Strafrechtsreform"! Es ergibt sich nun die sonderbare Situation, dasz die modernen "Weitverbesserer" --- wie bei uns in O%sterreich so u%berall in deutschen Landen und ganz allgemein im sogenannten "freien Westen" --- ihre widersinniqen Reformen und Erperimente gar nicht durchfu%hren ko%nnten, wenn nicht die grosze Masse der van ihnen .,Beglu%ckten'- za%he und instinktiv an den bisherigen Wertvorstellungen festhielte und ihr Tun und Lassen nach diesen und nicht nach den "Fortschritts'--Utopien ausrichtete. Wenn der Wille zum kind als naturgema%szer kro%nung jedes Menschenlebens nicht noch immer --- gottlobi --- in der nachwuchsfa%higen Generation vorhanden wa%re, dann ko%nnten die bornierten Sozial- reformer bald einpacken, denn in spa%testens ein paar Jahrzehnten wa%re dann niemand mehr da, aus dessen Arbeitsertra%gen die ho%heren Renten und Pensionen finanziert werden ko%nnten Wenn es nicht trotz der Dergeudung von Unsummen durch die o%ffent- siche Hand noch immer eine allgemeine Steuermoral ga%be, dann wa%ren die Finanzminister ihre Budgetsorgen bald los. Nur weil die Geschro%pften dank ihrer angeborenen und ihnen in besseren Zeiten anerzogenen Opferbereitschaft fu%r das Gemeinwohl weiterhin, ooenn auch murrend, Steuern, Abgaben, Gebu%hren zahlen, kann sich der staat die Feder angeblicher Graszzu%gigkeit an den Hut stecken. Nur weil das von ben Revoluzzern so veriachte Gefu%hl fu%r Sittlichkeit und Anstand, Gerechtigkeit und Sauberkeit noeh immer so tief berwurzelt ist, ko%nnen die Sittenstrolche, Rechtsbrecher und Geselischaftsfeinde auf ihre kosten ein Schmarotzerleben fu%hren. nieht dank der unza%hligen Reformen, sondern allein dank des Ustandes, dasz diese zu einem groszen Teile von der Mehrheit der lzeoo%ikerung instinktiv gar nicht zur kenntnis genommen wurden, weili h r e Uelt eben noch immer (relativ) heil geblieben ist, hat die o%ffentlich verku%ndete Umstu%lpung der Uortbegriffe bisher noch nicht zum Chaos gefu%hrt. Die Nutznieszer dieses Tat- bestandes haben also den allerwenigsten Grund, u%ber die .,heile Welt" zu spotten. Sie tun es trotzdem und wissen dabei gar nieht, wie sie ihrer selbst spotten. Sie ieben bon der gesunden gubstanz, die so gesund war, dasz nicht einmal sie diese bisher zu vernichten imstande waren. Heile Welt? Im Dergleich zu dem, was seit 1945 ein- und angerichtet wurde, gab und gibt es sie wirklich, sonst ha%tte unser Dolk, ha%tte Europa, ha%tte die ganze weisze Menschheit nicht soviel Unheil ertragen und u%berdauern ko%nnen. Das sollen sich die -Fortschrittsapostel" in ihr Stammbuch schreiben und uns mit ihrem intellektuellen Geschwo%tz gefa%lligst in Ruhe lassen. Der, Eckartbote' meint zum heutigen Faschingstreiben: Belbiges !st wohl das munterste: so wir jemals gehabt- Denn soferne das geneigte Publikum, worunter gemeiniglich zu verstehen die Summe aller geschro%pften, id esr steuerzahlen chen n viszui' nicht ganz ich leginchchen insnelsl ur iHschumord g ih isz Wahlzeiten von denen Politiei versprochen worden und was dabei herausgekommen. Unschwer wird besagtem Publico einleuchten, dasz die paradiesischen Zusta%nd', so sich in unaufho%rlich bergan kletterndem Wohlstand, innerer und a%uszerer Glu%ckseligkeit, genennet Lebensqualita%t, und bombenfester Sieherheit manifestieren, wahrhaft billig genug bezahlt seind mit spotthaft niedrigen Steuern, Tarifen, Taren und Sporteln, dazu den fu%r jedes florierende Gemeinwesen unentbehrlichen Handsalben fu%r das Ressort korruption. Nur Menschen ganz finstrer Gemu%tsart werden sich daran stoszen, dasz ihnen von dem Raubtier, so sich nennet o%ffentliche Hand, zur Stillung seines Heiszhungers mehr weggenommen wird als dieses dann zur Derteilung an die Schafherde, so sich nennet Gesellschaft, u%brig la%szt. Item, dasz bei diesem Dorgange, so sich auch nennet Sozia!e Marktwirtschaft, fu%r die Arbeitsamsten und Fleiszigsten nur ein paar magere knochen u%brigbleiben. Denn besagte Arbeitsame und Fleiszige mu%ssen sich sagen, dasz ihnen nur recht geschieht, sintemalen durch ihr unsoziales Derhalten das Fundament des Massen- glu%cks' genennet Dollbescha%ftigung, aufs gro%blichste gefa%hrdet wird. Ist doch fu%r jeden Dersta%ndigen sonnenklar, dasz, je mehr und gewissenhafter einer arbeitet, umso mehr Arbeit er anderen wegnimmt und somit Arbeitspla%tze in Gefahr bringt. Wohingegen der Faule, Untu%chtige, mit Fleisz Schmarotzierende aus seiner sozialen Derantnoortung heraus genu%gend Arbeit ungetan la%szt, so eine fortsehrittliche Industrienation brauchet, um mo%glichst viel Gastarbeiter bescha%ftigen zu ko%nnen, die schlieszlich auch leben wollen --- und zwar besser als in ihren untcrentwickelten Heimatlo%ndern. Nur einem hoffnungslos ru%cksta%ndigen Individuo wird der Witz der Sache nicht einleuchten, wenn er siehet, wie dankbar per exemplum erotische Haremspatriarchen fu%r ihren erfreulich anwachsenden Nachwuchs kinderbeihilfen kassieren; denn damit wird ja unser eigenes Geburtendefizit in farbigster Dieifalt ausgeglichen. 0der will so ein ewiger Querulant vielleicht gar verlangen, dasz die armen kleinen der hierzuiande als Wohlstandshelfer ta%tigen fez- und turbangeschmu%ckten Einheitsweltbu%rger von den armen erdo%lproduzierenden La%ndern erna%hrt werden, denen schon genug wirtschaftliche Sorgen mit der Erna%hrung ihrer am Hungertuch nagenden Schahs, Scheichs und sonstigen Potentaten aufgebu%rdet sind? Der Menschenfreund kann nur sagen: ,.Wie gut haben es doch da wir in der Bemokratie!" Den Fortschritt musz man sich etwas kosten lassen, weshalb uns auch pars pro roto ein Bru%ckeneinsturz gar nichts ausmacht, sintemalen ein solches malheur, das nicht einmal vor einem amtsfu%hrenden Stadtrat Respekt besitzt, auch sein Gutes hat, zumal es erstens die Schaulust befriedigt und zweitens durch die Notwendigkeit einer neuen Bru%cke wieder neue Arbeit schafft, sohin die genannte Dollbescha%ftigung im Schwunge ha%lt. Und damit nicht zuietzt auch die Wirtschaft, die sich ausweiten musz, damit wir uns den Riemen enger schnallen ko%nnen und nicht der greulichen Derfettung verfallen, die gleich nach dem von der Frau Gesundheitsminister so erfolgreich beka%mpften Rikotin der a%rgste Feind der Dolksgesundheit ist. Selbiges sieht das eingangs genannte Publikum auch mit Dergnu%gen ein, und der wenigen Murrenden werden laut fleisziger Meinungs- umfragen immer weniger, sodasz unseren Regierenden mit scho%ner Regelma%szigkeit bei Wahlen immer das Dertrauen ausgesprochen wird. Es ist der Dil!e des Dolkes. Jedennoch, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Was er zuersl braucht, ist Freiheit. Und die blu%ht bei uns wirklich aufs u%ppigsie. Daher es denn nur mehr eine ganz schwache Erinnerung an la%ngst entschwundene Zeiten ist, dasz jene armen ge- strauchelten Mitmenschen, die man damals als Derbreeher beschimpfet, weil sie etwan der Lust zu einem kleinen Raubu%berfa%llchen oder einer kindesentfU%hrung mit anschlieszen- der Erpressung nicht zu widerstehen vermocht, in finsteren Gefa%ngnissen dahinleben gemuszt, so ihnen nicht noch Schiimmeres angetan worden durch eine faschistische Recht- sprechung. Wohingegen wir heute als freie Menschen alles tun du%rfen, was uns gefa%llt, nur nicht vom Deutschtum reden. Denn das ist das Schlimmste und da ho%rt der Spasz wirklieh auf. Wer etwa noch immer vermeinet, dasz wir Deutsche ais Dolk die gleichen Rechte haben sollten wie per exemplum die Mombutto oder Betschuanen, der zeiget nur, dasz es ihm nicht recht ernst ist mit Do%lkerversta%ndigung und Weltfrieden. Lieget doch auf der flachen Hand, dasz alles U%bel in der Welt nur von Deutsehland ausgegangen und dasz man daher diesen Ho%llenpfuhl nicht sich selbst u%berlassen darf, sondern in scharfer Polizeiaufsicht halten musz bis ans Ende der Tage. Ist sohin nur ein zeichen fu%r die Bo%swilligkeit der mensch- lichen Natur, wenn sich noch immer einige Individui mit diesem Zustand nicht abfinden wollen und vom Selbstbestimmungsrecht faseln, das selbstversta%ndlich besteht, und zwar selbstversta%ndlich auf dem Papier. Ist doch Papier das kostbarste, man sieht's an unseren Banknoten, und wenn diese immer weniger wert werden, dann ist's nicht ihre Schuld, sondern die Schuld der Preise, so eine Erfindung jener verruchten Menschenrasse sind, wo kapitalisten genennet werden und glu%cklicherweise von einem Wohlta%ter entlarvt worden sind, so karl Marr geheiszen. kurzum, ich sag's euch: Ist schon eine rechte Lust, dieses heutige Faschingstreiben, und nur der, der's ,Status quo' Der schon zur Redensart gewordene lateinische Ausdruck lautet gut deutsch: "Lassen A%ndern ko%nnen roir's ohnehin nicht." --- Dor einiger zeit hat der derzeitige o%sterreichische Auszenminister mit Bezug auf vorangegangene A%uszerungen seines kollegen im Derteidigungsressort erkla%rt, dasz der o%sterreichische Staatsvertrag im Gefu%ge der auf dem -Status quo" beruhenden politischen 0rdnung in Europa eine dermaszen wichtige Bedeutung habe, dasz niemand versuchen solle, eine Dertragsbestimmung auch nur neu zu interpretieren. Diese Erkla%rung ist a%uszerst befremdlich. Denn da der o%sterreichische Staatsvertrag im Artikel zs Auslegung des uertrages lelbst die Moglichkeit etner envernehmnchen Aseniten ndg si auch a%chge or e er er rachgs O%simmuchngen an le seitherige n wickung ministers einen Derzicht auf ein ihm zustehendes Recht aus, ohne dazu von irgend- jemandem in ersichtlicher Meise geno%tigt worden zu sein. Warum? Die Antwort auf diese Frage wird wohl nicht allein in der durch den ju%ngsten lszoegle adnnten u ona%s n Sl f sch i i d o%s chiseh Lage zu suchen sein. Da sich die seitens der westlichen .,Entspannungspolitiker" an die konferenz von Helsinki und deren Izeschlu%sse geknu%pften Erwartungen offensichtlich nicht oder nur in sehr bescheidenem Masze erfu%llt haben, die milita%rische Aufru%stung, aber auch die ideologische Intoleranz des kommunistischen 0stens nicht nur nieht geringer, sondern noch bedrohlicher geworden ist, will der sich schwach fu%hlende Westen augenscheinsich Unserer Ma%rzfolge liegt eine festschrift zum Gedenken an die vor einem Diertel- iahrhundert erfolgte Gru%ndung unserer Dereinigung bei. Gleichzeitig machen wir aus diesem Aniasz auf die folgenden Deranstaltungen aufmerksam, laden hierzu herziich ein und bitten um regen Besuch: Freitag, 25. Ma%rz, 19 Uhr, Palais Palffy (Beethovensaal), Wien 1, Josefsplatz 6: Feierstunde anla%szlieh des 25ja%hrigen Bestandes der ,o%sterreiehijchcn Landsmannschaft. Festrede "gu%dtirol heute- Landeshauptmann Dr. gilvius M a g n a g o. Musikalische Umrahmung: Unterinner Hausmusik. Samstag, 26. Ma%rz, 1920 Uhr, Haus der Begegnung, Wien 6, 0tto-Bauer-Gasse 7 (Einqang ko%nigsegg-Gasse): "Su%dtirol singt und spielt". Gestaltet von der Unterinner Musikgruppe. ko%nnte. Zu grosz ist die Gefahr, dasz bei einem diplomatischen oder gar kriegerischen war", denkt man sich dort, wo die europa%ische Politik wirklich qemacht wird, na%mlich nicht in Europa, sondern in Washington, und gibt dem kleinen Osterreich einen Wink, nicht fu%r neue Unruhe zu sorgen. ,.Bleiben wir Lieber beim ,status quo'!" Don der gefa%hrlichen, den kommunistischen Todfeind Europas geradezu zu einer neuen Aggression ermunternden Hilflosgkeit einer solchen Poiitik wollen wir hier einmal n i ch t reden. gondern nur pru%fen, wie sich diese sonderbare "Status-quo-Haltung" mit allen den anderen Grundsa%tzen, Hoffnungen und Erwartungen vertra%gt, die seit 1945 verku%ndet und erweckt worden sind. Da ist zuerst einmal im o%konomischen Bereich das "Wirtschaftswachstum". Ganz eindeutig steht es in krassem Gegensatz zum Status quo, denn das Ziel einer uferlosen Gu%tervermehrung, an der mo%glichst die ganze Menschheit teilhaben joll, verlangt ja die U%berwindung aller bisherigen volkswirtschaftsichen Grundsa%tze und Grenzen. Status quo s eharschren afu em Ue ' cha ss achss ums srpansion nchicht bloosz fu%r hechutee' und damt ver undenen sozlalechn --Fortschritt bestellt- Schon der Begriff zeigt an' dat man mit dem' "was war ' nicht mehr zufrieden ut' sondern neues' Izesseres anstrebs Es nimmt wunder, dasz nods niemand auf die vo%llige Unvereinbarkeit der beiden Prinzipien hingewiesen hat, die heute --- in der Politik auf der einen, in der Wirtschaft, der Technik, im sozialen lzereich auf der anderen Seite --- zugleich angewandt werden. Und auf die hier und dart von denselben Leuten mit einer Unbeku%mmertheit, um nicht zu sagen Unverfrorenheit geschworen wird wie im Mittelalter auf die .,Loncordantia discordantiae" im Religio%sen --- auf die Dereinbarkeit des Unvereinbaren. Man (age nicht, dasz es sich bei der Politik und der Wirt(chaft, der Sozialordnung usw. eben um ga%nzlich verjchiedene Bereiche handle, die daher auch verschieden geregelt und gehandhabt werden mu%szten. Das eben war und ist ja der Grundirrtum der neuen "one-world"-konstrukteure, dasz sie das Leben, das organische und geistige, das pracht- und blutvolle, sich in allen Naturgescho%pfen wie deren individuelien Leistungen offen- barende Leben, nicht als eine grosze Einheit erkennen wallen, sondern es fu%r etwas ,Machbares" ansehen, bei dem man je nach Gutdu%nken und Zeitgeschmack den einen oder anderen "Bestandteil" herausnehmen und ausweehseln ko%nne, ohne damit das Ganze zum Einsturz zu bringen. Dieser technokratische Irrglaube, der einer ins Maszlose auf- gebla%hten Industrie die Natur opfert, der einer mathematisch erreehneten "sozialen Gerechtigkeit" zuliebe sittliche Grundwerte in Frage stellt, der die Utopie an die Stelle der Wirklichkeit (etzt, ist die eigentliche Ur(ache der groszen katastrophe, an deren furcht- baren Foigen nicht nur wir Deutsche leiden. A%uszerst possierlich aber ist es, wenn die Status-quo-Programmatiker als gleich- zeitig ho%chst inkonsequente Fortschrittsschwa%rmer uns, die wir das Unrecht von gestern --- die Zerreiszung Deutschlands, die Mordmauer in Ber;in --- nicht als einen Izaustein fu%r morgen anzuerkennen bereit sind, den Dorwurf machen zu ko%nnen glauben, wir seien "ewig Gestrige". Status quo! Schindluder mit der Demokratie Wohlgemerkt, wir sprechen vom 9chindluder, das m i t der Demokratie getrieben wird, nicht von einem solchen dieser selbst. Die Demokratie ist eine scho%ne Sache, wenn sie richtig verstanden und dort gehandhabt wird, wo sie hingeho%rt, im staatlichen Bereich, im gesellschaftlichen Zusammenwirken der Menschen und in den von diesen geschaffenen Einrichtungen. Sie wird zur Farce und zur karikatur, wenn man sie mit mythischen Weihen umgibt und ihr sozusagen religio%sen Lharakter verleiht, sodasz die Gla%ubigen schon, wenn blosz das Wort ausgesprochen wird, in Ekstase geraten, die Augen verdrehen und mit Schaum vor dem lNund wie die mittelalterlichen Geiszler auszer Rand und Band geraten. Damit macht man sich --- und sie --- nur la%cherlich und das ewige Gerede u%ber "Demokratieversta%ndnis" nachgerade unertra%glich. Der westdeutsche Derteidigungsminister L e b e r hat sich im Bonner Bundestag mit folgendem "Geistesblitz" vernehmen lassen: "Don mir aus mag der Herr R u d e l soviel Panzer abgeschossen haben, als er will, aber als Demokrat ist er unzuverla%ssig." Als ob das eine mit dem andern auch nur das Mindeste zu tun ha%tte! Ein kampferprobter kampfflieger, wie 0berst a. D. Ulrich Rudel einer der tu%chtigsten war, hatte und hat zweifellos auch in Zukunft die Aufgabe zum bestmo%glichen milita%rischen Einsatz. Einen solchen leistet man mit der Waffe und nicht mit irgendeiner Ideoiogie, die nicht schieszen und sich nicht wehren kann, wenn der Feind angreift. Alles andere ist dummes Geschwa%tz. Es ist genauso albern, wie wenn jemand im zivilen Leben etwa einen schneider, der ihm die besten und dazu wohlfeilsten Anzu%ge zu liefern imstande ist, deswegen ablehnen wu%rde, weil er nicht genu%gend ,.demokratisch" sei. Das eine hat mit dem andern soviel zu tun wie das ta%gliche Brot mit der Haarmode der Derka%uferin, der gewa%hlte Beruf mit der Lautsta%rke des Rundfunkgera%tes der Wohnungsnachbarin, die Qualito%t der Rasierseife mit dem Standort der Erzeugerfirma. kurzum, die penetranten sta%ndigen "Demokratie-im-Munde-Fu%hrer" verwechseln einfach kraut und Ru%ben, gehen einem mit ihrem monotonen Dokabular richtig auf die Nerven und treiben mit dem, was Ausdruck einer Gesinnung sein sollte, durch die falsche Projizierung auf jene Bereiche, fu%r die nicht Gesinnung, sondern Fachwissen, Tu%chtigkeit und ko%nnen entscheidend sind, richtig schindluder. Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dasz solches --- gerade bei uns Deutschen! --- geschieht. Auch das ho%chst wertvolle und fu%r die Erhaitung der eigenen Art und Sitte unerla%szliche Nationalbewusztsein wurde in der Dergangenheit durch ein U%bermasz seiner Anrufung unno%tig strapaziert. So lange, bis sich --- leideri --- jusi das Gegenteil der erhofften Wirkung einstellte, wie die Gegenwart so traurig beweist. Man verbessert etwas Gutes nicht damit, dasz man fortwa%hrend davon spricht, jedermann damit in den 0hren liegt, dasz man es, sei es auch in noch so guter Absicht, buchsta%blich zu Tode trampelt. Nicht der betreffende Wertbegriff selbst ist schuld daran. Nur der Miszbrauch, der mit ihm getrieben wird. Das Leben ist zu vielfa%ltig, als dasz es fu%r alle seine A%uszerungen und Erscheinungs- formen ein einziges Richtmasz geben ko%nnte, das stets und u%berall weiterhilft. Welt- anschauliche oder religio%se U%berzeugungen bleiben davon unberu%hrt, dasz sie fu%r die Spha%re der Empirie, der praktischen Erfahrung, vielfach unbrauchbar erscheinen. Die Dermischung wesensfremder Elemente, aus denen sich die ganze 9cho%pfung zusammensetzt, kann nur zum Unheil fu%hren. Es ist dies die Tragik und zugleich das Derbrechen jener -kreuzzugsideologien", die wie die US-amerikanische im Zweiten Weltkrieg, den natur- gegebenen Realita%ten eine "Gesunung" aufzwingen wollen, die diesen wesensfremd ist. So wenig man die Gesetzma%szigkeiten der Lhemie, der Biologie, der Astronomie und u%berhaupt ailer Naturvorga%nge "demokratisieren-' kann, so unsinnig ist es, zu glauben, dasz man mit einer solchen Nlethodik in geistigen Bereichen wie dem der kunst, der Dichtung, der Musik irgendein Ergebnis erzielen ko%nnte. Goethe hat auch dafu%r die klassische Formulierung gefunden: .,Dernunft wird Unsinn, Wohltat Plage." Die Demokratie als Ausdruck des vorteilhaftesten gesellschaftlichen So-Seins ist ein Produkt der staatspolitischen Dernunft und als solches auch dann durchaus zu bejahen, wenn man seinen absoluten Wert fu%r a 1 1 e mo%glichen politischen Situationen bezweifelt. Auch die an politischer Weitsicht bisher unerreicht gebliebenen alten Ro%mer kannten fu%r a u sz e r g e w o% h n lich e Derha%ltnisse das Institut der Diktatur, ohne deswegen vom erst zwei Jahrtausende spa%ter entstandenen "Faschismus" angekra%nkelt gewesen zu sein. Es ist genauso Unsinn, die ganze Weltgeschichte u%ber den demokratischen Leisten schlagen zu wollen, wie es Unsinn war, wenn karl Marr behauptete, dasz alles geschichtliche Geschehen n u r in o%konomischen klassenka%mpfen seine Wurzel habe. Das Schwergewicht liegt auf dem Wo%rtchen .,nur". Denn niemand Dernu%nftiger wird ieugnen wollen, dasz die Sklavenaufsta%nde im alten Rom oder die deutschen Bauernkriege soziale Ungerechtig- keiten zur Ursache hatten. Aber diese Ereignisse waren eben nur ein Teil des historischen kra%ftespieies, unza%hlige andere Faktoren wie Bildungsfa%lle, religio%ser Fanatismus, Weitanschauungskonflikte, kamen hinzu. Lange Haare, wilder Bartwuchs, "blue jeans-' mo%gen heute ruhig ihre (meist jugend- 1chen) Liebhaber haben. Wenn sie von den Tra%gern als Ausdruck besonderer Fortschritt- lichkeit angesehen werden, wirken diese nur la%cherlich. Genauso ist es mit der Demokratie dort, wo diese gewissermaszen als verbale Modetracht angezogen wird, damit man --- wie der scheuszliche Fremdausdruck iautet --- "in-- ist. Es ist nicht die Demokratie, die an dem Geisteswirrwarr unserer Zeit schuld ist. Es isi der Miszbrauch mit ihr, das Schind- luder, das mit ihr getrieben wird. Ein Wiedersehen nach achtiehn Iahren Wien ru%stet zum Sudetendeutschen Tag 1977! Zu Pfingsten werden in endlosen Autobus- kolonnen, mit vieien Sonderzu%gen und Privatwagen viele Tausende Sudetendeutsche als Ga%ste in unserer Hauptstadt eintreffen, die ohnedies um diese Jahreszeit ein beliebtes Ziel der Fremden isi. Hier handelt es sich jedoch nicht um Fremde, sondern um nahe Derwandte, die da kommen wollen, um ein Fest der Begegnung zu feiern. Wien ist ja doch die heimliche Hauptstadt der Sudetendeutschen, die in der Geschichte ihrer Dolks- gruppe niemals eine eigentliche Hauptsiadt ihr eigen nennen konnten, der diese Rolle uneingeschra%nkt zugekommen wa%re. Prag, lzru%nn, Troppau, das waren Landeshauptsto%dte der einstigen kronla%nder Bo%hmen, Mo%hren und Schlesien. Reichenberg, das war die Hauptstadt eines Reichsgaues, der aber nur die no%rdlichen Siedlungsbereiche des Sudetendeutschtums fu%r kaum sieben Jahre zugeteilt erhielt! Wien aber war die Sehnsuchtsstadt vieler Generationen von Sudetendeutschen, obgleich sie mit der dort geu%bten Fu%hrung nicht in jeder Hinsicht einverstanden sein konnten. Aber die Sudetendeutschen waren fraglos Osterreicher und ihre a%lteren Ma%nner haben noch fu%r das alte O%sterreich-Ungarn, das ihnen Heimat war, auf den Schlachtfeldern geblutet. Don diesen alten O%sterreichern war noch der erste Sudetendeutsche Tag Wien Pfingsten 1959 im wesentlichen mitgepra%gt. Don dieser Generation ko%nnen freilich nur noch die letzten U%berlebenden kommen. Heute kommt schon jene Generation mit ihren Familien auf Besuch, die im ersten Tschechenstaat jung war und dann in den Zweiten Weltkrieg und somit in die grosze Dertreibung geriet. --- Wien wurde einst mit einem Spottwort als die gro%szte tschechische Stadt bezeichnet, weil es um die Jahrhundertwende in keiner Stadt Europas mehr Tschechen gab als in Wien. Umso mehr aber mu%szte man mit dem Anspruch auf Wahrheit Wien als die gro%szte sudetendeutsche Stadt bezeichnen. keine Stadt im Sudetenraum hatte na%mlich so viele Einwohner, wie zur Dergleichszeit Wien an Izu%rgern sudetendeutscher Herkunft besasz. Mo%gen diese Sudetenwiener la%ngst in O%sterreich, ja in Wien selbst, beheimatet sein, wie es ja auch die Tschechen Wiens ohne jeden Druck im Laufe von mehreren Genera- tionen die Angleichung vollzogen haben: Wiens Sudetendeutsche freuen sich auf den bevorstehenden Besuch ihrer Derwandten herzlich und fu%hlen sich mit jenen aufs innigste verbunden, die einst das Los der Flucht oder der Dertreibung in aller Ha%rte getroffen hat. Fast jede der Izesucherfamilien, die diese Grosztagung der Sudetendeutschen zur Deranlassung einer Wienfahrt nehmen, wird hier Derwandte haben und bei denen zu Gaste sein. Es hat achtzehn Jahre wa%hren mu%ssen, dasz es wieder eine solche Begegnung geben kann. Unter kanzler Julius R a a b war es, dreizehn Jahre nach der Dertreibung, das erste Mal mo%glich. Es hat damals nicht an Drohungen aus dem Norden gefehlt. "Nicht einmal ignorieren!, das war die launige Losung des kanzlers qewesen, dessen Dater selbst aus dem 0stsudetenland stammte. Der heutige Bundeskanzler O%sterreichs, Dr. Bruno k r e i s k y, der selbst auch aus dem Sudetenland stammt, ist dem Gedanken einer neuen Izegegnung von Anfang an wohlwollend gegenu%bergestanden. Er weisz, wie es Raab wuszte: Dieser Sudetendeutsche Tag wird keine Tagung des "Revanchismus- sein, zu der sie aus Regungen des schlechten Gewissens die no%rdlichen Nachbarn stempeln wollen. Es wird vielmehr ein diszipliniertes Groszfest der Heimattreue vorbereitet. Dreieinhalb Millionen Sudetendeutsche und ihre nach vielen Hunderttausenden in aller Welt za%hlende nahe Derwandtschaft haben einfach ein Recht auf Heimat, wenigstens im Geistigen, und ein Recht auf ihre Heimatverbundenheit. So wie in Mu%nchen oder Nu%rnberg oder in anderen Sta%dten der Bundesrepublik Deutschland kann dieses Fest mit Fu9 und Recht auf Wiener lzoden begangen werden. Hier hat man ein gutes Gewissen! Und so werden sie alle wie schon fru%her so oft noch ein weiteres Mal in groszer Zahl nicht nur die Deranstaltungen in der Stadthalle und auf dem Heldenplatz und an den anderen 0rten besuchen, die das reichhaltige Festprogramm vorsieht. Sie werden durch Scho%nbrunn pilgern und die Schaura%ume der Hofburg besichtigen, wie sie bei Raimunds -Derschwender" im noch immer herrlichen Wiener lzurgtheater Wiener Theater- atmospha%re empfinden ko%nnen. Auch auf die Friedho%fe rings um die grosze Stadt werden sie kommen und jener vielen gedenken, die einst sommerliche Tage in der alten Heimat mit ihnen verbracht haben und nicht mehr unter uns sein du%rfen. Diele, sehr viese Tote werden auch sonst mitten unter uns sein mu%sseni Es fu%llt na%mlich viele Ba%nde wissen- schaftlichen Forschens, was an sudetendeutschen kra%ften hier in Wien, hier in O%sterreich, aufbauend, forschend, verwaltend seit Generationen regsam geworden ist und nur mehr im Werk selbst Bestand hat. Dom Heldenplatz hinu%ber zur Schatzkammer ist nur ein kleiner Spaziergang. Dort liegen in wu%rdigen Beho%ltnissen die heute machtlosen kronen der Dergangenheit: die des Heili9en Ro%mischen Reiches Deutscher Nation, die nirgends so sinnvoll aufgehoben werden kann raie in Wien, und die der Habsburgermonarchie! Gedanken an den alten, als Herrscher weder u%bergroszen noch giu%cklichen, aber doch noblen Monarchen kaiser Franz Joseph I., der immerhin 68 Jahre regiert und dieser Stadt ihr Gepra%ge 9egeben hat, sollen in der gleichfalls nahen kaisergruft lebendig werden. Das junge Dolk aber wird sich schon lange auf den Wiener Prater gefreut haben, von dem Da%ter, Mu%tter und Groszeltern seit eh und je berichten. Es kann nicht mehr der alte Glanz der kaiserstadt sein, doch es wird Glanz genug geben. Wenn die Menschheit einmal zu einer Familie werden soll, wenn Europas Nationen schon aus Gru%nden der Dernunft nach einem Zusammensehlusz suchen, der sie gegenu%ber den Ma%chtigen in 0st und auch West zu einem Derband der Einheit und Sta%rke macht, so ist es erst recht legitim, dasz u%ber alle Grenzen hinweg, die das Schicksal gesetzt hat, die grosze, schwer gepru%fte Nation der Deutschen um ihre Bindeglieder weisz und sie pflegt. Die grosze Unterfamilie der Sudetendeutschen in aller IDelt wird hier zu Pfingsten in Wien das Bewusztsein haben, zusammenzugeho%ren, was immer in Dergangenheit und Zukunft an Trennendem auf9etragen ist. Und so rufen besonders wir deutschbewuszten O%sterreicher nochmals unseren vielen tausend Go%sten zu: von Herzen willkommen! Dr.Fritz Stu%ber: Volkstum im Vormarsch Mer hinter die Dinge zu blicken vermag, der nimmt unter der Oberflo%che des auf- dringlichen Treibens von scheinwichtigem Getue parlamentarischer Geschwa%tzigkeit, journalistischer Aktualita%tshascherei und liebedienerischer Modebotma%szigkeit etwas wahr, was in scho%pferischer Stille einen groszen Geisteswandel anku%ndigt: die Wiederbesinnung auf das Dolkstum. Es ist ein ganz naturgema%szer Dorgang. Der Ekel vor einem Leben, das sich, aller ho%heren Wertvorstellungen bar, in flu%chtigem o%den Genusz erscho%pft, die U%bersa%ttigung an konsumgu%tern, deren Izesitz den --- oft ku%nstlich erzeugten --- Bedarf zu befriedigen, aber keineswegs innere Zufriedenheit zu erzeugen imstande ist, der U%berdrusz an jener pluralistischen Gesellschaft'-, die die Rivalita%t von Gruppeninteressen an die Stelle des Gemeinwohls setzt: ali das vera%uszerlichte, jeder inneren Derantwortung bare In-den-Tag- Leben, das seine seelische Leere vergebiich durch die bis zum U%berdrusz strapazierten Phrasen vom Dirtschaftswachstum" und "sozialer Sicherheit" zu u%berschreien versucht, muszten zwangsla%ufig die Sehnsucht nach einer anderen "Lebensquaiita%t", nach einem gehaltvolleren Dasein wachrufen. Es isi die beru%hmte Hegelsche Antithese. Beispiele? Dolkstanz und Dolkslied werden wieder, vor allem von der Jugend, gepflegt. Altes Brauchtum wird wiederentdeckt, nicht blosz museal oder zu Zwecken der Fremdenverkehrswerbung, sondern als arteigene Ausdrucksform gewachsener Gemein- schaften in Stadt und Land. Altva%terhausrat schmu%ckt plo%tzlich wieder jene Zimmer- wa%nde, an denen sich noch gestern der ertravagante Pop breitmachte. Gediegene Dalks- tracht erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Gutes Deutsch zu sprechen, wird mit einmal wieder modern. Der intellektuelle Snobismus beginnt der verdienten Lo%cherlichkeit zu verfailen. Alle diese Erscheinungen, zu denen auch das zunehmende Interesse an der vater- la%ndisehen Geschichte und an einer, 1945 in Acht und Bann getanen volkstu%mlichen Unter- haltungsliteratur ohne "ser and crime", an einer gleich dem Bauernbrot gesunden und beko%mmlichen Lesekost zu za%hlen sind, entziehen sich zwar der statistischen Auswertung, da die dazu no%tigen Lomputer nach wie vor von denen gefu%ttert werden, die uns in ihrer "Fortschrittlichkeit" das Gegenteil weismachen wollen. Aber alle diese Erscheinungen, die sich am eindrucksvollsten durch das wachsende Interesse an unseren klassikern besta%tigen, sind da, ko%nnen nicht weggeleugnet werden. Und wenn sie in ihrer Dielfalt auch noch keineswegs die gebu%ndelte kulturpolitische kraft zur Ru%ckbesinnung auf unser bodensta%ndiges Doikstum und unsere deutsche Doikheit als Ganzes ergeben, so sind sie doch hoffnungsvolle Anzeichen einer groszen Geisteswende, die sich oft in kleinig- keiten unmiszversta%ndlicher anku%ndigt als in ho%chst fragwu%rdigen "Meinungsumfragen". Es kann nicht ausbleiben, dasz dieser tiefgreifende Umschwung in der Seelenlage unseres Dolkes vielfach miszverstanden und --- sehr oft sehr absichtsvoil --- miszdeutet wird. Man spricht von "Nostaigie" und glaubt, mit diesem ha%szlichen Fremdwort die gesunde Reaktion auf die in der Nachkriegszeit zur gemu%tmordenden Despotin erhabene hochmu%tige Intellektualito%t la%cherlich machen zu ko%nnen. Allein das ist, auch wenn man freimu%tig gewisse zweifellos io%cherliche Zu%ge der Sehnsucht nach dem Gestern zugesteht, ein groszer Irrtum. Der Wunsch nach einem gesunden, von dem Pesthauch artfremder Ideologien, kalportierter Selbsterniedrigungsgelu%ste und materialistischer Perversionen befreiten Leben hat mit sentimentaler Dergangenheitsschwa%rmerei nichts zu tun. Das wiedererwachte Bekenntnis zum Dolkstum --- heute eine weltweit zu beobachtende Tatsache --- ist der Wille zur Selbsterhaltung des gefo%hrdeten Menschentums. Dasz dieses tatso%chlich in a%uszerstem gefa%hrdet ist, steht wohl auszer Frage. Wenn wir bereits dahingekommen sind, dasz auch der freieste Geist mit Hilfe der Technik, mit Abhorchgera%ten und "Gehirnwa%sche", mit Pille --- auch sie geho%rt zum widernatu%rlichen Eingriff in den kra%ftehaushalt von Leib und Seele --- und Atomangst manipulierbar geworden ist, dann wird es hoch an der Zeit, dasz sich das Geistwesen Mensch gegen die Gefa%hrdung zur Wehr setzt. Das kann nur mit der Besinnung auf seinen Ursprung geschehen. Mag dieser in dem go%ttlichen Funken liegen, wie ihn Michelangelo auf seinem Deckengewo%lbe in der Sirtina den ersten Menschen von Gottvater empfangen la%szt, oder mag er Prometheustat sein --- zur lzlu%te werden und zur Frucht gedeihen konnte alles Menschliche nur im Schosze des Dolkstums. Nur dieses, als organische "Gemeinschafts- monade", und keine konstruierte Gesellschaft, schenkt dem echten Menschentum jene Dimension, die auch kosmischen Gro%szenverha%ltnissen gegenu%ber den Ausspruch recht- fertigt: "Der Mensch ist das Nlasz aller Dinge." Dolkstum im Dormarsch? Wir wollen nicht miszverstanden werden, wir wollen uns davor hu%ten, mit leichtfertigem Optimismus Hoffnungen zu erwecken, die vielleicht verfru%ht sind. Aber aliein die Tatsache, dasz es den mit der deutschen Niederlage von 1945 so u%bermu%tig gewordenen Weltzersto%rern doch ni ch t g a n z gelungen ist, den gesunden Lebenswillen in unserem Dolke, dessen Besinnen auf seinen arteigenen Wurzel- grund, ganz und gar auszurotten, besto%rkt uns in dem Glauben, dasz die Zukunft uns, den Gla%ubigen, geho%rt. Fu%r den Sommerurlaub Richtige "Ferien vom Ich" zu erleben, in einer vom Groszstadtia%rm nicht beru%hrten, vom Industrie- und Gescha%ftsbetrieb freien, gesunden und neue Lebenskra%fte schenken- den Natur ordentlich ausspannen und zu jener Selbstbesinnung zu kommen, die der Trubel des Arbeitsalltags mit seinen vielfachen Anforderungen an Geist und ko%rper nicht zula%szt, ist wohl der Wunsch eines jeden unter uns. Wie er sein "Urlaubsprogramm" gestaltet, ob er der heimischen Berg- und Seenwelt fu%r Wander- und Badefreuden oder den heute so beliebten Reisen in andere La%nder mit den damit verbundenen und nicht zu unterscha%tzenden neuen Erlebnis- und Bildungsmo%glichkeiten den Dorzug gibt, das ist neben dem Geldbeutel eine Frage des perso%nlichen Geschmacks, der individuellen , Neigungen, nicht zuletzt auch eine der jeweiligen Altersstufe. Allgemein verbindliche Gebrauchsanweisungen gibt es in dieser Hinsicht nicht, und das ist gut so, denn wir leben ja ohnehin schon in einer Welt, die von Dorschriften und Derhaltensregeln u%ber- quillt. Wenigstens im Urlaub soll das "ho%chste Glu%ck der Erdenk!nder, die Perso%nlichkeit" noch zu ihrem Recht kommen. Aber einige allgemein gu%ltige Tatbesta%nde darf man doch nennen, die einfach auf Grund der Menschennatur gegeben sein mu%ssen, wenn ein Urlaub seinen wirklichen Sinn erfu%llen und die in ihn gesetzten Erwartungen nicht entta%uscht werden sollen. Die ersie dieser Doraussetzungen ist die richtige Urlaubsstimmung, das heiszt die innere Bereit- schaft und Empfa%nglichkeit, die mehr oder minder kurze Zeit, in der nun nicht mehr ein la%stiger "Terminkalender", ein katalog von Psiichten und (eingebildeten oder echten) Derpflichtungen den Tagesablauf beherrscht, mit fro%hlicher Dankbarkeit mo%glichst sinnvoll auszunu%tzen. Und das ist gar nirht so leicht, wie es sich liest oder anho%rt. Gerade su%r uns deutschbewuszten Menschen, d!e wir uns in jeder Faser unseres Seins mit dem Schicksal unseres Dolkes verbunden wissen, stel!t sich die Frage, ob wir U%ber- lebenden der groszen deutschen katastrophe u%berhaupt ein Recht haben, die politische Ohnmacht und die geistige Not, die unsere Nation seit 1945 u%berschatten, wenn auch nur kurzfristig so ga%nzlich zu vergessen, dasz ein richtiges perso%nliches Urlaubsglu%ck aufblu%hen kann. Sind die Millionenheere der Toten und Heimatvertriebenen, der um ihr Leben Gekommenen und der um ihre Lebensarbeit, um ihr rechtma%sziges Eigentum und um das Ergebnis ihres Arbeitsfleiszes Geprellten nicht dauernde Mahner in unserem kurzen Erdendasein, dasz wir vom Schicksal dazu aufgerufen wurden, ihrem Opfer durch rastloses Handeln Sinn zu geben, dem Lauf der Ereign!sse --- im kleinsten wie im Gro%szten --- doch noch eine Richtung zu weisen, die eine bessere Zukunft vorbereiten hilft, fu%r unser deutsches Dolk, fu%r das bedrohte Europa, fu%r die ganze gefa%hrdete weisze Rasse? kann es von einem solchen Austrag "Urlaub" geben? Gewisz nicht in dem Sinne, dasz wir nun fu%r ein paar Tage, Wochen oder vielleicht sogar Monate "Gott einen lieben Mann sein" lassen, wie es im Sprichwort heiszt, und dasz wir nun so tun sollen, als wa%re die staatliche Zerstu%ckelung unseres Dolkes, als waren der Raub deutscher Heimaterde, die Derungl!mpfung der deutschen Dergangen- heit, die Rachsucht und Habgier u%bermu%tiger Sieger, die Bevormundung der Freiheit durch diejenigen, die die Freiheit zum Schlagwort miszbrauchen, um mit ihr die scham- loseste Unterdru%ckung zu tarnen, als wa%ren die lauernde Gefahr au.s dem kommunistischen Osten, dazu die la%hmende Angst vor dem Atam --- dem kriegerischen wie dem "fried- lichen" --- und die auf uns mit Riesenschritten na%her kommende Weltpleite der Wirtschaft alle nicht vorhanden, als ga%be es diese schrecklichen Dinge nicht, als wa%re alles in scho%nster Ordnung, wenn wir nur fest die Augen schlieszen und uns von der Sommer- sonne bra%unen, vom Quell- oder Salzwasser unsere Glieder umspu%len, von harmlosem Familiengeplauder uns aufheitern lassen. Nein, diese Urlaubsstimmung, soich e "Ferien vom Ich" ko%nnen nicht die richtigen sein, ein Urlaubsglu%ck dieser Art kann uns wirklich nicht wu%nschenswert sein. Aber, und dies !st ein weiterer naturgesetzlicher Tatbestand, der Mensch kann nicht dauernd in Derbitterung, in ohnma%chtigem Zorn und Groll verharren, ohne dabei sein Bestes und Edelstes einzubu%szen, d!e kraft zur geistigen w!e ko%rperlichen Regeneration zu verlieren, sich nutzlos zu verschleiszen. Er musz heraus aus der Stickluft tausendfacher Entta%uschungen, fort von dem Gleis der tausendmai gewa%lzten gleichen Geo%anken, er musz --- schon rein a%uszerlich durch den Wechsel seiner Umgebung --- neuen Auftrieb erhalten, "scho%pferische Pausen" einlegen, um wieder ganz zu sich selbst zu finden, um wieder aus einem so vielfach manipulierten Wesen ganz er selbst zu werden. Wenn er das vermag, dann ist ihm eine solche Musze ein Quell ku%nftiger kraftentfaltung, ein notwendiges Mittel der Selbstbevoa%hrung fu%r sich und fu%r sein Dolk. Dann ist sein Uriaub wirklich ein richtiger, eine verdiente Belohnung fu%r alle u%berstandene Mu%he. Und, damit es leichter fa%llt: Es ist doch nicht alles, was in den letzten Jahren und Jahrzehnten von denen, die sich um Deutschland und um Europa gesorgt und Gedanken gemacht, die unverdrossen auf ihrem ihnen vom Schicksal zugewiesenen Posten ausge- harrt haben, damit die Wahrheit den S!eg u%ber die Ma%chte der Finsternis und der Zersto%rung davontra%gt, vergebens gewesen! Sehen wir um uns, erkennen wir die Zeichen der Zeit: Eine neue Jugend wa%chst heran, in deutschen wie in allen u%brigen Landen, die der ewigen Geschichtsfa%lschung, der Lu%gen und Derleumdungen von gestern langsam satt zu werden beginnt und die die ketten des Mammonismus wie der marristischen Gleichheitssklaverei abstreifen will. Beidieser Generation ist das Gift der "Umerziehung nicht mehr wirksam, sie ist dagegen immun und sucht bereits nach neuen Wegen, langsam und tastend hier, u%berstu%rzt dort, im Ganzen aber von einer Gla%ubigkeit durchdrungen, die die scho%nsten Hoffnungen rechtfertigt. Die Welt von 1945 ist am Zusammenbrechen. Haben wir nur Zuversicht und go%nnen wir uns allen soweit wie nur mo%glich den wirklich schwer verdienten Urlaub! Dr. Robert Hampel: Damals und heute Dor 50 Jahren, am 18. September 1927, wurde das Tannenbergdenkmal in Ostpreuszen eingeweiht. Es galt der Erinnerung an die Schlacht von Tannenberg vom 26. bis 30. August 1914, in der die in Ostpreuszen eingefallene russische Narew-Armee im Raume Hohenstein-Gilgenburg-Ortelsburg eingeschlossen und zum groszen Teil vernichtet wurde. 93.000 Gefangene und eine riesige kriegsbeute bezeugten das Ausmasz dieses Sieges, der seit der Dernichtungsschlacht des Hannibal u%ber die Ro%mer bei Cannne nicht seincs- gleichen in der kriegsgeschichte hatte. Mit der Schlacht bei Tannenberg begann die mit der Schlacht an den Masuren vom 6. bis 15. September 1914 vollendete Sa%uberung Ostpreuszens von den Russen. Die russische "Dampfwalze" muszte auf Ru%ckwa%rtsgang schalten. Den Anlasz der Weihe des Tannenbergdenkmals nahm nun der damalige Reichs- pra%sident von Hindenburg wahr, um mit entschiedenen Worten und in eindrucks- voller Weise die alliierte Lu%ge der deutschen kriegsschuld, die zur fadenscheinigen Begru%ndung des unmenschlichen Diktates von Dersailles hatte herhalten mu%ssen, vor aller Welt feierlich zuru%ckgewiesen. Der Reichspra%sident, der als Generalfeidmarschall gemeinsam mit seinem spa%teren Generalquartiermeister von Ludendorff mit zahlen- ma%szig unterlegenen deutschen kra%ften das "Wunder von Tannenberg" vollbracht hatte, fu%hrte wo%rtlich aus: "Die Anklage, desz Deutschland schuld sei an diesem gro%szten aller sriege, weisen wit, weist das deutsche Dolk in allen seinen Schichten einmuytig zuru%ck! Nicht Neid, Hasz oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der krieg war uns vielmehr das a%uszerste, mit den schwersten Opfern des ganzen Dolkes verbundene Mittel der Selbstbehauptung einer Welt von Feinden gegenu%ber. Reinen Herzens sind wir zur Derteidigung des Daterlandes ausgezogen und mit reinen Ha%nden hat das deutsche Heer das Schwert gefu%hrt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteiischen Richtern nachzuweisen." Ein solches unparteiisches Gericht ist dem deutschen Dolke verweigert worden. Wa%re die Anregung des damaligen deutschen Staatsoberhauptes aufgegriffen worden und hatten die Sieger nur ein biszchen Dersta%ndnis fu%r die ungeheure Not der so maszlos gedemu%tigten Deutschen aufgebracht, der Welt wo%re viel erspart geblieben. Der Welt, nicht nur dem deutschen Doik! Denn durch ihren haszerfu%llten U%bermut haben die damaligen Staatsma%nner der Alliierten mit einem zweiten Weltkrieg, der unmittelbar aus der Drachensaat von Dersailles entsprang, auch ihre eigenen Do%lker ins Derderben gestu%rzt, haben sie Europa zersto%rt und sind schuld daran geworden, dasz heute die Welt in zwei waffenstarrende Lager getei!t ist, die sich --- allen Friedensschalmeien zum Trotz --- mit a%uszerstem Misztrauen und kaum verhu%llter Feindschaft gegenu%bersiehen. Daran ist nicht Adolf Hitler schuld, dessen Aufstieg und Macht nur das zwangs- la%ufige Ergebnis des alliierten Derharrens auf dem Unrecht von Dersailles war. Die Schuldigen heiszen Lle/m enceau, Poincare/, Ma saryk, in spo%terer Zeit Roose- velt und Churchill. Heute besteht das Tannenbergdenkmal nicht mehr, polnische Zersto%rungswut hat es dem Erdboden gleichgemacht. Aber die kriegsschuldlu%ge besteht noch immer, geistert noch immer in den ko%pfen vermeintlicher "Sieger" und deren willfa%hriger Erfu%llungsgehilfen herum, vergiftet die Beziehungen zwischen den Do%lkern. Nur dasz sich diese Propaganda- lu%ge seit dem Zweiten Weltkrieg noch um die absurdesten Behauptungen vermehrt, zu einem Greuelschwindel ungeheueriichen Ausmaszes vervielfacht hat, obwohl damals wie heute erakte Geschichtsforschung unbestechlicher, nicht zuletzt ausla%ndischer Historiker das deutsche Dolk und seine Fu%hrung von den allermeisten Ankiagen gla%nzend freigesprochen hat. Die Namen Hoggan, P. J. P. Deale, in ju%ngster Zeit Benjamin Lolby und Prof. Arthur R. Butz seien in diesem Zusammenhang dankbar und ehrenvoll genannt. Der grosze Unterschied zwischen damals, der Zeit, als das Tannenbergdenkmai enthu%llt wurde, und heute, da anarchistische Rowdybanden ungestraft die Erinnerungs- sta%tten deutschen Soldatenmutes besudeln und verho%hnen du%rfen, markiert einen groszen Charakterbruch. Heute hat Deutschland keine Stimme wie die des einstigen Reichs- pra%sidenten Hindenburg mehr, die sich zur Wahrheit bekennt und das Lu%gengespinst zerreiszt. Heute sind Feigheit, Liebedienerei und Heucheiei Trumpf, ist die falsche, wider- natu%rliche Selbstanklage an die Stelle der wu%rdevollen Zuru%ckweisung infamer Schma%hun- gen getreten, hat buszferti9e nationale Selbstentmannung den Triumph der Sieger erst voilsta%ndig gemacht. Heute sind wir dahingekommen, dasz sogenannte "deutsche" Politiker die Dertreibungen und Ausmordungen von Miilionen Deutschen aus ihren angestammten Heimatla%ndern als ein "Transfer", eine harmlose "Bevo%lkerungsverschiebung" ver- niedlichen, sogenannte "deutsche" Publizisten die britisch-amerikanische Bombardierung der Lazarettstadt Dresden mit rund 200.0O0 Toten als einen Zwischenfall verharmlosen, der eben im Luftkrieg schon einmal passieren konnte. Heute erleben wir das seltsame Schauspiel, "dasz die Propaganda-Mythen der Sieger am la%ngsten unter den Besiegten lebendig geblieben sind" (P. J. P. Deale). Dasz sich d!e Opfer des groszen Weitbetruges am heftigsten gegen d!e Wahrheit stra%uben, die sie von ihrer "Schuld" freisprechen wu%rdel Es ist die vollsta%ndigste, schamloseste Perversion, die u%berhaupt denkbar ist. Daran sollen wir in diesem September denken, in dem sich zum 50. Male die Einweihung des Tannenbergdenkmals ja%hrt. Der Schutt, der von diesem zuru%ckgeblieben und la%ngst eingeebnet worden ist, schmerzt n!cht so sehr wie der moralische Schutt, unter dem das deutsche Selbstbewusztsein, die deutsche nationale Wu%rde versunken sind. Laszt uns vor diesen traurigen Tatsachen nicht in selbstgefa%lliger Wohlstandszufriedenheit die Augen schlieszen! Gehen wir am Beginn eines neuen Arbeitsjahres weiterhin tapfer ans Werk, den Schutt wegzura%umen! Eckart Hitler als ,hit' Fines der am ha%ufigsten gebrauchten modernen Schlag- oder Reizwo%rter lautet hit" "hit" als Ausdruck fu%r etwas ganz besonders Modernes, Ausgefallenes und Heraus- forderndes musz wohl eine ungemeine Bereicherung des neudeutschen kauderwelschs sein, denn nicht nur in Popkonzerten und Zeitungskommentaren sind "hits" abend- bzw. spaltenfu%llend, sondern auch im kindergepiapper wiederhoien sie sich fortwa%hrend. Ihre lzeliebtheit ist so grosz, dasz sie schon fast das beru%chtigte -in-- schlagen. Denn wenn etwas "min" ist, dann ist es noch lange kein "hit". Wo%hrend ein "hit" immer "in" ist. Zur Zeit sind --- wie sich doch die Zeiten a%ndern! --- Hitler-Filme, Hitler-Reportagen, wahre und noch viel mehr unwahre Geschichten u%ber Hitler ausgesprochene "hits" Sie sind sogar drauf und dran, im Publikumsinteresse die "ProteStsongs" des kommunistischen Mortfetzenstammlers Biermann oder die Pop-Schlager des ju%ngst verstorbenen Eivis Presley zu verdra%ngen. kein Zweifel, Hitler ist "in", alles, was mit ihm zu tun Mat, ein "hit". Natu%rlich bringt dies die berufsma%szigen Antifaschisten und patentierten Demokratie- hu%ter auf die Palme. Denn wenn das jahrzehntelang verbreitete Bild vom "heimtu%ckischen Massenmo%rder-, von der ,.blutru%nstigen Izestie in Menschengestalt" oder auch nur vom "Teppichbeiszer" nun plo%tzlich einem sachlicheren --- wenn auch noch lange nicht sach- lichen --- Portra%t eines Menschen zu weichen beginnt, der sein deutsches Dolk von den Fesseln des Dersailler Diktates befreien wollte und zumindest eines erreicht hat, was die lebenden Staatsma%nner nun wieder mit weit geringerem Erfolg versuchen, die Beseiti- gung der Arbeitslosigkeit, dann besteht ailergro%szte Gefahr, dasz alle jene Menschen, die das offenbar fnlsche Hitler-lzild schon mit dem ABL in der Schule gelernt haben, die berechtigte Frage stellen werden: "Warum und weshalb sind wir so lange angeschwindelt worden?" Ja, es besteht sogar eine noch gro%szere Gefahr: Diese Menschen ko%nnten am Ende noch weiter denken und der ersten Frage noch eine zweite hinzufu%gen: "Hat sich der Geschichtsbetrug, der jetzt so offen eingestanden wird, wirklich nur auf Hitler beschra%nkt ober ist nicht vielleicht am Ende alles, was uns u%ber den Nationalsozialismus, u%ber das Groszdeutsche Reich, u%ber die Rolle Deutschlands im Zweiten Deltkrieg erza%hlt worden ist, einseitig, verzerrt, faisch gewesen?" Man denke nur, was geschehen ko%nnte, wenn sich die angeblichen deutschen -Greueltaten", derentwegen in Nu%rnberg die Spitzen der Reichsregierung gehenkt wurden, in nichts auflo%sen oder doch zumindest im Der- gleich zu den kriegsverbrechen der Sieger recht bescheiden ausnehmen! Die Revisian eines historischen Charahterportro%ts ist fu%r den Geschichtskundigen kein unbekannter Dorgang. A%hnliches, wie wir es jetzt bei der Perso%nlichkeit Adolf Hitlers erleben, hat sich im vorigen Jahrhundert mit Napoleon abgespielt. Die Parallelen liegen auf der Hand: Izeide auf den Ho%hepunkten ihrer Macht bewundert und angebetet, von ihren "Garden" fanatisch geliebt, von den Ma%chtigen der Erde kriecherisch umschmeichelt, nach ihrem Sturz als "Ungeheuer" verteufelt und zu Su%ndenbo%cken fu%r zeitgeschichtliche Entwicklungen gestempelt, die sie mit der ungeduldigen, gewaltsamen Beseitigung vor- gefundener Miszsta%nde beschleunigt, aber nicht verschuldet hatten; beide schlieszlich --- beim Hitler-Bild erleben wir jetzt erst den Beginn --- von einer spa%teren Generation wieder in den ihnen gebu%hrenden geschichtlichen Rang eingesetzt. Es macht die Gro%sze Franz Grillparzers aus, dasz er, der Napoleon Bonaparte zu dessen Lebzeiten gehaszt hatte wie nicht bald ein o%sterreichischer Patriot, nach dem Tode des Imperators die weise Lehre zog: .,Doch jetzt sei Urteil von Gefu%hl geschieden; / Das Leben liebt und haszt, der Toten Ruhm / Ist der Geschichte heilig Eigentum." So weit ist es bei dem Scho%pfer des Groszdeutschen Reiches freiiich noch lange nicht. Wenn Hitler heute als "hit" verkauft wird, dann geschieht dies keineswegs aus besserer historischer Einsicht oder gar infolge der Regung eines schlechten Gewissens, sondern einzig und allein aus Gescha%ftsgru%nden, um der Sensation willen, die man sich von dieser kehrtwendung in der "Branche" verspricht. Diese "Branche", der klu%ngel der kleinen und groszen Nutznieszer der Lu%ge von ehedem, ist .,wertneutral", kennt weder Scham noch Reue, kennt nur das Gescha%ft. Wenn das "neue Hitler-Bild" Geld bringt, wenn sich an ihm verdienen la%szt, warum nicht? Dabei ist dieses "neue Hitler-Bild" gar nicht so neu. Seit Jahr und Tag ist es von einer verantwortungsbewuszten Publizistik, die es in deutsehen Landen tretz der alliierten Gehirnwa%sche und Umerziehung ja gottlob auch gab und gibt, der bo%swilligen Derzerrung entgegengestellt, seit Jahr und Tag ist von einer vorurtcilsfreien unbestechlichen Geschiehts- forschung, vornehmlich in den einstiqen Feindia%ndern USA und England, umfassendes Material zur Wahrheitsfindung dargeboten worden. Aber die Ma%nner, die das besorgten, waren eben nicht "in". Sie wurden verspottet, verleumdet und totgeschwiegen. Sogar jetzt, da sich die grosze Wende anbahnt, gedenkt man ihrer kaum (auch wenn man sich das von ihnen Erforschte als eigene Feder an den Hut steckt). Doch das nur nebenbei. Es ist kein Anlasz zum Jubel, wenn sich die Wahrheit langsam lzahn bricht. Die auf die Lu%ge gegru%ndete politische Wirklichkeit ist mit keinem "hit" zu sanieren, das bedarf schon gro%szerer Anstrengungen. Aber es ist jedenfalls festzustellen, dasz es in den ko%pfen der Menge, vor allem der Jugend, hell zu werden beginnt. Auch wenn der heute unver- meidliche Reklamerummel seinen bitteren Nachgeschmack besitzt. kein Pathos beim Totengedenken? Pathos ist hieu zu age nich u%ge rliachgt- enn as aus em riechischeni stammechn e or alter des allgemeinen unteilbaren Menschheitsglu%cks nichts zu suchen. Aber auch in der u%bertragenen Bedeutung von gehobener, feierlicher, heiliger Stimmung und Ausdrucks- weise ist Pathos als "undemokratisch" weil gehoben, als "unsachlich" weil feierlich, als "wirklichkeitsfremd" weii heilig nicht gefragt. Die junge Generation bela%chelt das Pathos, weil sie den Lebensernst in seiner unerbittlichen Strenge niemals kennengelernt hat. Und die A%lteren ahmen das La%chein nach und scha%men sich des Pathos, damit sie nicht "unmodern" gescholten werden. Aber das echte Pathos, nicht das mit bombastischem rhetorischem Schwulst und phantasievollen Gesten geschauspielerte, ist Ausdruck einer menschlichen Seelenlage, die kein Fortschritt und keine "Systemvero%nderung" aus der Welt schaffen wird. Das echte Pathos als Spiegel innerer Ergriffenheit stellt sich von selbsi immer dort ein, wo der Mensch die Adlerschwingen des Schicksals u%ber sich rauschen ho%rt, wa es um die letzten und ho%chsten Dinge des Lebens geht. Niemals nachhaltiger als beim Gedenken an unsere Toten. Wenn jemand beteuert, er geda%chte der 0pfer der beiden um die Eristenz unseres Dolkes gefu%hrten kriege unseres Jahrhunderts "ganz unpathetisch", dann lu%gt er ent- weder oder es fehlt ihm die seelische Stimmgabel, das millionenfache Leid, das sich hinter grausam-nu%chternen Derlustziffern verbirgt, in sich zum Erkiingen zu bringen. Ein Totengedenken ohne Pathos ist kein Zeichen progressiver Humanita%t. Es ist unmenschlich. Um der Menschlichkeit willen du%rfen wir uns der Tra%nen des wilden Schmcrzes u%ber die auf den Schlachtfeldern, im feindlichen Bombenregen und bei der gnadcnlasen Dertreibung aus ihrer Heimat zu fru%h Dahingegangenen nicht scha%men. kein Ausdruck unserer Trauer kann ungestu%m, "pathetisch" genug sein, um den Blutzeugen unseres nationalen Schicksals Ehre zu erweisen. Auch Achill scho%mte sich nicht, um seinen gefallenen Freund Patroklos in Tra%nen und wilde klagen auszubrechen. Doch indem wir dies aussprechen, ho%ren wir auch schon die abscha%tzige Frage des Ganz-Gescheiten: Was hilft's? Macht es das Geschehene ungeschehen? Das tut es nun freilich nicht, wieder lebendig machen hann unsere Flage die Toten nicht. Aber die geistige Bru-cke zu ihrem Dermiichtnis kann und soll sie bilden, wenn wir mit der klage das Gelo%bnis verbinden, das unsere tun zu wollen, damit ihr Opfer kein vergebliches war, damit es ein rechtes Bau-0pfer am groszen Mu%nster einer besseren Zukunft wird. Und wie soll diese Zukunft aussehen, fragen uns die rationalistischen Skeptiker. Nun, keinesfalls so, wie ihr euch das vorstellt, antwcrten wir. keinesfalls eine Erschlaf- fung in materiellem U%berflusz, keinesfalls ein a%uszerliches Wohlergehen auf kosten der sittlichen Wertvorstellungen, keinesfalls eine zu%geliose Freiheit auf der verwesenden Leiche des Daterlandes. keinesfalls ein schrankenloser "Saero Egoismo", der mit der Ehre, dem Gehorsam, der Bereitschaft zu treuer Pflichterfullung bezahlt werden musz! Aha!, sagen die neunmalklugen Allerweltsliebediener, wir wissen jetzt schon, was ihr meint: Ihr denkt, wa%hrend ihr die Opfer der letzten kriege zu beweinen vorgebt, schon wieder an einen neuen krieg, schwa%rmt noch immer vom Feld der Ehre, wie ihr es nennt, tra%umt von Revanche. Daher eure Gefu%hlsseligkeit, mit der ihr einer in Tru%mmer gegangenen Welt nachweint, daher eure Leidenschaft, mit der ihr eine unwissende Jugend zu verfu%hren gedenkt, daher euer Pathos! Nein, geben wir entschieden zur Antwort. So sehr das uns 1945 mit der mut- willigen Zerreiszung unseres Dolksko%rpers angetane Unrecht zum Himmel schreit, so leidenschaftlich wir uns gegen die Lu%ge der deutschen Alleinschuid an den katastrophen unseres Jahrhunderts zur Wehr setzen, so unbeirrt wir auf der Wiederherstellung unserer nationalen Ehre und unseres nationalen Rechtes beharren, unser kiinftiges gchicksai selbst zu bestimmen: mit kriegerischer Gewalt wcllen wir dies nicht erreichen. go klug sind wir auch, um vorauszusehen, dasz ein neuer krieg unser deutsches Dolk auslo%schen wu%rde. Eben dieses Wissen scho%pfen wir aus der Trauer um die Opfer, die wir beklagen. Aber --- im Gegensatz zu euch, sagen wir --- wir scho%pfen daraus aueh die Zuversicht, dasz heilige, mit dem Leben besiegelte Bereitschaft, einer groszen Idee zu dienen, nicht vergeblich gewesen sein kann, dasz sie auf der Waage des Unwo%gbaren, das gemeinhin Schicksal genannt wird, auch u%ber Gro%ber hinaus als geistige kraft fortwirken und dem Rechte, der Freiheit, dem Frieden auf natu%rlichem Wege zum Siege verhelfen wird. Ein metaphysisches Evolutionsgesetz, wenn ihr so wollt, sagen wir. Der Triumph des Guten u%ber das Bo%se. Ein Mythos? Dielleicht. Aber wir glauben daran, und weil ihr nichts mehr glauben ko%nnt, haben wir schon gewonnen und ihr verloren. Also schon wieder Pathos? la%chelt ihr jetzt. Gewisz! Das Pathos des Erhabenen und Heroischen, mit dem wir das Andenken unserer Toten ehren, ungebrochen und unverzagt und bereit, ihr Beispiel zum Leitstern unseres eigenen Lebens zu machen! Es ist das Pathos wahrer Menschenwu%rde, von der ihr nur faselt. Sagen wit an den Gro%bern unserer Gefallenen. Eckart Ganz unweihnachtliche Weihnachtsqedanken Die Weihnachtsbotschaft "Friede auf Erden" stellt nach den besseren Handschriften des Lukas-Evangeliums nicht eine Zukunftsverheiszung, sondern eine Tatsache fest, die allerdings nur auf die Gott wohlgefa%llige Menschheit zutrifft. In diesem Sinne ist die Botschaft realistischer, denn welcher Teil der Menschheit "Gott wohlgefa%llig" sei, bleibt Glaubens- oder Auslegungssache. Ungefa%hr in dem Sinne, wie die Bu%rger der USA ihr Land "God's own country" zu nennen belieben. Es isi keineswegs ein mu%sziger Gelehrtenstreit, ob aus der Weihnachtsbotschaft, wie sie das Lukas-Evangelium 2, 14, verku%ndet, die Hoffnung auf einen "totalen" Frieden oder nur auf einen solchen herausgelesen wird, der auf die "Wohlgefa%lligen" beschra%nkt ist. Denn jener wird wohl immer eine Utopie bleiben, da es zwischen den Ma%chten des Lichtes und der Finsternis und ihren Dienern einen Frieden --- oder wenigstens, wenn man es modern ausdru%cken will, eine "koeristenz" --- gar nicht geben kann --- und darf! Und da das Licht- oder Gottsuchertum zur Menschennatur genauso geho%rt wie die Licht- verneinung ergibt sich dar ausmit logischer Zwangsla%ufigkeit, dasz das Ziel des "Welt- friedens", wie es die Atlantik-Lharta scheinheilig verku%ndete und wie es die Dereinten Nationen zu verwirklichen trachten, eigentlich eine Blasphemie ist. Eine Blasphemie oder eine Utopie. Wie wirklichkeitsfremd alle jene Derheiszungen waren, zu deren Derwirklichung sich die westlichen Demokratien mit der blutru%nstigsten Diktatur aller Zeiten, dem Stalinismus, zwecks Niederringung des Deutschen Reiches verbunden haben, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dasz seit der milita%rischen kapitulation Deutschlands keineswegs der Weltfrieden eingezogen ist, sondern dasz munter weiter drauflos kriege gefu%hrt wurden, unerbittliche, grausame, von den angeblichen Friedensbringern mit Blut, Geld und Waffenlieferungen skrupellos gefu%tterte kriege. Und der unmenschlichste, mo%rderischeste aller denkbaren kriege ist u%berhaupt erst dadurch mo%glich geworden, dasz mit dem mutwilligen Zerbrechen alier staatlichen 0rdnungs- gewalten und gewachsenen Hierarchien die Form eines Welt-Bu%rgerkrieges mo%glich wurde, der seine blutige Spur nun quer durch die La%nder und kontinente zieht: der durch serienweisen Mord, Geiseinahmen, Flugzeugentfu%hrungen gekennzeichnete Terror fanatisch er Untergrund banden. Es gibt gewisz auch jetzt noch Schwachko%pfe, die das griechische Wort "eudokias" des Lukas-Originals als den "guten Willen" der Menschen annehmen und daher auch jenen Banditen Dersto%ndnis entgegenbringen und das Recht auf menschliche Behandlung zugestehen wollen, die sich mit ihren Schandtaten hohnla%chelnd u%ber die primitivsten Gebote des Sittengesetzes hinwegsetzen. Damit aber verkehren diese gefa%hrlichen Schwa%rmer --- wir wolien im Gleichnis bleiben, weil sich unter ihnen nicht wenige kirchenma%nner befinden --- die Weihnachtsbotschaft jusl in ihr Gegenteil: Fu%r Mo%rder, die das feige Niederknallen unschuldiger Menschen aus dem Hinterhalt selbsi als "Hinrichtung" bezeichnen, soll es keine Todesstrafe geben du%rfen, denn diese wa%re "inhuman". Fu%r Derbrecher, deren Eristenz eine dauernde Bedrohung ihrer Mit- menschen darstellt, soll sogar --- als sogenanntes "Fernziel" angestrebt --- das Gefa%ngnis, die Sicherheitsverwahrung, abgeschafft werden. Fu%r Fanatiker, die der Gesellschaft ganz offen den krieg angesagt haben, soll der "Friede" verku%ndet werden! Das kann das Lukas-Evangelium unmo%glich gemeint, ein solcher Narr kann der Evangelist, gleichgu%itig, wie er wirklich ausgesehen haben mag, unmo%glich gewesen sein. - Dasz man es ihnen, der Schrift und ihrem Derfasser, trotzdem zumutet, dasz man in einer krausen Gedankenverbindung zwischen christlicher Heilslehre und atheistischem Marrismus "Gott wohlgefa%llig" zu sein glaubt, wenn man brutalen Geiselnehmern und -mo%rdern, hemmungslosen kinderscha%ndern und -mo%rdern, Bombenwerfern und Heckenschu%tzen einen Freibrief auf weitere Opfer ausstellt, das ist die Folge einer Geistes- verwirrung, fu%r die es in der uns bekannten Geschichte der Menschheit kein Beispiel gibt. Doch dieses Lhaos ist nicht von selbst ausgebrochen, es ist planma%szig erzeugt, geha%tschelt und gepflegt, politisch und philosophisch gutgeheiszen und gerechtfertigt worden. Don wem? Eben von jenen .,Friedensbringern" und ihren willfa%hrigen Handlangern, denen im kriege gegen Deutschland kein Mittel der Lu%ge, der Derleumdung, der Auf- stachelung zum Derrat und zum Meuchelmord, zu schlecht und niedertra%chtig war, die Partisanenu%berfa%lle in Freiheitsbewegungen, kriminelle Untaten in lo%bliche Handlungen der Menschenwu%rde umfa%lschten, die sich mit Massenmo%rdern vom Schlage Stalins fro%hlich an einen Tisch setzten und sich dafu%r von der Weltpresse feiern lieszen. Sogar jetzt noch, angesichts all dessen, was sie --- nicht zuletzt auch in ihren eigenen La%ndern --- angerichtet haben, halten sie an ihrer Teufelei fest, wenn sie Partisanen den Rang ehrlicher Soldaten zuerkennen. Das Lhaas rings um uns und in uns wurde und ist von diesen Leuten geplant und programmiert. Weit entfernt davon, Scham daru%ber zu empfinden, singen sie frech die Weihnachts- botschaft mit. Aber so, wie sie diese verstehen, war sie niemals gemeint. In Wahrheit sind sie, wie es der korintherbrief ausdru%ckt, der Abschaum oder Auswurf der Welt. Mit ihnen und ihrer Saat darf es niemals Frieden geben. Denn ein solcher Friede wa%re Derzicht auf unser Edelstes und Heiligstes, wa%re Derrat an der Menschlichkeit. Um der Wahrheit willen Mie immer zu Beginn eines neuen Jahres wird wohl auch heuer wieder in den Ansprachen und Festreden von Staatsma%nnern, Politikern, Perso%nlichkeiten des o%ffentlichen Lebens darauf hingewiesen werden, wie gut es uns allen eigentlich gehe und wie dankbar wir dem sogenannten Fortschritt sein mu%szten, der uns nach Jahren bitterer Not Wohlstand, soziale Sicherheit, perso%nliche Freiheit und vieles andere mehr gebracht habe, das aus dem modernen gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken sei. Und es wird dabei auch heuer gewisz nicht an den u%blen Ermahnungen fehien, ja nicht zu vergessen, dasz wir alle diese Errungenschaften der Demokratie zu verdanken ha%tten, die sich infolge des Sieges der Alliierten u%ber die "finsiere Nazityrranei" so pro%chtig entwickelt habe. Nun begann tatsa%chlich, rein chronologisch betrachtet, das Zeitalter des Welt- wirtschaftswachstums und damit untrennbar verbunden der kernspaltung und des Welt- raumfluges nach der milita%rischen Niederlage Deutschlands im Jahre 1945. Aber es ist ein Gedankenirrtum, den kalender mit Ursache und Wirkung gleichzusetzen. Die von den alliierten Siegern erzeugte Dorsieilung, dasz alle seitherigen Errungenschaften der Wirt- schaft und der Technik ihr alleiniges Derdienst seien und dasz ersi die Beseitigung Hitlers und des Dritten Reiches die Doraussetzungen fu%r jene Fortschritte geschaffen habe, deren sich die Menschheit heute erfreuen darf, isi grundfalsch. Denn die keime der seit 1g45 zum Tragen gekommenen Entwicklung sind nahezu zur Ga%nze bereits fru%her von den Deutschen gelegt worden. Die Sieger haben sich nur alie jene deutsche Entdeckungen und Erfindungen, die --- von der Rakete, der durch Emigranten ins Ausland gebrachten Atomforschung angefangen bis zu den vielen tausenden gestohlenen Patenten --- das Antiitz unseres Zeitalters geformt haben, als Ra%uber unter den Nagel gerissen. Selbstversta%ndlich ha%tten sich Wirtschaft, Wissenschaft und gesellschaftiiche kommunikation auch nach einem Siege Deutschlands so grund- legend vera%ndert, dasz die Welt nicht wiederzuerkcnnen gewesen wa%re. Nur ha%tte dann dieses neue Zeitalter, in dem wir jetzt tatso%chlich leben, den Namen Adolf Hitlers getragen. Es soll keine nachtra%gliche Derherrlichung der kriegsno%te sein, wenn man feststellt, dasz ohne die Pru%fung des Zweiten Weltkrieges der grosze Sprung, den die Mensch- heit seither im Guten wie im Bo%sen getan hat, nicht oder zumindesi nicht so schnell stattgefunden ho%tte. Erst die a%uszersten Anstrengungen, die Deutschland und seinen Derbu%ndeten wie auch gewisz den gegnerischen Ma%chten in diesem kriege abverlangt wurden, haben ungeheure kra%fte in Bewegung gesetzt, wie sie der Mensch in geschicht- licher Zeit vielleicht nur in der A%ro Aleranders des Groszen entfaltet hat. Dasz der Motor dieser kro%fte schicksalsbedingt das um seine Eristenz ringende Deutschland und nicht jene Ma%chte waren, die fu%r die Gestaltung der Zukunft nichts anderes anzubieten hatten als das engstirnige Beharren auf den Diktaten von Dersailles und St. Germain, wird heute auch schon von vorurteilsfreien Historikern auf der ehemaligen Feindseite zugegeben. Die geistesgeschichtliche Wurzel unseres heutigen "Fortschrittsglu%cks" ist nicht die Demokratie von anno 1945. Diese Wurzel ist die deutsche Not nach 1918. Alle die scho%nen Rezepte, die uns heute zur Dollbescha%ftigung, zur sozialen Sicherheit, zur Der- wirklichun9 der Menschenrechte in so groszer U%berfu%lle angeboten werden, verdanken ihre Eristenz im Grunde nur der Einsicht, dasz es niemals mehr zu einem Zustand kom- men du%rfe, wie er durch die Schuld der Sieger des Ersten Weltkrieges mit allen sich daraus ergebenden Folgen in Deutschland geschaffen wurde. Es ist, sagen wir es nur frei heraus, die Angst der Gewinner des groszen Ringens, dasz sich so etroas wie der Nationalsozialismus weltweit wiederholen ko%nnte, wenn nicht rechtzeitig mit (schein- barer) Freiheit und ausreichendem Futter fu%r die .,Zufriedenheit" der Massen gesorgt wird. Was uns heute als "Fortschritt" angepriesen raird, das la%szt sich entwicklungs- geschichtlich sehr genau bestimmen: Das Ende der kolonialherrschaft u%ber die farbigen Do%lker begann mit dem Raub der --- u%brigens am vorzu%glichsten verwalteten --- deut- schen U%berseekolonien. Die Freiheit des Weithandels wurde ersi notgedrungene Wirk- lichkeit, nachdem Deutschiand das Welthandelsmonopol der Englo%nder gebrochen hatte. Die meisten sazialen Errungenschaften haben ihre Modelie in Bismarcks Sozial- gesetzgebung und nicht zuletzt im Arbeitsethos der so verteufelten deutschen Dolks- gemeinschaft. Die Weltraumrakete hat deutsche Da%ter. Die Freisetzung der kernenergie erfolgte zum erstenmal in Deutschland. In allem und jedem sind die "demokratischen" Sieger von 1945 nur die Rutz- nieszer und Nachahmer der deutschen Geistigkeit. Wenn es wirklich eine ird!sche Gerech- tigkeit ga%be, dann mu%szte die Welt uns und nicht ihnen dankbar sein. Dunkle Flecken gibt es in der Geschichte eines jeden Dolkes. Selbstversta%ndlich ist auch die unsere davon nicht frei. Wiegt man aber auf der Waage eines richtig ver- standenen Fortschrittes das, was wir Deutsche fu%r diesen geleistet haben, mit gerechtem Masz, dann stehen wir als die Gla%ubiger zu Buch. Das musz am Beginn eines neuen Jahres festgehalten werden, damit wir uns nicht am Ende noch selbst von jenen Schwa%tzern beirren lassen, die sich in ihren Sonntags- predigten Sittennoten auszustellen anmaszen! Damit wir uns nicht am Ende selbst noch zu einer falschen Dankbarkeit verpflichtet fu%hlen! Damit die Dinge wieder ins richtige Lot gesetzt werden. Um der Wahrheit willen! Unsere Iden des Ma%rz Zu den mittleren Ma%rztagen dieses Jahres, genauer am 13. Ma%rz, ja%hrt sich zum 40. Male der Anschlusz O%sterreichs an das damalige Deutsche Reich, der durch die milita%risch-politische Niederlage dieses Reiches zu Ende des Zweiten Weltkrieges wieder ru%ckga%ngig gemacht worden ist. Wir nennen nach wie vor "Anschlusz", was die Gegner und die Dergeszlichen, aber vor allem die Lu%gner als Annerion in die Hirne der Um- erzogenen und der noch Umzuerziehenden hineinbringen mo%chten. Wie die aufregenden Ereignisse des Dritten Reiches und die Biographien von dessen fu%hrenden Gestalten das ergiebigste Material fu%r heutige Bewa%ltigungsfilme und -bu%cher abgeben und die Leichenfledderer sicher noch weitere vierzig Jahre groszartige Gescha%fte damit machen werde , so werden wohl auch wir anderen und u%brigen zeitlebens unsere eigene Meinung u%ber jene Tage behalten, die, wenn auch nur fu%r kurze Zeit, "ein einzig Zelt ob allem deutschem Land" gespannt haben. lDa%hrend uns die ka%rglichen Reste der alten Lhristlichsozialen weismachen wollen, dasz bei jener improvisierten "Abstimmung" innerhalb dreier Tage und "0hne Listen" nach fu%nf Jahren Parlamentsausschaltung und Daterlo%ndischer Front zwei Drittel fu%r Schuschnigg-O%sterreich gesiimmt ha%tten, wissen wir nur zu gut von der materiellen und weltanschaulichen Not jener Zeit und wie ergrimmt Rot und Braun wegen des Sturmjahres 1934 geblieben sind. Wir ko%nnen heute nach vierzig Jahren getrost unseren Degen vor Ma%nnern wie Schuschnigg senken: die einen waren fru%her, die anderen spater Opfer einer bewegten Zeit. Die einen sieben Jahre im kZ und in der Dergra%mung, die anderen ebensolange an den Fronten und in den Lagern der Feinde und hernach noch in lebensla%nglicher Benachteiligung und Diskriminierung. Dennoch lassen wir uns den Jubel von damals, die Freude der Wohlmeinenden, nicht abschwatzen, selbst dann nicht, wenn wir heute besser als damals erkennen, dasz unser Jubel und unser Glaube nicht von allen getragen werden konnte; die im stillen ka%mmerlein trauerten, wa%hrend wir unsere Freude als junge Menschen auf die Strasze trugen. Nein, uns braucht man nicht vorzulu%gen, wir seien damals einige Male um das Wiener Rathaus gezogen, um Massen vorzuto%uschen, wir waren damals Massen ohne taktische Appelle zu propagandistisch auswertbarem Derhalten: wir haben gejubelt und haben unerschu%tter- lich geglaubt, bis wir im Laufe der folgenden Jahre ein jeder fu%r uns und ein jeder fu%r die Allgemeinheit nu%chterner geworden sind und schlieszlich, soferne wir u%berlebten, auch die Zeche an jene anderen zu bezahlen hatten, die damals aus unterschiedlichen Gru%nden daheim geblieben sind, bis sich wieder der Alltag u%ber unseren Jubel gesenkt hat. Wir waren es na%mlich, die damals die U%bereinstimmung aller bisherigen politischen Lager vollzogen haben, denn es gab nach 1918 und bis zum Ende des Parteienstaates Osterreich (l9zzj keine Partei, die nicht den Anschlusz ha%tte vollziehen wollen. Was 1945 als Erfolg von Teheran und Jalta gekommen ist, war fu%r uns eine Realita%t der Weltpolitik. Was uns an den fernen Frontteilen im spa%ten Fru%hjahr 1g45 noch bestu%rzt haben mochte, daran haben wir uns inzwischen la%ngst gewo%hnt. An welches Deutsche Reich ho%tten wir uns nach all dem, was geschehen und u%briggebiieben war, noch anschlieszen sollen? Wir sind in den Staat, den von 1918 bis 19z8 "keiner gewollt hat", heute redlich hineingewachsen und wir sehen nicht mehr scheel u%ber irgendwelche Grenzen, wir haben genug an den Wachtu%rmen und an dem Stacheldraht, die uns von den sogenannten 0ststaaten trennen, wir haben uns sogar daran gewo%hnen mu%ssen, dasz unsere kinder die maurerische Hymne von Mozart-Preradovic an Stelle der Haydn- kernstock-Hymne singen, die mit anderem Tert und anderem Rhythmus auch heute noch die Hymne der Bundesrepublik Deutschland ist: Nicht abfinden werden wir uns freilich mit dem Bemu%hen der hiesigen Umerzieher, eine eigensta%ndige o%sterreichische Nation aufzubauen, die keine deutsche Nation mehr sein will. Wir wissen allein vom kampf um Su%dtirol und von Su%dka%rnten her, dasz wir geradc dort als O%sterreicher und Angeho%rige einer gro%szeren deutschen, geschichtlich ver- ankerten Nation wirksam werden ko%nnen. Mo%gen wir auch eine Nationalbank seit alten Zeiten besitzen und mo%gen sich unsere Spmenfuszballer und -schifahrer als Nationalmann- schaft bezeichnen: wir machen keinen politischen Nationalismus kleinkarierter Art mehr mit: wir lieben das Land, in dem wir leben und bringen es mit all seinen Errungen- schaften und Dorzu%gen stolz in das Europa van morgen ein. Wir schlagen einander keine parteipolitischen Wunden mehr wie in den Zwanziger- und Dreiszigerjahren, doch wir wollen uns auch nicht von Bewa%ltigungstraumatikern abschwatzen lassen, was vor rund vierzig Jahren Wahrheit und Wirklichkeit gewesen ist. Daran soll man auch denken, wenn man in diesen Tagen das Wiener 0rdinariat fu%r Zeitgeschichte neu besetzt: es musz ein Wissenschaftler sein, der fu%r damals die Geschichte aller beschreibt und nicht nur die einer heute privilegierten Gruppe, die von ihrem sicher auch leiderfahrenen Standpunkt aus die damalige Allgemeingeschichte im Sinne des spa%ter Gekommenen verfa%lscht. Man richte, was zu richten ist, doch man ver- zichte darauf zu schma%hen, was an Positivem in jenen Tagen fu%r eine Mehrheit van Osterreichern grosz sein konnte. Der Traum vom Reich mag ausgetra%umt sein, doch wir sind es satt, die Lu%ge u%ber dieses Reich aller Deutschen das Aufrechte u%berwuchern zu lassen, das es auch damals gegeben hat. Deutschtum und Deutschheit Dogar von Menschen, an deren deutscher Gesinnung nicht zu zweifeln ist, ja gerade von solchenkann man immer wiederdie klage ho%ren: "Was sind wir doch fu%r ein ja%mmerliches Dolk! Alles, was uns von den jeweiligen Machthabern, ob es einst Fu%rsten waren oder jetzt Parlamentarier oder Gewerkschaftsgro%szen sind, vorgeplappert wurde und wird, beten wir nach, jedem Zwang, dem offen ausgesprochenen wie dem schein- heilig verhu%llten, fu%gen wir uns, jedes Wert- und Unwerturteil, mag es uns selbst auch noch so miszfailen, erkennen wir an. Sind wir ,im Glu%ck', haben wir wie in der Dergangenheit politische und milita%rische oder wie in der Gegenwart wirtschaftliche Erfolge aufzuweisen, dann gefallen wir uns in U%berhebiichkeit, Selbstu%berscha%tzung, anmaszendem Stolz; sind wir aber zu Boden gestreckt, dann u%berbieten wir einander in kriecherischer Demut, Unterta%nigkeit vor allen fremden Herren, aufdringlicher Selbst- bezichtigung unserer Fehler und ,Su%nden'. Im Positiven wie im Negativen maszlos, bald hellauf begeistert, zu jedem Einsatz und Opfer bereit, gleich darauf niedergeschlagen, eine Beute aller mo%glichen Zweifel und A%ngste, allem begierig aufgenommenen Fremden feil, sind wir Deutsche einmal der Albdruck, dann wieder das Gespo%tt der Welt. ,Dolks- tumsbekenntnis?' Es lohnt wirklich nicht, sich fu%r dieses Dolk besonders einzusetzeni" Fu%r wilde Ausbru%che solcher Art, die sehr oft echte Derzweiflungsschreie sind, ko%nnte sogar Goethe herangezogen werden, der einmal beklagte, dasz die Deutschen als einzelne jeder fu%r sich so achtbar, als Ganzes aber, als Dolk, als Nation so erba%rmlich seien; und nicht zuletztauch Napoleon mitseinem bekannten Ausspruch vom Nationalcharakter der Deutschen, fu%r die keine aus dem Ausland kommende Lu%ge so plump sein ko%nne, dasz sie sie nicht scfort giaubten und bei denen man nur seine Netze auszuspannen brauchte, damit sie blind hineinliefen. Die so scharf gegeiszelten Schattenjeiten unseres Nationalcharakters ko%nnen und sollen nicht bescho%nigt werden. Denn wenn auch die sogenannte "Umerziehung" ein wahrhaft teuflisches Mittel war, um das deutsche Dolk nach der milita%rischen Niederlage von 1945 planmo%szig zu demoralisieren, wenn auch die Mittel zu dieser als "Dergangen- heitsbewa%ltigung" ausgegebenen Lharakterdemontage so raffiniert ausqeklu%gelt waren und so brutal angewendet wurden, dasz von Anfang an sie zu durchschauen fu%r den einzelnen nicht immer leicht und ihnen zu widerstehen jedenfalls mit der Gefahr gnaden- loser Derfolgunq, Derleumdung, Eristenzvernichtung verbunden war, so musz doch die allgemeine Anfa%lligkeit, dem groszen Betruqe zu erliegen, zweifellos in uns selbst gelegen sein. Es ist nicht anzunehmen, dasz irqendein anderes groszes kulturvolk unter a%hnlichen Umsta%nden sich so widerstandslos ha%tte moralisch diffamieren, um sein geschichtliches Selbstbewusztsein und sein natu%rliches Lebensrecht ha%tte bringen lassen wie das unsere. Hier mu%ssen wir uns schon wirklich reuig an die Brust schlagen. Indessen, so einfach geht die Rechnung nicht auf. Denn sogar dann, wenn das, was sich heute in seiner physischen und geistigen Substanz als "deutsches Dolk" dar- bietet --- jenseits des Eisernen Dorhanges anscheinend zur schweigenden Hinnahme der brutalsten Gewalt, ja sogar indirekt noch zu deren Unterstu%tzung durch sprichwo%rtlichen Arbeitsfleisz und Gehorsam bereit, diesseits nicht minder willfo%hrig gegenu%ber den Ausbeutungsmethoden des amerikanischen Profitkapitalismus und bis zum Selbstmord der Derdummungsliberalita%t ho%riq ---, wahrlich "miserabel'- erscheint --- fu%r den Begriff unserer Dolkheit an sich, u%ber die "Deutschheit" schlechthin ist damit noch nichts aus- gesagt. Um deren Wesen zu erkennen, genu%gt nicht der verha%ltnismo%szig kurze Zeitraum von 1945 bis jetzt, sondern da musz schon alles herangezogen werden, was sich seit der Delkwerdung der Deutschen, spa%testens seit karl dem Groszen, zum geistigen wie leibiichen Erscheinungsbild unserer Nation geformt hat, von der Ostkolonisation u%ber den Reichsgedanken der Stauferzeit, u%ber Refcrmation, Friedrizianische und Maria- Theresianische, Josefinische Staatsidee, deutsche klassik und Romantik und Freiheitskriege bis zu den ju%ngsten gewaltigen milita%rischen Leistungen Deutschiands in den beiden Welt- kriegen unseres Jahrhunderts --- um nur einige Hochgipfel zu nennen. Und da ergibt sich denn aus all dem, was fu%r den tiefer Blickenden gar nicht so seltsam ist, dasz unsere geistige Selbstbesto%tigung in der kunst, Dichtung und Musik, gepra%gt ebenso von Du%rers idealem Selbstbildnis wie von des Hieronymus Basch Schreckensvisionen und Bo%cklins mythischer Farbenpoesie, von Goethescher klarheit und Schillerschem Enthusiasmus, von Bachscher und Ha%ndelscher klanginbrunst, Morzartscher Grazie und Beethovens Tragik nicht anders als unsere Gottessehnsucht und unser Ringen um Erkenntnis von Meister Eckart bis zu kants Eroberung der glasklaren Derstandes- spha%re und zu Nietzsches dichterischem Prophetentum insgesamt Spiegelungen aller unserer Nationaieigenschaften war und ist, der guten, edlen und scho%nen nicht minder als auch der nicht wegzuleugnenden bo%sen und verderblichen, da gerade zu deren U%ber- windung die ganze kraft des deutschen Genius notwendig war und ist. Mit einem Wort: die "Deutschheit'- als jenes Idealbild, wie die gro%szten Deutschen sich und ihr Dolk gerne sehen wollten, wie sie sie fu%r sich und ihr Dolk zu verwirkl!chen suchten als Idee, wenn man will als Traum, war nie "von dieler Doelt', war immer ein integrales Ziel erstrebter innerer Dervollkommnung. Je weiter sie von der Derwirk- lichung entfernt war, ja je mehr diese ihr zu widersprechen schien, desta heiszer und inbru%nstiger wurde diese Deutschheit angestrebt und in allen Irrungen und Wirrnissen an ihr festgehalten. Mit dem lutherschcn Einsatz der ganzen Perso%nlichkeit, mit der Hingabe von Hab und Gut, Blut und Leben, um jeden, nuch den ho%chsten Preis. Das ist die lDurzel des Deutschtums, seine vieltausendfach aus den a%uszcrsten Gegensa%tzen gebu%ndelte kraft, (ein durch die Jahrhunderte "auf ver(chiedene Ga%nge geschalteter", aber imer in Ta%tigkeit befindlicher "Motor". Nicht das Deutschtum selbst, sondern eben dessen u%berzeitliche Spieselung, eben die Deutschheit. Als Dalk der Mitte im geographisehen wie im u%bertragenen Sinn ist es unser Schicksal, gleich dem Meagenzglase dcs Lhemikers die verschicdensten Elementnrstoffe zu enthalten. Das ungeheure, oft sehr widerspru%chliche und immer ho%chst gefa%hrliche Mischungsverha%ltnis bringt "Goldlo%sungen" wie ebensa zwangsla%ufig tru%be Ausfa%lle. Glu%cklich jeder, in dessen Lebenszeit (ieh jene ereignen. Aber to%richt und ungerecht ist es fu%r den, dem salches Glu%ck nicht zuteil wird, den groszen Scho%pfungsgedanken zu sehma%hen ader zu verkennen, der sieh im Deutschtum, als dem erdgebundenen Tra%ger der Deutsehheit zu erkennen gibt. Nicht deren Derkieinerung durch Miszgunst und Schma%hung, Derleugnung und ganz sinnloser "Abbitte" Abbruch zu tun, sondern zu ihrer neuen Entfaitung und durch echte Selbsterkenntnis gela%uterten Deredelung beizu- tragen ist die deutsche Aufgabe. Wird sie gelo%st, dann ist dies auch fu%r die Menschheit insgesamt tausendmal wertvoller als alle "Entwicklungshilfen" zusammen. Es geschah am 21.Mai... Das Jahr 1978 wurde wegen seiner beziehungsvollen Ru%ckblicksmo%glichkeiten "auf 1918 wie 1938 von o%sterreichischen Medienbeho%rden zum "Jahr der Zeitgeschichte" erklo%rt. Mit sechzig beziehungsweise vierzig Jahren sind die Anlo%sse zwar reichlich unrund, doch lenkt deren "Wu%rdigung" immerhin stark von den gar nicht so kleinen Staats- und O%ffentlichkeitssorgen der unmittelbaren Gegenwart ab. Wir haben in den Ma%rztagen dieses Jahres hinreichend erleben ko%nnen, wie die Traumatiker, die Derletzten von damals, das gro%szere Wort fu%hrten, damit nichts vergessen werde, was sie "unvergessen'- halten wollen. Auf die von einem solcherart zusammengesetzten konsortium aufgeworfene Frage, warum es etwa u%ber die Zeit von 19z8 keinen Roman ga%be, der die Zeit vor vierzig Jahren gu%ltig beleuchten ko%nnte, lautet unsere Antwort: natu%rlich ga%be es diesen Roman, sogar mehrfach, wir wu%szten nur nicht, welcher Derleger sich getrauen du%rfte, ihn zu drucken, ohne dasz sich allent- halben Wehgeschrei erho%be. Die Wahrheit scheint eben teilbar zu sein. Doch wollen wir heute unsererseits einen Beitra9 zur Dergangenheitsbewo%ltigung und zur Wahrung der Erinnerung beisteuern, noch dazu in einem sozusagen alto%sterreichi- schen Belang. Wir sprechen von der Ersten Tschechoslowakei und der gerne verschwiegenen lzlitzmobilisierung vom 21. Mai 1928. Wir bringen ferner in Erinnerung, dasz am 16. Mai , der deutscherseits unumstrittene und redliche Fu%hrer des Sudetendeutschtums konrad Henlein seinen 80. Geburtstag, ein heute doch leicht erlebbares Lebensfest, feiern ko%nnte, ha%tte er nicht in klarer Dcraussicht der Entwicklung am 10. Mai 1945 in alliierter Haft Selbstmord begangen, Fast zwanzig volle Jahre lang ha%tten es die sieben Millionen Tschechen des Ersten Tschechenstaates in der Hand gehabt, ihren 1g19 in Paris erschlichenen Dielvo%lkerstaat zu einer gro%szeren Schweiz zu machen und ihre dreieinhalb Millionen Deutschen zu befrieden. 0bwohl die materiellen Derha%ltnisse dort besser waren als im benachbarten kleinen Resto%sterreich, gab es die ruchlosen Schieszereien vom Mo%rz 1919 und von Setzdorf 19z1, gab es gezielte Enteignungen und vieie Rechtsvorenthalte gegenu%ber dieser Dolksgruppe, gab es den beru%chtigten "Dolkssportprozesz" der fru%hen dreisziger Jahre und das Derbot der DNSAP wider jedes demokratische Recht. Auch dasz 1925 Henieins Sudetendeutsche Heimatfront aus legistischer Schikane zur Partei werden muszte und so --- ungewollt --- dazu gefu%hrt hat, dasz die Henleinpartei "SdP" zur sta%rksten Parteider LSR u%berhauptwerden konnte, war Tschechenschuld: Einigung der Deutschen durch Unterdru%ckung und Not, denn die Arbeitslosigkeit traf hauptso%chlich die Sudeten- deutschen. Einen Ausgleich fu%hrten die Tschechen unter Masaryk und Benesch weder mit O%sterreich noch mit dem Deutschen Reich (Hultschin!), schon gar nicht in gerechter Weise mit ihren eigenen deutschen Untertanen herbei. Ja, der Hasz des Dr. Edvard lzenesch ging so weit, dasz ihm Hitler lieber war als Habsburg. Das sollte er dann bekommen, ohne dasz es die Sudetendeutschen besonders betrieben ha%tten! konrad Henlein hat bis 19z8 einen kurs der vernu%nftigen Raumpolitik gesteuert. Erwollte sich mit den Tschechen einigen, er betrieb zuna%chst gar keine Anschluszstrategie. Auch weltanschaulich waren die Ma%nner um ihn gegen Rosenberg und fu%r Othmar Spann, um dies auf die ku%rzeste Formel zu bringen. Dann erfolgte O%sterreichs Anschlusz, und nun erst kam es zu Henleins .,Acht karls- bader Punkten". Dann aber kam es auch zum kurzschlusz vom 21. Mai dieses Jahres und zur blitzartigen Teiimobilisierung der Tschechen, der aber sogar die meisten sudeten- deutschen Staatsbu%rger in loyaler Weise gefolgt sind. Wir folgen hier neben der eigenen Erinnerung den unverdo%chtigen Zeugnissen des Schweizer Do%lkerbundkommissars Larl J. Burckhardt und Emil Franzels, wenn wir diese Ereignisse kurz zeitgeschichtlich beleuchten. Fu%r den 22. Mai 19z8 waren endlich lange u%berfa%ilige Gemeinderatswahlen ange- setzt, am 20. Mai wurden zwei SdP-kuriere mit angeblich hochverra%terischen Dokumenten von tschechischen Grenzorganen erschossen, Dokumenten, von denen in der Folge nie mehr die Rede war. Die Tschechen aber gaben das Bevorstehen eines sudetendeutschen Aufstandes vor. Auch von dieser Dersicn war spa%ter nie mehr die Rede, man behauptete vielmehr, von London Nachrichten u%ber deutsche Truppenbewegungen an der Grenze erhalten zu haben. London bestritt dies spa%ter. Es ist jedoch nachgewiesen, dasz sich nirgendwo deutsche Truppenbewegungen auf die tschechische Grenze hin ereignet ha%tten. Selbst Burckhardt steilt diese kurzschluszhandlung ohne realen Hintergrund fest. Der Beneschstaat aber hatte mit seiner "Wochenendkrise" das gesamte Sudetenland, bis an die Za%hne bewaffnet, besetzt. Die Gemeindewahlen sind dennoch so deutsch, wie sie nur sein kennten, ausgefallen. Erzu%rnt war freilich aufs a%rgste Adolf Hitler, der nun die Frage der Sudetendeutschen, an denen er fru%her nur mehr oder weniger am Rande interessiert war, "so oder so" lo%sen wollte. Dera%rgert waren auch die Westverbu%ndeten der Tschechen, die noch nicht Rundman in den damaligen kr'isen eschu-ttelte Tszch ch se g es ri ischchen Lords d Die Maimobiiisierung roar die Generalprobe fu%r den Septemberaufmarsch nur dasz es. damals noch keine Toten und keine massenhaften Geiselnahmen sudetendeutscher Unter- fu%hrer gegebcn hat. Eine Generaiprobe freilich auch fu%r 1945 und die Wiederbesehlag- nahme des Sudeteniandes! Knrad Henlein aber, vor 80 Jahren zu Maffersdorf geboren und vor seiner Palitikerzeit einfacher Turnlehrer im westbo%mischen Asch, war ein lauterer, gema%szigter Doikstumsfu%hrer, der das Dertrauen aiier Sudetendeutschen besasz, den aber auch das Dritte Reich nach der Izcfreiung des Sudetenlandes als Gauiter und Reichskommissar des frcilich um seine su%dlichen Ra%ume werku%rzten Reichsgaues "Sudetenland" besta%tigt hat. Jhm konnte man nicht einmai, wie Dr. Arthur Seysz-Jnquart, dic Ta%tigkeit in fremden Izesetzungsra%umen anlasten, er wa%re dennoch aueh nach Nu%rnberg geraten. Henlcin zog den Freitod vor. Er starb im Alter von 48 Jahren und er hat das grosze Schweigen, vielfach auch seiner sudetendeutschen Landsleutc, keineswegs verdient. Wer ha%lte wie er seine Dolksgruppe fu%hren und gegenu%ber dem tschechischen U%bermasz vertreten ko%nnen? Oder sollte eine Doiksgruppe von der Sta%rke dec norwegischen Gesamtbeco%lkrrung nicht mannhaft gefu%hrt werden du%rfen? Das Jahr der Zeitgeschichte la%szt uns nach den sehr ungleichen Maszen der Dergangen- heitsbewa%ltigung fragen. Aber auch ein Napoleon wird von der Weltgeschichte als dem Meltgericht nicht nur nach seiner Rolle in St. Helena beurteilt. Nach vierzig Jahren soilte bereits ein wenig Gerechtigkeit erwartet werden du%rfen. Wem die Stunde schla%gt Beschichtliche Beispiele, dasz eine Dynastie, ein Herrschaftssystem freiwillig abdanht, auf lange, vielleieht Jahrhunderte lang ausgeu%bte Macht verziehtet, ohne mit einer letzten groszen Anstrengung den Der(uch zu machen, sich zu behaupten, am Ruder zu bleiben allen gegnerischen Bestrebungen zum Trotz, sind a%uszerst selten. Merowinger, die sich mit hilflosem La%cheln von ihren Hausmeiern ruhmlos ins kloster schicken lassen, aber ouch weise gewordene Herrscher, die an der Schwelle des herannahenden Todes freiwillig abdanken wie der spanische Habsburger karl V., sind beim Durchbla%ttern der Historie an den Fingern einer Hand herzuza%hlen. Der Regelfall ist der Dersuch des du%rren Laubes am Baume der politischen, geselischaftlichen, wirtschaftlichen Entwicklung, bis zum letzten blassen Sonnenstrahl des Herbstes ha%ngenzubieiben an dem du%rr und kraftlos gewordenen Ast, das Scheiden hinauszuzo%gern, so lange es geht, das heiszt im mensch- lichen Bereich der Wille aller Besitzenden, ihren Besitz festzuhalten, zu verteidigen mit Za%hnen und klauen. Wer will schon kampflos abtreten von der Sta%tte seiner Siege und Erfolge, seiner Macht, seines Ansehens, jei er nun ein Fu%rst, Pra%sident, Kanzler, Gewerk- schaftsregent oder auch Ku%nstler, Wirtschaftskapita%n, kurz, irgendein "Prominenter"? Was fu%r einzelne gilt, gilt um(o mehr fu%r ganze Systeme, Herrschaftsformen, Denk- geba%ude politischer, religio%ser, philosophischer, wirtschaftiicher Art. Sie ko%nnen bereits innerlich noch so ausgeho%hlt, u%berlebt, marsch und hinfa%llig geworden sein, sie wehren sich bis zuletzt gegen ihren Untergang, krallen sich fest an den von ihnen geschaffenen Einrichtungen, verscha%rfen noch den von ihnen bislang ausgeu%bten Zwang zum Gehorsam ihrer Untertanen oder Gla%ubigen, werden umso unduldsamer, je gewisser ihnen das bevorstehende Ende ist. Und werden auch gleichzeitig umso u%bermu-tiger und bedenken- loser in der Wahl ihrer Mittel. Ein geschichtliches Beispiel dafu%r ist die Herrschaft der Bourbanen vor ihrem Ende durch die Franzo%sische Revolution. In weltgeschichtlichen Maszsta%ben erleben wir das gieiche Schauspiel jetzt mit der unter dem Schiagwort "Demokratisierung" errichteten Geistesdiktatur des Materialismus, die in ihrer kapitalistisch-liberalistischen Spielart des Westens wie in ihrer o%stliehen gleichmacherischen Zuchthausideologie mit ihrem Latein am Ende ist. Das 1945 nach der milita%rijchen Niederlage errichtete Regiment der beiden Weltpolizisten USA und SU verheizt seine letzten Bataillone im Kampf mit einer viel gro%szeren, auch durch Atom- waffen nicht zu u%berwindenden Macht, der Macht der Natur, die sich in allem Lebendigen offenbart und die aufgezwungene o%de Uniformita%t u%ber den Haufen zu rennen beginnt. Widernatu%rliche; wie mit dem Lineal gezogene Grenzen und Abschachtelungen organischer Einheiten erweisen sich als utopiseh und illusiono%r, die "Machbarkeit" der Welt und Herstellung genormter Glu%ckseligkeit fu%r den ganzen Globus durch einige bebrillte Eier- ko%pfe als undurchfu%hrbar. Das versprochene unbegrenzte Wachstum der Wirtschaft als Fundament ewig sich mehrender Giiterfu%lle widerspricht den harten Tatsachen der Wirklichkeit genauso wie der optimistische Giaube an uferlosen Fortschritt den biologischen Gegebenheiten, die Gleichheitsthese fu%hrt gegen die Erkenntnisse der Derhaltensfarschung denselben aussichtslosen kampf wie einst das geozentrische Weltbild gegen die Ent- deckungen der kopernilzus, keppler und Galilei. Die Throne der falschen Propheten wanken, die Werkzeuge der Massenmanipulation beginnen stumpf zu werden. Im Herzen Europas, in "Gottes eigenem Land" wie im "Paradies der Werkta%tigen", auf alien kontinenten naht die grosze Go%tterda%mmerung. Weltweiter politischer und krimineller Terrorismus ist nur die Antwort der Natur auf die falsche Lehre jener Wo%lfe im Schafs- pelz, die ihr satanisches Werk mit der sogenannten "Umerziehung" begonnen und mit dem "Gleichgewicht des Schreckens" fortgesetzt haben. Doch da nun allu%berall die Zeichen einer groszen Umkehr, einer Wiederbesinnung auf die echten menschlichen Grundwerte von Dolk, Familie, Natian und Daterland, Ehre und Anstand, Wahrheit, Scho%nheit und Gerechtigkeit, Zucht und Ordnung immer unu%ber- sehbarer werden, du%rfen wir uns nicht wundern, dasz die haszerfu%llten Feinde und bornierten Leugner gewachsener Dielfalt, naturgegebener Harmonie in freier seho%pferischer Entfaltung, dasz die Nutznieszer starrer, lebensfeindlicher Doktrinen und Dogmen nicht kampflos das von ihnen so lange beherrschte Feld ra%umen wollen. Es entspricht nur der geschichtlichen Erfahrung, dasz sie umso bo%sartiger und tu%ckischer werden, je rascher sie ihre Felle davonschwimmen sehen. Die wu%tende Derfolgung jeder jelbstbewuszten nationalen kraft in unserem politisch entmannten, durch einen Scheinwohlstand lange im Zustand der Derblo%dung gehaltenen deutjchen Dolkes scitens der Derwnlter unseres --- und gleichzeitig des gesamten europa%ischen --- politischen Eends ist nur ein Beweis dafu%r, wie schwach sich diese --- "Herrschaften" innerlich fu%hlen. Doch sind sie deshalb nicht minder gefa%hrlich, denn ehe sie endgu%ltig abtreten, werden sie uns gewisz noch manches zum Auflo%sen geben. Dessen sollen wir jetzt, wenn wieder einmal zur Sommersonnwende das Symbol des sich ewig erneuernden Lichtes im Scho%pfungsall die Hoffnung auf den Endsieg des Guten beflu%geit, eingedenk bleiben. Nicht den Ma%chren des Untergangs in die Ha%nde arbeiten, sich nicht von ihnen provozieren lassen! Im Geistigen ist die Entscheidung fu%r das bessere organisch-biologische Weltbild gegen die mechanistisch-materialistische Gleich- macherei bereits gefallen. Der zwangsla%ufige Nachvollzug in der a%uszeren Wirklichkeit kann nicht ausbleiben. Sto%ren wir diese Entwicklung nicht durch dumme Doreiligkeiten und vertrauen wir auf das Heil im Geiste. "Wem die Stunde schla%gt"? Es ist der Ungeist von 1945. cheulappen wenn es nach dem Millen des Anklo%gers geht, wurden zwei Gutachter geho%rt. Don der 1. Groszen Strafkammer (Staatsschutzkammer) wurde Frau Dr. Ino Arndt vom "Institut fu%r Zeitgeschichte" bestellt, die auch sonst schon ho%ufig Gutachten in sogenannten kZ- Prozessen abgab. Auf Dorhalt des vom Angeklagten, dem Derleger klaus Huscher, bestellten Gutachters, des bekannten Pubiizisten Dipl.-Pol. Udo Walendy, erkla%rte Frau Dr. Arndt, dasz sie grundsa%tzlich keine Bu%cher lo%se, die irgendwie vermuten lieszen, dasz ihr Inhalt Deutschland und das deutsche Dolk von den alliierten Dorwu%rfen der kriegs- verbrechen, der kriegsgreuel und dergleichen entlasten ko%nnten. Diese "Gutachterin", deren vorgefaszte Privatmeinung fu%r unabha%ngige deutschc Gerichte schon mehrfach als "Rechtsgrundlage" zur Derurteilung bundesdeutscher Staatsbu%rger hinreichte, die sich fiir die deutsche Ehre und fu%r die Befreiun9 Deutschlands von den ihm angelasteten Makein bemu%hen, spricht als staatliche Angestellte im Namen einer staatlichen Einrichtung ohne Scheu aus, dasz sie Gegenbeweise gegen ihre Behauptungen nicht zur kenntnis na%hme und auch nicht gewillt sei, in Hinkunft zur kenntnis zu nehmen. In demselben Prozesz erkla%rte ein Schuifreund eines bekannten Zeitungsverlegers, dasz er diesen gefragt habe, warum er in seinem Blatt so oft gegen die deutschen Interessen handle. Der Zeitungsverleger antwortete: -Das muszt du verstehen. Ich habe im Herbst 1945 die konzession zur Publizistik nur gegen meine Derpfiichtung erhalten, niemais fu%r deutsche Belange einzutreten. Diese beiden Beispiele sind Paradefo%lle sowohl fu%r die Borniertheit als aurh fu%r die Charakterschwa%che jener Erfu%ilungsgehilfen der alliierten "Umerziehung", die es als ihr Gescha%ft betrachten, die von ihnen angeblich so verabscheute -Do%lkerverhetzung" bis ans Ende der Tage fortzusetzen. Gegen Deutschland natu%rlich! So abscheuiich die Beispiele immer sind, wir wollen uns trotzdem vor einer Der- allgemeinerung hu%ten. Durchaus nicht alle Leute, die heute noch immer das nachplappern, was im kriege von der feindlichen Lugenpropaganda aufgetischt wurde, waren und sind von Haus aus Deutschland bo%s gesinnt. Durchaus niMt alle sind von einem derart infernalischen Hasz gegen alles Deutsche erfullt, dasz sie absichtlich, wie die "Gutachterin" Dr. Arndt, keinen entlastenden Gegenbeweis zur kenntnis nehmen. Nein, wir wagen die Behauptung, dasz die allermeisten von ihnen scgar gutgla%ubig und nur zu unwissend und zu denkfaul sind, um sich von den ihnen jahrzehntelang eingebla%uten Derteufelungs- klischees zu trennen, um sich die Mu%he zu machen, auch die andere Seite zu ho%ren, sogar wenn sich auf dieser angesehene Historiker aus ehemaligen Feindla%ndern befinden. Was aber heiszt das wirklich? Es beweist doch schlagend, dasz es mit der sogenannten "Transparenz", die man der demokratischen Gesellschaftsordnung nachru%hmt, nicht weit her sein kann, wenn eine durch die Massenmedien, die Presse, die staatliche Derwaltung und sogar die Rechtsprechung ausgeu%bte Meinungsdiktatur der intolerantesten Sub- jektivita%t, der perfektesten Ignoranz Dorschub leistet. Wenn in einer Zeit, die sich auf "weltweite kommunikaticn" so viel zugutetut, schier undurchdringbare Mauern aufge- richtet werden, die ein besseres Derstehenlernen gegenteiliger weltanschaulicher, geschicht- licher, politischer Meinungen unmo%glich machen. Wenn die Tabus sta%rker sind als der natu%rliche Wissensdrang, als das Recht zu einer wirklich objektiven Wahrheitsfindung und Meinungsbildung! Die Frage der deutschen kriegsschuld --- die lo%ngst keine Frage mehr ist, seit sie weltweite gru%ndliche Zeitgeschichtsforschung u%berall, auszer sust in Deutschland, la%ngst negativ beantwortet hat --- ist nur e i n, allerdings der krasseste Fall der durch still- schweigendes Hinnehmen zementierten o%ffentlichen Derlogenheit. Mit Abstand spielen viele weitere zu verpflichtenden Glaubenssa%tzen erhobene Dorurteile, Paradigmen, Illusianen und Utopien eine a%hnliche Rolle. Bis hinein in den allerprioatesten Bereich der Familie, der individuellen Lebensgestaltung, der perso%nlichen Freiheitsspho%re. Denn die Scheuklappenpraris ist ja so bequem. Man braucht nur einfach nicht hinzusehen auf das, was einem der Nachbar schwarz auf weisz zeigt, nicht hinzuho%ren auf das, was er sagt. Dann weisz man sich im Schutz der sogenannten o%ffentlichen Meinung sicher, bleibt unbehelligt von Gewissensskrupein und sonstigen Anfechtungen. Hat, und wie angenehm ist das doch!, seine .,Ruh". Aber was ist nun diese "o%ffentliche Meinung" wirklich? Doch nur das einer Hand- voll Meinungsdiktatoren millionenfach gedankenlos Nachgeplapperte, das u%belriechende Produkt einer Herde in die Zo%une der Dorurteile zusammengepferchter Wiederka%uer. Das klassische "Srat pro rarione voluntas", in freies Deutsch u%bersetzt: Selbstgefa%lligkeit statt Dernunftgebrauch. Es wa%re der Untersuchung wert, ob eine derartige amtlich erzeugte und gefo%rderte Massenindolenz, eine nationale --- und u%bernationale --- geistige Lethargie solchen Aus- maszes wirklich zum Na%hrboden der angestrebten menschlichen Ho%herentwicklung werden kann. Wir fu%rchten sehr, dasz die Geschichte selbst eines fu%r die Nutznieszer bo%sen Tages den Gegenbeweis mit einer Heftigkeit erbringen wird, von deren Folgen sich die Der- dummer und die Derdummten von heute noch gar keine Dorstellung machen ko%nnen. Wir fu%rchten, dasz unsere Mahnung zur U%berwindung der geistigen Ghetto-Grenzen wie bisher hochmu%tig u%berho%rt werden wird. Doch wollen wenigstens wir selbst uns von dieser Scheuklappen-Praris freihalten. Sie ist eines richtig verstandenen Dolkstums- begriffs unwu%rdig. Walther Merendorff: Fortschrittsglaube und Traditionsbewusztsein Fu%r den so oft wie bitter beklagten "Derlusi der Mitte" ist kennzeichnend, dasz eine Reihe an sich durchaus miteinander vertra%glicher Denk- oder Derhaltensweisen nur im schroffen Gegensatz des "Entweder --- Oder" statt im harmonischen "Sowohl als Auch" gesehen und verstanden werden. Das gilt insbesondere fu%r jenen wirklichkeitsblinden Fortschrittsglauben, der sich in einer grundsa%tzlichen Geringscha%tzung oder gar Derleugnung aller bisherigen Wertvorstellungen gefa%lIt und sich von der Zukunft im gesellschaftlichen Bereich, auf dem Gebiete der kunst, der Wissenschaft, der Technik und natu%rlich auch der Politik eine Art menschlichen Idealzustand erhofft, wie umgekehrt fu%r einen enq- stirnigen konservatismus, der nur im Gestern verharrt und jeder Weiterentwicklung mit o%uszerstem Misztrauen, ja unverhohlener Ablehnung begegnet. Uns volkstreuen, traditionsbewuszten deutschen Menschen, die nicht gewillt sind, das grosze geisiige und gefu%hlhafte Erbe der Dorfahren einfach aufzugeben und den neuen Weltbeglu%ckungslehren zuliebe auf unsere eigene Lebensart, auf unsere Liebe zu Dolk, Heimat und Daterland, auf unseren Stolz auf unsere deutsche Geschichte und auf die kraftquellen zu verzichten, aus denen diese im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu und immer wieder gleich lebenstra%chtig gestaltet worden ist, pflegt man gerne "Ru%ckschrittlichkeit" vorzuwerfen. Doch das ist ein meist bo%swillig verbreiteter Unsinn. kein Mensch unserer Gesinnung, der ernst genommen werden wili, wird sich die Wiederherstellung der politischen Landkarte Europas aus der Zeit der Zerrissenheit unseres kontinents in dynastische und mehr oder minder kleinstaatliche Gebilde wu%nschen. keiner auf irgendeines der Zivilisationsgu%ter verzichten wollen, die vor allem im Zuge der technischen Entwicklung und damit zwangsla%ufig verbunden der U%berwindung unnatu%r- licher gesellschaftlicher Gegensa%tze und Ungereimtheiten der einzeinen Perso%nlichkeit zu freier, selbstbewuszter Entfaltung verhelfen. keiner das bessere gegenseitige Derstehen der Do%lker untereinander nicht lebhaft begru%szen. Wir verkennen die keime fu%r eine hoffnungsvolie Saat der Zukunft, die die Gegenwart ausgestreut hat, durchaus nicht. Aber wir sehen auch das viele Unkraut, das sich in die Saat eingenistet hat. Der Wahn, alles und jedes um jeden Preis anders machen zu wolien, als es bisher war, geho%rt zum giftigsten dieses Unkrauts. Die besonders uns Deutschen eingeimpfte Dorstellung, dasz alles Bisherige schlecht gewesen und das sogenannte "Gute" nur vom Neuen zu erwarten sei, erzeugt Trugbilder, die unweigerlich eine katastrophe heraufbeschwo%ren mu%ssen. Hier richtigstellend, ausgleichend, wert- und formbewahrend zu wirken, die Tradition nicht gegen den "Fortschritt" auszuspielen, sondern diesen ihr sinnvoll einzuordnen, das ist die eigentliche volkstreue deutsche Aufgabe. An Beispielen verdeutlicht: Staatsgrenzen von anno dazumal mit kriegerischer Gewalt wiederherstellen zu wollen, wa%re tru%gerische Illusion. Der Dersuch ihrer Derwirk- lichung bedeutete volklichen Selbstmord, letzten Endes europa%ischen Selbstmord. Aber die Beseitigung der verschiedenen ka%fige verlangen, in denen ein und dasseibe Dolk durch die Willku%r der siegreichen Weltdompteure eingesperrt rst, die auch staatliche Wiederhersiellung der organisch gewachsenen deutschen Dolkseinheit mit der leiden- schaftlichen Stimme der Wahrheit und der Gerechtigkeit tagta%glich neu fordern und mit der scharfen Maffe des so vielberufenen Menschenrechtes durchsetzen, das ist sittliche Pflicht, der sich gerade der "Fortschritt" nicht entschlagen darf. --- Ganz auf neu entdeckte Energiequellen zu verzichten, auch wenn ihre Ausnu%tzung mit noch so groszen Gefahren verbunden ist, wird wohl angesichts der wachsenden Bedeutung selbstversta%ndlich ge- wordener wirtschaftlicher Bedu%rfnisse nicht angehen. Aber fu%r eine zweckentsprechende, menschliche Rangordnung sorgen, nach der die kernspaltung keinen ho%heren Stellenwert besitzen darf als die Erhaltung des Erbgutes, das musz wohl eine jedermann ein- leuchtende Forderung sein. --- Gewissenloser Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft wo immer auf Erden gesetziiche Riegel vorschieben, dem Schwachen und Benachteiligten dieselben Aufstiegsmo%glichkeiten bieten wie dem Bevorzugten und Bevorrechteten, wer wollte sich zu diesem scho%nen Humanita%tsideal nicht bekennen? Aber das Postulat nun ins Gegenteil verzerren und umgekehrt die Leistungsfa%higen und Leistungsstarken zu- gunsten einer schima%rischen, von der Natur selbsi nicht gewollten "Gleichheit" benach- teiligen, die bessere Qualita%t noch --- steuerlich, sozial, politisch und auf hunderterlei andere Art --- "besirafen", das fordert doch den entschiedensten Widerspruch heraus. kurzum: Die Polarita%t zraischen Fortschrittsglauben und Traditionsbewusztsein ist gar nicht so grosz und unu%berwindlich, wie dies weltanschaulicher und parteipolitischer Fanatismus vorgibt. Ungeheuer grosz ist nur die Schwierigkeit, den beiden gegnerischen Lagern dies begreiflich zu machen. Denn die Nutznieszer des Miszverfta%ndnisses und der Entzweiung sind allma%chtig. So allmo%chtig, dasz man schon in perso%nliche Gefahr gera%t, wenn man sie nur beim Namen nennt. Doch das wird uns die leider so gefa%hrdete, durch Tradition gegebene und vom Fortschrittswillen beseelte grasze deutsche Dolkseinheit als die Schlu%sselfrage unseres ganzen Denkens und Fu%hlens in Dergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erkennen, vor feindlichem Unverstand nicht kapitulieren lassen. Ganz gewisz nicht vor jenen Ma%chten und kra%ften, die der Tradition so feindlich sind, weil sie selbsi keine besitzen. Zuru%ck zur Freiheit Die Jungen sind alt geworden. So lautet zumindest die Lesart, so beten es die neu heranwachsenden Jungen nach. In diesen Tagen und Wochen, in denen sich die Ho%rsa%le der Universito%ten wieder fu%llen, das neue Studienjahr wiederum neue An- forderungen stellt, ist der eingangs zitierte Ruf gleich einer klage recht deutlich zu ho%ren: Wo sind die ,.Errungenschaften" der Studentenrevolution des Jahres 1968 --- immerhin ist ein ganzes Jahrzehnt vergangen ---, wo die groszen Reden, der vermeintliche Schwung und die Ideologie?. Die Universita%ten haben dem ersten Ansturm der marristischen Umstu%rzler stand- gehalten, vielleicht solite man sagen: noch standgehalten. Es soll hier nicht untersucht werden, inwieweit die sogenannte Studentenrevolution 1968 nur von einer ganz geringen Gruppe von Berufsrevoluzzern getragen wurde --- das ist heute bereits erwiesen ---, inwieweit diese Studenten zur Derunsicherung einer ganzen Generation beigetragen oder den No%hrboden fu%r Terrorismus und Anarchismus gelegt haben. Es musz vielmehr vermerkt werden, dasz die damaiigen Wichtigtuer entweder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden oder selbst ins "Establishment" sder von ihnen gewa%hlte Ausdruck, mit dem sie die bu%rgerliche Welt verunglimpfen wollten) abgewandert sind. Das Schicksal der damaligen Politstudenten zeigt wohl am deutlichsten, dasz diese Ho%rsaalredner wohl nie richtig jung waren, dasz ihnen wohi nur alte und veraltete Parolen zur Derfu%gung standen, dasz sie von keinem dauerhaften Geist beseelt waren und nun vergessen sind. Eine Standortbestimmung unserer Universita%ten ist nach einem Jahrzehnt der Erperimente und der nicht minder fahrla%ssigen Bildungspolitik durchaus nicht leicht zu stellen. Mit u%bermo%szig aufgebla%hten Hochschulen und Fakulta%tsteilungen auf der einen und neuen Hochschulgesetzen auf der anderen Seite sollte das alte Humboldtsche Universita%tsbild durch die neue "Studentenfabrik" ersetzt werden. Dasz hier eine Fehl- entwicklung eingesetzt hatte, zeigte sich am deutlichsten an der Gegnerschaft der Professoren, die gegen die neuen Universita%tsgesetze Sturm liefen. Auch der u%berwiegende Teil der Studenten setzt sich gegen die Derschulung der Hohen Schulen allma%hlich zur Wehr. Ein Unterricht im Lollegesystem lo%szt nach der Wahl der Studienrichtung kaum eine freie Entscheidung im Studienfortlauf zu. So wie im gesamten ideellen Biid der Freiheitsbegriff nicht mehr gefragt ist, so wird die Freiheit auf den Universita%ten langsam zuru%ckg edra%ng t. Freiheit! Das ist wohl der deutlichste und umfassendste Aufruf, der an unsere Studenten ergehen musz. Der Gedanke der Freiheit, der die deutsche Romantik und die Einigung gegen Napoleon bestimmt hatte, der dem Revolutionsjahr 1948 zugrunde gelegt war und in diesem Jahrhundert immer raieder aufflackerte, dieser Gedanke musz auch auf den Universita%ten gegenwa%rtig sein. Wenn die studierende Jugend die Freiheit nicht kennt, dann ist es um sie schlecht bestellt. Und dasz bei der lzerufsaus- bildung a%hnliche Pla%ne vorliegen, zeigen schon die Forderungen der marristischen Seite, in denen die Einfu%hrung von zentralen Lehrwerksta%tten anstelle der bisher u%blichen Meisterlehre verlangt wird. Der Student, dem die Derschulung der Hochschulen als Erfolg verkauft wird, musz sich gegen die Reglementierung an den Universita%ten zur Wehr setzen. Er musz erkennen, dasz die starre Einteilung in "Pflichtvorlesung", "Pflichtu%bung und -seminar" ihn seiner eigenen Bildungsentwicklung beraubt, ihn zum unmu%ndigen Staatsbu%rger erzieht, der nur das lernen darf, was ihm vorgesetzt wird. Dasz die Entwicklung zur Massen- universita%t dem einzelnen schadet, haben die vergangenen Jahre deutlich gezeigt. Der Hochschu%ler musz sich am Semesterbeginn in Wartelisten eintragen, um u%berhaupt eine Seminarkarte oder einen Laborplatz zu erhalten. Fu%r ihn wird es zum Erfoiq, wenn er u%berhaupt zur Pflichtu%bung zugelassen wird, alles andere --- Inhalt der U%bung und vortragender Professor --- werden zur Nebensache. Und dasz im Massenbetrieb die indivi- duelle Freiheit, jawohl, auch die Studienfreiheit, verloren geht, wird meist nicht bemerkt. Fru%her hat man die Absolventen der Hochschulen als Elite des Dolkes bezeichnet. Eine derartige Auszeichnung ist heute anachronistisch. Der uniformierte gleichgeschaltete Student und der arbeitslose Akademiker sind keine Dorbilder mehr. Nur allzusehr wird deutlich, dasz unser Land heute keine breite Schichte besitzt, zu der sich mit Berechtigung aufblicken la%szt. Unser Dolk ist somit fu%hrerlos geworden. Wenn schon nicht ein ganzer Stand beispielqebend wirkt, so lassen sich dennoch immer wieder Einzelpersonen als Dorbilder anfu%hren: Personen, denen das Studium mehr als das blosze Erlernen aus Skripten bedeutet, denen Standesprobleme und Auf- gaben der gesamten Studentenschaft zu den eigenen Anliegen werden, die sich nicht zu Fachidioten ausbilden lassen, sandern das Studium als Teil ihres Lebens begreifen. Diese Menschen werden auch fu%r ihre Gemeinschaft und fu%r ihr Dolk wirken. Die Politstudenten des Jahres 1968 haben diese Funktion nicht erfu%llt. U%ber sie ist gema%sz dem normalen Ablauf des Lebens der Mantel des Dergessens gefallen. Die Welt geho%rt schlieszlich immer noch den Jungen, denen Freiheit ein Begriff ist, die ihr Studium in die Umwelt, in den Dienst des Daterlandes stellen. Wer alt geworden ist, nun, der soll alt bleiben. Wer sich aber noch jung fu%hlt, den Geist seines ersten Semesters, seines ersten Schrittes ins Berufsleben in sich verspu%rt, dem geho%rt wahrlich die Zukunft. Mit den Toten leben... Gleich von Art wie Laubes Geschlecht sind Menschen Geschlechter. Einiges Laub verschu%ttet der Wind am Boden, und andres gru%net herauf im Wald, wenn Fru%hlings Tage gekommen. Also der Menschen Geschlecht: eins gru%nt und eines verwelket. (Homer, Ilias VI, 146 ff., u%bertragen von R. A. Schro%der) Unsere Zeit hat ein gesto%rtes Derha%ltnis zum Tod und zu den Toten. kein Wunder, da auch unsere Beziehung zum natu%rlichen Sinn des Lebens aufs ho%chste gesto%rt ist. Wer werdendes Leben gering achtet, wird der Majesta%t des Todes auch nur mit Achsel- zucken begegnen. Die Geburten vollziehen sich, schon aus Gru%nden der Hygiene, aber auch wegen des Mangels an freipraktizierenden Hebammen in den kliniken. Die Schwer- kranken und Sterbenden, die fru%her in den Ha%usern und den groszen Familien, aber auch von den Nachbarn betreut wurden, werden in die krankenha%user und die dortigen trostlosen Sterbekabinen abgeschoben. So hat die Familie, so haben die jungen Leute, ja die kinder der Familien dieses so ganz Menschliche des Memento mori, des groszen kommens und Gehens, nicht mehr vor Augen. Man lernt nicht mehr helfen und pflegen in den Familien. Die Sa%rge o%ffnen sich fast grundsa%tzlich nicht mehr bei der Aufbahrung. So sieht man das Antlitz des Todes nur mehr bei gra%szlichen Derkehrsunfa%llen und bei Morden oder Selbsimorden, und dies noch fu%rchterlicher! Ein Stu%ck Packpapier, das ist dann alles, was die letzten Dinge dem neugierigen, sensationslu%sternen Blick entzieht. Nur einmal im Jahr, zu den Totentagen am Anfang des November, geht man hinaus auf die Friedho%fe. Sie liegen ja auch la%ngsl nicht mehr mit der kirche im Mittelpunkt der Siedlung und der Gemeinschaft. So vernu%nftig und so hygienisch richtig diese Masz- nahme der Josephinischen Zeit war: hier begann bereits das Abdra%ngen in die Auszen- bereiche. Der Weg zu den Toten war nun nicht mehr Gepflogenheit des Alltags oder wenigstens des sonnta%glichen kirchgangs, sondern eine anlaszgebundene U%bung bei Todes- fa%llen oder zu Allerheiligen und Allerseelen. Und auch da bieiben die kinder oft zu Hause. "Sie haben den oder die Toten kaum gekannt und sie ko%nnten sich im November- wind erka%lten." Woher soli da das Leben wenigstens mit den Dahingeschiedenen der engeren Familie kommen? Auch dazu ist Erziehung und Pieta%t no%tig! Leben mit den Toten? Das ist doch ein Widerspruch in sich, mo%chten vieie kinder der Moderne meinen. Und dennoch sollte es ein solches bewusztes Mit-den-Toten-Leben in der groszen und kleinen Offentlichkeit geben. Es wa%re wohl besser um uns alle bestellt, wenn wir die Derantwortung nicht allein aus uns Lebenden heraus tru%gen, sondern in der Bewusztheit unserer Dorfahren in der Familie und im Dolke. Wenn heute jemand verstorben ist, spricht man sein "Beileid" aus, ia%szt allenfalls noch einen kranz mit Schleife und der altmodischen Phrase "Letzte Gru%sze" vor den katafalk legen. Dann geht man den traurigen Gesichtern der Na%chstbetroffenen eine Zeitlang mo%glichst aus dem Wege. Trifft man sie spa%ter, dann sind diese Toten meist das grosze Schweigen aller Beteiligten geworden. ,.Das Leben geht weiter!" Natu%rlich tut es dies, aber es ginge wertvoller weiter, wenn man immer wieder von den Toten ein wenig spra%che und sie einbezo%ge in seine Beurteiiung dieses Weitergehens im Leben und in der Familie. Man mo%ge an den Ahnenkult im Fernen Osten denken, wenn man danach fragt, was uns fehlt. Wir sollen die Bilder der Dorfahren nicht nur in verstaubten Alben behu%ten, sondern sie ein wenig im Herzen tragen, auch wenn es nur einfache, sozusagen geschichtslose Leute waren. Wir wa%ren nicht so, wie wir sind, ohne deren So --- und nicht anders --- Gewesensein! Auch bei uns gab es einmal eine Ahnenforschung, die nicht nur dem Sammeln von reinen Daten des Werdens, Sich-Dermehrens und Absterbens gewidmet war. Man hat Urkunden dieser Lebenswege gesammelt und war stolz auf alles, was man u%ber seine Sippe wuszte. Mag sein, dasz die Suche nach der "arischen Groszmutter" manche vergra%mt oder auch nur bela%stigt hat: den meisten wurde eine wertvolle Anregung geboten, den Alltag zu verlassen und nachzuforschen u%ber die Dergangenheit der Familie weit jenseits dessen, was an Greifbarem auf den Grabsteinen sieht. Es gibt diese Familienforschung gewisz noch heute, doch die Zahl der ihr mit Leidenschaft Ergebenen ist leider geringer als vor 1933---1945- Diele haben auch die Frage nach der familienma%szigen Herkunft "abgebaut" weil sie sich als Ende einer langen, imagina%ren Reihe ansehen und nicht mehr, wie es einem gesunden Lebenssinn entspricht, als Mitte auf dem Wege von den Ahnen zu den Enkeln. Heute kann man Nachkommenschaft mehr denn je planen, wo man in fru%heren Ge- schlechtern das einer Ehe Gegebene als Gnade oder wenigstens als Schicksal hinnahm. Heute, nach zwei groszen nationalen Niederga%ngen und Elitenverlusten, glaubt man angesichts der modernen und unheimlichen Technokratie nicht mehr recht an Zukunft und an ein Weiterbestehen, man "glaubt" vor allem an das bequemere Leben in der Gegen- wart und setzt damit die eigene Zukunft wie die des Dolkes aufs Spiel. Siegen werden dann jene kra%fte, die gesu%nder auf dieser Erde stehen und die sich noch von Gemein- schaftsverpflichtungen leiten lassen. Wir sollten bei all unserem Tun geistig auch jene fragen, die nicht mehr mu%ndlich antworten ko%nnen. Nich weil sie besser als wir in der Lage wa%ren, die Moderne zu beurteilen, sondern weil sie bereits jenseits von Gut und Bo%se stehen. Es gibt bei der Derku%mmerung unseres Seelenlebens fast keine spirituellen Wege mehr, die das Tor zu den Toten o%ffnen und Derbindung bringen. So wie es u%bersinnliche szra%fte im Sinne des PSI oft u%ber grosze Strecken hinweg gibt, so ga%be es auch u%bersinnliche kro%fte zu den Ra%umen hinter uns. In manchen Fa%llen mag der Tod als Izefreier auch fu%r die Nachkommen erschienen sein und man froh gewesen sein des Wortes "Im Grab ist Ruh", in den meisten Failen aber spra%che nichts gegen eine Denk- und Handelnsverbindung mit den Derstorbenen. Im Gegenteil! Wir sollten o%fter als nur zu den Totentagen auf die Friedho%fe gehen. Auf eigene und fremdei Und uns ebenso bewuszt werden unserer Derga%nglichkeit wie auch dessen, was wir als Lebende auch an Derantwortung vor den Toten in uns tragen. Das Dolk und die Nation sind die Summe all derer, die sie in harten ka%mpfen gebildet haben in der Dergangenheit, in der Gegenwart --- und hoffent- lich auch in der Zukunft. Mit ganzer Tatkraft "Reine Angst, die Lichter gehen trotzdem nicht aus" Mit diesem kernsatz gingen die kernkraftgegner in den wohl eigentu%mlichslen Wahlkampf der Zweiten Republik Osterreich. Der fu%r Wirtschaft und Politiker u%berraschende Ausgang der Abstimmung, die Ablehnung des "Atomsiroms", sowie die Tage und Wochen danach haben es gezeigt: Strom ist weiterhin vorhanden, fu%r E-Herd, Bu%geleisen, Fernsehgera%t . . . keine Angst, auch zu Weihnachten werden die Lichter nicht verlo%schen, im Gegenteil, sie werden vielleicht heller und leuchtender strahlen. Bedeutet nicht Weihnacht stets so etwas wie Besinnung, Gelegenheit zum U%berschauen, zur Einkehr? kann nicht die Weihnacht 1978 die Besinnung auf jene Werte bringen, die nicht dem Menschen allein, die vielmehr der ganzen Menschheit eigen sind? Die erste Dolksabstimmung u%ber die kernenergie bietet diese Gelegenheit zum Nachdenken und sollte zur Erkenntnis fu%hren, dasz der Wirtschaft doch Grenzen gesetzt sind, dasz sich das Wachstum ad absurdum fu%hren musz, na%mlich spa%testens dann, wenn sich die Erde "in sich" erscho%pft, einschliesz- lich der Rohsioffe und Energiereserven, wenn wir darauf gekommen sind, dasz wir nur eine einzige Erde haben, die noch dazu der Jugend, den Nachkommen, der gesamten Menschheit erhalten werden musz. Die Abstimmung, die unter dem Stichwort "Atomwahl" in die Geschichte, und nicht nur in die regionale o%sierreichische Politik, eingegangen ist, hat mehr als nur die sirikte Abiehnung von 50,4% der gu%ltigen Stimmen gebracht. Dieser Entscheid hat gonz deutlich die Ablehnung jedes unkontrollierten Wachstums, der augenblicklichen Bedarf- befriedigung und der Derschwendung gezeigt. Das knappe Ergebnis mag den Beobachter auf den ersten Blick nicht ganz befriedigen, doch mu%ssen ganz kurz einige grundsa%tzliche Gegebenheiten des "Wahlkampfes" angemerkt werden: da galt es plo%tzlich zu ent- scheiden, was den Politikern, ja selbst den Missenschaftlern gro%szte Uneinigkeit bereitete; mehr denn je wurde eine kluft zwischen Jung und Alt, zwischen Idealismus und Materialismus deutlich; auszerdem sollte nachdru%ckiich auf die Haltung der kommuni- stischen Partei O%sterreichs hingewiesen werden, die knapp vor der Abstimmung am 5. November ein "bedingtes Ja" als Parole ausgab; und zuletzt muszte diesem Entscheid eine weiterreichende, europa%ische Bedeutung zugemessen werden: die Reaktionen nach der Abstimmung besta%tigten dies. Wer den Wahlkampf in der Wiener Innenstadt, vor dem Grazer Hauptbahnhof, aber auch in den kleineren Sta%dten und Ma%rkten unseres Landes beobachtet hat, der war tatsa%chlich vom Einsatz der Jugend sehr u%berrascht. Da gab es keine Dorherrschaft ertremer Gruppen, die noch vor eyinem Jahr sichtbaren "linken Zellen" verschwanden in der Dersenkung, u%berrollt von der breiten Front der neuen Generation. Hier gab es ein Erwachen aus dem ta%glichen Trott, aus U%berfu%tterung und konsumzwang. Die politischen Parteien wurden einfach beiseite geschoben, weil sich die Jugend endlich fu%r etwas begeistern konnte. Mehr denn je wurde ersichtlich, dasz junge Menschen Ideale beno%tigen, dasz sie nicht mit ein oder zwei Spitzensportlern oder einem kommerzmusiker auskommen, dasz sie sich selbst beta%tigen mu%ssen. Der Einsatz fu%r ein "reines", fu%r ein natu%rliches Leben, das auch Einschra%nkungen kennt, lohnte sich plo%tzlich. Wer trug von den Jungen nicht in diesen Tagen das leuchtend geibe Abzeichen "Atomstrom, nein danke!"? Der neue, plo%tzliche Aufbruch gibt Hoffnung. Wenn auch die Zettelverteiler und Plakatierer --- die freilich ohne jedes Entgelt unterwegs waren ---, wenn die eben noch begeisterte Jugend in die Ho%rsa%le der Universita%ten oder an die Drehba%nke des beruf- lichen Alltags zuru%ckkehrt, so hat sie doch eine neue Lebensanschauung mitgenommen; jene Einstellung, die sie seibst Wochen und Monate hindurch in zahlreichen Streit- gespra%chen vertreten muszte. Dennoch sollte dieser Schwung nicht eingebremst werden. wie dies zur Zeit vorrangiges Ziel der politischen Parteien ist. Der Einsatz fu%r die Lebensform unserer Gemeinschaft, fu%r Heimat und Dolk musz ein sta%ndiger Auftrag sein. Das Jahresende 1978 steht im Zeichen der grundsa%tzlichen Ablehnunq der Atom- kraft und des Aufbruchs der Jugend. Wenn unsere Gemeinschaft --- die O%sterreichische Landsmannschaft --- in diesem Jahr den Heimgang unseres Dr. Fritz Stu%ber betrauert, so sehen wir die Entwicklung doch im Geiste Stu%bers, hat doch der Derstorbene stets der Jugend den Dorrang gegeben, in Wort und Schrift ein Dorbild gesetzt. Noch im "Eckartboten" des Juni schrieb Stu%ber: ,.Das versprochene unbegrenzte Wachstum der Wirtschaft ... widerspricht den harten Tatsachen der Wirklichkeit genauso wie der optimistische Glaube an uferlosen Fortschritt den biologischen Gegebenheiten." Stu%bers Worte wurden wenige Wochen nach seinem Ableben von tausenden Jugendlichen sinn- gema%sz verwendet. Das ewig Gu%ltige kam zum Durchbruch. Mit Mort und Stimmzettel allein ist es freilich nidlt getan. Jeder einzelne musz mit gutem Beispiel vorangehen, musz Derschwendung hintanstellen, sich der Gemeinschaft unterordnen. Jeder einzelne musz zum Wohle des ganzen Dolkes wirken. Die Abstim- mungsform u%ber die ku%nftige Energie darf keine "Eintagsfliege" sein. Energie wird in u%bertragenem Sinne auch fu%r .,Tatkraft" verwendet. Dieses Wort ist aber zugleich eine Einstellung, fasi schon ein Programm: Mit ganzer Tatkraft in das ku%nftige Leben. Fehlurteile Dor kurzem machte eine ru%hrselige Geschichte die Runde: Stalins Lieblingstochter Swetlana Singh, hiesz es, habe die Sowjetunion verlassen und die Dereinigten Staaten von Amerika um politisches Asyl ersucht. Tler amerikanische Pra%sident Johnson habe jedoch perso%nlich fu%r die Ablehnung dieses Ansuchens gesorgt, damit das derzeit zwischen Moskau und Washington herrschende "politische Tauwetter" nicht durch einen Akt, den die Sowjets mo%glicherweise ais Unfreundlichkeit empfinden ko%nnten, gesto%rt werde. Die Geschichte fiel zeitlich genau mit dem Tag zusammen, an dem sich zum fu%nfzigsten Male die Abdankung des Zaren Nikolaus II. ja%hrte, der kurze Zeit spa%ter samt seiner Familie von den Sowjets auf viehische Weise abgeschlachtet worden ist. Und beides, das verweigerte Asyl jener Swetlana und das traurige Jubila%um der russischen kaiser- trago%die, gab den Zeitungen und Rundfunksprechern Gelegenheit zu vielen romantischen Betrachtungen. Uns selbst veranlaszt es, daran zu erinnern, wie kurzlebig doch das Weltgewissen ist und wie rasch es bereit ist, zu vergessen und zu verzeihen, wenn essich nicht gerade um Untaten handelt, die man den Deutschen zur Last legen kann! Im o%sterreichischen Fernsehen konnte man um dieselbe Zeit, Mitte des vergangenen Monates Ma%rz, ein Fernsehspiel "Das Fehlurteil" sehen, in dem herzergreifcnde Worte u%ber das Derbrechen einer Partisanenerschieszung durch deutsche Soldaten im zweiten Weltkrieg zu ho%ren waren. Derartige Derbrechen, hiesz es aus dem Munde jenes Schau- spielers, der den Staatsanwalt darstellte, du%rften nie vergessen und mu%szten, solange noch ein Mitschuldiger am Leben sei, gnadenlos geahndet werden, damit der Menschheit ku%nftig erspart bliebe, was sie einst unter Hitler erleben muszte. Das Spie! war raffiniert gemacht, denn es kamen in den Rollen des Derteidigers und der Angeklagten auch Der- treter einer anderen Ansicht zu Wort, die im 22. Nachkriegsjahr einen endlichen Schlusz strich forderten bzw. auf die Einseitigkeit einer "Weltgerechtigkeit" hinwiesen, die bei deutschen kriegsverbrechen sofort zur Stelle ist, aber zu jenen der Alliierten diskret schweigt. Doch sorgten schon der Autor und die Regie dafu%r, dasz diese Forderungen nicht gleichwertig und dasz sie vor allem, was besonders die von den Tschechen bei der Aus- treibung der Sudetendeutschen begangenen Greueltaten betrifft, von einem mit Absicht unsympathisch wirkenden Angeklagten vorgebracht wurden, so dasz der fingierte Staats- anwa!t leichtes Spiel hatte. Seine pathetischen Feststellungen (gegenu%ber dem Derteidiger), Mord sei Mord auch in kriegszeiten, man du%rfe bei den tschechischen Grausamkeiten nicht die ihnen vorausgegangenen deutschen Barbareien vergessen und keinesfalls ka%nne Unrecht auf der einen Seite durch Unrecht auf der anderen aufgewogen werden, erzielten denn auch schliesz!ich die gewu%nschte Wirkung im "Umerziehungs"-Sinne. Das aus einer Wiener Theaterbu%hne u%bertragene Fernsehspiel "Das Fehlurteil" wa%re fur sich allein kaum ein Anlasz, sich mit ihm so ausfu%hrlich zu bescha%ftigen, wenn es nicht als blosz ein Beispiel von ta%glich hunderten dazu beitru%ge, unter der Scheinvorgabe ho%chster Objektivita%t einen deutschen Schuldkampler zu na%hren und am Leben halten, der angesichts der Unbeku%mmertheit, mit der alle anderen Nationen die dunklen Punkte ihrer Gesehichte vergessen und einander vergeben haben, wahrhaft grotesk wirkt. Dem rujsischen Dolk werden die Blutba%der, durch die es seit der Entthronung und spa%teren Ermordung seines letzten Zaren u%ber die Schreckensjahre der Stalinschen A%ra mit Ochrana und GPU hindurchgewatet ist, keineswegs als "kollektivschuld" ange- rechnet, und nicht einmal der Heilige Dater und die edle britische ko%nigin haben das geringste Bedenken getragen, hohe und ho%chste Dertreter dieses Regimes liebevoll an ihr mitfu%hlendes Herz zu dru%cken. Andererseits ist der Pra%sident der Dereinigten Staaten von Amerika, wie der Fall jener Swetlana zeigte, zartfu%hlend genug, auf die Gefu%hle. von Leuten Ru%cksicht zu nehmen, die ihre politische Eristenz dem gro%szten Massenmo%rder aller Zeiten verdanken. Man nennt das "Realpolitik". "Realpol!tisch" gehandelt ist es, wenn das Land, das a!s Symbol seiner Glaubensgrundsa%tze die u%berdimensionierte Statue der Freiheit vor seinem gro%szten Hafen aufragen la%szt, einem politischen Flu%chtling Asyl verweigert. "Realpolitisch" ist es auch, wenn die beiden Weltgendarmen, die USA und die Sowjetunion, um gemeinsamer eigener Interesjen willen mit einem belustigten Augen- zwinkern u%ber die Schandmauer von Berlin hinwegsehen und sich die Dereinten Nationen durch "Bagatellen" wie die Unterdru%ckung Su%dtirols ihre "Do%lkerfreundschaft" nicht sto%ren lassen. "Realpolitisch" ist es, vom Unrecht des Starken, den man fu%rchten musz, nicht weiter zu reden, sondern sich ausschlieszlich mit dem gemeinsamen Pru%gelknaben zu bescha%ftigen, dessen 0hnmacht nichts befu%rchten la%szt. Nur an wenigen Be!spielen wurde hier die Heuchelei, von der unser ganzes Leben vergiftet ist, aufgezeigt. Der politische Alltag sorgt ta%glich fu%r neuen Anschauungs- unterricht, wie einseitig das beru%chtigte Prinzip "Niemals vergessen!" gehandhabt wird. Wir ko%nnen es gegenwa%rtig nicht a%ndern, aber wir ko%nnen noch rechtzeitig davor warnen, eine grosze Nation wie die deutsche dauernd mit einer Schuld zu belasten, die entweder alle gemeinsam --- oder niemanden trifft. Jede andere Geschichtsdeutung fu%hrt zu Fehlurteilen. Eckartbote Mut zur inneren Stimme Zu keiner Zeit war es fu%r den einzelnen Menschen so schwer, nach der erkennenden Dernunft zu leben wie heute. Denn aus den Massenmedien Presse, Rundfunk und Fernsehen stu%rzt tagta%glich eine Flut von Reizen u%ber ihn hin und deckt sein Denken zu. Wie die Luft, die wir atmen mu%ssen, von Rauchgasen, Benzinda%mpfen, Rusz und Staub verschmutzt und verpestet ist, so ist auch die geistige Atmospha%re, in der wir Zivilisations- mcnschen leben, angefu%llt und u%berschwa%ngert mit Sinneseindru%cken, die unser Erkenntnis- und Urteilsvermo%gen tru%ben, ablenken, verflachen, verfa%lschen, la%hmen und vergiften, Alle diese Nachrichten, Meldungen und Reize haben Tendenz. Sie werden von ihren Herstellern und U%bermittlern mit der Absicht, beim Empfa%nger eine ganz bestimmte Wir-- kung zu erzielen, entsprechend ausgewa%hlt, frisiert, entstellt oder --- erfunden. Wir ko%n- nen heute von keiner Tatsache, keinem Ereignis aus unserer engeren oder weiteren Welt erfahren, die nicht bereits mit einer bestimmten Fa%rbung, mit einem Dor-Urteil, einem kommentar versehen ist, die uns dazu anleiten sollen, so zu denken, wie die "Heraus- geber" es wu%nschen. Es ist unsagbar schwer, sich auch u%ber die naheliegenden Dinge ein eigenes Urteil zu bilden. Denn auch diese werden vom "atmospha%rischen Schmutz" u%ber- deckt und damit der logischen und natu%rlichen Betrachtung entzogen. Die meisten Men- schen resignieren, nehmen sich kaum noch die Mu%he, wenigstens diejenigen Lebens- umsta%nde, von denen sie unmittelbar betroffen werden, zu durchdenken. U%ber die Fragen von Ehe, Familie, Nachkommenschaft, Erziehung, Lebensfu%hrung, Arbeit, Besitz, Gesundheit, Jugend und Alter mu%szte doch jeder Mensch sich seine urperso%n- liche Meinung bilden, denn nur dann ha%tte er die Gewa%hr, dasz sein Leben frei von Unbehagen ist. Das ist nun nicht der Fail. Nicht nur in der Politik wa%hrend eines Wahl- kampfes wird dem Bu%rger eingeredet, was er denken, was er wollen, was er tun soli. Er wird das ganze Jahr u%ber von a!len Seiten "manipuliert": von Parteien, Interessen- gruppen, von "kultur"-Managern, von Erzeugern, Ha%ndlern und immer und u%beraii von verdienden und bezahlten Meinungsmachern. Geistig leben wir in einem Zustand vollkommener Unfreiheit. Die Derschmutzung und Dergiftung der geistigen Lebensatmospha%re, der "geistige La%rm", dem wir ta%giich aus- gesetzt sind, hat auch zur Folge, dasz wir kaum mehr die innere Stimme vernehmen, die Sprache der Instinkte ho%ren, die immer noch die natu%rliche Erga%nzung zur Sprache der Dernunft sein sollte. Auch in den Angelegenheiten des Empfindens, des Fu%hlens, des Geschmackes, des Liebens und des Hassens u%ben die Massenmedien wohlweislichen Zwang auf uns aus. Die Diktaturmethoden des modernen "kuitur"-Betriebes sind typisch fu%r die geistige Diktatur u%berhaupt, unter der wir heute leben. Da werden Bilder oder Skulpturen geschaffen, bei deren Anblick ein gesunder Mensch entweder von Brech- reiz oder von Lachkra%mpfen befallen wird. Die Meinungsmacher des "kultur"-Betriebes aber "bauen" diese Brechmittel zu einem kunstwerk "auf" und verstehen es, dem Publikum einzureden, dasz Brechreiz oder Lachkrampf eine falsche Reaktion sind, die auf Unversta%ndnis, mangelnde Bildung, Dorurtei!e und Banausentum zuru%ckzufu%hren ist. Und viele Leute lassen sich denn auch "manipulieren"- und soweit beeinflussen, dasz sie schlieszlich se!bst an ein kunstwerk glauben, wo man nur pathologischen Dreck sehen mu%szte. Zumindest aber halten sie mit ihrem ehrlichen Urteil zuru%ck aus Angst, als ru%ck- sta%ndig oder kulturfeindlich verschrien zu werden. Dieser Dorgang ist, wie gesagt, typisch fu%r alle Formen und Bereiche der Massenbeeinflussung von heute. Die Unterdruckung und Derfa%lschung der Instinkte, des natu%rlichen Lebens- empfindens, ist die Hauptursache des Unbehagens, unter dem wir alle leiden. Ja, wir sind bereits soweit, dasz wir uns vor der Sprache der Instinkte, vor den Rufen der "inneren Stille" fu%rchten. Denn wu%rden wir auf sie ho%ren, mu%szten wir unser ganzes Leben umkehren. Und darum werfen wir uns der Hetze und der Hast in die Arme. Gibt es keine Lo%sung und Erlo%sung? O ja! Wir mu%szten uns endlich einmal zur Auf- iehnung gegen die geistige Diktatur und zur Ru%ckkehr zum selbsta%ndigen Denken in unserem engeren Lebensbereich bekennen. W!r mu%szten nicht nur den Mut zum eigenen, zum "protestierenden" Denken, sondern auch den Mut zu unseren Instinkten wiedergewinnen. Wenn wir beispielsweise eine zaghafte innere Stimme vernehmen: Es gibt ein Dolk, dem du zugeho%ren sollst; es gibt ein Daterland trotz allem zynischen Lachen; Treue ist doch kein leerer Wahn und die Achtung vor den Da%tern und vor der Geschichte ist Teil deines Seelenheils; Gesinnung und Lharakter sind nicht Trottelei oder Lebensuntu%chtig- keit, wie die Meinungsmacher immer wieder sagen: dann mu%szten wir die zaghafte Stimme u%berlaut werden und sie dem Tagesla%rm entgegenschallen !assen. Nur mit dem Mut zur inneren Stimme, mit dem Mut zu uns selbst, werden wir --- als einzelne schlieszlich zur Gesamtheit findend --- aus dieser verlogenen, verschmutzten, vergifteten und unertra%glich gewordenen Welt herausfinden ko%nnen, in der der Selbst- mord in seinen vielfa%ltigen bewuszten und unbewuszten Formen fast schon zum Lebens- gesetz geworden ist. Die innere Stimme ist immer noch Gottes Stimme. Und in den Zdten der Bedra%ngnis soll man mehr auf Gott, denn auf die Menschen ho%renl Bruno Oestvig Die Nacht das Schicksals Deschchichtsschreiber des Zweiten Weltkrieges sehen in der abgebrochenen deut- schen Offensive des Jahres 1943 vor tzursk und Bjelgorod (Unternehmen Zitadelle) die Wende des gesamten Osifeldzuges, andere in der Winterschlacht vor Moskau 1941 oder im Fall von Stalingrad Ende Ja%nner 1943. Die u%ber- lebenden Soldaten des deutschen Osiheeres werden ru%ckschauend immer mehr zur Erkenntnis kommen, dasz der 22. Juni 1941, als sie in Millionenzahl aus ihren Bereitstellungen zum Feldzug gegen die Sowjetunion aufgebrochen sind, die Schicksalssiunde nicht nur ihres Lebens, sondern wohl auch der deutschen Nation gewesen ist. Der tzrieg nach dem Plan "Barbarossa" war trotz unge- heurer Anfangserfolge und milita%rischer Landgewinne der eigentliche Anfang vom Ende. Die Zeit der kurzen und blitzartigen Feldzu%ge war vorbei. Hier und mit der Einbeziehung der Amerikaner und Japaner in das grosze Weltenringen war der Zweite Weltkrieg so eigentlich ero%ffnet worden. Die grosze Welt jenseits Deutschlands sieht hier nur den gigantisch begonne- nen Angriff auf die gro%szte Landmacht der Erde. Jn Wahrheit war auch dies ein aufgezwungener tzrieg. Was mit dem sowjetisch-deutschen Pakt vom August 1939 als Wende begonnen war, konnte doch nur ein Aufschieben der groszen ideologischen Osiwest-Auseinandersetzung sein. Wohl lieferten die beiden Partner die vereinbarten Wirtschaftsgu%ter mit kriegsma%szig mo%glicher Pu%nktlichkeit, doch Deutschland hatte schon wa%hrend des Wesifeldzuges von 1940 erfahren, wie die Sowjetunion gerade zu dieser Zeit die baltischen Staaten besetzt hat. Don der deutschen O%fsentlichkeit unbemerkt war der sowjetische Partner seither immer dringlicher mit territorialen Forderungen an Deutschland herangetreten. Der Feldzug gegen Jugoslawien und Griechenland war eine durch das Der- sagen der Jtaliener bedingte Derzo%gerung. "Barbarossa" muszte um etwa sechs Wochen spa%ter, zu spa%t, beginnen. Seit dem Wesifeldzug waren Truppen naeh Osten abgezogen worden, um ihn zu sichern. Seit Jahresbeginn 1941 begannen Material- und Munitionsanlieferungen gro%szten Ausmaszes bis zur Demar- kationslinie und es isi heute noch ein unbeschriebenes propagandisiisches Wun- der, wie die Soldaten des Osiheeres seit Monaten sahen, was sich da anbahnte und wie sie dennoch immer wieder auf andere Gedanken und zu anderen Mei- nungen gebracht wurden. An den Tagen wurde geschlafen, in den Na%chten wurde zur Grenze marschiert, wa%hrend die Urlauberzu%ge vom vermeintlichen Osiwall immer noch in Kichtung heimat rollten. Bis dann die Nacht des Schick- sals anbrach und der den Osifeldzug ero%ffnende Tagesbefehl am Abend des 21. Juni 1941 dem Osiheer letzte tzlarheit gab, wa%hrend die heimat es erst in den Morgensiunden am Sonntag, den 22. Juni, erfuhr: seit dem Morgengrauen rollten die Panzer und flogen die zahllosen Bomber, sprangen vor allem die Soldaten der ersien Welle aus ihren Gra%ben und setzte sich der ganze u%brige Apparat der Offensive in Bewegung. Das Trommelfeuer hatte den ersien Schlag getan und die Feldflugpla%tze des Gegners waren noch ohne Derdunklung in den ersten Stunden la%hmend getroffen worden. Jn dieser Nacht aber hat von den Soldaten des deutschen Osiheeres, aber auch denen der verbu%ndeten finnischen und ruma%nischen Derba%nde, keiner ein Auge zugetan. Schon die na%chsien Stunden konnten den Soldatentod oder die Gegenangriffe der Sowjets bringen. Man schrieb seine letzten Briefe und man verkleinerte seine habe auf jene Menge, die man auch als tza%mpfer bei sich tragen konnte, Es war ein Aufbruch zu weiteren groszen milita%rischen Erfolgen, aber auch schon der ersie Schritt in den Niedergang des deutschen tzriegs- glu%ckes. Fu%r Millionen von tapferen Soldaten der allma%hliche Aufbruch in den Soldatentod, denn dieser Feldzug konnte kein Blitzkrieg mehr sein, wenn er auch in den Folgemonaten noch bis vor Moskau und Leningrad, bis Stalingrad, auf die tzrim und in den tzaukasus gefu%hrt hat. Fast vier Jahre spa%ter wurde Deutschland in Berlin und in Schlesien, in Ma%hren und in Niedero%sierreich vor den Sowjets mit letzter tzraft verteidigt. Die U%berlebenden gingen in die Ge- fangenschaft, die heimat traf maszloses Unheil. Die Achse Berlin---Kom war inzwischen endgu%ltig zerbrochen und auch der Zusammenbruch Japans war nur mehr eine Frage der Zeit. An der Elbe und an der Enns trafen die Sowjets mit den Amerikanern zusammen. Seither besieht Deutschlands Teilung und die Umpolung des Weltgeschehens zwischen den Groszma%chten USA und Sowjetunion. tzeiner aber von den u%berlebenden Soldaten jener Schicksalsnacht am Bug und an den anderen Aufbruchspunkten des Kuszlandfeldzuges wird je vergessen ko%nnen, welche Gefu%hle ihn in diesen Stunden bewegt haben. Als ein anderer ist er aus diesem neuen tzriegsgeschehen hervorgegangen und fu%r Millionen von tzameraden war es der Abschied vom Leben auf Katen. Alle Opfer der Folgezeit waren vergebens geb!ieben. Das Unternehmen Barbarossa siand am Beginn. Und vierzig Jahre sind seither in die Welt gegangen, ohne dasz sich eine Wende des weltpolitischen Geschehens von 1945 zum Besseren ergeben ha%tte. Wohl ruhen seither in Mitteleuropa die Waffen, aber die ideologische und wirtschaft- liche Auseinandersetzung 9eht weiter, Welchem Ende entgegen? Unsere Glut verlo%sche nie! Die Sonnenwende liegt eben hinter uns. War es ein Fest der Freude, eine Feier, Sonnwendfeuer wagten, in eine gute, eine lebenswerte Zukunft? 0der sind beim Blick auf ku%nftige Jahre gar du%siere Gedanken angebracht, sind die tzatastrophen- meldungen aus dem Wirtschaftsbereich, die uns ta%glich beschert werden, berechtigt? Der Fru%hling 1981 brachte uns zumindesi eine Ernu%chterung. Wir mu%s- sen mit einem Nullwachstum rechnen, das heiszt, dasz wir uns mit dem der- zeitigen Lebenssiandard zufriedengeben mu%ssen. Gleichzeitig sieigen aber die Staatsausgaben, in O%sierreich, in der Bundesrepublik Deutschland, in der ge- samten wesilichen Welt. Der Staat musz sich das Geld wiederum von seinen Landesbu%rgern holen, er verfu%gt u%ber neue Abgaben und neue Steuern, Letzten Endes musz der Einzelne --- anonym als "Steuerzahler" bezeichnet --- den Gu%rtel enger schnallen. Sollen wir nun unsere Augen verschlieszen, uns angesichts der du%steren Doraussagen in unsere eigenen vier Wa%nde zuru%ckziehen? Fu%r manche mag dies eine Lo%sung sein, sie ko%nnen als "Biedermeiermenschen im 20. Jahrhundert" sicherlich ihre Zufriedenheit erlangen. Mo%gen die Politiker machen, was sie wollen, hauptsache, wir haben in unserer Familie, in unserem Derein unsere Kuhe, lautet dann das Argument. Diese aus Trotz, vielleicht auch aus Kesignation geborene Zufriedenheit greift immer mehr um sich --- und ist doch eine recht gefa%hrliche Zufriedenheit. Denn der Staat, der sich dadurch unangenehmer Mahner entledigt, vera%ndert gleichzeitig unsere Schulen, erzieht unsere tzinder, steuert das tzulturschaffen und besiimmt mittels Wohn- und Steuervorschriften auch unseren intimen Lebensbereich. Und wenn sich weiterhin viele in ihr Schneckenhaus zuru%ckziehen, kann der Staat auch die wenigen Mutigen an- greifen. Die hetze und die Derunglimpfungen gegen den O%sierreichischen Turner- bund zeigen dies nur zu deutlich. Man go%nnt den freien Turnern nicht, dasz sie mit ihrem Bundesturnfesi in Dillach in diesem Monat einem ihrer verdienten ho%hepunkte zusireben Nein, wer an seine Zukunft denkt, wer mitgestalten mo%chte, der darf sich nicht zuru%ckziehen. O%sierreich, derzeit knapp 7,5 Millionen Einwohner za%hlend, soll nach seiner Bevo%lkerungsstatisiik im Jahre 2018 unter die Grenze von sieben Millionen Einwohner, 2039 bereits unter sechs Millionen fallen. Fu%r West- und Mitteldeutschland liegen a%hnliche Doraussagen vor. Wer sich angesichts dieser nu%chternen Einscha%tzung der Statisiiker zuru%ck- zieht, der gibt seine Familie, seine Nachkommen und sein Dolk verloren. Jedes Dolk hat seine Tiefpunkte erlebt. Gerade die Deutschen verfu%gen da u%ber eine reiche Erfahrung. Jm Dreiszigja%hrigen tzrieg verloren zwei Drittel des Dolkes sein Leben, ausla%ndische heerscharen und angeworbene So%ldnertruppen durchzogen plu%ndernd und mordend die Fu%rsientu%mer. Aber dieses Dolk in der Mitte Europas hat sich wieder erholt, hat in den Tu%rkenkriegen grosze Leisiungen er- bracht, konnte die Jugend sammeln wie beim Wartburgfesi, fand sich geschlossen hinter der Keichsidee wie am 18. Ja%nner 1871 im Spiegelsaal von Dersailles. Wir mu%ssen uns solche Stationen vor Augen halten, wenn wir die Geschichte dieses Jahrhunderts mit ihren neuen Talfahrten betrachten. Wir mu%ssen die Erkenntnis gewinnen, dasz auch die tzatasirophe von 1945 und ihre Nach- wirkungen u%berwunden werden ko%nnen Jm Sommer 1981 siehen wir vor einer neuen, wenn auch anders gelagerten Wende. Dasdurch Fleisz und tzo%nnen bestimmte deutsche Wirtschaftswachstum ist einem jo%hen Ende zugesu%hrt worden. U%berflusz und Wohlsiand haben ab den siebziger Jahren den Begriff der "Wegwerfgesellschaft" gepra%gt. Jetzt, nachdem die auf stetes Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsgesetze ihre Gu%ltigkeit ver- loren haben, mu--ssen wir wieder umdenken. Wir sollten dies sofort und gru%nd- lich tun. Die Wirtschaftslenker und die Politiker haben versagt, jetzt kommt es wieder auf uns an. Auf unsere tzraft, unsere Freude, unsere Jdeen. Der Schluszsatz einer Sonnwendrede kommt mir plo%tzlich wieder in wache Erinnerung: "Das Feuer dieses Sonnwendbrandes mo%ge verlo%schen, die Glut in unseren herzen verlo%sche nie!" Der rechte Weg Jahrelang galt der Lebensstandard als das Masz der Dinge. Wer die Not der Nachkriegsjahre erlebte, hat materielle Gu%ter freilich scha%tzen gelernt. Eine tzerze, ein Stu%ck Brot, ein tzu%bel tzohle waren damals Dinge von ho%chsiem Wert. heute geht es jedoch lo%ngst nicht mehr darum, hunger, Frost und Dunkelheit zu u%berwinden. Dielen geht es um den Farbfernseher, den Zweitwagen, den Urlaub auf Mallorca. Wir leben satt im U%berflusz und wollen trotzdem immer mehr. Sind wir dabei glu%cklich? Glauben wir daran, mit unserem Leben einen Sinn zu erfu%llen? Jsi uns der Preis bewuszt, den wir fu%r die scheinbare Mu%he- losigkeit einer Erisienz bezahlen, die durch den Druck auf den tznopf oder den Tritt auf den Gashebel gesteuert wird? Man miszt die Qualita%t unseres Lebens an der Zahl der Telephonanschlu%sse und der Fu%hrerscheine. Wie sieht die Kechnung aber aus, wenn wir siattdessen die zunehmenden Selbsimorde und die zerbrochenen Ehen za%hlen? Jsi es ein Zeichen des Glu%cks, dasz in einer Zeit des Wohlstands mehr Menschen sierben als geboren werden? Statt hunger und tza%lte qua%lt uns die Angst. Gehen wir den richtigen Weg? Jmmer schneller wird das Tenipo dessen, was man Fortschritt nennt. Aber wohin fu%hrt er uns? Wohin wird er uns noch fu%hren? Wie haben wir unsere Umwelt verwu%siet! Wie wird trotz allen Beteuerungen des Gegenteils die Wu%rde des Menschen preisgegeben! Jst sta%ndig steigender Lebenssiandard, sind Bequemlichkeit und Lurus tatsa%chlich die ho%chsien aller Gu%ter? Unsere Jugend antwortet auf diese Art des Lebens mit Derweigerung und Protesi. Wir sollten die sogenannten Jugendkrawalle in En9land und in der Schweiz nicht u%berscha%tzen. Was wir in kleinerem Masz auch bei uns erleben, zeigt, dasz im Untergrund eine handvoll von Auszenseitern am Werk ist, Berufsdemonsirie- rer, die geschickt die Fa%den ziehen, damit andere hinter ihren Spruchba%ndern und Lautsprechern mittrotten, ohne zu wissen, warum. Aber es isi bedenklich, dasz es diese anderen u%berhaupt gibt, die Mitla-ufer, die eben hier mitlaufen, weil es sonst nichts gibt, wo man mitgehen ko%nnte. Sie folgen der roten Fahne, weil keine andere zu sehen isi. Sie pla%rren linke Parolen, weil man Spru%che anderer Art nicht laut zu a%uszern wagt. Und auch jene Jungen, die zu vernu%nftig sind, um sich vor den Wagen der Gesellschaftszersetzer spannen zu lassen, stellen uns in Gespra%chen immer wieder die Frage. habt ihr uns nichts anderes zu bieten als Wirtschaftswachstum und Lebenssiandard? Nehmen wir diese Fragen unserer Jugend ernst und setzen wir ihnen nicht la%nger ein verlegenes Achselzucken entgegen! Bei aller Wertscha%tzung materieller Gu%ter gibt es eine Sehnsucht in uns, die davon nicht gesiillt wird. Geistige Werte sind ein ho%heres Gut. Der Sinn unseres Lebens liegt nicht im Genieszen und im Derschwenden, sondern in der Schaffensfreude der Arbeit und im Einsatz fu%r eine Jdee, zu der man sich bekennt. Auch im Opfern und im Derzichten ko%nnen wir Glu%ck erleben, wenn dieses 0pfer sinnvoll isi. Jeder von uns sirebt im Grunde u%ber sich selbsi hinaus und mo%chte das, was er fu%r richtig ha%lt, an andere weitergeben. Gemeinschaft mit anderen erweitert unsere Erisienz und setzt ihr ein u%berperso%nliches Ziel. Gemeinschaft von Mann und Frau hat ihre Erfu%llung in den tzindern. Und tzinder brauchen nicht so sehr die neuesien Mopeds und Sommerferien in England, sie brauchen vor allem uns selbst. Sie wollen teilhaben am Leben der Eltern, sie wollen die Gemeinschaft der Familie. Wer fu%r seine tzinder nicht Zeit hat, sondern nur Geld, begeht ein Unrecht und beraubt sich obendrein des scho%nsten Glu%cks. Jn der Familie bilden sich die Nor- men und Werte des Lebens. Sie beruhen nicht auf intellektueller Gerissenheit, sondern auf sittlichem Ansiand. Wohin die cleveren Manager uns gefu%hrt haben, zeigen die Bau- und Wirtschaftsskandale der letzten Zeit. Wenn wir uns aus diesem Sumpf heraus- arbeiten wollen, mu%ssen wir uns darauf besinnen, dasz Ehrlichkeit nicht Dumm- heit ist, sondern eine Tugend. Eine Zeit, in der "Saubermann" als Schimpfwort gilt, darf sich nicht wundern, wenn der Dreck die 0berhand hat. Wer unseren Sprachverfa%lschern nachplappert, dasz "law and order" etwas Bo%ses seien, hilft mit, Gesetz und 0rdnung vera%chtlich zu machen. Warum lassen wir es zu, dasz Dichtung und Musik, die den Menschen zu ho%herem erheben wollen, verho%hnt werden, und lassen uns sinnloses Gelalle und widerliche Derzerrung als tzunst aufschwatzen? Bekennen wir uns zum Guten und zum Scho%nen, auch wenn uns die Abnormen deshalb be9eifern! Bekennen wir uns zur Gemeinsamkeit der Familie, zur Gemeinschaft unseres Dolkes und zu den geistigen Werten, welche die tzultur Europas 9eformt haben! Die Ju9end braucht unser Beispiel, dasz man sich fu%r etwas begeistern und einsetzen kann, das mit Geld nicht zu kaufen isi. hemmungslose Steigerung des Lebenssiandards ist blinder Taumel ohne Ziel. Es ist Zeit, umzukehren, um den rechten Weg zu suchen und zu gehen. Das lateinische idem bedeutet derseibe oder dasselbe. Unser Wort Jdentita%t leitet sich also aus idem-riras ab und bedeutet zuna%chsi "Derselbigkeit", wenn man es zwar plump, aber ganz genau sagen will. Zuna%chsi geht es um die Jdentita%t des Unteilbaren, des Jndividuums, also der Perso%nlichkeit: man isi bei allen Dera%nderungen auch noch mit neunzig Jahren derselbe Mensch als der man einsi geboren wurde. Man kann eigene Dergangenheit als unliebsame Er- innerung verdra%ngen, aber die Tatsachen der Entwicklungen bleiben ausrecht. A%hnlich sieht es doch auch, wenn wir den Jdentita%tsbegriff vom einzelnen, auf die Summe der einzelnen, auf das Dolk, u%bertragen. Menschen kommen und gehen, Ereignisse lo%sen einander ab, aber ein Dolk kann aus seiner Entwicklung nicht aussteigen. Geschichte kann unterschiedlich ausgedeutet, doch sie kann nicht in den Tatsachen besiritten werden. Gerade das aber mo%chten heute viele er- reichen, wie man ja auch eifrig dahinter her isi, Zellvera%nderungen, ja Gen- Dera%nderungen, zu manipulleren. Am Ketortenmenschen wird es vielleicht bis zu einem gewissen Grad gelingen, aber der geborene Mensch wehrt sich natur- hast gegen den homunculus. Fru%her war es anders! Man lebte in Dorbildern. Die Jtaliener sahen sich allen anthropologischen Gegebenheiten zum Trotz als direkte Erben der alten Ko%mer, desgleichen wollten die Neugriechen aus Althellas hergeleitet sein. Das geht zur Not sprachlich, viel weniger ethnographisch. Die Zeit isi ja noch gar nicht so fern, do wollten auch unsere Da%ter u%ber zahlreiche Jahr- hunderte hinweg direkt von den alten Germanen abzuleiten sein, woran sie sich oft nicht einmal durch ehrsame slaw!sche oder romanische Namen hindern lieszen. Die Welt als Wille und Dorsiellung, um es mit Schopenhauer zu versuchen. Damit isi nicht das geringsie gegen Dorbildsuche zu sagen, dennoch steht es ziemlich schwach um die seinerzeit bereitwillig gesuchte Jdentita%t der vo%lkischen Ahnenreihe. Gerade die eifrige Familienforschung der letzten Jahrzehnte hat uns alle auf das na%her liegende, auf das unmittelbare und das beweisbare, das auch biologisch wirksame Ahnenerbe hingewiesen. hier konnte man sich in den meisien Fa%llen identifizieren und man wurde von geschichtlichen Ferntra%umen kuriert. heute ist es meisi so, dasz man sich in deutschen Landen in der Masse fu%r das Ahnenerbe scha%mt und am iiebsien aus der eigenen Geschichte aussieigen mo%chte, wa%hrend sich die Slawen und Komanen Europas weiterh!n so herzhaft zu ihren Nationen und zu ihrer Geschichte bekennen, auch wenn dort das und jenes Unru%hmliche vorgekommen sein mag. Nach dem Ersien Weltkrieg ist es ja noch gegangen, das Dolk war geschwa%cht und die Staaten lagen darnieder, doch der Geist blieb aufrecht und die Geschichtserkenntnis war noch nicht auf auswa%hlbare tzapitel der Nosialgie beschra%nkt. Man hat sich nach 1918 da und dort fu%r das alte O%sierreich gescha%mt, der Zweite Weltkrieg spa%tesiens hat dieses Selbstzerfleischen in die richtige Beruhigung einmu%nden lassen: es war nicht alles gut, aber es war durchaus auch nicht alles schlecht. heute freilich herrscht der geschichtliche Minderwertigkeitsbegrifs vor. Unsere tzinder und Schu%ler werden gewollter- und geduldetermaszen um- erzogen. Es soll nichts mehr gut sein an der eigenen volklichen Dergangenheit; nur die anderen waren gut. Die Da%ter waren eben Derbrecher oder Dummko%pfe. Ein Beispiel: wenn unsere Da%ter oder Lehrer vom Ersien Weltkrieg erza%hlten, das ihr perso%nliches heldenzeitalter war, haben wir mit leuchtenden Augen dankbar zugeho%rt. Wer von uns kleinen Mittra%gern des Zweiten Weltkriegs kann von die- ser ihn gewaltsam pra%genden Zeit im kleinen oder gro%szeren tzreis berichten --- und das braucht gar nicht ruhmredig zu geschehen, ohne ein Nasenru%mpfen oder eine kaum verhohlene Mitleidsbezeigung der jungen Leute zu ernten? Ein Dolk ringt heute um seine Jdentita%t. Man kann schlechtes getrost kriti- sieren, wenn man die Grundlagen gru%ndlich gepru%ft hat, nur: man kann an der Geschichte nicht bedingt teilnehmen und dort aussteigen, wo man fu%r sich den besien Absprung sieht. Es isi einfach zu billig, einem mittel9roszen Theoretiker der neuen snichtdeutschen) O%sterreichgesinnung darin zu foigen, wenn er sagt: "ach was, 1848 oder 1918: fu%r mich beginnt O%sierreichs Geschichte 1945. Es wird auf die Dauer eben auch nicht mo%glich sein, dasz man die heute Geborenen noch nach dem Jahre 2000 Wiedergutmachungen da und dort bei schwindsu%chtig werdenden Staatssa%ckeln fu%r Geschehnisse zahlen la%szt, die hinter 1945 zuru%ckliegen. Man kann nicht sta%ndig --- sozusagen zum Warmhalten der tzonflikte --- holoraust-Sendungen bringen ohne die eigendeutsche Dertriebenen- dokumentationen wenigstens in Bu%chern zur tzenntnis zu nehmen. Wer von den o%stlichen "Siegern" wurde fu%r seine nicht erst im Fru%hjahr 1945 gesetzten kollektiven und perso%nlichen Grausamkeiten besiraft? Wer von den einstigen Wesi- gegnern hat fu%r Dresden oder hiroshima, fu%r tzorea- oder Dietnam-Untaten privat oder kollektiv gebu%szt. Schuld ist aber unteilbar. Niemand hat in Lle- menceau "und seinem Team-- von 1919 den Derursacher des Zweiten Weltkrieges gesehen, dafu%r musz hitler allein herhalten. Wir mu%ssen uns 35 Jahre nach den Nu%rnberger Schauprozessen von 1946 und den damaligen Justifizierungen danach fragen, ob die andere Welt wirklich besser isi als Deutschland. 0der ob ab 1933 bis in weitere Zukunft ebenso die Deutschen an allem schuld sein mu%ssen wie man nach 1918 die Juden einfach fu%r alles haftbar gemacht hat. Man ringt also heute wieder um die Jdentita%t in der Geschichte und im Dolk. Man ist erstaunt, von einem Manne wie Wehner plo%tzlich gute Worte zum Begriff heiniat zu ho%ren. Ganz neue To%ne, aber ganz alte Gedanken, sie kom- men wenigsiens uns sehr bekannt vor. Wir wollen nicht so tun, als ob nichts geschehen wa%re, was uns das Jnnere sio%ren ko%nnte, doch wir, die wir uns zum deutschen Dolk bekennen, in welchen Staaten immer wir leben, mu%ssen endlich den Mut haben, zu Dolk u n d Geschichte ja zu sagen, weil wir nicht zu Nomaden werden wollen, die wohl eine biologische Dergangenheit, aber keine Geschichte besitzen. Jn der Geschichte stehen die Taten, freilich da und dort auch der Jrr- tum. Man kann nicht Mozart und Beethoven, Boltzmann und Koentgen an- erkennen wollen, doch bei den Tra%gern der Politik von Maria Theresia und Joseph II. bis Franz Joseph, bis zu Seipel und 0tto Bauer, ja sogar folge- richt!g bis zu Bruno tzreisky und helmut Schmidt sagen: "wat geiht meck dat an?-- Politik musz wieder ein Anliegen des ganzen Dolkes werden, und das Dolk und die heimat mu%ssen wieder zu Kichtungskra%ften werden, "trotz allem, allem, was geschehen". Wer die Skandale kritisiert, musz wenigsiens wollen, dasz Politik zu einer Sache der Besien und nicht nur der fraglichen "Eliten" wird. Auch das geho%rt zur Jdentita%t von oben und unten, von vorgestern, gesiern und heute. Wir mu%ssen Politik aus der ganzen Geschichte unseres Dolkes, nicht nur aus (fu%r uns) ausgewahlten tzapiteln unserer Dergangenheit gesialten. Mit der Dorliebe zur Archa%ologie la%szt sich die Liebe zu den Dorva%tern nicht abtun. Die Gegenwart ist wesentlich mehr als nur eine Kenaissance des Jugendsiiles. Sie ist die Besinnung auf alle tzra%fte, nicht nur auf die A%sthetik. Wer keine kon- tinuierliche Dergangenheit haben will, wird auch nicht Anteil an der Zukunft bekommen! Sie isi nicht nur mit dem Steuerzahlen, sondern ausschlieszlich auf den Schlachtfeldern der tagta%glichen Auseinandersetzung erwerbbar. Parteipolitik oder Ideologie? Unsere Zeitschrift bemu%ht sich seit eh und je, u%berparteilich und u%berkonfessionell zu sein. Das war schon U%bung des Deutschen Schulvereines, dessen Nachfolge- verband wir sind. Wir fahren gut damit, doch wird dies nicht immer richtig versianden. - Grundsa%tzlich isi es doch so, dasz wir alle tzra%fte sammeln und vertreten wollen, denen die Ehre und die Zukunft des gesamten deutschen Dolkes jenseits aller Staatlichkeiten am herzen liegt. Dafu%r gibt es natu%rlich weder ein bundes- deutsches noch ein o%sierreichisches noch gar ein DDK-Monopol. Es wird u%berall Menschen geben, denen die Pflege dieses Gedankens wichtig ist, 9leichgu%ltig, ob sie tzatholiken, Protesianten oder Freireligio%se, ob Sie Sozialdemokraten, Lhrisi- lichsoziale oder Freiheitlich-Liberale O%sterreichs oder der Bundesrepublik Deutsch- land sind. Jn der DDK gibt es diese Dielfalt nicht. Unzweifelhaft isi aber auch das fu%r uns wichtig, was in jenem Teil Deutsch- lands geschieht, der jenseits des Eisernen Dorhanges liegt, Dielleicht mu%szten wir uns darum um so sorgfa%ltiger ku%mmern, je weniger es dort erwu%nscht isi, solche Beziehungen zu pflegen und solche Gedanken auszubauen. Uns wurde anla%szlich einer Glosse gegen eine bundesdeutsche tzarl-Marr- Mu%nze der Dorwurf gemacht, wir seien betont antisozialisiisch. Ganz gewisz aber seien wir antikommunisiisch, wenn wir die herausgabe von Marken oder Mu%n- zen fu%r tzarl Liebknecht oder Kosa Luremburg, die doch auch Deutsche gewesen seien, der DDK u%berlassen wollten. Gewisz ein ernsizunehmender Dorwurf, zu dem sich eine Stellungnahme lohnt, auch wenn er vereinzelt geblieben ist. Wir sind noch lange nicht Sozialismusfeinde, wenn wir einmal einen sozial- demokratischen Politiker wegen irgendeiner meisi individuellen A%uszerung mit einer Glosse bedenken. Wir sind noch lange nicht Partisanen der LDU-LSU oder ihrer o%sierreichischen Entsprechung, wenn wir irgendeinmal eine gute Leistung dieser Seite loben. Es wa%re la%cherlich, uns fu%r Gegner des tzatholizismus zu halten, wenn wir das Schicksal der Protestanten in Salzburg von 250 Jahren beklagen. Sind wir schon allein deswegen Anwa%lte des Protesiantismus, wenn wir Luthers Sprachkunsi ru%hmen? Nein, unsere Zeitschrift wa%re wohl sehr lang- weilig, wenn wir uns in einen Elfenbeinturm einsperrten und, wie die tzatze um den heiszen Brei schleichend, jede A%uszerung in solche Kichtungen vermieden. Man wird uns aber kaum vorwerfen ko%nnen, dasz wir uns um Tages- oder Parteipolitik ku%mmern oder in politische Auseinandersetzungen mit irgend- welchen Empfehlungen eintra%ten. Sind wir aber schon als U%belta%ter gerichtet, wenn wir Bernerkungen u%ber die DDK, die Mauer von Berlin, u%ber dortige Sprachregelungen anbringen, die das kommunistische Sysiem anprangern? Mitnichten! Die tzPD isi zwar auch eine Partei, hauptsa%chlich aber geht es ihr um eine Jdeologie. Und zwar um eine Jdeologie, die auch dann den Besiand des Abendlandes gefa%hrdet, wenn man ruhig zugeben kann, dasz dort die scho%nen tzu%nste gepflegt, Denkma%ler wiederhergesiellt und Altertu%mer erneuert werden. Es sei auch zugegeben, dasz uns manches im dortigen Bildungswesen gefa%llt, Studenten m u% s s e n dort siudieren. Was wir nicht gutheiszen ko%nnen, isi der ideologische Druck, der dort auf diese Studenten, aber auch auf eine Dielzahl der Mitbu%rger ausgeu%bt wird. Niemals werden wir Unfrieden ansireben und billige hetze betreiben, aber man wird doch fesisiellen du%rfen, dasz man im Wesien bei allem ebenfalls Tadelnswerten frei, oft viel zu frei isi, wa%hrend der 0sien seine Unfreiheit, sei es blosz in der DDK, sei es in der CSSK oder in Polen von Tag zu Tag als Absiimmung mit den Fu%szen erlebt, weil man dort nur e in e Lisie und nur eine offizielle Meinung hat. Wir glauben kaum, dasz wir mit solchen Fesistellungen eine deutsch-deutsche Wiedervereinigung gefa%hrden. Wir sehnen gleichwohl diese Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten herzlich herbei. Es sind auch so genug Derlusie an deutschem Lebensraum und deutscher Einheit eingetreten. Wir glauben aller- dings, dasz der Osten eine solche Wiedervereinigung nur um den Preis wu%nschen kann, dasz alles kommunisiisch, also "wahllos", wird.Die Bundesrepublik Deutsch- land wu%nscht jedoch diese Wiedervereinigung trotz aller, wahrscheinlich vor- eiliger, Osivertra%ge nur dann, wenn es fu%r alle Deutschen eine wirklich freie Entscheidung mit Erreichung einer wirklichen und nicht nur einer Dolks- Demokratie wird. Ein Stillhalten und ein billiges Schweigen, um jenseits des Stocheldrahtes niemanden zu vergra%men, wa%re eine schlechte hilfe fu%r die Men- schen der DDK. Wir erhalten ja alle dortigen Bu%cher, aber unsere Bu%cher empfangen nur die Bibliotheken der DDK und die halten sie sa%mtlich unter Derschlusz, u%berhaupt soweit sie zeitkritischen Jnhaltes sind. Wir bekennen uns zum richtig versiandenen Sozialismus, also zum sozia- len Derhalten des einzelnen und der O%ffentlichkeit, nicht aber zum Diamat, wie er dort zum Dogma ersiarrt. Wir wissen natu%rlich, dasz auch die sozial- demokratischen Parteien auf Marr und Engels zuru%ckgehen, wir siellen aber fesi, dasz man diesseits des Eisernen Dorhanges herzlich wenig von Marr und Engels spricht. Die Zeit ist weitergegangen und das wird heute sehr wohl beru%ck- sichtigt. Fu%r Marr-Mu%nzen scheint im Westen kein allzugroszer Bedarf zu besiehen, eben weil wir wissen, was man dru%ben seit 1917 mit dessen ideolo9i- schem Gedankengut praktisch an9erichtet hat. Bleiben wir also als Deutsche wesilicher Staaten wachsam gegen alles, was in der Dergangenheit die deutsche Einheit zersio%rt hat und was sie in Zukunft gefa%hrden kann. Freuen wir uns aber in versia%rktem Masze u%ber alles, was jenseits und diesseits des Eisernen Dorhanges geschieht, um Miszversia%ndnisse abzubauen und die gemeinsame Der- gangenheit zu pflegen. Unser Beitrag zur Freiheit aller Deutschen ist die Ero%rterung aller Unfrei- heiten, unsere ho%chste Aufgabe isi jenseits aller Staatsgrenzen die Pflege des gemeinsamen Dolkstums. Die Aufgaben des deutschen Schulvereines hatten andere Dorzeichen als heute, die Jdeale der Derwirklichung sind die gleichen geblieben. Wir haben einzig und allein Dolkspolitik zu treiben. ...und Friede den Menschen auf Erden Knapp nach Allerheiligen weihnachtet es schon in unserer nachwirtschaftswunder- lichen tzrampfwelt. Der wunderscho%ne Fichtenbaum vor dem Wiener Kathaus --- er stammt diesmal aus Su%dtirol --- ist schon aufgesiellt. Gottlob fehlen ihm noch die Lichter, aber um Leopoldi herum beginnt die grosze Lichterparade in den Warenha%usern und keiner kann sich dem anders entziehen als durch schleu- nige Flucht ins siille tza%mmerlein oder in die Zweitwohnung. Jn der groszen Welt sieht es gar nicht nach Freude und nach Frieden aus. Jran soll vor dem Bankrott siehen, er jusiifiziert so9ar Jugendliche, darunter Ma%dchen, wegen Abweichung von der von tzhomeini im Namen Allahs erlaubten Meinung. Jn Afghanisian haben die Sowjets seit Jahr und Tag erlebt, dasz es --- wenigsiens in Asien ---- doch nicht so leicht isi, ein riesiges unterentwickeltes Bergland zu besetzen. Zwischen Jran und Jrak herrscht tzrieg, auch wenn wir in unseren Fernsehnachrichten niemals etwas davon sehen. Und ein mit Atom- sprengko%pfen besiu%cktes U-Boot der Sowjetmarine dringt --- aus wie immer gearteten Ursachen und Gru%nden --- nicht nur in neutrale schwedische hoheits- gewa%sser ein: es la%uft dort auf Grund. Wa%re, sagen wir, ein wesideutsches Boot in Libau oder Windau angekommen, wu%rden die Osigazetten Zeter und Mordio schreien und alles Erbeutete zerlegen. Das sowjetische Boot aber kann sich nach zehnta%gigem Fesisitzen unter den Protesien der Schweden und der u%brigen Wesi- welt heimwa%rts entfernen. So sieht es aber nicht nur auf einem Teil dieser Erde aus, u%berall kriselt es, und die Menschheit ist voller Angsi, die groszen Ma%chte nicht ausgenommen, denn auch sie fu%rchten das Ungleichgewicht, das der einen oder anderen Seite Siegesaussichten gewa%hren ko%nnte. Eine Zeitung hat sich sogar dazu versiiegen, den Beginn des Dritten Weltkrieges fu%r das Fru%hjahr 1982 vorauszusagen. Angesagte tzriege finden glu%cklicherweise nicht siatt. Sie siehen, nach unseren Erfahrungen etwa von l939, ersi dann bedrohlich bevor, wenn nur mehr vom Frieden und dessen Erhaltung geredet wird. Und damit sind wir beim Ausgangs- wort, dem zweiten Teil des immer wieder ergreifenden Gloriatertes. Diesen Frieden mu%ssen wir alle wollen und damit schon im kleinen anfangen. Die Gefa%hrdung seines Segens kommt doch nicht nur von den tzanonenbooten wie einsi, sondern auch von ideologischer Machtgier. Einsi trieb es die Do%lker des Jslam, bis weit nach Europa vorzudringen; nicht etwa weil sie in Asien zu wenig Kaum gehabt ha%tten, sondern weil ihnen die Derbreitung ihrer heilslehre von Allah oder vielmehr den Nachfolgern seines Propheten aufgetragen schien. Auch Nordamerika will die ganze Welt in seiner Weise beglu%cken und isi solchermaszen weitgehend gescheitert oder wenigstens nahe daran. Wir wa%ren in Europa besser ohne Amerikas "Gouvernanten" ausge- kommen, mu%ssen uns heute aber vor den Gefa%hrdungen aus dem Osien schon mit ihm einigen, denn die Zweite Welt, der wir angeho%ren, ist machtloser denn je, obwohl sie insgesamt mehr Menschen za%hlt als die beiden Superma%chte zu- sammen. - Auch der sowjetische 0sien will keinen Weltkrieg, er hat in seinen fru%heren Wesigebieten zwei solche Groszkriege hinnehmen mu%ssen, auch ihm geht es um Sicherheit. Darum seine Gier nach einem Dorfeld, das er freilich seiner Jdeologie zu unterwerfen sucht. Diese Jdeologie aber: Proletarier, aller La%nder vereinigt euch! --- treibt ihn u%ber den Derteidigungswillen hinaus in das Besireben, fru%her oder spa%ter die ganze Welt zu beglu%cken. Auch hier: wenn alles in Scherben fa%llt! Sowjetische U-Boote an Schwedens Strand sind ein schlechtes Omen. Das sieht kaum nach vielberufener "Friedenstaube" aus. Der von all diesen sehr wesentlichen Geschehnissen angewiderte, ja ver- a%ngsiigte Mensch in seinen kleineren ebenso verzweifelten Gemeinschaften braucht und liebt den Frieden. Er sucht ihn im Schneckenhaus seiner vier Wa%nde, er zieht sich zu seinen Basielvergnu%gungen oder zu seiner Gartenarbeit zuru%ck. Manche ge- raten auf der Flucht vor dieser jagenden Zeit und schlieszlich vor sich selbsi ins Reisefieber: Genieszen wir, bevor die Staatsbankrotte kommen und bevor man uns die Grenzen sperrt. tzanarische Jnseln, tzaribik, Madagaskar oder Lhina. Sie sehen viel und weiten ihr Bild, doch Kuhe finden sie nicht. Sehen wir doch endlich die Schlichtheit und die weltdurchdringende Armut an der tzrippe von Bethlehem, ob wir nun glauben ko%nnen oder nicht: dort ist die Stille und dort isi die Sicherheit der Welt, obwohl auch diesem Jdyll einst der tzindermord gedroht hat. Das Glu%ck in der Stille, den Segen in der Einfach- heit! Denken wir mehr an unsere Aufgaben und an unsere menschliche Sendung als an unsere ohnedies nicht erreichbare Glu%ckssa%ttigung. Sogar im Kussischen isi das Wort "mir" fu%r die Welt und su%r den Frieden zugleich gepra%gt. Die Welt ko%nnte den Frieden haben, wenn nur mehr Menschen guten Willens hinter ihm her wa%ren. Dieser Friede wird aber nur erreichbar sein, wenn wir auch das Wort "Ehre sei Gott in der ho%he", das der Friedens- botschaft vorangeht, in jeder uns mo%glichen Weise im Dordergrund lassen, um dem Go%ttlichen zum Sieg u%ber die nachte Materie zu verhelfen. Dann wird es dieser Welt auch nicht am wahren Frieden fehlen, der das gro%szte Glu%ck der Erdenkinder sein mu%szte. Glu%ckauf 1982 Jedes Jahr beginnt mit einem Dertrauensvorschusz an guten hofsnungen, doch es la%szt sich nicht vermeiden,dasz die Sorgen des alten Jahres dabei Pate siehen. Es sieht nicht gut aus in der Welt. Doller Streit und tzrieg war sie schon immer. Das Zeitalter der Massenmedien macht es uns nur noch mehr bewuszt als je zuvor. Schlecht ist es vor allem um die Weltwirtschaft bestellt. Der hoch- zivilisierte Wesien schwankt unter der Lasi einer weltweiten Abschwa%chung, auch Kezession genannt. Man ra%tselt u%ber die Ursachen. Der Osien leidet an seinem mangelnden Dermo%gen, seine reichen Mo%glichkeiten besser zu organisieren. Zwei der Osistaaten, einstige tzorn- und Weizenkammern, wie Polen und Kuma%nien, leiden bereits an hungersnot. Der ganze 0sien, der sonsi politisch und milita%risch eine sehr brutale Sprache mit der kapitalistischen Welt spricht, isi an diese masz- los verschuldet, also weitgehend "illiquid". Er bezieht Millionen Tonnen von jenem goldenen amerikanischen Westen, der umgekehrt wieder auf diese Ab- nehmerschaft angewiesen isi. 0b und wann es aber in der tzasse des Westens dabei "klingeln" wird, isi freilich sehr die Frage. Dennoch mu%ssen wir nicht verzweifeln an unseren Tagen. Mit einem deut- schen tzlassiker, es du%rfte wohl Wilhelm Kaabe gewesen sein, bietet sich der Trosi an: "Es hat schon a%rger in der Welt gebrauset!" Denken wir doch an den Zweiten Weltkrieg und seine Belasiungen zuru%ck! Bewuszt haben wir diesmal fu%r "Unter dem Strich" die Erinnerung eines heute in Nordamerika lebenden Deutschen gewa%hlt, der damals die Neujohrsnacht von 1941 auf 1942 in Eises- ka%lte auf der tzrim erlebt hat; und die dennoch weniger eine Silvesiergeschichte als ein Gedenken an Neujahr isi, weil allen No%ten zum Trotz auch in diesem eisigen Schneeloch das Banner der hoffnung auf eine bessere soldatische und sonsiige Zukunft aufgepflanzt und vor allem der Glaube daran lebendig war. Wir sind alle schwach im Glauben an eine Besserung der Dinge geworden. Wenn unsere Zeitschrift ihren hauptsinn mit ein Wort aussprechen soll, so mu%szte es wohl lauten: Allem Anschein und allen bitteren Erfahrungen der zu- ru%ckliegenden Zeiten zum Trotz das Banner des Glaubens wieder ho%her zu erheben. Das Deutschtum hat ganz schwere Schla%ge ertragen, aber es wird und musz in jenen Formen weiterleben, die wir selbsi miterarbeiten und einer unseren Gedanken feindlichen Umwelt abtrotzen. Gerade in schweren Zeiten hat der um feinen Arbeitsplatz bangende Mensch Grund und auch die Musze, u%ber die ho%heren Werte, wie Glaube, Dolk und heimat, ja u%ber die Lehren der Geschichte nachzudenken, um den Umerziehern den Wind aus den allzu u%ppig aufgebla%hten Segeln zu nehmen. Wir leben vor dem hintergrund der Arbeitslosigkeit, der tzonkurse und der Skandale. Wir selbst ko%nnen u%ber das eben abgelaufene Jahr nicht klagen. Es geht noch immer aufwa%rts mit uns. Gerade die letzten Wochen haben ungeza%hlte Briefe voller Zusiimmung und Freude daru%ber, dasz es uns gibt, gebracht. Dennoch du%r- fen wir uns nicht aufs Faulbett legen. helfen Sie alle mit, dasz wir unsere Auf- gaben richtig erkennen, da sich von Tag zu Tag neue Doraussetzungen ergeben- Bleiben Sie uns und damit sich treu, wie wir uns selbst durch mehr als ein Menschenalter treu geblieben sind. Lassen wir uns nicht entmutigen von den Anzeichen der Zeit! Es gibt immer ein "Weiter!" und ein "Dorwa%rts!" Werben Sie bitte fu%r uns! Es ist wichtig, immer neue Menschen und neue Generationen anzusprechen! helfen Sie uns vor allem durch baldige Bezahlung der Bezugs- und Mitgliedsgebu%hren. Fu%llen Sie ihre Zahlscheine gut aus, damit es keine zeitraubenden Buchungsra%tsel gibt. Besiellen Sie bitte, wenn Sie alt sind und Jhre Sehkraft etwas nachla%szt, nicht gleich ab! Es geschieht ja nur ho%chst selten, doch es geschieht. Man wendet ja auch dem geliebten Alpenverein nicht den Ku%cken zu, wenn man nicht mehr auf die ganz hohen Berge steigen kann. Man la%szt sich eben vorlesen und man gibt eine gute Sache weiter. Uns musz doch auch das Bestehen einer wichtigen Zeitschrift das kleine Geldopfer der Bezugs- gebu%hr, die ohnedies niedrig gehalten wird, wert sein. Es ist doch fu%r ganz andere Dinge Geld noch immer reichlich vorhanden. Diese Gedanken legen wir sa%mtlichen guten Wu%nschen an unsere Freunde in aller Welt zur Beherzigung bei. Belohnen Sie bitte damit unseren u%bergroszen Jdealismus, der aus jeder unserer Ta%tigkeiten ablesbar sein mu%szte. Wir haben an die Spitze dieses Leitartikels und damit unseres neuen, nun schon dreeiszigsten Jahrganges eine der scho%nsten Wunschformeln der deutrschen Sprache gesetzt: Glu%ckauf! Der alte Bergmannsgrusz, der schon seit 1684 bezeugt und wahrescheinlich viel a%lter ist. Es ist der frohe Grusz eines der schwersten und gefahrenreichsien Berufssia%nde, Er wird auch von Nichtbergleuten jener Gruben- gebiete gerne entboten. Unsere schon abgeru%siet gewesenen tzohlengruben haben inzwischen neuen Wert bekommen, es lohnt wieder, "einzufahren" in die Tiefe, wenn auch siets die Gefahr "schlagender Wetter" droht und der Bergmann immer siolz mit dem Tode auf Du und Du sieht. tzomm' wieder gut herauf aus den Tiefen der Not und der Gefahren, die dennoch den Arbeitern das Brot und den Menschen die Wa%rme und die anderen Energien geben! Auch unser Dolk und mit ihm die ganze Welt mo%ge wieder gut heraufkommen aus der Talsohle ihres jetzigen wirtschaftlichen Miszbefindens. Uns allen zum heil! Glu%ck auf also 1982! In Zeiten wie diesen Gemeint sind mit "Zeiten wie diesen" nicht die mageren Jahre, die man mit Spru%chen wie diesen auffetten mo%chte. Gemeint isi der Fasching, der bei uns immerwa%hrend ausgebrochen isi, sodasz auch einem Setzer wie unserem der Druck- fehlerteufel ein Bein nach dem anderen siellt. Wir bitten Leser wie die unseren um Derzeihung fu%r die nicht immer unbeachsichtigten Fehler! Jn Zeiten wie diesen soll, ho%rt man, "Jung mit Schwung" so begehrt sein, dasz verkreisie Ma%nner u%berall an der Macht sind. Dolkes Stimme isi fu%r sie ho%chsiens Gottes Stimme, das heiszt fu%r einen Agnostiker nebbich. Ein Monarch von eigenen Gnaden wird doch nicht in der hofburg seines Dorgo%ngers bleiben! Er baut sich --- alles durch das Dolk, nichts fu%r das Dolk! --- im fernen Transdanubien sein Brunoleum. Geld, das er nicht hat, nimmt er in noch fernen Wu%sten von denen, die's haben. Und wenn man den Scheichs nicht zuru%ckzahlen kann? Schlimmsienfalls schenkt man ihnen Scho%nbrunn und ein paar Staats- sekreta%rinnen fu%r den harem! Selber ist man nicht bei tzasse, und urlauben musz man auf Mallorra, nicht im su%ndteuren tza%rnten. Auch die Bahamas sollen --- na! --- nie kostspielig sein. Sogar Fuszballtiger, die von ihren sechs bis zehn Pra%sidentschaften nur ka%rglich leben, ziehen sich dorthin zuru%ck, wenn etwas beschlossen wird, wozu sie lieber nie na sagen wollen. Mockiert hat man sich auch u%ber die Richter, wie sie sich's jetzt richten. Auf seltsamen Wegen und Stegern wollen sie partout in die Pablitik ---- da kann man nur sagen: Parbleu! Beim neuesien Neujahrskonzert hat der Dirigent, wie man in Wien sagt, noch ein Masel 9ehabt: 3wei Leut sind vor Freud zuerst aus der haut und dann aus dem Gewand gefahren! Der Strausz spielt eben u%berall die erste Geige, ob Johann, ob Josef oder Franz Josef. Nur von Lanner ho%rt man nicht viel, zumindest nichts Ordentliches. Aber an der 0per vermasselt man nichts. Man versetzt in Zeiten wie diesen sogar den "King", und wirft zwei Teile davon weg, damit man die anderen nicht kaufen musz. Daran sollte sich die Burg ein Beispiel nehmen! Die hat man doch als teutsches Nationaltheater gegru%ndet, damit man zweihundert Jahre spa%ter sieht, wie schlecht und teuer Kussen, Jren und Jrre in deutscher U%bersetzung sind. Sogar fu%r das Goethe-Jahr hat man sich etwas Ersimaliges einfallen lassen. Man spielt seinen Tasso nicht, und das ist die gro%szte Ehrung, die einem so aus der Kegisseurmode gekommenen Autor an einer Burg wie dieser widerfahren kann. Auch bei den Schauspielern musz man sparen und schickt im Jahr der Behinderten Leute auf die Bu%hne, die siatt der Bu%hnensprache nur die tzo%rpersprache beherrschen. Einige Mimen haben darauf- hin schnell fu%r Greisky & Lo. unterschrieben. Wie man sieht --- es lohnert sich. tzuituah schreibt man trotz Kechtschreibrevorm jetzt wieder grosz, vor allem Sub- kultur aus dem Underground. Das beginnt in der Schule. Man revormiert und deformiert ohne Zweck und Sinnowitz. Aus der alten hauptschule macht man die neue Mittelschule, aus der alten Mittelschule die neue AhS und schafft sie am Ende --- brauch ma denn des? --- ganz ab. Jn der neichen Einheizschui sitzen dann schanzengleich alle und heizen die Schulbu%cher ein. Dasz man aber die Keifepru%fung abschaffen will, isi Derleumdung, weil das macht die brogresife Bledagogik ganz anders. Jeder Sa%ugling bekommt im Sozialpaket --- nach O%ster- reichischem Wo%rterbuch "Sozia%upackl" --- nebsi verschiedenfarbigen Parteibu%chern zur beliebigen Auswahl einen Gutschein fu%r's Keifezeugnis, abzuholen mit Doll- endung des 18. Lebensjahres auf dem Magistratischen Bezirksamte. Wenn dann die Massen von Keifen so unreif sein sollten, die Massenuniversita%ten zum Platz- gummern zu bringen, macht das auch nichts. Wir ha%ngen an die zwei Semesier pro Jahr ein drittes an, die fu%r geisiigen Leerlauf gu%nsiigsten hundstage im hochsommer. Und wem das nicht reicht, der bekommt ein viertes, fu%nftes und sechsies Studienhalbjahr durch Nachtschicht fu%r die Schwarzen aus der Dritten Welt. Die Spitze des Firnbergs isi es aber, dasz von den Massen aller Psycho- und Soziologen ein Drittel ja ohnehin nur die Freifahrt haben mo%chten. Ein zweites Drittel vergammelt, und ein drittes Drittel braucht man wegen der tzampfmasznahmen fu%r den Frieden. Nur das vierte Drittel kommt aus der akademischen Wursifabrik als arbeitslose Doktoren heraus, und von denen haben sicher ein paar noch aus dem Sa%uglingspaket das richtige Bu%chl. Sparen musz man ko%nnen in blechanen Zeiten wie diesen, sonst kommt man verkreist und zergratzt nach Steinhof. 150 Jahre nach Johann Wolfgang von Goethe Wenn man die Deutschen das Dolk der Dichter und Denker nenn u%unJt lien dies mit nur einem Namen kennzelchnen will wie man Dante fu%r Jtaliene Shakespeare fu%r En9land und Lalderon fu%r Spanien sieht' dann fa%llt der Name ienes weltumfassenden Menschengeisies Goethe, der zwischen Frankfurt am Main und Weimar in rund 82 Lebensjahren sein Leben gelebt und sein Werk gestal- tet hat. Neben Genies wie Schiller und ho%lderlin, die in bescheidenen Derha%ltnissen und in tzrankheit, oder wie tzleist in tiefer Derkanntheit und Derzweiflung geschaffen haben, war Goethe, wie spa%ter Gerhart hauptmann, ein Gu%nsiling des Schicksals, aber auch seiner Zeit. Seine Wiege isi in einem wohlhabenden Elternhaus gesianden und sein Leben hat im Erfolg und in der Wu%rde einer hohen kleinsiaatlichen hofsiellung geendet, um die er zu beneiden war. Dor allem aber war Goethe zu bewundern, dasz er mit seinen Talenten so wuchern und so grosze Dichtungen schaffen, daneben aber Naturforscher, Theaterdichter und Staatsmann sein konnte, Goethes wichtigsie Werke auch nur aufzuza%hlen, verbietet sich auf diesern beschra%nkten Kaum. Die Titel seiner Bu%cher sind ohnedies la%ngsi Zitat und leicht erwerbbares Bildungsgut geworden. Ob der Jnhalt seiner Dichtungen freilich heute seinem Dolke so gela%ufig isi wie noch vor fu%nfzig oder hundert Jahren, musz bezweifelt werden. Don "Werthers Leiden", dem Mode- und Schicksals- buch der Gesellschaft im "Sturm und Drang", bis zum zweiten Teil des "Fausi", den der Dichter noch irn Jahre 1831 vollendet hat, liegt alles Geschaffene an Gedichten, Dramen, Erza%hlungen, Komanen, Briefen und theoretischen Schriften, das der Keichtum seines Dolkes ist und eine Einheit u%ber viele Grenzen und tzontinente hersiellt, Goethe selbst hat die "Farbenlehre" fu%r sein bedeutendstes Werk gehalten. Das war sie 9ewisz nicht, wie man schon bald erkannt hat. Jmmerhin war die Entdeckung des Zwischenkieferknochens die grosze Leisiung eines Auszen- seiters, Er war auch ein groszer Pflanzenfreund und Mineraliensammler, Er kannte aus zwei umsangreichen Keisen den sonnigen italienischen Su%den und dessen tzulturscha%tze. Er glaubte in Palermo der Urpflanze auf der Spur zu sein und er hielt Sizilien als Magna Graeria fu%r das eigentliche Griechenland, das er so sehr geliebt und das er zeitlebens mit der Seele gesucht hat. Ein hochgebildeter Dater und eine frohgesinnte Mutter hatten Goethe "des Lebens ernsies Fu%hren" und "die Lusi am Fabulieren" als Erbe einer hoch- gezu%chteten Familie mitgegeben. Nach Studentenjahren voller Ausgelassenheit in Leipzig und einer von herder gefo%rderten abschlieszenden Studienzeit in Strasz- burg fand der junge Jurist ans Keichskammergericht in Wetzlar, doch seine eigentlichen Stoff-Funde hieszen "Werther" und "Go%tz". Am hofe von Dieimar und in der Na%he der Universita%tsstadt Jena hat sich das junge Genie voller Menschlichkeit zu Kang und Wu%rde und noch ho%her gesiimmten Schaffen kluger Kuhe eingelebt, Fraglos war Goethe ein Deutscher, aber er litt nicht so an Deutschlands Not wie die Menschen in jenen Ka%umen, die Napoleons tzriege u%berzogen haben, Er war selbst so grosz, dasz auch er gleich Beethoven Napoleons Gro%sze sah; er zerbrach nicht innerlich wie tzleist an Preuszens Schicksalslasi, er war eben Deutscher und Weltbu%rger Zugleich. Es ist seltsame Fu%gung, dasz Goethe zwar Breslau und tzrakau kannte, und auf dem Schneekoppengipfel gesianden war, seine Wege ihn aber nie nach Wien gefu%hrt haben. Er lernte vom heutigen O%sierreich nur Jnnsbruck kennen. Er sah das alte kaiserliche O%sterreich, er sah Wien, in dem noch ein Ko%mischer tzaiser deutscher Nation bis 1806 geherrscht hat, nur aus der Schau der tzurorte Marien- und tzarlsbad, allenfalls noch vom Biliner Borschen und vom vulkani- schen tzammerbu%hel bei Eger her. Er lernte in vielen tzarlsbader tzuraufenthalten immerhin die Elite des Wiener hofes und diesen selbst kennen. Der Hofmann Goethe empfand eher als Minister eines deutschen Klein- staates als im Keichsgedanken fu%r Deutschland. Er wuszte schon seit Wetzlar, wie ohnma%chtig "das Keich" als Einrichtung war. Und er war dennoch ein Deutscher, nehmen wir alles nur in allem, Er hat wenn auch aus Disianz "hermann und Dorothea" als Epos deutscher Dertreibungsnot geschrieben und das Wesentliche gut gesehen. Und deutsche Geisiesnot kann nirgends besser nachempfunden werden als im ErstenTeil des "Faust", dessen Derse in hohem Masz Besitz und Bildungsgut der Deutschen aller bisherigen Generationen gewesen sind. Don Goethes leiblicher Familie, die es auch gab, lebt la%ngst niemand mehr. Sie ist ausgesiorben, Die Frauengesialten in Goethes Leben sind seit langem Literatur geworden wie zuletzt in Bo%hmen Ulrike von Levetzow, die der Wer- bung des alternden Dichters zwar ein Nein geboten, doch spa%ter niemals ge- heiratet hat. Goethes Werk isi in groszartiger Weise gesammelt worden. Den menschlichen Zu%gen des alten Dichters hat Johann Peter Eckermann als handwerklicher Be- treuer der letzten Jahre Ewigkeit verliehen und so sich selbsi ein Denkmal geSstzt, ohne das wohl niemand mehr seinen Namen wu%szte. Goethes Lebens- werk ist nicht nur in den mehr als hundertdreiszig Ba%nden der "Weimarer Aus- gabe" als edelsier Wein gekeltert, seine Dramen leben heute noch auf unseren Bu%hnen. Goethe muszte nicht wieder entdeckt werden wie so mancher andere Gerosze-sa%tzr warchholch er reun schchaft fahigd as ewies er rotz chesiehen er und herder haben in diesern Weimar ihre Tage vollendet. Dasz der Dichterfu%rst Goethe den bedeutenden Heinrich von tzleist nicht verstanden und Grillparzer nur mit ho%flicher Zuru%ckhaltung behandelt hal, war eben ein Generationsproblem und ein Anzeichen dafu%r, dasz auch er ein Mensch mit Jrrtu%mern und Fehlern gewesen ist. Goethes eigentlicher Lebensraum isi heute staatspolitisch geteilt. Frankfurt in der Bundesrepublik Deutschland und Weimar im sowjetisch bestimmten deut- schen Zweitsiaat "DDK" kennzeichnen die La9e der Deutschen in der Gegen- wart. Noch zum hundertsien Todestag Goethes hat das Wiener Burgtheater seinen deutscho%sterreichischen Beitrag mit einer vielbejubelten Auffu%hrung des "Torquato Tasso" in Weimar geboten, mitten in der Weltwirtschaftskrise und in politischen Ga%rungen. heute ist nicht einmal dies mo%glich, Dennoch la%szt die Besinnung auf den groszen deutschen Genius Goethe an die ewigen tzra%fte unseres Dolkes glauben trotz aller staatspolitischen Trennungen und Zeitschicksale, Goethe-Jnstitute in aller Welt, zu denen auch das im Denken Kudolf Steiners gestaltete Goetheanum zu Dornach in der Schweiz 9eho%rt, ku%nden uns vom Weiterwirken eines der gro%szten Geisier deutscher Zunge in aller Welt als eines Menschen von erdweiter Bedeutung. "Das Faustische" goethischer Pra%- gung ist eine wesenhaft deutsche Leisiun9, darum kann Deutschland auch nie- mais untergehen, so lange Goethes humanita%t in uns allen lebendig ist. Heimat Vaterland Nach Berichten der Allensbacher Meinungsforschung hat der Begriff "Dater- land" fu%r 69 % der Bundesdeutschen wieder einen guten tzlang (Bonner tzaleidoskop, 14, Feber 1982). Nur 6 % aller Ausla%nder in der Bundesrepublik Deutschland wollen die deutsche Staatsangeho--rigkeit annehmen (Stuttgarter Nachrichten vom 8. Ja%nner d. J" zitiert im Witikobrief 2/82). Zwei verschiedene Meldungen aus ju%ngsier Zeit, die erfreuliche Dorzeichen erkennen lassen: Der seit fast vierzig Jahren in seinem Werteglauben am Boden zersto%rte deutsche Mensch findet, vielleicht aus der ju%ngsien Not, zu seinen Wurzeln zuru%ck. Um- gekehrt gilt bei den Ausla%ndern letztlich jenes heimatgefu%hl, das uns junge Deutsche in den tzriegsjahren wie eine Antenne beru%hrt hat und das sich damals in dem Soldatenlied a%uszern konnte: heimat deine Sterne, sie strahlen mir auch an fernem Ort .. . Die notgedrungen verlassene heimat wird wieder zur Sehn- sucht nach dem engeren Daterland und seiner Landschaft, eben zur Heimat, die mit "daheim" und "heim" begrifflich bestimmt isi. Kudolf henz hat vor einigen Monaten in der Wochenschrift "Die Furche" eine treffende Kandglosse geschrieben: "Heimat? Wiederkehr eines Wortes", Er hat von der Warte seines hohen Alters und seines Werdeganges ero%rtert, warum der kostbare Heimatbegriff in diesem Jahrhundert in Frage gestellt werden konnte und warum er "wiederkommen" muszte: ein jeder kehrt auf seine Weise heim nach aller Entta%uschung zu der Unzersto%rbarkeit des ewigen Heimatbegriffes. Wer nach Ausiralien und Brasilien oder nach tzanada aus- gewandert isi, wuszte, ob er nun getrieben oder nur gedra%ngt wurde, was er daheim zuru%ckgelassen hat. Auch Larl Zuckmayer hat von Dermont aus daru%ber nachgedacht und keineswegs jenes Erinnern verschma%ht, das ihn damals an die alte Welt gebunden hat. Fu%r manche Auswanderer konnte es eine Art von haszliebe werden. Fu%r uns Soldaten im weiten 0sien oder in der Polarnacht des hohen Nordens, aber auch im heiszen Nordafrika war heimat immer ein ungetru%btes Wort geblieben, das im "Heimaturlaub" dann und wann auch harte. Ma%nner zu tzindern machen konnte. Selbst in der Gefeingenschaft haben wir nicht ahnen ko%nnen, dasz es in der Folgegeneration Mensehen geben ko%nnte, die Heimat fu%r "Quatsch" oder ideologische Derirrung halten wu%rden. Heute finden auch schon Derirrte zuru%ck, weil unsere Werte sich nicht an Schnulzen oder sonstigen literarischen U%bertreibungen messen, sondern am harten tzern des auf dieser Erde Lebenswerten. Die Umerzieher haben eben auch nach diesen Djorten heimat und Daterland gegriffen und sie unserer Jugend vera%chtlich gemacht. - tzo%nnten wir nicht aus unserem Erleben die Gro%sze dieser Werte ermessen, dann mu%szten wir am Derhalten unserer einstigen Kriegsgegner die Kichtigkeit besta%tigt sehen, "Groszer vaterla%ndischer tzrieg" hiesz es auf einmal in der Svwjetunion 1941, denn auch dort hatte man nach 1917 das Wort Daterland zugunsten der "Jnternationale" zersto%ren wollen. Man fand es wieder, als man es brauchen konnte, und man isi damit gar nicht schlecht gefahren, besser jedenfalls als mit ideologischen Aufforderungen. Die Preisgabe der heimat ist kein Jnstrument der seelischen Aufru%siung, die wir so dringlich no%tig haben. Auch General de Gaulle hat vom Europa der Daterla%nder gesprochen. Natu%rlich hat er damit in ersier Linie das eigene gemeint. Ha'lten wir uns an den Glauben, dasz auch wir heimat und Daterland im besten Sinne besitzen, fu%r die es zu leben und zu werken lohnt. "Sag wieder heimat, ohne zu erro%ten!" So fordert es Kudolf henz. Wir anderen sind wohl kaum je dabei erro%tet, aber wir haben doch auch gespu%rt, welche Belasiung auf diesem Worte liegen mochte, wenn wir es sprachen. Alle Wendungen vom Keaktiona%r bis zum Faschisten hat man herangezogen, um uns Heimat und Daterland als Hochworte zu verga%llen. Aber gerade als von der Geschichte geschlagenes Dolk mu%ssen wir uns auf Heimat und Daterland von neuem Folklorebegriff der sommerfrischenu%blichen heimatabende gedeckt wird, Die Su-dtiroler sollten nach 1918 um ihre heimat gebracht werden, nach- dem ihr gro%szeres Tiroler Daterland, ja "ganz Deutschland ach in Schmach und Schmerz" den tzrieg verloren hatten. Wie will ein junger Alpinist namens Kein- hold Meszner, geboren 1944 in Briren, der ohne Sauersioffmaske auf dem Mount Everest war, trotz seiner Su%dtiroler herkunft beurteilen ko%nnen, was in jenen Jahrzehnten unter Mussolini in Su%dtirol "los" war? Und dasz die Aus- siedlungswilligen keineswegs als Derra%ter, sondern als Flu%chtige und Bedrohte nur in ho%chsier volklicher Not aus ihrer Dolomitenheimat weggezogen sind. Mannhafte Worte hat ihm sein alter Landsmann Luis Trenker aus diesem Noterlebnis zur Antwort gegebenl Auch Trenker hat einmal im Tvnfilm "Der verlorene Sahn" einen heimatverlust zu gestalten gehabt. Uns ist trotz einzelner To%ne, die damals mit dazu geho%rt haben, seine Heimatsehnsucht besser zu Gesicht gestanden als Meszners ruchloses Abschwo%ren an die Heimat. Dielleicht wird auch er, wenn er zu Jahren gekommen und sein Tagesruhm matter geworden ist, gerne die Luft in seiner engeren heimat, auch als Europa%er und Weltbu%rger, so atmen wollen, wie sie dort weht. Ein gesponserter Alpinisi kann einfach gar nicht dasselbe heimatbewusztsein haben wie ein Archibald Douglas, der trotz Derfemung und arger Strafandrohung seiner inneren Stimme in die heimat folgt, wie es uns Theodor Fontane, der Wahldeutsche, gesungen hat: "Nur lasz mich atmen wieder aufs neu die Luft im Daterland . . .!" heimat und Daterland bekommt zwar jeder mit bei der Geburt, nicht alle amber koindnen iei e sionenb esirtze hachen ---s Gewa ren- oir ak em musz (chloslene and gezwungen. heimat, deine Sterne . . . Der Ruf nach den Mu%ttern Der Muttertag !si in der deutschen Mitte Europas heuer als Einrichtung 60 Jahre alt. Was die Amerikanerin Ann Jarvis im Mai 1908 eingefu%hrt hat, auch damals schon in der Erkenntnis, dasz es im Leben viel zu wenig Ehre und Liebe fu%r die Mu%tter ga%be, wurde durch Marianne hainisch auch in O%sier- reich dringlich gefo%rdert. Was vielleicht auch als ein groszes Gescha%ft, vor allem fu%r die Blumenha%ndler, gedacht isi, soll es getrosi bleiben, Es ist besser, eim zweiten Maiensonntag die Blumengescha%fte zu siu%rmen, als nur zu den Toten- tagen Alibihandlungen der Liebe zu setzen: dort kommen sie vielfach zu spa%t. Unsere Zeit krankt an den Ungleichgewichten. Die Frau ist emanzipiert, das Doppelverdienertum wird (noch) an die Spitze gesiellt. U%ppige, entfernungs- reiche Winter- und Sommerurlaube, die ja auch, hauptsa%chlich im Ausland, kommerzfo%rdernd sind, scheinen wichtiger zu sein als die einsi so u%bervollen Wiegen. Man darf sich angesichts der schwierigen Weltverha%ltnisse nicht allzu- sehr wundern, dasz der Mut zum tzinde, der Mut vor allem zu mehreren tzindern, weitgehend gebrochen isi. Es beginnt ja schon mit der Abwertung aller Ho%chsi- werte in den Schulen und in den Medien. Die Dirne, die ihren tzo%rper in fast jedem Journal preisgibt, isi vielen wichtiger als die Madonna, auf gut deutsch: die Mutter und somit die Zentralsonne der Familie. Dennoch wissen wir alle: wir werden nur u%bersiehen, wenn wir tzinder haben. Dabei genu%gen nicht die tzinder der Fremden, die aus den tzreiszsa%len der Geba%rkliniken hervorgehen und Jahre darauf die Parkanlagen mit Treiben erfu%llen. Treiben in einer fremden Sprache und in einer uns fremden Lautheit. Wir werden wie diese Menschen trotz aller Wolken am horizont unserer Tage, selbsi den Mut zu tzindern und somit den Mut zur Zukunft haben mu%ssen. Diel- leicht bringt die sich leider anbahnende Arbeitslosigkeit der Ma%nner doch da und dort die Frau in die tzindererziehung zuru%ck. Wo es zu wenig tzinder gibt, gibt es zu wenig Umsatz und damit zu wenig Steuern als Einnahmen und damit wieder zuviel o%ffentliche und private Schulden. Wo es tzinder gibt, gibt es zwar mehr Sorgen, aber auch mehr Segen. Wic werden dieses sakrale Wort nicht auf die Dauer geringscha%tzen du%rfen! Auch auf Menschen, Do%lkern und tzulturen musz die Gnade Gottes sichtlich ruhen. Das isi freilich mit der Parole "Geniesz und siirbl" nicht zu machen. "Schaff' und siirb!" ist schon das bessere. Und an diesem tzreislauf der Unabdingbarkeit waren die Mu%tter fru%her mehr beteiligt als heute, wo es in der National- o%konomie Pillenknicke gibt. Ein Unheilskreis, dem man nicht nur o%ffentlich, sondern auch privat entrinnen mu%szte! Mutterschaft war fru%her Selbstversia%ndlichkeit, auch wenn sie von vornherein das Opfer erwarten liesz. Wie verha%ltnisma%szig kalt la%szt die fru%her so gefu%rchtete uneheliche Mutterschaft heute die Menschen! Das damit verbundene mu%tter- liche "Trotzdem!" isi gottlob auch heute noch in Ehren anzutreffen. Denken wir nur gerade zum 50. Todestag des o%sierreichischen Dichters Anton Wildgans an hand seines unverga%nglichen do%rflichen Gedichtes "tzirbisch" daran, wie tapfer auch solche Mu%tter waren. Und lassen wir uns auch heute wieder allem Unrat der Zeit zum Trotz die Schluszverse dieser Dichtung bewuszt werden, Wir suchen bei den Mu%ttern Kettung vor dem la%hmenden Derzicht auf ku%nftiges Leben! "Und dennoch: Auch, solange die Welt steht, wird immer wieder ein reines tzindlein geboren werden, um dessen willen der herr die Erde so scho%n gemacht und den herzen die hoffnung gegebenl Und eine Mutter wie du --- gegru%szet seist du, Maria! --- so es in Demut empfangen und hart und getrosi in der Not isi, wird ihm die Bru%sie reichen, auf dasz es lebe und siark sei, selbst eine Welt sich zu schaffen aus seinen Tra%umen! Denn anders, wenn wir an dieses nicht glaubten fu%r unsere eigenen tzinder, wa%re die Erde ein Ort der bloszen Derzweiflung, die Zeugung Schuld nur am neuen Geschlechte, kein Frieden erlo%sie in Gra%bern, und es verlohnte sich nicht, den Menschen die Leier zu ru%hren." Von Gutenberg jum Lichtsat Um das genaue Datum streiten sich d!e Gelehrten, doch so oder so isi es ziem- lich genau ein halbes Jahrtausend her seit der Drucklegung des ersien Buches in O%sierreich- Eine Briefmarke und eine 500-Schilling-Mu%nze erinnern an dieses so ho%chsi bedeutende Ereignis. Jm Prunksaal der Wiener National- bibliothek wird eine Aussiellung "500 Jahre Druck !n Wien" gezeigt und auch das graphische Gewerbe O%sierreichs feiert dieses Jubila%um einschla%gig. Jn der Wiener Jnnensiadt aber sieht Meister Gensfleisch alias Johannes Gutenberg auf dem Sockel eines Denkmales und fordert auch o%enen Kespekt ab, die selten nur in die Bu%cher schauen. Die Tauben sitzen auf seinem haupt, doch was hat das schon zu sagen? Die groszen Leistungen der Menschhe!t sind in mehr als nur in einem Denkma! aus Bronze allgegenwa%rtig. O%sierreich hat reichen Anteil an der Buchkultur der deutschen Geistesnation, auch wenn es mit seiner ersien Leisiung ein wenig nachgehinkt haben mochte gegenu%ber der Gutenbergstadt Mainz. Es ist freilich ein weiter Weg vom anonymen "Drucker der Kochuslegende" u%ber Alois Senefelder und seinen Steindruck gegen Ende des 18. Jahrhunderts und der Erfindung der Schnell- presse durch Friedrich tzo%nig im Jahre 1812 bis zur allermodernsien, gar nicht so leicht zu bewa%lt!genden Umsiellung auf den Lichtsatz, die im Augenblick noch eine Art Geiszel u%ber den ha%uptern der gegenwa%rtigen Buchdruck-Facharbeiter schwebt. Die Menschheit hat aber so grosze Fortschritte gemacht, dasz auch dieser zu bewa%ltigen sein wird. Es ist freilich nur die Frage, ob die Seele der Menschen auch immer mitkommt bei allen diesen Entwicklungssiufen. Nach der Bildung aus mu%ndlicher Lehre und aus kosibaren handschriften, die nur eine Eliten-Bildung sein konnte, brachte Gutenbergs Erfindung die Dor- aussetzung zu einer Bildung weiterer, weniger begu%terter tzreise. Gutenberg erst hat das Lebenswerk Mart!n Luthers als Sprachscho%pfer und Keformator mo%glich gemacht. Natu%rlich hat sich dann auch die Gegenreformation dieses Mittels bedient. Der Geisi geriet in Bewegung, es kam zum Zeitalter der Auf- kla%rung und, im Wechselspiel der tzra%fte, auch zur Keaktion, die die kaum mehr u%berschaubaren Auswirkungen der neuen tzunst mo%glichsi einzuda%mmen geneigt war. Bei all diesen Entwicklungen aber blieb "das Buch" als Zeugnis der Zeit und als Mittel zur Bildung besiehen und erhalten. Unsere groszen Bibliotheken sammeln diese tzosibarkelten der Menschheitsentwicklung. Doch auch der einzelne konnte endlich Bu%cher erwerben und sich Wissen selbsi einverleiben. Das deut- sche Dolk isi von fru%h an ein Dolk der Leser gewesen. Wissen wurde zur Macht! Aber auch Macht konnte immer w!eder miszbraucht werden. Wir sehen es heute in der Massenwirkung bedenklicher Presseerzeugnisse, ob diese nun gebunden oder ungebunden vor uns liegen. Wichtiger denn je wird es also sein, dasz der Mensch nicht nur "am Buch" bleibt trotz aller Ablenkungen, die das Auge buchlos bescha%stigen, sondern auch, dasz er kritisch bleibe gegenu%ber allem Gedruckten. Lesen ist Dertrauen und glauben heiszt nicht immer wissen. Dennoch musz man bei diesem kritischen U%berlegen weniger an die Derfu%hrer als an die tzra%fte denken, die uns aus dem Jnnern unserer Bu%cher entgegenkommen und die uns zum Licht su%hren ko%nnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sah es nach einer tzrise des Buches in seiner gesellschaftlich-familia%ren Bedeutung aus. Das Bu%chersammeln und eifrige Lesen hatte sichtlich abgenommen. Man ging zum tzleinbuch, auch zu den Magazinen und Zeitungen u%ber --- aus Zeitmangel. Man fand im Wohlsiand, aber auch im "Stresz" weniger hin zur Lektu%re. Dielleicht verzweifelte mancher auch ange- sichts der niemals zu bewa%ltigenden Fu%lle der Literatur. - Der Geist isi ein groszer Dersucher, doch er braucht durchaus nicht, mit tzlages, in jeder hinsicht ein Widersacher der Seele zu sein. Es gilt, die ho%here Einheit zu erreichen, die gerade die Menschheitsleistung "das Buch" dem tzo%rper und seinen Sinnesorganen verschafft, um sich diese Erde untertan zu machen und dennoch die Menschheit aufwa%rts zu fu%hren. Land in Sicht! In sich isi dieser Ausruf mehrdeutig verwendbar. Zuna%chsi war er o%er Melde- ruf der Matrosen, wenn sie nach wochenlangem tzampf gegen die Meeres- fluten endlich Land vom Ausguck aus erblickten. Dieser Sehnsuchtsschrei der Erlo%sung u%bertrug sich auch seinerzeit auf uns Soldaten des Osiheeres, wenn wir nach Monaten der Eis- und Schneesiarre sowie der tza%lte endlich wieder die braunschwarze Erde als Dorbotschaft des wa%rmeren Sommers vor uns hatten. Land in Sicht --- das isi aber auch die Dorfreude der Groszsia%dter und abgas- gequa%lten Zivilisationsmenschen auf den endlich winkenden Urlaub im Gru%nen. Dor allem die Freude der tzinder, die nun der Schule fu%r einige Wochen ledig sind und in vera%nderter ba%uerlicher Umwelt frei sind fu%r das grosze Abenteuer Ferienzeit. - Abgesehen von all jenen, die ein Stu%ckchen von der groszen Welt sehen wollen, um ihren Horizont zu weiten, oder von denen, die das blaue Meer als Erholungsraum erkoren haben: der Sta%dter strebt aufs Land. Zu den Bergen und Wa%ldern, zu den Bauern und zum gedeckten Mittagstisch, der jahru%ber eine sia%ndige Sorge der hausfrauen ist. Die Bauern selbst, die sich aus menschlichen, aber auch aus Derdienst- gru%nden so auf uns Sta%dter freuen, haben die ha%rtesien Wochen des Jahres, die der Ernte, vor sich. Gerade deshalb sind auch diese Wochen so wichtig, weil wir Sta%dter end!ich mit offenen Augen erkennen mu%szten, was die ba%uerliche Familie, ob nun im hauptanliegen oder im Nebenerwerb, ko%rperlich zu leisien hat. Es hat sich seit langem e!ne unausgesprochene tzluft aufgetan zwischen Stadt und Land. Man sieht zwar die vielen scho%nen tzraftwagen am Sonntag vor der tzirche oder vor dem Dorfwirtshaus, aber man go%nnt den Bauern unterschwellig diese Errungenschaft nicht. Man sieht die Tiefku%hltruhen nur bei sich daheim als selbsiversia%ndlich an. Man we!sz nicht, wie tief der Bauer fu%r den modernen Traktor in der tzreide sieht. Man sieht als sommerlicher Langschla%fer nicht, wie fru%h das ba%uerliche Tagwerk gerade im Sommer beginnt, man weisz nichts davon, dasz es la%ngst keine tznechte und Ma%gde gibt, die die Arbeit fu%r den Bauern mitleisien. Man denkt nicht an die weichenden So%hne und To%chter, die in der Stadt oder in der Fremde, zumindesi aber in der Fremdenverkehrswirtschaft ihr Auskommen suchen mu%ssen. Man bedenkt nicht, wieviel alteingesessenes Bauerntum allja%hrlich dahinschwindet: verlassene ho%fe, verlassene Wiesen und Felder. Man u%berho%rt, mit welchen Umweltschwierig- keiten das heutige Bauerntum zu rechnen hat und welche elenden, der groszen Mehrarbeit unangemessenen Pre!se es fu%r seine Ertra%gnisse erha%lt. Wir brauchen aber dieses Bauerntum und wir brauchen es mo%glichsi im Besitz der besien technischen Errungenschaften, damit es volkswirtschaftlich wett- bewerbsfa%hig bleibe unter dem Druck des ausla%ndlschen Sozialgefa%lles und des damit verbundenen Wettbewerbes. Wir brauchen mit einem Wort ein Bauern- tum bei Lust und Freude und nicht nur unter der tznute sta%ndiger Sorgen. Die Zeiten des tzrieges und Nachkrieges, da die Bauern mehr zu essen hatten als die anderen, die vor den Bomben und tzriegstruppen Geflohenen, sind la%ngst vorbei. Man hot sich bei ihnen Zweitwohnungen geschaffen, um einen eigenen Erholungsraum und, im Ernsifall, eine Fluchtburg zu haben. Man wird damit selbst noch lange nicht zum Bauern, aber man mu%szte seither mehr Dersia%ndnis und mehr Wohlwollen fu%r den Landwirt aufbringen. Man ist dies nicht nur menschlich schuldig, man tr!fft damit auch fu%r die Zukunft Dorsorge. Es darf niemals zum letzten Bauern kommen, den die Literatur des letzten Jahr- hunderts so bereitwillig und mit einem Schimmer von billiger Ku%hrseligkeit aufgezelchnet hat. Eher wird angesichts der technischen Gefahren und der U%ber- fremdung der letzte eingesessene Sto%dter umdenken mu%ssen im Sinne eines gesu%nderen Lebens, als der Bauer seinen von den Da%tern ererbten tzosmos noch weiter aufgeben darf, als es schon bisher geschehen ist. Land in Sicht! Freuen wir uns auf den Sommer! Auf alles, was er an Scho%nem bringt. Sehen wir selbsi im Kegen die Gabe der Natur zur Erneuerung und zur Belebung! Nur der Sta%dter will immer Sonne haben. Der Bauer braucht diese Sonne natu%rlieh auch fu%r das Wachstum und die Ernte. Dann aber musz es fu%r die Spa%tfrucht regnen du%rfen. Es isi nur gut, dasz sich die Natur ohnedies, sofern sie ungesio%rt bleibt, nichts vorschreiben la%szt vom Wunschdenken der Menschheit. Erholen wir uns gut! Freuen wir uns, dasz auch viele Alte und gesundheit- lich Gefa%hrdete eine Umvoeltvera%nderung im Gru%nen erleben du%rfen und dasz so manche soziale Ausgleichsleisiung dafu%r erfolgt. Bedenken wir aber auch in diesen Tagen des Glu%cks, dasz gar viele niemals aufs Land kommen, weil ihre Brieftasche dafu%r zu klein isi. Sie sitzen besienfalls in den glutheiszen Park- anlagen der Groszstadt und lechzen nach tzu%hle! Gedenken wir aber auch in dieser kommenden Zeit des Glu%cks iener, die seit Jahrzehnten wegen einer kollektiven Schuld, die oft gar keine war, hinter Gefa%ngnismauern schmachten mu%ssen und unserer Urlaubsfreuden auch heuer nicht teilhaftig werden ko%nnen. An Kudo!f hesz in Spandau und an Major Keder in Gaeta, an den Elsa%sser Jacques Dasseur und an die beiden ha%ftlinge von Breda in holland. Denen musz ein Spaziergang im hof oder auf einer Dachterrasse mit ein paar spa%rlichen Sonnenstrahlen die Sicht auf das freie Land ersetzen. Wir wa%ren schlechte Erdenbu%rger und Deutsche, wenn wir in unserer Freude nicht auch jener gedo%chten, die solchen Glu%cks leider nicht teilhaftig sein ko%nnen. Hoffen wir, dasz auch fu%r sie bald "Land in Sicht" kommt. Flandernreise 1982 einem jahrzehnt fu%hrt Frau Jlse-Larola Salm, eine nach Bayern ver- schlagene Berlinerin, Derfasserin einer vielbeachteten Eckartschrift, allsommer lich einen groszen Autobus voll gleichgesinnter Menschen nach Flandern. Diese Keisen klingen in der Teilnahme an der Jjzerbedevaart als gesuchtem Ho%he- punkt aus. Don der Stiftung her isi es eine Wallfahrt zum Turm von Diksmuide zum Erinnern an die fla%mischen Opfer des Ersien Weltkrieges, die auf belgischer Seite gegen Deutschland geka%mpft haben. Aus diesem Einsatz wurde eine gerechtere Derankerung des Flamentums in dem seit 1830 bestehenden belgischen Staat erwartet. Dergebens! Der ersie Turm von 1930, dessen Kesie noch be- siehen, wurde 1946 gesprengt, doch mit vierundachtzig Meter ho%he ragt wieder ein neuer Turm weithin sichtbar u%ber die meeresnahe Ebene und wird wenig- siens einmal im Jahr zur Sta%tte einer gewaltigen vo%lkischen tzundgebung.Unu%ber sehbar weit ist vom Turm aus das ebene fla%mische Land, unu%bersehaubar wic die Flamenfrage selbst, -- Jm Zweiten Weltkrieg war die gleiche Ausgangslage gegeben. Wieder hat das kriegfu%hrende Deutschland aus strategischen Gru%nden auch u%ber belgischen Boden hinweg gegen das dort gleichfalls aufmarschierende Frankreich tzrieg gefu%hrt. Doch 1940 war es nur ein kurzer tzampf, der da in Panzerschnelle u%ber eine seinerzeit schwer mitgenommene Landschaft hinwegging. Die Flamen wurden ziernlich bald aus der Gefangenschaft entlassen. Jm spa%teren Osifeldzug haben viele Flamen freiroillig und tapfer gegen die Sowjets geka%mpft. Auch dies ist ihnen da wie dort schlecht bekommen. Es kam zu heute unvorstellbaren Dergeltungsmasznahmen (Kepressionen) gegen die heimkehrenden Ostka%mpfer non sciten ihrer eigenen Mitbu%rger. - Jhrer Herkunft nach sind die Flamen, die heute u%ber fu%nf Millionen Men- schen in drei La%ndern za%hlen, Niederfranken (salische Franken) mit friesischen und niedersa%chsischen Einschla%gen. Das war in der Do%lkerwanderungszeit und dies ist schon lange her! heute sind sie ethnographisch und nach der geschieht- lichen Abseitsentwicklung sowie auch nach dem Bekenntnis keine Deutschen mehr, doch es gibt kaum ein Glied der germanischen Sprach- und Do%lkerfamilie, das dem Deutschtum so nahe siu%nde wie die Flamen. Das hat seinerzeit auch der Kembrandtdeutsche Julius Langbehn gut erkannt. Man merkt diese Na%he auch daran, dasz man als Deutscher bei einiger tzenntnis niederdeutscher Mund- art unschwer selbst einer la%ngeren Kede in fla%mischer Sprache zu folgen vermag. Trotz anderer Ausgangslage erinnert der tzampf der Flamen an Su%dtirol. Nur dasz dort eine Minderheit in einem fremden Staate beharrlich um ihre Kechte ka%mpft und in Belgien eine deutliche vo%lkische Mehrheit mit hohem Leistungsaufkommen sich gegen die einfluszma%szige, materielle und ideelle U%ber- wucherung seitens des Wallonentums, also der romanischen Mitbu%rger, zur Wehr setzen musz. Dies isi als Grundlage der fla%mischen Zeitgeschichte wissenswert. Die Politik ist eine andere, aber sehr a%hnliche Sache. Jn absehbarer zeit wird Frau Salm in einer Eckartschrift die Flandernfrage bis zum neuesten Stand der Dinge erla%utern, - aufgeschlossenen Flandernfahrern aus dem gesamten deutschen Sprachraum, auch aus O%sterreich also und aus Su%dtirol, das ganze Flandern in den drei Staaten Belgien, Niederlande und Frankreich in seinem Alltag und seinen Festen, in seiner Geschichte und seiner reichen tzunst- und Siedlungskultur zu zeigen und lebendige Derbindungen zu den Menschen herzusiellen. Im Morgengrauen des 25, Juni begann diese Fahrt in Starnberg am See Die Standquartiere der Keise lagen in Antwerpen und Bru%gge. Don guten Hotels aus lieszen sich die Tagesprogramme unschwer bewa-ltigen. Es soll vor- weggenommen werden, dasz es auf der ganzen Fahrt keinerlei Paszkontrolle gegeben hat, Namentlich die Grenzu%berga%nge zwischen den Beneluxstaaten, aber auch die von Belgien nach Frankreich waren nur mit gro%szter Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Europa also doch im Werden? Die Begegnungen mit den Men- schen lehrten freilich noch etwas anderes: die Sprache des Nationalismus, die nur sich und nicht den anderen meint. Und dennoch sitzen alle im selben Boot und sind der 9leichen wirtschaftlichen Kezession ausgesetzt, die nun weltweit wirkt und das Flamentum besonders bedroht, weil die Schlu%sselstellungen eben nicht in seiner hand sind. Diele der Keisegefa%hrten hatten noch nie die deutsche Grenze nach Westen u%berschritten und noch nie die Nordsee gesehen, Die von See hec auffrischenden Winde kamen den sonst heiszen Sommertagen zugute, es muszte auch mancher kleine Kegengusz in tzauf genommen werden. Jni herzen aber war eitel Freude angesichts des vielen Scho%nen, das diese schmucken Landschaften zu bieten haben. Pra%chtige alte Sta%dte, die den tzriegen getrutzt haben und die nun sorgsam gepflegt werden. hervorragende straszen, im fla%misch-wallonischen Proporz zu . verteiiende Autobahnstrecken, tzaninchen in reicher Zahl an den Ha%ngen und Mo%wen, die die Na%he des Meeres anzeigen. Scho%ne k!eine Ha%user, tzlinker- fassaden, hu%bsche Ga%rten. Eindrucksvoll der hafen von Antwerpen mit dem Anhauch der groszen Welt! Jn den Museen das Mittelalter und die fru%he Neu- zeit. Die alten tzirchtu%rme oft hoch gestu%lpte Quadern, vielfach ohne die kro%nende Spitze! Beginenho%fe als U%berbleibsel einer alten Zeit, die trotz allem materiellen Keichtum die religio%se Beschaulichkeit als hochziel angesehen hat. Und dann die tzana%le mit den kleinen Schiffen; Transportmittel und Fremdenvergnu%gen zugleich. Der U%bergang in die Niederlande hat den Eindruck der Sauberkeit noch um einige Grade versta%rkt. Ga%rten und Felder auch hier, die Siedlungen oft ineinander u%bergehend. Das Lieblichste war der Mittagsrastort Zierikzee und das Gewaltigsie die Besichtigung mehrerer Sta%tten des Delta-Werkes, Eine Jahrhundert- wenn nicht Jahrtausendleistung niederla%ndisdsen tzulturwillens auf fla%mischem Dolksboden, um eine Sturmflut wie die von 1953 unwiederholbar zu machen. Es fehlt nur noch der Abschlusz an der Oosterschelde. Eine gigantische Baustelle voller Kegsamkeit. Ein Lichtblick angesichts der sonsiigen menschlichen Untaten an der Natur. Auch die Fa%hre von Dlissingen und der Strand von tznokke brachten die Nordsee und die Witterung des nahen England. Aber auch ein Dogelschutzgebiet konnte am Kande betreten werden. Mecheln, Lier, Lo%wen, Bru%ssel und Gent schenkten den Augen unvergeszliche Bilder. Ein ho%hepunkt der Dan-Eyck-Altar in der St.-Bafs-tzirche in Gent. Und dann Bru%gge wie ein Traum aus o%er Kenaissance und der fru%hen Neuzeit! Werke von Memling und Michelangelo als ho%hepunkte. Und dennoch hat sich hier von 1914 bis 1918 die Front der Material- schlachten in na%chsier Na%he verkrallt! Die Soldaten-Fr!edho%fe mehren sich. Ehe :s am allerletzten Tag der Keise u%ber Ypern ins franzo%sische Flandern zwischen 1940 die Offensive gegen die sich einschiffende britische Erpeditionsflotte unheil- voll gestoppt worden isi, und vor der sonnta%glichen Jjzerbedevaart, zwei Sol- datenfriedho%se als innerer Schwerpunkt der Keise fu%r viele Teilnehmer, Der sonnenlos und schattig daliegende Friedhof von Langemarck (hier Langemark geschrieben) in der Na%he eines groszen sommerlichen Weizenfeldes. hier ruhen nicht nur die Toten des Novembers 1914, die heldenhaften Studenten und Frei- willigen, die mit dem Deutschlandlied auf den Lippen, weitgehend erfolglos, gesiu%rmt und sich geopfert haben, sondern auch die spa%teren Gefallenen des Kaumes. Je fu%nf Namcn auf den fiach daliegenden Steinen, die zum Teil schon verwittern, aber immer woieder erneuert werden. Und zu abendlicher Stunde nach der Ku%ckkehr vom Diksmuideturm, vor dem fu%r den morgigen Tag geru%stet wird, noch der deutsche Soldatenfriedhof von Dladslo, wo fla%mische tzriegsteilnehmer mit ihren Fahnen auf die deutsche Gruppe warten! Zwei erschu%tternde Steinbildwerke von tza%the tzollwitz siehen am tzopf der Gedenksia%tte. Ein Dater, kniend nach der eben erhaltenen tzunde vom Soldatentode des Sohnes, und eine von ihrem Schmerz schier erdru%ckte Mutter. Umso ergreifender, wenn man erfo%hrt, dasz unter den tausenden Gefallenen hier auch der Sohn der tzu%nsilerin ruht. Das Lied vom guten tzameraden wurde hier wie vorher in Langemarck den mitgebrachten tzra%nzen als inniger Dank mitgegeben. Sie alle siarben treuen Tod! Man sollte hier nicht nur siumm die Unerbittlichkeit des tzrieges beklagen. Das gebu%ndelte Elitenopfer der Studenten und Freiwilligen von Langemorck mag als ein sich spa%ter bitter ra%chender Fu%hrungsfehler bedacht werden. Aber man darf in o%en vielen Gefallenen und wenigen U%berlebenden von Langemarck nicht siure Gehorsamtra%ger oder gar Lemminge sehen, d!e den heldentod gesucht haben. Sie haben vielmehr ein Jahr zuvor als Wandervogeljugend auf dem hohen Meiszner bei tzassel sehr wohl gegen die Unzeichen der Zeit aufbegehrt und neue Wege in Politik und tzultur als Forderung angemeldet. Dennoch haben sie sich 1914 als heiliger Fru%hling dem Auftrag des Daterlandes gesiellt. Wer aber denkt heute noch an Gemeinschaftspflicht und Daterland? Man kann auch hier nur hoffen! Diese Ehrenhaine im Westen, vom Dolksbund Deutsche tzriegsgra%berfu%rsorge betreut, werden viel von deutschen Keisegruppen besucht. Man gedenkt hier siellvertretend der Millionen im 0sien von Deutschland verbliebenen Gra%ber, die heute eingeebnet sind. Auch dieser Gedanke tut not! Flandernreise 1982 also nicht nur als tzunsifahrt zu den unermeszlichen Scha%tzen der Landschaft, sondern auch als Bedevaart, als Wallfahrt, nach dem Europa von morgen! Jm hervorragend gesialteten, von Zehntausenden besuchten Jizerfesi am 4. juli, dessen Ehrenga%sie diese deutsche Gruppe war, konnten in Lied und Wort die Sturmzeichen der Zeit und der Unwille des fla%mischen Dolkes nicht u%berho%rt werden. Man wird notgedrungen in diesem Zukunftseuropa nicht nur fu%r die Wahrung der Menschenrechte im Osten, sondern auch fu%r di fu%llung berechtigter Forderungen von ganzen Dolksgruppen im Westen ein- treten mu%ssen, wenn u%ber all die(en Gra%bern, die eine vergangene Zeit ver- ursacht hat, endlich wirklicher Friede eintreten soll. Diese wunderbare Natur- und tzulturlandschaft hat sich gewisz auch den vielen anderen Touristen dieser Fru%hsommertage erschlossen. Keisen verbindet, wo einst Gefechte und Schlachten im fla%misch-wallonischen, aber auch im gesamt- europa%ischen Schick(alskampf nur noch tiefer getrennt haben, Wer ko%nnte die auf dem Jizerturm von Diksmuide in vier Sprachen zu lesende Losung: "Nie Dch tsszchlch dgd chderch u tziigWch l ks iwir schszen aus em chmehrfachs geteiltechn fu%r das Dolk des in drei Staaten lebenden und in seinen Kechten beschnittenen Flandern! Der Turm von Diksmuide mahnt ganz Europa, ja die ganze Welt, sich friedlich zu vertragen. Der weltpolitische Alltag lehrt zwar, wie schier unmo%g- lich dies isi. Doch das gigantische Deltawerk an der Oosierschelde zeigt, was i Europai an Aufbauendern' an Zersto%rchung Dszerhinderndem, leisten kann, we'nn es nur wiLl, nor allem, wenn es endlich musz! Ein Dierteliahrhundert Raumfahrt Um 4. Oktober 1957 gab es fu%r die Amerikaner ein verblu%fstes Erwachen: sie muszten zur tzenntnis nehmen, dasz die Sowjets soeben mit ihrem "Sputnik" den ersien ku%nstlichen Satelliten in eine Umlaufbahn um die Erde schleudern konnten. tzein Wunder, sie hatten ihnen ja viele Jahre lang das "know how", auf gut Deutsch: die dazu no%tigen technischen Doraussetzungen geliefert, und auds das durch das tzriegsende mehrfach geteilte Deutschland hatte z!emlich zwangsla%ufig dazu se!ne Wissenschaftler zur Derfu%gung gestellt. Osi minus Wesi isi Null, so hiesz spa%ter ein beru%hmter Buchtitel. Die Sowjets besaszen freilich zu diesem Dorsprung auch d!e no%tige einheitliche politische Durchsetzkraft. Die Amerikaner haben sich dann nach diesem publizisiisch ausgemu%nzten "dawai" sDorwa%rts!) verha%ltnisma%szig schnell erholt. Seither isi im Weltall einiges los. Kaumfa%hren und Kaumkapseln, Satell!ten fu%r Forschung und Nach- richtenu%bermittlung, unbemannte und bemannte Weltraumraketen wurden bei gelegentlichen Miszerfolgen auf beiden Seiten ins Weltall befo%rdert. Der Mond wurde sanft und unsanft beru%hrt, seine bisher unsichtbare Seite lichtbildnerisch erkundet. Den Amerikanern gelang auszer groszartigen Dor- leisiungen --- das haben sie ebenfalls den Sowjets bis heute voraus! --- das erste Auftreten von Menschen auf dem von Gott geschaffenen Erdsatelliten "Mond" am 20. Juli 1969. Diese Dersuche wurden wiederholt, aber dann doch als zu kostspielig (und unfruchtbar) eingestellt. Jm Weltraum ging es emsig weiter. Das Ku%hnste sind vielleicht die Sonden, die zu Mars, Denus und Saturn vorgedrungen sind und dabei jene u%ber Funk gewonnenen Bilder aus unglaub- licher Ferne u%bermittelt haben, die die Wissenschaft bescha%ftigen und die Mensch- heit erschaudern lassen vor Staunen: alle Utopien der letzten Jahrzehnte scheinen nun W!rklichkeit zu werden. Das sind gewisz bewundernswerte Leistungen des Menschengeisies und wir ko%nnen stolz dorauf sein als Deutsche: wir haben da wie dort an den Dorbereitungen vie! inneren Anteil gehabt. Seit tzolumbus hat es jedenfalls keine gro%szere Umwa%lzung gegeben a!s diese technische Entwick- lung, die indirekt freilich wieder eine positive Frucht der in zwei Weltkriegen von allen Seiten erreichten ballisiischen Anstrengungen war. Positiv? Jsi diese hektik im Weltraum gar so posit!v zu sehen, obwohl sie Menschheitstra%ume erfu%llt? Bewohnbare oder bewohnte Welten, auf die die Erde als Entlasiung ihrer Bevo%lkerungserplosion hofsen ko%nnte, hat man bis jetzt nicht gefunden. Und wenn sie sich noch sinden lieszen, dann werden sie wohl allzu weit von uns entfernt sein. Aber warum sollte es erdengleiche Derha%ltnisse nicht auch auszerirdisch geben? Man braucht da nicht gleich an die weitgehend ungekla%rten "Fliegenden Untertassen" als technische Botschafter einer auszer- irdischen Lebenswelt zu denken. Der Zweifel an diesem Dierteliahrhundert technischen Wettlaufes im All liegt auf anderen Gebieten, nicht nur in der Frage, ob die beiden Groszen ein U%bergewicht von auszen her ersireben, um es dem anderen "zu ze!gen" und damit alle u%brigen in ihre ideologische und wirtschaftliche Gewalt zu bekommen. Was ist vielmehr in diesem Dierteliahrhundert besser geworden auf Erden? Als der Sputnik I bejubelt und bewundert wurde, lag Weltkrieg II immerhin schon mehr als zwo%lf Jahre zuru%ck. Jsi seither Frieden eingekehrt? Jsi die Welt nicht weiterhin von, allerdings o%rtlichen, tzriegen grauenvollsier Art "u%berzogen" worden? Jsi Deutschland nicht weiterhin geteilt geblieben und sind seine 0si- gebiete seither etwa dem rechtma%szigen Besitzer ru%ckerstattet worden? Mitnichten! Jm Gegentei!: rund vier Jahre nach dem so "fortschrittlichen" ersien ku%nsilichen himmelsko%rper hat der Osien die gewaltige Berliner Mauer der Unfreiheit er- richtet und US-Amerika hat dabei gelassen zugesehen. Bei dieser Mauer ist es seither ebenso geblieben wie bei den zahllosen Unfreiheiten und Gulags in den Osistaaten, aber auch in der zweiten und dritten Welt. Kudolf hesz "sitzt" noch immer! Der Friedensvertrag mit Deutschland blieb seit inzwischen 37 Jahren aus. hungergebiete gro%szten Ausmaszes, siehe Sahelzone, sind auf dieser von Satelliten umrundeten Erde entsianden. Ferner: allein das kleine O%sierreich ver- liert slaut "Presse" vom 14.8.82) ta%glich 35 hektar an Agrarland! tzann sich das die Menschheit nach dem groszen "Bauernlegen" der Deutschenvertreibung aus dem deutschen Osiraum noch leisien? Das Sputnik-Ersiland Sowjetunion, einst durch seine Kiesenra%ume ein landwirtschaftliches hoffnungsgebiet, gera%t von Miszernte zu Miszernte. Es wu%rde verhungern, wu%rde und mu%szte nicht der auszereuropa%ische Westen ihm seinen Brotgetreideu%berschusz verkaufen. Die Welt verschmutzt von Stunde zu Stunde mehr! Die Atomkraft ist ins Unheilvolle entfesselt. Man verwu%stet die reichen tzra%fte der Erde durch Leichtsinn und U%ber- mut. Die ganze Welt wird von Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und Geld- entwertungen geschu%ttelt. Sie ist wirklich seit dem 4. Oktober 1957 keineswegs lebenswerter und scho%ner geworden. Und dennoch bleibt uns ein Trost: der alte Gott lebt noch, den die Kaum- fahrer angeblich im Weltall nicht gesehen haben. Er zeigt uns in "seiner-- Natur unsere Grenzen technologischen U%bermutes, er rufft damit die tzra%fte der Abwehr auf, die trotz aliem der Menschheit auch in chaotissen Zeiten gegeben sind. Jeder Bergesgipfel, ieder Fru%hling und iede einzelne Blu%te sind fu%r den unver- dorbenen Naturmenschen ein Gattesbeweis. Es wird nur von Tag zu Tag schroerer, dafu%r Sinn aufzubringen und sich durchzusetzen mit seinem Optimis- mus. Doch es ist sinnvoll, sich als einzelner wie als Gemeinschaft dem allgemeinen Derzweifeln entgegenzustellen. Gerade mi Goethejahr 1982 wollen wir in Ab- wa%gung aller Erfolge und aller Ku%ckschla%ge, so zulett dem Scheitern des Mil- iiardenflugko%rpers .,Ariane", an den Endsieg des faustischen Menschen auf Erden glauben: "Wer immer sirebend sich bemu%ht, den ko%nnen wir erlo%sen." Der Reibebaum der Geschichte Die in den Pampas weidenden Kinder sind argem Jnsektenbefall ausgesetzt" Die Tiere suchen dann Linderung, in dem sie sich an Ba%umen reiben. An einen solchen Keibebaum musz der Derfasser des allmonatlichen Eckartboten- tzalenders denken, besonders auch natu%rlich, wenn die dazu anfallenden Artikel geschrieben oder redigiert werden. Man beneidet uns im Freundeskreis bereits um diese Lisie, die so ganz andere Namen und Daten entha%lt als die der ga%n- gigen Derzeichnisse. Wir werden gelobt, aber wir werden auch getadelt. Die Spalten der Gedenktage sind unser Keibebaum. Wir wollen aber dennoch nicht dadurch langweilig werden, dasz wir alles mo%glicherweise Bedenkliche von vorne herein weglassen. Eine Zeitschrift wie diese musz auch (im gutartigen Sinnel herausfordern du%rfen. Allen kann man es bei zehntausend und mehr Lesern ohnedies nicht recht machen. - Wir mu%ssen nur eine gewisse Weitherzigkeit unserer Leserschaft anrufen. Mit den herko%mmlichen engen Denkweisen kommen wir kaum weiter, geschweige denn in die Zukunft. Es ist schlimm genug, dasz wir entgegen den Mo%glichkeiten die noch ein Dr. Ernsi Scho%gl in seiner "Kundpost" hatte, fast nur alte Leute nennen ko%nnen, denen die Sache der Deutschen herzensanliegen isi und dener natu%rlich auch tzalenderbedeutung zukommt.Was soll man davon halten, wenn ein nicht sehr tapferer U nbekannter nach Monaten schreibt, die von uns aufrecht gerau%rdigte Schauspielerin N, N. habe diesen Grusz nicht verdient, denn sie habe sich seinerzeit geweigert, fu%r das Winterhilfswerk zu spenden? Wenn es u%berhaupt wahr isi oder, in diesem Falle, nicht nur eine vielleicht begreifliche einzelne Abwehr gegen gutgemeint Bela%siigung gewesen ist: wieviel Jahrzehnte sind wir von diesen WhW-Samm lungen schon entfernt! Die tzu%nsilerin aber hat seither bis auf den heutigen Tag noch ganz Groszes auf der Bu%hne geleisiet. - Schwerer wiegt es schon, wenn das Erinnern an den neunzigja%hrigen Luis Trenker einige Leser vera%rgert hat. Es ist ja wirklich nicht erfreulich, wenr' Trenker noch ju%ngsi, allerdings in bejahrten Fernsehaufzeichnungen, patzig dar stellt, wie er es damals dem Dr. Goebbels und den anderen gezeigt habe Natu%rlich war eine Filmgro%sze, denken wir nur etwa an Gustav Fro%hlich, auch in iener Zeit zu manchem "Aufbegehren" fa%hig, das andere Leute ins tzZ gebracht ha%tte. Aber der Ufa-Star Trenker hat sich in dieser Zeit groszzu%gig ent- falten ko%nnen und er hat auch damals sehr scho%n verdient. Man sollte ihn eigentlich nicht daran erinnern mu%ssen. Befremdlicherweise haben sich zwei weitere tzritiker daran gesioszen, dasz aus diesem Anlasz auf den am selben Tage geborenen Dr. Dollfusz hingewiesen worden sei. Und dies 48 Jahre nach seinem fu%r alle Zeitgenossen tragischen Tod im Zuge des Juliputsches 1934! Als ob wir den unseligen Politiker Engelbert Dollfusz auch nur mit einem Worte verteidigt ha%tten! Dasz er ein schneidiger Frontoffizier war, haben eben auch seine Gegner gewuszt und geachtet. Auch dasz er "ein wahrhaft deutscher Mann" war, wie noch die damalige Zweithymne von K. henz ru%hmt, war doch wohl nichts Schandbares. Wir mu%ssen das Deutschtum nehmen, wo immer es herkommt. Dasz wir es nicht immer so ge- halten haben, ist uns nicht gerade gut bekommen. Um auf Trenker zuru%ckzukommen: dasz dieser angeblich das Tagebuch der Eva Braun miszbra%uchlich verwendet oder gar verfa%lscht haben soll, war dem Berichtersiatter nicht bekannt, er war damals noch in sowietischer Gefangenschaft. Dennoch sieht er auch heute noch zur Nennwu%rdigkeit dieses Namens. Trenker war ungemein beliebt beim Filmpublikum, er hat aber ohne Zweifel auch Grosz- leistungen der Filmscho%pfung als Gestalt und als Gesialter dieser Filme erbracht. Bei Ku%nstlern darf man leider auch sonsi nicht immer allzusehr nach dem Lha- rakter fragen. Auf ieden Fall hat der heutige Neunziger Trenker --- und dies war der eigentliche Hauptgrund seiner Nennung ---- noch im Dorjahr den Gipfel- stu%rmer und "vaterlandslosen Gesellen" Keinhold Meszner zurechtgewiesen, als dieser schamlos gegen Heimat und Daterland losgezogen ist, Jst dies gar nichts, ihr Herren Scharfrichter? Den na%chsien Beitrag zum Keibebaum liefert der tzalendermacher aber wohl soeben, wenn er den Siebziger eines Mannes nennt, der es uns Alten vor ebenfalls rund fu%nfzig Jahren keineswegs recht gemacht hat. Jnzwischen hat er sich zu einem deutschen Europa%er gemausert, der auch die mehrheitlich deut- sche Nationalita%t der O%sterreicher anerkennt: Dr. 0tto habsburg-Lothringen. Der Berichtersiatter isi durchaus kein Monarchisi. Jhm war es seinerzeit durchaus nicht recht, dasz "0tto" sich in der vaterla%ndischen A%ra allenthalben als "tzaiser Otto" herumreichen liesz. Schon gar nicht konnte er billigen, was dieser in der fu%r ihn unvermeidbaren Emigration gegen das damalige Deutsch- land gesagt und getan hat. Dennoch! So versia%ndlich und erkla%rlich es isi, wenn redliche Dolksgenossen, die selbsi seit Jahrzehnten bis auf den heutigen Tag den Keibebaum fu%r andere abgeben mu%ssen, sich a%rgern: Wir mu%ssen daru%ber hinwegkommen. Es ist sehr lange her. Selbsi wenn die Geschichte politisches Derhalten nicht so schnell ver- giszt, wie die Gerichte e!ne bu%rgerliche Stroftat ais getiigt ansehen: schon der Bundespra%sident Franz Jonas hat einmal, um seine Teiinahme am tza%rntner Absiimmungskampf befragt, geantwortet: wer weisz denn schon nach so langer Zeit immer, welche tzragenweite er damals gehabt hat! Dr. 0tto habsburg-Lothringen hat schon vor rund zwanzig Jahren seine Derzichtserkla%rung im Sinne der o%sierreichischen habsburgergesetze unterschrie- ben. Damals hat sich die rot-blaue 0pposition noch arg daru%ber aufgeregt und die Folgerungen befu%rchtet, die der Kechtsstaat O%sierreich nunmehr zu ziehen hatte. Jnzwischen ist der Pan-Europa-Pra%sident Dr. habsburg-Lothringen viele Male---in taktisch wohl u%berlegten Schneckenoffensiven ---in das tzernland seiner durch Jahrhunderte hier regierenden Ahnen eingereisi und er hat u%berall kluge, gut besuchte Dortra%ge zur Weltlage in Mitteleuropa gehalten. Er vertritt heute Bayerns LSU im Europa-Parlament. Er lebt hauptsa%chlich in Bayern, aber er hat auch uns la%ngsi an sich gewo%hnt. Man bedenke: Beim zweiten Sudetendeutschen Tag 1977 in Wien, als die Spitzen unserer politischen Fu%hrung von Wien abwesend blieben, um den tsche- chischen Lo%wen nicht noch mehr zu reizen, isi 0tto von habsburg an der Spitze der sudetendeutschen Wu%rdentra%ger u%ber den King marschiert und hat sich zu diesem heimatvertriebenen Sudetendeutschtum bekannt. Den na%chsten Sudeten- deutschen Tag wird schon Dr. tzirchschla%ger ero%ffnen, der ku%rzlich in der hofburg von 0ttos Ahnen diesem die hand gereicht hat. Dasselbe hat Dr. tzreisky, der ja auch ein Europa%er ist, schon vor Jahr und Tag getan, obwohl vor neunzehn Jahren seine Parteisreunde noch gegen 0ttos Einreisen auf die Strasze gehen wollten. Auch wir a%lteren Zeitgenossen, die wir im Gegensatz zu Dr. tzirchschla%ger, aber in U%bereinsiimmung mit Dr. Otto habsburg-Lothringen bei aller O%sierreich- liebe u%berzeugt sind, dasz wir keiner eigenen o%sterreichischen, sondern noch immer der deutschen Nation unserer Da%ter angeho%ren, sollten nunmehr bereit sein, alte Geschichten im Zusammenhang mit dem heute siebzigja%hrigen, einsiigen tzron- pra%tendenten wenn nicht zu bergessen, so wenigstens zu verdra%ngen. Historisch gesehen, muszte ces seinerzeit doch menschlich versta%ndlicher erscheinen, dasz ein tzaisersohn auch selbst einmal tzaiser werden wollte. Das heutige O%sierreich braucht keinen tzaiser mehrl heute weisz auch Dr. Habsburg la%ngsi, dasz er es nicht mehr werden kann. Sogar die Bundespra%sidentenwu%rde wa%re ihm ver- fassungsma%szig verwehrt. Dieser Derzicht mag ihm schon um einiges leichter fallen. Und damit glcich zum na%chsten und !etzten Punkt der Keibebaumanfa%lligkeit dieser Folge: zu Exkaisers Witwe Zital Auch der Berichterstatter weisz recht wohl, was man gegen diese Frauengestalt der iu%ngeren Geschichte einwenden kann. Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (ei allein an die Sirtus-Briefe deutlich erinnert. Und Setus war ein Bruder der einstigen Prinzessin von Bourbon- Parma, die 1916 mit ihrem in trauriger Zeit ans Kuder gekommenen Gemahl tzaiser tzarl I. O%sierreich-Ungarns Thron innehatte. Diese Briefe haben Derrat am Bu%ndnispartner bedeutet und waren schon deshalb abzulehnen. Der tzriegs- karren war so und so verfahren und die Tage der Monarchie geza%hlt. Gewisz mag Kaiserin Zita die treibende tzraft im poiitischen Leben ihres un- glu%cklichen Gatten gewesen sein. Sie mag ihn auch zu den beiden Putschversuchen in Ungarn ermutigt haben, die dann die schmerzliche Erilvera%nderung von der gasilichen Schweiz ins ferne Funchal auf Madeira gebracht haben, wo tzaiser tzarl heute noch besiattet liegt. Sie hat aber dann ihre tzinder in sehr bescheidenen aus Derha%ltnissen groszgezogen und die schwarze Witwenkleidung niemals abgelegt. dis Sie konnte von den meisien von uns zwar nicht geliebt werden, doch es wa%re neo falsch, ihr die menschliche Achtung zu versagen. So isi es gewisz auch zu billigen, wenn d!e heutige sozialisiische Kegierung 6 O%sierreichs anla%szlich des 90., in der Schweiz erlebten Geburtstages, trotz des Ausbleibens jener Derzichtserkla%rung die Grenzen zu Gra%ber- und Familien- besuchen fu%r sie geo%fsnet hat. Es isi zudem der Besuch ihrer heimat, da die Er- lichkeit, der den Gewa%hrern nur Ehre und Zustimmung einbringen sollt as Damit isi ein du%sieres tzapitel o%sterreichischer Dergangenheitsbewa%ltigung so abgeschlossen. Das Wort vom habsburger-tzannibalismus, das der Journalist DDr. Gu%nther Nenning seinen Farbfreunden vor neunzehn Jahren entgegen- gerufen hat, ist seiner Ursachen beraubt. Denn die Mehrheit der O%sierreicher hat inzwischen auch ein zweites Journalisienwort jener Zeit billigen gelernt, das von der anderen "Keichsha%lfte" in der damaligen "Furche'- durch Dr. tzurt Skalnik gepra%gt worden isi: Die alten, im Ersien Weltkrieg bewa%hrten tzaiser- o ja%ger sind heute in der Mehrzahl tot. Wir brauchen keine neuen tzaiser-"Ja%ger" , mehr. er char": epuchchichaneszr- ein hetzisz chnich szanti-haszs hua%rgchechr-sichechi d'i so wchlitze O% ste tz- Ein Reibebaum wenigewr Unterwegs nach Europa von morgen, in das wir unser Deutsch-o%sterreichisches Dolks und Kulturerbe einzubringen haben.