MHE  v+ Theodor: Heu: +v .  u+ Erinnerungen: +u .  u+ 1905 - 1933 +u . ) d+ Rainer Wunderlich Verlag , Hermann Leins , Tbingen 1964 , 71. - 85. Tausend +d . Barbara: Toni: und: Ludwig: Theodor: den: Enkeln: zu: ihren: Geburtstagen: 17. und: 18. September: 1963 .  Vorwort .  als im April 1945 die amerikanischen Truppen in Heidelberg einrckten , wo ich seit September 1943 mit meiner Frau zwei Dachstuben bei der Schwgerin als Notquartier bezogen hatte , war ich eben mit der groen Biographie von Robert Bosch zum Abschlu gekommen ; er war ein Freund meiner Schriftstellerei geworden und hatte mich , ganz kurz vor seinem Tode , von anderen Versuchen wegen ihres schmeichlerischen Untertones wenig befriedigt , gebeten , einmal mein Interesse und meine Zeit seinem Lebenslauf zuzuwenden . j das war in den verwichenen Jahren sehr intensiv geschehen - aber wie sollte sich knftig wieder eine sinngeme Lebensaufgabe finden ? .  Journalistik ? . daran dachte ich eigentlich nicht . eher an die Leitung einer historisch-wissenschaftlichen Aufgabe , wie sie nach ein paar Jahren von Hans Rothfels und Theodor Eschenburg so fruchtbar entwickelt wurde . p ein bichen tastete ich auch in dieser Richtung voran , indem ich mir bei Alfred Weber ein paar Nietzsche-Bnde lieh und brav Notizen machte . aber trotz der sprachlichen Brillanz : die Beschftigung langweilte mich bald .  was denn tun ? . da wartete ein Stoff , zu dessen Darstellung es keiner Bibliotheken bedurfte und keiner Rcksprache : meine eigene Kindheits- und Familiengeschichte . z zwar war die Umwelt grau genug , aber das lang Ersehnte - Ende der Menschen- und Wertevernichtung , Ende der Sorgen vor denunzierenden Nachbarn - war gekommen . 8 damals begann ich mit der Niederschrift des Buches , dem ich den Titel " Vorspiele des Lebens " gab , und gelangte innerhalb von vier Wochen bis zu den Jahren des Studiums , die spter , als ich schon in das Amt des Bundesprsidenten getreten war , in kurzen Weihnachtsferien noch hinzugefgt wurden ; das Erzhlen von dem Bildungsgang , von den frhen Wanderungen geschah in einer Art von euphorischer Stimmung - jetzt wrde , jetzt sollte wieder eine saubere Luft in Deutschland wehen knnen . doch diese einleitenden Bemerkungen drfen inhaltlich und atmosphrisch nichts von dem vorwegnehmen , was eigentlich in diesem Band und seiner Fortsetzung dargestellt werden soll . | es ist ja alles ganz anders gekommen , als ich bei der Niederschrift jener " Vorspiele " trumen mochte : die Rckkehr in die Publizistik , der Ruf der amerikanischen Besatzungsmacht in das Unterrichtsministerium der Heimat , wieder Abgeordneter , im Landtag , im Parlamentarischen Rat zu Bonn , sehr bald darnach die Wahl zum ersten Bundesprsidenten . es war eine reine Illusion , in den zehn Amtsjahren die ruhigen Tage oder Wochen zu finden , die nur der Erinnerung gelten sollten ; der Tag forderte einfach zuviel Kraft und Zeit . obwohl ich eine Reihe vortrefflicher Mitarbeiter gewinnen und an meine Art gewhnen konnte , wird mir im Rckblick deutlich , da das Manuskript oft viele , viele Monate unbeachtet still in einer Schublade herumlag .  ich selber habe , da ich mich nicht so wichtig zu nehmen gewohnt war , nie " Tagebuch " gefhrt , und das war ein Fehler , da wir in das Amt keinen jungen Historiker beriefen , der zumal ber die politischen Gesprche kurze Inhaltsnotizen gemacht htte .  aber was sollte ich sonst mit ihm anfangen ? .  auf die Idee , mir fr Briefe oder gar Reden von Dritten Entwrfe machen zu lassen , was bei Staatsgeschften blich und ganz legitim ist , wre ich nie gekommen - man mag das fr Eitelkeit halten . @  das sind nun freilich Vorblicke auf eine Lebenszeit , ber die in diesem zweiten Band noch gar nichts erzhlt ist .   mein Verleger , selber von Nachfragenden bedrngt , wollte gerne , auch wenn es nur ein Teilstck sei , mit der Verffentlichung beginnen knnen ; die Aufgabe war , wie es sich bald genug herausstellte , dadurch so schwer , da ich als Schriftsteller und Redner nie auf die politische Sphre mich begrenzt hatte , sondern vorab mit den Dingen der bildenden Kunst , mit den Fragen der Literatur quasi beruflich befate .  da zur Geschichte eines Volkes nicht nur Wahlausgnge und Kabinettskrisen , sondern eine starke Architekturleistung oder ein groes Dichtwerk gehren , scheute ich mich nicht , solche Erscheinungen , soweit sie mich menschlich berhrten , der Teilnahme des Lesers anzubieten , gelegentlich sehr subjektiv .  das gilt auch fr manche politische Beurteilung .   da ist es nun so : ich wollte mir dies zum Gesetz machen - einen Menschen zu zeigen und zu beurteilen , wie ich ihn sah , wie er auf diesen Seiten antritt , nicht wie sptere Selbstdarstellungen oder Legendenbildung seine Erscheinung mit geformt haben .  dieses Ziel ist ganz gewi in przisem Sinn nicht erreicht worden ; doch es war das Ziel .   Konrad Adenauer hat vor Jahren einmal zu mir ermunternd gesagt , es warte auf mich die Aufgabe , dereinst die Geschichte dieser Zeit zu schreiben , zumal ich , was manchen Historikern fehle , von vielen Akteuren dieser Jahrzehnte einen persnlichen Eindruck gewinnen konnte . er hat verkannt , wie ich selber brigens auch , da zahllose mir fremde Menschen auf die vielfltigste Weise ber meine Zeit ( und nicht blo ber diese ) verfgen wrden . auf ihr Verstndnis hoffe ich , wenn ich sage , da ich gerne noch die Erfahrungen in den Hitler-Jahren , das Wirken nach 1945 , die Aufgabe in Bonn niederschreiben mchte . aber dazu bedarf ich , der ich jetzt ohne " Apparat " arbeite , ganz einfach der Schonung . das ist wahrscheinlich ein wirkungsloser Schlu dieses Vorwortes ; aber den Wohlwollenden und Einsichtigen wird e s begreiflich sein .  Stuttgart , April 1963 , Theodor: Heu: . u+ beruflicher Anfang +u . y  den Stadtteil Schnebergs , der durch die den Potsdamer und Anhalter Bahnhof verlassenden Schienenstrnge eingeengt wird , nennen die Einwohner die " Insel " .  zwei Straenbrcken fhren zu ihr , deren Benennung mir seltsam vorkam : " Kolonnenstrae " - das galt wohl dem Anmarsch zum Tempelhofer Feld ; " Monumentenstrae " - da lagen einmal die Bildhauerwerksttten fr Grabdenkmler . denn die Insel war fr eine Anzahl von Friedhfen reserviert gewesen - die dort Ruhenden wrden den ewigen Verkehrslrm von Ringbahn und Wannseebahn nicht belnehmen .  aber es waren dann doch auch ein paar Straenzge untergebracht worden - hier hauste Naumann , ein Stockwerk unter der Wohnung beheimatete Verlag und Redaktion der " Hilfe " , jener Wochenschrift , die 1895 von dem " Vereinsgeistlichen fr Innere Mission " in Frankfurt am Main gegrndet war . man hatte von mir einige Kleinigkeiten abgedruckt ; ich sollte jetzt einen " kulturellen " Teil aufbauen . die " Politik " lag in der Hand eines anderen Brentano-Schlers , Eugen Katz . Brentano war so nett , den verehrenden Freund zum Versuch mit mir zu ermuntern .  es war eine greuliche Umgebung .   als in der Nachbarschaft der " Knigsweg " nun auch dem Wohnbau erschlossen wurde sicherte sich Naumann zwei grere Wohnungen auf dem gleichen Stockwerk - da war die graue Dsterkeit weg , gegenber erstreckte sich der Zwlf-Apostel-Friedhof , und der Blick erreichte , an ein paar wsten Backsteinhusern vorbei , die Weite des noch unbebauten Tempelhofer Feldes . an dieser Stelle lebte und arbeitete Naumann noch zwei Jahrzehnte ; auf dem Friedhof fand er die Gransttte ; die Strae trgt jetzt seinen Namen .  v ich selber bevlkerte in den nchsten Jahren der Reihe nach Zimmer in Friedenau und Wilmersdorf , um meine ehedem im Norden Berlins begonnenen Studien ber den Berliner Mittelstand zu erweitern , mit zum Teil dramatischen Akzenten ; Eugen Katz , der jetzt mein Kollege fr den " politischen " Teil der " Hilfe " war , legte Wert darauf , da wir nahe beisammen wohnten , und das erleichterte gewi das Einleben . k als Eindruck blieb der Erinnerung die ungeheuere Bauttigkeit , die damals die noch vorhandenen Grnflchen der westlichen Vororte auffra - als ich nach Friedenau zog , lehnte sich an das Bahnhofsgelnde die alte populre Radrennbahn ; als ich es nach zwei Jahren verlie , stand dort , sehr schn war es eben nicht , das " Wagner " -Viertel mit Senta- und Elsa- , Kundry-Strae und so fort .  man sprte aus den Straenfhrungen , da die Grundstcksspekulation eine erste , unkeusche Annherung an stdtebauliche Reflexionen suchte , die um die Jahrhundertwende einsetzten mit verlegenen Verstndigungen zwischen dem Rationalen und Romantischen .  die sozusagen " berufliche " Ausbildung war ganz einfach ; sie bestand darin , da mir Katz mitteilte , mit welcherlei Strichen und Haken die Schriftsetzer beim Zurichten eines Manuskriptes , beim Durchsehen der Korrekturabzge zu bedienen seien . und da es gut sei , fr den Abschlu des Umbruches immer etwas Kleinzeug als Fllsel im Satz stehen zu haben . p dies konnte keine Schwierigkeiten machen ; " mein " Teil endete ja mit einem Briefkasten , fr den sich Ungefragtes mhelos beantworten lie . die Schwierigkeiten lagen ganz woanders : nur selten kam ein Beitrag in Maschinenschrift ; es gab aber unter den Mitarbeitern Leute mit den verwegensten Schriftzgen . die Setzer , damals noch nicht von dem mechanisierten Wortbild verwhnt , waren zum Teil auf die einzelnen Autoren spezialisiert . wir beiden Redakteure fuhren zu Umbruch und Schlukorrektur wchentlich einmal in die Zimmerstra e ; das " Imprimatur " war am Anfang eine fast feierliche Sache . das gab sich dann bald . fr jeden alten Redakteur beleben Anekdoten die Erinnerung . o ich selber bin mein ganzes Leben ein unzulnglicher Korrekturenleser gewesen , so da ich fr die eigenen Bcher gern Freundesdienst annahm . R eine Panne in jener Zeit hat mich lange geqult , weil sie schier eine Freundschaft gefhrdet htte : da schwrmte man , unter meiner redaktionellen Verantwortung , von der " moralbeglnzten Zaubernacht " ] .  wohin mit dem Mond ? . ein anderes Mal hatte ich Glck .  der Publizist Hellmut von Gerlach , 1903 als einziger aus dem Naumann-Kreis in den Reichstag gewhlt , dessen Handschrift eine Kombination von Morsezeichen und stenographischen Schnrkeln war , vermerkte einmal unmutig , da lndliche Gastwirte zu einer systematischen " Seelenreinigung " sich entschlossen htten . D der Korrektor und ich saen lange brtend ber diesem von einem Erzrationalisten entdeckten religionspsychologischen Vorgang , bis pltzlich die Erleuchtung kam : " Saalverweigerung " ] . : da waren wir denn recht zufrieden , da die Sache so konkret wurde ; sie pate dadurch auch besser zu dem Autor . Naumann lie mir viel freie Hand , wenn freilich er meine Anfnge mit erzieherischen Besprechungen begleitete ; ich sollte ja etwas Neues machen . einige Unterhaltungen sind mir in lebhafter Erinnerung . er fragte mich , ob ich einen grundstzlichen Vorschlag mitgebrac ht htte . ja , sagte ich , den Namen " Die Hilfe " aufzugeben .  der sei schn und aus der christlich-sozialen Bewegtheit ihrer Grndungszeit vor zehn Jahren durchaus verstndlich , decke sich aber nicht mehr mit dem gegenwrtigen Status der parteipolitischen , der staatsrechtlichen , zumal auch der strker werdenden auenpolitischen Beitrge .  5 und gerade fr die Aufgabe , die er mir gestellt habe , dem Blatt auch nach der literarisch-knstlerischen Seite ein strkeres Profil zu geben , sei dieser Name , denke man an Bezieher oder neu zu gewinnende Mitarbeiter , ein Hemmnis .  Katz , der in all seiner liebenden Verehrung gegenber Naumann nie aus einer Befangenheit herauskam - er hat darber noch nach Jahrzehnten geklagt - , war schier erschrocken , der Angesprochene selber mehr interessiert : er sehe das alles ein und wolle es sich berlegen . der Name blieb ; jener alte Kern der national-sozialen Hausmacht , der die noch nicht zwei Jahre zurckliegende Fusion mit dem linken Flgel des Liberalismus bejaht hatte , sollte nicht vor den Kopf gestoen werden . _ [vielleicht war aber diese Errterung der Anla zu einer hchst charakteristischen Generalanweisung .  .das " Feuilleton " sollte zwei Bedingungen erfllen : der Professor Sohm in Leipzig , der groe Kirchenrechtler , der mit seine treueste Sttze war , msse die " Hilfe " in seiner Stube liegen lassen drfen , da auch die Tchter sie lesen knnen , ohne da der Vater zu einer Beschwerde veranlat werde . <und der Graveur Hahn in Frankfurt msse sie verstehen - also auch weniger Fremdwrter ] . + (( Naumann ist ohne sie ausgekommen , mir ist dies nicht so gelungen . +aber es fehlte auch an bravem Willen ) .  !dieser Hahn war nun fr mich zunchst nur ein Name , der sich aber spter menschlich fllte : ein Mitarbeiter aus dem evangelischen Arbeiterverein , ein an den Main geratener Schwabe , Zgling des Stuttgarter Waisenhauses - er hat selber sein liebenswrdig poetisierendes Schreibtalent mit Wanderschilderungen auch unter meiner Obhut bewhren drfen . . &wir haben uns , als wir uns kennenlernten , aufs beste vertragen .  ich erzhle diese unwesentliche Sache deshalb , weil sie fr Naumann so bezeichnend ist und weil sie doch auch die Aufgabe , in die ich mich gestellt sah , charakterisiert : die " Hilfe " so llte gerade auch den ungelehrten , doch , wenn ich so sagen darf , bildungsbeflissenen Arbeiter anziehen und befriedigen .  viele Pfarrer und Lehrer mit volkspdagogischer Grundhaltung waren bislang die Mitarbeiter , sie sollten es natrlich auch bleiben - aber da war nun ein einunzwanzigjhriger Jngling , der ihnen beizubringen hatte , da das Gedrucktwerden nicht blo von der richtigen Gesinnung abhngig sei . die Sache konnte nicht ganz ohne Verstimmungen abgehen . X schwieriger aber war nun , da es im Naumannschen Kreis , zumal von der kurzlebigen " Zeit " her , auch ein paar richtige " Literaten " gab , Naumann war ihnen gegenber zum Teil von einer nachsichtigen Instinktlosigkeit .  ich mute es bald auf eine Art von Kraftprobe ankommen lassen , da mir Erich Schlaikjer nicht immer Serien von Aufstzen schickte , die gleich bevorschut werden muten - ach , noch vor ein paar Jahren war ich geneigt gewesen , ihn fr einen Dichter zu halten , weil ein Schauspiel von ihm ( ich kannte es brigens nicht ) offenbar , wie er uns deutete , wegen der Migunst seiner Kritiker-Kollegen nur geringen Erfolg gehabt hatte . u ich kam erst langsam dahinter , da seine nicht ungewandte Schreiberei eine Kombination von Zeilenschinderei und Rachefeldzug gegen die Erfolgreichen war . vermutlich ist sein Name heute vergessen .  er war gewi nicht ohne Verdienste , indem er , ursprnglich Lehrer in Nordschleswig , dazu beitrug , die " Hilfe " , neben Hans Delbrcks " Preuischen Jahrb chern " , zu dem Blatt zu machen , in dem scharf und tapfer gegen die Plumpheit der Kllerschen Verwaltungspraxis im nrdlichen Grenzbezirk gekmpft wurde . [ aber ich glaube , das war Schlaikjers schier einziges Verdienst . ]schlielich gelang es mir , ihn auszubooten . W $ich habe auch " geschtzte " Mitarbeiter bernommen , wie den Kunsthistoriker Paul Schubring , der einmal als evangelischer Vikar in Naumanns Frankfurter Umgebung gewirkt , aber dann zur Kunstgeschichte gewechselt hatte . P > *damals war er fr dieses Fach Privatdozent in Berlin , spter erhielt er eine Professur in Hannover . % )ob er mit einer Sonderleistung in der Wissenschaft geblieben ist , vermag ich nicht zu beurteilen . p ;ich ( und die " Hilfe " ) profitierten von seinen Kenntnissen in der italienischen Renaissance ; er hat auch sonst tchtige Essays geliefert . R ^in seinem gastlichen Hause lernte ich , da das Bekenntnis zu Richard Wagner , sein: Bekenntnis , und das zu Stefan George , dem seine Frau anhing , Schwierigkeiten schaffen knne - darber war ich erstaunt . -denn im Substantiellen empfand ich selber die beiden Erscheinungen gar nicht so gegenstzlich . x /der Aufgabe , der " Hilfe " ein eigenes und festes literarisches Profil zu geben , bin ich , wie mir die Rckschau zeigt , nur unvollkommen gerecht geworden . y das konnte auch gar nicht anders sein bei meiner Jugend , bei der unsystematischen Art der Vorbildung und dem Mangel an Fhlung mit den literarischen Kreisen . : ( dieser Mangel sollte sich brigens nach ein paar Jahren , ber mein Bedrfnis hinaus , von selber erledigen ) . diese frhen Jahrgnge , in die ich mit fast vorsichtiger Scheu hineinblicke , sind fr mich etwas wie eine Chronik der Selbstentfaltung , die ich nun gewi nicht beschreiben will . 8 Naumann blieb fr mich das Vorbild , zumal in den kurzen Notizen ber Bildwerke ; er war ganz froh , da ich hier seinen Spuren folgte , er wollte , da diese Dinge in der " Hilfe " gepflegt wrden , und lie sie leider nun selber liegen . y es akzentuierte sich leise auch der Generationen-Unterschied - das Schicksal meiner ersten selbstndigen Arbeit mag dafr die stellvertretende Anekdote geben . x ich msse doch auch einmal in die Ausstellung der " Sezession " gehen , da hingen tolle groe Malereien von einem Schweizer - er knne damit nichts anfangen . y nun war ich schon dort gewesen und hielt , krftig darauflos argumentierend , tapferen Widerpart gegen e ine vergngte Ironie , die langsam nachdenklich wurde . " schreiben Sie das in einem Aufsatz ] " . A |so debtierte ich mit einem greren Versuch ber Ferdinand Hodler , es war eine stille Polemik gegen Naumann selber und hat mir einen freundlichen , kurzen Dank von Genf eingetragen . 5 ,es hat mir wohl damals 1905 geschmeichelt , unter die " Vorkmpfer " fr den umstrittenen und auch noch verhhnten Meister geraten zu sein - ich erzhle diese kleine Geschichte , weil in ihr Naumanns erzieherische Groartigkeit steckt . W %ein bichen darf ich mich loben , da ich in der " Hilfe " , die vor Jahren Verse von mir gedruckt hatte , keines meiner Gedichte verffentlichte , von denen doch in den Mnchener Jahren einige Dutzende entstanden waren . C _irgendein kritisches Untergefhl hielt mich eben davor zurck , da ich mich mit meiner kleinen , aber freien Macht wenigstens auf eine der hinteren Bnke der Dichtung manvriert htte .  >doch war ich gern bereit , wo man Vertrauen zeigte , sorgfltig zu prfen , die Namen der eine Einsendung Wagenden konnten so unbekannt sein wie etwa der eines Mnchener jungen Arztes , dem ich mit ermutigendem Wohlwollen sein Talent besttigte - ob ich ihm Ratschlge erteilt habe , wei ich nicht mehr . 9 ?es hat mir aber nach vielen , vielen Jahren Freude gemacht , als Hans Carossa mir erzhlte , da ich die erste Lyrik von ihm zum Druck befrdert habe - in einem Cafehaus hatte er ein paar Nummern unseres Blattes gesehen , sie gefielen ihm . er probierte es einmal . E das ist mir spter noch einige Male begegnet , da mir Leute von literarischem oder auch wissenschaftlichem Rang scherzend davon berichteten , da ich da oder dort ein publizistisches Patenamt bei ihnen bernommen htte - so auch etwa bei dem Historiker Franz Schnabel , als er , das liegt einige Jahre spter , in der Nhe Heilbronns als Studienrat wirkte - , bei Carossa ist mir der groe Duktus der Schrift sinnenhaft gegenwrtig geblieben .  < aber ich wute natrlich nicht , da es die Primeurs gewesen sind . mit Vergngen lie ich mich auch in literarische Hndeleien ein ; Naumann hat diese Empfindungen nicht geteilt , er hielt derlei fr berflssig . < ich will keine Chronik der jugendlichen Krachmachereien schreiben . aber eine Geschichte darf vielleicht notiert werden . & Adolf Bartels hatte ein Buch geschrieben : " auch ein Heine-Denkmal " . das nahm ich mir nun vor . zwar hatte ich selber zu dem Dichter , der meinem Vater so viel galt , inzwischen allerhand Distanz gewonnen .  `aber die klobige und zugleich schulmeisterhafte Art dieses Mannes , von dem ich bislang nichts weiter kannte als seine Bemhungen um die Anerkennung des Wesselburener Landsmannes Hebbel , mifiel mir aufs uerste ; jetzt wurde ich meinerseits sehr bsartig . a :zugleich haben sich auch andere gegen Bartels gewandt , was ihm den Anla zu einer Verteidigungs- und Gegenschrift gab . #darin wurde ich nun , nachdem Alfred Kerr und andere bedient worden waren , als der Schlimmste demoliert , als ein Mann , bei dem man sich vor einer Begegnung versichern mge , ob man , eines berfalles gewrtig , auch sein Messer bei sich habe . 7 @das tat mir ganz wohl , fr so gefhrlich gehalten zu werden - ich habe mich spter , als dieser chronikal so fleiige wie subaltern dumpfe Mann zum Heros der hitlerischen Literaturbewertung aufstieg , gerne dieser frhen Fehde erinnert . 'vielleicht htte ich sie vergessen , wenn nicht Ferdinand Avenarius , unter Bezugnahme auf diese Kontroverse , meine Mitarbeit an seinem " Kunstwart " erbeten htte . ~ =das war mir so erfreulich wie erstaunlich wie ein bichen unbehaglich , denn Bartels hatte den jungen " Kunstwart " -Bestrebungen nicht fernegestanden . "sollte ich sie als eine Art von Ersatzfigur antreten ? .  der " Kunstwart " war damals , was die Spteren nicht mehr wissen knnen , eine geistige Macht in Deutschland - man wird vor der eigenen dichterischen Kraft von Avenarius und auch gegenber mancher Pedanterie Vorbehalte hegen drfen ; er war wohl nach der Jahrhundertwende neben Lichtwark die grte Figur einer bewuten , auf das Sinnenhafte , das bei den Deutschen so fragwrdig geworden war , gerichteten Volkspdagogik . Y aman sah es in jener Zeit an den Pfarr- und Lehrerwohnungen , den Einrichtungen von Postsekretren und Amtsrichtern , am Wandschmuck , an der Mbelwahl , vor den Bcherregalen , ob hier ein Bezieher des " Kunstwart " hause . bdas hat es vergleichbar vorher und nachher in Deutschland nicht mehr gegeben . cals Persnlichkeit war Avenarius selber nicht sehr ergiebig - das ist freilich der Eindruck von nur wenigen Begegnungen - , aber als Anreger und Organisator war er unvergleichlich . ' dich vermute , da ich dann fr den " Kunstwart " nicht sehr wichtig wurde , gewi nicht so wichtig wie er fr mich . edenn ich fhlte mich , ber den Bereich hinaus , ber den ich verfgen konnte , als Literat ernst genommen . fund Avenarius stellte mir bald eine Aufgabe , die sozusagen kitzlig war : vor seinem: Kreis die , wie ich glaube , bedeutende und dabei hchst skurrile Erscheinung von Frank Wedekind zu wrdigen . [ ges scheint , da ich im Begriff war , ein " Literat " zu werden . hund doch waren es im Grunde politische: Impulse gewesen , die mich zu Naumann gefhrt hatten . d iaber wenn auch das " andere " meine " Sparte " war , so gab es im Redaktionsbetrieb zweier Freunde keine scharfen Grenzen . | gerade der Sommer 1905 ist mir in seinem Ablauf fr die Erinnerung etwas schleierhaft geblieben . & Eugen Katz war , nachdem er mir die paar Handgriffe beigebracht , in den Urlaub gefahren , Naumann aber hatte sich fr einige Monate in einer Stube an den damals noch schier idyllischen Schlachtensee bei Berlin eingemietet , um von Besuch und Anruf ungestrt zu sein , und schrieb die groe " Neudeutsche Wirtschaftspolitik " .  ich pflegte ihn dort einmal in der Woche zu besuchen , aber sonst lag es durchaus an mir allein , wieweit ich mich blamieren wolle , wieweit ich mich bewhren knne .  die leicht beunruhigende Problematik inmitten dieses etwas kecken publizistischen Freischwimmens blieb die bevorstehende mndliche Doktorprfung ; ich war ja noch in Mnchen immatrikuliert und hatte mit einer schnen Keckheit Brentano fr das Ende des Semesters meine Bereitschaft zum " Mndlichen " erklrt .  glcklicherweise hielt er selber die Sache nicht fr so eilig - so gewann ich zweieinhalb Monate , in dem Conradschen Leitfaden und hnlichen gngigen Hilfsbchern Lcken auszufllen oder neue Lcken zu entdecken - der Blick in ein statistisches Lehrbuch htte mich eigentlich mehr ngstigen mssen . denn ich hatte diese Kunst bislang lediglich fr eine Kombination des gesunden Menschenverstandes mit den vier einfachen Rechen-Spezies gehalten und meinte davon gengend zur Verfgung zu haben . | jetzt stie ich auf Schulmeinungen und mathematische Formeln , die mich htten verwirren knnen . jaber ich hatte so ein Grundgefhl , da Georg von Mayr sich auch nicht gern in die oberen Stockwerke seiner Wissenschaft hinaufbemhte , und verlie mich , fr den Schluentscheid , auf Brentanos Feindschaft mit seinen Kollegen .  kich glaube , da ich mich darin nicht getuscht habe . j ldenn ich mte lgen , wollte ich erzhlen , da dieses Examen , zu dem ich Ende Oktober nach Mnchen fuhr , sehr glnzend gewesen sei .  mbei dem Statistiker Georg von Mayr , der einmal Unterstaatssekretr der Reichslande gewesen und spter , zu Brentanos rger , vom Freihandel zum Schutzzoll gewechselt war , ging es ordentlicher , als ich eigentlich befrchten mute : er wollte wissen , wie eine Volkszhlung durchgefhrt werde , und ich unterrichtete ihn dann , wie ich so etwas machen wrde ; was ich dabei weglie , ergnzte er selber in ermunterndem Vorlesungsstil . naber der recht przis e Finanzwissenschaftler Walther Lotz war ber mich sehr betrbt , und mit Recht . odie paar Berliner Freunde , die in Mnchen promoviert hatten , rieten mir , Sinngebung und Technik der direkten und indirekten Steuern zu studieren - darber in einer netten Weise sich zu unterhalten , sei Lotzens Gewhnung .  pich wei nicht , ob dem Lehrer diese Tradition zu langweilig geworden und ob er mich fr den rechten Mann hielt , eine neue: zu beginnen : ich war bereit , ihn ber die Grenzen der Abwlzbarkeit der Verbrauchsabgaben und ber die mgliche soziale Funktion der Einkommen- und Vermgenssteuer zu belehren , er aber wollte sich partout ber das Wesen und die Technik fundierter und unfundierter ffentlicher Anleihen orientieren , und das ist ihm schmerzhaft milungen . qich bugsierte dann das Gesprch auf den Staatshaushalt - davon war aus Ludwig Bernhards Berliner Kolleg einiges haften geblieben . r rin der Erinnerung gehrt diese halbe Stunde zu den durchaus blamablen Angelegenheiten - ich bin der Meinung , man soll solche sich wohl merken . bei Brentano verlief es nach Wunsch ordentlich .  er war so nett , an meine Dissertation anzuknpfen und mich ber die Entwicklung der Agrarverfassung und ihre Typen zu befragen ; darber wute ich hinreichend Bescheid , und da er im zweiten Teil sich ber Theorie und Praxis des Gewerkschaftswesens erkundigte , war nicht eine Gesinnungsforschung , ob man sein eigenes wissenschaftliches Frhwerk kenne , sondern ein einfaches Entgegenkommen : er wute , da die Auseinandersetzung mit derlei jetzt bereits halb und halb Berufsbeschftigung geworden . = man konnte merken , da auch ihm einiges daran lag , das Rigorosum zu einem raschen und glatten Abschlu zu bringen . ob er mich nachher noch sprechen knne ? .  ich hatte beliebig viel Zeit . ich habe dieses Gesprch nie vergessen .  gut , er teilte mir mit , da ich bestanden htte - das Dokument , das ich spter erhielt , meinte " cum laude " - ich selber konzedierte fr das Rigorosum im Grunde nur ein bescheidenes " rite " .  ~doch das war jetzt hchst nebenschlich . sdenn Brentano brauchte mich , um den Groll auf seinen Berliner Freund und Kollegen Schmoller loszuwerden . tganz kurz zuvor hatte Gustav Schmoller auf der geschichtlich so wichtigen Mannheimer Tagung des " Vereins fr Sozialpolitik " in gekrnkter Empfindlichkeit Naumann geschmht - darber habe ich in meiner Naumann-Biographie eingehend gehandelt . uBrentano wie auch Max Weber waren damals fr den abwesenden Freund eingetreten . vjetzt galt die besorgte Frage , wie Naumann diese Attacke , die der Rechts-Presse soviel Vergngen bereitet hatte , aufgenommen habe . wich konnte Brentano sagen , da Naumann mit heiterer innerer berlegenheit dem subalternen Angriff begegne . xdas war nun das Stichwort fr den Gesprchspartner - er wies mich keineswegs in die Schranken , sondern nahm diese These mit einer Leidenschaft auf , die mich fast erschreckte . h ydenn eigentlich mute ich fr Schmoller mehr brig haben , da er in meiner Heimatstadt Heilbronn geboren und aufgewachsen war . X zjetzt empfand ich Brentanos heftigen Wort-Katarakt als einen fruchtbaren Regen - offenbar gehrte ich nach: dem Examen zur Welt des unbefangenen Gesprchs der Gelehrten , wenn auch von der Wissenschaft nicht die Rede war .  damals rhmte man mich , der jngste Doktor der Mnchener staatswissenschaftlichen Fakultt gewesen zu sein - ich kann nur sagen : es war kein Ruhmesstck , wenn wir auch am Abend heftig gefeiert haben - neben meinem Studienkameraden Guido Brettauer waren die spteren publizistischen Kollegen Benkard und Paul Scheffer von der Partie . ~ wir waren alle bereit , unsere Zukunft auf Vorschu des Schicksals zu genieen - aber das Schicksal ist eine auch mit der Tragik verwandte Einrichtung . wir waren junge Menschen voll Phantasie ; aber davon , da dieser und dieser einmal das Material fr einen mittleren Filmtext stellen knne , ahnten wir nichts . q der Film selber war freilich erst in seinen Anfngen und die Welt , wenn auch voll Problematik und Spannung , noch ohne ausbrechende Dramatik . ob das mit dem damaligen Jugendrekord stimmt , wei ich nicht genau und habe mich auch dafr nicht weiter interessiert , ob mich spter einmal einer geschlagen hat .  ich habe fters jungen Menschen , die unsicher waren , den Rat gegeben , das Doktorexamen zu machen , nicht um einen bequemen suggestiven Titel zu besitzen , sondern um , wenn auch im kleinen Bereich , den Respekt vor der wissenschaftlichen Arbeit zu gewinnen . ( das wird natrlich nur bei einem Bruchteil eintreten ) . die Rckreise nach Berlin whlte den Umweg ber Heilbronn ; meine Mutter hat den Doktor-Titel ihres Jngsten aufs freudigste genossen . die lteren Brder folgten im braven und gemen Abstand . u+ im Naumann-Kreis +u . die Wahrscheinlichkeit , da mein Leben aus den literarischen zu vorwiegend politischen Aufgaben sich hinwende , erfuhr ihre sozusagen berufliche Besttigung , als ich im Jahr 1907 die politische Redaktion der " Hilfe " bernahm . Eugen Katz schied aus , um in Hannover eine Stiftung zu leiten , in der junge Juden fr die landwirtschaftliche Siedlung ausgebildet werden sollten . Katz war selber nicht Zionist ; seine Dissertation bei Brentano hatte das oberhessische Kleinbauerntum behandelt , und diesen Fragen gehrte seine weiterwirkende Teilnahme . L er war in seinem Wesen kein Journalist ; dazu war er , will man das Wort nicht mideuten , zu bedchtig , immer ein bichen erstaunt , wie leicht mir , den er doch " angelernt " hatte , die Feder lief .  2 in dem Abschied von der Politik , deren kluger Beobachter er blieb , steckte doch auch eine Resignation : er gehrte zu den unglcklichen Menschen , die beim Reden unversehens von der grlichen Qual des Stotterns berfallen wurden . das konnte schon in einem lebhaft werdenden privaten Gesprch geschehen - er sprte , wie wir seine Angst teilten , und das lhmte ihn noch mehr . | so konnte er auch Naumann gegenber , den er tief verehrte , eine Befangenheit nicht los werden . R Katz wurde spter erfolgreicher Industrieller , mit nachsichtiger Verwunderung auf seinen beruflichen Beginn zurckschauend ; die agrarischen Interessen verwandelten sich in eine rhrende Gartenleidenschaft . wir blieben durch Jahrzehnte nahe Freunde . sein sptes Leben mndet in die Tragik des deutschen Juden . F als kriegsfreiwilliger Reiter war er , schwer verwundet , aus dem Krieg von 1914 zurckgekehrt ; er ging , um keinen seiner Freunde zu gefhrden , nach 1933 abschiedslos in die Emigration . zwischen den Mhen , einen neuen Lebensgrund sich zu sichern , ist er schnell weggestorben , das Schicksal ungezhlter Namenloser - diese paar Zeilen sollen die Zeugen dankbarer Erinnerung sein . ; {Katz und ich fhlten uns als die Vertreter der zweiten Generation im Naumann-Kreise . Adie erste war ja mit dem Ende der nationalsozialen Periode organisatorisch und politisch zerbrochen , und gerade die 1907 sich markierende innenpolitische Problematik - Blow-Block ] - brachte neue Gefhrdungen .  Baber wenn wir auch gegenber einigen der Mnner , die , mir wenigstens , noch vor ein paar Jahren der starken Bewunderung wrdig erschienen , jetzt mancher Skepsis Raum gaben , so sollten wir doch der nachsichtigen Treue folgen , die Naumann , auch ber parteipolitische Trennungen hinweg , den alten Freunden widmete . Cmir konnte das in den meisten Fllen nur unvollkommen gelingen , ganz und gar nicht bei Max Maurenbrecher - da er 1903 zur Sozialdemokrat ie gegangen war , konnte ich ihm nicht belnehmen , denn ich hatte dort inzwischen einige Freunde gefunden . Daber sein Undank gegen Naumann war so schmhlich wie die mangelnde innere Ernsthaftigkeit gegenber der Partei , der er sich mit so viel Aplomb angeschlossen hatte . ~ Eich denke nur mit Peinlichkeit an manche Gesprche , da er den souvern Gleichgltigen gegenber den Krchen , die er selber veranlat hatte , spielte . Fer war , sehr kurzsichtig , von einem immensen Schreibeflei - aber ich kann den Wert seiner religionsgeschichtlichen Arbeiten nicht beurteilen .  Gseine gefhlsbetonte Redebegabung war auerordentlich , wohl der von Stresemann verwandt - er ist , nachdem er innerhalb der Sozialdemokratie sozusagen gestrandet war und stranden mute , eine Zeitlang " freireligiser " Prediger gewesen und in dieser Aufgabe wahrscheinlich wirkungsvoll . 5 Hich habe ihn nur einmal in einer solchen Rede gehrt , da er , mit hinreiender Sprachgewalt , aus vereinfachten biologischen Thesen und religiser Emphatik ein Weltbild erglnzen lie - der Glanz war der Schimmer von poliertem Double . D IMaurenbrecher hatte bei seiner Wanderung einen Wegbereiter besessen , Paul Ghre ; aber dieser Jugendfreund Naumanns , ein hitziges Temperament , hatte sich selber in die Zucht genommen . ich bin ihm nicht sehr oft begegnet ; er war fr uns Jngere schon so etwas wie eine historische Figur , weil der Bericht , da ein junger Theologe " drei Monate Fabrikarbeiter " war , uns in jungen Jahren als ein klassisches Buch erschien .  Ghres Werk ber die Konsumgenossenschaften ist noch langweiliger , als der sprde Stoff das vermuten lt , aber da er einige Arbeiter-Selbstbiographien veranlate und an die ffentlichkeit brachte , war in jenen Jahren eine tiefwirkende Leistung , Soziologie der Anschauung und nicht der Begriffshuberei . H  verhltnismig frhe hat er sich , nach einer krftigen menschlichen Bewhrung in den turbulenten Monaten von 1918 auf 1919 , aus der aktiven Politik zurckgezogen und auch einen schier rhrenden Versuch mit einer Art von Religionsgrndung , bis in kultische Vorschlge hinein , unternommen . was bei Maurenbrecher eine unklare und unruhige Zwischenbeschftigung gewesen , hat seine alten Tage ausgefllt ; beide muten ohne Echo bleiben , weil sie , wie ich glaube , der inneren Mchtigkeit entbehrten . O bei einigen der frhen Freunde Naumanns war die theologische Schulung nur eben Durchgang gewesen zu aktiver Politik und Journalismus , wie bei dem soliden Sozialpolitiker Friedrich Weinhausen und dem so liebenswerten wie treuen Martin Wenck - strker profiliert in dieser Reihe Paul Rohrbach , der freilich zu dem theologischen Licentiaten den philosophischen Doktor gefgt hatte und in diesem Kreis den geographischen wie den historischen Fachmann darstellte . als ich nach Berlin kam , war er noch Regierungskommissar in Sdwestafrika , um als sachverstndiger Berater die bsen Schden des Herero-Aufstandes auszugleichen . }fr die " Hilfe " , der er fleiig Berichte lieferte , auch fr Naumann , bedeutete er damals schlechthin die kolonialpolitische , weithin auch die auenpolitische Autoritt . Jdenn er hatte die " Welt " gesehen , whrend wir anderen , auch wenn Naumann sich einige Male an den Rndern des Mittelmeeres aufgehalten hatte , uns doch als erbrmliche Binnenlnder fhlten . Kin den frheren Jahren , da ich dann den heimgekehrten Rohrbach kennenlernte und seine neugierig prfende Zuneigung spren konnte , stand er noch vor: seiner weitreichenden politischen Publizistik . Lfr die " Hilfe " war er , neben dem spritzigen , dem Tagesstreit zugewandten Hellmut von Gerlach , der wichtigste regelmige Mitarbeiter ; er schrieb beweglich und gebildet , man konnte immer etwas von ihm lernen . Mspter bin ich unsicher geworden , ob man immer das Richtige von ihm lernte ; aber die groartige Unbefangenheit , mit der er seine Thesen setzte und sie in einen geschichtlichen Aspekt eingliederte , hatte etwas Bezwingendes . Nes ist mir auch heute noch nicht leicht , da ich nun Jahrzehnte mit freundschaftlicher Gesinnung an ihm herumbuchstabiere , ihn in seiner Gesamtfigur zu wrdigen .  Ofr die innenpolitischen Strebungen und Strmungen fehlte ihm , dem Balten , das ursprngliche Organ ; natrlich war ihm der Naumannsche Ausgangspunkt nicht blo vertraut , sondern berzeugungssache ; aber er war ihm so selbstverstndlich , da er die Relativitt seiner Geltung nur unvollkommen zur Kenntnis nahm . Per ist denn auch in der Bewertung der Innenpolitik fast immer unsicher gewesen oder dann leicht unwillig geworden , wenn sie das Rezept einer auenpolitischen Planung strte . Qob er politischen Ergeiz besa ? . Rin der " Prominenz " des Naumann-Kreises war er schier der einzige , der kein Redner war , allenfalls ein lehrreicher Vortragender ; er verbummelte die Pointen . b der Anlauf zu einer Verbeamtung mute wohl seine Begrenzung bei dem mehr lssigen als doktrinren Freiheitsgefhl haben . die gescheiten Denkschriften , die notfalls ein Alibi vor der Zukunft beibrachten , waren seine Sache , und solche Niederschriften waren: gescheit . K denn seine Phantasie , die dem " deutschen Gedanken in der Welt " eine Sendung und: eine Verantwortung zuordnete , war doch auch von einer rationalen Nchternheit berpr ft - Hans Delbrcks Einflu ] . B die Alldeutschen muten , zumal im Ersten Weltkrieg , erfahren wenn sie auf Rohrbach blickten , da das deutsche Weltschicksal nicht blo im billigen berschwang gedacht werden konnte . Z der wirkungswillige Publizist hat gelegentlich den einsichtigen Betrachter berrannt ; die Spannung in seinem Wesen , das auch das Ineinander von Abenteuerlust und leichter Philistrositt ertrug , wurde nie zu beschwerlich . Y er war , bei recht elastischer Ausdruckskraft , unmusisch ; das heiterste Selbstmiverstndnis verleitete ihn einmal , einen sozusagen weltanschaulichen Roman zu schreiben ] . w \vielleicht hat ihn das erstaunte Schweigen seiner Freunde belehrt , da er die Sprossen zum Dichterruhm , der ihn einmal gelockt haben mu , fernerhin mied . q die junge Berhrung mit Rohrbach fhrte zu einer wechselseitigen Respekthaltung , nie zur intimen , aber immer herzhaften Lebenskameradschaft . Szu der , neben Naumann , in meiner Schlerzeit wichtigsten Figur , Adolf Damaschke ist die persnliche Beziehung vllig miglckt . Tnach 1903 hatte Damaschke , der der zweite Vorsitzende der Nationalsozialen gewesen war , aus der Parteipolitik sich zurckgezogen und seine starke propagandistische Begabung vllig der Bodenreform-Sache gewidmet . Uer hat das unbezweifelbare Verdienst , sie aus der abstrakten Programmatik in das gemeindepolitisch Verwendbare und Ntzliche entwickelt zu haben .  Vin dieser Frage waren wir jungen Leute bereit , von ihm zu lernen , und haben gewi auch manches gelernt - aber wir verweigerten die Schlerschaft , als er Bcher ber die Geschichte der Nationalkonomie und ber die Kunst der Beredsamkeit anbot . ~ Wdie selbstzufriedene Sicherheit seiner sentimentalen Verstndigkeit machte uns unsicher , die wir die herbe Selbstzucht Naumanns von der Nhe erlebten .  Xvon den alten typischen Nationalsozialen waren viele , wohl die meisten , auch " Bodenreformer " - diese waren dann spter oft enttuscht , wenn sie bei der Rckerinnerung an die " alten Tage " eine khle Skepsis sprten , sobald die Rede auf Damaschke kam .  Yich erzhlte dann wohl eine Anekdote , die man fr subaltern halten mag : mir war sie immer nur fr Damaschkes Tchtigkeit bezeichnend , ich will mich nicht dagegen wehren , da man sie auch fr mich , meinethalben im negativen Sinn , charakteristisch findet .  Zan einem Abend , es mag 1905 oder 1906 gewesen sei n , in Naumanns schmaler Arbeitsstube , trug Damaschke seinen Plan vor , ein " Jahrbuch der Bodenreform " zu begrnden , und bat den Freund , einen Aufsatz ber das krzlich erschienene Werk von Gottfried Traub zu schreiben : " Ethik und Kapitalismus " . * die Antwort war : er habe jetzt gar keine Zeit , das sei aber etwas fr den Heuss . 0 da ich nun dabeisa , wollte oder konnte Damaschke nicht nein sagen ; ich bernahm den Auftrag , las das tapfer fragende und besonnen antwortende Buch , schrieb meinen Aufsatz , der denn auch erschien - und dann war Ruhe im Lande . z ich aber wartete auf das Honorar ; denn mein Redakteurgehalt betrug monatlich einhundertfnfzig Mark , und ich brauchte fr Theater und Reisen doch etwas mehr .  nach zwei Monaten mahnte ich . \ Damaschke antwortete mir , er habe in den Listen festgestellt , da ich noch nicht Mitglied des Vereins fr Bodenreform sei , und habe das Honorar - fnfzehn Mark - als Beitrag fr die nchsten fnf Jahre verbucht . < in diesem Augenblick versanken alle berlieferten Achtungsgefhle . , 0die fnfzehn Mark waren an sich wenig , aber immerhin Geld - aber das: war mir furchtbar wurscht . 1ich teilte dem Briefschreiber mit , sehr khl , sehr bestimmt , meine Mitgliedschaft bestimme ich , nicht er . 2das Honorar kam . [ 3ich habe den banalen Vorgang nie vergessen und manchmal erzhlt . 4er war einer der frhen Beitrge zur Kenntnis der Berufs-" Idealisten " - wichtiger , so seltsam das klingen mag : diese Geschichte hat mein jugendliches Selbstgefhl gehoben . 5da soll doch kein berhmter Mann glauben , ber mich verfgen zu knnen ] . 6schon um Damaschke zu rgern , bin ich nie Mitglied seines Vereins geworden .  7spter mute ich , in den dreiiger Jahren , worber er erstaunt war , seine Geschichtsdarstellung etwas in Ordnung bringen : es tat ihm sehr leid , da die Hitler-Leute ihn nicht so zu schtzen bereit waren , wie er eigentlich erwartet haben mochte . $  8der dritten fhrenden Figur aus dem engen Naumann-Kreis nach 1903 , Hellmut von Gerlach , bin ich spter gewi politisch ferner gestanden , und die in der Frhzeit lebhaften persnlichen Beziehungen haben in den zwanziger Jahren nur mehr gelegentlichen gesellschaftlichen Charakter gehabt .  9aber als es blich wurde , ihn wegen seiner politischen und journalistischen Eskapaden zu beschimpfen und zu verurteilen , zum Teil mit gutem Recht zu verurteilen , war es mir immer ein Vergngen und eine Pflicht , sein menschliches Ethos zu verteidigen .  der kleine , bewegliche Mann mit dem dunklen Spitzbrtchen und der sonoren Stimme war von Grund aus ein Politikus , zumal in seinen jungen Jahren ; er galt , ein witziger Polemiker , gerne als gerissen und spielte mit Vergngen das f+ enfant terrible +f des preuischen Junkertums , zu dem er , einer jung geadelten Beamtenfamilie entstammend , nur bedingt gehrte - seine Jagdleidenschaft , die in dem politischen Pastoren- und Proffessorenkreis ein Sonderfall war , galt ein bichen als Ausweis seiner eigentmlichen Stellung . e in seiner Nhe war immer Explosionsgefahr , da er sehr unbekmmert die Dinge anging und die Polemik brauchte - da er hauptberuflich der Leitartikler der " Welt am Montag " war , die man als einen frhen Vortyp der spteren " Boulevardbltter " nehmen mag , hat seine Anlage zur allzu deutlichen Schwarz-Wei-Schreiberei gesteigert und die zarteren Zge seines Wesens berdeckt . alles war Tempo . a der schriftstellerische Glanz , die literarische Durchgestaltung fehlten , die journalistische Verve aber schlug durch . w der spte Gerlach festigte sein von Hause aus so bewegliches Wesen in einem rigorosen Doktrinarismus ; er bedurfte seiner wohl um des inneren Haltes willen . | in der Zeit unserer Arbeitsgemeinschaft htte er kaum etwas dagegen gehabt , wenn man mephistophelische Zge bei ihm entdeckt htte , es htte ihm leise geschmeichelt - ich war zwar sehr , sehr viel jnger als er , aber seine vor den Irrwegen der Geschichte erstaunten Augen verrieten dem mit Freundschaft ihn Betrachtenden das Kindhafte seines Wesens . D er war in seiner Naturanlage naiv - ich wei nicht , ob diese Kraft ihm in dem tragischen Ausgang seines Lebens , beim Sterben in der erzwungenen Emigration , noch einen Schutz gewhrte .  will man den durch Schiller fr die Dichtung gesetzten Kategorien des " Naiven " und des " Sentimentalen " eine breiter verbindliche Typik zugestehen , dann war im Naumann-Kreis jener Jahre Rudolf Breitscheid eine oder die: sentimentale Kontrastfigur zu Gerlach .  das mag erstaunlich klingen . d denn sie haben gemeinsam , aus verwandter Beurteilung einer aktuellen Lage , 1908 die parteipolitische Trennung vollzogen . doch derlei ist fr eine wesenhafte Beurteilung zweitrangig . |  Breitscheid , mit dem ich in dieser Zeit viel verkehrte , hatte ein paar Jahre zuvor die Nationalliberalen , wegen ihrer Haltung in der Frage des Getreidezolls , verlassen und war nach 1903 zu Naumann-Barth gestoen , ungefhr zur gleichen Zeit , da der ihm in so vielen Zgen verwandte Stresemann Naumann verlie und zu den Nationalliberalen wanderte . N  es ist fr mich nicht leicht , jenen frhen Breitscheid , der unter uns Jngeren durch die vollkommene Sicherheit seiner rednerischen Diktion eine unbestrittene Mitte bildete , heute zu charakterisieren . P  denn die zahlreichen spten Begegnungen , menschlich lockere wie politisch-polemische , sind nicht einfach auszu wischen ; mehr noch , in jede Erinnerung an ihn tritt sein gewaltsames Ende , nach der durch Hitler befohlenen Einlieferung in Buchenwald , durch fremde Flieger , nachdem Hermann Dietrichs Initiative und Geschick ermglicht hatten , da einige alte Bekannte die Existenz im Konzentrationslager Sachsenhausen durch diese und diese Gabe erleichterten .    der berschlanke Mann war eine hchst eindrucksvolle Erscheinung , als Redner bewundert und gefrchtet , nie sich verhaspelnd , Satz fr Satz druckfertig , vllig rational argumentierend , mit einer gepflegten Begabung zum khlen , sarkastischen Hohn .  ich habe wenige Menschen gekannt von solcher , oft genug unbehaglicher , dauernder Bewutheit . w  er galt darum als hochmtig ; ich habe ihn aber immer in Verdacht gehabt , da die menschlichen Schroffheiten eine tiefere Unsicherheit zu verdecken hatten .   die innere Verbitterung , an der sein Meister Theodor Barth in den letzten Jahren litt , hat die Veranlagung zum Ressentiment verschrft , aus dem er sich erst in seinen spten Jahren , den ernsthaften politischen Verantwortungen im Parlament naherckend , befreit hat . A  sicher war es kein Zufall , da er in seinem Gehaben wirkte , wie wir uns ein englisches Unterhaus-Mitglied aus der Nachfolge von Cobden und Bright wohl vorstellten , nicht Gladstone .  denn fr das Religise war er ganz ohne Organ . 3 als ein Versuch zur eigenen Parteigrndung bei den Wahlen von 1912 vllig miglckt war , ging er zur Sozialdemokratie , in deren Fhrung nicht gerade enthusiastisch begrt ; es wurden harte Jahre fr seine " brgerliche " Existenz . : an guten Rednern hatte man dort keinen Mangel , der Publizist Breitscheid aber besa nicht den Rang des Redners .  ich glaube mich nicht zu tuschen , da er sich an die theoretischen Auseinandersetzungen ber das eigentliche Wesen des marxistischen Sozialismus , die freilich seit dem Aufstieg der Gewerkschaften schon im Abklingen waren , gar nicht herangeqult hat . das sage ich nicht von ungefhr .  ich hatte ihn , es mag 1921 , 1922 gewesen sein , einmal zu einer Besprechung ersucht , in der ich ihn bat , an der " Deutschen Hochschule fr Politik " eine Vorlesungsreihe zu bernehmen ber die innere Entwicklung der sozialistischen Ideenwelt whrend der beiden letzten Jahrzehnte - des Wiene rs Karl Renner so bedeutendes Werk ber " Krieg , Staat und Marxismus " empfahl ich ihm als Ausgangspunkt - nein , solche Sachen seien nichts fr ihn , er danke zwar fr meinen freundschaftlichen Vorschlag , aber mit diesen Dingen habe er sich nie nher beschftigt . j im Elementaren war er ein radikaler Liberaler geblieben , ein brgerlich-stdtischer Intellektueller mit starken antifeudalen Affekten . ob er viele Junker kannte , wei ich nicht , aber er verstand es , sie rednerisch groartig zu demolieren . L die Rckschau auf die Begegnungen im Naumannschen Kreis verlockt dazu , noch einige frhere politisch-persnliche Berhrungen zu erwhnen , die mir menschlich wertvoll oder sachlich interessant wurden .  teils der Beruf , teils das Bedrfnis , der Pflicht eines Zeitgenossen recht zu gengen , fhrte zu vielerlei Lernmglichkeiten , auch wenn sie im Augenblick nur dazu dienten , in polemischen Betrachtungen ausgewertet zu werden : die Grokundgebungen etwa des " Bundes der Landwirte " , die ich nie versumte , waren eine ausgezeichnete Lehrstunde , zwischen den ernsthaften Sachrednern wie Gustav Rsicke und Wangenheim und den sehr gewandten , routinierten Berufsdemagogen wie Oertel und Dietrich Hahn zu unterscheiden . * eine menschliche Beziehung zu diesem Kreise entstand erst sehr , sehr viel spter . anders gestaltete sich das Verhltnis zur Sozialdemokratie .  das Schicksal der Arbeiterbewegung hatte ja , zunchst vom Religisen her , dann vom Vaterlndischen und Staatlichen , Naumanns politische Anfnge schlechthin bestimmt , die " Richtungskmpfe " in dieser Partei wurden in ihrem allgemeinen Gewicht gewrdigt - das blieb so , auch nachdem der Dresdener Parteitag des Jahres 1903 die bestimmten Erwartungen ber ein Vordringen des realistischen Flgels zerschlagen zu haben schien .   die Folge war , da ich , nun fr die " Politik " verantwortlich , die Parteitage in Nrnberg , Leipzig , Magdeburg , Jena ( 1908-1911 ) mitmachte und aus ihrem Verlauf die lebhaftesten Eindrcke von der Artung der Menschen gewann , die zum nicht geringen Teil spterhin ber die Gesinnungsgruppe hinaus geschichtswichtig wurden .  elementares ihrer Art trat an den Tag in den Hausstreiten , die aber gewi nicht Znkereien waren , sondern , neben dem unvermeidlich Beilufigen , an die politischen Glaubens- und Schicksalsfragen herangingen - als ich die Mnner und die Frauen ( Rosa Luxemburg , Clara Zetkin ) manchmal spter zu beurteilen hatte , auf Unterwertung oder berschtzung stie , wurden mir diese Erinnerungen wertvoll . whrend der Verhandlungen sa ich brav am Pressetisch , an den Abenden speiste ich mit den " Genossen " zusammen oder spazierte in den Pausen mit dem oder jenem . e das war nicht eigentlich ein Privileg , weil ich von Naumann kam , sondern Ludwig Frank hatte mich einfach mit vereinnahmt . { er wute ziemlich genau , da ich ber das konomisch-Rationale przisere Auffassungen besa als jene paar Theologen , die aus der Naumannschen Welt in die immerhin noch marxistische geflohen waren , er wollte keinen Proselyten aus mir machen , aber wir hatten im Herbst 1906 - Elly Knapp verursachte die Begegnung - eine ganze Nacht in Mannheim die politischen Fragen im Streitgesprch durchkmpft und waren darber zu Freunden geworden . 8 als ich Frank kennenlernte , war eben der Fhrer der Mannheimer Sozialdemokraten , Dreesbach , gestorben - er sollte ihm die Gedenkrede halten und konnte , zweiunddreiig Jahre alt , damit rechnen , sein Nachfolger im Reichstag zu werden . auch davon wurde in jener Nacht gesprochen . c ihn drngte es , aus dem badischen Bereich , den er parteitechnisch bei Kolb gut versorgt wute , ins Breitere zu wirken . L das Schicksal hat ihm nur den Ansatz dazu verstattet , es bedurfte im September 1914 blo einer franzsischen Infanteriekugel , um den von den grten Hoffnungen begleiteten Versuch zunichte zu machen . ^ ich bin nicht der einzige , der sich manchmal gefragt hat , ob sein Weiterleben Geschichte gewirkt htte - auch seine engeren politischen Freunde sprten , und mir scheint neidlos , die berlegenheit seines populren Fhrertums , das die demagogischen Talente nicht mibrauchte , sondern in einer intellektuellen und moralischen Zucht hielt . , besen die Deutschen eine grere Begabung fr den Sinn echter: Tragik , als ihnen eigen ist , dann htte auch der rasche Soldatentod des ungedienten kriegsfreiwilligen jdischen Rechtsanwaltes und Abgeordneten als symbolkrftiges Opfer jene Geschichtsmchtigkeit gewinnen knnen , gewinnen mssen , die von dem lebendig wirkenden Manne erwartet wurde . q  die schmachvolle Gesinnung , die nach 1933 die geltenden Werte des Anstandes zertrat , hat den Gedenkstein , der dem Mann galt , weggeschafft . da ich ihn liebte , will ich von ihm sprechen . W um seiner ueren Erscheinung willen , wohl auch im Wissen um den realistischen Machtsinn , der ihn trug , verglich man ihn gerne mit Ferdinand Lassalle , und Frank hat vermutlich nichts gegen eine solche Meinung gehabt . y sie bekam einen schier unheimlichen Zug : Frank fiel , auf den Tag , als sich Lassalles Tod zum fnfzigsten Male jhrte , wie jener im vierzigsten Lebensjahr . b jener aber war aus der Grostadt gekommen , aus einem gepflegten " Bourgeois " -Milieu , dieser aus dem Schwarzwalddorf . m dem Buerlich-Schweren und zugleich Behaglich-Bedchtigen bin ich im sdwestdeutschen Raum bei manchen Juden drflicher Herkunft begegnet .  Frank war zwischen den " kleinen Leuten " aufgewachsen , kannte ihre Sorgen , sprach ihre Sprache - den berschu an physischer Kraft , der bei dem mchtigen , knochigen Mann geradezu sprbar war , verbrauchte er in einer leidenschaftlichen Bergkletterei .  ) die theoretischen Dinge interessierten ihn nicht allzusehr , am ehesten noch in ihrer historischen Wrde , sicher nicht in einer aktuellen Verbindlichkeit - er war mehr Demokrat als Sozialist , freilich , in der Betrachtung der preuischen Staatskonstruktion von einer besorgten Ungeduld , die mit revolutionren Untertnen grollen konnte . E er war auf eine entzckende Weise nebenher badischer Patriot ; ich glaube schier , er war bereit , Scheffel zu den groen deutschen Dichtern zu rechnen , weil dieser in Baden geboren war . da er sich ein Stck liebenswrdiger Romantik bewahrt hatte , erfuhr ich auf dem Leipziger Parteitag 1909 ; ob ich bereit sei , mit ihm die Tochter des Gustav von Struve zu besuchen , die wohne hier in rmlichen Verhltnissen . natrlich sagte ich zu - Struve war neben Friedrich Hecker die: Figur der badischen Revolution von 1848/49 und hatte in Lrrach auch einmal die deutsche Republik verkndet .  Frank mochte in ihm , der in Mannheim Advokat gewesen , auch den engeren Kollegen sehen ; eine Droschke brachte uns in endloser Fahrt nach Sttteritz , und wir drangen nun in das seltsamste Milieu ein : die sehr alte Dame , in der krglichsten Umgebung eines Untermieterdaseins , vllig berrascht , dann gerhrt und schlielich , zwischen einer selbst meine Gewhnungen bertreffenden Papierunordnung, den Ruhm des Vaters zelebrierend . mir war das zunchst etwas unbehaglich , weil ich , weniger fr Romantik begabt , nun diesen berfall doch ein bichen taktlos fand . ; aber das wandelte sich , als ich erlebte , mit wieviel Gte und Zartheit Frank der Situation das menschlich Frsorgende gab ; sie wollte uns nun auch fr die kleine Summe , die wir zusammengebracht hatten , ein Erinnerungsgeschenk widmen ; sie kramte einige spte Schriften ihres Vaters heraus und schrieb darauf das Datum unseres Besuches .  diese Schriften waren durch lange Jahre , bis sie sich bei einem Umzug oder sonstwie verloren , mein skurriler Besitz : S truve hatte sich , nachdem das mit der groherzoglichen Revolution miglckt war , aber doch etwas zur Besserung der Menschheit geschehen mute , auf die Lebensreform , den Vegetarismus , wohl auch auf eine bestimmte Atemtechnik geworfen - Dinge , die mir so vertraut waren , wie sie mir fremd geblieben sind .  dies also war die Form , in der mir die 48er Revolution , die meine jungen Jahre so nachhaltig beschftigt hatte , die persnliche Abschiedshand reichte : ich mge mich in meiner hygienischen Lebensfhrung ndern , um ein besserer Mensch zu werden . es ist mir nicht geglckt , da ich Struves Anweisung zum seligen Leben zwar besessen , aber ber die ersten drei Seiten hinaus nicht gelesen habe . ich vermute , bei Frank war es hnlich . eine andere Anekdote hat eine tiefere Bezglichkeit . nach den Wahlen 1912 lud Frank mich zu einer Nachmittagsbegegnung im Cafe Josty am Potsdamer Platz ein . es waren noch einige seiner Fraktionskollegen an dem runden Tisch , bekannte und unbekannte Gesichter . Frank raunte mir zu : " sehen Sie sich genau den jungen Mann da drben an . er wird einmal der Nachfolger von Bebel werden " . der lebte damals noch . ? ich mag den Sprecher erstaunt betrachtet haben ; er fuhr fort : " es ist ein Schlosser aus Westfalen . an der Spitze unserer Partei mu immer einer stehen , der von der Handarbeiterschaft kommt " . der Kopf , den ich mir merken sollte , hatte eine schier zart wirkende Geschlossenheit , aufmerksame Augen unter einer hohen Stirn .  an den Gesprchen hatte sich der Mann kaum beteiligt ; er war mir auch nie auf den verschiedenen Parteitagen ins Bewutsein getreten . [ offenbar war seine Natur nicht auf Vordergrundswirkung angelegt .   als ich Carl Severing nach ber zwei Jahrzehnten in seinem Bielefelder Haus einmal davon erzhlte , erinnerte er sich wohl dieses Nachmittages , und die sptere Wertung durch den Freund tat ihm wohl - doch die Partei gab es nicht mehr , noch nicht wieder . [ ich glaube , er hielt Franks grundstzliche Meinung fr richtig . ( in jene Jahre fllt auch meine frhe Bekanntschaft mit Kurt Eisner . sie ist nie eigentlich intim gewesen , aber jede Begegnung hatte eine lebhafte Unbefangenheit .  ich bewunderte die tapfere und temperamentvolle Polemik , die er gegen den steril gewordenen konomismus von Karl Kautsky fhrte ; der hatte Eisners Sozialismus " ethisch-sthetisch " genannt , und mit der wirbeligen Ironisierung dieses " e. - . -Sozialismus " , dem er zugleich eine sinnvolle Grundlegung gab , vergngte er wohl uns Zuschauer , brachte sich selber aber um die Fhrung des " Vorwrts " , der nach seinem und Friedrich Stampfers erzwungenem Ausscheiden ( 1906 ) fr einige Jahre zu einem ziemlich trostlosen Berliner Lokalblatt herabsank .  auf den verwegenen Gedanken , da sich die Geschichte einmal gerade diesen Mann heraussuchen werde , um auf dem wei-blauen Grunde Mnchens 1918 die Schnrkel des Paradoxen in das deutsche Schicksal zu zeichnen , wre damals niemand , auch keiner seiner Freunde , gekommen .  ich wei nicht mehr , wer die Bekanntschaft vermittelt hat - Eisner , der , hchst unbrgerlich , doch vor dem " Brgerlichen " keine Angst hatte , lud mich ein , gelegentlich ber Fragen der Kunst und der Dichtung vor jungen Arbeitern , auch vor der " Freien Volksbhne " im Gewerkschaftshaus zu sprechen . das habe ich gerne getan .  [er wollte mir zeigen , da er , was ich brigens nie vermutet htte , nicht so philistrs sei , wie die Partei in diesen Dingen sich gab , und ich schockierte ganz gern solche Leute , die es erstaunlich fanden , da ich in dem roten Kasten am Engelufer sprach . < .zu Politikern der Rechten und auch der katholischen Mitte fhrte damals aus dem Berliner Getriebe keinerlei Steg - fr Naumann persnlich hatte sich das , seit er im Parlament sa und vorab in den sozialpolitischen Ausschssen mitwirkte , gendert ; er gewann zu einigen der Zentrumsabgeordneten achtungsvolle Beziehungen . <ich hingegen geriet einmal - es mag Ende 1906 gewesen sein - auf unvermutete Weise mit meinem Landsmann Matthias Erzberger aneinander .  (der war 1903 gewhlt worden und mit Eifer dabei , sich bekannt zu machen : ein Berliner politischer Bildungsverein , ich glaube , es war der Frauenclub , hatte ihn gebeten , ber die Streitfragen der wrttembergischen Verfassungsreform , die damals ber das Land hinaus die Menschen beschftigte , zu referieren . K +das hat er denn auch , im hinteren Saal des beliebten Cafe Austria , getan , aber er wute nicht , da es mich gab , der ich ber diese Dinge in der " Hilfe " schrieb , und da ich sogar anwesend war .  !in seiner wunderbaren Unbekmmertheit erzhlte er Mrchen - fr mich war es ein Vergngen , das , was wir zu Hause " Pfarrerschwbisch " nennen , eine die Konsonanten akzentuierende versuchsweise Annherung an das Schriftdeutsche , wieder einmal zu hren .  &ich wei nun natrlich nicht , ob die Zuhrer mein unerwartetes Gegenreferat als die Variante eines Dialektvortrages empfanden - ich hatte einfach richtigzustellen , besorgte das mit historischer Grndlichkeit und brachte Erzberger , was ihm , der ja auch ein Neuling , spter wohl selten mehr passiert ist , in richtige Verlegenheit . er konnte in seinem Schluwort nicht viel mehr sagen als : das seien halt Anschauungssachen . + aber nachher setzte er sich zu mir an den Tisch , um mir , f+ bonhomme +f aus Oberschwaben , zu erklren , das sei doch berflssig gewesen , da wir vor " den Berlinern " dieses Schauspiel gegeben haben ; wir seien daheim doch alle Demokraten und drften unsere verschiedenen Auffassungen " denen " doch nicht so servieren .  w ich habe ihn respektlos ausgelacht , und wir saen bei ein paar Glas Bier noch lnger beisammen ; er ist mir fernerhin mit einer gewissen Vorsicht begegnet .  menschlich war er mir hchst unsympathisch und ist es im Grunde geblieben - die Beurteilung seiner politischen und staatsmnnischen Ziele und Leistungen , in denen sich Bedeutendes und Subalternes so qualvoll mischte , gehrt nicht in dies Bild frher Erinnerung , aber ich bewahrte davon , unvermeidlich , den Eindruck des Ineinander von unproblematischer Tatkraft und zuversichtlicher Leichtfertigkeit .  u+ erste Schritte in der Politik +u . p die Wesensart der Mnner , in deren politischen Kreis ich jetzt getreten war , habe ich in meiner Naumann-Biographie zu beschreiben versucht . ich will das dort Gesagte nicht wiederholen . das merkte ich bald genug , da nicht alle so bedeutend waren , wie ich vor wenigen Jahren jeden zu halten bereit war , der in der " Hilfe " mitarbeiten durfte . aber - das sage ich nun aus einer Rckschau , die fast ein halbes Jahrhundert umfat - : die menschliche Haltung war sauber und intrigenfrei und zeichnete sich darin vor mancher Beobachtung und Erfahrung aus , die das sptere Leben brachte . A ]der familire Lebensstil , in den man gelegentlich hineingezogen wurde , hatte eine mittelbrgerliche Bescheidenheit ; auch das mehr grobrgerliche Wesen des vielgeschmhten " Tiergartenfreisinns " , das ich als Randfigur jetzt kennenlernte , war in seiner guten Typik von einer gelassenen Sicherheit ; die renommistische Peinlichkeit eines gesellschaftlichen Auftrumpfens , das einen politischen Effekt sucht , war noch kaum zu bemerken . @ $das kann ich freilich nur zgernd aussprechen - ich denke dabei an Mnner wie Th. Barth , K. Schrader , P. Nathan . *das Jahr 1906 brachte mir nun zwei politische " Aufgaben " , von denen ich die Lsung der einen als bestandene Lehrlingsprfung , die andere als Gesellenstck betrachte . )die Termine stehen - das sehe ich selber - reichlich nahe gedrngt ; die Frage nach dem Meisterstck ist darum auch bis heute ohne Antwort geblieben . A ;man wird verstehen , da ich davon etwas erzhle , auch wenn es Dinge im Winkel sind - an der Weltgeschichte jenes Jahres , das die Liquidation des russisch-japanischen Krieges und die revolutionren Zuckungen im Zarenreich sah , hatte ich schlechterdings keinen anderen Anteil als den des interessierten Zeitungslesers , der im Notfall auch ein paar Bemerkungen fr seinen Zeitschriftenleser niederzuschreiben hatte , doch nur im Notfall . U ^aber in meiner wrttembergischen Heimat standen im Sptjahr 1906 Landtagswahlen geschichtlich angeschrieben ; dort gab es auch noch , im Raum der " Freisinnigen Vereinigung " , nationalsoziale Vereine , und da man 1900 keck , glubig und unverstndig genug gewesen war , im Oberamt Weinsberg den ausgezeichneten Landpfarrer Esenwein aufzustellen , der so um tausend Stimmen erhalten hatte , glaubte man oder tat doch so , als ob man ber eine Machtreserve zu verfgen htte .  -auf den Wunsch der schwbischen Freunde fuhr ich nach Stuttgart und war zum ersten Male in dem Anwaltsbro der Tbinger Strae , das ich spter so oft besucht habe , um mit dem fr die taktischen Dinge entscheidenden Mann der wrttembergischen Demokraten , Conrad Haussmann , zu " verhandeln " . /" wir " , die Nationalsozialen , wrden in Weinsberg die " Parole " fr ihre Partei ausgeben , wenn diese uns Urach , dessen bisheriger Abgeordneter resigniert hatte , z ur Bewerbung berlieen . f ich nehme an , da Conrad Haussmann die Fragwrdigkeit meiner Proposition vllig durchschaute , aber doch dankbar dafr war .  denn er war in den letzten Jahren zu einem Vorkmpfer der " liberalen Einigung " geworden , hatte begonnen , die partikularschwbische Betrachtung zu verlassen , auch sprte er wohl , da seiner Gruppe eine gedankliche und personelle Auffrischung nichts schaden knne - so wurden wir uns einig . V j ich konnte zusagen , da " unser " Kandidat , falls er gewhlt wrde , als Gast der volksparteilichen Landtagsfraktion beitreten werde . das war sozusagen ein " Erfolg " , und Naumann wrdigte ihn , indem er mich fr den " Wahlkampf " freigab . ich mache jetzt keine Statistik , an wie vielen Dutzenden im Reich und den Lndern ich spter beteiligt war - aber dieser erste war eine schne und runde Sache . k fr den Kandidaten zu kmpfen lohnte es , denn der Stuttgarter Arzt Dr. Ludwig Bauer hatte sich als Sozialpolitiker einen Namen gemacht . wenn ich mich in der Erinnerung nicht tusche , hatte er in Wrttemberg den Modellvertrag erreicht , durch den der Grundsatz der " freien Arztwahl " verwirklicht wurde . mir machte es nebenher eine bescheidene Freude , da sein Grovater zu dem engsten Jugendkreis um Eduard Mrike gehrte ( und dadurch , weniger durch seine eigenen Werke , in die schwbische Literaturgeschichte geraten war ) . |der Enkel hatte nun von der sanften Lyrik des Ahnen nichts geerbt , er war ein grundgescheiter Realist , ein flliger Mann , sein derber Sarkasmus schonte sich selber am wenigsten . y ,in den Reden wahrte er die Grenzen der sachlichen Mitteilsamkeit ; so robust er wirkte , immer mute er eine gewisse Scheu berwunden haben , bevor er begann . ( %mir , der ich ihn bald lieben lernte , war es erstaunlich , wie vorsichtig er mit seiner Gesundheit umging , mitrauisch gegen die Ansteckungsgefahren , die er in den lndlichen Gastzimmern vermutete - ich hielt das fr Hypochondrie , er aber belehrte mich , da das Hygiene sei , und mich wunderte , wie ernst er sie nahm . _der bisherige Vertreter des Kreises fhlte sich - rasch in einer hemmenden Alterskrnklichkeit - den Mhen des Landtags nicht mehr gewachsen , aber bei dem Kampf wollte er dabeisein und sich doch auch von seinen frheren Whlern verabschieden . 9 >der Fabrikant Fritz Henning hielt nun dafr , da die wichtigsten oder auch die gefhrlich sten Leute im Oberamt die lndlichen Gastwirte seien - die strategische Anlage des Feldzuges sah also strikte vor , da jeder: besucht werden msse: . ?das vollzog sich so : in einem " Landauer " fuhren wir drei Redner , dann folgte ein Jagdwagen mit sechs oder acht Metzinger Brgern .  die muten , wenn der Gemeindesaal schlecht besetzt war , zunchst Publikum markieren , dann trollten sie sich einzeln weg ; sah die Sache gut aus , verteilten sie sich gleich in die " Krone " , die " Linde " , das " Waldhorn " und bestellten einen Liter Wein . nach unseren Redetaten sammelten wir die Mannen wieder ein , muten selber noch Bescheid geben - durchschnittlich , nach der Gre der Ortschaften , zwei oder drei , am Sonntag fnf Versammlungen . die stillen Mitspieler konnten ihre Aufgabe ohne Fhrnis durchfhren ; es waren in der Hauptsache Gerber . was wir redeten , wei ich natrlich nicht mehr .  meine Aufgabe war das ermunternde Schluwort .  ich habe sehr schnell gelernt , da man mit allgemeinen und wohltnenden Sprchen den gemessen zuhrenden Albbauern nicht nahekam - ich sehe noch die Zaininger Versammlung vor mir , die herben , bartlosen Gesichter , die blauen Hemdkittel , die kleinen Tellermtzen .  das war eine andere Welt als jene , die ich vom beweglicheren " Unterland " kannte , und wenn mir in der Erinnerung an diese paar Wochen spter die heitere Atmosphre von Dickens' Pickwickier gegenwrtig werden wollte , fr diese: Begegnungen stimmten sie nicht . I zu einem richtigen Bauernredner haben mich diese paar Uracher Wochen gewi nicht gemacht , aber ich bin der Schule des Dorfes dankbar geblieben ; sie begrenzte die Gefahr der berheblichkeit . denn was wute ich eigentlich viel von den Sorgen , den beruflichen Mhen , den Lebensgewohnheiten dieser Mnner , die den Jngling aus Berlin brav und sogar respektvoll anhrten - freilich redete er in ihrer eigenen Sprache . `und ein Weiteres habe ich damals gelernt . t :es gab auch , je nach der Tagesstunde , schlechten Besuch . #lohnt es , vor achtzehn Leuten zu reden , wo man eigentlich mit fnfzig bis siebzig htte rechnen drfen ? .  @es lohnt . 'man darf diejenigen , die gekommen sind , nicht dafr strafen , da die anderen schwnzten . =bewegter ging es in Versammlungen der beiden Stdte Urach und Metzingen zu , die eine damals wesentlich durch Beamtungen , die andere durch eine rege Klein- und Mittelindustrie charakterisiert . @ "war ich schon im Lande , dann mute es auch eine freudige Pflicht sein , dem Gegner seine Aussichten zu verderben . da war ein achtbarer konservativer Rechtsanwalt aus Stuttgart , von Kraut - er war Mitglied des wrttembergischen Landtags und ist sogar einige Jahre lang dessen angesehener Prsident gewesen .  aKraut , eine wrdige , dunkelbrtige Erscheinung , sprach ehrsam und langweilig , sein Wahlmatador war ein Amtsrichter von dem Typ , wie ihn damals der noch junge Ludwig Thoma beschrieb , mit der selbstsicheren alldeutschen Nuance - Urach hat mich darber unterrichtet , da das Bild nicht blo Karikatur war . bmit dem schlug ich mich mchtig herum - ich glaube , wir haben Weltpolitik gemacht und ich war standfest . . ces war brigens auch demokratischer Sukkurs in den Saal bestellt .  din Metzingen wiederholte sich das Spiel . eals ich mich , an eine Sttze des langen Saals gelehnt , nach den Referaten zum Wort meldete , erhob sich der Amtsrichter oben am Vorstandstisch : " sind Sie eigentlich schon wahlberechtigt ? " . f" nein " , rief ich durch den Saal , " ich leide noch an der Jugend , aber das ist eine Krankheit , die jeden Tag ihrer Genesung entgegengeht " . v gdas gab , nach einer ngstlichen oder bedrohlichen Spannung , das heiterste Hallo , und der loyale Ortsvorsitzende , der mitlachte , erteilte mir das Wort . 6 hich erzhle diese Anekdote ( ich habe den Spruch bald noch ein zweites Mal verwenden mssen ) , weil sie mir die Peinlichkeit auferlegte , noch nach Jahren , ja nach Jahrzehnten die Autorschaft an diesem reizenden Apercu zurckzuweisen . iich war in Gefahr , in der Partei und darber hinaus wegen dieser Sache berhmt zu werden . von wem das nette Wort stammt , habe ich trotz vieler Umfragen bei literarischen Menschen nie herausgebracht . ' aber da es mir in dem bnglichen Augenblick einfiel , bedeutete fr Metzingen sozusagen eine gewonnene Schlacht ] . ( das Wahlrecht begann damals mit dem fnfundzwanzigsten Lebensjahr , ich aber hatte das dreiundzwanzigste noch nicht erreicht ) . n um dem Uracher Kampf eine gewisse , ber den Bezirk hinausschimmernde Politur zu geben , hatten wir Theodor Barth um Untersttzung gebeten . derlei war damals noch ungewhnlich und etwas gewagt - der Redner wirkte sehr norddeutsch .  natrlich entsinne ich mich der Einzeldinge nicht mehr - die ausgedehnte und witzige Polemik gegen das preuische Dreiklassenwahlrecht war wohl sachlich unangebracht , aber es schmeichelte doch den Zuhrern , wieviel weiter sie in der Demokratie seien .  deutlich gegenwrtig ist mir das vertrauensvolle Gesprch mit Barth , es war nicht so romantisch wie der Weg auf die Uracher Burgruine , eine Vorlesung ber deutsche Geschichtsmglichkeit , wie dieser geistvolle und leidenschaftliche Mann sie sah . u jdie hohe Bewertung des Kronprinzen Friedrich war mir ja als Erbe vom Vater her vertraut - ich selber habe sie spter nicht im gleichen Mae teilen knnen . keine Generation fhlte sich durch den frhen Tod Friedrichs @III. ihrer Wirkung beraubt .  lneu in gewissem Sinn aber war mir das Pldoyer fr den zweiten Reichskanzler , den Grafen Caprivi - fast schien es , als ob Barth mich in ein geschichtliches Geheimnis einweihen wolle , als er erzhlte , da Caprivi sich die Korrekturfahnen seiner Wochenschrift " Nation " vor deren Erscheinen habe abholen lassen .  malso kann der Publizist den Staatsmann nicht blo untersttzen oder bekmpfen , sondern ihn auch beraten und belehren , wenn ein menschliches Vertrauensverhltnis vorliegt . > nmit grter Wrme sprach Barth von der Sauberkeit und der nchternen Verstndigkeit des Generals - ich habe erst spter begriffen , da er im Grunde von ihm die geschichtliche Umgruppierung erwartete , die sich in England an die tapfer-sprde Erscheinung des Sir Robert Peel anknpft - sah er , Barth , sich dabei in der Rolle des Cobden , des Gladstone ? .  ound das war nun vorbei , denn Blow ... . pdie Erinnerung an dieses Gesprch hat mich noch nach Jahrzehnten beeinflut - ich suchte in meinen Vorlesungen die von den gngigen Historikern demolierte und den Parteipamphletisten verhhnte Erscheinung vor dem Bewutsein der Hrer zu erhhen .  qob das Erfolg hatte , wei ich nicht .  rCaprivi ist ins Grab gestiegen , ohne einen Rechenschaftsbericht zu hinterlassen ; der sehr kenntnisreiche und fleiige , aber als Schriftsteller wie als Redner ziemlich sprde Abgeordnete Bergrat Georg Gothein hat ihm viele Jahre nach seinem Tod eine Wrdigung zu geben versucht . der Wahlkreis Urach wurde fr Ludwig Bauer gewonnen . ! aber seinem Wirken war parlamentarisch nur eine kurze Spanne gesetzt . er erlag bereits 1911 , erst 48 Jahre alt , einem qulenden Leberleiden . K der Besuch bei dem Todkranken ist mir unvergelich - nie zuvor hatte ich an einem Krankenbett gesessen , wo der Tod illusionslos erwartet war und das Gesrpch wie ein Monolog des Selbstbetruges wurde . R jener Blow nun hatte , kaum waren die wrttembergischen Wahlen in ihrem ersten Gang abgeschlossen , den Deutschen Reichstag am 13. Dezember 1906 aufgelst , anderthalb Jahre vor dem Ausgang der Wahlperiode .  die Voraussetzungen und Begleiterscheinungen , die Spannungen , die mit der Berufung von Bernhard Dernburg an die Spitze des Kolonialamtes und mit dem Streit um den Nachtragsetat zur L iquidierung des Feldzugs in Sdwestafrika entstanden waren , sind hier nicht darzustellen . W natrlich haben wir diese Vorgnge mit strkster Teilnahme verfolgt - da sie fr die innenpolitische Entwicklung Deutschlands einen sehr tiefen Einschnitt bedeuten wrden , haben wir so wenig geahnt wie ihr Verursacher .  ~parteipolitisch war an dem Ereignis bemerkenswert , da zum ersten Male die drei linksliberalen Fraktionen geschlossen die Gelder fr koloniale Forderungen bewilligten ; das hatte bisher nur die Rickert-Barthsche " Freisinnige Vereinigung " getan . sEugen Richter , der Unerbittliche , war freilich im Mrz 1906 gestorben und seine engere Gefolgschaft damit des zwingenden Druckes ledig geworden . tdoch kmmerten uns diese Dinge eigentlich nur am Rande .  uwrde Naumann kandidieren und wo ? . v" sichere Wahlkreise " besa die " Freisinnige Vereinigung " nicht , und fr die als aussichtsreich geltenden standen schon Anwrter da , zunchst die bisherigen Mandatstrger . e wauf den Versuch in Oldenburg , das zudem " Besitzstand " der Richter-Gruppe war , konnte Naumann sich nicht mehr einlassen .  xin meiner Phantasie war der Wahlkreis Heilbronn , den die sddeutschen Demokraten 1898 an die Konservativen , 1903 an den Bund der Landwirte verloren hatten , zurckzugewinnen , wenn sich die liberalen Gruppen verstndigen knnten ; die gemeinsam einberufene Versammlung vom Frhjahr 1905 mochte als gutes Vorzeichen fr solche Mglichkeit gelten . yich hatte in de m letzten Jahr die Frage mit Mitgliedern der verschiedenen Gruppen brieflich errtert ; das sollte sorgsam fr den Normaltermin Sommer 1908 vorbereitet werden . O zNaumann wute von den Bemhungen , ohne sie hoch zu bewerten ; aber jetzt , da pltzliche Klrungen und Entscheidungen gefordert waren , gab er meinem Drngen nach und entsandte mich zu " Verhandlungen " . @ als Operationsfonds fr kleine Ausgaben , eventuell die Miete eines rtlichen Wahlbros , bergab er mir 300 Mark . / : die Abmachung mit Conrad Haussmann , die ein paar Wochen zurcklag , war ein heiteres Kavalleriestck neben dem mhsamen Pioniermanver , in das ich jetzt gestellt war - den Ausdruck : " Sappen vortreiben " kannte ich , das Kind friedlicher Zeiten , damals noch nicht , aber was im politischen Verstand darunter zu begreifen war , betrieb ich mit Redlichkeit und Lust .  das ist keine rasche Arbeit - die " Demokraten " waren in ihrer Fhrung vortreffliche Leute , aber ihr Landtagsabgeordneter Pazifist und " Freigeist " , ihr wichtigster Mann auf dem Rathaus taktischer Realist , der die Chancen eines Mannes aus Berlin skeptisch beurteilte . * er wute um den Rang des Kandidaten , das gerade erschwerte ihm die Stellungnahme .  aber : ziffernmig wrde es auch so nicht reichen . denn eigentlich brauchte man die Stimmen der Nationalliberalen - auf dem Lande zhlten sie nicht , aber die Honoratioren der Stadt hingen ihnen an .  es gehrte zu meinen netten Erinnerungen , da ich an einem spten Abend deren geistig fhrenden Mann , den Professor Lechler , aufsuchte - vor etwas ber vier Jahren hatte ich bei ihm , einem geliebten Lehrer , das Abitur gemacht , und es war angenehm , da er mich nicht ironisch nahm - wozu er Talente besa - , sondern ganz ernst und zusagte , der Ortsverein seiner Gruppe werde die Wahl " freigeben " - wenn ... - vom Landesverband war eine Losung gegen Naumann zu erwarten , da man im Wahlkreis ihres jungen Fhrers Johannes Hieber auf konservative Hilfsstimmen angewiesen war . das Lokal der Demokraten , in der Lammgasse , hie im Volksmund die " Revolutionshalle " . F dort durfte ich bei der entscheidenden Mitgliederversammlung ein kleines Referat halten und verfgte mich dann , als ob es sich um mich selber handle , zu einem Viertele in die Wirtsstube .  da kam mein Bruder Hermann - wir trafen uns ja in den Weihnachtsferien bei der Mutter - mit einem erstaunlichen Telegramm Naumanns : da die Sache in Heilbronn sich so lange hinzgere und zweifelhaft bleibe , habe er die ihm angebotene Kandidatur in Colmar angenommen . - ich mchte mich nach Straburg begeben und mit den Brdern Wolf das Nhere besprechen . Wilhelm Cohnstaedt komme auch hin . Antwort an den Bahnhof Pyritz . ( in diesem pommerschen Wahlkreis kandidierte Rudolf Breitscheid , und Naumann redete schon fr ihn ) . ich fhlte mich verwirrt und blamiert .  aber man lie mir wenig Zeit fr das Durcheinander der Empfindungen ; einer von den Jungdemokraten bat mich in das obere Stockwerk , und der Vorsitzende , Karl Wulle , teilte mit , da die Versammlung einmtig beschlossen habe , Naumann die Kandidatur anzubieten . J mit den knitternden Depeschenblttern in der Rocktasche dankte ich in Naumanns Namen fr das Vertrauen , beurlaubte mich aber dann von dem auf Vorschu gefeierten Siegesfest in eine andere Weinstube . W nie mehr in meinem Leben habe ich , da ich zur Sparsamkeit erzogen war , ein so langes Telegramm auf entliehenem Papier niedergeschrieben - es hat fnfzig Mark gekostet , und die Tarife waren damals noch sozusagen zivil . es wurde ein regelrechter groer Situationsbericht - ich habe mich auf dem nchtlichen Telegraphenamt dann auch ordentlich fr die Strung und Mhewaltung entschuldigt . auch objektiv hielt ich das Ganze fr Unsinn - wir werdenden Politiker von damals glaubten uns in der Statistik der einzelnen Wahlkreise auszukennen . aber ich fuhr auftragsgem nach Straburg .  Cohnstaedt , wie ich ein Brentano-Schler und nach Studien bei Hans Delbrck in der Frh-Schule der " Frankfurter Zeitung " , die seinem Vater so viel zu verdanken hat , kam prompt , hielt seine Reise aber auch fr Unsinn , da er glaubte , es handle sich um Colmar in Posen und Naumann sei als berparteilicher Kandidat gegen die Polen gedacht . { {diese Einbildung wurde ihm denn rasch ausgetrieben , denn die beiden Wolf besttigten , da ein Anwalt in Colmar , ein vortrefflicher Parteifreund , ohne sie , die leitenden Mnner , dieses Angebot gemacht hatte . Asie hielten es fr ebenso tricht wie wir beide , und aus dieser bereinstimmung wurde wieder ein langes Telegramm - meine dreihundert Mark schmolzen . Bich benutzte die Gelegenheit , im Hause des Professors Georg Friedrich Knapp meine Aufwartung zu machen . Cseiner Tochter Elly war ich , ein Jahr zuvor , im Hause Naumanns begegnet , und er war ber diesen Einfall nicht bermig erstaunt . ) Ddenn er wute ja um die nicht fragende Hingebungswilligkeit dieser jungen Menschen . ENaumann fuhr doch , in seiner Anstndigkeit , eine Zusage einzuhalten , ins Elsa , aber er nahm den Umweg ber Heilbronn und berschlug einen Zug .  Fwir hatten auf halb acht Uhr im Frhstckszimmer des Bahnhof-Hotels die politischen Matadore zusammengetrommelt , es waren auch ein paar Nationalliberale dabei - am spteren Nachmittag kam , die Rcksprache mit den Wolfs hatte gengt , nun die echte Annahme der Heilbronner Kandidatur .  Gwar die Unternehmung in Urach vor wenigen Wochen altvterisch , abseitig und schier idyllisch , so wurde das Heilbronner Experiment eine Sache , die Deutschland interessierte , und in den Zeitungen konnte man lesen , da der Wahlkampf " amerikanisch " gefhrt wurde . ~ Hin Heilbronn gab es schon eine ganze Anzahl von Automobilen , und einige Fabrikanten waren bereit , die ihrigen jetzt sogar politisch laufen zu lassen .  Iwir machten ein " Wahlbureau " von drei Stuben auf . Cohnstaedt leitete es , ein gebildeter und nchterner Mann , zum Schwrmen wenig geeignet - nur wenn Naumann in Frage kam von einer bedingungslosen Gefolgschaftstreue .  er hat die Dinge technisch reguliert .  an seiner Seite als Adjutant Harald Dohrn , der jngste Sohn des Neapler Zoologen Anton Dohrn , politisch weithin ahnun gslos , aber von einer willigen Bereitschaft zu helfen , weil es nicht viel ausmachen wrde , wenn er sein landwirtschaftliches Studium fr ein paar Wochen unterbreche . ich denke dieser beiden Freunde mit Wehmut . Cohnstaedt , der spter in der " Frankfurter Zeitung " eine geachtete Position einnahm , ist nach 1933 in der Emigration einsam in einem Hotelzimmer in Philadelphia gestorben .  Harald Dohrn , ein ewig kindhafter Mensch , von lauterer Heiterkeit , hatte ein wechselreiches berufliches Leben hinter sich gebracht , als ihn , den konvertierten Schwiegervater von Christoph Probst , dem Mitrebellen im Mnchener Studentenputsch , die SS: im Frhjahr 1945 erneut abholte - lange Untersuchungshaft hatte er nach dem Prinzip der Sippenhaftung hinter sich - und ihn fr alle Flle in einem oberbayrischen Forst ohne Verfahren erscho . u }da die Wahlsache in Heilbronn bald " amerikanisch " aussah oder doch von Verrgerten so genannt wurde , war im wesentlichen die Leistung von Ernst Jckh .  Jder war , zweiunddreiigjhrig , der Chefredakteur des fhrenden Unterlnder Blattes , der " Neckar-Zeitung " , er hatte dem ehedem national-liberalen , dann kulturlos gewordenen Organ einige feste Striche und krftige Farben gegeben , jetzt stellte er seine Spalten ganz in Naumanns Dienst und alarmierte Mnner wie Hans Delbrck , Adolf Harnack , Adolf Deimann und andere , die den Heilbronnern mit warm zusprechenden Aufstzen klarzumachen hatten , da es fr den Wahlkreis eine Ehre sei , Naumann wh len zu drfen , und seine Pflicht , ihn whlen zu mssen . KJckh wird in dieser Rckschau auf mein Leben noch manchmal und bei wichtigen Anlssen auftreten ; ich htte seiner schon frher gedenken knnen . Lals er im Sptjahr 1902 seine Stellung antrat , " bernahm " er mich von seinem Vorgnger , der so liebenswrdig den schreiblustigen Pennler gedruckt hatte , lie mich aber schnell zu " unserem Mnchener Vertreter " avancieren .  % Mich durfte spren , wieviel Vergngen es ihm bereitete , dem jungen Menschen eine Chance zu geben . y Nich hatte sie redlich wahrgenommen , auch um die Mutter finanziell zu entlasten , und ich entsinne mich nicht , da Jckh mir je eine Zusendung abgelehnt hat .  OJckh war seiner Natur nach kein Schriftsteller , dem das Schreiben leichtgefallen wre oder gar Freude gemacht htte - seine Aufstze wie auch seine Reden besaen etwas Schwerflssiges , wurden mit Argumenten befrachtet und gelegentlich mit Zitaten berladen , so da sie eines eigenen Rhythmus entbehrten . Paber er war und blieb sein Leben lang ein wunderbarer Organisator und Menschenbehandler . $ Qdas war ihm in den verwichenen Jahren schon zugute gekommen , da er in die etwas verstockte wrttembergische Presse einen gewissen Elan gebracht hatte - jetzt zogen wir von seinen liebenswrdigen berredungsknsten , von seinem Talent , der Entscheidung fr Naumann auch einen leicht gesellschaftlichen Ton zu geben , den grten Nutzen .  Rim Unterschied zu dem Urach der " Landauer " und Jagdwagen liefen hier auch schon Automobile ; deren Besitzer erfuhren durch Jckh , da es fr sie eine Auszeichnung sei , wenn Naumann , wenn seine Wahlhelfer damit auf die Bier- und Weindrfer fuhren . diese letzteren wurden nun vor allem meine Spezialitt , zumal in dem Oberamt Brackenheim , wo sich die lteren Leute noch des Vaters erinnerten . die Doktorarbeit ber den Weinbau fand nun eine nachtrgliche Rechtfertigung , falls sie einer solchen bedurfte - ich konnte mit den Leuten ber ihre beruflichen Sorgen reden .  aber als ich dann ein besonderes Flugblatt ber diese Fragen schrieb , das in der zeitblichen Harmlosigkeit unterzeichnet wurde : " ein Weingrtner " , antworteten die anderen , und es bedurfte vermutlich keiner zu schwierigen Sprach-Analysen : " den: Weingrtner kennen wir " . ) ( ich hatte ja auf der Gegenseite auch Leute , die mich menschlich gerne mochten ) .  die Weinsache machte uns sowieso einige Schwierigkeiten : der bauernbndlerische Gegenkandidat und bisherige Mandatsbesitzer war auch ein ehemaliger evangelischer Pfarrer - er hatte im wrttembergischen Landtag mein Weinbuch einmal , die dortigen Demokraten attackierend , gelobt , worauf ich nicht allzu stolz war . aber er - soff , whrend Naumann , durch eine Reihe von Jahren unter rztlichen Bedrohungen totaler Abstinent , eine Flasche - Selterswasser neben sich stehen hatte . \die hat seine Redebegleiter oft bekmmert .  zu den Anekdoten dieser Wochen gehrt dies : in dem wichtigen Weindorf Flein kam nach dem Vortrag ein begeisterter Wengerter mit einem vollen Glas Wein auf Naumann zugeschritten : nun msse er aber auch von dem probieren , was sie hier fertigbringen .  Ses war ein herber Augenblick - der mir die viel beschwtzte Geschichte erzhlte , der treffliche Gewerbelehrer Leonhard Frank , ein beraus witziger , wenn es sein mute auch politisch drauflos reimender Mann aus dem Hohenlohischen , war erlst , als die Reste von Demagogie , die in Naumann ruhten , ber die temporre Tugendhaftigkeit siegten .  Tda uns in Heilbronn die Gerber von Metzingen nicht zur Seite standen und das Idyllische in der wachsenden Hrte des Kampfes unterging , muten wir alle auf eigene Gefahr das Unsrige tun , um den schlechten Eindruck von Naumanns passivem Verhltnis zum Wein auszugleichen . Udie Wahlaussichten waren knapp - frhere Versuche , in Wrttemberg einen " Fremden " starten zu lass en , waren bei der partikularen Eigenwilligkeit der schwbischen Parteiberlieferung miglckt . w V1903 war die Sozialdemokratie an der Spitze gelegen , mit geringen Abstnden folgten der Bauernbndler , der Demokrat , das Zentrum , die Nationalliberalen .   Wzwei Tage vor der Wahl zog das Zentrum seine Kandidatur zugunsten des Agrariers zurck , und die Stuttgarter nationalliberale Zentrale gab , in ihren Wahlkreisen auf den Bauernbund angewiesen , die gleiche Parole aus - die Kandidatur von Johannes Hieber , der auch einmal von Naumann ausgegangen und spter zu ihm zurckkehrte , bestimmte die Haltung . Xaber die Heilbronner Gruppe war zerrissen ] .  Yes gehrt zu den Erinnerungen , mit denen ich lange renomierte und , wie man sieht , auch heute noch gern renomiere , da ich als Gegenredner in die bauernbndlerische Monstre-Versammlung in Heilbronn ging und mich mit nicht weniger als dreien meiner frheren Gymnasiallehrer herumschlug - frech oder respektvoll , je nachdem das frhere Verhltnis gewesen war . Zaber dies wurde erreicht : die Stadt selber tat das Ihre , Naumann konnte mit ein paar hundert Stimmen den Sozialdemokraten berrunden und kam in die Stichwahl .  aber wie nun ? . aus spteren Verffentlichungen , etwa den Erinnerungen von Wilhelm Keil , kann man sehen , da einzelne Mnner wie Friedrich Stampfer vom " Vorwrts " dafr eintraten , da Naumann gewhlt werde .  aber die ffentliche Parole war nicht zu erwarten . das hatte Jckh , dessen Bruder Gustav einer der gewandtesten sozialistischen Publizisten war und der zu dieser Gruppe darum persnliche Beziehungen besa , festgestellt . von Berlin war an Cohnstaedt der Vorschlag gemacht worden , dort Flugbltter fr die sozialistischen Arbeiter drucken zu lassen , die eine Parole fr Naumann anklingen lieen . alles war aufs beste vorbereitet . y 0Naumann hatte ein unsicheres Gefhl - hatte er den Wahlkampf auch illusionslos tapfer gefhrt , so hing seine Seele natrlich doch an einem positiven Ausgang . ) 1im Bahnhof-Hotel gab es eine groe und herbe Konferenz der am nchsten Beteiligten . 2ich sagte : " Ihr knnt das machen , aber ich spiele dann nicht mehr mit " . 3Naumann darauf : " es w ird nicht gemacht " . G 4ich erzhle diese unwichtige Geschichte , weil sie mir: wichtig war - vielleicht hatte Naumann diese Antwort erwartet , aber sie hat , das sprte ich , unser Verhltnis innerlicher gemacht . 5am Abend der Wahl war ich auf der Redaktion der " Neckar-Zeitung " , Naumann selber in Jckhs Familie , die Anhnger seiner Kandidatur berfllten die " Kilianshallen " . 6 die Ortschaften meldeten ihre Ergebnisse . 7 man verglich die Ziffern mit der Hauptwahl , jetzt erfreut , jetzt enttuscht - das war ziemlich aufregend . - 8 man addierte und sandte Boten oder telephonierte , um die Teilergebnisse zu verknden . 9 schlielich konnten wir mitteilen , da Naumann mit anderthalb tausend Stimmen gesiegt hatte . f  Freunde holten ihn ab - wir waren schnell in den nahen grlichen Saal geeilt , wo das Parteienkomitee die Bhne bevlkerte .  als Naumann , im hellen Jubel , den Saal durchschritten hatte und auf der kleinen Treppe zur Prominenz hinaufstieg , ging er auf mich zu , umarmte mich und gab mir einen Ku . p  ich htte in den Boden sinken mgen und schmte mich fr ihn - denn er hatte uns doch das Sentimentale abgewhnt oder doch abgewhnen wollen . `  erst spter habe ich , nicht ohne Rhrung , diese seine innere Bewegung zu wrdigen , fast zu verzeihen gewut .   ich wei nicht mehr , wann dieser Abend sich mit einem Morgen zusammenfand - aber zwischendurch lief ich , da die Begeisterung meiner dauernden Anwesenheit nicht bedurfte , auf da s Hauptpostamt und telegraphierte an " Frulein Elly Knapp in Straburg " das einfache Wort : " Sieg " .   ich wollte meine " Fonds " nicht weiter strapazieren . u+ Ausgang der " ra Blow " +u . C  wollte ich den Versuch machen , in diese persnlich gehaltenen Erinnerungen ein sozusagen objektives Bild der politischen Zeitgeschichte zu zeichnen , so wrde sich leicht eine Unredlichkeit in die Darstellung mischen : sptere , von gedruckten Quellen oder persnlichen Mitteilungen gespeiste Erkenntnisse , Anschauungen , Urteile wrden sich ihren Platz sichern wollen neben Erlebnisdaten , denen sie gar nicht zugehren . ich habe zwischen 1920 und 1933 wiederholt ber die deutsche Politik nach 1890 im Rahmen der europischen Entwicklung ein- oder zweisemestrige Vorlesungen gehalten . Q aber was ich dabei etwa ber die Blow-Zeit in ihren Motiven und Krisen , in ihren inneren und ueren Folgen mitzuteilen hatte , entsprach gewi nur zu einem Teil der unmittelbaren Wirkung des Miterlebten . m die an den Tag gebundenen eigenen publizistischen Kommentare sind nicht geschlossen , oft genug stofflich zufllig - aber es wrde mir auch etwas zu wichtigtuerisch vorkommen , mit mir selber eine Art von Philologie zu treiben , die sich einmal befriedigt Klugheit und Einsicht besttigt , das andere Mal den offenkundigen Fehlgriff eines Urteils mit Bedauern feststellt oder gar - verschweigt . m  um die " Auenpolitik " hatte ich mich ja zunchst in der " Hilfe " nicht zu kmmern gehabt und habe mich auch nicht viel darum gekmmert . s denn was ich 1906 nach einem mehrwchigen Aufenthalt in Paris darber anzubieten hatte , war wenig anders als Reflex von Zeitungslektre und Gesprchen .  diese Fragen waren in festen Hnden .  die " Hilfe " hatte eine Reihe ordentlicher Mitarbeiter gewonnen ; wir waren recht froh , etwa ber die inneren Sorgen der Habsburger Monarchie durch den Friedjung-Schler Richard Charmatz unterrichtet zu werden , dann aber auch durch Rudolf Springer , von dem wir jedoch niemandem erzhlen durften , da er eigentlich ganz anders hie und ein k. und k. Beamter des Wiener Reichsrates war .  er hie nmlich Karl Renner . o die Geschichte hatte fr ihn weit mehr Aufgaben vorgesehen als diese , mit seiner flssig-sauberen Schrift pseudonyme Aufstze zu verfassen .  im November 1918 wurde er , auch Sozialdemokrat , nach Victor Adlers Tod Staatskanzler der Republik sterreich , nach 1945 der Bundesprsident des in seiner Selbstndigkeit erneuerten Staates . ^  Naumann selber war gerade in jenen Jahren in eine innere Selbstkontrolle eingetreten .   unzweifelhaft war fr seine Jugend , neben dem christlich-sozialen Geiste Wicherns , der machtpolitische Impuls bestimmend gewesen , der nach 1870 durch die Nation ging ; er beteiligte sich 1880 an der Begrndung des " Vereins Deutscher Studenten " , der dieser Gesinnung an der akademischen Jugend dienen sollte . aber dann kam weniger vom Gesinnungsmigen her als von der Realistik der Weltbetrachtung die Distanzierung .  der Konflikt mit seiner alten Korporation war da : Naumann wandte sich in einer Stichwahlparole gegen den alldeutschen Fhrer Professor Hasse fr einen Sozialdemokraten ; unter den Publizisten des " Alldeutschen Verbandes " aber fochten die wildesten Leute aus dem VDST: .  diese Sache , die damals die Presse fllte , ist heute in die Funoten fr das Subalterne untergekrochen ; sie ist mir so gegenwrtig geblieben , weil ich sie in der tglichen Nhe eines gequlten Menschen erlebte und weil sich in ihrem Ablauf ein Stck politisch-moralischen Schicksals von wichtigen Gruppen der deutschen Bildungsschicht abspielte . ` mich selber ging ja dieser Machtstreit innerhalb der Altherrenschaft einer studentischen Vereinigung nichts an .  aber das ist keine Konstruktion des Hinterher , das den Unfug und auch das Kmmerliche des alldeutschen Auftretens geschichtlich noch erfahren sollte : dieser Streit um Naumann hatte mich an eine Publizistik herangebracht und einen Menschentyp zu beobachten gelehrt , der mir denkbar fern war . seine bse Wirkung hat sich erst spter erwiesen .  ich habe sie zwar nie so sehr in der Verzerrung des Auenbildes der Deutschen gesehen : die banale Kritik von Englndern und Franzosen mit ihrem Zusatz an moralisierender Entrstung erschien mir immer als billiges Pharisertum . ] ihre eigene Geschichte , auch ihre neuere , war voll von Parallel-Erscheinungen . E es gab kein Weltgesetz , das gerade der deutschen Nation htte untersagen knnen , an der Zeitstrmung eines hier konomisch , dort ideologisch begrndeten " Imperialismus " teilzunehmen . aber es gab ein deutsches: Gebot , die Wirklichkeiten zu sehen und in ihren Gefhrdungen die vaterlndische Position zugleich machtmig und: moralisch zu sichern . G das Peinliche wurde , da die Alldeutschen glaubten , die nationalen Empfindungen in ihrer hybriden Weise monopolisieren zu drfen ; sie haben damit einen argen inneren Schaden angerichtet .  an Zahl sind sie , glaube ich , immer gering gewesen , und es wre wahrscheinlich ganz aufschlureich , wenn man ihre Mitgliedschaft " soziographisch " einmal aufgeschlsselt htte : ich sehe vor mir einen galligen Studienrat-Typus , den die Schler nicht leiden konnten , Rechtsanwlte mit mittlerer Praxis , wenige wissenschaftlich unbedeutende Hochschulprofessoren , Verbandssyndici oder Schriftsteller , die ehedem als Offiziere oder Beamte Krach bekommen hatten , wohl auch , aus der erst spter zur Bedeutung wachsenden Hugenberg-Umgebung , einige Industrielle . man wird wenige Lehrer und Handwerker , keine Arbeiter und Bauern darunter gefunden haben . O da der Reichskanzler Blow , sowenig wie sein Vorgnger , der Frst Chlodwig Hohenlohe , ein " Alldeutscher " sei , wuten wir wohl , wenn er ihnen auch gelegentlich ein fr sie brauchbares Wort hinwarf . aber was war er denn ? . wir wuten eigentlich nicht viel von ihm . er wurde in der " Hilfe " ironisch-oppositionell behandelt . % seine Handelsvertragspolitik war von dem Naumann-Kreis vor ein paar Jahren scharf be kmpft worden . aber diese Dinge hatten ihre Bedeutung verloren . denn die vorhergesagten schlimmen Folgen traten nicht ein . eine Anzahl technischer Erfindungen ( Motorisierung ] ) und chemisch-wissenschaftliche Entwicklungen , deren Heimat Deutschland war , verwandelten das industrielle Weltbild .  die Ansage vor fnf , acht Jahren stimmte nicht mehr . Rulands Niederlage in dem Krieg gegen Japan erschien uns als eine Entlastung fr Deutschland , wenn auch als ein Geschenk , das ohne Verdienst vom Schicksal dargebracht war . k  da Delcasse 1904 durch die Entente cordiale mit England die deutsche Diplomatie berspielt hatte , nahmen wir nicht recht zur Kenntnis . Naumann , der damals England noch nie besucht , aber wiederholt in Frankreich geweilt hatte , war - noch - ziemlich Tirpitz-glubig .  sein auenpolitisches Programm , wenn man fr jene Zeit von einem solchen sprechen kann , galt der Vershnung mit dem westlichen Nachbarn , und dem folgte ich vom Menschlichen her sehr gerne , nachdem mich die erste grere Auslandsreise 1906 fr einige Wochen nach Paris gefhrt hatte . { persnliche Beziehungen zum Auswrtigen Amt gab es gar keine , wenn ich nicht , etwa ab 1908 , die gelegentlichen Begegnungen mit dem ein paar Jahre lteren Kurt Riezler nennen soll . der steckte als junger Hilfsarbeiter in der Presse-Abteilung - er wute um Naumanns geistige Wirkung auf die beste deutsche Bildungsschicht , er war selber von ihr berhrt .  spter ist er einer meiner guten Freunde geworden . n damals waren wir fr ihn nicht ganz so wichtig - ihn interessierte zu erfahren , wie Naumann die Entwicklung der deutschen Dinge beurteile . ] diese hatte zum Ende des Jahres 1906 einen unerwarteten neuen Rhythmus erhalten .  R bei der Liquidierung des Herero-Aufstandes war die Reichsregierung auf Schwierigkeiten gestoen ; der neue Leiter der Kolonial-Abteilung des A. A. , das nun zum selbstndigen Amt gehoben wurde , Bernhard Dernburg , hatte sich wegen personalpolitischer Ansprche und Verdrielichkeiten mit der Zentrumsfraktion berworfen : auf seine robuste Art der Auseinandersetzung antwortete das Zentrum mit der Ablehnung eines an sich unbedeutenden kolonialen Nachtragsetats . a Blow entsann sich , da 1893 die Parlamentsauflsung ber eine Militrforderung fr die Regierung erfolgreich gewesen . das wiederholte sich jetzt ; freilich konnte sich das Zentrum in den geschlossen katholischen Bezirken gut behaupten , aber die Sozialdemokraten erfuhren einen herben Rckschlag .  das , was uns parteipolitisch damals so sehr beschftigte , war aufs Ganze gesehen nur eine Nebenfrage : die Gefolgsleute von Eugen Richter - der Mann selber war kurz zuvor gestorben - stimmten wohl zum erstenmal fr: eine Kolonialforderung ; auch die sddeutschen Demokraten , die in Wrttemberg als fhrende Gruppe des Landtags eine sehr fruchtbare Reformperiode durchgefochten hatten und nun auch in der " groen " Politik des Reiches die seit Jahrzehnten berlieferte Opposition hinter sich lieen . v die drei Gruppen beschlossen eine " Fraktionsgemeinschaft " , in der die bisher so gepflegten intimen Gegenstze sich durch die Arbeit aufbrauchen sollten . v doch Theodor Barth , der in der " Freisinnigen Vereinigung " die lebhafteste Figur gebildet hatte , war bei der Wahl unterlegen , auch Hellmut von Gerlach . _ da diese beiden nun die Freiheit des kritischen Publizisten genossen , der Mhsal aller fraktionspolitischen Verstndigungsversuche enthoben , schuf viel Ungemach ; ich hatte es auszukosten , da Barth und Gerlach , meinen " Einflu " auf Naumann weit berschtzend , mich in ihre Gruppe zu ziehen versuchten , die der " offiziellen " Politik widersprach .  das , was zwlf Jahre spte r Max Weber in der Antithese von " Gesinnungsethik " und " Verantwortungsethik " , zumal im politisch-parlamentarischen Bereich , formuliert hat , habe ich zwischen 1907 und 1909 in dem ergreifenden Konflikt zwischen Barth und Naumann mit fast lebensbestimmender Wucht erlebt .  Blows Bemhen mute es sein , die Wahlmehrheit , die er ber den Kolonialkonflikt erreicht hatte , fr die weitere gesetzgeberische Arbeit sich zu erhalten ; die Verstimmungen gegenber dem Zentrum waren zu tief geworden , als da er diese Gruppe , die seit 1879 arithmetisch , aber nicht nur arithmetisch , die Substanz der Reichsgesetzgebung bestimmt hatte , fr groe politische Fragen in Rechnung setzen konnte . h so war er darauf angewiesen , die konservativen und die liberalen Gruppen fr den Weitergang der Legislative zusammenzuhalten . das konnte ihm , vom Gesinnungsmigen her , keine Schwierigkeiten machen . w Politik war fr ihn eine reine Routinesache , der er , nach Situation oder Bedarf , etwas Zynismus , etwas Sentimentalitt , etwas Bildungslyrik beimischte . er war weder konservativ in dem Sinn , da er innerlich allen staatlichen Traditionen und Werten verpflichtet gewesen wre , noch liberal , da er dem freiheitlich-demokratischen Gedanken glubig eine geschichtsbildende Aufgabe zugewiesen htte . z er mute sehen , was sich aus der Lage , in die er hineingeraten war ( um sie spter als einen geschichtlichen Versuch zu interpretieren ), jetzt machen liee . hier sollen nicht die Etappen des Blowschen Unternehmens nacherzhlt werden .  h es war uns unbehaglich dabei , Mnner , die ich in ihrer Geschlossenheit persnlich immer respektierte , wie etwa den Schlesier von Heydebrand und der Lasa , einen unvergleichlichen Machttechniker der konservativ-agrarischen Innenpolitik , den derben Oldenburg-Januschau aus Ostpreuen , der so wunderbar die Not des groen Agrarbesitzes darstellen konnte und ein so tchtiger Landwirt war , da er den seinen immer erweitern konnte , als politische Weggefhrten zu begreifen ; denn wir fhlten uns Erscheinungen wie dem bayrischen Sozialistenfhrer Georg von Vollmar oder , im Sozialpolitischen , dem Zentrumsmann Franz Hitze viel nher . aber diese Jahre , das haben wir erst spter verstanden , waren fr die Entwicklung der politischen Atmosphre in Deutschland von hchster Bedeutung . g Blow wurde , das war die baldige Erkenntnis einer Rckschau , der sozusagen illegitime Vater des deutschen Parlamentarismus .  und dies nicht im Beginn , sondern zum Ende seiner Laufbahn , da er , mit dem Kaiser , dessen innere Schwche und Unsicherheit er kannte , berworfen , seine Amtsttigkeit im Frhjahr 1909 davon abhngig machte , da die Reichsfinanzreform von dem " Blow-Block " gemeinsam verabschiedet werde .  die Konservativen versagten sich - es gehrt zu Paradoxien der innerdeutschen Geschichte , da gerade sie wegen einer Reichserbschaftssteuer , die sie verhindern wollten , von der Negation her dem parlamentarischen Prinzip die Tre aufstieen . diese ins Machtpolitische eindringende Entwicklung war im Beginn noch nicht sichtbar ; sie war auch von keinem der Beteiligten eigentlich gewollt . die ersten Spannungen , die dann bei den Linksliberalen zu einer Sprengung fhrten , ergaben sich vor einer Frage , die fr den Rckblick ganz zweitrangig erscheinen mag . bisher waren Vereins- und Versammlungsrecht einzelstaatlich ( und dabei sehr unterschiedlich ) geregelt . da das Reich dafr die Zustndigkeit in Anspruch nahm , mute als Gewinn g elten - darber hinaus mochte und mute auch materiell manches neu gefat werden - Teilnahme der Frauen , der Jugendlichen und hnliches . z aber da gab es einen Sprachenparagraphen , der fr den ffentlichen Versammlungsbetrieb , von den politischen Wahlen abgesehen , die deutsche Sprache forderte . das war eine kleinliche Forderung - sie exemplizierte auf die auch im Westen sich massierende , aus dem polnischen Sprachgebiet abwandernde Arbeiterschicht ; der preuischen Polizei war dieser Vorgang unheimlich und nicht recht kontrollierbar . g die Entscheidung konnte konkret nur auf dem in solchen Dingen unvermeidbaren Abwgen der Vorteile und des Nachteils erfolgen . in der linksliberalen Fraktion zerbrach die Einheit . a da Naumann fr: das Gesetz optierte , gemeinsam mit Payer , dessen nchterne Realistik ihn damals stark beeindruckte , kostete ihn fr Jahre die Freundschaft von Lujo Brentano , der sich doch gerne , und in vielen Stcken gewi nicht ohne Grund , fr seinen Lehrmeister hielt ; war denn nun sein mit ungeduldigem Eifern geliebter Schler f+ " gouvernemental " +f geworden ? .  [da dies nicht zutraf , mute jener Versuch zeigen , durch den Naumann den echten politischen Machtwillen in Bewegung setzte : die Untersttzung Blows in der Reichspolitik solle davon abhngig gemacht werden , da er , als Ministerprsident , die demokratische Reform des preuischen Wahlrechts anpacke . j .der innere Gegensatz der beiden Parlamente in Berlin hatte sich verschrft - da s gleiche Wahlrecht fr das Reich hatte , ungeachtet der veralteten Wahlkreiseinteilung , dem Reichsparlament ein vllig anderes Gesicht gegeben , als der preuische Landtag zeigte , fr den seit 1850 das nach der Steuerleistung fr die einzelnen Bezirke errechnete ffentliche und indirekte Wahlrecht noch galt . H <dort war seit Jahrzehnten die agrarkonservative Mehrheit gesichert ; sie war der Regierung ein paar Mal unbequem geworden , aber immerhin konnte sie auf eine stabile Parlamentsarbeit zhlen .  ([in den letzten sechs Jahren hatten alle sddeutschen Staaten , soweit das noch notwendig gewesen , ihr Wahlrecht demokratisiert . +[da Preuen von sich aus keine Bewegung in dieser Richtung zeigte , sollte es vom Reich her gezwungen werden . + ![Blow war dieser Vorsto hchst unerwnscht , aber nicht ihm allein . r &[in den eigenen Reihen gab es Leute , die vor solcher Khnheit des Entwurfes erschraken , die nationalliberalen Nachbarn aber wurden bitterbse . 6 [fr sie war die Blockkombination , die sie zu einer Mitte machte , erst eigentlich erfunden , ihr Fhrer Bassermann , ein gepflegter , wenn auch nicht stark profilierter Sprecher , die freundwillige Parlamentsausgabe des Reichskanzlers .  [ich entsinne mich noch , wie ich journalistisch auf Eugen Schiffer losging , der spter so dankbar wurde , von Naumann ( in seinen nicht geringen , gelegentlich berraschenden Talenten ) anerkannt zu werden : er hatte das machtpolitisch einfache Kalkl Naumanns " Erpresserpolitik " genannt . [aber diese Haltung entschied ber die parlamentarische Erfolglosigkeit des Versuchs schlechthin ; die Regierung selber begngte sich mit einer nebulosen Ankndigung .  [doch blieb dies : die preuische Wahlrechtsfrage , die von der Sozialdemokratie in einem seltsamen Nicht-Verstehen der staatsrechtlichen Dynamik oder im Gefhl der Aussichtslosigkeit kaum angepackt war , wurde jetzt zu einer zentralen Angelegenheit . h [Naumann hatte Barth , um ihm eine Aufgabe zu weisen , vorgeschlagen , eine Wahlrechtsliga zu begrnden , im Cobdenschen Stile .  [daraus ist nichts Rechtes geworden . [aber " die Strae " wurde in Bewegung gesetzt . .das neue Versammlungsrecht hatte ja auch davon gehandelt .  .die " Demonstration " wurde fr Deutschland erfunden . / ].vielleicht hatten die Ereignise in Ruland mit ihren Massenaufzgen ermunternd gewirkt , vielleicht auch sterreichs massiver und zugleich geordneter Durchsto zum gleichen Wahlrecht - wir gingen auf die Strae " , nachdem wir in Versammlungen , die von der Sozialdemokratie einberufen waren , verabredungsgem unser Sprchlein gesagt hatten .  $.der Charlottenburger Paul Hirsch , ehedem Mediziner , dann Journalist , war damals nur eine Kommunalgre , und 1908 htte er mich fr verrckt erklrt , wrde ich sein spteres Ministeramt in Preuen prophezeit haben wie Hermann Mller , der damals noch gar kein Auengesicht besa - mit jedem von den beiden bin ich im Sommer 1908 an der Spitze eines Zuges durch Berliner Sonntags-Straen geschritten . B *.die Passanten waren ber den Vorgang erstaunt , aber nicht beunruhigt - es kannte uns ja keiner und wute darum nicht , ob wir gefhrliche Burschen oder wichtigtuerische Trumer seien .  ).wir waren keines von beiden . ;.meine sptere gute Beziehung zu Hermann Mller beginnt mit dieser Anekdote . ^.die Erinnerung sagt mir , da nicht sehr viel Schwung in der Sache war . -.dramatisch wurde es nur einmal , als Naumann selber , nach einer Kundgebung im Zirkus Busch , sich an die Spitze eines Zuges stellte , Jagows Polizei aber , die brav und verwundert war , absolut die Spreebrcke zum Schloplatz nicht freigab . /.es kam zu einem lebhaften Palawer mit vielerlei Gedrnge und einigem Geschimpfe - da es aber an der Spree zahlreiche Brcken gab , endete die drohende Kraftprobe friedlich . (das ist milungen . k ?(Blow mute es bald gesprt haben , da der Kaiser , der ihn bislang verhtschelt hatte und bei dem er sich , in der wendigen Brillanz seines Auftretens sehr selbstsicher , fr unentbehrlich halten mochte , innerlich sich von ihm entfernte - Wilhelm @II. fhlte sich einfach betrogen , aber nicht stark genug , den Mann , den er rasch nacheinander gegraft und gefrstet hatte , wegzuschicken .  (doch der Tag wrde kommen ] . (ihn hinauszuschieben mute Blows Anliegen sein , der selber von seinen Zauberknsten nicht gering dachte : so teilte er den " Block "- Parteien mit , da er sein Schicksal an ihre Einheit binde .  (diese Einheit sollte sich bei der Sicherung der Reichsfinanzen bewhren - sie waren , bei der seit der Reichsgrndung fragmentarischen Regelung , in Bedrngnis oder gar Durcheinander geraten , trotz dem wachsenden Wohlstand , d er mit eine ihrer Wirkungen gewesen . +sachlich verstand er von dem Komplex nichts oder nicht viel . ^ +aber das war an sich nicht schlimm - da htte er sich ja auf Bismarck berufen knnen . < +die Dinge waren rein politisch geworden , auch bei der Opposition .   +denn wichtige Stimmen bei der Zentrumspartei hatten sich frher fr: eine Besteuerung der Erbschaften ausgesprochen , und die Sozialdemokraten muten eigentlich fr diese Form schwrmen , fr die Reichsbedrfnisse , die wesentlich auf den Verbrauchsabgaben ruhten , jene bestimmt zu wissen , die etwas zu erben hatten . +aber dies schlug nicht zu Buch . +die Konservativen versagten sich : das bekannte Wort fiel , da man das Portemonnaie nicht in die Verfgung des gleichen Wahlrechtes geben drfe . p `+die ganze Problematik ist ein paar Jahre spter , als die groen Militrvorlagen ihre Finanzierung suchten , noch einmal buchstabiert worden . :+jetzt war es so , da die Rechte erfuhr , wie es in der Umgebung des Kaisers und Knigs aussah . #+man durfte glauben , staatsloyal zu sein , wenn man Blow die weitere Gefolgschaft verweigerte - indem man die Reichserbschaftssteuer im Frhsommer 1909 ablehnte , strzte man ihn . @+aber bei der Wahl seines Nachfolgers war man nicht beteiligt . '+die deutsche Entwicklung hat mit Bruchstcken gearbeitet . =+fr Naumann hat diese Periode Auerordentliches bedeutet - ich erlebte es tglich , wie er sich zwang , eben dies Tgliche nach seiner Art geschichtlich zu sehen . "+die Skepsis gegenber Wilhelm @II. , dessen beredter Anwalt er einmal gewesen , hatte schon vorher gelegentlich ihren Ausdruck gefunden , wesentlich vor dem uerlichen Romantizismus des Monarchen . !war denn dieser Mann , dessen " moderne " Zge er geschildert hatte , nicht ein im Historisieren sich verspielender Dilettant ? . a!als Privatmann durfte er dies sein , aber er war nun eben kein Privatmann . i b!doch wog dies nicht zu schwer ; die Zukunft , die ihre Formen suchte , wrde sie auch ohne , selbst gegen den Monarchen finden . c!jetzt aber bedrngte die politische Angst das Gewissen . D d!von diesem Zeitpunkt an wurde fr ein Jahrzehnt der Inhalt des Naumannschen Denkens , die Kaiseridee als objektiv e Macht oder doch als Aufgabe gegen den Kaiser zu schtzen und zu retten . 9 e!dynastische Empfindungen , wie sie seitdem einige konservative Kreise beunruhigten , spielten bei dieser seelischen Auseinandersetzung keine Rolle - Naumann achtete sie als geschichtliche Gegebenheiten und lehrte uns , ein Gleiches zu tun .  f!damals wurde er der lebhafteste Sprecher fr die parlamentarische Regierungsform : der Reichstag solle sich nicht blo als Organ der Gesetzgebung fhlen , sondern seine Verantwortung auf die Bildung und Zielsetzung der Reichsregierung auszuweiten suchen . g!er war sich natrlich der Schwierigkeiten bewut , die in der monarchisch-fderativen Verfassung , zumal bei dem Gebilde des Bundesrates , lagen . h!aber solche Schwierigkeiten aufzunehmen und zu verarbeiten , dies gerade war die Aufgabe einer von grerer Schau bestimmten Politik .  i!das Unterfangen Naumanns , an dem wir , redend und schreibend , uns lebhaft beteiligten , war ziemlich erfolglos - die mangelnde innere Bereitschaft der Parteien , denen es innerhalb des sogenannten " Konstitutionalismus " ganz wohl war , hat sich in den geistigen und technischen Unvollkommenheiten jener deutschen Periode , da das " parlamentarische System " als staatsrettende Mglichkeit ergriffen werden mute , arg gercht . &1909 waren bei der Ablehnung der Erbschaftssteuer , die den Kanzlerwechsel nach sich zog , die Gruppen der liberalen Mitte und die Sozialdemokraten in der Minderheit geblieben . &da es sich mit der Allite ration gut machen lie , erfand Naumann als politischen Slogan die Formel : " von Bassermann bis Bebel " . &diese sollten sich , wenn auch nicht in der gesetzgeberischen Programmatik , so doch in der staatspolitischen Zielsetzung finden .  &beides waren ganz gescheite Mnner , Bebel bedeutend . V \ &aber der humanitre sddeutsche Grobrger , der in seiner sozialpolitischen Grundhaltung ganz unbefangen war , hatte Angst vor seinem nordwestdeutschen " rechten " Flgel , den er bei sich haben wollte , ja mute . &er htte sich mit Bebel soweit ganz gut vertragen , denn er war konziliant wie der Sozialistenfhrer , wenn er nicht gerade auf der Tribne stand . &Bebel aber hatte eine hnliche Angst vor seinem " linken " Flgel - dessen Doktrinarismus war ihm zwar gelegentlich hchst unbequem , aber er hatte ihm , um der Partei-Einheit willen , in dem inneren Kriesenjahr 1903 zuviel Chancen gegeben . j&beide Mnner zuckten mit ironischem Wohlwollen die Achseln - wir waren zufrieden , in der " Hilfe " gelegentlich zustimmende uerungen aus den Kreisen der " Jungliberalen " zitieren zu knnen . k&in deren Reihen war , nachdem er seine politischen Jugendjahre bei Naumann zugebracht hatte , Gustav Stresemann hinbergewechselt . l&wir beachteten seine Entwicklung aufmerksam , doch nicht ohne Mibehagen . ) min jener Zeit hatte ich angefangen , in Berliner freisinnigen Vereinen zu sprechen . ( ndie " Fraktionsgemeinschaft " im Reichstag hatte ja , das war schier selbstverstndlich , auch in die Grenzkmpfe der liberalen Organisationen hineinzuwirken begonnen ; im Jahre 1910 war dann mit der Benennung " Fortschrittliche Volkspartei " der organisatorische Zusammenschlu der drei " linksliberalen " Gruppen erfolgt . g oder Name erschien uns damals als etwas flach - aber was sind schon Parteinamen , zumal wenn sie aus Kompromissen entstehen ] .  pneben Payer und Naumann hatte der aus Bayern stammende Abgeordnete Mller-Meiningen daran das strkste Verdienst - er besa ein fr die machtpolitisch gedachte , von dem geschichtlichen Ressentiment sich lsende Verantwortung ein unmittelbares Gefhl . qdie Dankbarkeit dafr lie uns ber die etwas triviale Haltung seiner ( damaligen ) " kulturkmpferischen " Brillanz hinwegsehen . z rfr mic h , der ich , ein halbes Kind , im Sinn des Vaters den Namen zu verehren lernen sollte , der ich in den Jnglings- und Studentenjahren einen verstimmten , wenn auch gescheiten Philister als arge Last der Geschichte zu bewerten mich gewhnt hatte , war es erstaunlich - ich wei nicht mehr genau , in welchem Jahr - , zum Vorsitzenden des " Fortschrittlichen Jugendvereins Eugen Richter " gewhlt zu werden ] . ' ganz bieder las ich seine Erinnerungsschriften ; ich habe manches daraus gelernt , ohne seinem Wesen nherzukommen . erst spter glaube ich seine symptomatische Bedeutung in der innerdeutschen Geschichte begriffen zu haben . v sie knnte tragisch gefrbt sein , aber seine " knorrige Charakterfestigkeit " erweist sich dann doch in allzuvielen Dingen als phantasiearme Rechthaberei . # immerhin , ich war jetzt unversehens so etwas wie der Schildhalter und Siegelbewahrer seiner: Berliner Tradition . ich glaube nicht recht , da er mit mir zufrieden gewesen wre .  aber ich habe dort , ohne den Meister zu erreichen oder gar erreichen zu wollen , meine Fingerbungen auf dem Klavier der sogenannten " Geschftsordnung " gemacht , Tagesordnungen festgestellt , " Sitzungen " prsidiert , Versammlungen geleitet - das wurde mir recht bald in einem ganz anderen , und zwar viel schwierigeren Bereich nutzbringend . von diesen Dingen habe ich brigens auch an anderer Stelle im Nebenher etwas lernen knnen . j ~die Nationalsozialen hatten die innere Entwicklung der Sozialdemokra tie schier als die Mitte der deutschen Schicksalsfragen betrachtet . K sNaumann in seiner groartigen Unbefangenheit war selber einige Male zu ihren Kongressen gefahren ; es geschah dann wohl , da der Randsiedler des " Pressetisches " in den Debatten apostrophiert wurde . K tdessen brauchte ich mich nicht zu versehen , als ich einige Jahre hindurch regelmig die sozialdemokratischen Parteitage in ihrem ganzen Verlauf besuchte ; davon ist oben schon einiges schon bemerkt .  Q udie kritischen Berichte , die ich darber schrieb , sind lngst geschichtliche Makulatur - es ist nicht der Sinn dieser Niederschrift , heute zu prfen , wo sie das Richtige sahen , wo sie " schief " lagen .  vaber Mnner und Frauen , die ein Jahrzehnt spter in zentralen Entscheidungen des deutschen Schicksals standen , waren mir durch ihre Art , wie sie sich in den inneren Auseinandersetzungen gaben , viel vertrauter als den meisten , die erschreckt oder hoffnungsvoll diese neuen Namen lasen , die zum groen Teil bislang interne Spezialitten gewesen .  wich merkte sehr bald , da etwa Rosa Luxemburg eine ungewhnlich intelligente Frau war , mit einem scharfen Verstand , der dem dialektischen Spiel die sicherste Form zu geben wute , blieb aber ungerhrt , als ich nach Jahren und Jahrzehnten demokratische und - deutschnationale Politiker zur Verehrung fr Clara Zetkin bereitfand . / xich glaubte , etwas Unechtes in ihrer Technik der emotionellen Aufgeregtheit zu spren . B yKarl Liebknecht , der sich damals , mit dem vterlichen Namen gestrkt , auf dem Wege wute , den Kampf um die Nachfolge Bebels einzuleiten , hat mich nicht zu beeindrucken verstanden . ; zseine aggressive Beredsamkeit verbarg kaum , da er eigentlich wenig zu sagen hatte . ich hielt ihn - und halte ihn - fr wenig begabt , da er sich nur in berkommenen und schematischen Denk- und Wortformen bewegte . vielleicht war ein hysterischer Zug in ihm .  es ist mir unwahrscheinlich , da die Geschichte , auch in seiner Partei , eine Fhreraufgabe fr ihn bereithielt ; die scheuliche Art seiner Ermordung im Januar 1919 schenkte ihm den Mrtyrernachruhm und ersparte ihm den Untergang ins Namenlose - dem ein Versager sonst verfllt . seine intimen Parteigegner haten und verunglimpften ihn ; sie gingen darin vielleicht zu weit . j durch meine Freundschaft mit Ludwig Frank ergab es sich fr mich von selbst , da die menschlichen Beziehungen seinen Kreis erreichten . A die sogenannten " Revisionisten " behandelten den jungen Mann mit wohlwollender Achtung , was ich weder erwartete noch beanspruchte - ich hatte ja vor ihnen: Respekt zu haben gelernt . L das war immerhin deutlich : diese Gruppe , auch wenn sie sein ffentliches Lob , seine Ermunterung nicht recht wahrhaben wollte , hatte begonnen , von Naumann ( oder von den Wirklichkeiten ) zu lernen . J da man so nett zu mir war , es gab nie eine Peinlichkeit , da man offen vor mir redete , bezog ich nicht auf mich persnlich , sondern ich vereinnahmte eine Gesinnung , die eigentlich Naumann galt . manches sptere Gesprch hat mir das besttigt .  es sind auf diesen Tagungen , bei Spaziergngen oder dem Glas Wein , die Keime gelegt worden zu menschlichen Freundschaften , die bis zu dem Tode der Mnner in wechselnder Dichte whrten : Karl Hildenbrandt aus Stuttgart , Dr. August Mller , der damals in der Hamburger " Produktion " arbeitete und mir in seiner realistischen Skepsis auf langen Wegen in Magdeburg die Selbsttuschungen des Marxismus dartat , und Albert Sdekum . u der sehr bewute , schier elegant-gepflegte Mann pate nicht recht in die Umgebung , die nach Bebels Modell mehr auf das Brgerlich-Solide abgestellt war . die vollkommen unbefangene Ablehnung jeglicher demagogischer Attraktionen hatte etwas Gewinnendes - Sdekum , indem er das sprde Gebiet der Gemeindepolitik zu seinem Arbeitsfeld machte , wollte ein Erzieher zur Realistik sein . die nahe Kameradschaft spterer Jahre sah die parteimige Getrenntheit berhaupt nicht mehr . L diesen Erkundungsfahrten , die den Geist oder Ungeist der sozialdemokratischen Parteigestaltung aus " unserer " Sicht feststellen sollten , danke ich auch den Eindruck von Victor Adlers Persnlichkeit . V spter habe ich die wichtigen Mnner , die er geweckt oder geprgt hat , auch menschlich kennengelernt , in Wien oder in Deutschland - er war fr uns schon etwas , in der Perspektive der Entfernung , eine Legendenfigur . { da er elegant gewesen sei wie Sdekum , kann man nicht sagen ; es zierte ihn eine unbekmmerte , dabei vllig unkokette Saloppheit . aber sein Gesicht war eine wunderbare Landschaft , in der Ernst und Heiterkeit wechselten , denkerische Strenge und scherzende Gte . = was er in seinen " Gruworten " gesagt hat , ist lngst vergessen , und ich lese es gewi in Protokollen nicht nach . seinen Kopf zu betrachten , war fr mich genug Studium der Zeitgeschichte im Spiegel eines Menschenantlitzes .  u+ am Rande der Literatur +u . in Mnchen hatte ich mich dem , was man " Literatur " nennt , nher gefhlt .  dort begegnete man Dichtern , deren Werke man kannte , auf der Ludwigstrae , im Stefanie oder im Heck , traf sie , Kaffee trinkend , an einem Nebentisch ; im " Akademisch-literarischen Verein " , dem ich als Gast zugeneigt war , lasen unbefangenere studentische Kameraden ihre Verse oder Essays vor . k {meine jugendliche Keckheit hatte ich im Politischen erprobt - eine scheue Einsicht bewahrte mich davor , auch hier brillieren zu wollen . Ain Berlin schien es kaum Dichter zu geben . Bdem Naumann-Kreis gehrte keiner an - Erich Schlaikjer hatte sich und anderen eingeredet , er sei wohl einer . Cich vermute , da Naumann das vorbergehend auch geglaubt hat ; im brigen besa er zu den Dingen der neueren Dichtung ein deplorables Verhltnis . Dseine " belletristische " Bcherei war zufllig und niveaulos ; er wute das selber und lachte heiter , wenn man ihn auf seine Bildungslcken aufmerksam machte . 9 Eseine eigene Sprache konnte knstlerisch dicht sein , aber es verstimmte ihn leicht , wenn er darauf angesprochen , wenn er deshalb gelobt wurde ; denn er witterte darin das Ausweichen vor einer sachlichen Stellungnahme zu seinen Gedanken .  Fman berredete ihn auch nicht leicht zu einem Theaterbesuch ; eher ging er zu derberen Frhlichkeiten in den Zirkus , um sich zu entspannen , und als der Film aufkam , beschftigte dieser ihn sehr - zunchst das Technische , dann das Soziologische . Gda es Dichter gab , die ihn kannten , vielleicht als einzigen aus der parteipolitischen Welt , wute er nicht , es htte ihn auch kaum berhrt . H( als ich , Jahrzehnte spter , in Naumanns Nachla einen schnen , huldigenden Brief Hofmannsthals fand , war ich sehr unsicher , ob ihm dieser Name berhaupt etwas gesagt hat ) . z Idie Theaterpremieren in Mnchen durften nicht versumt werden ; das Klatschen bei den Stcken umstrittener Dramatiker war eine Berufsfunktion des Zeitgenossen .  ich hatte dort auch die Inszenierungen und schauspielerische Darbietungen des Ernst von Possart betrachtet - natrlich wute unsere Altersstufe , da er bereits " historisch " geworden mit seinem durchstilisierten Pathos , aber unsere Ironie war nicht ganz sauber . denn indem sie von Talmi sprach , verschwieg sie sich , da auch bei den Legierungen echter Stoff vorhanden . Possarts groes Knnertum des Sprechens wurde in der Wirkung gestrt , ja zerstrt , durch jenen Grad der Eitelkeit , da die Bewutheit dem Beschauer und Hrer bereits wieder als naiv erscheint .  in jenen Jahren hatte ich auch gewissenhaft die Mglichkeiten wahrgenommen , der Schauspielkunst , die einen europischen Rang besa , zu begegnen : da waren die Gastspiele der Duse , der Sarah Bernhardt , der Louise Dumont , ich sah Josef Kainz als Tasso . es wrde mir abgeschmackt erscheinen , darber kritisch oder wohlweise analysier end etwas zu schreiben ; ich war jung und begeistert . | bei den fremdsprachigen Auffhrungen las ich vorher die Texte ; so konnte ich ordentlich folgen . }da ich viel mehr visuell begabt bin als akustisch , kann ich mir noch nach Jahrzehnten einzelne Bilder der Gestik im Bewutsein wieder herstellen . g JBerlin mute zumeist auf meine Teilnahme an den " groen " Premieren verzichten ; in dieser Stadt ging es durchaus ohne mich .  Kich wei gar nicht , ob das damals mehr eine gesellschaftliche als geistige Angelegenheit war . O Lmein Theaterbesuch hatte sich von der Verpflichtung zum Bekennertum in ein journalistisches Bildungsbedrfnis verwandelt und war dann zu einem einfachen Danken-Knnen und Danken-Drfen fr Gre geworden .  Mdas schauspielerische Vermgen war dem , was ich in Stuttgart und Mnchen zu bewundern bereit und gewhnt war , weit berlegen , vielleicht , ich wei es nicht , war das Niveau der Darbietungen in keiner Stadt so hoch wie in den fnfzehn , zwanzig Berliner Jahren vor dem Ersten Weltkrieg . Nfreilich hat die Intensitt meiner Teilnahme am Bhnengeschehen in spterer Zeit nachgelassen , da vielerlei Pflichten die Abende eines schnen Genieens wegfraen . ? Oaber ich will dieses Reichtums im Rckblick doch gedenken , als Otto Brahm im Lessing-Theater auf der Hhe seiner berlegenen Sicherheit stand , aus starken Individualitten eine dichte Einheit zu fgen , whrend Max Reinhardt eben auf dem Wege war , mit dem spielerischen und farbigen Einfall der wagenden mimischen Exzentrik nebenher eine Chance zu geben . Pindem wir unsere Liebe zwischen den beiden teilten , geriet das Staatliche Schauspielhaus , trotz der so bedeutenden Erscheinung Matkowskys , ins Hintertreffen .  Qspter habe ich das bedauert . 9 Rin jenen Jahren habe ich Albert Bassermann als den grten deutschen Schauspieler dieser eigenen Gegenwart zu verehren gelernt - dann , als den ebenbrtigen Nachfolger , Werner Krau - Rittner , Steinrck , Schildkraut treten vor das Auge . % unter den Frauen war wohl Else Lehmann die eindrucksvollste - aber war es nicht Gertrud Eysoldt ? . und die Entzckungen , die uns Agnes Sorma schenkte ? . man hat zum Glck von mir nie , damals nicht und heute nicht , erwartet , da ich die Paris-Rolle spiele und der Wrdigsten den goldenen Apfel reiche . + das Theater war langhin eine geliebte , aber menschlich fremde Welt . ]  mit den Dichtern und Schriftstellern sollte das doch nun eigentlich anders sein .  die Berhrungen , die es mit deren Welt in Mnchen gegeben hatte , fielen auseinander ; es hat eigentlich nur die Kameradschaft mit Alfons Paquet , immer wieder erwrmt durch die Jugendbegegnung , ein Leben gewhrt und sich in mancherlei Gleichklang von Sachinteresse und Meinung verfestigt .  \ich wei nicht mehr , wann ein junger Berliner , der wohl ein Altersgenosse war , zu mir kam , ein etwas zu klein geratener angefetteter Mann mit einem groen , ausdrucksvollen Kopf , der durch mich mit Naumann , den er verehrte , nher in Berhrung kommen wollte , es war Ernst Lissauer .  menschlich ergab sich bald ein nettes Verhltnis ; er verschenkte von dem Vertrauen , das er zu Naumann besa , gleich ein schnes Stck an mich ; ich selber aber studierte an ihm , an seinem Wesen , an den Elementen seiner Formkraft und bin dabei nie recht zu einem festen Schlu gekommen . S]der Grostdter aus reichem jdischen Hause hatte einen schier sentimentalen Hang zur Idylle . T]- das erfuhr ich erst spter so recht , als er mich nach Jahren einige Tage in Heilbronn besuchte ; als Lyriker baute er seine Strophen in hchst bewuter Artistik , und er baute sie in seiner eigenen Architektur . U]ich denke , die Kraft der Rhythmen aus den frhen Versbnden wird noch einmal entdeckt werden . V]im Beginn des Ersten Weltkrieges schuf ihm sein " Hagesang auf England " eine pltzliche Popularitt , die ihn stolz und d och auch verlegen machte . W]denn er sprte , wie die Freunde , die seine unbeholfene Gutmtigkeit kannten , die heldische Attitude als gerade ihm etwas unangemessen empfanden .  X]von dem " Hagesang " ist die sozusagen seelische Aktualitt nach einiger Zeit abgeblttert , aber er blieb als das Fossil eines " drahtigen " Nationalismus - das Wort mag damals entstanden sein - und versperrte den Durchblick auf das sonstige Dichtwerk , auch auf die sorgfltigen Essays . & Y]irgendwie wurde es ihm in der Heimatstadt unbehaglich und er verpflanzte sein Schicksal nach Wien - aber trotz aller Musik , die er fand , er brauchte sie , verweigerte ihm der dortige Boden eine neue Produktivitt . h Z]er hatte das Glck zu sterben , bevor er erfahren mute , wie Hitler jdisches " Preuentum " zu beantworten entschlossen war .  ]Lissauer , nur zwei Jahre lter als ich , hatte die Mglichkeiten seines Werkes noch vor sich ; das freundliche Schicksal brachte mich zu einem Mann , der es im wesentlichen bereits hinter sich hatte , aber auf dem Weg zu einem Ruhm war , dessen stilles Erbleichen er noch mit wehem Gefhl erlebte . ]Ernst Jckh , der vor seiner Heilbronner Zeit durch die Stuttgarter Zeitschrift " Schwabenspiegel " ein sttzendes Organ fr die Tradition , ein frderndes fr das junge Werden der Heimat geschaffen hatte , fhrte mich bei Csar Flaischlen ein . Y $wahrscheinlich hatte ich nicht blo von den nicht endenden Treppen ein leichtes Herzklopfen , als ich , Sommer 1905 , in der Kurfrstenstrae Nr. 44 , fnftes Stockwerk , an der Tr einer ausgebauten Dachwohnung klingelte . P $denn der Mann stand schon in den neueren Literaturgeschichten verzeichnet , in der Gegend der naturalistischen Dramatiker ; ich hatte einen " Roman " von ihm gelesen , in dem zwar fast nichts passierte , der aber eine eigenwillige Technik des lyrischen Prosavortrages aufwies , und zudem wute ich , da er der Leiter des " Pan " gewesen , jener Monatsschrift , da sich zum ersten Male das neue graphische Wollen mit der Programmatik einer neuen Dichtung einte . $er hatte als einziger Schwabe sich in den Literaturtrubel der Berliner neunziger Jahre begeben und darin einigermaen behauptet - das schien mir nicht unwichtig . $Wrttemberg sollte ja doch nicht blo von der rhmlichen Statistik seiner Vergangenheit leben .  0$( ein schnes Buch von einem offenbar noch jungen Mann namens Hesse hatte ein Jahr zuvor Aussicht auf neue Erprobung gegebe n - Isolde Kurz in Florenz war damals fr mich noch kaum mehr als die Tochter des Mannes , der die herrlichen " Beiden Tubus " geschrieben hatte und als Redakteur des demokratischen " Beobachter " vor einem halben Jahrhundert offenbar so etwas wie " Parteifreund " gewesen war ) . 1$Flaischlens Herzlichkeit hat fr den einundzwanzigjhrigen Jngling menschlich viel bedeutet . 2$ich wrde mir unsauber vorkommen , wollte ich im Rckblick den Wert dieser Freundschaft mindern , weil die Grenzen seiner Begabung nicht verborgen bleiben konnten . y 3*ein mittelgroer brtiger Mann erwartete mich in dem Hausflur , der dicht mit Bchern umwandet war ; er wirkte , leicht angegraut und mit durchfurchtem Antlitz , lter , als er war ; der metallgernderte Zwicker besa die Neigung , beim lebhaften Gesprch herunterzufallen , und gewhnte sie sich nie ab ; es wurde mit umstndlicher Feierlichkeit ein Kaffee gebraut , fast als ob Flaischlen einmal Insasse des Tbinger Stiftes gewesen wre , wo nach meinen Beobachtungen die ( wechselnden ) Konstruktionen einer Kaffeemaschine bei den jungen Theologen eine hnliche Rolle gespielt haben wie die ( wechselnde ) Interpretation einer dogmatischen These - hier war Heimat ] . 4*die paar Rume des damaligen Jungegesellenhaushaltes boten den Anblick eines wunderbar durchorganisierten Chaos - als Flaischlen nach Jahren heiratete und sich dabei auch wohntechnisch " verbesserte " , ging die Aura seiner Umwelt auf Wanderung . x 5*die graphischen Stcke aus der " Pan " -Zeit , die die Wnde zierten , Bltter von Behrens , Orlik , Kalckreuth und anderen , hingen zwar noch da , aber ... . 6*es hat nicht sehr lange gedauert , bis Flaischlen dem viel Jngeren das brderliche " Du " anbot , was mich sehr rhrte - wahrscheinlich wurde ich fr ihn auch zu einem Stck Heimat , wo die so geliebte Familie sa .  | 7*ich merkte bald , da er: eigentlich einsam war ; vermutlich hatte man ihn um die Leitung des " Pan " gebeten , weil er nicht blo in der technischen Arbeit zuverlssig , sondern auch in den literarischen Dingen recht gebildet war - welches Vergngen fr ihn , wenn er mit etwas philologischer Pedanterie alte Geschichten ausgraben und erklren konnte . & 8*sein Freundeskreis war begrenzt ; er traf sich bei einem harmlosen Getrnk , das sein Verfasser fr eine Bowle ausgab - ein Baurat war dabei , der Gedichte machte und Essays schrieb , ein Bildhauer , der in Wachs arbeitete und versicherte , das Wilhelm von Bode mit dem Ankauf der " Flora " einem Flscher aufgesessen sei - ich habe die Namen vergessen , aber eine nette Erinnerung behalten an die leicht schselnde Liebenswrdigkeit von Walter Harlan , der durch einige fest gebaute Theaterstcke einen kleinen Ruhm gewonnen hatte ; er trug ihn mit freundlicher Anspruchslosigkeit .  9)da Flaischlen , dessen frhe Arbeiten , zumal seine Dramen , wenig Beachtung gefunden hatten , schier pltzlich mit seinen Versen und seiner leicht skandierenden Prosa zu starken Auflagen kam , ist , wie mir scheint , eine Begleiterscheinung der " Jugendbewegung " gewesen , sobald diese ber den gesellschaftskritischen Elan ihres Beginns hinausgewachsen war : hier fand sie die Verbindung von etwas Naturpoesie , die freilich nicht ursprnglich war , mit einem menschlich echten moralisierenden Pathos . )die fnf Stiegen der Kurfrstenstrae fhrten also nicht in den Berliner Literaturhimmel , falls es den berhaupt gab - sie endeten im wrttembergischen Bereich .  )ich habe damals einige Aufstze ber Flaischlen geschrieben ; vielleicht wurden sie oder Jckhs Vorschlag die Veranlassung , da ein Heilbronner Verleger , mein spterer Freund Eugen Salzer , mich bat , fr einen von ihm geplanten Band die Einfhrung zu schreiben .  )ich werde nun gewi nicht in der Rckschau einen Katalog der eigenen Arbeiten anlegen , aber ich erwhne diese n Vorgang , weil er das Vorspiel zu einer Reihe von menschlichen Beziehungen geworden ist und langehin meine einzige uerung zu dichterischen Erzeugnissen blieb , die es bis zur " Buchform " gebracht hat . D ;zur Mitarbeit waren auer Flaischlen eingeladen Hesse , Finckh , Schussen , Lilienfein , Anna Schieber , Auguste Supper - das waren in den letzten fnf , acht Jahren neue Namen geworden .  ;ich habe sie alle spter persnlich kennengelernt . I ;es hat mir etwas geschmeichelt , da ich , jnger als die Angesprochenen , mich auf den Kutschbock setzen und dieses ungleich bespannte Gefhrt in das gemeindeutsche Bewutsein lenken sollte .  ;der Aufsatz hie : " vom jungen Schwaben " - es war wohl , wie ich mich entsinne , ziemlich viel von dem , was man eben begonnen hatte Soziologie zu nennen , hineingestopft ; ein Freund meinte , man spre , da ich von der Nationalkonomie komme . ~ ;mit der Scheu , die man vor Jugendsnden hat , vermied ich es bis heute , die Arbeit wieder in die Hand zu nehmen - es war berraschend und nett , da Hermann Hesse 1951 bei einem Besuch in Montagnola zu erzhlen begann , da er sich den Band , der unsere erste Berhrung brachte , vor einiger Zeit antiquarisch beschafft habe und meine Einfhrung fr " eigentlich recht gescheit und interessant " erklrte . | ;da Hesse ein sehr schwaches Talent zu konventionellen Sprchen besa , war dies Wort beruhigend . ;ich bin spter , wenn auch nicht auf einem hohen Bock mit Peitsche und Zgel , mit " Hott " u nd " Brr " in einem anderen Wagen oft zu den " alten " Schwaben gefahren ; ich wollte ihnen danken und wurde meist der neu Beschenkte . ;die Begegnung mit der Berliner Literatur ergab sich auf eine ganz andere Weise .  ;die Brcke , die zu ihr fhrte , war gewi nicht fr solche Zwecke gebaut .  e ;unter den so verzweifelten wie ganz notwendig erfolglosen Versuchen , auch in Berlin Fasching zu spielen , gab es auch den Ball der " Sozialistischen Monatshefte " ; irgend jemand hatte dem opferwilligen , aber eigentlich humorlosen Dr. Josef Bloch eingeredet , da er damit seine und Leo Arons Zuschsse fr das wichtige und ernsthafte Organ der " Revisionisten " mindern knne . ^die jhrliche Veranstaltung war die seltsamste Kombination von Snobismus und Kommerzialismus . = ^ich habe sie mit Vergngen mehrmals besucht ; es waren unter den Anwesenden sogar einige Sozialdemokraten zu finden . ; ^dort nun traf ich einen jungen Berliner Dichter , Beradt , dessen Erstlingsroman in der " Hilfe " wohlwollend besprochen worden ; er war , was in dem Berlin meiner damaligen Umgebung fter vorkam , Rechtsanwalt , ein angenehm unterhaltsamer Mann , der seine gepflegte Schchternheit durch eine logizistische Art des Argumentierens berwand . ^er bat mich , an einer Konferenz in dem fr derlei so beliebten " Cafe Austria " teilzunehmen , wo man ber die " Lage der Schriftsteller " sich besprechen wolle .  ^das war 1909 .  ^aus Freundlichkeit und Neugier sagte ich zu .  ^daraus ist nun , sozusagen unversehens , fr mein knftiges Treiben ein nicht unwichtiger Abend geworden . p ^wer alles da war , vielleicht achtzig Leute , kriege ich im Gedchtnis nicht mehr zusammen ; die Begegnungen haben sich zu hufig wiederholt . ^es ist auch vllig gleichgltig . v ^ein paar junge Leute hatten sich zusammengefunden in der Erkenntnis , da " etwas geschehen msse " ; diesem Etwas sollte nun Sinn und Form gegeben werden . [ ^der gute Wille war so stark wie das Durcheinander der Meinungen . + ^ein Club , ein Verein , eine Rechtsstelle , eine " Gewerkschaft " ? .  ^schlechte Erfahrungen mit Verlegern oder mit Redaktionen wurden vorgetragen , es wurde ganz gut geredet , da einige Leute daran Spa hatten , ihr Talent zum Feuilleton darzutun - der kleine Hans Landsberg , ein sehr redlicher Mensch und Schriftsteller von fleiiger Sachpedanterie , erschien auf einmal als Motor des ganzen Planes . y -aber er wurde mit einer etwas rechthaberischen Heftigkeit nicht fertig , als er die individualistischen Monologe zu einer brauchbaren Einheit bndigen wollte . -und als nun Erich Mhsam , die berlinische Ausgabe meines Mnchener Spezels Ludwig Scharff , der Sache eine politische Frbung geben und den Schriftsteller als Bruder des ausgebeuteten Proletariers darstellen wollte , wurde Landsberg nervs .  -es scheint , da ich an diesem Abend ziemlich verstndig gesprochen habe , vermutlich ber die Grenzen zu dem Gewerkschaftlichen mit der typisch unvergleichbaren Arbeit und Leistung , wahrscheinlich auch einiges ber die Technik einer Organisation und ber den Sinn einer Geschftsordnung - ich verlie den Saal als zweiter Vorsitzender des eben gegrndeten " Schutzverbandes deutscher Schriftsteller " . -der Hinweis , da ich ja festangestellter Redakteur sei , schlug nicht ein . -den ersten Vorsitz bernahm Carl Bulcke , der als Erzhler mit Recht einen guten Namen besa . -er war nun in seinem Hauptberuf - Staatsanwalt ] . f -aber auch daran strte man sich nicht , dankbar , da sich ein paar Leute fr derlei ehrenamtliche Geschichten bereitfanden . w -mit wechselnder Partnerschaft habe ich diese Funktion bis 1912 und dann wieder von 1920 bis 1926 wahrgenommen und sehr viel Zeit und Arbeit darauf verwandt . -ich de nke mit Freude und mit Kummer an diese Arbeit zurck .   -die Freude kam von der Begegnung mit einer Anzahl honoriger Mnner , die mitspielten ; der " erste Vorsitzende " sollte , Plakat gegenber Verlegern und Behrden , ein beim allgemeinen Bewutsein beglaubigter " Dichter " sein ; ich denke jetzt etwa an Bernhard Kellermann , Fedor von Zobeltitz , Alfred Dblin , die aber bei mir eine grere Geschftsgewandtheit vermuteten als bei sich selber - ich mute die Sitzungen und Versammlungen leiten , Verhandlungen fhren , bei Streitfllen schlichten . /Robert Breuer und Arthur Eloesser , die einen weiteren berblick ber die Menschenqualitten besassen , halfen , Breuer mit der Freude am Tumult , Eloesser mit sorgsamer Gte .  /da ich von dieser Sache erzhle , liegt nicht nur daran , da im " Schutzverband " zahllose Mnner und Frauen der Literatur an meinem Auge vorbeigingen - wichtiger , ich war pltzlich in die rechtliche und wirtschaftliche Problematik des " freien " geistigen Berufs hineingezogen . /wir haben uns , sie zu klren und deutlich zu machen , mitbemht - wer im damaligen Deutschland hat berhaupt etwas davon gewut ] . /dieser Pionierversuch gibt der Grndung des " S. d. S. " doch etwas wie einen kulturgeschichtlichen Akzent . o /als sich Lujo Brentanos siebzigster Geburtstag nherte , 1914 , wurde ich um einen Beitrag fr die geplante Festschrift der Schler gebeten . C /ich whlte mir das Thema : " Organisationsprobleme der freien Berufe " - das schien mir fr den Historiker und Theoretiker der Lohnarbeiter-Gewerkschaften der rechte Gegenstand zu sein . /in den Schriftstellerdingen kannte ich mich einigermaen aus ; mit ziemlicher Mhe gelang es , Stoff von den werdenden oder zum Teil schon abgeschlossenen Versuchen sonstiger Gruppen zu gewinnen ( rzte , Anwlte , Schauspieler , Musiker ) . )  etwas Zusammenfassendes und zugleich Individualisierendes war noch nicht vorhanden . Brentano , das wei ich , freute sich darber , da ich diesen Komplex angepackt hatte - er er kannte , wie Anregungen seiner Lehrerschaft wenn nicht przise wissenschaftlich , so doch publizistisch fruchtbar wurden . nach dem Krieg hat der " Verein " fr Sozialpolitik " mehrbndig die Ergebnisse einer Enquete ber die Lage der freien Berufe herausgebracht , die in den Wirrnissen der Zeit nicht den Eindruck wecken konnte , den sie verdiente . das nun will und kann ich nicht behaupten , da mein umstndlicher Essay dazu die Veranlassung gegeben habe .  aber ich habe ihn , als die Bnde vorlagen , nicht ohne eine kleine Genugtuung als die Ouvertre betrachtet , die ins Ungewisse komponiert war , aber Leitmotive aufklingen lie , die durch eine Paraphrasierung dichter und reicher gemacht werden knnten . q fast fnfzig Jahre spter ist diese frhe Arbeit von dem Gruppenverband der freien Berufe wieder entdeckt und als wegweisend gewrdigt worden . u+ Begegnung mit Knstlern - " Werkbund "-Beginn +u . wrde es in Berlin zur persnlichen Berhrung mit Menschen der " bildenden Kunst " kommen ? . ber Maler und Architekten in der " Hilfe " zu schreiben , war ich eifrig , fast zu eifrig .  denn Naumann , der durchaus der Meinung , da diese " Sparte " sehr gepflegt werden msse , und der bisher sprachlich entzckend ber Bilder und Malerei geschrieben hatte , gab das jetzt fast ganz auf - die kleinen , reizvollen Aufstze haben wir in dem Bndchen " Form und Farbe " zusammengestelllt . ? die Freundschaft mit Albert Weisgerber war 1905 ein Abschiedsgeschen k meiner Mnchener Jahre gewesen . ` in Berlin erwartete mich der Bildhauer Adolf Amberg - sein Name ist heute nur noch wenigen Fachleuten vertraut . ich habe ihn geliebt und darf dem Junggestorbenen ein kleines Denkmal setzen .  die erste Begegnung reicht in die Schlerzeit zurck . in Heilbronn waren von Zeit zu Zeit zwei Mnner aufgetaucht , mit sehr imposanten schwarzen Radmnteln . $ 0 der eine , bergro , trug einen flachen , ausladenden Hut , der andere , untersetzt , begngte sich mit einer Kopfbedeckung , die wesentlich gewellte Krempe war , der lange mit einem eckigen , der kleine mit einem spitzigen Bart . ) das war mein erster Eindruck von Mnnern , die ganz offenkundig " Knstler " waren . sie schritten mit leichter Gravitt am vterlichen Haus vorbei , wenn sie die gegenberliegende Silberwarenfabrik von Peter Bruckmann aufsuchten . ich habe als Schulbub wohl geahnt , aber noch nicht gewut , da man so aussehen mute , um sich vom " Brger " zu distanzieren . & ich wurde , von dem schwarzen Mantel abgesehen , ihr bereiter Schler . ~ die beiden Mnner waren die knstlerischen Helfer fr Peter Bruckmann bei seinen Bemhungen , aus der Variation der historischen Formen herauszukommen . die ersten Leistungen , von uns recht bewundert , gehrten zu dem , was man mit jener schnen Unbefangenheit , die erst spter mit den " ... " einer nachsichtigen und dann spttischen Ironie umrahmt , Jugendstil genannt wurde .  der Fabrikant Peter Bruckmann , der in dieser Niederschrift noch manchmal genannt werden wird , hatte das handwerkliche Knnen und die formale Begabung der beiden Mnner entdeckt und ihnen nicht nur Auftrge erteilt , sondern sie , zumal Amberg , in der Ermglichung der Weiterbildung gefrdert . sie haben sich dann in eigener Weise entwickelt . : der eine , der Groe , Carl Stock , hat seiner Heimatstadt Frankfurt eine Reihe sauberer Plastiken hinterlassen . Adolf Amberg , der auch ungefhr frankfurterisch sprach , war der Begabtere , auch der Problematischere . er stammte , Sohn eines Lokomotivfhrers , aus der Gelnhausener Gegend und hat spter einmal der frommen Mutter zuliebe die Heimatkirche in Neuses mit Fresken ausgemalt .  das war rhrend - er lebte in der Spannung , da er seine " kleine " Herkunft , seine gesellschaftliche Ungewandtheit tricht stark empfand und doch auf dem Wege war , auch in der " Berliner Gesellschaft " sich bewegen zu sollen . , er hatte den " Rom-Preis " fr Bildhauer zugeteilt erhalten ; das hatte ihn gehoben und bedrckt . v es lste ihn innerlich von den kunstgewerblichen Anfngen , aber er konnte sich von ihnen nicht verabschieden , denn sie gaben ihm den brgerlichen Erwerb . 1 ein groer Auftrag der Kniglichen Porzellan-Manufaktur , der gestaltenreiche , grazise und humorige Hochzeitszug in Porzellan , sicherte diesen , brachte ihm aber auch Kummer , als man die Figuren dekorativ hart und bunt bemalte . zu seinem Freundeskreis gehrte der Tierplastiker August Gaul . ich bin oft im Atelier bei ihm gewesen und habe etwas von der Technik der Bildhauerei , wenn auch natrlich nicht gelernt , so doch im Zugucken recht dicht erfahren . ` er bat mich bald , ihm einmal zu " sitzen " ; ich fhrte ihm aus dem Freundeskreis und auch sonst einige zu , die sich gern als " Modell " hergaben , da er den Weg zur Portrtkunst suchte - diese Jnglingsbste von 1905 ist mir , auch wenn sie ein leichtes Pathos besitzt , das mir so: kaum wesenhaft war , teuer geblieben , ein Jngling aus dem deutschen Bilderbuch . + der Arbeitsraum stand voll von eigenen plastischen Entwrfen , daneben auch Abgsse oder Photographien von fremden , geliebten Werken , die dem eigenen Wollen ein Ma vergegenwrtigen sollten , wie das so blich ist ; auch hingen krftige Zeichnungen an der Wand , die uns ermunterten , Amberg zum Illustrativen zu gewinnen . ( das hat er , mit heiterer Geschicklichkeit , auch fr ein paar Mrchenbcher bewltigt ) . aber wie sehr er von anderem bewegt , zeigte der immer wiederholte Versuch , einen Christus zu bilden , der die Hnde vom Holz des Kreuzes gelst hat und , in leicht gebeugter Haltung , die Arme in segnender Bewegung breitet . Q [wrde dieses Motiv , das die Todesqual in einer zart ausgreifenden Liebesgebrde aufhebt , kultisch gestaltet sein , wrde es aber dann in dem statischen Wagnis fr das Auge auf die Dauer ertrglich bleiben ? . .darber wurde nachdenksam diskutiert , denn es kam Amberg ja in diesem Bereich nicht aufs private Experimentieren an ; er ist mit diesem Entwurf nie fertig geworden . " <fr Frankfurt an der Oder schuf er einen entzckenden Brunnen , eine Fischerin , in anmutiger Gelstheit der Glieder . (er lie mir von dem zierlichen Modell einen Gu machen .  +die heitere Figur hat mein Leben begleitet und den traurigen Gedanken gewehrt , die sich in die Erinnerung drngten - ein paar Jahre spter , ich weilte nicht mehr in Berlin , hat Amberg sein Leben von sich geworfen , in der Verwirrung von Liebesgeschichten . !er habe , lie ich mir von dem gemeinsamen Freund Paul Schubring erzhlen , pltzich Angst bekommen , ob er nicht fr die reizvolle und gebildete Braut , die er gefunden , fr ihre Familie zu ungeschliffen sei . < &wir wurden von Amberg gelegentlich an einen Knstlertisch geladen . das " Wir " umgreift auch den Graphiker Gustav Stotz , der seinen noch wenig ausgelasteten Lebenskahn an mein auch nicht gerade fahrtsicheres Boot angehngt hatte und mir nach Berlin gefolgt war .  ( auch der Bruder Hermann , der das Stuttgarter Architekturstudium unterbrochen und zwei Semester sich in Mnchen in den Malschulen von Knirr und Buttersack auf sein Vermgen ausgeprobt hatte , war zur Baukunde zurckgekehrt , um freilich an der Technischen Hochschule in Charlottenburg festzustellen , da dort damals ein Lehrer vom Rang Theodor Fischers fehlte ) . der schwbische Freund zog mit mir zusammen , es war die heiterste Lebensgemeinschaft - der ganze Bekanntenkreis wurde in Bewegung gesetzt , um sich bei dem liebenswrdigen Jngling ein Exlibris zu bestellen . ein solches zu besitzen galt damals als Ausweis von Bildung und Mzenatentum . und welche Perspektiven fr die Zukunft , wenn es gelang , bei dem oder jenem Verleger , zu dem es Beziehungen gab , den Entwurf eines Bucheinbandes unterzubringen . Stotz war gegen den Umfang seines Talents mitrauischer , als wir es waren , und hatte die alles Sorgen um ihn entwaffnende Zuversicht , der liebe Gott werde sein Schicksal schon freundwillig zurechtschaukeln .  was er denn auch tat . mir hat damals seine nette Unbefangenheit eine fatale Anekdote und eindrucksvolle Begegnung verschafft .  auf einem der " Sozialisten " -Blle , die schon erwhnt wurden , hatte er Kthe Kollwitz aufgestbert , die vermutlich an der ihr so fremden sddeutschen Unbeschwertheit Gefallen fand - sie lud ihn zum Tee und ging gern darauf ein , da er diese Aufforderung gleich auf seinen Freund ausdehnte . X ]also zogen wir an einem trben Sptwinternachmittag in die von grauen Mietskasernen starrende Weinbergstrae - ach , da mochten wohl einmal in anspruchslos wagemutigen Zeiten vor dem Stadtrand Reben gepflanzt worden sein . $das ging mir so im Nebenbei durch die berlegung . *der Gatte der Knstlerin wirkte hier als Arzt der armen Leute .  )als wir nach dem Klingeln in den Flur traten , gab es gleich einen furchtbaren Krach von zerbrechenden Glasscherben und einen intensiven Petroleumgestank - ein Haus ohne Elektrizitt und , wie es schien , auch ohne Gas , ein halbes Dutzend glserne Erdl-Lampen waren auf einer Kommode postiert , da jeder sich sein Licht holen knne . S ;ich aber hatte den so freundlich gedachten Besuch mit einem Migeschick erffnet , in khner Bewegung eine Lampe herunterzuschmeien , und kam mir uerst dumm vor , als sich auf den Lrm hin ein paar Tren ffneten . 2 ^es war die unglcklichste Vorstellerei meines Lebens inmitten der Glasscherben und einer Erdl-Lache , die man doch nicht - es kam aus den jetzt geffneten Tren etwas Licht - durch unsicheres Weiterschreiten vervielfltigen wollte . t -die wunderbare Frau tat ihr mglichstes , um mich aus den Gefhlen vlliger Zerknirschtheit zu erlsen , und fr solche Gelegenheit war Stotzens taktvolle Munterkeit sehr brauchbar .  /langsam wich die Betretenheit , und dann saen wir ein paar Stunden in dem Werkzimmer , standen vor den fertigen , den halbfertigen Kupferplatten ; Stotz hatte selber schon mit der Nadel gearbeitet und konnte leicht fachmnnisch fragen - ich profitierte davon . G aber ich habe , glaube ich , wenig gesprochen , vielleicht dies und jenes gefragt , was mir denn mit den Werkzeugen und mit der Erluterung der graphischen Fachausdrcke verdeutlicht wurde . das ruhige Betrachten der Landschaft dieses eigentmlich fremden Antlitzes war schier fesselnder als die Bltter vom Bauernkrieg - es wirkte lter , als die Kollwitz damals war . der harte , ja fast grobe Zug konnte die Starre eines herben Holzschnittes haben , eckig , knochig , aber die ruhigen , dunklen Augen wirkten in dem Gehgel des Antlitzes wie eine sammelnde Kraft . sie wute um das Leid und schenkte ihm das " Mit-Leid " .  das war zu spren , whrend sie erklrte , wie das sei , wenn man zur Kaltnadeltechnik die Aquatinta hinzufge , da in den Platten nicht nur ein hier souvernes , ein dort experimentierendes Handwerkertum untergebracht war , sondern in den Motiven auch ein menschliches Bekenntnis .  in spteren Jahren bin ich Kthe Kollwitz nur noch zwei- , dreimal begegnet ; die Affre mit der Petroleumlampe war vergessen und verziehen - ihrem Genius habe ich , schreibend und redend , wiederholt zu huldigen versucht , gerade als ob eine Untat wiedergutzumachen sei . ~ Naumann , der so tapfer ber ( oft zufllige ) Bilder in den Ausstellungen schrieb , hatte keine persnlichen Beziehungen zu der Berliner Knstlerwelt . ~ erst durch den Auftrag an Max Liebermann , ihn fr die Hamburger Kunsthalle zu malen , kam er in menschliche Berhrung , die er auch sehr genossen hat . |der sogenn ante " Impressionismus " war seine , des Antiromantikers , Sache . ,er hatte selber in der Studentenzeit Malunterricht genommen , und zu seinen Freuden gehrte es , nach der Heimkehr von den Reisen die Aquarelle und die Zeichnungen vorzulegen . O %ich entsinne mich noch , da er mit Ironie , die eine Enttuschung zu verdecken hatte , erzhlte , wie wenig er mit seinen Produkten bei Liebermann Beifall gefunden hatte , den wir ihm so gerne spendeten . M _die Bltter waren ungleich : die Aquarelle oft in der Farbenmischung ertrinkend , die in den Konturen sicheren Federzeichnungen etwas luftlos , aber dazwischen hchst grazise Stcke in farbiger Kreide .  >da ich selber , von der Schulzeit her , ein Ferienzeichner gewesen war , machte ihm Freude ; ein Stck seiner ermunternden Pdagogik lie ihn meine Begabung berschtzen und vertraute mir auch literarische Aufgaben an , denen ich mich eigentlich nicht recht gewachsen fhlte . z ?|das Schne war ja , da er - ich erzhlte schon von der Hodler-Kontroverse - ganz damit einverstanden war , wenn man in der " Hilfe " ihm selber gegenbertrat .  |nicht ohne Rhrung denke ich daran , da er mich 1906 fr einige Tage zu dem Kongre ber evangelischen Kirchenbau nach Dresden sandte - ich hatte nach biederer literarisch-historischer Vorbereitung darber einige fast pompse Aufstze geschrieben . * |aber wichtiger , fr Naumann wie fr mich , wurde , da damals in Dresden jene " Kunstgewerbe " -Ausstellung stattfand , in der sich nun , breite r und gesicherter als bei dem Darmstdter Experiment von 1901 , der neue Formwille fr Mbel und Hausgerte , fr Textilien , Tapeten und Schmuck , fr profanes und kultisches Bauen darstellte . U |ich darf davon erzhlen , nicht blo weil damals die Plne zur Grndung des " Deutschen Werkbundes " entstanden , dem spter ein gut Teil meiner publizistischen Arbeit , einige Jahre auch meiner organisatorischen galt .  8 |es erffnete sich mir ein Menschenkreis , dem ich , prfe ich mich selbst , wohl mehr Bereicherung der eingeborenen Krfte danke als dem literarischen Umkreis und auch als dem durchschnittlichen politischen Betrieb meiner mittleren Jahre . 9 |es war einmal einer meiner unerledigten Plne , eine Geschichte des Deutschen Werkbundes niederzuschreiben , durch die so viele geistige Problematik in der Formgebung lebensvoller und kontrastreicher Individualitten hindurchgewandert ist . |das " intime Material " , die Protokolle und ein farbenreicher Briefwechsel , in dem Archiv gesammelt , sind dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen . N ,ein solches Werk , das ein wichtiger Beitrag zur deutschen Geistes- und Wirtschaftsgeschichte htte werden knnen , kann in der unmittelbaren Dokumentation des Menschlichen nicht mehr geschrieben werden . ( ,diese Erinnerungen haben auch nicht den Ehrgeiz , das so im Nebenher zu leisten oder gar in die kmpferischen Auseinandersetzungen , mit dem Wandel der Akzente , hineinzusteigen - da mte ich ja ungezhlte Aufstze , Reden , Denkschriften , die von mir selber stammen , in der zeitlichen Abtnung zu analysieren versuchen . ,ein paar unpersnliche Bemerkungen zur Zeitlage mgen erlaubt , fr die Nachgeborenen gar notwendig sein . `,das Mibehagen an der fr einzelne Bauaufgaben schier doktrinr festgelegten historischen Stilform , eine Art von unerwnschtem Vermchtnis des groen Gottfried Semper , war schon im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck gekommen .  :,es folgte zum Teil der Kritik von John Ruskin , der den Form- und Menschenverderb als Folge des technifizierten Industrialismus anprangerte - aber das Handwerkliche , das seinem Mahnruf folgte , war in der Formwelt nun eben wieder - Gotik geworden , bei Morris , bei Burne-Jones , fast wieder etwas wie abgewandeltes Nazarenertum . j #,dagegen wehrte sich ein sehr selbstbewutes Gegenwartsgefhl , das vor allem in Naumann nun seinen beredtesten Spreche r gefunden hatte . % @,wird diese Zeit , die so revolutionre Tatsachen in der Materialverwendung geschaffen hat , den Eisenbeton und den Stahl und das Glas zu Elementen des Baus benutzt , nicht ihre eigene Sprache finden knnen , finden mssen , wenn sie nur Mut zu sich selber hat und das noch Unartikulierte der neuen Mglichkeiten in den rechten Ausdruck zu bringen wei ? . '%gibt es den dieser Zeit gemen " Stil " ? .  =%das war im letzten Grund die freilich sehr vereinfachte Frage , und die Antwort war schnell bereit : er ist da , wenn man das Gesetz der " Zweckmigkeit " als ein echtes sthetisches Element anerkennt , das auf den modischen oder historisierenden Dekor verzichtet , wenn man den Stoff in seiner eingeborenen Art sprechen lt , auch den " knstlichen " Stoff , der nichts vortuschen will . B "%aber - dies wurde nun bald zum recht groen Aber : soll in dieser neuen Form die schpferische Individualitt , die Konventionen sprengend , sich darstellen drfen in ihrer Phantasie , in ihrem sonderlichen Spieltrieb , oder soll , damit keine Schule des Modischen , sondern eine einfach wirkende Selbstverstndlichkeit die entscheidenden Mae schenke , der Typus , die Norm gesucht werden und daraus ein verbindlicher " Stil " erwachsen ? . z %diese Fragen haben uns in jener Zeit ungemein stark bewegt , in den Wahrheiten und den Irrtmern ihrer Beantwortung , in der Flle der persnlichen Bemhungen .  a%dies soll nun nicht auf diesen Blttern auseinandergesetzt werden , wo fr die R ckschau der geistige Ansatz richtig , wo er falsch oder doch unsicher gewhlt erscheint , wo in den Zeugnissen und Leistungen ein fruchtbares Gelingen , wo ein fatales Fehlexperiment sich kundtut . n b%die Thematik , die damals aufgenommen wurde , beschftigt heute , da dies niedergeschrieben wird , in verwandtem Sinn ein neues Geschlecht . /  c%das Wunderbare dieser Frhzeit war dies , da von einer Knstlerrebellion gegen den Kanon des Geschichtlichen eine befeuernde Kraft ausging , die zunchst mit ihrem Anspruch Akademieprofessoren und Unternehmergruppen tief erschreckte und verstimmte . d%denn sie sollten umdenken und umlernen . e%aber in dieser Kraft lebte auch ein ansteckender Virus ; dieser Handwerker , jener Fabrikant wurde zur berprfung seiner berlieferten Arbeit , zum neuen Formenwagnis gefhrt . f_einige aus solchen Kreisen waren unversehens unter die " Pioniere " geraten . g_in meinem Beitrag zu der Festgabe , die Richard Riemerschmids 85. Geburtstag galt ( 1953 ) , habe ich die Anekdote erzhlt , wie der Gedanke , der " neuen Bewegung " einen festen Halt zu geben , zum ersten Male an mich herantrat .  h_Naumann hatte sich die Dresdener Ausstellung grndlich angesehen ; aus den Gesprchen mit Karl Schmidt , dem Leiter der neugegrndeten " Dresdener Werksttten " ( spter " Deutsche Werksttten " ) , war der Plan zu einer organisatorischen Einung der jetzt von da und dort zusammengerufenen Krfte erwachsen .  i_ich entsinne mich noch ganz deutlich des Gesprchs in dem " Cafe Unterberg " , denn es ging mich pltzlich sehr persnlich an : das in die Hand zu nehmen , Architekten und Maler , Fabrikanten und Handwerker , Beamte und Publizisten zu sammeln , und zwar nicht die beliebigen , sondern die ausgezeichneten - das sei eigentlich eine Aufgabe fr mich . _ich erschrak . _wollte Naumann mich , nachdem ich ihm etwas ber ein Jahr gedient hatte , auf freundliche Weise loswerden ? . - _er merkte das und stellte , sehr richtig , gleich fest : dazu sei ich ja viel zu jung . _aber wer komme denn fr derlei in Frage ? . _ich war glcklich , da mir der Name meines Freundes Wolf Dohrn einfiel . _Naumann kannte und liebte ihn - jeder , der ihn kannte , mute: ihn lieben .  _in dem frheren nationalsozialen Kreise Mnchens war er neben dem Archolo gen Ludwig Curtius die reizvollste Erscheinung , schn und beredt , ein Bezauberer in der Unterhaltung , bezwingend in der Liebenswrdigkeit - ein Hauch der Freude umgab ihn und machte ihn doppelt interessant , der Ruhm des Vaters Anton Dohrn , des Schpfers der Zoologischen Station in Neapel , blieb ganz im Hintergrund , aber das Weltmnnische , das Weltlufige , das von der Mutter her in den russisch-polnischen Raum ging , war immer sprbar - was trieb er denn eigentlich ? . j>er lebte sich selber oder suchte sich selber und schrieb manchmal Aufstze , politische und sthetische fr die zwar muntere , doch kurzlebige Mnchener Wochenschrift " Freistatt " . k>den Doktorgrad hatte er sich , ziemlich beilufig durch eine Stilanalyse von Goethes Werther erworben . > l>ob er nun auf einem Bro sitzen und Briefeingnge erledigen knne , das wute keiner von uns beiden . m>da derlei erlernbar sei , hatte ich selber einigermaen glaubhaft dargetan . = n>vielleicht kam es nur darauf an , einem reich ausgestatteten und noch etwas ziellosen Leben eine Aufgabe zu stellen .  o>Dohrn griff zu ; es imponierte uns , wie ernsthaft er an die Sache ging , indem er meinte , nun auch einiges von der Tischlerei lernen zu mssen - ehe der Werkbund dann , 1908 , wirklich stand , mute noch ein arger Krach durchgekmpft werden , da der " Fachverband " fr das Kunstgewerbe die Mnner angegriffen hatte , die im Preuischen Handels- und Unterrichtsministerium die neue Bewegung zu frdern begonnen hatten . 3 p >zum " Deutschen Werkbund " konnte man sich nicht einfach als Mitglied melden , man mute aufgefordert und durch zwei Zeugen in seiner Wrdigkeit ausgewiesen werden - diese Manahme wollte den Schutz vor opportunistischer Verflachung . ` q>ich bin erst so um 1910 , nachdem ich einiges zu dem Komplex geschrieben hatte , in den Kreis eingefgt worden .  r?aber ich durfte mich immer dazu rechnen , als Anhngsel von Naumann , als Freund von Dohrn , dann aber auch durch das Wohlwollen , das mir die beiden wohl wichtigsten Mnner der Frhzeit zuwandten .  ?der Architekt Hermann Muthesius leitete die Ministerialabteilung fr das kunstgewerbliche Schulwesen Preuens ; er besorgte das mit einer rgerlichen Zhigkeit und veranstaltete so im stillen Wirken eine behutsame Revolution des Erziehungswesens , nicht eigentlich durch Doktrinen , sondern durch Mnner .  ?Jahre in England hatten seinen Blick geweitet ; er schrieb ber das dortige Landhaus , er schrieb ber Grundfragen einer neuen Wohnkultur ; manche mochten seine Literatur fr zu pedantisch-lehrhaft halten ; sie besa wie der Mann etwas Puritanisches und entbehrte des Schwunges , aber sie besa die Kraft der sauberen rationalen Argumentation , die in den eigenen Bauten geschwcht war durch einen etwas unsicheren Dekor .  ?sein Haus an der Rehwiese in Nikolassee wurde die Mitte der Geselligkeit ; der Gastgeber , der um die Bedeutung der menschlichen Atmosphre fr eine werdende Gemeinschaft wute , konnte dabei die eigene beamtliche Korrektheit lockern - die Nachmittage und Abende stehen vor meiner Erinnerung in einem heiteren Licht . ?das organisatorische Zentrum des jungen Verbandes war zunchst Dresden . Z ?ich wei nicht recht , ob Karl Schmidt immer das war , was man einen Geschftsmann nennt - er hatte die Tischlerei gelernt , sich auch etwas in der Welt umgesehen und jetzt mit groer Energie die " Werksttten " geschaffen . z ?Naumanns Einflu war , zumal im Beginn , lebendig gewesen : in der arbeitstechnischen Fortschrittlichkeit die menschlich-soziale Komponente nicht zu miachten . 8 hier ging es auch gut zwischen Schmidt und Dohrn : das schne Ergebnis ihrer Begegnung wurde die Begrndung der " Gartenstadt Hellerau " , wo vor allem Riemerschmid und dann Heinrich Tessenow den baulichen Charakter der Anlage bestimmten .  ~die Siedlung mi t dem hbschen Namen lste in ihrer gesicherten Ordnung das individualistische Experiment der Darmstdter Mathildenhhe ab ; das Fundament des Unterfangens , die groe , sehr rationale Mbelfabrik , schien tragfhiger , als es das so groartig unbefangene Mzenatentum in Hessen gewesen . sich habe Schmidt damals und spter gelegentlich in seinem Reich besucht . < tman konnte immer von ihm lernen , zumal in den technischen Dingen .  unur mute man Geduld haben , denn er geriet sehr schnell ins Dozieren und hatte fr die vielerlei Sorgen der Welt gewichtig vorgetragene Rezepte zur Verfgung , die teils in der eigenen Offizin gemischt waren , teils fremden , jngst gelesenen Arzneibchern entstammten . q vdas konnte etwas Rhrendes haben , weil es logische und moralische Widersprche in einer einfachen , fast primitiven Selbstgewiheit auflste . 0 wich schien ihm in meiner Jugend ein taugliches Objekt fr wohlmeinende Belehrung , es ist mir jedoch - ich hoffe , er hat es nie gemerkt - vor den theoretischen Aussagen und Planungen nie recht gelungen , ihn ganz ernst zu nehmen . / xaber die Achtung vor seiner menschlichen Anstndigkeit half ber die Vorbehalte hinweg . 0 yes war der witzige Berliner L. F. Schulz , der fr den Dresdener Freund die Bezeichnung " Holz-Goethe " erfand - Schmidt , ohne eigenen Humor , lachte bei der Erwhnung nachsichtig ; er fand wohl im Innern , da da etwas dran sei . ; zdie Freundschaft zwischen Dohrn und Schmidt ging nach ein paar Jahren in die Br che . die Ursachen sind mir nie ganz deutlich geworden . beide fhlen sich als die Schpfer von Hellerau , aber der Enthusiasmus des gemeinsamen Beginns hatte sich wohl in Reibungen der Nhe aufgebraucht . Wolf Dohrn hat nicht wie sein Partner doziert , sondern berredet und erobert . aber eine Idee konnte auch ihn erobern .   so hatte er mit einer Leidenschaft , die mir fremd blieb , weil ich von der Sache nichts verstand , sich zum Anwalt der Musikpdagogik ( oder wie man das nennen mag ) des Genfers Jacques-Dalcroze gemacht , eine Vereinigung fr ihn ins Leben gerufen , durch Tessenow einen schnen Schulbau erstellen lassen - Hellerau , wo sich einige " Intellektuelle " schon angesiedelt hatten , sollte nun auch eine Mitte neuer Musikpflege werden . \ was sage ich : Musikpflege ? indem den Menschen der Sinn fr den guten Rhythmus der krperlichen Bewegung zurckgewonnen wrde , sollte auch ein elementarer Beitrag zur Lsung der sozialen Spannungen erreicht sein . der Freund wollte mich in einem heien Gesprch berzeugen , aber ich versagte vollkommen .  da es Turnvereine schon gebe , die solchem dienen , lie er nicht gelten , und den Einwand , da ich bei unseren Mnchener Tanzabenden von ehedem nie das Gefhl einer stellvertretenden Sozialfunktion gehabt habe , empfand er , leicht verletzt , als Spott .  das war mir eine fremde Welt . H ich habe zweimal mir Darbietungen der Schule angesehen , die immer recht hbsch waren , zumal die Mehrzahl der Schlerinnen wohlgebildet ; aber ich hielt die Programmatik fr eine Verirrung . # ( der Anspruch des Kultischen , der hinter der Rudolf Steinerschen " Eurhythmie " steht , war nicht angemeldet ) . 1 unsere Freundschaft hat unter dieser sachlichen Scheidung nicht gelitten , aber es blieb die leichte Trauer : soll diese hohe Begabung , von der wir jngeren Naumannianer so Bedeutendes erwarteten , auf einem Irrwege mde werden ? . : im Jahre 1913 ist Wolf Dohrn das Opfer eines Bergunglcks geworden ; nun erhielt die Trauer eine dunkle Frbung .  der Kriegsbeginn von 1914 hat das Werk vernichtet . die Erscheinung des Mannes ist nur noch wenigen Altersgenossen gegenwrtig . ich habe von ihm erzhlt , weil wir Freunde , von den Reizen seines Wesens gefesselt , in der Liebe zu ihm uns selber gebu nden wuten .  Alfons Paquet wurde sein Nachfolger . aber das war ein Miverstndnis . nun hatte er wohl vor ein paar Jahren bei Piestorff in Jena eine imponierend dickleibige Promotionsarbeit ber das " Ausstellungswesen " geschrieben . Q aber ich kannte ihn zu gut aus unserer Freundschaft im Brentanoschen Seminar in Mnchen , um nicht zu spren , da sein Wesen mehr darauf angelegt war , ber diese Dinge zu meditieren , als Dinge zu machen . o und hatte er sich nicht durch Verse , durch einen Roman , den ich in der " Hilfe " abdruckte , als zukunftstrchtiger Dichter ausgewiesen ? .  er war keine Natur , die sich " durchsetzen " wollte oder mute , immer des redlichsten Willens und ber Unbill der Menschen auf eine kindliche Weise erstaunt - er war ein Betrachter der hohen Kunst , fhig , das Betrachtete sinnenhaft darzustellen und ber sein inneres Wesen zu reflektieren ; aber wo er sich fremd fhlte , schier schchtern . t {im Jahre 1912 nahm , auf Vorschlag des Vorsitzenden Peter Bruckmann aus Heilbronn , Ernst Jckh die Geschftsfhrung , die nun nach Berlin verlegt wurde . { Adamit hatte der " Deutsche Werkbund " nach vier Jahren seine organisatorische Mitte , vielleicht berhaupt nach vielerlei Ungewiheiten seine verbandspolitische " Rettung " erhalten . ? Bich habe in einem frheren Abschnitt von Jckhs Verdienst um die Wahl Naumanns im Jahre 1907 erzhlt . J Cder innere Sinn seines Lebens drngte , nachdem der halbe Zufall ihn in die Darstellung d er pltzlich wieder aktuell gewordenen Orientpolitik gefhrt hatte , aus der provinzialen Begrenztheit heraus . Dein besserer Griff war schwer auszudenken .  N Eer war in den Sachfragen , um die theoretisch gestritten , die konkret bewertet wurden , vllig kenntnislos , das heit ganz unbefangen in den langsam beginnenden Richtungsstreiten ; Dinge wie Mbelkonstruktion , Glasschliff , Tapetenmuster , Stadtanlage , Schriftlettern , Handweberei und so fort waren ihm gnzlich fremd oder doch gleichgltig ; aber er war ein Genie der Menschenbehandlung , und er hielt , in einer nicht qulerischen Pedanterie , auf Ma . B Fber zwanzig Jahre hat er , neben vielen anderen Dingen , die sein so bewegliches Talent anpackte , in Ordnung brachte oder hielt , die innere Kontinuitt der Werkbundarbeit gesichert . ~ Gviele haben dabei auf ihn geschimpft , weil sie sprten , da er an ihren kunsttheoretischen Richtungsstreiten seelisch gar nicht weiter beteiligt war . Hsie hatten Angst , da er den Werkbund zu " politisch " fhre , was gar nicht der Fall war . < Isie muten im Grunde des Verstehens dankbar sein , da es ihn gab .  u+ Elly: Knapp: +u . } in ihrem Erinnerungsbuche " Ausblick vom Mnsterturm " hat meine Frau mit freundlicher Selbstironie beschrieben , wie wir uns , im Oktober 1905 , an einem Abend bei Naumann zum erstenmal begegneten .  wir waren beide sozusagen Nebenfiguren ; ein frherer Bekannter des Gastgebers , aus dem Ausland zurckgekehrt , erzhlte von den religionspdagogischen und sozialen Experimenten , die er hinter sich und vor sich hatte ; er war eine beredte und eindrucksvolle Erscheinung . z Naumann verhielt sich wesentlich rezeptiv , aber die junge Dame schien entflammt , und ihre wissenslustige Teilnahme steigerte den Propheten des eigenen Ruhms . ich habe vermutlich den Mund nicht aufgemacht - das mute einer Natur mifallen , der offenbar das unterrichtende oder gesellige Gesprch ein Grundelement des eigenen Wesens war . das wute ich noch nicht ; ich war nur erstaunt , da so viel innerlich beteiligter Eifer einer nebulosen Sache zugewandt wurde . }in dem B chlein steht , da das Frulein aus Straburg sich ber den stummen Partner " rgerte " , aber da er recht behalten habe . Jdenn jener Mann , das ergab sich nach ein paar Jahren , war ein Irrlicht gewesen , das im Kriminellen erlosch . h KElly Knapp war als Gasthrerin an die Berliner Universitt gekommen , nachdem sie den Sommer in Freiburg etwas studiert hatte . M Lsie wollte in ihren nationalkonomischen und sozialpolitischen Kenntnissen sicherer werden ; man konnte bald erfahren , da sie zuhause Unterricht gab und in der ehrenamtlichen Sozialfrsorge ttig war . Msie hat in ihren Hrslen nicht allzuviel gelernt , da sie das , was sie suchte , nicht fand - in den Briefen , die sie ihrem Vater sandte , sind einige der Berliner Koryphen mit ziemlich respektlosem Witz wiedergespiegelt . _ Neigentlich findet darin nur J. Jastrow , dem auch ich dankbar zugetan war , seine rechte Wrdigung . D Oder Adressat dieser Schreiben - ich habe das Pckchen erst 1952 geffnet und gelesen - mag in den munteren Berichten mehr die eigene Tochter als die ehemaligen Schler erkannt haben ... . n Phier wird nicht die Geschichte einer Freundschaft , die zur Zuneigung wurde und ber den Verspruch zu einer erfllten Ehe fhrte , erzhlt .  Qwir haben es beide immer als die sinnvollste Fgung des Schicksals empfunden , da wir uns im Hause von Naumann begegnet waren , der den Funken in verwandte junge Seelen geworfen hatte ; die gleiche liebende Verehrung zu seinem Menschentum wurde die erste Bindung . u RElly hat spter mit scherzendem Ton gelegentlich gesagt , sie glaube , wenn Naumann damals zum Islam bergetreten wre , htte sie sich ihm angeschlossen .  jetzt aber gehrte sie zu unserem Kreise , einer Gruppe , die nun wesentlich durch eine Beziehung zur " Hilfe " bestimmt war , ein paar ltere Studenten darunter , Referendare , werdende Literaten - auch Gustav Stotz war von Mnchen her nachgerckt .   ich glaube , wir alle: haben damals fr Elly geschwrmt ; sie war in der heiteren Anmut ihres Wesens der willigste Kamerad fr die kleinen Abenteuer der Geselligkeit , rechnete es aber zu ihren Lernpflichten , die politischen Versammlungen mit uns zu besuchen - denn dieses Berliner Semester sollte bis zur Neige ausgekostet werden . s wir muten uns dann auch fr ihre: Dinge interessieren , waren jedoch erstaunt , wie: bescheiden unter diesen die sogenannte " Frauenfrage " figurierte . t wir jungen Burschen waren darin viel bekenntnismutiger , rationalistisch-radikal ; das war in Mnchen so gewesen , als wir Ika Freudenberg als eine Art von Leibwache dienten , hier in Berlin hatte die so kluge und klare Frieda Duensing , in meiner Nachbarschaft wohnend , mich manchmal zum Abend gebeten , gewi nicht um von mir zu lernen , sondern um mir in diesen Dingen die Einsicht des Maes beizubringen . es wre natrlich falsch , grob zu sagen , das , was man " Frauenfrage " nannte , sei Elly Knapp gleichgltig gewesen .  aber das Dogmatische , das in jener Zeit herausgearbeitet wurde , interessierte sie gar nicht ; sie fhlte sich hier von einem Menschen , um seiner Art willen , angezogen , dort war es ihr einerlei , welche " Verdienste " sich an einen Namen knpften . \das habe ich ihr spter manchmal zum mahnenden Vorwurf gemacht , sie sei , zweite Generation , gegenber den Vorkmpferinnen undankbar ; sie meinte dann : " vielleicht " . in ihrem Lebensbericht kommt diese Beziehung , wenn auch in gedmpften Tnen , zum Ausdruck . j Salles Doktrinre lag ihrem Naturell ferne , aber vor einer unmittelbaren und fordernden Aufgabe entzndeten sich Pflichtsinn und Eifer . U Tdas muten wir , im werdenden Jahr 1906 , miterleben , als die Studentin sich freiwillig an der Vorarbeit fr die groe " Heimarbeits-Ausstellung " beteiligte , die Gesprche sich um das System der " Zwischenmeister " , der " Verleger " und die Mglichkeit von Tarifvertrgen , von Min destlhnen drehten , wir mehr oder weniger kommandiert wurden , wo es ging , Aufstze ber diese Dinge zu schreiben - sie selber begann bald eine Reihe von Vortrgen diesem Stoff zu widmen . 9 Udie innere Sicherheit , mit der Elly uns allen berlegen war - jetzt ganz " Dame " , jetzt ausgelassener Spielkamerad , jetzt bieder besorgte Gastgeberin bei einem bescheidenen Budenabendessen - , war das Geschenk ihres vterlichen Hauses . Vda es einen Gelehrten des Namens Georg Friedrich Knapp gab , wute ich wohl . Win den Vorlesungen ber die Geschichte der deutschen Agrarverfassung mute: er genannt werden , denn er hatte diese , wenn man so sagen darf , in Ordnung gebracht . Xgelesen aber hatte ich von seinen Bchern keines . } Ydenn in den altpreuischen Provinzen , die er rechtsgeschichtlich erforscht hatte , gab es keinen Weinbau ; so war fr mich der unmittelbar drngende Anla , auch Knapp zu konsumieren , weggefallen . Zfr meinen Freund und Mitredakteur Eugen Katz aber , der alle diese Bcher und ihren Rang kannte , waren sie allein Grund genug , der Tochter des Verfassers zustzlich mit getreuester wissenschaftlicher Sachkunde zu huldigen . & nun hatte Knapp eben in diesem Sommer 1905 seine , wenn man so will , revolutionierende " Staatliche Theorie des Geldes " erscheinen lassen - als die Tochter aufgetaucht war , verlangte Katz , der den freundlichen Mentor meiner mit fnf Semestern zu kurz geratenen Fachausbildung spielte , da auch ich dies: Buch lesen msse . *  dessen weigerte ich mich , denn in der " Hilfe " war derlei ja nicht meine Sparte .  das behutsame Studium der Tochter beschftigte mich mehr als das der vterlichen Geldtheorie - es war beruhigend , bei einer vortastenden Unterhaltung dies festzustellen : sie wute , es war ein sehr bedeutendes Buch , aber sie selber hatte es auch noch nicht gelesen .  G. F. Knapp hielt zum Ausgang des Semesters in der " Vereinigung fr staatswissenschaftliche Fortbildung " einige Vorlesungen ber die Gelddinge . w es war fr uns Ehrensache , sie anzuhren ; der Vater wird auch nicht weiter erstaunt gewesen sein , als ihm die Tochter einen Tro junger Leute vorstellte .  denn er kannte ja ihre gruppenbildende Freudigkeit . 2 0den Rang und die Thesen des Vortragenden zu beurteilen , war ich damals natrlich gar nicht in der Lage ; aber die formale Kunst und die eingngige erzieherische Technik bei einem so schwierigen und zerschriebenen Stoff begriff ich . 1Knapp war ein vollendeter Dozent . m 2ich verglich ihn mit den zeitgenssischen " groen " Nationalkonomen , die ich gehrt hatte - das Entscheidende war die vllige Abwesenheit eines rednerischen Pathos , wie es Schmoller eignete , der polemischen Angriffslust des Adolph Wagner und der spielerischen Ironie , die in solchem Fall , da es fest geglaubte Lehren zu entkrften galt , gewi Brentanos reizvolles Vermgen gewesen wre . W 3alles war logische Versachlichung , die in das Begriffliche einige geschichtliche Beweisstcke aufnahm - nun htte das langweilig sein oder werden knnen , aber es blieb anregend durch die souverne Anmut der Darbietung . 4die gedankliche Konzentration gab sich als Mhelosigkeit , die dem der Ausdrucksweise unkundigen Hrer liebenswrdig entgegenkam .  5es ist hier nicht der Ort zu einem Versuch , Knapps bedeutende Stellung in der Wissenschaftsgeschichte zu charakterisieren - von all den vorhin genannten Hochschullehrern unterschied er sich dadurch , da er , bei ruhig entschiedenen Meinungen und Urteilen , ganz ohne ffentlichen Wirkungswillen war - er wollte erkennen und Erkenntnisse vermitteln ; es war Sache der anderen , der Publizisten , der Politiker , der Organisatoren , daraus sinnvollen Nutzen zu ziehen . 6`dafr war der Mitbegrnder des " Vereins fr Sozialpolitik " durchaus ; aber am streitenden Vollzug sich z u beteiligen , entsprach nicht seiner Natur .  7`es mochte ihm , dem Lehrer , gengen , Menschen zu bilden , und das hat er , mit Ermunterung und Ereiferung , mit Nachsicht und Liebe , wie wenige getan in der gelassenen Distanz eines in sich gewissen , in Haltung und Art durchgeformten Mannes , der doch immer , mit zartem Takt , auch um seine Verantwortung fr den anderen wute . 8`Elly Knapp war im Elementaren sehr verschieden von ihrem Vater . b 9`denn das rasche und sichere Eingreifen , um das fremde Schicksale auch mit Wagemut Sich-Kmmern , entsprach ihrer Natur . ] `aber der Vater gab das Ma des geistigen Anspruchs und der menschlichen Haltung . `das sprten wir damals . `sie empfand das gerne , da wir von seinem Wesen beeindruckt waren , und war zufrieden , da er die Leibgarde der Tochter gelten lie .  `diese hatte ihn zu Naumann und zur " Hilfe " , wenn man so sagen will , erzogen - ber unseren tagespolitischen Eifer mag er gelegentlich recht hrbar geschwiegen haben , worin er eine gewisse Routine besa , aber da er selber ein Schriftsteller und Redner von groem Vermgen war , wrdigte er gerne Naumanns literarische Kunst . `als das Semester zu Ende ging , gab es ein schnes Abschiedsfest mit albernen , ad hoc gedichteten Liedern ; und dann begann , um die Freundschaft zu festigen , eine anlareiche Briefschreiberei . V :nichts war selbstverstndlicher , als da ich im Juni von einem lngeren Aufenthalt in Paris ber Straburg zurckfuhr ; ich kannte di e Stadt , aber jetzt sollte ich sie lieben lernen , indem ich liebenden Augen folgte . :in Berlin wrden wir uns ja in ein paar Wochen wiedersehen ; dort hatte sich Elly eine Gnnerin erobert , die nun mit ihr gemeinsam Belgien und Nordfrankreich besuchen wollte . l :und dann trieb ich mich wieder zum Ausgang des alten , zum Beginn des neuen Jahres in den Wahlgeschichten durch Sdwestdeutschland herum .  :dieses mit einer kleinen technischen Mhseligkeit immer wieder Sich-sehen-Wollen und -Knnen wurde zur wachsenden und bald selbstverstndlichen Besttigung , da wir uns zugehrten . :da gab es nur die heimliche Beschwernis : ich war ja noch so entsetzlich jung und trotz der wohlweisen Schreiberei in Zeitschriften und Zeitungen vor dem Leben ein bichen der " f+ tumbe +f Tor " . ; :das mochte fr meine vertrauten Jugendkameraden nett und gar sympathisch sein , aber ... ich versprach , rasch lter zu werden und bald graue Haare zu bekommen , und hielt diese Zusage : ich wurde frderhin immer ber meine Jahre eingeschtzt , whrend sie bis an die spte Krankheitszeit heran den Charme schier jugendlicher Frische besa . :die taktvolle Korrektheit , mit der ich jene beruhigende Versicherung wahrmachte , hat in der Erinnerung manch heiteres Lob gefunden . U :Knapps ltere Tochter Marianne hatte im Frhjahr 1907 den Hallenser Privatdozenten der chemischen Physiologie Ernst Joseph Lesser geheiratet ; es war hart , den Vater auf den Abschied der zweiten Tochter vorzubereiten . #das geschah dadurch , da eine Photographie des jungen Schwaben auf den Mdchenschreibtisch gestellt wurde . [ #es war nicht der Stil des Hauses , Lebensdinge zu dramatisieren . #aber immerhin , ich mute mit dem Vater einmal sprechen . C #das geschah in seiner Seminarstube in der Universitt , und Elly hatte mich darauf vorbereitet , er werde mir eine Zigarre anbieten , die wahrscheinlich miger sei als ich sie gewohnt . h #die Vermutung traf zu - in der Wohnung wurde nicht geraucht , aber Knapp erfreute sich jeden Tag an einer bescheidenen Brasil . #ich meinte , ich msse ihm etwas von der gedachten konomischen Grundlegung dieser Ehe erzhlen , aber ich kam gar nicht so weit - er unterhielt sich mit mir ber meine nationalkonomischen Lehrer . #war denn das ein zweites fachwissenschaftliches Rigorosum ? . $ #das konnte in dem Ergebnis schief gehen , denn an derlei hatte ich nicht gedacht . #ich habe das Verfahren , wenn ich so sagen darf , erst spter begriffen : er wollte hren , wie ich Menschen , die er: kannte , beurteilte , um mich: selber beurteilen zu knnen . x #das ging dann ganz gut - er hat aus kollegialer , fast freundschaftlicher Courtoisie Schmoller verteidigt , hat aber bei meiner Kritik an Wagner geschwiegen . G #die Zuneigung zu Brentano , dessen hohes formales Knnen und wissenschaftliches Ethos er ebenso liebte , wie er seine ffentlichen Krche mibilligte , war in diesem Gesprch ein Pluspunkt . #und dann , als etwas Familienerkundung getrieben wurde , ber den Namen meiner Mutter , dies andere , da der bayrische Staatsgeologe ein Bruder meines Grovaters . #den kannte er , als charakteristische Figur des wissenschaftlichen Mnchen , aus seiner eigenen Jugendzeit . @in ihrem Erinnerungsbuch hat meine Frau das Wesen des Vaters mit verehrender Liebe gezeichnet , aber auch den so lebendigen vertrauten Kreis ihrer Straburger Jahre geschildert . @darin mute ich nun aufgenommen werden . @das fiel nicht zu schwer . P @Ellys Freundschaft war gleich bei der frhen Begegnung eine Art von Vorleistung gewesen ; es waren aber auch alle , glaube ich , Bezieher der " Hilfe " und somit fr eine geistige Gemeinschaft vorbereitet . @einer aus dieser Gruppe stand vor dem groartigen Abenteuer seines Lebens , das in seiner sehr opferreichen und ganz phrasenlosen Zhigkeit noch die Seelen der Welt bewegen sollte .  @hier war er Kamerad unter Kameraden , ein groer , starkknochiger Mann mit khnem Gesicht , die Sprache mit einer behaglichen Dialektfrbung ; er studiere jetzt Medizin , sei aber von Beruf evangelischer Pfarrer und nebenher Orgelspieler und Musikhistoriker . @es war nicht leicht , sich einen Reim darauf zu machen . * @ich habe damals nie sein Spiel gehrt und hatte noch keines seiner Bcher gelesen . \ F @aber die Flle dieser Begabungen , von denen weiter gar nicht geredet wurde , weil sie fr den merkwrdigen Mann so selbstverstndlich schienen , mute einen nachwirkenden Eindruck machen . @Albert Schweitzer hat uns am 11. April 1908 in der Straburger Wilhelmer Kirche getraut . k @er hat spter ein paarmal im Scherz gefragt , ob uns nicht der Lysoformgeruch gestrt habe - er war gerade von einer Operation gekommen . @davon hatte ich nun nichts gemerkt , aber ich war ein bichen betroffen oder gar verwirrt , weil er das Bibelwort gewhlt hatte : " Ihr seid das Salz der Erde " .  @waren wir denn das ? . @ach , und ich hatte mich eben noch so ungeschickt benommen ] . w @Elly hat die Geschichte in ihrer Erzhlung von diesem Tag schonend verschwiegen : ich hatte die standesamtliche Eheurkunde brav sogleich im Koffer verwahrt . 'was tun ? . 'der Vater Knapp , der gar nicht fr peinliche Geschichten war , sthnte : " er hat gar keine Erfahrung ] " . 'ich machte wohl ein so unschuldig-schuldbeladenes Gesicht , da Schweitzer entwaffnet die Strafandrohung des Gesetzes miachtete . 'das rechtlich fragwrdige Verhalten des Geistlichen ist inzwischen verjhrt ; die junge Frau aber begriff , etwas erstaunt ber so: viel Unbedachtheit , was an Erziehungsaufgaben ihrer wartete . 'die erste gemeinsame Fahrt ins Leben ist fr die Erinnerung fast zu einem Symbol der Doppelspurigkeit dieser Gemeinsamkeit geworden : im offenen f+ " Chaisle " +f fuhren wir durch den frisch ergrnenden Odenwald nach Miltenberg .  'Elly tauschte mit dem heimischen Kutscher auf dem Bock die Geschichten ber den " alten Louis " , der ihr Urgrovater und so etwas wie der Eulenspiegel dieses Landes gewesen war ; ich hatte ein Skizzenbuch eingepackt , und die lange vernachlssigten Fertigkeiten schienen unter dem ermunternden Zuspruch zu besserem Gelingen zu erblhen - waren wir Romantiker , die dem liebenswrdigen Modell des Moritz von Schwind folgten ? . 'offenbar doch nicht ] .  'denn - so hatten wir die Termine gelegt - nach ein paar Tagen saen wir in Frankfurt in einem verrucherten Saal voll erregter Menschen , selber erregt : auf dem freisinnigen Parteitag vollzog sich in dramatischer Spannung die Trennung zwischen Naumann und Theodor Barth . 6 'als wir , nach Stationen in Marburg und Kassel , nach Berlin kamen , erwartete uns dort ein Aquarell der Miltenberger Landschaft - Naumann war , nach den harten Redekmpfen , dorthin gefahren und hatte es zum Willkommen fr Elly gemalt . =das Bild ist kein groes Kunstwerk , aber das teuerste Zeugnis einer inneren Liebenswrdigkeit geworden . # =durch diese junge Ehe ging eine heitere Melodie , wenn auch arge Gesundheitsstrungen gelegentlich dunkle Tne darein mischten ; freilich wurde eine: Differenz nie ganz ausgeglichen : Elly fhlte sich in der Folge von Stefan George , den sie mit ihrem wunderbaren Gedchtnis fr alles Rhythmische frei zu sprechen wute , whrend ich diesem Phnomen gegenber khl war . =mein " Heros " war damals Richard Dehmel .  =der Streit blieb nachsichtiges Spiel . P =in ihrer Rckschau meinte Elly wohl , wir htten die Lebensfhrung etwas zu prinzipiell angelegt , weil sie mit tapferem Eifer gleich selber beruflich ttig wurde und in ihrem " Fach " Unterricht erteilte .  =aber sie hat es gerne getan ; denn das Sich-mitteilen-Knnen in der klaren Darlegung eines Stoffes , in der Ermunterung zur Selbstgestaltung , etwa beim Erzhlen , war i hre wunderbare Begabung , und es freute sie auch ganz einfach , ihren Teil zum Lebensunterhalt beisteuern zu knnen .  =" meine Kleider habe ich mir immer selbst verdient " . =vielleicht war es die schwierigste , aber doch schlielich einigermaen geglckte Aufgabe , den jungen Ehemann zu domestizieren . =wir hatten in einer frhlichen Runde einen nebenamtlichen Ehevertrag paragraphiert , vielleicht zehn Punkte .  =ich wei sie im einzelnen nicht mehr . 1 =aber mein Versprechen war darunter , auf die lange Pfeife , die meine verwichenen Jahre begleitet hatte , zu verzichten - ihr Qualm sei unertrglich und die Gardinen ... . =ich lie mich schriftlich von der Pflicht entbinden , in Geschfte fr Damenkleider und Damenhte mitzugehen - sich darum kmmern zu sollen , schien mir weibisch .  "und dergleichen mehr . ' "aber irgendwann gelang es Elly , mir die prtentise hochgeschlossene Weste abzugewhnen , worber sich vor allem die Schneider freuten , vielleicht auch der reizende Krefelder Krawattenfabrikant , den wir im Vorstand des Werkbundes hatten ; ich lernte , da man zum Cut keine gelben Schuhe tragen drfe ; wenn auch mit leichtem Murren ging ich auf Anweisung zum Friseur . y "man fand nach einiger Zeit , da ich mich gendert habe , und ich selber sah ein , da das Absonderlich-sein-Wollen im Grund eine juvenile Koketterie gewesen . "diese Wandlung empfahl sich auch , weil ich nun mit in einen mir neuen Menschenkreis trat . "G. F. Knapps Mutter war eine Schwester von Justus von Liebig , die Frauen von Adolf Harnack und Hans Delbrck , zwei Schwestern Thiersch , waren Enkelinnen des groen Chemikers . "in Potsdam war eine dritte Schwester mit dem Oberstudiendirektor Rassow verheiratet , einem eifrigen Popularisator des Flottengedankens und dadurch in dessen Frhzeit dem Naumann-Kreis nahestehend . "Elly hatte in diesem Familienverband whrend ihres Berliner Universittsjahres Liebe und Rckhalt gefunden - nun mute sie mich in diesem illustren Zirkel vorfhren , und ich sollte doch einigermaen bestehen . K "ich hoffe , da mir das allmhlich gelungen ist ; das Schne und meine damals vorhandene Befangenheit Lsende war , da man mich fr " voll " nahm , was ich selber in der gelehrten Welt gar nicht tat . E "dies war mir vllig klar , da diese herzliche Aufnahme ja nun eigentlich der Sympathie fr Elly zu danken war und meiner Arbeit bei Naumann , den Harnack und Delbrck z u wrdigen wuten . das Wohlwollen , das ich spren durfte , hat mich menschlich sicherer gemacht . ~ beide Mnner habe ich spter in ihrer geistesgeschichtlichen Stellung zu zeichnen versucht - derlei wre mir damals vermessen und unmglich erschienen . # die Begegnung mit den Menschen stand vor: der Begegnung mit dem Werk , wenn ich auch Delbrcks Hrer gewesen war . M als mich dieser zu sich bat , damit ich ihm die wrttembergische Verfassungs- und Wahlrechtsreform einmal im Zusammenhang darstelle , wobei er przis frug , habe ich mich als Lehrer des Lehrers gefhlt . in seinem Hause bin ich damals an einem Abend zum erstenmal Max Planck begegnet , beeindruckt von seiner verhaltenen Sicherheit , ahnungslos ber seine Bedeutung .  der neue Familienverband , in den ich getreten war , besa aber noch eine andere Komponente : Ellys Mutter entstammte einem russifizierten georgischen Geschlecht , und nun kamen von Zeit zu Zeit auf der Durchreise die Verwandten aus Petersburg in den jungen Haushalt . die Base Tamara war , in Baden-Baden aufgewachsen , das vielbewunderte und sehr geliebte Idol in Ellys Kindheit gewesen , eine bedeutende Erscheinung . ihr Schicksal und das des Bruders , eines zaristischen Diplomaten , hat uns nach Jahren stark beschftigt : Krieg und Revolution , mit den Augen derer betrachtet , denen die Heimat geraubt war . diese fremde Welt besa eine auerordentliche Anziehungskraft - Ellys Mutter war seit Jahren leidend und hatte die Heima t in Tiflis nie mehr gesehen . b [um so lebhafter das Bedrfnis , aus der Familientradition der realistischen wie der romantischen Zge habhaft zu werden . c .das steigerte sich noch , als am Schlu von Tolstois sptem Roman " Hadschi Murat " der Grovater leibhaftig auftrat ... . <aim " Ausblick vom Mnsterturm " wird davon reizvoll erzhlt . > (aim August 1910 wurde uns ein Sohn geboren - es ging durch Tage um Leben und Tod von Mutter und Kind .  +bu+ frhe Reisen +u . V w !bin unserem Lebensprogramm war vorgesehen , den jhrlichen Vierwochen-Urlaub zur Weltbesichtigung zu verwenden - es ist nicht allzuviel dabei herausgekommen . q &bden europischen Kontinent habe ich in einem " Privatunternehmen " nie verlassen , doch sind mir die frhen Reisen in vielem wichtig geworden . L bich kann sie nicht der Reihe nach beschreiben wollen ; zumeist habe ich hinterher Aufstze ber diese , ber jene Begegnung verfat und - ganz banal - die Mglichkeit des Unterfangens damit finanziert . y baber Eindrcke und doch wohl auch Erfahrungen sind durch das ganze Leben frisch geblieben neben den Anekdoten , die mir das Schicksal liebenswrdig zugedacht .  bim Mai 1906 fuhr ich nach Paris ; das Wagnis war nicht zu gro , denn schon am Bahnhof empfing mich der Mnchener Studienfreund Wilhelm Hausenstein , er hatte auch in einem Hotel garni in der rue Faubourg St. Honore ein Zimmer fr mich bestellt und ein loses Programm fr die kommenden Wochen entworfen . baber ein bichen , das sprte ich , sah ich ihm , dem immer Gepflegten , etwas verdchtig aus ; in seiner diskreten Art unterrichtete er mich , da fr die Friseure in dieser Stadt kein frher Geschftsschlu sei .  cund da fand ich denn auch im spten Schlendern durch die dunklen Straen eine einladende Helligkeit , setzte mich brav und still zwischen die schwatzenden Menschen , bis die Reihe an mich kam und ich mit berlegener Unbefangenheit die schn memorierte Bitte anbrachte : " f+ Veuillez me faire mes chevaux +f " . cder Erfolg bei den wohlgelaunten Gsten war vollkommen, der f+ Coiffeur +f aber blieb nachsichtig ernst und nahm sich meiner Haare an ohne sich nach meinen Pferden zu erkundigen .  cdiese Geschichte von meinem ersten selbstndigen Auftreten in Paris , die ich meinem Mentor schnell als Frhstcksgabe schenken konnte , hat sich in ihrer Albernheit als Familien-Slogan erhalten - ich lernte aus ihr zwar kein sicheres Franzsisch , doch dies , da man sich in dieser Stadt blamieren durfte ( hoffentlich noch darf ) und des verstndnisvollsten Beifalls sicher sein konnte . cfr die Erinnerung ist diese Belanglosigkeit der sinnvolle erste Takt fr meine Melodie der Heiterkeit gewesen , die diese paar Wochen getragen hat . cich fhlte mich ungeheuer wohl und wollte so pariserisch sein , wie es ging - nur durfte ich dann nicht reden .  ]caber singen , das durfte ich - fr zwei f+ Sous +f konnte man sich den Text kaufen und zu einer Gruppe der rue Pigalle treten , die mit einer Geigenbegleitung das eben kreierte " f+ Sous les toits de Paris +f " bte - wie lange hat mich dieser Wisch Papier als schier sentimentales Dokument begleitet ] . s $cich kaufte mir sogar einen Filzhut , als ich erfuhr , da mein Strohhut unangenehm auffalle - den drfe man erst nach dem Rennen in Argenteuil tragen ] .  *cund da Hausenstein nicht tanzte , nahm ich es ihm ab , die kleine Marcelle im Bal Bullier , einem Studenten-Lokal auf dem Montparnasse , durch endlose und schweigsame Walzer zu erfreuen - sie war so brav , da sie sich auch von mir zeichnen lie . )dnicht ohne Rhrung entdeckte ich die primitive , doch wie mir das Gedchtnis sagt , nicht unhnliche Studie nach fast einem halben Jahrhundert in meinem Pariser Skizzenbuch . ^ ;daber das Unternehmen war doch keine Vergngungs-, sondern eine " Bildungs " -sache ] . ^dich glaube , ich habe diesem ihrem Sinn redlich gedient . -dganz unvorbereitet war ich nicht : die historischen Studien von Ludwig Pfau hatte ich , schon aus Heilbronner Patriotismus , gelesen - da gab es Hinweise auf die Vergangenheit .  /dund von Julius Meier-Graefe , dem unsere Generation , gleichwohl ob wir spter uns durch snobistische Zge gestrt fhlten , unendlich viel an Anregung und Belehrung zu danken hat , wuten wir , was in den letzten Jahrzehnten , was jetzt " los war " . = dKonsumwilligkeit und Konsumkraft des Zweiundzwanzigjhrigen waren unermdlich - wrde ich je wieder hierherkommen ? .  dfast darf ich die Behauptung wagen : es gibt kaum eine alte Kirche in Paris , die ich damals nicht aufgesucht htte ] . ddoch gingen uns die " Modernen " nicht mehr an ? .  dseit einem Jahr weilte auch ein anderer Freund der Mnchener Jahre in Paris , Albert Weisgerber - ich habe ihn mit Hausenstein zusammengebracht , der dann , ich war auf diese Vermittlung etwas stolz , nach des Malers Soldatentod , zehn Jahre spter , sein Biograph wurde .  dWeisgerber war von Paris einigermaen umgeschmissen worden , zumal von Cezanne , der noch lebte - die Farbigkeit seiner Palette lockerte sich , er , der Schler der meist pathetischen Figuralen Stuck und Herterich , ging auch an die Landschaft heran - ihm danke ich , da er mich in die Wohnung des Kunsthndlers Durand-Ruel brachte , in der ich nicht gern gehaust htte , wo man aber in den intimsten Gelassen an Werken der groen franzsischen Impressionisten sich ergtzen mochte . edavon will ich nicht weiter schreiben - die Gefahr ist zu gro , da sptere , vertiefte Erkenntnis sich in den Jugendeindruck mengt .  edoch gestehe ich gerne , da ich von den so ganz anderen groen und frommen Wandbildern des Puvis de Chavannes im Pantheon einen recht nachhaltigen Eindruck empfing , und nicht so sehr wegen ihrer Frmmigkeit als wegen des Vermgens , mit groen Wnden fertigzuwerden , ohne das Rumliche zu sprengen - ich wanderte auch brav nach Le Vesines , um Maurice Denis' Kirchenmalerei kennenzulernen , und merkte pltzlich , da sie khner , aber wohl auch frmmer war als die recht bald ins Restaurative geratenden frhen Reformbemhungen der schwbischen Benediktiner von Beuron . evom Pariser Theater konnte ich keinen Eindruck gewinnen . |ebei einem klassischen Stck - war es von Corneille , von Racine - kam ich einfach nicht mit . ,efr mein spteres Verfahren , ein Stck in fremder Sprache vorher zu lesen , fehlte es in den von Pflichten bedrngten Wochen an Zeit .  %eganz bieder besuchte ich in der groen Oper " f+ Les maitres-chanteurs de Nuremberg +f " - aber ich kannte sie schon und merkte bald , da Richard Wagners Schluapotheose der " deutschen Meister " gestrichen oder doch umgeformt war , ber die musikalische Qualitt der hchst farbigen Auffhrung verbot ich mir schon damals ein Urteil . c _fimmerhin sprte ich , was mir Jahrzehnte spter mahnend vorgehalten wurde , da dieser Komponist den Parisern gut gefiel .  >faber " pariserisch " war es doch nicht recht .  ?fich war damals noch zu jung , um unterscheiden zu knnen , etwa in einem Etablissement wie Moulin Rouge , was dem rechten Menschentum dieser Stadt zugehrte oder was in dessen Industrialisierung lediglich auf die Erwartungen der Allerweltsfremden abgestellt war , die " ihr " Paris fr ihr Geld " erleben " wollten . fzwanzig Jahre spter , bei einem mehrwchigen Besuch , habe ich das , denke ich , unterscheiden knnen . f1906 war vielleicht noch ein Schwebezustand .  fauf jeden Fall freue ich mich , mit Weisgerber in einer kleinen Kneipe auf dem Montmartre gewesen zu sein , wo Zeichnungen und Litographien des Toulouse-Lautrec an den Wnden hingen , die Guilbert , der Bruant , und dann kam dieser selber mit dem legendren , halb schon zur historischen Pflicht gewordenen groen f+ Shawl +f um den Hals und sang im Patois seine Lieder - verstanden habe ich nur Teile , aber immerhin , man war Zaungast eines Stckes Kultur- und Kunstgeschichte , ehe dies abgesetzt wurde .  fdieser Aufenthalt war so sehr auf Architektur und Bilder eingestellt , da die Politik mich kaum berhrte - ich wei nicht , ob die Abgeordnetenkammer pausierte , nahm es aber fast an , denn von Jaures , von Delcasse einen persnlichen Eindruck mitzunehmen , htte die Lebensneugier sicher gereizt . ! fich habe weder die Kammer noch eine politische Veranstaltung besucht . c fdoch ein anderer Eindruck hat seltsam lange nachgewirkt , um sich bei einigen spteren Auslandsreisen dann zu besttigen .   fein Brackenheimer Jugendgespiele und Schulkamerad , seit ein paar Jahren kaufmnnischer Angestellter in Paris , brachte mich in seinen Freundeskreis ; es waren nette Leute , fr einige war diese Stadt eine Etapppe ihrer Weiterbildung , fr einige schon gedachtes Endziel , Korrespondenten , Vertreter .  gvon ihnen eine Beratung zu erhalten , wenn es nicht gerade die Nachfrage nach einem Ausflugslokal gewesen wre , schien vollkommen aussichtslos ; von den Dingen , die ich ihnen ber meine Streifzge erzhlte ( und das war nicht blo: Kunstgeschichte ) , wuten sie schlechterdings nichts . 9 gdas merke ich deshalb an , weil es mich , der ich nach Jahren viel mit " Auslandsdeutschen " freundschaftlich verkehrt habe , frhe mitrauisch gemacht hat gegenber politischen und kulturellen Urteilen , die sie ber ihr Gastland anboten . ^ `gwas wuten sie von seiner Geschichte , von seinen geistigen und sozialen Tendenzen ] . @ :gspter habe ich mir Einfhrungen bei Pressevertretern verschafft , und da hatte die Sache dann einen anderen Stil . Q #gder Weg zu den frhen Vlamen war in Karl Volls Mnchener Seminar geebnet worden , Frommentiers herrliches Buch mute dem Wanderer die erwartungsreiche Frische geben , Bodes Analysen die Sonderart der spteren Niederlnder merkwrdig machen - fr meine Erinnerung haben die vier Wochen , da ich 1907 in Belgien und Holland von Stadt zu Stadt fuhr , hier ein paar Stunden , dort ein paar Tage blieb , den leicht pedantischen Zug der sehr regulierten Bildungsreise .  @gich notierte mit krftigem Eifer und dem Versuch individueller Darstellung meine Eindrcke - denn da Elly Knapp ein Jahr zuvor ungefhr die gleichen Kirchen und Museen besucht hatte , war sie gewi gern bereit , das alles zu lesen und an dem eigenen Gedchtnisbild zu berprfen . 'hdenn sonst besa ich auf diesen Fahrten niemanden zum ausgleichenden Gesprch .  =hspter pflegte ich gelegentlich zu sagen , mit einer vereinfachenden Koketterie , die Fragen und H inweise hervorlocken mochte : der bleibende Gewinn dieser Reise sei der Besuch im Haager Mauritshuis gewesen , die Begegnung mit Rembrandts " Saul und David " , mit Vermeers Delfter Stadtlandschaft - dann fgte ich wohl an : nein , die groen Gruppenbilder des Frans Hals in Haarlem gehren noch dazu ] .  "hdas ist gewi nicht alles , was ich von diesen im Konsumieren von Geschichte unersttlichen Wochen erzhlen knnte : da war etwas ganz Neues , leicht Aufregendes und leicht Rhrendes , die Beghinenhfe in Brgge , berraschend die dunkle Wucht der alten Burg in Gent , heiter-wehmtig die Grachten in Delft , etwas zu intensive Kulturanekdote das Glockenspiel in Leyden , wohin ich nur wegen des Lucas van Leyden gefahren war - punkthaft tritt dies , tritt jenes wieder ins Bewutsein , und ich glaube , nur in diesem Punkthaften ist die Erwhnung erlaubt . & hwar hier alles , was man suchte , worauf man stie , nur Geschichte ? . ahzum mindesten hatte Belgien in den verwichenen Jahren durch das groe Experiment eines Generalstreiks den Elan und die Grenze seiner sozialistischen Arbeiterbewegung dargetan . bhich habe darber keine Studien gemacht , aber ich habe ihr auf eine seltsame Art meine Reverenz erwiesen , indem ich in der Halle des Gewerkschaftshauses meine Mahlzeiten nahm . chgewi , sie waren auch billig .  dhaber irgendwoher wute ich , da dieser Bau von Henry van de Velde errichtet war , eine der frhen Arbeiten des in seiner Weise genialen und spter fr die deutsche Formenent wicklung so wichtigen - keineswegs immer zum Guten entscheidenden - groen Knstlers .  eiso abstrus oder kindhaft naiv das dem heutigen Leser erscheinen mag - ich halte diesen Entschlu , um des Architekten willen ein Elokal ungewhnlicher Art aufzusuchen , nicht fr eine individuelle Marotte , sondern fr Gruppen einer Generation bezeichnend , die irgendwie kulturpolitische Bekenntnisse ablegen wollte .   fidort sah ich zum erstenmal den Versuch , das nicht verhllte Eisen als Konstruktionselement sichtbar und damit wirksam zu machen - der Versuch hatte 1907 bereits die Patina eines frh-historischen Vorlufertums , was ganz deutlich wurde , als ich , ein paar Jahre spter , 1910 , in Brssel die Weltausstellung besuchte - doch hatte van de Veldes Beginnen die grere Ehrlichkeit im Unvermgen der dekorativen Lsung fr sich .  gidamals verfgte man bereits ber das geschmackvoll sichere Schwindeln der berlieferten Steinattrappe und berlie die Lsung der Zukunft , die aber bis heute die gewisse Antwort : Beherrschung des Materials durch ein autonomes Formgewissen , schuldig blieb . * hidiese Meinung gehrt gewi nicht zu den Empfindungen eines Dreiundzwanzigjhrigen . * iisehr anderer Art die Begegnung mit einer Gegenwart , wenige Tage spter , im Haag . o iich meldete mich , frhe , um meinem Pensum zu gengen , es mochte halb zehn Uhr sein , bei dem Gesandtschaftsrat der russischen Vertretung . ider Herr sei noch im Bade , aber ich solle um ein Uhr zum Essen kommen . idiese Freundlichkeit entwaffnete den Unmut .  iJosef von Loris-Melikow war vllig " im Bilde " ; Elly Knapp hatte mich ihrem Vetter offenbar ziemlich intensiv angekndigt , und er war durchaus bereit , nun auch mich als knftigen Vetter zu betrachten ; blo im Bade wollte er nicht gestrt werden .  Ellys und seine Mutter waren Schwestern , er selber , vom Vater her der Neffe des Reform-Ministers unter Alexander @II. dessen Versuche , Ruland zu " europisieren " , d. h. begrenzt volkstmliche Rechte einzufhren , waren mit der Ermordung des Zaren vernichtet . % davon wute ich damals nicht viel ; die innere Geschichte Rulands war ziemlich nebulos geblieben . nicht als ob ich sie nun mit seinen Augen zu sehen gelernt htte - aber alle spteren Begegnungen mit ihm wurden , zumal nach der psychologischen Seite , aufschlureich . ' jda er einige Jahre das Gymnasiu m zu Baden-Baden besucht hatte , war ihm Deutsch bis in die Dialekt-Tnung gelufig . ker war doch wohl der erste " Diplomat " , den ich persnlich kennenlernte , eine sehr liebenswrdige , etwas weiche , sehr honorige Natur , zierlich von Gestalt , mit wehmtigen Augen und einer anspruchsvollen Nase .  ler wird in diesen Blttern noch einige Male auf die Bhne gerufen werden , damals hat er mir jene Bhne gezeigt und erklrt , auf der ein Stck fr die Weltgeschichte mhsam geprobt wurde - man will nicht gerade sagen , da es durchgefallen sei , es ist eigentlich halbfertig vom Repertoire abgesetzt worden .  mim Haag tagte gerade die zweite Friedenskonferenz ; jene frhen Anregungen des Zaren Nikolaus @II. sollten in einem neuen Einsatz recht konkretisiert werden : Loris-Melikow , Mitglied der stndigen russischen Mission im Haag , war einer der technischen Chef-Sekretre .  neine Plenarsitzung konnte er nun fr mich nicht einberufen , es war ein Tag der Unterkommissionen , doch meine Fragelust ermunterte ihn , mir die zugnglichen Rume zu zeigen , die Verfahrensweise zu erklren , auf den oder jenen Delegierten aufmerksam zu machen - die Frage : was mag herauskommen ? beantwortete er , wie das nun eben ein gelernter Diplomat besorgt : man wird sehen ... . # o" blutsmig " war Josef kein Russe , sondern von beiden Elternteilen entstammte er der georgischen Adelsschicht .  pMelik heie eigentlich " Frst " , erfuhr ich einmal , und es hat ihm Spa gemacht , als ich bei einem Besuc h den ehrwrdigen Stielerschen Handatlas aus den achtziger Jahren herausholte , um ihm die deutsche Zuverlssigkeit darzutun : da stand ber einem erklecklichen Landstrich dies Wort : Loris . b qaber diese Familien waren , zum mindesten damals , wenn nicht russifiziert , so doch den Romanows bedingungslos ergeben .  7 rRulands Weite und weltpolitische Bewegtheit gab ihren Ehrgeizen und ihren Begabungen den greren Raum der Bewhrung als das traditionale Herrschaftsgefhl einer schlielich doch brchig werdenden Feudalordnung des historischen Winkels . J nun hatte ich wohl die Ostsee befahren und die Nordsee geschmeckt , aber das " Schwbische Meer " , wie man in meiner Jugend den Bodensee nannte - die Formel ist verdorrt - , war mir fremd geblieben . * Elly , mit ihm vertraut , sorgte , da die Bildungslcke schnell ausgefllt werde .  ich bin spterhin durch viele , viele Besuche , die Tage , die auch Wochen whrten , innig mit ihm verbunden - seine Ufer- und Randgebiete umschreiben doch wohl das Stck Deutschland , da groe geistige Geschichte und krftige Anmut der Landschaft in schnem Reichtum sich begegnen . g aber dieser Sommer 1908 , im " Schiff " in Mannenbach , hat ein paar Anekdoten , die ber die Jahrzehnte blieben , geschenkt . da war das Luftschiff des Grafen Zeppelin ; den Nachgeborenen ist das kaum zu verdeutlichen , was dessen tapferes Experimentieren seinen deutschen Zeitgenossen bedeutet hat .  es war im Technischen ein Irrtum - man mag es einen heroischen , einen tragischen Irrtum nennen - , die Volkstmlichkeit des zhen alten Generals hatte die Flugzeug-Versuche des in seiner Art so skurrilen wie genialen Otto Lilienthal gar nicht ins Bewutsein der Nation kommen lassen .  was war das damals ein Tag , als das silbrige Schiff , das man ein paarmal bei seinen bungsflgen gesehen hatte , mit herrlicher Sicherheit ber den jubelnden Menschen hinwegflog , rheinabwrts - und am Nachmittag darauf in Meersburg an den Plakat-Tafeln die Nachricht von der Katastrophe in Echterdingen ] . $ ~Elly hat geweint , Willy Andreas , damals in Konstanz , und ich waren nahe daran . y sdie Erschtterung , die durch die Nation ging , hat im geschichtlichen Sinn einen politischen Rang : " das Volk " fhlte sich in jener " Spende " als Einheit . tdas hatte es , vergleichbar , in Deutschland noch nie gegeben .  uich bin selber nie in einem Zeppelin gefahren , aber wiederholt darin , in fertigen und unfertigen , herumgeklettert , da ich in den zwanziger Jahren mit dem groartig begeisterten und auch begeisternden Alfred Colsmann , dem geschftlichen Leiter der Zeppelin-Unternehmung , zu guter Freundschaft gekommen war . vals spter , in den Kriegsluften , Zeppelins Name politisch mibraucht wurde , tat er uns leid ; denn die Symbolkraft , die seine wenn auch nur technische , so doch wirksame Glubigkeit bewhrt hatte , war jetzt beschdigt .  wder Vater Knapp war uns nachgereist . xer hatte sein zweites Straburger Rektorat , am Schlu mit einigem Gesthne , hinter sich gebracht ; bis zum April war Elly seine Assistentin in den reprsentativen Dingen gewesen und hatte dabei eine Flle von heiteren Geschichten gesammelt . yfr den Rektor war aber die Sache nicht so amsant wie fr die Tochter . zdenn ein Sohn des Kaisers , August Wilhelm , war fr zwei Semester an die reichslndische Universitt entsandt , um dort mit dem staatswissenschaftlichen Doktor abzuschlieen . c Knapp machte Schwierigkeiten - die Promotion setzt sechs Semester voraus , dem Hohenzollern-Prinzen sollten vier gengen . Q seinem Wesen nach war Knapp weder f+ gouvernemental- +f -loyal noch " oppositionell " , das Wort " korrekt " ist zu mager und zu eckig fr die berlegene Freiheit seiner im Grunde rein betrachtenden Natur . k i n sauberen Schriftzgen gab er den Berliner Stellen seine Ablehnung bekannt - die akademische Ordnung sollte nicht durchbrochen werden . andere Mitglieder der Fakultt waren nicht so penibel - . mit einer leichten Spitzbberei erzhlte er davon , da er in der Stunde des mndlichen Rigorosums auf dem Platz vor der Universitt spazieren ging - es sei lstig hei gewesen . wer wollte , konnte von dieser Form des Alibi Kenntnis nehmen .  R ich war damals unsicher gewesen und bin unsicher geblieben , ob es ihm recht oder peinlich war , da jemand davon wirklich Kenntnis nahm und die Geschichte in der demokratischen Zeitung der Stadt darstellte . ' das also war Mannenbach 1908 , und es gab Entzckungen genug , die Liebe zur Reichenau flo ins Herz , der Untersee verschenkte die Schnheit seiner alten Siedelungen , und unsterblich blieb in der Familie die literaturgeschichtliche Unterweisung des Fhrers auf dem Schlo in Meersburg : f+ " do isch se g'hockt un hat dicht't " +f - nmlich Annette von Droste-Hlshoff . und das seltsame Grab des Mesmer wurde besucht , des Entdeckers und Deuters des animalischen Magnetismus . 1 aber an einem heiteren Tanzabend im " Schiff " sa zwischen den bekannten Gsten des Hauses ein Fremdling , ein Mann mit einem schweren Krper ; die groen Augen hatten etwas von einem ablehnenden und doch heimlich werbenden Trotz . Elly in ihrem unbefangenen Erlsungsbedrfnis wollte ihn zum Tanz holen - das erlaubte sein Herz nicht .  so entstand eine jugendliche Freundschaft mit Norbert Jacques - er wute schon ein bichen von mir , ich ein wenig von ihm , und es war hchst reizvoll , nun an ihm , dem Luxemburger , der damals in Mannenbach wohnte , die breite Sinnenhaftigkeit des naiv genieenden Menschen zu erleben . \ das Schlo Arenenberg , das die Legenden um den jungen dritten Napoleon beherbergt , ist mir in seiner Atmosphre durch ihn , den Nachkommen eines franzsischen Soldaten des ersten Napoleon , recht fabar geworden . o die Vertrautheit , die sich eine Zeitlang im Briefwechsel und spter bei gelegentlichem Besuch an der schier pltzlichen Intimitt der ersten Begegnung erwrmte , hatte , ohne da ich das gleich bemerkt htte , frhe einen Sprung : ich hatte ber einen Roman von Jacques , wenn auch im Ton wohlwollend , doch in der Wertung kritisch eine Rezension geschrieben , wo er Enthusiasmus erwartet hatte . das erfuhr ich durch einen ge meinsamen Bekannten . diese Sache ist wohl nicht recht der Anmerkung wert . s aber sie belehrte mich , wie bedenklich es werden kann , mit Dichtern menschlich vertraut , ja befreundet zu sein , ohne als ihr Propagandist zu wirken . als ich jung war , hat mich , der ich im Literarischen nie einer " Gruppe " zugehrte , derlei etwas beunruhigt , spter nicht mehr .  nach fnf Jahren ein zweiter Aufenthalt in der Schweiz - es war fr mich eine Entdeckung , da es dort noch eine vierte Sprache gibt , das " Romanische " ; Ellys Schweizer Verwandten hatten uns in Brgels oberhalb Dissentis ein altvterisch behagliches Gasthaus empfohlen - eine Hochebene mit damals romantisch-dsteren Wldern , aber auf den Friedhfen und in den Kirchen wurde man zum dilettantischen Sprachphilologen .  vom Oberrheintal aus machten wir dann , obwohl ich nie ein " Alpinist " gewesen bin , eine Pawanderung , wie sie heute im Zeitalter des Autos wahrscheinlich kein Mensch mehr als Ferienbeschftigung unternimmt : Oberalp , Gotthard , Furka , Grimsel , wir muteten uns und unseren Fen , die das eigentlich nicht gern hatten , reichliche Strecken zu , und das Programm , die Gre der Bergwelt , die uns durch Tage in praller Sonne umleuchtete , auf solche Weise zu vereinnahmen , erwies sich als schier banale berforderung . ein Abstecher fhrte uns nach dem entzckenden Thun .  dort waren Friedrich Payer und Conrad Haussmann in der Sommerfrische , und es schien uns nett , den beiden Mnnern , den s chon vom Vater verehrten Fhrern der schwbischen Demokratie , denen ich menschlich nahegekommen war , unsere Aufwartung zu machen . * {es wurde denn auch in dem schattigen Hotelgarten , nahe beim See , sehr behaglich .  5 Aaber , das ist keine Anmerkung des Alters , sondern war mir frhe deutlich geworden : ich konnte mir , gemessen an den beiden trefflichen Mnnern , bereits als Weltfahrer vorkommen , ich hatte immerhin mit einiger Lebensneugier Dnemark , Frankreich , England , mehrfach Italien besucht , fr sie war die gepflegte Schweizer Hotel-Sommerfrische das Ausland oder doch eigentlich nicht einmal dies , so , wie fr meinen ihrer Generation zugehrigen Vater die Tiroler Bergwelt " die Welt " war . v Bdas hat mich gewi nicht damals , aber fnf Jahre spter , als das vaterlndische Schicksal beide in groe Verantwortungen stellte , nachdenklich gestimmt . Cfr mich gewann diese zweite Schweizer Reise einen leicht sentimental-literarischen Ausklang . p DElly drngte es nach Badenweiler , wo , unter der diskreten Obhut seines Grovaters , der dreijhrige Bub in einem Kinderheim abgestellt war . : Eich selber aber fuhr nach Zrich , um auf dem Kilchberg im Hause von Conrad Ferdinand Meyer zu Abend zu essen ] .  Fdas war ein liebenswrdiges Geschenk des Zufalls und der Wirtin in Brigels , da man uns mit einer gebildeten , zarten und eindrucksvollen Dame am kleinen runden Tisch kopuliert hatte - Camilla Meyer freute sich ganz einfach , da da ein junger Mensch aus dem Reich alle Werke ihres Vaters kannte und sogar besa . Gund Elly mit ihrem unheimlichen Gedchtnis fr alles Rhythmische , fr alles Gereimte wute ganze Strophenfolgen in schner Sicherheit uns zu sagen . ? Hdas wurde dann auf den gemeinsamen Spaziergngen eine schnelle und fast vertraute Ferienfreundschaft . Iich wei nicht , ob die sehr herzliche Einladung nicht vorweg Elly galt ; die Gastgeberin wrdigte deren mtterliche Besorgtheit .  was alles an dem Abend gesprochen wurde , ist der Erinnerung lngst entwichen - sicherlich nicht lediglich Literatur - , geblieben ist mir der seelische Duft , da ein Haus mit seinen persnlichen Intimitten im Begriff war , fr den Besucher einen mus ealen Charakter anzunehmen .  der Dichter selber war vor fnfzehn Jahren gestorben , aber er schien irgendwie gegenwrtig zu sein , und es war fr unsereins , die wir doch der " neuen Zeit " zu ihrer Formgebung helfen wollten , eine brave Aufgabe , diese Umwelt an Mbeln , an historisierender Selbstgestaltung als das geme Milieu zu begreifen . jdie subtile menschliche Problematik des groen Dichters war meiner Naivitt damals gar nicht bekannt - ich glaube , Camilla Meyer sprte das und war eigentlich dafr dankbar . $ jdieser Besuch schenkte mir sozusagen nebenher auch die erste Vertrautheit mit dieser Stadt Zrich und das mich sehr , sehr bewegende Durchwandern des polnischen Geschichts-Museums im Schlo von Rapperswil , jenes Mausoleum einer unseligen und doch tragisch ergreifenden Geschichte , deren Dokumente in die Heimatlosigkeit verdammt waren . jich notiere hier diese Stunden auf dem Kilchberg , weil ich , der ich in der Verehrung fr Gottfried Keller erzogen war , in der Begegnung mit diesem Hause meine Liebe auch zu der Schweizer Geistigkeit anderer Artung als zugelassen empfand .  jdreimal fhrte die Ferienreise vor dem Ersten Weltkrieg nach Italien ; Florenz als Mitte , mit dem Weg ber Genua , den Ausflgen nach Pisa , Lucca und die toskanische Hgelwelt ; Venedig und die Etsch-Stdte , Abstecher nach Ravenna und Ferrara ; vier Wochen Rom - in Unterbrechungen Bologna und Mailand . n }jich habe fast alle diese Stdte spter wiedergesehen , einige mehrmals - diese Rcks chau soll und darf nun nicht eine Reise-Chronik werden . 6 Jjund doch : wenn ein Erinnern ein Danken-Knnen ist , dann wird dies und dies wieder lebendig , von dem man wei oder doch zu wissen glaubt : dieser Eindruck , diese Begegnung ist dir durch all die Jahrzehnte immer gegenwrtig geblieben . @  Kj" Bildungstechnisch " war ich sozusagen recht ordentlich vorbereitet , von den Vorlesungen , von allerhand biederer oder leidenschaftlicher Lektre - nun will ich aber nicht zensuren ausbreiten oder Entzckungen anbieten , die zumal Toskana und Florenz so wunderbar lieferten . + Lkmir ist diese Stadt vor allen anderen so lieb geworden und so lieb geblieben um des Maes und der Anmut willen - es war zunchst , bevor man nicht auch die dsteren Gassen mit ihren freilich so heiteren Ekneipen kennengelernt hatte , ziemlich schwer , hier den Rahmen fr die aufregende Episode des Savonarola zu begreifen . # Mknatrlich haben wir alles , alles angesehen - aber Elly sorgte dafr , da es nicht in Bildungshuberei ausartete . x NkBekannte , die dies oder dies htten anmerken knnen , gab es bei dem ersten Besuch nicht - aber da wurde einmal ein deutscher Student mit zwei unternehmungswilligen Basen aufgelesen , und diese frhe zufllige Begegnung mit Franz Rosenzweig , dem spter so tragisch geschlagenen , sprachkrftigen jdischen Denker und Hegel-Interpreten , hat in die von Elly warm gepflegte Beziehung eine eigene Melodie gebracht . B Okin dem deutschen " Kunsthistorischen Institut " hatte ich etwas nachgesehen wegen der Fresken des Andrea del Castagno , der fr mich recht eigentlich die Entdeckung des ersten Florentiner Besuches war - der rechte Gewinn dieser Rckfrage wurden dann die Namen " richtig " italienischer Trattorien , nicht nur hier , sondern auch in Lucca und anderenorts , Empfehlungen nach Siena und wo der Chianti , wo der Asti spumante am saubersten sei .  Pkich kam mit meinem Schulitalienisch ganz ordentlich durch - die Leute sind ja nachsichtig - , aber als in San Gimignano bei den Ghirlandajo-Fresken zur Legende der kleinen heiligen Fina ein hbscher und koketter Bummler , der sich als " Fhrer " einfand , mitteilte , da der Signore wohl die grere Wortkenntnis , die Signora aber die vollendete Aussprache ( ihrer paar Vokabeln ) besitze , war sie ordentl ich stolz . ( Qlja , Elly wurde schier bermtig , und ich denke mit Frhlichkeit daran : da ich einiges zu zeichnen begann , kaufte sie sich auch ein Skizzenbuch und ging tapfer an die Stadtsicht von Giardini Boboli , an die Turmwelt von San Gimignano ; sie freute sich der den Blttern aufgezwungenen krftigen Khnheit des Unternehmens . Rldas Ergebnis gefiel ihr . a lsie hat das Unternehmen aber nicht mehr wiederholt , sondern einen bescheidenen Fotoapparat auf die Reisen mitgenommen . x ldreiig Jahre spter , 1939 , fuhren wir gemeinsam mit Freunden , von Siena kommend , in die Stadt - allein hatte ich sie inzwischen wiederholt kurz besucht . g lin Siena war am spten Abend plakatiert worden , da Ribbentrop und Ciano in Mailand ein Militrbndnis abgeschlossen htten . lich kann nicht sagen , da die Italiener , die die Straen fllten , begeistert gewesen wren - wir paar Deutsche waren bedrckt und wollten es doch in der herrlichen Stadt nicht recht wahrhaben . l- diese Fahrt durch die alten toskanischen Stdte war fr uns beide die Fahrt durch ein Stck beglckter Jugend - als wir , Florenz erreichend , in die Via Sienese einbogen , fielen Trnen auf meine Hand , die die ihrige hielt . K lich war erschrocken ; schier fassungslos brach es aus ihr heraus - Wiederkehr der Jugend , Freude der gemeinsamen Erneuerung eines dankbaren Glcksgefhls , sicheres Wissen um die kommende Tragdie ] .  \lsie war schwer zu beruhigen . lich kann daran nach all den Jahren n ur mit Rhrung denken . Smdie Heiterkeit eines zgernd erblhenden Frhlings trug uns 1909 durch diese Wochen , sie berglnzte auch die paar Besuche im toskanischen Hgelland . H Tmder Aufenthalt in Certaldo war als Huldigung fr dessen Sohn Boccaccio gedacht ; von dort wanderten wir in langsamer , steter Steigung , es ging wohl so um vier Stunden , nach San Gimignano .   Umeinem Kutscher wollte das gar nicht in den Sinn - er hielt das fr eine Geschftsschdigung , und nun ergab sich das seltsame Spiel , da er unverdrossen vor uns hergaloppierte , dann wieder anhielt , einen verfhrerischen Wortschwall auf uns niederlie , zurckblieb , nach einiger Zeit wieder vorbeibrauste , das ging wohl so anderthalb Stunden , irgendwann muten diese verrckten f+ forestieri +f mde werden - dabei behielt dieser Kampf zweier Zhigkeiten immer den Stil eines wehmtig-liebenswrdigen Spaes . Vmals er schlielich umkehrte , schimpfte er gar nicht , sondern gab sich , die Achseln zuckend , mit frhlichem Zuruf geschlagen .  Wmdieses vieltrmige Bergnest auf einer beherrschenden Kuppe ist eine Ballade in Stein , wohl auch von der groen Geschichte des Landes und seiner Kunst ein paarmal gestreift - seine Strenge in dem seltsamsten Gegensatz zu der weichen , hellgrn-braunen Schnheit der weit gewellten Landschaft . Xmdort glichen wir , nach ein paar Tagen , die Geschftsschdigung aus , deren wir uns schuldig gemacht , und mieteten fr den Tag ein Ktschlein , dessen kleine Pferdchen uns im Auf und Ab nach Volterra , nach Colle di Val d'Else bringen sollten . Ymnun also doch Romantik ] . C Zmals wir dreiig Jahre spter im Auto die gleichen Straen fuhren , war natrlich alles noch so , wie es gewesen ; aber wir hteten das bescheidene Vergngen der Jugend wie einen Besitz .  nVolterra brachte die erste Begegnung mit etruskischen Dokumenten , aber auch das Erschrecken ber klglichste Armut , als wir , am Stadtrand streifend , keck und unbefangen durch eine Gartentr gingen und vllig verlegen zwischen menschlichen Ruinen uns sahen , in einem drftig dreckigen , ungepflegten Altersheim . nElly lie etwas Geld zurck ; aber diese ungesuchte sozusagen sozialpolitische Feststellung hat uns ziemlich geqult - was mochten denn die Leute , bei denen wir eingebrochen , ber uns denken ] . nin Siena wohnten wir - die Adresse war uns im Florentiner Institut gegeben worden - bei einer Studentenmutter . H ndas ergab , trotz der Empfehlkarte , im dunklen Treppenflur zunchst Schwierigkeiten , und nicht blo sprachliche ; langsam merkte ich ihre Sorge , ob wir denn berhaupt verheiratet wren ] . r neiner ihrer Mieter kam hinzu , es gab einen argen Wortschwall ; dann flammte in der Hand des Jnglings ein Streicholz auf , das er Elly , ein zweites , das er mir vors Gesicht hielt - alles war pltzlich mit heiterem Gelchter in Ordnung , und wir waren , durch eine improvisierte Lichtdiagnose pltzlich von dem italienischen Kleinbrgertum vereinnahmt , mit der liebenswrdigsten Umsicht verwhnt .  nals Erlebnis einer im Charakter geschlossen gebliebenen Mittelstadt ist Siena fr mich , neben Orvieto und Urbino , wohl am eindrcklichsten geworden , der Besuch nach dreiig Jahren weckte schier zrtliche Gefhle - doch will ich ja keine Chronik der kunsthistorischen Anreicherung niederschreiben . + 0ndie unvergessene Lehre aus dem Frhjahr 1909 war ganz anderer Natur . 1njener testsichere Mann mit den Streichhlzern war zugleich Rechtsstudent und Postangestellter , er wurde uns zum frsorglichen Berater ; an einem lauen Abend luden wir ihn als Gast in eine sehr lndliche Schenke vor der Stadt .  2odieses Gesprch , in einer groartigen Vermanschung von Italienisch und Franzsisch gefhrt , geriet ins Politische - da begann der Sohn Piemonts auf Vesuv , Stromboli und tna zu schimpfen , beziehungsweise auf die Menschen , die in der en Umwelt leben . 3oes war noch kein halbes Jahr vorbei , seit die zerstrende Erdbebenkatastrophe von Messina unser aller Gefhle bewegt hatte , die seinen aber nicht . 4oer fand diese Vulkane einfach unpassend , die Notlagen veranstalten und den Menschen das f+ dolce far niente +f als Ausrede zur Verfgung stellten . 5osie da oben , in Turin , in Mailand , auch noch in Genua , arbeiten , aber die da unten ... . 6onun kannte ich wohl einiges von der italienischen Geschichte des 19. Jahrhunderts , von Cavour und Garibaldi .  7oaber das Bcherwissen , das diesen Weg zur nationalen Einheit fast zu bewundern bereit war , erfuhr eine seltsame Korrektur : eines solchen partikularen oder provinzialen Schimpf-Patriotismus hatte ich mich ganz und gar nicht versehen , und die heimliche berlegung begleitete die Unterhaltung des Abends und das Denken der kommenden Jahre : wie , gibt es , einem Fremden gegenber , in der deutschen Heimat auch solche Ausbrche ? . t 8oein Vesuv und ein tna standen da fr die Argumente nicht zur Verfgung , aber ... die sorgende Frage wurde mir von niemanden abgenommen und beantwortet .  9oder Abend im Toskanischen , deshalb verga ich ihn nie , schenkte mir auf fremdem Boden die banale Einsicht , wie schwierig es ist , das Gewicht von Volksstimmungen , die unterhalb der paragraphierten lernbaren und befolgbaren Rechtsformen leben , als geschichtliche Realitten einzuschtzen . K pdies also , das Armenhaus von Volterra und der Abschiedsabend von Siena , waren fast die einzigen Begegnungen mit der Gegenwart - wir waren ja auch zu einer groen und farbigen Vergangenheit gefahren . pnatrlich gab es nebenher die sehr unhistorischen Anekdoten .  pdiese wurde spter oft zitiert : als ich in Pisa mit einem Bahnbeamten ber Fahrkartenpreise nicht einig wurde , wenn man das sagen darf , sthnte er mich in verzweifelter Resignation an : f+ " Questi inglesi in Italia " +f - in Lucca wurden wir dann nett belehrt , dort sprach einer franzsisch ; es war beruhigend , da mein offenkundig unrichtiges Benehmen dieses Mal der englischen Nation auf das Konto geschrieben wurde .  pnun war Italien ja natrlich auch damals das: Land fr die Fremdeninvasion , wenn auch noch nicht motorisiert - uns beiden sah jeder an , da wir " Fremde " seien , und das hatte die heitere Folge , da ich eine ungeheuere Anziehungskraft fr falsches Geld entwickelte . pich habe das mir nie bel genommen und eigentlich auch nicht meinen Geschftspartnern , die dafr ein Gespr besaen ; Elly htte gern diese fr moralischer und mich fr mnzkundiger gehalten . Z pdoch konnte ich nicht den Kellnern diesen wunderbar eleganten Wurf nachmachen , mit dem sie die Lirestcke auf die Marmorplatte fallen lieen , um dann mit einem elegischen oder nchtern-khlen Blick die Annahme abzulehnen .  pich nahm bald gar nicht mehr den Versuch auf , diese Bankerte der nationalen Geldschpfung wieder in ihre gesellschaftliche Funktion einzuschleusen - Ellys Vater hatte ja vor ein paar Jahren in der " Staatlichen Theorie des Geldes " dessen juristische Herkunft und Substanz dargetan . r pin einer rckwrtigen Tasche versammelte ich alle die fragwrdigen Brder , um sie vor dem Verlassen des Landes einem Opferstock anzuvertrauen . qElly fand das eigentlich ungehrig , aber gegen meine Versicherung , da sich dort eine Begegnung mit vielen Kollegen vollziehen werde , fiel ihr auch nichts ein . i qich denke , die zustndigen Kster hatten lngst ihre Praxis entwickelt , die eine Klemme im Bargeldumschlag verhindern konnte .  qdamals existierte brigens noch die " lateinische Mnzunion " , die ich ein paar Jahre zuvor bei Lotz hatte lernen knnen , und es war ganz nett , an einem Fnf-Franken-Stck und dem Profil des dritten Napoleons feststellen zu drfen , da man nicht erstaunt sein msse .  qdenn man war ja " gebildet " . i  qdie nchste Sdfahrt , ein paar Jahre spter , whlte Venedig als Mitte und suchte noch einige Stdte der Nhe , Verona und Vicenza , Ravenna und Ferrara - ich habe sie alle spter wiedergesehen und dabei das Seltsame erlebt , da in dem erneuten Besuch sich eine Verzauberung zur eigenen Jugend vollzog , vor San Zeno in Verona , vor der strengen Sauberkeit des Palladio in Vicenza - nur in Ravenna waren die groartigen Zeugnisse der ausgehenden Antike von Gotentum und dann von frhem Mittelalter in ihrer Wrde beunruhigt worden durch einen Plump anspruchsvollen Parteibau des Fascio . @ qes war ganz in Ordnung , da man es nicht mit dem Historisieren versuchte - dieses Gemeinwesen , mit seinen paar ergreifenden und bedeutenden Dokumenten , ist ja als Stadt seltsam gesichtslos ; aber mit der Brutalitt , die das Monstrse fr das Monumentale hlt , war der Reiz der wehmtigen Resignation zerstrt ; zudem war das fordernde Pathos formal nicht bewltigt . Y qes war nicht die erste , aber eine frhe Erfahrung , wie das Schnelligkeitsbedrfnis der Diktatoren , sich in pompser Bauwut zu verewigen , die Ewigkeit krnkt und peinliche Aktualitten mit historischer Attitude erzeugt . rVenedig blieb fr mich , hnlich wie Florenz und Paris , aber auch wie Wien , das ich seit 1910 schon mehrfach besucht hatte , eine Sttte unendlichen Wohlbehagens .  rich bin in jenen zwei Wochen einfach auf dem Markusplatz , auf dem Lido herumgelungert , die groartige , in manchem unheimliche und dstere Geschichte der Dogenherrschaft hat mich gar nicht tiefer beschftigt , ich wute wohl " Sehenswrdigkeiten " , die meine Reverenz erwarten durften , ich lie sie warten . H rund glaube doch , Venedig so gut kennengelernt zu haben , da ich nach Jahrzehnten unbefangen und sicher genug war , fr eine Bildmappe der Stadt einen greren Einleitungstext zu schreiben .  rich bin spter noch zweimal einige Tage dort gewesen . rda habe ich etwas nachgeholt , aber vor allem die Scuola di San Rocco besucht . 1 rTintoretto , bislang eine achtungswerte Figur aus Buchkenntnis und Museumsbesuch , rckte fr mich durch die ungeheuerliche kompositionelle und farbige Leistung dieser gewaltigen Wandbilder an die Spitze der venezianischen Malerei . rzwei Anekdoten gehren jenem ersten Aufenthalt .  rich folgte einem Plakat und besuchte eine politische Kundgebung - wer sie einberief , wei ich nicht mehr ; in einem Rundbau standen einige hundert Mnner , und der Redner war so liebenswrdig , langsam und eindrucksvoll zu sprechen ; ich konnte einigermaen folgen . S rGaribaldi spielte eine ziemliche Rolle ; er bildete die Folie fr einen aggressiven Nationalismus , der sich an dem zu Ende gehenden ( und schlielich fr die Italiener erfolgreichen ) Feldzug um Tripolis entzndete . ' rdie Zuhrer waren gegenber dem Historischen gleichgltig gewesen ; das war ihnen wohl schon zu oft erzhlt worden .  aber die Wendung zum Gegenwrtigen brachte eine Spannung - zwei Jahre spter , als ich in Rom von dieser Versammlung erzhlte , besttigte man mir , da eine etwas unheimliche imperialistische Strmung von Norditalien , trotz des Piemontesen Giolitti kritischer Nchternheit , im Wachsen sei .  das andere ist biographisch hchst uninteressant , weil ein Vorgang , der sich in aller Welt tglich ereignet - es wurden mir zweihundert Lire gestohlen , vermutlich bei einem Antiquar , das Wirtschaften mit den Papierscheinen war uns noch nicht so gelufig wie spter . S der Rei seplan war gefhrdet ; da Elly mit dem Kind in Badenweiler war , depeschierte ich der Mutter , sie solle den Betrag hauptpostlagernd berweisen - denn ich wollte doch nicht in meinem kleinen Hotel herumsitzen . nach zwei Tagen ging ich an den Schalter , malte meinen Namen in groen lateinischen Buchstaben auf ein Papier und erhielt den Betrag - kein Ausweis , kein Pa , kein Nichts ] .  diese gewi belanglose Geschichte habe ich nach 1918 , dann vor allem nach 1945 oft erzhlt , zumal vor jungen Menschen , die noch fr Mrchen empfnglich sind . das " Europa " , von dem man jetzt so viel redete , als einer gemeinsamen " supranationalen " Lebensmglichkeit , hat es schon einmal gegeben ] . Q Ruland und die hamidische Trkei hatten sich davon ausgeschlossen , aber man fuhr , wir fuhren jahrelang durch die Welt ohne Personalausweis , ohne Pa , ohne Finanzamtsgenehmigung ( ob wir unsere Steuern bezahlt htten ) , ohne Polizeiverhandlung hben und drben , ohne Devisen-Zuteilung , ohne Eintrag , wo wir eine Grenze im Hin , wo im Her berschritten - es gab gar kein Papier fr die spter zum Renommieren so beliebten Stempel - wir fuhren einfach los . b und das Merkwrdige : wir fhlten uns gar nicht als Europer , sondern wir waren es auf eine vllig undogmatische Weise . 0 die Staaten , alle Staaten brauchten fr diese technisch subalternen Aufgaben keine Beamten , und sie waren damals eigentlich ganz zufrieden ber diesen Zustand , denn sie fhlten sich nicht als ein Arbeitsbeschaffungsunternehmen . ich wei natrlich , in welche Gefhrdungen sie mit der Zerrttung der Whrungen und so fort gerieten . 4 aber der Kontrast blieb mir so bewut ; der italienische Beamte in Venedig glaubte mir einfach , weil ich auf einen Zettel diesen Namen schrieb , da ich der " Dr. Theodor Heuss " sei , fr den vermutlich ein Betrag berwiesen dalge . warum sollte er mir mitrauen ? . w er hatte weder eine polizeiliche noch eine moralische , sondern lediglich eine verkehrstechnische Aufgabe , der er mit uninteressierter Hflichkeit gengte . in der Hansestadt Bremen , in der immer eine angenehme humanistische Tradition Heimatrecht besa , gab ein Reeder seiner neubegrndeten Schiffslinie den Namen " Argo " .  diese sollte aber nicht auf heroische Abenteuer nach Kolchis fahren , sondern im wesentlichen eine Art von regelmi gem Lokalverkehr treiben , vom Binnenhafen bis zu den St. Katharina-Docks unterhalb der Tower-Bridge in London : Stckgut , ein paar Kajten . das sei nett und billig . r wir fuhren im Juli 1911 als kleine Leute auf dem " Schwan " hinber und nach vier Wochen als Prominenz , an den Kapitnstisch geladen , zurck . G dieser Kapitn , der wie ein Bruder des Postmeisters von Arles , den Vincent van Gogh gemalt hat , aussah , war ein groartiger Kerl - es gab noch eine Zeitlang einen heiteren Briefwechsel . er htte uns am liebsten als seine Privatpassagiere zurckbefrdert - so sehr war er nicht gerade in Elly selber , doch in ihr unerschpfliches Erzhltalent verliebt . sein drhnendes Lachen war seine: Quittung . natrlich gehrt dieser namenlose Mann nicht recht in Erinnerungen , die jetzt gerade fnfzig Jahre spter niedergeschrieben werden . B manche von den Zahllosen , denen ich weiterhin in meinem langen Leben begegnet bin , die auch viel " interessanter " waren und richtig einen " Namen " besaen , werden gewi wegfallen . 2 aber fr das Gedchtnis , das nun den Weg in die Vergangenheit antritt , gibt es die seltsamsten Magnete der bleibenden Liebe , freilich auch - ich spre es selber - die Erscheinungen , vor denen sich die innere Ablehnung verhrtet .  ber diese " Englische Reise " habe ich nach der Heimkehr fr die " Hilfe " eine Aufsatzreihe geschrieben ; sie ist mit der Streichung einiger Teile , die der zeitgeschichtlichen Kommentierung und Kl rung bedurft htten , in dem 1959 erschienenen Wanderbuch " von Ort zu Ort " wiedergegeben .  ich mag das dort Gesagte nicht wiederholen oder gar die Sicht der jungen Augen durch die Einsicht spteren geschichtlichen Wissens und Erfahrens " korrigieren " , auch nicht ergnzen durch die Eindrcke der folgenden Besuche , 1947 und 1959 , die wesentlich unter aktuellen politischen Aspekten erfolgten . wie sehr diese damals fehlten , ist mir erst spterhin , nach der Heimkehr , deutlich geworden . G wohl war ich zweimal im Unterhaus gewesen , erstaunt ber die Enge des Raumes , zumal auch fr die Zuhrer . i den Reden konnte ich sprachlich nur ungengend folgen - es wurden zweit- oder drittrangige Dinge im Unterhaltungston behandelt . I mich interessierte , wie sich die lssig auf dem " Tisch des Hauses " liegenden Beine des etwas schlfrigen Lloyd George mit der historischen Wrde dieser " Mutter der Parlamente " vertrugen .  davon , da dieser Mann gerade in diesen Tagen eine scharfe Attacke gegen die deutsche Marokko-Politik ritt , Notiz zu nehmen , hatten wir , durch Museen streifend , Kathedralen und Universitten des Landes besuchend , offenbar keine Zeit gefunden .  von der Dichte der f+ Entente cordiale +f , die seit einigen Jahren London und Paris verband , hatten wir keine deutliche Vorstellung - an persnlichen Beziehungen zu " eingeborenen " Englndern fehlte es vllig , und auch mit den paar Deutschen , zu denen wir eine Einfhrung besaen , gab es kaum Gesprche ber die in der Stille wachsende Verstimmung der Briten gegenber dem Deutschland Wilhelms @II. . R das ist mir deshalb erstaunlich , weil wir vor den Dingen der sozialpolitischen Institutionen einen wunderbaren Mentor besaen in Bernhard Guttmann , der damals die " Frankfurter Zeitung " in London vertrat . G sein groes literarisches Knnen wuten wir noch nicht ganz zu wrdigen , das beraus lehrreiche und farbige Buch " England im Zeitalter der brgerlichen Reform " war noch nicht erschienen . aber er wies in einer milden Klugheit an , die richtigen Mastbe im Urteilen zu finden . k so entsende ich dem Mann , dem die Verehrung bis in sein hohes Alter treu blieb , den Dank in der Rckbesinnung auf die frhe Begegnung . was bleibt im Gedenken an jene Wochen ber die Niederschrift von 1911 hinaus zu erzhlen ? . der Besuch von 1947 konnte nur besttigen , da John Ruskin in Deutschland ideologisch breiter gewirkt hatte als in seiner Heimat , so hoch sein schriftstellerisches Vermgen dort gewertet wurde . freilich , er war ja auch bei uns durch ein rationales Gegenwartsgefhl berwunden worden , whrend im Formenspiel des " Abstrakten " eine neue Art bindungsfreier Romantik sich auf den Weg machte , dort wie hier . eine kleine Anekdote wurde zum Abschiedsgeschenk , die Elly gewi hundertmal erzhlte , um das Vergngen der Eltern nachzugenieen . d da hatte der etwa dreizehnjhrige Sohn eines deutschbrtigen Chemieprofessors in Cambridge , in dessen Haus wir geladen waren , kurz zuvor einen Schulaufsatz ber die englische Reformation zu schreiben gehabt , der als eine wesentliche Feststellung fr diese Zeit den knappen Satz enthielt : " f+ Henry @VIII was a great widower +f " - " Heinrich @VIII. war ein groer Witwer " . y die Eltern waren in frhlicher Laune auf die Prgnanz dieser Geschichtsaussage geradezu stolz , was das Bbchen , leicht verwundert , gar nicht recht begriff . ) mir scheint diese kleine Geschichte so nett , da sie nicht ganz untergehen sollte . die letzte " groe " Reise vor dem ersten Krieg galt Rom , Frhjahr 1914 .  im Jahr zuvor war ein Besuch in Petersburg , Moskau , Tiflis vorbereitet bei Ellys Verwandten - wir haben beide es uns nie verziehen , da wir aus meinem biederen publizistischen Pflichtgefhl den schon in den Einzelzgen durchdachten Plan fahren lieen . die weltpolitische Lage war seit der Englandfahrt , bescheiden ausgedrckt , weit interessanter geworden . ? der Tripolis-Feldzug ( 1911-1912 ) leitete die Zurckdrngung der osmanischen Macht ein , die in dem Hin und Her der beiden Balkankriege weiteren Verlust und auch Wiedergewinn erfuhr ; die Position der groen Mchte schien unmittelbar berhrt , zumal auch die von sterreich-Ungarn , das 1908 die Okkupationsgebiete Bosnien und Herzegowina annektiert hatte . Ruland hatte sich von der Kriegsniederlage in Ostasien rascher erholt , als vermutet war .  q von den Einzelzgen der Verhandlungen , die ber die Marokko-Frage zwischen Berlin und Paris , ber die Flottenbegrenzung zwischen London und Berlin gefhrt wurden , wute auch der journalistische Zeitgenosse wenig - erst die spteren Publikationen von Akten und Memoiren verdeutlichten einigermaen die Rollen , die Tirpitz , Kiderlen , Haldane , Cambon und andere in diesen Jahren gespielt haben . davon ist in diesen Erinnerungen nichts zu sagen . freilich war mir bald genug klar , nmlich als 1914 der Krieg ausbrach , da dieser Verzicht auf eine Rulandreise zu den groen Dummheiten meines Lebens gehrt . denn wie ich in der heimatlichen Zeitung , deren Leitung ich 1912 bernommen hatte , das Weltgeschehen kommentieren wrde , das mute diesem vollkommen gleichgltig sein .  auf solche Weise bin ich nie nach Ruland gekommen . h ich htte es freilich nur durch eine Schicht kennengelernt , die selber einige Jahre spter aus ihrem Vaterland fliehen mute . da brachte das Jahr 1913 die berraschende Wendung : Einfhrung der dreijhrigen Dienstzeit in Frankreich , die nicht ohne Wirkung auf die deutsche Innenpolitik bleiben konnte . es schien mir eine Pflicht , den Lesern meiner Zeitung , soweit mir das gelingen mochte , eine Leitung zur Urteilsbildung anzubieten . [ich wei gar nicht , ob sie mir dafr dankbar waren ; sie wuten ja kaum , da ich ihnen ein Opfer brachte . .aber was ntzt spte Reue , so redlich die Motive des Verzichtes sein mochten . / <im wechselseitigen Einverstndnis wurde die Reise auf das kommende Sptjahr verschoben . (da im Unterbewutsein die ahnende Sorge vor einem Krieg eine Rolle gespielt htte , wre eine knstliche Behauptung aus dem Nachher . +nun kam als Ersatz schon im Frhjahr 1914 der Entschlu , Rom zu besuchen . !der Anla war hchst banal : ein internationaler Frauenkongre , der den Teilnehmern , auch den Journalisten , fr die Fahrpreise und fr manche Verans taltung ganz einfach Verbilligungen anbot .  &das konnte uns nicht unwichtig sein . , erschien mir , wie vorhin angemerkt wurde , der Verzicht auf die Rulandreise spter als eine der groen Dummheiten meines Lebens , so diese Romfahrt als eine der probaten Klugheiten ; ein durch heitere Anmut erhellter Abschied von jener " alten Welt " , die im Widerhall der Revolverschsse eines jungen Serben nach ein paar Monaten in Stcke zerbrach .  ich habe die Stadt spter noch einige Male besucht , fr krzere Frist , privat und auch " offiziell " - der Glanz der Erinnerung geht mit dem Frhlicht , wenn auch wahrlich die kleine Stube bei Signora Mengarelli , monte Tarpeo 69 , mit den Prachtgemchern im Quirinal-Palast ( 1957 ) sich nicht vergleichen lie . wer uns diese Adresse gab , ahne ich nicht mehr ; falls dies durch das Kongrebro geschah , so htte es wohl kaum geeignetere und dankbarere Mieter auftreiben knnen . zwar war das , was man " sanitre Anlagen " nennt , hchst primitiv , ein Beischlag der Kche , die ganze Wohnung im fnften Stock . c doch der Blick der Stube ging auf die gestuften Grten des Palazzo Casparelli , und stieg man eine kurze Treppe hher , so gewann man den groartigsten Blick auf das Trmmerfeld des Forums , mit den Triumphbgen , dem Colosseum , dem Aventinhgel ... ( das Haus hat bei den mir immer sehr fragwrdigen stdtebaulichen " Suberungen " Mussolinis Treppenanlagen weichen mssen ) . ~den Katalog der Kirchen und Museen schreibe ich nicht nieder . 5 ~aber da wir auch biedere Wandersleute wurden und zu Fu einige Tage durch die Albanerberge streiften mit Olevano , Nemi , mit dem campo Annibale und dem Monte Cavo , das schien mir bei dem Wiedersehen im Wagen hchst unwahrscheinlich .   ~damals war man ja jung , und da gab es nicht nur in Frascati oder Tivoli die Sommerpalste des alten rmischen Renaissance-Patriziats , sondern die Hgelwelt beherbergte , fr uns wenigstens , auch das Gedchtnis der malenden und dichtenden deutschen Romantik .  ~ich habe selber , Nachhall dieser Wochen , einmal versucht , in einer Erzhlung den Ausgang meines Heilbronner Landsmanns Wilhelm Waiblinger sozusagen dichterisch darzustellen , jenes Jugendfreundes von Eduard Mrike , der seine nicht geringe Begabung in Rom , in diesen Albaner Stdtchen zwischen den frommen Nazarener-Malern vertrat . ]~gewi hat dieser Schnrkel mit den Erfahrungen des Mai 1914 wenig zu tun . $~aber dieser: Versuch zeigte mir , nach einem anderen , der Fragment blieb , als er abgeschlossen war , endgltig , da ich doch kein " Dichter " sei . *~das war eine ganz wohlttige Einsicht . )~das Schicksal wollte mich offenbar doch in die Politik fhren . > ;~in jenen rmischen Maiwochen hat es von dieser Absicht nur behutsam Gebrauch gemacht ; immerhin ... . 3 ^~der damalige Vertreter der " Frankfurter Zeitung " in Rom , Oskar Mller , spter durch einige Jahre Presse-Chef der Reichsregierung , nahm sich unser an wie ehedem in London Bernhard Guttmann , nicht nur mit dem liebenswrdig erfahrenen Hinweis auf diese oder jene Trattoria , sondern indem er mich auch Italienern , gewesenen und werdenden Politikern , vorstellte , die eben dabei waren , eine wesentlich kulturell gedachte Herberge fr die deutsch-italienischen Beziehungen zu schaffen . -sihr Name und ihre knftige Sttte standen schon fest : f+ La casa di Goethe +f . /sein Graf , ein frherer Diplomat , auerordentlich vornehm in seiner Erscheinung , schien die wichtigste Figur in diesem Kreise . T smich fesselte am meisten der Germanist an der rmischen Universitt , der Sizilianer Giuseppe Antonio Borghese , der an Temperament und geistreicher Przision alles anbot , was man von seiner Herkunft erwarten d urfte . i ser ist mir nicht nur wegen seines scharf geschnittenen dunklen Antlitzes in Erinnerung geblieben , sondern weil ich ein paar Jahre spter Aufstze des Mailnder " f+ Corriere della Sera +f " von ihm zugesandt erhielt , in denen er auf eine geistreiche Art aus der deutschen Lyrik , zumal auch Dehmel und George , den gefhrlichen Irrationalismus des deutschen Wesens darzutun suchte . E setwas von den nationalistischen Untertnen , die weit in Italien Eingang gefunden hatten , um die Erinnerung an die " Abessinien-Niederlage " von 1896 auszulschen , war schon vernehmbar . 1 sBorghese hat sich zuerst auch Mussolini angeschlossen und durch seinen geistigen Rang ihm zunchst eine Sttze gegeben - aber spter wurde ihm der demagogische Rationalismus der italienischen Diktatur selber zur Schreckvorstellung . K ses hat mich nach vielen , vielen Jahren seltsam bewegt , da dieser bedeutende Mann nun auch aus seinem Vaterlande floh , um , Schwiegersohn von Thomas Mann , in den USA: rationalen Utopien zu dienen . k tganz ohne politisches Gewicht war eine Stunde in der Villa Malta , wo wir durch den Sekretr des Frsten Blow zum Tee eingefhrt waren . H tes hat zunchst immer etwas Peinliches , einem Mann persnlich zu begegnen , mit dem man sich als Publizist polemisch auseinandergesetzt hatte - derlei ist mir spter noch manchmal passiert .  tdoch konnte ich bald spren , da ihm das , was ich schon gegen ihn in seiner Reichskanzlerzeit geschrieben hatte , unbekannt oder mit Recht gleichgltig war - er brillierte mit Liebenswrdigkeit , und Elly revanchierte sich mit dem Geschenk von heiteren Anekdoten . |teine Postkarte , die ich an diesem Tag an Conrad Haussmann , aus anderem Anla , schrieb , vermerkt , da ich mich mit ihm " ber Bucheinbnde und Portrtmalerei " unterhalten habe . = ,tes blieb der Eindruck eines charmanten souvernen Spielertums , dem seinen Ehrgeiz zu verbeln tricht gewesen wre .  %ter hat dann selber durch die breit angelegten Denkwrdigkeiten den makabren Akt der Selbstenthllung seiner Eitelkeit vollzogen .  _tder Anla meiner Karte nach Stuttgart war anderer Art und politisch-persnlich zum mindesten " interessanter " : bei einem festtglichen Hochamt im Lateran - ich glaube , von dem Kardinalstaatssekretr Merry del Val zelebriert - strzte der damalige Vertreter des Wolffschen Telegraphenbros , Lawitz , auf mich zu , um mir , angenehm aufgeregt , zu erzhlen , in den Meldungen seiner Dienststelle stehe die Mitteilung , da in meiner Wohnung Haussuchung und Beschlagnahmen stattgefunden htten . >tdarber hinaus wute er Einzeldinge auch nicht zu berichten - das war in jener noch sensationsarmen Zeit offenbar wichtig genug , der Welt mitgeteilt zu werden .  ?uich freue mich noch heute , da diese Zeilen niedergeschrieben werden , fast ein Halbjahrhundert spter - das klingt renommistisch - , mit welcher Gelassenheit ich diese Nachricht aufnahm und der besorgten Elly gegenber darauf bestand , die fr zweieinhalb Tage entworfene Wanderung in den Albaner Bergen anzutreten . d ubei der Rckkehr stellte sich heraus , da der preuische Kriegsminister von Falkenhayn der Veranlasser dieser Aktion war . uda ich gegenwrtig , den " zauberhaften Mai genieend , aus der Zeitgenossenschaft ausgetreten sei " , schrieb ich an Haussmann , mge er sich vom Juristischen her einmal um die Sache kmmern . uihr Weitergang soll spter , da sie aktuell wurde , noch erzhlt werden . vu+ vor dem ersten Abschied von Berlin +u . vBlow hatte sich sozusagen parlmentarisch strzen lassen .  vda das persnliche Vertrauen des Monarchen seit der fragwrdigen Haltung des Kanzlers in der englischen Affre verflogen war , mute er selber spren - er band deshalb sein mgliches knftiges politisches Schicksal an die Verabschiedung der Reichsfinanzreform . vdie Konservativen lieen ihn im Stich . ver schlug den Nachfolger vor , den bisherigen Staatssekretr des Innern , Theobald von Bethmann Hollweg . s vder holte den preuischen Innenminister Clemens von Delbrck an seine Seite ; beide Mnner hatten ihren Weg in Preuens innerer Verwaltung zurckgelegt . u `vder neue Kanzler wollte diesen Tatbestand in einer programmatischen Erklrung zum Ausdruck bringen : er werde eine Regierung " ber den Parteien " fhren .  :vob Blows Entschlu , gerade solchen sehr beamtlichen Typ dem Kaiser vorzuschlagen , im Grunde einer loyalen Gesinnung entsprach , mag dahingestellt bleiben ; nach dem vorangegangenen Machtspiel der Parteien und den Verknotungen , die sich dabei zu der Regierung ergeben hatten , mochte die Zielsetzung ziemlich anachronistisch wirken . #vBethmann sah sich dann auch bald genug gezwungen , mit: den Parteien zu hantieren , wobei ihm in dem schweigsameren Delbrck ein groartiger und zuverlssiger Helfer erwuchs . D @wdie Niederschrift dieser Erinnerungen dient nicht der Aufgabe , die deutsche Geschichte eines Halbjahrhunderts , die bald nur ein Teilstck der europischen werden sollte , darzustellen .  'wwieviel ist aus wissenschaftlichen Bemhungen ber diese Zeit , aus zum Teil kontroversen Autobiographien in unser Bewutsein geflossen , ohne da wir f+ ex post +f die Quellen scheiden oder nach ihrem Wahrheitsgehalt immer zuverlssig bewerten knnten ] . B =wes wre reiner Schwindel , wenn wir , auf jene Zeit zurckblickend , uns darber auslassen wollten , welcher tiefe sachliche und vermutlich recht bald auch menschliche Gegensatz zwischen dem Kanzler , seinem jahrzehntelang durch Wilhelms @II. Unwillen in die Bukarester Verbannung geschickten Staatssekretr von Kiderlen-Waechter und dem Liebling des Kaisers , Tirpitz , fr den der Titel eines Groadmirals erfunden wurde , geherrscht hat . "wwir wuten nichts davon . s  wspter mochte uns , mute uns vor diesem Manne Angst packen , der eine unvergleichliche Organisationskraft an eine dnne politische Konzeption gebunden hatte und es nicht ertragen konnte, im Elementaren von dem Geschichtsverlauf desavouiert zu werden . awwir waren damals jugendliche kommentierende Zuschauer der Weltgeschichte - da sie einige unheimliche Zge trug mit dem italienischen Tripolisfeldzug , mit den Balkankriegen , mit der Geschichte in Marokko , das sprten wir wohl . 3 bwaber dem robusten und pfiffigen Kiderlen schenkten wir landsmannschaftliche Vorschulorbeeren ; da er mit den Franzosen ber ein bichen Afrika ins richtige Gesprch kam , das eigentlich auch ein richtiges Ziel war , war willkommen .  cxda er die Distanzierung zur k. und k. Wiener Politik auf dem Balkan suchte - der war ja durch mehr als anderthalb Jahrzehnte sein Beobachtungsfeld gewesen - , da er in einer groen Denkschrift auf einen Ausgleich mit England lossteuerte , ist auch erst spter ans Licht gekommen .  dxer ist Ende 1912 pltzlich weggestorben . exim Presseamt der Reichsregierung arbeitete ein Bekannter aus der Mnchener Zeit , Kurt Riezler . e fxdie nahe menschliche Freundschaft , die mich spter mit diesem bedeutenden Manne verband, war damals erst in zartem Keimen . gxaber die Begegnungen mit ihm vermittelten den Eindruck des groen Ernstes , mit dem der neue Kanzler das Blowsche Erbe zu liquidieren bemht war .  hxeiniges konnte ihm gelingen . q ixgewi war die Neuregelung der Reichsversicherungsordnung weniger ein Politikum als eine bedeutende sozial- und verwaltungsrechtliche Leistung . xin den zwei entscheidenden Fragen , die er anpackte , fielen die Antworten gegenstzlich aus , und das mute auch das Bild des Wollenden verwirren .  xsein Versuch , in Preuen das im Jahre 1849 vom Knig " oktroyierte " Dreiklassenwahlrecht zu " modernisieren " , es von der Steuerleistung und so fort zu lsen und durch ein System knstlich gestuft er " Plural- " -Stimmen zu ersetzen , scheiterte an den Mehrheitsverhltnissen des Landtags; freilich war der Entwurf selber eine Halbheit , und der Innenminister von Loebell , der ihn zu vertreten hatte , war nach seinem ganzen Wesen kein rechter Freund einer Reform . Q xzu gleicher Zeit aber sollte das " Reichsland " Elsa-Lothringen zu dem Status der Demokratie gefhrt werden ; die Rechtsverhltnisse waren dort ber das Provisorium nach 1871 nicht weiterentwickelt worden . S ydieser Entschlu besa auch einen auenpolitischen Aspekt ; die Bevlkerung dieser Landesteile sollte , blickte sie nach Westen , sich nicht minderen Rechtes in der legislativen Gestaltung ihrer eigenen Dinge fhlen .  yda aber alle: sddeutschen Staaten , soweit das noch notwendig , im letzten Jahrzehnt den Weg zum gleichen und direkten Wahlrecht , wie es fr den Reichstag galt , zurckgelegt hatten , kam aus der Parteiensicht nur diese Lsung ernstlich in Frage . ysie wurde von der Regierung akzeptiert . H yaber in dieser Unterscheidung zur Haltung in Preuen spiegelt sich die Doppelschichtigkeit der innerdeutschen Lage , die sich ein paar Jahre spter als tragisches Verhngnis erweisen sollte . , jydie Rckschau auf das private und berufliche Leben dieser Zeit scheint in eine Idylle zu blicken .  kyvielleicht liegt das daran , da wir die Drei-Treppen-Wohnung auf der Schneberger " Insel " verlieen und an den Rand von Steglitz zogen ; dort hatte der Architekt Mewes eine reizvolle Siedlung in der Art des Ludwigluster Backsteinklassizismus gebaut , sehr angenehm , ohne das schreckliche " Berliner Zimmer " ; ein Fleckchen Erde konnte gepachtet werden , fr das aber das Wort Gartenstck schon zu gro ist ; immerhin hatte es Sonne , Raum fr den Laufstall des kleinen Buben und so viel Krume , da Elly , die durch ihr ganzes Leben ein Etagenmensch gewesen , ihre ersten Fingerbungen an schmalen Blumenbeeten machen konnte .  lydie Publizistik wallte ber die " Hilfe " und das Naumannsche Jahrbuch " Patria " hinaus . < mydie Mitarbeit beim " Kunstwart " wie ihr Anla sind schon erwhnt .  nywichtiger wurde mir , da ich von einem Freunde Paul Rohrbachs , Axel Schmidt , gebeten wurde , Woche um Woche einen groen Leitartikel fr seine " Rigaischen Neuesten Nachrichten " zu schreiben ; es war der schlielich miglckte Versuch , in der baltischen Welt mit ihrem traditionsstarken Konservatismus Raum fr ein Stck politischen Liberalismus zu gewinnen .  ozin der " Hilfe " , wo Naumann mir in schnem Vertrauen freie Hand lie , habe ich damals auch allerhand Krach gemacht und Hndel angefangen , nicht blo mit jenem Bartels , sondern auch mit dem Ex-Jesuiten , dem Grafen Paul Hoensbroech , einer vehementen Tagesgre dieser Zeit , mit dem " Volkserzieher " Schwaner , einem pedantischen Romantiker f+ in politicis +f . pzNaumann hat an diesen Geschichten nur eine verhltnismig begrenzte Freude gehabt ; doch sah er , da sie mir , obgleich im letzten gewichtslos , Spa machten .  qzvon einer der Anekdoten , die sich der Erinnerung melden , will ich doch etwas erzhlen ; sie ist fr mich mit einer gerichtlichen Strafe ausgegangen , aber die wog nicht schwer gegenber dem Abenteuer und den Einsichten , die dabei zu gewinnen waren . f rzes gab in jener Zeit einen Mann namens Rudolf Lebius , der " wirtschaftsfriedliche " Gewerkschaften ins Leben zu rufen suchte , die grundstzlich auf die Waffe des Lohnstreiks und dergleichen verzichten wrden ; die brigen Gewerkschaftstypen , es gab ja deren drei , lagen nach der Jahrhundertwende noch in zhen Kmpfen um ihre Anerkennung als legitime Organe des Sozialkrpers . zihre Gegner erhielten das angeblich aus einem franzsischen Arbeitskampf stammende Hohnwort " die Gelben " aufgeklebt . 4 zdieser Lebius war in irgendeiner Hndelei verurteilt worden , und ein wackerer Pfarrer , der an den sozialpolitischen Dingen starken Anteil nahm , spra ch in einer Glosse von den " gerichtlich festgestellten Qualitten " dieses Mannes . / dieser fhlte sich beleidigt und erhob gegen mich als den " Verantwortlichen " Anklage . g ich kann nicht leugnen , da uns dies einiges Vergngen bereitete und gewi auch die Leser der " Hilfe " interessieren wrde . doch war ich vorsichtig genug , meinen Anwalt , der zum engsten Kreis der jngeren Naumann-Freunde gehrte , zu fragen , ob ich den Vorgang in der " Hilfe " mitteilen knne . er hatte keine Bedenken . wir druckten also bieder die beanstandete Bemerkung noch einmal ab , mit der unerwarteten Wirkung , da daraufhin eine zweite Strafanzeige erfolgte . ~der Amtsrichter in Charlottenburg , ein freundlicher lterer Mann mit einem kleinen Spitzbart , ist zunchst , ich kann nicht anders sagen , vllig auf mich hereingefallen . ser fragte , was ich ber diese Sonderart von Gewerkschaften denke , und nun lie er mich wohlwollend , ja fast interessiert , etwa eine halbe Stunde darauflosreden .  tich kam mir ziemlich wichtig vor , nicht gerade wie Lassalle , als er vor die Assisen geladen war , aber vor meinem Lehrer Lujo Brentano , dem Historiker und Theoretiker der Gewerkschaften , den ich imaginr im Zuhrerraum sprte , durfte ich mich nicht blamieren . udie Anwlte wechselten dann ihre juristischen Argumente . vdie These des meinigen , da ich brav sei , weil ich vor der zweiten Verffentlichung seine Zustimmung erfragt habe , zog nicht .  win der Urt eilsbegrndung wurde diese Erinnerung beiseite geschoben , da ich selber einen " recht intelligenten Eindruck " gemacht htte - nun hatte also ich , was wir damals sehr belacht haben , meine: gerichtlich festgestellten " Qualitten ] " . & xich wurde zu einhundertfnfzig Mark und den Gerichtskosten verurteilt . ywir legten Revision ein . l zdie " ffentlichkeit " hat sich natrlich um diesen beilufigen Beleidigungsproze zu unserer leisen Enttuschung nicht weiter gekmmert .  doch gab es einige Leute , die sich dafr interessierten . > eines Tages klingelte es an der Wohnungstr , ein ltlicher kleiner Herr mit einem zerknitterten Gesicht - was mich zunchst beschftigte , war eine riesige Krawatte mit einer groen Swastika in buntem Email ; das Hakenkreuz war damals noch harmloses kunstgewerbliches Ornament , ohne den schmhlichen Bekenntnischarakter , der ihm spter aufgezwungen war . Vorstellung : " Karl May " .  Gegenfrage : " Old Shatterhand ? " . c freundlich geschmeichelte Zustimmung ; der Besucher konnte also mit der " Bildung " eines Durchschnittsdeutschen rechnen . sein Anliegen ? . er teilte mir mit , da Herr Lebius ein Halunke sei und da er mir fr die Fortsetzung meines Prozesses die Ehescheidungsakten seiner Frau mit diesem Herrn zur Verfgung stelle . da wurde ich stutzig und bedankte mich fr so viel freundliche Hilfswilligkeit , ich msse mich vorher mit meinem Anwalt vestndigen , wie wir den Weitergang der Sache anlegen . ich war sofort entschlossen , dieses Angebot nicht anzunehmen . denn der sozialpolitische Sinn , den wir der Sache geben wollten, wre verdorben worden , htte ich Dinge aus der Privatsphre , die mich gar nicht interessierte , in meinen Streit aufgenommen .  ( nach vielen Jahrzehnten las ich in einem Aufsatz , da die beiden Herren in Broschren , gar Bchern eine teilnehmende oder gleichgltige ffentlichkeit mit wechselseitiger Demolierung zu unterhalten suchten ; diese " Quellen " zu lesen , habe ich mir nicht mehr angetan ) . doch blieb ich dem Lebius ein Leben lang dankbar , da er den Besuch des Karl May verursacht hat ; mein Renomme bei jungen Menschen auch der folgenden Generationen wuchs , wenn ich sagen konnte : " doch , den Karl May gab es . er hat mich einmal aufgesucht " . W diese kleine Geschichte ist ein privater Schnrkel , den nur die verstehen , die wissen , was das bedenkenlose und begabte Erzhltalent von Ma y einmal fr die deutsche Jugend ( und wohl nicht blo fr sie ) bedeutet hat . " soziologisch " interessanter war eine zweite Begegnung . e der Fhrer der Berliner Metallarbeiter-Gewerkschaft , Cohen , erschien bei mir , ein viver Mann , mit dem man reden konnte . | er brachte mir eine mit einem knallig farbigen Umschlag versehene Broschre " der gelbe Sumpf " . den Leuten machte es offenbar Freude , da ein unbedarfter " brgerlicher " Journalist so heftig sich ihrer Sache angenommen hatte . diese Broschre war ja nun gewi sozialpolitisch sehr konkret : Bettelbriefe des Lebius an fhrende Industrielle - Ballin , den ich zu meinem Erstaunen darunter fand , blieb im Gedchtnis - , Vorschlge ber taktisches Verhalten und so fort .  damit konnte man ein Pldoyer immerhin befruchten . D Cohen erzhlte mir auf eine Frage , wie sie zu diesem Material gekommen seien , mit einer vertrauensvollen Offenherzigkeit , da sie von einer Sekretrin die Briefdurchschlge erhielten . < das hat mir weniger gefallen , so aufschlureich die Briefe waren . {nun , man wrde ja sehen , ob ... . % Adie Sache ist dann ganz anders gelaufen , als die Proze-Strategen sich das zurecht gelegt hatten . BLebius , der in seinem: Proze das Glck hatte , bei der Revision freigesprochen zu werden, war die gerichtlich festgestellten Qualitten losgeworden .  Cder Landgerichtsrat , mit dem ich in der zweiten Instanz zu tun hatte , war so unhflich , sich im sachlichen Sinn fr meine sozialpolitische Anschauung gar nicht zu interessieren ; nach einem knappen juristischen Geplnkel hob er das Urteil der ersten Instanz formal auf , besttigte aber aus einem anderen Paragraphen - 185 , 186 ? - das Strafma . : Dsein verbindlich-unsentimentales Verfahren hat mir , wiewohl ich das " Opfer " war , in gewissem Sinn imponiert . < Edas Lustgefhl , weiter zu prozessieren , war ziemlich abgesunken .  Fich widerstand dem guten Zureden , in die dritte Instanz zu gehen , und zeigte mich bereit , in khler berlegung als " vorbestraft " in meine Zukunft zu wandern .  Gjene Jahre um und nach 1910 haben Deutschland innere Auseinandersetzungen beschert , die heute lngst vergessen sind , aber ein Stck Geistesgeschichte darstellen ; die " Hilfe " war an ihnen in starkem Mae beteiligt , denn einer ihrer wesentlichen Mitarbeiter war mit all seiner Leidenschaft in sie eingetreten . Hdas war Gottfried Traub . Ials Naumann seine wchentlichen " Andachten " 1902 und seine " Briefe ber Religion " 1903 abgeschlossen hatte , bat er Gottfried Traub , seine Nachfolge zu bernehmen . und dieser war unbefangen genug , sich auf das Wagnis einzulassen - es mute ein Wagnis sein .  wohl hatte der ehemalige Tbinger Stiftsrepetent , der ber heimatliche Umwege an die Reinoldi-Gemeinde zu Dortmund berufen war, eine tchtige theologische Schulung hinter sich , aber er war ein unruhiger Kopf ; die in sich ruhende seelische Sammlung seines Vorgngers fehlte ihm . die Manuskripte waren , da er sich auf seine journalistische Verve verlie , auch verlassen konnte , in einer flchtigen Schrift heruntergeschludert - es wurde eine der Funktionen von Elly , sie gelegentlich stilistisch in Ordnung zu bringen .  immerhin : wir liebten seine draufgngerische und keck fragende Art und waren ihm dankbar , da er , als er schon mitten in den kirchlichen Kmpfen stand , sich einen Tag ausschnitt , im Frhjahr 1911 , um nach Straburg zu fahren und unseren Buben zu taufen . jene Kmpfe hngten sich an den Namen des Klner Pfarrers Karl Jatho , der , ein starker Prediger , in der rheinischen Diaspora eine groe Personalgemeinde geschaffen hatte .  aber was er auf der Kanzel verkndete , mifiel dem Oberkirchenrat - nach dessen Meinung hatte er sich von einer kirchlich-dogmatischen Grundlegung zu weit entfernt ; es wurde in einem Spruchverfahren der Proze gemacht , Traub aber fand sich bereit , seine Verteidigung zu bernehmen . }ich wage nicht , Jathos " theologische Position " zu umgrenzen - fr das , was ich von ihm kenne , wrde ich das Wort " frommer Lyrismus " gebrauchen ; ich empfand , da Naumann nicht sehr viel davon hielt , aber immerhin ... .  Jim letzten ging es dabei ja nun eigentlich nicht um die Persnlichkeit Jathos , dessen bedeutende seelsorgerische Wirkung in seiner Klner Personalgemeinde unbestritten war , sondern um die obrigkeitliche Grenzziehung einer protestantischen Wortverkndung . ? KTraub vertiefte die Frage ins Grundstzliche durch eine Streitschrift " Staatskirchentum und Volkskirche " - die Begabung zu einer rational przisen Fragestellung , die er in einem hchst anregenden , ja aufregenden Buch " Ethik und Kapitalismus " dargetan hatte , erwies sich in der logischen Przision , die bei aller Leidenschaft den Gedankengang fhrte . LJatho wurde verurteilt und verlor sein kirchliches Pfarramt , doch nicht seine Anhngerschaft - nun aber erfuhr sein Verteidiger das gleiche Schicksal : auch gegen ihn wurde vom Oberkirchenrat ein Spruchverfahren eingeleitet .  Mdieser Vorgang hat eine viel breitere Wellenbewegung in den kirchlichen Kreisen ausgelst : der Kieler Theologie-Professor Otto Baumgarten , ein Vetter von Max Weber , bernahm seine Verteidigung , Adolf von Harnack widmete ihm seine publizistische Untersttzung - es war umsonst , auch er verlor sein Pfarramt . 6 Nes war damals eine Ehren- und Freundschaftsp flicht , heftig fr ihn einzutreten - ich habe auf skurrile Weise im Sptjahr 1912 , bei meiner ersten Parlamentskandidatur ( zum Wrttembergischen Landtag ) die " Folgen " zu spren bekommen . 0 Odenn ein Flugblatt , das von der konservativen Gegengruppe in den pietistischen Kreisen verbreitet wurde , stellte fest , da es nicht angngig sei , einen Mann zu whlen , der seine Feder fr einen " Abtrnnigen " gebraucht habe .  Pdas hat mich damals sehr gekrnkt ; denn von Naumann hatten wir gelernt , Ergebnis seiner eigenen Entwicklung , die religiskirchlichen Fragen nicht zu einem Element des parteipolitischen Machtkampfes zu machen .  Qes mag sein , da ich ber Trennung von Traub und Wiederbegegnung spter noch einiges zu erzhlen habe ; er war ein Mann von eindrucksvoller Redekraft , das hat ihm auch den Weg in die Politik erleichtert - er wurde Mitglied des Preuischen Landtags bei der " Fortschrittlichen Volkspartei " . L Raber sein intellektualistischer Rationalismus wurde im Laufe des Krieges von einer fast kritiklosen Romantik berschwemmt , er glaubte an Ludendorff und , was mir in spten Gesprchen das Erstaunlichste war , an Hugenberg - man hatte ihm nach 1918 das Pfarramt wiedergegeben , und aus den " Andachten " , die er fr die " Hilfe " geschrieben hatte , waren knappe Flugschriften geworden , die er mit einem versagenden Sprachgefhl " Eiserne Bltter " nannte . n da er sich 1920 auf das dilettantische Abenteuer des Kapp mit einlie , hat er mit dem Verlust mancher alten Freundschaft bezahlen mssen . n ob diese Kirchenkmpfe , ber die hier nach einem halben Jahrhundert einiges erzhlt wurde , fr den spten Leser noch ein Gewicht haben ? .  auf dem eigenen Lebensweg haben sie ziemlich viel bedeutet , zumal ich eine erhebliche Anzahl der Mnner , die damals den " wissenschaftlichen " Rang der deutschen evangelischen Theologie bestimmten , persnlich kannte , Harnack , Troeltsch , Deimann , Bousset , Titius - ich will von Rade , Baumgarten , Mulert nicht reden , weil ihre Strke vermutlich weniger im " Forschen " als in dem publizistischen Wirkungswillen lag . \ die meisten von ihnen waren " historisch " gestimmt , Titius als Gelehrter mhte sich um die Problematik , die zwischen der biblischen Tradition und dem Erkenntnisbild der kritischen Naturwissenschaften sich ergab . Troeltsch schrieb das groartige Werk ber die " Soziallehren der christliche n Kirchen " , Harnack die christliche Dogmengeschichte , nicht die christliche Dogmatik . ` und doch waren sie alle fr mein Empfinden hchst gegenwrtige Menschen, alle irgendwie mit dem " Evangelisch-Sozialen Kongre " und seiner thematischen Unbefangenheit verbunden , der den Versuch machte , die religise Tradition in enger Fhlung mit dem geistig-kulturellen und sozialen Strukturwandel , der das industrielle Zeitalter zu bestimmen begann , zu halten .  \die Erschtterung des Krieges und die seltsame Wirkung eines Kreises von Schweizer Theologen , die eine solche , auch das Kirchlich-Institutionelle treffende Erschtterung gar nicht selber erlebt hatten , schien die Leistung dieser: theologischen Generation pltzlich in Frage zu stellen .  die Schweizer Gruppe , die zum Teil auf ihr Fhnlein als Parole " religiser Sozialismus " geschrieben hatte , war in sich selber nicht geschlossen , aber ihre Schattierungen flossen ineinander , als der wirkungsvolle Intellektualismus von Karl Barth mit der Formel von der " dialektischen Theologie " den ganzen Sinn der historischen Betrachtung und der vergleichenden Religionswissenschaft in Zweifel zu ziehen begann .  Sirgendwann , ich wei nicht von wem , wurde fr die innere Haltung jenes Kreises der Begriff des " Kulturprotestantismus " erfunden , vielleicht einmal mit einem Ton von Respekt fr die Mhen der gelehrten Mnner , das kirchlich-religise Leben zwischen den hchst komplexen Fragen eines sich wandelnden " Kultur " -Bewutseins zu sichern - bald wurde es zu einem nachsichtigen oder zu einem hoffrtigen Schmhwort eines nahwachsenden Geschlechts , das , soweit mir ein Urteil mglich ist , mit geringen Ausnahmen weit hinter dem wissenschaftlichen Leistungsrang jener Generation steht . A Tdiese Anmerkungen mgen in einer Lebensniederschrift vllig berflssig erscheinen ; sie mgen als Markierung einer geistigen Herkunft und als eine Form des Dankes hingenommen werden .  Udas Wahljahr 1912 erbrachte eine eigentmliche Lage fr die Parteienhaltung .  Vobgleich die wichtigen legislatorischen Entscheidungen in der ra Bethmann Hollweg , die positive in der Verfassung fr Elsa-Lothringen , die negative vor der erstrebten preuischen Wahlrechtsreform , das Zentrum an der Seite der " Brgerlichen " und der sozialistischen Linken gesehen hatte , blieb die Erinnerung an das Zerbrechen des Blow-Blocks lebendig genug . 0 Wman hatte fr die Ablehnung der Reichserbschaftssteuer das Sticwort vom " schwarzblauen Block " erfunden ; die Parlamentsmehrheit von Zentrum und Konservativen plus Anhang der antisemitischen Kleingruppen sollte verhindert werden .  Xdie drei " linksliberalen Gruppen " , die sich bereits 1910 zur " Fortschrittlichen Volkspartei " zusammengeschlossen hatten , vereinbarten mit den Bassermannschen Nationalliberalen , da man auf Gegenkandidaturen in den einzelnen Wahlkreisen verzichte ; nach dem ersten Wahlgang wurde auch mit den Sozialdemokraten , die gegenber ihrem relativen Mierfolg von 1907 , zumal in Sachsen , mchtig aufgeholt hatten , eine Abrede erreicht , da sie fr die Stichwahl die Teilnahme ihrer Anhngerschaft " dmpften " . > Yber diese Dinge habe ich in meiner Darstellung des Naumannschen Lebensweges das Notwendige erzhlt . Zaber der Ausgang der Wahlen gewann fr mein eigenes Geschick eine sonderliche Bedeutung . * Naumann verlor den Heilbronner Wahlkreis , der 1907 im khnen Versuch erobert war .  nicht weniger als drei neue Zeitungen waren in dem Wahlkreis gegrndet worden , eine bauernbndlerische , eine sozialistische , eine zentrumliche - die sozialistische mit Geschick geleitet , die des Zentrums von einem wenig begabten ehemaligen Heilbronner Mitschler . dadurch gewann der Wahlkampf eine peinliche , auch persnliche Schrfe .  ich entsinne mich , da Naumann damals , entgegen meinem Rat , an den bedeutenden Zentrumsabgeordneten Grber einen Brief schrieb , er mge do ch dafr sorgen , da die konfessionellen Angriffe unterbleiben ; er hatte in seiner Redlichkeit geglaubt , da die gemeinsame sachliche und loyale sozialpolitische Zusammenarbeit mit diesem Mann , der in Heilbronn ein hohes Richteramt bekleidete , auch ein menschliches Achtungsverhltnis begrndet htte . ) Grber gab , was ich voraussagte , auf diesen noblen Brief berhaupt keine Antwort . in der Stichwahl siegte ein biederer sozialdemokratischer Genossenschaftler , Feuerstein , ber den bauernbndlerischen Kandidaten , der schon 1907 aus dem Feld geschlagen war . 0damals war am Sieg Naumanns in starkem Mae Ernst Jckhs publizistische Mitwirkung durch die " Neckar-Zeitung " beteiligt gewesen - Jckh selber aber sah , da seine Lebensaufgabe in einer berprovinzialen Arbeit auf ihn warte .  1fast durch Zufall war er 1909 , bei einer Mittelmeerfahrt , in Konstantinopel in die " jungtrkische " Revolution hineingeraten - dort vertrat der deutsche Gesandte in Bukarest , von Kiderlen-Waechter , den Botschafter , und zu ihm gewann er ein landsmannschaftliches Vertrauensverhltnis . / 2so wurde er " Orientpolitiker " - aber Heilbronn war dafr doch nicht die rechte Basis . 3er strebte nach dem greren Raum .  4seine ungewhnlichen organisatorischen Talente empfahlen zugleich dem Vorsitzenden des " Deutschen Werkbundes " , dem Heilbronner Industriellen Peter Bruckmann , ihm die Geschftsfhrung dieser noch jungen Organisation anzutragen - in meinem Beitrag zur Geschichte des Wer kbundes habe ich darzustellen versucht , was er , dem ein urtmliches Verhltnis zu den Formproblemen im Grunde fehlte , diesem Verband von Architekten , Kunstgewerblern , Industriellen , Literaten an innerer Festigung und ausgreifender Wirkung durch zweieinhalb Jahrzehnte bedeutet hat . 5mir wurde unter sogenannten gnstigen Bedingungen seine Nachfolge angeboten . 6die Entscheidung fiel nicht leicht , zumal fr Elly nicht .  9 7die " Frauenbewegung " hatte im Zusammenwirken ihrer verschiedenen Verbnde eine groe Ausstellung " die Frau in Haus und Beruf " zu planen begonnen und Elly um eine Darstellung der Frauenleistung in dem Bezirk der sozialen Arbeit gebeten .  8sie sagte zu , und mit dem schnen Eifer , den sie solchen Aufgaben widmete , weitete sie , selber lernend , das Thema ; sie vertiefte sich in die Geschichte der caritativen Nonnenorden , der evangelischen Diakonie-Vereine und hielt auf dem der Ausstellung vorangehenden Kongre ein wohlberlegtes groes Referat . 9sollte sie in die " politische " Arbeit gehen ? .  diese wartete jetzt auf weibliche Mitwirkung .  denn das Reichsvereinsgesetz hatte 1908 fr das ganze: Reichsgebiet den Frauen den Besuch von politischen Versammlungen gestattet - da dem in vielen Lndern , darunter Preuen , noch ein Verbot entgegenstand , mute der nchsten Generation fast als skurriles Mrchen erscheinen . von politischen Werbereden wollte sie zunchst nichts wissen . # was sie aber an Berlin band , war der Verwandtenkreis von Adolf Harnack und Hans Delbrck , der brgerkundliche Unterricht am Lette-Haus in der Viktoria-Fortbildungsschule und das groartige geistige Leben jener Berliner Jahre , da am Lessing-Theater unter Otto Brahm , am Deutschen Theater unter Max Reinhardt die Bhnenkunst vor einer so bedeutenden Entfaltung stand . w sollte auf dies alles verzichtet werden , um dagegen die Fragwrdigkeiten einer " Provinzstadt " einzutauschen , in der sie kaum ein paar Menschen kannte ? . es war ein herbes Hin und Her vor dem Entschlu . I mit einer freundlichen Selbstironie hat Elly spter geschrieben , da auf jenem Kongre eines der wichtigsten Themen ganz einfach vergessen worden sei : " die Frau und der Beruf des Mannes " .  dessen Entscheidung , den Ruf in die Heimat anzunehmen , war berwiegend rational bestimmt : entweder den Wahlkreis fr Naumann durch energische Arbeit wieder zurckzugewinnen oder ihn , falls Naumann als Bewerber ausfalle , fr mich persnlich neu zu erobern .  da auf meinem Lebensweg der Sitz in einem Parlament auf mich warte , entsprach schon der Vorstellung meines Vaters , der selber immer nur fr andere Wahlreden gehalten hatte - ich war unbefangen genug , auch wenn ich noch jung war , es mit manchen der Volksvertreter , die ich kennengelernt hatte , aufzunehmen . die Abrede war nicht nur mit Naumann , sondern auch mit den rtlichen Parteifreunden getroffen worden . L die Chancen wurden gnstig beurteilt : ich wrde , in diesem Wahlkreis geboren und aufgewachsen , dazuhin noch der Historiker des rtlichen Weinbaus , als Heimatkandidat im engsten Sinn vorgefhrt werden - in solchem Betracht auch den brigen Bewerbern berlegen ; dieser frhere Pfarrer aus Berlin mit dem leicht schsischen Tonfall hatte zwar enthusiastische und opferwillige Verehrer gewonnen , aber mit Verehrern allein gewinnt man keine Wahlschlachten . " die Vorfrage fand schon 1913 ihre Antwort : die Wahl in Waldeck-Pyrmont war wegen Unregelmigkeiten kassiert worden . s der bisherige " fortschrittliche " Kandidat , Otto Nuschke , der auch einmal des verehrten Mannes Schler gewesen , verzichtete auf eine neue Bewerbung . Naumann wurde gewhlt .  jetzt konnte ich also die eigenen Ziele verfolgen - ich habe damals nun nicht gleich Wahlreden gehalten , entsinne mich aber gerne , da ich die Jahrhundertfeier von 1913 in Bildungsreden strapazierte , die ihren politischen Ak zent in der Darstellung der volkstmlichen Erwartungen und Enttuschungen fand . Naumann gab mir ein doppeltes Abschiedsgeschenk .  er schrieb eine fhrende Notiz , da ich fr die innere Gestaltung der " Hilfe " eine grere Bedeutung gehabt habe als irgendeiner meiner Vorgnger , er schenkte mir eine Mappe mit den Radierungen von Carl Stauffer-Bern ( von dem ich in der " Hilfe " gehandelt hatte ) . h C unter das herrliche Bildnis von Adolph Menzel , das mich durch die kommenden Jahrzehnte begleitet hat , schrieb er den Satz : " von den Alten sollen wir lernen , wie wir jung bleiben " . u+ Beginn in Heilbronn +u . die berufliche Arbeit in der Heimatstadt lie sich gut an . Q der Verleger Viktor Krmer war ein Klassenkamerad meines Bruders Ludwig , wir duzten uns von der Schulzeit her - das mochte fr den Beginn eine Erleichterung , konnte fr den Fortgang eine Erschwerung sein .  aber die mgliche Schwierigkeit lste sich , als ich dem Verleger , der mit meinem harmlos eifrigen Kollegen fr das Lokale und fr den Sport einmal Krach machte , ruhig mitteilte , in der Redaktion habe er nichts zu sagen ; ich verbte mir diesen Ton . darauf verlie er die Stube , um sie wochenlang nicht mehr zu betreten . ` meine Position war von Anbeginn deshalb stark , weil er sich um mich beworben hatte und ich mich nicht bei ihm . wir waren ein Zwei-Mann-Betrieb - die Journalistik von damals hatte , gemessen an der spteren technischen Entwicklung mit ihren Zwngen , einen fast idyllischen Charakter . M da waren eben morgens einige Drucksachen von der Stuttgarter Vertretung des " Wolff'schen Bros " oder der " Telegraphenunion " auf dem Schreibtisch , vor dem man sich etwa halb sieben Uhr einfand - die Bltter wurden zerschnitten , geordnet , wenn etwas " passiert " war , produzierte ich schnellhndig einen Leitartikel , dann kamen im Lauf der nchsten Stunden zwei Telephonanrufe , in denen von den Stuttgarter Agenturen das " Neueste " mitgeteilt wurde . der Kollege Robert Bauer nahm sie auf , war er gerade in der Setzerei , vertrat ich ihn ; wir waren beide tchtige Stenographen . " Fernschreiber " gab es noch nicht , und auf die Erfindung von f+ " Headlines " +f brauchte man in dieser Mittelstadt , die gar keinen Straenverkauf kannte , keinerlei Phantasie zu verschwenden . ich denke gern an diese Jahre .  einige Erbs chaften der Jckhschen Betriebsamkeit brachten wohl zustzliche Mhe - da gab es den " Goethe-Bund " , der Redner fr Vortragsabende zu gewinnen hatte ; ich wurde , in solcher Nachfolge , Schatzmeister des " Vereins fr lndliche Wohlfahrtspflege " , was , wie ein Jahrzehnt zuvor , bei meiner primitiven Form , in Kstchen das Geld unterzubringen , diesem Verband ebenso gut bekam wie ehedem dem " Sozialwissenschaftlichen Verein " an der Mnchener Universitt ; es war immer mehr Geld vorhanden , als eigentlich ausgewiesen werden konnte . u ( ich habe nach dieser Doppelerfahrung spterhin stets abgelehnt , dieses Amt , fr das man meine Gutmtigkeit besonders geeignet hielt , zu bernehmen ) . in diesem Kreise habe ich vortreffliche Menschen , zumal unbrokratische Verwaltungsbeamte und Lehrer , kennengelernt .  sie waren alle groe Verehrer von Heinrich Sohnrey - von dessen dichterischer Schaffenskraft besa ich eine geringere Vorstellung als meine Kollegen im Vorstand , doch wurde es mir von dauernder Wichtigkeit , mit seinen volkspdagogischen Leistungen in eigener Mitarbeit vertraut zu werden . 3 denn es besttigte sich das Bewutsein , da Dorf und lndliches Leben auch andere Bestrebungen pflegen als die robuste Art des " Bundes der Landwirte " , wesentlich im Zollsatz fr Weizen und Roggen die Schicksalsfragen zu erkennen . der junge " Chefredakteur " hat damals nicht nur die " politische Richtung bestimmt " , sondern er bernahm auch das " Feuilleton " . v die nur gelegentl ich interessanten Ausstellungen des " Kunstvereins " wurden beurteilt , ich schrieb auch die Theaterkritik - Heilbronn hatte kurz zuvor einen neuen Bhnenbau von dem groen und sauberen Architekten Theodor Fischer in Mnchen erhalten , ich suchte die " Romane " aus , mit dem verwegenen Anliegen , von dem blichen " Zeitungsroman " , den die dafr zustndigen Agenturen anboten , freizukommen .  W ich bin heute noch sozusagen stolz darauf - ein Halbjahrhundert ist inzwischen hingegangen - , da ich in der wchentlich dreimal erscheinenden " Unterhaltungsbeilage " den Lesern Tolstois " Krieg und Frieden " zumutete . J ein einleitender Aufsatz diente , den Rang des russischen Dichters auch dem durchschnittlichen Leser nahezubringen - ich entsinne mich nicht , da irgendeine protestierende Abbestellung erfolgt wre . manche Mitarbeiter , denen Jckh eine Art von Heimatrecht zugestanden hatte , mute ich krnken ; denn sie waren erstaunt , ihre Beitrge zurckgesandt zu erhalten . gut versorgt aber blieb ich - es war eine Erbschaft Jckhs - in den Musikdingen durch den Kantor der jdischen Gemeinde , Isy Krmer , er schrieb anmutig und gewissenhaft . 6 der Beruf und das wachsende Selbstbewutsein haben mich ja publizistisch in vielerlei Sparten gefhrt - nie habe ich mich in die Bezirke der Musik und der Mathematik gewagt , aus einem achtungsvollen Grenzgefhl fr meine Zustndigkeit . das " gesellschaftliche " Leben solch einer noch bersehbaren Mittelstadt beginnt mit einer etwas gefhrlichen Konvention : man macht Besuche mit einem Bockhpfer und ist froh , wenn man nicht angenommen wird . B Elly hat darunter gesthnt , zugleich aber ihren Katalog von Erzhlanekdoten angereichert , etwa die Mitteilung der suerlichen Dekansgattin : " wir brauchen hier keine Suffragetten " . + ich begann die Serie bei dem zarten und weisen jdischen Rabbiner Kohn - das wirkte als Signal und sollte auch so wirken , hat mir aber arge Feindschaft eingetragen , und zwar bei einigen Juden , denen ich , mit der Entwicklung der soziologischen Struktur seit den Jugendjahren nicht vertraut , keinen: Besuch gemacht hatte . Elly fand sich in der neuen Welt nur zgernd zurecht ; Naumann mute ihr tapfer zureden . aber das gab sich dann doch , als sie eine " Frauen- und Mdchen-Gruppe fr soziale Arbeit " auf die Beine stellen und bei dankbaren Schle rinnen Hilfswilligkeit wecken konnte . k im Jahre 1913 wurde mein ltester Bruder Ludwig , der in einem frnkischen Dorf seit 1908 wirkte , als Stadtarzt nach Heilbronn berufen . der Bub , den die Gromutter , wo immer es ging , verwhnte , hatte in Vettern und Basen die Spielkameraden . die Politik als das Gebiet von Kampf und Bewhrung griff frher nach mir , als ich bei der Rckkehr in die Heimat gedacht hatte . im Sptjahr 1912 mute der Wrttembergische Landtag neu gewhlt werden .  in dem Oberamt Backnang wurde nach einem Bewerber gesucht - der bisherige Vertreter , der Lederfabrikant Robert K , wollte nach fast zwanzig Jahren der Parlamentsttigkeit die Sache nicht mehr riskieren ; er war ein in den konkreten Dingen sehr geschickter Mann , hatte aber etwas Scheu , in den Drfern , um die er sich nicht mehr recht gekmmert hatte , Reden zu halten . B Conrad Haussmann , neben Friedrich Payer der Fhrer der schwbischen Demokratie , brachte den Backnangern bei , ich sei der rechte Mann fr sie , und mir , ich msse den Versuch wagen . ich selber kannte keine Seele in dem Bezirk . f fr die Erinnerung ist die kleine Versammlung in dem schnen Murrhardt , das mich aufstellte , eine sehr heitere Erinnerung . ich wurde , von vielleicht dreiig mir vllig fremden Mnnern , f+ faute de mieux +f , einstimmig aufgestellt . der " Backnanger Volksfreund " , das Parteiblttchen , meldete : " er ist zwar erst achtundzwanzig Jahre alt , aber er kam , spr ach und siegte " . als ob es etwas zu siegen gegeben htte ] . doch die Mitteilung meiner Jugend wurde rasch zur argen Last . einen weisen Ratschlag verdanke ich dieser ersten Kandidatur . er kam von dem hessischen Pfarrer Adolf Korell , der so aussah , wie ich mir den Gsta Berling der Lagerlf vorstelle , ein schner , straffer Mann , ein groartiger Zecher , ein wunderbarer Redner , voll von Melodie der Sprache .  er gehrte zum engen Naumann-Kreis und liebte mich . b bei einer Reichstagsnachwahl in Alzey-Bingen war er krzlich zu unserer Enttuschung unterlegen ; seine Erfahrung gab er mir als Rat : " reden Sie immer , immer das gleiche , auch wenn es Ihnen schrecklich wird . ich habe hier dies , dort jenes vorgetragen , und dann ist im Wahlkreis herumgesprochen worden : dem Mann kann man nicht trauen , berall sagt er etwas anderes ] " . das ist der soziologische Tatbestand einer standardisierten Bezirkswahlrede . ich folgte dem Rat einigermaen , aber das Redlein wuchs von zwanzig Minuten auf drei viertel Stunden . v denn ich lernte bald , die " Probleme " , die in der Diskussion auftauchten , Schulhauskosten und Anteil an den Wegelasten , in dem Referat unterzubringen .  es waren ein paar herbe Wochen : zwischen halb sieben und halb elf Uhr beanspruchte mich die Redaktion , dann ging es brav in der vierten Klasse in den Wahlkreis , immer drei Versammlungen , Heimkehr gegen ein Uhr nachts - aber man war ja noch jung . Y ich gewann den dritten Platz , und der sozialdemokratische Reichstagsvertreter des Bezirks , Wilhelm Keil , mit dem mich spter gute Freundschaft verbinden sollte , gab fr den zweiten Gang die Parole aus , mich zu whlen . statistisch htte es reichen mssen - doch die Stimmen , die der sozialistische Kandidat gewonnen hatte , waren in ein paar Drfern eben keine Partei- , sondern Heimatstimmen . % ich fiel mit geringem Abstand durch , eine Erfahrung , die ich noch ein paarmal gut berlebt habe . Ludwig Frank , der vermutlich bald der Fhrer der sozialistischen Reichstagsfraktion sein wrde , hatte mir voreilig fr den ersten Morgen nach: der Wahl einen Glckwunschbrief gesandt - das war eine heiter miglckte Freundschaftsbezeugung . Conrad Haussmann wurde auch fr eine andere Lebensepisode jener frhen Jahre entscheidend . er war mit Ludwig Thoma in Mnchen befreundet , den er , selber musisch bestimmt und begabt , in seinen zahlreichen Presse-Prozesse n juristisch vertrat , zugleich aber auch mit seinem Landsmann Hermann Hesse . diese hatten 1908 die Halbmonatsschrift " Mrz " begrndet ; der Titel sollte ein Doppeltes besagen , Erinnerung an die Mrz-Bewegung des Jahres 1848 , dann doch auch reinigendes Frhlingswehen . das war nett und frisch , politisch wie literarisch - auch wurde der Versuch gemacht , Auslnder von Rang zur Mitarbeit zu gewinnen , ein damals noch seltener Vorgang .  die Zeitschrift war , nach einem krftigen Einsatz , in eine Existenzkrise geraten ; der damalige Redakteur war , sagen wir , zu grozgig in den Honoraren , die er sich und seinen Freunden zuwandte , die Druckerei in Leipzig ( nicht in Mnchen ) unkontrolliert teuer . g Haussmann fragte bei mir an , ob ich das Blatt zu retten bereit sei ; es schien mglich , wenn der Druckvertrag gelst wrde . das geschah ; der " Mrz " sollte knftig zu gemen Bedingungen in Heilbronn gedruckt werden . ich selber verzichtete auf ein Redaktionsgehalt , wrde nur wie die sonstigen Mitarbeiter honoriert werden . : eine Dachstube konnte in dem Mietshaus frei gemacht , eine Sekretrin gewonnen werden - der Verlag bernahm sie . [der Start freilich war peinlich . T .der bisherige Redakteur fand einige seiner Freunde , die einen jener so beliebten Sammelproteste unterschrieben , der besagte , da er durch " kapitalistische " Machenschaften aus seiner Funktion verdrngt worden sei . <ein ffentliches Dementi war unmglich , denn es h tte die finanzielle Krisensituation darstellen mssen - ich mute es hinnehmen , ein bichen verleumdet zu werden . d (aber eine Anzahl privater Briefe an die Leute , die von mir selber geschtzt wurden , brachte die Sache wieder in Ordnung . +mein fixer Vorgnger hatte seine Beliebtheit berwertet . < !ich holte die mir literarisch wichtigen Mitarbeiter wieder zurck . Y  &in spteren Jahren habe ich mir Rechenschaft gelegt : persnlich war das Unterfangen ein wunderbares Abenteuer , es hielt mich in greren Zusammenhngen des literarischen und politischen Lebens , war aber sachlich , wie ich spter begriff , falsch angelegt . ich besa wohl in Heilbronn gute Freunde , doch keinen Menschen - auer Elly - , mit dem man ber literarische Wertungen abwgend diskutieren konnte . & ich pflegte den Versuch , Auslnder zur Mitarbeit zu gewinnen - der damalige Fhrer der belgischen Sozialisten Vandervelde spielte mit , der Franzose Albert Thomas , der seit 1921 das Internationale Arbeitsamt in Genf leitete ; Engelbert Pernerstorfer , ein Veteran der deutschen Sozialdemokratie sterreichs , sandte bieder seine Beitrge , und es war ein Vergngen , als er bei einer Deutschlandreise in Heilbronn auftauchte und den Briefverkehr durch die persnliche Begegnung besttigen wollte , eine mchtige Figur mit viel unmittelbarer Warmherzigkeit - das war schn und gut .  aber der Krieg mute alles fragwrdig machen . L denn die beiden Mnner , die mit ihrem Namen und mit ihren Beitrgen den erfolgreichen Beginn des " Mrz " bestimmt hatten , erlebten das Weltgeschehen in hchst verschiedener , ja gegenstzlicher Art .  Ludwig Thoma ist nicht leicht zu charakterisieren . X seine kecken Verse und die derben kurzen Komdien machten ihn als Spamacher populr , aber in seinen groangelegten Romanen " Andreas Vst " und der " Wittiber " erwies er sich als ein Epiker von herber Eindringlichkeit . w wir haben uns bei den paar Besprechungen , die der Fhrung des " Mrz " galten , gut vertragen ; doch kann ich nicht von einer strkeren Intimitt erzhlen . seine Beitrge in der sauber klaren Handschrift einer lteren Dame waren ein reines Vergngen , fr den Redakteur wie fr den Setzer . aber als der Krieg ausbrach , nahm er den " Burgfrieden " sofort sehr ernst und depeschierte , da zwei heiter ironische Beitrge zur bayri schen Geschichte jetzt nicht gedruckt werden drften .  ]diese unerhebliche Sache blieb deshalb im Gedchtnis , weil ich sie in wenigen Jahren als Signal eines Gesinnungswechsels zu deuten lernte : Thoma konvertierte , wenn man so sagen darf , zu einem politischen: Bayerntum , das er bislang bekmpft hatte . - $das war nicht in der ra des " Mrz " - er wute , da ich da nicht mitgespielt htte . h *den siegreichen Hitler hat er , 1921 als gut und verstimmt schreibender Partikularist gestorben , zum Glck nicht mehr erlebt . )denn er hatte nahe freundschaftliche Beziehungen zu jdischen Menschen .  ;ich will natrlich nicht sagen , da Thoma , dessen gelegentliche Derbheit ein weiches Herz zudeckte , an dem Krieg " Freude " gehabt habe , wie sein Jagdgefhrte Ludwig Ganghofer durch seine Feuilletons aus dem " Felde " ihn heroisch verniedlichte , doch er nahm ihn hin , whrend Hesse unter ihm litt .  ^bei der Schweizer Reise von 1913 hatte ein Nachmittag in seinem Berner Hause eine frhere flchtige Begegnung verdichtet ; Hesse versorgte , nachdem Krieg geworden war , die deutschen Kriegsgefangenen in den franzsischen Lagern mit Literatur , und ich konnte ihm einen moralischen Dienst leisten , als ich einen bsartigen alldeutschen Angriff auf ihn mit uerster Schrfe publizistisch zurckwies . -um den Jargon der Vereinfachung zu benutzen : der eine war Militarist , der andere Pazifist geworden und zwischen den beiden Propheten " das Weltkind in der Mitten " . /diese La ge war mein Schicksal geworden - ob ich es und wie ich es publizistisch bewltigt habe , steht in den Bnden der Zeitschrift . i in die frhen Heilbronner Jahre fllt noch eine Begegnung , deren Partner sich spter ihrer auch noch mit Heiterkeit erinnerte . U es mag 1950 gewesen sein , da der Bundeskanzler Adenauer mir von dem Besuch eines Mannes erzhlte , den persnlich kennenzulernen gewi auch fr mich interessant sein werde - er nannte den Namen des Dr. Nahum Goldmann . 1 {ich lachte : " der hat vor bald vierzig Jahren ein paarmal bei mir Kaffee getrunken ] " . {Adenauer war es etwas unheimlich , da ich ber den Mann so gut Bescheid wute . {Goldmann , zur Fhrung der Jewish Agency emporgestiegen , hatte 1913 in Heidelberg studiert und hielt in dem jdischen Jugendverein , der den Namen des englischen Wohltters Montefiore trug , eine Vortragsserie . x {ich msse ihn mir anhren , und in der Tat fesselte mich der rednerisch hchst begabte Jngling , so da ich ihn zu mir bat und mich zur Fortsetzung einfand . k {aber er selber blieb aus , so da ich , damit der Abend fr die erwartungsvolle Jugend nicht verloren war , einen Vortrag improvisierte .  {ich hatte diese Geschichte lngst vergessen , aber Goldmann erzhlte mir beim Wiedersehen nach Jahrzehnten , wie und warum er den Zug verfehlt habe , da er aber in meiner Schuld sei , da er damals ruhig das Honorar fr meinen: Vortrag kassiert habe .  |{dieser kleine Vorgang ist natrlich geschichtlich ohne jedes Gewicht , aber die unwgbaren Dinge , wie solche Begegnung zweier junger Mnner , die nichts waren , aber mit der Zeit in starke Verantwortungen getragen wurden , knnen eine bleibende Atmosphre bestimmen . ,Au+ im Schatten der Kriegszeit +u . %Aes wre eine khne nachtrgliche Konstruktion , zu behaupten, da wir mit einer Kriegsmglichkeit rechneten . o _Aauch der Verzicht auf die 1913 geplante Rulandreise hatte mit solcher Sorge nichts zu tun ; er folgte einem publizistischem Pflichtgefhl .  >Adenn die Reichsregierung hatte , um die Verteidigungskraft zu sichern , das Heeresbudget erhht und dabei die Finanztradition durchbrochen : mit dem sogenannten " Wehrbeitrag " , der , als Sonderfall gedacht , eine Milliarde Mark erbringen sollte , war das berlieferte System , das die direkten Steuern den Bundesstaaten berlie , ausgehhlt . ?Awas wrde das an innenpolitischen Folgen nach sich ziehen ? . * Aman mochte von Ellys russischen Verwandten , die uns in Berlin ein paarmal aufgesucht hatten , erfahren , wie ein Teil der Oberschicht die Stolypinsche Agrarreform moralisch mittrug und ein sozialer , politischer Eifer hoffhig geworden - die Kusine Tamara von Loris Melikoff , eine bedeutende Frau , konnte von ihren Bemhungen erzhlen . Ader rmische Besuch lie ein wenig spren , da die opfervollen Siege in Tripolis , das noch ein ziemlich verkommener Auenposten des osmanischen Reiches geblieben war , die politische Phantasie erneut auf Afrika gelenkt hatten . Bdas mochte , ganz allgemein , als eine gewisse Entlastung betrachtet werden . L Bdenn im populren Gefhl der Italiener war der sterreichische " Trentino " mit seiner italienisch sprechenden Bevlkerung immer eine Last fr die innere Rezeption des Bismarckschen Dreibundes gewesen .  Bvon den Bindungen , die Frankreichs Botschafter Cambon mit dem englischen Auenminister Sir Edward Grey erreicht hatte , nachdem Haldanes Versuch , ein Flottenabkommen mit Deutschland zu erreichen , gescheitert war , wuten wir so wenig wie einige Mitglieder des britischen Kabinetts . > Bda Frankreich 1913 zur dreijhrigen Dienstzeit berging , war ein Vorgang , der beunruhigen konnte . s Baber der Fhrer der franzsischen Sozialisten , Jean Jaures , der vor zwei Jahren sein von den deutschen Literaten fast mehr als von seinen deutschen Parteifreunden beachtetes Buch " L'armee nouvelle " verffentlicht hatte , regte eine deutsch-franzsische Verstndigung an : eine groe K onferenz in Basel , an der Naumann und Hausmann fhrend teilnahmen , wurde von beiden mit starken Erwartungen beurteilt . # Bmeine persnlichen Beziehungen zu dem Militr waren damals uerst gering und in einem Sonderfall hchst negativ . U  Bdie beiden lteren Brder absolvierten gleichzeitig 1902 ihr " Einjhriges " , und Hermann fabrizierte , im Stile des damaligen Bruno Paul , zu einem Kompaniefest groe farbige Karikaturen ber die Rekrutenausbildung , zu denen ich , der Pennler , kecke Verse , sagen wir im Stile Wedekinds , lieferte . `Bder Erfolg war groartig , aber das Nachspiel peinlich : Hermann wurde durch den trichten Hauptmann wegen mangelnden Wrdegefhls aus der Liste der Anwrter fr den Reserveoffizier gestrichen ] . o :C( der gebildete Adjutant hat ihm zur Entschdigung dann lauter " Druckpunkte " , das heit Freistunden fr Croquis-Zeichnungen eingerumt ) . #Cich glaube , ein bichen ist das ein Zeitbild . [ @Cder Hauptmann S. mute nicht mehr in den Krieg - " Majorsecke " . 'Cdas Heilbronner Regiment hatte in der Zwischenzeit einen neuen Obersten erhalten , einen Herrn von Triebig , und dieser kam auf die Idee , mich zu Casino-Abenden einzuladen .  =Cso wurde ich mit dem Milieu vertraut . r "Cdie Leute wuten natrlich nicht , da ich mit einem ihrer fhrenden Mnner in Konflikt lag oder er solchen mit mir zum Austrag bringen wollte . Q CPreuens Kriegsminister von Falkenhayn hatte einen Strafantrag wegen einer Notiz im " Mrz " gestellt , die von einem Freund und Landsmann Ulrich Rauscher geschrieben war , die ich aber gern mitverantworte .  aCwas war passiert ? . bCin der kleinen elsssischen Stadt Zabern lag Militr ; ein kleiner Leutnant Forster hatte bei einem Zwischenfall mit Zivilisten diese einsperren lassen , und der Oberst deckte ihn . Z cCdas wurde zur " Zaberner Affaire " , die Deutschland , aber nicht Deutschland allein , aufs tiefste erregte , ein primitives Beispiel dessen , was , spter ins Groe hochgetrieben , " deutscher Militarismus " genannt wurde . dCnun hatte der Reichstag wenig Zeit zuvor den " Reichslanden " in einer neuen Verfassung den Quasi-Status eines autonomen Bundesstaates gegeben , und dies mute jetzt als fragw rdig erscheinen . eCder preuische Kriegsminister fand vor dem Parlament nicht den politischen Ton , und Ulrich Rauscher vermerkte das fr den " Mrz " in seinem: Ton , der voll Schrfe und Witz war , aber Falkenhayn nicht gefiel . = fDRauscher und ich freuten uns auf den Proze - das wrde doch eine andere Sache werden als mit dem klglichen Lebius . gDRauscher , der in Straburg die " Frankfurter Zeitung " vertrat , kannte und liebte das Elsa - bei einer Begegnung in Blaubeuren , wo er ein gutes Wirtshaus kannte , wurde die Taktik des Verfahrens besprochen . hDich wei nicht , ob er vernommen wurde . iDaber meine Vernehmung fand statt .  Dsie gehrt zu den liebenswerten Erinnerungen . z Dals der Richter das in einem Protokoll niederzulegen begann , was ich ihm erzhlt hatte , schlug ich ihm vor , da ich das vielleicht selber formulieren drfe .  Der war einverstanden . Ddann nach aufmerksamem Lesen: " darf ich Ihnen den auerdienstlichen Rat geben , die beiden letzten Stze zu streichen - es knnte sich ergeben , da der Strafantrag auf Sie ausgedehnt wrde " . Dich wei nicht mehr , wie der Richter hie - ich sehe ihn mit seinen rtlichen Haaren noch vor mir - aber diese nette Besorgtheit blieb unvergelich . Dder Proze hat nie stattgefunden . Ddenn kurz nach dem Ausbruch des Krieges erhielt ich ein Schreiben des Gerichts , da Falkenhayn den Strafantrag zurckgezogen habe - Burgfrieden ] . l jDin der Zeitung las ich , da auch Rosa Lux emburg , die radikale Sozialistin , damals in den Genu der ministeriellen Massenvergebung kam .  kDbei der Abendheimkehr von einem friedsamen Sonntagnachmittags-Spaziergang im Kpferwald erwartete uns am 28. Juni 1914 die Presse-Depesche , da der sterreichisch-ungarische Thronfolger mit seiner Gattin bei einer Fahrt durch Sarajewo ermordet worden sei . ' lDdie Nachricht war technisch nicht mehr zu vermelden , der Kollege , die Setzer und Drucker nicht mehr aufzutreiben .  mERadio gab es damals noch nicht . E nEalso muten die Heilbronner warten , bis sie am nchsten Montag von dem Signal erfuhren , das fr die kommenden Jahre ihr eigenes , mehr noch das vaterlndische Schicksal angezeigt hatte . O oEwir hatten von dem Wesen des Erzherzogs Franz Ferdinand eine geringe persnliche Vorstellung und konnten sie nicht haben , auch die eigenen Landsleute schwankten in der Bewertung seiner politischen Ziele . ( pEda sa seit dem Jahre 1848 , das aus einem Jngling einen Kaiser gemacht hatte , der jetzt vierundachtzigjhrige Franz Joseph auf dem Thron , eine Legendenfigur - die Phantasie hatte sich schon lange seinem Nachfolger zugewandt , der gescheit , ernst und streng dem Geschichtsauftrag gegenberstand , dem er gengen sollte . qEeine kleine menschliche Sympathie war ihm gewidmet , weil er eine nicht " ebenbrtige " Ehe eingegangen - die eigenen Kinder waren also von der Erbfolge ausgeschlossen .  rEdas Nationalitten-Problem des Habsburger Reiches hatten schier unerwartet seine sonderliche Verschrfung erfahren , als 1906 der damalige Ministerprsident Max Vladimir von Beck das demokratische Wahlrecht fr den Reichsrat einfhrte - darber brach die sozialdemokratische Partei in nationale Gruppen auseinander . Ezwei ihrer fhrenden Kpfe , Karl Renner und Otto Bauer , theoretisierten ber die konkrete Mglichkeit , einen Staatenverband mit nationalen Teilautonomien zu begrnden . Ewelche Gedanken bewegten den Thronfolger ? . Ees blieb ungewi . P Ebei den sdslawischen Einwohnern des Doppelreiches war seit der " Annexion " von Bosnien und der Herzegowina durch den Grafen Aehrenthal die Ziffer gewachsen , durch die Siege der Serben in den Balkankriegen ein ber die Staatsgrenzen hinaus wirkender Sonderstolz - wrde aber der Thronfolger mit seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zur bhmisch-tschechischen Hocharistokratie dieser Lage psychologisch und sachlich Rechnung tragen wollen , tragen knnen ? . Fder j unge Serbe mit dem seltsamen Namen Princip war mit tragischem Erfolg bemht , die Mglichkeit eines Antwortens zu zerstren .  Fdiese Geschehnisse im sterreichisch-ungarischen Raum wurden ausfhrlicher behandelt , weil sie , wenn ich richtig sehe , in den spteren breiten , den meisten wissenschaftlichen , gewi in den volkstmlichen Darstellungen ber die sogenannte " Kriegsschuld " an dem ihnen zukommenden Gewicht verloren haben . . Fes ist nicht die Aufgabe dieser Niederschrift , dazu einen Beitrag zu liefern: das automatische Funktionieren der meisten verwobenen Bndnisvertrge oder das kunstvolle Interpretieren ihres Versagens , Rulands politisches Bedrfnis , den alten Zusammenhang mit den Balkanvlkern neu zu sichern und so fort , und so fort .  ~Fals der Friedensfreund Jean Jaures in einem Pariser Cafehaus von einem nationalistischen Fanatiker erschossen wurde , mute dies uns , die wir den Mann als geistig-moralische Figur veehrten , tief erschrecken: war denn dies die Gesinnung des franzsischen Volkes ? . U sFals Unsinn galt uns die anspruchslos in die deutsche Welt ausgegebene und gern geglaubte These , der " Handelsneid " Englands , das doch unser wichtigster Geschftspartner war , habe dieses Volk in den Krieg getrieben . 5 tFin diesem Versuch , die persnlichen Lebenserinnerungen in die breitere politische und geistige Entwicklung einzubetten , wird nicht im Nebenher der Gang der Geschehnisse mit einem Anspruch begrndeter Einzeldeutung dargestellt werden . ' uGdie Kriegsbeg eisterung des Beginns ist , ganz natrlich , zum Ende hin als vaterlndische Legende gebraucht worden . b vGdoch ist die Stimmung mit dem Wort Begeisterung nicht umschrieben - ich mchte lieber von einem willigen Ernst sprechen .  wGder Aberwitz der Gerchtetrgerei war sozusagen berufstechnisch eine arge Last - die Leser der Zeitung wollten mitredigieren und waren bse , wenn man ihre Mitteilungen ber diese Spionengeschichte oder ber jenen gefaten Goldtransport nicht abdruckte . 3  xGich selber war , Folge meiner habituellen Schulterluxation , bei der frheren Untersuchung " ausgemustert " worden , jetzt "arbeitsdienstfhig " geschrieben - an Arbeit hat es nicht gefehlt , da ich Tag um Tag einen Leitartikel schrieb und bald in den Lazaretten ber geschichtliche Dinge Vortrge hielt , die mit dem Krieg und seinem " Sinn " zusammenhingen - Bulgariens Werden , " Mitteleuropa " und dergleichen ; die publizistische Aufgabe war nicht leicht - das Blatt ging auch an die Front , und aus dem Echo von drauen , aus dem Wachsen der Feld-Abonnements durfte ich lernen , da man mein Bemhen um nchterne Unterrichtung hher schtzte als das ewige Sprche-Machen . ^ yGein Zufall brachte mich in den Ruf eines strategisch phantasiestarken " Militrschriftsteller " - als nmlich , was mit dem Element des Stellungskrieges zusammenhing , lange Zeit gar nichts geschah , prophezeite ich die Somme-Schlacht , die psychologisch bedingt den gemeinsamen Einsatz franzsischer und britischer Divisionen fordern mte .  zGmein Rhmlein wuchs bei den Soldaten .  Hnicht bei allen Zivilisten - mit dem Vorstand des rtlichen " Alldeutschen Verbandes " , einem Studienrat , der im Unterricht fr f+ " ignavi et impavidi " +f die bersetzung " Nau- und Flaumnner " vorschlug , machte ich einen Mordskrach , den ich bis ins Stuttgarter Ministerium trug . 5 Hwas von dieser Gruppe an Abstrusem vorgetragen wurde , ersah ich , als mir eine gedruckte Karte gezeigt wurde , in der ein " Korridor " die Gegend um Belfort mit - Toulon verband , dort aber deutsche Kriegsschiffe stationiert wurden ] . Hdas war ein Sonderstck aus dem Kapitel " Kriegsziele " .  Hdie Reichsregierung untersagte , da solche ffentlich diskutiert wurden , aus begreiflichen Grnden : die politische Situation beim Kriegsbeginn war von ihr unter das Stichwort der " Einkreisung Deutschlands " gestellt worden , der moralisch bindende Charakter eines " Verteidigungskrieges " sollte nicht durch dilettantisches Schw adronieren verdorben werden . Hdas ntzte aber natrlich nichts . } Hdie " Verbnde " lieen sich von ihren Syndici " vertrauliche " Gutachten zur Massenverbreitung herstellen , ber das Kohlenbecken Briey-Longwy , ber die Zukunft der flandrischen Kste und so fort . 2 Hdiese Geschichten muten im Laufe des Kriegsgeschehens zur grten inneren Last werden ; denn sie zerstrten , das war unvermeidlich , die Anlage des " Burgfriedens " , der im Beginn des Krieges zwischen den Parteien vereinbart war .  Hda die sozialdemokratische Reichstagsfraktion geschlossen die ersten Kriegskredite annahm und die inneren Kmpfe um solchen Entscheid zunchst verschwiegen hielt, war sprbar das wichtigste Ereignis im politischen Raum - der Staatssekretr des Innern , Clemens von Delbrck , antwortete darauf , einige Wochen spter , mit der Erklrung , da die Politik nach: dem Kriege eine " Neuorientierung " erfahren werde , die deutlichere Interpretation dieses Begriffes wurde zur Kernfrage der inneren Auseinandersetzungen in den kommenden Jahren .  Ida ein Krieg heute mehr fordere als berechnende Einsicht von Generalen und Tapferkeit der Soldaten , war nach sehr kurzer Zeit deutlich : er verbrauchte viel mehr Material , als die Theoretiker gedacht , erforderte die staatliche Bewirtschaftung der Metalle , der Textilien , der Nahrungsmittel , der Arbeitskrfte . Imit dem Kriegsausbruch begann die " groe Zeit " meiner Frau .  IElly hatte eine konkrete Vorstellung , welche brgerliche Not die nahe Zukunft begleiten wrde: ich glaube , schon in den ersten acht Tagen kaufte sie auf einen Kredit , den der nahe Freund Friedrich Mck von der Heilbronner Handels- und Gewerbebank verstndnisvoll gewhrte , fr 16000 Mark Wolle , Hemdenstoffe , eine Zuschneideapparatur , Nhmaschinen und begrndete damit als erste Frau in Deutschland ehrenamtlich eine private Arbeitsvermittlung . Isie hat aus ihrer " Gruppe " Mitwirkende gefunden und ist auf dieses Beispiel , mit Recht , stolz gewesen .  Iin ihren Erinnerungsbchern hat sie darber berichtet . Iwir muten lernen , da das Sterben Schicksal und Aufgabe der Jungen wurde . Iich kann nicht die Verluste von nahestehenden Menschen , die nach unserem Begreifen ein Versprechen fr die Zukunft darstellten , aufzhlen wollen .  Iaber als ich Anfang September 1914 nach Colmar fuhr , um zu erkunden , ob die Leiche eines Freundes in die Heimat gebracht werden knne - die Mutter , eine Witfrau , hatte den einzigen , hochbegabten Sohn in den frhen Vogesen-Kmpfen verloren - , las ich am Anschlag einer Zeitung , da bei Badonviller als Kriegsfreiwilliger der sozialdemokratische Abgeordnete Ludwig Frank gefallen war . [ die innere Bewegung dieser Stunde habe ich nie vergessen knnen . man war bereit , diesen Kriegstod ber das persnliche Leid hinaus als Symbol einer Geschichtswende zu deuten - es folgte ihm von den Parlamentariern spter noch der konservative Welfe von Meding .  in die Nhe von Kriegshandlungen bin ich nur einmal gekommen, als ich eingeladen wurde , dem Heilbronner Regiment eine Liebesgabensendung zu berbringen , als Gast des Lazarettzuges der Familie Siemens ; Dr. Max Hedinger aus Baden-Baden leitete ihn . 0 wir lagen tagelang bei Jarotschin und Krotoschin , bis wir ber Wlozlawek , Lowicz , Lodz in die Nhe der Dna-Stellung kamen , unsere guten Dinge , Wein und Sdfrchte , dem mir freundlich gesonnenen Kommandeur bergeben konnten . in Lodz erfuhr ich das grausame Nebeneinander : den langsam fahrenden Zug begleiteten Kinderscharen , die " Brot , Brot " riefen , und nachher waren wir die Gste der Fhrung dieses Feldzuges in einem Hotelsaal von schauerlich verstaubtem Prunk . ich mu gestehen , da ich mir als einziger Mann in Zivil unbehaglich und deplaciert vorkam . A {es gab an der Tafel einen weit prominenteren Gast , den Chef des Feldeisenbahnwesens , meinen Landsmann Groener , dem ich in einer verwandelten Welt spter noch fter begegnen sollte . m Awer diesen Feldzug einer groartigen Umfassungsschlacht ( Sommer 1915 ) geplant hat , wei ich nicht , ob Hofmann , ob bereits Ludendorff . v Baber die Eisenbahn als strategisches Grundelement , wie Friedrich List sie bereits achtzig Jahre frher gedeutet hatte , war nun ganz offenkundig geworden . CMotorisierte Einheiten gab es noch nicht - sie entwickelten sich erst gegen Ende des Weltkrieges , wesentlich aber und mit strkstem Erfolg auf der Seite der Alliierten .  Dda die nderungen der alten Kriegstechnik zu einem zentralen Problem der deutschen Innen- und Auenpolitik fhren wrde , konnte uns nicht gleich deutlich sein , als der wagemutige Kapitnleutnant Weddigen in einem verwegenen Angriff die britischen Panzerkreuzer zum Untergang brachte . Eder Eindruck in der ganzen Welt war ungeheuer .  Fman kann nicht sagen , da in der Phantasie des Mannes Tirpitz , der die deutsche Flotte organisiert hatte , das U-Boot eine groe Rolle gespielt hatte: er frderte das Grokampfschiff und die Torpedowaffe - diese sollten helfen , fr den Briten als " Risiko " zu wirken . Gnachdem Tirpitz die Ausgleichbemhungen des englischen Kriegsministers , des liberalen Haldane , konterkariert hatte , war fr den Ernstfall die strategische Frage offen . Hdie Englnder verzichteten darauf , der Tirpitzschen Konzeption zu folgen - ihnen kam es darauf an , den Transport ihrer mehr oder weniger improvisierten Landarmee auf den Kontinent zu sichern .  Idas Weitere wrde man seh en . die Begegnungsschlacht eines Teiles der Grokampfschiffe am Skagerrak hatte den Charakter einer Ballade ; sie gewann fr den Ablauf des Krieges keinerlei militrisches oder politisches Gewicht .  ganz anders die Verwendung des U-Bootes .  c Tirpitz , der selber ja als Staatssekretr des Marineamtes nicht die unmittelbare Befehlsgewalt in der Seekriegsfhrung besa , verlieh in dem Interview an die " Associated Press " ( November 1914 ) der neuen Waffe eine fast kriegsentscheidende Bedeutung und entfachte damit die Erwartungen des Volkes ; der U-Bootfhrer und seine Leute wurden mit Recht die: populren Figuren . man wird nichts Falsches tun , wenn man sagt , da Tirpitz hier mit Leichtfertigkeit ins Prophezeien geriet ; denn er wute natrlich , wie gering die verfgbare Zahl der U-Boote und wie kompliziert die Spezialausbildung der Mannschaft war . schwieriger dies : in der Seekriegsordnung , die von der Haager Konferenz 1907 neu festgelegt war , hatte man die Sonderlage des U-Bootes noch nicht bercksichtigt . es war ja noch durchaus im Stand der frhen Entwicklung , die fr Deutschland von meinem Heilbronner Schulkameraden , dem spteren Konteradmiral Karl Bartenbach , bestimmt war . }da der Kaperkrieg gegen Bannware eine Kernfrage werden konnte , wurde bald sichtbar : Blockade stand gegen Blockade , wobei rein geographisch Deutschland im Nachteil war . Jdas U-Boot aber konnte schon rumlich die Vorschrift , da die Mannschaft der kriegswichtige Ladung fhrenden Handelsschiffe in Sicherheit gebracht wrde , nicht erfllen ; dieses Militrgeschft war ja im ganzen den raschen Kreuzern zugedacht . Kdie Einzelzge dieser Auseinandersetzungen gehren nicht zur Aufgabe dieser Niederschrift . Laber die Fragestellung mute erwhnt werden . Mdenn sie verlor sich im Bewutsein der Spteren .  Nda die Alliierten dazu bergingen , die Sachlieferungen , spter die Mannschaftstransporte durch Kriegsschiffe decken zu lassen , war natrlich ganz in Ordnung ; die Bewaffnung der Handelsschiffe widersprach freilich der Seekriegsordnung , und so standen die vorwurfsvollen Interpretationen zu der juristischen Lage in einem notwendigen Gegensatz .  Odas galt fr die vlke rrechtlichen Vorwrfe wie Rechtfertigungen , schmerzvoller fr die innerdeutsche Situation : die politische Fhrung wehrte sich gegen den " uneingeschrnkten " U-BOOT-Krieg , denn sie konnte nicht berhren , da ein warnungsloses Versenken von Handelsschiffen die USA : zum Kriege einladen wrde .  Pdie militrische Leitung , so erfolgreich einige der Feldzge gewesen waren , sah sich vor der Erstarrung der Fronten und glaubte , einen neuen Gegner sozusagen in Kauf nehmen zu knnen - sie gab nach , die Vereinigten Staaten traten in den Krieg , und dieser war damit gegen Deutschland entschieden , auch wenn er sich noch lange und blutig hinziehen sollte . Qes ist den Amerikanern gelungen , ohne da die im Bautempo forcierte U-Boot-Waffe sie berhaupt wesentlich schdigen konnte , eine junge Armee mit dem modernsten Material nach Europa zu bringen . d Rder Reichskanzler von Bethmann Hollweg war nach seiner inneren Natur nicht fr eine Kriegsfhrung solchen Ausmaes gebaut .  er besa fr die organisatorischen Aufgaben hervorragende Mitarbeiter wie den Staatssekretr Clemens von Delbrck , wie Walther Rathenau , der die Rohstoff-Bewirtschaftung frhe als ffentliche Aufgabe eines in der Zufuhr blockierten Raumes begriff ; spter trat der damals politisch einsichtsvolle Bankmann und Professor Karl Helfferich an seine Seite , der freilich dem Wagnis auswich , die Kriegsfinanzierung mit einer aktiven Steuerpolitik zu sttzen - Kriegsanleihe folgte auf Kriegsanleihe .  die Leitung des Auswrtige n Amtes war mit dem zag-korrekten Jagow und dem wie ein ewiger Student wirkenden Zimmermann dnn besetzt - es bleibt ein Spiel des ewigen Fragens , ob Kiderlens pltzlicher Tod die: Katastrophe war : er hatte die Distanzierung zum Wiener Ballhausplatz eingeleitet , mit den Franzosen sich einigermaen akkordiert , gegen Tirpitz ein Arrangement zu England zu erreichen versucht .  s aber die Geschichte lehrt uns , da solche Eventualberlegungen , die mit " wenn " und " ob " arbeiten , gar zu leicht in Wunschvorstellungen auslaufen . R persnlich habe ich Bethmann nie kennengelernt , wohl aber war und wurde ich mit einem nchsten Mitarbeiter , Kurt Riezler , gut befreundet und glaube , das Elementare von Bethmanns Wesen begriffen zu haben . Y das war der sittliche Ernst , der auch in der technischen Unbesonnenheit nicht berhrt werden soll , die das Neutralittsabkommen europischer Staaten ber Belgien , darunter auch Preuen , einen " Fetzen Papier " nannte . er glaubte , damit die militrstrategische Entscheidung rechtfertigen zu sollen und zu knnen . 7 \seinen Nachfolgern der Kaiserzeit blieb er weit berlegen , und mein Respekt fr ihn wuchs , als die deutsche Historie - der Vergleich mit dem " Nachruhm " Caprivis drngte sich auf - sich gewhnte , seine Erscheinung zu bagatellisieren . ich dachte lange daran , ihm einmal eine Biographie zu widmen . Sdoch ein anderer hatte sich den Stoff gesichert und dann nie ausgewertet . T" f+ Causa victrix diis placuit , sed victa Catoni +f " . _ Udies Wort habe ich manchmal fr den Mann gebraucht , ohne mir eine catonische Funktion zuzurechnen . ^ Vmeine unmittelbare Teilnahme an diesen Dingen der " groen Politik " war ganz gering . ) Wdie Tagespublizistik erfuhr einige Ergnzungen , die von Freunden veranlat wurden . XJulius Bab plante eine kleine Serie , in der er selber Kleist als politische Figur zeichnen wollte ; Willy Handt war von ihm um eine Grillparzer-Wrdigung gebeten worden . Yvon mir erwartete er ein Schiller-Bchlein . W Zich lehnte ab , zumal Engelbert Pernerstorfer Notwendiges einige Jahre zuvor gesagt hatte , Bab aber ging auf meinen Vorschlag ein , Schiller , Hegel , List , Paul Pfizer und ihre wrttembergischen Epigonen darzustellen - in dem " Briefwechsel zweier Deutschen " hatte dieser Pfizer als erster die gesamtdeutsch e Zukunft in der Auseinandersetzung zwischen Hohenzollern und Habsburg begrndet gesehen , wobei er die Chance des Erfolges bei einem liberalisierten Preuen suchte . F der Essay erhielt den Titel " Schwaben und der deutsche Geist " ; seine Niederschrift hat mir viel Freude gemacht ; sie zwang mich , flchtige Kenntnis durch solideres Studium zu ergnzen .  Ernst Jckh , der eine damals sehr wirkungsvolle Flugschriften-Folge " der deutsche Krieg " herausgab , wollte eine theoretische Interpretation der neuen wirtschaftsrechtlichen Zwangsmanahmen , die ich ziemlich khn " Kriegssozialismus " nannte .  die Arbeit konnte fr mein eigenes Urteil kein rechtes Gewicht gewinnen - Kriegssituationen knnen harmlos gewordene Konventions-Vorstellungen einer konomischen Lehre erschttern , aber sind nicht recht die Basis , eine neue zu begrnden und zu festigen . d so ist die Arbeit nicht viel mehr als die Spiegelung einer Sonderlage , ein Zeitdokument von hchst befristetem Charakter . deren wurde damals auch von Mnnern , die " einen Namen zu verlieren " hatten , reichlich produziert - ich gehrte nicht zu ihnen , denn ich hatte keinen " Namen " .  doch entsinne ich mich des erstaunten Erschreckens , als etwa Werner Sombart , ein Schriftsteller von anregender Kraft des Ausdrucks , das tragische Verhltnis zwischen England und Deutschland in der kitschigen Vereinfachung " Hndler und Helden " vortrug . a 0}ich wei nicht , ob er sich dieser Propaganda-Schrift spter geschmt hat , ve rmute aber , da dies nicht der Fall war . ; 1}ich hoffe , da ich mich dieser meiner konomischen Studie nicht zu schmen brauche . 2}fr seine Schriftenfolge " der deutsche Volksstaat " wnschte Naumann eine verfassungspolitische Studie .  3}ich nannte sie : " die Bundesstaaten und das Reich " .  4}der Titel umkreist die Problematik .   5}der Krieg war , auch wenn es noch vier Kriegsminister gab - jeder " Knig " besa einen - , ein Geschichtsunternehmen des Reiches , nicht blo fr den militrischen Oberbefehl , in dessen nchste Stufung drei monarchische Thronfolger eingegliedert waren , sondern auch in der ganzen Legislative - zumal fr die Finanzierung und die Eingriffe in die Sozialordnung ; der Exekutive und Kontrolle aber fehlte der Apparat des Reiches . 6}diese Dinge waren die fast tglichen Sorgen .  7}es war , wenn man den Krieg nicht mit heiterem Optimismus als Zwischendurch-Geschichte beurteilte , ernsthaft nicht daran zu denken , da die Verfassungslage mit den Stzen rechtlich durchkommen werde , in denen Bismarck nach drei siegreichen Kriegen den preuischen Hegemonialismus geformt hatte oder mit Kompromissen formen lie .  8}auch diese Arbeit erfuhr das Schicksal , vom Gang der Geschehnisse zur Makulatur verwandelt zu werden ; immerhin kann sie von mir als eine Art von Fingerbung fr Aufgaben begriffen werden , vor die mich das Schicksal nach herben Jahrzehnten stellen wollte . O 9}der Kriegsablauf kann und soll hier nicht chronikal dargestellt werden - seinen Zusammenhang mit der inneren Entwicklung habe ich in meiner Darstellung des Lebens von Friedrich Naumann zu deuten versucht .  Jsiegreiche Feldzge im Osten , auf dem Balkan hielten die Phantasie der Bevlkerung lebendig , aber die Nahrungsnte , die sonstigen Beschwernisse fr den Haushalt , die blutigen Verluste , die immer mehr Familien und Gemeinschaften in Trauer setzten , senkten ganz notwendig das , was man " Stimmung " nennen mochte . / Jich entsinne mich noch , freilich nicht mehr des genauen Datums , da das Telegraphenbro die kleine Nachricht auf den Redaktionstisch legte , da in einer thringischen Mittelstadt ein Metzger wegen " Schwarzschlchterei " angeklagt wurde , aber smtliche Richter des Ortes sich fr befangen erklrten ; ihre Hausfrauen waren unter den Kunden . Jdie Agentur betrachtete das w ohl als eine amsante Anekdote ; wir reflektierten ber den Tisch hinweg : " heit das , da der Krieg im Innern bereits verloren ist ? " . Jer sollte sich jetzt in der Tat immer mehr auf innere Fragen verlagern . m Jdie Machtprobe um den unbeschrnkten U-Boot-Krieg war von der politischen Fhrung verloren , bei einer unsicheren Haltung des Reichstages . Jdie erste russische Revolution mit Miljukow und Kerenski ( Mrz 1917 ) verschrfte die psychologischen Akzente , was es denn mit der angekndigten " Neuorientierung " auf sich habe .  Jdem Reichskanzler Bethmann Hollweg gelang es , dem Monarchen die sogenannte " Osterbotschaft " abzuringen , in der die Reform des preuischen Dreiklassenwahlrechts angesagt wurde , noch etwas unprzis , ob es dem Reichstagswahlrecht angepat sein wrde . K Jaber die Situation verkrampfte sich , als bei wachsender innerer Notlage jene Erwartungen , die von der militrischen Fhrung auf den unbeschrnkten U-Boot-Krieg gesetzt wurden , sich nicht erfllten . ~ KErzberger hielt im Hauptausschu des Reichstages seine Anklagerede , der die Mehrheit des Parlaments mit der sogenannten " Friedensresolution " folgte . Kes war fr uns in der " Provinz " schwer , ein richtiges Bild von den Vorgngen in Berlin zu gewinnen . ? Kich habe damals nicht die Aktion als solche , sondern ihre Formulierung ziemlich skeptisch beurteilt .   Kwohl erfuhren wir , da der Monarch den Thronerben nach Berlin berief , als die Wahlrechtsfragen Preuens konkretisiert wurden , und da der Kronprinz die Fraktionsfhrer des Reichstags zu Einzelbesprechungen einlud - um was es damals ging , konnte nur kombiniert werden . l Kspter hrten wir , da es um die Person des Reichskanzlers ging , ob er geneigt sei , den Frieden zu schlieen - nur Payer bejahte dies .   Kwas wuten wir davon , da der frhere Reichskanzler Frst Blow , von seinem Ruhesitz in Rom nach Berlin zurckgekehrt , mit dem politischen Sprecher des Groen Hauptquartiers , mit den ehrgeizigen Abgeordneten Erzberger und Stresemann in Beziehung getreten war , um mit parlamentarischem und: militrischem Rckhalt seine frhere Position zurckzugewinnen - auch dies erfuhren wir erst spter , da Wiens Botschafter bei Wilhelm @II. Verwahrung gegen solche Mglichkeit einlegte . Kdas war natrlich ein staatsrechtlich hchst erstaunlicher Vorgang , dem Monarchen selber vielleicht nicht unwillkommen ; er konnte den " Verrat " von 1908 kaum vergessen haben . 0 KBethmann , der die innere Unsicherheit des Kaisers gengend kennengelernt hatte , fhlte sich der Intrigenluft , die bei der militrischen Fhrung wie in dem Parlament fabriziert wurde , nicht gewachsen ; er erbat seinen Abschied . Kdie Depeschenagentur meldete , da sein Nachfolger Georg Michaelis hie , ein uns vllig fremder Name .  Lwie sollte man ihn in der Zeitung kommentieren ? . ~  Les war kaum ein Trost , als sich herausstellte , da dem Kaiser , der die Ernennung vollzog , dieser Mann bislang ebenso unbekannt gewesen war wie uns . u  Lein Verlegenheitsgriff in das preuische Ministerialbeamtentum fand einen Mann , der sich um die Regulierung der Volksernhrung Verdienste erworben hatte .  Lwir hatten ber ihn wenig auszusagen ; da er kein " Politiker " war , lie er in naiver Unbefangenheit ( oder Redlichkeit ) bald erkennen , indem er einem Bekenntnis zur " Friedensresolution " des Reichstags die berhmt gewordene Floskel : " wie ich sie auffasse " anfgte .  L( die sptere polemische Auseinandersetzung : Georg Michaelis habe in seinem betonten Protestantismus die Chancen eines ppstlichen Friedensschrittes verkannt , kann uns hinterher nicht beschftigen - die Beurteilung solcher Aussichten wird immer fragwrdig bleiben ) . Ldie Episode Michaelis ist anmerkenswert als das Ende des " konstitutionellen " Systems - dieser Kanzler war der letzte , den der Monarch aus freier Entscheidung ernannte . Lbei seinen beiden Vorgngern hatte das Parlament , wenn auch in verschiedener Technik , beim Rcktritt mitgewirkt , immerhin mit bewuten Aktionen . , Lbei Michaelis gengte die Mitteilung , da eine fruchtbare Zusammenarbeit aussichtslos erscheine . v Ldie Nachfolge wurde mit den Fraktionen abgesprochen : das Kabinett Hertling - Payer - Friedberg entstand , Zentrum , Fortschrittspartei , Nationalliberale . O LHertling , ein Philosophieprofessor , war durch viele Jahre im Reichstag der Sprecher seiner Gruppe zu den auenpolitischen und staatstheoretischen Fragen gewesen , seit 1912 bayrischer Ministerprsident .  LPayer , der schwbische Demokrat , von den grten Verdiensten in der Reformarbeit seiner Heimat , aber zunchst auf langehin gehemmt durch eine qulende Erkrankung ; Friedberg , seiner eigenen Gruppe im preuischen Landtag , den er in seiner Rechtsbasis umgestalten sollte , nicht sehr sicher ; lauter an sich profilierte Mnner , doch wenig geeignet , die Phantasie des Volkes an die Hand zu bekommen . Msie gehrte noch der obersten Heeresleitung , und diese erfuhr im Herbst 1917 eine Art von publizistischer Sttzung , die den theoretischen " Burgfrieden " beendete .  Mnur mit einem gewissen Grimm geht die Erinnerung zurck an die Nachricht , da da ein Mann in Ostpreuen , der Generallandschaftsdirektor Kapp , die " Deutsche Vaterlandspartei " ge grndet habe und da der verabschiedete Groadmiral von Tirpitz an seine Seite trat . l Msie mochten ihre Ablehnung der amtlichen Politik gewi in ihrer Art zum Ausdruck bringen - Kapp hatte das in Denkschriften schon besorgt . Mdas Erbitternde war der Versuch , den teuren Begriff des Vaterlandes zu usurpieren und zu monopolisieren .  \ Mob einige der politisierenden Obersten des militrischen Hauptquartiers unmittelbar mit der Sache zu tun hatten , wie beim Sturz Bethmanns , wei ich nicht ; aber die Technik , die nun einsetzte , lt es vermuten . Mdenn es begann jetzt das Verfahren , da ein Huldigungstelegramm nach dem anderen an das Groe Hauptquartier ging , um mit einer freundlichen Antwort bedacht zu werden .  Mwo sa denn eigentlich die Fhrung ? . < Mdas Jahr 1917 hatte fr diese die politische Sachlage kompliziert .  MRuland erlebte im Frhjahr seine demokratische Revolution , die zum Thronverzicht des Zaren fhrte und nach einigen Zwischenspielen Kerenski an die Macht brachte , dem es gelang , vorrbergehend die militrische Aktivitt der mde gewordenen russischen Armee zu erneuern . ) Nin den sprlichen Nachrichten , die aus Petersburg kamen , waren seit Frhsommer ein paar Namen aufgetaucht , mit denen wir schlechterdings nicht viel anzufangen wuten , Lenin , Trotzki ; das war das Privileg der paar Leute , die sich mit den Abttungen und Zerwrfnissen innerhalb der sozialistischen Gruppen Rulands beschftigt hatten . N( da die deutschen Militrs dazu gehrten , war nach ihrer damaligen Vorbildung keineswegs zu erwarten .  Nwir erfuhren erst spter , da der in der Schweiz lebende Emigrant Lenin in einem plombierten Sonderwagen durch Deutschland gefahren wurde , um mit dieser Hilfeleistung aus einem doktrinren Literatentum in eine weltgeschichtliche Rolle befrdert zu werden ) .  Nund nun kam in den Wochen und Tagen , da Deutschland ein eigentmliches Vorspiel zum Parlamentarismus zu absolvieren versuchte , die Botschaft aus Ruland , da die Bolschewiki das vergleichbare Bemhen in Ruland mit der lokalen Militrgewalt zertreten hatten , aber der Welt mitteilten , da sie Waffenstillstand vorschlugen , der zu einem Frieden fhren sollte . ^ Nein Tor war aufgemacht , schien aufgemacht - es fhrte nach Brest-Litowsk , wohin der neue Staatssekretr des A uswrtigen , Richard von Khlmann , nicht ohne Optimismus ging - auch er mute den Unterschied zwischen Diplomatie und Demagogie verkennen , der gerade in jener Zeit mit den werdenden technischen Mitteln sich zu verwischen begann . K Nin diesen Monaten und Wochen weltgeschichtlicher Spannungen und vlliger Ungewiheiten wurde auch von meinem kleinen Leben eine wichtige Entscheidung gefordert : sollte ich nach Berlin zurckkehren ? .  Odie Heilbronner Aufgabe befriedigte ; es schien dort auch , nachdem Naumann in einer Nachwahl das Waldecker Mandat gewonnen hatte , die Frage einer Kandidatur gesichert . Okritisch freilich wurde das Schicksal des " Mrz " - wie sollte er durch die Klippen der seelischen Gegenstze zwischen den Herausgebern durchgesteuert werden ? .  Oimmerhin : er bewahrte berprovinzialen Zusammenhang . " Odas durfte ich spren , als ich geladen wurde , im Juni 1917 an der sogenannten " Lauensteiner Tagung " teilzunehmen . Oder Verleger Eugen Diederichs in Jena war der Veranstalter , gewi einer der merkwrdigsten und in seiner Art hchst verdienstvollen Buchproduzenten . > Oer besa , von dem graphischen Rang der bei ihm erscheinenden Werke ganz abgesehen , ein waches Gespr fr geistige Bewegungen und Bedrfnisse ; das ging ziemlich wild durcheinander , so da , eben auf jener Tagung , Max Weber fr die dankende Wrdigung das ironische Wort whlte , da er ein " Warenhaus fr Weltanschauungen " zur Verfgung gestellt habe . Oes ist mir persnlich nie gel ungen , zu dem Manne , dessen Leistung ich immer bewundert habe , bei den mannigfachen Begegnungen ein unmittelbar freies Verhltnis zu gewinnen . . Oirgendwie strte mich wohl , was nicht gegen ihn spricht , die Mengung von maskierter Romantik und energischer Geschftsbetriebsamkeit - aber ich freute mich , seiner zweiten Gattin , der Dichterin Lulu von Strau und Torney , wieder zu begegnen , mit der ich seit der Studentenzeit eine gute Freundschaft gepflegt hatte .   Odiese Lauensteiner Tagung sollte dem gedachten Hauptredner Max Maurenbrecher wohl den Weg zu einer Rckkehr in die Politik ebnen - er war in der Sozialdemokratie , der er sich 1903 bei seinem Abschied von Naumann anschlo , nur vorbergehende Randfigur geblieben , und seine Berufsfunktion , Redner in freilegisen Gruppen zu spielen , konnte seinen Ehrgeiz auf die Dauer nicht befriedigen - , er hatte sich etwas wie vlkische Romantik zurechtgemacht . j Pdiese paar Tage auf der malerisch-reizvollen Burg erhielten aber ihre Bedeutung durch die Wucht der Anklagen , die Max Weber gegen den Kaiser und seine Umgebung schleuderte ; er forderte geradezu heraus , ihn wegen Majesttsbeleidigung anzuklagen , da er dann die und die und die zum Zeugenschwur unter Eid laden knne - es war eine richtige Explosion , die manche der Hrer einschchterte . U P( Ernst Krieck , der spter fhrende " Pdagog " des Nationalsozialismus , so fleiig wie langweilig , beschwor mich , auf Weber dmpfend einzuwirken ; die ganze Veranstaltung knne sonst polizeilich aufgehoben werden . Pich antwortete ihm nur : " lschen Sie einen Vulkan mit einem Glas Wasser " ) . m PRichard Dehmel war da , Paul Ernst , der junge Kommunist Ernst Toller , ein im Grunde zarter Enthusiast , der nach ein paar Jahren zu einer politisch militrischen Fhrungsrolle in dem Zwischenspiel der Mnchener Rteherrschaft ansteigen sollte , der er nach seiner Natur gar nicht gewachsen sein konnte ; die Freundschaft mit Walter von Molo wurde geschlossen , mit Wilhelm Vershofen erneuert . PFriedrich Meinecke schenkte mir sein Wohlwollen . Punvergelich ein Abschiedsabend mit Max Weber im Weimarer Park , in Goethes " Gartenhaus " ... . m Pich war ein paar Tage in einer Welt gewesen , die in ihrer geistigen Buntheit lockte , bei aller freudigen Arbeit in der Heimat verlockte .  QErnst Jckh , der ein paarmal Weichensteller meines ueren Schicksals gewesen ist und dem ich Dank schulde , auch wenn in seinen spteren Jahren die menschlichen Beziehungen ramponiert waren , hatte vorgefhlt , ob ich in die Geschftsfhrung des " Deutschen Werkbundes " einzutreten bereit sei und die Schriftleitung der Wochenschrift " Deutsche Politik " bernehmen wolle ; dies Blatt wurde von ihm gemeinsam mit Paul Rohrbach und Philipp Stein herausgegeben , der , aus dem Frankfurter Sozialen Institut hervorgegangen , damals in der Kriegs-Rohstoff-Wirtschaft steckte und spter der Anwalt der deutschen gewerblichen Genossenschaften wurde , ein scharfsinniger und kritischer Verstand .  Qdie Expansionsfhigkeit , die Jckh auch spterhin zu immer neuen Unternehmungen die Mglichkeit schuf , bot die Gesinnung seines Landsmannes Robert Bosch in Stuttgart ; dessen elektrotechnische Werke standen ja seit bald zwei Jahrzehnten in einer strmischen Entfaltung , der Mann litt ganz einfach menschlich unter dem Krieg , der ihm die groen Auftrge ins Haus schickte und an dem er doch nichts verdienen wollte . t Qvon den groen Stiftungen , die solcher Haltung entsprangen , habe ich in der Biographie berichtet , die ich nach seinem Tode Robert Bosch gewidmet habe . QJckh geno in der politischen Grundhaltung wie auch in dem Bezirk der kulturellen und pdagogischen Tendenzen seine volle freundschaftliche Sttzung . Qich sollte im " Deutschen Werkbund " wesentlich die Dinge behandeln , die mit konomischen und gesetzgeberischen Entscheidungen zusammenhngen ; es kam dann alles ganz anders . Qzunchst aber hatte die Sache einen Haken . Qda sa in Dresden der Stadtbaurat Hans Poelzig , mitrauisch gegenber Jckhs politischer Betriebsamkeit - sollte diese durch den neuen Mann verstrkt werden ? . ? Rwar ich schon bereit , diesem Ruf zu folgen, so schien eine Aussprache mit diesem Mann unvermeidlich . Rich fuhr also im Herbst 1917 nach Dresden .   Res war fr mich eine denkwrdige Begegnung , zuerst in den Brorumen des Rathauses , dann im Ratskeller ; sie endete zwar nicht gleich mit dem Angebot des " Du " , das in einiger Zeit folgte , aber eine Freundschaft , die bis zu Poelzigs Tod whrte und wuchs , war begrndet . Rich habe spter oft davon gesprochen , da ich drei Mnnern in meinem an mannigfachen Bekanntschaften so berreichen Leben begegnet bin , vor denen sich der Begriff " genial " unmittelbar meldete: Max Weber , Hans Poelzig und Albert Einstein . A  Rfreilich , mit diesem war ich nur an einem einzigen Abend zusammen , als er whrend des Krieges einmal seine Mutter in Heilbronn besuchte und wir in einem kleinen Kreis geladen waren . Rden Namen kannte man wohl schon , aber von seiner wissenschaftlichen Bedeutung hatte ich keine Ahnung . \ Rdas Gesprch ging mit viel Offenheit und Freimut wie ganz natrlich um die Kriegssorgen ; Einzeldinge sind vergessen , aber es war eigentmlich rhrend , wie auf dem wunderbaren Haupt eine verschleierte Trauer lag . m RElly hat in Berlin die menschliche Beziehung noch eine Zeitlang gepflegt ; mir selber war seine Denkwelt zu fremd , auch seine politische . < Rdie Rcksiedlung nach Berlin selber war ja nun beschlossene Sache .  Rder " Mrz " wurde ihr Opfer . z Rdie inneren Gegenstze seiner alten Mitarbeiter waren an sich schwer zu bewltigen , auswrtige Beitrge , die ihm ehedem zum mindesten den Reiz der Informationen gegeben hatten , fielen weg - ich durfte , ich sollte noch auf dem traditionellen " Dreiknigstag " der schwbischen Demokratie am 6. Januar 1918 eine Art von Abschiedsrede halten , die ich doch auch ein wenig als die Sicherung eines Anspruchs begriff . ich bezog in Berlin ein Pensionszimmer am Magdeburger Platz , die Familie folgte am 1. April . es war nicht schwer , gegenber dem Friedenauer Rathaus in der Fregestrae eine der blichen Wohnungen mit dem " Garten " genannten Hof und dem schrecklichen dunklen " Berliner Zimmer " zu mieten . an dies wrde man sich ja wohl gewhnen mssen . D [doch das war nun ein fragwrdiges Geschft , sich zwischen den neuen beruflichen Aufgaben und den weltgeschichtlichen Entscheidungen , die sich vorbereiteten , innerlich zurechtzufinden .  .die quasi-brgerliche Erhebung in Ruland , die zur Resignation des Zarentums fhrte und noch einmal unter Kerenski auch militrische Energien geweckt hatte , war durch die Lenin und Trotzki abgelst worden , die " An Alle " ihren Willen zu Waffenstillstand und zu Frieden meldeten - was war davon ernst zu nehmen ? . <ein herber Hungerwinter war unterwegs - in sterreich , aber auch in einigen deutschen Stdten kam es zur Arbeitseinstellung , zum wilden Streik ; war er , wie war er abzufangen ? . (der Fhrer der Sozialdemokraten machte wohl den erfolgreichen Versuch , den ihm spter die nationalistische Bosheit als Vaterlandsverrat vorwarf . +die deutschen Truppen waren in die Ukraine einmarschiert und auch ins Baltikum - wrde die sdliche Kornkammer vielleicht die so notwendige Entlastung in der Nahrungslage bringen ? . !militrisch war dies Unternehmen fast uninteressant ; immerhin mochte es die Phantasie anregen . &aber qulend war , wie die " Osterbotschaft " des vergangenen Jahres , die den politischen Rechtsangleich in Preuen , Wahlrecht im Landtag und Strukturierung des Herrenhauses angekndigt hatte , in den peinlichsten Quisquilien verkmmerte . E und der " unbeschrnkte U-Boot-Kri eg " , der die USA: vollends zum faktischen Kriegseintritt sozusagen eingeladen hatte - zur moralischen Sttzung waren sie schon vorher lebhaft angeregt . g sie hatten drben begonnen , eine Armee mit neuen Waffen auszubilden , die Schiffe fuhren und fuhren und fuhren im Geleitzug .  ^ auch Ludendorff , dessen Votum den schicksalsschweren Entschlu mit herbeigefhrt hat ( dessen strkste Gegner Bethmann und Helfferich im Amt geblieben waren , wohl um noch Schlimmeres , eine Militrdiktatur , zu verhindern ) , auch das Groe Hauptquartier wartete umsonst , da ihm die Versenkung eines einzigen Transporters gemeldet wrde . in unserer " Deutschen Politik " haben wir diese Entwicklung der Dinge mit wachsender Besorgnis kommentiert . | die herbe Kritik an dem langsamen Gang der inneren Reform machte die geringsten Schwierigkeiten . aber welcher Einflu war publizistisch auf die Fhrung der Auenpolitik mglich , sofern von einer solchen berhaupt gesprochen werden konnte ? .  Paul Rohrbach , ein Balte , rechnete mit Selbstndigkeits-Strmungen im sdwestlichen Ruland , in der Ukraine , verkannte aber , da siegreiche Divisionen psychologisch nicht recht als die Missionare eines volkstmlichen Freiheits-Sinnes wirken . m Kurt Hahn , der damals im Reichspresseamt als Beobachter der britischen Entwicklung ttig war und unserem Kreise beratend nahestand , glaubte die Vernunftregungen der Gruppe um den konservativen Lord Lansdowne in Anschlag zu bringen - er und wir schrieben Glossen , die eigentlich fast nur bestimmt schienen , in seine Hand zu kommen und ihm mitzuteilen , da auch in Deutschland die Vernunft noch lebendig sei - aber drben war nun eben doch , seit Lloyd George Asquith aus der Fhrung des Kabinetts verdrngt hatte , die Vernunft an Northcliffes Pressetechnik beurlaubt , die wilde , fast geniale Demagogie des Temperaments an ihre Stelle getreten . wer mochte die Gewichtsverteilung richtig beurteilen ? . p ]die Rckschau verdeutlicht , auch ohne den Konsum der breiten Memoirenliteratur spter Jahre , da dies fr Deutschland ebenso unmglich war . $es gab damals in Berlin " Abende " , bei denen man sich wchentlich ber den Gang der militrischen und politischen Dinge vertraulich aussprach . V *ich war z u dem " Hans-Delbrck-Abend " geladen , dessen bedeutendste Mitglieder wohl Harnack , Meinecke , Troeltsch , gelegentlich auch Dernburg waren , ein paar ehemalige Diplomaten und Offiziere galten als Fachmnner .  )die Verwandtschaft mit dem Historiker der " Kriegskunst " , der als Herausgeber der " Preuischen Jahrbcher " , aus einer konservativen Grundhaltung heraus, von Anbeginn einer der schrfsten Gegner von jeglichem Annexionismus gewesen , fhrte mich als Jngsten in diesen Kreis . ;ich habe viel gelernt und mich selber nicht wichtig gemacht ; es war eine Schule der Skepsis .  ^wie anders mag die Diskussion an dem " Dietrich-Schfer-Abend " verlaufen sein , der von dem zweiten Historiker der Berliner Universitt seinen Namen bezog , dem der Theologe von Seeberg , der Literarhistoriker Roethe zugehrten , die geistige Elite der " Vaterlandspartei " ] .  -dorthin besa ich keinerlei persnliche Beziehung . /ich erwhne diese " Abende " nur , weil sie in das Zeitbild gehren und jene tiefe Gegenstzlichkeit markieren, die durch den Krieg hindurch die Folgejahre so schwer gemacht haben . der Doppelcharakter des Berufes brachte nun nicht blo die Pflicht der politischen Publizistik .  freilich lag die erste Aufgabe auf einem Grenzgebiet . in England war eine Broschre erschienen , die dem Lob des " Deutschen Werkbundes " galt - deren bersetzung sollte ich kommentieren . es war eine freundliche Aufforderung zum nationalen Selbstlob .  Englnder hat ten entdeckt , da die Deutschen , die doch ein paar Jahrzehnte zuvor dem Handwerker-Romantizismus des John Ruskin so viel Anregung verdankt hatten , in ihrer Formgebung rational selbstndig geworden , und wiesen auf das deutsche Verfahren . das schmeichelte uns ein wenig .   seltsam genug : ein paar Jahrzehnte spter , als Hitler den Werkbund erstickt hatte , ergab sich abermals eine Umkehr : die Deutschen muten wieder bei den Angelsachsen lernen , ihren Institutionen fr f+ industrial: design: +f , ihren Architekturformen , auf die einige Meister deutscher Herkunft , aus Deutschland vertrieben , den strksten Einflu gewannen . viel wichtiger , schwieriger , aber fr mich ungemein lehrreich war die nchste Aufgabe .  |auch sie hing mit der " Politik " zusammen , mit Jckhs Propaganda fr das deutsch-trkische Bndnis ; ihm sollte zur seelisch-geistigen Verfestigung in Istanbul auf einem herrlichen Platz ein groes Haus gelten , Clubzimmer , Vortrags- und Konzertsle , Raum fr eine bedeutende Bcherei und so fort . ,Robert Bosch fand sich bereit , eine groe Summe zu stiften . %der " deutsche Werkbund " sollte dafr federfhrend sein .  _er whlte zwlf der damals als strkste Begabungen geltenden deutschen Baumeister aus , wagte aber - ich glaube , das ist in der Architekturgeschichte nicht noch einmal vorgekommen - , die Wettbewerber auch zu Preisrichtern zu bestimmen , eine ungewhnliche honorige Vorstellung von der inneren Sauberkeit und Sachlichkeit der beteiligten Mnner . $ >die ber zwei Tage sich hinziehenden Beratungen waren stenographisch aufgenommen . ?die Plne und das Protokoll lagen nun vor mir . ich sollte die Plne herausgeben , zugleich aber durchaus auf eigene Verantwortung das Pro und Contra der Entwrfe kommentieren . ; das war eine heikle Sache , zumal ich die Mehrzahl der Teilnehmer persnlich kannte . Q das Bauwerk sollte den hbschen Namen tragen : " Haus der Freundschaft " ; mir konnte nicht undeutlich sein , da ich , bei aller Objektivitt , manche Freundschaft gefhrden mute ; das trat dann auch ein . , unversehens war ich unter die Architekturschriftsteller geraten und erzog mich dabei selber zur Nchternheit - Poelzigs Wohlwollen wuchs , weil ich gerade s einen phantastisch wirkenden Entwurf , den man fr eine getreppte Variation ber die legendren Grten der Semiramis erklrte , von der rationalen Anlage der Grundrisse her zu verdeutlichen suchte .  leider ist dieses seltsame , zum Teil erregende " Protokoll " , das ein menschliches und geistesge- schichtliches Dokument darstellte , wie auch das ganze bedeutende Archiv des alten " Deutschen Werkbundes " im Feuersturm von Berlin 1944 untergegangen - man hielt es zur Verlagerung nicht fr wichtig genug . k das " Haus der Freundschaft " , dessen Grundsteinlegung in der Anwesenheit von Wilhelm @II. stattgefunden hatte , ist nie gebaut worden .  das Stadtbild von Istanbul hat freilich wenig dadurch verloren ; denn nachdem die kritischen Preisrichter-Wettbewerber die interessanten Versuche selber mit braven Grnden verabschiedet hatten , blieb nur ein farblos reprsentativer Entwurf des geschmcklerischen German Bestelmeyer aus Mnchen brig . ich selber habe an dieser Arbeit viel gelernt , zumal - Grundrisse zu lesen . ) die Mitarbeit am Werkbund schuf auch die Gelegenheit zu einer zweiten Auslandreise . 3 `zuerst hatte dieser Verband in Bern eine Ausstellung veranstaltet , die unter der Leitung und persnlichen Verantwortung von Peter Behrens stand ; jetzt , 1918 , war Kopenhagen ersehen und der Auftrag an Richard Riemerschmid gegeben . [ :den plumpen Begriff " Kulturpropaganda " erfand man erst spter .  #aber das Gerede vom " Barbarentum " der Deutschen war schon im Umla uf , bedrohte auch die neutralen Staaten - mit dem reizvollen Zeigen feiner deutscher gewerblicher Arbeit , Mbel , Keramik , Metallgerte , Textilien , Schmuck und so weiter glaubte man dem entgegenwirken zu knnen . 6 @Riemerschmid hatte die Aufgabe mit viel heiterer Liebenswrdigkeit gelst und einen " moralischen " Erfolg erzielt - fr die politischen Entscheidungen konnte derlei , zumal in diesem Zeitpunkt , nur als unverbindliche Spielerei wirken . N [ 'das merkte ich bei einem Besuch auf der deutschen Gesandtschaft .  =htte ich ahnen knnen , da der Graf Brockdorff-Rantzau nach einem halben Jahr europische Geschichtsfigur sein wrde , beim Beginn der " Friedens "-Besprechungen zu Versailles , wre ich wohl seiner Aufforderung , noch ein paar Tage zu bleiben , gefolgt . \ "ob er ber mich informiert worden war , wei ich nicht , denn das mehrstndige Gesprch , zu dem er mich festhielt , war alles andere als " diplomatisch " , eher in dem Freimut ein Unterricht in Illusionslosigkeit . [ \er wute , da der Krieg verloren war , und sprach das auch aus .  a\seine ihm wohl wesentliche Aufgabe schien ihm geglckt : er erzhlte davon , da er die dnischen Gewerkschaften in die aus Deutschland erfolgende Kohlenversorgung einschaltet und damit die historischen Ressentiments der Bevlkerung abgedrosselt habe . b\seine nicht gerade standesbliche vllige Unbefangenheit gegenber der Arbeiterbewegung trat mir wieder ins Bewutsein , als Ebert ihn zum Auenminister , dann zum Botschafter in Moskau berief . ! c\der Dnenreise war ein zweiwchiger Aufenthalt in Wien vorangegangen . ~ d\Naumann hatte die Fahrt gewnscht , damit ich mich und dann ihn ber den Stand der " Mitteleuropa " - Frage aus der augenblicklichen Sicht unterrichte . L e\er gab mir ein paar Namen mit , die er fr wichtig hielt ; im brigen mge ich mich an Dr. Gustav Stolper halten , den Herausgeber des " sterreichischen Volkswirt " , der werde mir schon weiterhelfen . t f\er betrachtete diesen Publizisten als eine Art von persnlichem Vertrauensmann ; das Ansehen , das er geno , hat mir viele Tren geffnet , zu gewesenen , zu gegenwrtigen , zu werdenden Ministern , zu Koerber , Baernreither , Urban , Redlich und so fort - ich habe damals ganz brav fr den erwarteten Bericht ein Tagebuch geschrieben ; es ist leider in dem Papierwust manchen Wohnungswechsels untergegangen .  g\ob es wirklichen Geschichtswert besa ? .  h\de nn das Widerspruchsvolle der Beurteilungen war verwirrend , der Respekt , den Naumanns Menschentum bei der Intelligenzschicht sich erworben hatte, war immer sprbar , auch dort , wo seine Konzeption des engeren wirtschaftlichen und militrischen Zusammenschlusses der Mittelmchte einer stillen Skepsis begegnete .  ifr mich berraschend , aber doch eindrucksvoll , war ein Gesprch mit dem Historiker Ludo Hartmann und dem glnzenden Publizisten Karl Leuthner - beide Sozialdemokraten waren mir literarisch vertraut - , die Naumanns Gedankengang als verjhrte Romantik verwarfen , das Ende des Habsburger Reiches als Kriegsfolge mitteilten und ganz in der Idee lebten , die man ein halbes Jahr spter mit dem Wort " Anschluss " umfate . ich habe damals keinen der ungarischen Politiker kennengelernt . a doch war es ein unerwarteter Gewinn, fast tglich eine kurze , eine lngere Begegnung mit Max Weber genieen zu drfen . er wagte den Versuch , nachdem ihn schwere Erkrankung durch Jahre vom Katheder ferngehalten hatte , in einer sommerlichen Gastprofessur die Wiederkehr seiner Krfte zu erproben .  ich habe einige der Vorlesungen besucht . = seine Beredsamkeit war , anders als auf der Burg Lauenstein , gezgelt , und doch war das Ganze ein grausames Spiel .  er war die Sensation der Universitt geworden , " man " mute ihn einmal gesehen , gehrt haben - so war er im grten Hrsaal gelandet , wo eine ehrfurchtslose Neugier immer die Tren sich ffnen , sich schlieen lie , ich war ganz bieder emprt , zumal ich sprte , wie er darunter litt , und sagte ihm das . g die Antwort habe ich nie vergessen : " Sie haben recht ; man kann doch nicht in solchem Raum das Wort Askese hineinbrllen " . jes interessierte ihn wohl , was ich von diesem oder jenem Gesprch erzhlte ; er warnte mich aber sehr eindringlich , in meinen Unterhaltungen , das , was einer der beamteten Leute gesagt habe , an einen anderen mit der Quelle weiterzugeben .  l kso stark war offenbar in den paar Monaten sein Eindruck von dem wechselseitigen Mitrauen der Minister und der Ministeranwrter geworden . 1 lSder entscheidende Ertrag , ich darf ruhig sagen , ein Lebensgewinn dieser Erkundungsfahrt in das von Gefhrdungen knisternde Wien wurde die nie gefhrdete Freundschaft mit Gustav Stolper und Toni Kassowitz , seiner spteren Gattin . N mS( das schne und bedeutende Buch , das Toni Stolper dem zu frh Verstorbenen gewidmet hat , enthlt fr diese Vertrautheit , in die bald die beiden Familien enger einbezogen waren , mancherlei Hinweis ) . 6 nSStolper , vier Jahre jnger als ich , hatte eine schwere Jugend hinter sich zu bringen gehabt , aber die Publizistik hatte sich , meinem Beginnen vergleichbar , schon dem Studenten als Weg zur Freiheit und zur Selbstndigkeit angeboten . oSer war mir in der konomischen Schulung , gewi auch in der kmpferischen Leidenschaft und in der konstruktiven Phantasie stark berlegen - das sprte ich immer ohne Neidgefhl , denn man konnte auf unpedantische Art immer etwas von ihm lernen . m pSich wute vielleicht etwas mehr von geschichtlichen Zusammenhngen und Bedingtheiten und nahm viele Dinge , die ihn erregten , gelassener .  qSer hat es mir nie belgenommen , da ich nicht musikalisch bin , whrend er am Klavier seine Entspannung fand , und er hat bei den zahlreichen Feriengemeinsamkeiten in Tirol , im Schwarzwald , in der Schweiz meinen dilettantischen Zeichenknsten nie die ermunternde Anerkennung versagt . rSes war auch mit die liebende Verehrung fr Naumann , die uns band - sie hatte uns rasch zusammengefhrt , um ein Jahr danach gemeinsame Trauer um einen Toten zu werden .  Sdie Beziehung zu Stolper und seiner Welt ruhte keinen einzigen Augenblick auf einem rationalen Kalkl der wechselseitigen Sach- und Gesinnungssttze - diese Niederschrift wird noch manches Zeugnis des Zusammenwirkens vermerken - sie war einfach Liebe , Geschenk des Schicksals . ] Tder Ausgang de s Krieges soll und kann in diesem Rahmen nicht dargestellt werden . Tdenn in die eigenen Erinnerungen mischen sich dabei - das ist fr jemanden , der nie ein systematisches Tagebuch gefhrt hat , unvermeidlich - die Eindrcke , die er aus der weitlufigen geschichtlichen Literatur der spteren Jahre gewonnen hat .  Tich entsinne mich noch , wie ich in Kopenhagen auf einer friedlich besonnten Bank sitzend an einer dnischen Zeitung herumstudierte , die den groen englischen Panzerdurchbruch bei Amiens meldete - dort und dort mute die deutsche Front , Umfassungen ausweichend , zurckgenommen werden , nachdem im Frhsommer Teiloffensiven noch geringen Gelndegewinn erzielt hatten - das trgerische Wort vom " Sich-Absetzen " , was eine freiwillige strategische Entscheidung vortuschen sollte und ein Vierteljahrhundert spter fast nur mit dem Gefhl tragischer Ironie gelesen werden konnte , war noch nicht erfunden .  Tjetzt nach dem englischen Durchbruch glaubte auch die Oberste Heeresleitung nicht mehr an einen militrischen Sieg ; wenige Wochen zuvor hatte sie noch den Rcktritt des Staatssekretrs im Auswrtigen Amt v. Khlmann erzwingen knnen , der im Parlament sich fr den Versuch einer Verstndigung mit den West-Alliierten eingesetzt hatte . = Tbekanntlich haben bald danach Ludendorff und Hindenburg die Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen gefordert . D Uder Reichskanzler Graf Hertling machte dem Prinzen Max von Baden Platz , der durch einige humane und politisch liberal gefrbt e Reden in das Bewutsein der Nation oder doch ihrer Fhrerschicht getreten war ; ihm oblag , in einem qulenden Notenwechsel mit dem nordamerikanischen Prsidenten Woodrow Wilson die Liquidierung des Krieges einzuleiten , die , ohne da dies das Ziel gewesen wre , zur Liquidierung des monarchischen Systems wurde . h  ~Uder Prinz hatte , das war zugleich innen- wie auenpolitisch gedacht , mit der " Parlamentarisierung " begonnen , indem er aus den Fraktionen , die 1917 die sogenannte " Friedensresolution " getragen hatten , " Staatssekretre " ohne Portefeuille als Berater und mitverantwortliche Akteure an seine Seite berief . ~ sUirgend jemand in der neuen Regierung kam auf die Idee , es msse etwas geschehen , um das deutsche Volk auf die bevorstehende Niederlage vorzubereiten . + tUzwar waren die Leute von der sogenannten " Vaterlandspartei " mit ihren Gelbnissen an die Heeresleitung im Sommer 1918 etwas zurckhaltender geworden - sie erholten sich aber ziemlich rasch , um mit der Pflege der infamen " Dolchstolegende " die so ntige innere Gesundung des deutschen Volkes zu stren , ja zu verderben . uUdas wurde die Geburtsstunde der " Zentrale fr Heimatdienst " . vUFriedrich Payer , noch Vizekanzler , sollte die Sache in die Hand nehmen , doch die Hand des ber Siebziegjhrigen war nicht mehr krftig genug , sein Temperament zu gelassen . * wUdie technische Leitung bernahm ein liebenswrdig vernnftiger Oberst Deutelmoser . m xUwer veranlat hat , da ich , vermutlich wegen meiner nchternen publizistischen Haltung , in diesen Kreis berufen wurde , wei ich nicht . G yVan den " Pressekonferenzen " , die freilich noch nicht so wie spter in Blte kamen , hatte ich nie teilgenommen ; die Art meiner Publizistik forderte nicht die Schnelligkeit der Nachricht . p zVnun ging ich aber doch einmal hin ; der Treffpunkt war ein Saal des Abgeordnetenhauses in der Albrechtstrae , Nhe des " Zeitungsviertels " . Vman erfuhr , da die " Siegfriedstellung " - so hie die vorbereitete Anlage an der Westfront - die Durchbruchsversuche der West-Alliierten im ganzen noch zu halten vermge . \ Vdann forderte der vortragende Offizier auf , Schreibfeder und Bleistift niederzulegen , er habe etwas streng Vertrauliches mitzuteilen : auf einigen der Kriegsschiffe in Kiel se i eine Matrosen-Revolte ausgebrochen . L Vdieses pressetechnische Verfahren hatte fr den Augenblick eine die Seelen lhmende Wirkung , fr die Rckschau fast etwas Rhrendes : ein Schweigegebot sollte eine Katastrophe ablenken , verharmlosen . VPrinz Max , der Reichskanzler , hatte den Staatssekretr Conrad Haussmann nach Kiel entsandt - er solle die Sache wieder in Ordnung bringen , ein von vornherein zum Scheitern bestimmter Auftrag .  Vhoffte man auf ihn ? . c Vdie Flotte war nach der unentschiedenen Begegnungsschlacht am Skagerrak ( 31. Mai 1916 ) nicht mehr zum Einsatz gekommen .  Vder von den starken Teilerfolgen sich nhrende Ruhm verblate , es hatte zwischendurch kleinere Meutereien gegeben , die Unttigkeit bei hartem Bereitschaftsdienst verdarb Stimmung und Gesinnungen - war eigentlich noch ein groes Spiel geplant ? . l Vda der Seekrieg , von dem Hindenburg und Ludendorff die: Entlastung erhofft hatten , noch Erfolg brchte , erwartete kein Mensch mehr , seit ganze amerikanische Armeen unbehelligt in Frankreich gelandet waren ; die militrischen Fronten auf dem Balkan , in Oberitalien waren ins Rutschen gekommen , Wien suchte nach einem Waffenstillstand , der vielleicht zu einem Sonderfrieden fhren wrde . Wjetzt griff der neue Staatssekretr Erzberger ein , der ein Gefhl dafr hatte , da mit dem Verschweigen oder der Verniedlichung der Lage nichts mehr anzufangen sei . Win einer Sitzung des " Heimatdienstes " gab er , soweit ihm das selber zwischen all d en Gerchten mglich war , ein Bild ber den Stand der Dinge . Wob er an diesem Tag - es war wohl der 5. November - schon davon wute , da der Reichskanzler gerade ihn zu den Waffenstillstandsbesprechungen , die jetzt zugestanden waren , entsenden wollte , wei ich nicht . Wmeine persnlichen Beziehungen waren , nach einer frheren Auseinandersetzung , oberflchlich geblieben .  0 Wjetzt bat er mich , in die gemeinsame Heimat zu fahren und den Leuten von der Presse , den " Unterrichtsoffizieren " und wer sonst dem dortigen Generalkommando wichtig erschien , sozusagen mitzuteilen , da der Krieg verloren sei . < Walles , Fahrkarten nach Stuttgart , Quartier werde besorgt werden . + Wso kam es , da ich den " Umsturz " gar nicht in Berlin erlebt habe . Win der Rckschau habe ich die Empfindung , da ich elementar den Leuten , die ich ja aus meiner Heilbronner Zeit zumeist kannte , sehr berraschendes nicht mitzuteilen hatte . ` Wpolitische Gesprche mit den Spitzen der demokratischen Partei konnte ich nicht fhren - keiner war erreichbar .  Wich verfate im Hotel Marquardt , wo man mir ein Zimmer bestellt hatte , eine biedere Denkschrift an den damaligen Parteivorsitzenden , den Rechtsanwalt Hugo Elsas , sie mten jetzt recht bald ihr Miliz-Programm aus den sechziger Jahren herausholen und propagieren - wer konnte ahnen , wie sachlich unpsychologisch die Versailler Bestimmungen ausfallen wrden . 7 Xnun gut - die interessierte Antwort von Elsas ging an einen anderen Theodor Heuss , einen Papierfabrikanten in Mnchen , einen entschlossenen Nationalisten - diese Namensverwechslung hat noch nach Jahrzehnten eine absurde Rolle gespielt .  Xnach einer sachlich berflssigen , freilich berfllten Versammlung in Nrtingen , wo zum erstenmal ein robuster Kommunist die Menschen einzuschchtern suchte , sehr erstaunt ber meine grobe Abfertigung , fuhr ich zum Besuch der Mutter nach Heilbronn . Xdas war ein wster Tag . D Xden Offizieren der Heimatgarnison , soweit sie sich auf der Strae sehen lieen , waren die Achselstcke weggerissen , um die Mittagsstunde strmten die Massen auf den Marktplatz , das Gefngnis war geffnet , die Hftlinge in ihren gestreiften Kleidern in der Mitte zu einem Haufen gedrngt , vermutlich in der Hauptsache Kriminelle , deren Antlitz keinerlei Freiheitsgefhl spiegelte , denn ihre Wchter waren brav ihre Begleiter geblieben .  {Xvon der schnen Freitreppe wurden starke Reden gehalten , es war der groe Tag meines ehemaligen Setzers an der Zeitung , der mir ja immer vertrauensvoll die geheimen Blttchen gegeben hatte - er wute , da ich ihn , einen menschlich anstndigen Kerl , nicht anzeigen wrde . i AXjetzt lud er mich heftig ein , auch andere Bekannte bedrngten mich , eine " Freiheitsrede " zu halten - ich lehnte schroff ab .  BXda wrden ja nur billige Sprche gemacht - wer wollte sich gestehen , wer konnte es wissen , da das deutsche Schicksal an diesem Tag , und gewi nicht ohne Schuld auch der deutschen Fhrungsschicht , in Jahre , in Jahrzehnte der Not und der inneren Zerklftung eingetreten sei ? . CYwar das eine " Revolution ? " . DYin meiner Phantasie sah derlei anders aus . ( EYdie Heimfahrt in die Novembernacht sah mich an dem dunklen Fenster . FYsie schenkte keinen Schlaf .  GZu+ November 1918 +u . HZob es eine " Revolution " war ? . IZfr den historischen Begriff , an den wir uns gewhnt hatten , gab es und gibt es keine Modell-Vorstellung .  Zdie Gehorsamsverweigerungen bei der Marine , mit ausgelst durch die Gerchte , ein sozusagen heroischer letzter Einsatz der Schlachtflotte sei geplant , mgen als Anla gelten - Matrosengruppen , die im Binnenland auftauchten , wirkten als ihre Agenten oder Propagandisten . Zeine staatsrechtliche , eine sozialkonomische " Ideologie " wird man hinter dem Geschichtsvorgang , der die Str uktur des ffentlichen Machtaufbaus so vllig nderte , vergeblich suchen ; in mannigfacher Frbung ist sie ihr dann geliehen worden . ( Zman mag es also bei dem unscharfen Wort " Zusammenbruch " belassen . h Zdie Verdsterung der militrischen Lage an der Westfront war dem Bewutsein des deutschen Volkes zu lange ferngehalten worden .  Zwas wuten wir denn alle von den Verkrampfungen zwischen den politischen und militrischen Fhrungsstellen , den vergeblichen , viel zu lange verzgerten Mhen um ein politisches Vorgesprch zwischen den kmpfenden Gruppen ] . Zdie sptere Geschichtsschreibung , die Verffentlichung von Akten , die Herausgabe von Memoiren und Rechtfertigungen hat die Zusammenhnge einigermaen geklrt , solche Klrung hier nachzuerzhlen , kann nicht das Ziel dieser Niederschrift sein .  }sie will ohne " Quellen " -Studien die Eindrcke des Gedchtnisses festhalten , die , auch wenn sie sachlich ohne groes Gewicht sein mgen , fr die eigene Haltung Bedeutung gewannen und fr das politische wie menschliche Urteil nachwirkend blieben . g Jda die Figur des Kaisers Wilhelm @II. ( und auch seines Sohnes ) in der Weltgesinnung zu einer Fabelgestalt der Bosheit und Herrschsucht verwandelt oder gesteigert worden , war auch schlielich in Deutschland bekannt - als unter dem Druck der Obersten Heeresleitung bei dem amerikanischen Prsidenten Wilson ein Waffenstillstand nachgesucht wurde , kam die Auslieferungsforderung . Kder Monarch und sein Sohn entflohen nach Holland . D Lerst spter erfuhr man , da Preuens Gesandter in Mnchen den Rcktritt der Hohenzollern zur Entlastung der deutschen Lage als erster ins innerdeutsche amtliche Gesprch gebracht hatte . Mund nun die ungeheuere berraschung : Ludwig @III. von Bayern mute aus seiner Hauptstadt fliehen , weil der Berliner Literat Kurt Eisner mit einer Volksmenge vor die Residenz zog . [ Nes fand sich offenbar niemand , den alten Monarchen zu schtzen . Z Oder Thronfolger , Rupprecht , dessen herbe Skepsis gegenber den Friedensmglichkeiten , gar den Siegesaussichten , an denen sein Vater sich lange beteiligt hatte , bekannt war , stand noch im Felde bei seiner Heeresgruppe .  Pich habe Kurt Eisner aus manchen Begegnungen ganz gut gekannt - und auch Sympathie fr seine undogmatische Art und sein schriftstel lerisches Vermgen besessen , ihm hatte ich zu danken gehabt , da ich whrend der " Hilfe " -Zeit einige Male im Gewerkschaftshaus am Engelufer zu " Bildungs " -Vortrgen geladen war .  Qauf die Idee , ihn " staatsmnnisch " ernst zu nehmen , bin ich freilich damals so wenig gekommen wie die meisten seiner Parteifreunde , und bengstigend mute bald wirken , da er den Versuch machte , von Mnchen aus mit dem Pazifisten Friedrich Wilhelm Foerster eine selbstndige bayrische Auenpolitik einzuleiten - was ihn eine Zeitlang moralisch trug , war die ganz einfache , schier bedingungslose Sehnsucht der hungernden Grostadtbevlkerung nach dem Frieden . X REnde November war er mit anderen sozialistischen Vertretern der neugebildeten bundesstaatlichen Regierungen in Berlin , um mit den " sechs Volksbeauftragten " Fhlung zu nehmen - dabei habe ich ihn das letzte Mal gesehen .  der Anla war heimatlich bestimmt : ich wollte den neuen wrttembergischen Kultminister Berthold Heymann etwas belehren , was er sich - im Grunde ein loyal behutsamer Mann - dankbar gefallen lie : mit diesem Pfarrer , mit diesem Lehrer aus dem alten Naumann-Kreis solle er sich in Verbindung setzen , um in dieser Sphre , die gerade in Wrttemberg mit seinem Sektenwesen viel Empfindlichkeit besitzt , keine Fehlgriffe zu tun . Eisner selber schien von dem Ergebnis der Konferenz , bei aller optimistischen Erregtheit , wenig befriedigt . 5 Mnchen geriet in den kommenden Monaten , da Eisner das Opfer eines Attentates wurde , in wste Ausschreitungen , bis es durch den Einsatz intakter Truppen aus dem wrttembergischen Raum wieder zur Ordnung zurckgezwungen werden mute . j die Erinnerungen an jene Monate sind wahrhaft beklemmend ; aber dann leuchtet auch eine kleine Anekdote auf , die dem Gedchtnis blieb . & Hermann Mller , der sptere Reichskanzler , verabschiedete seine sddeutschen Freunde am Bahnhof und kam dann noch zum behaglichen Ausklang in das Lokal zurck - wir hatten , was schon erwhnt wurde , zehn Jahre zuvor gemeinsam eine Kundgebung fr das gleiche Wahlrecht in Wilmersdorf bestritten und uns dessen gern erinnert .  jetzt erzhlte er mit heiterer Ironie von dem Familienkonflikt , in den der Umsturz ihn gebracht habe ; der radikal-aufklrerische " unabhngige " Kultusminister Preuens , Adolf Hoffmann , hatte die Aufforderung erlassen , man mge die Kinder vom Religionsunterricht abmelden . \Mllers Tochter aber bat den Vater : " sprich doch mal mit Onkel Adolf , ob du mich nicht vom Rechnen abmelden darfst ; Religion ist doch mein Lieblingsfach ] " .  nachdem der Waffenstillstand gewhrt , der Rckmarsch der Front-Truppen eingeleitet war und im ganzen ohne Zwischenflle durchgefhrt wurde , begannen sich erste Machtmglichkeiten zu konsolidieren ; denn das Quasi-Regiment der " sechs Volksbeauftragten " als der Befehlsgewalt fr das Reich war von der Nhe besehen eine Fiktion .  Sdie sozialdemokratische Fraktion des Reichstags war ja im Streit ber die Weitergewhrung der Kriegskredite zerbrochen , die " Mehrheitler " und die " Unabhngigen " , je drei aus ihrem Fhrerstab , traten zusammen , aber lediglich von der Gro-Berliner Lokalorganisation in ihrer Befehlsgewalt sozusagen legitimiert , fr deren Durchfhrung von der Willigkeit der rtlichen Polizei und so fort abhngig . K Tder Apparat der Obersten Heeresleitung - Ludendorff war noch vom Kaiser verabschiedet und nach Schweden geflchtet , jetzt durch den General Groener abgelst - besa einen Kern relativ intakter Macht . UGroener nahm mit dem wichtigsten Mann der Mehrheitssozialisten , Friedrich Ebert , Fhlung und sttzte ihn bei dem Bemhen , Berlin zu einer Klrung zurckzufhren . Vdas war ein Proze voll von inneren Schwierigkeiten .  Wder Staatsrechtler an der Berl iner Handelshochschule , Hugo Preu , schrieb seinen historisch gewordenen Aufsatz mit der Absicht , die Rechtsgrundlagen der Demokratie zu sichern , und er wurde von Friedrich Ebert gehrt ; aber konnte er durchgesetzt werden ? . h Xdenn inzwischen war ja auch der stliche Revolutionsgeist virulent geworden , in der von der sowjetrussischen Vertretung , mit der man den Frieden von Brest-Litowsk abgeschlossen hatte , mit ideologischen Thesen und handfestem Propagandapapier ausgestatteten Spartakus-Gruppe Karl Liebknechts - da , dort , mit ungleich starker Gefhrdung drohten und ereigneten sich lokale Putsche .  YKriegshandlungen im engeren Sinne spannen sich weiter an der preuischen Ostgrenze , zumal in Teilen der Provinz Posen - deren knftiges staatliches Schicksal war Gegenstand der internationalen politischen Presse- und Diplomatendiskussion geworden .  Zich glaube nicht , auch wenn ich das Gedchtnis ernsthaft prfe , da ich in jenen Wochen irgend etwas wie Illusionen fr absehbare Zeit ber eine selbstndige deutsche Politik besessen htte - nur der Blick auf das geschlossene deutschsprachige Siedlungsland sterreichs schien eine Aufgabe anzubieten ; im Bereich der alten Habsburger Monarchie war der Staatenverfall des Vielvlkergebildes ja von ganz anderen seelischen Krften vorbereitet und bestimmt gewesen als im " Reich " . ^ freilich , die eigene Aktivitt , sehr lebendig , war zunchst ganz rtlich bestimmt . das hatte eine zufllige Ursache .   ich war Ende Oktober gebeten worden , in der " zweiten Klasse " fr einen frei gewordenen Platz des Schneberger Stadtparlaments zu kandidieren , und der draufgngerische fortschrittliche Fraktionsvorsitzende probierte es mit mir - er war stolz , da wir die erste " brgerliche " Versammlung in Berlin wagten , eine groe Schulaula war vllig berfllt , und da weder er , der Turnrat Zobel , noch ich uns durch einen emprt-erstaunten Kommunisten , eine der Tagesgren , verblffen lieen , war in der Dankbarkeit der eingeschchterten Zuhrer sprbar . das Stck wurde dann in verschiedenen Stadtteilen wiederholt . da kndigte Karl Liebknecht im Schneberger " Schlogarten " eine Sonntags-Kundgebung an . Zobel fragte mich , ob ich bereit sei , ihm entgegenzutreten . 0gerne , wenn Sie dafr sorgen , da auch von unserer Gruppe Leute erscheinen . 1die kamen , aber Liebknecht , den ich ja wiederholt auf Parteitagen gehrt hatte , kam nicht , sondern der Leiter der kommunistischen Parteischule , Dr. Duncker , ein ziemlich pedantischer Redner . 2es gab zuerst drei " Mehrheitler " , drei " Unabhngige " , und dann wurde auch ich mein Sprchlein los ber die Einsichten und die Irrtmer von Karl Marx und seinen Interpreten . ] 3Duncker hatte sich mit seinen frheren Freunden weidlich herumzustreiten , beschrieb mich selber in seinen Schlustzen aber ganz respektvoll als den typischen Fall eines Mannes brgerlicher Herkunft und brgerlicher Erziehung , dem auch bei redlichem Bemhen nicht glcken knne , die Gesetzmigkeit des Marxismus richtig zu erfassen . 3 4im selben Augenblick stand ich , noch leichtfig , mitten im Saal auf dem Tisch : " ich teile ihr Schicksal , Dr. Duncker , der brgerlichen Herkunft und Erziehung - mein Mitleid , da auch Sie zum Miverstehen verurteilt blieben " . 5die Berliner haben raschen Sinn fr solchen Einfall - alles lachte , und der versuchte Einbruch von Spartakus endete in vergnglicher Heiterkeit . Z 6der Vorgang blieb deshalb haften , weil ich ihn , den Sprung auf den Tisch , in bedrngterer Lage einige Monate spter in Wien mit gleichem berraschungserfolg wiederholte , ohne ihn freilich als Rezept empfehlen zu wollen . o 7an den Konferenzen , die im Zeichen der parlamentarischen Demokratie eine Parteiengruppierung vorbereiten sollten , war ich nicht beteiligt . E 8die Schwierigkeiten lagen vorab bei den Gegenstzen innerhalb der nationalliberalen Partei , zumal Preuens , deren rechter Flgel die Wahlrechtsreform des Fhrungsstaates behindert hatte ; einige ihrer volkstmlich gewordenen Redner , wie Stresemann , erschienen in zu enger Nachbarschaft mit den Leuten , die ohne das Kohlenbecken von Briey-Longwy , ohne die flandrische Kste im deutschen Besitz den Krieg immer fr verloren erklrt hatten . 9Auch Naumanns " Mitteleuropa " , das bei seiner Konzeption bestenfalls mit einem Remis-Ausgang des militrischen Ringens rechnete , geriet jetzt in die Anklage . * Naumann selber war dadurch einigermaen verstimmt ; sollte er sich zurckziehen ? .  es gab eine vertrauliche Aussprache mit Eugen Katz , dem " Hilfe " -Redakteur von 1903 bis 1907 , und mir , ob wir das Blatt gemeinsam bernehmen wollten ; Naumann schien es jetzt zu gengen , ohne Parteibindung Ebert moralische Sttzung zu geben . s dann aber griff Otto Fischbeck ein, der klarste und wohl auch willensstrkste unter den alten Schlern des frheren bitteren Widersachers Eugen Richter . Y 0er war es , der die Berliner Kandidatur Naumanns erreichte , nachdem der Berliner Kongre der " Arbeiter- und Soldatenrte " in den Weihnachtstagen dem Ausschreiben der Wahlen zu einer Nationalversammlung zugestimmt hatte . " 0es kann nicht geleugnet werden , da der eigene Ehrgeiz dahin zielte , Mitglied dieser Nationalversammlung zu werden . c 0der als Sprungbrett gedachte heimatliche Wahlkreis ging mit dem Griff nach dem Proporz in dem Grobezirk Wrttemberg auf . O 0welcher Platz wrde mir dort zuerkannt werden ? .  0in einem groen Brief an Conrad Haussmann , der erhalten ist , habe ich mit aller Unbefangenheit meine " Ansprche " gemeldet ; ich glaubte , mit meinem schmalen Buch " die Bundesstaaten und das Reich " eine Art von Vorstudie geleistet zu haben , gerade fr die Strukturierung der ffentlichen Gewalten . b 0aber ich mute die erste Bekanntschaft machen mit individuellem Beharrungsvermgen und mit massiven Interessendrohungen . 0die Auseinandersetzungen entbehrten nicht der Bitterkeit . 0ich habe die Aufgabe , meinte Hausmann , Naumanns Erbe im Lande zu pflegen , wozu ich nur bemerkte , also wohl auch erst siebenundvierzig Jahre alt zu werden , bis sich das Parlament mir ffne .  0die beiden Verhandlungspartner waren noch nicht dreiig Jahre alt gewesen , als sie Abgeordnete wurden ; Payer aber , der sprte , da ich mit seiner Resignation gerechnet hatte , teilte mir im behaglichen Tonfall mit : f+ " Kronprinze messet warte knne " +f . 0ich wute mich damit abzufinden .  0es kamen ein paar wilde Wochen der Herumreiserei im ganzen Lande , immer vierter Klasse , was so anstrengend wie lehrreich war , von Anbeginn , weil nicht nur ein robuster Handwerkskammersekretr , sondern auch die brave " Frauenrechtlerin " Mathilde Planck vor mir hingepflanzt waren , sachlich aussichtslos . 2 1zur gleichen Zeit kandidierte Elly unter psyschologisch schwierigen Verhltnissen , doch dem mglichen Erfolg nher , in Berlin ; sie hat davon in ihrem Erinnerungsbuch " Ausblick vom Mnsterturm " mit anschaulicher Anmut berichtet . U 1die von der Nhe gesehen rtliche Berliner Parteiimprovisation des " Rates der Volksbeauftragten " endete in ihrer ersten zwischenparteilichen Personalsubstanz mit dem weihnachtlichen gesamtdeutschen Arbeiter- und Soldatenrat ; der , wenn man so will , rechtsstehende Sozialdemokrat Gustav Noske , der schon Jahre zuvor durch ein litarisches Votum fr eine vernnftige Kolonialpo litik einen Umdenkungsproze eingeleitet hatte , bereitete Berlins Besetzung durch Truppen vor . 1es sah so aus , als ob der Stadt die Ruhe geschenkt sei . 1doch es sah nur so aus .  1Mitte Januar wurden die beiden Fhrer der Spartakus-Gruppe , Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg , verhaftet und ohne Rechtsverfahren ums Leben gebracht , ein paar Wochen spter - er hatte eben bei den Landtagswahlen eine vllige Niederlage erlitten - Kurt Eisner in Mnchen ermordet ; Regierung und Parlament wichen nach Bamberg aus . ` 1Bayern mute durch Notbestnde regulrer Truppen und Freiwilliger aus den Nachbarlndern noch befriedet werden . ; 1das soll nur erwhnt , nicht erzhlt werden , um einen Nachhall jener Zeit zu geben . j 1Hugo Preu hatte jetzt , von Eberts Auftrag und persnlichem Vertrauen gesttzt , in einer groen Staatsschrift seine Auffassung ber die kommende mgliche Struktur einer bindenden Verfassung niedergelegt ; Max Weber war sein wesentlicher Berater gewesen , zumal bei dem Vorschlag , da an die Spitze des erneuerten Reiches ein Prsident durch die unmittelbare Wahl des Volkes berufen wrde . 2aber der entscheidende Vorschlag von Preu war der , die hegemoniale Rolle des geschichtlichen preuischen Staates aufzuheben und diesen groen Gebietskrper im ungefhren Raum seiner " Provinzen " aufzugliedern . 2die Denkschrift , deren rationale Klarheit und deren schpferischer Mut mir imponiert hatten , wurde Anfang Januar 1919 verffentlicht ; sie hat der innerdeuts chen Auseinandersetzung seelisch eine berraschende Wendung gegeben . b 2denn nun entstanden bei den Gruppen , die Eberts Auftrag an Preu begrt und gesttzt hatten , die lebhaftesten Gegner . " 2das Konzept , das da als Plan vorgelegt wurde , wurde noch in der Wahlpolemik als " Preuens Zerschlagung " firmiert . l 2ihr Verfasser hatte sich getuscht , wenn er glaubte , der Plan wrde als Ausbau des Fderativsystems und der Selbstverwaltung begriffen . n M 2er selber hatte ja sein wichtigstes wissenschaftliches Werk ber die Stdteverfassungen geschrieben , und der Freiher von Stein war sein politischer Heros - aber man mochte Zweifel hegen , ob der Augenblick solcher Programmatik , den Hugo Preu fr die Verffentlichung gewhlt hatte , taktisch und sachlich opportun war : an den Ostgrenzen wurden noch Abwehrkmpfe gefhrt , im linksrheinischen Gebiet , noch vielfach undurchsichtig , wie weit die Planungen zielten , kam es zu Gruppenbildungen , die die Grndung einer " Rheinischen Republik " ergeben sollten - die Besorgnis war berechtigt , da diese Frage in das vllig ungeklrte Abendteuer von Friedensverhandlungen geworfen wurde , wenn es zu solchen kme . 8 3ich selber habe damals , wenn auch mit vollem Mierfolg , einen persnlichen Versuch in " groer Politik " gemacht , nicht gerade auf den Spuren von Hugo Preu , doch mit hnlicher Unbefangenheit gegenber den berkommenen Grenzbestnden .  3in einer groen Rede in Stuttgart , die ein zufllig anwesender Verleger sich anhrte und mit dem anspruchsvollen Titel " Deutschlands Zukunft " herausbrachte , hatte ich Wrttemberg und Baden vereinheitlicht und die Rheinpfalz , die soziologisch und stammesmig mit Bayern gar nichts und in der dynastischen Erbfolge einiges zu tun hatte , gleich hinzugefgt . K 3bald merkte ich , da ich vllig isolierter Solo-Snger war , denn meine schwbischen Freunde rezitierten das : " Hie gut Wrttemberg allewege " , meine badischen das Losungswort vom " Musterlndle " .  3diese Sache ist dann nach 1945 wieder hochgekommen , und gewi nicht durch die paar braven vertraulichen Denkschriften , die ich damals , wie so viele , aufgefordert oder ungebeten niedergeschrieben habe , sondern durch die mechanische Zerschneidung der beiden Staaten in den Besatzungszonen .  3ich geriet aber , als dann die Verhandlungen ber das erstrebte Gebilde , das zunchst den Arbeitsnamen " Sdweststaat " trug , in Gang kamen , in die Gefahr einer Notla ge : einem mir fremden Herrn war diese Rede in der Erinnerung geblieben , und er meinte , die Sdwest-Prophetie " wrde auf den Abstimmungskampf groartig wirken . 3ich mute ihn beschwren , seine Entdeckung still im Busen zu bewahren - denn welcher harmlose Zeitungsleser unterscheidet den Abstand von mehr als drei Jahrzehnten ] . 3ein Bundesprsident soll in solcher Frage , die dazuhin eine sehr gereizte , mir sachlich fremde Stimmung annahm , den Anspruch eines suggestiven Einflusses meiden .  4es ist dann auch ganz gut gegangen . [ 4man mu es hinnehmen , da ich von diesem Zwischenspiel erzhle .  4denn es hat mir nach dem Abschlu der so wohlttigen Entwicklung einige Freude gemacht , da ich als junger Kerl den ersten Signalsto in die Trompete blies , mit den Staatsgrndungen aus Napoleons Vorzimmern auf die legitimste Weise Schlu zu machen . \ 4im Februar 1919 fand ich mich gerne zu einem neuen Experiment bereit , das seelisch erregender war als die Kandidatur in der Heimat , die ich illusionslos , doch als eine Art von Vorschupflicht " erledigt " hatte .  4da gab es noch , von dem Publizisten Walter Schotte geleitet , den von Naumann gegrndeten " Arbeitsausschu fr Mitteleuropa " , an dem ich im letzten Berliner Jahr nur Randfigur geworden war - in Wien hatte sich eine " Brgerlich-Demokratische " Partei aufgemacht , die reprsentativen Figuren waren der groe Jurist Franz Klein , der Botaniker von Wettstein , die auch zur Kanditatur bereit waren - von den motoris chen Krften des Versuches waren Gustav Stolper mir befreundet , der bedeutende Sektionschef Richard Riedl mir bekannt . , 4gemeinsam mit dem Bankdirektor Hjalmar Schacht wurde ich gebeten , bei dem Wahlkampf mitzuwirken . 4Schacht war damals eifriger Demokrat ; auch Elly hatte mit ihm in Berlin ein paar Versammlungen bestritten : sie konnte lustig von seiner erstaunten Herablassung erzhlen .  4ich persnlich habe Schacht nie als Volksredner gehrt - er selber besttigt sich in seinen Lebenserinnerungen , da er sich in dem Metier gut ausgekannt habe , nur in Wien sei er mit der turbulenten Menge nicht fertig geworden . 5das war auch nicht leicht . 5bei der Versammlung in der kalten Pracht des Offizierskasinos am Schwarzenberg-Platz ging es natrlich manierlich zu , wo Feldmarschall-Leutnants und junge Offiziere mit den paar Rednern , bemntelt in den ungeheizten Rumen , gemeinsam froren .  5aber es gab auch andere Situationen : ein Saal war so berfllt , da ich durchs Fenster einsteigen mute und , worauf ich hinterher etwas stolz war , der Versammlung dadurch berhaupt zu Beginn helfen konnte , da ich , sehr zur Verwunderung des vornehmen Franz Klein , einen jungen , auch verblfften Leutnant zum Vorsitzenden bestellte und , den Trick von vor ein paar Wochen wiederholend , zwischen den Soldaten im Saal , zu denen ich mich gesetzt hatte , auf den Tisch sprang und eine Rede langsam mit schwbischer Tonlage begann : " als Victor Adler starb ... " . } 5ich erzhlte einfach etwas von dem Leben dieses bedeutenden sozialistischen Fhrers , der kurz vor seinem Tode als Auenminister fr Rest-sterreich den " Anschlu " im Parlament zur Annahme fhrte .  5das Spiel war , wenigstens fr den Abend , gewonnen , auch Franz Klein konnte noch sprechen : in einer kleinen " Nachtour " , da man mit den Rednern der anderen Versammlungen sich zur Manverkritik traf , ging es wesentlich darum , den ehrlich verrgerten Schacht zu trsten . 5 5freilich : unsere Hilfe aus dem " Reich " war , wie sich nach ein paar Tagen erwies , erfolglos : nur ein einziger der Kandidaten , und gewi nicht einer von denen , die einen europischen Namen trugen , gewann einen Sitz im Reichsrat . i 5von der Arbeit an der neuen Reichsverfassung kann ich hier aus Eigenem nichts berichten ; ich war ja daran gar nicht beteiligt . ` 6es ist mir ziemlich unklar geblieben , waru m ich berhaupt nie nach Weimar gefahren bin , um wenigstens einige Tage die politische Luft dort zu atmen , es mag mir ganz einfach das Geld gefehlt haben , es mag auch ein Untergefhl des Gekrnktseins mitgewirkt haben ; ich wollte nicht Schlachtenbummler sein , wo ich mich innerlich auf das Mitberaten vorbereitet hatte . , 6aber ich habe gewi durch diese Zurckhaltung manchen Eindruck von historischem Gewicht verloren . 6auch ist dies nicht die Stelle , eine positive und eine negative Beurteilung des Werkes unterzubringen . > 6wie viele Frbungen sind erst durch sptere Erfahrungen bestimmt , auch durch polemische Legenden ] .  6das Allgemeine mag gelten : da zwischen den Parteien noch eine menschliche und sachliche Loyalitt herrschte , man wollte zu einem positiven Ziel kommen , der provisorisch von der Nationalversammlung zum Reichsprsidenten gewhlte " Volksbeauftragte " Ebert geno Respekt und Vertrauen und war noch nicht Freiwild fr Afterjournalismus geworden , auf der Rechten fhrten Mnner von sachlichem Ernst wie Bethmanns frherer Staatssekretr Clemens von Delbrck und der Badener Dringer . 6den Verfassungsausschu bestimmte die Triebkraft und Verantwortungsfreudigkeit von Conrad Haussmann , der in dieser Leistung sein politisches Lebenswerk krnte .  6er war geneigt , aus heimatlicher Tradition die Demokratie als Element der staatlichen Willensbildung schlechthin optimistisch zu beurteilen , auch die Formen , die in der Rechtsgeschichte der benachbarten Schweizer Eidgenossenschaft entwickelt waren . E 6so kamen , wesentlich auf seine Anregung , Volksbegehren und Volksentscheid in das Weimarer Werk , von Preu nur fr den Konfliktfall zwischen Exekutive und Legislative zaghaft angerhrt . Y 7ich betrachtete diesen Beschlu mit Skepsis , in Sorge , da die aus einer Notlage in autonome Entscheidungen gewachsene Position des Parlaments nicht einer plebiszitren Konkurrenz , das heit Gefhrdung , ausgesetzt sei . D n 7eine kleinrumige berlieferung schien mir bei einer Vielmillionenbevlkerung nach solcher Geschichtserschtterung nicht einfach kopierbar . R 7ich bin berzeugt , da in den zwanziger Jahren - er hat diese Unternehmungen nicht mehr erlebt - keiner lebhafter als Conrad Haussmann diese institutionelle Verfhrung zur brutalen Demagogie bedauert htte . 7eine zweite Frage wurde zur Last der Entwicklung . d 7Hugo Preu hatte keinen Katalog der brgerlichen Rechte vorgesehen oder doch eben nur einige der " klassischen " angefgt .  7Naumann hatte , aus dem Instinkt , da der staatliche Neubeginn das breitere Bewutsein mit seelischen Gefhlskrften erfassen msse , einen " Entwurf volksverstndlicher Grundrechte " vorgelegt , zum Teil in fast dithyrambischer Fassung , mit programmatischen Ansagen , die sich wie Prophetie lasen - aber nun eben juristisch so nicht verwendbar .  7whrend der Beratungen mute er lngere Zeit , erkrankt , ausscheiden , um aber dann bei deren Schlu an der schwierigen Kompromiformulierung , zumal ber Schultypen , ber das Kirchenrecht , ber eine Wirtschaftsordnung und deren legislative Mitreprsentation beteiligt zu sein . I 7da ist nun sehr viel in die Weimarer Verfassung hineingepackt worden , das nie in dem Sinn , wie es 1919 geplant war, gesetzgeberische Wirklichkeit wurde , weil die verschiedenen Gruppen , als die gesetzgeberische Fixierung beginnen sollte - und wie oft ist sie , etwa mit dem Ziel einer verbindlichen Schul- oder Sozialgesetzgebung versucht worden - , sich damals etwas anderes gedacht hatten : Kommentare und Interpretationen liefen auseinander . l 8ber die beiden Fragenkreise sind diese Bemerkungen gemacht , um ihnen , mit einem Vorgriff von drei Jahrzehnten , eine biographische Notiz folgen zu lassen ; als das Schicksal mich 1948/49 in die Architektengruppe des " Bonner Grundgesetzes " einreihte , habe ich , von dem Sozialdemokraten Rudolf Katz hervorragend untersttzt , verhindern knnen , da die Pleb iszite erneutes Recht wurden - Prmien fr Lautsprecher in einem amorphen und verwirrten Volk - , und wir wurden vorsichtig in den Grundrechten , die weniger eine gemtliche Ansprache sein als einen rechtsverbindlichen Charakter erhalten sollten mit einer oberstrichterlichen Auslegung .  8da der Reichsprsident Ebert dem Werk der Nationalversammlung am 11.August 1919 , in dem thringischen Stdtchen Schwarzburg , durch seine Unterschrift Rechtskraft verlieh, war gewi ein groer historischer Akt , aber " das Volk " hat davon kaum Kenntnis genommen ; der sptere Versuch, an dem ich in vielen Teilen Deutschlands beteiligt war, durch ffentliche Veranstaltungen diesem Termin etwas von dem Gewicht eines Nationalfeiertags zu geben , ist im Grunde nie gelungen : die Schulen hatten sowieso Ferien , die Beamten waren im Urlaub , es schuf eine manchmal seltsame Atmosphre , da man nur in Garnisonsstdten mit Vertretern des Offizierskorps und der Mannschaften rechnen konnte ] . W 8im Grunde ist es nicht verwunderlich , da die rechtstechnischen Kompromibemhungen in den Ausschssen der Weimarer Nationalversammlungen , die ja ihrer Natur nach legislative Zukunftsmusik waren , die Phantasie der breiten Schichten nicht sehr stark bewegten ; eine Lehre aus dem Vorgang von 1848 wurde mir dies , da man die Formung der Staatsstruktur von Preuen , das nun eben doch erhalten bleiben wrde , zeitlich bis nach dem Abschlu der Arbeit in Weimar hinausschob .  9aber inzwischen war fast jedermann sprbar geworden , da d ie Zukunft des Vaterlandes nicht in Paragraphen gesichert wrde , sondern in dem gefhrdet bleiben wrde , was die Sieger des Krieges ber einen " Frieden " denken und vermutlich beschlieen wrden .   9ber den Versailler Frieden , die inneren Kontroversen der Alliierten bei seiner Vorbereitung , ber die moralisierenden Motive , mit denen die Sieger vor sich und ihren Vlkern , auch vor den Deutschen , die bewut demtigenden Bedingungen begrnden und vielleicht vor der Geschichte rechtfertigen wollten , gibt es eine gromchtige Literatur , die heute noch gelegentlich neuen Stoff und neue Argumentation anbietet . 9Darber soll und braucht hier nicht gehandelt zu werden . 9da eine Zeit herbster Opfer kommen wrde , durfte nur von Illusionisten verkannt werden . 9und doch wirkte die Verffentlichung der Forderungen der Kriegsgegner betubend , um so mehr , als sich bald genug ergab , da sie fr abwgende Sachberatungen berhaupt keinen rechten Raum lieen .  9etwas Merkwrdiges trat ein : fr den Weg in die Zukunft blieben die entscheidenden Fragen unbeantwortet , sie sollten , zumal die sogenannten " Reparationen " , spter festgelegt werden , und das ganze Elend der nchsten Jahre hing mit dem Spiel der Milliarden zusammen , die in der Phantasie , vor allem der Franzosen , Einkehr gehalten hatten . ' 9doch eine Wendung suchte die Vergangenheit : wer ist eigentlich fr die Weltkatastrophe verantwortlich zu machen ? . Wer trgt die " Kriegsschuld " ? .  dem Grafen Brockdorff-Rantzau , der die deutsche Delegation nach Versailles fhrte , waren Mnner zur Seite gestellt , die , Gegner der Ludendorff-Tirpitz-Linie , aber auch voll Skepsis gegenber Wilhelm @II. , aus den Akten und der Personalkenntnis die Entlastung der deutschen Politik mit Leidenschaft anpackten . ihre Aufgabe war nicht leicht . denn sie konnten jetzt nicht die Fehler verteidigen , die sie frher in der innerdeutschen Auseinandersetzung angegriffen hatten . I [aber immerhin , allmhlich fand sich auch in der fremden Welt , zumal in Nordamerika , bei der ernsten historischen Wissenschaft die Bereitschaft , die banalen Propagandathesen zu berprfen . .aber in dem Einflu auf die Gestaltung der Politik , die nun ganz einfach dem Gewicht der von Ressentiment geladenen Machtlage folgte , war die immense Sacharbeit , die groartige Aktenpublikationen nach sich zog , fast nutzlos .  <Optimisten mochten sich an den Entwurf des amerikanischen Prsidenten Woodrow Wilson klammern , da in das Gefge der Versailler Abmachungen , auch wenn Deutschland zunchst nicht deren Mitglied sein wrde , eine Weltorganisation eingegliedert werde , die knftig bewaffnete Konflikte unmglich machen sollte , der " Vlkerbund " .  (das , was in Genf dann aufgebaut wurde und in dem nach 1926 auch Deutschland sprechen und abstimmen konnte , hat sich in der Geschichte des nchsten Jahrzehnts keinen stark nachklingenden Ruhm erwerben knnen - gewi in manchen Situationen zu Unrecht . +letztlich ist seine Funktionskraft auch ein Opfer von Mussolini und von Hitler . W !doch wohl das Entscheidende dies : der Senat in Washington weigerte sich , Wilsons Schpfung als fr die USA: verbindlich anzuerkennen , der entscheidende Militrsieger des Krieges , vom Schuldnerland zum Glubigerland sich wandelnd , bedurfte noch der Erfahrungen ( von den spteren moralischen Provokationen durch Hitler ganz abgesehen , die die Volksinstinkte aufwhlten ) , ehe er begriff , da der programmatische " Isolationismus " zur verjhrten Legende abgesunken war .  &in den Wahlparolen zur deutschen Nationalversammlung , sofern sich solche abgezeichnet hatten , war von den Fragen des kommen den " Friedens " kaum die Rede gewesen ; man stritt sich um ein Mehr oder Weniger an demokratischer Rechtsordnung , in der Abwehr der " Rte " -Ideologie , die eine gefestigte Vertretungskontinuitt verwarf und eine wechselvolle Improvisation der Gewaltentrger vorsah ; auch staatstheoretische Gegner der Demokratie sahen damals , da der Rckgriff auf den " Volkswillen " der einzige Weg zum Gewinn einer neuen Legitimitt sei . J 8 doch sollte ja dies das Verhngnis bleiben , da solche Demokratie in diesem Lande nie bei den verschiedenen Anstzen im inneren Ringen " erobert " war , sondern als Rettung nach auenpolitischen oder militrischen Niederlagen sich ergab . es ging auch darum , da man " Sozialismus " praktizieren oder sich vor ihm bewahren wollte . c doch eine Verlegenheit , die durch Jahre keine Lsung fand , offenbarte sich bald genug : was ist denn " Sozialismus " ? .  die " Sozialisierungs-Kommission " , die das in der kommenden Zeit klren sollte - es waren in ihr Mitglieder von geistigem Rang - blieb in theoretisierender Antithetik stecken , Mnner , die als Parteifreunde sich seit Jahrzehnten fr " Sozialisten " hielten , trennten sich in ihren Voten . 1 doch war das alles geschichtlich zweitrangig und blieb es gegenber der Frage , die im Frhjahr sich dem Parlament und seinen Fraktionen aufzwang : sollen die Bedingungen , die aus Versailles vorgelegt werden , angenommen werden ? .  der Ri ging mitten durch die politischen Gruppen . die junge Reichsregierung trat zurck . a irgend etwas wie Kndigung des Waffenstillstandes kam nach dem Urteil der militrischen Autoritten gar nicht in Frage . K es konnte sich nur darum handeln , auch die zivile Verwaltung und die Versorgung des Volkes solange in die Hand des Siegers zu geben , bis er die Undurchfhrbarkeit seiner Forderungen selber begriffe . h ]die Entscheidungen in meinem engeren heimischen Freundeskreis trennten sich : Payer war fr Annahme , Haussmann fr Ablehnung .  $es war berhaupt charakteristisch , da die " pazifistischen " Gegner der " wilhelminischen " politischen Haltung , wie Ludwig Quidde , der Fhrer der " Deutschen Friedensgesellschaft " , den leidenschaftlichsten Widerspruch gegen jene Art von " Frieden " meldeten . x *ich selber rechnete mich , ohne in der theoretischen Betrachtung der Geschichte je zu diesem Kreise gehrt zu haben , in diesem Falle zu ihren Gefolgsleuten . l )es werden wenige Menschen so keck sein , sich heute den Geschichtsverlauf auszumalen , wenn der " Frieden " damals abgelehnt worden wre .  ;die Errterung ber die Mglichkeiten ist verjhrt , und als eine Mehrheit aus Sozialdemokraten , Zentrum und einer Minderheit der Demokraten das Ja beschlossen , war so viel Anstand gegenber der vaterlndischen Tragik noch lebendig , da fr die Opposition die feierliche Erklrung abgegeben wurde , auch diese: Haltung solle in ihren Motiven anerkannt werden und aus dem Parteienstreit der Zukunft ausgeschieden bleiben .  ^das wurde zu einer argen Tuschung . -als ich zwlf Jahre spter , 1931 , unter dem Titel " Hitlers Weg " eine Studie ber das Werden des Nationalsozialismus schrieb , begann das Schlukapitel mit dem Satz : " die Geburtsstadt der Bewegung ist nicht Mnchen , sondern Versailles " . /das war , etwas zugespitzt formuliert , eine Banalitt . erst nach 1945 erfuhr ich dann gelegentlich , da auch solche Aussage " Nationalismus " sei . die Polemik gegen Versailles , sehr verstndlich durch den Inhalt der Bestimmungen , wurde immerzu genhrt durch die Reden und die Haltung in der ra Clemenceau und Poincare . erst durch Herriot und Briand meldeten sich Sachgesprche als Mglichkeiten . doch das Ressentiment gegen Versailles vermischte sich mit der billigeren , aber auch erfolgreicheren Polemik gegen die Formenwelt der Demokratie , beziehungsweise ihrer Gesinnungs- und " Macht " -Gestaltu ng in den Parteien . { ich werde hier gewi keine " Apologie " des Parteienwesens einschalten ; ich habe in einem langen Leben zu genau Schwchen und Schwierigkeiten ihres inneren Betriebes kennengelernt , die Personalbedingtheiten , aber auch viel rhrenden Opfersinn sogenannter " kleiner Leute " , glubige Leidenschaft , da ich in den frhen Jahren der werdenden Republik ein sehr eifriger Anwalt gegenber den Skeptikern und den intellektuellen Snobs war .  | als ich in den Lehrkrper der " Deutschen Hochschule fr Politik " eintrat , zu der Ernst Jckh nach Naumanns Tod dessen " Staatsbrgerschule " entwickelte , habe ich alle zwei Jahre eine systematische Vorlesung ber die Geschichte des deutschen Parteienwesens gehalten und bei der Vorbereitung selber viel gelernt , was mir spter nicht unwichtig war . J aber mit der These , da Arbeit und Wirken in den Parteien die Stufen eines aktiven Patriotismus seien , hatte ich bei den Kreisen , die die geistige Auseinandersetzung herausforderten , wenig Glck . V ich entsinne mich noch einer Veranstaltung , zu der mich Eduard Stadtler gebeten hatte , ein Elssser , der eine Zeitlang in die Heilbronner Garnison gesteckt war und mich damals mit Gren von drauen aufgesucht hatte . x |er war , ein Schler des Historikers Martin Spahn , wohl einmal Sekretr des katholischen Windthorst-Bundes gewesen , als Redner demagogisch glnzend begabt . ( ,jetzt , nachdem er whrend der Kriegsgefangenschaft zum Schlu an der deutschen Mission in Moskau etwas mitgearbeitet hatte , begrndete er die " Antibolschewistische Liga " und wurde , die " Rte " -Ideologie mit der " stndischen " mischend , einer der Motoren des Versuches einer " Vereinigung fr parteifreie Politik " .  %dort habe ich mich hchst unbeliebt gemacht - die Versammlung mit geladenen Gsten fand im neuen Herrenhaus-Saal statt - , als ich ironisierte , es komme mir vor , als ob man einen Stammtisch fr alkoholfreie Getrnke oder auch einen Raucherklub fr nikotinfreie Zigarren begrnden wolle . 9 _Max Hildebert Bhm , mit dem ich spter in ein ordentliches Verhltnis kam - seine Studie ber das " Eigenstndige Volk " war voll Anregung - , hat den Anwesenden und mir mitgeteilt , da ich der: Typ sei , der " berwunden " werden msse .  >ich habe dieses Verdikt berstanden .  ?von diesen Dingen rede ich in den Erinnerungen nur deshalb , weil hier , wesentlich auf den begabten , aber wohl meist verstimmten Schriftsteller Arthur Moeller van den Bruck sich sttzend , jener Kreis antidemokratischer Literaten sich sammelte , der der seelischen Festigung der Republik , zumal in einer Bildungsschicht , die grten Schwierigkeiten bereitete . T Romantik ist geistesgeschichtlich etwas Wunderschnes und sicherlich nicht blo ein Besitz des deutschen Genius - aber " Romantik " in der Politik ist eine gefhrliche Sache , zumal wenn sie sich ideologisch verbrmt .  dabei denke ich weniger an die " alldeutschen " Phantasien , die ihre Parallelerscheinungen bei dem franzsischen Chauvinismus und den britischen Jingos besaen , als an die Bemhungen , eine sonderlich deutsche Staatsgeistigkeit zu konstruieren . { derlei setzte schon beim Kriegsbeginn ein , vielleicht , als der Professor Plenge in Mnster , der sonst wohl vergessen ist , den Geist von 1914 mit den Ideen von 1789 konfrontierte .  aber solche Thematik beherrschte , in vielerlei Variationen , eine werdende Zeitschriften- und Bcher-Publizistik , " das Gewissen " , die " Deutsche Rundschau " , dann die " Tat " , das Schreiben des Edgar Jung - sie alle wurden unfreiwillige Wegbereiter Hitlers , den sie spter haten ; Edgar Jung hat mir einmal klargemacht , da er nicht nur gebildeter , sondern auch ein strkerer Redner sei als der Mann , der den ihm sozusagen zustehenden Platz weggenommen habe - die Mehrzahl dieser Mnner ist direkt oder indirekt Opfer der hitlerischen Rachsucht geworden . der Krieg hatte mir , wie jedem meiner Generation , nahe Freunde geraubt , die Familie hatte er verschont . c doch an seinen Folgen starb im Sptsommer 1919 zu unserer jhen Bestrzung Friedrich Naumann , erst neunundfnfzigjhrig . h eine Warnung , ein leichter Schlag , war im Frhjahr vorangegangen und hatte ihn sich selber gegenber etwas unsicher gemacht .  \ doch schien er sich zur alten Kraft erholt zu haben , wie sein Mitwirken bei dem Abschlu der Verfassungsarbeit dartat ; ohne sein Zutun , ja gegen eine gewisse Abwehr , hatte ihn die Deutsche Demokratische Partei am 22. Juli zu ihrem Vorsitzenden gewhlt , und er entwarf gleich die Plne fr eine geregelt funktionierende Organisation - da erschlug ihn , whrend er sich in der Einsamkeit auf den Evangelischen Kirchentag in Dresden vorbereitete , ein pltzlicher Tod . S es war bislang der strkste menschliche Verlust , den ich so unvorbereitet erlebt hatte - denn er hatte von den spteren Knabenjahren mein wie auch Ellys Leben und Gesinnungen nicht nur beeinflut , sondern bestimmt . `und zwar dadurch , da er keine " Schwrmerei " zulie , sondern den Schler auf sich selber und rationale Nchternheit zurckzwang . X :ich war nicht immer seiner Meinung , zumal in den Urteilen ber die bildende Kunst mute ihm verdeutlicht werden , da es nicht blo den Impressionismus gebe ; schlielich gelang das , ihn etwa fr Munch zu interessieren . M #aber im Raum des Politischen blieb er das groe Vorbild , weil er die strenge Bewertung der Sachlage jeglicher persnlichen Empfindsamkeit voranstellte , vllig talentlos fr nachtragendes Ressentiment . @da ich ihm , unter groen ueren Schwierigkeiten , in einer umfangreichen Biographie ein Denkmal der Dankbarkeit errichten konnte , gehrt zu den Beglckungen meines Lebens . 'die Pflicht meines Seins schien mir mit dieser Leistung , die ein inneres Stck der Geschichte deutscher Zukunft gerettet haben wrde , erfllt . # =als ich den Band Weihnacht 1936 meiner Frau , der er gewidmet war , bergab , begann sie , ergriffen , zu weinen . o "wir beide , die wir ihm so nahegekommen waren , haben damals an mancher Gedenkfeier , die ihm galt , in persnlicher Bekundung teilgenommen . eine davon ist mir unvergelich geblieben . x adie Stadt Heilbronn , die Naumann 1907 als erste ins Parlament gesand t hatte , bekam die Kilianskirche , deren wunderbarer Renaissanceturm in Naumanns Arbeitszimmer hing , zur Verfgung gestellt ; der Dekan der Stadt sprach einleitend Worte der religis-theologischen Wrdigung , und dann mute ich auf die Kanzel steigen in der wohlvertrauten Kirche , in der ich vor zweiundzwanzig Jahren konfirmiert worden war . bdie innere Beklommenheit , in der ich dies tat , kann ich mir noch heute , da ich dies schreibe , nach mehr als vier Jahrzehnten vergegenwrtigen .  cich habe spter noch einige Male im kirchlichen Raum gesprochen , so etwa nach Rathenaus Ermordung in Bremen , aber es ist wohl fr jeden " Laien " , wenn er nicht ein einfacher Sprech-Routinier ist , eine herbe Aufgabe , mit dem sakralen Charakter des Raumes innerlich fertig zu werden . des ist ein Geschenk meines Lebens , auch der jungen Jahre , da ich Mnnern von Rang begegnet bin , die ich dankbar bewundern durfte . X ezu ihnen trat in jenen Jahren der heftigen politischen Unruhen eine Persnlichkeit aus der Welt schpferischer Kunstleistung ; ich habe schon die erste Begegnung mit dem Baumeister Hans Poelzig erwhnt , mit der Freundlichkeit , die er nach anfnglichem Mitrauen der neuen Figur in der Geschftsfhrung des Deutschen Werkbundes erwies , wie er ihn hufig in dem phantastischen " Groen Schauspielhaus " herumklettern lie , wo er aus Werkhalle und Zirkus ein Mrchen zauberte . fnun , 1919 , legte er die Stellung als Stadtbaurat in Dresden nieder , da seine starken Entwrfe fr diese Stadt doch keine Aussicht besaen , gebaut zu werden , und nahm einen Ruf an die Berliner Akademie an . gseine Behausung war groartig : die " Communs " bei dem " Neuen Schlo " im Park zu Potsdam . T hdort waren wir oft bei ihm - er besa , bei allem experimentierenden Individualismus , verantwortlichen Gemeinsinn und lie sich gewinnen , bei der Erneuerung des " Deutschen Werkbundes " dessen Vorsitz zu bernehmen .  0 iseine Programm-Rede auf der Stuttgarter Tagung im September 1919 war von herrlicher Plastik und Drastik - unvergelich bleibt mir der Abend , da er sie Elly und mir in unserer Wohnung vorlas und bis in den Morgen diskutiert wurde .  ( Riemerschmid sprach in Stuttgart in seiner behutsamen , sauberen Art ber Erziehungsfragen , mir hatte man ein sozialkonomisches Referat anvertraut - der groe Chemiker Wilhelm Ostwald trug seine Farblehre vor , nach meiner schon damaligen Empfindung ein Miverstndnis rationaler Pedanterie ) . i Poelzig ist erst spter zu Auftrgen gekommen , die mehr als khner Entwurf blieben , auch fr ihn wurde Hitler zum Verhngnis .  davon mag spter einiges erzhlt werden .  aber die Begegnung mit Poelzig hat sehr rasch einen intensiveren Charakter angenommen - die Freundschaft mit ihm wurde , zumal nachdem er einen Ruf nach Postdam angenommen hatte , viel enger als manche der spten Freundschaften und ein wahres Geschenk , fr das ich mich dankbar erweisen konnte , indem ich nach seinem Tode die groe Biographie ber ihn schrieb . aber , das wird spter noch erzhlt werden , bei einem Luftangriff hat der arglose Speer den Band dem Hitler zur Betrachtung gegeben und der hat die weitere Auslieferung verboten . das berufliche Leben lie sich bunt genug an , auch wenn es , mit der beginnenden Inflation , seine Frbung gelegentlich wechselte . 4 da wurde es ein Gewinn , da ich durch irgendwelche Zusammenhnge , die ich nicht mehr wei , auch zu Beitrgen in Zeitschriften mit damals " guter " Valuta aufgefordert wurde , nicht nur Schweden , sondern Siebenbrgen , Argentinien .  jdenn die " Deutsche Politik " , der vor allem in den Krisenjahren Paul Rohrbach die auenpolitische Linie gewiesen hatte , verlor mit der Wendung der Gesamtlage ihr krftiges Echo ; ich sollte jetzt die Monatsschrift " Deutsche Nation " retten , in deren Herausgeberkreis der sptere Staatssekretr B. W. v. Blow , der Graf Harry Kessler , mei n alter Freund Kurt Riezler , magebend waren ; auch dieses Organ , so anregend fr den Herausgeber die Konferenzen ber das Was und Wie gewesen , mute zerfallen .  kdarber spter mehr .  ldie Arbeit in der Geschftsfhrung des " Deutschen Werkbundes " , die ich bis 1924 wahrnahm , um dann bis 1933 dem Vorstand anzugehren , war eine linde Angelegenheit : ein paar Sachgutachten mit konomischem Akzent ( Luxussteuer ] ) , auch Vortrge in " Bildungsvereinen " und dergleichen .  mErnst Jckhs organisatorischer ( und wohl auch finanztechnischer ) Begabung gelang es , diese Vereinigung wie auch die " Deutsche Hochschule fr Politik " in ihrem freien Charakter ber Wasser zu halten ; bis zum Jahre 1924 war ich dort " Studienleiter " . : nkeiner der Dozenten war brigens in jener Zeit " verbeamtet " - diese Anmerkung gilt spteren Miverstndnissen . oich will nicht den Katalog meiner Vorlesungen aufzhlen . pan einem Experiment habe ich selber als Lehrender viel gelernt . % qich fhrte " bungen ber Tagesfragen " ein , stellte mir einen Katalog von Themen aus der Legislative , aus den auenpolitischen Kontroversen zusammen , verteilte sie unter den zwanzig bis dreiig Teilnehmern , je nach ihrem Interesse , mute mich aber natrlich selber speziell darauf vorbereiten , um die Auseinandersetzung glaubhaft fhren zu knnen . rdas erwies sich als ein recht probates Verfahren . es war fr das Ehepaar offenbar eine recht fleiige Zeit .  Elly kehrte wieder zu ihr er so geliebten Lehrttigkeit zurck , im Pestalozzi-Frbel-Haus , in der " Sozialen Frauenschule " von Alice Salomon , wo sie auch mir eine wenn auch bescheidene , so doch kontinuierliche Vorlesungsttigkeit aufhalste ; ihre " Brgerkunde fr Frauen " erlebte bis 1933 eine ganze Reihe von Neuauflagen , die bei dem starken Wandel der staatsrechtlichen Dinge und der Sozialgesetzgebung immer eine frisch erhaltende Neudurchsicht erforderten .  die Zeit war fr sie auch vom Politischen her ziemlich turbulent ; da ihre Kandidatur fr Weimar erfolglos gewesen , hat sie leicht verschmerzt . ) nun war sie aber doch " Brgerdeputierte " fr Schneberg geworden und strzte sich in einen sie aufregenden Kampf gegen die " Unabhngigen Sozialdemokraten " , die den Schulen , an denen sie lehrte und in denen aus ihrer Grndungszeit ein , wenn ich so sagen darf , mildes Christentum wirksam war , den religisen Unterton rauben wollten .  ein Zufall verstrkte dieses Element : in der Kirche " zum Heilsbronnen " wurde ein schwbisches Patenkind von mir konfirmiert , und von der gottesdienstlichen Feier , der wir natrlich beiwohnten , war Elly so beeindruckt , da sie nicht nur den eigenen Sohn bei dem Geistlichen dieses Bezirks anmeldete , sondern sich aktiv an der gemeindearbeit beteiligte ; als , durch den Pestalozzi-Biographen Delekat auf einem anspruchsvollen Niveau geleitet , die Bibelschule ins Leben trat , wandte sie sich fast systematisch Fragen der " praktischen Theologie " zu .   dies ist der Beginn der so freundschaftlichen und dankbaren Verehrung fr jenen Pfarrer Otto Dibelius , den das Schicksal bestimmt hatte , zu einer entscheidenden , nicht nur kirchlichen , sondern auch gesamtpolitischen Figur zu werden , eigentlich wider seine Erwartung .  denn er hatte , nach dem notwendigen historischen Zerfall des dynastischen Summum Episkopats in seinem groen Programm-Buch " das Jahrhundert der Kirche " einen anderen Weg der Entwicklung gesehen . q ~ doch auch dieser bedeutende Mann mit seiner krftigen Phantasie konnte nicht - keiner konnte es damals - das Phnomen Hitler richtig bewerten .  s mein eigener Flei in jenen beweglichen und bewegten Jahren stellt sich mir in der Bibliographie vor , die nach drei Jahrzehnten bearbeitet wurde - sie mute freilich unvollkommen sein, weil ich bat , die Tagesartikel der laufenden journalistischen Arbeit wegzulassen . B t denn eine mglichst hohe Ziffer zu erreichen , konnte nicht in meinem Sinn liegen und wre eine renommistische Illoyalitt gegenber den Kollegen gewesen , die Gleiches leisten muten .  u aber indem ich , weil es nun eben zu einem Lebensbericht gehrt , ein paar Worte davon erzhle , da ich in jener Zeit einige politische Bcher schrieb , werde ich mir bewut , da keines: der vielen Bcher aus meiner Feder , die jetzt vorliegen , aus eigenem Antrieb oder Bedrfnis entstanden ist .  v auer der groen Lebensbeschreibung von Friedrich Naumann , meinem Jugendbericht " Vorspiele des Lebens " und diesen " Erinnerungen " , sind alle brigen von Herausgebern " bestellt " , von Verlegern aus alten literarischen Arbeiten oder Vortrgen komponiert . B wdie Titel , die diese Schriften tragen , charakterisieren etwas ihren Inhalt : " Zwischen Gestern und Morgen " , " die neue Demokratie " , " Volk und Staat " , ein Lexikon " Politik " . K xich habe die Arbeiten nie wieder gelesen und denke auch jetzt nicht daran , etwa aus spter Sicht zu beurteilen , was zeitbedingt oder aus mangelnder Begabung und Erfahrung falsch oder fragwrdig ist . * yvon dem Menschenrecht des sachlichen Irrtums habe gewi auch ich Gebrauch gemacht . zeinen davon will ich anstandshalber mitteilen , mit dem ich mich vor mir selber und den Lesern grandios blamiert habe .  dieses Bchlein , das in Stichworten politische Namen und Begriffe erhellen sollte, hatte ich zunchst zu schreiben abgelehnt ; der Freund , dem ich den Auftrag zuleitete , hat dann a ber vllig versagt , so da ich , wenn auch darber verrgert , einsprang und , wie ich glaube , ganz brauchbare kurze Andeutungen historisch-politischer Begriffe , Daten , Personen 1926 niederschrieb ( zum groen Teil im fahrenden Zug ) .   aber ich habe dabei vor mir selber und vor spteren Lesern peinlich daneben gegriffen : das Stichwort " Hitlerputsch " vermerkt zwar Anla und Ablauf richtig , teilt aber mit , da der " romantische Heroenschein bei der Jugend in der Nchternheit der Stabilisierung ziemlich rasch verblate . der Hitlerputsch hat wenig mit groer Staatspolitik zu tun ; er ist Kulmination der Inflationsperiode " . t das las ich ganz glaubhaft , war aber ein sehr herber Irrtum , den ich nach ein paar Jahren durch eine groe Studie literarisch zu korrigieren versuchte . davon spter .  u+ Frhzeit der Republik +u . die Jahre nach der Annahme des Versailler Vertrages brachten die Versuche , ber dessen Durchfhrung zu Abreden zu gelangen : die deutschen Regierungen trachteten dabei , Linderungen zu erreichen , doch zunchst vllig erfolglos .  die Begriffe : Abkommen von Spa , Londoner Ultimatum charakterisieren die Etappen , die eine mgliche Wendung einzuleiten versprachen , als in dem " Wiesbadener Abkommen " eine im Umfang und in dem Tempo geregelte Festlegung deutscher Sachleistung erreicht schien . v aber auch dies blieb Illusion , zerstrt durch die in ihren Wirkungen falsch berechnete franzsische Politik der Besetzung des Ruhrgebiets ( Januar 1923 ) . eine Kabinettskrise nach der anderen bezeichnet diese unruhevolle Zeit . sie kann in ihrem Ablauf und in dem Wechsel der fhrenden Figuren im einzelnen nicht beschrieben werden . & ich selber war ja wesenlich Zuschauer , in einigem Chronist geblieben . dies gilt vor allem fr das erste Ereignis , das eine Staatskrise einleiten sollte und auch konnte , wenn es nicht so miserabel angelegt gewesen wre .  der deutsche Versuch , den Truppenbestand statt von der angeordneten Zahl von 100000 Mann auf 200000 zu erhhen , war miglckt - es gab ja noch eine Anzahl von Gefahrenherden , deren friedliche Sicherung ber die Kraft rtlicher Polizei hinausgehen wrde .  und nu n hatte sich , von dem Kapitn Ehrhardt gefhrt , die " Marine-Brigade " , die den Kern der Abwehr an der Ostgrenze gebildet hatte , gegen die Auflsung gestrubt : an den " Iden des Mrz " - dem 13. Mrz 1920 - marschierte sie von dem Lager Dberitz nach Berlin , ein politischer Fhrer stand zur Verfgung , das war der in Ostpreuen ttige Generallandschaftsdirektor Kapp , der Sohn eines Emigranten von 1848 - der Vater war nach seiner Rckkehr liberales Mitglied des Reichstags gewesen , der Sohn hatte in der " Vaterlandspartei " die Fronde gegen Bethmann Hollweg gefhrt .  jetzt erklrte er sich zum Reichskanzler und prsentierte eine Reichsregierung , in der sich neben Abenteurern und einem offenkundig Kriminellen - Romantiker des Ressentiments befanden - darunter mein alter Freund aus dem Naumann-Lager , der Pfarrer Gottfried Traub .  auch Erich Ludendorff fand sich ein , um der Sache den Nachglanz seines militrischen Kriegsruhmes zu schenken , wie er sich drei Jahre spter dem Hitler fr dessen Putsch zur Verfgung stellte - aber wohl schon im Mrz 1920 begann er mit der Abmontierung seines groen soldatischen Namens , die man tragisch nennen mte , wenn sie nicht , unter dem Einflu seiner zweiten Frau , peinlich geworden wre .  um einen Machtkampf mit den Waffen zu vermeiden , waren Reichsprsident und Reichsregierung nach Stuttgart ausgewichen ; dort war man im Jahr zuvor mit einer " Spartakus " -Erhebung rasch fertig geworden und hatte auch wesentlich geholfen , die Mnchener Unruhen mil itrisch zu beschwichtigen ; Kapp aber hatte keinen Anla , ber diese " Flucht " zu triumphieren . H denn er stie auf den Widerstand der hohen Ministerialbrokratie unter der Fhrung des Staatssekretrs Lewald , eines khlen , klugen Mannes , der kein Organ fr romantische Abenteuer besa . % und der Pressechef der Regierung , mein alter journalistischer Freund und Landsmann Ulrich Rauscher , gab einfach die Aufforderung zum Generalstreik aus - da er das auf eigene Verantwortung tat , haben wir erst spter erfahren . es war ein gewagtes Spiel ; denn die Parole lste im Ruhrgebiet radikale Bewegungen aus , denen nichts daran gelegen war , Ebert und seiner Koalitionsregierung zu helfen - es muten auch dort , wie 1919 in Bayern , Truppen eingesetzt werden . ? solchen Widerstand von " oben " und von " unten " hatte dieser Kapp nun eben nicht " einkalkuliert " .  {nach vier Tagen floh er ins Ausland . 5 Aer stellte sich nach ein paar Jahren , starb aber in der Untersuchungshaft , so da dieses dramatische Zwischenspiel der deutschen Geschichte in den personellen Hintergrnden seiner Vorbereitung nie korrekt und grndlich geklrt wurde . @ Bfr den ueren Ablauf habe ich selber , von einem jungen Verleger dazu gebeten , einen kleinen Bericht geliefert . b Cich schrieb in wenigen Tagen ein Pamphlet , dem ich den Titel gab : " Kapp-Lttwitz , das Verbrechen gegen die Nation " . ! Ddarin sind die wichtigsten Kundgebungen festgehalten und kommentiert . Enoch nach vier Jahrzehnten hat mir die kurze Arbeit , da sie einmal genannt worden war , den rhrenden Protest einer Tochter von Kapp eingetragen . S Fauch die Tochter eines anderen Politikers jener Jahre hat sich bei mir beschwert , und zwar nicht , weil ich ihren Vater schlecht behandelt hatte , sondern weil ich ihn in meinen Amtsjahren gar nicht behandelt hatte . Gich stand mit Gustav Noske nie nahe , aber immer gut und habe ihn in den Hitlerjahren wiederholt getroffen . Hdie Tochter beklagte sich , da , als in den fnfziger Jahren der Neuaufbau einer " Bundeswehr " zur Diskussion stand , vor mir , der ich an dieser Frage lebhaften Anteil nahm , nicht ihres Vaters gedacht wurde . Iob ihr meine Begrndung einleuchtete , wei ich nicht . K Noske wurde das eigentliche Opfer des " Kapp-Putsches " - denn gegen ihn , der von seinen militrischen Beratern schlecht unterrichtet gewesen sei , richtete sich der politische Ingrimm seiner Partei . Otto Braun bestellte ihn dann zum Oberprsidenten der Provinz Hannover - sein Wirken war , wie ich vermute , angemessen , aber seine spezifisch machtpolitische Artung lahmgelegt .  ich glaube , da Ebert - in dankbarer Erinnerung an seine khle Entschlossenheit im verwirrten Jahre 1919 - sich ungern von ihm trennte , auch von dem Oberprsidenten Ostpreuens , August Winnig , dessen Haltung zu Kapp in eine fragwrdige Belichtung geraten war . Winnig hatte Sorge , seine Provinz , deren staatliche Zukunft noch nicht gesichert schien , werde in einem Strudel der Gegenstze gefrdet sein . m Winnig hatte seine politische Zukunft damit verloren , um eine wichtige und schne literarische durch seine Erinnerungsbcher zu gewinnen .  ich bin ihm persnlich erst in den dreiiger Jahren begegnet ; er war dem Kreis der Volkskonservativen nahegetreten und spter eine Art von Berater oder Vertrauensmann der zweiten Gattin des Kaisers geworden ; ihr erstattete er ein groes Gutachten ber meine Naumann-Biographie . . }dessen Erscheinung hatte sie strker gefesselt als den Monarchen . < J in dem erneuerten Kabinett bernahm Otto Gessler Noskes Nachfolge . M K er hatte im Herbst 1919 auf das Drngen von Friedrich Payer die kommunalpolitische Laufbahn , die ihn ber Regensburg nach Nrnberg gefhrt hatte , abgebrochen und war " Wiederaufbauminister " geworden .  L jetzt fand er sich bereit , diese Aufgabe bei der Reichswehr zu bernehmen , ein heikles Geschft ; der khle und kluge General von Seeckt hatte zwar Kapp die Gefolgschaft verweigert , aber auch spren lassen , da er nicht beabsichtige , einen Marschbefehl fr: die legitime Reichsregierung zu geben . N S M Gessler stammte politisch aus dem Mnchener Naumann-Kreis ; ich mu ihn hier schon nennen , weil er dasjenige Kabinettsmitglied gewesen ist , dem ich whrend der " Weimarer " Zeit menschlich am nchsten getreten bin . r N viele Jahre hindurch war ich Jahr um Jahr ein paar Tage , ein paar Wochen Ferien- oder Arbeitsgast auf seinem Bauernhof im Allguer Lindenberg .  O mit Noskes Ausscheiden verlie auch sein wohl wichtigster Mitarbeiter , General Walther Reinhardt , zunchst den Dienst , er hatte 1918 als wrttembergischer Oberst das preuische Kriegsministerium bernommen und war im Sptjahr 1919 " Chef der Heeresleitung " geworden , ein schroffer Gegner des Kapp-Unternehmens ; nach Jahren trat ich zu ihm in eine seltsam vertrauensvolle Beziehung . N P seine Nachfolge fiel jetzt an die psychologisch schwer durchschaubare Figur des Generals von Seeckt , der sich als Generalstabschef in strategischen Planungen der letzten Ostfeldzge Ruhm erworben hatte . Q die wesentliche Wirkung seines Wesens ist die Scheidung der Reichswehr von dem politischen Geschehen , whrend er selber von spezifisch politischem Ehrgeiz brannte . R man konnte , man kann darber streiten , ob die Nationalversammlung nicht berstndig geworden , nachdem die Verfassung angenommen und verkndet war . J  sie war schon im Sommer 1919 ber diesen ihren Auftrag hinausgegangen und hatte wichtige Stcke der Legislative angepackt und geregelt , die als unmittelbare Folge des Kriegsverlustes gelten mochten . #  das war die groe Zeit von Matthias Erzberger , der in dem Kabinett Bauer das Finanzministerium bernommen hatte . C  das einzelstaatliche Monopol der Gliedstaaten fr die direkten Steuern wurde von ihm in hartnckigen Verhandlungen zerbrochen , die Vereinheitlichung von Eisenbahnen und Post begrndet . 6  darauf wirkte nicht nur das Gewicht der Schulden , sondern auch die Sachlogik : der Krieg war ja ein Gesamtunternehmen des Reiches gewesen , es gab keinen Rckzug aus der Gesa mthaftung , die Eisner-Foerstersche Illusion war gescheitert .   Erzberger nutzte die Begrndung - das war nicht erstaunlich - zu einer heftigen Polemik gegen den Mann , der fr die Kriegsfinanzierung das Modell geschaffen , den damaligen Staatssekretr und spteren Vizekanzler Karl Helfferich , den er den leichtfertigsten aller Finanzminister nannte . 5  damit rief er den streitbaren , gar streitschtigen Mann auf den Plan , der publizistisch seinen Folger im Amt sachlich und menschlich so scharf angriff , da diesem nichts anderes brigblieb , als zur gerichtlichen Klage zu schreiten . \ es ist nun gewi so , da die Kriegsfinanzierung finanztechnisch kein Ruhmesblatt darstellt .   bei einem in sich immer sehr gespannten Temperament wie Helfferich kann man nicht sagen , da er es sich " bequem " gemacht htte , indem er mit erheblichem Propaganda-Aufwand eine Kriegsanleihe der anderen folgen lie - 1916 war freilich als Abgabe fr das Reich die " Umsatzsteuer " geschaffen worden - , aber gewi " leichtfertig " war sein suggestiv gemeintes Trostwort , da die Schulden des Krieges wie " Bleikugeln " von den Alliierten hinter sich hergeschleppt werden mten . 6 S der Proze Erzberger-Helfferich wurde eine Wochen whrende Ouvertre des Kapp-Putsches , in der populren Wirkung , wie mir im Rckblick erscheint , nachhaltender als die miglckte Anmaung des auch als Demagog nur mittelbegabten Kapp . T denn der Anklger wurde der Angeklagte . U jetzt schien der Mann entdeckt , dem Sch uld um Schuld an deutschem Schicksal nachzuweisen war .  V er hatte wesentlich die " Friedensresolution " vom Sommer 1917 inszeniert , er hatte die Fahrt nach Compiegne im Herbst 1918 angetreten und das Waffenstillstandsdiktat unterzeichnet ; da er: dies tat , war sachlich und menschlich eine fehlerhafte Entscheidung . k W denn diese Aufgabe wartete auf ein Mitglied der Obersten Heeresleitung , die fr den Ablauf der Kriegshandlungen verantwortlich gewesen . N k X dies aber war nun , wenn man so will , Erzbergers " Schwche " , eine betriebsame , bedenkenlose , auch mutige Verantwortungswilligkeit .  Y vergleicht man , ohne immer auf den bewegten Ablauf des Prozesses den Blick zu heften , die Bcher , in denen die beiden Gegner ihr Verhalten im Krieg darlegten , dann mag man finden , da sie in entscheidenden Fragen zu hnlichen Antworten kamen . Z Helfferich kmpfte an Bethmanns Seite gegen das Drngen auf den unbeschrnkten U-Boot-Krieg , weil er das Eingreifen der USA als lebensgefhrlich fr die Mittelmchte hielt .  Erzberger machte eben die bald sichtbare Erfolglosigkeit zur Grundlage seiner Aggression gegen die Regierung . an Annexionsphantasie , zumal gegenber dem Osten , hatte es ihm zuvor durchaus nicht gefehlt .  vielleicht hat Helfferich , der Bethmann die Treue zu halten bemht war , auch dies bei der Schrfe seiner Angriffe im Bewutsein behalten , da Erzberger gemeinsam mit der Obersten Heeresleitung und Stresemann Bethmanns Sturz und die Intrige fr Blows Rckkehr betrieben hatte . die Geschichtsklrung erhielt den Charakter eines persnlichen Rachefeldzuges . | ich habe beide Mnner gekannt , doch nur aus gelegentlicher , auch gesellschaftlicher Begegnung . Helfferich erwies mir sein Wohlwollen ; in dem Hause seiner Familie , die in dem rheinpflzischen Liberalismus eine fhrende Rolle gespielt hatte , durfte ich manchmal Gastfreundschaft genieen . S 0Georg Friedrich Knapp , mein Schwiegervater , hielt Helfferich neben dem Straburger Brgermeister Schwander fr seinen begabtesten Schler , nur eben zur Dozentenlaufbahn , die dieser im Auge hatte , wenig geeignet . 1( ein anderer " berhmter " Schler , der sich auf diese geistige Herkunft in den Handbchern gern bezog , Alfred Hugenberg , hat sich dieser Zensur nicht erfreuen drfen ) . 8 2Helfferich wurde , als er dann in das Bankwesen ging , auch ein Schriftsteller von hohem Rang , er war in intellektuell er Schulung seinem Widersacher gewi stark berlegen und erwies sich ihm in der robusten Rcksichtslosigkeit gewachsen .  3Erzberger mute sich , als in den Streitargumenten seine persnlichen Finanzdinge herangezogen wurden , selber vom Amt dispensieren ; Helfferich wurde schlielich zu dreihundert Mark und den Gerichtskosten verurteilt , aber er: war der Sieger und fest entschlossen , aktiv in die Politik zurckzukehren . 4die deutschnationale Fraktion des kommenden neuen Parlaments hatte einen starken Kopf gewonnen . 5Erzberger begann seine Rehabilitation vorzubereiten , die ihm in fast allen Einzelzgen gelang . 6aber die " Strmung " , die seit dem Sptjahr 1919 ihre nationalistische Gruppenbildung formte , wurde zu seinem Verhngnis - er fiel auf einen Schwarzwaldspaziergang einem feigen Mord zum Opfer . 7sein Geschichtsbild trat in das Zwielicht zwischen staatsmnnischer Leistung und Mrtyrerschicksal und blieb darin - das sollte sich in den kommenden zwei Jahrzehnten fr die Deutschen wiederholen .  8der Kapp-Putsch hatte immerhin unmittelbar dies erreicht , da die fr den Herbst geplante Neuwahl eines Reichsparlaments auf den Frhsommer vorverlegt wurde - die Regierung bernahm jetzt der badische Zentrumspolitiker Fehrenbach , das Finanzministerium ging an seinen Landsmann Wirth , der ihm bald in der Kanzlerschaft folgte . 9nun also wieder heimreisen und Reden halten ] .  meine eigenen Aussichten auf ein Mandat hatten sich nur scheinbar gebessert : Payer , ber siebzig Jahre alt , resignierte , auch " berrundete " ich gegenber dem Vorjahr die Frauen-Kandidatur auf der " Liste " ; doch hatte die jetzt alle " brgerlichen " Parteien durchwaltende Verlockung der Verhltniswahl , fr jeden Beruf einen Reprsentanten anzubieten , zur Folge , da ein Landwirt aus dem frnkischen Hohenlohe mir vor die Nase gesetzt wurde , ein netter und angenehmer Mann ; ich wei nicht , ob er je in der Fraktion oder im Plenum geredet hat .  denn zum politischen Menschen war er nicht geschaffen . E doch war es naiv und erfolglos , als meine nheren Freunde in der wrttembergischen Partei ihn nach dem jhen Tode von Conrad Haussmann 1922 bedrngten , zu meinen Gunsten zurckzutreten . 5 die eigentlichen Gewinner dieser Juni-Wahlen waren bei sehr starken Verlusten der " Deutsch-Demokraten " und erheblichen Einbuen der " Mehrheitssozialisten " die " Deutsche Volkspartei " von Gustav Stresemann und die " Unabhngigen " . v ich selber bin bei diesem Wahlkampf zweimal Stresemann polemisch entgegengetreten , in Dahlem , in Stuttgart - es wurden mir jedesmal zehn Minuten gewhrt .  die Einzeldinge der Diskussion sind mir im groen natrlich entfallen : von ihm eine billige Polemik auf Vorrat gegen den neuen Wehrminister , von mir einige aggressive Taktlosigkeiten , auch ber seine hchst fragwrdige Haltung gegenber dem Abenteuer des Kapp . ich kann , wenn ich von ihm spreche , nicht ein paar neue Klnge der Apotheose beifgen , die in der historischen Wrdigung ihm durchschnittlich gewidmet werden .  ganz primitiv : ich habe ihn menschlich nicht leiden knnen und darf vermuten, da dies auf Gegenseitigkeit beruhte - bei den spteren gelegentlichen " gesellschaftlichen " Begegnungen pflegten wir zurckhaltende Distanz , whrend Elly in ihrer Unbefangenheit es gut mit ihm verstand .  ich hatte es - damals , 1920 - nicht vergessen , da er drei Jahre zuvor , gemeinsam mit Erzberger und dem Vertreter Ludendorffs , die Stellung des Reichskanzlers Bethmann Hollweg unterminiert hatte , ich mute mich spter ber ihn rgern , da er 1925 die Reichsprsidenten-Kandidatur von Gessler verhinderte , weil ein Wehrminister in diesem Amt einen militaristischen Affront gegenber dem Ausland bedeute , und er mute dann, vermutlich innerlich unfroh , die Kandidatur eines Feldmarschalls mittragen und verantworten .  ich glaube , bei allem Respekt vor dessen geschichtlicher Erscheinung und der zun chst sprbaren Linderung der innenpolitischen Gegenstze : diese Wahl war , zumal es den alten Herrn auf ein ihn vllig fremdes Manvergelnde zwang , ein Unglck fr Deutschland . Stresemann hat es gewi nicht leicht gehabt , denn einen Teil seiner gesundheitlich frh angeschlagenen Kraft mute er der Behauptung in seiner eigenen Fraktion widmen . das sprte ich unmittelbar , als sein Kollege Heinze in einem Kreis von Volksparteilern mich ermunterte , publizistisch diesen Mann fter so bissig anzugreifen , wie das kurz zuvor geschehen war . darber bin ich damals erschrocken , und er hat mir eigentlich leid getan . s seine auenpolitischen Bemhungen , zumal des Ausgleichs mit Frankreich , sind von meinen parlamentarischen Freunden und auch mir loyal gesttzt worden . J ich habe wohl ungern meine Sorgen geuert ber die nervse Ungeduld , die allgemein sprbar war , vielleicht tragisch bestimmt von der Sorge , ob er " es wohl noch schaffe " - die Polemik hrte auf .  ob Stresemann Humor hatte ? . l ich kannte ihn menschlich zu wenig , um darber Gewisses sagen zu knnen , glaube aber , es wird nicht viel davon vorhanden gewesen sein . ~ seine Rednergabe , viel bewundert , war stark , flssig , wirkungsvoll , trotz einem wenig gnstigen Organ , ( wie es auch bei Naumann stren konnte ) . die konkrete Sachdarstellung , die bei Naumann so wunderbar nchtern und durchsichtig sein konnte, glitt bei ihm zu leicht in das Begeisterungspathos ab und dann in die Ve reins-Sentimentalitt .  ich erinnere mich noch , wie er bei einer groen Rede im Stuttgarter Auslandsinstitut viele heimatselige Verse der hchst mittelmigen Gedichte eines Auslandsdeutschen frei weg deklamierte und ich nur boshaft dachte : wann fngt er das Schluchzen an ? .   von diesen Dingen habe ich etwas breit geschrieben , weil ich Jahrzehnte spter so oft auf meine Beurteilung Stresemanns angesprochen wurde , zumal auch von solchen Angehrigen des damaligen Auswrtigen Amtes , die seine unbrokratische Umgnglichkeit dankbar lobten . darin mgen sie durchaus recht gehabt haben . ( mich aber zur Apologetik zu gewinnen , konnte ihnen nicht gelingen . das Kabinett Fehrenbach hatte eine Ausweitung nach rechts gebracht - der Justizminister und Vizekanzler Heinze gehrte der Deutschen Volkspartei an . q als " Fachminister " fr das Auswrtige fungierte Dr. Walter Simons , der im AA: die Rechtsabteilung geleitet hatte , ein feinsinniger Jurist .  diese Regierung , die mit den Alliierten ins Gesprch kommen sollte und auch kam, um die Folgen der Unterschrift von Versailles zu konkretisieren , blieb auf den Konferenzen in Spa , in Paris , in London erfolglos : es ging um den Vollzug der Entwaffnung und um Umgrenzung der sogenannten " Reparationen " , ein , wie es scheinen mute , aussichtsloses Beginnen .  der Ablauf dieser Verhandlungen mit Rckschlgen und deutschen Enttuschungen kann hier nicht beschrieben werden ; einer der beteiligten Referenten , der Staatssekretr Carl Bergmann , hat spter die Chronik dieser Dinge sehr lebendig dargestellt .  innerdeutsche Schwierigkeiten traten hinzu - es waren , mit eine Auswirkung der Unruhen bei dem Generalstreik , " Einwohnerwehren " entstanden , die zum Teil wohl einfach durch ihr Dasein dort und dort beruhigend wirkten , aber das kam ganz auf das Wesen der leitenden Mnner an ; zum Teil nistete sich bei ihnen renommistischer Nationalismus ein . $ Bayern wehrte sich , in dieser Frage den Anordnungen von Berlin Folge zu leisten . ; und etwas anderes geschah : hatte Kurt Eisner mit seinem " Gesandten " , dem Professor Friedrich Wilhelm Foerster , vor anderthalb Jahren versucht , aktive deutsche Auenpolitik von Mnchen aus zu usurpieren , so etablierte sich jetzt in Mnchen , obwohl derlei verfassungsrechtlich nicht vorgesehen war , eine franzsische Gesandtschaft ] . v wir waren damals lebhaft erschrocken wegen des historischen Symbolgewichtes : doch war unsere Sorge , wie sich spter erwies , in dieser Sache bertrieben . _ in jene Zeit fallen auch die zhen Bemhungen , einer Ansage der Weimarer Verfassung Genge zu tun .  in ihr war an einer rechtstechnisch eigentlich unsinnigen Stelle , am Schlu der Grundrechte , der abgemilderten oder doch verklausulierten " Rteideologie " ein Quartier angewiesen : es sollte , damit das politische Parlament Sttze oder Entlastung erfahre , ein " Reichswirtschaftsrat " ins Leben gerufen werden . das geschah denn auch ; er erhielt den vorsichtigen Zusatz : " vorlufiger " . J er ist denn auch bis 1933 vorlufig geblieben und ist fr das staatliche Bewutsein der Deutschen , wenn er auch einige unverbindliche Gutachten fabriziert hat , keine wirkliche Rechtsfigur geworden . P ich darf ruhig sagen , nach Jahrzehnten , da ich von dieser Institution keinen Augenblick etwas gehalten habe , die in ihren Ausschssen kaum ber " empfehlende " blasse Kompromiformulierungen hinauskam .  auch jene von der Regierung bestellte " Sozialisierungskommission " hat fr die Erinnerung etwas Tragikomisches : es sollte in Beratungen eines Gremiums von konomischen Gelehrten und Praktikern des Unternehmertums wie der Arbeiterschaft festgestellt werden , nach: dem Sieg des Sozialismus , den man als gegeben h innahm : was denn eigentlich " Sozialismus " sei .  " Vergesellschaftung " der Produktion ? . wer ist denn eigentlich " die Gesellschaft " ? . ist das ein anderer Name fr den Staat ? . aber das heit denn doch " Brokratisierung " . das sollte aber doch auch nicht das Ziel sein . " Selbstverwaltung " ? . ( nicht durchzufhren , wenn nicht Interessenten-Monopole aufwuchern .  " Planwirtschaft " ? . > > eine suggestive Wortbildung fr eine sehr alte Sache , die Formen und Ziele des staatlichen oder gemeindlichen Interventionismus , Verkehrswirtschaft , Versorgungsbetriebe , Manipulationen in der Diskont-Politik und so fort - als programmatischer Begriff von vollkommener Unverbindlichkeit , da er Risikolosigkeit anbietet , ohne sie garantieren zu knnen .  nicht mehr davon - in diesem Raum der Stnde-Ideologie und ihrer Spekulationen begegneten sich damals Konservative wie der Wiener Othmar Spann und der Sozialist Cohen-Reu , der Staatssekretr des Wirtschaftsministeriums Wichard von Mllendorf , der demokratische Publizist Georg Bernhard ; ein Teil von ihnen hielt sich fr gute Demokraten und war es wohl auch . A aber die konomische Romantik , die da durch Jahre angeboten wurde , erschwerte die seelisch-geistige Rezeption der Demokratie , zumal bei der jungen Intelligenzschicht der Deutschen . nun bietet gewi die Demokratie , gleichgltig , in welche Rechtsform eingekleidet , keinerlei Glcksgarantie an, weder fr den einzelnen noch fr ein Gemeinwesen . ( doch ist sie der: Erziehungsfaktor zur Eigen- und Mitverantwortung . e eine Zeitlang mochte es scheinen , da es gelnge , das Absinken der deutschen Whrung abzubremsen , doch schien es nur so . s eine Einigung ber die Hhe der sogenannten Reparationen wie ber den Umfang und Charakter von Vorleistungen und Sachlieferungen war nicht zu erreichen .  wohl war zu spren , da in England realistische Einsichten an Boden gewannen , aber Paris fand in der Besetzung einiger sddeutscher Stdte , dann einiger Rheinhfen , auch wenn das nur Zwischenspiele auf eigene Verantwortung blieben , Druck- und Drohmittel der Einsichtslosigkeit .  das sogenannte " Londoner Ultimatum " ( Mai 1921 ) fhrte zum Rcktritt des Reichskanzlers Fehrenbach , sein Landsmann Joseph Wirth bernahm das Erbe ; ein Mann von volkstmlicher Beredsamkeit , doch in der Beurteilung der Sachlage nchtern : wo sollte , w ie sollte " Widerstand " geleistet werden ? . man mute den Versuch machen , zu " erfllen " , bis dieses Bemhen in den Grenordnungen seine Unmglichkeit dartat .  er berief in sein Kabinett Walther Rathenau , zunchst als Wiederaufbauminister , und diesem schien es zu gelingen , im Herbst 1921 mit seinem franzsischen Kollegen Loucheur im " Wiesbadener Abkommen " einen gangbaren Weg der Vernunft zu finden . auch dies eine Tuschung - Paris versagte sich . im Februar 1922 bernahm Rathenau das Auenministerium .  die Daten seiner politischen Aktivitt bleiben mit zwei Leistungen geschichtlich verbunden : beim Beginn des Ersten Weltkrieges hatte er , frher als militrische Fachleute , den materialverschlingenden Charakter der neuen Waffentechnik erkannt und in der Einrichtung der Kriegsrohstoffwirtschaft eine hchst wirkungsvolle Organisation geschaffen - dies gab ihm auch Motive fr sein wirtschaftstheoretisches Denken schlechthin . dann der sogenannte " Rapallo-Vertrag " mit Sowjet-Ruland am 16. April 1922 - auf der Weltwirtschaftskonferenz zu Genua berraschend abgeschlossen .  Rathenau war nicht selber die treibende Kraft bei diesem Schritt gewesen, sondern sein Staatssekretr A. v. Maltzan - die beiden Staaten lschten die Vorbehalte , die in Versailles fr Reparationen an Ruland gemacht worden , aus denen die Alliierten die Befriedigung ihrer Forderungen an den ehemaligen Kriegsverbndeten erwarteten , mit einem Federstrich aus . die Westalliierten fhlten sich berspielt , man mag auch sagen hereingelegt , und die Franzosen waren in ihrem Mitrauen besttigt . ihr Verhltnis zu Ruland war sowieso psychologisch verdorben , seit sie im Jahre zuvor dem Polen des Marschalls Pilsudski Waffen und Generalstabsoffiziere in dem schlielich siegreichen Krieg gegen die Rote Armee zur Verfgung gestellt hatten . v  die Aufnahme des Rapallo-Vertrages in Deutschland selber war zwiespltig , auch in der Regierung - immerhin erbrachten die kommenden Jahre einen sehr bemerkenswerten Beitrag der deutschen Industrie fr Ruland , das sich mhsam aus dem Brgerkrieg herausarbeitete . sollten sich die Deutschen daran gewhnen , da der Meuchelmord ein Instrument der Politik geworden sei ? . dem Anschlag auf Erzberger , August 1921 , folgte am 24. Juni 1922 der Mord an Rathenau , nicht weil dieser den Rapallo-Vertrag abgeschlossen hatte , sondern ganz einfach , weil er ein Jude war . Warnzeichen , welche Art von Gesinnungen sich in Gruppen und Verbnden entwickelt hatte .  es dauerte gerade zwlf Jahre , bis sie nach der Affre des 30. Juni 1934 erfahren muten , da der Serien-Mord zur staatlichen Institution erhoben wurde und ein deutschnationaler Reichsjustizminister f+ ex post +f der Rechtmigkeit dieser Taten zustimmte . Rathenau war eine groartige Erscheinung - der Norweger Edvard Munch hat ein herrliches Bild von ihm gemalt , seltsam in der Mischung von Straffheit und lockerem Wohlwollen . als Redner mit einer schnen Stimme ausgezeichnet - ein weicher Kupferton _ , ich erinnere mich , nur bei August Bebel eine hnliche Faszination einfach vom Zuhren erlebt zu haben . I Rathenau hatte sich nach anfnglichem Zgern , da er selber einen " Demokratischen Bund " ins Leben rufen und wohl auch leiten wollte , der " Deutschen Demokratischen Partei " angeschlossen ; der Zufall wollte es , da ich auf dem Nrnberger Parteitag im Dezember 1920 neben ihm das Hauptreferat anvertraut erhielt ; er ber das Element der Wirtschaft in der Auenpolitik , ich ber Grundsatzfragen der innenpolitischen Machtformen der Demokratie . so ergab sich , da wir fter zusammenkamen . aber es wre falsch , wollte ich nachtrglich behaupten , da dadurch irgend etwas wie eine Intimitt entstanden wre ( wenn derlei bei einem Menschen solch steter Bewutheit berh aupt denkbar ) .  ganz einfach : ich hatte - hnlich wie bei Stresemann - ziemlich viel ber ihn geschrieben , 1917 zu seinem fnfzigsten Geburtstage einen groen Essay ber sein bedeutendes literarisches Werk und dann , auch in der " Literatur " , ber die fast in nervser Eile sich folgenden tagespolitischen Broschren , die ihn stets in Erinnerung bringen sollten - meine Kritik war , wie ich denke , immer menschlich respektvoll , doch auch unverstellt , und er war von starker Empfindlichkeit belastet , um den sein Leben begleitenden Vorwurf der Eitelkeit zu vermeiden .  sicher war er unter den damaligen Vordergrunds-Akteuren des ffentlichen Lebens der gebildeste und zugleich als Literat farbenreichste - neben dem przisen Rationalismus , den die Fhrung eines Riesenunternehmens wie die AEG: schlechthin fordert , ein , freilich unnaiver musischer Artist . der Erinnerung an 1813 hatte er eine ganze Sonetten-Folge gewidmet , die ihn eigentlich als preuischen Patrioten aus dem Musterkatalog auswies . p es bleibt der Phantasie berlassen , auszudenken , welche Mglichkeiten deutscher politischer Entwicklung mit diesem Tod vernichtet wurden - . $ die seelische und die politische Erschtterung der Deutschen war auerordentlich . b denn es ergab sich , da diese Mordtat nicht blo das Werk einiger Fanatiker , sondern da Geheimbndelei dahinterstand . das sogenannte " Republikschutzgesetz " , das im Reichstag beschlossen wurde , mute im Grunde wirkungslos bleiben : es war e ine Paragraphen-Attrappe .  [das deutsche Schicksal kmmerte sich wenig um die energischen Reden des Reichskanzlers Wirth und das Ausland wenig um seine Mhen , als Auenminister die Versuche von Rathenau fortzufhren - die Fhrung der Reichsbank erwies sich als ohnmchtig oder unfhig , das Absinken der Whrung zu bremsen , ihren Verfall zu verhten , der in dem kommenden Jahr zur vollen Verwstung fhren sollte .  K .damals hat der franzsische Staatsmann Poincare so ungefhr Woche um Woche ein Kriegerdenkmal eingeweiht , und jede seiner harten , unvershnlichen Reden wurde zu einem deutschen Wirtschaftspolitikum . # <ber den Ablauf der Inflation will ich hier nicht breiter reden - ich bin ja auch in diesen Dingen kein Fachmann . @ (es war die Zeit , da die fremde Whrung so sehr geliebt war und die " Flucht in den Sachwert " die Rettungsparole . +wir haben uns an beidem beteiligt . % !ich ahne nicht mehr , wer meine Verbindung mit der " Svenska Tidskrift " in Stockholm , mit dem " Argentinischen Tageblatt " in Buenos Aires , mit dem ausgezeichneten Fhrer der Siebenbrger Sachsen , Rudolf Brandsch , hergestellt hat , aber ich denke mit Rhrung an die Kronen , die Pesos , auch an die rumnischen Lei - da war man pltzlich wohlhabend .  &und der Sachwert , in den ich floh , wartete in der Gromarkthalle am Alexanderplatz - mchtige Kslaibe , Tilsiter , Emmentaler , die in einem groen Rucksack untergebracht und mit der Straenbahn , ich neben dem Schaffner stehend , heimgeschleppt wurden . die Kriegswirtschaft hatte uns beigebracht , da es etwas wie " Kalorien " gebe , wovon wir vorher nichts wuten ; davon besaen wir jetzt Reserven .  der Rucksack hat auch als Geldtransporter gedient ; bei einem Vortragskurs in Witzenhausen , zu dem die " Zentrale fr Heimatdienst " einige Vortrge von mir erbeten hatte , bekam man Honorar und Reisegeld in amtlich gebndelten Fnfmark-Scheinen .  wo sollte , wo konnte man sie sonst unterbringen ] . und man mute mit ihnen sparsam sein , da sie bis zur Heimkehr nach Berlin ausreichten . ich erzhle die paar sachlich beilufigen Anekdoten ; sie mgen alle statistischen Angaben ersetzen , in welche Lebenslage zumal die freien Berufe und die Rentner gekommen waren . was die Deutschen zehn Jahre spter erleiden muten , hat in diesen Dingen die nhrende Kraft besessen . wir erlebten damal s auch in unserem privaten Dasein verschiedene Besuche der Weltgeschichte . der eine meldete sich auf eine skurrile Weise . " Telephonanruf , die Stimme einer alten Dame : " stammen Sie aus einer sddeutschen Stadt mit einem frommen Namen ? " .  ]ich nannte Heilbronn .  $" sind Sie mit einer geborenen Knapp verheiratet ? " .  *" ja " . ) )" dann sagen Sie Elly , da die Tante Helene aus Moskau in Berlin angekommen sei " . ;( sie hatte , wie sich ergab , meinen Namen auf einem Versammlungsplakat gelesen und probierte es einmal ) .  ^das gab nun fr die kommenden Monate einen vergnglichen , aber gelegentlich auch anstrengenden Wirbel , denn durch wie viele Bezirksrathuser mute ich mit ihr ziehen , mit Vermieterinnen verhandeln und so fort , bis ihr brgerlicher Status einigermaen gesichert war .  -Helene Terian , eine Schwester meiner Schwiegermutter , war offenbar in Ruland eine anerkannte Sngerin ; als wir in ihrer Begleitung einmal den " Blauen Vogel " besuchten , ein reizvolles Kabarett der russischen Emigration , gab es Reden auf sie und rauschende Ovationen , die sie strahlend entgegennahm .  /sie war eine Natur von unverwstlicher Heiterkeit - das ganze gedrckte Leben der letzten Jahre verwandelte sich in Anekdoten , ich habe lebhaft an sie denken mssen , als ich spter Pasternaks groartige Darstellung des " brgerlichen " Lebens in Moskaus Verfallzeit las .  mit der Hingabe ihres Schmuckes war es ihr gelungen , einen deutschen Diplomate nkurier aufzutreiben , der ihr die Flucht ermglichte ; Verwandte und Freunde riefen sie einige Monate spter in ihren Pariser Kreis - der Berliner Aufenthalt blieb ein farbiges Gastspiel . + wehmtiger war der Besuch von Ellys Vetter Joseph von Loris-Melikow . ich hatte ihn bereits 1907 kennengelernt , als er im Haag einer der Sekretre der zweiten " Friedenskonferenz " gewesen , eine im Grunde zarte und mehr beobachtende Natur .  X vielleicht belastete ihn der Name seines Onkels , des Reformministers von Alexander @II. , dessen Absichten , Ruland durch eine Verfassung staatsrechtlich zu modernisieren , mit der Ermordung des Zaren zerschlagen waren . Joseph hatte den Sieg des Bolschewismus als Rulands Gesandter in Siam erlebt , war dann zu dem gegenrevolutionren Admiral Koltschak gestoen und dessen Auenminister geworden . { es hatte etwas Rhrendes , wenn er die These vortrug , jene Aktion sei daran gescheitert , da im sibirischen Omsk das Papier gefehlt habe , um Erlasse und Lhnungsgeld zu drucken ] . aber er war ja nicht nach Berlin gekommen , um Geschichten zu erzhlen .  die russifizierte georgische Familie stand dem Zarenhause nahe - seine Schwester Tamara war Leiterin des Smolny-Instituts in Petersburg , und sie konnte bei spteren Begegnungen drastisch erzhlen , wie sie fr Lenin und Trotzki niedrige Dienstleistungen verrichten mute , nachdem die Bolschewiken dies Erziehungsinstitut zu ihrem Regierungssitz erkoren hatten . Y |Joseph , der das Gymnasium in Baden-Baden besucht hatte , kannte unser Land gut ; er besa zu deutschen Diplomaten aus seiner eigenen Karriere , die auch ber Washington gegangen war , gute Beziehungen , ja Freundschaften . ,das , was sich in den kommenden Wochen , dann Monaten abspielte , war eine rechte Tragikomdie . N %Joseph hatte ein von ihm selber gefertigtes Pastellbildnis des ermordeten Zaren Nikolaus @II. mitgebracht , man konnte nicht sagen , da die Arbeit ein Kunstwerk darstellte , aber darauf kam es nicht an . k _das Blatt sollte an dem bevorstehenden Namenstag des unglcklichen Mannes unter den russischen Emigranten in aller Welt verteilt werden . >auf das Haupt war eine Dornenkrone gesetzt . > ?eine der angesehensten graphischen Anstalten bernahm den Auftrag , wohl fr ein paar tausend Stck .  aber weder Joseph noch die Leitung des Unternehmens rechneten damit , da der Gegensatz gegen den Zari smus zu den historischen Glaubensstzen der deutschen Sozialdemokratie gehrte , aus der Zeit , bevor in Ruland selber der bse Konflikt zwischen den Menschewiki und Bolschewiki entbrannt war . g die Drucker trieben , indem sie die verschiedenen Farbplatten unprzis aufeinandersetzten , ganz einfach technische Sabotage . ` Joseph konnte die vllig verkorksten Bltter unmglich seinen Landsleuten als erwrmendes Gedenkstck anbieten . < es kam zu einem Entschdigungsproze , bei dem mir nur die Rolle des ewigen Mahners zufiel - aber auch der Anwalt , ein frherer Freund aus der Diplomatie , konnte weder dem Gericht schnelleres Tempo noch der Inflation langsameres vorschreiben - an ihr wurde der ganze Streit zur Sinnlosigkeit und verstarb an Resignation . I ich bin Joseph von Loris-Melikow noch zweimal begegnet , als er in Heidelberg meine Schwgerin Marianne besuchte - er hatte in der maison: russe: zu Paris eine Heimsttte des Alters gefunden . die Verstndigung war , bei aller wechselseitigen menschlichen Sympathie , nicht mehr leicht . C denn er war auf Hitlers antibolschewistische Tiraden vollkommen hereingefallen - " Mein Kampf " kannte er natrlich nicht - , er erwartete von dem Mann die Befreiung seines Vaterlandes . es konnte nicht gelingen , ihn von dieser Illusion zu befreien . q wie er das Abkommen mit Stalin ( August 1939 ) , wie er den Kriegsverlauf beurteilte , wei ich nicht , denn die Verbindungen waren zerrissen . `aber ich erwhne diese kleine Sache , weil sie mir ber das Individuelle hinaus zeittypisch zu sein scheint . X :die " Erfllungspolitik " des Kanzlers Wirth schien das von ihm erstrebte Ziel einer sachlichen Klrung der Reparationsfrage nicht zu erreichen - in Paris glaubte man einfach nicht an den ernsthaften Willen der Deutschen .   #Wirth resignierte im November 1922 ; sein Nachfolger , Cuno , der , ein frherer Beamter , die Fhrung der Hamburg-Amerika-Linie bernommen hatte , sollte mit einem berparteilichen Kabinett von Fachleuten erneut den Weg der Verstndigung suchen . @das ist vllig miglckt , gewi nicht durch seine Schuld .  'die Franzosen nahmen den banalen Vorgang , da Deutschland mit der Sachlieferung von ein paar tausend Telegraphenstangen und anderen Lappalien im Rckstand geblieben war , zum Vorwand , in das Ruhrgebiet einzumarschieren - Belgien schlo sich an ; man wollte sich durch unmittelbaren Zugriff , zumal auf die Kohle , schadlos halten . =die Englnder haben die ganze Aktion mit Mibehagen betrachtet , doch an einen aussichtsreichen Vermittlungsversuch haben sie offenbar nicht gedacht oder nicht geglaubt . "ob in der spteren Sicht franzsischer Politiker oder Historiker diese Aktion der " Ruhrbesetzung " als ein glcklicher Entschlu gilt , dnkt mir hchst zweifelhaft . u die deutsche Regierung sah als einzige Waffe der Abwehr den " passiven Widerstand " , der den Beamten und Arbeitern zur moralischen Pflicht gemacht wurde . aes kam aber auch zu vereinzelten Versuchen des aktiven Widerstandes , Akte der Sabotage gegenber Verkehrsunternehmen des franzsischen Militrs mit der Folge kriegsgerichtlicher Hinrichtungen ( Schlageter ] ) . bdiese Vorgnge , wie die zahlreichen Verhaftungen von Unternehmern und Arbeiterfhrern , brachten in die sozialkonomische Auseinandersetzung ein Element patriotischen Opfersinns .  cdas Opfer wurde die deutsche Reichsmark . @ ddie wesentliche Bettigung von einem Mann meiner Artung war damals , dort und dort eine politische Rede zu halten . eich war auch , um einen Eindruck zu gewinnen , einige Male 1923 zu ein paar Vortrgen ins Ruhrgebiet gefahren - das schien manchen bedenklich , war es aber nicht . fdie Zusammenknfte fanden in Privatwohnungen statt ; in Dsseldorf " wagte " man ein e ffentliche Versammlung . gin Essen erlebte ich bei meinem Gastgeber , wie auf " seinem " Schulhof die f+ Poilus +f ihre braven langweiligen bungen zu erledigen hatten - das war ein lhmender Eindruck . h( Hitler hat dafr gesorgt , da ein Vierteljahrhundert spter dieses Bild ein gewohntes , bald sozusagen vertrautes Erlebnis wurde ) . t isensationeller und fr die Erinnerung profilierter die Bitte , im alten preuischen Ordensland in kleineren Stdten Vortrge ber die " Lage " zu halten . ich war bislang nie so weit im deutschen Osten gewesen , bin aber spter dann noch ein paarmal nach Knigsberg gefahren , vorab in das herrliche Danzig , wo man im dortigen Werkbundkreis Kunst- und Kulturgeschichtliches von mir hren wollte .  damals , Mrz 1923 , herrschte noch krftiger Winter - die paar Schlittenfahrten durch dichtverschneites , leicht gewelltes Land habe ich nie vergessen , zumal der sachkundige Begleiter mich belehrte : hier ist ein Vorwerk , das zur Bauernsiedlung freigegeben wurde . g aber wie lang sind die Wege , die sie brauchen , um einen Markt fr die Produkte zu erreichen , die man von ihnen erwartet ] . 8 diese Fahrten ber das Land haben mich anderthalb Jahrzehnte spter so tief skeptisch gemacht gegenber dem Tam-Tam der Denkschriften und der Komitees , mit denen die Hitlerleute Ostpreuen nach dem Modell Wrttemberg umgestalten wollten . K an der geschichtlichen Tradition und an der konomischen Struktur lag es , da dieses Unterfangen von Anbe ginn ein Fehlgedanke war , nicht an den Menschen , die tchtig , fleiig und zuverlssig sind . ich habe sie in Stdten wie Preuisch-Eylau , Mohrungen , Allenstein und so fort im behaglich-belehrenden Zusammensein lieben gelernt . aber es gab , ich glaube in Preuisch-Eylau , zum Schlu der stark besuchten Versammlung eine Panne , die mir deutlich in der Erinnerung blieb , nicht nur weil sie peinlich war , sondern weil sie lehrreich wurde .   jder Vorsitzende , ein junger beschwingter Studienrat , der aus Dsseldorf stammte , aber gern einmal in den Osten gegangen und in der Stadt wohlgelitten war , schlo die Versammlung mit der Aufforderung , die " Wacht am Rhein " meines Landsmannes Schneckenburger zu singen . $ kdas war dem Inhalt meines Vortrages irgendwie angemessen und setzte prchtig ein . laber als es zum zweiten Vers kam , wurde er pltzlich Solo-Snger - auch ich konnte ihm , das ist wahrscheinlich eine Schande , keinen Vokal-Sukkurs mehr leisten . min allerhand landesblichen Schnpsen wurde die Verstimmung ber den miglckten Schluakkord ertrnkt .  naber diese kleine Geschichte wurde fr mich nicht blo eine beilufige Erzhlanekdote : fr die Menschen zwischen Weichsel und Memel lag der Rhein so weit , so weit - Anla , ber sicheres Heimatgefhl und pathetischen Nationalsinn zu meditieren . 4 odas Kabinett Cuno konnte bei dem negativen Verhalten der franzsischen Regierung nicht weiterkommen ; es hatte sich auf den " passiven Widerstand " festgelegt , der nun eben lediglich durch unentwegte Schnellarbeit der Notenpresse finanziert werden konnte ; daneben war , im Ausma zunchst kaum zu kontrollieren , die Ausgabe von " Notgeld " durch Gemeinden , Handelskammern und so fort in Schwung gekommen , damit berhaupt Geldscheine fr den Nachbarschaftsverkehr zur Verfgung standen . pda whrungspolitisch " etwas geschehen msse " , sprte jedermann , und die Whrungstheoretiker suchten nach den Mglichkeiten , gleichviel , wo sie parteimig standen .  qes ist nicht meine Aufgabe - dazu fehlt mir die Sachzustndigkeit - , die Meinungen und Vorschlge von Mnnern wie Helfferich , Hilferding , Schacht , Luther zu zensieren , und der nach Jahrzehnten gefhrte publizistische Streit um Prioritt und Vaterschaft ist mir nicht gerade immer wrdig erschienen . \ raber da ich in einer frheren Betrachtung meine innere Fremdheit gegenber Stresemann deutlich ausgesprochen habe , halte ich es fr angemessen , zu sagen , da er in diesem Sommer 1923 sein Damaskus erlebt , der Saulus illusionistischer Propaganda wurde zu einem Paulus der Wirklichkeitserkenntnis : er hatte den Mut , nach Cunos vlligem Mierfolg im September 1923 den " passiven Widerstand " aufzukndigen , der solange die " patriotischen " Gefhle angeheizt hatte . , dazu gehrte Tapferkeit - das Schicksal von Erzberger und Rathenau mute jetzt auch ihn bedrohen . seine Kanzlerzeit whrte nur Monate ; er konnte seine Vergangenheit nicht von sich schtteln , das Fraktionsmitrauen hemmte ihn . ; an der Stabilisierungsgeschichte hatte er , soweit ich sehe , einen geringen Anteil . aber Sorgen brachten die verwirrten Monate genug . da gab es wieder im Rheinland und in der Rheinpfalz separatistische Bewegungen , in Thringen und Sachsen linkssozialistische und kommunistische Unruhen , gegen die Reichswehr eingesetzt wurde . ~ vor allem aber in Mnchen provozierte der Ministerprsident , der sich gegen das Aufgeben des " passiven Widerstands " wehrte , einen Bruch mit Berlin . er ernannte den Regierungsprsidenten Oberbayerns von Kahr zum " Generalstaatskommissar " . m ~dieser nahm den Befehlshaber der Reichswehr , einen General von Lossow , in Eid , der mitspielte , und verkndete den " Ausnahmezustand " . @ sdieser Herr von Kahr ist in der deutschen ( und bayrischen ) Geschichte eine Unglcksfigur , ein karrierenstarker und , wie zu vermuten ist , tchtiger Verwaltungsbeamte r , den die Mdigkeit der Bayern gegenber den vorangegangenen Parteikmpfen in eine Aufgabe verleitet hatte , deren hochverrterischen Charakter er , wie es scheint , zunchst gar nicht recht begriff . 5 tder Reichsprsident Ebert antwortete , indem er den " Ausnahmezustand " fr das ganze Reichsgebiet erklrte und nun dem Reichswehrminister Gessler , der durch alle diese Jahre sein persnliches Vertrauen besa , die Exekutive bertrug . 7 N udie militrischen Einzelentscheidungen lagen , unter seiner Verantwortung , bei dem Chef der Heeresleitung , dem in seiner Natur ziemlich undurchsichtigen , aber als Intellekt starken General von Seeckt . % vim linksrheinischen Gebiet scheiterten die separatistischen Putsche am Widerstand der Bevlkerung .  win Sachsen konnte der Reichsminister Heinze als Staatskommissar den sich radikal gebrdenden Sozialisten Zeigner ablsen , einen Mann , der seinen eigenen Freunden in Berlin durch sein rednerisches Getue und seine widerspruchsvolle Unsicherheit selber peinlich geworden war - die viel grere historische Dimension lag bei der bayrischen Frage . xin Mnchen hatte vor bald fnf Jahren die " Revolution " durch Kurt Eisner eingesetzt , mit allen fr die Landesgeschichte so verwirrenden Folgen .  ydies sollte irgendwie wieder " gutgemacht " werden . h zich wei nicht , wann und durch wen der Anspruch gemeldet wurde , da dies Land die " Ordnungszelle " fr Deutschland bedeute . \ es war , nachdem die " Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei " mit dem Republikschutzgesetz im Norden verboten war , die Herberge aller Elemente geworden , die von der Unordnung , fr die Unordnung lebten .  das bayrische " Volk " im breiteren Sinn war an diesen Geschichten , wie ich glaube , wenig beteiligt ; es bewahrte wohl ( und bewahrt wohl auch noch jetzt ) eine Gefhlsanhnglichkeit an das Haus Wittelsbach , ohne die hchst unterschiedlichen Qualitten der Frsten aus dieser Familie zu zensurieren .  aber das sprte man : der " Chef " des Hauses , Kronprinz Rupprecht - ich bin ihm spter wiederholt begegnet - , war viel zu nchtern und zugleich innerlich zu vornehm in seiner Gesinnung , um die Rckkehr zur Monarchie Abenteurern , die er zu verachten lernte , danken zu wollen .  immerhin hatte sich im bayrischen Bereich , gelegentlich auch von " Inlndern " gefhrt , eine bunte Zahl von " vaterlndischen " Verbnden installiert - die ekelhafte Mo nopolisierung der Worte Vaterland oder Nation war ja schon im Kriege entstanden und jetzt erneut zum Blhen gekommen . Adolf Hitler war in diesem Kreis die wirkungsstrkste Figur .  hatte Kurt Eisner geglaubt , durch eine eigenstndige , wenn auch illusionistische Auenpolitik den Kriegsgegner zu einer Verstndigung zu gewinnen , so blickte Hitler mit einer gewissen zynischen Ironie auf den " patriotischen " Versuch des " passiven Widerstandes " ; sein Gegner sa in Berlin , und ihm kam es nicht darauf an , mit ihm sich zu verstndigen , sondern ihn zu vernichten . Kahr lie sich mit Hitler ein , um dann pltzlich zu bemerken , wie die Macht , die er , beamtlich , zu besitzen glaubte , seiner Hand entglitten war . ich will hier den sogenannten " Hitler-Putsch " nicht in seinen Einzelzgen darzustellen suchen - ich habe ihn ja nur als Zeitungsleser miterlebt . @ er ist auch sonst oft beschrieben worden ; im Grunde eine Groteske ber die Thematik von den betrogenen Betrgern . wer von uns wute damals , da Hitler seine Vertrauensleute in der hohen bayrischen Brokratie besa ( Phner , Frick ) , da Offiziere der Mnchener Garnison ( Rhm ) von ihm infiziert waren ? . A das Wort Groteske wiegt wohl etwas zu leicht fr die mannigfache menschliche Tragdie , die der verlogenen Verstndigung zwischen Hitler und Kahr in einem Mnchener Bierkeller folgte . F da Ludendorff es sich " nicht nehmen lie " , an dem Abbau seines Kriegsruhms , womit er beim Kapp-Putsch berei ts begonnen hatte , weiterzuarbeiten , hat uns damals am wenigsten erstaunt .  der " Marsch nach Berlin " , so hie das suggestiv gedachte Schlagwort jener Tage , endete mit einem demonstrativ gedachten Aufmarsch in der Mnchener Ludwigstrae , bei dem vor der Feldherrnhalle in den Schssen treu gebliebener Reichswehrteile eine Anzahl junger Menschen , vermutlich eher harmlose " Mitlufer " , ihr Leben lieen . Hitler selber floh , konnte aber bald in seinem Unterschlupf gefat werden .   nach 1933 errichtete er am " Kniglichen Platz " zu Mnchen in klassizistischen Tempeln eine Begrbnissttte fr die Opfer dieser planlosen Schieerei , er nannte sie " Ewige Wache " und wollte sie in den Rang " nationaler " Mrtyrer erheben - die armen Kerle sind aber nie in das Bewutsein der Deutschen getreten . ] die Baulichkeiten sind dann nach 1945 aus guter Einsicht wieder entfernt worden . diese politisch so tumultuarischen Wochen lagen alle knapp vor dem Termin , dem 15. November 1923 , der schon im Oktober fr das Ende der Papiermark angekndigt war . es bleibt fast erstaunlich , wie glatt die Umstellung auf die neue Whrung , die den Namen " Rentenmark " erhielt , vor sich ging .  die technische Durchfhrung lag in den Hnden des zum " Whrungskommissar " ernannten Bankdirektors Dr. Hjalmar Schacht und des neuen Reichsfinanzministers Dr. Hans Luther , der nach seiner kommunalpolitischen Laufbahn seit 1922 das Ernhrungsministerium geleitet hatte .  die " Papiermark " war lngst zu einer Fiktion geworden - man nahm es eben hin ; das wurde arithmetisch wohl so manipuliert , da kurz nach dem Stichtag ein Dollar gleich 4200 Milliarden Papiermark notierte und damit die " Rentenmark " die alte Relation des Dollars zur Goldmark ( 1 zu 4,2 ) bernehmen konnte .  wenn sie sich halten wrde ] . M denn auch die neue Whrung ruhte schlielich auf einer Fiktion , einer auf die " Wirtschaft " , ob agrarischer oder industrieller Struktur , eingetragenen " Grundschuld " , die in " Gold " gedacht war . { ( das war vermutlich praktisch richtige Abwandlung des Vorschlags von Helfferich , die Stabilitt an den Roggenpreis zu binden ) . H A die Entscheidung lag bei der psychologischen Haltung des Volkes und dem klaren Verfahren der Finanzverwaltung - so konnte das Arbeiten wieder sinnvoll werden und der Steuerertrag in feste Erwartungen der ffentlichen Kassen sich zurckfinden - , freilich blieb noch offen , wie sich die Auseinandersetzun g mit der Reparationsfrage entwickeln wrde und das Schicksal der ihrer Ersparnisse beraubten Gruppen des Mittelstandes und der freien Berufe . B das Kapitel der sogenannten " Aufwertung " mute zur legislatorischen Last der kommenden Jahre werden . C und das andere : eine depremierte Menschengruppe sollte , ohne Gegenwehr leisten zu knnen , nach ein paar Jahren als Whlermasse der Raub von Hitlers Propaganda werden . D wer das Wort " Rentenmark " gefunden hat , wei ich nicht - es war psychologisch wirkungsvoll .  E aber die Zeit , da der Begriff Hoffnungen schuf , leitete auch die Umkehr einer Sprachgewhnung ein : der " Rentner " , ehedem eine von vielen mit leichtem Neid betrachtete Sozialfigur , die aus erspartem oder ererbtem Vermgen ein sorgenloses Leben ohne Zwang zur Tagesarbeit fhren konnte , wurde ein Mensch , der , pltzlich zur Massenerscheinung geworden , in Not geraten ist und immerzu in dieser , in jener Rechtslage von den knappen Betrgen ffentlicher Kassen und so fort sich nhren und kleiden mu .  F das zweite Kabinett Stresemann fand sein Ende , als die Sozialdemokratie , die ihre Minister wohl wesentlich im Zusammenhang mit der Aktion gegen Sachsen und Thringen zurckgezogen hatte , dem Kanzler im Parlament das geforderte Vertrauensvotum versagte ; sie hat diese Haltung vermutlich bald bereut .  Gdenn dem Nachfolger , dem Zentrumsfhrer Wilhelm Marx , gab sie - dies war befristet gedacht - ein " Ermchtigungsgesetz " und damit der Regierung legislatorische Vol lmachten , Marx war hoher Richter von gutem persnlichem Ansehen , doch politisch wenig stark profiliert ; er hat nach dieser seiner ersten Kanzlerschaft Jahre spter eine zweite bernommen , fungierte zwischendurch als Justizminister , aber er ist , ein Vermittler , im Geschichtsbewutsein viel weniger lebendig geblieben als seine Mitarbeiter . p  Her ersuchte Stresemann , die Leitung der Auenpolitik in der Hand zu behalten , Luther , die Finanzen zu ordnen - Schacht , mit Sachkunde und einem energischen Willen ausgestattet , wurde als Reichsbankprsident berufen ; Havenstein , ein Versager , war auf der Hhe der Krise pltzlich gestorben . Iwie aber sah das Ausland die Entwicklung in Deutschland ? .  die entscheidenden Lnder waren in dieser Zeit selber durch die strksten Spannungen geqult und erlebten in den nchsten Jahren einen Kabinettswechsel nach dem anderen ; in England kam es zu groen Streiks , in Frankreich zur Finanzkrise ; beide Staaten erfuhren in ihrem alten Kolonialgebiet erste , zum Teil harte Auseinandersetzungen ( Marokko , Indien ) .  aber die Wahlen des Jahres 1924 brachten im Kreis der leitenden Mnner einen bedeutsamen Wechsel ; Poincare , der bei seinem Ruhrkampf die ffentliche Meinung hinter sich wute , erfuhr eine heftige Wahlniederlage und wurde von dem radikalsozialen Brgermeister von Lyon , Herriot , abgelst , einem Mann , der durch die vorangegangene Zeit nicht " belastet " war und als Kenner und Freund deutscher Geistesgeschichte gelten konnte .  in England verloren die Konservativen , damals von dem etwas sprden Bonar Law gefhrt , der eine protektionistische Sicherung des Empire erstrebe , ihre Mehrheit ; die Labour - Partei rckte mchtig vor , auch die Liberalen schienen sich von der schier vernichtenden Zerklftung durch den Gegensatz Asquith-Lloyd George zu erholen .  an die Regierung kam der Labour-Fhrer Ramsay Macdonald , von dem man in Deutschland nicht allzuviel wute , doch immerhin dies , da er 1914 , da die Gruppierung noch klein gewesen , gegen die Kriegsteilnahme votiert hatte ; die Liberalen untersttzten ihn , ohne am Kabinett beteiligt zu sein , stellten aber den bedeutenden Haldane fr das Oberhaus zur Verfgung . r dieser damalige Wechsel der Regierungsspitze in Paris und London , auch wenn er gewi nicht von Dauer war und von vieler lei Kombinationen gefolgt wurde , nderte doch die Mglichkeiten fr positive Gesprche mit den Deutschen und die Beziehungen zwischen Frankreich und England , die seit Versailles wenig durchsichtig waren und von Berlin aus in ihre Reibungen gelegentlich falsch beurteilt wurden . ? entscheidend fr die gesamte Entwicklung der kommenden Jahrzehnte wurde die neue Wendung in den USA: .  }Prsident Wilson war , bei aller Sympathie fr die Alliierten , nur zgerlich in den Krieg gegangen , fhlte aber durch die Zwischenflle im deutschen U-Boot-Krieg seinen Vlkerrechtsstandpunkt miachtet ; das Eingreifen der frischen amerikanischen Truppen , ab 1917 , deren Massentransport ungefhrdet geglckt war , beschleunigte den Sieg ber Deutschland ( und seine Verbndeten ) .  JWoodrow Wilson wurde zu einer Zentralfigur der Versailler Beratungen , ohne Sonderkenntnis der europischen Problematik , aber doch in seinem rationalen " Idealismus " bestrebt , durch eine neue Staatenordnung die Wiederkehr solcher Katastrophen abzubremsen .  Kdeshalb war die eigentliche Mitte seiner Planungen die Schaffung eines " Vlkerbundes " - dessen Statuten sollten gewhrleisten , da " die Geschichte " der Zukunft nach den Gesetzen der Vernunft und der Freiheit , die zudem fr ihn mit der Rechtsordnung der Demokratie sich begegneten , geregelt werde . Ldas war denn alles rhythmisiert . V Mder kritische Betrachter mochte wohl sagen : im Kursbuch kommen alle Zge richtig an und gehen prompt wieder ab , da gibt es ke ine Katastrophen , aber die Welt bekommt ihre Farbe von der Unzulnglichkeit der Menschen ] . 5 NWilson vertraute auf den Gedanken des Vlkerbundes , dem zuliebe er wohl manches hinnahm , das wenig in seine Gefhlswelt pate , aber dann erlebte er , da der amerikanische Kongre den Beitritt der Staaten in den Vlkerbund ablehnte . Odas war eine auch im Menschlichen vernichtende Enttuschung ] .  Psieht man die Sache nher an , so war diese Niederlage Wilsons der letzte , freilich fr Jahre lhmende Sieg des Isolationismus .  Qich selber habe in manchen frhen Reden nach 1918 dies sehr vereinfacht so auszudrcken versucht : die USA: sind vor 1914 ein Schuldnerland gewesen , seine Industrien aufgebaut in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts durch die Kredite der Brsen in London , Paris , selbst Berlin - nach 1918 wurde New York fr die halbe Welt der Umschlagplatz des beherrschenden Glubigerlandes , das weite Gebiet seines von der Technik vorangetragenen sachlichen und menschlichen Reichtums bewut - aber das zielt nur auf das konomische . Rman darf das , wenn man nicht gerade ein Marxist ist , fr sekundr halten ; eine Zeitlang war es ja auch in den europischen Lndern ein billiges Selbstgefhl , drben nur die Herrschaft des " big business " zu frchten oder zu ironisieren . % ich vermute , Wilson , indem er nach der neuen Weltordnung suchte , war sich mit einiger Klarheit bewut , da diese in seinem eigenen Lande den Abschied von dem sogenannten " Isolationismus " einleite , das heit konkret , das Wissen und das Fhlen von einer beginnenden , von einer bereits begonnenen Mitverantwortung fr das Weltgeschehen schlechthin . x Wilson , der - schon seit Monaten ein kranker Mann - Anfang 1924 starb , hat diese von ihm wohl mitgesehene Entwicklung nicht mehr in ihrer Abrundung erlebt . t sie setzt bereits im Sptjahr 1923 nach dem Abbruch des passiven Widerstandes ein und begleitet in seiner ersten Etappe die Monate bis in den Hochsommer .  nicht mehr die " Politiker " , einmal durch frhere Urteile gehemmt , das andere Mal in der Fessel parteipolitischer Erwartungen gelhmt , sondern " Sachverstndige " , emotionell unbeteiligte Fachleute , sollten sich Gedanken und dann neue Vorschlge machen , wieviel die Deutschen " leisten " knnten und auf welche Weise das finanztechnisch geschehen solle . diese Arbeit knpft sich an die Lei tstze des amerikanischen Bankiers Dawes , dem die Legende , die seinen Namen umgibt , den Kriegstitel eines Generals belie .  aus dem Hin und Her der Einsichten , aber auch der Erwartungen ist ein recht kompliziertes Paragraphengemchte herausgekommen , mit der Verselbstndigung der Reichsbahn und der Reichsbank , mit Kontrollen und Garantien der Steuern und ihrer Verwendung und so fort , und so fort . N \diese Dinge , selbst von dem Fachmann in ihrer Vernestelung umstndlich darzustellen , sollen hier nicht mhsam und ungengend nacherzhlt werden - ich war ja gar nicht an ihrem Werden beteiligt gewesen . doch dies blieb im Bewutsein : die unmgliche Zahl von einhundertzweiunddreiig Milliarden Goldmark Reparationen wurde nicht gendert , doch die jhrliche Leistung fr die nchsten Jahre in Grenzen gehalten .  Sda zur berwachung des ganzen Verfahrens ein amerikanischer Brger - er hie Parker Gilbert - bestellt wurde , empfanden gewi jene Kreise , die politisch von der Technik der Erregung lebten , als eine Art von Krnkung der deutschen Souvernitt - war denn diese auf den Mann bergegangen ? . ^ Taber der einfache Instinkt wirkte anders - er sprte : es knnte jetzt besser werden .  Uneben den staatlichen Leistungen und Krediten kamen in den folgenden Jahren , im Hin und Her , die privaten in Gang ; in Deutschland setzte jene Periode ein , die der Erneuerung der maschinellen Ausrstung und der industrietechnischen Organisation galt - man merkte schier pltzlich , was es d a in dem " jungen " Lande ber dem Ozean zu lernen gab . r V( eine Zwischenbemerkung : als ich vor zwanzig Jahren "Nationalkonomie " studierte , gab es noch keine " Betriebswissenschaft " als Vorlesung . Wwar man brav , wie ich es damals war , nahm man einen " Buchhaltungskurs " , der in seiner Nachwirkung illusionistische " Angabe" bleiben mute . Xjetzt gab es gleich betriebswissenschaftliche Seminare in Kompaniestrke ] ) .  F Yin den fnfziger Jahren ist es ein bichen Mode geworden, von den zwanziger Jahren als von der " goldenen Zeit " zu reden , zumal mit dem Blick auf eine Reihe starker wissenschaftlicher und knstlerischer Leistungen - die " Weimarer " Zeit sollte etwas aus der Verfemung werden , in die sie durch das nationalsozialistische Geschimpfe geraten war , das auch noch nach 1945 von vielen Nicht-Nazi treuherzig oder kenntnislos nachgeplappert wurde . Zich selber halte von solchen f+ ex post- +f -Apotheosen nicht sehr viel . denn dies Jahrzehnt war nicht nur im Beginn mit den herbsten , sondern auch weiterhin bis zur Weltwirtschaftskrise mit mannigfachen materiellen und seelischen Sorgen berlastet . L eine Art von " Normalisierung " kam erst mit dem Dawes-Plan ; er gab dem Arbeitstalent und dem wagenden Willen des Unternehmers , so viel sie an Auenposten verloren haben mochten , wieder eine Chance . die Parlamente gaben dem Abkommen ihre Zustimmung , im deutschen Reichstag mit starker Mehrheit darunter auch eine Gruppe von Deutschnationalen . es bleibt eine offene Frage , ob ihr bedeutendster Mann , Karl Helfferich , in seiner verstimmten Opposition verhrtet geblieben wre . & im Frhjahr war er einem schrecklichen Bahnunglck zum Opfer gefallen . J der deutsche Reichstag , der zum normalen Termin , im Frhjahr 1924 , erneuert war, hat eigentlich nur diese eine Aufgabe des Dawes-Plans gelst - im Herbst wurde er abermals durch Neuwahlen ersetzt . ` 0ganz deutlich war mir nie geworden , warum in diesem Jahr der Beruhigung zweimal an den Whler appeliert wurde . * 1die Inflation hat auch einem Teil meiner beruflichen Ttigkeit den Garaus gemacht . 2sie mute den periodischen Zeitschriften besonders schlecht bekommen - welcher Wertverfall zwischen dem Eingang des Bezugsgeldes und den Pflichten an den Drucker ] . 3die " Deutsche Politik " stellte ihr Erscheinen ein . ] 4sie hatte mir , neben den Freudigkeiten , auch manches Ungemach gebracht : denn die parteipolitischen Polemiken , die ich , sozusagen um nicht aus der bung zu kommen , einstreute , verstimmten manche Mitarbeiter , die das Blatt lediglich bezogen hatten , weil sie Paul Rohrbachs auenpolitische Fhrung und Belehrung hoch einschtzten .  5dessen schriftstellerischer Rang blieb immer anregend ; doch das , was seinen Ruf begrndet hatte , die frdernde Kritik an der Kolonialpolitik , die Thesen ber die zu erwartende Verselbstndigung der Vlkerschaften im alten zaristischen Herrschaftsbereich , die Gestaltung der Machtverhltnisse im vorderasiatischen Raum - was darber jetzt zu sagen war , gewann den Charakter verstimmter Nekrologe . R 6ein " Rettungsversuch " folgte , zu dem ich mich ehrenamtlich bereit fand ; er milang , doch denke ich gerne an die paar Monate zurck , da ich das Krankenbett der " Deutschen Nation " pflegerisch betreute . 7so hie die Monatsschrift , die von einer Gruppe ehemaliger Mitglieder des Auswrtigen Amtes gegrndet war .  8einige von ihnen kannte ich schon , Kurt Riezler , der ein Vertrauter Bethmanns gewesen war , eine Zeitlang auch Helfer bei Ebert , ein Mann voll starker Formulierungskraft , an griechischer Philosophie geschult - in diesem Kreis festigte sich eine Lebensfreundschaft , wie auch mit B. W. von Blow , dem spteren Staatssekretr , der nicht nur als sorgsamer Historiker die Geschehnisse der diplomatischen Kriegsvorgeschichte immer parat hatte , sondern die Mglichkeiten , die im Vlkerbund steckten , rech tlich und politisch frhe zu bewerten wute . 9die interessanteste Figur unter den Herausgebern war gewi Graf Harry Kessler ; einfallreich , aber nach meiner Erinnerung in den konkreten Bewertungen etwas vage . X fr mich war er durch sein groartiges Mzenatentum Figur geworden , aber die Verbindung behielt einen lockeren Charakter , whrend sie mit den beiden anderen einige Jahre spter zur regelmigen intimen Begegnung gedieh .  das war im Rahmen von Gustav Stolpers " Deutschem Volkswirt " . % wie berichtet gelang es , die Hochschule fr Politik auerhalb einer Existenzgefhrdung zu halten . Jckhs Sttze dabei war nicht zuletzt der Staatssekretr und sptere preuische Kultusminister , der Orientalist Carl Heinrich Becker , der klug und beweglich , seinen pdagogischen Reformeifer auch nichtstaatlichen Bestrebungen zugewendet hat . die " Wissenschaft " von der Politik war ja fr die Deutschen ein neues oder doch neu zu bearbeitendes Gelnde - die Werke von Dahlmann oder Treitschke waren lngst verjhrt . es gelang Jckh , auch auswrtige Gelehrte wie Gooch , Shotwell , Eisenmann zu Vorlesungen zu gewinnen .  der Versuch wurde unternommen , gelegentlich in Verbindung mit der " Reichszentrale fr Heimatdienst " mehrtgige Kurse auerhalb Berlins zu veranstalten ; daraus ergaben sich fr mich persnlich zum Teil sehr reizvolle , ber Jahre reichende Bindungen . f der Fhrer der Sozialdemokratie in Neustrelitz , ein groartiger , konkret denkender Mann , der Schlosser Bartosch , lud mich durch viele Jahre ein, immer wieder vier , sechs Vortrge in seiner Stadt , auf dem Lande zu halten , so da ich als ein politischer Missionar auftreten durfte in einem Bezirk , den man bislang fr einen " Naturschutzpark des spten Mittelalters " hielt . ich habe selber dabei viel von dem Mann , der mein Freund wurde , gelernt . # bis 1924 versah ich an der Hochschule die Aufgabe des " Studienleiters " : wesentlich Mitwirkung beim Aufbau der Vorlesungen , Beratung der Studenten , Anschaffung der Fachbcherei , thematische Abstimmung mit den Dozenten , die zum Teil fr diese Arbeit erst gewonnen werden muten - wir waren nicht " verbeamtet " , sondern gengten unserer Pflicht im freien Vertrag . das ist im einzelnen natrlich nicht der Darstellung wert .  aber eine: Begegnung aus diesen Jahren ist mir spter oft in Erinnerung getreten , und ich darf von ihr sprec hen , weil der Partner eine sozusagen deutsche Figur wurde , ein Zeit-Typus , wiewohl er bei seinem eitlen individuellen Selbstbewutsein solche Bezeichnung als Minderung seines Ranges zurckweisen wrde . > auch die Begleitumstnde gehren zu dem Zeitbild : mein alter Freund , Moritz Bonn , Mitschler bei Lujo Brentano , damals Professor an der Berliner Handelshochschule , insistierte mit nachdrcklichster Empfehlung , da wir Carl Schmitt eine " feste Position " geben sollten ; das konnten wir , nach der Anlage des Verwaltungsaufbaus , gar nicht erfllen . e meine Verhandlungen mit Schmitt , klar und offen gefhrt , muten wegen seiner Bedingungen zu Bonns Schmerz erfolglos sein .  Schmitt hat dann seine akademische Karriere zu seinem und unserem Glck auf anderen Wegen gemacht - ich bin ihm wieder begegnet , als er nach dem Tode von Hugo Preu 1926 dessen Nachfolger als Staatsrechtslehrer an der Berliner Handelshochschule wurde . seine Antrittsvorlesung ( oder war es bereits seine Rektoratsrede ? ) galt der Wrdigung des Vorgngers . O da ich kurz zuvor in einem Sammelband " Recht , Staat und Freiheit " Teile des wissenschaftlichen und publizistischen Nachlasses von Preu herausgegeben hatte , wurde ich zu dieser Feierstunde eingeladen . ich hatte derlei nie mitgemacht , und das Auftreten der " Chargierten " in f+ Couleur +f und mit Schlgern hinterlie bei mir einen unauslschlichen , leider nur komischen Eindruck . n das , was dieser Festredner zu sagen hatte , war w rdig , gut geformt und stellte den zu Feiernden ohne falsche Tne in die rechte Ordnung .  ich bin dann Schmitt , der ein brillanter Unterhalter war , ohne eine vertraute Beziehung zu gewinnen - diese lag seiner auf bewute Distanz abgestellten Natur nicht - , fter in dem Hause des technischen Leiters der Handelshochschule , des milden Geheimrat Demuth , begegnet - Schmitt lie es sich offenbar weiterhin gern gefallen , von Juden gefrdert zu werden . Y  bis er sprte , da sich das nicht mehr lohne - der bergang zu Hitler ist ihm menschlich , wie ich vermute , nicht sehr schwer geworden : er erhielt den Lehrstuhl an der Berliner Universitt , wurde Mitglied des Gringschen Staatsrates und publizierte , mit suggestiver Formulierkraft , frhlich darauflos . ein paar andere Kollegen , nicht so begabt , folgten ihm . Z als er das Wesen des Politischen in die " Freund-Feind " -Beziehung einsperrte , gab er einer heranwachsenden Generation das Stichwort und dem Hitler-Regime eine Art von logizistischer Rechtfertigung fr jegliche Gewalttat . m es ist nicht meine Aufgabe , seinen Einflu auf das Rechtsdenken zu analysieren - das wird , meine ich , von Zustndigeren besorgt werden . der Staat ist fr ihn ausschlielich Funktion der Macht , kaum der Verwaltung , und da das " Recht " auch mit der " Gerechtigkeit " in Verbindung steht , kaum zu spren .  ich habe ihn persnlich nie mehr gesehen , spreche hier von ihm , weil er das eindruckvollste Beispiel ist fr den Weg eines klugen und selbstsicheren Menschen , der sich auf seiner Lebenswanderung der rgerlichen Last des Gewissens entledigt hat .  genug davon . e eine " Chronik " der Reisen , die jetzt wieder einsetzten , versage ich mir : sie hatten zumeist ja nur privaten Charakter . 1922 kam ich zum erstenmal lnger in das alljhrliche Ferienland des Vaters , nach Tirol , an den Brenner : da wurde die Freundschaft mit der Familie von Gustav Stolper befestigt - es gab dann noch wiederholt gemeinsame Ferien . im Montafon und Vorarlberg wurde solo fleiig gewandert und gezeichnet . 1925 ging es gemeinsam mit Elly nach Paris , zwei Wochen : die internationale Kunstgewerbe-Ausstellung . ihr Glanzpunkt war das " sterreichische Haus " von Josef Hofmann , stark und elegant in einem . , mein alter Wiener Gnner , der Hofrat Vetter , war in diesen Tagen der hchst anregende Gefhrte .  verblffend , und deshal b im Gedchtnis , das Haus der Sowjets : in der Architektur eine etwas provozierende Flottheit , im Innern , neben ein paar Proben einfacher Volkskunst , der vollkommenste kleinbrgerliche Kitsch ; Lenin und , damals noch , Trotzki als Nippesfiguren in wechselnden Gren , ganze Schwadronen von roter Reiterei , die als Krefelder Husaren auch in deutschen " guten Stuben " htten exzellieren knnen .  das war die erste Erfahrung , die ich mit der " Kunst " -Propaganda einer Diktatur machte , die sich doch im " Geistigen " so revolutionr gab - zehn Jahre spter wurden wir im eigenen Vaterland belehrt , da es in diesen Dingen offenbar eine immanente Gesetzlichkeit gibt , die , aus dem Hausinventar hinausgreifend , das Monumentale mit dem Monstrsen verwechselt . 4 sehr gegenstzlich im Erinnerungsbild dies : Wochen in Schweden , vorab auf Gotland mit Wisby , der herrlichen Stadt mit den vielen , vielen Kirchenruinen - das also war im Mittelalter einmal die Ostsee-Konkurrenz zu London gewesen ] .  und dann der See von Bled am Fu der Karawanken , Fahrt nach Zagreb , nach Fiume , den so eindrucksvollen Stdten an der dalmatinischen Kste , Sebenik , Split , Trogir , Dubrovnik , die menschenleere Bucht von Kotor , die muselmanische Welt in Trebinje , das Miteinander von diokletianischer Antike und dem sauber mavollen Vorbild der venezianischen Formen ; es gab da auch politische Gesprche , in denen mit erstaunlicher Offenheit der innere Gegensatz zwischen den katholischen Kroaten und den orthodoxen Serb en vorgetragen wurde . e anschaulich war ja schon gewesen , da die amtlichen Beschriftungen in Antiqua und in cyrillischen Zeichen gefertigt waren . / doch mute man ber diese Dinge wegen der Empfindsamkeit der Leute sehr behutsam reden . deutsche Unterhaltung war durchaus mglich - Universittsjahre in Wien , gar in Berlin bildeten den Stolz , und im einfachen Volk begegnete man - viele waren Matrosen gewesen - den Nachwirkungen der militrischen Kommandosprache .  da Deutsch damals noch vielfach in Verkehrsgewhnung war , erlebte ich Jahre darauf , als ich von Salzburg nach Belgrad fuhr , um mich dort einer Gruppenreise des " Bundes der Auslandsdeutschen " anzuschlieen . in Ljubljana ( Laibach ) und Zagreb ( Agram ) stiegen zwei Herren ins Coupe , die sich deutsch unterhielten . n beilufiges fragend , mischte ich mich ins Gesprch , und dann erfuhr ich nach einiger Zeit , da der eine Slowene , der andere Kroate sei .  das blieb fr mich eine lehrreiche Begegnung , die lebhaft unterstrichen wurde , als uns zwei Tage spter in der Skupschtina die Stelle gezeigt wurde , wo der Fhrer der kroatischen Bauern , der eine Verwaltungsautonomie fr seine engeren Landsleute verfocht , durch ein Attentat tdlich verwundet wurde . diese Balkanreise mit ihren Hauptstationen in Belgrad , Sofia , Bukarest und Istanbul war aufs beste vorbereitet , doch war der Aufenthalt in den einzelnen Stdten zu flchtig , um aus den Reisenden " Balkankenner " zu machen .  aber es ergab sich , da in Belgrad damals Adolf Kster deutscher Missionschef war , der einmal deutscher Innenminister gewesen ( auch Mitarbeiter des " Mrz " ) ; er nahm sich meiner freundschaftlich an und fhrte mich auch in eine saubere deutsche Siedlung , Franzensdorf bei Semlin - ich bin froh , da ich solchen Eindruck mir bewahren konnte . in Bukarest war der Gesandte von Mutius mein Fhrer , offenbar leicht gerhrt , da ich seine Bcher , die gepflegt eine milde Lebensphilosophie vortrugen , zufllig gekannt habe . R das meiste von dem , was in den Begegnungen gesprochen wurde , hat sich dem Gedchtnis verwischt - was sollten wir noch alles an Geschichte konsumieren ] - , aber von der wechselreichen Art der Bauten , guten und schlechten , ist manches geblieben , auch von der Skepsis eines rumnischen Verlegers gegenber der unkontrollierten Kreditgewhrung an seine Landsleute - am schnsten auf dieser Reise war die groe , lange Fahrt von Konstanza aus durch den Bosporus . T es ist mir ganz deutlich , da ich gewi viele , viele schne Dinge auf dieser Erde nicht gesehen habe , und bese ich Talent zum Neid , so wrde er die Menschen attackieren , die davon erzhlen und schreiben knnen . Y doch diese Stunden , fast ganz allein auf Deck - denn unten war groes Dinner , das ich genuschtig schwnzte - , schenke ich niemanden , diese Landschaft mit wunderbarem Wechsel , diese Bedrngnis durch Weltgeschichte ] . damals leistete ich einen Schwur , den einzulsen mir das Schicksal nicht erlaubte : diese Fahrt mut du einmal mit Elly machen ] . _ sie hat mit nachsichtiger Ironie gegenber meinem emphatischen Versprechen manchmal daran erinnert . | als ich Teile dieser herrlichen Welt nach Jahren wiedersah , war sie nicht mehr an meiner Seite . | Istanbul befand sich auf dem Weg , unter Kemal Paschas hartem Regiment " europisch " zu werden . ; Trebinje in der Herzegowina mit seinen verschleierten Frauen war " orientalischer " . ich habe mich in dieser Stadt selbstndig gemacht und sie fr mich persnlich entdeckt , vor allem die Architektur der groen Moscheen Suleimans und des Skipetaren Sinan . J ich halte ihn , der antike Mae in den kultischen Bedingtheiten des Islam aufnahm und eigene Gre darin entfaltete , seit jener Begegnung fr einen der bedeutendsten Baumeister unserer Geschichte ] .  freilich : es passierte das Unglck , da mir auch mein erster Fhrer durch die orientalische Welt ins Gedc htnis kam , nmlich Karl May ; ihm mute ich huldigen , indem ich in dem geringen Volkscafe bei der Hagia Sophia eine - Wasserpfeife rauchte . der Belehrung , wie man so etwas anlegen msse , glaubte ich als Experte entraten zu drfen . es war furchtbar , weil es mir so pressierte , zu einer Art von Genu zu kommen , der sich als ein veritabler Schweiausbruch denn auch , durchaus negativ , einfand .  nach Jahrzehnten sah ich mir die Stelle wieder an , wo ich den heroisch-selbstbewuten Streit mit der Nargileh verloren hatte ] . nie wieder ] . was der Glanzpunkt der Erwartungen war , fiel leider aus . Athen war durch eine Grippe-Epidemie dermaen verseucht , da unser Schiff nur fr technische Notwendigkeiten ein paar Stunden im Pirus lag , der Lykabettos in seinem Dunst leicht wahrnehmbar , kein Mensch der Reisegruppe durfte von Bord gehen . diese Enttuschung lie sich nach ein paar Jahren ausgleichen . jetzt schlo die Reise in Venedig , der schon vertrauten Stadt - ich blieb dort noch einige Tage , vorab um den starken Eindruck von Tintorettos gewaltigem Vermgen zu erneuern . da ich mich nie in meinem heranwachsenden Leben so wichtig genommen habe , wie das Schicksal spter mit mir zu verfahren den Einfall hatte , habe ich nicht Tagebuch gefhrt , von ein paar gelegentlichen zusammenfassenden Aufschrieben abgesehen . ] das habe ich spter bereut , doch auf die alten Tage nicht zu beginnen versucht .  nur zu den politischen Reden und den Vortrgen habe ich eines Tages Notizen ber den Termin und das Thema gemacht , um mir , wenn ich , so bei Wahlbewegungen , in der gleichen Stadt wiederholt zu sprechen hatte , die Situation zu vergegenwrtigen , die bei dem letzten Mal den Ausgangspunkt bestimmt hatte - ein probates Verfahren . U fr die Reisen bildeten die Skizzenbcher , die ich meist mit mir fhrte , einen brauchbaren , doch unvollkommenen Ersatz , auch einige Reisepublizistik , die , ganz banal gesprochen , der Finanzierung zu dienen hatte . das im Vorangegangenen Erzhlte hlt sich nicht an die chronikale Folge ; es geht ber das Jahr 1924 hinaus , das meinem konkreten Wirken einen neuen Raum erschlo .  u+ im Reichstag +u . j der Reichstag , der vor so schweren Entscheidungen und Krisen gestanden hatte , ging normal zu Ende ; am 4. Mai 1924 wurde neu gewhlt . die Frage meiner Kand idatur machte geringe Schwierigkeit ; man war geneigt , meine brave und unverdrossene Redettigkeit in den verwichenen Jahren anzuerkennen .  die berufsstndischen Ansprche zogen nicht mehr , zumal der frhere " Handwerkervertreter " die Partei verlassen hatte und der Landwirt keine Figur in Fraktion und Parlament geworden - an der Spitze der Liste stand der Ulmer Industrielle Philipp Wieland , eine vornehme und reprsentative Natur ohne eigentliches politisches Temperament , ich folgte als zweiter und gewann so ein Mandat .  doch erfuhr die Demokratische Partei einen herben Rckschlag , in Wrttemberg dadurch verschrft , da gleichzeitig die Landtagswahlen stattfanden , die unter einer , von heute aus gesehen , skurrilen Parole ausgefochten wurden : Neueinteilung der Obermter ] . n einige sollten aufgehoben und nach praktischen Gesichtspunkten , zumal des Verkehrs , in ihrer knftigen Zugehrigkeit neu verteilt werden . das bedeutete das Ende der Prsidentschaft Hieber , eines an sich behutsamen Mannes , der als Nationalliberaler schon im Vorkriegsreichstag dem " linken Flgel " dieser Gruppe das Geprge gegeben . c jetzt war ein neuer Mann an das Ziel seiner Wnsche gekommen , der ehedem den Jungliberalen seine Talente geliehen hatte .  Wilhelm Bazille - der Erfolg der ( deutschnationalen ) " Brgerpartei " und des " Bauernbundes " lie ihn zu Hiebers Nachfolger werden ; die Demokraten schieden aus , der Innenminister Bolz , in dessen Ressort die Staatsvereinfachung fiel , blieb . = [ich bin diesem herben , strengen Mann , der ein Opfer der Hitler-Justiz wurde , erst spter menschlich nahegetreten . .bei Bazille war diese Mglichkeit nie gegeben . } " <er war der Sohn eines Franzosen , der eine Schwbin geheiratet hatte , dazu wre nichts zu bemerken - aber wir rgerten uns ganz einfach , wie er in pompser , wenn nicht gar bombastischer Art sich als Interpret eines aggressiven deutschen Nationalismus gab , bis er denn auch in einer wichtigen Stunde , Abstimmung im Reichsrat ber den Dawes-Plan , sein Damaskus erlebte . ) (fr die heitere Polemik , in die er uns zwang , war er ein herrlicher Gegenstand ] . ^ +das Gesamtergebnis der Wahl brachte eindeutig einen Erfolg der bisherigen Opposition . !die " Mehrheitssozialdemokraten " hatten sich bereits 1922 mit den " Unabhngigen " zusammengeschlossen , wie man wute , zum geringen Behagen des Reichsprsidenten Ebert . &wrde er nach dem Ablauf seiner Amtszeit mit aller Autoritt , die er sich in den vergangenen Jahren erworben hatte , in die aktive Parteipolitik zurckkehren ? . das wurde gehofft und gefrchtet . von den " Unabhngigen " war die radikale Gruppe zu den Kommunisten gestoen , die jetzt im Reichsparlament ein Faktor geworden .  die Deutschnationalen hatten erklecklichen Gewinn , so da sie die Abwanderung der " Vlkischen " ertragen konnten ; die kommenden Jahre waren bei ihnen ausgefllt mit der Frage , ob ihre Strke sie halb verpflichte , die pure Opposition zu verlassen . die Fraktionsfhrung , in abwartender Ungewiheit bei dem trockenen und phantasiearmen , aber menschlich korrekten Grafen Westarp und dem sich leicht aufregenden frheren preuischen Minister Hergt ruhend , rckte Zug um Zug an Alfred Hugenberg .  nach ein paar Jahren kam es zur offenen Revolte bei den jngeren Krften , die seine sture und enge Art einfach nicht mehr ertrugen ; er hat denn auch , in seinem primitiven Selbstbewutsein , den konservativen Gedanken als Eigenwert in Deutschland zum Sterben gebracht . r die Deutschnationalen hatten den Groadmiral von Tirpitz , die Nationalsozialisten den General Ludendorff als Attrappe fr d ie Whler gewonnen . ~ im Parlament haben beide so wenig eine nach auen wirkende Rolle gespielt wie spter General von Seeckt , den die Deutsche Volkspartei 1930 heranholte . B von den Spannungen innerhalb des Zentrums war zunchst recht wenig zu spren , um so deutlicher aber wurden die Schwierigkeiten , die Stresemann in seiner Fraktion zu berwinden hatte . { wohl war er mit der Aufkndigung des passiven Widerstandes auf die " Erfllungspolitik " eingeschwenkt , aber hatte seine Gefolgschaft noch nicht recht zu diesem Weg erziehen knnen . ]die demokratische Fraktion , freilich erheblich geschrumpft , schien von solchen Sorgen verschont zu sein . $das glaubte ich wenigstens . *doch es war ein Irrtum .  )denn schon an einem der ersten Tage - ich war mit meinen vierzig Jahren ihr jngstes Mitglied - erzhlten mir Anton Erkelenz und Ludwig Haas , sie seien sich nicht klar , ob ich zum " rechten " oder zum " linken " Flgel der Fraktion gehre - sie fhlten sich als dessen Fhrer . b ;ich erwiderte mit einiger , die beiden etwas verblffenden Schrfe , da ich mir solche Zuteilung ganz einfach verbitte .  ^das Gesprch hatte dann eine seltsame Fortsetzung - und deshalb ist es mir wohl ber die Jahrzehnte noch deutlich geblieben : Erkelenz teilte mir mit , da Josef Wirth als Politiker grer sei als Naumann , und Haas ergnzte die These , vielleicht aus badischem Partikularismus , da dieser Wirth der grte deutsche Kanzler seit Bismarck gewesen . -das war fr mich erstaunlich , aber zugleich lehrreich . /beide Lobredner waren gescheite Leute .  Erkelenz , ein Metallarbeiter , kam von den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen ; ich kannte ihn aus meiner " Hilfe "-Zeit ; die Manuskripte , mit einer schweren Arbeiterhand geschrieben , bedurften damals noch der gelegentlichen stilistischen Suberung . , jetzt war er davon frei , seine konkrete Art der Darstellung hatte Sicherheit , ja Reiz gewonnen .  ? doch blieb ihm etwas mitrauisch Gehemmtes , das er durch betontes Selbstbewutsein berkompensierte . seine Stellung in der Fraktion erreichte freilich nie den Rang , auf den er Anspruch zu haben glaubte . # ein befreundeter Industrieller ermglichte ihm eine lngere Reise nach Amerika , damit er sein Weltbild ausweite .  er brachte , hnlich wie der sonst so nchterne Gewerkschafter Tarnow , die vor der Weltkrise drben so gelufige " Kaufkraft-Theorie " nach Hause - hohe Lhne strken den Konsum und damit die Produktion - , diese banale Monopolbetrachtung eines Teilstckes konomischer Wechselwirkungen hat ihn spter mehr oder weniger isoliert . b er verlie 1930 die Demokratische Partei , doch die Sozialdemokratie konnte ihm auch keine politische Chance mehr geben . meine menschlichen Beziehungen zu ihm blieben , ohne Intimitt , immer gut ; er fand 1945 ein tragisches Ende . ` |als er beim Einmarsch der Russen in Berlin seine Haushlterin schtzen wollte , wurde er einfach totgeschlagen .  ,Ludwig Haas , ein Karlsruher Anwalt , geno in der Fraktion wie im Parlament mit Recht ein starkes menschliches Ansehen ; er hatte whrend des Krieges im Osten Verwaltungserfahrungen gesammelt als leitender Berater in Fragen der jdischen Bevlkerung Polens . < %seine warme und formkrftige Beredsamkeit schuf ihm viele Freunde . _das Schicksal schenkte ihm die Gnade eines frhen Todes . b >so hatte sein soldatisch durchfrbter Patriotismus nicht mehr die Krnkung durch die Schmach der Hitlerzeit zu erleiden . ?als mich die beiden Mnner fr Josph Wirth zu gewinnen suchten , wuten sie nicht , da dieser seine " groe " Zeit bereits hinter sich hatte ; ich wute es auch nicht .  Wirth , der mir persnlich mit schnem Wohlwollen begegnete und mich bald einlud , an einer von ihm begrndeten Zeitschrift zur Strkung des republikanischen Gedankens mitzuarbeiten ( was auch gelegentlich geschah) , war im Elementaren wohl das , wa s man einen Volksmann nennt : gemtsstark , einfach im Ausdruck , wenn es sich gab , draufgngerisch und tapfer , kaum das , was als besonnen gelten kann .  sein Sprsinn lie ihn frhe merken , welche Gefahren dem jungen Staate von den schwer zu durchschauenden Fhrern des romantisch sich verzierenden Verbandswesens drohten - in der Auenpolitik mute er unsicher sein , nachdem man den ihm berlegenen , aber loyal ihn sttzenden Rathenau weggemordet hatte . r Wirth ist spter noch einige Male in Reichskabinetten gewesen , wesentlich wohl , um dem linken Flgel des Zentrums eine Vertretung zu sichern . doch eine Wirkung hat diese Rckberufung in die verantwortliche Aktivitt nicht hinterlassen .  ich hoffe dem Gedchtnis Wirths nicht zu nahe zu treten , wenn ich vermute , da er , auf den Lorbeeren eines frheren Ruhmes ausruhend und der Bestndigkeit seiner Volkstmlichkeit vertrauend , ziemlich faul geworden war , was sich eigentlich im politischen Wettkampf nie empfiehlt .  spter werde ich noch einmal von ihm sprechen mssen , als er , 1933 in die Emigration gezwungen , sich mhte , nach 1945 wieder handelnd in die deutsche Politik zurckzukehren , erstaunt und verstimmt , ein wie geringes Interesse seine engeren Parteifreunde von ehedem daran zeigten . ? der Versuch , bei dem einige Briefe an mich Sttze sein sollten , endete in einem vlligen Mierfolg . doch hat er ein kleines Denkmal seiner menschlichen Hilfswilligkeit errichten knnen : es gelang ihm , bei den R ussen einige der sinnlos Verhafteten freizureden . die Verbitterung des eigenen Ausgangs erfuhr durch die Dankbarkeit der Befreiten Linderung . `in der Fraktion selber konnte ich mich ziemlich rasch zurechtfinden : die meisten ihrer Mitglieder waren mir ja schon bekannt , zum Teil vertraut . :ausgeschieden waren freilich zwei aus dem alten Naumann-Kreis : Karl Petersen hatte den Ruf seiner Vaterstadt Hamburg , ihr Brgermeister zu werden , angenommen . w Z #das mute ihm , dem vornehmen und innerlich freien Mann , eine Genugtuung sein , der vor noch nicht zwei Jahrzehnten im hamburgischen Patriziat verfemt gewesen , weil er den Kampf fr das gleiche Wahlrecht inszeniert hatte . @Gessler kandidierte nicht mehr , um in der Weiterfhrung seiner sehr schwierigen Aufgabe sich und die Fraktion zu entlasten - er konnte sich auf das volle Vertrauen des Reichsprsidenten sttzen .  'ich widerstehe der Versuchung , eine Portrtgalerie der Fraktion oder der sonstigen Mitglieder des Reichstages , die man in Ausschssen , bei Reden im Plenum nher kennenlernen oder fter beobachten konnte , zu zeichnen , etwa wie Wilhelm Laube das in so farbiger Weise fr die Paulskirche von 1848 besorgte . =so wichtig und " reprsentativ " war dieser Reichstag und die paar , die ihm noch folgten , gewi nicht . "aber diesen Erinnerungen wrden Bekundungen der Dankbarkeit , wohl aber auch , wo es sich um Gegenstze handelte , der Wahrhaftigkeit fehlen , wollte ich auf diese Mglichkeit ganz verzichten . das menschlich nchste Verhltnis bestand von Anbeginn zu Walter Goetz und zu Gertrud Bumer . aGoetz hatte vor mehr als zwei Jahrzehnten den Studenten des ersten Semesters an die Hand genommen , ihn in die italienische Renaissance eingefhrt und an Versuchen historischer Quellenforschung teilnehmen lassen . bdas Schlerverhltnis verwandelte sich , als er in Tbingen , in Straburg Ordinarius geworden , in Freundschaft - jetzt versah er , mitten aus dem Krieg heimberufen , in Leipzig den Lehrstuhl von Karl Lamprecht . L cdie Verbindung verdichtete sich ins Familire ; vielleicht gehrt es nicht in diesen Zusammenhang , da es zur Freude des Alters wurde , wie Kinder und Enkel diese Erbschaft antraten und weiterpflegen . p dGoetz war neben dem honorigen , leicht enthusiatischen und leicht verstimmten Vlkerrechtler Walter Schcking der eine wesentliche Gelehrte von Rang in der Fraktion - das Gastspiel des wohl gewa ndten , aber auch ziemlich anmaenden Juristen Gerland wird von mir nicht hoch veranschlagt - wohl nicht blo in der Fraktion , sondern im Reichstag schlechthin , neben dem Rechtslehrer Kahl , der freilich leicht in ein professorales Pathos verfiel ; der Historiker Martin Spahn , Sohn des ehemaligen wichtigen Zentrumfhrers , der bei den Deutschnationalen Quartier genommen hatte, wirkte strker in seiner Publizistik als in der parlamentarischen Mitarbeit . , eGertrud Bumer war eine edle Erscheinung , mit einem schn durchgebildeten Antlitz , in ihrem Wesen eine eigentmliche Mischung von nchterner Sachdurchleuchtung , etwa als sie die betrchtliche Denkschrift ber das " Berechtigungswesen " produzierte , und dem heimlichen , spter geoffenbarten Ehrgeiz , auch als Dichterin in die Geschichte einzugehen . fals Rednerin zunchst stockend im Beginn , dann sich frei sprechend , in starken Formungen , aber immer intellektuell anspruchsvoll .  gdas war nun ihre " Konkurrentin " in der Fraktion , Marie Elisabeth Lders , nicht , die das Wort leicht handhabte , mit Schnoddrigkeit ihre Suada wrzte und ihrem praktischen Verstand eine wenig kontrollierte Phantasie fragwrdiger Polemik beimengte - meine Beziehungen zu ihr hielten immer auf Distanz , und diese Distanz mute sich in den Altersjahren vergrern . hsie wurde von einem heimlichen Neid auf Gertrud Bumer geqult . igewi war diese , nicht nur ihr gegenber , hochmtig . aber man kann sagen : ihr: stand dieser Hochmut recht gut . f als sie nach 1933 aus dem Reichsministerium des Innern , wo sie als Ministerialrtin ber ein Jahrzehnt in den Erziehungsfragen gewirkt hatte , hinausgeworfen war , zog sie sich auf ein schlesisches Schlchen zurck und schrieb und schrieb - dort haben Elly und ich sie wiederholt besucht ; ihre Herbheit war linder geworden , und nun ging es auch zwischen den beiden Frauen gut . das war nicht immer so .   Elly bockte gegen Helene Lange , mit der Gertrud Bumer dankbar und frsorglich auf ihre alten Tage die Lebensgemeinschaft teilte - sie wollte als junge Frau nicht in einem fast schroffen Befehlston fr die frauenrechtlerischen Dinge vereinnahmt werden .  darber habe ich schon frher einiges gesagt . : diese wechselseitige Behutsamkeit wurde auch nach Helene Langes Tod noch gepflegt , bei allem geistigen Respekt . das schmolz jetzt weg . 9 jder Lebensschlu von Gertrud Bumer , die auf der Flucht vor den Russen ihre ganze Habe , zumal die riesige Bibliothek , in Schlesien hatte liegen lassen mssen , war tragisch umdstert , dem Denken an sie bewahre ich eine dankbare Trauer . kzwei Mitglieder der Fraktion besaen bereits einen geschichtlichen Namen .  lBernhard Dernburg war 1906 aus der Leitung einer Grobank an die Spitze des Reichskolonialamtes berufen worden - ein damals in der Vergebung hoher Beamtenstellen vllig unerwarteter Vorgang - , er sollte die Verwaltung aus der behrdlichen Versteifung befreien . * mer war wohl die im sachlichen Vermgen eindrucksvollste Erscheinung dieser Gruppe .  nneben ihm der ehemalige Botschafter in Washington , Graf von Bernstorff , ein Schleswiger Grande aus der liberalen Adelsfamilie , die so reich an staatsmnnischen Begabungen - er war in seinem Mhen , die USA: aus dem Kriege zu halten , gegen die Forderungen der Hindenburg-Ludendorff , gegen die Nachwirkungen der Tirpitz-Legende unterlegen , und diese Erfahrung beschattete sein freundschaftlich-seigneurales Wesen . . owollte man die Standort-These von Erkelenz annehmen , so mochten als Fhrer des " rechten " Flgels Eugen Schiffer und Hermann Fischer gelten , beide , wenn man so sagen darf , " Parlamentarier aus dem Bilderbuch " , die sich auf die Dinge nach der taktischen Situation diesen , aber auch den anderen Reim machen konnten . a pals wir in der Fraktion um die Stellung zum Dawes-Plan diskutierten , verkndete Schiffer alle ausd enkbaren Vorbehalte . d qich trat ihm entgegen : solche Details seien in dieser geschichtlichen Situation zweitrangig , jetzt sei alles ein Wagnis . rder in der Fraktion angesehene Sprecher fr das Plenum - ich glaube , es war Dernburg - fiel pltzlich aus .  man bat Schiffer , der sich mit der Materie als recht vertraut erwiesen hatte , einzuspringen , und da er gern redete , fand er sich schnell bereit , aus seiner Sachkenntnis heraus ganz andere Konsequenzen zu ziehen , als er uns vorgetragen hatte . solche Wendigkeit konnte leicht imponierend sein , wirkte aber , wenigstens auf mich , etwas bengstigend .  Hermann Fischer , ehedem der Fhrer der rheinischen " Jungliberalen " , jetzt erfolgreicher Industrie-Anwalt in Berlin , war von lebhaftestem politischem Temperament , reich an Verbindungen - aus seiner frheren Parteizugehrigkeit pflegte er die freundschaftlichen Beziehungen zur Stresemann-Gruppe - , ein betriebsames Naturell , in den Wirtschafts- und Steuerfragen versiert - das Bro des alten " Hansabundes " versorgte ihn durch kundige Hnde mit allerlei ntzlichem Stoff ; menschlich liebenswrdig und hilfsbereit . es blieb mir , seine lebhafte Art bezeichnend , eine fr beide Mnner charakteristische Anekdote im Sinn .  als er bei einer ziemlich beilufigen Geschichte in einem Parteiausschu ein werbendes Pldoyer hielt , bemerkte ein Nachbar , Hugo Preu , in lindem Spott , recht berlinisch : " Hermann Fischer wre ein groer Redner geworden , auch wenn er ohn e Hnde geboren ] " . R einigen aus der Prominenz der Fraktion , die zum Teil noch in die deutsche Geschichte wirkten , bin ich erst spter nher- , auch nahegetreten : Erich Koch-Weser , Hermann Dietrich , Hermann Hpker-Aschoff , der wohl bedeutendste unter ihnen , in jener Frhzeit preuischer Finanzminister mit dem Rufe , seit Miquel der ideenreichste und zheste Leiter dieses Ressorts gewesen zu sein , August Weber , Oscar Meyer - andere blieben gleichgltig bis fast vergessen . N auch dies war eine frhe Entdeckung : es gab , auch bei uns , ein paar Leute , die , sagen wir , bequem oder ganz einfach faul waren . ~das wird wohl berall so sein . saber das andere , das mich doch schockierte : alle: Fraktionen hatten ihre Beamtenvertreter , die in dem Spezialausschu " ganz unter sich " waren . ` toder das andere : Sozialverbnde sorgten dafr , da ihre: Vertreter in einer Mehrzahl von Parteien fungierten . u der starke " Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband " hatte es fertiggebracht , da in einem Ausschu , dem ich angehrte , nicht weniger als aus vier Fraktionen Landes-Funktionre mehr oder weniger gemeinsam operierten .  vder Neuling in einer Fraktion , das wird wohl berall so sein , mu sich " seine Arbeit suchen " , wenn er sich nicht vorher durch Spezialleistungen fachmnnisch ausgewiesen hatte oder auf die Liste gekommen war , um diese einem stndischen Interessentyp bei den Wahlen zu empfehlen - in den kontinuierlichen Ausschssen gab es fast so etwas wie Erbsitze , was sachlich zu verstehen ist . 8 wich ging also ganz brav in den " Petitionsausschu " , eine in der Parlamentsgeschichte traditionelle Einrichtung : jeder Brger sollte mit seinen Klagen , aber auch mit Anregungen und Vorschlgen , das Ohr des Gesetzgebers finden knnen . m x gut , das konnte in der Vielstimmigkeit lehrreich und anregend sein , wurde aber doch mehr oder weniger zur unbefriedigenden Routinesache .  y denn fr die Mehrzahl der Petenten beziehungsweise der Querulanten fehlte die Zustndigkeit der Reichs-Legislative oder -Verwaltung ; daneben aber nun auch die ermdende Erfahrung , da welterlsende Utopisten diesen Ausschu als Adresse ihrer Denkschriften und so fort whlten . z ein paar Jahrzehnte spter kam mir die Mitarbeit in diesem Ausschu wie der Besuch einer Klippschule fr das Prsidentenamt vor . :  denn da kamen auch die Mitteilungen der Leute , die die gesicherte Regelung des stabilen Geldes im Griff hatt en . r  freilich , dieses mutete man dem Ausschu nicht zu , die Irrtmer der klassischen Astronomie von Kopernikus und Kepler in Ordnung zu bringen ] . !  die ernsthafte Sacharbeit begann in dem Ausschu fr die Kriegsopfer . k  da war ein Platz frei geworden , doch bei dem Fraktionskollegen war wenig Sttze und Belehrung zu gewinnen ; er gehrte zu den bequemen . V  ich fand aber einen loyalen Berater in dem sozialdemokratischen Abgeordneten Erich Rossmann , der , selber Leiter eines Versorgungsamtes , mit der Materie vllig vertraut war ; ihm will ich auch an dieser Stelle danken .  aus diesen Sachbegegnungen entstand eine menschliche Freundschaft , die ber Jahrzehnte whrte und in gemeinsamen Fahrten durch Deutschland , deren Ziele ich bestimmen durfte , sich besttigte .  Rossmann , gescheit und hchst bildungseifrig , war auch in den Parteidingen zu einer inneren Unabhngigkeit gekommen . S der zweite Abgeordnete , dem ich in diesem Kreise allmhlich nhertrat , war der deutsch-nationale Abgeordnete Freiherr von Stauffenberg - sein Vater hatte zu dem liberalen Kreise um den Kronprinzen Friedrich gehrt . Z der Sohn , ehedem wohl eine schne und ritterliche Erscheinung , war vom Krieg schmhlich zusammengeschossen ; er bewegte sich nur schwer an Krcken , und man empfand stets etwas Mitleid mit ihm , was er gar nicht schtzte . er hat mich - das fhrte zur Kenntnis bestimmter aufsteigender Mnner - gesellschaftlich mit einer Gruppe der jungen Konservativen zus ammengebracht .  meine sogenannte " Jungfernrede " im Reichstag - seltsames Wort ] - galt dem Ausbau des Kriegsopfergesetzes - ich habe spter , nach 1950 , auf einer groen Kundgebung mit internationalem Charakter darauf hinweisen und einiges zitieren knnen ; ich brauchte mich dessen nicht zu schmen . doch bevor diese Detailarbeit richtig in Gang kam , wurde , nach dem mhsamen Feilschen um eine Mehrheit fr den Dawes-Plan , der Reichstag aufgelst . t ein berzeugender Grund war zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr gegeben . wir selber wuten ja damals wenig , oder gewi kaum Unmittelbares , von den Kmpfen innerhalb der deutschnationalen Fraktion , ob sie an einer neuen Regierung sich beteiligen wolle , knne , drfe .  ihr Vorschlag vom Frhsommer , das neue Fraktionsmitglied , den ehemaligen Groadmiral von Tirpitz , mit der Kanzlerschaft zu betrauen , konnte von uns unmglich mehr ernst genommen werden - es ist oben schon einmal bemerkt worden , da der Fhrungswechsel in England ( Macdonald ) und in Frankreich ( Herriot ) und das Interesse , das jetzt die Vereinigten Staaten ( Dawes ) an einer europischen Stabilisierung nahmen , die Chance fr eine Art von Verstndigung geschaffen hatten . diese mute realistisch wahrgenommen werden . darum ging es in den komplizierten Londoner Verhandlungen , die der Kanzler Marx und Stresemann fhrten . eine wesentliche Schwierigkeit : die geforderte Umwandlung der Rechtsform fr die deutsche Reichsbahn bedurfte einer nderung der Weimarer Verfassung , also einer Zweidrittelmehrheit im Parlament . wie aber diese erreichen ? . : sie ergab sich , weil in der entscheidenden Abstimmung die deutschnationale Fraktion sich berraschend spaltete . eine " Volksbefragung " durch Wahlen war also rechtlich nicht mehr notwendig , doch glaubte man wohl in der Reichsregierung , diese Entscheidung irgendwie sanktionieren zu mssen .  der Ausgang der Wahl brachte zwar einen Rckgang der Vlkischen und der Kommunisten , einen Anstieg der Mittelparteien und Sozialdemokraten , aber auch der Deutschnationalen ; ihr Zerbrechen in der gewi nicht fr das Volksbewutsein zentralen Angelegenheit der Reichsbahn-Ordnung wurde von der Whlerschaft kaum zur Kenntnis genommen . {die Kandidaten-Aufstellung in Stuttgart besttigte ganz einfach das Ergebnis vom Frhjahr . L Adoch die Folgezeit wurde zunchst seelisch nicht so sehr von dem strk eren Vertrautwerden mit den parlamentarischen Pflichten bestimmt , sondern von dem Kampf um Eberts Ehre und dem um seine Nachfolge .  Bu+ um Eberts Ehre und Nachfolge +u . Cman wei : das Amt des Reichsprsidenten sollte aus der allgemeinen Volkswahl hervorgehen . ; Dkein Geringerer als Max Weber hatte 1918/19 Hugo Preu fr diesen Gedanken gewonnen .  Edas war keine " Romantik " , wie mir nach Jahrzehnten sein Bruder Alfred schrieb - ich hatte einen greren Essay ber das politische Denken von Max Weber verfat - , sondern die Absicht , in das geschichtliche Werden eine gewisse Elastizitt zu bringen . D Fdenn im Konfliktfall zwischen Prsident und Parlament war die Volksbefragung vorgesehen , und deren Ausgang mute eh und je das historisch-politische Gewicht der Institutionen bestimmen . GFriedrich Ebert war von der Nationalversammlung im Februar 1919 zum Reichsprsidenten gewhlt worden ; diese Berufung wurde vom Reichstag besttigt und zum 30. Juni 1925 befristet . r Hes ist ungewi geblieben , ob er sich zu diesem Termin einer Volkswahl gestellt haben wrde , vielleicht schwankten seine eigenen berlegungen . L Imanche seiner Freunde rechneten damit , da er in die eigentliche Parteifhrung zurckkehren werde - 1922 hatte er die Vereinigung der " Mehrheitler " mit den " Unabhngigen " voll Unbehagen begleitet . der Aufstieg in der Partei war spt , aber dann sehr rasch . ^ erst 1912 war er in den Reichstag gewhlt , einige Jahre zuvor in den Parteivorst and . dort , so konnte man sich heiter von seinen Vertrauten erzhlen lassen , hatte er als Revolutionr gewirkt , denn er setzte durch , da - Schreibmaschinen gekauft wurden . die Patriarchen , die in diesem Gremium saen ( ich habe sie gekannt , die Richard Fischer und Molkenbuhr ) , hatten noch die Polizeipraxis aus der ra des Sozialistengesetzes , der Haussuchungen und dergleichen in den Knochen . {  als im Februar 1918 in Berlin , Vorspielen in sterreich folgend , ein wilder Munitionsstreik ausbrach , war Ebert , auf das Begehren der berraschten Gewerkschaften , selber in die " Streikleitung " eingetreten , um den Streik , was auch nach wenigen Tagen gelang , abzuwrgen . e wer diesen Vorgang in Berlin miterlebte , konnte sich ber den Sinn dieser Entscheidung keinen Augenblick im unklaren sein . U }jetzt , 1924 , da das " Dolchsto " -Geschwtz in schner Blte stand , kamen ein paar obskure Figuren auf den Gedanken , sich dieses Vorgangs zu erinnern und den Reichsprsidenten des " Landesverrats " zu bezichtigen . Jer war sachlich gezwungen , um seiner Ehre und seines Amtes willen , Strafantrag zu stellen . Kdamit begann eines der schmhlichsten Kapitel der neueren deutschen Geschichte , an das man nach Jahrzehnten nur mit Bitterkeit zurckdenken kann . Lder Proze spielte sich , fast zufllig , vor dem Magdeburger Amtsgericht ab ; in der Gegend hatte ein Blttchen den Verleumdungsaufsatz abgedruckt . $ Mdie Prozefhrung war reich an skurrilen Sonderwegen , die nicht hierher gehren .  Nder Bursche erhielt seine drei Monate Gefngnis , aber die Urteilsbegrndung , wiewohl der Vorgang von 1918 im Sinn des Klgers klargestellt war , enthielt die Bemerkung , da Ebert , wie immer historisch und politisch seine Haltung beurteilt werden mge , formalrechtlich " Landesverrat " begangen habe .  Odas Urteil erfolgte am 21. Dezember . Pwir alle waren tief betroffen .  QElly in ihrer impulsiven Art schrieb einen Brief an Ebert , sie knne das Weihnachtsfest nicht richtig feiern , wenn sie ihm nicht zuvor Respekt und Dank ausgesprochen habe - ich kenne diesen Brief nicht , doch entsinne ich mich des Vorgangs , weil Frau Louise Ebert Elly spter erzhlte , diese Bekundung von einem ihm fremden Menschen sei das erste: Wort der Sympathie gewesen , das ihm , dem tief verletzten Mann , in die Hand kam . ^ Rgewi Ungezhlte folgten ihm , zumal auch von amtlichen Stellen und privaten Gruppen . W Hans Delbrck , von Haus aus politisch ein konservativer Mann , dabei von tapferem und empfindlichem Rechtssinn , lud neben ein paar Freunden auch mich ein , seine herzlich gehaltene Erklrung fr Ebert zu unterzeichnen .  damit , da ich das tat , habe ich , wenn ich mich nicht tusche , das einzige Mal einen Schwur gebrochen , der lange zurcklag , nmlich mich nie mehr an einer publizistischen Sammelkundgebung fr oder gegen einen Menschen , fr oder gegen eine Aktion zu beteiligen . dabei hatte ich ein paarmal in den Vorkriegsjahren mitgemacht . es schmeichelte wohl der jugendlichen Eitelkeit , da mein Name als Publizist gewichtig genommen wurde . b aber dann fand ich mich wiederholt in einem Kreis , der mir gar nicht pate , zu dem ich selber nach meinem Empfinden auch nicht pate , meist waren es die gleichen Namen , die da antraten - ich wute und wei , da das als eine Form der Demokratie gilt , und meine konsequente Ablehnung ist oft nicht verstanden und auch mibilligt worden - das hat mich weiter nicht gestrt . ich kann nicht von unserem persnlich vertrauten Verhltnis zu Ebert erzhlen . \er kam regelmig zur Jahresfeier der " Hochschule fr Politik " , und bei solcher Gelegenheit pflegten wir im befreundeten Kreis zusammenzubleiben .  aber sein staatsmnnisches Wirken und der ernste Sinn seiner vaterlndischen Pflichterfllung hat mich von Anbeginn stark beeindruckt , so da ich al s Literat und als Redner , vor und nach der Hitlerzeit , fter von ihm handelte , um ein Stck weit das auszugleichen , was seine Zeitgenossen ihm schuldig geblieben . Ses war eine skandalfrohe Zeit . 4 Tsollte es nicht auch gelingen , den Reichsprsidenten in einen Proze hineinzuzerren , der ber die in Teilen fragwrdige Geschftspraxis einiger russisch-jdischer Kaufleute gefhrt und , wie sich spter ergab , aufgebauscht wurde ? .  UEbert , unter diesen Dingen leidend , versumte , frhzeitig die rztliche Behandlung aufzusuchen ; am 28. Februar 1925 erlag er einer Darmoperation . ' Vich glaube , in diesem Augenblick sprte die Mehrheit des deutschen Volkes , was es mit diesem Mann verloren hatte .  WWilhelm Marx , wiederholt Reichskanzler und Justizminister , hat gewi neben eigenen Erfahrungen mit lssigen Urteilen auch an dieses Magdeburger Urteil gedacht , als er das bittere Wort sprach ( 17. Februar 1926 ) , er werde nie mehr in diesem Staat einen Strafantrag wegen Beleidigung stellen . Xdiese skeptische Meinung habe ich mir selber in spteren Jahren als Lehre dienen lassen . Ywer nun sollte Ebert folgen ? .  Zaus den Reihen der Bayrischen Volkspartei kam , nach meiner Erinnerung , die Anregung , sich auf den Wehrminister Otto Gessler zu einigen ; der war wohl in Wrttemberg geboren , hatte aber seine wesentliche , zumal die kommunalpolitische Laufbahn in Bayern zurckgelegt , war mild katholisch . er hatte sich in den Abrstungsverhandlungen mit der alliierten Kontrollkommission , ein hchst schwieriges Geschft bei den innerdeutschen Verbandswiderstnden , mit einer ruhigen Hand bewhrt . die Absicht scheiterte am Widerstand Stresemanns , der mit der These widersprach , da das Amt , das dieser Mann jetzt verwalte , als Provokation gegenber dem Ausland wirke . ob diese These von Stresemann wirklich geglaubt wurde , lasse ich dahingestellt ; sie erschien mir schon damals knstlich arrangiert und hat meine menschlichen Vorbehalte gegenber dem Auenminister nur verstrkt .  die Verstndigung zwischen den Parteifhrungen scheiterte ; immerhin gelang es Stresemanns Bemhung , die Deutschnationalen fr seinen Kandidaten zu gewinnen , den ehemaligen Oberbrgermeister von Duisburg , Dr. Jarres , einen angesehenen Verwaltungsfachmann , der auch als Reichsinnenminister einmal eingesprungen war . alle Parteien stellten ihre eigenen Kandidaten auf - da mit war von Anbeginn deutlich , da ein zweiter Wahlgang notwendig sein wrde .  die Demokraten prsentierten den badischen Staatsprsidenten und Kultusminister Professor Willy Hellpach , einen einfallsreichen Schriftsteller und hchst begabten Redner , der es aber , worum ich ihn auf Wunsch der Fraktion schlielich gebeten hatte , ablehnte , bei seinen Programmreden auch einiges zu den konkreten Sorgen des Volkes zu sagen . $ 0an den Schluziffern bleibt das Bemerkenswerte , da der General Ludendorff , den die Nationalsozialisten nominiert hatten , am schlechtesten , fast klglich , abschnitt - so sehr war es ihm gelungen , indem er mit seinem gekrnkten Ehrgeiz f+ a la suite +f des Kapp- , des Hitler-Putsches getreten war , seinen Kriegsruhm zu demolieren . 1die Verfassung bot die Mglichkeit , im zweiten Wahlgang einen Kandidatenwechsel vorzunehmen . 2jetzt sahen die Deutschnationalen ihre Chance ; der Feldmarschall von Hindenburg wurde als mglicher Nachfolger Eberts entdeckt . < 3es heit , da der alte Herr in Hannover selbst wenig Lust zeigte . & 4doch sei es dem Groadmiral von Tirpitz gelungen , ihm eine Zusage abzuringen - ob er wohl , was vor einem Jahr miglckt war , die Betrauung mit dem Reichskanzleramt erwartete - , Stresemann war berspielt ; seine Einwnde gegen Gessler , mit dem Blick auf das Ausland begrndet , muten jetzt fast als lcherlich erscheinen . 5die Kandidatur wirkte in dem Sinn alarmierend , da die " Weimarer Koalition " zusammenrckte und si ch auf den Zentrumsabgeordneten Marx einigte . 6auch Ludendorff resignierte - nur die Kommunisten blieben bei ihrem Thlmann . 7und vielleicht gab eben dies den Ausschlag , da Hindenburg gewhlt wurde ] . " 8aber diese These , der Feldmarschall habe seine Wahl eigentlich den Kommunisten zu danken , ist doch wohl zu einfach . @ 2 9es mag sein , da die Kommunisten , die mit einer Katastrophe rechneten , den politisch unerfahrenen alten Soldaten lieber an dieser Stelle sahen als einen betont kirchlichen Mann , fr den sie die " Parole " nicht ausgeben konnten . doch ohne die neue Kandidatur des Thlmann wre vermutlich der Ausgang der Wahl anders gelaufen - denn jedermann wute , da Hindenburg in seiner seelischen Substanz Monarchist war . das Notizbuch sagt , wie ich im Mrz und April als Wahlprediger durch das Land gerast bin : Schwerin , Aachen , Neie , eine Gruppe mitteldeutscher und heimischer Stdte . natrlich haben sich die Erinnerungen verwischt , man sagt ja immer ungefhr das gleiche .  einiges blieb haften . 1 so dies : als ich in Stuttgart mit dem Zentrumsfhrer Eugen Bolz in die Liederhalle fuhr , um neben Marx zu reden , sagte Bolz mit seiner herrlichen Unbefangenheit : diese Kandidatur sei aus verschiedenen Grnden der grte Unsinn . ich konnte ihm nur antworten , er mchte sich eine andere Gelegenheit , mich zu belehren , aussuchen , ich setze jetzt meinen Namen bei dem evangelischen Volksteil ein . doch blieb er bei seinem Einwand , und vielleicht hatte er nach der damaligen Seelenlage recht .  in Darmstadt teilte ich mich mit dem jungen Sozialisten Mierendorf , einem lauteren und temperamentvollen Menschen - es war fr mich rhrend , unter der Zuhrerschaft den dreiundachtzigjhrigen G. F. Knapp zu entdecken , der einmal den Schwiegersohn in der Aktion beobachten wollte . er meinte , unsere Generation betreibe die Werbung sachlicher und anspruchsvoller , als er dies von seiner Werdezeit gewohnt war . u der Ausgang , fr den die relative Mehrheit galt , brachte am 26. April 1925 diese Ziffern : Hindenburg 14,6 , Marx 13,7 , Thlmann 1,9 Millionen Stimmen . der bald achtundsiebzigjhrige Soldat hatte , was auch niemand von ihm erwartete , keine Werbereden gehalten . " man " whlte nicht eine politische Persn lichkeit , sondern den Mythos siegreicher Feldzge . der Ausgang des Krieges , die Niederlage , vor deren Erkenntnis er nicht ausgewichen war , fiel bei der Entscheidung der deutschen Mehrheit nicht mehr ins Gewicht . [der Beginn von Hindenburgs Amtsfhrung bedeutete freilich fr den engeren Kreis seiner eigentlichen Wahlmacher eine ziemlich herbe Enttuschung ; er holte keinen von ihnen zu nherer Mitarbeit . [die Bindung an den Eid bewahrte ihn vor aller politischen Versuchung , die " man " ihm wohl zugemutet hatte . Z [er behielt Eberts Staatssekretr , den geschftskundigen Otto Meissner , um ihn spter an Hitler zu vererben , eine hchst dauerhafte Figur in der neueren deutschen Geschichte , der eigentlich nur den wesentlichen Mangel hatte , menschlich und geistig ganz uninteressant zu sein , immer gefllig und jovial , gelegentlich ohne Taktlosigkeit schwadronierend , der Burschenschafter aus dem deutschen Bilderbuch , ein treuer Diener seines Herrn , freibleibend , wer dieser Herr sei . ! [es ist mglich , da der Ehrgeiz seiner Frau ihn so standhaft machte . [ich hatte mit dem Mann , der in der elsssischen Verwaltung gro geworden , bis 1933 nette Beziehungen . C [die andere Figur habe ich , wiederholt zu Empfngen geladen , bei denen aber mit dem Prsidenten nur ein paar konventionelle Sprche getauscht wurden , mit Bewutsein nie kennengelernt . [das war der Sohn Oscar , den Hindenburg , verstndlicherweise , als " Adjutant " gewhlt hatte . [ob er di e politische Rolle gespielt hat , die manche spter vermuteten , kann ich aus Eigenem nicht sagen . [man hat im allgemeinen mit geringem Respekt von ihm gesprochen . r [das mag aber in den spteren Jahren an dem Bedrfnis gelegen haben , nach unseligen Einflssen auf den alten , bald sehr alten Herrn zu suchen . [von dem Leiter der Reichswehr kamen diese nicht .  [zwar gab es , wohl 1926 , einmal eine Spannung zwischen dem Prsidenten und dem Parlament wegen einer geplanten Verschrfung des Strafrechts in Sachen des Duells . t .doch das war gewi keine Sache , die im Rechtskonflikt vor der Bevlkerung ausgetragen werden konnte - der Reichstag zog sich in Kompromiformeln zurck .  .die Reichswehr mochte wohl zufrieden sein , da der " Oberbefehl " jetzt bei einem Soldaten lag , dem es mehr Spa machte , eine Parade abzuschreiten , als dem Zivilisten Ebert - Seeckt aber hielt zu dem Marschall , der sich bieder gab und vielleicht auch war , Distanz . .das Wort " bieder " ist in Seeckts Nhe vllig unbrauchbar . .er war khl und gebildet , erwies sich in den paar militrhistorischen Schriften als Stilist von hohem Rang , whrend Hindenburg , was er ja selber mitteilte, vllig illiterat war . 7 .die deutsche Geschichtsproblematik mochte zunchst mit dem Experiment fertig werden , wie es die Franzosen 1873 versuchten , als sie den Besiegten von Sedan , den napoleonischen Marschall MacMahon , an die Spitze ihrer Republik beriefen . ( es war auch ein Roman von Johannes R. Becher dabei ] ) .  ?ich blieb die Antwort nicht schuldig . ` bedenklicher wurde die Sache , als in einer Veranstaltung , die berraschend stark besucht war , der Statistiker Kuczynski , ein Mann von wissenschaftlichem Ruf , wie ich aus Brentanos Schule kommend , unvermutet den Antrag stellte , der " Schutzverband " solle eine Resolution fr die Frstenenteignung , die damals das: populre Demagogen-Ziel gewesen war , fassen . jetzt wute ich , was die Uhr geschlagen hatte . ? es gab ein durch Stunden whrendes , zhes Palaver , bei dem ich viell eicht wankte , doch nicht wich . \ der wichtigtuerische Bldsinn , die zusammengetrommelten Literaten - wenn es nur solche waren - fr eine hchst komplexe Rechtsfrage zu mobilisieren , wurde schlielich durch meine Drohung des Rcktritts abgewrgt . ich spreche von diesem Zeitbild , weil darin Motive der Ouvertre stecken , die meinem doch bald erfolgenden Rcktritt voranging .  in der Weimarer Verfassung gab es einen Artikel , der den " Schutz der Jugend vor Schmutz und Schund " vorsah ; diese Formulierung stammte , wie erzhlt wurde , von dem Abgeordneten Koch-Weser . nun sollte die Ansage legislativ in Ordnung gebracht werden . A Walter Goetz , der in dem zustndigen Ausschu sa , war erkrankt , ich sprang ein , in der Meinung , diese Geschichte werde rasch erledigt sein wie der Endspurt mit der Stenographie . aber wie sollte ich mich tuschen .  `meine erste heitere Bemerkung in dem Ausschuss vor dem Stapel bunter , sentimental oder blutig illustrierter Hefte , das sei ja eine Begegnung mit meiner Bubenzeit , mifiel aufs uerste ; ich war unversehen zwischen die Fronten besorgt pessimistischer Pdagogen geraten und der Phalanx ( zumal der liberalen Presse und einiger sozialistischer Abgeordneten ) , die " die Freiheit " aufs lebhafteste verteidigen , weil sie dieses Gut auf Vorrat immerzu angegriffen sahen . :ich habe mich auch in diesem Ausschu , zu dessen Tendenz sich in Weimar alle: den Staat begrndenden Gruppen bekannt hatten , um redliche Verstndigung bemht . #doch gegenber dem ffentlichen Getse erfolglos . @ich war dadurch ganz unversehens , wohl zum erstenmal , in der deutschen ffentlichkeit berhmt , vielmehr berchtigt geworden , als " Reaktionr " . Z 'in der Presse gab es den heitersten Radau , Theodor Wolff , der Chef und brillante Sonntagsartikler des " Berliner Tageblatts " , trat mit Aplomb aus der Demokratischen Partei aus , whrend mir sein " innerer " Redakteur Ernst Feder eine stille Sttze geboten hatte ; den Ullsteins , die einen konservativen Jugendschriftsteller fr diese Sache engagiert hatten, sprach ich Trost zu , da ihre Buchpublikation lngst verkauft sei , bevor der behrdliche Apparat in Gang gekommen . r =es gab dann eine groe Versammlung der Berliner Intellektuellen , mit dem Hauptreferat des ehemaligen sozialistischen Ministers Wolfgang Heine .  "ich ging natrlich hin und verwhnte die Leute , auch den an sich schtzenswerten Referenten , mit aller an die Grenzen der Geschmacklosigkeit gehenden Derbheit ; ich nannte diese Kundgebung danach den " Austritt des Heuss aus dem deutschen Geist " . Natrlich gab es auch die von mir verachteten Sammelproteste . aals ich auf einem den verehrten Thomas Mann fand , schrieb ich ihm und sandte ihm meine Reichstagsreden .  bdie Antwort war khl . / cich wute nicht , da er eben dabei war , die Pfade des " Unpolitischen " zu verlassen .  ddamals habe ich auch den Vorsitz im Schutzverband niedergelegt , um den zum Teil harmlosen , zum Teil bswilligen Leuten klarzumachen , da ich nicht ihr: Abgeordneter sei , wie sie meinten ; ich hatte die Genugtuung , da Mnner wie Julius Bab , Monty Jacobs mir " die Treue hielten " . evielleicht habe ich von diesen Dingen , die von einem Haufen persnlicher Anekdoten begleitet waren , zu ausfhrlich gesprochen ; denn wer wei noch etwas von ihrem Ablauf ? . k faber ich schreibe ja keine abgewogene Zeitgeschichte , sondern erzhle von den Dingen , die mir einmal wichtig waren und haften blieben . 5 gob das " Schmuntz- " - Gesetz , wie wir es abkrzend in der Familie nannten , da oder dort heilsam wirkte , wei ich nicht - seine Konstruktion mit Sachverstndigen , mit Beschwerdemglichkeiten und so fort ist hier nicht darzustellen . g hauch nicht der Verlauf der Rededuelle , da Breitscheid auf die Tribne stieg , um meiner Ironie sein Path os entgegenzusetzen . ida " Unheil " entstanden sei , irgendeine f+ cause celebre +f , der sich die Presse angenommen htte , dessen kann ich mich beim besten Willen nicht entsinnen . auch in den spteren Parlamentsdebatten kam die Sache nicht mehr in die Hhe . x nur Carl Severing , als er in seiner Eigenschaft als Abgeordneter zum Etat des Innern sprach , meinte seinem Groll gegen das Gesetz Ausdruck geben zu mssen .  2 da ich immer gut und vertrauensvoll mit ihm stand ( spter habe ich ihn fters in Bielefeld besucht ) , legte ich ihm heiter nahe , nie mehr dieses Kapitel anzuschneiden , denn sonst wrde ich ans Rednerpult gehen und " auspacken " .  denn in dem Reichstag war der: Schwierigkeitenmacher der Ministerialrat seines , des preuischen Innenministeriums gewesen , nicht als der Herold mit der Freiheitsfahne , sondern als der Perfektionist in der Umgrenzung oder Ausweitung der paragraphenmig gesicherten Behrdenkompetenz . ] Severing , der den Mann kannte , lachte und versprach , knftig brav zu bleiben . q im historischen Aspekt war die Sache mit diesem Jugendschutzgesetz sicher gewichtlos wie auch die Anekdote , die ich jetzt folgen lassen will . o doch gewann sie fr mich eine persnliche Bedeutung , die ber Jahrzehnte andauerte und andauert , auch sie in ihrem Ursprung fast zufllig .  jder Groadmiral von Tirpitz , damals Abgeordneter der Deutschnationalen , hatte mit Hilfe des Professors Kern seine " Erinnerungen " geschrieben und publiziert , aber der Historiker Friedrich Thimme , ein Parteignger von Bethmann Hollweg , war darber in einem Zeitungsaufsatz hergefallen , und das ermunterte das damals demokratische Fraktionsmitglied Ludwig Bergstrsser , in unserer Gruppe eine " Interpellation " durchzusetzen , was die Regierung zu dem Gebrauch oder gar Mibrauch amtlicher Akten zu sagen habe - Bismarck hatte ber solche Dinge einmal in den achtziger Jahren einen Strafproze gegen seinen Botschafter in Paris durchgefhrt ( " Arnim-Paragraph " ) . o kdann aber bekam Koch-Weser doch leichte Angst vor der klobigen Art des mglichen Interpellanten , und die Aufgabe wurde an mich abgeschoben .  lich sagte also , historisch brav vorbereitet , mein Sprchlein , so ungefhr in der Tonlage , da Tirpitz die Chance gehabt htte , als tragische Figur in die deutsche Geschichte einzugehen , htte er nicht dieses Buch voll Rachsucht und Ressentiment von sich ge geben . N mdie Parteien der Rechten erwiesen mir ihre Verachtung , indem sie vor Beginn meiner Rede geschlossen den Sitzungssaal verlieen , um nicht Zeugen der erwarteten Demolierung eines Nationalheros zu werden . # nnur zwei frhere Marineoffiziere blieben zurck , um mir , wenn die Kollegen zurckgestrmt seien , zu antworten .  oder eine , Graf Reventlow , war ein schlechter Sprecher , aber vor ihm hatte Gottfried Treviranus eine fulminante Rede losgelassen , die , unvergelich , mit der pathetischen Floskel schlo : " es wird die Spur von seinen Erdentagen nicht in onen untergehen " . ' p]ich hatte den Eindruck , da die Rede druckfertig fr den Setzerkasten der " Marine-Rundschau " geschrieben worden .  q]warum auch nicht ? . 3 r]doch dann geschah dies - die kurze Antwort des Reichskanzlers Marx war eine unprzise uerung - : in der Wandelhalle kam Treviranus auf mich zu , stellte sich mir in aller " Korrektheit " vor und - entschuldigte sich fr seine Rede . z ]er hatte von mir und meiner Art so wenig eine Vorstellung haben knnen wie ich von seiner , er war ja auch junger Abgeordneter - aber dieser Vorgang , diese freie Bekundung einer menschlichen Honorigkeit in einem Milieu voll Verkrampfung , wurde von mir so berraschend als groartig empfunden , da in wenigen Minuten des Gesprchs der Grund einer Lebensfreundschaft , des wechselseitigen Dankenknnens gelegt war . ]davon gelegentlich spter . 0 ]in dieser Wahlperiode habe ich , nach Ausweis der Bibliographie , neben den paar legislativen Sachreferaten , einige Male zu dem Etat des Innern gesprochen , Schule , Kirche , Verfassungsfragen , auch zu Presserecht und Immunitt . C ]wichtig blieb mir , da ich einmal den Auftrag erhielt , zu den Finanzdingen zu reden ; ich habe mir eine Zeitlang eingebildet , da das sogar ein entscheidendes Eingreifen gewesen sei .  ]die Leute im Saale waren etwas erstaunt , vielleicht auch erschrocken , als ich mit drei stattlichen Bnden unter dem Arm zur Rednertribne schritt . * ]am Regierungstisch sa , nichts Bses ahnend , der Staatssekretr Johannes Popitz .  ]er war ein bedeutender und gebildeter Mann , auch den musischen Dingen , zumal der Antike , zugewandt , gelegentlich sarkastisch ; ich bin ihm nicht nahegekommen , und wir , das heit unser Kreis , waren arg verstimmt , da ein Mann seines Ranges spter als preuischer Finanzminister dem Hitler fhrend diente . 2 ~$wir nannten ihn damals Grings Schatullverwalter , und ich war berrascht , als ich zum Ausgang der dreiiger Jahre erfuhr , da nirgends so leidenschaftlich mit Hitler innerlich gehadert wurde wie in dem Hause am Kastanienwldchen . s$da Popitz im Frhjahr 1945 hingerichtet wurde , hat sein Gedchtnis in eine fr uns neue Atmosphre gestellt . t$im Sommer 1925 war das politische Gesprch zwischen uns vllig ohne Tragik . . u$ich hielt einfach eine " flammende " Rede gegen die " Luxussteuer " , der Popitz diese Kommentarbnde gewidmet hatte , die ich als Sondersteuer auf Qualittsarbeit zu charakterisieren verstand - innerhalb des Werkbundes hatte ich mich ja dieser Dinge angenommen - , ich verhhnte die moralisierende Begleitmusik , die im Grunde Popitz' Sachsinn gar nicht gut anstand , und dann schlo ich , endlich die drei bislang still lagernden Bnde dramatisch dem Hause zeigend , da mir ein schwbischer Kunsthandwerker darauf nur die Antwort gab : f+ " dees ka o-mglich gsond sei " +f . v$ich entsinne mich nicht , da Popitz mitgelacht htte . w$aber seine berkonstruierte Schpfung , mit einer grlichen Formalarbeit belastet , starb bald darauf . x*u+ Aufstieg und Absturz +u . y*die drei Worte dieser berschrift beziehen sich auf das Volksschicksal . n z*irgendwann , als die Bundesrepublik sich einigermaen konsolidiert hatte , kam die Legende in Umlauf von den " goldenen zwan ziger Jahren " . *ich habe mich an ihrer Verbreitung nie beteiligt . : *das lag wohl daran , da ich mich in der Legislative reichlich mit der Not ganzer Gruppen zu beschftigen hatte . + *immerhin , solche Umwertung geschah nicht von ungefhr ; es steckte in ihr wohl etwas von dem Bedrfnis nach " Wiedergutmachung " gegenber dem Geschichtsbild , das die nationalsozialistische Darstellung und Propaganda den durchschnittlichen Deutschen ber " Weimar " , ber die " Systemzeit " einzubleuen verstanden hatten .  *noch in den Beratungen des " Parlamentarischen Rates " , 1949 , hatte ich einmal Klage zu fhren , da man das " Versagen " von " Weimar " auf Fehlkonstruktionen der Paragraphen ( die es sicherlich gab ) und auf " undeutsche Ideologien " zurckfhrte , die vor allem durch die Romantik der " konservativen Revolution " abgelst werden sollten ( der " Tat- " -Kreis , Othmar Spann und so fort ) ; das war alles , zum Teil begabt geschrieben , nichts anderes als Literatur . ! )nun soll gewi hier nicht nachtrglich eine Apologie jener zwanziger Jahre geliefert werden , die korrekterweise erst einsetzten , als Herriot Poincare abgelst hatte , Macdonald Bonar Law , und als die Amerikaner mit dem Dawes-Plan ihren weltgeschichtlichen Auftrag begriffen hatten - davon ist oben schon einiges angemerkt .  )es bleibt die Leistung der Kanzler Luther und Marx und seit Herbst 1923 ihres Auenministers Stresemann , da sie , wenn auch mit Rckschlgen , gegen innere Hemmungen die Folgerungen aus diesem Wechsel der Personen und deren Wandel an Einsichten gezogen haben . )diese Dinge sind zu oft geschichtlich geschildert , um hier im einzelnen dargetan zu werden . )ich war ja an ihrem Ablauf gar nicht unmittelbar beteiligt , wenn man den Errterungen der Fraktion kein zu groes Gewicht beilegt . ~ )ber das Problem : Eintritt in den Vlkerbund - kam es zunchst zu einer ersten Krise bei den Deutschnationalen , gefolgt von ihrem Regierungsaustritt .  & )ich selber war mir vllig klar , da dieser Institution durch die Abstinenz der USA: das wesentliche Kraftelement fehle und da die ewigen Reibungen um Minderheitenrechte den mglichen Elan zerstren konnten , vielleicht muten - in einer Reichstagsrede habe ich aber doch die Argumente fr: den Beitritt klarzulegen versucht . )mit den optimistischen Untertnen war ich sparsam , so notwendig sie sein mochten - noch waren die Deutschen nicht geprft genug und klammerten sich an Illusionen . )es wird erlaubt sein , einige Anmerkungen unpolitischer Art einzuschalten , um so mehr , als die Fragen der Kunst , der Dichtung , gar der Wissenschaft einige Jahre spter auf ziemlich schauderhafte Art zu einem Politikum mibraucht wurden . z ;der Versuch wre vergeblich , wollte ich in knappen Strichen so etwas wie eine deutsche Geistes- und Kulturgeschichte dieser Zwischenepoche geben und bewerten . ;dabei kann man fglich nicht mit festen Terminen rechnen .  ;bestimmte knstlerische und literarische Erscheinungen etwa , die um der Antithese willen zum " Impressionismus " und zum programmatischen " Naturalismus " sich das Deckwort " Expressionismus " zulegten , reichen in den Anfngen in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg - jetzt hatten sie die Durchbruchsschlacht gewonnen ; doch die Siegeskrnze begannen , zumal im literarischen Bereich , frhe zu welken .  ;es gab sehr starke Leistungen darunter , aber da ich selber so naiv war ( und blieb ) , alle: Kunst , welche Formen , welche Farben sie whlte , fr eine Sache des " Ausdrucks " zu halten , strapazierte ich diesen Begriff nie , bis ich mich damit abfinden mute , da er als zeitlich umgrenzte Kategorie ins breitere Bewutsein eingegangen war .  ;es waren groe Begabungen in ihren Reihen , wenn auch im Personenkreis nicht scharf umgrenzbar , das lebhafte malerische Element , das gegenber dem Vorangegangenen auch der unmittelbaren Lokalfarbe ihr Recht lie oder wiedergab , eine herbe Betonung des lineare n Duktus : man mag Emil Nolde , Ernst Ludwig Kirchner , Karl Hofer , Max Beckmann , Otto Dix nennen , zumal in seiner starken Entfaltung auch Oskar Kokoschka , bei dem ein Nachhall der groartigen Barockkunst seiner sterreichischen Heimat sprbar bleibt . : ;er ist der einzige aus dieser Gruppe , dem ich spter auch menschlich nahetrat ; andere kannte ich nur flchtig . } ;Kokoschka hat auch Erzhlungen und kleine Theaterstcke geschrieben - es ist mir in den Gesprchen nie deutlich geworden , ob er in sein sehr lebendiges Dichtertum nicht ein bichen zu verliebt war . ^aber in seiner pdagogischen Leidenschaft war er , soweit ich da Einblick gewann , von einem unerbittlichen Verantwortungsgefhl . ^mit dieser Bemerkung greife ich den Jahrzehnten etwas voraus . J ^denn der verwegene " Avantgardist " seiner frhen Jahre wurde ein heftiger Verteidiger bestimmter Traditionswerte gegenber den Propagandisten und Experimentatoren der sogenannten abstrakten Malerei . {^das kam schon sprachlich darin zum Ausdruck , da er die Lehrkurse , die er in Salzburg und anderswo einrichtete , " Schule des Sehens " nannte . { A^sie wandte sich vor allem , wenn ich so sagen darf , gegen Kandinsky und seine Folger , gegen die Gruppe , die unter dem hbschen Namen " Blauer Reiter " eine Welt zu erobern begann .  B^manche meiner kunsthistorischen Freunde haben es mir belgenommen , da ich der Kunst und der Theorie dieses in Mnchen mchtigen Mannes skeptisch gegenberstand - das lag vielleicht d aran , da ich das Werk seiner Frhzeit , russisch-kirchliche Folklore , in einer etwas kitschigen Manier gemalt , zu gut kannte . 2 C^die starke und aufwhlende Kraft in diesem Kreise , Franz Marc , war im Kriege gefallen , wie auch sein Freund August Macke , dessen malerische Begabung mit ihrer verhaltenen Anmut nur schlecht in den werdenden Doktrinarismus pate .  w D^sonst hat uns in jener Zeit eigentlich nur Oskar Schlemmer als wunderbar sicherer Flchengestalter strker interessiert - er ist gleichfalls jung gestorben . E^mein Mibehagen gegen viele aus diesem Kreis , auch wenn sie spter , zum Teil verfolgt , Weltruhm gewannen , hat die schlimme Zeit berstanden . E F^als Erscheinungen hohen eigenen Ranges hielten sich in der persnlichen Bewertung die menschlich groartige Kthe Kollwitz , die von ihrem politisch getnten , auch technisch so bedeutenden Radierwerk den Weg sich zu einer einfachen statuarischen Plastik erkmpfte , und der einsam strenge Ernst Barlach , der seine Skulpturen mit einer dsteren seelischen Schwere belud , er wie Kokoschka mit eindringlichem Erfolg den Dichterruhm erstrebend . G-das waren originale deutsche Anstze , obwohl sie bald , wie das geschichtlich immer sich vollzieht , dort und dort von drauen ein Echo fanden oder sich selber in mancher Abtnung als Echo gaben .  H-die Mitwirkung in diesen spteren zwanziger Jahren als Mitglied des Vorstandes im Deutschen Werkbund hielt mich in lebhafter Bindung mit diesen Fragen , zumal als das " Bauhaus " , erst in Weimar , dann in Dessau unter der intelligenten Fhrung von Walter Gropius zu einem Mekka der Jugend geworden war , als die sogenannte " Weienhof-Siedlung " in Stuttgart den Westschweizer Le Corbusier zur Mitarbeit eingeladen hatte - ein paar Jahre spter lag auf diesen Unternehmungen , die einmal Wagnisse gewesen waren , f+ pour epater le bourgeois +f , die Patina der Geschichte , die von den Fremden bieder aufgesucht wurde .  I-die Architekten besaen jetzt ihren Fhrer in Poelzig , zu dem ein paar nicht von der Inflation zerstrte Auftrge kamen , etwa das I.: G.: Farben-Haus in Frankfurt , das Rundfunkhaus und die Messehallen in Berlin , in der Formgebung eher Zeitdokumente , aber von sachlicher Bedeutung in der Verantwortung vor dem Grundri , der zentral genommen wird .  -freilich , als Poelzig seine so wesenhafte Programmrede ber die Aufgabe des Baumeisters hielt , sprte er mit einem erschtternden Ahngefhl , was wohl die Entwicklung bedrohe : der " Vorstadt- " -Klassizismus , zu dem Hitler ein paar Jahre spter seine Gehilfen rief und fand .  /da die Musik , gerade auch im deutschen Bereich , vor neue , zumal theoretische Fragen gestellt war , da neben den alten Virtuosen Richard Strauss , der in Hofmannsthal seinen beweglichen " Librettisten " gefunden hatte , " Neutner " der verschiedensten Artung getreten waren , Namen wie Schnberg , Hindemith , bald auch Orff bei den Freunden umstritten wurden , hrte ich mir wohl an , aber ich habe mich nie in dieser ganzen Welt des melodischen Ausdrucks , auch des Dirigentenwesens bewegt , so brav ich in der Jugend regelmig Weingartner mit dem Kammerorchester gehrt hatte - es war ein Stck " Bildung " - , ich merkte frhe genug , da ich mich hier einfach fr unzustndig hielt . /spter hat man mir solche Abstinenz und gar ihre Bekundung belgenommen - da war der Hitler mit seinem Bayreuth doch ein anderer Kerl gewesen ] . ^ /die Begegnungen mit Hindemith und Orff haben mir aber menschlich nur Freude gebracht . N /denke ich aus langem Abstand an jene Jahre zurck , so scheint es mir die Zeit zu sein , in der ich mich mit einer gewissen Programmatik aus der zeitgenssischen " schnen Literatur " zurckgezogen habe . /das hie im privaten Schlagwort : " ich breche keine neuen Dichter an " . f }/so entstand eine Lcke ; Namen , deutsche und auslndische , die zu einem Weltruhm gediehen , blieben mir fremd , bis heute .  J/ich hatte einfach keine Zeit fr sie . J  K/es mochte gengen , da Thomas Mann mit dem " Zauberberg " den Deutschen endlich einen groen Epiker schenkte , da Hermann Hesse zur Klrung seiner Seele sich durchkmpfte ; menschliche Vertrautheit erwuchs zu Rene Schickele , der von Badenweiler aus auf die Vogesenkette seiner elsssischen Heimat blickte ; er war ein echter Dichter , zu Unrecht frhe vergessen ; heiter-nachdenklich , als ich bei einer Flasche Traminer einmal auseinandersetzte , da in seinem Werke Heinrich Mann und Jean Paul sich begegneten . g Lsehr wichtig wurden mir damals die groen geschichtlichen Prosawerke , die aus dem Kreise von Stefan George ans Licht traten . y Mzu ihm selber gewann ich kein inneres Verhltnis ; es strte mich wohl immer das esoterische Drum und Dran und das artistisch-bewute Wortgefge seiner Lyrik .  Ndoch dann erfuhr ich aus den Leistungen seiner Schler etwas von der Kraft und der Zucht , die von ihm ausging , in der sprachlichen Gestaltung wie in der groen Anlage : es wrde mir undankbar erscheinen , wollte ich nicht ein Wort davon sagen , was mir alle Arbeiten von Friedrich Gundolf , seit seinem herrlichen Shakespeare-Werk , von Wolters , Kommerell und anderen bedeutet haben . w Onicht das , was man bei ihm lernen konnte - und dies war nicht wenig - , entschied bei solcher Bewertung , sondern das Ma des Anspruchs , das sie stellten . $ Pzwiespltiger blieb fr die Erinnerung das literarische Phnomen Oswald Spengler . Qich bin ihm selber nie begegnet .  Rdie Faszination seines " Untergang des Abendlandes " , zumal des ersten Bandes , war beraus stark ; diese Morphologie einer den ganzen Erdball und die Jahrtausende umkreisenden Deutung der Kulturen hatte , auch im sprachlichen Vortrag , etwas Bezwingendes . * die abwgende Spezialkritik der historischen Fachleute kam demgegenber nicht auf . H das Imponierende an dem Versuch war ja dies , da er vor: dem Ersten Weltkrieg unternommen war , dessen Verlauf und Ausgang etwas wie eine Bes ttigung der arlamierenden These zu sein schien . ( die vulgre Meinung , auch die Hitlers , hielt diese Termine dann auch nicht auseinander ) . mir scheint , da die ursprngliche Konzeption des Mannes im zweiten Band die Erhebung der slawischen , zumal der russischen Geisteswelt in die Fhrung zeigen sollte . G denn er enthlt so viel Hinweise auf die stlichen Dinge , die aber nun fast alle in Funoten abgedrngt wurden - auch ein solcher Kopf verschleudert nicht gerne Einflle oder Erkenntnisse . wie dem auch sei - Spengler sah sich verfrht , im Manipulieren seiner Geschichtskenntnis , die immer mehr Deutung als Darstellung gewesen , ins Prophezeien hinberwechseln .  \gehrte zur ersten Kategorie noch das Buch " Preuentum und Sozialismus " , das in den Elementen wohl der Auffassung des schriftstellerisch viel schwcheren Gustav Schmoller verpflichtet war , so bot er bald danach sein Bild der kommenden Staatenstruktur an : Privatarmeen , Privatwhrungen , ein schon fast ins Subalterne geratenes , von berlegen tuendem Ha gezeichnetes Zerrbild einer mglichen demokratischen Ordnung . ich habe damals einen heftigen Aufsatz im " sterreichischen Volkswirt " losgelassen , mit dem aggressiven Titel " Geschftsprospekt des Diktators " ( 1924/25 ) .  Sdoch solche Abwehrversuche waren bereits vllig nutzlos , Spengler wurde die groe Figur fr eine breite publizistische Zeitschriften-Gefolgschaft , die ich jetzt nicht im einzelnen aufzhlen will ; eine Anzahl der Leute , die sich als Konkurrenten von Hitler gefhlt hatten , waren ber das , was dann geschah , nicht nur enttuscht , sondern zum Teil entsetzt ; einige wurden unmittelbare , andere mittelbare Opfer der Hitlerjahre .   Tda manche von ihnen noch erlebt haben , wie man ihr hochmtiges Hinwegsehen ber europische Machtlage und sozialkonomische Zerrttung der deutschen Dinge unter dem Wort des Hugo von Hofmannsthal von der " konservativen Revolution " zu umgreifen begann , mag ihnen schwacher Trost gewesen sein . USpengler hat noch einmal sich gemeldet : " Jahre der Entscheidung " - die Beengung , die er , offenbar selber nie Tter , empfand , wird sprbar . Vdas Buch ist Torso geblieben , er starb 1936 , zu seinem Heil , bevor die Kriegskatastrophe kam und zahllose Menschen im frhen Sterben vernichtete .  Wdiese Zwischenbemerkungen ber Leistungen der Kunst , der Dichtung , der Publizistik tragen in ihrem Wesen einen sehr individuellen Charakter ; sie durften , denke ich , eingeschaltet werden , weil sie doch wohl fr einen bestimmten Typ meiner Generation reprsentativ sein mgen . Xdas , was uns alle anging , war die Entwicklung der Technik . ^ Ygewi gehren einige das Weltbild verwandelnde Erfindungen noch den Jahren, den Jahrzehnten vor dem Weltkrieg: die Kinoapparatur , das Automobil , das Flugzeug - dies letztere in Deutschland , wo es durch Lilienthal im Prinzip geschaffen , aber durch den heroischen Irrtum des Zeppelin-Luftschiffes von der Volksphantasie nicht getragen war .  Zder Krieg hatte Spezialentwicklungen gefrdert ( wie das auch im Zweiten Weltkrieg ganz ungeheuerlich geschah ) , doch erst in den zwanziger Jahren kam dann der Rundfunk ins Haus , man lief vielleicht einmal zum Nachbarn , der solch ein Mbel sich angeschafft hatte , der Tonfilm entstand , ein seltsames Kuriosum , das man in der sentimentalen Kitsch-Thematik des Beginns eigentlich zunchst leicht humoristisch nahm . dann erfuhren sehr bald die kommenden Jahrzehnte , da dies alles zusammengenommen ein mchtiges Instrument der Politik geworden war .  nicht lediglich in der schnellen Kommunikation , die eine Konferenz , einen Erkundungsflug dem anderen folgen lie , nicht lediglich , da die fast harmlosen Aufklrungsflugzeuge des Ersten Weltkrieges von den Bombengeschwadern des zweiten verdrngt wurden . wessen wir uns nicht versahen , war das propagandistische Element , wenn eine staatliche Gruppe die Verwendung des Rundfunks , bald des Fernsehens fr ihre Auffassung zu monopolisieren begann . s kein Wunder , da da , dort , in aller Welt , bei den blich werdenden " Revolutionen " die Inbesitznahme einer Rundfunkanstalt der erste Versuch wurde . / ein bichen hat diese Frage verhltnismig frhe bei uns familir eine Rolle gespielt . E Elly hatte mit Eifer und Talent gelegentlich ber pdagogische Dinge am Berliner Radio gesprochen und war von dem " Evangelischen Presseverband " ( Professor Hinderer ) gebeten worden , als dessen Vertreterin am Rundfunkrat teilzunehmen ; sie hat auch eifrig Rezensionen fr ein Fachblatt geschrieben , damals ohne Ahnung , wie wichtig ihr bald darauf die Vertrautheit mit dieser ganzen Technik und Psychologie werden wrde , nicht ihr allein . J 0Elly hat wohl damals - Beginn der ra Brning - gesprt , was unterwegs war , und stellte den Antrag , jede Woche eine " Stunde der Regierung " einzurichten , in der aber nicht ein beliebiger Rat sein Sprchlein ber eine Spezialaufgabe ablese , sondern der Kanzler oder ein Minister mit Autoritt den Stand der Dinge , die Ziele der Fhrung , die Phantasie bewegend, dartue - etwa im Sinn der knapp bevorstehenden " Kamingesprche " Prsident Roosevelts . 1Brnings Interpretati on einer staatspolitischen " Objektivitt " lehnte die Anregung ab . & 2Elly , die fr Brnings Puritanertum menschlich viel brig hatte , war darber recht traurig und hat spter hufig von diesem Versuch erzhlt , gewi nicht in dem naiven Glauben , eine Reihe guter und krftiger Reden htte die drohende Wandlung des Weltbildes verhindern knnen , doch sie empfand den Verzicht als Fatalismus .  3wir waren ihr alle zu optimistisch . s 4denn noch ehe sich jenes Weltbild gendert hatte und die Willkr zur staatlichen Institution erhoben , war das Straenbild gendert .  5die egalisierenden Tendenzen des 19. Jahrhunderts hatten die sondernde Berufskleidung fast vllig ausgelscht ; sie blieb nur , eigentmlicherweise , bei den Bergleuten , den Matrosen , den Zimmerleuten , deren Arbeit immer mit einiger Gefahr verbunden war und die mit ihrer Kleidung einen gewissen Stolz der notwendigen Solidaritt bekundeten . 6das war das Erbe einer Tradition . I 7" Trachtenvereine " , wie sie zum Ausgang des 19. Jahrhunderts aus einem sentimentalen " Brauchtums- " -Bedrfnis gegrndet worden waren , spielten eigentlich nur bei Festivitten eine Rolle .  8jetzt aber gab es Gruppen junger Leute , die " im gleichen Schritt und Tritt " und in Kolonnen durch die Straen marschierten ; man erfuhr aus der Zeitung , die " Braunen " , das seien die SA: , gleich " Sturmabteilungen " , die " Schwarzen " die SS: , gleich " Schutzstaffel " . 9Mag sein , da Spengler seine Konzeption von den Privat- oder Verbandsarmeen der Begegnung mit solchen Gruppen , die sich auch als Truppen gerierten , verdankt .  wo es eigentlich zu " strmen " gab , was oder wann es zu " schtzen " galt , mochte unsicher sein ; aber es verdeutlichte sich bald : geschulte Brachialgewalt fr die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner , Leibwache fr den , fr die Fhrer . die Uniformierung , die man auch Kostmierung nennen mochte , sollte dem Trger einen zugleich auszeichnenden wie bindenden Charakter verleihen . b das Wesen dieser Verbnde hat whrend der Hitlerzeit zu inneren Gegenstzen und Machtkmpfen gefhrt - fr uns Auenstehende zunchst sehr schwer durchschaubar ; fr die banale Weltmeinung , die sich auch literarisch durchschaubar ; fr die banale Weltmeinung , die und Legislative ausdrckte , ein Argument , um den elementaren "Militarismus " der Deutschen zu illustrieren . ] deshalb hier dieser Hinwe is , da die ganze Apparatur eine Kopie der Fremde war . Garibaldi mit seinen " Rothemden " ist wohl der Erfinder dieser Suggestionstechnik , worin ihm Mussolini mit den " Schwarzhemden " des Fascio folgte .  die " Sokols " , die " Falken " im slawischen Raum der k. und k. Monarchie hatten das Beispiel des italienischen Revolutionsromantikers schon vor Jahrzehnten nachgeahmt , um in der Form von Turnerverbnden , die einmal eine deutsche Schpfung gewesen , einen aggressiven antistaatlichen Kurs gesinnungsmig einzuben . B Hitler mag aus den Erfahrungen seines heimatlichen Grenzlandes etwas von diesen Spannungen mit in sein Gemtsleben wie in seine hchst rationale Organisationstechnik vereinnahmt haben . B eine Gegenwirkung konnte nicht ausbleiben : die " Parteien von Weimar " begrndeten 1924 ihr " Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold " , das wesentlich von der Sozialdemokratie getragen wurde . j das Arge an dieser Entwicklung blieb : es kam zu Zusammenstssen , die Opfer forderten , und man sammelte eine Statistik von Mrtyrern . ~ der " Stahlhelm " , bald nach Kriegsende gegrndet , war wohl in Gruppen an den stlichen Grenzkmpfen beteiligt , besa aber zunchst in den inneren Reibereien kein strkeres Profil ; erst im Ausgang der zwanziger Jahre traten zu den sozialen Tendenzen der Kameradschaftshilfe Parteitendenzen ; dem siegreichen Nationalsozialismus fiel es nicht schwer , ihn " gleichzuschalten " und bald darauf aufzulsen . w fr das Gedchtnis sind diese Jahre eine h erbe Last - wir gaben uns wohl nicht gengend Rechenschaft , wie unglaubwrdig die Versicherungen der Regierung ber die " Abrstung " und so fort drauen wirken muten , wenn halbmilitrische Verbnde ihre Mrsche und bungen betrieben - eine Zeit , die Nchternheit und Zurckhaltung forderte , produzierte Kampfgesnge fr einen Brgerkrieg - sie waren auch danach ] .  ich habe selber ein paarmal mitgespielt . sterreich erlebte , freilich noch heftiger , hnliche Entwicklungen ; das schenkte mir eine Begegnung - die einzige - , fr die ich dankbar bin . k der ehemalige Staatskanzler und sptere Staatsprsident der Republick sterreich , Karl Renner , hatten uns auch mancherlei zu erzhlen .  denn es war noch nicht ganz ein Vierteljahrhundert her , da er , noch Bibliotheksbeamter des Reichsrates in Wien , unter dem leicht durchsichtigen Pseudonym Rudolf Springer , mir fr die " Hilfe " groartige Aufstze ber das nationale Schicksal der K. und K. Monarchie schrieb . was war alles seitdem geschehen ] . ich durfte spren , wie in den paar Tagen eine menschliche Sympathie zwischen uns wuchs . das ist oben angemerkt worden , wie der Kabinettswechsel in Paris und in London die Tre ffenete zu einer Regelung der schwierigsten auenpolitischen Kontroversen . die Frage blieb , ob sie weiterhin durchschritten werden knne , als das englische Labour-Kabinett einer konservativen Regierung , fast berraschend , weichen mute . der neue Auenminister hie Austen Chamberlain ; er galt mit Recht als Freund des geistigen Frankreich . Deutschland gegenber khl , doch korrekt und ohne Emotionen ; er verstand sich auch mit seinem so ganz anders gearteten franzsischen Kollegen , dem saloppen und witzigen Briand . Z die Schwierigkeiten fr Stresemann , den Weg , den er eingeschlagen hatte , unter mglichstem Verzicht auf seine frhere Rhetorik , mit Gewinn der Glaubwrdigkeit weiterzugehen , lagen in zwei Elementen : die Sowjetrussen bemhten sich , den Rapallo-Vertrag vor allem handelspolitisch zu effektuieren , und alle solche Bemhungen belebten im Westen das , was man damals den " Tauroggen-Komplex " nannte : die Sorge einer auch politischen Verstndigung zwischen Berlin und Moskau . dazu waren die Franzosen natrlich beunruhigt ber die Lage , in die das von ihnen patronisierte Polen geraten knnte . v es war ja erst wenige Ja hre her , seit ihr General Weygand als Militrchef des polnischen Widerstandes Polen die staatliche Freiheit zu schtzen vermochte . q das andere dies : wrde solcher Weg , vom Parlament her gesehen , eine einigermaen geschlossene und entschlossene Begleitmannschaft finden ? .  seit den Herbstwahlen 1924 saen die Deutschnationalen im Kabinett , darunter sachlich denkende Leute wie der Innenminister Schiele , der Finanzminister von Schlieben - wer wute von uns damals etwas von den inneren Machtkmpfen , die bereits eingesetzt hatten und Zug um Zug Alfred Hugenberg an die Spitze trugen ? . D ich habe ihn , der sich gern in seinen Lebensnotizen als Schler von G. F. Knapp rhmte , erst spter einmal bei Treviranus kennengelernt und einen subalternen Eindruck von ihm gewonnen . |damit habe ich ihm vermutlich unrecht getan .  |denn er hat , ein paar Jahre lang Mitglied des Krupp-Direktoriums , von Essen aus mit dem Geld der Ruhr-Industrien Zeitungen und Journalisten zu erwerben verstanden und geholfen , eine deutsche Film-Industrie ( " Ufa: " ) auf die Beine zu stellen . |immerhin : er wurde , gewi ein " Patriot " , zu einer unheilvollen Figur der vaterlndischen Geschichte . s |es ist nicht meine Absicht und auch nicht mein Vermgen , die Verworrenheit dieser Zeit aufzugliedern ; die Erinnerung gibt nur im Ungefhr die Akzente .   |von Stresemann sind Tagesnotizen publiziert , von Luther , Gessler , Severing und anderen Autobiographien , zum Teil in der eigenen Formung , zum Teil durch dritte Hand geleistet ; Graf Westarp hat ber die " Konservative Politik " berichtet , ber den General von Seeckt ist eine Biographie erschienen , die seine politischen Ambitionen nicht verbirgt , ber Wilhelm Groener liegen gleich zwei Bcher vor - diese reiche Quellenliteratur , die durch Gesamtdarstellungen der Periode von Erich Eyck , K. D. Bracher , Gustav Stolper und anderen , auch fremdlndischen Fachhistorikern ergnzt wird , in ihren Mitteilungen und in ihren Urteilen gegeneinander abzuwgen , geht ber die Kraft eines alten Mannes , der in seinem sogenannten " Ruhestand " dauernd berbeansprucht wird . ^ |es mgen deshalb die Akzente auf die haftenden persnlichen Erinnerungen gelegt sein . R |der Name der reizvollen Stadt Locarno im Schweizer Tessin sollte fr lange Zeit die Atmosphre eines politischen Optimismus um sich sammeln knnen , bis auch er das Opfer einer grobschlchtigen Ironie wurde . = ,die Besprechung der fhrenden Staatsmnner war durch diplomatische Abreden ber die Thematik sorgfltig vorbereitet . ,alle Beteiligten wuten , da sie nicht nur mit dem unmittelbaren Partner zu tun hatten , sondern auch mit dem Gefhlshintergrund populrer Strmungen oder Parteileidenschaften , der diese tragen oder hemmen mochte . ,am wenigsten galt dies wohl fr England , doch gewi fr Frankreich , das noch in Teilen des Rheinlandes Soldaten stehen hatte , und fr Deutschland . ,der Reichskanzler Luther , wie wir erst spter erfuhren , war eine Zeitlang unsicher ber das Ende des Weges , der jetzt beschritten werden sollte . ,aber er ist ihn dann mitgeschritten und hat die Autoritt seines Amtes neben die des Auenministers gestellt . ,er mochte hoffen , da die Deutschnationalen , die er in sein Kabinett geholt hatte , die Fraktion zur Gefolgschaft gewinnen wrden . I ,dies aber war sein Irrtum ; die Abreden von Locarno , die sprbar auf Deutschlands Gesuch wiesen , Mitglied des Vlkerbundes zu werden , fhrten zu dem von der Fraktion erzwungenen Rcktritt . n ,Luther gelang es , die Regierung zu ergnzen durch Vertreter der Demokraten , die eine parlamentarische Sttze der Locarno-Politik gewesen . ,aber es dauerte nicht lange , da strzte er sich selber . ,das gehrt zu den seltsamen Zwischenfllen der deutschen Politik jener Zeit .  ,bei dem Streit um die Reichsflagge in Weimar - Schwarz-Rot-Gold oder Schwarz-Wei-Rot ? - hatte man den Hanseaten zuliebe die eigentmliche Konzession gemacht , die Handelsschiffe drften Schwarz-Wei-Rot weiterfhren mit einer schwarz-rot-goldenen " Gsch " in der oberen Ecke . < ,wir Binnenlnder lernten dieses Wort damals berhaupt erst kennen . W %die Argumente , mit denen man diese Lsung zu rechtfertigen suchte , waren von Anbeginn technisch antiquiert - im Zeitalter des Funkspruches zwischen Schiff und Schiff spielte die " Sichtigkeit " lngst keine Rolle mehr . p %doch : man hatte sich an diesen Zustand sozusagen gewhnt - die Deutschen hatten in diesen Jahren dringendere Sorgen als dekorative Romantik .  %der Reichsprsident von Hindenburg erlie nun im Mai 1926 eine Verordnung , da diese Handelsflagge auf den auereuropischen Missionen berall neben der amtlichen Reichsfahne gezeigt werden solle , in Europa , wo sich solche Mission in einem Seehafen befnde . %Luther bernahm mit der G egenzeichnung die verfassungsrechtliche Verantwortung . %ob der Plan in seinem eigenen Hirn gewachsen oder ihm von einem Ratgeber zugespielt war ? . ] %ob er dem alten Herrn gefllig sein wollte , um ihn strker an sich zu binden ? . %ob er die Deutschnationalen , die ihn vor einigen Monaten bei der Locarno-Politik im Stich gelassen , locken wollte ? . %darber darf man nach Geschmack seine Kombinationen machen .   %aber das mute er spren , falls er ein " Politiker " war , da diese so deutliche Abwertung der amtlichen Farben , die auf der Rechten mit zum Teil wsten Formulierungen verhhnt wurden , staatlich schwer ertrglich war , geradezu ein Affront gegen die Parteien , auf deren Untersttzung die Luthersche Auenpolitik angewiesen war .  %aber Luther war kein " Politiker " . %ein Mitrauensvotum zwang ihn zum Rcktritt . [ %in meiner Erinnerung bleibt dies merkwrdig , da Stresemann , zu dessen Amtsressort der gesamte Fragenkreis eigentlich gehrte , in diesem Streit sich vllig zurckhielt- war es ihm hintergrndig willkommen , der historische Rivalitt dieses seines Berliner Landsmannes und fast Altersgenossen ledig geworden zu sein ? .  _Luthers politisch fhrende Rolle , die so starke Spuren hinterlassen hatte , war damit in der deutschen Politik ausgespielt , wenn freilich er noch als Reichsbankprsident , als Botschafter in Washington amtliche Aufgaben zu versehen hatte , an der Vereinfachung der Weimarer Reichsverfassung in einem " Bund " herumtheoretisierte und nach 1949 berufen wurde , fr die nderung der Lnderstruktur gutachtlich Vorschlge zu machen .  _was er in diesen Dingen anzubieten hatte , war rational eminent gescheit , blieb aber vielleicht auch deshalb wirkungslos , weil er die interessierten Partner zu arglos spren lie , da er sich eben fr gescheiter hielt , als sie es in seinem Urteil waren .  _jene Zeit erlebte auch eine innenpolitische Auseinandersetzung , die seelisch Teile des Volkes stark bewegte : den Vorsto der Kommunisten , denen die Sozialdemokraten den Einzelgang nicht gnnten : Antrag auf entschdigungslose Enteignung der alten frstlichen Vermgen . _das war nun rechtlich eine hchst komplexe Sache .  _die Weimarer Verfassung garantierte das " Privateigentum " , aber was war darunter zu begreifen bei Sachbestnden und Besitztiteln voll historischer Verworrenheit , zum Teil der Feudalordnung entstammend , Erbvertrgen , mit denen Verpflichtungen verbunden waren ; das " Brgerliche Gesetzbuch " war eben ein Geschpf des " brgerlichen " Zeitalters .  _der Versuch einer parlamentarischen reichsrechtlichen Regelung mute scheitern ; dann wurde aber , erstes Vorspiel , das zwei Nachfolgen erlebte , die Apparatur der plebiszitren Gesetzgebung in Bewegung gebracht : Initiative des Volkes , die die Stimmenzahl fr einen Volksentscheid erbrachte . >dieser erreichte freilich nicht die erforderliche Teilnahme ; die ganze Frage ging an die Lnder zurck , die sich in ausgleichender Vertragsform , Auswahl und Bewertung mit den ehemaligen Herrscherhusern abzufinden hatten . , >das gelang sogar , wenn auch mhsam , der Regierung Otto Braun in Preuen mit den Hohenzollern ] .  >ich habe deshalb von dieser Sache einiges niedergeschrieben , weil sie nun einmal ins Zeitbild gehrt und die seelischen Schwierigkeiten jener Jahre illustriert , vor allem aber , weil sie den ersten Konflikt mit der wrttembergischen Partei erbrachte . >mein auf loyalen Ausgleich abgestimmtes Referat erfuhr heftigen Widerspruch von unerwarteter Seite : der alte , protestantische , sehr volkstmliche wrttembergische Knig Wilhelm @II. war schon vor ein paar Jahren gestorben . m >regten sich jetzt konfessionelle Komplexe , die mir persnlich immer fremd gewesen , gegen das erbberechtigte katholische Herrscherhaus ? .  >oder meldete sich bereits eine " neue Generation ? " . >eine zweite innenpolitische Affre , die leicht den Charakter einer individuellen Machtprobe htte gewinnen knnen , fllt in diese Periode ; sie ist nur als Symptom zu wrdigen . w >der ehemalige Kronprinz hatte den Chef der Heeresleitung , den General von Seeckt , gebeten , seinen ltesten Sohn zur militrischen Ausbildung einzuziehen . >Seeckt entsprach diesem Wunsch ; was sich dieser so kluge , freilich auch in seiner frostigen Khle so schwer durchschaubare Mann dabei gedacht hat , bleibt unklar . 4 >ganz wohl mag es ihm nicht dabei gewesen sein . o ?denn er unterlie es , seinem Minister etwas davon zu melden ; Gessler erfuhr den Vorgang durch eine entsprechend aufgemachte Zeitungsnotiz .  ?natrlich sprte er sofort , da diese Sache in der deutschen Presse , zumal aber auch im Ausland , zur f+ cause: celebre: +f hochgespielt wrde ; er selber war ja schon " angeschlagen " in der ffentlichen Diskussion , denn er hatte in dem Krisenjahr 1923 die Reichswehr , die ihr Soll von 100000 Mann ( mit den Vertrgen auf zwlf Dienstjahre ) lngst nicht erreicht hatte , durch sogenannte " Zeitfreiwillige " ergnzen lassen , um junge Menschen in die soldatische Zucht und Aufsicht zu bekommen und sie von den paramilitrischen Verbnden , die im schlesischen Abwehrkampf und sonst entstanden waren , fernzuhalten . v ?diese Dinge hatten in den so schwierigen Verhandlungen mit der alliierten Kontrollkommission in den zurckliegenden Jahren eine verwirrende Rolle gespielt . ?Gessler glaubte sie hinter sich zu haben . ?darin tuschte er sich .  ?denn wenn er auch eine Gruppe von Offizieren gefunden hatte , die seine nchterne Einschtzung der militrischen Gesamtlage Europas teilten , und so wichtig ihm das persnliche Vertrauen Eberts wie Hindenburgs bleiben mute , er hatte die Reichswehr nicht mehr vllig in der Hand ; die Leute , die in der Verzgerung oder in der selbstndigen Aktion , sie mochte unbedeutend genug sein , sich gefielen , um als Patrioten zu gelten , verlieen sich darauf , der Minister wrde sie mit seiner geschickten Beredsamkeit , die selten Pathos zeigte , aber auch ber die gewinnende , ja vershnende Form der Selbstironie verfgte , vor dem Parlament schon herauspauken . [?ob Seeckt sich in der Sache des Kronprinzensohnes auch darauf verlie ? .  .?das wre ein Irrtum gewesen . h <Gessler forderte das Entlassungsgesuch des Generals , und der Reichsprsident machte keine Schwierigkeiten , es auszufertigen . Q (vermutlich hat Seeckt ihn , der nicht unempfindlich war , gelegentlich spren lassen , da er sich dem alten Herrn in der Fhigkeit rascher strategischer Konzeption und umfassender Bildung berlegen fhlte . X +Gessler whlte als Nachfolger den farblos wirkenden Generaloberst Wilhelm Heye , dem die sonderliche Aura des Kriegsruhms mangelte - der Minister erfuhr durch die Trennung von Seeckt publizistisch eine Art von Entlastung . !sie dauerte freilich nicht allzulange .  &Gessler war , hnlich wie Stresemann , zu einem " Fachminister " geworden , aber er sa selber seit 1924 nicht mehr im Reichstag und entbehrte einer fraktionellen Sttze ( um die Stresemann , immerhin auch Parteivorsitzender , wie wir wissen , stets zu kmpfen hatte ) . er behielt in dem hufigen Wechsel der Kabinette sein Ressort , auch wenn in diesem seine alte Partei nicht vertreten war - um gegenseitig eine grere Freiheit zu gewinnen , verlie er 1927 den demokratischen Parteiverband .  die persnlichen Beziehungen blieben , aber sie schrumpften , zumal durch die " Enthllungen " ber unfrohe Vorkommnisse bei dieser oder jener Reichswehrstelle , von der groen demokratischen Presse mit einer gewissen Vorliebe gepflegt , auch in der Fraktion ( Gruppe Erkelenz ) die Gegnerschaft zunahm . c eigentlich wollte man ihn und seine Legende loswerden , hatte aber doch die Sorge , wem seine Nachfolge anvertraut wrde . C Gessler , in den sehr schwierigen und komplizierten Verhandlungen mit der alliierten Kontrollkommission ermdet , hat bei den Kabinettskrisen wiederholt sein Amt zur Verfgung gestellt . < ich entsinne mich , ohne mich im Gedchtnis auf den Termin festlegen zu knnen , des grotesken Doppelspiels , in das ich gezwungen war , als die Fraktion , mein persnliches Vertrauensverhltnis zu dem Mann kennend , mich trotz der vielseitigen Gegnerschaft bat , ihn aufzusuchen und ihm das Verbleiben im Amt nahezulegen . ich ging also brav in die Bendlerstrae , um loyal meinen Auftrag zu erfllen . { N daran schlo ich " rein persnlich " den Rat , auszuscheiden , damit er sich nicht in den Quisquilien vollends verbrauche , die ja doch in wenigen Jahren bei solchem Tempo der Geschichte vergessen wren . c er hat mir diese Haltung nie verbelt ; aber vielleicht scheute er den Eindruck , als ob er vor der Verantwortung fliehe . vielleicht war Hindenburgs Einflu zuletzt mageblich ; ich selber glaubte ihn noch , was 1925 durch Stresemanns Querschsse verhindert worden , in einer freien Atmosphre als den kommenden Kandidaten fr das Staatsoberhaupt . k ]Gessler schied dann doch im Januar 1928 aus dem Amt , zermrbt auch durch den rasch aufeinanderfolgenden Tod seiner beiden jungen Shne .  $die Nachfolge bernahm der General Groener , wie sein Vorgnger ein Ludwigsburger Soldatenkind - er war bei dem Friedensschlu von Versailles , da er Ludendorff abgelst hatte , Hindenburgs Berater gewesen , sehr gescheit , als Militrschriftsteller gewi ohne Seeckts Brillanz , doch stark in einer konkreten Nchternheit , freilich im Gegensatz zu Gesslers gewinnender Leichtigkeit ein miserabler Redner . *es war von einer fast tragischen Peinlichkeit , ihm im Parlament zu folgen . )Seeckt nahm seine Entlassung hin , ohne Rumor zu machen . 1 ;im Jahre 1930 lie er sich von der Deutschen Volkspartei in den Reichstag whlen ; die ihn dazu einluden , konnten ( noch ) nicht wissen , wie er mit ihrem inzwischen verstorbenen Fhrer Stresemann im inneren Zwist gestanden hatte . ^im Reichstag hat er keine seinem geistigen Rang entsprechende Rolle gespielt . L -man hat sich damals in Berlin das bescheidene Witzwort geschenkt , da sich ein Kreis " Se-Si-So " gebildet habe , Seeckt , der frhere Reichsgerichtsprsident Simons , der 1925 durch einige Wochen das Amt des Reichsprsidenten verfassungsgem nach Eberts Ausscheiden mit Wrde geleitet hatte , Solf , der ehemalige Botschafter und erste Auenminister im Herbst 1918 - sie hielten sich alle drei kamerad schaftlich bereit , Hindenburgs Nachfolge anzutreten .  /es ist ganz anders gekommen . 1 Seeckt stellte sich nach 1932 dann geraume Zeit dem chinesischen Marschall Tschiang-kai-schek zur Heeresreform zur Verfgung - er wollte nichts von den Hitlerleuten wissen und diese nichts von ihm , Erinnerung an den Herbst 1923 ] . u+ familires und persnliches +u . darf ich hier einige Notizen einfgen , wie man sie in den " Erinnerungen " eines Mannes , der wesentlich als " Politiker " gilt , kaum suchen und selten finden wird ? . doch sie gehren eben zu meinem Leben und meinem Besitz . der rasche Tod der geliebten Mutter , die 1922 neunundsechzigjhrig starb , an fnf Enkeln sich freuend .  der lteste Bruder , Ludwig , hatte 1913 seine Stellung in einer frnkischen Dorfgemeinde verlassen und war dem Ruf als Stadt- und Schularzt in die Heimat Heilbronn gefolgt , wohl die volkstmlichste Figur in der Stadt , nach dem Krieg , den er vor allem im Osten mitgemacht hatte , im Gemeinderat immer mit der hchsten Stimmenzahl aus allen politischen Gruppen gewhlt , der freie Leiter des Sportwesens , voll von immer neuen sozialpolitischen Unternehmungen , witzig-beredt , sich selber nie schonend - es war ein tiefer Schmerz , als er , pltzlich , 1931 von einer Angina pectoris weggerafft wurde .  der zweite Bruder , Hermann , im Krieg bei Krupp als Architekt , wurde 1920 als Professor an die Staatlichen Lehranstalten in Chemnitz fr Baugeschichte und Baukunde geholt ; er hat Indu striebauten und Siedlungen erstellt , auch reizvolle stdtebauliche Monographien geschrieben .  Georg Friedrich Knapp , dem Schwiegervater in Straburg , blieb es erspart , wie manche andere Gelehrte ber die Rheinbrcke flchten zu mssen ; die Academie Francaise hatte den sechsundsiebzigjhrigen alten Herrn ( neben Noeldecke ) unter ihren Schutz genommen . |helfen konnte man ihm aber nicht ; das besorgten nahe Schweizer Verwandte . Q M ,von seiner Rckkehr nach Darmstadt , wo die Stadtverwaltung dem Neffen des Justus Liebig trotz aller Nte eine Wohnung freihielt , hat Elly in ihrem Erinnerungsbuch " Ausblick vom Mnsterturm " erzhlt .  %Darmstadt war fr uns damit eine neue Mitte geworden . C _Knapp hat dort gelegentlich den Besuch des Friedrich Gundolf aus Heidelberg empfangen , um sich mit ihm ber Hlderlins " Archipelagus " zu unterhalten , regelmig den jngeren Bruder .  >er hat sich gergert , wenn er erfuhr , da er: an der Inflation schuldig sei , das stammt wohl von Ludwig von Mises ( " als ob nicht ein anderer die " konomische " Theorie schreiben mge , ich habe die juristische besorgt " ) , er hat sich gefreut , als durch die Vermittlung von M. J. Bonn und die Empfehlung von Keynes die grundstzlichen Teile seiner theoretischen Darstellung , unter den Auspizien der f+ Royal Society for International Affairs +f besorgt , ins Englische bertragen wurden . / ?die fnfzig Pfund Honorar haben ihn nicht blo gerhrt , sondern auch ihm wohl getan ] .  mit vierundachtzig Jahren ist er 1926 verschieden . 7 Elly richtete ihrem Vater mit Strenge die Abschiedsstunde ; in Erinnerung an die Qualen , die wir wohl alle auer den Rednern bei der Beisetzung von Ernst Troeltsch erlitten hatten : keine Akademie , keine Universitt durfte sich melden .  der junge " zustndige " Vikar , der von dem Mann keine Ahnung haben konnte , durfte eine Reihe von Bibelworten lesen ( Knapp war , ohne kirchlich zu sein , ein groer Kenner beider Testamente ) , ich sollte einen kurzen persnlichen Nachruf halten , der " genehmigt " war . Elly war inzwischen " kirchlich " geworden .  diese Entwicklung hatte nach 1918 bei den Kmpfen um den religis durchfrbten Charakter des Pestalozzi-Frbel-Hauses eingesetzt ; der war " milde " gewesen , Nachklang des Protestanten-Vereins , der unter Fhrung von Karl Schrader gestanden hatte . jetzt erfuhr die Streitlage eine Verschrfung , we il sich die " Unabhngigen Sozialisten " , von einer Lehrerin assistiert , der Stiftung geistig bemchtigen wollten . H in der Abwehr war , wie ich schon erzhlte , fast zufllig , Elly dem Pfarrer am Schneberger " Heilsbronnen " begegnet , Otto Dibelius , dem auch der Sohn zur Konfirmation anvertraut wurde . , Woche um Woche fuhr Elly in den Norden der Stadt , las nur mehr Theologen , nahm an " Freizeiten " der Evangelischen Jugend teil , die ihr um des Menschentums willen viel Freude schenkten , schrieb weiter in dem " Jugendweg " und trat schlielich beschwingt in den Lehrkrper des Burckhardt-Hauses , der Ausbildungssttte fr Gemeindepflegerinnen , ein . sie unterrichtete dort - die Anstalt lag einen kurzen Gehweg von dem Huschen am Rande von Dahlem und Lichterfelde , darin wir seit 1930 wohnten - nicht blo Sozialpolitik , sondern auch Pdagogik und - Erzhlen . `das vor allem ist im Gedchtnis der Schlerinnen geblieben , die sich bei mir noch nach Jahrzehnten meldeten . :das Haus war stiller geworden , seit wir den Sohn , um ihn vor der Vereinsamung zu bewahren , 1926 bis zum Abitur in das Landschulheim am Solling bei Holzminden geschickt hatten . i #doch das Haus , in einem mit viel Sorgfalt gepflegten und bunt berblhten Grtchen gelegen , fllte sich mit jungen Mdchen ] .  @das dauerte bis 1933 . 2 'da wurde Elly , nachdem eine schnffelnde ltere Gasthrerin einen Katalog von Verleumdungen niedergeschrieben hatte , herb aus der Lehrttigkeit , die sie se it Jahrzehnten fast ohne Unterbrechung beglckt hatte , hinausgeschmissen . =doch hatte sie bei ihrer Vernehmung Glck . Z "auf der Gestapo gab es 1933 noch ltere Beamte , und der sie inquirieren sollte , sagte nur nach einiger Zeit , halb sich entschuldigend : " meine Dame , das ist heute das bliche geworden " , und legte die Akten zur Seite . im Blick auf diese Jahre darf ich mit aller Gelassenheit sagen , da ich schrecklich fleiig gewesen bin . X  anicht nur da ich , ohne Vorlesungen oder die Reichstagsarbeit zu versumen , dauernd herumfuhr zu Vortrgen und Kursen - in der hheren Polizeischule zu Eiche bei Potsdam hatten sich wie bei dem Postbeamtenverband " Kunden " zu regelmigen staatsbrgerlichen und geschichtlichen Vorlesungen eingefunden . u bich habe auch bieder einige Bcher verfat oder zusammengestellt , so fr die Buchgemeinschaft ein unpedantisches Werk " Volk und Staat " , in dem ich viel Grundstzliches unterbrachte ; eine biographische Essay-Sammlung von Politikern der nahen Gegenwart , zu der mir ein Kollege den Titel schenkte , " Fhrer aus deutscher Not " ( es ist mit Schmhungen 1939 verbrannt worden ) ; viel Mhe , aber auch belehrende Freude hat mir ein Wunsch der " Zentrale fr Heimatdienst " gemacht , eine Art von Geschichtsanthologie zu entwerfen , Dokumente der Einheits- und Freiheitsbewegung in Deutschland seit der napoleonischen ra : " Deutsche Einheit , deutsche Freiheit " . ces war anschaulich illustriert und sollte vor allem in den Hnden verstndiger Lehrer Nutzen schaffen knnen . dob es dieses Ziel erreicht hat ? . eeinige Aufstze waren beigefgt . fwir hatten Stresemanns Osloer Friedensrede erbeten , aber er war etwas verstimmt , als ich sie der Lnge eines Normalaufsatzes anglich ; Radbruch hat einen entsprechenden Unmut ber Krzung vllig ausgelscht .  gbeide waren halt nie Redakteure gewesen . } hich selber machte den etwas abenteuerlichen Versuch , nebeneinander die Stellung des Ebert und des ( damaligen ) Hindenburg zu symbolisieren ( 1929 ) ; es mute im Ergebnis etwas fragwrdig bleiben .  ivon eingreifender Bedeutung wurde fr mich und den Beruf , menschlich fr die ganze Familie , da Gustav Stolper Ende 1925 seine Heimatstadt verlie und Berlin , wohin er bereits viele Beziehungen besa , wo die Gattin studiert und promoviert hatte , als kommende Wirkungssttte wagte .  Toni Stolper hat in der groen Biographie ihres Gatten " ein Leben in Brennpunkten unserer Zeit " die Motive und den Ablauf dieser Umsiedlung dargestellt - der Beginn war die Leitung des " Berliner Brsen-Courier " , doch gab diese nicht die rechte Befriedigung , und die Grndung eines eigenen publizistischen Organs , das auch Waffe sein konnte , beschftigte hintergrndig wohl frhe genug die planende Phantasie .  jenes Werk von Toni Stolper ist nun nicht lediglich eine " Biographie " , sondern erwies sich bei seinem Erscheinen 1960 fr sehr viele Reichsdeutsche als ein historisch-politisches Lehrbuch der Spannungen , die in den Jahren vor 1914 gerade dort die Kriegsursache lieferten und die k. und k. Monarchie mit den wiederholten Mobilmachungen zu zerreien drohten , wie auch der konomischen und parteipolitischen Armseligkeiten , zwischen denen der zu St. Germain genehmigte Staat ein Eigenleben zu entwickeln suchte .  Stolper selber nun , in der " Wiener Schule " , von Menger , Bhm-Bawerk , Wieser theoretisch geschult , besa einen lebhaften Blick fr den Wechsel der konkreten Situationen , konnte Menschen beurteilen , auch durch seine suggestive Natur beeindrucken ; er schrieb leicht , mit einem unpedantischen pdagogischen Zug - so wurde der " Deutsche Volkswirt " ein fr dieses Land ganz berraschender publizistischer Erfolg ; die verschiedenen konomischen Zeitschriften , die es schon gab , waren bald berflgelt .  es war beim Start auch einiges Glck dabei : der Reichsbankprsident Hjalmar Schacht , der damals den Sinn fr menschliche und sach liche Qualitt noch nicht verabschiedet hatte , um in persnlicher Empfindlichkeit oder Zielsetzung seine Mastbe zu finden , frderte den Versuch .  Stolper gewann verhltnismig leicht aus den Reihen der Wissenschaft und der hohen Beamtung , selbst der wenig schreibenden " Wirtschaft " Mnner von Rang als Mitarbeiter ; es galt fast als eine Ehre , in dem jungen " Volkswirt " seine Meinung vortragen zu drfen . Stolpers Umzug nach Berlin brachte mir doppelten Gewinn . &  es festigte sich im Menschlichen jene vertrauensvolle Mnnerfreundschaft , deren Beginn , von Naumann angeregt , im Sommer 1918 angelegt war ; so verschieden wir im Temperament waren , er viel leidenschaftlicher in seiner Natur , so sprten wir doch in dem Partner dankbar dessen Sonderwert - ich bewunderte sein enormes konomisches Sachwissen und die vor den konkreten Dingen kombinatorische Phantasie . jund das Beglckende : die Frauen und die Kinder nahmen an dieser Entwicklung den innigsten Anteil , der auch die Jahrzehnte der erzwungenen Trennung ( nach 1933 ) ganz ungeschwcht berdauerte . " k`dann aber das Berufliche : ich wurde zwar nicht Mitglied der " Volkswirt " -Redaktion , stand aber sozusagen f+ a: la: suite: +f ganz in ihrer Nhe und habe regelmig die Mehrzahl der " innenpolitischen " Glossen geschrieben , daneben auch einige grere grundstzliche Essays ber die Vlkerbundkonstruktion , ber Wahlrechtsfragen , ber die Enzyklika Quadragesimo Anno .  l`doch war dies nicht das Wichtigste . 5 m`die Schulung in Wien mute Stolper die Verwobenheit der politischen und konomischen Problematik gelehrt haben - von nichts war er geistig ferner als von dem Glauben etwa an die witrschaftliche " Gesetzlichkeit " im Stile des Marximus . 1 n`es gelang ihm , Woche um Woche frhere und gegenwrtige hhere Beamte des Auswrtigen Amtes zu einem Mittagstisch zu laden , wobei nur von dem Weltgeschehen aus der deutschen Sicht gesprochen wurde , voll Freimut und Verantwortung . w o`der Botschafter Herbert von Dirksen hat in dem mir zu meinem siebzigsten Geburtstage gewidmeten Buche " Begegnungen " vom Stil dieser Aussprachen berichtet . p`es wrde mir fatal erscheinen, wollte ich den Teilnehmern " Zensuren " erteilen - sie wechselten ja , wenn sie Auenposten zu bernehmen hatten ( wie etwa Graf Zech , Moltke , Richthofen und Dirksen selber ) .  q`die wichtigste Figur blieb Kurt Riezler , der einmal Bethmanns nchster Mitarbeiter gewesen war und jetzt sch ne Bcher ber griechische Philosophie , ber die Elemente des Schnen schrieb , aber , bis er als Kurator der Universitt nach Frankfurt berufen wurde, an die politischen Dinge gefesselt blieb .  r`neben ihm Bernhard Wilhelm v. Blow , auch mir von dem Kreis um die " Deutsche Nation " schon vertraut ; weniger philosophisch-spekulativ interessiert als sein Partner , sondern konkret historisch , mit einer wachsenden Teilnahme an der juristischen Formgebung der politischen Entscheidungen .  :nach 1919 hatte er sich aus dem Amt beurlauben lassen , schrieb in seinem Huschen im mecklenburgischen Frstenberg ein paar unpathetische , fast behutsan pedantische Bcher ber die diplomatische Vorgeschichte des Krieges und dann eine groe Arbeit ber die Konstruktion , ber die negativen und die positiven Elemente des Genfer Vlkerbundes . C :nicht zuletzt diese freilich in der Anlage von Skepsis durchwehte Leistung wurde wohl der Anla , da man bei der kommenden Wendung der deutschen Politik ihn ins Amt zurckzukehren bat .  :die Beziehungen zu Stresemann konnten bei der Verschiedenheit der Naturen kaum anders sein als konventionell - es war aber dann doch ein fr die Freunde freudige berraschung , da der neue Auenminister Curtius den erst fnfundvierzigjhrigen Mann 1930 zum Staatssekretr ernannte . ) :er blieb auch in der neuen Stellung dem Stolper-Kreise treu , und es war schn zu spren , wie der Mann mit den hellen blauen Augen , mit der wachen Aufmerksamkeit und bescheidenen Verbindlichkeit innerhalb des Amtes eine menschliche und sachliche Autoritt gewann , die zunchst auch den Geschichtsbruch von 1933 geraume Zeit berdauerte . C :sachlich und menschlich waren wohl kaum strkere Gegenstze zu denken als die zu der gepflegten Brillanz seines unmittelbaren Onkels , des ehemaligen Reichskanzlers , des Frsten Blow .   :als dessen hchst umstreitbare ( und umstrittene ) " Denkwrdigkeiten " erschienen ( 1930/31 ) und wir , einigermaen verblfft , ber seinen Eindruck uns mit ihm besprachen , kam die erstaunliche Antwort , er wolle das Buch berhaupt nicht lesen . #ob er bei dieser Absicht dann geblieben ist , wei ich nicht ; doch die Erinnerung zeigt das betonte Distanzbedrfnis . ~#noch in dem Rahmen dieser mehr persnlichen Dinge darf ich eine Anekdote erzhlen , die sehr am Rande der wieder in heftige Bewegung gekommenen Politik spielte . d s#in der Zeitung las ich , da der Kunstausschu des Reichstags den Erwerb einer Ebert-Bste von Georg Kolbe abgelehnt habe . t#ja , gab es denn einen solchen Ausschu ? .  u#ja , den gab es tatschlich .  v#der riesige Wallot-Bau , an dem immer etwas zu reparieren war , besa sogar einen (mig begabten) Architekten , und die demokratische Fraktion , in der man so hbsch ber " Kultur " reden konnte , hatte seit Jahr und Tag den Klempnermeister aus Knigsberg , Bertschat , einen biederen und frommen Mann , mit ihrer Vertretung beauftragt , eben wegen der Reparaturen . w#er berlie mir , er war auch sonst etwas bequem , herzlich gern seinen Platz , und fr mich fand sich die freundliche Mglichkeit , mich hchst unbeliebt zu machen . - x#der Ausschu tagte unter Paul Loebes , des Prsidenten, Vorsitz in einem kleinen Raum .  y#Regierungsvertreter war der damalige " Reichskunstwart " , Edwin Redslob , ein gebildeter Mann , der auch in der Entwicklung der vorher heruntergekommenen amtlichen Graphik einiges fertiggebracht hatte , im Elementaren freilich eine weiche , keine kmpferische Natur . z#die beherrschenden Figuren jedoch , das sprte man gleich , waren die beiden " Sachverstndigen " , der Maler Arthur Kampf , Direktor der Berliner Akademie , und der Bildhauer Hugo Lederer , der Schpfer des monumentalen Bismarck in Hamburg . A @meine Einfhrung war wenig gnstig - dem vlkischen Vertreter : " wir wo llen hier keinen Expressionismus " , fuhr ich bers Maul : " dies , Herr Kollege , nennt man Impressionismus " .  @Kampf beschwerte sich ber die Heftigkeit , mit der ich die Aufgabe der beiden Fachleute an mich ziehen wollte ; worauf ich quittierte , da , wenn 90 % der Leute , die im Adrebuch als " Kunstmaler " verzeichnet seien , ihren Beruf wechselten , die deutsche Kunst darunter nicht leiden wrde .  @so also ging es zu , und zwar unter den Augen der nach Photographien gemalten Bildnisse der beiden Abgeordneten , die im Ersten Weltkrieg gefallen waren , eines " Welfen " von Meding und des mir befreundeten Sozialisten Ludwig Frank , dessen prachtvoller Schdel die verbindliche Se eines Textilvertreters angenommen hatte , wiewohl eine leidenschaftliche Studie von Lovis Corinth vorlag . t @Lederer war wenigstens damals ein sehr erregter Herr , dachte , man sprte es : warum sollte blo sein Kollege Kampf fr den Reichstag arbeiten drfen ? . : @mein Streit fr Kolbe blieb erfolglos ; ich gewann nur den Vertreter der Bayerischen Volkspartei an meine Seite . t @aber dann verdarb ich den Herren das Spiel , indem ich den Beschlu durchsetzte , da der Ausschu keinem seiner Mitglieder einen Auftrag erteilen drfe .  @dagegen wagte nun doch keiner etwas zu sagen . @was Kampf dabei empfand , wei ich nicht . ; @die Kolbe-Bste wanderte ins Preuenhaus - ich wei nicht , was ihr Schicksal wurde . @die Mitarbeit im " Kunstausschu " erfuhr dann spter eine gewisse Inten sivierung , die freilich - Wirkung der politischen Entwicklung - auch ergebnislos blieb . 8 @die Arbeitsrume des Wallot-Baues , so riesige Wandelhallen er besa , wurden einfach zu eng - deshalb die berlegung , fr die wachsende Bcherei in der Nachbarschaft , vielleicht in baulicher Verbindung , einen neuen Trakt zu errichten . 'hervorragende Architekten , zumal Stdtebauer , wurden nun unter der Fhrung des Hamburgers Fritz Schumacher aus ganz Deutschland zu einem Preisgericht zusammenberufen . v . 'natrlich waren auch die Mitglieder des Kunstausschusses geladen . G 'ich darf mir gelassen das Zeugnis ausstellen, da ich die Sache recht ernst nahm und die Entwrfe vor: dem Zusammentreten zu der zweittigen Beratung zu begreifen und zu vergleichen suchte .  'so wurde ich unversehens zu einem der eifrigsten Matadore in den Wortgefechten , so da Schumacher mich einlud , in den Kreis der " Berichterstatter " zu treten und ber zwei der etwa sechzehn oder achtzehn Planungen ein schriftliches Gutachten zu erstatten . & 'soll ich leugnen , da mir das damals nicht wenig geschmeichelt hat ? . ? 'wichtiger aber die Nachwirkung : das waren keine Lehrtage zur Eitelkeit , sondern zur Bescheidenheit . F 'nach 1945 sa ich noch einmal f+ ex officio +f in einem stdtebaulichen Preisgericht : wie sollte meine von Bomben und Brand vllig zerstrte Vaterstadt Heilbronn wieder erstellt werden ? .  '( es ergab sich , da in dem Gremium ich der einzige war , der die alte Reichsstadt mit ihrem Gewinkel , mit ihren Intimitten , auch mit ihren Kostbarkeiten kannte ] ) hier kamen also die soziologischen Fragen angerckt , Verkehr , Parkpltze , wo noch oder wieder Grnflche , Historie zu retten oder zu opfern und so fort - ich bin nach 1949 von mancherlei Stdten um mein Votum zu dieser oder jener Bausache gebeten worden und habe mich , zu mancherlei Verdru , immer versagt , nicht lediglich aus Respekt vor der " Selbstverwaltung " , in der ich ja selber einmal drinsteckte , sondern aus der Erfahrung , was an Sonderarbeit gerade die Verantwortung vor der Geschichte und den Lebensnotwendigkeiten der kommenden Geschlechter fordert . "u+ Misserfolg bei den Reichstagswahlen 1928 +u .  "die seit dem Frhjahr 1924 so brav betriebene Ttigkeit im Reichstag , die in verschiedenen Branchen der Legislative eine rechte Lehrlingszeit gewesen war und ein paarmal auch die Tr zur eigentlichen " Politik " geffnet hatte , fand im Mai 1928 ein Ende .  "ich kann nicht einm al sagen , ein jhes Ende . {"zwar hatte ich mit einer Wiederwahl gerechnet .  A"denn ein agrarischer Bewerber von Rang fehlte , und der ehrgeizige Handwerker , der gerne vom Stuttgarter Landtag zur Vertretung in Berlin aufgestiegen wre , ist mit seinen Intrigenversuchen nicht weit gekommen - das damalige Wahlrecht , das aus dem Proporz eine mechanistische Ziffernapparatur mit Herabsetzung der persnlichen Wirkkraft gemacht hatte , verfhrte die Parteitaktiker leicht , die Zahl der mglichen Berufsinteressenten durchzukalkulieren - so entstand die mittelstndische " Wirtschaftspartei " , mit der sich jedoch kein Handwerker oder Kaufmann , sondern ein Professor der Rechte , Bredt , eine Fhrerposition schuf , die ihn , bei sozusagen arithmetischer Notlage , sogar vorbergehend zu einem Kabinettsmitglied machte . B"in Wrttemberg blieb es nun eben dabei , da der ansehnliche Ulmer Industrielle Philipp Wieland , der schon dem Reichstag von 1912 angehrt hatte , an der Spitze blieb . Y Cgegen ihn , mit dem ich menschlich immer gut stand , der sich selber ganz gewi nicht fr einen " Politiker " hielt , aber gewissenhaft im Haushaltsausschu seiner Pflicht gengte , zu streiten , kam mir nicht in den Sinn . ] Dich bin ganz schlicht infolge rckgngiger demokratischer Stimmen durchgefallen .  Enoch bevor der 1924 gewhlte Reichstag zu Ende ging , war von dem deutschnationalen Reichsinnenminister von Keudell der Versuch gemacht worden , den in den Beratungen zu Weimar mhsam gefundenen Schulk ompromi in die Form eines verbindlichen Reichsrahmengesetzes zu gieen - das milang . Fich hatte an den Beratungen nur ein paarmal als Vertreter teilgenommen .   Gdies wurde sofort deutlich : da der Zeit- und Sachdruck vom Frhsommer 1919 fehlte und die Rechtsgruppen an jenen Abreden nicht beteiligt gewesen, fhlte man sich hier und dort in der Interpreation freier ; das " Elternrecht " , den individuellen konfessionellen oder weltanschaulichen , den staatlichen oder rtlichen Charakter der Volksschule zu bestimmen , wurde als Prinzip der Demokratie deklariert , ohne Rcksicht darauf , wie sehr es den gedachten Einheitscharakter der Grundelemente der Volksbildung gefhrde , wenn nicht zerstre .  HBaden und die beiden Hessen besaen seit den sechziger Jahren , ra des Deutschen Bundes , die " Gemeinschaftsschule " , auf die sie stolz waren , weil sie als fortschrittlich galt - diese Tradition wirkte auch auf die Stellung der " Deutschen Volkspartei " , die diese " liberale " Sonderleistung der Generation , die sie fr ihre geistige Vaterschaft mit beanspruchte, nicht preisgeben wollte und konnte . Iso ging ein dnner Ri durch das vierte Kabinett Marx , das , mit einigen sogenannten " Fachministern " verziert , wesentlich doch politisch eine Rechtsfrbung trug . aKeudells Entwurf mute versacken .  afr die Sozialdemokraten hatte es sich sozusagen gelohnt , da sie seit Herbst 1923 keiner Reichsregierung angehrten - wohl aber mit einer nur kurzen Unterbrechung in Preuen die wesentlichen Posten besetzt hielten : sie waren bei den Maiwahlen 1928 die: Gewinner , freilich wuchs auch die kommunistische Konkurrenz . adie Deutschnationalen erfuhren eine herbe Einbue und gerieten dadurch bald in eine innere Krise , deren Tiefe wir damals nicht gleich begriffen .  adie " brgerlichen " Mittelparteien , zwischen die sich die Splitter von " Interessentengruppen " schoben, muten einige Verluste erleiden ; wenn man auf diesen Wahlausgang von 1928 blickt , ist man fast erstaunt , auch bei den Nationalsozialisten einem Abstieg zu begegnen , auf 12 Mandate . % adas ist der Erinnerung wohl wert , wenn man wei , da si e zwei Jahre spter 107 Sitze erreichten . C adenn es wird unmittelbar deutlich , da neben rcksichtsloser und raffinierter Organisationspropaganda der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zum eigentlichen Motor des Geschehens wurde . P }adie Fhrung des neunten Reichskabinetts ging , der Logik der Stimmenbewegung folgend , an die Sozialdemokratie ; ihr Fraktionsvorsitzender , Hermann Mller , bernahm das Reichskanzleramt , und es ergab sich etwas wie die Rkkehr zur Weimarer Koalition , ausgeweitet durch Curtius und Stresemann , dessen Politik in den letzten Jahren bei den Sozialdemokraten , den Demokraten und dem Zentrum eine zuverlssigere Sttze gefunden hatte als in den eigenen Reihen . Jaals neue Figur , auf die noch wichtige Aufgaben warteten , trat der frhere badische Kommunalpolitiker Hermann Dietrich in die Regierung , zunchst mit dem Ressort " Ernhrung " .  Kbich kannte ja Hermann Mller persnlich seit 1908 .  LbMller , der im Kampf um das Unterschreiben des Versailler Vertrages sich in bravem Pflichtsinn zur Verfgung gestellt hatte , war keine blendende Erscheinung , doch ein Mann von sachlicher Nchternheit - ich habe ihn menschlich sehr gerne gemocht . Mbdie Legende wollte wissen , da auch der alte Hindenburg ihm strkere Sympathie zugewandt habe als irgend einem seiner Vorgnger . Nbwer von uns wute damals , da die Beziehungen des Reichsprsidenten zu dem General Groener nur uerlich , formaler Natur waren ? .  ObGroener nun hatte es fr seine Pflicht ge halten , die Verteidigungschancen , die sich aus der Entwicklung der Versailles-Interpretation ergaben, auszunutzen , und erreichte , da in den Etat die Millionen fr den Bau eines Panzerkreuzers gestellt wurden .  Pbman genehmigte wohl auch der Regierung die Kosten fr die Planung , aber als es " zum Schwur " kam , entschlo sich die sozialdemokratische Fraktion , bei ihren Mitgliedern im Kabinett , die der Planung zugestimmt hatten , ein Abstimmungs-Nein zu erzwingen .  Qbaus spteren uerungen mancher Sozialdemokraten wei man , wie sie die groteske Paradoxie selber empfanden . ^ Rbdie moralisch-politische Autoritt des Kabinetts Mller hatte sich bewut geschwcht . Q bdie schwierigste Aufgabe , deren Behandlung , wenn mglich deren Lsung von der neuen Regierung erwartet wurde , lag in dem Versuch , man kann auch sagen , in dem aus der Anlage des Dawes-Plans gegebenen Zwang , mit dessen Revision die provisorischen Elemente zu entfernen und das ganze Reparationsproblem von bestimmten politischen Auflagen , die noch nachwirkten , zu entlasten ( Rheinland-Besetzung , Aufsicht ber die Reichsbank und Reichsbahn und so fort ) . 2 ces gilt wohl , da der Dawes-Plan gut funktioniert hatte , in gewissem Ausmae zu gut , denn der groen Dawes-Anleihe , die das Fundament fr die ffentlichen Aufgaben bildete , folgte ein nicht geringer Zustrom von privaten Krediten , mit denen die deutschen Industrien fleiig " rationalisierten " - es war jene Zeit , da ein Columbus nach dem anderen das neue innere Amerika entdeckte und in Bchern von der im Krieg durchgefrten Technifizierung der gewerblichen Herstellung erzhlte .  cdie " Aufsicht " durch den " Reparationsagenten " Parker Gilbert vollzog sich , soweit unsereins das verfolgen konnte , in sachlichen Formen , auch wenn es einmal zu einem Konflikt mit dem damaligen Reichsfinanzminister H. Khler ( Zentrum ) kam , der die Beamtenbesoldung stark erhhte . cman darf nicht vergessen , da die Industrielieferungen nach Sowjet-Ruland seit den Handelsabkommen , die dem Rapallo-Vertrag gefolgt waren , fr gewisse Branchen zur Kraft einer stabilisierenden Regelmigkeit geworden waren .  cauch Stdtegruppen nahmen fr ihre Unternehmungen , Krankenhuser , Schulen , Stadthallen und so fort , an diesen Auslandsanleihen teil, die alle irgendwie ein Vertrauensausdruck fr den Arbeitseifer und auch das Geschick der Deutschen bedeuteten , doch den argen Nachteil besaen , rechtlich nur verhltnis mig kurzfristig gewhrt worden zu sein . 3 ces ist nicht die Aufgabe dieser " Erinnerungen " , um so mehr , als ich bei den Ereignissen nie mehr als Zuschauer gewesen bin und mit der intimen Problematik fachlich nicht vertraut , eine Chronik der Wirtschaftskrise zu versuchen , die von einer Bankkatastrophe in Wien ausgehend , groe deutsche Industriewerke bedrohte , erfate , das Berliner Bankzentrum erreichte - seltsame Fern- und Dauerwirkung , da ein staatlicher Interventionismus , der seinem Ursprung nach mehr oder weniger improvisiert war und ein rasch abbrckelndes Publikumsvertrauen retten sollte , fast den Charakter einer institutionellen Rettungspflicht gewann - wurde das , unbeabsichtigt , zum Vorspiel einer Wirtschaftsform , die man einmal " Sozialisierung " nannte ? . E \dmit dem Namen des amerikanischen Bankmannes Owen D. Young bleibt der Versuch verbunden , die Folgen des verlorenen Krieges fr die nchsten Jahrzehnte zu konomisieren , das heit , zunchst eine Anzahl der in dem Dawes-Plan noch wirksamen politischen Manahmen abzubauen (Reparationsagent , Verselbstndigung der Reichsbahn , Schaffung einer internationalen Zahlungsbank in Basel , militrische Rumung des restlichen besetzten Rheinlandes ) . din Paris trat wieder eine Sachverstndigen-Konferenz zusammen ; die deutsche Vertretung dabei fhrten der Reichsbankprsident H. Schacht und der Ruhrindustrielle Vgler .  Sddoch die Beurteilung der Sachlage zwischen dieser Delegation und der neuen Reichsregierung war nicht einhe itlich ; das Kabinett wollte zu einem positiven Ergebnis kommen , das im politischen Gewinn psychologisch wirksam wrde , und rechnete mit dem Weitergang der aus den ja sichtbaren Schwierigkeiten sich darstellenden Verhandlungszwnge ; die Unterhndler verwarfen diese langen und starken Bindungen , Vgler gab sein Mandat zurck . v Tdes ist , wie ich glaube , weder dem theoretischen noch dem praktischen Fachmann mglich , die Manipulierbarkeit des sogenannten Young-Planes zu beurteilen .  + Ueseine Annahme oder seine Ablehnung wurde zwar zu einer Mitte der innerdeutschen Parteienpolemik , die eine Verschrfung dadurch erfuhr , da das ganze Gesetzeswerk einem Volksbegehren unterworfen wurde , in dem fr die Ausfhrenden gleich Zuchtshausstrafe vorgesehen war - welcher Mibrauch einer geregelten Rechtsordnung ] . J Vedoch die Wirtschaftskrise , die man wegen der Belastung der deutschen Mglichkeiten befrchten mochte , hatte sich zwischen Wien , Berlin und den Vereinigten Staaten schon auf anderen Wegen gemeldet . & Wewas jetzt folgte , waren Arbeitsentlassungen hben , doch auch drben . [ Xees war die Zeit , da Gustav Stresemann sich zum Sterben rstete . Yemeine persnlichen Beziehungen zu ihm hatten sich bei den gelegentlichen gesellschaftlichen Begegnungen nicht erwrmt ; er hatte offenbar manche boshafte publizistische Kritik nicht vergessen . Ze( meine Frau verstand sich ganz gut mit ihm ) . eSeit 1923 hatte ich aber seine Politik sachlich untersttzt , wenn freilich sein Querschu 1925 gegen eine Prsidentenkandidatur Gesslers als Peinlichkeit im Gedchtnis blieb . ~ edie politischen Unterhaltungen mit Mitgliedern der Deutschen Volkspartei waren mager , doch sie nhrten das Mitleid , das man mit dem Mann haben mute . s eich erinnere mich mit einem gewissen Schrecken , da man mir in ihrem Kreis Vorhaltungen machte , warum ich Stresemann nicht mehr publizistisch angriff . eviele seiner Fraktionskollegen lebten noch in der Tonlage , die er ihnen im Krieg und in den ersten Jahren danach beigebracht hatte . emanches davon ist spter deutlich geworden . D eich selber unterhielt gute Freundschaft mit dem schsischen Industriesyndikus Dr. Schneider , einem auch Stresemann gegenber hchst loyalen Mann , spter auch mit Siegfried von Kardorff , Verfasser eines guten Buches ber den Vater Wilhelm von Kardorff , der Bismarcks Wirtschaftsberater gewesen war - der Zufall wollte es , da wir mit dem Bruder Konrad , einem Bi ldnismaler von Rang , in einen angenehmen familiren Verkehr gekommen waren .  0fder Ha des Hugenberg, der in das jmmerlich scheiternde " Volksbegehren " gegen den Young-Plan , " Freiheits-Gesetz genannt , gar die Bedrohung mit Zuchthaus hineingebracht hatte , erreichte noch den mit dem Tode ringenden Stresemann , der am 3. Oktober 1929 gestorben ist . 1fdie Nachfolge bernahm der badische Abgeordnete Dr. Julius Curtius , der im Kabinett Mller das Wirtschaftsministerium bekleidet hatte , im rednerischen Schwung seinen Vorgnger nicht gewachsen , sachlich und khl , freilich ohne Illusionen .  2fdiese Jahre 1929 und 1930 boten neben den inneren Schwierigkeiten die demagogischen Exzesse des Streites um den Young-Plan , wesentlich bestimmt durch Schachts noch undurchsichtiges Spiel ; sie brachten ihre sonderlichen Verworrenheiten , da auch Frankreich seinen Kabinettswechsel verlebte - immerhin belie der neue Ministerprsident Tardieu , den man in Deutschland wesentlich als Clemenceaus frheren Vertrauensmann bewertete , die Auenpolitik in Briands Hnden . 3fin England zerbrach Macdonalds Labour-Party - auch ihm kndigte ein Teil seiner Fraktion die Gefolgschaft . p 4fund nicht anders in Deutschland: die Wirtschaftskrise forderte ein Eingreifen der Reichsfinanzen , aber dem Arbeitsminister Rudolf Wissell waren die im Kompromi vorgeschlagenen Garantien nicht stark genug , und die Mehrheit der sozialdemokratischen Fraktion folgte ihm - ihre fhrenden Mnner , wie der Reichskanzler Mller selbe r , wie der Reichsinnenminister Carl Severing , muten sich beugen .  5gdie " Groe Koalition " war gescheitert . o 6gin diesen kritischen Wochen trat der neugewhlte Fhrer der Zentrumsfraktion , Dr. Heinrich Brning , in ein breiteres deutsches Bewutsein .   7gder sehr kluge Mann , der sich in der Mitarbeit bei Stegerwalds " Christlichen Gewerkschaften " entfaltet hatte , sorgte sich vor allem um den Weg , in den bei rcklufigem Steuerertrag das ffentliche Finanzwesen geraten wrde , und als er dies dem Reichsprsidenten vortrug , fand er dessen persnliches Vertrauen . 8gim Felde hatte er sich als tapferer Offizier ausgezeichnet - die Kriegserinnerungen bestimmten auf langehin sein ehrendes Verhltnis zu dem ehemaligen Heerfhrer . k 9gBrning wurde dann auch , nach dem selbstgewhlten Auszug der Sozialdemokratie aus der Reichsregierung , mit deren Neubildung betraut - . gin Preuen hielt Otto Braun , wenn auch mit Schwierigkeiten wegen des Abschlusses eines " Konkordats " mit der rmischen Kirche , seine Position - er war willensmig robuster als sein Fhrungskollege im Reich . q gauch Brning wirkte in Gesichtszgen und straffer Haltung entschlossener , als er , bei vielem behutsamen berlegen , tatschlich gewesen ist . e gdie Zerfahrenheit der Parteien ermunterte ihn , man mag auch sagen , ermutigte ihn , den Reichstag im Juli 1930 aufzulsen . gso kehrte ich bei den Wahlen am 14. September 1930 in das Parlament zurck . girgend jemand hatte Philipp Wieland aus Ulm dazu veranlat , jetzt auf eine neue Kandidatur zu verzichten . Y ges waren aber , hchst legitim , neue Bewerber entstanden , mit denen ich zum Teil befreundet war - ich schlug ganz einfach vor , da jeder , der dazu Lust und Willen habe , sich in einer programmatischen Rede " bewerbe " . / hdiese Anregung ergab , da sich keiner von denen , die " im Gesprch " waren , meldete . haber der Rckgang der Stimmen erwies sich als unaufhaltbar .  hdie Fraktion hatte sich vllig gewandelt , verbessert und verschlechtert : der bisherige Parteivorsitzende Erich Koch-Weser , der wiederholt ein tchtiger Minister gewesen , meinte die Gefhrdung der Fraktion dadurch abwenden zu knnen , da er mit der politischen Gruppe des " Jungdeutschen Ordens " Fhlung nahm - diese war bis jetzt nicht im Parlament vertreten , er glaubte aber , ihren weit berschtzten Anhang gewinnen zu knnen , wenn er den Leuten einige Sitze garantierte . L hdas Experiment sollte einen gewissen Elan bekommen , indem es als eine Art Parteigrndung drapiert wurde - den Verlust alter Gefolgsleute hatte er offenbar nicht veranschlagt , er ist aber eingetreten .  hdie neue Firma hie " Deutsche Staatspartei " - ob das Wort dabei nachwirkte , das Hermann Dietrich gebraucht hatte , da im Parlament und Volk der Staatssinn zerbrselt sei und die Gruppen in den Parlamenten zu " Interessenten-Haufen " sich gewandelt htten , wei ich nicht . hdenn an den Vorbesprechungen war ich nicht beteiligt gewesen . R hdie Neuschpfung stellte eine Art von internem Staatsstreich dar ; da er im wesentlichen miglckte , hat den Urheber veranlat , die Folgerungen zu ziehen , auszuscheiden und die Parteimter niederzulegen . hDietrich bernahm den Vorsitz der Partei , Dr. August Weber den der Fraktion .  hdieser war auch mir angeboten worden . e hdoch lehnte ich ab ; es sollte nach meiner Meinung ein in seiner Freizeit und in seinen Geldmitteln unabhngiger Mann sein .  iich bernahm die " Geschftsfhrung " der Fraktion und diktierte bieder die Protokolle : ohne Auftrag , doch in vorsichtig gutem Willen , sind diese Dokumente von ein paar verwegenen " Jungdemokraten " nach 1933 leider aus dem Parteibro abgeholt und ganz einfach vernichtet w orden - schade um den Verlust der persnlichen Dokumentation aus einer turbulenten Zeit . n iwir hatten den " Jungdeutschen Orden " nie richtig ernst genommen und haben uns darin auch nach der persnlichen Berhrung nicht getuscht . t ieine eigentliche straffe Staatsidee oder Verwandtes besa er gar nicht - da er in das Wortarsenal des hohen Mittelalters griff , war verrterisch genug .  ies handelte sich ideologisch um die Gruppierung nachbarschaftlicher Einheiten - blasse Romantik zwischen dem Werden der wachsenden Industriegesellschaft mit ihren Zwngen . 6 idie Mitglieder des " Ordens " waren denn auch fr die gesetzgeberische Arbeit schlechthin unbrauchbar - ich glaube , es kam keiner auf die Idee , da , zumal in einer kleinen Fraktion , neben dem Ditenbezug einiger Flei erwartet wird . idie Herren schieden denn auch bald aus dem Verbande aus . iArthur Mahraun hatte sich dem Parlament , vielleicht seiner Grenzen bewut , fernegehalten ; er war , selber von rechts kommend , ein herber Gegner Hitlers und ist von dessen Buben geqult worden . izu der Fraktion gehrte im brigen eine Anzahl sehr qualifizierter Mnner .  iAugust Weber , der in der Blow-Zeit , also vor Jahrzehnten , in dem Kampf um die Erbschaftssteuer den linken Flgel der Nationalliberalen bestimmt hatte , kehrte in den Reichstag zurck ; Hpker-Aschoff , von 1925 bis 1931 Preuens hochgeachteter Finanzminister , verlie Regierung und Parlament , weil ihm die enge Personalpolitik , zu deren Einheitlichkeit Zentrum und SPD sich gefunden hatten , lstig und rgerlich geworden .  nun war auch Gustav Stolper in den Reichstag eingezogen ; er hatte 1929 auf dem demokratischen Parteitag zu Mannheim eine hinreiende Rede gehalten , die neben der sehr selbstndigen konomischen Programmatik auch die ethischen Elemente einer liberalen und demokratischen Staatsbetrachtung herausarbeitete .  Hamburg bot dem erst vor fnf Jahren " Zugewanderten " die Chance des breiten Wirkens , freilich in einer schlimmer werdenden Zeit , da die Zerrissenheit des Parlaments den Reichskanzler Brning veranlate , den Reichsprsidenten mit dem Notartikel 48 mehr und mehr zum Gesetzgeber zu machen .  nach der Erfolglosigkeit der Wahlbewerbung zum Reichstag im Jahre 1928 hatte ich mich , was bisher immer abgelehnt worden , berreden lassen , wieder strker in die Kommunalpolitik ein zusteigen , d. h. neben der Schneberger Bezirksversammlung das zentrale Parlament fr Gro-Berlin zu bevlkern . ich kann nicht sagen , da meine Ttigkeit dort strkere Spuren hinterlassen htte - die wichtigen Ressorts waren nun eben schon in festen Hnden . n bedeutsam fr die sptere Zeit wurde die menschliche Berhrung mit Ernst Reuter , der damals mit viel Elan das Verkehrsdezernat verwaltete . h die Polemiken mit dem Kommunistenfhrer Pieck und mit Josef Goebbels , der gelegentliche Gastrollen gab , blieben unerheblich .  ein bichen wiederholte sich der Krawall , den ich im " Kunstausschu " auffhrte , gegen den damaligen Stadtbaurat Ludwig Hofmann , einen talentierten Allerwelts-Geschmckler - er hatte das " Stadthaus " wie ein barockes Kloster angelegt und lie von seinen Krankenhusern Mappen in Radiertechnik fertigen , Dinge , die mich einfach rgerten , whrend er eigentlich nur Verehrung zu genieen gewohnt war .  in meine Zeit fiel auch die Vorbereitung der Olympischen Spiele von 1936 - die bescheidenen Vorkredite wurden von den Nationalsozialisten abgelehnt , und es war qulend , da man ein paar Jahre spter , als Hitler mit so groem Rummel dieses Fest zum Empfang der Welt zurichtete , daran nicht mehr in der Presse erinnern konnte .  das schlechthin entscheidende Ergebnis der Septemberwahl von 1930 aber war der berwltigende Sieg der Nationalsozialisten , die nach ihrem Rckgang 1928 auf 12 nun auf 107 Mandate anschwollen , Frucht vor allem der Wirtschaftsk rise , die bereits ber drei Millionen um ihren Arbeitsplatz gebracht hatte ; sie waren auch Erben der Hugenbergschen Deutschnationalen geworden , die die Hlfte ihrer Sitze eingebt hatten , doch sie teilten ihren Erfolg mit den Kommunisten , die auf 77 Sitze anstiegen und den Sozialdemokraten ein paar hunderttausend Stimmen abgenommen hatten .   kein Wunder , da die Funktionsfhigkeit der parlamentarischen Apparatur fr die Deutschen selber hchst fragwrdig geworden - auch das Ausland konnte sich , nachdem der Young-Plan doch formal angenommen war , keinen Reim auf den starken Wechsel der innerdeutschen Stimmung machen . ein Zwischenfall gab ein neues Element der Beunruhigung : ein paar Leutnants der Ulmer Garnison hatten den Versuch gemacht , dort und dort im Reich bei ihren Kameraden nationalsozialistische Zellen zu bilden .  es kam vor dem Reichsgericht zur Anklage wegen Vorbereitung des Hochverrats , und Hitler erhielt die Gelegenheit , als Zeuge sozusagen beruhigende Erklrungen abzugeben : man rechne gewi auf seiner Seite mit dem Machtgewinn , dieser werde sich aber in " legaler " Form vollziehen . 6 diese suggestive Erklrung war psychologisch auf viele Gemter nicht wirkungslos ; der Hinweis , da Hitler in seinen Aussagen der Lge und dem Bluff nicht auswich , hat die Richter bei dem Finden des Strafmaes nicht weiter beunruhigt . G ( einer der Offiziere , Ludin , ist spter in den diplomatischen Dienst berufen worden , der andere , Scheringer , hat sich in der Haftzeit , achtzehn Monate , zum Kommunisten entwickelt ) . J mir selber mute in diesen letzten Jahren deutlich genug geworden sein , da es mit meiner knappen Meinung in dem Wrterbuch , Hitler sei eben nur: eine Inflationserscheinung gewesen , nicht stimmte .  ich las , wenn auch mit viel sprachlichem und sachlichem Widerwillen , sein Buch " Mein Kampf " , las den verworrenen Rosenbergschen " Mythos des zwanzigsten Jahrhunderts " , die Schriften des Goebbels , die sich zum Teil als Erzhlung ausgaben , und die konomischen Theorien des Gottfried Feder , der mit der " Brechung der Zinsknechtschaft " die Formenwelt des " kapitalistischen " Denkens und Handelns abzulsen versprach . zu dieser Programmatik uerte ich mich hin und wieder , nun eben als ein Stck der Parteiengeschichte , ber die ich in zweijhrigem Abstand an der Hochschule fr Politik lehrte . ber einen Vortrag in Tbingen ( Februar 1931 ) brachte das Stuttgarter " Neue Tagblatt " einen verhltnismig groen Bericht - ein Stuttgarter Verlag erbat das Manuskript . dies jedoch gab es nicht , nur Notizzettel .  man schlug mir vor , dieses Material auszuweiten zu einer greren Arbeit ; daraus entstand im Laufe der kommenden Monate das Bchlein " Hitlers Weg " , dem ich den Untertitel gab : " eine historisch-politische Studie ber den Nationalsozialismus " . ich mte zu dem Werden der Arbeit einiges sagen ; denn ihre Interpretation hat mich ber drei Jahrzehnte begleitet und teils komische , teils tragische Anekdoten geliefert .  an polemischen Schriften war inzwischen schon einiges entstanden , noch nicht das erste grere Werk des Konrad Heiden , das eine genaue Kenntnis der Atmosphre im Mnchener Schwabing als Untergrund besa ; immerhin erreichte das Buch im Jahre 1932 eine achte Auflage ; die " Frankfurter Zeitung " charakterisierte den Versuch als einen politischen " Baedeker " . D Goebbels hatte es frhe gelesen und in seinem Tagebuch vom Januar 1932 notiert , mein Unterfangen sei so dumm und einsichtslos , da eine Auseinandersetzung mit ihm sich gar nicht lohne . dem Stuttgarter Verlag war es gelungen , ohne da ich an den Bemhungen selber beteiligt , eine schwedische , eine italienische , eine hollndische Ausgabe zu erreichen .  die italienische , von einem skeptischen Faschisten befrwortet , produzierte die komische Anekdote : in dem groen alphabetischen Katalog des Mailnder Verlages Bompiani figurierten wir beide H nebeneinander , und ein Freund schrieb mir , da Hitlers erster Besuch bei Mussolini meine Schrift sehr zentral in die Fenster von Buchlden gezaubert hatte - wir haben darber frhlich gelacht .  anders , als ich , nach 1949 , von einem Hollnder geschrieben erhielt , da der dortige Verleger von den Deutschen nach ihrem Einbruch in ein KZ: gesteckt wurde und dort unterging .  nach dem 30. Januar 1933 aber hatte Goebbels in Deutschland sofort die Arbeit verboten und sie auf die Liste der Bcher gesetzt , die , in einem lppischen Kopieren des Verfahrens vom Wartburggrndungsfest der Burschenschaft ( 1817 ) , im Mai 1933 vor der Berliner Universitt mit Schmhworten verbrannt wurden .  ( auch hier hatte ich mit dem H einiges Pech : ich habe mich in meinem langen Leben nie mit Sexualpathologie beschftigt , was gewi einen Bildungsmangel darstellt , aber jetzt war ich in den Aushngeksten der Universitten Vordermann von Magnus Hirschfeld , von Max Hodann geworden ) ] . nach 1945 legte mir ein junger Freund nahe , das Buch eben als Baedeker eines frhen Wanderversuches neu herauszugeben , aber ich lehnte natrlich ab . denn das htte als eine Verharmlosung dessen gewirkt , was wir , die einzelnen und das Volk , erlitten hatten .  auch einem amerikanischen " Berater " , einem Professor Dorn , der das Buch drben gelesen hatte und mir Freundlichkeiten sagen wollte , mute ich ablehnend antworten : das Buch liege falsch , daran sei mein Vater schuldig , der seinen Shnen eine Erziehung des brgerlichen Anstandes gegeben habe . ] der Mann hat die Geschichte von der " Schuld " des Vaters dort und dort erzhlt .  aber nach 1949 nderte sich das : eine zeitlang wurden in der Presse der Sowjetzone Stellen gelassener Ironie zitiert , das wurde den Leuten nach einigen Jahren zu langweilig , oder vielleicht zu unglaubhaft , bis auch in der Bundesrepublick die alten Nazis wieder publizistisch antraten . sehr lehrreicher Vorgang ] .  wo es sich um einfache Bosheit handelte , war wenig dazu zu sagen - ich kann es niemanden verwehren und habe es niemanden verwehrt , mich zu hassen , wenn es auch ein bichen viel war , lesen zu mssen , da ich mir mit der Hitlerschrift frhzeitig eine Art von Alibi htte verschaffen wollen fr die Zeit , deren Einbruch ich offenbar gesprt habe . doch das Allgemeine dieser Erfahrung : den Deutschen war in den bsen Jahren der Sinn fr die Sprache der Ironie verlorengegangen , den sie im Grunde nie ganz besessen hatten . u+ Politische Reisen +u .  meine mangelnde Sicherheit im Gebrauch fremder Sprachen zwang mich zur Zurckhaltung gegenber den mancherlei Verbnden und Kongrelein , die in den letzten Jahren von wohlwollenden Leuten gegrndet waren ; menschliche Beziehungen , zumal zwischen Abgeordneten , sollten die Bemhungen der Diplomaten , auch auerhalb der Vlkerbundkonferenzen , durchwrmen . das AA: wnschte , das irgendwie auch der Deutsche Reichstag durch eine Mitwirkung dabei sichtbar werde . 9 so kam ich , ohne da ich bei einem der Verbnde aktives Mitglied gewesen wre , 1931 nach Athen und nach Warschau ; im ersten Fall zu einer Sitzung der f+ " Partis radicaux et liberaux " +f , im zweiten der f+ " Amitie des peuples " +f - deren frhere deutsche Teilnehmer waren ausgeschieden , Koch-Weser durch seinen Rcktritt , Erkelenz , der bei der Begrndung der Staatspartei den Weg zur Sozialdemokratie einschlug , ohne dort noch eine Rolle spielen zu knnen , Ludwig Haas war gestorben .  auf Wunsch des Minister Curtius entschlo ich mich zu den Experimenten - die Fahrt nach Griechenland war sozusagen leichter , weil mein Begleiter , der Fraktionskollege Ernst Lemme r , einen Teil seiner Gymnasialzeit in Frankreich absolviert hatte und bei den offiziellen Geschichten seinen Mann stellte . jes waren wunderbare Tage . 0  jin den politischen Debatten spielten die Balkan-Spannungen eine Hauptrolle - es war nicht ohne Eindruck geblieben , da auf der nchtlichen Fahrt von Nisch sdwrts bis Saloniki alle hundert Meter ein bewaffneter Soldat postiert war - der Regelung der Grenzfragen stand die Sorge um die mazedonischen Komitadschis entgegen , die auch auf dem Kongre durch die wohlmeinenden Reden nicht ausgewischt wurde .  jdie Franzosen hatten eine stattliche Delegation gesandt ; ich fand mich bei einigen der Exkursionen ganz gut mit dem Radikalsozialisten Yvon Delbos zusammen , der in Paris das groe Provinzblatt f+ " Depeche de Toulouse " +f vertrat ; wir waren milde miteinander ; er verstand , wenn ich langsam sprach , so viel Deutsch wie ich das entsprechende Franzsisch . < jwir haben uns denn auch brav nachher unsere Aufstzlein geschickt . s jDelbos war spter kurze Zeit Minister und konnte 1940 vor den Deutschen noch in die Emigration fliehen ; doch hat er keine fhrende Rolle mehr gespielt . ` jdie strkste Figur bei den Griechen war Papanastasiu , der die Opposition fhrte , bei einem der Empfnge stellte sich auch , mit einem schwarzen Kppchen auf dem Haupt , der alte Venizelos ein - er lie spren , da er in dem Kreise der einzige Mann war , der seinen Namen bereits nicht nur in die nationale , sondern in die europische Geschichte eingetragen hatte . C jbei einer Tischrede - ich hielt sie natrlich deutsch - passierte mir ein herber Migriff ; ich wollte ein bichen protzen und zitierte einen Homer-Vers , den aber kein Mensch verstand . jso mute ich ihn auf ein groes Stck Papier schreiben - nach fast dreiig Jahren zum erstenmal wieder griechische Buchstaben ] . kist das tau richtig oder gehrt hierher ein theta ? . kich war vergngt , als man mir sagte , da alles richtig sei . kdoch wollte ich noch einiges vom alten Hellas sehen . kda hatte ich unverdientes Glck .  kdenn als ich mich wegen der Mglichkeiten auf dem Reiseb ro erkundigte , verhandelte dort eben ein junger Kopenhagener Kommunalbeamter , und dieser tchtige Mann , offenbar nicht von Tagessorgen geqult , hatte sich auf Neugriechisch umgestellt - so sprach er auch mit dem Schalterbeamten .  kwir verstndigten uns rasch , da wir zusammen fr einige Tage ein Auto mieten wollten - es ging ber Daphni , Megara , Korinth , das von einem Erdbeben noch halb in Trmmern lag , nach Mykene , Tiryns , Nauplia , spter mit einem Bhnlein den Korinthischen Meerbusen entlang nach Olympia - Delphi war in der groen politischen Gesellschaft schon besucht worden .  [kauch die verwegenste Phantasie htte nicht die Prophezeiung gewagt , da ich ein knappes Vierteljahrhundert spter dieses wunderbare Land noch einmal sehen wrde , jetzt intensiver unter gelehrter Fhrung , als Bundesprsident und Gast des Knigspaares . _ .kich glaube , als ich das mir aus mancher Abbildung vertraute Lwentor von Mykene zeichnete , kam mir zum erstenmal der Gedanke , welche andere Schattierung der deutsche Klassizismus erfahren htte , wenn Goethe einmal hier gewesen wre und die Antike nicht wesentlich in den rmischen Kopien , in der Interepretation durch Winckelmann kennengelernt htte . <kder Besuch in Warschau war anspruchsvoller , wenn man so will , schwieriger . ` (kdenn die Kmpfe um Oberschlesien , die sich nicht auf international kontrollierte Abstimmungen beschrnkten , sondern auch militanten Charakter angenommen und damit eine Legende geschaffen hatten , waren noch in dem Bewutsein der beiden Nationen ; aber wohl noch strker die groen strategischen Mhen , den Kern Polens aus dem russischen Reichskrper auszuscheiden .  +lder fhrende Mann des Kongre war denn auch ein frherer Duma-Abgeordneter , Lewinski , der zweifellos von einem antirussischen Komplex nicht frei war ; er hatte so sehr auf unsere diplomatische Mission eingewirkt , da Deutschland teilnehmen mge . !lim Unterschied zu Athen waren vor allem die skandinavischen Staaten vertreten .   &lich wohnte in der Gesandschaft , die bis vor kurzem durch Ulrich Rauscher bis zu seinem frhen Tod verwaltet wurde ; dort sa jetzt der Gesandte Hans Adolf von Moltke , dem ich im Stolperschen Kreise begegnet war , eine liebenswrdig besonnene Natur . Q ldie Polen hatten mir einen gebildeten jungen Mann , der in Deutschland studiert hatte , als Fhrer beigegeben , und da ich nie einen antipolnischen Komplex besessen hatte , ging es im Menschlichen sehr gut . " lich kann nicht sagen , da ich der polnischen Geschichte je ein Spezialstudium zugewandt htte , aber immerhin , die Bauten , die auf August den Starken von Sachsen zurckgingen , die Spuren des Berliner Frhklassizismus aus dem Intermezzo , der nach der dritten Teilung Polens die Stadt dem preuischen Machtbereich eingegliedert war , gaben eine unberhrbare Lehrstunde . w lnun mute ich , da fr die Redefolge die franzsische Benennung magebend war , fr Allemagne den Reigen erffnen - von diesen Dingen sprach ich also nicht .  ldoch von dem Museum der polnischen Emigration in dem Schlo am Zrcher See , Rapperswil , das ich vor Jahren einmal mit einer gewissen Rhrung genau besichtigt hatte , von dem herrlichen Reymontschen Roman " die polnischen Bauern " , der mit dem Nobel-Preis ausgezeichnet war - ich hatte ihm eine groe , sehr warme literarische Wrdigung gewidmet .  mso hatte ich offenbar den rechten Ton getroffen , denn die Polen wie auch die Herren unserer Vertretung bedrngten mich , zustzlich mit nach Krakau zu fahren , wohin der Fhrer der franzsischen Delegation , der frhere Finanzminister Nogaro , von der Universitt zu einem Fachvortrag eingeladen war . v mich ahne nicht , ob dieser Professor als praktischer Staatsmann in dem franzsischen Haushalt- und Steuersystem lnger wirkende Spuren hinterlassen hat , er war ein Gelehrten-Typ , wissenschaftlich sehr anerkannt , der sich auch in den Figuren der deutschen nationalkonomischen Schulen einigermaen auskannte , sein Vortrag war l ehrhaft und ganz ohne den Schwung , den man der franzsischen Rhetorik nachrhmt . F maber Krakaus Schnheit war beglckend , das Schlo auf dem Wawel-Hgel , in den wichtigen Teilen von lombardischen Meistern geformt , der groartige Marinealtar des Veit Stoss im Dom - damals wurde er noch von den Polen als ihr Landsmann beansprucht , bis ein polnischer Kleriker in einer Urkunde ihn als f+ civis: Horbensis: +f verzeichnet fand ( was meinem schwbischen Gemte , wenn er auch ein recht wilder Brger gewesen , wohlgetan hat ) . S mPolitisch am interessantesten aber wurde das Abendessen im kleinen Kreis von Universittslehrern und hohen stdtischen Beamten ; wir verstndigten uns leicht , wie zwecklos der um Lappalien gefhrte Handelskrieg sei . W maber , der wurde wohl fr Nogaro fast etwas peinlich: ich bemerkte , da nach einiger Zeit eigentlich nur mehr deutsch gesprochen wurde , nachdem ich als f+ rara: avis: +f , seltener Vogel , besonders begrt worden war . { ]ndie Leute stammten wohl alle noch aus der k. und k. Monarchie ; das Deutsch war ihnen auch aus der eigenen Stadtgeschichte mit ihrem magdeburgischen Recht vertrauter als Franzsisch . $nich habe spter dankbar , als Polen von dem Hitler-Deutschland mit Krieg heimgesucht wurde , gerade an diese Stunden zurckgedacht .  *ou+ Ausgang der " Weimarer Zeit " +u .  )odas Ausscheiden der " Jungdeutschen " aus der staatsparteilichen Fraktion konnte nicht als eigentlicher Verlust gewertet werden , nach meiner Erinnerung war auch in dieser Richtung keinerlei menschliche Vertrauensbeziehung entstanden , aber zunchst verlor die briggebliebene Gruppe die Fraktionsstrke . ;oals ein Mitglied der auch zertrmmerten Wirtschaftspartei und ein liberaler Mann des " Landvolkes " sich als " Gast " meldeten , war dieser klgliche Zustand ausgeglichen . ^odoch war es mit der Arbeit in dem Stile , der noch vor ein paar Jahren gelten mochte , nicht mehr weit her .  v -oim wesentlichen regierte jetzt die zum Teil sehr qualifizierte Ministerialbrokratie mit dem Artikel 48 der Verfassung , an den Brning den Reichsprsidenten gewhnt hatte - der Reichstag verzichtete auf einen Einspruch , denn man mute damit rechnen , da ein Nachfolger Brnnings den Aufstieg der Nationalsozialisten und der Kommunisten , bei dem Anwachsen der Arbeitslosigkeit , nicht werde abbremsen knnen . /odie Vortragsttigkeit im Lande offenbarte aber den vollkommenen Verfall der politischen Sitten . 6 oman mute jetzt gewrtig sein , da auch in Stdten , wo man seine traditionelle Zugehrigkeit zu erwarten hatte , SA:-Gruppen verteilt oder geschlossen , den Versuch machten , durch Liedersingen das ganze Unternehmen zu stren - in Wiesbaden etwa kam es so weit , da Jugendliche Feuerwerkskrper zur Entzndung und zum Krachen brachten , bis die Polizei eingriff und , wie ich mir nachher erzhlen lie , die Burschen in dem Vorraum des staatlichen Saales nach Strich und Faden verprgelte . pes sind aus dieser Zeit manche trben Erfahrungen im Gedchtnis geblieben . b pdabei hatte mir Heinrich Himmler eine Anekdote geschenkt , mit der ich , zumal in Wrttemberg , einigen Beifall erntete . per hatte , da seine Partei jetzt ein so gewichtiger Faktor im Parlament geworden , ein Bchlein " der Reichstag 1930 " selber geschrieben oder schreiben lassen ; und unter dessen jdischen Mitgliedern war auch ich aufgefhrt .  pdiese Schrift , die sonst an Unfug und Unwahrheiten genug enthielt , pflegte ich bieder mit ans Rednerpult zu nehmen : " nun stammst du vterlicherseits aus einer jahrhundertealten Neckarschifferfamilie , mtterlicherseits lauter Frster durch viele , viele Generationen , zwei Berufe , in denen sich nach der Statistik sehr selten , wahrscheinlich gar nicht jdische Menschen befanden , aber diese Nazis kommen doch hinter alles ... " . 3 pin Schwenningen wurde ich von dem Naziblatt , das ein Trossinger Industrieller gegrndet hatte , als " der bekannte Jude und Freimaurer " begrt , und die dortigen Demokraten bedrngten mich , Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten . pich mute den Leuten klarmachen , da das schlechterdings nicht gehe , da ich sehr nahe Freunde jdischer Herkunft besitze oder solche , die Mitglieder einer Loge - nun mten ja diese durch solchen Akt sich beleidigt fhlen .  pimmerhin schrieb ich eine " Berichtigung " nach dem bekannten Paragraphen 11 : " Unwahr ist , ... , wahr ist vielmehr , ... " nach Berlin zurckgekehrt , fand ich die Antwort der Redaktion , sie wrden nur der Wahrheit entsprechende Mitteilungen aufnehmen .  |qdas ging mir denn doch etwas zu weit . @ ,qich erstattete jetzt wirklich Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Rottweil wegen Mihandlung des Pressegesetzes . F %qdas Amtsgericht Tuttlingen verhandelte die Sache ; ein frherer Hrer von mir , der mit mir in Fhlung geblieben war , war dort Redakteur ; ich machte ihn auf diesen " Proze " aufmerksam . i _qder Brief , den er mir schrieb , war amsant ; das wisse in Wrttemberg jedes Kind , da ich kein Jude und kein Freimaurer sei . Y >qder Amtsrichter verdonnerte die Leute zu dreiig Mark Strafe und zum Abdruck meiner Zeilen - aber deren Zusatz warf Licht in die kommenden Jahre : ob nicht die Groeltern jdisch gewesen , sei damit noch keineswegs gesagt . Q ?qdieser Ahnenkomplex , der nachher eine so tragische Rolle in vielen Familien gespielt hat , ist mir also frhe genug gemeldet worden - ich nahm ihn damals nur als die Frechheit eines drftigen Journalisten . qdie internationale Lage blieb arg verworren . H qBriand hatte sich zur Kandidatur fr die franzsische Staatsprsidentenschaft bereitgefunden , war aber unterlegen - mute dies als eine Absage an seine Ausshnungspolitik gedeutet werden ? . qer war verbittert , behielt dann doch sein Ressort in einem Kabinett , das Laval in Paris gebildet hatte .  m qder war fr die Deutschen noch so wenig Figur geworden wie Henderson , der jetzt in England die Leitung der Auenpolitik bernommen hatte . qbeide Mnner hielten dafr , die Maschine der Vlkerbund-Paragraphen lasse sich entwickeln . # raber es erwiesen sich dann die vlkerpsychologischen Schwierigkeiten : den grten Raum beanspruchte die irgendwie befriedigende Regelung der volkhaften Minderheitenrechte , ein komplizierter Stoff , der fast ausschlielich dem deutschen Volke mit seinen vielerlei alten Siedlungsbezirken stlich und sdstlich vom groen Kernland den Anla zu Klagen und Anklagen gab .  rdiese aber waren ja wesentlich in den Bedingungen des Versailler Vertrages festgelegt - also das qulende , an sich nicht unverstndliche peinliche Reagieren der " Welt " , als ob die Deutschen mit dessen herben Tatsachen sich nicht abgefunden htten und nie abfinden wrden .  reinen aktuellen Charakter fand diese ganze Problematik der Revisionsmglichkeit der Pariser Vorortvertrge , als zwischen Berlin und Wien , wo jetzt der frhere Bundeskanzler Dr. Schober das Auenministerium verwaltete , 1931 vorsichtige Gesprche eingeleitet wurden , zwischen den beiden Staaten eine Zollunion abzuschlieen ; diese mute ja vor allem fr wer so zu schwindeln versteht , hat alle Glaubwrdigkeit verloren . W raus der Krisenhaftigkeit herausgefhrt werden sollte : Curtius wagte diesen Schritt , von seinem neuberufenen Staatssekretr B. W. von Blow untersttzt ; auch Gustav Stolper wurde zur sachkundigen Beratung herangezogen . `rdoch der Versuch milang ; Henderson , um den Genfer Rat politisch nicht zu berlasten , fand den Ausweg , die ganze Fragestellung an den Haager Gerichtshof abzuschieben . :rder fllte einen zweideutigen Spruch - es fand sich keine Mehrheit , welche die Vereinbarkeit des Abkommens mit der Formelwelt des sterreichischen Friedensvertrags bejaht htte . #rdas war eine Niederlage - ein " Sieg " htte vielleicht auch eine Erleichterung gegenber der innenpolitischen Opposition der " Rechten " gebracht . @jetzt wirkte solcher Ausgang seelisch als Katastrophe .  'das Absinken der Beschftigung , die Bankenkrise , das Abziehen der Auslandskredite gefhrdeten auch die im Young-Plan immerhin weiter vorgesehenen , wenn auch reduzierten Transfer-Leistungen Deutschlands , auf die sich vor allem Frankreich angewiesen fhlte .  =in dieser prekren Lage tat der neue Prsident der USA: , Herbert Hoover , ein hervorragender Techniker und Geschftsmann , einen rettenden Schritt : er schlug vor , im Juni 1931 , da fr ein Jahr fr alle internationalen Zahlungen aus den politischen Vertrgen ein Moratorium ausgesprochen wrde . "Deutschland hatte allen Grund , aufzuatmen ; doch machte es der amerikanischen Diplomatie , obwohl sie ihrem Land am meisten zumutete , noch reichlich Mhe , Frankreich zum Mitmachen zu gewinnen . denn es schien so , da im deutschen Nachbarland Hoovers Schritt volkspsychologisch nicht in seinem vollen Gewicht gewrdigt wurde ; die nationalistischen Kundgebungen wuchsen .  aihren Hhepunkt erreichten sie im Sptjahr 1931 , da Hugenberg und Hitler eine gemeinsame Kundgebung in Bad Harzburg veranstalteten , bei der auch der " Stahlhelm " , damals noch unter der Doppelfhrung eines Magdeburger Fabrikanten Seldte und des Oberstleutnants Duesterberg , mitmachte ; die " Sensation " wurde die Teilnahme von Hjalmar Schacht . g bin einem spteren Gesprch mit dem sehr gescheiten und sachlich denkenden Fh rer der wrttembergischen Sozialdemokratie , Wilhelm Keil , meinte dieser , Schacht sei einer der begabtesten Menschen gewesen , bei dem die Intelligenz sich mit dem fragwrdigsten Charakter verbunden habe - er drckte sich derber aus ; ich war milder : " ein Mann , der nicht im Schatten leben konnte " .  L cer sprte , und nicht blo jetzt , was unterwegs war , und er empfahl sich der kommenden Herrschaft , indem er , vermutlich wider besseres Wissen , einen neuen Verfall der deutschen Whrung ankndigte . E ddamit wollte er nicht nur seinen Nachfolger in der Leitung der Reichsbank , Dr. Hans Luther , treffen , mit dem er bisher sich in den Ruhm teilte , 1923 die Inflation berwunden zu haben . eder Mitbegrnder der Demokratischen Partei stellte sich Hitler zur Verfgung .  fspter half er ihm , mit verwegenen Manipulationen , die staatliche Arbeitsbeschaffung und den Neuaufbau der " Wehrmacht " zu finanzieren , bis auch er die Grenzen sah , die kommenden Schatten , und es fertigbrachte , zum Mrtyrer des Dritten Reiches zu avancieren . V gsein Benehmen in Harzburg hat ihm die scharfe Abwehr des Finanzministers Dietrich eingetragen , aber was bedeutete ihm , hartschlgig wie er schon war , der Zorn eines Mannes , der unter den Sorgen seines Amtes sthnte . hdie innerdeutschen Fragen erfuhren zum Frhjahr 1932 sozusagen ganz automatisch ihre Komplikationen : die verfassungsmig auf sieben Jahre festgelegte Amtsdauer des Reichsprsidenten von Hindenburg ging zu Ende . + i1925 hatten die Nationalsozialisten mit Ludendorff als ihrem Kandidaten das Rennen - sehr erfolglos - gewagt ; der General hatte inzwischen unter dem Einflu seiner zweiten Frau , die eine neue vlkische Religion zu begrnden begonnen , alles getan , seinen Kriegsruhm auszulschen , hatte sich mit Hitler berworfen , und als er sich weigerte , bei der Weihe des sogenannten " Tannenberg-Denkmals " an der Seite seines ehemaligen Chefs die bliche Parade einiger Reichswehrformationen abzunehmen , wute man , wie es menschlich um das Verhltnis der alten Kameraden bestellt war . 5 die Nationalsozialisten wrden diesmal gewi Hitler selber ins Gefecht schicken , der durch seine rastlose Propagandattigkeit und durch den Aufstieg seiner Partei auch bei einigen Landtagswahlen bereits zur Legen denfigur geworden war . t Brning vermochte es , Hindenburg zu einer zweiten Kandidatur zu gewinnen - er mochte sich wohl sagen , der Marschall war inzwischen vierundachtzig Jahre alt geworden , da dies eine Verlegenheitslsung sei , aber die Sorge vor Hitler veranlate die Mitte und: die Sozialdemokraten , auf einen eigenen Bewerber zu verzichten ; die Kommunisten blieben bei ihrem Thlmann , der einen starken Aufstieg erreichte .  aber auch Hugenberg wollte nicht resignieren ; er prsentierte den zweiten Vorsitzenden des Soldatenverbandes " Stahlhelm " , den Oberstleutnant Duesterberg , der sich in sozialpolitischen Sonderaktionen eine gewisse Achtung hatte schaffen knnen .  doch eine eigentliche Konkurrenz fr den " bhmischen Gefreiten " , wie Hindenburg Hitler genannt hatte , war der Oberstleutnant nicht , und sein ffentliches Wirken war nach dem Januar 1933 bald zum Ende gelangt , als Goebbels " enthllte " , da ein Grovater Duesterbergs jdischer Herkunft gewesen . c bei dem ersten Wahlgang fehlten Hindenburg nur wenige Prozent an dem Sieg , der ihm im zweiten ( 10. April 1932 ) zufiel . d Duesterberg hatte seinen Whlern jetzt die Parole fr: Hindenburg gegeben , Hugenberg ihnen die Entscheidung freigestellt . 6 die Thlmann-Stimmen sanken um eine Million , die offenkundig zu Hitler bergingen - es war eine unmgliche Aufgabe , den beralterten Marschall drauen zu empfehlen , weil der Gesundheits- und Geisteszustand des Greises ins Gerede kam . jdas hat auch ni emand erwartet - immerhin konnte Brning , der mit letzter Hingabe seiner Krfte fr den alten Herrn warb , den Ausgang als seinen: Sieg betrachten .  kdoch es war ein Pyrrhussieg . i lbald mute der Reichskanzler erfahren , da die Regierungsfhrung in dem Stil der beiden letzten Jahre ihrem Ende sich zuneige .   mer selber hatte den Glauben , da auch die Erleichterung der auenpolitischen Lage erreichbar sei - die Verhandlungen mit England und mit Amerika verliefen in einer gnstigen Atmosphre , in Frankreich war zwar Aristide Briand gestorben , aber Herriot , der 1923 Poincare abgelst hatte , war als Chef einer neuen Regierung in Tardieus Nachfolge getreten - da ergaben sich immer wieder innerdeutsche Schwierigkeiten . nBrning errang noch einen starken parlamentarischen Erfolg , als er sich einem Mitrauens-Antrag stellte .  oich erinnere mich der Situation so deutlich , weil ich an diesem Tag , 11. Mai 1932 , auch die eigene Abschiedsrede im Reichstag hielt , eine scharfe Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten , die nur mehr gelegentlich noch im Plenum erschienen .  pBrning war so freundlich , erst nach: meiner Rede zu sprechen , so da ich , in der Erwartung seiner: Darlegungen , einen anstndig besetzten Saal vor mir hatte und den Gring , Goebbels , Frank hbsche Antworten auf ihre Strversuche geben konnte . o qes mag gestattet sein , um etwas von dem Inhalt der politischen Auseinandersetzungen in der verwirrten Zeit und von der Tonlage der Polemik unmittelbar zur Anschauung zu bringen , meine letzte Rede hier als " Dokumentation " ganz einfach zum Abdruck zu bringen - eben auch mit der Technik , in der die Parlamentsprotokolle Zwischenrufe , Zuspruch und Abwehr notieren : " meine Damen und Herren ] . rder Reichstag ist auf einmal in die merkwrdige Lage gekommen , ein Lob in den Zeitungen zu erhalten , das sonst fragwrdig erschien : da er " langweilig " geworden: sei .  wir sind alle gezwungen , festzustellen , da die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gestern durch den Abgeordneten Strasser , mit dem auch ich mich nachher noch beschftigen werde , in der Haltung seiner Rede mitteilen wollte , sie wolle jetzt dem Parlament , dem sie bisher nur ihre Strungen gewidmet hat , zu dem sie bisher in scharfem Gegensatz stand , sachli ch dienen . ja , es geht die Legende durch das Land , da die Herren sich knftig an den Ausschssen und sogar an deren Arbeit beteiligen wollen .  ich glaube , wir alle sind recht froh darber , wenn die Herren jetzt kommen ; wir wollen sehr dankbar sein , wenn da etwa Herr Gregor Strasser vor dem Zwang steht , der fr uns alle erwnscht sein mu , das groe Panoramagemlde der deutschen Zukunft , das er uns gestern entwarf , in die Form von juristisch gefaten Paragraphen zu bringen , ( sehr gut ] ) wobei wir dann mit ihm gemeinsam in der Lage sind , die sozialen , wirtschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen und Folgen seiner Vorschlge zu prfen , eine Mglichkeit , die die Herren uns bis heute noch nie gewhrt haben . doch davon spter mehr . zunchst einige Anmerkungen zur Auenpolitik: . ich knpfe an die Rede des Herrn Gring an , an seine Kritik des Kanzlers . Herr Gring sagte in seinen Darlegungen ber die Abrstungskonferenz: , er knne da nur Mierfolg nach Mierfolg sehen ; ein Nichts sei herausgekommen ; nur eine vllig neue Form der deutschen Vertretung knne auf diesem Gebiet etwas erreichen . f ~Herr Gring , von Ihnen htte ich nicht erwartet , da Sie hier im Reichstag , also in voller Verantwortung , die propagandistischen Naivitten Ihrer Versammlungsreden wiederholen und dem Kanzler vorwerfen , nicht er , sondern der italienische Auenminister Grandi habe die Rede gehalten , die eigentlich der Kanzler und der Auenminister des Deutschen Rei chs htte halten mssen . 0  sverehrter Herr Gring , Sie scheinen nicht ganz begriffen zu haben , oder Sie wollten davon keinen Vermerk nehmen , da sich in der Zwischenzeit auf der Abrstungskonferenz etwas nicht ganz Unerhebliches vollzogen hat : der ble , von Deutschland abgelehnte Konventionsentwurf mit seinen gequlten Ausflchten und gefhrlichen Auswirkungsmglichkeiten ist durchaus in die zweite Linie gedrngt ; wir sind soweit , da die Abrstungsvorschriften: des: Versailler: Vertrags: selber in gewissem Sinne als Modell der Kommissionsverhandlungen anzusprechen sind . # tder Kanzler und Auenminister verdient nach meiner Meinung unseren Dank , da er im Februar nicht aufgeregt und nicht nach innenpolitischem , billigem Beifall schielend , sondern ruhig , bestimmt in staatsmnnischer Verantwortung die deutsche moralische Position vertreten hat - nur Naivitt oder bser Wille kann den Vorteil bersehen , der darin liegt , da die gleichen Mchte , die uns in Versailles die Bestimmungen ber die deutsche Abrstung aufgezwungen haben , und Italien wie Amerika gehrten zu ihnen , nunmehr von sich aus die bertragung dieser gleichen Bestimmungen auf die anderen Mchte zu betreiben beginnen . D udabei spielt die Sache sich nicht ab nach dem Katalog pazifistischer Beteuerungen ; der grte notorische Pazifist in der Welt ist heute ein sehr realer Faktor , die Pleite aller Vlker . vvon dieser Seite her hat das Abrstungsproblem ein ganz neues Gewicht erhalten .  wals der Vertreter der Vereinigten Staaten vortrug , welche Bedeutung der technischen: Entwicklung: in: den: Angriffswaffen: zukommt , welche Summen jede solche immer raffinierte Kriegsmaschine kostet , wie sie aber alle in der Gefahr stehen , samt dem in sie investierten Kapital durch immer neue Erfindungen sachlich entwertet zu werden , was die rein technische Entwicklung fr einen Einflu auf die fortgesetzte Entwertung des Kapitals hat , von diesem Augenblick an ist die neue Zwangssituation auch der Vlker deutlich geworden , die heute hochgerstet sind .  xich habe nur eine Sorge , da , wenn jetzt die Entwicklung auf der Abrstungskonferenz in die technischen Kommissionen verlegt wird , dort eine Versteifung eintritt ; denn es ist fast wider die Natur des Menschen , von Offizieren als Sachverstndigen dort zu erwarten , da sie Beschlsse vorbereiten , die ihren Beruf und ihre Arbeit sozusagen berflssig machen . [ y( sehr gut ] bei der Staatsparteilichen Fraktionsgemeinschaft ) . ~ zwir mssen uns also darber klar sein : die Entscheidung mu absolut von der politischen Seite her gefunden werden , sie kann nur dort gefunden werden . Das Abrstungsproblem: bleibt fr uns in erster Linie eine Frage der: deutschen: Sicherheit: , unterbaut durch unseren moralischen Anspruch ; zu ihrer Lsung gehrt , da sie als europische Frage begriffen werde . k da sie dies ist , ist durch nichts so deutlich geworden wie durch das Echo , das neulich die Alarmnachrichten ber Danzig gehabt haben . ~sie mgen unrichtig gewesen sein . ~da sie nicht blo bei uns , sondern in der Welt als Mglichkeiten geglaubt werden konnten , hat blitzartig die ganze Lage beleuchtet . $ ~Herr Kollege Gring hat gestern von dem Ergebnis der Memeler: Wahlen: gesprochen . ~ich glaube , da hier im Hause jedermann , bei allen Parteien , nicht nur mit Spannung , sondern auch mit einem sicheren Gefhl des Ausgangs der Dinge auf die Entwicklung im Memelland gesehen hat . ~der Kollege Gring hat gemeint sagen zu drfen , dies sei ein Verdienst der Hitlerbewegung . ~wollen wir damit anfangen , Fragen des Auslanddeutschtums unter die binnenparteiliche Bewertung zu stellen , und dazu mit so fraglichem Recht ? .  ~nein .  ~warum dies nicht ? .   ~weil dies bisher die fast einzige Provinz des gesamtdeutschen Problems gewesen ist , aus dem alle , von Dr.Breitscheid bis zu Herrn von Freytag-Loringhoven , wir alle , die wir an diesen Dingen teilnehmen , die parteipolitische Bewertung bewut und erfolgreich drauengehalten haben . [ ~( sehr gut ] bei der staatsparteilichen Fraktionsgemeinschaft ) . ~ich sehe mit groer Sorge , nicht mit parteigetnter , sondern mit sachlicher Sorge , da von Ihrer Gruppe innerhalb des Auslandsdeutschtums: spezifisch parteipolitische Organisationen aufgezogen werden sollen . M ~ich will mich jetzt nicht darber unterhalten , da es nationalpolitisch wenig taktvoll ist , in " Bolzano " und " Merano " nationalsozialistische Vereine zu grnden ; das steht auf einem anderen Blatt . ~aber sie mten von Ihrer Verantwortung spren , was es an Gefahren bedeutet , das Auslandsdeutschtum zum Mittrger oder Mitopfer der bsen innerdeutschen Streite zu machen , wie es in Ihren Reden angeklungen ist . ~und ein anderes darf ich noch sagen , verehrter Herr Gring .  sdas , was die staatspolitische: Grundauffassung: der: Nationalsozialisten: ist , jenes Prinzip vom " Staatsbrger " , der nur sein kann , wenn er " Volksgenosse " ist , ist gerade fr die Volksdeutschen drauen eine gefhrliche Geschichte , wenn nmlich die anderen Vlker und Staaten dahinterkommen .  sdas beginnt jetzt schon in Rumnien damit , da sich Teile der rumnischen Nationalisten auf die 25 Punkte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei beziehen , wenn es sich darum handelt , das Staatsbgerrecht unserer Siebenbrger und der sonstigen deutschen Volksgenossen im rumnischen Staat zu krnken . s( hrt ] hrt ] links - . ; sZuruf von den Nationalsozialisten : das haben die ganz unabhngig davon gemacht ] ) .  sdie rumnischen Nationalisten lesen nach was Sie ber Minderheitenprobleme in Deutschland sagen , und sie sehen , da die deutschen Nationalsozialisten den sogenannten " Volksgenossen " und den sogenannten " Staatsbrger " verschieden ansehen und behandelt wissen wollen .  sdie Folge ist , da , wenn die anderen Vlker das staatsbrgerliche: Prinzip: der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zu ihrer Staatskonstruktion verwenden wrden ( Sie wollen damit die paar hunderttausend Juden bei uns in Deutschland treffen ] ) , da dann die Millionen deutscher Volksgenossen drauen in eine gefhrliche Lage kommen , ich bin in groer Sorge , da Ihre Argumentation auf andere Lnder bergreift .  {s( Abgeordneter Dr. Frick : die deutschen Volksgenossen im Auslande werden doch schon lngst unterdrckt , weil wir unter Ihrer Regierung schwach sind ] ) - verehrter Herr Dr. Frick , das wissen wir genauso gut wie Sie , da diese Volksgenossen unterdrckt werden , wissen aber auch , da sie in dem Kampf um ihre kulturelle und politische Autonomie jede mgliche sachliche und moralische Untersttzung von Deutschland her erhalten . AtOffenbar verstehen Sie von diesen Dingen nichts , weil Sie sich mit ihnen noch nie ernsthaft auseinandergesetzt haben .  Bt( Abgeordneter Gring : ein kraftvolles Deutsches Reich ist die beste Untersttzung ] ) - gewi , aber Sie gehen an die Deutschen des Auslandes heran, um das Mutterland , diese Herberge des Deutschtums , bei den Deutschen des Auslandes herunterzureien und seinem Staat die moralische Kraft und Wrde zu rauben ] . Ct( lebhafte Zustimmung in der Mitte bei den Sozialdemokraten - . [ DtWiderspruch und andauernde Z urufe bei den Nationalsozialisten ) . Etdarf ich jetzt weitergehen und die auenpolitische Auseinandersetzung noch etwas fortsetzen ] . Ft( Abgeordneter Dr. Goebbels : was wollen Sie eigentlich in diesem Hause ? . Gtsie haben ja gar keinen Anhang mehr ] ) - .   HtHerr Dr. Goebbels , ich vertrete hier meine Auffassung , ( Abgeordneter Dr. Goebbels : ihre Auffassungen wollen wir gar nicht hren ] ) und Sie haben einmal einen Augenblick die Freundlichkeit , Ihr erregtes Getue zu migen, soweit Ihnen das mglich ist . Itich werde mir nachher das Vergngen machen , mich auch mit Ihnen noch etwas zu unterhalten . taber Sie mten eigentlich wissen , da Ihnen fr diese Reichstagssession f+ in toto +f ein anstndiges , manierliches und biederes Verhalten zur Auflage gemacht worden ist . tdas gilt doch wohl auch fr Sie . + t( Heiterkeit und Zurufe in der Mitte und bei den Sozialdemokraten ) . | tich mchte Sie deshalb bitten , diese Anweisung auch whrend meiner Rede mit zu bercksichtigen . . t( erneute Heiterkeit in der Mitte und bei den Sozialdemokraten ) .  tals wir vor zwei Jahren in den Kmpfen um den Young-Plan: standen , da hatten wir die Hauptauseinandersetzung um die Frage zu fhren , ob denn die gegenwrtige politische Kombination es auf sich nehmen knne , die kommenden Generationen , wie man sich ausdrckte , zu " versklaven " . c }uheute schon wagt man selbst bei der Agitation das Wort kaum mehr zu gebrauchen ; die Entscheidungen sind zusammengerckt . Jugewi : Frankreich: wird noch einmal um die juristische Formenwelt des Young-Plans kmpfen . Kuwir stehen heute vor der Groteske , da die Englnder nach Lausanne kommen mit einem Etat im Hintergrund , in dem Neville Chamberlain die Tributzahlungen Deutschlands gestrichen hat , da aber Tardieu sie in seinem Etat aufrechterhalten hat . Luwir machen uns keine Illussionen darber , da nun alles glatt und einfach laufen wird , aber der Zwang der Dinge hat in fast der ganzen Welt die Grundauffassungen gendert . Mues darf dabei an folgendes erinnert werden . Nudas deutsche Volk hat ein kurzes Gedchtnis . H Oufr manches hat dies einen Vorzug ; das deutsche Volk hat aber zu rasch vergessen , da noch vor zwei Jahren in Mainz und in Speyer die Franzosen standen , ( sehr richtig ] bei der Staatsparteilichen Fraktionsgemeinschaft ) da die Frage , ob Deutschland in dem auenpolitischen Ringen eine grere Freiheit und Beweglichkeit erhalte , vllig daran gebunden war , da wir zunchst fr den deutschen Boden die territoriale Freiheit zurckgewannen . < Pu( lebhafte Zustimmung in der Mitte und bei den Sozialdemokraten - .  QuZurufe von den Nationalsozialisten ) . Runun wrde es bei diesen Kmpfen fr die Vertretung Deutschlands in der auswrtigen Politik ganz gewi eine Untersttzungsmglichkeit , ja eine Aufgabe der Rechten geben . t uvon den Pflichten und dem Sinn einer Opposition hat gestern der Herr Abgeordnete Dr. Bell Grundstzliches gesprochen ; ich kann ihm dabei weithin folgen . ~ vich glaube , die Chance , da wir in Deutschland eine - ich will einmal sagen : anstndig funktionierende - " nationale Opposition " erhalten knnten , ist in dem Augenblick zerstrt worden , als durch den berchtigten Paragraphen des Volksbegehrens zum Young-Plan die moralische Infamierung der fhrenden deutschen Staatsmnner ausgesprochen war und vom Volk gefordert war - Zuchthausandrohung wegen Landesverrat : von diesem Vorschlag , von dieser Diffamierung einer vaterlndischen Gesinnung , die man sich taktisch bekmpfen konnte , datiert die Unmglichkeit , da die " nationale Opposition " anstndig mit in das Spiel der deutschen Krfte eingesetzt wird . g veine Anekdote von neulich scheint mir lehrreich genug - wi r wollen gewi nicht die Wahlkampferfahrungen hier alle repetieren .  vder Kanzler Brning kam in Stuttgart in folgende Lage , da unser nationalsozialistischer Kollege Brckner: am Tage vorher dort geredet und erzhlt hatte : der Brning will bis zum 1. April Kanzler bleiben ; nachher ist er daran nicht mehr interessiert . vwarum will er denn bis zum 1. April Kanzler bleiben ? . vweil er dann pensionsberechtigt wird ] . \v( Zurufe in der Mitte und links : pfui ] ) . M vder Mann namens Brckner hlt die Rede weiter ber die Ministerpensionen: , wie er sie halt im Jahre 1920 gelernt hat ; er ist in bung geblieben . Sver hat infolgedessen keine Kenntnis davon genommen , da wir in der Zwischenzeit auf dem Gebiet hier ein Gesetz verabschiedet haben . _ Tvdas wre eine etwas zu starke Zumutung , die gesetzgeberische Ttigkeit dieses Hauses zu verfolgen .  Uv( heitere Zustimmung links ) . Vvdie andere Rede ist auch sehr viel schner und eindrucksvoller zu halten .  Wwaber , frage ich mich , frage ich Sie , ist es denkbar , im englischen , franzsischen oder irgendeinem Volk der Welt , da ein Reichstagsabgeordnter von dem Reichskanzler , auf den die Welt zu blicken sich gewhnt hat , ein paar Wochen vor groen auenpolitischen Verhandlungen der Welt mitteilt : der Mann will sich blo seine Pension sichern ] .  Xwdas ist das Schlimmste in diesen Auseinandersetzungen , ( lebhafte Zustimmung in der Mitte und links ) da die Subalternitt - denn ein solches Gehirn , das so etwas sagen kann , mu in seiner Konstruktion tief subaltern sein - ( wiederholte Zustimmung ) die Grundanlage eines loyalen Krftemessens verdirbt . l Ywes wre fr mich verlockend , mit Herrn Gring , der mir jetzt nicht mehr die Ehre seiner Anwesenheit gibt , etwas Geschichte zu treiben . W Zwer hat gestern den Kanzler Bismarck: als: Vorbild: empfohlen und uns erzhlt , da Bismarck nicht blo als Auen- , sondern auch als Innenpolitiker die Volkskrfte an seine auenpolitische Zielsetzung herangezwungen hat . ) wnach welchem Geschichtsbuch hat eigentlich Herr Gring Bismarcksche Zeit gepaukt ? . w( heitere Zustimmung bei der Staatspartei ) . ~ what er denn nicht bemerkt , so gro und genial auf dem Hintergrund siegreicher Kriege die auenpolitische Leistung von Bismarck war und bleiben wird , da Bismarck der Reihe nach groe breite Krfte des deutschen Volkstums , zuerst die , die hinter der katholischen Kirche standen und stehen , da nn die Sozialisten , von dem Staate abzudrngen versuchte und der Zukunft damit ein schweres Erbe hinterlie ? . w( sehr richtig ] links ) . | what er keine Kenntnis genommen - offenbar nicht ] - von der Tragik des Bismarckschen Ausgangs ? .  wweil Bismarck in den sechziger Jahren das preuische Parlament nach unten gedrckt hat und spter das deutsche in den Vorraum der Verantwortung einzwang , hat er die Basis selber nicht wachsen lassen , auf die gesttzt er seine Auenpolitik htte weiterfhren knnen .  0xder Enkel des Mannes , dessen Amt er , zum Teil im Kampfe mit dem Parlament , so hoch gestaltet hatte , konnte ihn von der Stelle jagen , weil Bismarck - und das ist die Tragik seiner innenpolitischen Arbeit - die Krfte des Volkes selber nicht an die staatliche Verantwortung mit herangefhrt hatte .  1x( sehr gut ] bei der Staatspartei ) . 2xHinter Lausanne erwchst nach meiner Meinung eine neue Aufgabe , die an Einsicht und Kraft vom deutschen Volke viel fordern wird . " 3xwenn es gelungen sein wird , wie wir hoffen , da die Reparationsfrage: im positiven Sinne erledigt wird , da mit diesen die Welt und nicht blo Deutschland allein zerstrenden Auflagen Schlu gemacht wird , dann wird die Welt vor der Erkenntnis stehen , da sie damit noch nicht in Ordnung gekommen ist , da dies nicht nur ein Schlu , sondern ein neuer Anfang sein mu . 4x( sehr richtig ] links ) . H 5xin die Vlker mu wieder ein Wissen davon hineingebracht werden - ich sage " in die Vlker " und nicht blo zu den Staatsmnnern und Wirtschaftsfhrern - , da sie einzeln , da ihre Gemeinschaft nur dann aufleben knnen , wenn im Innern der einzelnen Staaten und in ihrer Wechselbeziehungen ein anstndiges Vertrauensverhltnis wiederhergestellt wird , wie es nicht nur durch den Krieg , sondern durch die unselige Nachkriegszeit zerstrt wurde . 6xwir haben in diesem Jahre an Wahlen in Deutschland allerhand erlebt ; der Bedarf ist einigermaen gedeckt .  = 7xdas , was uns dieser Machtkampf: um: die: Reichsprsidentschaft: an Hunderten von Millionen gekostet hat - ich denke jetzt nicht an bedrucktes Plakatpapier und dergleichen - durch die Ungewiheit und Erregung , in der Lhmung unserer Binnenwirtschaft und durch die Unsicherheit des auswrtigen Urteils , das spren wir heute und wohl noch gewisse Zeit als zustzliche Not . w 8ydie Sicherung: der: Stabilitt: im: Innern: ist eine der Voraussetzungen der wirtschaftlichen Neuverflechtung mit der Welt , vor der wir als Aufgabe stehen . 9ydas deutsche Volk findet sich vor einer fast seltsamen Gefahr .  ynachdem die zoll- und devisenpolitische Abriegelung der Wirtschaften , zum Teil aus Transfergrnden , zum Teil aus Industrialisierungen in berseelndern whrend des Krieges , immer weiter fortgeschritten ist , wird die Losung gepredigt , da wir aus der Not eine Tugend machen sollen , das heit , da wir diese " autarkische: " Tendenz: , die aus finanz- und wirtschaftspolitischen Konkurrenzgrnden oder aus whrungspolitischen Gefhrnissen fast berall entstanden ist , bejahen , da wir in ihr den neuen Typus unserer wirtschaftlichen Zukunft sehen sollen . ! ydas Problem der Autarkie ist von manchem der Redner behandelt worden .  yich htte mich gern mit Herrn Strasser darber auseinandergesetzt , da die Autarkie , wie er sie sonst gelegentlich vertritt , von ihm mit einem gewissen nationalpolitischen heroischen Akzent ausgestattet wird : da die Loslsung von Fremdem die Voraussetzung sei, um zur Freiheit zu kommen . yman kann die Autarkie , wie die Herren ( zu den Nationalsozialisten ) sie vertreten , bejahen , wenn man gleichzeitig den Mut hat , auszusprechen , da dann die Aufgabe gestellt ist , den Hunger weiterer Millionen in Deutschland zu organisieren . y( lebhafte Zustimmung links ) . ynur der darf fr Autarkie eintreten , der dieses Problem in aller Deutlichkeit sieht und auch ausspricht .  zes wird oft gesagt , ich habe es auch scho n in Ausfhrungen Strassers gelesen, die schwierige Lage Deutschlands sei - in diesem Zusammenhang wird dann nicht gegen das " System " gesprochen - die Auswirkung jener Fehlentwicklung: der: deutschen: Geschichte: , die um: 1850: bis: 1860: eingesetzt habe . J zund dann kommen diese ganzen verschwiemelten Reden von der " liberalistischen " , kapitalistischen Gesinnung , die das biedere deutsche Volk vergiften mute und in diese Notlage zwangslufig bringen . zan sich ist solche Polemik gegen die Geschichte ziemlich mig . zaber es darf auch hiergegen etwas gesagt werden : die Leistung dieses sogenannten " liberalistischen " , dieses kapitalistischen Systems ist einfach die gewesen , da deutsche Menschen in Deutschland Arbeit , Brot und Wohnung gefunden haben .  zalle diejenigen , die gegen die kapitalistisch - gewerbliche Entwicklung und gegen ihre Leistungen in der zweiten Hlfte des alten Jahrhunderts und im beginnenden neuen Jahrhundert reden , mssen gleichzeitig den Mut haben , zu bejahen , da es besser gewesen wre , wenn das deutsche Volk , wie es das bis zu den achtziger Jahren getan hat , Jahr um Jahr Hunderttausende mit deutschem Geld geschulter und ausgebildeter Menschen nach bersee htte auswandern lassen und da diese dann von dorther der Heimat Konkurrenz gemacht htten .   zwir stehen einfach unter dem Gesichtspunkt der Volkserhaltung in Deutschland vor dieser Frage , fr die deutsche gewerbliche , industrielle Lage Arbeitsmglichkeiten durch eine handelspolitisch: vers tndige: Politik: zu sichern und neu zu schaffen .  derjenige , der die " Autarkie " bejaht , ist zum zweiten bereit , auf das Beste an Rohstoff zu verzichten ; was Deutschland besitzt , das ist nmlich nicht seine Kohle oder sein Kali , sondern das Hirn seiner Erfinder , die Ausbildung seiner Menschen , die Konstruktionskraft seiner Ingenieure , die Zuverlssigkeit seiner Leistung im deutschen Facharbeiter , der Wagemut des unternehmenden Kaufmanns .  W hier sind unsere wahren Aktivposten , die die kaputtschlagen wollen , die , romantisch oder interessenbedingt , glauben , da die Loslsung von der Weltmachtverflechtung fr Deutschland irgendwie eine Rettung sein knne . ich gehe sogar so weit , zu sagen , da die Landwirtschaftsvertreter endlich begreifen mten , da hier auch das Schicksal der deutschen Landwirtschaft beschlossen liegt .  wer die Geschichte der zollpolitischen: Auseinandersetzungen: in: der: Vorkriegszeit: kennt , der wei , da sie damals auf einem verhltnismig primitiven Rang stand , hie Produzenteninteresse , hie Konsumenteninteresse , ausschlielich um den Warenpreis orientiert . 5 es bleibt das Zeichen einer bedeutungsvollen Entwicklung , da es mglich wurde , was man auf dem Lande drauen ja fast gar nicht sagen kann , weil man ausgelacht wird , da der geltende Zolltarif nicht in seinen Stzen , sondern in seiner Rahmenanlage , wie sie sich erinnern , seinerzeit von dem sozialdemokratischen Finanzminister Hilferding eingebracht worden ist , im Dezember 1929 , eine vollkommen neue Lage , verglichen mit dem , was die Vorkriegszeit gesehen hatte ; die Einsicht: in: die: Verbundenheit: wirtschaftlicher: und: sozialer: Zusammenhnge: ist gewachsen , und wenn es in der Politik etwas wie Dankbarkeit und Anerkennung gbe , mte sie bei der Landwirtschaft fr die Sttzungsleistung der Stdtischen Massen vorhanden sein .  heute aber ist dies deutlich genug geworden , da mit der alten Litanei Zoll und Zoll und Zoll das landwirtschaftliche Problem einfach nicht mehr gelst werden kann .   das danke ich dem Herrn Minister Schlange , da er als Bauernfhrer das einmal klar ausgesprochen hat ; die anderen pflegen es nicht auszusprechen , ( sehr gut ] bei den Sozialdemokraten ) weil sie auch noch die alte Walze weiterdrehen , obwohl in der Zwischenzeit doch wahrlich bei der Betrachtung der Preise im Ausland und bei uns klar genug geworden sein mte , da , auch wenn man die Preise zollpo litisch abgehngt hat, einfach in Deutschland die Leute ihre Waren nicht zu den Preisen loswerden , die sie erwarten und brauchen .   warum denn nicht ? . ^ ganz einfach : wenn sechs Millionen Arbeitslose , und was noch an Familienmitgliedern millionenhaft an ihnen hngt , wenn kleiner Mittelstand und Beamtentum mit einer gekrzten Kaufkraft an den Lebensmittelmarkt herankommen , so findet das landwirtschaftliche Produkt nach Menge und Preis einfach nicht den Absatz , den der Landwirt braucht . D ich mchte meinen , da hier eine groe: pdagogische: Aufgabe: fr die landwirtschaftlichen Fhrer liegt , wobei ich gleichzeitig frchte , da sie sich dieser Aufgabe entziehen werden .  statt da sie vor der buerlichen Bevlkerung drauen von den " Arbeitsscheuen " in der Stadt reden , sollten sie ihr davon sprechen , da die Wiedereinfgung dieser Massen in die gewerbliche Arbeit schlechthin die Voraussetzung einer landwirtschaftlichen Erholung in Deutschland ist . ( sehr wahr ] links ) . nun wrde ich mich sehr gern mit Herrn Gregor Strasser darber unterhalten , was er in seinem sachlichen Programm vorgetragen hat . er hat gemeint , da das ein " neues Denken " sei , ( Heiterkeit links ) das sich in Deutschland , vor allem bei vielen jungen Menschen , bereits durchgesetzt habe . & dieses neue Denken ist fr denjenigen , der ein bichen wirtschaftstheoretische Bildung hat , ein sehr altes Denken gewesen , ( sehr wahr ] bei der Staatsparteilichen Fraktionsgemeinschaft und den Sozialdemokraten ) eine Kombination von deutscher Romantik und utopischem Frhsozialismus in der Weise von Weitling und Proudhon . F dabei gab es ein paar seltsame Zwischentne , als dieser Feind des Liberalismus davon sprach , da die " natrliche Harmonie " der Wirtschaft und Gesellschaft wieder gefunden werden msse . < genauso klingts nmlich in der Fibel des klassischen Liberalismus .   und ich glaube , Herr Strasser hatte eine kleine Panne , als er dann die Bruderhand Herrn Woytinsky hinstreckte , den ich stark im Verdacht habe , da er rassenmig nicht ganz den Ansprchen entspricht , ( Heiterkeit ) die von den Nationalsozialisten fr ein koordiniertes Zusammenarbeiten erwartet werden mssen . also in dem , was Herr Srasser uns als die groe Aufgabe des morgigen Tages ankndigte , ist sehr , sehr viel Bekanntes vorgekommen .  das haben einzelne Kollegen schon ausgefhrt . ich will auf die Einzeldinge der Arbeitsdienstpflicht als Theorie und konkreten Vorschlag nicht eingehen . vor Jahren hat hier unser Freund Walter Schcking diesen Gedanken als erster vorgetragen .  ich habe in den Ausfhrungen von Herrn Strasser wesentlich dies bemerkt: da man eine kleine philologische Vernderung vorgenommen hat , nmlich da man nicht mehr von der " Brechung: der: Zinsknechtschaft: " redet , weil das eine durch die Abgedroschenheit und Inhaltslosigkeit fragwrdige Formel geworden ist , sondern da man sie ersetzt hat durch das schne Wort der " produktiven: Kreditschpfung: " . das ist eine neue Vokabel des nationalsozialistischen Programms , die wir jetzt lernen mssen . G dabei hat sich wieder auch in den Darstellungen des Herrn Strasser erwiesen , da die nationalsozialistische: Whrungspolitik: , wenn ich so sagen darf , an einem negativen Goldwahn leidet . R er machte breite Auseinandersetzungen darber , wie es denn eigentlich mit dem Gold , mit seinen Vorrten und mit den goldgedeckten Umlaufsmitteln der Welt bestellt sei und da da etwas nicht stimmen knnte . nun , da stimmt freilich einiges nicht , vor allem auch stimmt einiges nicht in seinen Anschauungen ] .  die Whrungsproblematik hngt nur sehr mittelbar an dem Gold als dem Wertmastab und Wertmittel des Spitzenaustausches , sie hngt viel strker an den Fragen der Zahlungsbilanz , an den Problemen der ausgeglichenen Haushalte in den ffentlich en Wirtschaften . was schlgt Herr Strasser uns denn nun vor ? - . er schlgt uns in etwas verbrmter Form vor , da wir auf die alte Idee zurckkommen sollen , eine Finanz- , Kredit- und Whrungspolitik zu treiben , die , wie die Herren sich ausdrcken , " neue Werte " schafft .  davon ist im Reichstag schon einmal die Rede gewesen . e  im Februar 1931 haben die Herren Nationalsozialisten den Antrag eingebracht , da " die Durchfhrung aller ffentlichen Ausgaben des Reichs , der Lnder und der Gemeinden , durch welche Werte geschaffen werden ( zum Beispiel Kraftwerke , Schulen , Krankenhuser , Wohnungen , Straen , Kanle usw. ) , durch Ausgabe: zinsloser: Reichsdarlehenskassenscheine: zu finanzieren " sei . im Grunde genommen ist das , was ber die gedachte staatliche " Wirtschafts- und Baubank " uns mitgeteilt wurde , nichts anderes als das , was damals schon vorgeschlagen war .  ich glaube , jeder - er braucht gar kein Whrungstheoretiker zu sein , ich erhebe fr mich gar nicht den Anspruch , ein solcher zu sein - , jeder , der nur halbsinnig die Entwicklung dieser letzten Zeit erlebt hat , mu ein Gefhl dafr erhalten haben , da der Begriff des " Sachwerts " als einer dem Gold vorzuziehenden Unterlage , wie die Herren meinen , heute der fragwrdigste Wert fr irgendwelche whrungspolitischen Anbindungen geworden ist .  wenn der Herr Gottfried Feder das Glck und wir das Unglck gehabt htten , da vor ein paar Jahren seine Experimente mit der Sachwertunterlage neuer Gelder gemacht worden wren , dann wre die Katastrophe: da , die kommen mu , wenn die Experimente der Herren gemacht werden .  ich will nicht breit davon handeln .   wer einmal in einer stdtischen Verwaltung war , wei , da zwar Schulen und Krankenhuser und so fort von den Gemeinden in ihrer Vermgensaufstellung aufgefhrt werden , mit manchmal sehr fragwrdigen Ziffern : was fngt man mit einer Schule , was fngt man mit einem Krankenhaus an unter dem Gesichtspunkt , da sie einen Marktwert darstellen ? . & aber , frage ich , hat schon jemand in der Welt ein Krankenhaus , eine Schule gesehen , die als Sachwerte ihre Rente tragen, aus der heraus die auf dieses Haus ausgegebenen Darlehenskassenscheine sich nach ein paar Jahren von selber durch Rckkauf wieder erledigen , wie die Theorie das will , da sie ja keine Inflation sei ? . a ich habe nur solche gesehen , die noch Zuschu gekostet haben , ( sehr wahr ] in der Mitte und bei den Sozialdemokraten ) so da diese ganze whrungspolitische Lehre nichts ist als theoretischer: Unsinn: , aber auch politische Gefahr in dem Augenblick , wo eine Regierung , sie sei zusammengesetzt wie immer , sich verleiten lassen wrde , auf diesem Gebiete zu manipulieren .  die Inflation wrde morgen vorhanden sein , mit diesem zustzlichen Geld , das sich der Regulierung durch Diskont entziehen wrde , die Inflation , die ja zudem nicht nur eine Frage von mechanischen Mengenmanipulationen ist , sondern ein psychologisches Problem .  von der Regierung aber erwarten wir , da sie , so hart die Auswirkungen der deflatorischen Periode , in der wir drinstecken , sind , auf diesem Gebiete bis zum letzten allen Whrungsexperimenten: widersteht , denn das deutsche Volk und die deutsche Wirtschaft knnte sie nicht ertragen .  ( sehr wahr ] in der Mitte ) . nun ein paar Bemerkungen zu der Frage , die in Herrn Grings Rede in die Hhe gestiegen ist . J er sprach von der heutigen Jugend , in der die Sehnsucht: nach: einer: antikapitalistischen: Ordnung: der: Dinge: aufgestanden: ist und nun bei den Nationalsozialisten die Erfllung sucht und findet . k die Frage ist ernst genug ; sie geht uns alle an , sie ist auch eine Frage der seelischen Pdagogik fr diese Jugend mit dem Hakenkreuz . die Herren haben sich jetzt der Auseinandersetzung in ihrer Mehrzahl entzogen . dem Herrn Gring htte ich erzhlen knnen , da , als er vor ein paar Monaten , noch vor den Wahlgngen , in den Tennishallen eine seiner Reden hielt , ein junges deutsches Mdchen mit einer Sammelbchse herumlief .  und was sagt sie ? . " fr Brnings Beerdigung ] " . ( lebhafte Zurufe aus der Mitte ) . das ist das Ergebnis einer politisch-moralischen Erziehung , wie sie von Ihnen ( zu den Nationalsozialisten ) vor der Seele dieser jungen Menschen verantwortet werden mu .  ( sehr wahr ] in der Mitte ) . wenn wir aber den " Generationenkampf: " betrachten , von dem heute gerne gesprochen wird , so sehen wir die Dinge in ihrer ganzen unerhrten Schwere . | die Statistik beweist nicht alles , aber sie beweist sehr viel : die tragische Lage dieser Zeit .  die Geburtenjahrgnge von 1907 bis 1911 sind in aller deutschen Volksgeschichte die strksten Jahrgnge gewesen ; von 1911 an sinkt die Kurve , und was dieses Sinken bedeutet , wird uns allen noch sehr schwere Aufgaben stellen fr die wirtschaftlichen und sozialen berlegungen kommender Zeiten . was aber heit es fr diesen Augenblick ? . da diese strksten Bevlkerungsjahrgnge , die Deutschland je erlebt hat , in die deutsche Wirtschaft und in die deutsche Politik in einem Zeitpunkt hinein kommen , da im Staat und in der Wirtschaft eine Einengung wie noch nie vorhanden ist . Generationenkampf hat es immer gegeben , aber was heute so furchtbar ist , das ist , da es ein Kampf , zugespitzt formuliert , geworden ist, wo der Sohn mit dem Vater um den Arbeitsplatz kmpft .    das ist die ganze schwere Tragik , die wir mit ansehen mssen , in die wir helfend einzugreifen haben , weil wir auch sehen , welcher unendliche Mibrauch , welches Zerschlagen seelischer Werte getrieben wird , indem man aus dieser Not der deutschen Jugend ein agitatorisches Gewerbe macht . r diese berlegungen stehen fr uns im Hintergrund , wenn wir alle Bemhungen um die Ausgestaltung des freiwilligen Arbeitsdienstes untersttzen . nun ein paar Bemerkungen zur innenpolitischen: Lage: ] . es ist gestern von dem Herrn Reichsinnenminister die Darstellung ber die SA: gegeben worden . die SA: ist von ihm schon lange Zeit beobachtet worden . sie ist auch von uns beobachtet worden . { wir haben vor Jahren mit Interesse einmal gelesen , da Herr Dr. Goebbels mitgeteilt hat , da in dieser SA: sich " die neue Aristokratie " , der neue fhrende Menschentypus , bilde .  ( Heiterkeit links ) .  wir sind ja in der seltsamen Lage , zu sehen , da bestimmte Begriffe der romanischen , teils franzsischen , teils italienischen Sozialphilosophie , Begriffe von Sorel und Pareto , heute beim deutschen Nationalsozialismus ihre Heimat gefunden haben . z da ist etwa der Begriff der " Elite " - auch darber hat Herr Strasser wunderbare Aufstze geschrieben ; die " Elite " wird den neuen , kommenden Staat bilden .  [gut und schn .  .aber , meine Herren Nationalsozialisten , whrend Sie sich hier noch als " Elite " installieren , sind im Hintergrunde Ihre Leute schon dabei , zu entdecken , da Sie blo " Bonzen " seien , weil das , was sich selber fr Elite hlt , auf einmal , von dem anderen aus gesehen , nichts weiter ist als " Bonzentum " . <es tut mir fr Sie leid , da die Dinge so sind . (nun ist gerhmt worden , was diese neue Aristokratie an Disziplin und an ethischer Geschlossenheit darstelle . +man kann ber diese Disziplin verschiedene Auffassungen haben .  !wer , wie ich etwa , in manchen Versamml ungen die SA nicht nur als einen geschulten Gesangverein erfahren durfte , sondern sie auch einmal mit dem Drum und Dran von Schwrmern und Frschen erlebt hat , der hat eine etwas kritische Vorstellung von dem , was den Typus der Elite in dieser neuen Aristokratie darstellt . G &wir haben auch genug erfahren , da dieses Instrument ein Instrument der Einschchterung , der einfachen Terrorisierung , einen fortgesetzten Appell an den ngstlichen Spiebrger bedeutet . n Herr Minister Groener , ich habe da nur eine Frage an Sie : wenn Sie so frh und so rechtzeitig - nach meiner Meinung mit guten Grnden - gesehen haben , da hier eine fr die Autoritt des Staates schlechthin unmgliche Gruppierung entstanden ist , warum haben Sie dann nicht gleich die SA: aufgelst , warum haben sie uns das Verbot nicht schon im vergangenen Oktober oder November beschert ? . ich glaube , es wrde sehr viel an Auseinandersetzungen dadurch leichter geworden sein, als der Zeitpunkt Ihrer Entscheidung dann bringen mute .  ( sehr wahr ] in der Mitte ) . q auf der anderen Seite darf ich eine skeptische Bemerkung zu der Notverordnung: ber: die: " proletarischen: Freidenker: " nicht unterdrcken . w Herr Minister Groener , wir sind uns darber klar und einig , da die Geschmacklosigkeiten und fr das Sittengefhl unertrglichen Ausschreitungen , die auf dem Gebiet vorgekommen sind , an sich eine Abwehr des Staates erfordern ; aber wir wollen uns nicht der Illusion hingeben , da in Auseinandersetzungen religis-sittlicher Natur irgendwie durch rein staatliche Eingriffe etwas Entscheidendes erreicht wird . hier sollen besser die Kirchen und die religisen Verbnde in ernstem Ringen ihre Krfte mobilisieren .  die Polizei erreicht nur das uerliche .  und nun noch ein paar Schlubemerkungen .   als wir die Rede des Herrn Reinhardt und dann die Rede des Herrn Dr. Bang gehrt haben , da hatten wir doch wieder eine Empfindung fr die merkwrdige Paradoxie der deutschen Dinge , nmlich da auf einmal Herr Bang: und Herr Reinhardt: und die anderen die Interpreten: der Ideologie: des: " liberalen: Rechtsstaats: " sind , da auf einmal auf dieser Seite der Rechten alles das buchstabiert wird , was " rechtsstaatliche " liberale Tradition ist . ]( Zuruf von den Nationalsozialisten - . $Herr Dr. Frank , Sie knnen sich einmal mit Herrn Reinhardt zusammensetzen und einen neuen Kommentar zu Montesquieu schreiben ; der knnte auerordentlich nett , geistreich und interessant sein .  *bei Herrn Bang war es schon ein bichen echter , denn der ist , wenn ich ihn ganz durchschaue - ich bin mir nicht vllig klar - , im Grunde genommen ein aus den siebziger Jahren auferstandener Manchester-Liberaler , ( Heiterkeit ) bei ihm kann ich mir ungefhr vorstellen , da er dahin pat . )aber die Nationalsozialisten befinden sich in einer geradezu grotesken Lage , da sie den liberalen Rechtsstaat deklamieren , whrend sie selber fr den totalitren Machtstaat sind . e ;heute mchten sie gern aus unserem Wissen und aus der Verantwortung der Staatsmnner den einfachen Tatbestand verdrngen , da jeder: Staat: Macht: bedeutet: , da jeder Staat aufgebaut ist auf Befehlsgewalt und Gehorsamsanspruch und da dieser gegenwrtige Staat gar keinen Grund hat , nun auf einmal sentimental zu werden , sobald er es mit seinen erklrten Feinden zu tun hat .  ^wenn der demokratisch-liberale Staat in der Zwangslage , in die er durch Sie ( zu den Nationalsozialisten ) versetzt wird , aus Ihrem Geistesgut eine kleine Voranleihe macht und mit den Mitteln , die jeder Staat braucht , der im Kampf um seine Existenz steht , mit den Mitteln der Gewalt sich zu bewahren und durchzusetzen versucht und es auch versteht , so sollten Sie darber nicht zu greinen beginnen .  -und nun eine Schlu bemerkung . D /es ist durch Herrn Grings Rede und durch Herrn Strassers Ankndigung - ( Zuruf von den Nationalsozialisten : die sind Ihnen wohl auf die Nerven gefallen ? ) - nein , um Gottes willen ] . ich habe so viel dummes und auch bses Zeug von Nationalsozialisten in meinem Leben ber mich ergehen lassen mssen , da Sie mir schon lange nicht mehr auf die Nerven fallen . ich bin auf diesem Gebiet ganz immun geworden . ( Heiterkeit bei der Deutschen Staatspartei und bei den Sozialdemokraten) . 3 aber wenn ich mir berlege , was uns wieder einmal dargestellt wurde , da in der N.S.D.A.P.: etwas Neues anhebt , da ein neuer deutscher Typus entsteht , ein neuer politischer Stil , so bin ich gern bereit , die fabelhaften Leistungen propagandistischer Natur , jene neue Technik der Suggestionen anzuerkennen , jenes eingebte Wechselspiel , das zugleich den Helden und den Heiligen kennt : das eine Mal der groe sieghafte Mann , das andere Mal der Mrtyrer und die verfolgte Unschuld . F zu der Erkenntnis dieses Wechselspiels propagandistischer Methoden haben wir ein Weiteres hinzugelernt , und dafr werde ich den letzten acht Tagen vor der Prsidentenwahl dankbar bleiben .  damals haben wir armen Menschen - unsere Genusucht war an sich gestillt - den " Vlkischen Beobachter " Tag um Tag gekauft und haben gesehen , da bei der physisch - ich sage : physisch - hchst anerkennenswerten Leistung des Herrn Adolf Hitler , da er ber Deutschland hinwegbrauste , er sich einen Schm ock in sein Flugzeug gesetzt hat , der eine Heldenepope ber diesen Flug geschrieben hat , die das Grausamste an Kitsch war , was zur Zeit in der deutschen Publizistik geleistet werden kann .  ( andauernde Zurufe von den Nationalsozialisten - .  Glocke ) . .  |ich glaube , vor den Erzeugnissen dieses Mannes , der da mitgefhrt wurde , hat auch Herr Goebbels , der immerhin literarisches Stilgefhl hat , eine Bewegung gemacht , die ihm auch sonst nicht ganz fremd ist mit seinem parteigenssischen Schrifttum . Y ,wenn poetisch und pathetisch vom " Ditten Reich " geredet und uns der neue Typ , der neue: Stil: des: kommenden: Deutschlands: angekndigt wird , diese Woche vor dem 13. April hat uns gelehrt : die Ausstattung des Dritten Reichs wird aus einem Groausverkauf von neulackierten und aufgeputzten Ladenhtern der wilhelminischen Epoche bezogen sein ( lebhafte Zustimmung in der Mitte und bei den Sozialdemokraten ) , und davon , meine Herren , haben wir , denke ich , genug gehabt . %( lebhafter Beifall bei der Staatsparteilichen Fraktionsgemeinschaft ) .  _nach Brnings groer , eindrucksvoller Darstellung der auen- und innenpolitischen Lage , die unter gewissen Voraussetzungen einen termingebundenen Optimismus kundgab , wurde , wie blich nach einer Regierungserklrung , die Sitzung fr eine Stunde unterbrochen , da die Fraktionen sich beraten knnten . | >dies blieb mir in skurriler Erinnerung : der junge hessische Sozialdemokrat Mierendorff , in dem die Kollegen seiner Fraktion , und nicht sie allein , einen kommenden Fhrer der Partei sahen , erteilte mir lachend den Ritterschlag : " wenn dieser Laden noch eine Zeitlang beisammen bleibt , haben Sie die Chance , ein groer Parlamentarier zu werden ] . ?denn Wels ( der war damals der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende ) hat sich zunchst nur mit Ihnen beschftigt . der Heussle habe die Rede gehalten , die keiner von unseren eigenen Leuten gewagt htte " - .  er gebrauchte ein sehr drastisches Bild . j wir scherzten zusammen , freilich skeptisch , wie es in dem Hause weitergehe , doch ohne Ahnung ber den Charakter der kommenden Dinge .  die Entscheidung fiel in einer ganz anderen Sparte .  dem Reichsprsidenten war durch e ine private Sammlung in der Industrie ein Rittergut in Westpreuen , Neudeck , zum achtzigsten Geburtstag geschenkt worden - das war historisch die Form , in der siegreichen Feldherren und Staatsmnnern der Dank ihrer Monarchen ausgesprochen wurde . & ( wann dieser Brauch erfunden wurde , wei ich nicht - im Archiv des Freiherrn vom Stein zu Kappenberg findet sich ein Brief des Generals Gneisenau , in dem er seinen: Anspruch auf das ehedem zum jetzt skularisierten Kloster Fulda gehrige Schlo Johannisberg meldete , denn er: und nicht Metternich habe Napeoleon besiegt ) . V immerhin : niemand mignnte Hindenburg eine solche Gabe , dessen Name ja mit siegreichen Feldzgen verbunden war , denen dann freilich die vllige Niederlage im Krieg folgte , bei der bermacht der Gegner folgen mute . m die Peinlichkeit , da der Grundbucheintrag auf den Namen des Sohnes erfolgte ( Erbschaftssteuer ] ) , nahm man nicht weiter zur Kenntnis .  es ist natrlich schwer zu entscheiden , ob und wie stark die neue Urlaubsumgebung auf Hindenburg gewirkt hat , indem sie ihn sehr nachdrcklich auf die Not der Landwirtschaft hinwies ; da dieser irgendwie unter die Arme gegriffen werden msse , war eigentlich nicht strittig , und Brning ernannte den pommerschen Grundbesitzer Schlange-Schningen der als deutschnationaler Abgeordneter sich wie Westarp , Lindeiner , Treviranus von dem Hugenberg-Joch gelst hatte , zum Kommissar fr die " Osthilfe " .  `dieser aber sah die Chance einer Gesundung , die von Dauer sein wrde , nur darin , da die Gter , die nicht zu halten wren , aufgeteilt und an freie Bauern vergeben wrden - eine der in dem Ausmae unerwarteten Folgen der Stein-Hardenbergschen " Bauernbefreiung " sollte rckgngig gemacht werden . * :das war der Plan, der natrlich nur mit einiger Geduld durchgefhrt werden konnte .   #aber die Abwehr des Grogrundbesitzes setzte in kompakter Weise ein ; fr einen in seiner politischen Haltung konservativen Mann wie Schlange wurde die Formel vom " Agrarbolschewisten " gefunden , und Hindenburg scheint sich ihr unterworfen zu haben . @denn als Brning ihm ber die Gesamtlage Vortrag hielt , erfuhr er , da der Reichsprsident sich innerlich darauf eingestellt habe , sich von ihm zu trennen - das Auenministerium mge er wohl weiter behalten . ~ 'die Position , die Brning bei den entscheidenden Mchten durch seine Sachkenntnis sich erworben hatte , schien ihm immerhin deutlich geworden zu sein . B =aber der Kanzler sagt nein , mute wohl nein sagen , zumal er gar nicht wute , an wen als seinen eigenen Nachfolger gedacht war - er schlug dem Kabinett den gemeinsamen Rcktritt vor . "der " Sieg " , den er vor ein paar Wochen errungen , hatte sich in eine volle Niederlage verwandelt ; er mute sich vor den Deutschen in deren Mehrheit blamiert fhlen , auch in seiner Reputation vor der Geschichte gefhrdet . im Kabinett erfuhr er keinen Widerspruch . anatrlich hatte das menschliche Vertrauen in den Reichsprsidenten - Dank vom Hause Hindenburg ] - einen schweren Schlag erlitten , zumal bei jenen Kreisen , die gegen ihre Instinkte ihm bei den beiden Wahlgngen die Stimmen gegeben hatten .  bu+ das Schluss-Spiel der Intrigen +u . i cdie Entscheidung , die der Reichsprsident ber Brnings Nachfolge traf , mute berraschen : es war der frhere Kavallerie- Offizier Franz von Papen , aus dem westflischen Adel , durch seine Ehe mit einer Erbin des groen saarlndischen keramischen Werkes Villeroy und Boch zu stattlichem Vermgen gekommen , das ihm den Erwerb des Berliner Zentrumsblattes " Germania " gestattete . des gelang ihm auch , einen Sitz im preuischen Landtag zu gewinnen , wo aber seine Parteifreunde geringe Freude an ihm empfinden konnten , da er sich gegen die dortige Koalition seiner Gruppe mit den Sozialdemokra ten stellte . p eer war mit dem Chef des Ministeramts im Reichswehrministerium , dem General Kurt von Schleicher , befreundet , einem klugen , vielleicht zu klugen Mann , der sich dem " Kameraden " wohl berlegen fhlte und vermutete , ihn in der Hand zu behalten ; Papen wrde es als Monarchist , in seiner gesellschaftlichen Gewandtheit , schon fertigbringen , ein gutes Verhltnis zu dem alten Herrn zu pflegen . fSchleicher meinte auch , da ein Katholik nicht die ausgesprochene Gegnerschaft des Zentrums erfahren wrde . gaber gerade darin tuschte sich der vielgewandte Mann ; die Zentrumsfraktion sah diese: Betrauung geradezu als Affront an und stellte sich geschlossen hinter Brning . G hda Papen ehrgeizig war , wird man ihm billigerweise nicht verbeln knnen - das ist das Recht , das mag sogar die Pflicht eines Mannes sein , den die ffentlichen Sorgen innerlich bewegen . L iaber er konnte nicht verhindern , da seine Amtszeit als Kanzler und sein Verhalten in den Hitler-Jahren mit fast nur negativen Vorzeichen in die Geschichtsdarstellungen jener Periode eingegangen sind . dagegen wollte er sich spter wehren durch eine Autobiographie , die zuerst in England , dann in Deutschland (1952) , hier unter dem provozierenden Titel " der Wahrheit eine Gasse " , herauskam . x ich habe sie damals zu lesen begonnen , um etwas zu lernen , blieb aber sehr bald in einem Wust von Unwahrheiten hngen , da ich die weitere Lektre aufgab .  nachdem er die Kadettenanstalt hinter si ch gebracht hatte , wurde er fr einige Zeit in das Pagenkorps des kniglichen Hofes aufgenommen , und um zu erweisen , wie frhe sein politischer Sinn erweckt worden , gab er ein Bild von dem Eindruck , den bei Parlamentserffnungen oder vergleichbarer Veranstaltungen im Schlo Mnner wie Windthorst , Reichensperger , die alten Zentrumsgren , auf ihn gemacht haben ( oder einige konservative Politiker , die erst spter Figur wurden ) . 2 3 diese Frechheit der Irrefhrung rgerte mich damals so , da ich wieder unter die Publizisten ging und einen kleinen Essay " Papen als Historiker " verffentlichte - wer so zu schwindeln versteht , hat alle Glaubwrdigkeit verloren . 5 dabei konnte Papen eigentlich seinen auenpolitischen Start als " Erfolg " buchen - es war die Lausanner Konferenz , die von Brning vorbereitet war und auf die er anspielte , als er seiner groen Rede die optimistischen Untertne gab . o er hatte vor allem an die Verstndigung gedacht , die er mit England erreicht hatte , da die Reparationsfrage aus dem Schwebezustand , den auch der Young-Plan noch nicht beseitigt hatte , herausgeholt werde ; es gelang , Macdonald fr solche Schluentscheidung zu gewinnen , und dieser begegnete bei dem in die Fhrung der franzsischen Regierung zurckgekehrten Herriot verwandtem gutem Willen . 3 etwas zgerlich war man in Washington , das mit dem Hoover-Moratorium ja die Rettung der Mark eingeleitet hatte ; dort dachte man wohl noch an die dilettantenhafte Rolle , die Papen als deutscher Militrattache drben gespielt hatte . 9 jPapen hatte , vor: der Konferenz , die Auflsung des Reichstages erwirkt , so da er nach der Heimkehr die Parteien schon mit den Wahlvorbereitungen beschftigt fand ; von dem Ergebnis der Lausanner Konferenz nahmen sie kaum mehr Kenntnis . I kdie Nationalsozialisten waren jetzt mit 230 Mandanten an die Spitze gekommen ; das fhrte zu einer Besprechung des Reichsprsidenten mit Hitler , die aber negativ verlief und verlaufen mute .  ldessen erste Forderung , das Verbot von SA: und SS: aufzuheben , war schon vorher erfllt worden ; was Hitler von ihm an Vollmachten wnschte , war mehr oder weniger ein Verzicht auf die Rechte , deren Wahrung er mit dem Eid auf die Verfassung beschworen hatte . mdieser Eid war von ihm schon vorher in kaum ertrglicher Weise strapaziert worden , als er Papen mit einer Notverordnung ermchtigte , die verhate preuische Regieru ng Braun einfach abzusetzen .  nes ist ein langer publizistischer Streit entstanden , ob Braun und Severing falsch gehandelt haben , als sie diesem Druck wichen - der Hitler-Putsch vom Jahre 1923 war ja wesentlich durch den Generalstreik der Arbeiterschaft und durch die Haltung der Reichswehr in Mnchen erledigt worden . | oBraun und Severing haben in ihren Memoiren ihre Resignation gerechtfertigt oder doch verteidigt . p" Generalstreik " ist natrlich rein technisch ein Risiko , wenn die Zahl der Arbeitslosen , der Arbeitssuchenden in die Millionen gestiegen ist .  qund wer war ihrer Haltung sicher ? .  rund wie stand es mit der Polizei ? . erst spter erfuhr man , da ein hoher Beamter im preuischen Innenministerium in dubiose Beziehungen zu Hitlers Kreis getreten war . an die Spitze des Wehrministeriums aber war Grners langjhriger Vertrauter , der General von Schleicher getreten , der kaum Hemmungen besessen htte , das besser ausgerstete Militr gegen die Polizei marschieren zu lassen . O zum " Kommissar " fr Preuen wurde der Essener Oberbrgermeister Bracht bestellt , der vor allem die miliebigen Beamten aus den Ministerien , den Behrden der Provinzen und Regierungsbezirke hinauswarf . . die Frage der sachlichen Qualifikation spielte dabei keine Rolle .  aber Papens Erwartungen , mit seiner Auflsung einen zur Mitarbeit bereiten und fhigen Reichstag zu gewinnen , schlugen vllig fehl - das Zentrum hatte nur kleinen Gewinn , der politische Ka tholizismus beantwortete das undankbare Verhalten Hindenburgs mit betonter Treue gegen Brning , auch die Sozialdemokratie konnte sich einigermaen halten , aber vllig zerschlagen , fast schon ausgelscht wurden die Mittelparteien . die Volkspartei sank auf sieben , die Staatspartei auf vier Mitglieder . so klug waren wir selbst , um zu wissen , da wir nichts mehr zu " melden " hatten , vielleicht noch Zeugen sein konnten der Schluentartung der parlamentarischen Mglichkeiten . W  ~als Reprsentant der strksten Fraktion war Gring der Prsident des neuen Reichstags geworden ; Papen hatte inzwischen die Erfahrung machen mssen , bei allem Entgegenkommen gegenber den Wnschen der Nationalsozialisten , da er von dieser Seite keine Sttze erwarten drfe . sin der Reichstagssitzung vom 12. September 1932 erwartete ihn also ein Mitrauensvotum , das mit 510 gegen 42 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen wurde ; er hatte sich mit einer Auflsungsorder darauf vorbereitet . ` taber Gring spielte mit ihm und gab ihm , als dem Chef einer bereits gestrzten Regierung , gar nicht das Wort . ues war die einzige Gelegenheit , bei der ich persnlich Papen gesehen habe . vich konnte nie begreifen , wenn dieser oder jener aus seinem Kreise behauptete , er sei ein guter Erzhler oder dergleichen gewesen . i wich habe die Erinnerung an ein nichtssagendes Gesicht behalten , in dessen fahle Zge der Mangel an Begabung eingezeichnet war . xda er das Talent zur Intrige besa und pflegte , wissen wir erst aus den spteren Bekundungen seiner Mitarbeiter oder unmittelbaren Gegenspieler . ydie Reichstagswahl am 6. November 1932 hat immerhin als Indiz das wichtige Ergebnis gebracht , da die Nationalsozialisten , seit Jahren an einen Aufstieg gewhnt , von 13,7 auf 11,7 Millionen Stimmen sanken . p zabgefallen waren manche Leute , die schockiert waren durch eine telegraphische Solidarittserklrung Hitlers mit ein paar in SA:-Uniform steckenden Mrdern in dem oberschlesischen Dorf Potempa - ein Werkbundfreund sagte mir spter , er sei wegen dieser Sache aus der NSDAP: ausgetreten , aber mit so viel Gefhlsregungen durfte man bei dem damaligen seelischen Zustand der Deutschen nicht rechnen . < der Druck der konomischen Depression hatte begonnen nachzulassen . in welcher katastrophalen Finanzlage die NSDAP: sich befand , hat man erst spter durch Notizen in Goebbels Tagebuchblttern erfahren .  immerhin sah Papen sich gez wungen , die Stellung der Parteien zu erkunden ; die Sozialdemokraten lehnten eine Einladung , mit ihm zu sprechen , einfach ab , das Zentrum teilte ihm mit , da sie seiner Fhrung sich nicht anvertrauen wollten - nur bei Hugenberg und bei Dingeldey , der jetzt die Deutsche Volkspartei leitete , konnte er mit einer Untersttzung rechnen - die Staatspartei hatte nur mehr zwei Abgeordnete und war praktisch ausgelscht ; ich habe diesem: Parlament nicht mehr angehrt .  Papen trat zurck ; das Kanzleramt bernahm der Mann , der ihn im Frhjahr selber fr diesen Posten empfohlen hatte , der Reichswehrminister Kurt von Schleicher , der als nchster Mitarbeiter Groeners etwas wie ein Politikus geworden war und zu den Parteien auf seine Weise gute Beziehungen pflegte . * er wute auch Bescheid ber die Spannungen , die es innerhalb der einzelnen politischen Gruppen gab , etwa , da ein Mann von der Robustheit Gregor Strassers des " Organisationsleiters " der NSDAP: , als die strkste Figur neben Hitler galt - wrde es mglich sein , den Anhang dieses Mannes unter seiner Fhrung zur Sttze zu gewinnen ? . und wrden die Gewerkschaften unmittelbar ein Stck politischer Verantwortung bernehmen ? . G als Gregor Strasser im Dezember 1932 sein Parteiamt niederlegte - Hitler bernahm es dann unmittelbar - , sprte man , da innerhalb der Nationalsozialisten Gegenstze sich gemeldet hatten . doch welches Ausma sie damals angenommen , konnte niemand , dem es , wie mir , an jeglichem persnlichem Z usammenhang mit Angehrigen der Partei fehlte , irgendwie veranschlagen . b es mochte uns gengen , da die nationalsozialistische Lawine ihre zerstrerische Entwicklung eingebt zu haben schien .  nicht ahnten wir , da Franz von Papen das Spiel der Intrigen fortspann - ein Klner Bankier von Schrder arrangierte fr Anfang Januar eine Begegnung zwischen Papen und Hitler , in der Papen seinem Geprchspartner vorschlug , sie mchten gemeinsam eine neue Regierung bilden . _ er war offenbar ber das Ende seiner Kanzlerschaft hinaus des Hindenburgischen Vertrauens sicher geblieben . Hitler hatte insofern Glck , als Mitte Januar 1933 in dem Kleinstaat Lippe-Detmold Landtagswahl angesetzt war , bei der die ganze Redner-Prominenz der NSDAP: in den Stdtchen und Drfern antrat .  die Schlappe von den letzten Reichtagswahlen wurde durch diesen lokalbegrenzten Erfolg wieder im Bewutsein ausgelscht - vielleicht hat dies auch auf den Reichsprsidenten Eindruck gemacht und ihn fr seine endgltige Zustimmung zur Kanzlerschaft Hitlers beeinflut . auf eine Art von Doppelkanzlerschaft , wie sie offenbar Papen vorschwebte , ging Hitler freilich nicht ein , aber er kannte den Mann ja jetzt gengend und wute , da es ihm nicht schwerfallen wrde , mit ihm fertig zu werden .  auch konzedierte er ein Kabinett , dessen Mehrheit aus Nicht-Nationalsozialisten bestand ; aus dieser Partei wurde nur Frick Innenminister und Gring Reichsminister ohne Geschftsbereich , kurz danach preuischer Ministerprsident und Innenminister , Hugenberg erhielt die Wirtschaft , Seldte vom Stahlhelm das Arbeitsministerium , Schwerin-Krosigk behielt die Finanzen , und anstatt Schleicher holte man sich den General von Blomberg , der das Reich bei den Abrstungsvorbesprechungen vertrat - man hat aus familiren Grnden nicht viel Freude an diesem Mann erlebt .  das Migeschick , das der Augustbesprechung zwischen Hindenburg und Hitler gefolgt war , sollte sich nicht wiederholen ; erst aus spteren Verffentlichungen erfuhr man , da Papen auch den Sohn des Prsidenten , auch den Staatssekretr Meiner fr sein Spiel gewonnen hatte .  es gab selbst in der Fhrung der Staatspartei einige hervorragende Mnner , die schon 1931 der Meinung waren , man solle Hitler an der Macht beteiligen , Mnner , die nach 1933 aus Grnden der " Rasse " oder der " Versippung " Deutschland verlassen muten ; er werde sich an den Realitten verbrauchen . > ich habe dem imm er widersprochen : Blechmusik auf der Strae sei wirkungsvoller als " Kammermusik " . ` wie solche von den Nationalsozialisten verstanden wurde , hatten wir ja inzwischen ein paarmal erfahren knnen . ich entsinne mich noch genau , wie ich von der Kanzlerschaft Hitlers erfuhr , dem Vorgang , den man spter " Machtergreifung " nannte . ^ am 30. Januar rief Georg Halpern bei mir an , was ich zur Kanzlerschaft Hitlers sage . G da ich gewohnt war , meinen Rundfunkapparat zu schonen - das hat sich in spteren Jahren etwas gendert - , konnte ich ihm nur sagen : " das wird fr euch Juden eine schlimme Zeit werden " . & {Halpern war , wie ich , ein Schler von Lujo Brentano , dabei ein berzeugter Zionist - als ich 1960 einen Besuch in Israel machte , traf ich ihn wieder , er hatte in dem Lande durch den Aufbau des Versicherungswesens eine geachtete Stellung erworben ; wir sprachen davon , da er der Vermittler der Unheilmeldung gewesen war . [ A{Hitler selber hat nie vergessen , wen er als Widersacher seines Aufstieges zu betrachten hatte , und als knapp anderthalb Jahre spter die Reibungen zwischen den Ansprchen des SA:-Fhrers Rhm und der Wehrmacht peinlich wurden , hat er den General von Schleicher mit seiner Gattin sowie Gregor Strasser ermorden lassen . ] B{er hatte das Glck ( kann man eine Schande ein Glck nennen ? ) , da die Reichsregierung - der deutschnationale Reichsjustizminister Grtner gewhrte die Gegenzeichnung - durch Reichsgesetz feststellte , die Untaten im Juni 1934 seien , ohne irgendein Justizverfahren nach sich zu ziehen , allein durch den Willen des Fhrers rechtens .